Klimawandel – Faktum oder Spuk? - OPUS - Friedrich-Alexander ...

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23.01.2013 Aufrufe

Alexandria 2.0 Zur digitalen Zukunft der Bibliotheken gibt es immerhin schon mehr als 4.500. Sie führen das allgemein übliche Peer- Reviewing durch, also die ehrenamtliche Begutachtung durch andere Wissenschaftler des gleichen Fachgebiets. Der Grüne Weg sieht dagegen die klassische Publikation über einen Verlag oder eine Fachgesellschaft vor, erlaubt den Autoren aber die zusätzliche Bereitstellung des Artikels auf der eigenen Web-Seite. Das erleichtert einerseits den Zugriff. Andererseits sind diese Web-Seiten aber einer sehr hohen Fluktuation unterworfen und daher eher unzuverlässig; Wissenschaftler wechseln nun einmal ihren Arbeitsplatz und das sogar recht häufig. Was bleibt bei alledem für die Bibliotheken? Ich denke, ihre Aufgabe ändert sich in zwei Aspekten nicht: Sie müssen für Beständigkeit sorgen und sie müssen die Spreu vom Weizen trennen. Ersteres wird in der Öffentlichkeit noch sehr unterschätzt, von den Bibliotheken aber seit einiger Zeit schon sehr intensiv diskutiert. Das Internet ist rasend schnell, was bedeuten da schon ein paar Jahre. Aber Bibliotheken denken in ganz anderen Zeiträumen. Da gibt es Bücher, die fünfhundert und mehr Jahre alt sind. Kann eine CD überhaupt so alt werden? Ziemlich sicher nicht; man streitet sich aktuell, ob sie nach 30 oder erst nach 50 Jahren nicht mehr lesbar ist. In keinem Fall kann sie mit Papier mithalten. Lochkarten wären also besser, aber die kann heute auch keiner mehr einlesen. Und selbst wenn man sie lesen könnte, welche Daten erhält man dann? Findet man dann überhaupt noch ein Programm, das sie darstellen kann? Das alles sind Beispiele für ein nur zu gut bekanntes Problem, das man als „Digital Quicksand“ bezeichnet 20 , als digitalen Treibsand ein Bild dafür, wie uns die Daten einmal durch die Finger rinnen könnten. Die Lösungsansätze, die es dazu längst gibt, könnten einen eigenen Vortrag füllen. Die Bibliotheken sind sich dieser Aufgabe aber sehr bewusst. Die zweite Aufgabe nannte ich: die Spreu vom Weizen trennen. Das meint die Frage, mit der sich neben den Bibliotheken auch die Museen intensiv auseinander setzen müssen: Was ist überhaupt wert, aufbewahrt zu werden? Die Deutsche Nationalbibliothek beantwortet das tendenziell mit: alles, aber wenn man genauer hinschaut, wählt sie durchaus auch aus. Mit dem Internet stellt sich diese Frage noch einmal neu, denn schließlich kann jede Web- 20 Jeff Rothenberg: „Avoiding Technological Quicksand: Finding a Viable Technical Foundation for Digital Preservation“, Council on Library and Information Resources, January 1998, URL: http://www.clir.org/pubs/abstract/pub77.html 143

144 Klaus Meyer-Wegener Seite als eine Art Publikation aufgefasst werden. Vielleicht gerade wegen dieser unglaublichen Fülle suchen die Menschen nach Unterstützung bei einer sog. Kanonisierung, also einer Auswahl der x wichtigsten Dokumente. Eine Zeitlang überboten sich die Feuilletons seriöser Zeitungen in der Aufstellung solcher kanonischen Bücherlisten: die 100 wichtigsten Sachbücher usw. Eine solche Auswahl mussten Bibliothekare (und auch Lehrer!) schon immer treffen; sie haben das sehr erfolgreich getan und sich dabei auch mit ihren Bibliotheksbenutzern abgestimmt, also deren Wünsche nach Möglichkeit berücksichtigt. Diese Aufgabe wird bleiben. Dass auch eine systematische Katalogisierung, meist verbunden mit einer Klassifikation zur Verbesserung der Übersicht, und auch die Pflege der bisherigen Bestände noch lange Zeit Aufgabe der Bibliotheken sein wird, soll hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden; es versteht sich eigentlich von selbst. Die großen Bibliotheken, also insbesondere die Nationalbibliotheken, hatten ja immer schon den besonderen Auftrag der Vollständigkeit, der für die meisten anderen Bibliotheken einfach nicht realistisch ist. Das führt zwangsläufig zu der Frage: Gilt das nun auch für Web-Inhalte? In Deutschland wurde das im Jahr 2006 im Gesetz zur deutschen Nationalbibliothek mit einem klaren Ja beantwortet. Die DNB stellt sich dieser Aufgabe, wie auf ihren Web- Seiten unter der Überschrift „Netzpublikationen“ zu lesen ist 21 . Die Schwierigkeiten sind aber enorm, und so sind momentan nur sehr kleine Teilbereiche erfasst, die allerdings zu Recht als besonders wichtig eingestuft wurden. Das sind die Digitalisate, also die elektronischen Versionen von Büchern, um die man sich in der Druckfassung ja ohnehin schon kümmern muss. Weiterhin Musikaufnahmen, E-Paper (die elektronischen Versionen von Zeitungen) und Hochschulprüfungsarbeiten (Dissertationen und Habilitationen). Mehr ist im Moment einfach noch nicht möglich. In gewisser Weise wird damit auch schon eine Kanonisierung vorgenommen. International gibt es dazu ebenfalls eine Reihe von Projekten, die mit ähnlichen Problemen kämpfen. Sie beschränken sich daher auf die Web-Seiten bestimmter Institutionen und oft sogar noch auf die mit einer nennenswerten Zahl von Zugriffen. 21 Deutsche Nationalbibliothek, Netzpublikationen, Einführung und Sammlung, http://www.d-nb.de/netzpub/sammlung/ueber_np.htm

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Klaus Meyer-Wegener<br />

Seite als eine Art Publikation aufgefasst werden. Vielleicht gerade wegen dieser<br />

unglaublichen Fülle suchen die Menschen nach Unterstützung bei einer<br />

sog. Kanonisierung, also einer Auswahl der x wichtigsten Dokumente. Eine<br />

Zeitlang überboten sich die Feuilletons seriöser Zeitungen in der Aufstellung<br />

solcher kanonischen Bücherlisten: die 100 wichtigsten Sachbücher usw. Eine<br />

solche Auswahl mussten Bibliothekare (und auch Lehrer!) schon immer treffen;<br />

sie haben das sehr erfolgreich getan und sich dabei auch mit ihren Bibliotheksbenutzern<br />

abgestimmt, also deren Wünsche nach Möglichkeit berücksichtigt.<br />

Diese Aufgabe wird bleiben.<br />

Dass auch eine systematische Katalogisierung, meist verbunden mit einer<br />

Klassifikation zur Verbesserung der Übersicht, und auch die Pflege der<br />

bisherigen Bestände noch lange Zeit Aufgabe der Bibliotheken sein wird, soll<br />

hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden; es versteht sich eigentlich<br />

von selbst.<br />

Die großen Bibliotheken, also insbesondere die Nationalbibliotheken, hatten<br />

ja immer schon den besonderen Auftrag der Vollständigkeit, der für die<br />

meisten anderen Bibliotheken einfach nicht realistisch ist. Das führt zwangsläufig<br />

zu der Frage: Gilt das nun auch für Web-Inhalte? In Deutschland wurde<br />

das im Jahr 2006 im Gesetz zur deutschen Nationalbibliothek mit einem klaren<br />

Ja beantwortet. Die DNB stellt sich dieser Aufgabe, wie auf ihren Web-<br />

Seiten unter der Überschrift „Netzpublikationen“ zu lesen ist 21 . Die Schwierigkeiten<br />

sind aber enorm, und so sind momentan nur sehr kleine Teilbereiche<br />

erfasst, die allerdings zu Recht als besonders wichtig eingestuft wurden.<br />

Das sind die Digitalisate, also die elektronischen Versionen von Büchern, um<br />

die man sich in der Druckfassung ja ohnehin schon kümmern muss. Weiterhin<br />

Musikaufnahmen, E-Paper (die elektronischen Versionen von Zeitungen)<br />

und Hochschulprüfungsarbeiten (Dissertationen und Habilitationen). Mehr<br />

ist im Moment einfach noch nicht möglich. In gewisser Weise wird damit<br />

auch schon eine Kanonisierung vorgenommen.<br />

International gibt es dazu ebenfalls eine Reihe von Projekten, die mit ähnlichen<br />

Problemen kämpfen. Sie beschränken sich daher auf die Web-Seiten<br />

bestimmter Institutionen und oft sogar noch auf die mit einer nennenswerten<br />

Zahl von Zugriffen.<br />

21 Deutsche Nationalbibliothek, Netzpublikationen, Einführung und Sammlung,<br />

http://www.d-nb.de/netzpub/sammlung/ueber_np.htm

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