Klimawandel – Faktum oder Spuk? - OPUS - Friedrich-Alexander ...
Klimawandel – Faktum oder Spuk? - OPUS - Friedrich-Alexander ...
Klimawandel – Faktum oder Spuk? - OPUS - Friedrich-Alexander ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Alles Theater? Mediengesellschaft als Inszenierungsgesellschaft<br />
3. Die sozialen Beziehungen von Menschen werden zunehmend von technischen<br />
Medien bestimmt. Dieser Punkt ist vielleicht am wenigsten neu, denn<br />
Menschen haben immer schon über Medien kommuniziert. Richtig bleibt<br />
aber, dass sich die Struktur von Beziehungen durch das Internet, also durch<br />
ein relativ neues technisches Medium, derzeit gravierend verändert.<br />
In einer systematischeren Argumentation soll nun der Frage nachgegangen<br />
werden, was an der Mediengesellschaft eigentlich neu und was alt ist.<br />
Dazu ist es hilfreich den Begriff der Inszenierung einzuführen, der in der ganzen<br />
Debatte um die Mediengesellschaft recht häufig auftaucht. Die Medien, so<br />
der Vorwurf, machten sich zum Komplizen einer Öffentlichkeit, die die Struktur<br />
einer „Inszenierung“, eines „Spektakels“, ja eines „Theaters“ bereitwillig<br />
annehme. Alles Theater, alles nur noch Show, alles Manipulation <strong>–</strong> dieser Befund<br />
zur Gegenwart der Mediengesellschaft geht oft einher mit der wehmütig<br />
vorgetragenen Erinnerung an eine Vergangenheit, in der das gesellschaftliche<br />
Leben noch sehr viel direkter, authentischer und realer gewesen sei.<br />
Ich möchte diesem Befund einerseits widersprechen, indem ich den Medienbegriff<br />
weiter fasse und von dort aus auf die lange zurückreichende<br />
Geschichte der Mediengesellschaft hinweise. Ich möchte andererseits aber<br />
auch der These zustimmen, dass sich derzeit um uns herum tatsächlich etwas<br />
Neues abspielt. Der Blick auf das Theater, auf Charakteristika des Theaters als<br />
Kunstform, ist meines Erachtens geeignet, um die Neuerungen unserer heutigen<br />
Mediengesellschaft genauer zu beschreiben.<br />
I. Was sind „Medien“?<br />
Der Philosoph Dieter Mersch, wendet sich in seinem Buch „Kunst und<br />
Medium“ (Kiel 2003) gegen die beliebte Praxis, Medien einfach als „Vermittlungsinstanzen“<br />
zu begreifen. In der Tat ist dies die Begriffsbestimmung, die<br />
man in der Forschung, aber auch im alltäglichen Sprachgebrauch am häufigsten<br />
findet: Das Medium wird als dasjenige bestimmt, was für Vermittlung<br />
sorgt. Im Hintergrund solcher Vorstellungen steht oft ein einfaches Sender-<br />
Empfänger-Modell von Kommunikation. Dieses Modell geht davon aus, dass<br />
Kommunikation dann entsteht, wenn ein Sender an einen Empfänger eine<br />
Nachricht übermitteln möchte. Damit dieses Vorhaben klappen kann, müssen<br />
Sender und Empfänger einen gemeinsamen Zeichenvorrat teilen, also<br />
zum Beispiel dieselbe Sprache sprechen. Wenn diese Voraussetzung gegeben<br />
ist, kann der Sender seine Botschaft in die Zeichen dieser Sprache codieren.<br />
81