Klimawandel – Faktum oder Spuk? - OPUS - Friedrich-Alexander ...
Klimawandel – Faktum oder Spuk? - OPUS - Friedrich-Alexander ...
Klimawandel – Faktum oder Spuk? - OPUS - Friedrich-Alexander ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
92<br />
Matthias Warstat<br />
bar. Von daher können Identitäten auch bewusst inszeniert werden. Diese Inszenierungen<br />
richten sich auf die Wahrnehmung des anderen: Sie sollen bewirken,<br />
dass die eigene Identität in der Wahrnehmung des anderen Anerkennung<br />
findet. Zu allen Zeiten haben Gesellschaften dieses inneren Zusammenhalts<br />
durch Identitäten bedurft, und zu allen Zeiten konnten diese Identitäten<br />
inszeniert werden. Von daher sind alle Gesellschaften, früher und heute, im<br />
gewissen Maße Inszenierungsgesellschaften. Umso dringlicher stellt sich einmal<br />
mehr die Frage: Was ist neu? Neu ist nicht die Mediengesellschaft selbst,<br />
noch die Tatsache, dass Mediengesellschaften auch Inszenierungsgesellschaften<br />
sind. Aber neu ist womöglich die Form, die mediale Inszenierungen heute<br />
annehmen.<br />
IV. Was ist neu? Politik im Theaterrahmen<br />
Professionelle Politik und Theater sollte man im Normalfall nicht verwechseln.<br />
Zwar gibt es eine Fülle von Buchtiteln, die mit einer Kombination<br />
dieser beiden Begriffe spielen <strong>–</strong> Politik als Theater, Theatrale Politik, Das<br />
Theater der Politik <strong>–</strong> aber dabei ist viel Metaphorik im Spiel, und je ernster<br />
man das Theater als Kunstform nimmt, desto vorsichtiger ist man mit derlei<br />
Gleichsetzungen. Sicher hat man es in vielen Lebensbereichen mit Inszenierungen<br />
zu tun, so auch in der Politik, aber die Inszenierungen des Theaters<br />
sind eben doch von besonderer Qualität.<br />
Der Philosoph Christoph Menke hat diese Besonderheit des Theaters in<br />
seinem Buch „Die Gegenwart der Tragödie“ (Frankfurt/M. 2005) einzukreisen<br />
versucht, indem er zwischen dem Ausführen und dem Vorführen einer<br />
Handlung unterscheidet. Was der Schauspieler im Theater macht, ist das Vorführen<br />
einer Handlung, und das lässt sich vom bloßen Ausführen einer Handlung<br />
klar differenzieren:<br />
„Eine Handlung auszuführen bedeutet, den Zweck zu verwirklichen, als dessen<br />
Mittel die Handlung bestimmt ist. In dieser Orientierung am Zweck besteht der<br />
Ernst der Handlung. Daß es mir „ernst“ ist, heißt, daß ich einen Zweck verfolge<br />
und durch Ausführung der Handlung verwirklichen will. In der Vorführung einer<br />
Handlung dagegen geht es mir nicht um den Zweck dieser Handlung. In der<br />
Vorführung der Handlung soll nicht durch ihre Ausführung der Zweck der Handlung<br />
erreicht, sondern die Form der Handlung sichtbar werden. […] Eine Handlung<br />
auszuführen heißt, diese Handlung zu tun. Eine Handlung vorzuführen<br />
heißt, diese Handlung zu zeigen. Während es daher in der Ausführung nur eine