Klimawandel – Faktum oder Spuk? - OPUS - Friedrich-Alexander ...
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Soziale Bedingungen umweltgefährdenden Verhaltens<br />
Diese Beispiele begründen eine Glaubwürdigkeits- und Gerechtigkeitslücke,<br />
die zur Außer-Kraft-Setzung normativer Erwartungen geradezu einlädt.<br />
Um eine Frage der Gerechtigkeit handelt es sich auch bei der siebten These:<br />
Das „Problem der Allmende“ mindert die Bereitschaft zur Verhaltensänderung beim<br />
einzelnen.<br />
Die letzteren Beispiele zeigten, dass es eine Konkurrenz um die Nutzung<br />
natürlicher Ressourcen zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen<br />
gibt. Manche Umweltressourcen stellen ein gemeinsames Gut dar, das von<br />
vielen Beteiligten benötigt und benutzt wird, und der freie Zugang zu diesem<br />
Gut ist im allgemeinen Interesse. Dies betrifft z. B. den Zugang zu sauberer<br />
Luft, zu sauberem Wasser, zu billiger Energie, zu Wäldern und Wiesen<br />
als Erholungsraum usw. Probleme treten auf, wenn einzelne Beteiligte dieses<br />
Gut zu ihrem individuellen Vorteil übermäßig in Anspruch nehmen, damit<br />
seinen Wert für alle anderen senken, ohne aber die Kosten dafür tragen<br />
zu müssen. Eine Anwendung dieser Beobachtung auf die Umweltproblematik<br />
hat der amerikanische Biologe Garett Hardin vorgenommen, als er <strong>–</strong> bereits<br />
1968 <strong>–</strong> die „Tragik der Allmende“ analysierte. 7<br />
Mit „Allmende“ bezeichnete man im Mittelalter die Viehweide, die nicht<br />
einzelnen Personen, sondern der Dorfgemeinschaft insgesamt gehörte und<br />
auf die alle ihr Vieh treiben konnten. Deren Tragik resultiert aus dem Grundproblem<br />
aller sog. Kollektivgüter: 8 dem Spannungsverhältnis zwischen kollektiver<br />
Nutzung und individuellem Gewinn. Wenn einzelne versuchen, ihren<br />
Gewinn aus diesem Kollektivgut durch eine Steigerung der Nutzung zu<br />
maximieren (also z. B. statt der üblichen zwei Kühe vier Kühe auf diese Weide<br />
treiben), so wird von einer bestimmten Nutzungsdichte an die Regenerationsfähigkeit<br />
dieses Gutes nicht mehr ausreichen, den von einzelnen übermäßig<br />
entnommenen Nutzen auszugleichen: Die Ressource ist erschöpft, der Ertrag<br />
aller sinkt. Damit hat die Maximierung des individuellen Vorteils zu einem<br />
kollektiven Verlust geführt. Wer keine Rücksicht auf die kollektiven Ressourcen<br />
nimmt, gewinnt in der Konkurrenz mit den anderen einen Vorteil, schadet<br />
aber langfristig allen. Es ist dieses Wechselverhältnis von individueller Berei-<br />
7 Garret Hardin, Die Tragik der Allmende, in: Michael Lohmann (Hrsg.), Gefährdete<br />
Zukunft. Prognosen angloamerikanischer Wissenschaftler, München: Hanser<br />
1970, 30<strong>–</strong>48 (erstmals 1968 in Science, Bd. 162)<br />
8 Vgl. Mancur Olson, Jr., Die Logik des kollektiven Handelns. Kollektivgüter und die<br />
Theorie der Gruppen, Tübingen: Mohr 1968 (1965).<br />
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