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Klimawandel – Faktum oder Spuk? - OPUS - Friedrich-Alexander ...

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Alles Theater? Mediengesellschaft als Inszenierungsgesellschaft<br />

tigte, war ein Fernsehereignis par excellence: Ohne das Fernsehen, ohne die<br />

Samstagabendshow, ohne die Sendung „Wetten dass …“ hätte es dieses Ereignis<br />

nie gegeben. Auf diese Weise berichten Medien heute nicht nur über Ereignisse,<br />

sie bringen selbst ständig originäre Ereignisse und Nachrichten hervor.<br />

Man kann diese Tendenz auch an vielen weniger beklagenswerten Begebenheiten<br />

ablesen. Als im vergangenen Jahr die Abiturientin Lena Meyer-<br />

Landrut als Interpretin des Liedes „Satellite“ den Eurovision Song Contest in<br />

Oslo gewann, wurde das in Deutschland gefeiert wie der Gewinn einer Fußballweltmeisterschaft.<br />

Bemerkenswert war aber auch die Vorgeschichte des<br />

Erfolgs: In einer Kooperation der ARD mit ProSieben wurden unter dem Titel<br />

„Unser Star für Oslo“ acht sog. „Ausscheidungsshows“ produziert, die <strong>–</strong><br />

wiederum intensiv begleitet von der Boulevardpresse <strong>–</strong> die Auswahl des<br />

deutschen Beitrags zu dem Wettbewerb über Monate zu einem Dauerereignis<br />

machten. Was die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit anging,<br />

konnte Lena mühelos mit dem politischen Geschehen derselben Zeit konkurrieren:<br />

Der Rücktritt von Roland Koch, ein neuerliches Oder-Hochwasser,<br />

ein Rettungspaket in der Eurozone <strong>–</strong> auch von diesen Ereignissen wurde in<br />

den Medien berichtet, aber bei Lenas Sieg handelte es sich um etwas anderes,<br />

nämlich um ein Ereignis, das allein von den Medien hervorgebracht wurde.<br />

III. Im letzten Jahrzehnt haben weltweit immer mehr Singles eine Internet-Partnervermittlung<br />

ausprobiert. Diese Tatsache verweist auf einen<br />

Trend, den Psychologen und Soziologen seit längerem beobachten. Die Art,<br />

wie in unserer Gesellschaft private Beziehungen und insbesondere Liebesbeziehungen<br />

angebahnt und eingegangen werden, verändert sich grundlegend.<br />

Das Kennenlernen möglicher Lebenspartner wird nicht mehr dem Zufall<br />

und auch nicht mehr dem direkten Kontakt überlassen. Nicht nur hat<br />

sich die Pflege von Bekanntschaften in soziale Netzwerke wie Facebook <strong>oder</strong><br />

MySpace verlagert, auch die Suche nach neuen Partnern findet mit Hilfe von<br />

Internet-Agenturen statt. Die Soziologin Eva Illouz hat in ihren Frankfurter<br />

Adorno-Vorlesungen, die unter dem Titel „Gefühle in Zeiten des Kapitalismus“<br />

(Frankfurt/M. 2006) erschienen sind, darüber nachgedacht, welche<br />

emotionalen und psychischen Folgen dieser Boom der medialisierten Partnervermittlung<br />

haben könnte. Auffällig ist aus ihrer Sicht, wie offenkundig<br />

die Beziehungsanbahnung im Internet nach Marktprinzipien vonstatten geht.<br />

Wer sich hier auf Partnersuche macht, muss zunächst sein eigenes „Profil“ in<br />

die Waagschale werfen. Da zählt ein Aussehen, das mit selbst ausgewählten<br />

Fotos dokumentiert werden muss, da zählen aber auch andere Kapitalsorten,<br />

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