Klimawandel – Faktum oder Spuk? - OPUS - Friedrich-Alexander ...
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Alles Theater? Mediengesellschaft als Inszenierungsgesellschaft von mehreren tausend Zuhörern nämlich nur dann auf einen einzigen Redner konzentrieren, wenn die Zuhörer diesen Redner dann auch tatsächlich hören können. Erst moderne Mikrofone machten dies möglich. Die voluminösen und dabei nahezu militärisch geordneten Publikumsreihen, die konzentrisch auf den Redner zuzulaufen scheinen, sind ohne technische Stimmverstärkung durch leistungsstarke Mikrofone nicht organisierbar. Die großen Veränderungen in der Versammlungskultur, die sich am Ende der Weimarer Jahre abzeichneten, sind klar an das Mikrofon und mithin an ein technisches Medium gebunden. Es ist also keine neue Erscheinung, dass technische Medien das gesellschaftliche Leben beeinflussen und verändern. Und als genauso wenig neu darf es gelten, dass Herrscher ihre Macht mithilfe von Medien demonstrieren und unter Beweis stellen. Was ist dann aber wirklich neu an unserer so genannten „Mediengesellschaft“? Gibt es vielleicht im Rahmen der Mediengesellschaft heute Tendenzen, die auf einen fundamentalen Wandel schließen lassen? Leben wir nicht doch in einer Umbruchsituation, auch wenn die Medien unsere Lebens- und Arbeitsweise schon immer maßgeblich bestimmt haben? Um diese Fragen zu beantworten, möchte ich im folgenden Kapitel auf den Begriff der „Inszenierung“ eingehen. Dahinter steht die These, dass im Grunde nicht „die Medien“ das neue an unserer Mediengesellschaft sind. Die Neuerungen sind womöglich eher in der Art des Medieneinsatzes zu vermuten – in der Art der Inszenierung, die sich zwischen Akteur und Publikum vollzieht. Das führt mich auf den zweiten Begriff, der im Titel des Vortrags steht, nämlich auf den Begriff der „Inszenierungsgesellschaft“ und auf den mit ihm lose verbundenen Begriff des „Theaters“. Liegt die zentrale Neuerung darin, dass die Mediengesellschaft heute mit Fug und Recht auch als Inszenierungsgesellschaft bezeichnet werden kann? III. Inszenierung und Identität Auch der Inszenierungsbegriff eignet sich wenig dazu, historische Epocheneinteilungen vorzunehmen und etwa zu behaupten, wir lebten heute in einer Inszenierungsgesellschaft, während es in früheren Zeiten keine Inszenierungsgesellschaft gegeben habe. Inszenierungen sind deshalb gesellschaftlich völlig unumgänglich, weil Identitäten, also das, was den Einzelnen mit der 89
90 Matthias Warstat Gesellschaft verbindet, auf Inszenierungen angewiesen sind. 5 Die wichtigste Erkenntnis auf dem Gebiet der Identitätstheorie besteht darin, dass Identitäten nicht einfach bloß da sind. Man ist nicht einfach eine Frau, ein Sohn, eine Französin oder ein Buddhist. Zu allen diesen möglichen Identitäten, die sich auch überschneiden oder vermischen können, gehört ein bestimmtes Sprechen und ein bestimmtes Handeln. Ein Buddhist ist wie jeder Träger einer religiösen Identität an bestimmten rituellen Handlungen erkennbar, an einer bestimmten Form des Betens und Meditierens, an spezifischen Essens- und Kleidungsgewohnheiten, an einem speziellen Tagesablauf und womöglich sogar einer eigenen Haltung im Kontakt zu anderen Menschen. Nun ließe sich einwenden, dass dies alles Äußerlichkeiten sind, die für sich alleine noch keine religiöse Identität ausmachen können. Tatsächlich muss man hinzufügen, dass im Kern vieler Religionen Akte des Bekennens angesiedelt sind. Gerade vielen Protestanten ist das Bekenntnis zu Glaubensinhalten des Christentums wichtiger als rituelle oder zeremonielle Handlungen. Es stehen also definitiv auch Inhalte in Frage, wenn es um Identitäten geht, aber das ändert nichts an deren Bindung an das Sprechen und Handeln. Denn Bekenntnisse werden nur dann zu etwas Wirklichem, wenn sie ausgesprochen werden. Ganz allgemein sind es Akte, Sprechakte, aber auch körperliche Akte wie etwa Gesten oder Handlungen, in denen Identitäten wahrnehmbar werden. Damit ist ein weiterer wichtiger Aspekt von Identitäten angesprochen: Identitäten realisieren sich erst in der Wahrnehmung des anderen. Es sind immer die anderen, die bestimmte Identitäten bei uns feststellen. Ich kann mich selber als Frau oder Tochter oder Spanierin fühlen, aber wenn diese Identitäten nicht von anderen beglaubigt werden, wenn sie keine Bestätigung in den Augen der anderen finden, bleiben sie unsicher und prekär. Man kann diesen Zusammenhang beobachten, wenn Menschen ihre Identitäten wechseln möchten. Sie entwickeln dann ein starkes Bedürfnis, die neue Identität von den Menschen ihrer Umgebung bestätigt zu bekommen. Für Jugendliche wird es irgendwann wichtig, als Erwachsene anerkannt zu werden. Wer eine Geschlechtsumwandlung vornehmen lässt, wird irgendwann auf die Straße gehen wollen, um von anderen in der neuen Geschlechtlichkeit wahrgenom- 5 Vgl. zu den Begriffen „Inszenierung“ und „Inszenierungsgesellschaft“ den Überblick bei Erika Fischer-Lichte, 2007: Theatralität und Inszenierung. In: Dies. u. a., (Hg.), Inszenierung von Authentizität, Tübingen, S. 9–28.
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Gesellschaft verbindet, auf Inszenierungen angewiesen sind. 5 Die wichtigste<br />
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nicht einfach bloß da sind. Man ist nicht einfach eine Frau, ein Sohn, eine<br />
Französin <strong>oder</strong> ein Buddhist. Zu allen diesen möglichen Identitäten, die sich<br />
auch überschneiden <strong>oder</strong> vermischen können, gehört ein bestimmtes Sprechen<br />
und ein bestimmtes Handeln. Ein Buddhist ist wie jeder Träger einer religiösen<br />
Identität an bestimmten rituellen Handlungen erkennbar, an einer<br />
bestimmten Form des Betens und Meditierens, an spezifischen Essens- und<br />
Kleidungsgewohnheiten, an einem speziellen Tagesablauf und womöglich<br />
sogar einer eigenen Haltung im Kontakt zu anderen Menschen.<br />
Nun ließe sich einwenden, dass dies alles Äußerlichkeiten sind, die für<br />
sich alleine noch keine religiöse Identität ausmachen können. Tatsächlich<br />
muss man hinzufügen, dass im Kern vieler Religionen Akte des Bekennens<br />
angesiedelt sind. Gerade vielen Protestanten ist das Bekenntnis zu Glaubensinhalten<br />
des Christentums wichtiger als rituelle <strong>oder</strong> zeremonielle Handlungen.<br />
Es stehen also definitiv auch Inhalte in Frage, wenn es um Identitäten<br />
geht, aber das ändert nichts an deren Bindung an das Sprechen und Handeln.<br />
Denn Bekenntnisse werden nur dann zu etwas Wirklichem, wenn sie ausgesprochen<br />
werden. Ganz allgemein sind es Akte, Sprechakte, aber auch körperliche<br />
Akte wie etwa Gesten <strong>oder</strong> Handlungen, in denen Identitäten wahrnehmbar<br />
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Damit ist ein weiterer wichtiger Aspekt von Identitäten angesprochen:<br />
Identitäten realisieren sich erst in der Wahrnehmung des anderen. Es sind immer<br />
die anderen, die bestimmte Identitäten bei uns feststellen. Ich kann mich<br />
selber als Frau <strong>oder</strong> Tochter <strong>oder</strong> Spanierin fühlen, aber wenn diese Identitäten<br />
nicht von anderen beglaubigt werden, wenn sie keine Bestätigung in<br />
den Augen der anderen finden, bleiben sie unsicher und prekär. Man kann<br />
diesen Zusammenhang beobachten, wenn Menschen ihre Identitäten wechseln<br />
möchten. Sie entwickeln dann ein starkes Bedürfnis, die neue Identität<br />
von den Menschen ihrer Umgebung bestätigt zu bekommen. Für Jugendliche<br />
wird es irgendwann wichtig, als Erwachsene anerkannt zu werden. Wer eine<br />
Geschlechtsumwandlung vornehmen lässt, wird irgendwann auf die Straße<br />
gehen wollen, um von anderen in der neuen Geschlechtlichkeit wahrgenom-<br />
5 Vgl. zu den Begriffen „Inszenierung“ und „Inszenierungsgesellschaft“ den Überblick<br />
bei Erika Fischer-Lichte, 2007: Theatralität und Inszenierung. In: Dies. u. a.,<br />
(Hg.), Inszenierung von Authentizität, Tübingen, S. 9<strong>–</strong>28.