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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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Motti ging behutsam so tief, wie es seine schlagende Steuerung erlaubte, und<br />

nahm das Ziel sorgfältig ins Reflexvisier. Er hatte 48 Zuni-Raketen, die in<br />

Vierersalven abgeschossen werden konnten. Aus zwei Kilometer Entfernung<br />

eröffnete er das Feuer. Irgendwie gelang es dem syrischen SAM-Trupp, noch<br />

eine Rakete zu starten. Vor ihr hätte es eigentlich kein Entkommen geben<br />

dürfen, doch wurde der Radar-Annäherungszünder der SA-6 von den vorbeifliegenden<br />

Zunis ausgelöst.was zur Selbstzerstörung des Flugkörpers in sicherer<br />

Entfernung führte. Motti grinste grimmig hinter seiner Maske und feuerte<br />

nun Raketen und 20-Millimeter-Geschosse auf den Trupp von Männern und<br />

Fahrzeugen. Die dritte Salve traf, vier weitere folgten; Motti machte weiter, um<br />

das ganze Zielgebiet mit Raketen zu beschießen. Die SAM-Batterie verwandelte<br />

sich in ein Inferno aus brennendem Dieselöl und Raketentreibstoff und<br />

explodierenden Sprengköpfen. Ein gewaltiger Feuerball stieg vor ihm auf, den<br />

er mit einem wilden Triumphgeschrei durchflog: Die Feinde waren vernichtet,<br />

die Kameraden gerächt.<br />

Lange währte das Hochgefühl nicht. Ganze Aluminiumbleche riß der Fahrtwind<br />

bei etwa 750 Stundenkilometern aus seiner linken Tragfläche. Die A-4<br />

begann heftig zu vibrieren. Als Motti abdrehte, um zurückzufliegen, knickte<br />

der Flügel ganz ab, und die Skyhawk brach in der Luft auseinander. Sekunden<br />

später wurde der junge Krieger auf den Basaltfelsen des Golan zerschmettert.<br />

Niemand von dem Schwarm kehrte von diesem Einsatz zurück.<br />

Von der SAM-Batterie war so gut wie nichts mehr übrig. Alle sechs Fahrzeuge<br />

waren in Fetzen gerissen, und von der 90 Mann starken Bedienungsmannschaft<br />

war nur der kopflose Rumpf des Batteriechefs zu identifizieren.<br />

Er, wie auch der junge Kämpfer, hatten ihrem Land treu gedient, aber ihre<br />

Taten blieben wie so oft unbesungen. Drei Tage später erhielt Zadins Mutter<br />

ein Telegramm, in dem stand, ganz Israel habe an ihrem Schmerz teil. Ein<br />

schwacher Trost für eine Mutter, die nun zwei Söhne verloren hatte.<br />

Doch es gab ein Ereignis, das als Fußnote zu diesem ansonsten unkommentierten<br />

Vorfall in die Geschichte eingehen sollte. Eine nicht scharfgemachte<br />

Atombombe, die sich von dem auseinanderbrechenden Kampfflugzeug gelöst<br />

hatte, war weiter nach Osten geflogen. Weit von den Trümmern der Skyhawk<br />

entfernt, hatte sie sich direkt neben dem Hof eines Drusen in den Boden<br />

gebohrt. Drei Tage später bemerkten die Israelis das Fehlen der Bombe, und sie<br />

waren erst nach dem Ende des Oktoberkrieges in der Lage, die einzelnen<br />

Umstände dieses Verlustes zu rekonstruieren. Die sonst so findigen Israelis<br />

standen vor einem unlösbaren Problem. Die Bombe mußte irgendwo hinter<br />

den syrischen Linien liegen - aber wo? Welche der vier Maschinen hatte sie<br />

getragen? Bei den Syrern Erkundigungen einzuziehen kam nicht in Frage. Und<br />

konnte man den Amerikanern reinen Wein einschenken, bei denen man sich<br />

das "spezielle Nuklearmaterial" so geschickt und diskret, daß man jederzeit<br />

seinen Besitz dementieren konnte, beschafft hatte?<br />

So blieb die Bombe liegen, ohne daß jemand von ihr wüßte - bis auf den<br />

Drusen, der sie mit Erde bedeckte und weiter sein steiniges Feld bestellte.<br />

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