23.01.2013 Aufrufe

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

einiger Teilnehmer mit dem Heiligen Vater, konnten aber keine Details nennen.<br />

Die hochbezahlten TV-Koordinatoren starrten einander in peinlichem<br />

Schweigen an. Journalisten stahlen jede nur verfügbare Idee, damit sie überhaupt<br />

etwas zu schreiben hatten. Seit der Marathonrunde von Camp David ­<br />

damals hatten Jimmy Carter, Menachem Begin und Anwar As Sadat um den<br />

Frieden gerungen - war nicht mehr über so schwerwiegende Verhandlungen so<br />

wenig verlautbart worden.<br />

Und die Welt hielt den Atem an.<br />

Der alte Mann trug einen roten, weiß abgesetzten Fes und war einer der<br />

wenigen, die noch an dieser traditionellen Tracht festhielten. <strong>Das</strong> Leben der<br />

Drusen ist schwer, und diesem Mann war seine Religion, an der er nun seit<br />

Sechsundsechzig Jahren festgehalten hatte, der einzige Trost.<br />

Die Drusen sind Mitglieder einer Sekte, die Elemente des Islam, des Christentums<br />

und des Judaismus verbindet und im 11. Jahrhundert von Al Hakim<br />

bi-Amri-llah, damals Kalif von Ägypten, der sich für die Inkarnation Gottes<br />

hielt, in ihre gegenwärtige Form gebracht wurde. Sie leben vorwiegend im<br />

Libanon, in Syrien und in Israel und haben dort jeweils eine prekäre Außenseiterstellung.<br />

Im Gegensatz zu muslimischen israelischen Staatsbürgern ist<br />

ihnen der Dienst in den Streitkräften des Judenstaates nicht verwehrt, eine<br />

Tatsache, die nicht unbedingt das Vertrauen der syrischen Regierung in ihre<br />

drusische Minorität fördert. Obwohl einige Drusen in der syrischen Armee in<br />

führende Positionen aufgestiegen waren, vergaß man doch nicht, daß ein<br />

solcher Offizier, ein Oberst und Regimentskommandeur, nach dem Jom-<br />

Kippur-Krieg hingerichtet worden war, weil er sich von einer strategisch<br />

wichtigen Straßenkreuzung hatte verdrängen lassen. Obwohl er sich nach<br />

militärischen Begriffen tapfer geschlagen und die Überreste seiner Einheit<br />

geordnet zurückgezogen hatte, kostete der Verlust der Kreuzung die Syrer zwei<br />

Panzerbrigaden und den Oberst in der Folge das Leben - weil er Pech gehabt<br />

hatte und wohl auch weil er ein Druse war.<br />

Dem alten Bauern waren die Einzelheiten dieser Geschichte unbekannt,<br />

aber er wußte auch so genug. Die syrischen Moslems hatten damals einen<br />

Drusen getötet, und seither noch viele andere. In der Folge traute er keinem<br />

Angehörigen der syrischen Regierung oder Armee, was aber nicht bedeutete,<br />

daß er irgendwelche Sympathien für den Staat Israel empfand. 1975 hatte ein<br />

schweres israelisches 175-Millimeter-Geschütz seine Umgebung beschossen<br />

in dem Versuch, ein syrisches Munitionslager auszuschalten. Dabei hatte ein<br />

Splitter seine Frau, mit der er seit vierzig Jahren verheiratet gewesen war,<br />

tödlich verwundet und seinem Übermaß an Trauer noch die Einsamkeit hinzugefügt.<br />

Was Israel als historische Konstante sah, war für diesen einfachen<br />

Bauern ein unmittelbarer und tödlicher Lebensumstand. Es war sein Schicksal,<br />

zwischen zwei Armeen zu leben, für die seine Existenz nur ein störender Faktor<br />

war. Der Druse hatte nie viel vom Leben erwartet. Er besaß ein kleines Stück<br />

Land, das er bestellte, ein paar Ziegen und Schafe, ein schlichtes Haus aus<br />

131

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!