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Klimawandel – Faktum oder Spuk? - OPUS - Friedrich-Alexander ...

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Matthias Warstat<br />

bar. Von daher können Identitäten auch bewusst inszeniert werden. Diese Inszenierungen<br />

richten sich auf die Wahrnehmung des anderen: Sie sollen bewirken,<br />

dass die eigene Identität in der Wahrnehmung des anderen Anerkennung<br />

findet. Zu allen Zeiten haben Gesellschaften dieses inneren Zusammenhalts<br />

durch Identitäten bedurft, und zu allen Zeiten konnten diese Identitäten<br />

inszeniert werden. Von daher sind alle Gesellschaften, früher und heute, im<br />

gewissen Maße Inszenierungsgesellschaften. Umso dringlicher stellt sich einmal<br />

mehr die Frage: Was ist neu? Neu ist nicht die Mediengesellschaft selbst,<br />

noch die Tatsache, dass Mediengesellschaften auch Inszenierungsgesellschaften<br />

sind. Aber neu ist womöglich die Form, die mediale Inszenierungen heute<br />

annehmen.<br />

IV. Was ist neu? Politik im Theaterrahmen<br />

Professionelle Politik und Theater sollte man im Normalfall nicht verwechseln.<br />

Zwar gibt es eine Fülle von Buchtiteln, die mit einer Kombination<br />

dieser beiden Begriffe spielen <strong>–</strong> Politik als Theater, Theatrale Politik, Das<br />

Theater der Politik <strong>–</strong> aber dabei ist viel Metaphorik im Spiel, und je ernster<br />

man das Theater als Kunstform nimmt, desto vorsichtiger ist man mit derlei<br />

Gleichsetzungen. Sicher hat man es in vielen Lebensbereichen mit Inszenierungen<br />

zu tun, so auch in der Politik, aber die Inszenierungen des Theaters<br />

sind eben doch von besonderer Qualität.<br />

Der Philosoph Christoph Menke hat diese Besonderheit des Theaters in<br />

seinem Buch „Die Gegenwart der Tragödie“ (Frankfurt/M. 2005) einzukreisen<br />

versucht, indem er zwischen dem Ausführen und dem Vorführen einer<br />

Handlung unterscheidet. Was der Schauspieler im Theater macht, ist das Vorführen<br />

einer Handlung, und das lässt sich vom bloßen Ausführen einer Handlung<br />

klar differenzieren:<br />

„Eine Handlung auszuführen bedeutet, den Zweck zu verwirklichen, als dessen<br />

Mittel die Handlung bestimmt ist. In dieser Orientierung am Zweck besteht der<br />

Ernst der Handlung. Daß es mir „ernst“ ist, heißt, daß ich einen Zweck verfolge<br />

und durch Ausführung der Handlung verwirklichen will. In der Vorführung einer<br />

Handlung dagegen geht es mir nicht um den Zweck dieser Handlung. In der<br />

Vorführung der Handlung soll nicht durch ihre Ausführung der Zweck der Handlung<br />

erreicht, sondern die Form der Handlung sichtbar werden. […] Eine Handlung<br />

auszuführen heißt, diese Handlung zu tun. Eine Handlung vorzuführen<br />

heißt, diese Handlung zu zeigen. Während es daher in der Ausführung nur eine

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