Klimawandel – Faktum oder Spuk? - OPUS - Friedrich-Alexander ...

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Klimawandel Faktum oder Spuk? gen Lufttemperaturen (Abb. 1 a) und hatte eine enorme Pflanzenproduktion sowie die Entwicklung großer Lebensformen zur Folge. Erst in der zweiten Hälfte des Tertiär vor etwa 35 Mio. Jahren kühlte es um 2 bis 6 K ab, bevor es vor rund 78 Mio. Jahren, also gegen Ende des Pliozän, erstmals in der Neuzeit zu Vereisungen in den höheren Breiten und Hochgebirgen kam und phasenweise kühler als heute wurde (Abb. 1 b). Erdneuzeitliche Eiszeiten, die bis Mitteleuropa reichten, setzten vor rund 1,5 Mio. Jahren ein und wurden von vergleichsweise kurzen Warmzeiten unterbrochen (vgl. Abb. 1 c). Auch in den Kalt- bzw. Eiszeiten, die sich in trockenen Gebieten zumeist als relative Feuchtzeiten erwiesen, kam es zu kurzen, etwas milderen Perioden, den Dansgaard-Oeschger-Ereignissen (Abb. 1 d), die sich innerhalb von 23.000 Jahren nach der jüngeren Dryas zur rezenten Warmzeit aufschaukelten. Letztere hält nun schon seit rund 10.000 Jahren an, mithin also so lange oder gar länger als es im Verlauf der letzten 500.000 Jahre der Fall war. Der Wiedereintritt einer weiteren Kaltzeit gilt als sicher. Auch die letzte Phase erweist sich mitnichten als konstant. Abb. 1 e gibt zwar annähernd globale Trends wieder, tatsächlich können jedoch die Schwankungen je nach Großregion erheblich sein. So folgte der vermerkte 8 k-event einem gigantischen Ausbruch von Schmelzwassermassen aus dem Lake Agassiz im Vorfeld des Laurentischen Eisschilds in Nordamerika mit einem Jahrzehnte andauernden Kälteeinbruch im nordatlantischen Klimabereich (Alley und Ágústsdóttir 2005). Dieser nacheiszeitliche Tiefpunkt der nordatlantischen Meerestemperaturen sorgte für eine kurzzeitige Ableitung des Golfstroms und einen in erster Linie nordhemisphärischen Temperatursturz. In der Folgezeit stellten sich zwar wieder heutige oder gar wärmere Verhältnisse ein, die aber mit leichten Schwankungen eine sachte Abkühlungstendenz aufweisen. Auch dieser Trend ist regional unterschiedlich stark. So war der Kontrast zwischen der mittelalterlichen Wärmephase und der Kleinen Eiszeit (s. Abb. 1 e, rechter Abschnitt) im weltweiten Mittel geringer als z. B. auf Grönland, wo eine Abkühlung um fast 34 K vermutet wird und wahrscheinlich Hungersnöte zur Aufgabe der Wikinger-Siedlungen führten. Die Kleine Eiszeit, die tatsächlich mehrere Minima zwischen 1650 und 1850 aufwies, bildet die „unterkühlte“ Basis, an der die momentane warme Phase gemessen wird. Wie alle zuvor beschriebenen Klimaschwankungen geht auch sie maßgeblich auf natürliche Effekte zurück, die auf längerperiodische kosmische Ursachen oder auf unsystematische bzw. kurzphasige atmosphärische Treibhausgas-Variationen beruhen. Im letzten Fall handelt es 15

a) 12° b) c) d) e) wärmer kälter wärmer kälter wärmer kälter kälter wärmer kälter wärmer 8° 4° 0° 4° 8° 65,5 60 50 40 30 20 10 Mio. J.v.h. 0 4° 0° 4° 8° 4° 0° 4° 8° 2° 0° 4° 8° Paläozän Eozän Oligozän Miozän Plioz. Paläogen Neogen 5,3 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 Mio. J.v.h. 0 Pliozän Pleistozän 1° 0° 1° 400 350 300 250 200 150 100 50 T. J.v.h. 0 Pleistozän Hol. = 12 von 23 würmeiszeitlichen "Dansgaard-Oeschger-Ereignissen" jüngere Dryas 8200 v.h. 50 40 30 20 10 T. J.v.h. 0 Pleistozän Holozän 10 9 8 7 Boreal Atlantikum holozänes Klimaoptimum römisches Klimaoptimum mittelalterliche Wärmephase 8 k-event 6 5 Völkerwanderungs- Klimapessimum kleine Eiszeit 4 3 2 1 T. J.v.h. 0 Subboreal Subatlantikum Abb. 1: Temperaturschwankungen während verschieden langer erdgeschichtlicher Zeit räume: a) Tertiär bis Holozän (65,5 Mio. Jahre bis heute), b) Pliozän bis Holozän (5,3 Mio. Jahre bis heute), c) Letzte Phase des Pleistozän bis Holozän (420.000 Jahre bis heute), d) zweite Hälfte Würm/Wechsel-Eiszeit bis Holozän (50.000 Jahre bis heute), e) Holozän (10.000 Jahre bis heute). a-d) nach Bubenzer und Radtke (2007), e) nach verschiedenen Quellen zusammengestellt.

<strong>Klimawandel</strong> <strong>–</strong> <strong>Faktum</strong> <strong>oder</strong> <strong>Spuk</strong>?<br />

gen Lufttemperaturen (Abb. 1 a) und hatte eine enorme Pflanzenproduktion<br />

sowie die Entwicklung großer Lebensformen zur Folge. Erst in der zweiten<br />

Hälfte des Tertiär vor etwa 35 Mio. Jahren kühlte es um 2 bis 6 K ab, bevor es<br />

vor rund 7<strong>–</strong>8 Mio. Jahren, also gegen Ende des Pliozän, erstmals in der Neuzeit<br />

zu Vereisungen in den höheren Breiten und Hochgebirgen kam und phasenweise<br />

kühler als heute wurde (Abb. 1 b). Erdneuzeitliche Eiszeiten, die<br />

bis Mitteleuropa reichten, setzten vor rund 1,5 Mio. Jahren ein und wurden<br />

von vergleichsweise kurzen Warmzeiten unterbrochen (vgl. Abb. 1 c). Auch<br />

in den Kalt- bzw. Eiszeiten, die sich in trockenen Gebieten zumeist als relative<br />

Feuchtzeiten erwiesen, kam es zu kurzen, etwas milderen Perioden, den<br />

Dansgaard-Oeschger-Ereignissen (Abb. 1 d), die sich innerhalb von 2<strong>–</strong>3.000<br />

Jahren nach der jüngeren Dryas zur rezenten Warmzeit aufschaukelten. Letztere<br />

hält nun schon seit rund 10.000 Jahren an, mithin also so lange <strong>oder</strong> gar<br />

länger als es im Verlauf der letzten 500.000 Jahre der Fall war. Der Wiedereintritt<br />

einer weiteren Kaltzeit gilt als sicher.<br />

Auch die letzte Phase erweist sich mitnichten als konstant. Abb. 1 e<br />

gibt zwar annähernd globale Trends wieder, tatsächlich können jedoch die<br />

Schwankungen je nach Großregion erheblich sein. So folgte der vermerkte<br />

8 k-event einem gigantischen Ausbruch von Schmelzwassermassen aus dem<br />

Lake Agassiz im Vorfeld des Laurentischen Eisschilds in Nordamerika mit<br />

einem Jahrzehnte andauernden Kälteeinbruch im nordatlantischen Klimabereich<br />

(Alley und Ágústsdóttir 2005). Dieser nacheiszeitliche Tiefpunkt der<br />

nordatlantischen Meerestemperaturen sorgte für eine kurzzeitige Ableitung<br />

des Golfstroms und einen in erster Linie nordhemisphärischen Temperatursturz.<br />

In der Folgezeit stellten sich zwar wieder heutige <strong>oder</strong> gar wärmere<br />

Verhältnisse ein, die aber mit leichten Schwankungen eine sachte Abkühlungstendenz<br />

aufweisen. Auch dieser Trend ist regional unterschiedlich stark.<br />

So war der Kontrast zwischen der mittelalterlichen Wärmephase und der<br />

Kleinen Eiszeit (s. Abb. 1 e, rechter Abschnitt) im weltweiten Mittel geringer<br />

als z. B. auf Grönland, wo eine Abkühlung um fast 3<strong>–</strong>4 K vermutet wird und<br />

wahrscheinlich Hungersnöte zur Aufgabe der Wikinger-Siedlungen führten.<br />

Die Kleine Eiszeit, die tatsächlich mehrere Minima zwischen 1650 und<br />

1850 aufwies, bildet die „unterkühlte“ Basis, an der die momentane warme<br />

Phase gemessen wird. Wie alle zuvor beschriebenen Klimaschwankungen<br />

geht auch sie maßgeblich auf natürliche Effekte zurück, die auf längerperiodische<br />

kosmische Ursachen <strong>oder</strong> auf unsystematische bzw. kurzphasige atmosphärische<br />

Treibhausgas-Variationen beruhen. Im letzten Fall handelt es<br />

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