Der chronische Schmerz im Alltag - Landesnervenklinik Wagner ...
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<strong>Der</strong> <strong>chronische</strong> <strong>Schmerz</strong> <strong>im</strong><br />
<strong>Alltag</strong><br />
Aus der Praxis einer <strong>Schmerz</strong>ambulanz<br />
OA Dr Lukesch Herlinde<br />
Abteilung für Anästhesie, Intensivmedizin und<br />
<strong>Schmerz</strong>ambulanz LNK Linz
Einführende statistische Daten<br />
� Ein Fünftel der Österreicher sind <strong>im</strong> Laufe ihres<br />
Lebens von <strong>chronische</strong>n <strong>Schmerz</strong>en betroffen.<br />
� Erfasst sind <strong>Schmerz</strong>en ab der Stärke 5 einer<br />
10-teiligen Skala (0 – kein <strong>Schmerz</strong>, 10 –<br />
max<strong>im</strong>aler <strong>Schmerz</strong>)<br />
� Die <strong>Schmerz</strong>dauer beträgt 5 - 6 Jahre, teilweise<br />
wiederkehrend oder bleibend.
Typische Beispiele für<br />
<strong>Schmerz</strong>arten die zur<br />
Chronifizierung neigen:<br />
� Kopfschmerzen<br />
� Wirbelsäulenschmerzen<br />
� Gelenksschmerzen<br />
� Nervenschmerzen<br />
� Tumorschmerzen<br />
� Phantomschmerzen
Starke und lang anhaltende<br />
<strong>Schmerz</strong>en können sich <strong>im</strong><br />
Nervensystem regelrecht<br />
einbrennen<br />
„<strong>Schmerz</strong>gedächtnis“<br />
Schon eine kleine Ursache genügt um<br />
starke <strong>Schmerz</strong>en auszulösen!<br />
Ausweitung des <strong>Schmerz</strong>areals,<br />
Spontanschmerzen,<br />
Missempfindungen,…
Minderung der gesamten<br />
Lebensqualität<br />
� Schonhaltung<br />
� Schlafstörungen<br />
� Appetitmangel und Mangelernährung<br />
� Abwehrschwäche mit erhöhter<br />
Krankheitsanfälligkeit<br />
� Hoffnungslosigkeit, Resignation, Angst<br />
� Depression<br />
�<strong>Schmerz</strong>verstärkender Teufelskreis
<strong>Der</strong> Weg muss nicht in einer<br />
Sackgasse enden!<br />
Ausweg:<br />
Ganzheitlich therapeutisches Angebot<br />
eines <strong>Schmerz</strong>teams mit<br />
Berücksichtigung<br />
der körperlichen,<br />
psychischen<br />
und sozialen<br />
Erfordernissen.
Zusammenarbeit zwischen<br />
Therapeut und Patient<br />
� Ausarbeitung eines Gesamtkonzeptes<br />
� Eine spürbare Erleichterung ist bereits<br />
eine <strong>Schmerz</strong>linderung um 30 %!<br />
� Verbesserung der körperlichen<br />
Funktion<br />
� Erlernen verhaltenstherapeutischer<br />
Methoden und Entspannungstraining<br />
� Ähnlich Bluthochdruck oder Diabetes<br />
ist nun Dauertherapie erforderlich
Therapeutische Stufenleiter
Opioide sollten eingesetzt werden<br />
bei:<br />
� Fortschreitender bösartiger Grunderkrankung<br />
� Chronischen <strong>Schmerz</strong>en, die man mit anderen Mitteln<br />
nicht mehr lindern kann<br />
� Unverträglichkeit oder übermäßige Nebenwirkungen<br />
von Nichtopioidanalgetika (Magen-, Darmgeschwüre,<br />
Leber – Nierenerkrankungen)<br />
� Unzureichende <strong>Schmerz</strong>linderung von NSAR bei noch<br />
vertretbarer Dosierung.<br />
� In allen Verabreichungsformen vorhanden: als<br />
Tropfen, Tabletten in Retardformen, Pflastersysteme,<br />
Lutscher, Spray, Zäpfchen, Ampullen, auch<br />
rückenmarksnah applizierbar in <strong>Schmerz</strong>pumpen
Vorbehalte zu Opiate<br />
� Wollen Sie einen<br />
Süchtigen aus mir<br />
machen?<br />
� So starke Medikamente<br />
nehmen doch nur<br />
Sterbende!<br />
� Die Nebenwirkungen<br />
werde ich nicht<br />
aushalten können!<br />
� Bleiben mir<br />
Organschäden?<br />
� Wollen Sie mich<br />
benebeln, ich will<br />
Autofahren!
Keine Angst vor Sucht<br />
� Retardpräperate sorgen bei zeitlich regelmäßiger<br />
Einnahme für einen gleichmäßigen Wirkspiegel.<br />
� Es entsteht kein High-Gefühl, wie bei Süchtigen.<br />
� Bei akutem Absetzen können körperliche<br />
Entzugssyndrome auftreten. Langsame<br />
Dosisreduktion verhindern diese.<br />
� Eine Erhöhung der Dosis ist auf Grund körperlicher<br />
Anpassung erforderlich.<br />
� <strong>Schmerz</strong>spitzen können durch schnellwirksame<br />
Zusatzmedikamente abgeschwächt werden.
Nebenwirkungen der Opiate<br />
� Ernste Nebenwirkungen sind selten.<br />
� Unerwünschte Wirkungen auf Leber,<br />
Nieren, Magen und Knochenmark treten<br />
eher bei Nichtopioidanalgetika auf.<br />
� Atemdepression bei Überdosierung<br />
möglich oder in Kombination mit<br />
beruhigenden Medikamenten.
Begleiteffekte rechtzeitig<br />
behandeln!<br />
� Präparate die Übelkeit vorbeugen eine<br />
halbe Stunde vor Einnahme der Opiate<br />
schlucken<br />
� Verstopfung erfordert regelmäßig die<br />
Einnahme eines Laxans.<br />
� Begleiteffekte, wie Übelkeit, Müdigkeit,<br />
Juckreiz schwächen nach 14 Tagen ab.
Fahrtüchtigkeit, Bedienen von<br />
Maschinen<br />
� Besonders in der Anfangsphase ist eine<br />
Verringerung der Reaktionsfähigkeit möglich<br />
� Absolutes Fahrverbot gilt in der Einstellphase<br />
� <strong>Der</strong> Patient entscheidet schließlich selber, ob<br />
er wieder fahrtüchtig ist oder nicht.<br />
� Bei Unsicherheit ist ein Reaktionstestung <strong>im</strong><br />
Kuratorium für Verkehrssicherheit möglich.
Des Menschen Schwäche!<br />
Wer krank ist, wird zur Not sich<br />
fassen,<br />
Gilt`s dies und das zu<br />
unterlassen,<br />
Doch meistens zeigt er sich<br />
<strong>im</strong>mun,<br />
Heißt es, dagegen was zu tun.<br />
Er wählt den Weg meist, den<br />
bequemen,<br />
Was ein=statt zu<br />
unternehmen.<br />
(Eugen Roth)