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Klimawandel – Faktum oder Spuk? - OPUS - Friedrich-Alexander ...

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Soziale Bedingungen umweltgefährdenden Verhaltens<br />

nach war es vielmehr die Übernutzung der natürlichen Ressourcen, verbunden<br />

mit tradierten kulturellen Verhaltensweisen, die zur Katastrophe des<br />

menschlichen Lebens auf der Osterinsel im Pazifik führte. Bekannt ist die Osterinsel<br />

durch die riesigen steinernen Menschenfiguren (die Moais), die v. a.<br />

entlang der Küste aufgestellt waren. Reisende und Forscher standen vor einem<br />

Rätsel, als sie im 18. Jahrhundert auf dieser zum Zeitpunkt der Entdeckung<br />

unwirtlichen, nur mit Gras bewachsenen Insel mehr als 1.000 solcher<br />

bis zu neun Meter hoher und 80 Tonnen schwerer Köpfe fanden, die über<br />

mehrere Kilometer auf hölzernen Rollen von den Steinbrüchen in den Bergen<br />

ans Meer transportiert und dort auf Altären aufgestellt worden waren. Außer<br />

Spuren heftiger kriegerischer Auseinandersetzungen fanden sich sonst<br />

nur wenige Zeugnisse der alten Kultur. Man nimmt heute an, dass es sich<br />

bei den Statuen um einen Ahnenkult handelte, für den die früher auf der Insel<br />

reichlich vorhandenen Wälder zum Transport der steinernen Götter abgeholzt<br />

worden waren, und dass dieser Ahnenkult durch die Konkurrenz rivalisierender<br />

Clans eine immer dominantere Rolle in der Auseinandersetzung<br />

der Inselbewohner gespielt hatte. 14 Irritierend ist dabei, dass auch noch Statuen<br />

<strong>–</strong> und zwar die allergrößten <strong>–</strong> aus den Steinbrüchen geschlagen wurden,<br />

als es schon kein Holz mehr zum Transport gab, dass man auch das letzte<br />

Holz nicht dazu nutzte, Schiffe zu bauen und die Insel zu verlassen. Eine Interpretation<br />

dieser Befunde geht dahin, dass man durch eine ständige Intensivierung<br />

der kultischen Handlungen hoffte, die eigenen Ahnen-Götter zur<br />

alles entscheidenden Hilfeleistung im Krieg gegen die anderen Clans zu bewegen<br />

<strong>–</strong> die Hilfe blieb offensichtlich aus. Die Insel war immerhin etwa 1.300<br />

Jahre lang bewohnt gewesen und hatte eine Bevölkerung von maximal 10.000<br />

bis 20.000 Menschen ernähren können. Als aber Ostern 1722 niederländische<br />

Seefahrer die Insel entdeckten, trafen sie auf nur wenige hundert Einwohner,<br />

die unter erbärmlichen Bedingungen lebten.<br />

In beiden Fällen: auf Grönland und auf der Osterinsel, führte vermutlich<br />

das Festhalten an tradierten Verhaltensweisen zum Untergang einer Gesellschaft.<br />

Wir müssen uns heute fragen, ob die Hoffnung auf technologische<br />

Neuerungen allein nicht der Hoffnung der Bewohner der Osterinsel auf göttliche<br />

Hilfe ähnelt.<br />

14 Ronald Wright, Eine kurze Geschichte des Fortschritts, Reinbek: Rowohlt 2006, 63ff.<br />

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