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Braunschweigisches Jahrbuch 71.1990 - Digitale Bibliothek ...

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BRAUNSCHWEIGISCHES JAHRBUCH<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

GEDRUCKT MIT FÖRDERUNG DER<br />

NORDDEUTSCHEN LANDESBANK<br />

GIROZENTRALE<br />

HANNOVER-B RA UNSCHWEIG<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

B RAUNSCHWEIGISCHES<br />

JAHRBUCH<br />

IM AUITRAGE DES<br />

B RA UNSCHWEIGISCHEN G ESCHICHTSVEREINS<br />

HERAUSGEGEBEN VON<br />

GÜNTER SCHEEL<br />

Der ganzen Reihe<br />

BAND71<br />

1990<br />

Selbstverlag des Braunschweigischcn Geschichtsvereins<br />

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INHALT<br />

Die Städte Braunschweig und Wolfenbüttcl<br />

und das Gefecht bei Ölper am 13./14. 10. 1761<br />

von Benno von Knobelsdorff-Brenkenhoff, Bonn ................ 7<br />

J. J. Eschenhurgs Bemühungen um das deutsche Trauerspiel<br />

von Roger Pa u I i n, Camhridge .. . ............ 27<br />

Der Freihcitssehwärmer.<br />

Die Französische Revolution im Spiegel von Johann<br />

Arnold Eberts unveröffentlichten Briefschaften<br />

von Carsten Ze lIe, Siegen .................... 39<br />

Die Berufsstruktur der Stadt ßraunschwcig um 11570<br />

von Kerstin Matthee, Rraunschweig ...... . . ................... 55<br />

Lehrerinnen im Lande Braunschweig 1868-1933.<br />

Rerufschancen, Erwerhssituation und Lebenslagen "höherer Töchter"<br />

in einem Kleinstaat<br />

von ßirgit Pollmann, ßraunsehweig .............................. 101<br />

Kleinere Beiträge<br />

Der Schnitzaltar in Berklingen<br />

von lIermann 0 e rte I, Braunschweig<br />

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Wolfenbütlel- eine geplante Idealstadt der Renaissance?<br />

Kritische Bemerkungen zu zwei Aufsätzen von Krzystof Biskup<br />

.. 129<br />

von Wolfgang Kelsch, Wolfenbüttcl .............................. 139<br />

Eine unbekannte Quelle zu Lessings Möbelkäufell im Jahre 1777<br />

VOll Hans Schaper, Siekte-Apelnstedt ............................ 147<br />

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Zum Gedenken an Adolf Gauert<br />

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von Lutz Fe n s k e, Göttingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 153<br />

Bibliographie zur braunschweigischcn Landesgeschichte<br />

von Sibylle We i t kam p, Wolfenbüttel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 159<br />

Chronik des Braunschweigischen Geschichtsvereins<br />

vom Oktober 1989 - Oktober 1990 ................................ 211<br />

Verstorbene Mitglieder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 216<br />

ANSCHRIFTEN DER AUTOREN<br />

Dr. Lutz Fenske, Max-Planck-Institut für Geschichte, Postfach 2833, 3400 Göttingen<br />

Dr. Walfgang Kelsch, Rosenwall 13,3340 Wolfenbüttel<br />

Dr. Renno von Knobelsdorff-Brenkenhoff, Richard-Wagner-Str. 7, 5300 Bonn 1<br />

Kerstin Matthee, Ilcinrich-Heine-Straße 13,3300 Braunschweig<br />

Dr. Hermann Gertel, Kollwitzstr. 2,3300 Braunschweig<br />

Prof. Dr. Rager Paulin, University of Cambridge, Department of Gcrman, Sidgwick<br />

Avenue, Cambridge CB3 9DA<br />

Prof. Dr. Birgit Pallmann, Glogaustr. 17, 3300 Braunschweig<br />

lIans Schaper, Dip!. Psychologe, Kirchweg 2,3305 Sickte-Apelnstedt<br />

Sihylle Weitkamp, Nos. Staatsarchiv Wolfenhüttel, Forstweg 2,3340 Wolfenbüttc1<br />

Dr. Carsten Zelle, Am Lohgrahen 11, 5900 Siegen<br />

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Die Städte Braunschweig und Wolfcnbüttcl und das Gefecht<br />

bei Ölper am 13./14. 10. 1761 I)<br />

1. Zur Gesamtlage<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

Von<br />

Benno von Knobelsdorff-Brenkenhoff<br />

Feindseligkeiten wegen der Besitzungen in Nordamerika veranlaßten König Georg<br />

11. von England, der gleichzeitig Kurfürst von Hannover war, am 16. Januar 1756 mit Preußen<br />

einen Defensivvertrag zum Schutze Hannovers ahzuschließen. Damit standen Frankreich,<br />

Österreich und Rußland gegen England und Preußen.<br />

Österreich und Rußland schließen im Januar 1757 einen Angriffs- und Teilungsvertrag<br />

gegen England und Preußen. England gewährt Preußen Hilfsgelder. Während der Preußenkönig<br />

Friedrich 11. in Böhmen kämpft, dringen die Franzosen bis zur Weser vor und<br />

bedrohen die hannoverschen Lande. Gegen sie steht eine aIliierte Armee, gehildet von<br />

Kontingenten aus Hannover, Braunschweig, England, Hessen-Kassel, Gotha, Schaumburg-Lippe<br />

und einigen preußischen Truppen. Als ihr Führer, der Herzog von Cumberland,<br />

obwohl persönlich tapfer, in der Schlacht bei Ha s tcn beck am 26. Juli 1757 zu früh<br />

den Rückzug befiehlt und damit den Franzosen das Feld überlässt, zudem den Ze ve n e r<br />

Vertrag schließt, ist Hannover den Feinden freigegeben. Ein Umschwung tritt ein, als der<br />

verdiente I lerzog Ferdinand von Braunschweig 2), dem König Georg II. von Friedrich dem<br />

Großen vorgeschlagen, als neuer Oberkommandierender herbeieilt und der Zevener Vertrag<br />

verworfen wird. Unter Ferdinands Kommando beginnt nun eine kluge, bewegliche<br />

Kampfführung auf alliierter Seite mit stets unterlegenen Kräften gegen zwei französische<br />

Armeen 3 ).<br />

I) Überarbeitete Fassung des Vortrages mit Lichtbildern vor Schweizer und Bonner Wissenschaftlern<br />

in Wolfenbüttel am 2. Oktohcr 1988. der wegen Verhinderung des Verfassers durch Doktorand<br />

Thomas Lindner/Bonn dargeboten wurde.<br />

2) Ferdi nand, Herzog zu Braunschweig und Lünchurg, geh. 12. I. Inl in Wolfenbüttel, gest.<br />

3.7. 1792 in Braunschweig, Bruder des regierenden Herzogs Karl I.<br />

3) Zur politischen und militärischen Situation u. a. Detlef Alb e rs, Nordwestdeutschland als<br />

Kriegsschauplatz im Siehenjahrigen Krieg, (in: Niedersächs. Jb. f. Landesgeschichte 15, 1938, S. 142-<br />

181); Geschichte des Siehenjährigen Krieges". bearb. v. Offizieren d. Gr. Generalstabes,<br />

Bd. I bis 6, 2, Berlin 1834--47; Otto v. Hein e ma n n, Geschichte v. Braunschwcig u. Hannover, Hd.<br />

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7


Mehrmals, und das monatelang, hatten sich seit 1757 die beiden Festungsstädte Wo 1fenbüttd<br />

und Braunschwcig in französischer Haml befunden, konnten aber durch die Alliierten<br />

feindfrei gemacht werden. Niemals aber waren sie von den französischen Truppen<br />

so ernstlich und mit dem Ziel gegebenenfalls der völligen Vernichtung bedroht worden,<br />

wie dies im September/Oktober 1761 geschah.<br />

Braunschweig war Festungs-, Residenz- und Hauptstadt des Herzogtums, Wolfenbüttcl<br />

als Festungs- und ehemalige Residenzstadt sperrte den Weg vom Harz nach Braunschweig.<br />

Diese Gegebenheiten steigerten nicht nur die Begehrlichkeit des französischen<br />

Königs und der Armeeführer , sondern machten den Besitz beider Städte zu einer Prestigefrage<br />

für die französische wie auch für die Alliierte Seite.<br />

Die alten Heerstraßen bündelten sich - in ihrem Verlauf auch noch 1761 benutzt - in<br />

Braunsehweig und auch die Poststraßen 4 ) folgten im wesentlichen ihrem Verlauf. Sie sind<br />

auf den entsprechenden Karten akkurat gradlinig gezogen. In der "Geschichte des Siehenjährigen<br />

Krieges" ist über die damalige Beschaffenheit der Straßen folgendermaßen geurteilt<br />

worden:<br />

"Erwägt man aber, daß die Wege damals von jedem Wechsel der Witterung abhängig waren,<br />

daß der Boden fast auf dem gesamten Kriegs-Theater der alliierten Armee in Hessen und<br />

Westphalen durch jeden nur etwas anhaltenden Regen sehr erweicht wird, daß die Feldzüge<br />

öfter im Herbst und Frühjahr geführt wurden und die Fahrzeuge aller Art damals weniger<br />

beweglich und leicht eingerichtet waren als jetzt [IR36], so wird uns klar, daß die Armee schon<br />

aus diesem Grunde keinen langen Marsch machen konnte; die ganze Armee bewegte sich<br />

selten mehr als 2 Meilen täglich"5).<br />

Auf diesem Hintergrund werden die hohen Marschleistungen, insbesondere der Detachements<br />

mit besonderen Aufträgen, zu denen auch die Luckners 6 ) und des Prinzen Friedrieh<br />

August 7) gehören, um so bemerkenswerter.<br />

3, Gotha 1892, S. 272-2R5; PC = Poli t. Corresponde nz Fr. d. G r., Bd. 19-22, Berlin 1892-IR95;<br />

Reginald Sa vo ry, His Britannic Majcstys Army in Germany during the Seven Years War, Oxford<br />

1906; F. O. W. H. v. West phale n, Geschichte d. Feldzüge d. Herzogs Ferdinand v. Braunschw.-Lünehg.<br />

Nachgelassenes Manuskript d. Christian Heim. Edler v. Westphalen, und urkundl. Nachträge<br />

z. nachgel. Manuskr. 6 Bände, Berlin IR59-1872; Militarische Geschichte des Prinzen Friedrich Augusts<br />

von Braunschwcig-Lucnehurg, Oels 1797 (s. Exkurs). Vgl. außerdem: P. von Stüve n, Die Befreyung<br />

Braunschweigs dureh ... Friedrich August, Prinzen zu Braunschweig-Lünehurg, Braunschweig<br />

den 14. October 1761 und F. W. Dreißigmark, Das Andenken von Bcfreyung der Stadt<br />

Braunschweig, den 13. Oct. Anno 1761 in der Nacht, Braunschweig, den I. lan. 1762. Zur hist.-geogr.<br />

Situation d. engeren Raumes vgl. Geogr. Rundschau, 19. 3R, Heft S, Mai 1986.<br />

4) Post-Ch a rte der Chur Braunschweigischen und angrenz. Lande v. Fr. Wilh. Ohscn 1774,<br />

vcrmehrt 1777. Beilagc zu: Postgeschieht!. ßlättcr HannoverlBraunschweig 31979 und zu: Die Geschichte<br />

d. Stadt Rraunschweig in Karten, Plänen u. Ansichten, Braunschwcig 1981, BI. 39.<br />

5) Geschichtc des Siehenj. Krieges (s. oben Anm. 3),5. Teil, I. Abt. S. 48.<br />

6) Nikolaus v. Luckner (seit 1784 Graf), gch. i. d. Oherpfalz 12.1. 1722, gest. (guillotinicrt)<br />

Paris 3. 1. 1794, anfangs in hayer. u. holl., dann (seit 1757) in hannoverschen Diensten.<br />

7) Prinz Friedrich August. geh. 29.10.1740, gest. 8. 10. 1805, Sohn Herzog Karll. (s. unten<br />

Anm. 10), Gen. Major u. Chef eines [nf. Rgts., Neffe Herzog Ferdinands (s. obcn Anm. 2)<br />

8<br />

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ücke, erhielt Luckner Befehl, eiligst auf Hildesheim zu marschieren und nach den Umständen<br />

- wenn möglich, Wolfenbüttel zu entsetzen, oder<br />

- wenigstens die Garnison von Braunschweig zu verstärken.<br />

Nachdem C1ausen Wolfenbüttel eingeschlossen hatte, meldete dessen Verteidiger,<br />

Generalleutnant von Stammer, unter dem 24. September an Herzog Ferdinand: Um halb<br />

1 Uhr sei der junge französische Graf Bunak mit einem Trompeter vor das Harztor gekommen<br />

und habe die Aufforderung des Generals Clausen, Stadt und Festung Wolfenbüttel zu<br />

übergeben, überbracht. Dieser hahe 10 Bataillone, viel Cavallerie und Artillerie bei sich<br />

und werde bei Weigerung die Stadt bombardieren. Stammer berichtet weiter:<br />

"Ich hahe die Antwort so ahgefasst, wie es der Antrag merittirt, und nur kurz gesagt, dass,<br />

wenn der Herr General auch 20 Bataillons, 40 Escadrons und eine zahlreiche Artillerie hey<br />

sich führe, so würde ich dennoch meinen Eyd nicht vergessen, und meine Schuldigkeit als ein<br />

ehrlicher officier his an mein Ende wahrnehmen ... " 9)<br />

Diese Antwort, aber sicher auch die Tatsache, daß Clausen sein schweres und für eine<br />

Belagerung geeignetes Geschütz einige Zeit vorher an einen anderen Truppenteil hatte<br />

abgeben müssen, veranlaßte ihn, abzuziehen, womit die Gefahr für die Stadt - allerdings<br />

nur fürs erste - bchuben war, latcnt aber weitcr bcstand.<br />

Die von Wolfenbüttel in den Raum um Einbeek abgerückten Franzosen stellten dort<br />

ci ne bcdruhliche Konzcntration von Truppen dar. So mußte dcr Herzog umdisponieren,<br />

und es kam im Raum um Oldendorf zu lebhaften und beweglich gcführten Kämpfen Luckners<br />

mit den Franzosen, der mit seinen Truppenteilen in unaufhörlichen Märschen und<br />

Kampfhandlungen stark strapaziert wurde. Dabei braeh ein Kavallerie-Regiment Luckners<br />

auch in ein in der Quclle leider nicht näher bezeichnetes Schweizer Regiment ein und<br />

zersprengte es. Nach den Kämpfen marschierte Generalmajor v. Luckner mit dem Gros<br />

um Mitternacht des 9. auf den 10. Oktober 1761 vom Raum Hastenbeck ab und erreichte<br />

mit seiner durch die vielen vorhergegangenen Märsche und Kämpfe ermüdeten Truppe in<br />

einem Marsch von 7 Meilen in einem Tage Hannover. Zudem war das Wetter schlechter<br />

geworden; am 4. Oktober herrschte zum Beispiel starker Schneefall.<br />

Doch auch in Hannover war ihm keine Ruhe gegönnt, denn die Lage spitzte sich zu.<br />

Sogar der Braunschweiger Herzog Kari!. 10) schaltete sich aus Celle ein. Er schrieb an den<br />

die braunschweigischen Truppen führenden General von Mansberg, er solle Luckner und<br />

den Prinzen Friedrich August informieren und diese sollten das an den Herzog Ferdinand<br />

weitergeben, wie gcfährlich die Lage für Wolfenbüttel sei. wohin der Prinz Xavier 11) "mit<br />

einem schweren train Artillerie marschiere", um es einzuäschern.<br />

9) v. Westphalen (s. ohen Anm. 3). Bd. 5, S. 906.<br />

10) Karl I., Herzog v. Braunschweig-Wolfenbüttel, geb. 1. R. 1713, gest. 26. 3. 1780, Regierungsantritt<br />

1735. Verh. 2. 7. 1733 mit Philippine Charlotte, Tochter des preuß. Königs Friedr. Wilh.<br />

I. Karll. verlegte seine Residenz 1753 von WolfenhiIttcl nach Braunschwcig.<br />

11) Prinz Xavier (frz.) = Prinz Franz Xaverv. Sachsen, Grafv. d. Lausitz, geh. 25. 8.1730,<br />

gest. 21. 6. 1806. Sein Großvater war Friedr. August I. der Starke, Kurfürst v. Sachsen, König v. Polen.<br />

10<br />

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11


Tatsächlich wurde Wolfenbüttel eingeschlossen :2) (s. Abb. 2). Der "Plan der Belage­<br />

rung und Einnahme der Stadt und Vestung Wolfenbüttcl im Mon. Octob. 1761" zeigt den<br />

damaligen Festungsgrundriß der dreiteiligen, von Armen der Oker durchflossenen Stadt<br />

und Infanterie-, Kavallerie- sowie Artillerie-Stellungen der Belagerer. Wie aus der Erklä­<br />

rung am Kartenrand ersichtlich, war es cin "Königlich-französisches und combinirtes<br />

Sächsisches Corps von ohngcfehr 20.000 Mann unter Commando Sr. Königl. Hoheit d.<br />

Prinzen Xavier, wie solches d. 8 Oct vor Wolfenbüttel angekommen und selbiges umschlos­<br />

sen." Den großen Kreis der Einschließungen bildeten gemischte Detachements (in der<br />

Karte rundum mit "a" bezeichnet). Die Trancheen (Laufgräben vor einer belagerten Fe­<br />

stung) "b" wurden östlich von Wolfenbüttel eröffnet, bci ihnen wurdcn drei Batterien "c"<br />

errichtet, die am 9. und 10. Oktober die Stadt mit einem Hagel von teilweise glühend ge­<br />

machten Geschossen überschütten. Der General v. Stammer hatte nämlich eine Übergabe­<br />

forderung des Prinzen Xavier, Grafen v. d. Lausitz , am 9. Oktober wiederum abgelehnt.<br />

Doch er vermochte mit seiner geringen, unter 800 Mann starken, aus Rekruten und Invali­<br />

den bestehenden Garnison nicht einmal die Umfassung des Platzes mit dcn in schlechtem<br />

Zustand befindlichen Werken zu decken, geschweige denn zu verteidigen. Deshalb, und<br />

um der Bevölkerung weitere Leiden und Drangsalierungen zu ersparen, kapitulierte er<br />

und kam mit seinen Männern in Kriegsgefangenschaft. Am 11. Oktober besetzte der Graf<br />

v. d. Lausitz den Platz.<br />

Da nun der Weg nach Braunschweig frei war, ließ er den General Clausen auf dem<br />

linken Ufer der Oker gegen Braunsehweig vorgehen. Er selbst folgte ihm mit dem Gros am<br />

12. Oktober auf dem rechten Ufer.<br />

Davon weiß Herzog Fcrdinand noch nichts, als er aus Volkemissen am 10. Oktober<br />

morgens 9 V2 Uhr an Luckner schreiht:<br />

"Fw. Hochwohlgehoren müssen sofort auf ßraunschweig marschiren und Wolfenhüttel zu<br />

degagiren suchen. ")"<br />

Und am 11. Oktober morgens 2 Uhr:<br />

"lch schreihe an den Printz Fricdrich, daß Sie das Regiment von Mansherg aus Hanno\'cr<br />

an sieh ziehen können, der Iierr General hahen also zu Ihrer Expedition vorerst 8 Hataillons."<br />

Er hofft, ihm noch welche nachsenden zu können, Infanterie und Cavallerie, macht ihm<br />

verschiedene Vorschläge, wie bei unterschiedlicher Entwicklung der Lage gehandelt wer­<br />

dcn könne, und schließt:<br />

,.Könnten Sie nicht reussiren zu verhindern, daß der Feind Braunschweig angreift sondern<br />

sehcn sich gezwungen, sich von Braunschweig zu entfcrnen, so mü,sen Sie doch vorhcro 6<br />

Bataillons von der Infanterie, nämlich 4 Bataillons Hannoveraner und 2 Bataillons unter<br />

Commando des Printzen Fricdrieh in die Stadt Braunschweig werffcn, mit den 2 ührigen Bataillons<br />

und der Cavallerie aher repliiren Sie sich sodann auf Peina."<br />

12) Nieders. Staatsarchiv Wolfenhüttel (künftig STA. W.) Sign. K. 11370. (Handzeichnung,<br />

kol.)<br />

IJ) Die folgende Darstellung nach u. d. Zitate aus F. O. W. H. v. W estph ale n, Geschichte der<br />

Feldzüge ... (s. oben Anm. 3), hier Bd. 5, Urkundl. Nachträge zu d. naehgelass. Manuskript. S. 1002<br />

his I03H.<br />

12<br />

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Da das 7. und 8. Bataillon beim Anmarsch Richtung Braunschweig nicht zur Verfügung<br />

standen, hatten Luckner und Prinz Friedrich August nur sechs Bataillone an<br />

der Hand. Luckner meldet am 10. Oktober abends 8 Uhr, er sei in Hannover angelangt<br />

mit seiner Infanterie und Kavallerie, habe vom Ministerium gehört, daß der<br />

Feind mit 30.000 Mann seit dem 8. Oktober ßraunschwcig und Wolfenbüttel berenne<br />

und man vieles Schießen hörc; auch solle der Feind schon auf dem Weg nach<br />

Cdle streifen. Braunschwcig mit seinem Corps zu entsetzen. dazu fühle er sich .,incapable",<br />

allein "dcn Feind im Herumstreifen im Zaum zu halten und alle möglichen<br />

chicanen zu machen" werde er sein Möglichstes tun.<br />

Doch der Herzog antwortet aus seinem neuen Hauptquartier ßorlinghausen unter<br />

dem 11. Oktober abends 10 V4 ehr:<br />

"Wenn der feind auch 30 mille Mann hat, so kann er doch unmöglich Braunschweig und<br />

Wolfenhüttel auf einmal angreiffen, noch investircn [mi!.: einschliessen]. Ew. Hochwohlgeboren<br />

müssen also es gehe wie es wolle, bis Braunschweig marschiren, und, wenn Sie nichts<br />

anderes konnen, den Printz Fricdrich mit 6 Bataillons in die Stadt Braunschwcig werffen.<br />

Hierunter müssen Sie keinen Augenblick Zeit verlieren, und alles wagen, um diesen Succurs<br />

hereinzubringen; ich bin mit der Armee in voller Bewegung zum succurs zu kommen; allein<br />

es ist nothwendig, Braunschweig zu rcnforciren.<br />

PS. Ew. Hoch\\ohlgehoren communiciren diese ordre an des Printzen Friedrich Liebden. Ich<br />

bin etc ...<br />

Ferdinand".<br />

Hier also drängt der Herzog noch einmal und weist Luckners einschränkende Vorschläge<br />

ab. Immer noch hofft er, daß Wolfenbüttel sich halten könne. Aus Peine meldet Luckner<br />

am 11. Oktober um 7 Uhr abends, daß er nicht weiter als bis dorthin habe kommen können.<br />

Er wolle nun am 12. um 6 Uhr früh nach Abhensen marschieren, um 1 Uhr dort die Fuse<br />

überschreiten, weiter und über die Oker gehen. In der Nacht zum 13. wolle er vor Tagesanbruch,<br />

also im Schutze der Dunkelheit, die Besatzung mit General v. Imhof aus Braunschweig<br />

ausrücken lassen und gemeinschaftlich mit diesem und dem Prinzen Friedrich August<br />

einen Angriff auf den General Clausen verabreden. Luckner will diesen also in offener<br />

Feldschlacht schlagen. I Ierzog Ferdinand stimmt dem Plan zu.<br />

Ihn erreicht aber in Marienmünster am 13. Oktoher abends 7'/2 Uhr Luckners Bericht<br />

von seinem Rückmarsch von Abbensen auf Peine, da Wolfenbüttel am 10. abends kapituliert<br />

habe, Braunschweig von feindlichen Truppen umringt sei und alles sich dort auf ein<br />

Bombardement vorbereite. Er schreibt an Luckner:<br />

"Da Sie nicht prakticable finden, meine Ihnen so angelegentlich empfohlene ordre. 6 Bataillons<br />

in Braunschweig zu werffcn, zu executiren, so hoffe doch, dass Sie folgende 2 Punete<br />

in Erfüllung zu bringen, Mittel finden werden erstIich: den Commandanten von Braunschweig<br />

zu aventiren. dass unfehlbar sueeurs erfolgen solle, zweitens: die Position des Feindes vor<br />

Braunschweig aufs Genaucste zu recogniscircn ... "<br />

Diese Weisung ist also stark zurückgenommen und würde Luckner erlauben, vorsichtig zu<br />

taktieren. Aber der beweist wieder einmal sein Draufgängerturn, und Prinz Friedrich August<br />

steht ihm nicht nach. Nachdem der Generalleutnant v. Wangenheim auf die Bitte, sie<br />

zu unterstützen, zunächst ausweichend geantwortet hat, werden beide aktiv, was sich in<br />

mehreren Briefen an den Herzog niederschlägt.<br />

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13


Prinz Friedrich August schreibt aus Abbensen am 13. Oktober 9 Uhr früh, er werde,<br />

koste es was es wolle, heute Nacht in ßraunschweig eindringen und habe den General v.<br />

Imhof dort durch zwei Boten davon benachrichtigt. Den Schlag habe er mit dem General<br />

Luckner so besprochen, wie dieser in seinem Brief darlege, so daß sich Wiederholung erübrige.<br />

Er, der Prinz, werde dann mit der alten Garnison zusammen 10 Bataillone in Braunschweig<br />

haben und würde keinen Moment an Übergabe denken.<br />

Luckner berichtet zur gleichen Zeit vom selben Ort, daß er mit Sr. Durchlaucht dem<br />

Prinzen Friedrich und allen Generalen das Folgende regulirt und festgesetzt habe:<br />

,.Heute nachmittag [das ist der Nachmittag des 13. Oktober] 2 Uhr brechen alle 6 Bataillons<br />

und die 12 Eskadrons auf. Alle Equipage, Zelte, alles bleiht zurück. Das Corps marschirt 3<br />

Stunden [das sind etwa 15 km) macht halt, formiert sich; sobald es dunkel wird, so marschiren<br />

die 6 Bataillons ausscr [muß heißen: außerdem!] ein Detachement Husaren voraus, und zwar<br />

nach Oclper [hier tritt also erstmals der Name des Ortes auf]; die sechs Bataillons bcnebst<br />

Prinz Friedrich werde nach Braunschwcig absolute hinein suchen zu hringen, koste es was es<br />

wolle .....<br />

Sobald der Prinz in der Stadt sei, lasse dieser etliche Raketen steigen; er, Luckner, werde<br />

dann mit der Kavallerie wenden und sich noch in der Dunkelheit nach Peine ziehen.<br />

Der Herzog dankt beiden schriftlich für diesen mutigen Plan; unter den einen Brief<br />

notiert er: "Adorable Prince! Cest penser en honnete homme et en citoien!" Auf eine<br />

Unterstützung durch den General v. Wangenheim ist nicht zu rechnen. Seine Bataillone<br />

sind in Linden bei Ilannover mit so starken Marschverlusten angekommen, daß sie teilweise<br />

nicht einmal mehr 50 Mann haben. Der Herzog notiert: "Ces gens ne savent pas<br />

marcher; ni faire des mouvements prompts", etwas, was man von Luckners und Friedrichs<br />

Münnern keinesfalls sagen konnte; im Gegenteil, trotz der "gar betrüblichen Wege". Aus<br />

allgemein westlicher Richtung kommend, rückte auf ihnen das abgekämpfte, ermüdete<br />

gemischte alliierte Detachement heran, um vor dem Dorfe Ölper nach Süden einbiegend<br />

ßraunschweig zu erreichen.<br />

Wie Wolfcnbüttel im Süden den Weg aus dem Harz nach Braunschweig seit Jahrhunderten<br />

sperrte, so tat dies im Norden das Dorf Öl per, seit dem Mittelalter befestigt durch<br />

die von Westen herankommende, um das Dorf herumbiegende und an die Okerniederung<br />

Anschluß nehmende Landwehr 14), bestehend aus Erdwällen, Graben und zum Teil Palisaden,<br />

weshalb man die von ihr eingeschlossenen Ortschaften "eingepfählte" oder "Pfahldörfer"<br />

nannte.<br />

Die örtliche und die entstandene militärische Situation für den 13.114. Oktober 1761<br />

zeigt der Ausschnitt (s. Abo. 3) aus dem" PI a n de la I ev6e du sie ge de ß ru n svic par<br />

Son Altesse Monsieur le Prinee Frederic Auguste Duc de Brunsvic et de Lunebourg ... "I')<br />

Auf dem Kartenblatt ist unten ein Teil der Braunschweiger Festungswerke dargestellt, die<br />

davor liegenden Gärten sind schematisch skizziert. Die Oker hat in mehreren Armen die<br />

I") Hol wci n sehe ooSchuppenkartc" 1616. STA. W., Sign. K 7, ahgedr. in: Die Geschichte der<br />

Stadt ßraunschwcig ... (s. Anm. 4) BI. 15.<br />

1\) Stadtarchiv Braunschweig Sign. H XI 5/9. (abgebildet in: Die Geschichte ... BI. 34 (s. ohen<br />

Anm. 14). Der Plan ist von J. C. Hennemann gezeichnet.<br />

14<br />

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Stadt durchflossen und läuft dann, die Niederung oftmals überschwemmend, nach Norden,<br />

an Ölper vorbei in zwei Armen , wo sie eine Mühle am Nordostrand treibt. Sie wird in<br />

einigem Abstand auf dem westlich etwas erhöht liegenden Gelände von der Celler Heertraße<br />

begleitet, die wir uns als einen sandigen, mit Schlaglöchern versehenen Weg vor teIlen<br />

müssen. Ebenfalls außcrhalb des Kartenausschnittes liegen die mit dem Buchstaben<br />

,,0" gekennzeichneten Stellungen der schweren französischen Artillerie im Südo tcn relativ<br />

nahe an der Stadt. Aus ihncn hcraus sollte die Stadt mit glühenden Kugeln beschossen<br />

werden.<br />

Aus dem Waldgelände nördlich der Landwehr ist das Dctachement der Alliicrtcn gekommen.<br />

Die Kavallerie vcrhält in voller Stärke von 12 Eskadronen bei "N", geführt ist<br />

ie , wie wir wissen, von Luckner, der auch vier eigene Husaren-Eskadrons dabei hat. Aber<br />

in der am Kartcnrand in Französisch gedruckten "Explication" steht zu "N" lediglich:<br />

"Position de notre Cavallerie durant I' Action apres laquelle le Gen. Luckner la ramena ä<br />

Peine. Ellc ne perclit ricn n'ayant point eu cle part ill'affairc."<br />

Frei übersetzt:<br />

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"Stellung unserer Kavallerie während des Unternehmens, nach dessen Beendigung der General<br />

Luckncr sie nach Peine zurückführte. Sie verlor keincn einzigen Mann, da sie gar keinen<br />

Anteil an dem Gefccht hatte. "<br />

Abb. 3 Ausschnitt au dem "Plan c1e la Icvec du siege de Brunsvic."<br />

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Hervorgehoben wird dagegen die Infanterie unter dem Kommando des Prinzen. Sie ist mit<br />

den sechs Bataillonen vor die Südwestfront des Dorfes gerückt, hat dann - wenn wir der<br />

Karteneinzeichnung folgen - "links um" gemacht und das Dorf angegriffen, wobei das südlichste<br />

Rataillon, zum Regiment v. Rhöden gehörend, der hinter der Dorf-Landwehr in<br />

Stellung befindlichen französischen Infanterie in die Flanke kam. Dieser Eindruck wird<br />

bestätigt in der "Explication", wo es unter Eheißt:<br />

"Schlachtordnung, in der seine Iloheit Prinz Friedrich sich aufstellte um das Dorf Oelper<br />

anzugreifen ...<br />

Es folgt dann<br />

"F. Angriff, und Wegnahme des Dorfes. Man war gezwungen, durch Hopfengärten [mit<br />

ihren hohen Stangen und Drähten] zu gehen, einen sehr tiefen Graben zu durchschreiten, dcr<br />

sieh entlang des Randes der Front hinzog, und die Spanischen Reiter und Verdrahtungen zu<br />

durchbrechen, die man in die Dorfhecken eingeflochten hatte. Das Regiment v. Rhöden, das<br />

sich in den Graben stürzte, umging das Dorf."<br />

Zu "G" (Gegend des Ölper Turmes) ist vermerkt:<br />

"Batterien. Aber sie setzten nur eine Kanone ein, und die Batterien machten Stellungswechsel,<br />

als der Prinz das Dorf angriff, vor allem als sie feststellten, daß der Prinz kein Ge·<br />

schütz mit sich führte."<br />

Die französische Infanterie, 300 Mann stark, hält den Dorfrand besetzt, die ebenfalls 300<br />

Mann starke französische Kavallerie befindet sich - wohl als Einsatzreserve - in der Dorfmitte,<br />

Am Südende des Dorfes die<br />

"Steinhriicke, gut besetzt von französischen Truppen und durch beladene Mistwagen gesperrt,<br />

die aber der Feind verließ, als der Prinz erschien."<br />

Es heißt dann weiter in der "Explication", die französische Kavallerie und 100 Mann der<br />

Infanterie hätten sich über die Mühlenbrücke (hart nördlich des Dorfes) und die zu diesem<br />

Zweek trocken gemachte Oker (es handelte sich um den westlichen Arm, den sogenannten<br />

Mühlengraben) gerettet. Der Prinz hahe 250 Mann Infanterie, 11 Offiziere gefangen genommen<br />

und eine Vierpfünder-Kanone gewonnen. Alle übrigen Franzosen seien getötet<br />

worden mit Ausnahme jener, die sich retten konnten. Die sechs angreifenden Bataillone<br />

mit insgesamt etwa 1500 Mann hätten 150 Tote und Verwundete gehabt. Dem Prinzen sei<br />

es dann gelungen, mit den Bataillonen in die Stadt Braunschweig hineinzukommen. Daraufhin<br />

hätten sich alle französischen Truppenteile zurückgezogen und am 15. Oktoher auch<br />

Wolfenbüttel verlassen, das der Prinz mit einem Infanterie-Detachement seines Regiments<br />

unter dem Kommando des Majors Creutzburg besetzte.<br />

Zunäehst glaubt man, nun über das Geschehen bei Ölper genügend informiert zu sein.<br />

Bei näherer Betrachtung von Karte und Explication tauchen aher einige Fragen auf.<br />

Warum ließ man die Kavallerie untätig in einiger Entfernung vom Dorf halten und dann<br />

abrücken, ohne daß sie in das Gefecht eingriff? Hätte nicht ein Schein- oder Entlastungsangriff<br />

gegen die Nordseite des Dorfes den Infanterie-Bataillonen ihre Aufgabe erleichtert,<br />

die feindlichen Kräfte zersplittert? Ist es nicht - auch wenn man bedenkt, daß bei Nacht die<br />

Truppe zusammengehalten werden muß - recht primitiv, frontal gegen ein so stark verschanztes<br />

Dorf anzurennen? Einen Ansatz zu beweglicherem Verhalten zeigte allerdings<br />

das Regiment v. Rhöden, das ja dann auch die Verteidigung zum Zusammenbrechen<br />

brachte. Hätte man hier aber nicht großräumiger ansetzen müssen?<br />

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.....<br />

--..J<br />

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Abb.4 J. F. Weitsch , Nachtgefecht vor der ölperschen Landwehr am 13. Oktober 1761<br />

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Aufkommende Bedenken werden verstärkt, wenn man das Gemälde von Johann<br />

Friedrich Weitsch (1723-1803) (Ahb. 4) über das" Nach t ge fee h t vo r de r ö I pe rse h e n<br />

La n d weh r ami 3. 0 k t 0 her 1 76 1" 16) hetrachtet.<br />

Bei Mondschein und wolkenverhangenem Himmel befindet sich rechts der Ölper<br />

Turm, davor liegen feuerspeiend die vom Feind besetzten Wälle und verdrahteten I lecken,<br />

sich weiter auch nach links hinziehend, im Hintergrund Häuser und Kirehe des Dorfes. Die<br />

am Ölper Turm zur Straße vorgeschobene Kanone feuert auf galoppierende Reiter; nach<br />

ihrer Uniform zu schließen sind es Husaren. Wie passt dieses Bild eines damaligen Zeitgenossen,<br />

wo die mündlichen Überlieferungen und Augenzeugenberichte noch frisch waren,<br />

zu all dem, was uns die soeben besprochene Karte aussagt?<br />

Für unser Vorhaben, das Geschehen um Wolfenbüttel, Braunschwcig und Ölper anhand<br />

von zeitgenössischen kartographischen Quellen zu untersuchen, war es deshalb nötig,<br />

weitere Unterlagen heranzuziehen. Besonders ertragreich erwies sich eine gezeichnete<br />

handkolorierte Karte mit einer Legende und Erläuterungen in französischer und deutscher<br />

Sprache "Plan des ohnweit Braunsehweig innerhalb der Landwehre belegenen<br />

Dorfes Oe I perwie solches den l3 ,en Oetob' 1761 um Mitternacht von einem alliierten<br />

Corps unter Befehl seiner Durchlaucht des Prinzen Friederich von Braunschweig und<br />

in Begleitung des Herrn Gen-Lieutn. Luckner attaquirt und foreirt worden." 17) (Ahh. 5)<br />

Zwar wird auch hier in erster Linie der Prinz genannt, doch wird immerhin Luckner<br />

im Titel als der Begleitende erwähnt.<br />

Auf dem unteren Rande der Karte befindet sich links in französischer, rechts in deutscher<br />

Sprache folgendc Legende als Erläuterung zu den Buchstahen in dcr Kartc:<br />

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"a. b. c. Alte Retranchemcnt oder Landwehre welche von b bis c von den Franzosen verbessert<br />

worden [vor dem Nordende des Dorfes)<br />

d. Batterien, jede mit einer Canone besetzt [eine davon in Gegend Olper Turm, die<br />

andere in Gegend Südteil der alten Landwehr)<br />

e. Barriere an der Einfahrth dcs Dorfes wo die Feinde eincn tiefen Grabcn aufgeworfcn<br />

hatten<br />

f. g. Art eines Verhacks mit Hopfenstangen, gegen das Feld, die Landwehr noch mehr zu<br />

befestigen<br />

h. Stellung der französischen Infanterie hinter dem Tranchement, welche samt der Cavallerie<br />

etwa ROD Mann ausmachte<br />

i. Hauptstraße des Dorfes Oelper, wo die feindliche Cavallerie postirt war [es ist die<br />

durch das Dorf verlaufende Celler Heerstraße)<br />

k. Steinerne Brücke auf welcher sowohl Volk [französ. Soldaten) als aueh zwey mit<br />

Mist beladene Wagen gestanden, um damit die Straße nach Braunschweig zu sperren<br />

I. [oben rechts auf der Karte) Anmarsch der Alliierten zum Secours der Festung Braunschweig.<br />

welche in ehen derselben Nacht bombardieret und bestürmet werden sollte<br />

m. [oben rechts; der Buchstabe nicht auf der Karte) Stellung der Alliierten Cavallerie<br />

während der Atta


o. p. q. Attaquen der Alliierten Infanterie auf das Retranchement in welches sämtliche<br />

glücklich eingedrungen und wovon die mittlern die feind!. Canone dd erobert und<br />

die vom rechten Flügel das Redan erstiegen<br />

s. Lucknersehe Husaren so auf die Barriere stürmen und ins Dorf dringen<br />

t. Die Feinde ziehen sich theils über die Mühlen Brücke, theils durch den abgelassenen<br />

Ocker Fluß eilig zurüek<br />

u. [Buchstabe links auf dem, Weg von Braunschweig'] Marsch der Alliirten sechs Bataillons<br />

auf Braunschweig unter Befehl Seiner Durchlaucht des Prinzen Friederich<br />

nach dem diese Infanterie die steinerne Brücke k forciren müssen. Solche hatte die<br />

eroberte Ca none nebst 12 OberOfficirs und 272 Gemeine feindliche Kriegs Gefangene<br />

bey sich und langte morgens gegen 2 Uhr in Braunschweig glücklich an."<br />

Am oberen Rand der Karte befindet sich folgender Text:<br />

"Nachdem die Franzosen am lO"n October 1761 die Festung Wulfenbüttcl nach einem dreytägigen<br />

Bombardement mit Accord einbekommen, rückten selbige vollends vor die seit den<br />

8 1en Octbr. bereits berennete Festung Braunschweig, und fingen sogleich Tages darauf an vor<br />

dem Steinthore Batterien zum Bumbardement zu errichten. Es war auch die Nacht vom 13 len<br />

auf den 14 1en schon alles im Stande und sollte in selbiger Nacht die Stadt bombardiret und<br />

bestürmet werden, als der Seeours unter höchster AnführungSeiner Durch!. des Prinzen Friederich<br />

von Braunschweig in die Festung glücklich einrückte, da denn die Belagerer alle ihre<br />

Wercke und Posten wie auch eine ansehnliche Menge bereits glühender Kugeln verließen und<br />

sofort die Belagerung aufhoben, und noch selbigen Tages Wolfenbüttel verließen."<br />

Rechts am Ölper Holz haltend, sind nicht wie im "Plan de la levee ... " alle 12, sondern<br />

nur acht Eskadrons. Von ihnen aus geht eine Bewegungslinie zu ,,4 Esquadrons Luckner<br />

Husaren" die, aus einer Bereitstellung näher dem Dorf zu, einen Angriff auf die Dorfseite<br />

beim Ölper Turm durchführen und wegen des von den Franzosen als Hindernis quer über<br />

die Straße gezogenen tiefen Sperrgrabens vielleicht abgesessen in das Dorf eindringen. Mit<br />

Säbel und Pistole ausgerüstet, waren sie den französischen Infanteristen mit Gewehr und<br />

Bajonett etwa gleichwertig, doch gab es auch damals den kurzen Husarenkarabiner mit<br />

glattem LaufiR). Die Husaren werden sich, wie die Karte ausweist, bald zurückgezogen<br />

haben, vermutlich, nachdem die Infanterie eingebrochen war. Hier haben wir also den im<br />

ersten "Plan ... " mit "Explication" vermißten Entlastungs- oder Ablenkungsangriff! Die<br />

Erläuterung auf der Karte bestätigt das, indem sie vermerkt: "s. Lucknersche Husaren so<br />

auf die Barriere stürmen und ins Dorf eindringen."<br />

Was sagt nun dieser" Plan" über das Geschehen beim Prinzen Friedrich August und<br />

seiner Infanterie aus? Ganz ähnlich wie im "Plan de la levce ... " ist sie hier bataillonsweise<br />

vor der Nordwestfront des Dorfes eingezeichnet. Doch anders als dort, wo sie gradlinig<br />

verlaufen, kreuzen sich die Angriffsstreifen. So konnte niemals mit allen Bataillonen<br />

gleichzeitig angegriffen werden. Sie hätten sich gegenseitig gestört und wären heillos<br />

durcheinandergekommen. Ihr Einsatz muß also zeitlich gestaffelt vor sich gegangen sein.<br />

Ein flankierendes Eindringen in das Dorf ist zeichnerisch in letzter Karte im Gegensatz zur<br />

ersten nicht dargestellt. doch steht im Text, das rechte Baraillon habe das Redan (eine<br />

Feldschanze) erstiegen, ist also besonders hervorgehoben. In der Karte bezeichnen gestrichelte<br />

Linien das Ausweichen der französischen Kavallerie und der Reste ihrer Infanterie<br />

IR) Arnold Wi rtgen, Handfeuerwaffen und die preußische lleeresreform 1807 bis 1813. Herford<br />

(1988), S. 22 Anm. 18 und zugehörig. Text S. 20<br />

20<br />

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durch die schmalen Dorfgassen über die Mühlenbrücke und an drei Stellen durch den trokken<br />

gemachten Mühlengraben.<br />

Bei Betrachtung des "Plan de la levee ... " (Abb. 3) waren Bedenken aufgetreten, weil<br />

die dort eingezeichneten und erläuterten Kampfhandlungen teilweise nicht den damals üblichen<br />

taktischen Grundsätzen und Verfahrensweisen entsprechen. Aus dem "Plan des<br />

ohnweit Braunschweig ... belegenen Dorfes Oelper ... " (Abb. 5) ist dann auch ein anderer,<br />

taktisch einleuchtender Ablauf des Geschehens zu erkennen, der nun anhand der<br />

Quellen des Kriegs-Archivs des Herzogs Ferdinand und des Nachlasses seines geheimen<br />

Sekretärs Ch. Heinr. Philipp Edler v. Westphalen 19) zu überprüfen ist. Obwohl kein Militär,<br />

hat v. Westphalen de facto auch die Aufgaben eines Chefs des Stabes und persönlichen<br />

taktischen Beraters des Herzogs Ferdinand wahrgenomnmen in Bescheidenheit, Treue<br />

und Verehrung gegenüher dem Fürsten. Der erwiderte das - von einer einzigen kurzen<br />

Trühung des Verhältnisses abgesehen - durch achtungsvolle Behandlung und stützte sich<br />

bei seinen Entschlüssen auf Westphalens durchdachte Vorschläge. "Sind die Franzosen<br />

nun auf dem rechten oder dem linken Ufer? Ich verstehe es nicht. Expliciren Sie es mir,<br />

lieber Westphalen!" schreibt er einmal unter unklare Lagemeldungen seiner vorderen<br />

Truppenteile.<br />

3. Die tatsächlichen Vorgänge<br />

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Prinz Friedrich August meldet an Herzog Ferdinand aus Braunschweig am 14. Oktoher<br />

1761, er habe 300 Mann und 10 Offiziere als Gefangene und eine Kanone eingebracht,<br />

Luckner eine weitere Kanone und eine dem Prinzen unbekannte Anzahl Gefangener.<br />

Wäre er, Friedrich, nicht rechtzeitig nach Braunschweig gekommen, dann hätte die Stadt<br />

am 14. ein Bombardement erlitten. Luckner meldet verschiedentlich, so am 14. aus Peine,<br />

an den Herzog, daß sie beim Abmarsch eine Stunde (das wären etwa 5 km) vor Ölper vom<br />

Feinde entdeckt wurden. Dieser hahe "die Vorposten herein gejagt" (also zurückgeworfen).<br />

Eine kleine Unordnung unter dem Regiment Prinz Heinrich hätte zur Folge gehabt,<br />

daß die Leute ihren eigenen General Rotenburg erschossen. Da sein Corps vom 10. bis 13.<br />

neunzehn Meilen (etwa 140 km) gemacht hahe und das schlechte Wetter einfalle, erbäte<br />

er, um die sehr heruntergekommenen Pferde diestfähigzu halten, zusätzliche Haferrationen,<br />

die ihm gewährt werden.<br />

Am 25. Oktober 1761 sieht sich der Prinz wegen unzutreffender Gerüchte veranlaßt,<br />

erneut an den Herzog zu melden. Man behaupte, nur den Grenadieren (die zu Luckner<br />

gehörten) käme der Erfolg von Ölper zu; er müsse nun offen sprechen. Beim Anmarsch<br />

hätte sein 2. Bataillon die tete gehabt, die Grenadiere machten den Schluß. Entgegen seinen<br />

lebhaften Vorstellungen hahe man die Avantgarde der Infanterie nur wenige Schritte<br />

vorauf geschickt, davor 10 Husaren. Als diese die große Menge der Feinde sahen, zogen<br />

19) v. Wcstphalen (s. oben Anm. 3), Bd. 5, S. 1043-1047. Im Buchtitel zur Person von Christian<br />

Heinr. Philipp Edlerv. Westphalen aufgeführt:" ... weiland geh. SecretairSr. DurchI. d. Herzogs<br />

Ferd. v. Braunschw.-Lüneburg, Herzogl. Rraunschw. Landdrost, Dom Canonicus St. Rlasii in Braunschweig<br />

... Ritter des Kgl. Dän. Ordens vom Danebrog."<br />

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sie sich zurück (wie es der Prinz schonend ausdrückt) und brachten seine Avantgarde<br />

durcheinander, diese wiederum sein 2. Bataillon. Er habe in persönlichem Einsatz alles<br />

wieder nach vorn bringen können. Wie an den Verlusten abzulesen, habe sein 2. Bataillon<br />

dann die Hauptlast im Kampf getragen. Er hebt jedoch auch Rhödens Regiment hervor,<br />

"qui entra dans le flane gauche de I' ennnemi", das in die linke Flanke des Feindes einbrach.<br />

Sein eigenes Regiment habe die weitaus höchsten Verluste gehabt. Er habe dann den Major<br />

v. Adelsheim entsandt, um ein Bataillon der (am Schluß marschierenden) Grenadiere<br />

(Luckners) zu seiner C'nterstützung vorrücken zu lassen, und dies sei das einzige Bataillon<br />

gewesen, das etwas gelitten hätte. Die anderen hätten nicht mehr als 5 oder 6 Mann verloren.<br />

Sein Regiment habe sofort 15 Tote und 20 Verwundete eingebüßt, das von Rhöden 15<br />

Mann.<br />

Damit wird unsere Auffassung bestätigt, daß das Kreuzen der Angriffsstreifen sich<br />

während des Gefechts ergab. Man erkennt weiter, daß beide, Friedrich August und Luckner,<br />

um ihre Reputation nachträglich besorgt waren. Die beiden unterschiedlichen KartendarsteIlungen<br />

beweisen das ebenso wie die schriftlichen Beschwerden beider an den Herzog.<br />

Dieser ist dann in äußerst geschickter Weise jedem von ihnen in seinen Antwortbriefen<br />

gerecht geworden. Es wird auch deutlich, daß der "Plan de la levee ... " aus dem Umfeld<br />

des herzoglichen Prinzen stammt, wo man beflissen war, dessen Verdienste hervofLuhcbcn<br />

und sich nicht scheute, Luckner durch unrichtige Einzeichnungen und Angaben zurückzusetzen.<br />

Der andere "Plan des ohnweit Braunschweig ... belegenen Dorfes Oelper ... " aber<br />

schildert unvoreingenommen den Ablauf. Beide allerdings verschweigen die beim Anmarsch<br />

aufgetretene Verwirrung, da es ja speziell um Ölper ging.<br />

Von der starken Befestigung und infanteristisch-artilleristischen Besatzung des Dorfes<br />

sind Luckner und Friedrich August überrascht worden. Der Prinz schreibt selbst unter<br />

dem 14. Oktober aus Braunschweig, sie hätten bei Ölper nur mit einer Besatzung von 300<br />

Kavalleristen gerechnet. Es ist zu vermuten, daß man keine oder nur ungenügende infanteristische<br />

Aufklärung gegen das Dorf angesetzt hatte.<br />

Bei Erkennen des Irrtums, nämlich plötzlich angeschossen, hat der Prinz dann mit aufgepflanztem<br />

Bajonett angreifen lassen; wohl nicht nach Bereitstellung, wie es im "Plan de la<br />

levee ... " erscheint, sondern aus dem Marsch heraus, der die Infanterie so schnell wie<br />

möglich nach Braunsehweig hineinführen sollte.<br />

Über die Ereignisse bei und in Ölper berichtete als Zeit- und Augenzeuge der Pfarrer<br />

Johann Ludwig Paulmann in seinem Kirchenbuch 20 ). Durch seine Darstellung werden unsere<br />

Erkenntnisse bestätigt:<br />

" ... Es war des Nachts zwischen 11 und 12 Uhr, nemlich des Nachts vom 13. auf den 14.<br />

Ocl., als der heldenmütige Prinz Fridrich und der General Luckner, mit einigen Bataillons<br />

und einigen Escadrons auf die französischen Truppen in unserem verschanzten Dorfe losstießen<br />

... Die Kugeln regneten recht ... Es dauerte dieses Schießen ohngcfähr eine Stunde lang.<br />

Nach Verfließung derselben sehe ich die Mehrsten von der französischen Reuterei durch die<br />

Oker vor meinem Hause [dem an der Kirche zwischen der Dorfstraße und dem Mühlengraben<br />

gelegenen Pfarrhaus] vorbey setzen. Kaum waren einige Stunden verflossen, so kamen die<br />

Französischen Truppen durch die Oker wieder zurück ... " Viele von ihnen hätten noch Zeit<br />

20) Hans Lindemann, Ölper, die Geschichte eines Braunschweiger Pfahldorfes, Braunschweig<br />

1977, S. 133-135.<br />

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gehabt zu plündern; erst gegen 10 Uhr des 14. Oktober hätten sie das Dorf und später die<br />

Gegend von Braunschweig und sogar Wolfenbüttel verlassen. Die Gefallenen der braunschweigischen<br />

und hannäverschen Truppen seien in den Kohlgärten vor Ölper [hart westlich<br />

des heutigen Hirtenwegs] bestattet worden, die der fanzäsischen Seite in dem Graben hinter<br />

der Landwehr.<br />

Fragen wir abschließend, wie die Ereignisse von Ölper in den Gesamtzusammenhang des<br />

Sicbenjährigen Krieges auf dem westlichen Kriegsschauplatz einzuordnen sind.<br />

4. Ergebnisse<br />

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I'\iemals zuvor waren die Festungs- und Residenzstädte Braunschweig und Wolfenbüttel<br />

von den Franzosen so mit der Androhung völliger Vernichtung bedrängt worden wie im<br />

Oktober 1761. Die Lage war um so gefährlicher, als die französischen Kräfte zahlenmäßig<br />

weit überlegen und mit schwerer Artillerie ausgerüstet waren.<br />

Dem hatte Herzog Ferdinand, der selbst mit Truppen herbeieilte, die aber erst Tage<br />

später hätten anlangen können, nur ein aus zwölf Eskadrons unter Generalmajor v. Luckner<br />

und sechs zusammengezogenen Bataillonen Infanterie (zwei davon als Grenadierbataillone<br />

Luckner zugehörig) unter Prinz Friedrich August von Braunschwcig gebildetes<br />

Detachement entgegenstellen können, wenn man einmal von den schwachen Besatzungen<br />

der Festungsstädte absieht. Dieses Detachement soll Braunschweig freikämpfen, doch<br />

fühlt sich Luckner dazu außerstande, da er vom Ministerium in Hannover gehört hatte,<br />

Wolfenbüttel und Braunschweig seien schon seit Tagen berannt und beschossen. Er glaubt<br />

aber, dem Feind im Umherstreifen Abbruch tun zu können. Ferdinand besteht auf seinem<br />

Befehl, nimmt ihn aber zurück, als Luekner meldet, Wolfenbüttel habe am 10. Oktober<br />

1761 abends kapituliert und Braunschweig sei eingeschlossen und solle von den Franzosen<br />

bombardiert werden. Luckner soll deshalb nur noch rekognosziren. Ferdinands erster Befehl<br />

wirkt jedoch nach. Luckners Draufgängertum bricht durch, er und Prinz Friedrieh<br />

August erkennen, welche nachteiligen Folgen es hätte, wenn Braunschweig auch noch in<br />

französische Hände fiele.<br />

Beide beschließen den Kampfplan: Über Ölper mit der Infanterie unter Friedrich August<br />

nach Braunschweig hineinzugehen und zusammen mit der Besatzung die Stadt zu halten,<br />

während die Kavallerie Geleitschutz gibt. Man will vordringen, "koste es was es<br />

wolle".<br />

Vor Ölper stößt man auf erste Teile des Gegners. Ein dabei entstehendes Durcheinander<br />

bei der eigenen Vorhut und Infanterie wird schnell behoben, das stark befestigte und<br />

mit zwei Kanonen bestückte Dorf Ölper im Zusammenwirken von Infanterie und Teilen<br />

der Kavallerie gestürmt und die Infanterie geht nach Braunschweig hinein.<br />

Die Entscheidung für beide Festungsstädte fiel also vor Ölper. Dort waren örtlich die<br />

Alliierten an Kavallerie (die aber nur zum Teil eingesetzt wurde) und Infanterie überlegen,<br />

mußten aber gegen Feldbefestigungen, Verdrahtungen und Kanonen angreifen, noch dazu<br />

erheblich stärker ermüdet als die Verteidiger. Eigene Artillerie hätte wahrscheinlich die<br />

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Verluste vermindert. Das entschlossene und schnelle Heranmarschieren trotz Erschöpfung<br />

der Truppe, die Energie des Prinzcn Fricdrieh August und einiger Bataillone sowie<br />

Luckners und seiner eigenen vier Eskadrons Husaren schalteten das Widerstandsnest ÖIper<br />

aus und machten den Weg frei zur Verstärkung der alliierten Besatzung von Braunschweig.<br />

Dieser unerwartete Erfolg der Alliierten zusammen mit Meldungen vom Anmarsch<br />

des llerzogs Ferdinand mit seiner Armee müssen den Prinzen Xavier so überrascht haben,<br />

daß er die Belagerung und die Besehießungsvorbereitungen vor Braunschweig abbrach<br />

und dann auch Wulfcnbüttcl räumte. Im Ganzen gcsehen hat demnach eine Minderheit<br />

gegcnüber großer französischer Übermacht die Residenz- und Festungsstädte ßraunschweig<br />

und Wolfenbüttel für das herzogliche Haus gerettet, ihm und der Nachwelt die<br />

vielen Gebäude und die in ihnen befindlichen Kunstschätze erhalten, einschließlich des<br />

Bestandes der weltberühmten Wolfenbütteler <strong>Bibliothek</strong>. Gegen das braunschweigische<br />

Herzogshaus und dessen Besitz richtete sich ja der besondere Zorn des französischen Königs<br />

Ludwig XV. und seines Kriegsministers, des Herzogs von Choiseu(21). Dieser hatte<br />

dem Armeeführer Herzog von Broglio in bezug auf Braunschweig und Wolfenbüttel geschrieben:<br />

"Ihre Majestät rechnet fest damit, daß Sie diese Plätze ohne die geringste Mässigung behandein<br />

... es ist dies eine Gelegenheit, dem Prinzen das Mißfallen Ihrer Majestät zu beweisen."<br />

Broglio soll "die Zahlungen heftig eintreiben und alle überhaupt vorstellbaren Maßnahmen<br />

ergreifen, um alles, was diesem Prinzen gehört, wegzuführen oder es vollständig zu zerstören<br />

... "22)<br />

Demnach wäre al\cs Wertvolle geraubt oder vernichtet worden. Dies hat wesentlich der<br />

Sieg bei Ölper verhindert, und deshalb kommt ihm besondere kriegsgeschiehtliehe und<br />

kulturgeschichtliche Bedeutung zu.<br />

Der Sieg der Alliierten im Raum Braunschweig-Wulfcnbüttel leitete abcr aw;h die<br />

große Rückzugsbewegung der Armee mit du Muy und Soubise in die Winterquartiere westlich<br />

des Rheins ein. Der Herzog von Broglio Icgte sich mit seiner Armee nach Osten anschließend<br />

in den Raum Altenkirchen - Waldeck - Kassel. Herzog Ferdinand mit den alliierten<br />

Truppen behauptete sich mit seinen Winterquartieren in der Gegend Münster- Paderborn<br />

- Northeim - Osterode. Das ganze Gebiet nördlich davon mit Osnabrück - Hannover<br />

- Braunschweig und Wolfenbüttel blicb in seiner Hand. Der Schlüssel für die militärischen<br />

Aktionen dort hat, wie mehrfach in der Geschichte, bei Ölper gelegen 23), das den<br />

Zugang nach Braunschweig von Norden her sperrte, aber 1761 von den Alliierten aufgebrochen<br />

werden konnte.<br />

21) Etienne Francois Herzog v. Choiseul-Am boi se (1748), Marquis de Stainville, geb. 1719,<br />

gest. 1785, übernahm 1761 das Kriegsministerium persönlich. 1770 unter dem Einfluß der Dubarry<br />

gestürzt.<br />

22) Geschichte des Siebenjährigen Krieges (s. oben Anm. 3),5. Teil, 2. Abt. S. 838.<br />

23) Am 1. August 1809 versuchte Herzog Friedrich-Wilhelm von Braunschweig-Öls. geb. 9. 10.<br />

1771, geL 16.6.1815, Sohn Herzog Karl Wilhelm Ferdinandsim Gefecht bei Ölper mit seiner "Schwarzen<br />

Schar" zur rettenden Nordseeküste durchzubrechen. Erinnerungsmal auf der Höhe südsüdostwärts<br />

des Ortsteils Braunschwcig-Ölper.<br />

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5. Exkurs: "Militarische Geschichte des Primen Friedrich Augusts von Braunschweig-<br />

Lüneburg, Oels 1797"<br />

Verfasser dieses anonym erschienenen Buches,24) das mir nachträglich bekannt wurde,<br />

war Prinz Friedrich August selbst. Seine sehr detaillierte Darstellung des Gefechts bei ÖIper<br />

(S. 47-52) bestätigt im wesentlichen den bisher von uns aufgezeigten Ablauf des Geschehens<br />

beim Anmarsch auf das Dorf.<br />

Allerdings gelangten wir zu der Auffassung, der Prinz sei dan n mit seiner Infanterie<br />

unvermutet aus der Längsfront des Dorfes angeschossen worden und habe ein Bataillon<br />

ums andere zum Angriff angesetzt, woraus sich das Kreuzen der Gefechtsstreifen ergab.<br />

Friedrich August stellt es hingegen so dar, daß er erkannte, daß er das Dorf, das in der<br />

Gegend Ölper Turm stark verteidigt wurde, nicht durchschreiten könne. Er habe daraufhin<br />

den Angriff aus der Flanke (d. h. auf die Längsseite des Dorfes) in der Annahme geplant,<br />

im Dorf seien nur 300 Mann des Gegners. Erst Husaren von Luckner hätten ihn unterrichtet,<br />

daß .. das ganze Dorf voll Infanterie" stecke, und da sei auch schon deren Feuer losgegangen.<br />

Er sei mit der Infanterie bis an den Graben avanciert, "wo der Feind dahinter stand<br />

und die Hopfenstangen als eine Fraise und Pallisadirung gesetzt hatte". Das Bataillon von<br />

Rhoeden hätte zuerst "in dem Graben der unbevestigten Landwehre an den Orten, wo es<br />

immer trocken war, mit rechtsum die rechte Flanque decken" müssen, sei dann aber von<br />

ihm beordert worden, das Dorf im Rücken zu nehmen und durch eine Salve die Ausführung<br />

zu melden. Dabei sei die Brücke "im Rücken" genommen und die verteidigende Kompanie<br />

gefangengesetzt worden.<br />

Auf das Salven-Signal sei er, der Prinz - er hatte Schießen verboten und ließ mit dem<br />

Bajonett angreifen - nach Überwindung der Hindernisse durch den Graben in das Dorf<br />

Ölper eingedrungen.<br />

Es fällt auf, daß der von uns nachgewiesene A ng ri ff Luc k n ers mit seinen Husaren<br />

auf die Infanterie in verschanzter Stellung am Nordwestende des Dorfes beim Ölper Turm<br />

und die Wegnahme der dortigen Kanone in der Darstellung des Prinzen nicht erwähnt wird.<br />

Dies bestätigt unsere Annahme, daß sich Friedrich August den Ruhm des Tages allein<br />

zuschreiben wollte. Dem entspricht auch sein Hinweis auf die starke feindliche Besatzung<br />

in Ölper, die aus 1700 (!) Mann Schweizern (in französischen Diensten), 4 Grenadier-Kompanien,<br />

300 Dragonern, einer Eskadron von Schomberg und (nur) einer Kanone bestanden<br />

haben soll. Auch in dieser Aufstellung fehlt die durch Luekner eroberte Kanone.<br />

Die Ursache für die mißliche militärische Situation, in die Friedrich August mit seinen<br />

Soldaten vorübergehend vor Ölper geriet, sehen wir darin, daß die Regimentsartillerie, die<br />

bei der Erstürmung des Dorfes sicherlich helfend und eigene Verluste mindernd gewirkt<br />

hätte, weit zurückgelassen worden war (S. 48). Man wollte so schnell wie möglich marschieren<br />

und nahm nur schwachen Feind an. Jedoch ist nicht einzusehen, daß etwa zwei gut<br />

24) Da es nicht in den Buchhandel gelangte, sondern vom Prinzen lediglich an von ihm ausgewählte<br />

Personen verteilt wurde, ist es sehr selten. Der Herausgeber des J ahrbuehs macht mich freundlicherweise<br />

auf diese Publikation aufmerksam.<br />

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espannte Kanonen den Marsch wesentlich verlangsamt hätten. Die Mitgahe von einzelnen<br />

Geschützen war bei abgesetzten Detachements durchaus üblich.<br />

Die heutige Geländesituation des Dorfes Ölper<br />

(Stilnd: Summt!r 1988)<br />

1. Durch den Bau der Autobahn und ihrer Zubringer ab Mitte der70er Jahre hat sich die Geländesituation<br />

um Ölper extrem geändert.<br />

2. Die für die Kämpfe damals bestimmende Landwehr mit Wall und Graben ist bis auf einen Grabenrest<br />

vollständig verschwunden und nur noch am Verlauf von heutigen Straßen lind einer Straßenhezeichnung<br />

zu deuten.<br />

3. Die früheren Hopfengärten, die die Stangen zur Anlage von verdrahteten Hindernissen lieferten,<br />

sind nicht mehr da; das Gelände vor der früheren Landwehr weist Industrieanlagen auf.<br />

4. Die oft überschwemmten Oker-Wiesen sind durch Erdaushub für die Autobahn zu einem großen<br />

Erholungsgebiet der Stadt Braunschweig mit tiefem See geworden, der wegen seines steilen Uferabfalls<br />

gefährlich ist.<br />

5. Die für Wasserführung und Okerübergang damals auch taktisch so wichtige Mühle ist verschwunden,<br />

durch ein modernes Sperrwerk ersetzt und könnte nur noch im Bild gezeigt werden. Geländeform,<br />

Rest des alten Mühlenwehrs und Straßenbezeichnung erinnern an sie.<br />

6. Trotz allem erlaubt das noch in alter Weise, wenn auch asphaltiert, verlaufende Wege netz im Dorf<br />

eine Vorstellung von der damaligen Situation.<br />

7. Da der Neubau der Kircht! (durch einen Schinkel-Schült:r) gt!nau am Pliltz dt!r altt!n stdlt, ist t!ine<br />

Orientierung auch aus der Ferne möglich, soweit der Blick nicht durch die Zubringerbauten versperrt<br />

wird.<br />

8. Das Dorf versucht, bt!i Nt!ubauten die Stimmung des alten Ölper mit st:int!n Fachwt!rkhäusern wieder<br />

zu beleben.<br />

9. Die Dorllage von 1761 ist im heutigen Stadtplan erkennbar durch den Mühlengraben des Okerlaufs<br />

im Nordosten, die Dorfstraße in der Mitte, die Celler Heerstraße südwestlich davon und noch weiter<br />

nach Südwesten vorgeschoben den Hirtenweg etwa im Verlauf der früheren Landwehr, die ja nach<br />

Nordnordwesten um das Dorf ausbog; ebenso an der Lage von Kirche und Pfarrhaus sowie des<br />

Ölper Turmes.<br />

26<br />

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J. J. Eschenburgs Bemühungen um das deutsche Trauerspiel<br />

Von<br />

Roger Paulin<br />

"Ich habe den Herrn Leßing in Hamburg kennen gelernt: Er nahm mich viel beßer auf als<br />

ich vermuthcte. Er war unzufrieden mit der Kritik seiner Werke in den Unterhaltungen. Er<br />

kannte Dich, war aber gar nicht damit einig, daß Du französische Verse fürs Theater übersetzest.<br />

Er wuste, daß Du die Armide und Esthcr in den Unterhaltungen gemacht hättest. Daß<br />

Annette et Lubin in dem nächsten Stück deutsch erscheinen würde, wuste er, aber nicht<br />

durch wen. Er meinte es wäre uns doch gar nicht zu vergeben, wenn wir uns mit Kleinigkeiten<br />

fürs Theater beschäftigten, da wir im großen noch so wenig gutes hätten. Du müßtest selbst<br />

wagen meinte er, und ich, der ich Dich näher kenne, setze hinzu, Du muß es thun, und Du<br />

wirst gewiß dabei gewinnen. Von ihm bekommen wir bald eine neue Comödie, der Schlaftrunk,<br />

die schon gedruckt ist, aber vor der Aufführung nicht ausgegeben wird, Arabella, ein<br />

Trauerspiel, und die neue Matrone von Ephesus. Er hat verschiedene andre Sachen noch<br />

unter Händen, und darunter recht kühne Originalstücke, aber Verse hat er seit langer Zeit<br />

nicht mehr gemacht, und wird sich auch nicht um die bekümmern die er gemacht hat. Gerstenbergs<br />

erstes Trauerspiel ist der Graf Ugolino, nach der bekannten Erzählung des Dante. Leßing,<br />

der es gelesen hatte, machte überaus viel daraus. Klopstock, der wenigstens vier neue<br />

gemacht hat, giebt uns die künftige Meße Hermanns Schlacht mit Bardengesängen. Von den<br />

Bardengesängen laß ich einige, die micht entzückten. [ ... ) Ich betrachte die Unterhaltungen<br />

als etwa eins der englischen Magazine oder den Mercur, und deswegen freue ich mich, daß ein<br />

so nützliches Unternehmen nicht mit ein paar Bänden aufhören soll" I).<br />

Dieser Bricfauszug Heinrich Christian Boies an Eschenburg vom 16. Dezember 1767 wäre<br />

sicher in vielfacher Hinsicht aufschlußreich, wenn wir allen Hinweisen und Bezügen nachgehen<br />

würden; ich erwähne nur die wichtigsten: Lessing in seiner Stellung zwischen dem<br />

Laokoon, der Harn bu rgischen Drama t urgie und der noch nicht ausgeführten Emilia<br />

Galotti, beschäftigt mit dem Theater, aber auch mit den Beziehungen der Bühne zu den<br />

anderen Kunstformen, hier aber sichtlich ungehalten über eine jüngere Generation, die<br />

die dramatischen Konventionen und Muster, die seine Dramaturgie allemal befehden<br />

wollte, scheinbar bedenkenlos fortsetzen will; der Zustand des deutschen Dramas um 1767,<br />

wo der französische Geschmack, der bardisch-opernhafte Stil Klopstoeks und Gerstenbergs<br />

tentativer Shakespeareversueh eine friedliche Koexistenz führen; Heinrich Christian<br />

Boie selber, noch unschuldig jeglichen Hainbundenthusiasmus; die Hamburger U n te r-<br />

I) Heinrich Christian Boie an Eschenburg am 16. Dezember 1767 (Herzog August <strong>Bibliothek</strong><br />

Wolfenbüttcl, künftig: HAB: Cod. Guelf. 617 Novi). Teildruck bei D. V. He inem ann, Zur Erinnerung<br />

an G. E. Lessing, Leipzig 1890, Briefe und Aktenstücke, S. 93 f. Ebenfalls bei Heinrich Wall,<br />

Die Entwickelung der deutschen Dichtung im 18. Jahrhundert und die Männer des Braunschweiger<br />

Kreises. Diss. Freiburg 1925, S. 111. Der Herzog August <strong>Bibliothek</strong> meinen herzlichen Dank für die<br />

freundliche Erlaubnis, den Eschenburg-Nachlaß einzuschauen!<br />

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27


halt u n gen, die 1766-71 nach dem Muster der französischen E n t re t i e n s ein Forum für<br />

die norddeutschen Dichterkreise liefern und Französisches, Englisches, Altdeutsches, Ossianisches<br />

bringen, Singspiel, Kantate, Trauerspiel, Oden Klopstocks neben Metastasios<br />

geistlichen Libretti mit einer scheinbaren Wahllosigkeit drucken, Lessing loben, aber auch<br />

gelegentlich tadeln 2 ), ihm ein duhioses Kompliment zollen, indem sie ihn mit Christian<br />

Felix Weisse in einem Atemzug erwähnen, Cronegk "Germaniens Raeine" nennen) und<br />

es für nicht unwürdig halten, Gottscheds "Ehrengedächtnis" aus der Verdammnis zu retten<br />

4). Denn literarische Zeitschriften wie die Hamburger U n te rh alt u n ge n, Wielands<br />

Teutseher Merkur, Boies Deutsches Museum, Rambachs Berlinisches Archiv<br />

und wie sie sonst alle heißen, verzeichnen und registrieren viel genauer und viel getreuer<br />

die Prozesse des literarischen Wandels in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts - als<br />

Literaturhistoriker rede ich nicht von "Fortschritt" - als etwa die Li te ra t urbrie fe, die<br />

Hamburgisehe Dramaturgie, Von deutseher Art und Kunst, Die Horen und<br />

At h e n a e u m (obwohl diese keineswegs nur ,Avantgardistisches' bringen). Denn wir haben<br />

es hier nicht mit revolutionären Denkanstößen, vernichtender Kritik oder garehrgeiziger<br />

Überheblichkeit zu tun, sondern mit Koexistenz, Nebeneinander, Fortbestehen, fast<br />

unmerklicher Verschiebung oder Verlagerung des Akzents, mühelosen Übergängen von<br />

einem Stil zum anderen. Und mit einem solchen Prozeß verbinden wir immer den Namen<br />

Johann Joachim Eschenburgs 5 ).<br />

Zu den weniger bekannten Fakten der Literaturgeschichte gehört, daß Eschenburg<br />

der große Shakespearekenner und -übersetzer aueh die Armide des Franzosen Quinault<br />

und ein Stück Racines, Es/her, später auch Voltaires Zayre ins Deutsche ühertragen hat.<br />

Es gehört sicher zu seinem landläufigen Image - insofern er überhaupt eines hat, - daß er,<br />

der für die Romantikergeneration - August Wilhelm Schlegel, Tieck, Friedrich Heinrich<br />

von der Hagen - eine so bedeutende Vermittlerrolle spielt, dennoch in der Spätaufklärung<br />

immer rückblickend, hortend, konstatierend verfahren ist. Wir wissen zwar, daß Eschenhurg<br />

auf seine Shakespeare-Ühersetzung den allerhöchsten Wert legte und auf diesem Gehiet<br />

allein eine Leidenschaft und Reizharkeit gegen Andersdenkende an den Tag gelegt<br />

hat, die wir von ihm sonst kaum kennen, daß er von dieser Ühertragung mehr Anerkennung<br />

als bei seinen anderen Schriften erhofft hat. Aber Eschenburg der Beispielsammler ,<br />

der Pädagoge, der Literat und nicht zuletzt der Theaterliehhaher und Dramatiker zeigt<br />

auch sonst auf dem Gebiet des Dramas seine gewöhnliche Offenheit und Nachsicht: nieht<br />

- das möchte ich betonen - weil er an allen brauchharen und aufführbaren Theaterstücken<br />

aus welcher Tradition aueh immer interessiert ist. Derselbe Eschenhurg, der ein Jahr nach<br />

seiner Zayre-Cbertragung, also 1777, Götz von Berlichingen, Clavigo, den Hofmeister und<br />

2) Unterhaltungen, 4. Ru., 3. Stück, Hamhurg 1767, S. 815-20.<br />

3) ebd. 3. 8d., 3. Stück, S. 266.<br />

4) ebd. 5. 8d., 1. Stück, 1768, S. 63-65.<br />

5) Zu Eschenburg s. vor allem Fritz Me yen, Johann Joachim Eschenburg 1743-1820, Braunschweig<br />

19S7; Manfred Pi rseh e r, Johann Joachim Eschenburg: Ein Beitrag zur I.iteraturgeschichte<br />

und Wissenschaftsgeschichte des achtzehnten Jahrhunderts. Diss. Münster 1900. Zu Eschenburgs<br />

Stellung in seiner Zeit s. Roger Pa u I i n, Johann Joachim Eschenburg und die europäische Gclchrtenrcpuhlik<br />

am Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert. In: IASL 11, 19XO,S. sl-n.<br />

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Neuen Menoza, die Anmerkungen übers Theater und auch Klingcrs Erstlinge für die Allgemeine<br />

Deutsche <strong>Bibliothek</strong> rezensiert, will zwar auch erzieherisch vorgehen, aber gleichfalls<br />

auf die offenbaren Talente und Vorteile dieser aufkommenden Schule aufmerksam<br />

maehen('). Das ist letzten Endes auch der Sinn seiner Dramatischen <strong>Bibliothek</strong> von<br />

1793, die eine Art ,rcpublique des 1cttres' darstellen will, aus allen Richtungen und Traditionen<br />

schöpfend, von Gottsehed bis Götz, von Racines Iphigenie bis hin zur Iphigenie auf<br />

Tauris.<br />

Wir würden die deutsche Spätaufklärung eines Nicolai oder Eschenburg oder sogar<br />

eines Wieland sicher falsch darstellen, wenn wir in ihrer dramatischen Kritik nur Reaktion<br />

und Mißmut gegen die jüngere Generation sähen. Ihnen fehlte nämlich, was die Franzosen<br />

und Engländer längst hatten, ein etabliertes Theater. Lessing mochte der Anblick eines<br />

Voltaire, dcr dcn Applaus des Pariser Parterre entgegennahm, zwar zuwider sein; es war<br />

aber ein Rapport zum Puhlikum, der Lessing seihst selten oder nie zuteil wurde. F.r wußte,<br />

welchen schweren Stand der deutsche Dramatiker oder Regisseur in Berlin oder Hamhurg<br />

noch hatte, besonders wenn er das Publikum noch dazu gewissermaßen auf ein besseres<br />

Niveau hin erziehen und vor allem einheimisches Talent fördern wollte. Niculais Briefwechsel<br />

mit Eschenburg belegt sehr anschaulich, wie es ist, wenn man den Aufbau eines<br />

neuen deutschen Theaters in Berlin bewußt miterleht, wie nötig es ist, den Kontakt zum<br />

Publikum zu wahren und nicht immer eine jegliche neue Theaterlaune und dramatische<br />

Grille zu befriedigen. Auch Nicolai war sich klar bewußt, wie sehr das deutsche Theater in<br />

einer Erneuerungsphase steckte, wie viel vaterländische Kräfte noch zu leisten hätten.<br />

Aber Nicolai und Eschenburg - wenn ich sie hier verklammern darf - waren sich darüber<br />

einig, daß bei einem Theaterstück die Orientierung am Puhlikum, an dem Zuschauer nicht<br />

fehlen durfte. Für sie waren die ganz natürlichen Regeln dcr dramatischen Komposition,<br />

ja sogar Shakespeares Harmonie und Einfachheit, ein Teil der Gesamtwirkung eines Dramas<br />

auf dcn Hörer, und diese Wirkung war für sie entscheidend, ein sine qua non.<br />

Ich möchte hier zwei Faktoren oder Umstände heraushehen. Nicolai und Eschenhurg<br />

erlehen als Kritiker und Volkspädagogen den ersten Aufschwung des deutschen Nationaltheaters,<br />

den man mit Recht mit der Rezeption Shakespeares, Lessings, Goethes und Schillers<br />

assoziiert. Sie gehören aher einer Generation an, die andere Zustände gekannt hat<br />

oder- in Braunschweig - noch kannte: eine von der Oper beherrschten Bühne, den französischen<br />

Geschmack der Hoftheater, wo neben der Oper vorwiegend musikalische Dramenformen<br />

wie Kantate, Singspiel oder Oratorium dominierten. Sie waren in ihrem bürgerlichgeselligen<br />

Leben große Lichhaber von kleinen musikalischen Dramenformen oder Nebengattungen<br />

wie sie in Deutschland Schieheler oder Ramler verkörperten. Für Eschenhurgs<br />

Generation konnte also ein Drama wie Wie lands Alceste, das zwar hedeutende Zugeständnisse<br />

an alle Hauptrichtungen des Theatergeschmacks im 18. Jahrhundert erlauhte, aber<br />

ebenfalls die Forderungen nach Empfindung, Einheitlichkeit und Einfachheit einer neuen<br />

Antikerezeption bühnengerecht und zukunftweisend gelöst hatte, als neuer Ansatzpunkt<br />

gelten, nicht nur die etwas verwilderten Schauspiele nach bewußt englischem Muster.<br />

6) Allgemeine deutsche <strong>Bibliothek</strong>, Bd. 27, 2. Stück, Berlin und Stettin 1776, S. 361-87.<br />

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Mit der Erwähnung von Wielands bedeutender Jambendichtung wären wir erst einmal<br />

bei Eschenburg angelangt, der trotz der von mir eingangs hervorgehobenen Offenheit gegen<br />

Andersdenkende und -handelnde in seinen eigenen bescheidenen Dramenversuchen<br />

einige Stilrichtungen der klassizierenden Dichtung, nicht nur in Deutschland, veranschaulicht.<br />

Eschenburgs Dramen haben mit seinem angebeteten Shakespeare kaum etwas gemeinsam;<br />

sie verkörpern dagegen die andere Linie, die von den Franzosen ununterbrochen<br />

bis hin zu Goethe und Schiller verläuft und die wir eher mit Maffei und Alfieri, Voltaire<br />

und Crcbillon, Gluck, Wieland und Christian Felix Weisse verbinden, aus der ja auch zum<br />

Teil das Drama der deutschen Klassik erwachsen ist. Die Etappen von Eschenburgs Dramendichtung,<br />

die ich hier skizzieren will, verlaufen über seine ersten Übersetzungen aus<br />

dem Französischen, sein Ossian-Drama in Jamben, Comala. seine Jambenübertragung von<br />

Voltaires Zayre und schließlich bis hin zum Kurzdrama Scipio, umfassen also die zehn<br />

Jahre 1766 bis 1776.<br />

Es ist jedoch von vornherein nicht unproblematisch, Eschenburg einfach in die ständige<br />

Debatte um die antikisierende bzw. Jambendichtung in der zweiten Hälfte des 18.<br />

Jahrhunderts einzugliedern 7), schon deshalb, weil seine dramatischen Versuche scheinbar<br />

ohne Wirkung geblieben sind und einen experimentellen Charakter aufweisen, der auf ein<br />

konsequent durchdachtes Stilwollen kaum schließen läßt. Dazu kommt das Paradoxon,<br />

daß der Shakespeare-Übersetzer, der gelegentlich auf diesem Gebiet eine nicht geringe<br />

Kompetenz in der Jambenübertragung verrät (bestes Beispiel: Richard 1Il.), sich nur langsam<br />

von der Alexandrinerdichtung zu trennen scheint; daß ihm die sonderbare Ehre zukommt,<br />

gleichzeitig als Shakespeare- und Voltaireübersetzter aufzutreten; daß er einmal<br />

die Zustimmung Wiclands und die Genehmigung der Firma Orell, Füssli für seine Fortsetzung<br />

ihres früheren Shakespeare-Unternehmens einholt, aber gleichzeitig mit Musikverlegern<br />

über mögliche Texte für Gluck-Opern verhandelt. Es scheint fast, als ob Eschenburg<br />

erst einmal das für sich noch nachvollziehen muß, was Christian Felix Weisse in den 60er<br />

Jahren gelungen war: den Übergang vom französischen Alexandriner zum sog. "Rrittischen"R)<br />

Versmaß. Eschenburgs Racine- und Voltairebearbeitungen lassen sich dennoch<br />

aus klar dcfinierbaren Stilrichtungen des 18. Jahrhunderts erklären: während Quinaults<br />

Armide noch völlig dem höfischen Stil Ludwigs XIV. verpflichtet ist, verträgt sieh Racines<br />

Esther, eine religiöse Tragödie mit Chor, sehr gut mit dem Bestreben nach Einfachheit der<br />

Handlung, schlichter Herzensrührung und Gedrängtheit, das wir von Abhe Rrumoys The­<br />

[lire des Grecs (1730) über Voltaire und Gluck bis hin zu Wielands Alcesle von 1774 ver-<br />

7) Dazu s. Konrad B u rd ach, Schillers Chordrama und die Gehurt des tragischen Stils aus der<br />

Musik. In: Vorspiel. Gesammelte Schriften zur Geschichte des deutschen Geistes. 11: Goethe und sein<br />

Zeitalter. DVjs. Buchreihe 3, Halle 1926, S. 116-237; Hermann Bünemann, Elias Schlegel und<br />

Wieland als Bearbeiter antikcrTragödien. Studie zur Rezeption der Antike im IR. Jahrhundert, Form<br />

und Geist 3, Leipzig 1928; Pcter Ringcr, Gocthcs Blankvers. Entstchungs- und Entwicklungsgeschichte.<br />

Diss. Zürich 194R, Hamhurg-Bahrenfeld 1948; Lucie Sc h äd I e, Dcr frühe dcutsche ßlankvers<br />

unter hesonderer Berücksichtigung scincr Verwendung durch ehr. M. Wieland. Eine versstilistischc<br />

und literarhistorische Untersuchung, Göppinger Arbeiten zur Germanistik 43, Göppingen 1972.<br />

R) Nach Herder: Ueher die neuere Deutsche Litteratur. Erste Sammlung, 11, 5. Sämmtliche<br />

Werke hg. v. Hernhard Suphan, Hd. 2, Rerlin IR77, S. 36.<br />

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zeichnen können 9 ). Die Anwendung des "Brittischen Versmaßes" für Zayre (1776) dient<br />

etwa demselben Zweck: dem langausholenden, "zweischenkeligen" Alexandriner durch<br />

ein Versmaß entgegenzuwirken, das eher energisch, vorwärtsdrängend, handlungsfördernu,<br />

reflexionsabhold wirkt. Die Richtung von Lessings Kleonnis-Fragment über Kleists<br />

Cissides und Paches, Glcims Philotas-Bearbeitung 10), Weisses Crispus, über Wieland bis<br />

hin zu Goethes Voltaire- und Schillers Euripides- und Racinebearbeitungen dürfte in<br />

Eschenburg eine bescheidene Ergänzung finden. Aber Eschenburg der Opernfreund, der<br />

auch den Ehrgeiz hat, die Orpheus- und Alkestis-Stoffe 11) nach Gluck zu neuer Wirkung<br />

zu bringen und vielleicht auch von der Vorliebe des Braunschweiger Hofes für das Französische<br />

12) zu seinem eigenen Nutzen zu profitieren, weiß ebenfalls, daß das alte krause<br />

Handlungsgeflecht der Barockoper jetzt endgültig der Vergangenheit angehört und daß<br />

Schlichtheit der Ausführung erwünscht und angebracht ist.<br />

Feststellen können wir trotzdem, daß die E.Hher-Übertragung 13) von 1766, auf die sich<br />

Boies Bemerkungen über Lessing richten, eine erstaunliche sprachliche Kompetenz aufweist;<br />

oder, gerechter, historischer gesehen: wir erblicken in der Es/Izer-Version den ersten<br />

Bewds dessen, was Eschenburg in der Shakespeareübersetzung ein Jahrzehnt später in<br />

Reife und Souveränität entfaltet. Aber Alexandriner, die Lessing bereits in den 40er Jahren<br />

aufgegeben hat? Besitzt der Freund Eberts und Gleims den Mut noch nicht, sich an eine<br />

J amben-Version heranzuwagen? Oder - was eher zutreffen dürfte - schien ihm die Alexandrinerübertragung<br />

die einzig stilgemäße? Haftete vielleicht ohnehin der Jambendichtung<br />

immer noch eine gewisse Esoterik an (Wielands bahnbrechende Alceste liegt noch in der<br />

Zukunft, und seine frühere Lady Johanna Gray von 1749 war ohne direkte Nachfolge geblieben)?<br />

Ich meine, die Frage der Verstechnik ist hier nicht die entscheidende: Es/her,<br />

eines von Racines beiden geistlichen Schauspielen mit Chor kann man von vornherein der<br />

Gattung Oper zuweisen; es verträgt sich viel besser mit dem Bestreben des 18. Jahrhunderts<br />

nach einem sogenannten "griechischen" Muster als etwa Phedre oder Andromaque;<br />

es bietet keine übervölkerten Szenen und kein Handlungsbeiwerk wie die Barockoper; an<br />

die Stelle des nur Reflektiv-Sentenziösen treten chorische Gesänge biblischen Inhalts; man<br />

spürt deutlich die Nähe zu dem, was Gluck 1767 in seiner Alceste-Vorrede demonstrativ<br />

verlangte: "illinguaggio del cuore, le passion i forti, le situazioni interessanti" 14). Mit dem<br />

Chorisch-Opernhaften fangen Eschenburgs Dramenversuche an, und seine Übersetzung<br />

9) Vgl.bes. Bünemann,a.a.O.<br />

10) Vgl. Schädle a. a. 0., S. 53-107, 162-201.<br />

11) Vgl. Bruchstücke zu diesen Stoffen im Eschenburg-Nachlaß (HAB: eud. Guelf. 627 Novi).<br />

I:!) Vgl. allgemein Erich Rosendahl, Geschichte der Hoftheater in Hannover und Braunschweig,<br />

Niedersächsische Hausbücherei, Hannover 1927; Fritz Hartmann, Sechs Bücher BraunschweigischerTheater-Geschichte,<br />

Wolfenhüttel1905, bes. S. 210 ff.; Karl Steinacker, Abklang<br />

der Aufklärung und Widerhall der Romantik in Rraunschweig. Werkstücke aus Museum, Archiv und<br />

<strong>Bibliothek</strong> der Stadt Braunschweig 10, Braunschweig 1939, S. 17. Zur Geschichte der Braunschweiger<br />

Oper bis 1771 s. Gustav Friedrich Schmid t, Neue Beiträge zur Geschichte der Musik und des Theaters<br />

am Herzoglichen Hofe zu Braunschweig-Wolfenbüttel. Erste Folge, München 1929.<br />

13) Esther, ein Trauerspiel des ältern Racinc. In: Unterhaltungen, 3. Bd., 2. Stück, Hamhurg<br />

1767,S. 95-153.<br />

14) Zit. bei Alfred Einst ei n, Gluck. Sein Leben-seine Werke, Zürich-Stlltlgart 1954, S. 143.<br />

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31


von QuinauIts Armide, wenngleich konventioneller, schließt sich dieser Richtung an 15);<br />

später übersetzt er auch Händels Oratorium Judas Makkabiius I6 ), und, wie ich noch zu<br />

beweisen hoffe, finden seine Bemühungen auf dem Gebiet des Dramas in dieser dramatisch-musikalischen<br />

Sphäre ihren Ausklang.<br />

Die Augustnummer von 1769 der U n t e rh alt u n gen bringt aber etwas ganz Neues:<br />

den Schluß von Eschenburgs Drama Comala, eine freie Bearbeitung nach Ossian 17). Es ist<br />

m. W. der erste Versuch überhaupt in Deutschland, diesem Stoff, dem schon eine so große<br />

Begeisterungswcllc entgegengeschlagen war, eine direkte Bühnengestalt zu geben. Da<br />

wäre an Klopstocks wesensverwandte Hermannsschlacht zu denken, wo die lyrische und<br />

rhetorische Kraft der Sprache als gesinnungsstärkende Untermalung für eine große<br />

Heldentat fungiert, während dem heldischen Comala-Stoff ("A Dramatic Poem") von<br />

vornherein eine gewisse Dramatik innewohnt IX). Zwei Jahre vor Eschenburg hatte der<br />

Wiener Jesuit Denis diesen Ossi an-Gesang als "Singspiel" mit Arien und Chor übersetzt;<br />

und seine Autorität war keine geringere als die bedeutende Ossian-Bearbeitung des italieners<br />

Cesarotti aus dem Jahre 1763 19 ). Aber auch Herder , im Erscheinungsjahr von Eschenburgs<br />

Comala, hatte im ersten Kritischen Wäldchen die "erhabene HeIdenzärtlichkeit"<br />

des Comala-Gesangs den weicheren und sanfteren Empfindungen der Griechen<br />

gegenübergestellt 20). Und Eschenburg kannte ohne Zweifel die Schlüssclstelle, die Ossian<br />

neben Lowth und Blackwood in der Debatte über Poesie und Musik etwa seit 1760 einnahm,<br />

hatte er letzten Endes doch auch im Jahre 1769 John Browns Hauptwerk von 1763<br />

aus dem Englischen übersetzt 21 ), dem 1781 deutsche Versionen von Webbs und Burneys<br />

Werken ähnlichen Inhalts folgen sollten 22). Und ein anderer, weitaus kompetenterer, Dra­<br />

matiker als Eschenburg, der Italiener Alfieri - wiederum auf Cesarotti fußend - war etwa<br />

um diese Zeit dabei, den Ossian für mögliche dramatische Zwecke zu exzerpieren 23 ). Wir<br />

haben es hier mit einem interessanten Beispiel von der Einwirkung der romanischen Ossianrezeption<br />

auf die deutsche Dichtung zu tun, die wohl in diesem Fall Herdcrs an Bedeu­<br />

tung übertroffen haben mag.<br />

15) Armide, eine tragische Oper. Nach dem Französischen des Ouinault. In: Unterhallungen, 2.<br />

Bd., 4. Stück, Hamhurg 1766, S. 259-296. Zur Vorgeschichte dieser Oper s. Joseph G re go r, Kulturgeschichte<br />

der Oper. Ihre Verbindung mit dem Leben, den Werken des Geistes und der Politik, Wien<br />

1941, S. 92.<br />

16) Judas Makkahäus: ein musikalisches Gedicht. Nach Händelscher Musik, Braunschweig o. J.<br />

17) Unterhaltungen, 8. Bd., 2. Stück, Hamhurg 1769, S. 175-78.<br />

IX) Bei Ossi an steht schon der Untertitel "A Dramatic Poem".<br />

19) Die Gedichte Ossians eines allen celtischen Dichters, aus dem Englischen übersetzt von<br />

M. Denis, aus der G. J., Wien 1768-9, Bd. 1, S. 131-152.<br />

20) Herder, 1. Kritisches Wäldchen. Sämmtliche Werke, Bd. 3, 1878, S. 28 f.<br />

21) Dr. Brown's Betrachtungen über die Poesie und Musik, nach ihrem Ursprunge, ihrer Vereinigung,<br />

Gewalt, Wachsthum, Trennung und Verderbniß. Aus dem Englischen ühersetzt von Johann<br />

Joachim Eschenhurg, Leipzig 1769.<br />

22) Daniel Webb's Betrachtung über die Verwandschaft der Poesie und Musik [ ... ) Aus dem<br />

Englischen übersetzt von Johann Joachim Eschenburg, Leipzig 1771. Dr. Kar! Burney's Abhandlung<br />

über die Musik der Alten. Aus dem Englischen übersetzt [ ... ) von Johann Joachim Eschenburg,<br />

Leipzig 1781.<br />

23) Estratti d'Ossian perla tragica (1775). Opere di Vittorio Alficri da Asti, Bd. 21, (=Estratti<br />

Bd. 1) hg. v. Piero Camporesi, Asti 1969, S. 101-109.<br />

32<br />

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Comala zerfallt bei Eschenburg als dramatische Dichtung in zwei Teile: die eigentliche<br />

Haupthandlung mit Comala, die bangen Herzens Fingals Rückkehr aus der Schlacht erwartet,<br />

während sein Rivale Hidallan ihr falsche Nachricht von dessen Tode zuflüstert 2 -1), und<br />

einen Schlußteil eigener Erfindung, mit Rezitativ und Arien im Stil Metastasios, von Fleischers<br />

Musik begleitet 25). Denn Comala, aus Anlaß einer fürstlichen Geburtstagsfeier gedichtet,<br />

ist sozusagen Ossi an für den Hof: das Empfindsame und das Höfische vertragen<br />

sich manchmal bestens. Die Haupthandlung, die Tugend und fürstliche Großmut darstellt,<br />

mündet zwanglos in eine Verherrlichung des regierenden Hauses, für die im Jahre 1769 der<br />

Wiener Barockstil Metastasios noch angemessen erscheint. Mit diesem Stück Eschenburgs<br />

tritt bezeichnenderweise die Ackermannsche Truppe zum ersten Mal in Braunschweig auf;<br />

es sind nachweislich die ersten Blankverse, die auf einer Braunschwcigcr Bühne, über zehn<br />

Jahre vor Nalhan, gesprochen werden 26) , und man kann sich kaum des Eindrucks erwehren,<br />

als wollte sich die Ackermannsche Gesellschaft, die ja immerhin in den folgenden<br />

Wochen ein viel weiteres Repertoire an deutschen und ausländischen Stücken darbot, die<br />

Gnade des Hofes erst einmal sichern. Man wünschte etwas mehr über die Braunschweiger<br />

Aufführung von Edward Youngs Die Rache zu wissen, für die wohl 1770 Eschenburg den<br />

Epilog geliefert hatte 27); aber dieses Blankversdrama, das man ohnehin kaum zu den bahnbrechenden<br />

des 18. Jahrhunderts rechnen wird, existierte in deutscher Fassung nur in<br />

Prosa, und der Epilog dürfte einen ähnlichen Charakter wie Comala besessen haben.<br />

Eschenburgs gesellschaftliche Stellung ist schon viel sicherer, als er 1776 seine<br />

Jambenübertragung von Voltaires Zayre veröffentlicht 2R). Er hat eine Verherrlichung des<br />

Hofes in der Weise von Comala nicht mehr nötig. Ob es eine Bühnenaufführung dieses<br />

Stückes gegeben hat, habe ich nicht in Erfahrung bringen können. Aus dcn zuverlässigsten<br />

Berichten über das Theater in Braunschweig aus dieser Zeit geht aber hervor, daß man<br />

Carl Wilhelm Ferdinands Abneigung gegen jeglichen unnötigen Theaterprunk 29) und auch<br />

seiner Vorliebe für das Französische behutsam entgegenkommen will. l"och 1793 kann der<br />

Französischlchrer am Collegium Carolinum, Boutmy, ein französisches Alexandrint:rdrama,<br />

Vitellie, in ,Brunsvic' veröffentlichen 30). Mit der Ausnahme der berühmten - und<br />

für Lessing peinlichen - Erstaufführung von Emilia Galotli unter Döbbelin spielt man außer<br />

Christian Felix Weisse und einigen Komödien von Geliert und Lessing lieber Franzosen,<br />

Voltaires Oedipe zum Beispiel oder das ungefährliche Stück von Beaumarchais, Eu-<br />

24) Comala ein dramatisches Gedicht dem Geburtsfeste der Durchlauchtigstcn Erbprinzeßin<br />

von Braunschweig Königl. Hoheit unterthänigst gewidmet. Vorgestellt von der Ackermannischen Gesellschaft<br />

den 12. August 1769 (Exemplar in der Niedersächsischen Landesbibliothek Hannover). 2<br />

BI. Ms. im Nachlaß (HAB Cod. Guelf 627 Novi).<br />

25) Unterhaltungen, a. a. 0., S. 174 f.<br />

26) Fritz Hart man n, Sechs Bucher Braunschweigischer Theater-Geschichte, S. 201.<br />

27) ebd., S. 203. Vgl. Ein Brief über das Braunschweigische Theater. In: Deutsche <strong>Bibliothek</strong><br />

der schönen Wissenschaften, 17. Stück, Halle 1770, S. 395-311.<br />

21


genie. Man wird in den späten HOer Jahren zwar Schillers Jugenddramen spielen, aber das<br />

liegt noch weit in der Zukunft 3!).<br />

Eschenburg ist 1776 anscheinend doch erst einmal im Zweifel, ob er tatsächlich Voltaire<br />

in Jamben übertragen soll. Zunächst schreibt er in Alexandrinern einen Entwurf der<br />

beiden wichtigsten Erkennungsszenen des Dramas im zweiten Akt 32 ); aus dieser Anagnorisis<br />

geht nämlich der ganze Konflikt zwischen Elternliebe, Religion und persönlicher Liebesneigung<br />

hervor. Diese wenigen Blätter im Nachlaß versprechen aber nichts Gutes für<br />

den weiteren Verlauf der Übertragung. Sie sind kompetent, sie messen Vers ungefähr gegen<br />

Vers, sind aber eher korrekt als beschwingt. Mochte zwar Herder 1768 geäußert haben,<br />

das "Brittische Sylbenmaaß" sei schwerer auszuführen als der Alexandriner 33 ), oder im<br />

selben Jahr die Übersetzer von Youngs Trauerspielen dem "freyen brittischen Verse"<br />

"kein sonderliches Glück in Deutschland"34) bescheiden: Eschenburgs französische Verse<br />

werden dennoch in "brittische" umgegossen - und mit ästhetischem Erfolg. Kein Geringerer<br />

als Goethe spricht seine Anerkennung aus 35 ). Die Zayre ist lesbar, straff, dramatisch,<br />

sprachlich kühler als das Original. Die Sprache des sentimentalen Empfindens, die bei Voltaire<br />

noch nachwirkt, weicht einer gewissen Härte und Distanz: unwillkürlich denkt man<br />

an Schillers Jamben; nicht etwa an Wielands, noch herzrührend und empfindsam-lyrisch,<br />

und sicher nicht an Shakespeare. Es gehört gewiß zur erstaunlichen Vielseitigkeit Eschenburgs,<br />

daß ihm -ein Jahr nach Erscheinen seines jambischen Sommernachtstraums und bei<br />

der Arbeit an seiner 1777 erschienenen metrischen Übertragung von Richard 111. - in der<br />

Zayre ein völlig anderer Jambenstil gelingt, der mit dem großen englischen Muster nur<br />

noch das Versmaß gemeinsam hat. Oder, historischer gesehen: Eschenburgs Zayre ist stilistisch<br />

der englischen Jambenbearbeitung von Zayre näher, die Aaron Hili 1736 unter dem<br />

Titel The Tragedy of Zara veröffentlicht. Das "Brittische Sylbenmaaß" soll uns nämlich<br />

nicht darüber hinwegtäuschen, daß auch die Engländer im 18. Jahrhundert dieselben beliebten<br />

klassischen Stoffe bearbeitet haben, wie die Franzosen, Italiener und Deutschen,<br />

ja Addisons eato und Thomsons Agamemnon sind Unterrichtstexte in Collegium Carolinum<br />

unter Eberts Anleitung.<br />

Gibt es - wie Friedrich Senglc eindeutig nachgewiesen hat J6 ) - die direkte Linie von<br />

Wiclands Alceste zu Goethes lphigenie, so gibt es ebenfalls - Goethe ist unser Zeuge 37) -<br />

auch einen Beziehungsbogen von Esehenburgs Voltaire zur reifen Versdichtung Schillers.<br />

Wie das Beispiel Wieland veranschaulicht, schließt eine intensive Beschäftigung mit<br />

Shakespeares Sprachstil eine Koexistenz mit strafferen Dramenstilen - wie etwa in Lady<br />

31) Vgl. Hartmann, a. a. 0., S. 190-244.<br />

32) HAB: Cod. Guelf 627 Novi.<br />

33) Herder, Sämmtliche Werke, Bd. 2, S. 36.<br />

34) D. Eduard Youngs Trauerspiele [ ... 1 Aus dem Englischen übersetzt. Neue Auflage, Leipzig<br />

1767, Vorbericht S. [vI.<br />

35) Goethe, Einige Szenen aus Mahomct nach Voltaire (1800). Artemis-Aufgabe, Bd. 14, Zürich<br />

1950, S. 60.<br />

3h) Fricdrich Se ngle, Wieland und Goethe. In: Arbeiten zur deutschen Literatur, Stuttgart<br />

1965, S. 24-45.<br />

37) Gocthe, a. a. O.<br />

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Johanna Gray und Alceste - keineswegs aus. Zwar gelingt es dem weniger kreativen<br />

Eschenburg nie, wic Schiller einen eigenen Dramenstil zu schaffen, der aus englischen und<br />

französischen Stilformen gleichzeitig schöpft; eine Gemeinsamkeit mit Schiller bleibt dennoch<br />

bestehen, und zwar eine, die ich jedenfalls sehr aufschlußreich finde: mit Schillersund<br />

auch Goethcs - Übertragungen aus dem Französischen. Diese werden natürlich gewöhnlich<br />

von der Forschung als Zugeständnis an den Weimarer] lof angesehen und oftich<br />

meine zu Unrecht - als solches abgetan. Von Schillers Phädra wird - dieses Mal mit<br />

Recht - behauptet, daß er die feinen Nuancen in den Standesunterschieden der Haupthandclnden<br />

gewaltsam zerstört, daß er eine Dringlichkeit, eine Urgenz an den Tag legt, die der<br />

feinen Abgemessenheit und Abgewogenheit von Racincs Redeweise zuwiderläuft 3R). Dasselbe<br />

tut auch Eschenburg, indem er Verse zusammenrafft, Beiwörter ausspart, die Doppelstruktur<br />

des Alexandriners bricht. Ein Beispiel:<br />

(Voltaire)<br />

CHATILLON<br />

C'est ici le palais qu'ont bäti nos Ayeux,<br />

Du fils de Noradin, c'est le sejour profane.<br />

ZAYRE<br />

Le Maltre ces lieux, le puissant Orosmane<br />

Sait connoitre, Seigneur, & cherir la vertu,<br />

Ce genereux Franr;ois qui vous est inconnu [ ... )39)<br />

(Eschen burg)<br />

Sieht schon mein Auge ...<br />

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(LUSIGNAN)<br />

CHATILLON<br />

Hier war deiner Väter<br />

Pallast; und nun ist es der Aufenthalt<br />

Des Sultans.<br />

ZAYRE<br />

Er, der diesen Ort bewohnt,<br />

Kennt und verehrt die Tugend ... Dieser Jüngling, [ ... ]40)<br />

3H) Karl August Olt, Die Rede als dramatische Handlung. Racincs "Phedre" in der Übersetzung<br />

Schillers. In: Formenwandel. Festschrift zum 65. Geburtstag von Paul Böckmann. Hg. v. Walter<br />

Müller-Seidclu. Wolfgang Preisendanz, Hamburg 1964, S. 319-350.<br />

39) Vol lai re, Zayre, Amsterdam 1733, S. 31.<br />

4{1) Zayre [ ... ], Neue Uebersetzung, S. 34.<br />

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35


Für Eschenburg erweist sich der Zeilensprung, der auch nicht gegen die Regeln des<br />

Alexandriners verstößt, als ein Mittel zur Förderung des Gesprächs, der direkten Mitteilung;<br />

die Nuancen von "sait connoitre" ,,& cherir", und die Epitheta "puissant" und "genereux"<br />

sind weggefallen; "Du fils de Noradin ... le sejour profane" wird knapp und etwas<br />

gefühllos (denn er ist der Geliebte von Zayre) - aber direkt - zum "Aufenthalt des Sultans",<br />

und diese Mitteilung, ob bei Voltaire geschmückt und zweiteilig oder bei Eschenburg markig,<br />

ist die entscheidende für den aus jahrzehntelanger Haft befreiten Ritter Lusignan, der<br />

gerade hier seine verloren geglaubten Kinder wiederfinden soll. Bei Eschenburgs Jamben<br />

wird man merken, daß er - wie auch später Schiller in Phädra - männliche und weibliche<br />

Endungen nach Sinn und Gefühl anwendet 41 ), dem Versmaß seine Rechte zubilligt und<br />

nicht versucht, wie etwa später Friedrich Stolbergs Theseus den Blankvers einem fremden<br />

Modell, dem griechischen Trimeter, anzugleichen.<br />

Man wird auch - das sei hier nur beiläufig erwähnt - bei Zayre an die Handlungsstruktur<br />

von Lessings Nathan erinnert, - der gewiß solchen Stoffen wie Voltaires Mahomet oder<br />

Zayre mehr verpflichtet war, als er zugeben wollte. Wir werden unseren Vergleich mit<br />

Schiller jedoch etwas einschränken müssen, denn Raeine und Voltaire sind keine ebenbürtigen<br />

Vergleichspartner. Aber mir scheint, Eschenburgs Name sei in diesem weiteren Zusammenhang<br />

erwähnenswert und die Beziehung sei keine sinnlose 42 ).<br />

Ein Zusammenhang mit Wieland dem Dichter von Alceste und dem Shakespeare­<br />

Übersetzer, darf nicht unerwähnt bleiben. Denn auch eine Zayre in Blankversen dürfte die<br />

Forderungen nach "semplicita" und "naturalezza" befriedigen 43 ), die wir aus Glucks Vorrede<br />

zu seiner Alceste kennen und in Wielands Drama und Merkur-Briefen wiederfinden.<br />

Gleichzeitig gewinnt Eschenburg in dieser Jambenfassung eines französischen Dramas etwas<br />

von der Vollendung dessen, was Wicland erst halb gelungen war: die Kongruenz von<br />

Original und Nachdichtung, die Möglichkeit einer eigenen Verskunst in der Übertragung<br />

eines Größeren. Eschenburgs Übersetzungen der jambischen Bruchstücke von<br />

Shakespearezitaten bei anderen englischen Schriftstellern, ihre eckige Schlichtheit, aber<br />

bei alledem ihre herbe Großartigkeit, zeigen deutlich das, wozu er auf diesem Gebiet gelegentlich<br />

fähig war.<br />

Von dem Shakespeare-Übersetzer Eschenburg merk t man aber wenig in seinem Kurzdrama<br />

Scipio, ein dramatisches Gedicht, das er ebenfalls 1776 in Boies Oe u t sc hes M use<br />

um einrückt 44 ). Wir haben es hier wiederum mit einem vertrauten Stoff zu tun, der uns<br />

im 17. und IR. Jahrhundert in vielfacher Gestalt begegnet, vor allem in der Oper (bekanntestes<br />

Beispiel: Händel). Wenn aber 1678 in Venedig Cavalli und Minato einen Scipio Af!-<br />

41) Von Ebert bereits an Gleims Philotas-Bcarbeitung beobachtet; s. Heinrich Pröhle,<br />

Briefe von G. E. Lessing, Herzog Ferdinand von Braunschweig, insbesondere aber von den Lehrern<br />

des Collcgii Carolini Ebert, Eschenburg und Zachariä, sowie von Luise Ebert und Gleim. In: Neue<br />

Jahrbücher für Philologie und Paedagogik 114, 1870, S. 359--63, hier S. 360 f.<br />

42) Anderen sei der Versuch vorbehalten, Eschenburgs R ich a rd II I . mit Schillers M a cb e t h<br />

zu vergleichen!<br />

41) Einstein, Gluck, a. a. O.<br />

44) Deutsches Museum, 2. Bd., 10. Stück, Leipzig 1776, S. 927-940. Ms. im Nachlaß (Cod.<br />

Guclf. 027 Novi).<br />

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ricano oder 1734 in Wolfenbüttel Kar! Heinridl Graun und Gottlieb Fiedler einen Scipio<br />

Africanus aufführen, erleben wir eine Handlungsverästelung, die den ganzen Themcnkomplcx<br />

von Syphax, Masinissa, Sophonisbe neben Scipio aufnimmt, wobei Scipios großmütige<br />

Handlung an zwei jungen Karthagern zu einer beispielhaften Nebenhandlung wird.<br />

Eschenburg - wie übrigens auch Iländel- beschränkt sich nur auf diese kleine Zwischenhandlung<br />

und vier Hauptpersonen 45 ). Die direkte Vorlage dürfen wir wohl in Die Großmuth<br />

des Scipio erblicken, 1767 anonym in den Unterhaltungen erschienen und dem<br />

Librettotext für Schiebelcrs Oper desselben Titels 4h ). Eine Analogie, die ich interessant<br />

und gar nicht so abwegig finde, bictet sich in Goethes Behandlung dcs lphigenie-Stoffes<br />

nach Euripides, in der von vornherein auf Stilfremdes und Handlungsunwesentliches verzichtet<br />

wird. Den Stoffen gemeinsam, die Voltaire, Wieland und Goethe bearbeiten - ich<br />

denke an Zayre, Mahomet, Alceste und lplzigenie-ist die Reduktion des Handlungsinteresses<br />

auf ein Liebhaber-, Geschwister- oder Ehepaar (Racine ist bereits viel komplexer); in<br />

der Regel werden die Entscheidungen von den Göttern, den Religionsstiftern, den waltenden<br />

Mächten getroffen -, so daß die Hauptpersonen aufeinander, auf die Zuneigung und<br />

ihr Vertrauen zueinander angewiesen sind.<br />

Damit wären wir aber mit unserer Analogie mit lphigenie zuemle, denn sprachlich bewegt<br />

sich Eschenburgs Scipio in konventionellen Bahnen. Eher denken wir an die Gleimsche<br />

Bearbeitung des Philotas, an Christian Felix Weisse oder gelegentlich an den Wieland der<br />

Alceste:<br />

(SCIPIO ALI.EIN)<br />

[ ... ] Ist der Durst<br />

Nach Heldenruhm, der Menschen elend macht,<br />

Denn mindcr strafbar, als die Gunst der Liebe,<br />

Die Menschen glücklich macht? Ich habe jenen<br />

Befriedigt; dieser fodert auch sein Recht<br />

Von meinem Herzen ... 47)<br />

(MONIMIA)<br />

Eben diese Großmut<br />

Laß, edler Mann, dem lauten Ungestüm,<br />

Mit dem ich, ganz ein Raub der Leidenschaft,<br />

Dir Tyranney und Härte vorwarf, laß<br />

Sie ihm verzeihn. Noch feur'ger, als mein Unmut<br />

Ist nun mein Dank, ist meine Freude 4H ).<br />

45) Die Großmuth des Scipio. Ein dramatisches Singgeuicht. Unterhaltungen, SU. 4, 1. Stück,<br />

1767, S. 563-SHO .<br />

• ") I\achricht von dem Französischen Theater in Braunschweig. Unterhaltungen, Sd. 2, 6.<br />

Stück, 1766, S. 491-99.<br />

'7) Die Großmuth des Scipio, S. 935.<br />

"") ehd., S. 945.<br />

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37


Man wir mit Blick auf die literaturgesellschaftlichen Verhältnisse Mitte des achtzehnten<br />

Jahrhunderts im deutschspachigen Raum nicht fehlgehen, bald nach Leipzig, Hamburg,<br />

Zürich oder Berlin den Namen Braunschweig zu nennen und diese Stadt als eine<br />

"Hochburg" 1) der norddeutsch-protestantischen Aufklärung zu würdigen. Unter anderem<br />

trug die "S\.:hlüsselstellung"2) des dortigen ,Collegium Carolinum' in der Ges\.:hichte des<br />

deutschen Unterrichtswesens nicht unwesentlich zu diesem Ruf bei. Zweck dieser 1745<br />

gegründeten Reformschule war es, jungen Herren im Alter zwischen 14 und 19 den Übergang<br />

von Schule oder Privaterziehung zu Universität, höfischer Gesellschaft oder bürgerlichem<br />

Leben zu erleichtern und sie mit solchen Kenntnissen zu versehen, die - so in einem<br />

Werbeprospekt der Anstalt von 1782 - "für jede Sphäre ihrer künftigen Bestimmung, sie<br />

sey Hof, Staat, Kriegsstand, Gelehrsamkeit, Landwirtschaft oder unabhängiges Privatleben"<br />

3), nützlich und unentbehrlich wären. Insbesondere sollte die Beschäftigung mit modernen<br />

Sprachen und Literaturen den Geschma\.:k bilden und den jungen Mann zu "bons<br />

sens" verhelfen und ihn zur WeItläufigkeit polieren. Dieses Erziehungszieles wegen waren<br />

die seit ihrem Studium bei Gottsched in Leipzig als ,Bremer Bey träger' einander freundschaftlich<br />

verbundenen Gelehrten Karl Christian Gärtner, Konrad Arnold Schmidt, Friedrich<br />

Wilhelm Zachariä und Johann Arnold Ebert s\.:hon früh von Johann Friedrich Wilhclm<br />

nold Ebert und dessen Frau Louise, geb. Gräfe ist vom Verf. zwischen Juli 191\5 und März 1987 regestiert<br />

worden. Zu Dank verpflichtet bin ich den folgenden Institutionen für die Erlaubnis, aus unveröffentlichten<br />

Quellen zitieren zu dürfen: <strong>Bibliothek</strong> der Kunstsammlungen, Veste Coburg (Cb<br />

1:);Freies Deutsches Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum (F 25:); Gleimhaus zu Halberstadt<br />

(Gleimhaus:); Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg (18:); Herzog August <strong>Bibliothek</strong> Wolfenbüttel<br />

(23:); Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttcl (Nds. SI. A. W.:). - Der vorliegende Aufsatz<br />

ist die erweiterte und um Anmerkungen ergänzte Fassung eines Vortrages, den ich u. d. T. "Paris/<br />

Braunschweig. Die Revolution im Spiegel von Johann Arnold Eberts unveröffentlichten Briefschaften"<br />

auf dem Gemeinsamen Kolloquium der Universitäten Halle, Lilie, Grenoble aus Anlaß des 200.<br />

Jahrestages der Französischen Revolution zum Thema "Aufklärung und Revolution/Les Lumieres et<br />

la Revolution" in Halle (Saale) vom 15. bis 17. Nov. 1989 gehalten habe. - Das Portrait Johann Arnold<br />

Eberts "gez. v. Schwarz" befindet sich im Gleimhaus Halberstadt (Orig. 8,5 x 5 cm). Leider gibt der<br />

spärliche Hinweis im Gleimhaus keinen näheren Aufschluß über den Künstler, so daß dessen eindeutige<br />

Identifizierung nicht möglich erscheint. Die hier bekanntgemachte Abbildung, die Eberts klassische<br />

Kontur mit natürlichem Haar zeigt, ergänzt das von Benjamin Calau (1724-1785) um 1770 für<br />

Gleim gemalte Portrait (Abb. in Karl Hoppe, Das Geistesleben in Braunschweig zur Zeit Lessings,<br />

Braunschweig 1929, Tafel VIII) sowie den wahrscheinlich von Gottlob August Liebe (1746-1819) für<br />

Weißes "Neue <strong>Bibliothek</strong>", Bd. 9, 1769 angefertigten Stich (Abb. in Fritz Me ye n, Bremer Beiträger<br />

am Collegium Carolinum in Braunschweig. Braunschweig 1957, zwischen S. 32133). Der Aufbewahrungsort<br />

von Ca laus Ebert-Portrait ist offenbar ungewiß: Der Katalog "Die Bildnisse im Gleimhaus"<br />

(Halberstadt 1965, Nr. 37) zählt es mit anderen Gemälden in der Rubrik "Zur Zeit nicht vorhanden"<br />

(S. 85) - das traf noch im Febr. 1990 zu.<br />

1) Paul Raa b e, Einleitung. In: ders. (Hg.), Lessing und Ebert. Briefwechsel 1768-1780,<br />

Braunschweig 1970, S. 7-13. Vgl. auch Ernst Hinrichs, Aufklärung in Niedersachsen. Zentren, Institutionen,<br />

Ausprägungen, Göttingen 1990.<br />

2) Georg J ä ge r, Sozialgeschichte des deutschen Unterrichts an höheren Schulen von der Spätaufklärung<br />

bis zum Vormärz, Stuttgart 1981, S. 18 f. Vgl. Joseph Leigh ton, Literature and Education<br />

in the Eighteenth Century. The Collegium Carolinum in Braunschwcig. In: Thc Publications of the<br />

English Goethe Society 53, 19R3, S. 41--69.<br />

3) Nachricht von dem gegenwärtigen Zustande des Collcgii Carolini in Braunschweig, (Hraunschweig)<br />

17R2, unpag.<br />

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Jerusalem, einem der Gründer und Promotor des Carolinums in dessen Anfangsphase 4 ),<br />

nach Braunschweiggezogen worden, wo sie den Ruf, den ,besten deutschen Pamaß' (Ram­<br />

ler) zu bilden, verbreiteten 5). Geliert und Klopstock, um die sich Jerusalem ebenfalls während<br />

der Gründungsphase bemüht hatte. 7(l\.!Cfl freil ich Leipzig bzw. Kopenhagen vor.<br />

Dem Professor für Englisch, Griechisch und Wissenschaftskunde, Johann Arnold<br />

Ebert (1723-1795), kam am braunschweigischen Musenhof insofern eine Schlüsselstellung<br />

zu, als er als langjähriger Lehrer der Prinzessinnen und Prinzen des Braunschweigischen<br />

Fürstenhauses nicht nur das besondere Vertrauen von Anna Amalia, sondern auch von<br />

deren Bruder Karl Wilhelm Ferdinand besaß, der nach 1780 den aufgeklärt-ahsolutistisehen<br />

Kurs seines Vaters fortsetzte. Einer der anbefohlenen Dienste, die Ebert dem Regenten<br />

zeitlebens leistete, bestand in der Empfehlung solcher Männer, die durch ihre Gaben<br />

und Wissenschaften der Stadt Braunschweig und besonders dem Carolinum Nutzen<br />

und dem Lande Ehre versprachen. Auf diesem Wege war Lessing 1770 Wolfenbütteler<br />

<strong>Bibliothek</strong>ar geworden. Und auf diesem Wege war auch Mitte der achtziger Jahre Campes<br />

Ruf nach Braunschweig ,eingefädelt' worden 6 ), um eine Schulreform durchzuführen, die<br />

dann am Widerstand neoständisch orientierter Kräfte aus Kreisen des Landadels und der<br />

Kirchen scheiterte 7).<br />

4) Vgl. jetzt Isa Schikorsky, Gelehrsamkeit und Geselligkeit. Abt Johann Friedrich Wilhelm<br />

Jerusalem (1709-1789) in seiner Zeit, Braunschweig 1989 (= Katalog zur Ausstellung in der Klosterkirche<br />

Riddagshausen vom 3. Sept. bis zum 15. Okt. 1989). Fürdie braunschweigische Aufklärungsgesellschaft<br />

und deren gelehrte Träger verweise ich ausdrücklich auf die dort abgedruckte, umfassende<br />

Bibliographie der einschlägigen wissenschaftlichen Literatur. ZurGründungsphasedcs Collegium Carolinum<br />

vgl. Isa Schikorsky, Der Widerstreit von Interessen - Überlegungen zur Gründungsgeschichte<br />

des Collegium Carolinum. Vortrag auf dem Kolloquium zur Hochschulgeschichte, Braunschweig,<br />

19. Jan. ) 988 (unveröffentlichtes Typoskript). Ich danke Frau Dr. Schikorsky (Köln) für die<br />

freundliche Überlassung ihres Vortrags, der demnächst in einer erweiterten Fassung veröffentlicht<br />

wird.<br />

5) Kar! Wilhelm Ramler an Ebert. 9. April 1765 (abgedr. in: Archiv für das Studium der neueren<br />

Sprachen und Literaturen 23, 1858, S. 13 f. Vgl. Verf. ,Der beste deutsche Parnass'. Von der<br />

Braunschweigischen Aufklärungsgesellschaft und dem Collegium Carolinum als deren Kristallisationszentrum.<br />

In: Wolfenbütteler Zeitung Nr. 274 vom 25. Nov. 1986 (= Sonderbeilage ,200 Jahre<br />

Wolfenbüttler Zeitung'), S. 7 B. Ferner: Verf. (Hg.), Johann Georg Jacobi: Bemühung um eine<br />

ProfessorensteIle. An Johann Amold Ebert. In: Einladung ins achtzehnte Jahrhundert, München<br />

1988, S. 333-337; Ve rf. (Hg.), Braunschweigische Aufklärungsgesellschaft. Ein Lesebuch. Aus den<br />

Quellen zusammengestellt, Wolfcnbüttel1986 (Seminarreader).<br />

6) Daß ausgerechnet Ebert, der freilich mit dem Philanthropen Basedow gemeinsam im Hamburger<br />

Johanneum die Schulbank gedrückt hatte. Campe mit Billigung Jerusalems nach Braunschweig<br />

gezogen und überdies Frau Campe bei Hof eingeführt hat (Ebert an Campe, [um 1785), Nds. St. A.<br />

W.: 299 N 62) mag, wie es in der älteren Literturgeschichtsschreibung zu lesen ist, eine "Faschingslaune<br />

der Geschichte" (Heinrich Wa 11, Die Entwicklung der Dichtung im 18. Jahrhundert und die<br />

Männer des Braunschweiger Kreises, Freiburg 1925, S. 60) gewesen sein, gleichwohl ist das Faktum<br />

belegt. In einem undatierten Brief bittet Ebert Karl Wilhelm Ferdinand um eine Audienz, um dem<br />

Herzog Campe, einen "in allem Betracht höchst schätzbare(m) Mann" von "einzigen Gaben, Einsichten<br />

u. Verdienste(n)" vorstellen zu dürfen (Ebert an Karl Wilhelm Ferdinand, nach 1780; 23: eod.<br />

Guelf. 615 Nov. 64).<br />

7) V gl. Hanno Sc h m i tt, Schulreform im aufgeklärten Absolutismus. Leistungen, Widersprüche<br />

und Grenzen philanthropischer Reformpraxis im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel1785-<br />

1790, Weinheim, Basel 1979.<br />

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terdämmerung des braunschweigischen Musenhofes in einer Konstellation dargestellt, in<br />

der persönliches Schicksal, kulturgeschichtliche Epoche und der welthistorische Einschnitt<br />

der Revolution synchronisiert sind. Die abschließende Episode spielt an einem Septemhertag<br />

im Jahre 1789, an dem sich eine Mittagsgesellschaft im Hause Johann Arnold Eberts<br />

versammelt hat, die - wie Klencke literaturgeschichtlich betrachtet durchaus zutreffend<br />

schreiht - auf dem "gemütlichen Standpunkt" 14) von 1770 stehengebliehen ist. Man spricht<br />

über die Nachrich ten, die von jenseits des Rheins herüberdringen und über Campe, der mit<br />

Wilhelm von Humholdt nach Paris gegangen ist. Auch der Niedergang des Carolinums ist<br />

zwischen den versammelten Professoren Tischgespräch. Ebert, dessen Talent als Vorleser<br />

archivalisch gut bezeugt ist, wird schließlich gebeten, aus einer Tändelei Jakobis 15) zu rezitieren<br />

- da wird die Idylle von einer "heranwälzende[n J Volksmasse" 16) aufgeschreckt, die<br />

"Nieder mit den Franzäsisch=Gesinnten" ruft und gegen das Braunschweigische<br />

J 0 u rn a I, gegen Campe und Mauvillon 17) hetzt. Kaum hat sich die Tischgesellschaft beruhigt,<br />

"da erschall von der Straße ein neuer Lärm, aus dem ein französisches Lied immer<br />

deutlicher hervorklang" 18). Die Studenten des Collegium Carolinums hatten sich zu einer<br />

prorevolutionären Gegendemonstration formiert, winkten mit trikolorenen Bändern und<br />

ließen Mirabeau und Lafayette hochlehen. l\'un tritt der Professor Emperius in den Kreis<br />

der aufgefahrenen Tischgesellschaft und meldet den Tod Jerusalems 19) - ein Zeitalter ist<br />

zuende. Doch habe Jerusalem in seinen letzten Lehenstagen ausdrücklich verlangt, von<br />

den französischen Nachrichten zu erfahren, wie der Romanautor den Unglücksboten weiter<br />

berichten läßt - während Frau Ebert ihren Gatten auffordert: "Lies weiter, Arnold -<br />

laß uns in den Hain der sittlichen Grazie zurückkehren und die Welt ignorieren"20).<br />

Klencke hatte offensichtlich gut recherchiert. In der Tat verkündet Emperius' Bericht<br />

Jerusalems letzte Lebenstage von dessen Verlangen, die "Neuigkeiten von Paris" aus der<br />

Zeitung verlesen zu bekommen 21), und in der Tat bewahrt das braunschweigische Stadtarchiv<br />

eine Schmähschrift, die von der Obrigkeit verlangt, die Schriften der "Französisch-Gesinnten"<br />

zu zensieren und darüberhinausdie "Schurken" auch persönlich bedroht: "Campe<br />

und Mauvillon hüte Dich!"22) Klenckes Charakteristik Eberts hingegen ist völlig verzeichnet.<br />

Sein literarischer Geschmack hatte sich zwar seit seiner Studienzeit in Leipzig kaum<br />

14) Klencke. Parnass (Anm. 12), ßd. 3, S. 181.<br />

15) Kleneke läßt Eber! aus Johann Georg Jacohis "Charmides und Theone oder die sittliche<br />

Grazie" (1774) vorlesen.<br />

I') Kle ncke. Parnass (Anm. 12). Bd. 3, S. 193.<br />

17) Zu Mauvillon vgl. Jochen Ho ffm a n n, Politisches Engagement im Zeichen der Aufklärung<br />

- am Beispiel des Schriftstellers Jakob Mauvillon. In: Aufklärung als Politisierung - Politisierung der<br />

Aufklärung. Hg. v. Hans Erieh Böd ek er u. Ulrich Herrma nn, Hamhurg 1987, S. 196 ff.<br />

IS) Kiene ke, Parnass (Anm. 12), Bd. 3, S. 205.<br />

19) Klencke, Parnass (Anm. 12), Bd. 3, S. 211.<br />

211) K I e n c k e. Parnass (Anm. 12), Bd. 3. S. 198.<br />

21) Johann Ferdinand Friedrich Emperius, Jerusalems letzte Lehenstage, Leipzig 1790, Eintragungen<br />

vom 13. und 14. Aug. 1789.<br />

22) Vgl. Ludewig, Das Collegium Carolinum und die Französische Revolution (Anm. 13), S. 93,<br />

Anm.25.<br />

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43


ina: "Ist es wahr daß Kampe [!] Ein französischer Bürger geworden ist? ich gönne es ihm<br />

mehr als Klopstock, von dem man dieses leider sagt"31). Am 26. August 1792 hatte die<br />

Nationalversammlung die Genannten neben anderen verdienten Ausländern, unter ihnen<br />

auch ein gewisser "sieur Gille, publiciste Allemand", zu französischen Bürgern erhoben.<br />

Die Urkunden 32) trugen die Unterschrift Dantons. Katharina ,gönnte' Campe die Auszeichnung,<br />

weil sie ihn und seine philanthropischen Freunde sowieso nicht mochte, denn<br />

einige Monate zuvor, als sie für ein Fräulein, das sie während der Kur in Pyrmont kennengelernt<br />

hatte, einen Pensionsplatz in Braunschweig suchte, setzte sie ihrer Bitte an Ebert<br />

hinzu: "aber nur ja nicht bei Campe oder sonst jemand" 33). Die Abneigung gegen Revolution<br />

und deren Sympathisanten war offenbar durch die 1790 durchgeführte Zivilverfassung<br />

der französischen Kirche verstärkt worden, wie ein Brief vom Oktober 1792 nahelegt:<br />

"Was sagen Sie zu der neuen Republik? Ich kann mich nicht für sie interessieren, da sie sich<br />

auf offenbare irreligiösität gründet." Katharina Gräfin zu Stolberg hofft daher trotz der<br />

damaligen Niederlage auf einen Sieg der Fürstenkoalition, "sonst würde sich diese Denkungsart<br />

wie die Pest über Europa verbreiten. Nur in der absicht interessierte ich mich für<br />

die armeen der Fürsten, nun bleibt mir der Trost übrig daß diese gedemütigt sind, u. jede<br />

Demühtigung ist ihnen heilsam, u. auch uns die wir unter ihrem Zepter leben" 34). "Aber<br />

die Gefahr war ja viel größer als man dachte, hatte nicht der Wiener Leopold Aloys Hoffmann<br />

im Jahre 1792, nachdem zwei Briefe Mauvillons abgefangen wurden, in seiner Besprechung<br />

von Campes Briefen aus Paris den Gedanken an eine geheime Verschwörung<br />

von Freimaurern, Aufklärern und Jakobinern, die seit Jahren zum Sturze von Krone<br />

und Krummstab wühlten, insinuiert? 35) Besorgt wegen dieses Gerüchts fragt daher Katharina<br />

im November 1792 bei Ebert an, ob Campe wirklich solche Pläne hege: "er könte einer<br />

der deutschen S p rec he r für die so genannten franken werden, die Siege, welche sie über<br />

die Gemüther der Deutschen erhalten betrüben und ängstigen mich 1000 mal mehr, als die<br />

Siege ihrer Waffen" 36). Der Rest des Briefes, der letzte erhaltene der Korrespondenz zwischen<br />

Katharina und Ebert, ist leider nicht überliefert.<br />

Mußte sich Ebert aber nicht betroffen fühlen, weil der Umgang mit dem vermeintlichen<br />

Konspirateur sich gerade im Herbst 1792 durchaus freundlich gestaltete; denn eben<br />

damals unterstützte Ebert Charlotte Jerusalem bei der Edition der Nachgelassenen Schriften<br />

ihres verstorbenen Vaters, die in Campes Verlag herausgebracht werden sollten. Kei-<br />

31) Katharina Gräfin zu Stolberg an Eber!, 22. Sept. 1792 (23: eod. Guelf. 616 Nov. 129).<br />

32) Loi üui confcre le titre Citoyen Franc;ois a plusieurs Etrangers, Paris 1792. Campes Exemplar<br />

der Ernennungsurkunde in 23: Cod. Guelf. Slg. Vieweg. Vgl. Jean M u ra t, Klopstock als französischer<br />

Bürger. In: Friedrich Gottlieb Klopstock. Werk und Wirkung (Anm. 30), S. 173 ff.<br />

33) Katharina Gräfin zu Stolberg an Ebert, 4. Aug. 1792 (23: Cod. Guelf. 616 :-Iov. 127 u. 127a).<br />

Vgl. zu Katharinas Pyrmonter Kuraufenthalt Verf., (Rez.) Reinhold P. Kuhnert, Urbanität auf dem<br />

Lande, Göttingen 1984. In: Das achtzehnte Jahrhundert 11, 1987, S. 96 ff.<br />

34) Katharina Gräfin zu Sto1berg an Ebert, 19. Okt. 1792 (23: Cod. Guelf. 616 Nov. 103).<br />

35) Vgl. Jäger, Nachwort (Anm. 11), bes. S. 93. Hoffmanns Rezension "Cber die politische<br />

Angelegenheiten Frankreichs. In Briefen an den Herrn Edukationsrath und Buchhändler J. H. Campe<br />

in Braunschweig" (zuerst in: Wicncr ZcitschriftJg. I, 1792, Bd. 1) ist auszugsweise inden Dokumenten<br />

von Jägers Campe-Ausgabe (Anm. 10) abgedruckt, S. 52-57.<br />

36) Katharina Gräfin zu Stolberg an Ebert, 19.,22. und 25. Nov. 1792 (23: Cod. Guelf. 616 Nov.<br />

130).<br />

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ner der fast täglichen Hilferufe an Ebert im Oktober, in denen es nicht um die Bitte irgendeiner<br />

Gefälligkeit gegenüber Campe gegangen wäre 37).<br />

Es war freilich zwisl:hen beiden Ende der al:htziger Jahre zu einer öffentlichen Kontroverse<br />

über den Wert der Dichtkunst gekommen, die dl:m Philantropen viele Feindschaften<br />

eingetragen haben wird - freilich nicht diejenige Eberts. Campe hatte im März 1788 im<br />

B rau n sch weigisc he n J 0 u rna I unter dem polemischen Titel Statistische Nachrichten<br />

von den Progressen der Deutschen im Versemachen geschrieben, daß diese Kunst zu einer<br />

der "epidemisl:hen Seelenkrankheiten unserer Zeit" geworden sei, die am wirksamsten<br />

durch eine "unerbittlich strenge Kritik", vor allem aber durch die "geflissentliche Herabstimmung<br />

der hohen Begriffe, welche man von der Dichtkunst hege" ,zu bekämpfen sei 38).<br />

In der "Vorrede" seiner Ostern 1789 gedruckten Sammlung Episteln und Vermischte Gedichte<br />

hatte Ebert gegen diese Ansicht Campes umständlil:h angeschrieben, wenn er auch,<br />

wie er eigens hervorhebt, "gern ... in anderen Fällen der seinigen" sej3Q); - in Fragen der<br />

Revolution nämlich!<br />

Für G\cim, dl:r keine Gelegenheit ausließ, um die Brauschweiger Philanthropen zu<br />

sl:hmähen: "Ich hörte neulich, bestcr Ebert, erzählen, zu Braunsl:hweig erzög' ein Franzose<br />

deutsche Mädchen nicht, er verderbe die deutschen Mädchen, zerstöre Werke Gottes<br />

in ihnen" 40), war Eberts Antwort auf Campes Dichterschelte viel zu zahm ausgefallen: "Sie<br />

sind zu säuberlich verfahren mit dem bekannten Knaben Absalon", schreibt er nach Übersendung<br />

eines Wiumungsexemplars uer Episteln. "Sie hätten mit scharfer Lauge den Musenbergbcstürmer<br />

die Kolbe waschen können! .. , Da gehts umher bey unsern Fürsten,<br />

rumort, und warnt, und zählt die Viermalhunderttausend unnütze Musenfäuste ... und<br />

bringts dahin, daß wir vorm Pflug gespannt sie einst noch sehen, wenn keine Hilfe kommt<br />

vom Herrn"41). Wenn Gleim hier schon die Kulturrevolution vor der Türe wähnte, wie<br />

sollte er sich erst über Campes Briefe und die weiteren Revolutionsereignisse echauffieren!<br />

Übrigens bedankt sich Campe bei seinem Kontrahenten artig am ]5. Mai 1789 für die<br />

übersandten Episteln und eral:htet das Geschenk als einen erfreulichen Beweis dafür, "daß<br />

Sie mich nicht für einen so ganz verstockten anitpoetischen Sünder halten müssen,<br />

der das viele Schöne und Gute in Ihren Gedichten zu empfinden ganz unfähig<br />

wäre"42). Der Musenfeind Campe revanchiert sich nach der Rückkehr von seiner Revolutionsreise<br />

mit einem druck frischen Exemplar des zweiten Teils der Brie fe aus Paris<br />

37) Vgl. die sechs erhaltenen Briefe Charlotte Jerusalems an Ehert (23: Cod. Guelf. 51g. Vieweg<br />

865-870).<br />

38) Joachim Heinrich Ca m pe, Statistische Nachrichten von den Progressen der Deutschen im<br />

Versemachen; mit einer pädagogischen Anwendung. In: <strong>Braunschweigisches</strong> Journal 1788, 3. St., S.<br />

373-3H4.<br />

39) Johann Arnold Ebert, Episteln und vermischte Gedichte, Hamburg 1789, ,Vorrede',<br />

S. XII ff.<br />

4


("Paris, den 9ten August 1789"), deren acht Fortsetzungen zwischen Oktober 1789 und<br />

Fehruar 1790 zunächst im B ra unschweigischen 1 ou rna I vorabgedruckt wurden. Mit<br />

einer augenzwinkernden Anspielung auf solche konservativen Kräfte wie Gleim schreiht<br />

Campe in seiner Widmung: "Dem edlen Ebert, der an allem, was die Menschheit betrifft,<br />

einen warmen Anteil nimmt, schickt beiliegende Fortsetzung der B ri cf e aus Par i s, be­<br />

vor daslournalstück, wozu sie gehörig, fertig ist, und empfiehlt dieselbe Seiner Be sch ü tzung<br />

gegen den antigallikanischen Fanatismus"43).<br />

Ebert hat in den Monaten nach dem Bastillesturm nicht nur an den französischen Be­<br />

gebenheiten mit Affekt teilgenommen, sondern auch etwa gegenüber seinem Herzog für<br />

die Revolution Stellung bezogen, wie der von Steinacker veröffentlichte Briefschluß aus<br />

Privatbesitz belegt. Im Hamburger Klopstocknachlaß findet sich nun die dazugehörige erste<br />

Briefhälfte, in der Ebert den Tod des gemeinsamen Weggefährten Konrad Arnold<br />

Schmid meldet und, wie so oft, die vollständige Ausgabe von Kopstocks Oden anmahnt.<br />

Doch korrigiert der Briefanfang darüber hinaus auch den Roman, Ebert hätte im Herbst<br />

1789 wcltflüchtige Idyllen verlesen. In Gegenteil, denn der Brief, der letzte aus der auf uns<br />

gekommenen Korrespondenz der Freunde, fährt fort:<br />

"Doch kann ich vielleicht noch die Freude haben, einzelne neue [Oden, d. Vf.) von der Art<br />

zu erleben, wie die auf die französische Revolution, und die in dem letzten M.[usen) Almanach<br />

von 1790. Nicht wahr? Diese Hoffnung lassen Sie mir doch?- Die erstere habe ich schon<br />

in Berlin gesehen, und dem lieben Spaldingschen Hause im Triumphton vorgelesen. Das<br />

konnte ich wohl denken, daß Sie auch diese Erlösung, oder wenigstens die höchst wahrscheinliche<br />

Hoffnung dazu, nicht unbesungen lassen würden. Denn sie ist ja unstreitig ein<br />

Wunder und eine Wohlthat Gottes. Erinnern Sie Sich noch wohl, daß Sie schon vor einigen<br />

Jahren bey Gelegenheit einiger Unruhen in Frankreich eine solche Veränderung ahndeten,<br />

und daß ich sie, so sehr ieh sie auch mit Ihnen wünschte, nur darum für unmöglich hielt, weil<br />

der eiserne Arm der Könige, die Armee, sie gewiß hindern würde; da es Ihnen hingegen nicht<br />

unwahrscheinlich war, daß sich hier und da ein patriotischer Officier an die Spitze seines Regiments<br />

stellen und es wider den Despotism aufwiegeln könnte? Auch dies hat Gott möglich zu<br />

machen gewußt; ja, das letztere ist wohl nicht einmahl nöthig gewesen. - Aber hätten Sie sich<br />

wohl vorstellen können, daß unser lieber Gleim [!)/auf die Nationalversammlung und die<br />

ganze Revolution und ihre Vertheidiger bitterböse seyn würde? Er jammert und schimpfet<br />

gewaltig darüber, daß der Geist des Aufruhrs itzt in allen Küpfen, und sogar in Klopstocks<br />

seiem rumoret""').<br />

In Klopstocks "Lärmtrommel", so Gleims UrteiI 45 ), stimmte also auch Ebert begeistert<br />

ein. Sein Enthusiasmus ist freilich indirekt vermittelt. Er gilt nicht in erster Linie einem<br />

Ereignis der Französischen Revolution als solchem, hier der Abschaffung der Feudalität in<br />

der Nacht vom 4. auf den 5. August 1789, sondern dessen literarischer Widerspiegelung in<br />

43) Campe an Ebert, 24. Okt. 1789; abgedr. in: Kientz, Campe et la Revolution fran"aise<br />

(Anm. 42), S. 102.<br />

44) Ebert an Klopstock, 17. Nov. 1789 (18: Nachlaß Klopstock, 48.263). Der Schrägstrich (I)<br />

trennt den unveröffentlichten Briefbeginn vom Bricfschluß, den S t ein ac k er, Revolutionsgespräche<br />

(Anm. 25), gedruckt hat.<br />

45) Gleim an Bürger, 15 Nov. 1789; abgedr. in: Briefe von und an Gottfricd August Bürger,<br />

Berlin 1874, Bd. III, S. 292 ff.<br />

48<br />

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Klopstocks Ode Kennet euch selbst 4 (,). Leider ist die weitere Korrespondenz zwischen<br />

Ebert und Klopstock nicht bezeugt - mit der ebcn zitierten Briefpassage bricht die Überlieferung<br />

ab. Eberts auf den ersten Blick befremdliche Deutung der französischen Staatsumwälzung<br />

als ein Werk der Vorsehung und die daraus folgende Parallelisierung von geschichtlicher<br />

und religiöser Erlösung, die Klopstock nun besingt, wie zuvor den Messias,<br />

entspricht freilich ganz dem Tenor des Rückblicks, den Klopstock Anfang 1796 veröffentlichte.<br />

Meine Meinung über die Revolution 47 ) schließt mit der Refkxion, daß es keinen<br />

mächtigeren Beweis für das Dasein einer "weisen Voraussehung" gebe, als die Geschichte<br />

politischer Revolutionen. In dieser religiös gefärbten Zustimmung zu den Ereignissen jenseits<br />

des Rheins scheinen sich Klopstock und Ebert nicht aIlzusehr unterschieden zu haben,<br />

mochte auch nur jener sie überschwenglich besingen.<br />

Es gibt jedoch auch in dem schmalen dichterischen Werk Eberts, das sich in der Spätzeit<br />

in öder Gelegenheitsdichtung fast erschöpft, einen kleinen llinweis auf anfängliche<br />

prorevolutionäre Gesinnung. Ob sich die Anfangszeilen eines Maigesang[s] aus dem Jahr<br />

1790<br />

Auch für mich erscheinst du wieder,<br />

Holder Mai, so wunderschön,<br />

Als ich jemals dich gesehen 48)<br />

politisch deuten lassen, sei dahingestellt. Freilich muß sich Eberts Revolutionsenthusiasmus<br />

1790 auf seinem Höhepunkt befunden haben. Den Sommer verbrachte er wie üblich<br />

in seiner Vaterstadt Hamburg 49 ). Er wird es bei dieser Gelegenheit nicht versäumt haben.<br />

seiner Gesinnung im Freundeskreis Luft zu machen, und man wird auch nicht fehlgehen zu<br />

vermuten, daß Ebert sich wie Klopstock bei dem Revolutionsfest in Hamburg-Harvestehude<br />

zum einjährigen Gedenken des BastiIlesturms engagiert haben wird. Jedenfalls<br />

schreibt ein gewisser Johann Valentin Meyer aus Hamburg Anfang Januar 1791 rückblikkend<br />

und nicht ohne einen spürbaren Überdruß an Eschenburg: "Bei der Freude mit so<br />

populären Fürsten zu leben, als die Ihrigen sind, verlangt Ihnen wohl nicht nach einerfranzösischen<br />

Revolution. Oder solte wohl Ebert, der Freiheitsprediger , diese vollziehen?" 50)<br />

4


Im gleichen Muse nal man ach wie der Maigesang erscheint auch Eberts Epigramm<br />

Auf die französische Revolution, in dem unter dem Motto Hallers "Wer fiel darf denken,<br />

denket wohl" - m.E. eine Huldigung an die Iiherale Pressepolitik im Herzogtum Braunschweig<br />

bis zum Koalitionskrieg - die periphere Gewalt 51) der revolutionären Volksrnassen,<br />

die in der Berichterstattung vom französischen Schauplatz meist überaus dramatisch<br />

in den Vordergrund gerückt wurde, als Resultat feudaler Unterdrückung erkannt wird:<br />

Wer frei darf handeln, kann auch handeln wie er soll.<br />

Wer bei des nicht darf, der, nur der wird dumm und toll 02).<br />

Ähnlich abwägend gegenüber der Gewaltfrage finden wir Ebert auch in einem Brief<br />

an Friedrich-August zu 13raunschweig-Lüneburg-Ocls, dem jüngeren Bruder des regierenden<br />

Herzogs. Gelegentlich der Rücksendung eines Buches über das Ancien Regime heißt<br />

es im Februar 1792: "Wenn ich nicht so schon längst von der Notwendigkeit und Nützlichkeit<br />

jener großen und merkwürdigen Staatsveränderung überzeugt gewesen wäre, so hätten<br />

manche dort erzählte Geschichten von den Gräueln der vormahligen Haushaltung in<br />

Frankreich mich schon allein davon überzeugen können" 5.1). Es ist hervorhebenswert, daß<br />

der mit "Ebert" unterzeichnete Zweizeiler in dem von Eschenburg besorgten Nachtragsband<br />

zu den Episteln von 1795 Einlaß gefunden hat, bei dessen Zusammenstellung Ebert<br />

kurz vor seinem Tode durchaus noch die Hand im Spiel gehabt zu haben scheint5 4 ). Spuren<br />

seiner prorevolutionären Einstellung hat er im Cnterschied zu anderen, nicht zu verwischen<br />

gesucht.<br />

Eine der Spuren der Französischen Revolution in Eberts Briefschaften ist nämlich<br />

diejenige, die solche Spuren zu tilgen trachtete. Zu der Familie der Grafen zu Stolberg<br />

hatte Ebert ein enges Verhältnis. Die Korrespondenz reicht bis weit in die sechziger Jahre<br />

zurück 55). Viele Sommer verbrachte der "liebe Plinius", wie ihn die Mutter der Dichterzwillinge<br />

zu nennen pflegte, auf den Sitze nordelbischer Adclskultur. Auch das Politische<br />

wird bei den Gesprächen nicht ausgeklammert gewesen sein. In einem vermutlich im Mai<br />

1789 geschriebenen Brief erkundigt sich daher Louise Gräfin zu Stoltenberg, die Frau Christians:<br />

"Was sagt Ebert von der itzigen Politik? ich meine lieber Ebert daß eine zu stark<br />

gespannte Seite am ehesten reißt - reiße, ach! reiße! aber jedes Ding zu seiner Zeit, die<br />

Morgenröthe sehen wir, den hellen Tag werden wir a vol de cherubin sehen - utinam 56)!"<br />

Der schwärmerisch auf Engelsflügeln herbeigesehnte Tag mochte sich am 14. Juli erfüllt<br />

51) ,Periphere' Gewalt verstehe ich als Gegenhegriff zur ,prinzipiellen' Gewalt der Schreckensherrschaft.<br />

52) Zuerst in: Hamburger Musen Almanach für 1791 (Anm. 4H), S. 147. Wieder abgedr. in<br />

Ebert, Episteln. Zweiter Theil (Anm. 48), S. 22.<br />

53) Ebert an Friedrich-August, Herzog zu Braunschweig-Lüneburg-Oeis, 26. Febr. 1792; abgedr.<br />

in: <strong>Jahrbuch</strong> des Braunschweigischen Geschichtsvereins 11. Folge, Bd. 2 (1929), S. 163 ff.<br />

'4) Vgl. ein ZettcIchen von Eberts Hand, auf dem einige fehlende Gedichte verzeichnet sind:<br />

"Hier fehlt noch das Gedicht [ ... ) u. die Elegie 1795" (23: Cod. Guelf. 615 Nov. 8).<br />

55) Vgl. Joseph Leighton, Das Nichtschreiben von Briefen: Eine Glosse zur Briefkunst des<br />

achtzehnten Jahrhunderts. In: Texte, Motive und Gestalten der Goethezeit. Festschrift für Hans<br />

Reiss. Hg. v. John L. Hibherd u. H. B. Nisbet, Tühingen 19H9, S. 1-11, bes. S. 6 ff.<br />

5") Louise Gräfin zu Stolberg an Ebert, 17. Mai (1789) (23: Cod. Guelf. 616 Nov. 52).<br />

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haben. Die Empfindung, "dass die Bastille rasiert wird"57) müssen wir freilich den Briefen<br />

an den BruderGraf Johann Ludwig Reventlov entnehmen, denn die entsprechende Korrespondenz<br />

an Ebert hat Gräfin Stolherg nach der Jahrhundertwende von Eberts Witwe aufgrund<br />

der veränderten politischen Lage und wohl auch wegen der Konversion zum Katholizismus<br />

zurückgefordert. Diese Briefschaften sind seitdem spurlos verschollen.<br />

Louise Ehert scheint sich dem Ansinnen zunächst verschlossen zu hahen. In einem<br />

wohl 1803 geschriebenen Brief wird eine "abschlägige antwort" auf eine "erste Vorfrage"<br />

erwähnt, zugleich dankt Louise Gräfin zu Stoltenbergjedoch für Louise Eherts "Wilfährigkeit,<br />

mir meine Briefe an unsern seeligen Ehert zurück zu geben"5H). Es scheinen dann<br />

auch andere Briefe der mit F.bert während der Revolutionsperiode gewechselten Korrespondenz<br />

nach Holstein gelangt zu sein, denn eine mehrere Monate später zu datierende<br />

Empfangsbestätigung lautet: "Verzeihn Sie [ ... ), daß ich nicht gleich den empfang der<br />

Briefe ankündigte, ich hahe sie richtig u. dankbar erhalten. Nehmen Sie dafür meinen besten<br />

Dank. Auch dafür daß Sie mehr thaten als ich verlangte, denn ich hatte nur um meine<br />

Briefe an Ebert geheten, und doch - da sie so vermischt sind war es so besscr. Bedenken<br />

Sie was es für mich wäre wenn izt so etwas bekannt würde izt da alles so wund ist, u. lehte<br />

unser lieber secliger noch, er sich mit mir unserer zu Sanguinischen ansichten schämen<br />

würde. Besonders ein Brief, den ich im Jahre 89 im Herbst schrieb, u. den Ebert in Weimar<br />

gezeigt hat, beunruhigte mich besonders .... und gerade diesen Brief finde ich in der<br />

Sammlung nicht - wenn ihn unser lieber secliger nur nicht andern händen anvertraut und<br />

vergessen hat"59)! Nachdem wegen des bewußten Briefs kurz darauf noch ein aufgeregtes<br />

"lassen Sie doch forschen" 60) nach Braunschweig abgegangen war, scheint sich das corpus<br />

delicti Anfang 1804 wohl doch eingefunden zu haben: " ... den Brief fand ich, ich danke<br />

und bitte um Verzeihung wer hätte uns damals gesagt que le dernic acte de la repuhlique se<br />

joueroit au profit d'un corse? So hats die Vorsehung gewollt. ... Ja wohlleben wir in einer<br />

neuen Welt u. unter Gräbern" ... 61). Im Rückblick auf die Begeisterung für die Anfangsphase<br />

der Revolution mischt sich in die von Klopstock und Ebert schon vertraute Vorstellung<br />

des historischen Fortschreitens als eines Waltcns der Vorsehung das Bild der Geschichte<br />

als eines Trümmerhaufens.<br />

III.<br />

Nach der Kohlenzer Erklärung und dem Beginn des Koalitionskrieges stand Ebert<br />

loyal zu Karl Wilhclm Ferdinand, seinem Gönner, dem der "im Stauh" Gehorene 62 ) Kar-<br />

57) Louise Gräfin zu Stolberg an Johann Ludwig Graf Rcventlov, 30. Juli 1789; abgedr. in: Louis<br />

Bobe (Hg.), Efterladte Papirer fra den Reventlowske Familiekrcds. 10 Bde., Kopenhagen IH95-1931,<br />

Bd. 3 (1896), S. 55ff.<br />

5") Louise Gräfin zu Stolberg an Louise Ebert, 25. Mai [1803?] (23: eod. Guelf. 616 Nov. 70).<br />

59) Louise Gräfin zu Stolberg an Louise Ebert, 7. Okt. [IH03'!] (23: eod. Guelf. 616 Nov. 71).<br />

Ebert war im August Gast am Weimarer Hof gewesen.<br />

6(1) Louise Gräfin zu Stolberg an Louise Ebert, 18. Nov. [lH03?] (23: eod. Guelf. 616 Nov. 6H).<br />

61) Louise Gräfin zu Stolberg an Louise Eben, 26. Jan. [1804?] (23: eod. Guelf. 616 Nov. 69).<br />

62) Ebcrt an Kar! Wilhelm Ferdinand, 9. Okt.I779 [Briefkonzept] (23: eod. Guelf. 615 Nov. 72<br />

u. 72a recto). Seine kulturpolitische Beraterfunktion hat Ebert auch in den Revolutionsjahren ausgefüllt.<br />

So rät er etwa zur Lckture von Ernst Ferdinand Kleins "Freyheit und Eigenthum", Berlin 1790,<br />

oder empfiehlt seinem Fürsten die fiskalischen Kentnisse von Johann Georg Büsch.<br />

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Natürlich ist Ebert an all diesen Jahren seiner gelehrten Beschäftigung nachgegangen.<br />

Die Mithilfe bei der Edition von Jerusalems postumen Schriften wurde schon erwähnt,<br />

Eherts Studien zum Griechischen werden darüberhinaus durch lange Briefe mit den Altphilologen<br />

Buhle und Heyne in Göttingen sowie mit Wolf in Halle belegt. Auch war Ebert<br />

wiederholt bemüht, in ausführlichen Voten die kritisch gewordene Lage des Collegium<br />

Carolinums zu entschärfen. Doch mischt sich gelegentlich auch in das Gclehrtenleben die<br />

hohe Politik störend ein. Der Fortschritt von Buhlcs fünfbändiger Aristoteles-Ausgabe,<br />

die in Zweibrücken gedruckt wurde und an der Ebert regen Anteil nahm, war stets vom<br />

Kriegsglück der Parteien gefährdet: "Ührigens ist wirklich der Muth der Verlagsgesellschaft<br />

in Zweybrücken bey den itzigen Umständen zu bewundern." Denn, wie Buhle im<br />

September 1793 nach Braunschweig meldet, es koste den Verleger "die preussische Einquartierung<br />

... itzt in einem Tage mehr ... , als die französische in einer ganzen Woche"6R).<br />

In der Tat ist die lateinische Druckerei, die Societas Bipontina, während des weiteren<br />

Kriegsgeschehen untergegangen; die Einrichtungen wurden zerstört und die Schriften abtransportiert<br />

69).<br />

IV.<br />

Gleim nennt Ehert auch nach der Hinrichtung des Königs gelegentlich der Übersendung<br />

der Zeitgedichte 7U ) noch einen ,Demokraten'71)-eine Bezeichnung, die, wie Campes<br />

,Fremdwörterbuch' notiert, von den "Freunden der Alleinherrschaft des Adels" bereits zu<br />

einem "Schimpfworte" gemacht worden war 72 ). Jedenfalls galt im benachbarten Göttingen<br />

"Demokratismus" als Grund, dem wissenschaftlichen Nachwuchs die Anstellung zu verwehren,<br />

wie der Altphilologe Buhle seinem früheren Lehrer im Herbst 1793 melden<br />

muß 73). So beginnt denn auch Eherts kurzes ,Maigedicht' aus dem Jahr 1793 eingedenk der<br />

Köpfung des Königs und des Koalitionskriegs mit der Zeile:<br />

68) Johann Gottlieb Gcrhard Buhle an Ebert, 22. Sept. 1793 (23: Cod. Guelf. Slg. Vieweg238).<br />

69) Vgl. Rdolf W i I m s, Geschichte der Buchdruckerkunst in Zweibrücken. In: 600 Jahre Stadt<br />

Zweibrücken. 1352-1952. Festschrift zur 600-Jahrfeier, Zweibrücken 1952, S. 236-257, S. 244.<br />

70) Johann Wilhelm Ludwig G le i rn, Zcitgedichte vor und nach dem Tode des heiligen Ludewig<br />

des Sechzehnten, (Halherstadt) 1793.<br />

71) Gleim an Ehert, 20. Mai 1793: ,.Meinem Ehert sollt ich die beygehenden Zeitgedichte nicht<br />

schikken. Er ist ein Demokrat! Mög er aher immer einer scyn, den Königsmord, und die andern Greuel<br />

kann er nicht billigen, nicht den Blutdurst eines grossen Volks, denn dem grossen Volke selbst leg ich<br />

den Königsmord, und alle andern Greul zur Last, es musste von den Demagogen zu Henkern sich nicht<br />

hrauchen lassen [ ... l." (23: Cod. Guelf. Slg. Vieweg 585). Abgedr. in: Archiv für das Studium der<br />

neueren Sprachen und Literaturen 24, 1RSR, S. 2RO f.<br />

72) Joachirn Heinrich Ca mpe, Wörterbuch zur Erklärungund Verdeutschung der unsererSprache<br />

aufgedrungenen fremden Ausdrücke. Verb. Ausg. ßraunschweig 1R13, S. 253, s. v. "Democrat".<br />

73) Johann Gottlieb Gerhard Buhle an Ehert, 22. Sept. 1791: "Wir hatten hier einen sogenannten<br />

braunschweigischen Club errichtet, von dem ich die Ehre hatte eine Art Präsident, doch ohne<br />

Mütze, zu sein. Da aher die Regierung die Clubs nicht gern sieht, so hielt ich es für das rathsamste,<br />

ungeachtet er sehr aristokratisch gestimmt war, den Cluh aufzuhehen, auf eine ganz unmerkliche Art.<br />

Seitdem seh ich meine Landsleute äußerst selten. Hr. Bouterwek wird sich itzt dem akademischen<br />

Leben widmen. [ ... ] Ich wünsche, daß er hier angestellt werde, und vielleicht geschieht es auch, wenn<br />

er seinen Demokratismus. durch den er sich in Hannover sehr ühel empfohlen hat, fahren läßt." (23:<br />

Cod. Guclf. Slg. Vieweg 23R).<br />

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53


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Die Berufsstruktur der Stadt Braunschweig um 1870 I)<br />

Von<br />

Kerstin Matthee<br />

1. Fragestellung, Quellenlage, Forschungsstand<br />

Diese Arbeit ist ein ßeitrag zur Sozialgeschichte der Stadt Braunschweig in der Industrialisierungsepoche.<br />

Sie sucht nach Indizien für den Wandel des gesellschaftlichen Gefüges im<br />

Übergangsstadium zwischen traditioneller Handeis-, Verwaltungs- und Garnisonsstadt zur<br />

industriell geprägten modernen Großstadt.<br />

Der Untersuchungszeitraum reicht von Mitte der sechziger bis Mitte der siebziger<br />

Jahre des 19. Jahrhunderts. Im Jahr 1865 wurden mit Einführung der Gewerbefreiheit und<br />

der Freizügigkeit die gesetzlichen Voraussetzungen für die uneingeschränkte Ansiedlung<br />

von Industriebetriehen im Herzogtum Braunsehweig geschaffen 2). Gab es 1861 in der<br />

Stadt Braunschweig erst 111 "Etablissements" mit 1788 Arbeitern und 582 Arbeiterinnen,<br />

waren 1874 bereits 6089 Münner und 1237 Frauen in den 105 produzierenden Unternehmen<br />

mit zehn oder mehr Beschäftigten tätig 3 ). In den sechziger Jahren hatte sich die Industralisierung<br />

vollzogen. Damit verbunden war das höchste jährliche Bevölkerungswachstum der<br />

Stadt mit über 3,5 '}'o im Zeitraum 1867171.<br />

Wenn es revolutionäre Umwälzungen im Zuge der Industrialisierung gegeben hat,<br />

muß nach ihren Erscheinungsformen im Braunschweig in den sechziger und siehziger Jahren<br />

gesucht werden.<br />

Die Quellenlage ist, was die Berufs- und Sozialstruktur der Braunschweiger Stadthevölkerung<br />

betrifft, für diesen Zeitraum recht gut. Die Bevölkerungsentwicklung ist ab 1853<br />

in ihren Grunddaten (Einwohnerzahlen, Geburten, Eheschließungen, Sterhefälle, Ausund<br />

Einwanderungen) in den "Beiträgen zur Statistik des Herzogthums Braunschweig"<br />

1) Überarbeitete Fassung der unter dem Geburtsnamen Kerstin Ritter 1989 eingereichten Magisterarbeit<br />

am Fachbereich für Philosophie und Sozialwissenschaften der Technischen Universität<br />

Braunschwcig.<br />

2) Vgl. Gesetz- und Verordnungssammlung für die Herzoglich Braunschweigischen Lande<br />

(künftig: GVS) 1864, S. 172 und GVS No. 42.<br />

3) Vgl. Gerhard Schildt: Tagelöhner, Gesellen und Arbeiter, Sozialgeschichte dervorindustriellen<br />

und industriellen Arbeiter in Braunschweig IH30-1880 (= Industrielle Welt 40). Stuttgart<br />

1986. S. 325 f.<br />

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55


veröffentlicht 4 ). Heft II enthält zudem erstmals eine zusammenfassende Aufstellung der<br />

Bevölkerung nach "Haupt-, Berufs- und Erwerbsclassen" 5).<br />

Die ursprünglichen Akten des "Herzoglichen Statistischen Bureaus" sind seit dem<br />

Umzug des Amts für Statistik aus dem Haus Salve Hospes ins neue Rathaus verschollen.<br />

Zuletzt sind sie von Ernst Wolfgang Buchholz für seine Dissertation im Jahre 1952 benutzt<br />

worden 6 ).<br />

Ergänzend zu den Daten aus den Beiträgen und der Untersuchung von Buchholz können<br />

weiter die Schriften von Rudolf Blasius und Friedrich Reck herangezogen werden 7).<br />

Bei Reck findet sich nicht nur ein Verzeichnis der Straßen der Stadt Braunschweig nach<br />

dem Pro-Kopf-Einkommen, sondern in diesem Zusammenhang auch eine Einkommensliste<br />

der Braunschweiger Bevölkerung aus dem Jahr 1868 8 ).<br />

Gerhard Stavenhagen, Karl-Heinz Sehmidt und Klaus Aßmann haben mit Hilfe von<br />

Communalsteuerrollen aus den Jahren 1825 und 1855 die Situation der Handwerker im<br />

Herzogtum Braunschweig untersucht 9 ). Karl Traupe hat sich mit den HaQdwerkern im<br />

Zusammenhang mit der Revolution 1848/49 befaßt 10). Die industrielle Entwicklung wurde<br />

schon 1924 von Willy Kratzsch beschrieben 11). Ernst Wolfgang Buchholz hat die Braunschweiger<br />

Industrialisierung im Hinblick auf die Interdependenz zwischen Bevölkerungsbewegung<br />

und Lebensraum interpretiert und mit umfangreichen statistischen Material dokumentiert.<br />

Mit der Situation der Frauen im Herzogtum zwischen der Reichsgründung und<br />

dem ersten Weltkrieg hat sich Birgit Pollmann 12) beschäftigt. Eine Dissertation über die<br />

berufstätige Frau im Herzogtum Braunschweig im 19. Jahrhundert wird von Annette Jorns<br />

vorbereitet.<br />

4) Vgl. Beiträge zur Statistik des Herzogthums Braunsehweig, Heft I ff, 1871 ff. (künftig: Beiträge,<br />

Heft I ff).<br />

S) VgI. Beiträge, Heft 11, S. 25 ff.<br />

6) Ernst Wolfgang Buchholz: Die Bevölkerung des Raumes Braunschweig im 19. Jahrhundert.<br />

Ein Beitrag zur Sozialgeschichte der Industrialisierungsepoche. Phil. Diss. Göttingen 1952.<br />

7) Rudolf B lasius: Bevölkerungsbewegung, Stand und Bewegung der Bevölkerung bis 1896.<br />

Festschrift zur 69. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte. Braunsehweig 1897.; Friedrich<br />

Reck: Über die Gesundheitsverhältnisse der Stadt Braunschwcig in den Jahren 1864-1873 und die<br />

Verbreitung der Cholera daselbst in den Jahren 1850 und 1855. Braunschweig o. J. (1874).<br />

R) Vgl. Reck, S. 47/48, Tab. 3.<br />

9) Klaus Aßmann und Gerhard Stavenhagen: Handwerkereinkommen am Vorabend der<br />

industriellen Revolution. Materialien aus dem Raum Braunschweig-Wolfenbüttel (= Göttinger handwerkswissenschaftliche<br />

Studien 15). Göttingen 1969.; Karl-Heinz Schmidt u. Gerhard Stavcnhage<br />

n: Die Industrialisierung und ihre handwerksfördernden Kräfte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts,<br />

dargestellt am Beispiel des Herzogtums Braunschweig. In: Neues Archiv für :-.liedersachsen<br />

19 (1970), S. 38-61 und S. 168-180.<br />

10) Kar! Tra u pe: Die deutsche Handwerkerbewegung 1848/49 im Herzogtum Braunschweig.<br />

Braunschweig 1986. - Ders.: Johannes Jakob Sclenka -ein Braunschweiger im Kampf für das deutsche<br />

Handwerkerprogramm 1848/49. In: Braunschweigische Heimat, 70. Jahrgang (1984), S. 85-90.<br />

11) Willy K ra t zsc h: Die industrielle Entwicklung der Stadt Braunschweig im 19. Jahrhundert.<br />

Wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Dissertation, Frankfurt a. M. 1924.<br />

12) Birgit Pollmann: Zur Situation der Frauen im Herzogtum Braunschweig zwischen der<br />

Reichsgründung und dem ersten Weltkrieg. In: Werner Pöls u. Klaus-Erich Pollmann (Hrsg.):<br />

Moderne braunschweigische Geschichte. Hildesheim 1982. S. 6-30.<br />

56<br />

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In erster Linie knüpft die vorliegende Untersuchung an Gerhard Schildts Forschungen<br />

über die Entstehung dcr Braunschweiger Industriearbeiterschaft an, die auf umfassendem<br />

Material aus dem Stadtarchiv Braunschweig und dem Niedersächsischen Staatsarchiv Wolfenbüttel<br />

aufbauen 13).<br />

Für diese Arbeit wird die Steuerrolle der Stadt Hraunschweig aus dem Jahr 1870 14 )<br />

ausgewertet, und zwar unter zwei Aspekten. Zunächst soll die Berufsstruktur der Stadt<br />

Braunschweig bestimmt werden, denn der Anteil der Arbeiterschaft an den Erwerbstätigen<br />

ist ein wesentlicher Gradmesser für den Stand der Industrialisierung. Schildt hat die<br />

Berufsstruktur der Braunschweiger Bevölkerung für die Jahre 1835/36, 1854/55 und 1874/<br />

75 bestimmt. Das bietet eine gute Möglichkeit, die Ergehnisse verschiedener Methoden in<br />

ihren Gemeinsamkeiten und Unterschieden zu analysieren.<br />

In einem zweiten Schritt werden die Angaben zu der Personal- und Gewerbesteuersumme<br />

in der Steuerrolle zur Untersuchung der Einkommensverhältnisse einzelner Berufsgruppen<br />

herangezogen. Dabei werden vorwiegend die im gewerblichen Bereich tätigen<br />

Männer und Frauen berücksichtigt. Schließlich wird mit Hilfe von Recks Verzeichnis der<br />

Straßen nach dem Pro-Kopf-Einkommen die Berufsstruktur in den verschiedenen sozialen<br />

Schichten untersucht. Die Ergebnisse erlauhen eine Bewertung der bisher entwickelten<br />

Aussagen.<br />

2. Stadtgebiet und ßevülkerungsentwicklung<br />

2.1 Stadtgehiet und Verwaltungsgliederung<br />

Die Stadtgrenze Braunschweigs verlief im 19. Jahrhundert bis zu den ersten Eingemeindungen<br />

1931 unregelmäßig um den eigentlichen Stadtkern herum und reichte bis an die<br />

nächstgelegenen ländlichen Gemeinden Lehndorf, Ölper, Rühme, Querum, Gliesmarode,<br />

Riddagshausen, Rautheim, Mascherode, Melverode und Broitzem heran. Die<br />

Wohnbebauung hatte sich 1870 gerade erst über den Umflutgraben hinaus ausgedehnt 15).<br />

Verwaltungstechnisch war dieses Gebiet in drei "Polizeidistricte", diese wiederum in<br />

jeweils zwei Districte gegliedert, welche ihre I'\amen von sechs Braunschweiger Stadttoren<br />

13) Gerhard Schild t: Tagelöhner, a. a. O. und scine Aufsätze:<br />

- Das Wachstum der Braunschweiger Bevölkerung im 19. Jahrhundert. In: Gerd Spies (Hrsg.): Brunswiek<br />

1031- Braunschweig 19R1. S. 205-223.<br />

- Wachstum und Stagnation der sozialen Mobilität im 19. und 20. Jahrhundert. In: KZfSS 39 (1977),<br />

S.702-730.<br />

- Die Wohnraumverknappung für die Braunschweiger Unterschichten während der Industrialisierung<br />

1 R55-1871. In: Horst Matze ra t h (Hrsg.): Städtewachstum und innerstädtische Strukturveränderungen<br />

(= Geschichte und Theorie der Politik, Unterreihe A: Geschichte, Band 8). Stuttgart 1984, S.<br />

148-164.<br />

14) Stadtarchiv Braunschweig, Signatur: D I 6, 1--{j. Eine Steuerrolle dieser Art ist m. E. aus<br />

keinem anderen Jahr des Untersuchungszeitraumes überliefert.<br />

15) Vgl. Historischer Atlas der Stadt Braunschweig. Blatt 53. und Atlas Braunschweig und Umgebung.<br />

S. 4: "Stadtausdehnung um 1875".<br />

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57


hatten. 16). Diese Einteilung der Stadt stammt aus dem Jahr 1758. Die später außerhalb der<br />

Stadtgrenzen entstandenen Straßen wurden den entsprechenden Districten zugeordnet 17).<br />

2.2 Demographische Aspekte<br />

Die Bevölkerungsentwicklung 1H) der Stadt Braunschweig verlief zwischen 1831 und 1900<br />

mit relativ starken Schwankungen des jährlichen Wachstums, wie aus Abbildung 1 deutlich<br />

wird. In der Zeit von 1836 bis 1855 nahm die Einwohnerzahl sogar ab, wenn auch nur um<br />

insgesamt 1.420 Personen. Von da an blieb die Tendenz jedoch steigend, mit zwei Rekordwachstumsraten<br />

in den Perioden 1867171 und 1885190. Eine ausführliche Aufstellung zur<br />

Entwicklung der Einwohnerzahlen in der Stadt Braunschweig und im Herzogtum befindet<br />

sich im Anhang, Tahelle A.<br />

Bemerkenswert ist der Verstädterungsprozeß, der etwa gleichzeitig mit der Industrialisierung<br />

Anfang der 60er Jahre einsetzte. I.ehten lR61 erst 15 % der Bevölkerung des Herzogtums<br />

in der Stadt Braunschweig, also kaum mehr als 1831 mit 14 %, waren es zehn Jahre<br />

später schon 19 %. Um die Jahrhundertwende war der Bevölkerungsanteil der Stadt auf<br />

28 % gestiegen 1Y).<br />

Die "ortsanwesende Bevölkerung" im Dezember 1871 setzte sich aus 28.252 gebürtigen<br />

Hraunschweigcrinnen und Braunschweigern zusammen; 14.447 Männer und Frauen<br />

waren an einem anderen Ort des Herzogtums geboren worden, 14.692stammten aus einem<br />

anderen Staat des Deutschen Reiches und 492 aus dem Ausland 211). Allein aus diesen Zahlen<br />

wird insbesondere das große Ausmaß der Nahwanderungen ersichtlich. Auch die Forschung<br />

hestätigt diesen Eindruck: Schildt hat für die Jahre 1872-75 die regionale Herkunft<br />

heiratender Arbeiter in der Stadt Braunschweig untersucht. Knapp ein Drittel stammte<br />

nicht aus dem Herzogtum Braunschweig, nur 20 % waren in der Stadt geboren 21).<br />

16) Wenden-Thor-District; Pe tri-Thor-District; Hohe-Thor-District; Wilhelmi-Thor-District;<br />

August-Thor-District; Stein-Thor-District.<br />

17) Vgl. Fr. Knoll: Braunschweig und Cmgebung. S. 9.<br />

18) Zur allgemeinen Bevölkerungsentwicklung im Zeitalter der Industrialisierung hat Wolfgang<br />

K ö 1l man n grundlegende Forschungsarbeit geleistet:<br />

- Wolfgang Köllmann: Bevölkerung in der industriellen Revolution. Studien zur Bevölkerungsgeschichte<br />

Deutschlands (=Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft Band 12). Göttingen 1874.<br />

- Ders.: Quellen zur Bcvölkerungs-, Sozial und Wirtschaftsstatistik 1815-1875. Zwei Bände, Boppard<br />

1981. Ernst Wolfgang B u c h ho Iz hat für Braunschweig die entscheidenden Aspekte dargestellt<br />

(Vgl. Buchholz, Die Bevölkerung, a.a.O.), sie aber im Wesentlichen nach Ipsens Bevölkerungslehre<br />

interpretiert. Bei Gerhard Sc h i I d t werden die demographischen Entwicklungen in Beziehung<br />

zu der Sozialstruktur und deren Veränderungen erfaßt. Im Zusammenhang dieser Arbeit werden die<br />

wichtigsten Tendenzen für die Stadt Braunschwcig zusamrnengefaßt.<br />

19) Vgl. Anhang, Tabelle A.<br />

20) Vgl. Beiträge, Heft 11, S. 25.<br />

21) Vgl. Schildt, Tagel(iner, a.a.O., S. 299, Tab. 42.<br />

58<br />

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schnittliche Heiratsalter bei Männern von 32 Jahren (1860) auf 30 Jahre (1880), bei dcn<br />

Frauen von 27 auf25 Jahre 26 ).<br />

Für die Heirats- und Gehurtcnwelle ist vermutlich auch die günstige Altersstruktur<br />

der Bevölkerung verantwortlich gewesen: die starke Zuwanderung von üherwiegend jungen<br />

ledigen Männern 27) und Frauen im betreffenden Zeitraum. Ausgehend von der Überlegung,<br />

daß die meisten Männer und Frauen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren geheiratet<br />

haben, kann man diese These belegen: 23,9% der Einwohner Braunschweigs waren 1871<br />

in diesem Alter; 1880 waren es 21,3 %, 189020,9 % 21l).<br />

Die höheren Löhne wurden durch erhebliche Mietpreissteigerungen abgeschöpft. Die<br />

Angehörigen der Unterschichten mußten noch engcr zusammenrücken, indem sie Schlafgänger<br />

aufnahmen oder in eine kleinere Wohnung umzogen 29). Diesen ungesunden Wohnverhältnissen<br />

standen zunächst keine Verbesserungen im hygienischen Bereich entgegen.<br />

1877 waren erst 66 % der Häuser an die Wasserleitungen angeschlossen, wobei ebenso wie<br />

für Wasserklosetts und Gasanschlüsse galt, daß die ärmeren Straßen zuletzt an die Reihe<br />

kamen 30).<br />

Von einem Anstieg des natürlichen Bevölkerungswachstums kann in Braunschweig<br />

erst in der zweiten Hälfte der 70er Jahre die Rede sein, denn die Steigerung der Geburtenrate<br />

wurde durch eine gleichzeitige Erhöhung der Säuglingssterblichkeit aufgehoben. Tabelle<br />

1 zeigt die Bevölkerungsentwicklung unter Berücksichtigung der Säuglingssterblichkeit<br />

3!).<br />

Tab. 1: Geburten, Säuglingssterblichkeit, Todesfälle<br />

1853-55<br />

1861--65<br />

1866-70<br />

1871-75<br />

1876-80<br />

Geburten 32)<br />

3.301<br />

6.607<br />

8.622<br />

11.711<br />

13.832<br />

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es sterben<br />

im ersten<br />

Lebensjahr<br />

18,5%<br />

20,3%<br />

20,8%<br />

24,3%<br />

22,3%<br />

es erreichen<br />

das erste<br />

Lebensjahr<br />

2.690<br />

5.266<br />

6.829<br />

8.865<br />

10.747<br />

Todesfälle<br />

2.958<br />

5.296<br />

6.679<br />

8.844<br />

9.436<br />

Bevölk.zunahme/<br />

abnahme 33)<br />

-268<br />

- 30<br />

150<br />

21<br />

1311<br />

26) Vgl. Schildt, Tagelöhner,a.a.O., S. 404, Abbildung 18. Schildt sieht darin das entscheidende<br />

Indiz für den Anstieg des Lehensstandards in diesem Zeitraum.<br />

2') 80%: Vgl. ehd., S. 304.<br />

28) Zahlen in diesem Fall leichter zugänglich als in den Beiträgen bei BI a s i u s, a. a. 0., S. 156.<br />

29) Vgl. dazu Sch i Id t, Die Wohnraumverknappung, a. a. 0., S. 163 f.<br />

3(') Vgl. Schi Idt, Tagelöhner, a. a. 0., S. 397 f.<br />

3') Die Werte für die Säuglingssterhlichkeit sind aus Sch ildt, Tagelöhner, a. a. 0., Tab. 41, S.<br />

298, entnommen.<br />

32) Ohne Totgehurten.<br />

33) Bezogen auf das Verhältnis zwischen Einjährigen und Todesfällen. Dieser Bezug ist willkürlich<br />

gesetzt, dokumentiert aber, daß das ühlicherweise zum Bevölkerungswachstum herangezogene<br />

Verhältnis zwischen Gehurten und Sterbefällen die Zuwachsraten bei der hohen Säuglingssterblichkeit<br />

in den Industriestädten des 19. Jahrhunderts verfälscht.<br />

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61


Ein beträchtlicher Teil dieses Zuwachses ist bei den Männern durch die Garnison bedingt,<br />

wo rund tausend junge Männer ihren Wehrdienst ableisteten. Schon in der Altersgruppe<br />

von 25-30 Jahren stimmt die Geschlechterproportion fast wieder überein. Es bleibt<br />

ein erheblicher Wanderungsgewinn, der bei den Männern etwas höher ist als bei den<br />

Frauen.<br />

In diesem Überblick über die Bevölkerungsentwieklung wird deutlich, daß der Zeitraum<br />

vom Mitte der sechziger bis Mitte der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts in der Tat<br />

für die Stadt Braunschweig eine Umhruchphase war. Über die Hälfte der Einwohner war<br />

nicht in der Stadt geboren, sondern aus zumeist ländlichen Gebieten eingewandert. Die<br />

Zuwanderer waren in der Mehrzahl junge, ledige Männer und Frauen. Zwar stiegen die<br />

Heirats- und Geburtenziffern, doch durch die schlechten Wohnverhältnisse und die unzureichenden<br />

hygienischen Bedingungen erhöhte sich die Säuglingssterblichkeit bis auf<br />

24,3 % in der ersten Hälfte der siebziger Jahre.<br />

3. Auswertung der Steuerrolle von 1870<br />

3.1 Die Erfassung der Daten<br />

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Für die Bestimmung dcr Berufsstruktur in der Stadt Braunschweig im Untersuchungszeitraum<br />

wurde die Steuerrolle der Stadt aus dem Jahr 187( 35 ) herangezogen. Sie liegt in sechs<br />

Bänden, entsprechend den seehs Verwaltungsbezirken 36 ), vor; die Eintragungen sind<br />

handschriftlich.<br />

Jeder Band enthält die steuerpflichtigen Einwohner des entsprechenden Districts, und<br />

zwar nach der alphabetischen Ordnung der Straßen zunächst in der inneren, dann in der<br />

äußeren Stadt. Die Steuerrolle des Stein-Thor-Distriets reicht z. B. von den Einwohnern<br />

der Ahelnkarre his zu denen der Wilhclmstraße, beginnt dann bei der äußeren Stadt mit<br />

der Bertramstraße und endet mit dem Riddagshäuserweg.<br />

Steuerpflichtig waren grundsätzlich "die Landeseinwohner beiderlei Geschlechts,<br />

welche das 17. Lebensjahr zurückgelegt haben" sowie die "Fremden gleichen Alters, welche<br />

sieh ununterbrochen länger als 6 Monate im Herzogthume aufgehalten, vom 7ten Monate<br />

an." Die wichtigsten Ausnahmeregelungen gelten für Ehefrauen; sich im Felde befindende<br />

Soldaten jeden Dienstgrades und die unteren Ränge des stehenden Heeres; pensionierte<br />

Unteroffiziere und Soldaten und deren Witwen; Schüler und Studenten; als solchc<br />

registrierte und Unterstützung heziehende Arme; Kinder, die noch zuhause wohnen. aber<br />

nicht im Betrieb oder in der Landwirtschaft der Eltern voll mitarbeiten; Witwen der letzten<br />

Steuerklasse, die nicht mehr als einen weihlichen Dienstboten beschäftigen; und der letzten<br />

Steuerklasse angehörende Personen, "welche das lctzte Lebensjahr 37 ) überschritten<br />

35) Stadtarchiv Braunschweig, D 16, !--{).<br />

36) Vgl. Kap. 11, 1.<br />

37) Vermutlich ist dieses "letzte" Lebensjahr das 60., denn tatsächlich werden viele ihrem Beruf<br />

nach Klasse X angehörende Personen mit dem Hinweis ,,60 Jahre" befreit.<br />

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63


haben oder nach dem Zeugnisse der Ortsbehörde zum Erwerbe des vollständigen Lebensunterhaltes<br />

nicht im Stande sind 3H)."<br />

Der Ausgangspunkt der Zählung ist, daß alle Personen, die 17 Jahre und älter sind, in<br />

der Steuerrolle verzeichnet sind. Tatsächlich sind auch einige jüngere eingetragen, nämlich<br />

sofern sie schon einen Beruf ausüben; sie zahlen zwar noch keine Steuern, sind aher bei der<br />

Berufszählung berücksichtigt.<br />

Angegeben sind in der Steuerrolle im allgemeinen eine Ordnungszahl, die Feuerversicherungsnummer<br />

des Wohnhauses, der Name, das Gehurtsjahr, der Beruf, der Personal­<br />

Gewerbesteuerbetrag sowie bei den Männern Ehefrau und Kinder über 17 Jahre, sofern<br />

sie noch im Haus wohnten. Die Angaben sind aber zum Teil unvollständig, besonders bei<br />

den im Haus ihres Dienstherrn lebenden Mägden, Knechten, Lehrlingen, Gehilfen und<br />

Gesellen 39).<br />

Um eine breite Streuung über alle Straßen und Stadtbezirke hinweg zu gewährleisten,<br />

wurden die unter jeder vierten Ordnungszahl verzeichneten Personen gezählt 40 ). Das sind<br />

insgesamt 3.454 Männer und 3.755 Frauen 41 ). Darunter sind 1.764 nicht herufstätige<br />

Frauen sowie 420 Töchter und 109 Söhne, die noch zu Hause wohnten. Naeh der angewandten<br />

Methode sollte dies einem Viertel der steuerpflichtigen Bevölkerung, also der über<br />

Siehzehnjährigen, der Stadt Braunschweig um 1870 entsprechen.<br />

Zur Überprüfung der Vollständigkeit der Steuerrolle wurden die Daten der Volkszählung<br />

von 1871 herangezogen. Die Durchführung der Volkszählungen war streng reglementiert.<br />

Die ehrenamtlichen Zähler erhielten ein überschaubares Gebiet zugewiesen und gingen<br />

dort von Haus zu Haus, um die "ortsanwesende Bevölkerung" zu ermitteln 42 ). Auch<br />

vorübergehend abwesende Personen wurden erfaßt. Die Volkszählungen liefern deshalb<br />

m. E. sehr gen aue Zahlen.<br />

1871 waren 50,8% der Gesamtbevölkerung Männer; nach der Steuerrolle von 1870<br />

beträgt ihr Anteil47, 9 'Yo. Männer und Frauen sind demnach ungefähr im richtigen Verhältnis<br />

erfaßt worden 43 ). 1871 betrug der Anteil der Kinder (unter 17 Jahre) an der Gesamtbe-<br />

38) Vgl. GVS 1864, No. 33, S. 109 ff. Das Gesetz trat am 1. 1. 1865 in Kraft. IH67 (Vgl. GVS<br />

1867, No. 99, S. 655 ff.) wurden in zwei Fällen die Tarife geändert. Grund: Zur Anpassung an die<br />

benachbarten Staaten wurden die Pfennige zu 1/10 Groschen in Pfennige zu 1/12 Groschen umgerechnet.<br />

Die Ausnahmeregelungen galten nur für die Personalsteuer; wer ein Gewerbe betrieb, zahlte<br />

auch als Ehefrau ete. Gewerbesteuer.<br />

39) Die kleinste Informationseinheit ist etwa die Bemerkung ,,3 Mägde - 2", wobei ,,2" Steuerklasse<br />

X mit zwei Groschen Personalsteuer bedeutet.<br />

40) Es ist also z. B. keine Unterscheidung möglich zwischen einer achtzehnjährigen Kaufmannstochter,<br />

die im Haus ihrer Eltern Seidenstickereien anfertigte, und einer alleinstehenden Frau, die<br />

sich mit Stickereien ihren Lebensunterhalt verdienen mußte.<br />

41) Nach den Gesetzen zur Berechnung von Konfidenzintervallen für unbekannte Wahrscheinlichkeiten<br />

weichen die Anteile der einzelnen Berufsgruppen bei einem solchen Stichprobenumfang<br />

mit 99%iger Sicherheitswahrscheinlichkeit nicht mehr als 1,5% von den tatsächlichen Anteilen ab.<br />

Das Berechnungsverfahren ist z.B. beschrieben bei: KarlBosch/Hans Wolff, Grundkurs Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

und Statistik, S. 1 IR ff.<br />

42) Vgl. Beiträge, Heft 11.<br />

43) Vgl. Beiträge, Heft H, S. 9 ff, Tab. I; diese Daten stammen aus der Volkszählung vom 1.12.<br />

1871.<br />

64<br />

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zum entsprechenden Berufssektor ("Hauptclasse") Icgte, hat Schildt im Einzelfall zugunsten<br />

der sozialen Stellung entschieden, also einen Magazinarbeiter nicht dem tertiären Sektor<br />

zugewiesen, nur weil er im Tnmsportwesen tätig ist, sondern ihn schlicht als "ungelernten<br />

Arbeiter" eingestuft 4S ). Da auch im weiteren Verlauf dieser Untersuchung die Berufsgruppen<br />

als soziale Gruppen verstanden werden sollen, wird zum großen Teil die Einordnung<br />

Schildts übernommen. Ein hervorragendes Hilfsmittel bei der richtigen Bestimmung<br />

einzelner heute unbekannter Berufe sind die ausführlichen alphabetischen und systematischen<br />

Listen aller Berufe mit den entsprechenden Zuordnungen in Heft V der "Beiträge"<br />

49).<br />

Die Bezeichnung "Arbeiter" hatte sich 1870 bereits durchgesetzt. Nur noch wenige,<br />

meist ältere Arbeiter nannten sich "Tagelöhner" oder "Arbeitsmann" , manche aber nach<br />

Art ihrer Tätigkeit "Auflader" oder "Bremser". Viele setzten den Ort ihrer Tätigkeit dazu:<br />

"Magazinarbeiter", "Eisenbahnarbeiter" , "Fabrikarbeiter" sind die häufigsten Fälle. Sie<br />

alle bilden zusammen die erste Gruppe der ungelernten Arbeiter.<br />

Angelernte Arbeiter sind solche, die eine spezialisierte, aber schnell erlernbare Tätigkeit<br />

ausüben. Dazu gehören beispielsweise alle Tabakarbeiter, die Gärtner, die Weber,<br />

Maschinisten und Walzer, aber auch Aufseher oder "Oberarbeiter", die offensichtlich eine<br />

übergeordnete Stellung innerhalb des Betriebes erreicht hatten. Auch die "Locomotivführer"<br />

sind in dieser zweiten Arbeitergruppe eingeordnet. Obwohl sie im Prinzip der Gruppe<br />

der Staatsbediensteten zuzurechnen sind, gehörten sie durch die Art ihres Arbeitsplatzes,<br />

nämlich der Eisenbahn als größtem Industriezweig Braunschweigs, mehr den Arbeitern an<br />

als den Lehrern, Polizisten und Steuerinspectoren.<br />

Zur besseren Differenzierung wurde noch eine dritte Gruppe, die der gelernten Arbeiter,<br />

gebildet. An Berufsbezeichnungen wie "Eisenbahnschmied" oder "Fabriksattler"<br />

läßt sich deutlich ablesen, daß es sich hier um Handwerksgesellen handelt, die in ihrem<br />

erlernten Beruf, aber in Industriebetrieben arbeiten.<br />

Die nächste Gruppe bei den gewerblichen Berufen sind die Handwerksgesellen. Hier<br />

sind alle Handwerker eingeordnet, die sich nach ihrem Beruf nannten, nicht offensichtlich<br />

in einem Industriebetrieb arbeiteten und keine Gewerbesteuer bezahlten.<br />

Handwerksmeister und solche Handwerker, die sich nach ihrem Handwerk nannten<br />

und Gewerbesteuer bezahlten, also einen eigenen Betrieb hatten, werden zur Gruppe der<br />

"selbständigen Handwerker" zusammengefaßt 50).<br />

Die beiden letzten Gruppen bei den gewerblichen Berufen werden von Konzessionisten<br />

und Fabrikanten gebildet. Konzessionisten sind solche, die in einem eigenen Betrieb<br />

Waren produzierten, aber keine handwerkliche Ausbildung dazu benötigten. Bei Fabrikanten<br />

ist es im Prinzip ebenso, jedoch stellen sie mit mehr Gehilfen in größerem Stil ihr<br />

66<br />

"") Vgl. ebd., S. 109, Anm. Sil.<br />

49) Vgl. Beiträge, Heft V, S. 26-44.<br />

50) Vgl. dazu auch KapiteIS.I.<br />

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Produkt her. Ein "Strohhutfabrikant" ohne Gehilfen, der nur zwei Thaler Gewerbesteuer<br />

zahlte (Mindestsatz), wurde zu den Konzessionisten gerechnet, während ein Branntweinbrenner<br />

mit zehn Gehilfen, der fünfzig Taler Gewerbesteuer zahlte, bei den Fabrikanten<br />

eingeordnet wurde. Zwischen diesen beiden Extremfällen sind die Grenzen fließend, und<br />

es wurde im Einzelfall entschieden.<br />

Eine weitere Gruppe bilden die Lehrlinge. Sie fehlen bei Sehildt, weil sie im allgemeinen<br />

zu jung zum Heiraten waren S!). Es ist nicht möglich, die Lehrlinge bei den gewerblichen<br />

Berufen mitzuzählen, weil es sowohl gewerbliche als auch kaufmännische Lehrlinge<br />

gab. Zwar wurden Lehrlinge meistens bei ihren Arbeitgebern mitversteuert, aber in einzelnen<br />

Fällen wohnten sie "auf eigene Hand" oder bei den Eltern und können daher nicht dem<br />

einen oder dem anderen Bereich zugeordnet werden. Knechte, Laufburschen, Diener, Köche<br />

und Kutscher, Portiers und Gepäckträger, die herzoglichen Leibjäger , Marstallgehilfen<br />

und Landgestütsbediensten werden in zwei Gruppen eingeteilt, wobei die zweite die<br />

exklusiveren Berufe wie Koch oder herzog!. Leibjäger umfaßt. Die Dienstboten gelangten<br />

nicht zur Heirat, weil sie in den meisten Fällen in der Familie des Arbeitgebers lebten. In<br />

der amtlichen Statistik wurden sie nicht als selbständige Arbeitnehmer betrachtet. Der<br />

Knecht eines Fabrikanten wurde beispielsweise in der "llauptclasse" des gewerblichen Bereichs<br />

mitgezählt.<br />

Die kaufmännischen Berufe sind in folgende Untergruppen eingeteilt worden: kaufmännische<br />

Angestellte ("Commis") und Gehilfen bilden die erste Gruppe; Wirte, Fuhrleute,<br />

Mietskutscher , Hausverwalter und die Kollekteure gehören zur zweiten Gruppe; als<br />

dritte Gruppe sind die Höker und Hausierer erfaßt; es folgen die Händler und als letzte<br />

Gruppe die Kaufleute, Agenten, Bankiers. Bei den Verwaltungsberufen umfaßt eine erste<br />

Gruppe Schreiber, Postboten, einfache Polizisten, und Kopisten, Kanzlisten, Offizianten,<br />

Visitatoren, Protokollführer, Kollaboratoren, Kalkulatoren und Exekutoren 52). Als<br />

"mittlere Beamte" wurden Lehrer, Schauspieler, Sänger und Musiker als Angestellte des<br />

Theaters, sowie die Angestellten der Eisenbahn erfaßt. Bei den "hohen Beamten" mit akademischer<br />

Bildung finden sich auch solche Akademiker, die bei der Bahn oder in den anderen<br />

großen Betrieben angestellt sind, außerdem die Pastoren.<br />

Die Restgruppe besteht aus freiberuflichen Akademikern, freiberuflichen Künstlern,<br />

Militärpersonen und solchen, die nicht einzuordnen sind; als Berufslose wurden Particuliers,<br />

Pensionäre sowie Schüler und Studenten berücksichtigt, außerdem die im Elternhaus<br />

lebenden Söhne.<br />

In Abbildung 4 ist das Ergebnis, die Berufsstruktur der männlichen Bevölkerung nach<br />

der Steuerrolle von 1870, veranschaulicht. Die ausführliche Übersicht befindet sich im Anhang,<br />

Tabelle C.<br />

51) Schildt hat den einzigen heiratenden Lehrling zu den Gesellen gezählt.<br />

52) Vgl. Schildt, Tagelöhner, a.a.O., S. 170.<br />

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67


Gewerbe<br />

15,1 %<br />

Abb 11 dung 4:<br />

Berufsstruktur der Männer in der<br />

Stadt Braunschweig 1870<br />

Gesellen<br />

15,1 %<br />

Handel<br />

19,9 %<br />

Verwaltung<br />

9,7 %<br />

Lehrlinge<br />

8,1 %<br />

Eigene Berechnung nach Steuerrolle.<br />

3 . 3 Die Berufsstruktur der Frauen<br />

Sonstige<br />

2,9 %<br />

Dienstboten<br />

10 %<br />

Bei den Frauen wird ein e ähnliche E inteilung gewählt wie bei den Männern. Die erste<br />

Gruppe der gewerblichen Berufe, die ungelernten Arbeiterinnen, bilden diejenigen, die<br />

sich "Fabrikarbeiterinnen" oder "Arbeiterin" nennen. Als Angelernte sind nur wenige Zigarrenarbeiterinnen<br />

zu bezeichnen.<br />

In den anderen gewerblichen Berufen wird die vollständige Berufsangabe übernommen:<br />

Die Näherinnen bilden ein e eigene Gruppe , ebenso die Kleidermaeherinnen mit den<br />

Schneiderinnen, die Wäscherinnen mit den Plätterinnen, die Putz- mit den Blumenmacherinnen<br />

und die Spinnerinnen mi t den Stickerinnen.<br />

68<br />

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3.4 Vergleich dreier Berufszählungen 1870,1871 und 1874175<br />

Mit Hilfe der amtlichen Berufszählung von 1871 soll zunächst überprüft werden, inwieweit<br />

die fehlenden Einwohner statistisch auf die Berufsgruppen verteilt waren. Im Anhang,<br />

Tabelle B, befindet sich eine Übersicht über die Ergebnisse der amtlichen Berufszählungen<br />

von 1871 und 1882 53 ). Die Zahlen aus den "Beiträgen" wurden dafür neu geordnet, um sie<br />

in eine vergleichbare Form zu bringen.<br />

Auffällig ist zunächst, daß in der Steuerrolle kaum landwirtschaftliche Berufe auftauchen.<br />

Einige Gärtner wurden bei den angelernten Arbeitern mitgezählt. Der Stadtplan von<br />

1872 54 ) zeigt, daß tatsächlich schon vereinzelt Häuser außerhalb des in der Steuerrolle verzeichneten<br />

Stadtgebietes standen, aber innerhalb der städtischen Verwaltungsgrenze.<br />

Warum diese in der Steuerrolle nicht berücksichtiget wurden, ist ungeklärt. Der Anteil der<br />

Berufstätigen in der Landwirtschaft an allen Berufstätigen beläuft sich in der amtlichen<br />

Statistik bei dcn Männern auf 2,4 % und bei den Frauen auf 4,5 %. Möglicherweise fehlt<br />

ein Teil von ihnen in der Steuerrolle. Da diese Gruppe jedoch recht klein ist, kann sie<br />

vorerst vernachlässigt werden.<br />

Mit einer merklichen Verschiebung muß jedoch dadurch gerechnet werden, daß in<br />

der Steuerrolle keine Soldaten verzeichnet sind: in der amtlichen Statistik sind es immerhin<br />

9 % der berufstätigen Männer.<br />

Für die Überprüfung wurden folgende vergleichbare Berufsgruppen ausgewählt: Die<br />

"Gehülfen" im gewerblichen Bereich 1871 entsprechen den drei Gruppen von Arbeitern<br />

sowie den Gesellen und 71 % der Lehrlinge 55 ). Die Selbständigen im gewerblichen Bereich<br />

gleichen den Meistern, Konzessionisten und Fabrikanten. Die Gehülfen und Angestellten<br />

im Handel entsprechen 29% der Lehrlinge und den kaufmännischen Angestellten, die<br />

Selbständigen im Handel sind direkt vergleichbar. Die Gruppe, die persönliche Dienste<br />

und Lohnarbeit leistet, kann zusammen mit den "Dienenden aller Art" mit dem Dienstpersonal<br />

verglichen werden.<br />

Bei den Frauen werden gegenübergestellt: das Dienstpersonal; die Gewerbsgehülfinnen<br />

und die Arbeiterinnen, Näherinnen und verwandte Berufe; die Selbständigen im Handel<br />

(siehe Tabelle 2).<br />

Die Übereinstimmung überzeugt im wesentlichen. Sowohl bei den Männern als aueh<br />

bei den Frauen ist das Dienstpersonal im richtigen Verhältnis erfaßt. Die Zahlen für die<br />

gewerblichen Berufe sind nach der Steuerrolle bei den Männern und bei den Frauen etwas<br />

zu hoch. Das widerlegt die Vermutung, eine große Zahl von Zuwanderern sei nicht von den<br />

Behörden erfaßt worden, denn diese fanden zuerst als Ungelernte in den Fabriken Beschäftigung.<br />

Die Zahl der Selbständigen im Gewerbe stimmt gut überein. Signifikante Abwei-<br />

5.1) Vgl. Beiträge, Heft 11 und V.<br />

54) In: Historischer Atlas der Stadt Braunschweig, Blatt 53.<br />

55) Vgl. ohen, Kap. 111, 1. Es wurden 4HO seIhständige Gewerhetreihende und 195 Händler und<br />

Kaufleute gezählt; wenn man die Lehrlinge im seIhen Verhältnis auf die Berufszweige verteilt, werden<br />

29 % dem Handel und 71 % dem Gewerbe zugeteilt.<br />

70<br />

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Bei Schildt ist der Bereich des Gewerbes 1874175 mit 77 % vertreten. Dies ist nach der<br />

amtlichen Zählung 1871 und der Steuer rolle 1870 zu hoch. Dabei stimmt der Anteil der<br />

Arbeiter 1870 und 1874175 gut überein, die I Iandwerker sind mit 43 % überrepräsentiert;<br />

sowohl die Steuerrolle als auch die amtliche Zählung geben Arbeiter und Handwerker zusammen<br />

mit einem Anteil von ca. 40 % an (39,9 %; 43,1 %). Die selbständigen Gewerbetreibenden<br />

sind bei Schildt mit nur 5 % Meistern und Fabrikanten unterrepräsentiert. Die<br />

amtliche Statistik gibt ihren Anteil mit 13 % an, in der Steuerrolle beträgt er 15 %. Der<br />

Bereich des I landcls ist] 871 mit 17 % vertreten, 1870 mit 11 % (ohne Lehrlinge) und 1874/<br />

75 mit 9 %. Die Verwaltungsberufe sind 1870 und 1874175 fast im selben Verhältnis angegeben.<br />

Die geringe Zahl der Handwerksmeister bei Schildt kann man damit erklären, daß sie<br />

relativ spät Meister geworden sind und zu diesem Zeitpunkt schon verheiratet waren. Erst<br />

seit 1864 durften auch verheiratete Gesellen noch die Meisterprüfung ablegen, so daß einer<br />

Eheschließung der Gesellen nichts mehr im Wege stand 5R ). Das erklärt auch die zu hohe<br />

Zahl der heiratenden Handwerksgesellen, zumal sie im Durchschnitt 31 Jahre alt und damit<br />

nahezu im Heiratsalter waren 59).<br />

Weiter muß die große Zahl der Lehrlinge und Dienstboten einbezogen werden, die als<br />

heiratende Schicht bei Schildt wegfallen. Abhildung 7 zeigt eine sehr gute Übereinstimmung<br />

der Zählungen von Schildt und nach der Steuerrolle, wenn die Lehrlinge und Dienstboten<br />

herausgezogen werden. Der Anteil des Gewerbes ist jetzt auch in der Zählung von<br />

1870 auf über 70 % gerutscht.<br />

Die Schwierigkeit liegt darin, solche Verhältnisse einzuschätzen, wenn man aufwenigen<br />

Daten angewiesen ist. Es muß nicht nur die Stärke der fehlcmJcn Berufs- und Altergruppen<br />

berücksichtigt werden, sondern auch die Tatsache, daß diese nicht statistisch verteilt<br />

heiraten. So sind z. B. die Handlungsgehilfen zu 80 % ledig, die Fabrikanten nur zu<br />

15 %; der durchschnittliche Anteil der ledigen Männer an den üher Siebzehnjährigen beträgt41,4%60).<br />

Diese Überlegungen führen letzt lieh zu dem Schluß, daß Berufszählungen nur mit<br />

Vorsicht interpretiert werden dürfen. Dies gilt für alle drei hier verglichenen Zählungen.<br />

Der amtlichen Statistik kann man die grüßte Zuverlässigkeit zubilligen; in der Einordnung<br />

der Berufe ist sie jedoch wenig aussagekräftig, wiel sie z. B. bei den Gehülfen im gewerblichen<br />

Bereich nicht zwischen ungelernten Arbeitern, Lehrlingen, Gesellen und dem Büroboten<br />

unterscheidet. Gerade die Struktur des gewerblichen Bereiches erlaubt jedoch<br />

Rückschlüsse auf den Stand der Industrialisierung.<br />

5R) Diese Erklärung giht auch Schildt für die geringe Zahl der Meister an. Vgl. Sch ild t, Tagelöhner,<br />

S. 336 f, a. a. 0., Anm. 46.<br />

59) 55 Gesellt:n in armen, mittlt:ren und reichen Straßen waren im Durchschnit im Jahr 1839<br />

gehoren. Zu dieser Zählung vgl. unten, Kapitel 6.<br />

6(') Eigene Berechnung nach Steuerrolle.<br />

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73


Abb il dung 7:<br />

Berufsstruktur in der Stadt Braunschweig<br />

ohne lehrlinge und Dienstboten<br />

Sonstige 3,5 %<br />

Verwaltung 11,9 %<br />

Handel 13,3 %<br />

Fabrikanten 1,6 %<br />

Meister 16,9 %<br />

Gesellen 23,3 %<br />

Arbeiter 29,4 %<br />

Eigene Berechnung nach Steuerrolle.<br />

Schildts Zählung der Berufsstruktur nach den Heiratsregistern ist mit dem Anspruch<br />

unternommen worden, die Entwicklung der Berufsstruktur über große Zeiträume hinweg<br />

nachzuzeichnen. D ie nach derselben Methode erzeugten Ergebnisse von 1835/6, 1854/5<br />

und 1874/5 sind dabei in ihre r Tendenz vergleichbar und d ie daraus abgeleiteten Aussagen<br />

treffen ZU61). Der hohe Anteil der Handwerksgesellen ist jedoch a us den oben erwähnten<br />

Gründen nicht haltbar.<br />

fil) Vgl. Schildt, Tagelöhncr,a.a.O. ,S.335ff. Es handelt sichhier insbesonderc umdieThesc,<br />

die Industrialisierung habe schon in ihrer Frühphase wieder gelernte Arbeitskräfte herangezogen.<br />

74<br />

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Die Zählung nach der Steuerrolle zeigte sich dadurch mit Unsicherheiten belastet,<br />

daß offenbar nicht alle Einwohner der Stadt von den Steuerbehörden verzeichnet sind.<br />

Insbesondere fehlen aus ungeklärten Gründen die meisten Berufstätigen in der Landwirtschaft.<br />

Die Anteile der vergleichbaren Berufsgruppen stimmen aher im wesentlichen überein,<br />

zudem ist auch die Geschlechterpoportion richtig erfaßt. Deshalb liefert die Berufszählung<br />

nach der Steuerrolle ein insgesamt zutreffendes Bild der Berufsstruktur der Stadt<br />

13raunschweig um 1870.<br />

3.5 Industriestadt Braunschweig?<br />

Es stellt sich die Frage, ob man aus der Berufsstruktur der Stadt Braunschweig Aussagen<br />

über den Stand der Industrialisierung im Jahr 1870 ableiten kann.<br />

Bei der Klassifikation "funktionaler Städtctypen" nach der Berufsstruktur , wie sie<br />

etwa Hans-Dieter Laux vorgenommen hat, gehört Braunschweig nicht zu den Industriestädten,<br />

denn nur 53,5 % der Männer (mit Berufslosen) sind im gewerblichen Bereich tätig,<br />

während der Laux'sche Schwellenwert hei 57,9 % liegt. Vielmehr erweist sich Braunschweig<br />

als "multifunktionale Stadt ohne Schwerpunkt"62).<br />

Diese Zuordnung ist realistisch, da die Stadt mit dem Beginn der industriellen Entwicklung<br />

nicht ihre Funktion als Handels- und Verwaltungszentrum und als Garnisonsstadt<br />

aufgegeben hat. Dies ist aus den relativ starken Anteilen der Berufstätigen in Handel und<br />

Verwaltung, der Soldaten und der "Sonstigen" deutlich abzulesen.<br />

Die Indizien für den gesellschaftlichen Wandel müssen daher an anderer Stelle gesucht<br />

werden, und zwar in der Struktur des gewerblichen Bereiches selbst.<br />

4. Die Verteilung der Steuern<br />

4.1 Die Personalsteuer<br />

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Die Personalsteuer isc in der Steuerrolle bei jedem Einwohner mit Steuerklasse und Steuerbetrag<br />

verzeichnet. Es soll im Folgenden ein Zusammenhang zwischen der Verteilung der<br />

Steuern und der Verteilung des Einkommens hergestellt werden.<br />

Die Personalsteuer wurde in monatlichen Raten erhoben und jeweils am Ersten für<br />

denselben Monat fällig 6J ). Es gab zehn Steuerklassen mit monatlichen Beträgen von zwei<br />

Groschen (= 24 Pfennig) in Klasse X bis zu drei Talern und zehn Groschen (= 984 Pfennig)<br />

62) VgJ. Hans-Dieter La ux: Demographische Folgen des Verstädterungsprozesses. Zur Bevölkerungsstruktur<br />

und natürlichen Bevölkerungsentwicklung deutscher Städte typen 18711914. In :<br />

Hans-lürgen Teu tc he rg(Hrsg.): Urbanisierungim 19. und20.1ahrhundert. Köln, Wien 1983. S. 71 f.<br />

61) VgJ. GVS 1864, S. 110.<br />

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75


in Klasse I (4). Das war ein sehr geringer Betrag: 1870 verdienten ungelernte und gelernte<br />

Arbeiter bzw. I landwerksgesellen ungefähr vier Taler in der WacheM) - zahlten aber nur<br />

einen Taler (= 24 Groschen) Steuern im Jahr. Bei regelmäßigem Einkommen forderte der<br />

Staat also von den Einkommensschwächeren nur ein halbes Prozent des Verdienstes. lR70<br />

wurden in der Stadt Braunschweig nach der Steuerrolle rund 27.000 Taler Personalsteuer<br />

gezahlt. In Tabelle 3 ist die Verteilung der Personalsteuer dargestellt, wie sie aus der Steuerrolle<br />

von 1870 ausgezählt worden ist.<br />

Tab. 3: Verteilung der Personalsteuer in der Stadt Braunschweig 1870<br />

Steuerklasse Tarif Steuerzahler<br />

in Pfennig abs. %<br />

X 24 2522 65,0<br />

IX 32 589 15,2<br />

VIII 41 263 6,8<br />

VII 50 211 5,4<br />

VI 108 155 4,0<br />

V 240 67 1,7<br />

IV 288 49 1,3<br />

III 528 8 0,2<br />

11 756 7 0,2<br />

984 7 0,2<br />

3878 100,0<br />

Im Etat des Herzogthums sind Gewerbe- und Personalsteuern gemeinsam unter der<br />

Rubrik "persönliche Abgaben" vermerkt; dieser Posten umfaßte in der Finanzperiode<br />

1867/696,5 '10 vom Gesamtetat. Die größte Einnahmequelle war die Eisenbahn mit rund<br />

40% 60).<br />

Zwei Drittel der "steuerfähigen" Bevölkerung waren in Klasse X eingestuft - Handwerksgesellen<br />

und Lehrlinge ebenso wie die meisten Industriearbeiter, die Knechte und<br />

Mägde ebenso wie die Gerichtsschreiher und Angestellten im Handel. Sie alle haben keine<br />

sozial homogene Gruppe gebildet und ihre Einkommen waren unterschiedlich. Trotzdem<br />

sind sie in derselben Steuerklasse, weil sich diese in erster Linie aus der Zugehörigkeit zu<br />

einer Berufsgruppe ergab, nicht aus der Höhe des Einkommens. Dabei wurden 65 % der<br />

Bevölkerung als "die Übrigen" und "die bisher nicht Genannten" dem Mindeststeuersatz<br />

zugeordnet 67 ).<br />

(4) Daß in der Verordnung von IHM zum Teil andere Tarife auftauchen als in der Steuerrolle von<br />

1870, liegt daran, daß Pfennige zu 1110 Groschen in Pfennige zu 1.'12 Groschen umgerechnet wurden,<br />

so daß in den Klassen 8 und 9 jeweils ein Pfcnnig mehr berechnet werden mußte. Vgl. GVS 1867, S. 655<br />

ff.<br />

65) Vgl. Sc h i I d t, Tagelöhncr, a. a. 0., S. 31ß, Tab. 56; diese Zahl gilt für Braunschweig.<br />

66) Vgl. GVS 1867, S. 684.<br />

67) Vgl. GVS 1864, No. 33, vorgeheftete Tabelle.<br />

76<br />

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100 ··<br />

Abb 11 dung 9:<br />

Einkommensverteilung 1850 und 1868<br />

In der Stadt Braunschweig<br />

% des Einkommens<br />

80 .H HH ... H ...... ................. .. .... .. "'H H<br />

60<br />

40<br />

20<br />

o<br />

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....... ..... ;7 ...... .<br />

20 40 60 80 100<br />

% der Einkommensbezieher<br />

1850 -a- 1868<br />

Zahlen 1868 nach Reck, S. 47 f.<br />

Zahlen fOr 1850 nacn-Schildt, Tagelöhner,<br />

S. 317.<br />

Der 1870 in Halle lehrende Nationalökonom Gustav Schmoller befürchtete dagegen<br />

wie vie le seiner Zeitge nossen das Entstehen eine r Zwei-Klassen-Gesellschaft und betonte,<br />

" über die steigende Ungleichheit der Besitz-und Einkommensverhältnisse" ließe sich nicht<br />

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79


streiten 74). Für Braunschweiger Verhältnisse muß man ihn nach der Aussage der Steuerrolle<br />

dahingehend korrigieren, daß es vermutlich die Ungleichheit der Besitzverhältnisse<br />

allein war, die die tiefen sozialen Gräben zog. Der Besitz, insbesondere der Grundbesitz,<br />

wurde wertvoller, weil die Nachfrage nach Wohnungen, gewerblich nutzbaren Räumen<br />

und Grundstücken für große Fabriken emporschnellte. Für die Masse der Bevölkerung<br />

besonders in den Städten bedeutete dies in erster Linie steigende Mieten oder schlechtere<br />

Wohnverhältnisse 75). Sehon allein durch diesen Mechanismus wurden die Lohnerhöhungen<br />

aufgesogen.<br />

Dennoch muß diese These, daß die Industrialisierung in ihrer kapitalistischen Anfangsphase<br />

nur den Besitzenden Gewinn gebracht habe, aufgrund dieses Ergebnisses für<br />

die Stadt Braunschweig in Frage gestellt werden.<br />

4.2 Die Gewerbesteuer<br />

Die Steuerrolle von 1870 gibt nicht nur Aufschluß über die Personalsteuer, sondern auch<br />

über die Gewerbesteuer. Der Staat erhielt an Gewerbesteuern in etwa genausoviel wie an<br />

Personalsteuern, obwohl nur 16 % der Steuerpflichtigen in der Stadt Brauschweig einen<br />

Handel oder ein Gewerbe betrieben, darunter knapp 12 % Frauen.<br />

Die Gewerbesteuer war gestaffelt nach der Zahl der Gehilfen (Betriebsgröße ), der<br />

Größe der Gemeinde, in der das Gewerbe ausgeüht wurde, und auch nach Art des Gewerbes<br />

76).<br />

Wie die Personalsteuer beanspruchte die Gewerbesteuer nur einen geringen Teil des<br />

Einkommens. Der Steuerhetrag wurde jährlich entrichtet, und die meisten zahlten nur<br />

einen halben oder einen ganzen Wochenlohn des Arbeiters, nämlich zwei oder vier Taler.<br />

Ahhildung 10 zeigt die Verteilung der Gewerbesteuer. Die Gewerhesteuer ist nicht<br />

nur besser differenziert als die Personalsteuer, ihre Verteilung weicht auch beträchtlich<br />

von der Gleichverteilung ah. Das bedeutet, daß die soziale Ungleichheit besser ablesbar<br />

ist. Die Gewerhesteuer ist offensichtlich ein gutes und direktes Indiz für die soziale Situation<br />

des Gewerbetreibenden.<br />

Zwei Berufsgruppen sollen im folgenden Kapitel im Hinblick auf ihre soziale Situation<br />

untersucht werden - die seihständigen Handwerker und die Arbeiterschaft. Nach den vorausgegangenen<br />

Überlegungen kann dies mit Hilfe von Verteilungskurven der Personalund<br />

Gewerbesteuer geschehen.<br />

74) Vgl. Gustav Sch müller: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert.<br />

Halle 1870. S. 677.<br />

75) Vgl. Schildt, Die Wohnraumverknappung, S. 163 f.<br />

7(,) Vgl. GVS 1864, Nr. 46, S. 235 ff.<br />

80<br />

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100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

o<br />

Abbildung 10:<br />

Verteilung der Gewerbesteuer in der<br />

Stadt Braunschweig 1870<br />

% der Steuern<br />

20 40 60 80 100<br />

% der Steuerzahler<br />

Eigene Berechnung nach Steuerrolle.<br />

5. Zur Situaion einzelner Berursgruppen<br />

5. 1 Zur Situation der Handwerker<br />

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Im Jahre 1864 erließ die braunsehweigische Regierung folgendes Gesetz: "Die einzelnen<br />

Gewerbetreibenden, Genossenschaften, Gemeinden, Gütern, oder Domanialbesitzungen<br />

(Herzg!. Cammer) oder geist!. Instituten u.s.w. annoch zustehenden Rechte, Andere von<br />

dem Betriebe eines bestimmten Gewerbs oder der Anfertigung oder dem Verkaufe gewis-<br />

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81


ser Gegenstünde in gewissen Ortschafen oder weiteren Bezirken auszuschließen (Verbietungsrc


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Tab. 4: Verteilung der Gewerbe- und Personalsteuer bei den selbständigen Handwerkern<br />

Gewerbesteuer Personalsteuer<br />

Betrag Anzahl Anzahl Klasse<br />

in Talern abs. % % ahs.<br />

0 14 4,0 2,6 9 not. arm/60 Jahre 82)<br />

1 1 0,3 0,6 2 10<br />

2 124 35,6 67,5 235 9<br />

3 16 4,6 19,8 69 8<br />

4 102 29,3 7,8 27 7<br />

5 34 9,8 0,6 2 6<br />

6-10 45 12,9 5<br />

11-15 8 2,3 0,6 2 4<br />

16-20 2 0,6 3<br />

20-49 0 0 0,3 2<br />

50 2 0,6 0,3<br />

348 100,0 100,1 348<br />

In Tabelle 4 ist die Verteilung der Personal- und Gewerbesteuer bei den seIhständigen<br />

I landwerkern dargestellt. Es fällt auf, daß diese Gruppe relativ homogen zusammengestzt<br />

war. Der weitaus größte Teil der Handwerker zahlte nicht mehr als fünf Taler Gewerbesteuer.<br />

Die soziale mittlere bis obere Mittelschicht bilden solche Handwerker, die bis zu 20<br />

Taler Steuern bezahlen. Sie ist mit knapp 16 % sehr dünn. Nur zwei Handwerker kann man<br />

als wuhlhabeml bezt:ichncn.<br />

Wenn man von 170 Lehrlingen, 480 Gesellen und 348 selbständigen Handwerkern<br />

ausgeht, ergibt sich eine Zahl von 2,9 Beschäftigten pro Betrieb 83 ). Das Verhältnis der<br />

Selbständigen zu den Gesellen war 1 : 1,4. Gerhard Stavenhagen und Karl-Heinz Schmidt<br />

haben für das Herzogtum Braunschweig 1854 mit 1,5 Gesellen pro Meister angegeben 84);<br />

3,1 Bcschäftigete gab es pro Betrieb, wenn man die Lehrlinge einbezieht 8 '). Diese Zahl<br />

scheint also etwa konstant geblieben zu sein, während die Handwerkerdichte im Vergleich<br />

zu 1854 abgenommen hat. Waren es 1854 114,5 Handwerker pro 1.000 Einwohner 86 ), so<br />

ergeben sich für 1870 nur noch 71,487). Dazu paßt die Zahl von Stavenhagen/Schmidt für<br />

1861 mit 84 Arbeitskräften pro 1.000 Einwohner 8R ).<br />

82) "Notorisch Arme" (Abk.: not. arm). waren bei den Behörden als von den Armenkassen unterstützte<br />

Personen registriert. Die über 60-Jährigen waren von der Personalsteuer befreit.<br />

8J) Dabei ist nur die Zahl der Selbständigen sicher: sowohl von den Gesellen als auch von den<br />

Lehrlingen könnte ein Teil in den Fabriken beschäftigt gewesen sein, ohne dies explizit dureh die Berufsbezeichnung<br />

anzugeben. Eine geringere Zahl von Gesellen und Lehrlingen im Handwerk würde<br />

die folgenden Aussagen verschärfen.<br />

114) Vgl. Sta ve nh age n/Sch m id t, a. a. 0., S. 54, Übersicht 8.<br />

85) Vgl. Schildt, Tagelöhner, a.a.O., S. IR6ff.<br />

80) Vgl. ebd., Tabelle 20.<br />

87) Die Zahl der selbst. Handwerker, Gesellen und Lehrlinge wurde mit 4 mulitpliziert und auf<br />

die errechnete Einwohnerzahl I R70 bezogen.<br />

!IX) Vgl. Stave n hagen/Seh m id t. a. a. 0., S. 53; dies ist allerdings wieder ein Wert für das gesamte<br />

Herzogtum.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622<br />

83


Diese deutliche Abnahme ging zum großen Teil auf Kosten der Lehrlinge, deren Zahl<br />

1870 mit 680 89 ) noch kleiner war als 1854 mit 828. Auch die Zahl der Gesellen hat leicht<br />

abgenommen, während sich die der selbständigen Handwerker 1870 um 3 % erhöht hat;<br />

dabei ist die Gesamtheviilkerung der Stadt um rund 40 % gewachsen. Es scheint, daß sich<br />

das Handwerk mit dem Aufschwung der Industrie keinen Nachwuchs mehr leisten konnte.<br />

In der Steuerrolle ist dementsprechend eine Schrumpfung der Betriebe zu beobachten.<br />

In einigen Fällen wurde von zwei Gesellen einer durchgestrichen, die Gewerbesteuer<br />

wurde herabgesetzt.<br />

Diese Entwicklung wird von Schmoller bestätigt, der eine Überalterung der Handwerksmeister<br />

beobachtete - viele, so glaubt er, würden nicht mehr durch neue ersetzt werden<br />

90). In Braunschweig waren 51 selbständige Handwerker in armen, mittleren und reichen<br />

Straßen im Durchschnitt 46 Jahre alt. Jüngere llandwerker, so Schmoller, würden ihr<br />

Geschäft sofort aufgeben. wenn sie irgendwo eine feste Arheitsstelle in Aussicht hätten,<br />

"wenn sie bei einer Eisenbahn nur Wagenschieber mit jährlich 100 Thlr. werden" können<br />

Y1 ).<br />

Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, daß die Einführung der Gewerbefreiheit<br />

kaum zu Unternehmensgründungen in traditionellen Handwerksberufen geführt zu haben<br />

scheint. Für das Bauhandwerk, wo eine Eignungsprüfung vorgeschrieben war, kann man<br />

dies helegen: Vor 1867 hat sich nur ein einziger "Maurer und Steinsetzer" dieser Prüfung<br />

unterzogen und diese erfolgreich bestanden. Bei den Zimmerleuten waren es bis 1868<br />

ganzte fünf Kandidaten, von denen zwei am Ende nicht zugelassen wurden 92).<br />

Exemplarisch für eine zukunftsorientierte Betriebsgründung war eher der Fall eines<br />

Schlossergesellen - diese Berufsbezeichnung ist in der Steuerrolle durchgestrichen - der<br />

sich in "Maschinenverfertiger" um benannt hatte und 1870 einen Betrieb mit drei Gehilfen<br />

besaß. Hatte dieser dic Industrialisierung als Sprungbrett benutzt, fand ein 50jähriger Stellmacher<br />

durch den Wechsel in den Dienstleistungsbereich sien Auskommen: als Wirt hatte<br />

er es zu sechs Talern Gewerbesteuer und Personalsteuerklasse VIII gebracht.<br />

Von solchen Einzelfällen abgesehen, brachten es die meisten gelernten Handwerker<br />

nicht zur Selbständigkeit, sondern sie stiegen in weniger qualifizierte Tätigkeiten ab - zum<br />

Beispiel als Laternenwärter , Tapezierer, Händler oder Gehilfen jeder Art. Meister arbeiteten<br />

als Gesellen, als Fuhrleute oder gar als Gaukler, und manche gaben in der Steuerrolle<br />

bis zu vier Berufe an, weil die Not sie dazu zwang, immer wieder etwas Neues zu versuchen.<br />

Das waren die "Pfuscher", vor denen der braunsehweigische Edelmann gewarnt hatte,<br />

selbständige Handwerker und Konzessionisten, die die Preise verdarben, weil sie mit dem<br />

geringsten Betrag zufrieden waren, und am Ende mehrere Tätigkeiten gleichzeitig ausübten,<br />

um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.<br />

84<br />

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H9) Die 170 crfaßtcn Lehrlinge wurden mit vier multipliziert.<br />

9(1) Vgl. Schmoller, a.a.O., S. 669.<br />

91) Vgl. ehd.<br />

92) Vgl. Braunschweigischcs Magazin 1868, S. 428.<br />

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Der 30jährige Maschinenschlosser dagegen, der zum Lokomotivführer ausgebildet<br />

wurde, hätte sich als "Aufsteiger" bezeiehnet, obwohl er ein zweites Mal in die Lehre ging:<br />

Lokomotivführer verdienten von allen Arbeitern am besten (soweit es sich aus der Personalsteuerklasse<br />

bestimmen läßt), sie tauchen ab und zu in der Steuerklasse VII auf, wo z. B.<br />

auch Meister eingeordnet waren, die zehn Taler Gewerbesteuer bezahlen konnten.<br />

Insgesamt gewinnt man den Eindruck, daß das traditionelle Handwerk mit dem Beginn<br />

der Industrialisierung eine Phase der Schrumpfung durchmachte. Die Betriebe stellten<br />

weniger Lehrlinge und Gesellen ein als vorher, weil sie es sich nicht mehr leisten konnten<br />

oder weil die Auftragslage zu schlecht war.<br />

Es ist die Frage, ob der Weg in eine gelernte Tätigkeit im industriellen Bereich als<br />

Abstieg in eine "kümmerliche" und "abhängige" Stellung angesehen wurde, wie es der<br />

braunschweigische Edelmann bezeichnet hat. Seine Prognose, daß die Gewerbefreiheit<br />

den Handwerkern wenig Nutzen gebracht hat, scheint sich nach der Steuerrolle zu bestätigen.<br />

5.2 Zum Verhältnis von Handel, Handwerk und Gewerbe<br />

Wenn man das Handwerk im Verhältnis zu Handel und Gewerbe 9J ) betraehtet, werden<br />

Ergebnisse des vorigen Abschnittes bestätigt. Die Zahlen in Tabelle 5 beweisen, daß des<br />

Handwerk viel mehr Angelegenheit der unteren Gesellschaftsschicht war als das Gewerbe<br />

und der Handel.<br />

Im Gegensatz zu den Handwerkern ist sowohl im Gewerbe 94) als auch im Ilandel eine<br />

breite Mittelschicht (6-20 Taler) vorhanden. Im Handel kann man 41 % dort einordnen, in<br />

den gewerhlichen Betrieben ist sie mit 39% vertreten. Bei den traditionellenllandwerksbetriehcn<br />

sind es nur 16 %. Die obere Mittelschicht (21-40Taler) fehlt im Handwerk völlig.<br />

I m Handel ist sie 4 % stark, im Gewerbe 7 %.<br />

Unter den 20 Höchstbesteuerten 95 ) sind 13 Kaufleute, 4 Fabrikanten, 2 Handwerksmeister<br />

und 1 Konzessionist. Das sind ein Vierzigstel der Gewerbesteuerzahler , die ein<br />

Fünftel des Steuerbetrags aufbringen.<br />

93) Unter dem Begriff .,Gewerhe" wird hier die Gruppe der Konzessionisten und Fahrikanten<br />

verstanden.<br />

94) Zum Gewerhe gehören die Berufsgruppen Konzessionisten und Fabrikanten; das IIandwerk<br />

wird in diesem Fall nur dureh die seIhständigen Handwerker im klassischen Sinn repräsentiert; unter<br />

das Stichwort Handel fallen die Höker, Wirte, Händler, Händlerinnen und die Kaufleute. Von den<br />

Gewerbetreibenden zahlen 2 keine Gewerhesteuer, von den Handwerker 14 und von den Händlern<br />

37; diese wurden in Tab. 5 nicht berücksichtigt.<br />

95) 2 X 130 Taler; 2 x 100 Taler; 1 x 78 Taler; 3 x 73 Taler; 1 x 62 Taler; 1 x 60 Taler; 10 x 50<br />

Taler.<br />

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85


100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

o<br />

Abbildung 11:<br />

Verteilung der Gewerbesteuer in Handel,<br />

Handwerk und Gewerbe<br />

5 .% der Steuern<br />

20 40 60 80 100<br />

% der Steuerzahler<br />

_Gewerbe -1- Handwerk,<br />

Eigene Auswertung nach Steuerrolle.<br />

Veranschaulicht wird diese Ungleichheit in Abbildung 11. Die Steuer in Handel und<br />

Industrie ist ganz ähn lich verteilt und weicht sehr viel stärker als die Steuerverteilung im<br />

Handwerk von der Gleichverteilung ab.<br />

Die E inkommen der gewerblichen Produktion deuten auf eine starke Mittel - bis<br />

obere Mittelschicht in diesem Bereich. Diese Unternehmen scheinen sich im wirtschaftlichen<br />

Aufschwung zu befinden. Neben den Großbetrieben sind in der Steuerrolle besonders<br />

86<br />

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die Brauereien, Brennereien, aher auch die Betriebe mit Anfertigung optischer Geräte<br />

und chirurgischer Instrumente als recht gutgehende Unternehmen aufgefallen.<br />

Die traditionellen Handwerksbetriehe sind dagegen in Gefahr, aus dem mittelständischen<br />

Bereich in immer größerer Zahl in die Unterschicht abzurutschen.<br />

Tab. 5: Verteilung der Gewerbesteuer in Handel, Handwerk und Gewerbe 94)<br />

Gewerbesteuer Gewerbe Handwerk Handel<br />

in Talcrn abs. 0/0 abs. % abs. %<br />

1- 5 64 49 277 83 153 50<br />

6-10 34 26 45 13 62 20<br />

11-15 12 9 8 2 43 14<br />

16-20 5 4 2 20 7<br />

21-30 5 4 5 2<br />

31-40 4 3 7 2<br />

41-50 3 2 2 7 2<br />

üher50 3 2 7 2<br />

5.3 Zur Stuktur der Arbeiterschaft<br />

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130 99 334 100 303 99<br />

Der Begriff "Struktur der Arbeiterschaft" bezeichnet zwei verschiedene Sachverhalte: einerseits<br />

meint er das Verhältnis von ungelernten, angelernten und gelernten Arbeitern<br />

bezogen auf die gesamte Arbeiterschaft, andererseits ihre soziale Gliederung. An dieser<br />

Stelle sollen auch die Gesellen als Teil der Arbeiterschaft betrachtet werden.<br />

Tabelle 6 zeigt die Verteilung der einzelnen Arbeitergruppen auf die Steuerklassen<br />

und ihre relative Stärke.<br />

Danach waren 44 % der Arbeiter Gesellen, wobei 9 % mit Sicherheit in der Industrie<br />

beschäftigt waren. Eine ungelernte Tätigkeit übten 35 % aus, 21 % waren Angelernte.<br />

Schildt hat für 1874175 den Anteil der Gesellen an der gesamten Arbeiterschaft mit<br />

60% angegehen, den der Ungelernten mit 31 % und den der Angelernten mit 9% 96). Die<br />

Überrepräsentation der Gesellen in der Zählung Sehildts ist schon in Kapitel 3 erwähnt<br />

worden. Das Verhältnis der Angelernten zu den Ungelernten stimmt jedoch ebenfalls nicht<br />

überein. Nach Schildts Berechnungen sind 23 von 100 ungelernten und angelernten Arbeitern<br />

Angelernte, 38 sind es nach der Steuerrolle 97). Dieser höhere Anteil von Angelernten<br />

%) Vgl. Schildt, Tagelöhner, a.a.O., S. 405, Tabelle 64.<br />

97) Auch diese Abweichung könnte am Heiratsverhalten liegen, denn 1870 waren 71,4 % der<br />

Ungelernten, 64,5 % der Angelernten verheiratet. Dabei sind 76 ungelernte Arbeiter in armen, mittleren<br />

und reichen Straßen (vgl. Kap. VI) durchschnittlich 36 Jahre alt, 26 Angelernte sind durchschnittlich<br />

38 Jahre alt. Das Durchschnittsalter scheint hier keine Rolle zu spielen.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622<br />

87


unterstützt allerdings die These Schildts, daß die industrielle Produktion schon in ihrer<br />

Frühphase nicht auf ausgebildete Arbeitskräfte verzichten konnte.<br />

Bei Wolfgang v. Hippel, dessen Untersuchung ebenfalls auf Heiratsregistern basiert, beträgt<br />

der Anteil der Ungelernten 38 %, und zwar sowohl bei den heiratenden Männer der<br />

Jahre 1867 bis 1910 als auch in der Generation der Väter'iX). Das Ergebnis v. Hippels ist<br />

insofern bedeutsam, als sich keine Veränderung der Verhältnisse von der Generation der<br />

Väter auf die der Söhne abzeich net. Dies widerspricht der These, der Anteil der Ungelernten<br />

nehme mit fortschreitender Industrialisierung ab.<br />

Zusammenfassend bedeutet dies, daß es in Braunschweig zu Beginn der Industrialisierung<br />

bereits einen relativ hohen Anteil von ausgebildeten Arbeitern gegeben hat, daß aber<br />

überprüft werden muß, ob dieser Anteil weiter gestiegen ist. Möglicherweise liegt der Anteil<br />

ungelernter Arbeiter in der gesamten Industrialisierungsepoche bei etwa 35 %.<br />

In ihrer Sozialstruktur zeigen sich die einzelnen Arbeitergruppen wenig differenziert.<br />

Erwartungsgemäß waren die Ungelernten zum großen Teil in der letzten Steuerklasse; hier<br />

fanden sich auch die meisten als "Arme" registrierten Arbeiter, die meisten über 60 Jahre<br />

und die meisten sonstigen Ausnahmefälle. Überraschend ist, daß auch bei den Gesellen in<br />

der Industrie nur 3 % den Sprung in Steuerklasse IX geschafft haben, obwohl sie gelernte<br />

hochqualifizierte Arbeiter waren. Dies kann zwei Gründe haben: entweder waren diejenigen,<br />

die in die Fabrik gingen, zu schlecht ausgebildet, oder es gabzu viele von ihnen. Möglich<br />

ist auch, daß sie gar nicht bei qualifizierten Tätigkeiten eingesetzt wurden, weil in der<br />

Fabrik anderes Spezialwissen gefordert war als im Handwerksbetrieb. Vielleicht beharrten<br />

auch gerade jene, die ungelernte Tätigkeiten ausführten, in der Berufsbezeichnung auf<br />

ihrem erlernten Beruf, während sich die Angelernten nach ihrer neuen Tätigkeit nannten.<br />

Angelernte Arbeiter konnten offensichtlich eher in etwas höhere Verdienst- und damit<br />

Steuerklassen aufsteigen. Die neun in Klasse VI und VII eingestuften Arbeiter sind<br />

Lokomotivführer. Nur in dieser Gruppe hat sich also bereits eine dünne Mittelschicht entwickelt.<br />

Insgesamt zeigt sich die Arbeiterschaft nach den Steuerklassen wenig differenziert.<br />

Eine Verteilungskurve der Personalsteuer würde kaum von der Diagonale der Gleichverteilung<br />

abweichen. Dies liegt aber auch daran, daß der Sprung von der letzten in die vorletzte<br />

Steuerklasse ein sehr großer ist, weil die Klassifizierung in erster Linie nach dem<br />

"Berufsstand" vorgenommen wurde. Es wird unter den Arbeitern durchaus merkliche Einkommensunterschiede<br />

gegeben haben, die aus der Steuerrolle nicht zu ermitteln sind. Die<br />

Tendenz, daß die angelernten Arbeiter eher als die Gesellen in höhere Steuer- und damit<br />

auch Einkommensklassen aufgestiegen sind, bleibt aber als Ergebnis dieser Untersuchung<br />

festzuhalten.<br />

98) Vgl. Wolfgang von Hippe I: Regionale und soziale Herkunft der Bevölkerung einer Industriestadt.<br />

Untersuchungen zu Ludwigshafen a. Rh. 1867-1914. In: Werner Conze und ClrichEngclhardt<br />

(I1rsg.): Arbeiter im Industrialisie::rungspruzeß. Herkunft, Lage, Verhalten (= Industrielle<br />

WeIt Band 28.) Stuttgart 1979. S. 51-9, hier S. 66, Tabelle 5. Von H i ppel hat mit Ludwigshafen allerdings<br />

eine reine Industriestadt untersucht, so daß seine Werte nicht völlig mit denen Braunschweigs<br />

vergleichbar sein können.<br />

88<br />

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Tab. 6: Struktur der Arbeiterschaft in der Stadt Braunschweig im Jahr 1870<br />

Gesellen in<br />

Klasse Ungelernte Angelernte Fabriken Gesellen<br />

10 434 213 116 457<br />

9 3 39 4 3<br />

8 16<br />

7 7<br />

6 2<br />

60J 10 9 2 5<br />

not. arm 14 1 0 4<br />

befreit 13 3 3 11<br />

474 290 125 480<br />

Anteilin%: 35 21 9 35<br />

5.4 Zur Situation der weiblichen Berufstätigen<br />

Fast 60 % der berufstätigen Frauen waren um 1870 als Dienstboten beschäftigt. Das war<br />

der übliche Weg junger Frauen der unteren Schichten, sich das Geld für die Eheschließung<br />

zu verdienen. Ihr Anteil ging jedoch zwischen 1871 und 1882 stark zurück. In Tabelle 7<br />

finden sich die entsprechenden Zahlenangaben für die Entwicklung von 1871 bis 1882 99 ).<br />

Die weibliche Berufstätigkeit verlagerte sich in den Bereich des Gewerbes, statt als<br />

Magd arbeiteten die Frauen in der Fabrik. Auch als Selbständige im Handel und Gewerbe<br />

faßten sie Fuß HXJ).<br />

Verheiratete Frauen benötigten 1870 eine Einwilligung ihres Ehemannes, wenn sie arbeiten<br />

wollten: "Hauskinder, Ehefrauen und Mündel bedürfen dafern sie nicht etwa bereits<br />

mit ausdrücklicher oder stillschweigender Einwilligung ihrer Väter, Ehemänner oder Vormünder<br />

in der Lage sind, ihr Fortkommen selbst suchen zu müssen, zur Abschließungeines<br />

Arbeitsvertrages der Einwilligung des Vaters, Ehemannes oder Vormundes 101)."<br />

Es gab jedoch nur 47 Frauen, die verheiratet waren und gleichzeitig berufstätig. Von<br />

ihnen betrieben 41 einen Handel. Eine einzige verheiratete Arbeiterin taucht in der Steuerrolle<br />

auf.<br />

Selbst traditionelle Frauenarbeit wie Nähen, Stricken usw. wurde - zumindest laut<br />

Steuerrolle - im wesentlichen von den unverheirateten Töchtern geleistet, die noch zuhause<br />

wohnten. In Tabelle 8 ist die Struktur der im gewerblichen Bereich tätigen Frauen<br />

dargestellt.<br />

99) Anzahl der Familienhaushaltungen: 187111.610, 1880 15.711; vgl. Beiträge, Heft IV, S. 138;<br />

vgl. dazu die Zahlen zur Berufsstruktur aus Tahelle B (Anhang).<br />

I(() Vgl. Anhang, Tahelle B.<br />

101) GVS 1864, Nr. 40, S. 181 f.<br />

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89


Ein Fünftel der Arheiterinnen und sogar ein Drittel der übrigen im Gewerhe tätigen<br />

Frauen waren von der Armenbehörde registriert. Zum Vergleich: bei den ungelernten Arbeitern<br />

waren es nur 3 '7'0. Offenhar bedeutete die Berufstätigkeit für viele Frauen keine<br />

soziale Sicherheit. Auch von ihnen gelang nur wenigen der Sprung in Steuerklasse IX.<br />

Zusammenfassend ergibt sich folgendes Bild: Die im gewerblichen Bereich tätigen<br />

Arbeiterinnen und Arbeiter waren in Bezug auf ihre soziale Situation, soweit sich diese aus<br />

der Steuerrolle ermitteln läßt, wenig differenziert. Bei den Frauen deutet sich größere soziale<br />

Not an als hei den Männern. Dabei scheint die Berufstätigkeit unverheirateter Frauen<br />

üblich, bei den verheirateten Frauen die Ausnahme gewesen zu sein.<br />

Tab. 7: Entwicklung der Berufstätigkeit der Frauen in der Stadt Braunschweig<br />

Frauen in % der Erwerbstätigen<br />

ohne Dienstboten<br />

weihl. Dienstboten pro 100 Familienhaushaltungen<br />

1871<br />

24,9<br />

14,3<br />

29,9<br />

Tab. 8: Struktur der Arbeiterinnen in der Stadt Braunschweig im Jahr 1870<br />

Steuerklasse Arbeiterinnen<br />

abs. %<br />

X 41 53<br />

IX 1 1<br />

befreit 19 25<br />

notorisch arm 16 21<br />

77 100<br />

6. Die Berursstruktur in verschiedenen sozialen Schichten<br />

1882<br />

27,9<br />

19,2<br />

23,1<br />

Näherinnen etc.<br />

abs. %<br />

70 35<br />

3 2<br />

59 30<br />

66 33<br />

198 100<br />

Nach den Ausführungen über die soziale Situation einzelner Berufsgruppen, soweit sie sich<br />

aus der Steuerrolle ergibt, soll nun umgekehrt die Berufsstruktur verschiedener sozialer<br />

Schichten untersucht werden. Friedrich Recks Verzeichnis der Straßen nach dem Pro­<br />

Kopf-Einkommen der Einwohner bietet dafür eine hervorragende Basis. Durch die Einteilung<br />

der Steuerrolle nach den Straßen kann man Berufsstruktur einzelner Straßen bestimmen<br />

102).<br />

102) Diese Zählung ist unabhängig von der Gesamtzählung der Steuerrolle entstanden. Aufgenommen<br />

wurden hier alle Einwohner einer Straße, nicht nur jeder vierte.<br />

90<br />

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Ausgezählt wurden vier sehr arme Straßen - Boekstwete, Karrenführerstraße, Ruhfäutchenplatz<br />

und Ritterstraße - mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen von<br />

knapp 60 Talern. Die Straßen Alte Waage und Am Magnithore vertreten ein etwas höheres<br />

Einkommen von 110 Talern. Als sehr reiche Straßen vervollständigen Altstadtmarkt, Eiermarkt<br />

und Bankplatz das Bild. Das Einkommen erreichte hier eine Höhe von knapp 301<br />

Talern pro Kopf IOJ).<br />

Eine ausführliche Darstellung der Berufsstruktur der Männer in diesen Spalten befindet<br />

sich im Anhang, Tabelle E.<br />

Die Werte in den Tabellen


Die reichen Straßen sind vom Handel bestimmt. Kaufleute, Händler, Commis und<br />

Lehrlinge (die hier fast ausschließlich im Handel arbeiten) sind zu insgesamt 56% vertreten.<br />

Allerdings befinden sich die ausgewählten Straßen im traditionellen Handelszentrum<br />

der Stadt; eine Berufszählung der Promenaden am Stadtrand hätte sicherlich Verschiebungen<br />

zugunsten der hohen Beamten und Freiberufler zur Folge. Der Anteil des Personals an<br />

allen Berufstätigen liegt mit 40 % weit über dem Durchschnitt von 22 %.<br />

Nach diesen Überlegungen kann man die Armut oder den Reichtum einer Straße,<br />

eines Bezirks oder einer ganzen Stadt auch aus ihrer Berufsstruktur bestimmen. Die deutlichsten<br />

Indizien sind dabei der Anteil der Dienstboten, der mit dem Pro-Kopf-Einkommen<br />

sprunghaft ansteigt und der Anteil der Arbeiter und der berufstätigen Frauen (ohne<br />

weibliche Dienstboten), der mit dem Pro-Kopf-Einkommen spunghaft abnimmt.<br />

In der modernen Stadt analyse spielt die ßerufsstruktur der Bevölkerung nur in Teilaspekten<br />

eine Rolle 11)(,). Zu den klassischen Indikatoren für den "sozialen Rang" eines Gebietes<br />

gehören der Arbeiter- und der Handwerkeranteil , für den Grad der" Urbanisierung"<br />

wird unter anderem der Anteil der berufstätigen Frauen betrachtet 11)7).<br />

An diesem Beispiel zeigt sich zum einen, daß der Handwerkeranteil ein schwieriger<br />

Indikator ist: ein hoher Handwerkeranteil kann sowohl auf ein Elendsviertel als auch auf<br />

ein Wohngebiet oberer Unterschicht/unterer Mittelsehicht hindeuten. Zum anderen ist die<br />

Erwerbstätigkeit der Frau unbedingt getrennt von der Zahl der weiblichen Dienstboten zu<br />

betrachten; diese verweist im Gegenteil auf eine starke Oberschicht 108).<br />

Ein lohnendes Unterfangen wäre sicherlich eine Erweiterung des hier vorgestellten<br />

Verfahrens auf alle Straßen der Stadt Braunschweig. Gemeinsam mit den Daten von Reck<br />

über Säuglingssterblichkeit, Mortalität und die Verteilung bestimmter Krankheiten sowie<br />

den Einkommensverhältnisscn nach der Steuerrolle von 1870 ließe sich eine detaillierte<br />

Karte der Sozialstruktur der Stadt Braunschweigentwickeln, die etwa der Arbeit von Wolfgang<br />

Meibeyer für Braunschweig im 18. Jahrhundert entspräche 109).<br />

J[lO) Vgl. die Arbeiten von Clemens Wiseherman n u. a.: Urbanisierung und innerstädtischer<br />

Strukturwandel am Beispiel Hamburgs: Verfahren moderner Stadtanalyse im historischen Vergleich.<br />

In: Horst Matzerath (Hrsg.), a.a.O., S. 165-196; Heinrich Johanncs Schwippe und Christi an<br />

Zeidler: Die Dimensionen der sozialräumlichen Differenzierung in Berlin und Hamburg im Industrialisierungsprozeß<br />

des 19. Jahrhunderts. Ebd., S. 197-260.<br />

107) Naeh dem Shevky/Bell-Modell. Vgl. Wischermann, Urbanisierung, a.a.O., S. 172 und<br />

ebd., Anm 17.<br />

1(0) Vgl.ebd., S. 181 f.<br />

1(9) Wolfgang Meibeyer: Bevölkerungs- und sozialgeographische Differenzierung der Stadt<br />

Braunschweig um die Mitte des 18. Jahrhunderts. In : <strong>Braunschweigisches</strong> <strong>Jahrbuch</strong> 47 (1966), S.<br />

125-157.<br />

92<br />

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Tab. 9: Die Berufsslruktur der Männer in armen, mittleren und reichen Straßen<br />

Anteilder<br />

Berufsgruppen in % 58 Taler 110Taler 301 Taler<br />

Arbeiter 43,3 18,9 1,4<br />

Handwerker, Konz./Fabr. 31,5 38,3 12,2<br />

Händler, Kaufleute 4,8 9,4 36,7<br />

Lehrlinge 6,5 8,3 19,4<br />

Beamte 6,9 10,0 4,3<br />

Hohe Beamte, Freiberufler 0,4 3,3 8,6<br />

Dienstboten 3,2 7,2 12,9<br />

Sonstige 3,2 4,4 4,3<br />

99,8 99,8 99,8<br />

Tab. 10: Die Berufsstruktur der Frauen in armen, mittleren und reichen Straßen<br />

59 Taler 1 IOTaler 301 Taler<br />

Anteilin%<br />

Witwe/Fräulein 48,4 39,4 17,1<br />

Geschiedene/verlassene Ehefrauen 11,1 5,6<br />

Schülerinnen 1,4<br />

Mägde 2,0 39,4 76,8<br />

Näherinnen 20,2 12,7 1,2<br />

Arbeiterinnen 7,0<br />

Händlerinnen 8,1 1,4 3,7<br />

Angestellte 3,0<br />

7. Zusammenfassung<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

99,8 99,9 98,8<br />

Diese Arbeit beabsichtigte, die Berufsstruktur der Stadt Braunschweig im Jahr 1870 zu<br />

ermitteln. Im Vergleich mit der amtlichen Berufszählung des Jahres 1871 und der Berufszählung<br />

nach den Heiratsregistern von 1874175 ergab sich zunächst eine wesentliche Übereinstimmung.<br />

Einzelne Abweichungen konnten durch die unterschiedlichen Verfahrensweisen<br />

erklärt werden.<br />

In einem zweiten Schritt wurden einzelne Berufsgruppen im Hinblick auf ihre Einkommenslage<br />

untersucht, soweit dies aus der Steuerrolle ersichtlich war. Dabei zeigte sich,<br />

daß das Einkommen in der Stadt Braunschweig um 1870 gerechter verteilt war als um 1850,<br />

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93


daß also die soziale Ungleichheit in der vorindustriellen Stadt größer war als in der sich<br />

entwickelnden Industriestadt.<br />

Die Personalsteuer erwies sich in ihrer Verteilung insbesondere bei den höheren Einkommen<br />

als Spiegel der Einkommensverteilung. Die Gewerbesteuer erlaubte eine ausführliche<br />

Darstellung der Situation des Ilandwerks und einen Vergleich zwischen traditionellem<br />

Handwerk, Handel und Gewerbe.<br />

Die Handwerker erschienen dabei als abstiegsbedrohte Berufsgruppe. Die Gewerhefreiheit<br />

hatte kaum zu Existenzgründungen in traditionellen Handwerksberufen geführt.<br />

Die Handwerksmeister waren relativ alt, die Betriebe schrumpften. Die aufstrebenden<br />

mittelständischen Betriebe lagen eher im Bereich des Maschinenbaus und der optischen<br />

und feinmechanischen Industrie. Das höchste Einkommen jedoch verzeichneten die Kaufleute,<br />

Agenten und Bankiers. Nur wenige Fabrikanten reichten an diese Oherschicht<br />

heran.<br />

Die soziale Struktur der Arbeiterschaft war schwieriger zu erfassen, da die Personalsteuer<br />

im Bereich der unteren Gesellschaftsschichten keine differenzierten Aussagen über<br />

das Einkommen erlauhte. Es deutete sich jedoch an, daß 1870 nur wenige der angelernten<br />

Arbeiter in eine gehobene re soziale Position aufgestiegen waren. Den Ungelernten und<br />

auch den Handwerksgesellen in den Fabriken scheint der Aufstieg in höhere Einkommensklassen<br />

nicht gelungen zu sein.<br />

Durch die Klassifikation der Braunschweiger Straßen nach dem Pro-Kopf-Einkommen<br />

von Reck war es möglich, in einem dritten Schritt die Berufsstruktur verschiedener<br />

sozialer Schichten zu untersuchen. Dabei bestätigen sich die bisherigen Ergebnisse.<br />

Einkommensschwache Schichten waren danach von der Arbeiterschaft und auch vom<br />

Handwerk geprägt. Ein Großteil der berufstätigen Frauen auch in traditionellen Frauenund<br />

Angestelltenberufen lebte in den armen Straßen. Die in gewerblichen Berufen tätigen<br />

Frauen waren fast ausnahmslos unverheiratet. Ein Drittel von ihnen lebte von der Armenfürsorge.<br />

Ein hoher Anteil berufstätiger Frauen deutet demnach auf große Armut hin. In<br />

den Straßen mittleren Einkommens dominierte das Handwerk. Die reichen Straßen waren<br />

vom Handel geprägt. Als sicheres Merkmal erwics sich auch der hohe Dienstbotenanteil.<br />

Nach der Berufsstruktur von 1870 ist Braunschweig noch keine Industriestadt. Die<br />

traditionellen Berufsgruppen in Handel und Verwaltung sind mit starken Anteilen vertreten,<br />

die Höchstbesteuerten sind zum üherwiegenden Teil Kaufleute. Im folgenden Jahrzehnt<br />

erhöhte sich der Anteil der Arbeiter von 40% auf 46%, der Anteil der männlichen<br />

Diesthoten schrupfte von 10% auf 2%. Das "ganze Haus", in dem der Hausherr über<br />

Knechte, Mägde, Gesellen und Lehrlinge von morgens bis abends verfügen konnte, löste<br />

sich auf.<br />

Trotz großer Armut und hoher Säuglingssterblichkeit deutct sich eine insgesamt gerechtere<br />

Vertcilung des Einkommens an als 1850. Es gab kaum noch Arheitsplätze, mit<br />

denen nicht eine Familie ernährt werden konnte. Die Sozialstruktur der vor- und frühindustriellen<br />

Epoche machte der modernen IndustriegeseIIschaft Platz.<br />

94<br />

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Lehrerinnen im Lande Braunschweig 1868-1933<br />

Berufschancen, Erwerbssituation und Lebenslagen<br />

"höherer Töchter" in einem Kleinstaat<br />

Von<br />

Birgit Poil mann<br />

1. Lehrerinnenberuf - Notbehelf für unversorgte Töchter oder Chance zur Emanzipation?<br />

Seit der Gründung des Allgemeinen deutschen Frauenvereins 1865 war die Forderung nach<br />

besseren Ausbildungsmöglichkeiten für Frauen, insbesondere nach Öffnung der Universitäten<br />

und vermehrten Anstellungschancen für Lehrerinnen im öffentlichen Schulwesen,<br />

ein zentraler Programmpunkt der organisierten bürgerlichen Frauenbewegung in Deutschland<br />

I). Dieser nicht übersehbare berufsständische Aspekt in der Zielsetzung verwundert<br />

dann nicht, wenn man berücksichtigt, daß Lehrerinnen als die einzig große und annähernd<br />

homogene Frauengruppe mit hohem Bildungsstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts 2 )<br />

eine zentrale Rolle in der Gründungsphase der deutschen Frauenvereine gespielt haben.<br />

Sie stellten nicht nur in vielen Ortsvereinen den Kernbestand der Mitglieder und Vorstände<br />

3), sondern besetzten auch auf Reichsebene mit Auguste Schmidt, später mit Helene<br />

Lange, die wichtigsten Führungspositionen 4 ).<br />

In einer Zeit, in der das erklärte Ziel der Mädchenbildung die "Erziehung zum<br />

Weibe"5) war oder, wie es die berühmte, oft zitierte These II der Weimarer Konferenz<br />

1872 formulierte:<br />

I) Vgl. dazu Margrit Twellmann, Die deutsche Frauenhewegung. Ihre Anfänge und erste<br />

Entwicklung 1843-1881, Kronberg 1976, S. 106 f., Barbara Greven-Aschoff, Die bürgerliche<br />

Frauenbewegung in Deutschland 1894-1933, Göttingen 1981, S. 72<br />

2) Paul Mi tzen heim, Lehrerin - Gestern und Heute, Berlin (-Ost) 1973: Helmut Be i In er,<br />

Die Emanzipation der bayrischen Lehrerin, München 1971; IIse Gahlings, Elle Moering, Die<br />

Volksschullehrerin, Sozialgeschichte und Gegenwartslage, 1961<br />

3) Beil ne r, a. a. 0., S. 14, Else Sauer. Die Entwicklung der bürgerlichen Frauenhewegung<br />

von der Gründungdes Bundes Deutscher Frauenvereine 1894 bis zum 1. Weltkrieg, Phil. Diss. Leipzig<br />

1969. Wie Lehrerinnen hier oft die Initiative ergriffen, beschreibt z. B. für Nürmberg Berta K i P fm ü 1le<br />

r; Helene von Förster, in: Lebensläufe aus Franken, Bd. 3 Würzburg 1927, S. 169<br />

4) Dorothea Frandsen, Helene Lange, Hannover 1974; B ü t tner, R. u. a. (Hrsg.), Auguste<br />

Schmidt. Zwei Reden gehalten von R. Büttner und K. Winscheidt, Leipzig 1902<br />

5) So der Titel einer Monographie von Monika Si m me I. Erziehung zum Weibe, Mädchenbildung<br />

im 19. Jh., Frankfurt/M. 1980. Vgl. auch Jürgen Zinneeker, Sozialgeschichte der Mädchenbildung,<br />

Weinheim 1973<br />

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101


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Staatsarchiv Wolfenbüttcl l4 ) sehr günstig. So konnten über450 Lehrerinnenpersonalakten<br />

ausgewertet werden, die Aufschlüsse über Ausbildungs-, Anstellungs- und Besoldungsverhältnisse,<br />

Karrieremuster , soziale Herkunft, Heiratskreise, Krankheiten, Parteimitgliedschaften<br />

geben. Um Informationen üher Vereinszugehörigkeiten, gesellige Kontakte,<br />

Wohnsituationen, Berufsprestige u. ä. m. zu bekommen, wurden außerdem die Schul- 15 )<br />

und Verbandsfestschriften 10), Adreßbücher der Stadt Braunschweig, soweit vorhanden<br />

Parteiakten 17), Lehrerinnenzeitschriften IM), Tageszeitungen, einschließlich von J ahresberichten,<br />

sowie die für Braunschweig begrenzte Sekundarliteratur zur Schulgeschichte 19)<br />

herangezogen.<br />

Zunächst wird die Entwicklung des Mädchenschulwesens und die Entstehung des Lehrerinnenberufes<br />

für das Herzogtum Braunschweig skizziert, bevor auf die aus dem "Arbeitsplatz<br />

Klassenzimmer" resultierenden Aspekte (Ausbildungs-, Anstellungs-, Arbeits-, Besoldungs-<br />

und Karriereverhältnisse) eingegangen wird. Im Anschluß daran soll die soziale<br />

Situation (soziale Herkunft, Heiratsmuster , Wohn- und Familienverhältnisse, Krankheiten)<br />

untersucht werden. Am Schluß wird die Tätigkeit der Lehrerinnen in Vereinen, Berufsverbänden<br />

und Parteien dargelegt, letzteres insbesondere in den 20er und beginnenden<br />

30er Jahren dieses Jahrhunderts betrachtet. Nur wenn es für die Einordnung der Befunde<br />

unabdingbar ist, soll ein Blick auf die Verhältnisse in anderen Ländern (Preußen, Bayern,<br />

Baden u. ä.) gerichtet werden; ein systematischer Vergleich ist nicht beabsichtigt; eine derartige<br />

Vorgehensweise würden den Rahmen dieses Beitrags sprengen.<br />

2. Mädchenbildung und Entwicklung des Lehrerinnenberufes in ßraunschweig<br />

Kaum später als in anderen deutschen Ländern, etwa Preußen, wo 1811 in Berlin das erste<br />

Lehrerinnenseminar, das Königliche Luisenstift 20 ), gegründet wurde, wuchs auch in<br />

13) Stadtarehiv Braunschwcig D IV 3249 - 4089<br />

14) Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfcnbüttel, Bestand 12 A Neu 5: 6457,6641,6643,6647,<br />

6654 - 12 A Neu 13 I: 222lJO. 222lJ1 - 12 A Neu 13 m: 38842 - 42176<br />

15) 1876-1976, 100 Jahre Hoffmann-von-Fallersleben-Schule Braunschweig 1976, Festschrift<br />

zur IOD-Jahrfeier der Raabeschule Braunschweig 1861-1961, Braunschweig 1961, 50 Jahre Volksschule<br />

Comeniusstraße 1903-1953, Braunschweig 1953; 75 Jahre Mittelschule Heydcnstraße 1880llJ55,<br />

Braunschweig 1955, 100 Jahre Kleine Burg, Braunschwcig 1963, Festschrift zur 125-Jahr-Feier<br />

Kleine Burg, Braunschweig 1988, Rolf Lasius, 75 Jahre Volksschule Bültenweg 1881-1956, Braunschweig<br />

1956, G. Huchtemann, Ein Jahrhundertwerk Schule im Prinzenwinkel, Rückblick zum<br />

100jährigcn Bestehen der Volksschule Echternstraße 1974, K. Lies, Die Gaußschule, Tradition und<br />

Geschichte 1967, Die Braunschweigische Lehrerbewegung 1850-1950, Goslar 1950. Weitere Literaturhinweise<br />

vgl. Rraunschweigische l.andesgeschichte im Üherhlick, 2. Auf!. Rraunschweig 1977<br />

16) Stadtarchiv Braunschweig G XI 12<br />

17) Stadtarchiv Braunsehweig G X, 6 DVP 558, 559<br />

],;iedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel133 Neu: 2247, 2248, 224lJ, 2252<br />

18) Die Lehrerin in Schule und Haus, Centralorgan für die Interessen der Lehrerinnen und Erzieherinnen<br />

im In- und Auslande,!. Jg., 1885 ff.; Neues <strong>Braunschweigisches</strong> Sehulblatt, Organ des<br />

Landes-Lehrcr- und Landcs-Lehrerinnenvereins, 1. Jg., 1887 ff.<br />

19) Vgl. dazu U. Schelm-Spangenberg, in: Braunschwcigische Landesgeschichte ...<br />

a. a. 0., S. 259 ff.<br />

20) Vgl. dazu Joseph Wyehgram, Handbuch des höheren Mädchenschulwesens, Leipzig<br />

1897<br />

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103


Braunschweig das Interesse an der bisher vernachlässigten Mädchenbildung. So entstand<br />

1814 in Braunschweig als private Töchterschule das Institut der Schwestern Pott 2l ), in<br />

Blankenburg eine Industrieschule, "in der Kinder armer Leute zum Stricken, Nähen,<br />

Flachs- und Wollespinnen angehalten wurden 22 )." Ein weiterer Schritt auf dem Weg zur<br />

Institutionalisierung der Mädchenbildung stellte die durchgreifende Schulreform der Stadt<br />

Braunschwcig dar, die Ende der 20er Jahre in Angriff genommen wurde. An die Stelle der<br />

zahlreichen Privat- und Schreibschulen traten zwei große Bürgerschulen. Daneben blieben<br />

(für eine gewisse Zeit) zwei Armcn- und Freischulen, "die Waisenhaus- und die Garnisonsschule<br />

sowie die katholische und die jüdische Schule bestehen" 23). All diese Schulcn führten<br />

neben Knaben- auch besondere Mädchenklassen, während die Schulkinder in den<br />

Landgemeindeschulen in der Regel in gemischten Klassen unterrichtet wurden.<br />

Während in Preußen die Mädchenbildung seit den 30er Jahren durch sukzessive Gründung<br />

weiterer höherer Mädchenschulen mit angegliedertem Seminar - z. B. 1832 der berühmten<br />

Augustaschule in Berlin oder 1852 des ersten Seminars für Volksschullehrerinnen<br />

in Droysig 24 ) sowie durch Einführung einer amtlichen Lehrerinnenprüfung in ganz Preußen<br />

(1845/1853) - kontinuierlich Impulse erhielt 25 ), vollzog das Herzogtum vergleichbare<br />

Schritte erst in den 60er Jahren. 1866 entstand auf Initiative von Henriette Breymann und<br />

Anna Vorwerk im Wolfenbüttler Schloß eine private Mädchenschulc mit Lehrerinnen- und<br />

Kindergärtnerinnenseminarklassen 26). Bereits drei Jahre vorher hatte die Stadt Braunschweig<br />

die Pott'sche Privatschule als höhere Mädchenschule (das spätere Mädchengymnasium<br />

Kleine Burg) übernommen, das 1868 ebenfalls eine Seminarklasse erhielt 27 ). In<br />

den 70er und 80er Jahren folgten Mädchenschulen in den Städten (Wolfenbüttcl, Harzburg,<br />

Gandersheim, Blankenburg u. a.) des Herzogtums, so daß sich für die in den beiden<br />

Lehrerinnenseminaren ausgebildeten jungen Frauen auch Arbeitsmöglichkeiten fanden<br />

28).<br />

In welchem Maße und in welcher Zahl jedoch Frauen im öffentlichen und privaten<br />

Schulwesen angestellt wurden, läßt sich kaum feststellen. In Braunschweig wurden schulstatistische<br />

Erhebungen im 19. Jh., abgesehen von einer sehr rudimentären, 1856, nicht<br />

21) Vgl. Festschrift zur 125-1ahr-Feier Kleine Burg ... , a. a. O.<br />

22) Sche Im-Spangenberg, in: Braunschweigische Landesgeschichte ... , a. a. 0., S. 259<br />

23) Ebd.<br />

24) Vgl. dazu Paul Meyer (Hrsg.), Droysig 1852-1902, Breslau 1902<br />

25) Meyer (Hrsg.), a. a. O.<br />

26) Martha Genzmer, Anna Vorwerk. Ein Lebensbild, Wolfcnbüttel 1910 und Hcnriette<br />

Schrade r-B reymann, Ihr Leben aus Briefen und Tagebüchern. Zus. u. erl. v. Maria Lysehinska,<br />

2. Aufl., 2 Bde., Berlin, Leipzig 1927<br />

27) Vgl. Mitteilungen über die Städtische höhere Töchterschule und die Bildungsanstalt für Lehrerinnen<br />

zu Braunschweig 1867, Braunschweig 1869.<br />

28) Vgl. dazu Mitteilungen des statistischen Bürcaus hieselbst, das Schul- und Kirchenwesen im<br />

Herzogtume Braunschweig betreffend, in: <strong>Braunschweigisches</strong> Magazin, 26. Stück, Juni 1856, S. 293<br />

ff.<br />

104<br />

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durchgeführt 29). Erstmals stellte das Statistische Büro des Herzogtums für das Kaiserliche<br />

Statistische Amt im Zuge einer Veröffentlichung über das Volksschulwesen im Deutschen<br />

Reich 1903 Material zusammen. Da diese Umfrage sehr allgemein gehalten war, die Landesregierung<br />

aber angsichts des steigenden Staatsanteils an den Kosten für das Volksschulwesen<br />

detaillierte, aufgeschlüsselte Daten benötigte, cntschloß man sich 1905 erstmals zu<br />

einer umfassenden Erhebung 30). Die gerade abgeschlossene preußische Statistik "Das gesamte<br />

niedere Schulwesen im Preußischen Staate im Jahre 1901" diente dabei als Vorbild.<br />

Sie enthielt damit auch erstmals verläßliche Daten zum Mädchenschulwesen und zur Beschäftigung<br />

von Lehrerinnen, gab aber keinen Aufschluß über deren Entwicklung in der<br />

zweiten Hälfte des 19. Jhs.<br />

Nach Aktenlage wurden seit Ende der 30er Jahre vereinzelt Lehrerinnen im öffentlichen<br />

Schulwesen des Herzogtums, in erster Linie als Industrie-(d. h. Handarbeits-)lehrerinnen<br />

eingestelIt 3 !. Vermehrt hatte sich ihre Zahl seit Mitte der 60er Jahre)2, sprunghaft<br />

angestiegen war die Anzahl der Lehrerinnen seit Beginn der 80er Jahre. 1856 zählte das<br />

Statistische Büro in seiner ersten Erhebung der Schulverhältnisse in den Landgemeinden<br />

396 Schulen, in denen 33.022 Schüler von 406 Lehrern und 60 nehenamtlichen Lehrkräften<br />

- darunter 20 Industriclehrerinnen - unterrichtet wurden. In den Städten gingen 11.288<br />

Schüler, davon knapp die Hälfte Mädchen (5.637), zur Schule. Für sie wurden 144 Lehrer<br />

und 37 Lehrerinnen heschäftigt))). Einige Städte unterhielten eigens Töchterschulen, so<br />

z. B. Wolfenbüttel, Gandersheim, Helmstedt, Schönigen, Holzminden und Blankenburg,<br />

während in Königslutter , Seesen und Vorsfelde nur in den oberen Klassen nach Geschlechtern<br />

getrennt Unterricht erteilt wurde 34 ).<br />

Die Erhebung von 1905 weist 449 Schulen für das Herzogtum aus, darunter 387 Landgemeinde-,<br />

49 Bürger- sowie 13 gehobene oder höhere Mädchenschulen. Von den 1.056<br />

Schulklassen in den ländlichen Schulen waren nur 39 Miidchenklassen. Die meisten Schüler<br />

wurden in gemischten Klassen (92,7 %) unterrichtet. In den Bürgerschulen war die geschlechtsspezifische<br />

Segregierung nahezu durchgeführt: nur 3,9 % aller Klassen waren gemischte,<br />

48,9 % Knaben- und 47,2 % Mädchenklassen )5). Ausnahmsweise wurden in zwei<br />

29) Dazu Mitteilungen des statistischen Büreaus hieselhst, das Schul- und Kirchenwesen im Herzogtume<br />

Braunschweig betreffend, in: Braunschweigischens Magazin, 26. Stück, Juni 1856, S. 293 ff.<br />

3(1) Beiträge zur Statistik des Iierzogtums Braunsehweig H. 22, Braunschweig 1908, S. 1,4 ff.<br />

31) Vgl. dazu den Aktcnhestand im l"ds. Staatsarchiv Wolfenbüttel \03 B Neu: 395,1026,632.<br />

So wurde z. B. in Schöppenstedt 1832 Dorothea Wiese, Tochter des Hausmanns, als Industrielehrerin<br />

angestellt; 1844 folgten die Witwe des Kaufmannes Bodenburg, Tochter des Kantor Koldewey und<br />

Henriette Strümpcll, Tochter des verstorhenen Färbermeisters, die 70 Thaler Jahresgehalt erhielten.<br />

(103 B Neu 632)<br />

3,) Das Herzogliche Staatsministeriulll bat am 13. 05.1867, sich gutachtlich zu einer Anregung<br />

der Landesversammlung zu äußern. Diese hatte angeregt, "in Erwägung zu ziehen, ob nicht durch<br />

Anstellung von Lehrerinnen theils dem Mangel an Lehrkräften entgegenwirkt, theils den Gemeinden<br />

die Last der Besoldung der Lehrer erleichtert werden könne." in: a. a. 0., \03 Neu 368<br />

33) Mitteilungen ... a. a. 0., S. 293 ff.<br />

34) Ehd.<br />

35) Beiträge ... 11. 22, S. 80 ff.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622<br />

105


Mädchenschulen, in Bad Harzburg und Holzminden, auch Knaben zugelassen "mit Rücksicht<br />

auf die besonderen Ausbildungsverhältnisse" in diesen Städten. Die Mädchenklassen<br />

waren im Durchschnitt kleiner als die der Knaben oder die gemischten (v gl. Tah. 1), eine<br />

Folge des städtischen bzw. privaten Charakters dieses geschlcchtsspezifisch getrennten<br />

Unterrichts.<br />

Tab. 1: Schulklassen /lach Zahl der Schüler/innen 1903<br />

Art der Schulklasse Schulklassen mit ... Schülern<br />

20 20-30 30-40 40-50 50-60 60-70 70-80 80<br />

Knabenklassen 4 6 44 154 141 33 5 2<br />

Mädchen klassen 44 42 93 160 119 24 6<br />

Gemischte Klassen 80 134 156 197 220 166 60 28<br />

Gesamtheit ahs. 128 182 293 511 480 223 71 31<br />

der Klassen % 6,7 9,5 15,3 26,6 25,0 11,6 3,7 1,6<br />

(Quelle: Beiträge z. Stal. H. 22, a.a.O., S. 16)<br />

Insgesamt unterrichteten 1.548 Lehrkräfte in diesen Klassen, gegenüher 696 1856,<br />

d. h., die Zahl der LehrersteIlen hatte insbesondere an den Stadtschulen im Vergleich zur<br />

Bevölkerungsentwicklung überproportional zugenommen, nach Berechnungen des statistischen<br />

Büros um 300 % - der städtische Bevölkerungszuwachs betrug im Vergleichszeitraum<br />

174 % 36).<br />

Der Lehrerinnenanteil war noch stärker angestiegen. In den höheren und gehobenen<br />

Mädchenschulen lag er hei 47,5 %. Nahezu ausschließlich in den Städten fanden Lehrerinnen<br />

eine feste Anstellung. 23% der Lchrerstellen an den dortigen Schulen waren mit<br />

Frauen besetzt. In den Landgemeindeschulen wurden sie mit Ausnahme des Amtsgerichtsbezirks<br />

Königslutter nicht beschäftigt. Ein Grund hierfür liegt in der engen Verknüpfung<br />

von LehrersteIle und Kirchenamt, das Opferei- und Organistendienst umfaßte 37 ). 375 Steilen<br />

waren im ländlichen Schulwesen fest mit einem Kirchenamt verbunden. Das weibliche<br />

Element repräsentierten im ländlichen Schuldienst allein die Handarheitslehrerinnen. Sie<br />

wurden stundenweise als Aushilfskräfte beschäftigt und verfügten nur in Ausnahmefällen<br />

über eine seminaristische Ausbildung oder konnten ein Examen vorweisen. I\ur 23 geprüfte<br />

gegenüber 361 ungeprüften Lehrerinnen wurden 1905 in diesem Bereich gezählt 38).<br />

Mit dieser Anstellungspolitik befand sich das Herzogtum durchaus im Trend. Ein<br />

Blick auf die regionale Verteilung des Lchrerinnenanteils an der Gesamtzahl der Lehrkräfte<br />

um die Jahrhundertwende im Deutschen Reich zeigt, daß Lehrerinnen vermehrt in<br />

Städten bzw. in Regionen mit einem hohen Verstädterungs- und Industrialisierungsgrad<br />

36) Mitteilungen ... a. a. 0., Heft 22, Tab. VI, S. 86 ff.<br />

Je) Vgl. B. Pollmann, Kirche und Schule im Herzogtum Braunschweig 1870-1918, in: Gib<br />

ewigliche Freiheit, Festschrift f. R. Heintze, Offlcben 1987, S. 215 ff.<br />

31


Beschäftigung fanden 39 ). Unterschiedliche Gründe waren hierfür ausschlaggebend. Zum<br />

einen determinierten finanzielle Gesichtspunkte die Anstellungspolitik. Lehrerinnen er­<br />

hielten wesentlich weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen 41I ). Hinzu kam, daß eine<br />

ausreichende Zahl von männlichen Bewerbern zeitweise nicht zur Verfügung stand. Der<br />

Arbeitsmarkt bot in Zeiten prosperierender Wirtschaft jungen Männern, nicht jedoch jun­<br />

gen Frauen, Beschäftigungsalternativen zum Lehrberuf. In den Perioden, in denen Kon­<br />

junkturrückschläge zu verzeichnen waren, wie 1873-76, 1883-85, 1892-96, traten mit leich­<br />

ter Phasenverschiehung mehr Männer in den Schuldienst ein, bzw. blieb ihr Anteil konstant<br />

41 ).<br />

Da Ausbildungskapazität der Lehrerinnenseminare und damit die Nachfrage und das<br />

Stellenangebot nicht mit den Konjunkturzyklen der Wirtschaft in Übereinstimmung ge­<br />

bracht werden konnten, kam es immer wieder zur Überproduktion von Lehrerinnen, zur<br />

Lehrerinnenarbeitslosigkcit 42 ). Statistiken darüber wurden im Herzogtum nicht geführt.<br />

Länder<br />

39) PoIl mann, Lehrerinnen ... a. a. 0., S. 38 vgl. dazu den Stand 1899!J901:<br />

Preußen<br />

Bayern<br />

Sachsen<br />

Württemberg<br />

Baden<br />

Hessen<br />

Mcckl. Schwcrin<br />

Sachsen-Weimar<br />

Mcckl. Strelitz<br />

Oldenburg<br />

Braunschweig<br />

Meinigen<br />

Altenburg<br />

Cohurg-Gotha<br />

Anhalt<br />

Schwarzb.-Sonderhausen<br />

Schwarzb. -Rudolstadt<br />

Waldeck<br />

Reußä. L.<br />

Reußj. L.<br />

Schaum burg Lippe<br />

Lippe<br />

Lübeck<br />

Bremen<br />

Hamburg<br />

Elsaß-Lothringen<br />

(Quelle: Mitzenheim, a. a. 0., S. 86)<br />

40) S. u. Kap. 3.3<br />

Lehrer<br />

ans.<br />

7'6.342<br />

12.184<br />

10.003<br />

4.615<br />

3.631<br />

2.525<br />

1.885<br />

979<br />

348<br />

1.101<br />

1.142<br />

656<br />

495<br />

625<br />

814<br />

211<br />

263<br />

166<br />

162<br />

317<br />

72<br />

261<br />

184<br />

498<br />

1.653<br />

2.895<br />

41) Pollmann, Lehrerinnen ... a.a.O., S. 39<br />

42) A.a.0.,S.41<br />

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voll beschäftigte Lehrkräfte<br />

Lehrerinnen<br />

ans.<br />

13.866<br />

2.715<br />

401<br />

494<br />

418<br />

222<br />

170<br />

15<br />

34<br />

120<br />

151<br />

54<br />

23<br />

79<br />

154<br />

7<br />

2<br />

6<br />

19<br />

20<br />

5<br />

162<br />

67<br />

950<br />

2.329<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622<br />

Lehrerinnen<br />

in%der<br />

Gesamtzahl<br />

15,4<br />

18,2<br />

3,9<br />

9.7<br />

10,3<br />

8,1<br />

8,3<br />

1,5<br />

8,9<br />

9,8<br />

11,7<br />

7,6<br />

4,4<br />

11,2<br />

15,9<br />

3,2<br />

0,7<br />

3,4<br />

10,5<br />

5,9<br />

6,3<br />

46,8<br />

11,9<br />

44,9<br />

46,6<br />

107


Einen Eindruck von der Arbeitsmarktsituation vermittelte eine Umfrage des Allgemeinen<br />

deutschen Lehrerinnenvereins unter seinen Mitgliedern aus dem Jahre 1914 43 ). Sie kam zu<br />

dem Ergebnis, daß in Braunschweig ebenso wie im Königreich Sachsen und in Sachsen-AItenburg<br />

"mehr Lehrerinnen ausgebildet ... (wurden), als nach der üblichen Lehrerinnenziffer<br />

Aussicht auf Bcschäftigung in ihrem Berufe hatten 44)." Gerade in der Stadt Braunsehweig<br />

war der Antcil der Lehrerinnen jahrzehntelang (zwischen 1896 und 1914) relativ<br />

stabil geblieben (etwa 20 %) 45), ein Prozentsatz, den die Lehrerschaft kcineswegs erhöht<br />

sehen wollte. Den Forderungen des Braunschweigisehen Lehrerinnenvereins, der in diescr<br />

Frage seinem Dachverband folgte, nach umfassendcr Verwendung der weiblichen Lehrkräfte<br />

aueh in den höheren Klassen der Mädehenschulen sowie in der Schulleitung traten<br />

die Braunschweiger Lehrer 1905 entschieden entgegen, indem sie feststellten:<br />

"Der Wirkungskreis der Lehrerinnen ist begrenzt, vorwicgend finden sie ihren Platz in den<br />

unteren und mittleren Klassen der Mädchenschulen; die Forderung, daß den Lehrerinnen die<br />

gesamte Arbeit in der Mädchenschule, einschließlich der Leitung, gebühre, ist unberechtigt.<br />

Da der Lehrerstand neben seiner eigentlichen Berufsarbeit auch im Gemeindeleben wie im<br />

Volksorganismus wichtige Aufgaben erfüllt, so ist auch aus sozialen Gründen ein weiteres<br />

Vordringen der Lehrerinnen nicht wünschenswert 46)."<br />

Dieser unmißverständlich vorgetragcne Interessenstandpunkt und die Verschärfung der<br />

Prüfungsordnung für Schulvorsteherinnen 47) schreckte die braunschweigischen Lehrerinnen<br />

nicht ab, sich im Rahmen der damaligen Möglichkeiten auf ein Hochschulstudium vorzubereiten<br />

und dann auch zu studieren, um die Lehrbcfiihigung für dcn Unterricht in höheren<br />

Klassen und Voraussetzung für eine Schullciterstclle zu erlangen. Insbesondere Anna<br />

Vorwerk 48 ) hatte sich mit ihren Göttinger Oberlehrerinnen-Kursen sehr für diese Fortbildungsmöglichkeit<br />

engagiert, und viele der Absolventinnen der von ihr geleiteten Wolfenbütteler<br />

Schloßanstalten beschritten diesen Weg. 1917 hattcn 14 von 27 der in der Stadt<br />

Braunschweig beschäftigtcn Oberlehrerinnen (zunächst nur ein Titel) eine "pro facultate<br />

docendi" erworben 49).<br />

Einen entscheidenden Durchbruch in der Beschäftigung von Lehrerinnen brachte der<br />

1. Weltkrieg; nicht nur, daß nun auch verheiratete Lehrerinnen weiter beschäftigt wurden<br />

50), vor dem 1. Weltkrieg galt in Braunschweig ein striktes "Zölibat" für Lehrerin-<br />

43) Verhandlungen d. XIV. Generalversammlung des Allgemeinen deutschen Lehrerinnenvereins<br />

in Berlin 1915, BeriinfLeipzig 1915, S. 99<br />

44) Ebd.<br />

45) Neues Brschwg. Schulblatt, 18. Jhg. 1905, S. 542 (,.Zur Lehrerinnenfrage")<br />

.') A.a.O., S. 558. Diese Ansichten vertraten auch die Lehrervereine auf Reichsebene, vgl.<br />

Pollmann, Lehrerinnen ... a.a.O.<br />

47) Vgl. dazu A. Fr i c k e. Die das Volksschulwesen des Herzogtum Braunschweig betreffenden<br />

Gesetze und Verordnungen, 2 vermehrte Aufl. Braunschweig 1899, S. 232 f.<br />

41


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nen 5l), sondern jetzt wurden Lehrerinnen auch vermehrt in Knaben- und insbesondere<br />

den Landschulen beschäftigt.<br />

Obwohl die Weimarer Verfassung in Art. 128 alle Ausnahmebestimmungen gegen<br />

weibliche Beamtinnen, mithin auch das LchreriIlllcnzölihat, aufhob 52 ), hatten es auch in<br />

Braunschweig verheiratete Lehrerinnen außerordentlich schwer, ihrcn Beruf weiterhin<br />

auszuüben. Am härtesten wirkte sich hier die Personalabbauverordnung vom 27.10. 1923<br />

aus. Damit sollte 25 % des Personals in Reich, Ländern und Gemeinden eingespart werdens».<br />

In Braunschweig wurde § 14 rigoros angewandt, wonach verheiratete weibliche<br />

Bcamte jederzeit zum Monatsende entlas.


Eine erhebliche Zäsur in der Lehrerinnenausbildung stellte die 1912 erfolgte Reorganisation<br />

des braunschweigischen Mädchenschulwesens dar: In Anlehnung an die preußische<br />

f\euordnung von 1908 wurde das Lehrerinnenseminar zu einem Oberlyzeum umgestaltet,<br />

das mit einer Reifeprüfung abschloß. Diese berechtigte einerseits zum Besuch der<br />

sog. Seminarklasse. (Deren Abschluß wiederum beinhaltete bis 1927 die Lehramtsbefähigung<br />

für Volks- und Mittelschulen.) Andererseits ermöglichte die Reifeprüfung auch ein<br />

Universitätsstudium, allerdings ein eingeschränktes 70 ).<br />

Nach der im Herzogtum gültigen Prüfungsordnung konnten die Kandidatinnen entweder<br />

die Lehrbefähigung für untere bzw. mittlere Bürger- und andere Geimeindeschulen<br />

oder für mittlere und höhere Mädchenschulcn erwerben. Derwesentliche Unterschied zwischen<br />

heiden bestand darin, daß letztere eine zweite Fremdsprache, neben Französisch<br />

noch Englisch, als Prüfungsfach verlangte 71).<br />

War die Prüfung geschafft, konnten die Absolventinnen, sofern sie überhaupt eine<br />

Berufstätigkeit ins Auge faßten, eine Anstellung in einer Privatschule - im Herzogtum gab<br />

es 8 private Mädehenschulen 7 2 ) - oder im öffentlichen Schulwesen finden. 1868 hatte das<br />

Herzogliche Staatsministerium eine Regelung für die Anstellung von Lehrerinnen erlassen,<br />

die 1877 folgende Fassung erhielt:<br />

"Der Unterricht in Madehenklassen, unteren Knahenklassen und unteren gemischten Klassen<br />

kann mit Zustimmung des Schulvorstands der hercffenden Gemeinde einer Lehrerin<br />

ühertragen werden, welche sich über ihre Befähigung gcnügend ausgewiesen hat. Die Rechte<br />

und Pflichten einer solchen Lehrerin werden durch einen vom Schulvorstande mit derselben<br />

abzuschließenden Vertrag hestimmt, zu dessen Gültigkeit die Genehmigung des Herzoglichen<br />

Konsistcriums erforderlich ist 73)."<br />

Exemplarisch für derartige Anstellungsverträge sollen hier der von Auguste Germer mit<br />

den Schulvorstande zu Hclmstedt aus dem Jahre 1880 74 ) und derjenige von Anna Kuthe<br />

mit dem von Schöppenstedt aus dem Jahre 1903 75 ) verglichen werden. In zwei Punkten<br />

unterscheiden sich beide Verträge, zwischen denen ein Vierteljahrhundert liegt; während<br />

der erste kein direktes Fheverhot enthielt, nur die Pensionszahlung im Falle einer Heirat<br />

versagte, enthielt der letztere eine Zölibatsklausel. Während der von 1880 eine Probezeit<br />

von einem Jahr vorsah, was auf einen gewissen Lehrermangel schließen läßt - die Ge-<br />

7(1) Vgl. E. Di n k I er, Die Vorschulung der höheren Mädchenerziehung durch die Bildungspolitik<br />

um die Jahrhundertwende, Phi!. Diss. Jena 1938, S. 42 Cf., Jürgen Zinnecker, Sozialgeschichte<br />

dt!r Mädchenbildung, Weinht!im, Ba,d 1973, S. 87 ff.<br />

71) Fricke a. a. 0., S. 226 (§ 6,17,18)<br />

72) Hier gehörten die Tollesche höhere Privat-Mädchenschule, Lefflersche Sophienschule<br />

(beidt! in Braunschweig), Vorwerkschule (in Wulfenbüttcl), Lademannsehe (in Hclmstedt), die<br />

Knorr'sche Schule (in Ganderheim), die Pidoux'sche (in Seesen), die Martinischule (in Blankenhurg)<br />

und die höhere Privat-Mädchenschule in Blankenburg. Dagegen zählte die Statistik nur 5 öffentliche:<br />

Städtische höhcre Mädchcnschule, die Städtisdlt! Mäd(ht!l!s(hu!t: (bt!idt! in Braunschweig), Höhere<br />

Töchterschule in Bad Harzburg, Städtische höhere Mädchenschule in Hclmstedt und in Blankenburg,<br />

vgl. Beiträge zur Statistik ... H. 22, a. a. O.<br />

73) r-ricke a. a. 0., S. 35 (§ 61)<br />

7.) Nds. Staatsarchiv Wolfenbüttel 103 B Neu 497<br />

7') A. a. 0.,103 B Neu 632, vgl. auch 103 B Neu: 408, 473, 474,497,499,561,567,587,607,633,<br />

638,661,715,766<br />

112<br />

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3.2 Besoldungsverhältnisse und Karrierechancen<br />

Bei der Entscheidung, Frauen im Schuldienst als Lehrerinnen zu verwenden, standen im<br />

Herzogtum, wie andernorts auch, finanzielle Erwägungen Pate 8'). Schon allein aus diesem<br />

Grunde hat die Frage der Lehrerinnengehälter und ihrer Entwicklung im Vergleich zur<br />

Lehrerbesoldung die Gemüter aller betroffenen Institutionen, Staatsministerium, Landesversammlung,<br />

Magistrate, Stadtverordnete, Lehrer- und Lehrerinnenverbände aufs heftigste<br />

bewegt. Größte Aufmerksamkeit erlangten dabei die sich herausbildenden Disparitäten<br />

in den jeweiligen Einkommen, die diese Berufgruppe stärker als andere prägten:<br />

Zum einen verdienten bis zur Durchsetzung des "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit"-Prinzips<br />

Lehrerinnen weniger als ihre männlichen Kollegen. 1910 z. B. betrug das Anfangsgehalt<br />

eines Lehrers 1.440 M, einer Lehrerin dagegen nur 1.350 M. Noch krasser stellte sich<br />

der Unterschied in der Endstufe 3.300 zu 2.400 M dar H4 ). Zum zweiten gab es ein erhebliches<br />

regionales Besoldungsgefälle. In den kleineren Städten wurde weniger verdient als in<br />

der Landeshauptstadt 85). Drittens varierten die Gehälter nach Schultyp und Funktion; Gemeindesehullehrerinnen<br />

erhielten weniger Gehalt als Lehrerinnen an höheren Mädchenschulen,<br />

Handarbeitslehrerinnen weniger als Gemeindeschullehrerinnen. Verfügten letztere<br />

über eine Eingangsbesoldung von 1.350 RM, so wurden den sog. techno Lehrerinnen<br />

nur 1.110 RM ausgezahlt 86). Zudem erhielten Lehrerinnen im Gegensatz zu ihren männlichen<br />

Kollegen keine Mietentschädigung bzw. Ortszuschlag - eine Regelung, die immcr<br />

wieder zu Klagen Anlaß bot R7). Als besonders schmerzlich empfanden es die braunschweigisehen<br />

Lehrerinnen, daß sie weniger verdienten als ihre preußischen Kolleginnen in Naehbarstädten,<br />

wie Z. B. Hildesheim, Peine, Hameln, Neuhaldensleben, ohne daß dort das<br />

Lebenshaltungskostennivau erkennbar höher war -, im Gegenteil H8). Viele waren deshalb<br />

zu einem Nebenverdienst durch Privatstunden gezwungen K9 ); dies wiederum führte zu einer<br />

"Überbürdung", so der zeitgenössische Ausdruck, mit der Konsequenz eines höheren<br />

Krankenstandes bei Lehrerinnen 90 ).<br />

Begründet wurden die Unterschiede in der Lehrer- und Lehrerinnenbesoldung damit,<br />

daß sich Lehrer hinsichtlich der Dauer der Ausbildung, der Zahl der Prüfungen (in Braunschweig<br />

zwei bei Lehrern, eine bei Lehrerinnen) und der Verwendung im Schuldienst von<br />

ihren Kolleginlll:n qualitativ unterschieden. Die Schulbehörden gingen zudem bei der Bemessung<br />

der Lehrerinnengehälter weiterhin davon aus, daß Lehrerinnen mit weniger Geld<br />

als ihre verheirateten aber auch ihre unverheirateten männlichen Kollegen auskommen<br />

könnten - müßten doch deren Bezüge ausreichen, um eine Familie zu ernähren. Mit Nachdruck<br />

bemühten sich die braunschweigisehen Lehrerinnen darum, dieses Vorurteil zu wi-<br />

83) Vgl. ohen Anm. 32<br />

R4) G. Mcnzel, Lchrcrhesoldung in den deutschen Staaten, 2. Auf!. Leipzig 1914, S. 17 ff.<br />

85) Ebd.<br />

8ti) Ebd.<br />

87) Neucs Brschwg. Schulhlatt, Jg. 1902, Nr. 4 ("Die braunschweigischen Lehrerinnen");<br />

a. a. 0., Jg. 1905, S. 625; Ein Volk, eine Schule, Jg. 1910, S. 139<br />

HK) Neues Brschwg. Schulblatt, Jg. 1905, S. 625 und Ein Volk, eine Schule, Jg. 1910, S. 139<br />

89) Huchtemann, a.a.O., S. 41<br />

90) s. u. 4.3<br />

114<br />

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derlegen: ein großer Teil der Lehrerinnen müsse, nicht anders als die Lehrer, den Lebensunterhalt<br />

von Familienangehörigen bestreiten, nämlich für nicht ausreichend versorgte Elternteile<br />

oder Geschwister 91 ).<br />

Disparitäten gah es nicht nur in der Besoldung, sondern auch in den Karrierechancen.<br />

Als auch im Herzogtum Lehrerinnen mit fortschreitender Verhesserung der Ausbildungsund<br />

Studienmöglichkeiten in den Oberstufen der Volks-, Mittel- und höheren Mädchenschulen<br />

nach der Jahrhundertwende verwendet wurden, blichen die besser dotierten Lehrerstellen,<br />

zumal Positionen mit Leitungsfunktionen im braunschweigischen Schulsystem<br />

eine männliche Domäne, mit Zähnen und Klauen von diesen auch verteidigt. 1899 hatte<br />

das Staatsministerium zwar in der revidierten Prüfungsordnung die Befähigung zur Anstellung<br />

als Leiterin oder Oberlehrerin an einer höheren Mädchenschule von der Ablegung<br />

der wissenschaftlichen Prüfung (sog. Oberlehrerinnenprüfung) abhängig gemacht und damit<br />

dem Professionalisierungsstreben der Lehrerinnen entsprochen 92 ), doch der Lehrerverband<br />

wehrte sich dagegen:<br />

"Gegen die Besetzung einer leitenden Stelle durch eine Frau sprechen in erster Linie dieselben<br />

Bedenken, die es nicht rätlich erscheinen lassen, die Ordinariate der oberen Mädchenklassen<br />

ausschließlich in die Hände der Frauen zu legen: Diese besitzen nur ausnahmsweise<br />

das Ansehen und sind nicht in gleicher Weise Autorität bei den Schülern und in der öffentlichen<br />

Meinung, wie ein tüchtiger Lehrer. Auch die in der Frauennatur begründete Abneigung<br />

gegen die Übernahme irgendwelcher Verantwortlichkeit spricht dagegen .... Aber auch die<br />

Autorität im Kollegium wird der Frau oft fehlen .... Daneben drängt sich noch die Erwägung<br />

auf, daß es der Mann als Demütigung empfinden müßte, wenn ihm der Zutritt zu solchen<br />

leitenden Stellungen, zu denen er die volle Berechtigung hat, von vornherein dadurch verschlossen<br />

würde, daß man sie nur für Lehrerinnen ausschreibe .... Daß auch der Frau die<br />

nötige Festigkeit zur Vertretung der Schulinteressen nach außen oft fehlen wird, ist auch in<br />

ihrer Natur hegründet 93 ).<br />

Ohwohl mit Anna Vorwerk eine Frau an der Spitze einer großen Schulorganisation stand,<br />

wenn auch einer privaten, die sich durch ihre Tätigkeit in der Interessenvereinigung der<br />

Privatschuldirektoren den Respekt ihrer männlichen Kollegen erworben hatte 94), konnte<br />

sich die braunschweigische Schulverwaltung bis zum Ende des ersten Weltkrieges nicht<br />

dazu durchringen, eine Direktorenposition im öffentlichen Schulsystem mit einer Frau zu<br />

besetzen, wie dies in Preußen-wenn auch nur in Ausnahmefällen-geschah 95). Erst in den<br />

Jahren der Weimarer Repuhlik wurde eine Frau in diese Position berufen: als Leiterin der<br />

"Frauenschule" .<br />

91) Vgl. die Berichterstattung über die Aktivitäten der Bezirke des Braunsehweigischen Landeslehrerinnenverein,<br />

in: Neues Brschwg. Schulblatt, Jg. 1900 ff.<br />

92) Vgl. Neues Brschwg. Schulhlatt, Jg. 1902, Nr. 4<br />

93) Zur Lehrerinnenfrage, in: Neues Brschwg. Schulblatt, Jg. 1905, S. 541 ff., inbes. 551. Die<br />

braunschweigischen Lehrer folgten damit der Argumentation, die auch auf Reiehsebene so vorgetragen<br />

wurde. Vgl. G. B ä u mer, Die Gegner der weiblichen Leitung ... , in: Die Frau, 18. Jg. 1910/11,<br />

S. 263 - 275<br />

94) Genzmer, a. a. 0., vgl. auch Schöne, Die Vorbildung der Lehrerinnen und Oberlehrerinnen,<br />

in: Die deutsche Schule 4. Jg., 1900, S. 208 - 225<br />

95) Vgl. Preuß. Stal. Bd. 209, S. 98. Die Zahl der öffentlichen höheren Mädchenschulen, die<br />

unter weiblicher Leitung stehen, wird mit 50 angegehen.<br />

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115


Kann angesichts dieses Befundes überhaupt von Karrierechancen im Ilerzogtum<br />

Braunschweig gesprochen werden? Nur eingeschränkt, nämlich unter der Voraussetzung,<br />

daß Frauen im 19. Jh. in ihrem Arbeitsmarktsegment andere Formen und Vorstellungen<br />

von Karriere entwickelten als Männer.<br />

Ein typisches Lehrerinnen-Karrieremuster, dem auch zahlreiche Braunschweigerinnen<br />

folgten, läßt sich so umschreiben: In Deutschland wurde jungen, unerfahrenen Berufsanfängerinnen<br />

empfohlen, zunächst als Privat- oder Hauslehrerin zu arbeiten, um Erfahrungen<br />

in der Unterrichtung weniger Kinder zu sammeln. 30% aller braunschweigischen<br />

Lehrerinnen befolgten diesen Rat %). Ein unerläßlicher Schritt in der Karriere von Lehrerinnen<br />

bildete ihre fremdsprachliche Weiterbildung. In einer Zeit, in der außerhäusige Berufstätigkeit<br />

an sich schon ein nicht alltäglicher Schritt war, erforderte das Alleinreisen ins<br />

Ausland, sei es nach Großbritanien, Frankreich, in die Schweiz oder die CSA, um dort<br />

eine Erzieherinnen- oder LehrerinnensteIle anzutreten oder an einem Ferienkurs teilzunehmen,<br />

erheblichen Wagemut. Ihnen war jedoch sehr schnell deutlich geworden, daß der<br />

fremdsprachliche Unterricht in der höheren Mädchenschule und im Lehrerinnenseminar<br />

nicht die für die eigene Lehrtätigkeit notwendige Sprachkompetenz vermittelte. So hielt<br />

sich jede 8. der vor dem ersten Weltkrieg im braunschweigischen Schuldienst stehende<br />

Lehrerin vor bzw. während ihrer Lehrtätigkeit im Ausland auf Q7 ), rund 20 % hiervon legten<br />

wiederum das Oberlehrerinnenexamen bzw. das Examen "pro facultate docendi" ab 9R ).<br />

Im Vergleich zur sozialen Herkunft der braunschweigisehen Lehrerinnenschaft insgesamt<br />

waren in dieser Gruppe die Töchter aus höheren Beamten- und Offiziersfamilien überrepräsentiert<br />

(Tab. 2.)<br />

Auch für Lehrerinnen im Herzogtum und im Freistaat galt: Je länger sie im Schuldienst<br />

arbeiteten, desto mehr strebten sie nach Positionen mit günstigen Arbeitshedingungen,<br />

besserer Bezahlung und höherem sozialen Ansehen. Sie wechselten von Klein-, in<br />

Mittel- und Großstadtschulen und innerhalb der städtischen Schulsysteme in die Schulen<br />

der "besseren" Stadtviertel, die von Kindern aus gut situierten Familien besucht wurden.<br />

Die in den Akten enthaltenen Versetzungsgesuche belegen dies eindeutig 99 ).<br />

%) Personalakten in: Nds. Staatsarehiv Wolfcnbütlcl 12 A Neu 13 m, Stadtarchiv Braunschwcig<br />

DIV.<br />

97) Vgl. Ebd., insgesamt wurden 44 Lehrerinnen ermittelt.<br />

9X) Ebd., insgesamt 9.<br />

"") Ebd.<br />

116<br />

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Tab. 2 Soziale lIerkunft der braunschweigischen Lehrerinnen mit Auslandsaufenthalt im<br />

Vergleich zur Lehrerinnenschaft gesamt<br />

Väterberufe<br />

Höhere Beamte<br />

Freie Berufe<br />

Offiziere<br />

Großgrundbesitzer<br />

Unternehmer<br />

selbst. Handwerker<br />

Kaufleute, Gastwirte<br />

Landwirte<br />

Lehrer<br />

mittlere Beamte<br />

mittlere Angestellte<br />

untere Beamte<br />

untere Angestellte<br />

Arbeiter, Handwerker,<br />

Dienstboten<br />

Kleinlandwirte<br />

Sonstige<br />

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mit Auslandsauf.<br />

22,9%<br />

8,6%<br />

11,4%<br />

11,4%<br />

5,7%<br />

11,4%<br />

17,1 %<br />

5,7%<br />

5,7%<br />

4. Soziale Situation der braunschweigischen Lehrerinnen<br />

4.1 Soziale Herkunft und Heiratsmuster<br />

insgesamt<br />

19,9%<br />

2,9%<br />

2,9%<br />

0,9%<br />

2,6%<br />

8,7%<br />

12,9%<br />

1,7%<br />

14,7%<br />

19,5%<br />

7,5%<br />

1,4%<br />

0,9%<br />

1,2%<br />

Auch in Braunschweig versuchten die Lehrer, das weitere Vordringen der Lehrerinnen in<br />

die Schulen zu verhindern. Die vorgebliche soziale Herkunft der Frauen wurde dabei zu<br />

einer standespolitischen Waffe.<br />

"Insbesondere, so unser Gewährsmann im Neuen Braunsehweigischen Schulblatt, ist es die<br />

Ehenot, die sich aus den niedrigen Ständen in die höheren verschoben hat. ... Da nun aus<br />

mancherlei Gründen fast 2;'5 der Mädchen in den sog. gebildeten Ständen ledig bleiben und von<br />

dem starken Drang naeh Selbständigkeit ... getrieben wird, so drängen sie in die bisher männ·<br />

lichen Berufe. Als der die meiste Anziehungskraft ausübende Beruf erweist sich nun das Lehramt.<br />

... Der Beruf des Volksschullehrers ist besonders derjenige geistige Beruf, der den begabten<br />

Söhnen der einfachen Volksschichten zugänglich ist ... Würde man die Lehrer in weitgehendem<br />

Maße durch die unverheirateten Töchter der besseren Stände erset7.en, so würde<br />

manche tide, reine Quelle aufstrebenden Lebens verstopft, denn mit jeder neu gegründeten<br />

(Lehrer-)familie eröffnet sich eine neue Entwicklungsreihe, während sie mit der Lehrerin abschließt.<br />

Es würde dann das Privilegium der höheren Stände auf die wissenschaftlichen Berufe<br />

weit mehr und zum Nachteil dt!r nationakn Kultur festgelegt HK')."<br />

100) Neues Brschwg. Schulblatt, 19. 1905, S. 553<br />

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117


' IBraunschweig<br />

Innenstadt 1 :15000<br />

Kartograllh'e<br />

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Wohnungen der Lehrerinnen im Jahre 1907<br />

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11 9


4.2Wohn- und Familiensituation<br />

Das Eindringen in eine männliche Berufsdomäne blieb nicht ohne Konsequenzen für den<br />

sozialen Status der betroffenen Frauen. Stand doch die außerhäusliche Berufstätigkeit im<br />

Widerspruch zu den vom familiär-patriarchalischen Lebenszusammenhang geprägten Normen<br />

und Verhaltensweisen. Führte dies zu Konflikten, wie drückten sich diese aus, etwa<br />

im Verlassen des Elternhauses, im Suchen einer eigenen Wohnung?<br />

Diejenigen Lehrerinnen, die am Heimatort sofort oder nach mehrfachem Wechsel<br />

endlich eine Stelle gefunden hatten, lebten üherwiegend weiterhin im Elternhaus, wohnten<br />

oft mit der verwitweten Mutter, mit unverheirateten, z. T. auch berufstätigen Schwestern<br />

zusammen. In Braunschweig lag der Anteil derjenigen, die zu Hause bzw. mit Familienangehörigen<br />

zusammenlebten, 1907 bei 64 '}lo 1113). Von Wohnungsproblemen sahen sich alleinlebende<br />

Lehrerinnen nicht verschont. Sie hatten angesichts des Mangels an Wohnungen<br />

in der Stadt Braunschweig hohe Aufwendungen. Die Rücksicht auf den guten Ruf, auf<br />

ihr soziales Ansehen beschränkte die Wahl der Wohngegend, wobei fast nur die besseren<br />

Stadtteile in Frage kamen. So wohnten 1907 die Lehrerinnen, die an städtischen Schulen<br />

beschäftigt waren, weder in subproletarischen, in Arbeitervierteln, noch in den besten<br />

Wohnquartieren der Stadt (v gl. Ahb. 1).<br />

Immer wieder wurde in der zeitgenössischen Literatur darauf hingewiesen, daß das<br />

Leben in familiären Zusammenhang Vorteile und Nachteile hatte. Der positive Effekt dieser<br />

Wohnform lag in der Entlastung von Arbeiten, die normalerweise mit der Führung<br />

eines Haushaltes verbunden sind, zudem stand sie weiterhin unter dem gesellschaftlichen<br />

Schutz der Familie, was die Aufrechterhaltung sozialer Kontakte ohne Probleme ermöglichte.<br />

Andererseits belastete das Zusammenleben mit älteren oder kranken, pflegebedürftigen<br />

Familienangehörigen die Berufausübung. Klage wurde darüber geführt, daß die finanziellen<br />

Mittel nicht ausreichten, um über eine stundenweise beschäftigte Zugehfrau<br />

hinaus Dienstboten einzustellen. In weIchem Ausmaß braunschweigische Lehrerinnen tatsächlich<br />

zum Unterhalt ihrer Familienangehörigen beitrugen, ließ sich anhand der vorhandenen<br />

Quellen nicht quantifizieren 1(4). In den Gesuchen um Urlaub, in den Attesten wurden<br />

derartige Belastungen allerdings sehr oft erwähnt 1115).<br />

4.3 Krankheiten<br />

In engem Zusammenhang mit der Forderung der Lehrerinnen auf vermehrte Beschäftigung<br />

im öffentlichen Schulsystem, auf Leitungsfunktionen stand die leidenschaftlich geführte<br />

Diskussion, ob Lehrerinnen gesundheitlich überhaupt in der Lage seien, ihren Beruf<br />

ebenso gut auszuüben wie ihre Kollegen. Bis in das Neue Braunschweigische Schulblatt<br />

schlugen die Wellen der Standespolcmik: "Auch die Statistik beweist die vielfaeh ungenügende<br />

körperliche Ausrüstung der Frau für den schweren Lehrberuf, denn die Urlaubsfälle<br />

\01) Dies ergab eine Auswertung der Adressen aller 1907 in der Stadt ßraunschweig beschäftigten<br />

I ,ehrerinnen nach dem Rraunschweiger Adreßhuch 1907.<br />

1Il4) Vgl. dazu die Angaben in: Zur Schulhygiene der Lehrer und Lehrerinnen in: :-.Ieues<br />

Brschwg. Schulblatt, Jg. 1905, S. 560, der dies für 42,3 % ermittelte.<br />

10;) Vgl. in die Personalakten im Nds. Staatsarchiv Wolfenbiittcl 12 A Neu 13 m und im<br />

Braunschwg, Stadtarchtv D IV<br />

120<br />

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der Lehrerinnen wegen Krankheit sind viel zahlreicher als die der Lehrer 1116)." Um die<br />

lahrhundertwende waren sowohl die Spalten der Lehrer- wie der Lehrerinnenvereinspublikationen<br />

mit Aufsätzen zu diesem Thema gefüllt 107), zahlreiche Broschüren erschienen<br />

IOX), Statistiken, private Erhebungen bildeten das Kampffeld, um den Nachweis zu füh­<br />

ren, daß Frauen körperlich den Anforderungen ernsthafter geistiger Arbeit bzw. denen<br />

des harten Lehrberufs nicht genügen konnten. Den absoluten Höhepunkt dieses Stellvertreter-<br />

oder Nebenkriegsschauplatzes, die Feminisierung des Lehrberufs zu verhindern,<br />

bildete die Debatte um Geisteskrankheit bei Lehrerinnen. Ausgc\öst war sie durch einen<br />

Diskussionsheitrag von Prof. Zimmer, Leiter des Evangelischen Diakonievereins, in dem<br />

Referat "Mängel unserer Lehrerinnenbildung" , das auf der 7. Generalversammlung des<br />

Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenvereins in Bonn 1901 gehalten worden warlO'l). Eine<br />

von ihm durchgeführte private Umfrage bei Heil- und Pflegeanstalten für Geisteskranke in<br />

bezug auf dort internierte Lehrerinnen hatte nach Zimmer ergeben, daß die Zahl geisteskranker<br />

Lehrerinnen und Seminaristinnen eine bedenkliche Höhe erreicht habe. Als<br />

Gründe hierfür nannte Zimmer zum einen die Neigung der Frauen, sich über ihre Kräfte<br />

anzustrengen und zum anderen die Mängel in der Ausbildung "mit der gedächtnismäßigen<br />

Aneignung zu großer Wissensstoffe" . Obwohl sich die Lehrerinnen heftig zur Wehr setzten,<br />

auf methodische Unzulänglichkeiten in der Erhebung der Daten u. ä. m. hinwiesen,<br />

fanden die Äußerungen im In- und Ausland eine erhebliche Resonanz IIO ).<br />

Obwohl auch unter den braunschweigischen Lehrerinnen FäHe von "Nervenzusammenbrüchen",<br />

"nervöser Erschöpfung", "heftiger Gemütserregung" an der Tagesordnung<br />

waren - glaubt man den ärztlichen Attesten in den Personalakten: allein 23 Lehrerinnen 111)<br />

1(6) Neues Brschwg. Schulblattt, Jg. 1905, S. 543<br />

107) Z. B. Th ie rsch, Verhütung und Bekämpfung der Lchrerkrankheiten, insbes. an den<br />

Volksschulen, in: Gesunde Jugend, IX 1910, S. 92 ff., A. Dörries, Erkrankungen der Lehrerinnen,<br />

in: Ein Volk, eine Schule, 3. Jg., 1909110, S. 115 ff., H. Jastrow, Die körperliche Unzulänglichkeit<br />

der Volksschullehrerinnen, in: Ein Volk, eine Schule, V. Jg., Nr. 4, über die Gesundheitsverhältnisse<br />

der Volksschullehrerinnen, in: Ein Volk, eine Schule, IV. Jg., Nr. 18, S. 148 ff.; Franziska Ohnesorge,<br />

Eine Versäumnisstatistik der sächsischen Lehrerinnen, in: Die Lehrerin in Schule und Haus,<br />

23. Jg., 1906i07, S. 1196 ff., 11. G ä d k e, Beur1aubungen an Berliner Gemeindeschulen, in: Die Lehrerin<br />

in Schule und Haus, 19. Jg., 1902/03, S. 606 ff.<br />

10') Z. B. P. J. Möhius, Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes, Halle 1900, A.<br />

Kirchhoff(Hrsg.), Die akademische Frau, Berlin 1897, R. Wich man n, Die Überbürdung derLehrerin,<br />

Halle 1904<br />

109) Verhandlungen der 7. Generalversammlung des Allgemeinen deutschen Lehrerinnenvereins<br />

in Bonn v. 26. - 28. 5. 1901, Gera 1


fehlten mehrere Monate aus diesem Grunde, hielten sich in entsprechenden Krankenhäusern<br />

auf, traten deshalb in den Ruhestand - stellte das Neue Braunschweigische Schulblatt<br />

1905 als Ergebnis seiner Erhebung fest: "Die Zahl der nervösen Erkrankungen sei nach<br />

den gemachten Angaben bei Lehrern und Lehrerinnen ziemlich die gleiche 112)."<br />

Vergleicht man allerdings die Atteste, die einige Ärzte, z. B. Sanitätsrat Holwede,<br />

Lehrern und Lehrerinnen im Falle einer derartigen Diagnose (Neurasthenie) ausstellten,<br />

so zeigt sich, daß Lehrerinnen in der Regel für einen längeren Zeitraum krankgeschrieben<br />

wurden. Ärzte waren geneigt, der zarten, geschwächten weiblichen Konstitution durch längere<br />

Rekonvaleszenzzeiten Rechnung zu tragen. Sie bestärkten und ermutigten darüber<br />

hinaus ihre Patientinnen darin, Anzeichen von Erschöpfung etc. nicht auf die leichte Schulter<br />

zu nehmen, sondern möglichst sofort einen Arzt aufzusuchen. Die längeren Krankheiten<br />

wiesen die Patientinnen einerseits nachdrücklich auf den Ernst ihrer gesundheitlichen<br />

Situation hin, andererseits waren es diese längeren und häufigeren Erkrankungen, die von<br />

Ärzten, Lehrern und Schulverwaltungen als Beleg für die geschwächte weibliche Konstitution<br />

gewertet wurden - eine aus einem Rollenbild resultierende, sich selbst erfüllende Prophezeihung.<br />

Einige Lehrerinnen waren imstande, diesen "circulus vitiosus" zu erkennen,<br />

ihn zu durchbrechen waren sie zu schwach.<br />

5. Soziale und politische Partizipation<br />

5.1 Der Braunschweigische Lehrerinnenverein<br />

Nach der Gründung des Allgemeinen deutschen Lehrerinnenvereins Pfingsten 1890 in<br />

Friedrichsroda 113) schlossen sich in vielen deutschen Städten Lehrerinnen zu Lokalvereinen<br />

zusammen 114). Obgleich bereits die zweite Generalversammlung des AdL V 1893 im<br />

Herzogtum Braunschweig, in Blankenburg, stattfand, an der nicht nur Blankenburger ,<br />

sondern auch Lehrerinnen aus Wolfenbüttel und Schöppenstedt teilnahmen 115), dauerte<br />

es weitere drei Jahre, bis 1896 ein Braunschweiger Verein gegründet wurde. Wesentlichen<br />

Anteil hatte hieran ein Mann. Dies erscheint typisch für die politische Kultur im Herzogtum,<br />

die die autonome Organisation von weiblichen Berufsinteressen nicht gerade förderte<br />

1 H'). Im Bericht über die Gründung, der an das Centralorgan des AdL V "Die Lehrerin<br />

in Schule und Haus" gesandt wurde, wurden folgende Motive der Gründerinnen genannt:<br />

"Am 15. Mai 1896 wurde in Braunschweig ein ,Allgemeiner Braunschweiger Lehrerinnen­<br />

Verein' gegründet in der Erkenntnis, daß den Lehrerinnen hier ein einheitliches Band fehle<br />

und ein gesellschaftliches Weiterarbeiten an ihrer beruflichen Fortbildung großes Verlangen<br />

112) Zur Schulhygiene ... in: Neues Brschwg. Schulblatt, Jg. 1905, S. 560<br />

113) E. Meyn-von Westenholz, Der Allgemcine Deutsche Lehrerinnenverein in der Geschichte<br />

der deutschen Mädchenbildung, Berlin 1936<br />

114) Vgl. dazu Po 11m an n, Lehrerinnen ... a. a. 0., S. 163 ff.<br />

115) Verhandlungen der zweiten Generalversammlung des AdL V in Blankenburg v. 20. - 23. 5.<br />

1893, Gera 1893. Die Teilnehmerliste weist folgende Lehrerinnen aus dem Herzogtum aus: L. Dröscher<br />

(Wolfcnbüttel), O. Kluge (Blankenburg), M. Kühne (Blankcnburg), Martini, A. Schacht (Blankenburg),<br />

M. Sievers, M. Sonnemann, A. Strümpell (alle Blankenburg)<br />

116) B. Poil man n, Frauen und Politik im Lande Braunschweig 1908-1930/33, in: <strong>Braunschweigisches</strong>jahrbuch<br />

Bd. 69/1988, S. 93 ff.<br />

122<br />

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den Mißbrauch geistiger Getränke konstituierte 132). Die Mäßigkeitsbewegung wandte sich<br />

weniger dem Kampf gegen den Alkoholismus generell zu, sondern in erster Linie der<br />

Trunksucht der unteren sozialen Schichten der Arbeiterschaft, wo dieses Problem als besonders<br />

virulent angesehen wurde, mit erheblichen Folgen für die betroffene Familie, insbesondere<br />

für die Kinder. Die Gründe für diesen Alkoholismus wurden in Charakterschwäche,<br />

in individuellem, moralischem Fehlverhalten gesehen, nicht in sozialen Problemen.<br />

Im Vordergrund der Vereinsarbeit stand die Aufklärungsarbeit, aber auch für die<br />

Errichtung von Trinkhallen mit ausschließlich nicht-alkoholischen Getränken setzte sich<br />

der Verein mit Erfolg ein 133).<br />

5.3 Lehrerinnen und politische Parteien<br />

Auch die Lehrerinnenvereine konnten sich der Erkenntnis nicht verschließen, daß in der<br />

Phase der Hochindustrialisierung politische Rechte in immer höherem Maße "Mittel wirtschaftlicher<br />

Sclbstbehauptung" 134) wurden. Ihre Hoffnung auf Besserung wurde durch ihren<br />

geringen politischen Einfluß aufs äußerste reduziert. Dennoch hielten sie und mit ihnen<br />

der Bund deutscher Frauenvereine bis 1908 an der Auffassung fest, daß nur durch die vermehrte<br />

Übernahme staatsbürgerlicher Pflichten (in den Armen- und Waisenpflege, in der<br />

Vormundschaft, im Schüffenamt u. ä. m.) der Weg zu größeren Rechten (am Ende würde<br />

die Erlangung des Wahlrechts stehen) geebnct werde 135) Das Jahr 1908 bilJele eine Zäsur<br />

in der Entwicklung dieser Diskussion. In ihm wurde das Reichsvereinsgesetz verabschiedet,<br />

das es den Frauen ermöglichte, die Mitgliedschaft in politischen Parteien zu erwerben.<br />

Während auch Lehrerinnen, insbesondere in Preußen, im Laufe der nächsten Jahre von<br />

diesem Recht Gebrauch machten und sich unter der Führung von I-Iclene Lange und Gertrud<br />

Bäumer insbesondere linksliberalen Gruppierungen anschlossen 136), stellte sich die<br />

Situation in Braunschweig weniger positiv für eine parteipolitische Partizipation der Lehrerinnen<br />

dar. Dafür sind mehrere Gründe zu nennen:<br />

Die zunehmende Polarisierung zwischen Bürgertum und Arbeiterbewegung, der es<br />

bereits unter dem Sozialistengesetz gelungen war, eines der drei braunschweigischen<br />

Reichstagsmandate zu gewinnen \37), hatte eine Reform des antiquierten Landtagswahl-<br />

132) Der braunschweigische Lehrerinnenverein wurde korporatives Mitglied im Deutschen Verein<br />

gegen den Mißbrauch geistiger Getränke, Neues Brschwg. Schulblatt, 18. Jg., 1905, S. 436 f. 7<br />

Lehrerinnen waren in Braunschweig Mitglied dieses Vereins, vgl. Nds. Staatsarchiv Wolfenbüttel12<br />

ANeu 13m<br />

133) Vgl. dazu den Bericht der Braunschweiger Frauengruppe e. V. dcs "Deutschen Vereins gegen<br />

den Mißbrauch geistiger Getränke." Braunschweig 191 1, dort Beschreibung der Projekte 1905-11<br />

und Mitgliederliste.<br />

134) 11. Lange, Die Frauen und das politische Leben, in; a. a. 0., S. (;<br />

m) Hclene La nge faßte diese Haltung in einem Aufsatz "Der Weg zum Frauenstimmrecht",<br />

(in: Die Frau, 21. Jg., 1913, S. 65 ff.) prägnant zusammen. Vgl. aueh B. Bohrer, Die Lehrerinnen<br />

und das Frauenstimmrecht, Berlin 1911<br />

1)(,) Vgl. Gertrud Bäumer, Gotha und Mannheim, in: Die Frau, 20. Jg.,1


echts, eine Variante des Dreiklassenwahlrechts, unmöglich gemacht. Ja jede Wahlrechtsdiskussion<br />

stand unter dem Verdikt, in erster Linie der Sozialdemokratie zu nützen 138).<br />

Die im Herzogtum stärkste bürgerliche politische Gruppierung, der nationalliberale Verein,<br />

zeigte wenig Neigung, erweiterte politische Partizipationschancen zu befürworten,<br />

dies traf die Stimmrechts-, ja auch die Mitgliedschaftswünsche von Frauen. Diescs ungünstige<br />

politische Klima wirkte sich bis in den Weltkrieg hinein und paralysierte die bürgerliche<br />

Frauenbewegung im Herzogtum so sehr, daß sie sich von den Petitionen, die der BdF<br />

zur Durchsctzung seiner Frauenstimmrechtsforderung an den Reichstag und die Landtage<br />

sandte, noch im Herbst 1917 distanzierte 139).<br />

Diejenigen bürgerlichen Parteien, die andernorts Frauen bereitwillig aufgenommen<br />

hatten, wie die Fortschrittliche Volkspartei, spielten im Herzogtum keine Rolle 140). Eine<br />

Mitgliedschaft in der Sozialdemokratischen Partei kam für die braunschweigischen Lehrerinnen<br />

nicht in Frage, weder im Kaiserreich noch während der wenigen Jahre der Weimarer<br />

Republik.<br />

Nach der Revolution von 1918 entschloß sich eine größere Zahl von Lehrerinnen zu<br />

einer Mitarbeit in den politischen Parteien, insgesamt beschritten 89 der zwischen 1919 und<br />

1933 im Freistaat beschäftigten Lehrerinnen diesen Weg. Die meisten traten einer liberalen<br />

Partei bei, rund 60 %. Ein Drittel folgte dem Beispiel einer führenden Lehrerin, Luise von<br />

Strombeck, Mitglied der Volksschulkommission, die die DDP gewählt hatte. Das Gros<br />

entschied sich für die DVP, ein geringerer Prozentsatz beantragte eine Mitgliedschaft in<br />

der DNVP 141). Es ist an anderer Stelle bereits hervorgehoben worden, daß die für die Weimarer<br />

politische Kultur so typische Rechtswanderung in der parteipolitischen Orientierung<br />

auch für diese weiblichen Berufsgruppen konstatiert werden kann 142). Die zunehmende<br />

Distanzierung von demokratischen Parteien hat aber hier auch noch spezifische Gründe.<br />

Die soziale und berufliche Situation der Lehrerinnen in Braunschweig hatte sich in den<br />

Jahren nach 1918 trotz der veränderten rechtlichen Situation nicht grundlegend verbessert.<br />

Einige der Lehrerinnen wurden entlassen, um aus dem Kriege heimkehrenden Lehrern<br />

Platz zu machen. Verheiratete Lehrerinnen wurden nach 1923 mit Hilfe der Personalabbauverordnung<br />

um ihren Arbeitsplatz gebracht. Der Kampf gegen das Doppelverdienerturn,<br />

der im Gefolge der sich verschärfenden Wcltwirtschaftskrise 1930/31 an Boden<br />

gewann, stellte ihr Recht auf Berufstätigkeit wiedcr in Frage 143).<br />

Das Überangebot an jungen, "studierten" Lehrerinnen einerseits und eine zurückgehende<br />

Zahl an Lehrstellen im öffentlichen Schulsystem andererseits, insbesondere in den<br />

I3S) K. E. Pullmann, Vun der bürgerlichen Repräsentation ... , in a. u. O.<br />

139) Pollmann, Frauen und Politik ... , in: a.a.O., S. 108<br />

1411) K. E. Pollmann, Von der bürgerlichen Repräsentation ... , in: a. a. O.<br />

141) Vgl. die Tab. 8, in: Pull man n, Frauen und Politik ... , in a. a. O.<br />

142) Ehd.<br />

143) Vgl. dazu Greven-Aschoff, a. a. 0., S. 176, Die Frau, 39. Jg., 1931132, S. 373, S. 574 ff., 646<br />

ff. D. Winkler, Frauenarbeit versus Frauenideologie, in: Archiv für Sozialgeschichte, 27,1977, S.<br />

99-126. E. Reck m an n, Kampf gegen die Doppelverdiener und der Abbau der verheirateten Lehrerin,<br />

Berlin 1931<br />

126<br />

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höheren Mädchenschulen aufgrund von Sparzwängen bei Kommunen und veränderten<br />

Bildungsverhaltens bei Eltern von Mädchen 144), liessen die Lehrerinnenarbeitslosigkeit<br />

auch in Braunschweig im Laufe der 20er Jahre immer weiter ansteigen. Viele mußten sich<br />

mit berufsfremden Tätigkeiten, wenn sie solche Arbeitsmöglichkeiten überhaupt fanden,<br />

über Wasser halten. Die Überfüllungsdiskussion hinsichtlich der akademischen Berufe<br />

konzentrierte sich besonders auf das Philologinnenproblem 145).<br />

Die Lehrerinnen zumindest sahen sich in ihren I loffnungen auf eine Erweiterung ihrer<br />

Berufs- und Karrierechancen durch verbesserte Bildungsmöglichkeiten, die die Weimarer<br />

Republik immerhin eröffnet hatte, grausam getäuscht. Zwar hatten sieh die Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

an den Volksschulen quantitativ erweitert, qualitativ - d. h. vermehrte<br />

weibliche Führungspositionen im Schulsystem - war eine Verbesserung kaum zu spüren.<br />

Die Kommunalisierung von privaten Mädchenschulen verringerte zunächst noch die Zahl<br />

der weiblich geführten Schulen 146).<br />

Am Ende der Republik waren Lehrerinnen darüber hinaus Opfer der in den Notverordnungen<br />

angelegten Krisenüberwindungsstrategien. Infolge der Sparmaßnahmen wurden<br />

Lehrerinnengehälter stärker gekürzt als die ihrer Kollegen 147).<br />

Durch die politische Partizipation konnten die hochgespannten Erwartungen nicht<br />

realisiert werden. Daraus resultierte eine spürbare Desillusionierung über den weiblichen<br />

Einfluß auf politische Entscheidungsprozesse auch untcr den Lehrerinnen im Freistaat<br />

Braunschweig. Gcgentendenzen zu Emanzipationsstrebungen durch politische Partizipation<br />

gewannen an Bedeutung, insbesondere die Mitgliedschaften in der NSDAP können<br />

als Indiz hierfür gewertet werden 14R).<br />

144) Mia Sc h w a rz, Rettet die Mädchenbildung, in: Deutsche Mädchenbildung, 8. Jg., 1932, S.<br />

212-229.<br />

145) Vgl. dazu Ludwig W ülke n, Sollen unsere Abiturientinnen sich dem Studium der Philologie<br />

widmen? in: Deutsche Mädchenbildung, 3. Jg., 1927, S. 108-111, vgl. auch die sich daran anschließende<br />

Kontrverse, in: a. a. 0., S. 303 - 307,347 - 349 und a. a. 0., 8. Jg., 1932, S. 69 -72, 72 -75,359<br />

- 62 sowie Gertrud B äu mer, Krisis des Frauenstudiums, in: Die Frau, 39. Jg., 1931/32, S. 322 - 27,<br />

611-619.<br />

146) Gahlings,a.a.0.,S.165<br />

147) Die Frau, 39. Jg., 1931/32, S. 119,376, Deutsche Mädchenbildung, 8. Jg., 1932, S. 384<br />

14R) Pollmann, Frauen und Politik ... , in: a.a.O. Tab. 8<br />

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KLEINERE BEITRÄGE<br />

1. Vorbemerkungen<br />

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Der Schnitzaltar in Berklingen *)<br />

Von<br />

Iiermann Oertel<br />

Auf dem Altar der Kirche des Dorfes in Berklingen bei Schöppenstedt stand einst ein aus<br />

Pappel holz geschnitzter Flügelaltar. Er ist nur in Resten erhalten; sie schmücken heute die<br />

Wände des Altarraumes.<br />

Der Altar stellte die Passion Christi dar: im Schrein die Kreuzigung, auf den Flügeln<br />

Stationen des Leidensweges. Am Relief der Kreuzigung fehlt heute die ohere Hälfte mit<br />

den drei Kreuzen. Von den Reliefs auf den Flügeln sind sechs erhalten: Gebet am Ölberg,<br />

Gefangennahme, Geißelung, Handwaschung des Pilatus, Beweinung, Grahlegung. Das<br />

Kreuzigungsrelief war einst 76 cm breit, ist heute 63 cm hreit und 78 cm hoch. Die am<br />

besten erhaltenen Flügelreliefs hahen heute im Schnitt die Maße 37 cm breit, 50 cm hoch.<br />

Das Relief "Ölhergszene" ist nur als Bruchstück erhalten (18 cm hreit, 31 cm hoch). Die<br />

ursprüngliche Bemalung der Reliefs ist verlorengcgangen, an vier Relicfs wurde sie erneuert.<br />

Oh die Außenseiten der Flügel, die Ansicht des Altares bei geschlossenem Zustand,<br />

he malt waren, läßt sich nicht mehr entscheiden.<br />

P. J. Meier 1) hat 1906 den Altar rekonstruiert: am Schrein die Kreuzigung mit je zwei<br />

kleincren Reliefs zur Seite, in den Flügeln je vier Passionsszenen, von denen zwei fehlen.<br />

Zur ursprünglichen Höhe des Kreuzigungsrcliefs und zur Anordnung der Reliefs auf den<br />

Flügeln maeht er keine Angahen. Vermutlich nimmt Meier an, daß die Flügel zweizonig<br />

mit je zwei Bildern oben und unten angelegt sind. Nach dieser Rekonstruktion wäre der<br />

Altar, wenn er ein Klappaltar war, dessen Flügel den Schrein decken, 3 m hreit und 2 m<br />

hoch gewesen: der Schrein 1,50 m breit, die Flügel je 75cm, d. h. die doppelte Breite eines<br />

Reliefs. Dagegen spricht, daß das Kreuzigungsrelief wegen der heute fehlenden drei<br />

Kreuze höher als 1 m gewesen sein muß und daß das Kreuzigungsrelief ursprünglich nur 76<br />

cm breit gewesen ist, so daß die vermuteten klcinen Reliefs zu Seiten der Kreuzigung die<br />

Breite der Flügelreliefs gehabt haben müßten. Eine mögliche andere Rekonstruktion<br />

wäre, daß auf den Flügeln drei Passionsreliefs übereinander angeordnet, die Flügel somit<br />

') Die Photographien fertigte Jutta Brüdern, Braunschweig-Ylascherode. an.<br />

1) P. J. Meier, Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Braunschweig. 2. Abt., Bd. 3,<br />

Wolfenhüttel 1906, S. 158 ff.<br />

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Die Berichte der vier Evangelisten über die Gefangennahme unterscheiden sich somit<br />

im wesentlichen wie im einzelnen. Der Berklinger Meister hat den Verrat des Judas nicht<br />

in seine Darstellung aufgenommen; der Verräter fehlt. Die Häscher nehmen Jesus nicht<br />

gefangen, sie führen ihn bereits gewaltlos ab. Für den Hinweis, daß die Gefangennahme<br />

nicht ohne Mißhandlungen Jesu erfolgt sein kann, genügt der Häscher, der Jesus an den<br />

Haaren packt und die Faust zum Schlag erhebt. Jesus selbst, an den Händen gefesselt,<br />

blickt gefaßt. Er hat den Kelch angenommen, den ihm sein Vater gegeben hat. Er leidet<br />

nicht unter der Roheit des Schlägers hinter ihm, sein Blick geht in die Ferne, auch nicht zu<br />

Petrus und Malchus. Beide Vorgänge, der Zugriff der Häscher und die Tat des Petrus haben<br />

im Relief gleiches Gewicht, aber stehen unverbunden nebeneinander. Voll sichtbar im<br />

Vordergrund, holt Petrus hoch aufgerichtet, zum Schlag aus, wehrt sich Malchus verzweifelt,<br />

in Rückenansicht am Boden liegend.<br />

Das ßerklingcr Relief beschränkt sich auf zwei Vorgänge, nimmt nur die für beide<br />

Themen unentbehrlichen Personen auf und vermag schon mit vier Gestalten im Hintergrund<br />

anzudeuten, weIch großes Aufgebot an Häschern der Hohenpriester für notwendig<br />

hielt. Die wenigen Personen sind in zwei Reliefschichten nebeneinander aufgereiht, füllen<br />

den ganzen Bildraum. Für den Garten Gethsemane bleibt nur die Andeutung durch drei<br />

Bäume. Diese Darstellungsweise konfrontiert dcn Betrachter viel unausweichlicher und<br />

ernsthafter mit der Passion als die erzählfreudigen Schnitzaltäre, die mit ihrer Fülle nebensächlicher<br />

Figuren das Wesentliche fast vergessen lassen.<br />

"Die Gefangennahme" haben um 1500 Veit Stoß am steinernen Passionsrelief in der<br />

Nürnberger St. Sebalduskirche (VoIckamerrelief 1499) und Meister Brüggemann am Bordesholmer<br />

Schnitzaltar (1521; heute im Schleswiger Dom) dargestellt. Beide Künstler haben<br />

im Gegensatz zum Berklinger Meister den Judaskuß zum Hauptthema gemacht. Nur<br />

in dcr Art, wie die Figuren in Relicfschichten aufgebaut und nach ihnen unterschieden<br />

sind, und in der Gestaltung der Malchusszene stehen die drei Reliefs "Die Gefangennahme"<br />

in derselben Tradition.<br />

2.3 Die Geißelung<br />

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Jesus wurde von dem Obersten Gerichtshof der Juden verhört. Er sprach Jesus wegen Gotteslästerung<br />

des Todes schuldig. Jesus hatte die Frage des Hohenpriesters, ob er der Sohn<br />

Gottes sei, bejaht (Markus). Aber die Kreuzigung als Todesstrafe zu verhängen, stand nur<br />

dem römischen Statthalter Pilatus zu. Dieser fand jedoch keine Schuld an Jesus und sah in<br />

ihm auch keine Gefahr für Rom. Denn auf die frage des Pilatus, ob erder Königder Juden<br />

sei, hatte Jesus geantwortet, er sei ein König, aber sein Reich sei nicht von dieser Welt.<br />

Pilatus versuchte Jesus zu retten, aber aus Furcht vor dem aufgehetzten Volk gab er schließlich<br />

Jesus zur Kreuzigung frei, vergeblich von seiner Frau gewarnt (Matthäus).<br />

Die Evangelisten Markus, Matthäus, und Johannes-nicht Lukas-berichten übereinstimmend,<br />

daß Pilatus Jesus geißeln ließ und die Soldaten ihm eine Dornenkrone aufsetzten.<br />

Aber was bei Markus und Mattäus nach der Freigabe zur Kreuzigung geschieht, ereignet<br />

sich bei Johannes vor der Freigabe. Pilatus läßt Jcsus geißeln und duldet die Dornen-<br />

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131


krönung, um dem Willen des Volkes entgegenzukommen. Er will dessen Mitleid wecken<br />

und Jesus retten. Aber als er den geschundenen Jesus dem Volk mit den Worten "Ecce<br />

homo" vorführt, ruft es "Kreuzige ihn!"<br />

Auf dem Berklinger Relief "Die Geißelung" steht Jesus in der Mitte. Er ist nur mit<br />

dem Lendentuch bekleidet, mit den Händen an die Säule gefesselt. Zwei Schergen schlagen<br />

auf ihn ein. Hinter ihnen verfolgen vier Gestalten den brutalen Vorgang. Sie verkörpern<br />

stellvertretend die Masse der rohen Kriegsknechte und des haßerfüllten Judentums. Einer<br />

unter ihnen erhebt sogar die Faust wie der Schläger auf dem Relief der Gefangennahme.<br />

Die Roheit der Folterknechte ist nicht abgeschwächt, schonungslos schlägt der Scherge<br />

rechts zu. Aber das Leiden Jesu ist nicht ins Unerträgliche gesteigert, Jcsus bricht nicht<br />

zusammen.<br />

Die Dreifigurenkomposition der Geißelung ist Tradition. Die statuarische Aneinanderreihung<br />

raumfüllender Gestalten in der hinteren Reliefschicht ist charakteristisch für<br />

den Berklinger Meister. Das Relief ist leider beschädigt. Die Figur des zweiten Folterknechts<br />

ist abgebrochen, so daß der Schläger hinter ihm ungewöhnlich groß erscheint. Die<br />

Werkzeuge der Geißelung, Rute und Peitsche, fehlen.<br />

2.4 Die Handwaschung des Pilatus<br />

Pilatus verurteilte Jcsus gegen seine Überzeugung und wurde dadurch selbst schuldig. Er<br />

hatte sich dem Druck der Masse gebeugt und unter Zwang gehandelt. Die eigentliche<br />

Schuld lag bei den Juden. Sie wollten seinen Tod und schüchterten Pilatus mit der Drohung<br />

ein, ihn beim Kaiser zu verklagen. So geschah es, daß Pilatus die Kreuzigung zuließ, sie<br />

aber nicht verantworten wollte. Zum Zeichen seiner Unschuld wusch ersieh, auf dem Richterstuhl<br />

sitzend, in Gegenwart des Volkes, die Hände. Ob ihm trotzdem ein Schuldgefühl<br />

blieb, fragt der Evangelist Matthäus nicht (nur Matthäus berichtet die Handwaschung des<br />

Pilatus).<br />

Am Naumburger Passions1cttncr (Mitte 13. Jhdt.) wäscht sich Pilatus die Hände, aber<br />

noch ringen Pi latus und ein Jude leidenschaftlich erregt um Jesus, der zwischen ihnen steht,<br />

vom irdischen Geschehen unberührt, seinem ihm bestimmten Schicksal entgegensehend.<br />

Auf dem Berklinger Relief "Die Handwaschung des Pilatus" ist die Entscheidung gefallen.<br />

Das dramatische Ringen um Jesus ist zu Ende, das aufgewiegelte Volk hat seinen Willen.<br />

Pilatus auf dem Richterstuhl, seiner Würde bewußt, hat das Urteil gesprochen. Jesus, der<br />

mit gefesselten Händen, gegeißelt und mit der Dornenkrone auf dem Haupt, als Elendsgestalt<br />

hinter ihm steht, blickt schicksalsergeben auf seinen Richter. Jesus weiß, daß er zum<br />

Tode am Kreuz verurteilt ist. Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld. Aber seine weitgeöffneten<br />

Augen sind mit undurchdringlich ernstem Blick auf das Volk gerichtet, das ihn<br />

zwang. an Jesus schuldig zu werden. Die schicksalslosen Gestalten, die Pilatus und Jesus<br />

umstehen, verrichten, innerlich unbeteiligt, nur ihren Dienst, die rohen Kriegsknechte und<br />

der vornehme Diener des Pilatus, der gelassen mit Krug und Schale sein Amt versieht. Was<br />

der Naumburger Meister als dramatischen Vorgang gestaltet, das Wortgefecht zwischen<br />

dem anklagenden Juden und dem Richter Pilatus, ist auf dem Berklinger Relief wortloses<br />

132<br />

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Innenleben von zwei sich fremden, durch das Schicksal verbundenen, und doch einsamen<br />

Menschen, Jesus und Pilatus. Das Berklinger Relief stellt somit einen anderen Augenblick<br />

im Pilatusverhör dar, der Prozeß ist entschieden; deshalb fehlen auch auf dem Berklingcr<br />

Relief die jüdischen Ankläger. Gemeinsam ist beiden Reliefs die Beschränkung auf wenige<br />

Figuren.<br />

Die wenigen Gestalten sind wieder auf zwei Reliefschichten verteilt, aber nicht getrennt<br />

wie Akteure und Zuschauer. Beide Schichten sind eine Handlungseinheit. Auffällig<br />

ist, wie flüchtig kunstlos die Falten gearbeitet sind, die der am Boden stauende Mantel des<br />

Pilatus bildet.<br />

2.5 Die Kreuzigung<br />

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Das Leben Jesu endet am Kreuz. Er stirbt nach den Berichten des Markus und des Matthäus<br />

in der Gottverlassenheit, bei Lukas mit einem frommen Gebet, bei Johannes mit den<br />

triumphierenden Worten: "Es ist vollbracht". Ebensowenig decken sich die Berichte der<br />

vier Evangelisten über das Geschehen unter dem Kreuz. Die Menschenmenge auf der<br />

Schädelstätte Golgatha sind nach den Synoptikern die Kriegsknechte, die höhnisch dem<br />

dürstenden Jesus einen SChWanllTI mit Essig reichen und um dessen Kleider losen, sind die<br />

spöttischen jüdischen Priester und das lästernde Volk. Nur der heidnische Hauptmann hat<br />

begriffen, daß Gottes Sohn am Kreuz hängt. Kein Anhänger Jcsu steht in Kreuzes Nähe.<br />

Maria Magdalena und die galiliiischen Frauen schauen nur von ferne zu, die Jünger sind<br />

geflohen. Nach dem Evangelisten Johannes stehen jedoch Maria, die Mutter Jesu, und der<br />

Lieblingsjünger Johannes unter dem Kreuz, von Jesus am Kreuz einander anvertraut.<br />

Auch berichtet nur Johannes. daß ein Soldat Jcsus mit der Lanze in die Seite sticht, um sich<br />

zu vergewissern, daß er gestorben ist.<br />

Die Evangelisten berichten das Golgatha-Geschehen sachlich und schlicht. Die spätmittelalterlichen<br />

Darstellungen der Kreuzigung haben die unterschiedlichen Berichte über<br />

die Kreuzigung zusammengefaßt, möglichst alle Vorgänge unter dem Kreuz aufgenommen<br />

und sie mit starkem seelischen Leben erfüllt. Es geht weit über den biblischen Bericht hinaus,<br />

wenn der Jünger Johannes die ohnmächtige Gottesmutter im Arm hält, Maria Magdalena<br />

Trost im Umarmen des Kreuzes sucht.<br />

Die Kreuzigung ist der Höhepunkt der Passion. Ihr gehört die Mitte und die ganze<br />

Höhe des Schnitzaltares. Die Berklinger Fassung ist eine sog. große Kreuzigung, denn auch<br />

die Kreuze der Schächer und alle Einzelvorgänge unter dem Kreuz sind mit Ausnahme der<br />

Verlosung der Kleider Jcsu aufgenommen. Leider ist das Relief nicht vollständig erhalten.<br />

Es fehlen die obere Hälfte mit den drei Kreuzen und Figuren am rechten Rand; den beiden<br />

Reitern rechts unten sind die Köpfe abgeschlagen.<br />

Der auffällig schön gelockte Johannes hält die ohnmächtig zu Boden gesunkene Muttergottes.<br />

Maria Magdalena umfaßt kniend das Kreuz; in ihrem Schmerz wagt sie nicht zu<br />

ihrem Herrn aufzublicken. Neben ihr halten zwei Reiter; einer unter ihnen ist vermutlich<br />

der Hauptmann, der in Jesus den Sohn Gottes erkannte.<br />

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133


Die galiläischen Frauen, nach der Bibel von ferne zuschauend, stehen weinend, betend<br />

unter dem Kreuz. Drei Kriegsknechte sind unter dem Kreuz zur Wache aufgezogen.<br />

Einer blickt zu Jcsus hinauf, vielleicht reicht er ihm den Essigschwamm. Der Berittene ist<br />

besonders betont. Vermutlich hält er die Lanze bereit, mit der der Tod Jesu festgestellt<br />

wird. Ein einziger Jude vertritt das lästernde Volk; das Böse ist in die obere Ecke verbannt.<br />

Die Figuren sind in drei Rc1iefschiehten übereinander gestaffelt. Die einzelnen Vorgänge<br />

sind kraftvoll und gleichwertig behandelt. Mit wenigen Figuren ist das Golgatha-Geschehen,<br />

wie es die Bibel berichtet, vergegenwärtigt. So ist die Aussage des Reliefs klar<br />

und eindringlich.<br />

2.6 Die Beweinung<br />

Die Evangelisten berichten, daß Joseph von Arimathäa den Leichnam Jcsu vom Kreuz<br />

abnahm, ihn gemeinsam mit Nikodemus salbte, in Leinentücher wickelte und ins Grab<br />

legte. Eine Beweinung Jesu, eine Totenklage zwischen Kreuzabnahme und Grablegung,<br />

ist im biblischen Bericht nicht belegt. Wenn trotzdem die Kunst des Mittelalters die "Beweinung<br />

Jcsu" in den Passionszyklus aufnahm, bereicherte sie den biblischen Bericht, um<br />

dem Verlangen der Gläubigen nach innigster Versenkung in die Passion zu genügen. Mit<br />

der "Beweinung" folgt den Ereignisbildern der Passion ein Andachtsbild, das zur Teilnahme<br />

an dem Schmerz auffordert, der beim Anblick des geschundenen Leichnams jene<br />

erfüllte, die als erste Jesus geliebt und als Sohn Gottes anerkannt haben: Maria und Johannes,<br />

Maria Magdalcna und die galiläischen Frauen, Joseph von Arimathäa und Nikodemus.<br />

Auf dem Berklinger Relief liegt Jesus, nur mit dem Lendentuch bekleidet, auf der<br />

Erde, unter ihm das Leichentuch. In seinem Gesicht sind noch die Spuren des Leidens;<br />

deutlich klafft die Wunde des Lanzenstiches. Er liegt vor seinem Kreuz, von dem Joseph<br />

von Arimathäa ihn soeben abgenommen hat. Dieser hält den schweren Körper noch in<br />

seinen Armen; vorgebeugt, weist er mit seinem Blick den Betrachter auf den Toten in<br />

seinen Armen. Maria hockt neben ihrem Sohn, das Tränentuch an der Wange. Ihre Hand<br />

faßt liebevoll unter dessen Arm; ihre Augen ruhen auf seinem Gesicht. Zwischen Maria<br />

und Joseph von Arimathäa kniet Johannes, auffällig schön gelockt und in festlicher Kleidung<br />

(Hinweis auf den Stifter?); das sanfte Gesicht ist voll versonnener Trauer. Im Hintergrund<br />

stehen zwei trauernde Frauen und Nikodemus in männlich ernster Haltung.<br />

Der Berklinger Schnitzer ist eine sachliche Natur und ein Meister der Vereinfachung.<br />

Nirgends ist der Schmerz zu lauter Klage gesteigert. Verhaltene Trauer, Wehmut ist der<br />

Grundton des Reliefs. Mit wenigen Figuren wird die Bildaufgabe gelöst. Maria Magdalena,<br />

die traditionell auf den Beweinungsbildern die Füße ihres Herrn liebkost, ist entbehrlich.<br />

Kunstvoll sind die Hauptpersonen zu einer symmetrischen und doch ganz natürlich wirkenden<br />

Gruppe in Dreiecksform zusammengefaßt. Das eigentliche Thema des Reliefs bleibt<br />

aber die Zwiesprache der Muttergottes mit ihrem Sohn; sie allein bliekt ihn an. Die Mutter<br />

nimmt Abschied von ihrem Sohn; die mit ihr Trauernden verharren in ehrfürchtigem<br />

Schweigen.<br />

134<br />

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Tilman Riemenschneider hat die Beweinung am Hochaltar der Pfarrkirche in Maidbronn<br />

in ähnlicher Form dargestellt. Die Bildidee ist dieselbe wie in Berklingen.<br />

2.7 Die Grablegung<br />

Nach Berichten der Evangelisten legt Joseph von Arimathäa allein oder gemeinsam mit<br />

Nikodemus den Leichnam Jesu ins Grab. Frauen waren nur in der Nähe, um zu sehen, wo<br />

Jesus hingelegt wurde. Unter den Frauen war Maria Magdalena, aber nicht Maria, die<br />

Mutter Jcsu. Als Grabstätte wird ein Felsengrab oder ein Grab im Garten angegeben.<br />

Das Berklinger Relief hält sich eng an den biblischen Bericht, wenn Joseph von Arimathäa<br />

ud NikodemusJesus in den Sarkophag legen, wenn Maria Magdalcna, an der Salbbüchse<br />

erkennbar, vor dem Sarkophag kniet und die galiläischen Frauen in stiller Trauer<br />

gegenwärtig sind. Nur Johannes wird in den biblischen Berichten nicht als Zeuge der Grablegung<br />

erwähnt. Jesus, der abweichend von der Bibel, nicht in Leinentücher gebunden ist,<br />

liegt auf der Seite, damit sein geschundener Körper für den Betrachter besser sichtbar ist.<br />

Charakteristisch für den Berklinger Meister ist die Art, wie er die Personen in drei Reliefschichten<br />

staffelt: vorn kniend Maria Magdalcna im Gebet, in der Mitte die beiden Männer<br />

in körperlicher Anstrengung, hinten stehend die Frauen und Johannes in stiller Anteilnahme.<br />

Wie auf dem Relief "Beweinung" Maria von ihrem Sohn, so nimmt hier Maria<br />

Magdalcna von ihrem Herrn Abschied: mit einem letzten liebevollen Blick in das Antlitz<br />

des Toten.<br />

3. Ergebnisse<br />

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P. J. Meier beurteilt mit Recht den Berklinger Flügelaltar als eine tüchtige, wenn auch<br />

etwas derbe Arbeit aus der Zeit um 1500. Charakteristisch für den Berklinger Meister ist<br />

die Beschränkung der Flügelreliefs auf wenige Figuren, mit denen er die gesamte Bildfläche<br />

ausfüllt. Er verteilt sie mit Ausnahme der Grablegung auf zwei Reliefschichten. Die<br />

meist statuarisch nebeneinander aufgereihten Nebenpersonen im Hintergrund, die stumpfen<br />

Kriegsknechte und die mittraunernden Frauen, sind in Gesicht und Gebärde wenig<br />

variiert. Die Träger der Bildhandlung, die Hauptpersonen Jesus, Maria, Petrus, Maria<br />

Magdalena, Joseph von Arimathäa und Pilatus haben stärkeres Eigenleben - vielleicht<br />

sind nur sie vom Meister in der Werkstatt selbst gearbeitet.<br />

Der Berklinger Altar ist nach Thema und Stil ein Fremdling unter den gleichzeitigen<br />

Altären (c. 1475 - c. 1525) in seinem näheren Umfeld Braunschweig·Helmstedt-Kloster<br />

Isenhagen-Schöningen. Der Berklinger Altar ist ein reiner Passionsaltar mit der Kreuzigung<br />

im Mittelfeld und mit Passionsszenen auf den Flügeln. Thematisch kann ihm nur der<br />

verlorene Hochaltar in der Schöninger Klosterkirche St. Lorenz zugeordnet werden (Ende<br />

15. Jh.), falls in dessen Schrein mitte die Kreuzigung dargestellt war und die in der Kirche<br />

St. Lorenz befindlichen zehn Passionsreliefs von seinen Flügeln stammen. Der Borgcntrikaltar<br />

im Städtischen Museum Braunschweig, der Flügelaltar im ehemaligen Helmstedter<br />

Kloster Marienberg, der Schusteraltar in der Helmstedter Walpurgiskirche, der Flügelaltar<br />

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Abb. I Gefangennahme Jesu Christi Abb. 2 Geißelung<br />

Abb. 3 Beweinung Abb. 4 Grablegung<br />

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Abb. 5 Handwaschung<br />

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Abb. 6 Kreuzigung<br />

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Wolfenbüttel- eine geplante Idealstadt der Renaissance?<br />

Kritische Bemerkungen zu zwei Aufsätzen von Krzystof Biskup<br />

Von<br />

Wolfgang Kelsch<br />

Der 1989 erschienene Ausstellungskatalog der Herzog August <strong>Bibliothek</strong> Wolfenbüttel<br />

"Staatsklugheit und Frömmigkeit - Herzog Julius zu Braunschweig-Lüneburg, ein norddeutscher<br />

Landesherr des 16. Jahrhunderts" enthält einen Aufsatz von Krzystof Biskup, in<br />

dem ein Plan zum Ausbau Wolfenbüttels als einer Idealstadt der Renaissance interpretiert<br />

und als eine "authentische Darstellung des beabsichtigten Ausbaus der Residenzstadt Wolfcnbüttel"<br />

aus der Zeit der Regierung des Herzogs Julius (1568-1589) gedeutet wird I).<br />

Diese mit Quellennachweisen versehene Veröffentlichung ist eine geringfügig überarbeitete,<br />

oft jedoch wörtlich übereinstimmende Neufassung seines 1987 veröffentlichten<br />

Aufsatzes "Die Festung Wolfenbüttel als geplante Idealstadtanlage in den Jahren 1575-<br />

1589"2). Sie enthält an Zeichnungen lediglich den sogenannten "Straßburger Plan" der<br />

Festung Wolfenbüttel sowie einen "Plan der Festung Wolfenbüttel um 1626" aus dem Kgl.<br />

Kriegsarchiv Stockholm, während auf die Konstruktionszeichnungen des ersten Aufsatzes<br />

verzichtet ist.<br />

Eine Schlüsselrolle weist Bikup in seinem Aufsatz dem Straßburger Plan zu, den der<br />

berühmte Festungbauer Daniel SpeckIin (1535-1589) nach einer unbekannten Vorlage kopierte<br />

und den nicht veröffentlichten Vorarbeiten fürsein erst 1589 erschienenes Standardwerk<br />

"Architectura von Vestungen" beifügte. Die Kopie Specklins zeigt eine Großfestung<br />

als regelmäßiges Fünfeck mit einer fünfeckigen bastionierten Zitadelle (Schloß) im Innenraum,<br />

der ein mächtiges Kronwerk (Stat Wolfenbittel) vorgelegt ist. In einem handschriftlichen<br />

Zusatze kritisiert Specklin diesen Plan eines nicht genannten "Inventors" als ein<br />

schlechtes Beispiel, wenn er bemerkt: "So württ ietzt Wolffenbüttel bevestigett vund liegt<br />

das Castel vundt Stadt Inmitte, welches gantz falsch ist vund sie selbst gefangen lagen, es<br />

sey vom aus oder Imseitig in der Belagerung ... , aber ich kann einen solchen bau gar nicht<br />

billigen ... Zu dem würdt es nimmer ausbauet. Dann es mehr dan ein Teutsch meyll im<br />

Zirckel"3).<br />

I) K. Bi5kup,PlanungenzumAusbauWolfenbüttclsNr.61,1989,S.35.<br />

2) Gedr.: Schriftenrcihe Festungsforschung Bd. 6, Wesel1987, S. 207-212.<br />

3) Zitiert nach K. ß i 5 k u P (5. Anm. 1) S. 35. Ebd. S. 38 Anm. 1 Literaturübersicht bezüglich<br />

des Straßhurger Plans<br />

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Auf diesen merkwürdigen Plan eines unbekannten Festungsingenieurs ist zuerst im<br />

Jahre 1961 in einem Buch von Gerhard Eimer "Die Stadtplanung im schwedischen Ostseeraum"<br />

kurz hingewiesen worden. In dcm Ausstellungskatalog "Architekt und Ingenieur"<br />

der Herzog August <strong>Bibliothek</strong> Wolfenbüttel wurde die aquarellierte Federzeichnung<br />

Specklins abgebildet (Abb. 301) und von K. Biskup in seine Veröffentlichung übernommen<br />

(Straßburger Plan). 4).<br />

Zu Recht wurde bereits in diesem Katalog in einer Erläuterung darauf hingewiesen,<br />

daß der "merkwürdige Entwurf" einer Riesenstadt "ohne Rücksicht auf topographische<br />

Gegebenheiten" konstruiert ist, daß die Oker unregelmäßig und planwidrig durch die Anlage<br />

fließt" und daß diese Kopie, die vor 1583 angefertigt ist, wie auch andere Federzeichnungen<br />

Specklins nicht in das Hauptwerk "Architectura von Vestungen" (1589) übernommen<br />

wurden').<br />

Ungeklärt sind die Beziehungen Specklins zu Herzog J ulius. Ein erhaltener Brief aus<br />

dem Jahre 1575 läßt erkennen, daß der berühmte Festungsbauer an dem Fortgang der Festungsbauarbeiten<br />

in Wolfenbüttel interessiert war. Wie der Kommentar zu seiner Skizze<br />

läßt auch dieser Briefvorsichtige Kritik an den damals in Wolfenbüttel tätigen meist niederländischen<br />

Baumeistern erkennen 6). Ein Briefwechsel zwischen Herzog J ulius und Speck­<br />

Iin wird vermutet, ist aber bisher nicht aufgefunden. Wenn Specklin im Jahre 1589 dem<br />

Herzog seine "Architectura von Vestungen" mit einer gedruckten Widmung schickte, läßt<br />

dies darauf schließen, daß er hoffte, als Berater zum Bau der Festung zugezogen zu werden,<br />

aber Herzog Julius starb wenige Monate später im Mai dieses Jahres. Specklin starb Ende<br />

1589.<br />

Es ist verständlich, daß dieser merkwürdige Plan für den Ausbau der Festungsstadt<br />

Wolfenbüttel eine kritische Analyse geradezu herausforderte. Als Ergebnis seiner Untersuchungen<br />

vertritt Biskup die interessante, allerdings mit viel Phantasie vorgetragene<br />

These, daß dieser Plan eines Ungenannten die "authentische Darstellung des beabsichtigten<br />

Ausbaus der Residenzstadt Wolfenbüttels" sei, die jedoch unter Herzog Julius nicht in<br />

der geplanten Form zustande kam, sondern in einer "sichtbar unvollendeten Festung nach<br />

einem eher chaotischen, ja grotesken Plan" endete. Besonders überrascht seine logisch<br />

schwer nachvollziehbare Folgerung, daß wir in den "Mängeln und Inkonsequenzen der<br />

Festungstrace nicht die Inkompetenz der Bauleute, sondern wichtige Spuren der geplanten<br />

und nicht vollendeten Festungsanlagen vermuten dürfen." Später soll der Plan nach Biskups<br />

Auffassung bei dem weiteren Ausbau der Festung um 1600-1612 in den Grundzügen<br />

jedoch verwirklicht worden sein, so daß der "wiederhergestellte Festungskern" im "allgemeinen<br />

der Darstellung des Straßburger Plans" entspricht. Diese Behauptung sucht Biskup<br />

140<br />

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4) K. Biskup (s. Anm. 1) S. 34<br />

5) Ausstellungskatalog (s. Anmerkung 3) NT. 301. S. 356- 358.<br />

6) F. Th ö n e, Wolfcnhüttel, Geist und Glanz einer alten Residenz, 2. Auf!. 1968, S. 231.<br />

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Pasqualini 1574 vorgelegten Plan einer Festung (Abriß), der nicht erhalten blieb, ist nicht<br />

bekannt, ober berücksichtigt wurde 10). Wilhelm de Raets Tätigkeit, der 1575 nach Wolfenbüttel<br />

gekommen war und 1575 seine Bestallung erhalten hatte, ist zwar nachzuweisen.<br />

aber über seine Tätigkeit im Schleusen- und Festungsbau gibt es nur Vermutungen, die von<br />

Biskup weder verifiziert noch durch neue Quellen erhellt werden. De Racts Aufenthalt in<br />

Wolfenbüttel endete wohl bereits 1576, da er ein vorteilhaftes Angebot für Schleusen- und<br />

Wasserbau in der Toskana erhalten hatte. Wenn Biskup darauf hinweist, daß de Raet mit<br />

Paul Francke und Ruprecht Lobri am 3. 9. 1775 die "Festungswerke im Gelände abgesteckt<br />

hat", ist dies keinesfalls ein Beweis für die Konzeption und Abgrenzung der Riesenstadt<br />

Gotteslager ,die in Wirklichkeit niemals über kümmerliche Anfänge hinausgekommen ist.<br />

Besonders überrascht Biskups These, daß die angeblich zu besiedelnden Gebiete der geplanten<br />

Großstadt Gotteslager nicht nur im Osten der neuen Heinrichstadt sondern auch<br />

im Westen der Residenz nachzuweisen sind. In diesem Zusammenhang wird die Anlage<br />

einer langen dreieckigen Umwallung (später Spitzen-Anger genannt) vor dem Mühlentor<br />

besonders hervorgehoben, die jedoch von P. J. Meier lediglich als ein vorgeschobenes Bollwerk<br />

aus Pallisaden und Erdwall erklärt wird 11). Hierzu heißt es:" Dieses Gebiet (d. h.<br />

zwischen dem Mühlentor im Westen der Dammfestung und dem Spitzenbollwerk) wurde<br />

seit dem Jahre 1578 zuerst mit fürstlichen Gebäuden, später auch mit Wohnhäusern bebaut."<br />

Anfänge einer Bebauung sind hier zwar nachgewiesen, wurden aber bald eingestellt<br />

12). ßiskup nennt den Bau des Spitzenbollwerks in seiner ersten Veröffentlichung eine<br />

"rätselhafte, lange. dreieckige Umwallung" 13) und fügt eine Zeichnung bei (Abb. 4), auf<br />

der die "realisierten Teile des Gotteslagers" im Westen der Residenz eingezeichnet sind.<br />

Dieses Gebiet umfaßt die spätere Auguststadt und reicht vom Schloßbezirk bis an den<br />

Fümmclseer Teich. Gänzlich unerwähnt bleibt von ihm die Tatsache, daß zu gleicher Zeit<br />

auf diesem Gelände von Herzog Julius ein fürstlicher Lustgarten angelegt wird, der im<br />

Jahre 1652 von Herzog August für den Bau der Auguststadt freigegeben wird.<br />

10) P. J. Meier, Bau- und Kunstdenkmäler (5. Anm. 7), S. lOS: "Ob er (Pasqualin) mit den<br />

schon seit 1571 und 1572 hegonnenen Werken zu tun hatte, wissen wir freilich nicht". - F. Thöne.<br />

Wolfenhüttel (5. Anm. 6) S. 230-231.<br />

11) P. J. Meier, Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Wolfenbüttel. 111. Die Festungsbauordnung<br />

von 1. 6. 1599, in Jahrhuch des Geschichtsvereins des Herzogtums Braunschweig Jg. 2,<br />

1903, S. 117 Anm. 4; desgl. in: Grundlagen für die Entstehung der Stadt Wolfcnbüttel, ebd. Jg. 1,<br />

1902, S. 14-15. Biskup spricht in seiner ersten Veröffentlichung 1987, S. 209 (s. Anm. 2) von einer<br />

"rätselhaften. langen. dreieckigen Umwallung. Vgl. auch Bisk up (5. Anm. 1) S. 37 f.<br />

12) F. Thöne, Wolfenbüttel (5. Anm. 8) S. 32-33 erwähnt den Ausbau des Festungs- und Spitzengebäudes<br />

und erwähnt auch die Behauung mit Wohnhäusern, stellt dann aher fest: " ... ein Plan,<br />

von dessen Verwirklichung nichts gemeldet wird"; vgl. aueh K. Bis k u p (5. Anm. 1) S. 38.<br />

13) Die Formulierung "rätselhaft" wird ehenso wie die Ahb. 4 in der zweiten Veröffentlichung<br />

von Bis k u P (5. Anm.1) nicht mehr gebracht.<br />

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Abb. 1 Plan der Festung Wolfenbüttel um 1626 (Kgl. Kriegsarchiv Stockholm) mit dem<br />

von K. Biskup hervorgehobenen Festungsumfang beim Tode des Herzogs Julius 1589 (vgl .<br />

Anm. 1 S. 37).<br />

Biskup begründet seine Auffassung mit der von Julius verfügten Namensänderung "Heinrichstadt<br />

zum Gotteslager" . Auf sämtlichen erhaltenen Karten findet sich jedoch das Gotteslager<br />

nur im Osten der Residenz. Wohl selbst im Zweifel hat Biskup seine nicht belegbare<br />

These dieser "Abbildung der Großstadt Wolfenbüttel" nicht in seine neue Veröffentlichung<br />

übernommen. Statt dessen gibt er aber auf dem "Plan der Festung Wolfenbüttel<br />

um 1626" die sichtbar unvollendete, nach einem "chaotischen, ja grotesken Plan" errichtete<br />

Festung durch eine dicke schwarze Umrandung wieder, die in diesen Plan eingezeichnet<br />

ist (Abb. 2). Leider fehlt hier jeglicher Kommentar, aber aus der Zeichnung kann der<br />

Betrachter schließen, daß die Westgrenze der "chaotischen Julius-Festung" an der Grenze<br />

der Alten zur Neuen Heinrichstadt (Okerstraße-Fischerstraße) zu suchen ist. Auch diese<br />

These ist völlig neu , wird aber nicht begründet.<br />

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143


Abb.2 Die "Großstadt Wolfcnbüttcl" als geplantc Idcalstadt dcr Rcnaissance nach dcm<br />

Straßburger Plan, der hier in die Historische Kartc des Landes Braunschweig im 18. Jhdt.<br />

BI. 3829 eingczeichnet wurde.<br />

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Nach den Forschungen von P. J. Meier und Fr. Thöne werden die einstmals hier vorhandenen<br />

Festungswerke, soweit sie überhaupt nachweisbar sind, der Regierung des} lerzogs<br />

Heinrich d. J. (gest. 1568) zugeschrieben und dürften aus der Zeit der alten "Liebfrauenstadt"<br />

stammen. Biskup berücksichtigt überhaupt nicht die unter Herzog Julius nachgewiesene<br />

Festungsgrenze , mit den bereits erbauten Bastionen Philippsberg, Joaehimsberg,<br />

Karlsherg, sowie mit dem bereits 1582 vorhandenen Kaisertor. Unbestritten ist, daß die<br />

Grenzen der von Herzog Julius errichteten Festung im wesentlichen mit den Grenzen des<br />

späteren "schwedischen Plans von 1626" übereinstimmten, auch wenn in der Anlage der<br />

Bastionen und Kurtinen noch Fehler unterliefen, die später beseitigt werden mußten.<br />

In einer "kurzgcfaßtcn Baugeschichte der Idealstadt Wolfenbüttel" faßt Biskup seine<br />

Thesen schließlich zusammen und begründet die Planungen einer Idealstadt mit der Fülle<br />

der verwirrenden Namensgebungen: Dammfestung, Ileinrichstadt, Sophienstadt für die<br />

erweiterte Heinrichstadt, die auch Juliusfriedensstadt hieß, sowie die Großstadt Gotteslager<br />

(Heinrichstadt zum Gotteslager), wozu auch die Stadtteile "Neues liessen" und<br />

"Neues Sachsen" gehören. Die Abbildung 4 in der Veröffentlichung des Jahres 1987 zeigt<br />

dieses in die Historische Karte des Landes Braunsehweig im 18. Jhdt. eingezeichnete riesige<br />

Polygon der Großstadt Wolfenhüttel, die vom Fümmclseer Teich bis Linden reicht,<br />

mit den angeblich unter Herzog Julius bereits "realisierten Teilen des Gotteslagers" westlich<br />

des Schloßhezirks weit über das Areal der späteren Auguststadt hinausreichend (Abb.<br />

2). Hierzu ist zu bemerken, daß der von Specklin kopierte, topographisch ungenaue Plan<br />

der Riesenfestung Wolfenbüttel nicht die realen Gegebenheiten berücksichtigt. Er ist rein<br />

theoretisch konzipiert, während die Baugeschichte der Festung zeigt, daß man nicht starren<br />

Architekturtheorien folgte, sondern sich nach den natürlichen Gcländeverhältnissen<br />

richtete, dabei sicher auch Fehler machte, die revidiert werden mußten, aber den Bau der<br />

Residenz in kleinen machbaren Schritten vorantrieb.<br />

Für die Bewertung der vorhandenen Quellenzeugnisse und ihrer sachgerechten Interpretation<br />

ist als Forschungsansatz wichtig, die Intention und die Regierungspraxis von Herzog<br />

Julius zu berücksichtigen. Krzystof Bikup ist überzeugt, daß dieser eine utopische Riesen<br />

stadt Gotteslager konzipiert hat. Aus seiner Sicht heraus ist es verständlich, daß ihn der<br />

merkwürdige "Straßburger Plan" reizt, nachzuweisen, wie diese utopischen Vorstellungen<br />

verwirklicht werden sollten. Er erliegt dabei der Gefahr, die vorhandenen Quellen einseitig<br />

auszuwerten. Herzog J ulius ist als ein nüchterner, pedantischer, geiziger, auf den materiellen<br />

Erwerb bedachter Landesvater bekannt, der durch eine Fülle von Anordnungen,<br />

Befehlen und Erlassen regierte. Durch seine körperliche Behinderung war er zu einer sitzenden<br />

Lebensweise gezwungen, so daß er spontane Gedanken häufig aufschrieb. Er<br />

pflegte schriftlich zu denken und im Gegensatz zu seiner kleinlichen Pedanterie spekulativen<br />

utopischen Plänen nachzujagen, die sich als wirtschaftliche Mißgriffe erwiesen. Seine<br />

kostspieligen Konstruktionen von weittragenden Geschützen, seine projektierten Kanäle,<br />

die Wolfenbüttel mit Antwerpen verbinden sollten, seine Ansiedlungsprojekte für das<br />

Gotteslager , vor allem abersein Glaube, mit Hilfe der Alchemie Gold zu gewinnen, zeigen,<br />

ihn als einen Fürsten, der neben der pedantischen Regierungspraxis durchaus Gefallen an<br />

maßlosen utopischen Projekten fand.<br />

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Daher ist die Frage berechtigt, ob sein viele Forscher faszinierendes Gotteslagerprojekt<br />

nicht auch diesen Utopien zugerechnet werden muß, die von Anfang an die realen<br />

Möglichkeiten seines Fürstentums weit überspannten 14). Idealstadtpläne, die in diesen<br />

Jahrzehnten in Italien und auch in Frankreich verwirklicht wurden, sind sicher damals an<br />

seinem Hofe von fachkundigen Beratern diskutiert worden und dürften den phantasiebegabten<br />

Herzog beeindruckt haben. Die utopischen auf schnell hingeschriebenen Zetteln<br />

formulierten Cberlegungen sollten jedoch nicht überbewertet werden, denn der tatsächliche<br />

Bauverlauf der Festung und Stadt Wolfenbüttcl zeigt letztlich den nüchternen Systematiker<br />

Julius, der von den realen Gegebenheiten ausging. Das überspannte Wunschdenken<br />

des Vaters veranlaßten den ihm nachfolgenden Sohn Heinrich Julius (1589-1613) zurvölligen<br />

Einstellung des Projekts.<br />

Der "Straßburger Plan" eines unbekannten Zeichners, der Specklin bekannt wurde,<br />

mag aus dem Kreis der Idealstadtplaner stammen, die Herzog Julius beraten haben oder<br />

ihn beraten wollten. Lediglich diese Vermutung berechtigt jedoch keinesfalls zu der Annahme,<br />

daß dieser Plan eine "authentische Darstellung des beabsichtigten Ausbaus der<br />

Residenzstadt Wolfenbüttcl" gewesen sei.<br />

Biskup interpretiert seine Quellen häufig recht willkürlich und überspitzt. Da außerdem<br />

die Auswahl von Zitaten aus der bisherigen Forschungsliteratur sehr einseitig ist und<br />

auch die seinem ersten Aufsatz beigegebenen Pläne und Rekonstruktionen nicht zu überzeugen<br />

vermögen, besteht zu einer Revision unseres bisherigen Kenntnisstandes über die<br />

Erweiterung der Residenzstadt WolfenbütlcI unter Herzog Julius kein Anlaß.<br />

14) Sowohl K. Bege (s. Anm. 8), P. J. Meier (s. Anm. 8 u. 11) und F. Thöne erwähnen das<br />

Gotleslagerprojekt und geben die vorhandenen archivalischen Quellen an. Im Gegensatz zu seiner<br />

Untersuchung im Jahre 1()S2 (s. Anm. 8) S. 5S--f>O formuliert Thöne 1963 in seinem Hauptwerk (s.<br />

Anm. 6) S. 52 wesentlich zurückhaltender und vorsichtiger.<br />

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Eine unbekannte Quelle<br />

zu Lessings Möbelkäufen im Jahre 1777<br />

Von<br />

Hans Schaper<br />

Gotthold Ephraim Lessing bewohnte als Wolfenbütteler <strong>Bibliothek</strong>ar von 1770 bis 1781<br />

hekanntlieh nacheinander drei am Schloßplatz gelegene Wohnungen 1). Zunächst, 1770 bis<br />

1776, wurden ihm in dem damals weitgehend leerstehenden Schloß die Räume zur Verfügung<br />

gestellt, die einst Herzog KarlI. als Erbprinz bewohnt hatte; hier wird er die vorhandene<br />

Einrichtung mitbenutzt haben. Im Juni 1776 ist ihm de! Hofratstitel verliehen worden.<br />

Seine Besoldung wurde gleichzeitig von bisher rund 600 Talern auf 909 Taler erhöht.<br />

Nach der hierdurch möglich gewordenen Ilcirat mit Eva König im Oktober 1776 bezog er<br />

eine Etage in dem ehemals dem Buchhändler Meisner gehörenden Haus (heute Schloßplatz<br />

2) und verlebte dort, wie er später schrieb, das glücklichste Jahr seines Lebens.<br />

Im Jahre 1777 bestimmte der Herzog das ehemals vom Oberkammerdiener Schacffer<br />

bewohnte, nehen der <strong>Bibliothek</strong> gelegene Wohnung (jetziges Lessinghaus) zur <strong>Bibliothek</strong>arswohnung.<br />

Er teilte es Lessing als erstem zu, und im Herbst, während das Haus durch<br />

die fürstliche Baubehörde hergerichtet wurde, bereitete sich Lessing auf den Umzug vor,<br />

indem er sich für die größere Wohnung weitere Möbel anschaffte.<br />

Über die Möblierung der <strong>Bibliothek</strong>arswohnung nach Lessings Tod sind wir durch ein<br />

im April 1781 erstelltes, ausführliches Nachlaßverzeichnis unterrichtetz). Von den hierin<br />

aufgeführten Möbeln konnte bisher leider nur ein einziges Stück nachgewiesen werden:<br />

der unter Nr. 1 genannte Spieltisch auf Mahoni-Art gebeizet. Dieser reizvolle Schach tisch<br />

ist heute wieder im Lessinghaus zu sehen.<br />

Bei der Neuverzeichnung der Akten des Stadtarchivs Wolfenbüttel (Bestand 34 N)<br />

traten Hinweise auf Möbclkäufe von Lessing im Jahre 1777 zu Tage'). In den Akten des<br />

1) Theodor Voges: Zur Geschichte des Lessinghauses in Wolfenbüttel, in: Braunsehweigisehes<br />

Magazin, 1916, S. 97-105.<br />

2) Otto v. He i n e ma n n: Zur Erinnerung an Gotthold Ephraim Lessing, Leipzig 1870, S. 208-<br />

212.<br />

3) Für die freundlich erteilte Erlauhnis zur Wiedergabe dieser hisher unhekannten Lessingquelle<br />

im Staatsarchiv Wolfenhüttel sage ich an dieser Stelle Herrn Ltd. Archivdirektor Dr. Jarck<br />

meinen Dank. Für wertvolle Hinweise danke ich Herrn Dr. Dieter Matthes, Wolfenhüttel und Herrn<br />

Heinrich Medcfind, Königslutter.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622<br />

147


Polizeidepartements Wolfenbüttel über die hiesige Tischlergilde 4 ) fanden sich zwei Zettel<br />

von der Hand Lessings, die im folgenden buchstabengetreu wiedergegeben werden (Abb.<br />

1) :<br />

Abb.] Erklärungen Lessings zu Möbelkäufen im Jahre 1777 . Foto: Nds. Staatsarchiv,<br />

Christill e Treptow.<br />

148<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

4) Staatsarchiv Wolfcllbüttcl (StA WF) 34 N Fb . 1 XV Nr. 495.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622


Abb.2 GeflochtenerStuhl im Rokokostil. Bcrlin. Um 1770/1780. Berlin, SchloßCharlottcnburg.<br />

Repro: Nds. Staatsarchiv Wolfenbüttel, Christi ne Trcptow.<br />

150<br />

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http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

Die Tischlergilden der Städte Braunschweig und Wolfenbüttel versuchten im 18. Jahrhundert,<br />

den Handel mit Möbeln aus den umliegenden Landstädten nach Möglichkeit zu<br />

unterbinden oder doch unter Kontrolle zu halten 9). So war es den Landmeistern in Königslutter,<br />

Schöningen und Schöppenstedt untersagt, ihre Erzeugnisse außerhalb der Messen<br />

und Jahrmärkte in den beiden Städten feilzubieten oder zu verkaufen. Es war aber jedem<br />

Einwohner Wolfenbüttels möglich, sich in auswärtigen Orten odcr z. B. auf der Braunschweiger<br />

Messe Möbel zu bestellen.<br />

Seit einem Vorfall im Jahre 1775, bei dem sich die Wolfenbüttler Tischler über eine<br />

aus Königslutter stammende Möbellieferung beschwert hatten, wurden die Torschreiber ,<br />

beispielsweise am } lerzogtor, duch den Stadtkommandanten angewiesen, Möbelcingänge<br />

von außerhalb zunäehst festzuhalten 10). Sie durften die Sendung erst nach Vorliegen eines<br />

Passierscheines in die Stadt lassen. Dieser wurde vom Polizeidepartment naeh vorliegender<br />

schriftlicher Erklärung des Empfängers ausgestellt. Solche Bestätigungen hatte Lessing<br />

1777 abgegeben. Ungewöhnlich und daher bemerkenswert ist der Umstand, daß Lessing<br />

dem Polizeidempartment gegenüber seinen Hofratstitel benutzte. Sonst pflegte er nur mit<br />

seinem Namen oder mit der Amtsbezeichnung "Bibliothecarius" zu unterschreiben.<br />

Die Möbel der Tischler in Königslutter waren nicht ohne Tradition und im 18. Jahrhundert<br />

im } lerzogtum durchaus geschätzt. Dies mögen einige ausgewählte Zitate aus den<br />

Archivalien beleuchten. Am 8. Oktober 1720 faßte die Stadt Königslutter in einem Bericht<br />

an den Geheimen Rat die besondere Situation und Qualifikation der Tischler- und Drechs­<br />

Icrgilde des Ortes folgendermaßen zusammen 11): Der Tischer seyn hier viel und haben noch<br />

zur Zeit den Ruhm, wie denn sie auch bey Aufweisung ihres Meister Stücks bewiesen, daß sie<br />

gute Arbeit machen [. . .j. Die Prüfung für Landmeister verlangte von den Gesellen u. a. die<br />

Herstellung eines Spielbrettes mit farbigen Einlegearbeiten.<br />

Auch die Drechsler waren an der Produktion dieser Stühle beteiligt. Am 21. Januar<br />

1721 gibt der Drechslermeister Friedrieh Ulrich Bevern, der sich auch englischer Stuhlmacher<br />

nennt, in einer Eingabe an den Herzog an 12), daß er soeben mit seinem Gesellen ein<br />

Dutzend Stühle in Einzelteilen verfertigt habe, die er mit Hilfe seines Vaters, der Mitglied<br />

der Tischlcrgilde sei, zusammenfügen wolle, um sie zur Braunschweiger Messe zu bringen<br />

und er habe solche Arbeit auch geruhig und in die 10 Jahr über ohne jemandes COlltradiction<br />

verfertiget, so daß sich VOll dieser meiner Arbeit in Ew[er] Durchl[aucht] herzoglichen Häusern<br />

als Langeleben, Saltztahlum, Braunschweig und Wolffenbüttel in der Vielheit befinden,<br />

ich auch insonderheit auf die Rr[aunschweiger] Meßen mein Gewerb und Verkehr damit<br />

gehabt, einen jeden auch Frembden frey stehet, mit dergleichen auf die Braunschw[eiger]<br />

Meße zu kommen und solche zum Verkauffzu bringen [. .. ]<br />

9) Zum Verhältnis zwischen Stadtmeistern und Landmeistern vgl.: Peter Albrech t: Die Förderung<br />

des Landesaushaues im Herzogtum Braunschweig-WolfenhiJttcl im Spiegel der Verwaltungsakten<br />

des 18. Jahrhunderts (1671-1806). Braunschweig 1980, S. 328-343 (Braunschweiger Werkstücke,<br />

Bd. 58).<br />

10) StA WF, 34 N Fb.1 XV Nr. 495.<br />

!1) StA WF, 2 Alt 12900, BI. 17v.<br />

12) StA WF, 2 Alt 12900, BI. 22v.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622<br />

151


Die Lage der Königslutterer Tischlergilde bewertet der Tischlermeister Fasterling aus<br />

Königslutter in einer Befragung des Magistrats am 26. 3. 1760 folgendermaßen 13):Der<br />

Tischler Gilde fehlete es jezzo an Gesellen und könte die Innung kaum der bestellten Arbeit<br />

fürstehen. Wenn ihre Innung erst wieder Leute haben könte, würden sie, wie vornhin geschehen,<br />

wieder fournirte Arbeit und allerhand Sorten Stühle zur Meße bringen.<br />

Neben den Möbelzetteln Lessings finden sich in der genannten Akte des Polizeidepartments<br />

aus dem Zeitraum von 1775 bis 1786 noch weitere 26 Belege über die Lieferung<br />

auswärtiger Möbel in die Stadt. Daß Wolfenbütteler Bürgerund Beamte ihre Einrichtungsgegenstände<br />

aus Königslutter, Schöningen oder Schöppenstedt bezogen, war also nieht<br />

ungewöhnlich. Unter den Belegen findet sieh auch ein Zettel von Konrad Heusinger<br />

(1752-1820), damals Konrektor der Großen Schule, der 1781 ein Gedicht "Lessings Tod"<br />

verfaßte, mit dem er für diesen eintrat, welches zu einem nachhaltigen Streit mit dem Pastor<br />

Georg Ludwig Spohr in Woltershausen führte 14).<br />

Noch im Jahre 1841 wird ein Gesuch der Wolfenbütllcr Tischlermeister um Einrichtung<br />

eines Magazins mit Möbeln zur Ausstellung und zum Verkauf damit begründet, daß<br />

dadurch der Gewohnheit, Meublen von anderen Orten herkommen zu lassen entgegen gearbeitet<br />

werde 15).<br />

\3) StA WF, 2 Alt 12530, BI. 8v.<br />

14) Wulf Pi per (Bearb.): Gutthulu Ephraim Lessing. Lessinghaus Wolfenbüttel. Wolfenbüttel<br />

1981, S. 89-90. (Ausstellungskataloge der Herzog August <strong>Bibliothek</strong> Nr. 31).<br />

15) StA WF, 34 N Fb.1 XV Nr. 502.<br />

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ert nach längerer Lazarett- und Genesungszeit, mit 25 prozentiger Wehrdienstbeschädigung<br />

für die Infanterie nicht mehr uneingeschränkt fronttauglich, 1943 ins besetzte Frankreich.<br />

In späterer Verwendung als Kompanieführer am Atlantikwall bewahrte ihn ein<br />

schwerer t; nfall als Kradfahrer , bei dem er sich kurz vor der Landung der Alliierten eine<br />

Schädclbruch zuzog, vor den tödlichen Gefahren der Invasionsschlachten in der Normandie.<br />

Leidlich wiederhergestellt, erlebte er das Kriegsende im damaligen Reichsprotektorat<br />

als Ausbilder an einer Kriegsschule. Glücklichen Umständen verdankte er die Heimkehr<br />

nach kurzer amerikanischer Gefangenschaft im Sommer 1945.<br />

In den für einen Neuanfang ungemein schwierigen Jahren nach 1945 bemühte sich der<br />

berufs- und mittellose Gauert von seinem Heimatort aus, den ihm durch die Kriegszeit<br />

verlorengegangenen Anschluß an die Wissenschaft wiederzugewinnen, denn trotz aller<br />

Widrigkeiten und dem Verlust von mehr als fünf Jahren, die ihn er Krieg gekostet hatte,<br />

hielt er an dem von ihm mit der Dissertation eingeschlagenen Weg fest, seinen beruflichen<br />

Standort in der Wissenschaft zu finden. Seiner Beharrlichkeit und Zähigkeit und seinem<br />

Standvermögen ist es wohl zuzuschreiben, daß der Heimkehrer ohne Beruf in der von Mangel<br />

und materieller Not geprägten unmittelbaren Nachkriegszeit diesem Ziel in kleinen<br />

Schritten näher kommen konnte. Dazu trug ein Stipendium der DFG bei, das er 1948 erhielt,<br />

und im Anschluß daran half ihm eine Anstellung als freier Mitarbeiter bei der Bayerischen<br />

Akademie der Wissenschaften, die ärgsten materiellen Sorgen und Nöte zu überwinden.<br />

Seine Tätigkeit für die Bayerische Akademie galt der Bearbeitung der Jahrbücher<br />

König Adolfs von Nassau. Wenn dieser Auftrag auch über Anfänge nicht hinauskam, weil<br />

Gauert später in einen anderen Tätigkeitsbereich überwechselte, so sind aus dieser Beschiiftigung<br />

doch einige Beiträge erwachsen, die Gauert für den ersten Rand der Neuen<br />

Deutschen Biographie verfaßte wie die Artikel über die deutschen Könige Adolf von Nassau<br />

und Albrecht I. Aus dieser Zeit stammen auch Gauerts Untersuchungen über das<br />

"Szepter von Sutton Hoo", sowie über die "Eiserne Standarte und das steinerne Szepter<br />

aus dem Grabe eines angelsächsischen Königs bei Sutton Hoo", letztere gemeinsam mit<br />

seinem Studienfreund Wilhelm Rerges, zwei Abhandlungen, die Gauert zu dem damals<br />

entstehenden großen Werk seines Lehrers Perey Ernst Schramm über "Herrschaftszeichen<br />

und Staatssymbolik" beisteuerte. Mit diesen Arbeiten knüpfte Gauert an eine Thematik<br />

an, die ihm bereits von seiner Dissertation her vertraut war, und in derselben Linie stehen<br />

auch spätere Untersuchungen von ihm wie "Das Zepter Herzog Tassilos HI." (in: Deutsches<br />

Archiv 18,1962), "Norwegische Königssitze der Wikingerzeit" (in: Studien zur europäischen<br />

Vor- und Frühgeschichte 1968) oder "Der Ring der Königin Arnegundis aus Saint<br />

Denis" (in: Festschrift f. H. Heimpel3, 1972). die thematisch alle auf das frühmittelalterliche<br />

Herrschertum im Spiegel seiner Herrschaftszeichen und -symbole gerichtet sind. Auch<br />

sein Aufsatz "Noch einmal Einhard und die letzten Merowinger", der Problemen des herrschaftlichen<br />

Zeremoniells der merowingischen Könige gewidmet ist (in: Festschrift f. J.<br />

Flcckenstein 1984), reiht sich in diesen Themenkreis ein.<br />

Erst als Gauert 1956 von Hermann Heimpel an das gerade neu begründete Max­<br />

Planck-Institut für Geschichte in Göttingen als wissenschaftlicher Referent verpflichtct<br />

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wurde, bot sich ihm eine dauerhafte, fest besoldete Position, die ihn von jetzt an auch der<br />

materiellen Sorgen enthob, die bis dahin ständige Begleiter seines schwer erkämpften wissenschaftlichen<br />

Weges gewesen waren. Hier zeichnete sich für ihn sehr bald die große Aufgabenstellung<br />

ab, der er fortan eng verbunden bleiben und die seinem weiteren wissenschaftlichen<br />

Weg von nun an die Richtung weisen sollte.<br />

Damals begann in der Mediävistik ein langfristiges Forschungsunternehmen Gestalt<br />

zu gewinnen, das insbesondere von Wilhelm Berges und Walter Schlesinger dureh theoretische<br />

Vorüberlegungen nicht nur angeregt und auf dem Ulmer Historikertag 1956 zur Diskussion<br />

gestellt wurde, sondern das sie durch die Schaffung der wissenschaftlichen Grundlagen<br />

und durch die Erprobung des dazu erforderlichen Rüstzeugs zugleich auch einleiteten<br />

und vorantrieben, nämlich die systematische Erforschung der deutschen Königspfalzen.<br />

Dabei fügte es sich glücklich, daß Hermann Heimpel diese Anregungen aufgriff und<br />

ihnen an seinem Institut eine Heimstatt bot. Erst dieser Schritt, der das Vorhaben zu einer<br />

mit den Möglichkeiten eines Forschungsinstituts geförderten Unternehmung ausweitete,<br />

schuf ihm den Rahmen, der erforderlich war, um den von seinen Initiatoren entworfenen<br />

Plan eines großen Sammel- und Nachschlagewerkes in Gestalt eines Repertoriums als Corpus<br />

des gesamten, dureh Forschungen geförderten und gesicherten Wissens üher die deutschen<br />

Königspfalzen aus dem Stadium der Planung herauszuführen und in Gang setzen zu<br />

können. Indem Hermann Heimpel die Verantwortlichkeit am Institut dafür in die Hände<br />

Adolf Gauerts legte, wurde dieser zu einem der Wegbereiter der Pfalzenforschung, und es<br />

kam der Sache seIhst zugute, daß Gauert deren wohl bedeutendstem und nachhaltigstem<br />

Sachwalter, nämlich Walter Schlesinger, in freundschaftlicher Verbundenheit nahe stand.<br />

Als Forscher konzentrierte Gauert seine Aufmerksamkeit vor allem auf die bedeutenden<br />

sächsischen Pfalzen der Ottonenzeit. Daneben ist er aber ebenso auch durch seine<br />

Untersuchung "Zur Struktur und Topographie der Königspfalzen" (in: Deutsche Königspfalzen<br />

2, 1965) mit einer allgemeinen, grundlegenden und zugleich wegweisenden Abhandlung<br />

zum Pfalzenproblem hervorgetreten, welche den Namen Gauerts und seine Bedeutung<br />

für diesen neu erschlossenen Forschungsbereich auch künftig lebendig erhalten<br />

wird. Gauert tat aber noch einen Schritt darüber hinaus, indem er sich, inzwischen nicht<br />

mehr ganz jung an Jahren, den Herausforderungen einer ihm neuen wissenschaftlichen<br />

Disziplin stellte und sich unter Anleitung und Förderung Herbert Jankuhns das erforderliche<br />

Rüstzeug zu eigen machte, um der Pfalzenforschung auch als Archäologe dienen zu<br />

können. Dabei mag Gauert, der sich als Forscher nie als ausschließlich am Schreihtisch<br />

tätiger theoretischer Kopf begriff und sich stets eine gesunde Nähe zur Lehenswirklichkeit<br />

und zu praktischen Tätigkeiten bewahrt hatte, sein praktischer Sinn, sein Verständnis für<br />

handwerklich-technische Vorgänge, sein zeichnerisches Talent und sein Interesse für Topographie<br />

und Gelände entgegengekommen sein.<br />

Vom Sitz des Institutes in Göttingen her war es naheliegend, daß er sich als Hauptaufgahe<br />

der heute ins nordwestliche Stadtgebiet von Göttingen einhezogenen Pfalz Grone<br />

zuwandte, deren systematischer archäologischer Erforschung er sich bis in die siebziger<br />

Jahre gewidmet hat. Denn neben der Erschließung und Analyse der Schriftquellen sollte<br />

hier exemplarisch für die gesamte Pfalzenforschung in einer Mustergrabung eine Bestands-<br />

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aufnahme üher das Gesamtareal einer Pfalz in ihrer räumlichen Ausdehnung, im Bestand<br />

ihrer Baulichkeiten und in ihrem funktionalen Zubehör vorgenommen werden. Anfangs<br />

mit Jankuhn gemeinsam, sehr bald aher in eigenständiger Verantwortung, hat Gauert in<br />

einer größeren, sich aneinanderreihcmlcn Anzahl von Grabungskampagnen die Pfalz<br />

Grone und den dazu gehörigen Wirtschaftshof bei der Petrikirche im Göttinger Stadtteil<br />

Grone archäologisch erforscht. Berichte üher den Fortgang dieser Grahungen sind regelmäßig<br />

in verschiedenen einschlägigen Zeitschriften und Sammelwerken puhliziert worden.<br />

Um Vergleichsmöglichkeiten zu gewinnen und auch, um den eigenen Blick für die<br />

Probleme zu schärfen, die sich ihm bei der Auswertung der Grabungsergebnisse der Pfalz<br />

Grone stellten, hat Gauert sich auch intensiv mit den Grabungshefunden zur Pfalz Werla<br />

beschäftigt, die er in seinem Aufsatz "Das palatium der Pfalz Werla. Archäologischer Befund<br />

und schriftliche Überlieferung" (in: Deutsche Königspfalzen 3, 1979) auf eine überzeugende<br />

Weise neu interpretierte und dabei in Revision bisheriger Vorstellungen ein<br />

neu es Bild von Aussehen und Gestaltung der dortigen Palastbauten vermittelte. Seine gediegene<br />

Arbeitsweise, bei der sich souveräne Stoffbeherrschung und Behutsamkeit im Urteil<br />

zu großer Gewissenhaftigkeit gegenüber dem abzuhandelnden Gegenstand miteinander<br />

verhanden, hezeugen auch sein Artikel "curtis" für Hoops Reallexikon der germanischen<br />

Altertumskunde wie seine Bearbeitung des Artikels "Königspfalzen" für das Handwörterhuch<br />

zur deutschen Rechtsgeschichte.<br />

Daneben hat Gauert, der mit der eigenen Person stets hinter der Sache zurücktrat,<br />

seinem Institut auf vielfältige Weise im Stillen gedient. Seine Kompetenz und sein Sachverstand<br />

sind so einer Reihe von wissenschaftlichen Unternehmungen zugute gekommen,<br />

ohne daß sein Name in einer für Außenstehende erkennbaren Weise damit verbunden<br />

wäre.<br />

N ach seiner Pensionierung blieb Gauert zunächst weiter am Institut tätig, um den noch<br />

ausstehenden, abschließenden Bericht über seine Grabungstätigkeit auf dem Hagenherg,<br />

dem Ort der Königspfalz Grone, für die Drucklegung auszuarbeiten. Sehr bald aber hefiel<br />

ihn verstärkt die Krankheit, die seine Gesundheit schon während der letzten Jahre seiner<br />

aktiven Tätigkeit angegriffen und beeinträchtigt hatte, und zwang ihn nach und nach, sich<br />

ganz in seinen Heimatort Groß Twülpstedt zurückzuziehen. Hier führte er mit großer Zähigkeit<br />

den Kampf gegen die seine Kräfte allmählich aufzehrende Krankheit, am Ende in<br />

dem fast schon verzweifelten Bemühen, ihr jene Lebensspanne noch ahgewinnen zu können,<br />

deren er, der zum Schluß ans I laus gefesselt war, noch bedurfte, um unter den schweren<br />

Bedingungen schwindender Kräfte den Grabungsbericht fertigstelIen zu können.<br />

Adolf Gauert hat diesen Wettlauf, der mit dem Voranschreiten der ihm noch verbleibenden<br />

Zeit allmählich immer aussichtsloser wurde, nicht gewinnen können. In dieser Phase<br />

einer durch Nachlassen der körperlichen Kräfte reduzierten Leistungsfähigkeit, in der ihm<br />

durch den Tod seiner Frau zusätzlich ein schwer zu üherwindender Schicksalsschlag versetzt<br />

wurde, war es ihm nur noch möglich, den Bericht über seine Ausgrahungen bei der<br />

Pctrikirche in Grone, dem Platz des zur Pfalz Grone gehörigen Wirtschaftshofes, zu vollenden<br />

und daneben noch einige kleinere Arbeiten, darunter in diesem <strong>Jahrbuch</strong> Bd. 66, 1985<br />

den Aufsatz" Über die Grenzen des Halberstädter Wildbannbezirks von 997" zu publizie-<br />

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ren. In ihnen sah er, wie er es selbst formulierte, "bescheidende Lebenszeichen". Den seine<br />

Grabungsergebnisse abschließend auswertenden Bericht, den ihm nicht nur sein Pflichtgefühl<br />

auferlegte, sondern den auch scin Fach von ihm erwartete, hat er sich - zuletzt noch<br />

zwischen Krankenbett und Schreibtisch darum bemüht - nicht mehr abringen können.<br />

Jeder, der diesen stets sehr bescheidenen, zugleich aber sehr eigenständigen, selbstbewußten,<br />

innere Ruhe und Gelassenht.:it ausstrahknden Mann, dt.:m ein feiner Humor eigen<br />

war, kannte, wird es im Gedenken an Adolf Gauen als bedrückend empfinden, daß diesem<br />

die Vollendung langjähriger wissenschaftlicher Arbeit als Ausweis der Lebenslcistung gerade<br />

auf jenem Gebiet versagt geblieben ist, um dessen Grundlegung er sich selber hohe<br />

Verdienste erworben hat.<br />

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AI/gemeines, Landeskunde<br />

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Bibliographie zur<br />

braunschweigischen Landesgeschichte 1989<br />

(mit Nachträgen)<br />

Bearbeitet von<br />

Sibylle Weit kamp<br />

1. Niedersächsische Landesbibliothek Hannover. Niedersächsische Bibliographie. Bearb. von<br />

Siegfried Hübner. Bd 6: Berichtsjahre 1981-1984. T. 1-3. (Hannover: Niedersächs. Landesbibl.;)<br />

Hildesheim: Lax in Komm. 1989. XV, 2042 S.<br />

[1. Allgemeine Literatur. Einzelne Landesteile u. Orte A-D. - 2 Einzelne Landesteile u. Orte E-Z. Einzelne Familien u. Personen.<br />

-3. Register; Anfangs. Blbliogr. 1974, Nr 3; 1975, Nr2; 1980, Nr I; 1982, Nr I u. 1985, Nr4.]<br />

2. Niedersachsen. Bundesland - Stammesland. (Hrsg. mit Nds. Staatskanzlei, Nds, Landkreistag,<br />

Nds. Städte- u. Gemeindebund, Nds, Städtetag.) (Red,: H, Gauweiler [u,a.)) (Heidelberg:<br />

Werbung u. Graphik 1989.) 751 S" Abb, 4°<br />

IDarin u. a.: Brosius. Dieter: Zur Geschichte Niedersachsens. S. 8-21. - Böhm. Ekkehard: Große Gestalten. Gottfried Wilhelm<br />

Leibniz. S. 22-23, 1 Abb. Gotthold Ephraim Lessing. S. 26-27, 1 Abb. Carl Friedrich Gauß. S. 30-31.1 Abb. Wllhelm<br />

Raabe. S. 40-41, 1 Abb. Wilhelm Busch. S. 42-43, 1 Abb. - Poliuk, Verwaltung, Wirtschaft. - BIldungswesen, Kultur.­<br />

Landschaften. Stöc k ma n n, Jochen: Der Obcrharz u. d. Har7.'o'orland. S. 190-217. Abo.; B Te I ie. Klaus von d.: Niedersachsens<br />

FIletstuck - Der LOßbodengurtel z\\;schcn Wcser u. Elm. S. 218-307. Abb; VerLeichOls d. Gemeinden, Samtgemeinden,<br />

Stad te u. Landkreise S. 74H-750.]<br />

3. Friedrich, Ernst Andreas: Wenn Steine reden könnten, Aus Niedersachsens Geschichte.<br />

(Hannover:) Landbuch(-Verl. 1989).224 S" Abb, 4°<br />

[Darin u. a.: Die Höhlen im Ith. Kultplätze von Menschenfressern. S. 23-25, 4 Ahb. - Die Lubbensteine bei lIc1mstedt. Vom<br />

danischen Bischof mit Stonchcngc verglichen. S. 3'J-40. 1 Abb. - DIe Steinanlagen auf d. Wurmberg. Höchster Bergd. Westharzes<br />

voller Ralsel. S. 58-61,5 Abb. - Der Dom von Gandershcim. Wo Roswitha .. Stimme laut erklang. S. 102-105,4 Abb. - Der<br />

Werlahugel bei Schladen. Machuge Reichsfeste wIe vom Erdhoden verschluckt. S. 115-117,3 Aob. - Das Klo>!er Walkenried.<br />

Von e. Mannerfemdm gestiftet. S. 129-132,3 Ahb. - Der Kaiserdom von Königsluuer Im Jagdfries verbirgt sich e. RatseI. S.<br />

139-142, 4 Abb. - Der Eulenspiegelhof m Knelthngen. Ein Schelm vom firn sorgte f. Heiterkeit. S. 16X-170, 2 Ahb. - Die<br />

Slauffcnburg u. d. Licbcnburg. Einst Stattco c. geheimen Liebe. S. IH9-191, 2 Abb. -Die Maricnklrchc in Wolfcnhüttcl. Steine<br />

predigen an d. Turmfassade. S. 192-194,2 Abb. - Das Blutfcld im Lutterbecken. Emc Schlacht rotete d Erde. S. 195-1%,2<br />

Ahh.- Das Hattenser Kirchlein. Zeuge e. heimlichen Vermahlung. S. 213-215, I Abb.; Geographisches Register S. 221-222.J<br />

4. Niedersachsenbuch '89 Goslar. (Red.: Paul Halbe u. Kurt Schwarz.) ([Hannover:] Kuratorium<br />

"Tag d, Niedersachsen"; Hameln: Niemeyer [in Komm.] 1989.) 160 S. mit Abb.<br />

{Darin U.8.: Seidel, Hubert: Goslar. Geglückte Synthese von Vergangenheit u. Gegenwart. S. 34-40,7 Abb. - Scggclke,<br />

Jurgen: Restaurierungsarbeiten. S. 41-44. 2 Abb. - Sch wa rz. Rudolf: Der KalSernng S. 45-47, 6 Aob. - Scho Iz, Uwe: Das<br />

Siemenshaus. S. 49-53,6 Abb. - Przibylla, Hans-Peter: Hahnenklce-Ilockswicse (Stadt Goslar). S. 54-57 ,2 Abb. - Denecke.<br />

Rnlf: Beruhmte Dichter ühcr ihre Reisen durch den Harz. S. 58-66.3 Ahh. - Boer, Hcrmann de: Die genaue Zeil<br />

kommt aus Rraunschwclg. S. bH-75. 3 Abb. - MichJing. Horst: earl Friednch Gauß . Der Pnnccps mathcmaticorum.<br />

S. 76-91. 9 Abb. - H oflme ister, Kurt: Die Anfänge des SkIlaufs in Deutschland. S. 118-123,5 Abb. - Schütze,<br />

Wulfgang: Die tausemJjahrige Bergbaugeschichte des Harles. Das Erz rur d. Münzen. S, 133-141,7 Abb.]<br />

5. Niedersachsen entdecken. Bekanntes u. Unbekanntes zwischen Ilarz u. Küste. Hrsg. u. bearb.<br />

von Jürgcn Ricke, Dieter Saj a k [u. a,] Bd 1.2. Stadthagen: General-Anzeiger-Ver!. (1989).<br />

11. Weserbergland u. Leinebergland. 152 S., Abb.; Register S. 152. - 2. Harz u. Harzvorland - mit Eich,feld u. Hraunschweiger<br />

Land. 160S., Abb.; Register S. 16II.J<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622<br />

159


42. Kommission f. Geschichte d. Altertums d. Akad. d. Wissenschaften u. d. Literatur, Mainz. Römisch-Germanische<br />

Kommission d. Deutschen Archäologischen Inst., Frankfurt a. M. Die<br />

Fundmünzen der römischen Zeit in Deutschland. Abt. 7: Niedersachsen u. Bremen. Bd 4-9:<br />

Hannover, Lüneburg, Braunschweig, Hildesheim, Stade, Bremen. Bcarb. von Frank Berger.<br />

Berlin: Mann (1988). 251 S., Kt. 4°<br />

[Regierungsl>ezirk Rraunschweig S. 120-134; Fundslellenregislcr S. 243-249.J<br />

43. Cunz, Reiner: Moneta Goslariensis. Goslars Münzen d. Mittelalters u. d. Neuzeit. Ausstellungsführer.<br />

Hannover (: Niedersächs. Münzkabinett d. Deutschen Bank) 1989.19 S.<br />

44. So botta, Wolfgang: Goslarer Brakteatenbilder. In: Goslarer BergkaI. Jg. 372: 1990. [1989.] S.<br />

47-52,10 Abb.<br />

45. Cunz, Reiner: Zum Problem der Andreasmünzen aus dem Harz. Mineralogisches Museum d.<br />

Universität Münster, Hüfferstr. 1. Zur Sonderausstellung: St. Andreasberg. Klassische Silbererz-Lagerstätte<br />

im Harz . Münster 1989.10 S. [Umschlagt.]<br />

46. Gutbrod, Werner: Die Harzer Andreasmünzen. In: Unser Harz. Jg. 37.1989. S. 163-165,<br />

Abb. 1-4; 187-188, Abb. 5-10.<br />

47. Busch, Ralf: Der Münzsehatzfund von Lucklum (Gemeinde Erkerode) Kr. Wolfenbüttel. In:<br />

Archäologischer Befund u. historische Deutung. Festschrift f. Wolfgang I [übener zu seinem 65.<br />

Geburtstag am 15. Juni 1989. Hrsg. von Hartwig Lüdtke tu. a.] Neumünster 1989. S. 311-317,<br />

8 Abb. (Hammaburg. N.F. 9.)<br />

48. Spruth, Fritz: Bergbaumedaillen 1987/1988. In: Der Anschnitt. Jg. 41. 1989. S. 126-131,19<br />

Abb.<br />

[Darin u. a.: Wandermcdaillen Badürund. S. 127-128. 1 Abb. - Besuchermcdaille Samson·Schachl (St. Andreasberg). S. 129.<br />

1 Abb. - Rammelsbcrg·\leda.llen. S. 129-130.3 Abb.1<br />

49. Schneider, B[ernd]: Die Orden des Herzogtums Braunschweig von 1914 bis 1918. (Braunschweig:<br />

Verf. 1984.) 87 gez. BI., Abb. 4° [Masch.schr. vervielf.]<br />

[Die Arbeit ist vorhanden im Nds. Staatsarchiv Wolfenbtillel unter d. Signalur 2° Zg. 464/90 I<br />

Allgemeine Geschichte in zeitlicher Reihenfolge<br />

50. Metzler, Alf, Klemt:ns Wilhelmi: Bericht über die Ausgrabungstätigkeit der Archäologischen<br />

Denkmalpflege im Niedersächsischen Landesverwaltungsamt - Institut für Denkmalpflege<br />

- 1988. Mit 1 Abb. als Falttaf. In: Nachrichten aus Nds. Urgeschichte. Bd 58. 1989. S.<br />

327-337.<br />

[Darin S. 327-330, 335-336 Regierungsbezirk Braunsehweig.J<br />

51. Wendowski-Schünemann, A(ndreas): Bericht der Ausgrabungstätigkeit der Stadt- und<br />

Kreisarchäologen in Niedersachsen 1988. Mit 1 Abb. als Falttaf. In: I\'achrichten aus Nds. Urgeschichte.<br />

Bd 58.1989. S. 319-358.<br />

[Darin S. 339-342 Regierungbezirk Braunsehweig.1<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

52. Heege, Elke: Studien zum Neolithikum in der Hildesheimer Börde. T. 1-3. Hildesheim: Lax<br />

1989.4° Ersch. zuerst als Diss. Göttingen. (Veröffentlichungen d. urgeschichtlichen Sammlungen<br />

d. Landesmuseums zu Hannover. Bd 35.)<br />

[1. Text. XI. 263 S. -2. Katalog. 104 S. Darin Kat.·l'r. 225-326.414-419: Landkreis Peine. Kat.-Nr. 389-397: Kreisfreie Stadt<br />

Salzgitter. Kar.-Nr. 398-400: Landkreis Wolfenbilttel. - 3. Tafeln u. Karten. 62 Tal., 37 KI I<br />

53. ß usch, Ralf: Eine bronzezeitliche Geweihaxt aus Dettum, Ldkr. Wolfenbüttel, und verwandte<br />

Funde. In: Die Kunde. N.F. Jg. 40.1989. S. 165-170,7 Abb.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622<br />

163


tionsprozeß d. ottonisch-frühsalischen Reiches . Sigmaringen: Thorbccke 1989.<br />

292 S., 1 Abb. Geringfügig geänd. Phi I. Hab.-Schr. Düsseldorf WS 1981/82 u. d. T.: Finck von<br />

Finckenstein: Der Reichscpiskopat in seiner Bedeutung für die Konsolidierung des mittelalterlichen<br />

Reiches im Zeitalter der Ottonen und frühen Salier. (Studien zur Mediävistik. Bd 1.)<br />

[Personcnnamen- u. OrtsnamenregIster s. 2H6-292.J<br />

66. Glocker, Winfried: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Pulitik. Studien<br />

zur Familienpolitik u. zur Genealogie d. sächsischen Kaiserhauses. Köln, Wien: Böhlau 1989.<br />

XVII, 441 S. Erseh. zuerst als Phil. Diss. München WS 1986/87. (Dissertationen zur mittelalterlichen<br />

Geschichte. 5.)<br />

[Personenregister S. 397-420.]<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

67. Lübke, Christian: Ottonen, Rjurikiden, Piasten. Erg. Bemerkungen zum Verwandtenkreis<br />

Kunos "von Öhningen". In: Osteuropa-Institut München. Jahrbücher f. Geschichte Osteuropas.<br />

N.F. Bd 37 .1989. S. 1-2U.<br />

68. Wies, Ernst W(ilhelm): Otto der Große. Kämpfer u. Beter. Biographie. (Esslingen, München:)<br />

Bechtle (1989). 336 S., 17 Abb.<br />

[Darin S. 260-264: Die Heiratsurkunde d. Kaiserin Theophanu. Personenregister S. 326-336.)<br />

69. P ä tzo I d, Barbara: Otto der Große, 936-973. Auf d. Wege zum deutschen Feudalstaat. (Berlin:<br />

Deutscher Verl. d. Wissenschaften 1989.) 43 S., Abb. 4° [Umschlagt.] (Illustrierte historische<br />

Hefte. 52.)<br />

70. Wo I f, Gunther: Itinerarder Prinzessin Theophano/Kaiserin Theophanu. In: Archiv f. Diplomatik,<br />

Schriftgesch., Siegel- u. Wappenkde. Bd 35.1989. S. 237-254.<br />

71. Wo I f, G[unther]: Nochmals zur Frage: Wer war Theophano? In: Byzantinische Zeitschrift. Bd<br />

81. 1988.S.272-283.<br />

72. Wo I f, Gunther: Prinzessin Sophia . Äbtissin von Gandersheim u. Essen, Enkelin,<br />

Tochter u. Schwester von Kaisern. In: Nds. Jb. f. Landesgesch. Bd 61. 1989. S. 105-123.<br />

73. Stoo b, Heinz: Über den Schwerpunktwechsel in der niederdeutschen Adelsführung während<br />

des Kampfes gegen den salischen Herrscher. In: Ecclesia et regnum. Beitr. zur Geschichte von<br />

Kirche, Recht u. Staat im Mittelalter. Festschrift f. Franz-Josef Schmale zu seinem 65. Geburtstag.I-Irsg.<br />

von Dieter Berg u. Hans-Werner Goetz. Bochum 1989. S. 121-137.<br />

74. Kruggel, Otto: Wann starb Kaiser Lothar III.? In: Mitteilungen d. Instituts f. Österreich ische<br />

Geschichtsforschung. Bd 97.1989. S. 427-434,2 Abb.<br />

Heinrich d. Löwe s. auch Nr 138, 235-242, 494.<br />

75. A ppe 1 t, Heinrich: Kaisertum, Königtum, Landesherrschaft. Gesammelte Studien zur mittelalterlichen<br />

Verfassungsgeschichte. Hrsg. von Othmar Hageneder u. Hcrwig Weigl. Wien,<br />

Köln, Graz: Böhlau 1988. 398 S. (Mitteilungen d. Inst. f. österreichische Geschichtsforschung.<br />

Erg. Bd 28.)<br />

[Darin S. 97-108: Heinrich d. Löwe u. d. Wahl Fricdnch Barbarossac;; ersch. zuerst in: Festschrift HeTmann Wiesflecker zum<br />

60. Gehurtstag. Graz 1973. S. 39-48. s. Blhliogr. 1974. Nr55.)<br />

76. Milde, Wolfgang: Heinrich der Löwe - Mäzen für Kunst und Literatur. In: Heimatbuch f. d.<br />

Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 36: 199U. [1989.] S. 3U-35, 2 Abb.<br />

77. Maie r, Lorenz: Marktgründung und Herrschaftsstruktur. Zur frühesten Geschichte Münchens<br />

im 12. Jh. In: Oherdeutsche Städte im Vergleich. Mittelalter u. Frühe Neuzeit. Hrsg. von Joachim<br />

J ah n [u. a.] Sigmaringendorf 1989. S. 16-34. (Regio. Bd 2.)<br />

[l;her d. Grundung Mtinchcn:> 1l5H durdl Herzog Heinrich d. LOwcn.J<br />

78. Garzmann, Manfred R[ichard] W[alter]: Stadtarchiv Braunschweig. Eine kunstsinnige Prinzessin<br />

aus England in der Braunschweiger Welfenresidenz. Zur 80U. Wiederkehr d. Todestages<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622<br />

165


von Herzogin Mathilde, d. 2. Gemahlin Heinrichs d. Löwen, am 28. Juni 1189. Vortrag am 28.<br />

Juni 1989 im Dom SI. Blasii zu Braunschweig. Braunschweig 1989. 20 S., 2 Abb. (Quaestiones<br />

Brunsvicenses. 1.)<br />

79. Schaller, Hans Martin: Das geistige Leben am Hofe Kaiser Ottos IV. von Braunschweig. In:<br />

Dt. Archiv f. Erforsch. d. Mittelalters. Jg. 45.1989. S. 54-82.<br />

SO. Pischke, Gudrun: Die Welfen im Salzgittergebiet und dessen territoriale Zugehörigkeit. In:<br />

Salzgitter-<strong>Jahrbuch</strong>. Bd 11. 1989. S. 23-43, 1 Abb., 6 Klo<br />

81. Die Hanse. Lebenswirklichkeit u. Mythos. Eine Ausstellung d. Museums f. Hamburgische Geschichte<br />

in Verb. mit d. Vereins- u. Westbank. (Hrsg.: Jörgen Bracker.) 1.2. Hamburg 1989. 4°<br />

[1. (Red.: Christian Hirte.) 688 S .• Abb. Darin u. a.: Hansestadte - wie sie wurden und waren. Pu h I e. Matthias: Braunschweig.<br />

S. 235-237,1 PI. -Gewerbliche Produktion und Technik. Wolf, Thomas: Silher. Kupfer und Blei. Die Entwicklung des Berg·<br />

baus in Goslar. S. 459-460, 2Abb.-Konfliktc. Puhle. M.: Innerstadti!lche Konflikte: Das Beispiel Braunschwelg. S. 612-619,<br />

5 Abb. -2. (Red.: Andreas GuckeI.) 64OS., Abb.1<br />

82. H ah n, Peter-Michael: Fürstliche Territorialhoheit und lokale Adelsgewalt. Die herrschaftliche<br />

Durchdringung d. ländlichen Raumes zwischen EIbe u. Aller . Bcrlin, New York:<br />

de Gruyter 1989. VIII, 575 S., 9 Abb., 3 Kt. Geringfügig überarb. Phil. Hab.-Schr. FU Berlin<br />

1986. (Veröffentlichungen d. Hist. Komm. zu Berlin. Bd 72.)<br />

[Orts- u. Sachregister S. 559-575.1<br />

83. Le Cam, Jean-Luc: Les elites du Brunswick face a I'humanisme. <br />

In: Humanismus u. höfisch-städtische Eliten im 16. Jh. Hrsg. von Klaus Malettke [u. a.) Bonn<br />

1989. S. 91-129. (Pariser historische Studien. Bd 27.)<br />

Heinrich d. J. Herzog zu Braunschweig u. Lüneburg s. auch Nr 35.<br />

84. PosteI, Rainer: Heinrich der Jüngere und Jürgen Wullenwever. In: Reformation u. Revolution.<br />

Beitr. zum politischen Wandel u. d. sozialen Kräften am Beginn d. Neuzeit. Festschrift f.<br />

Rainer Wohlfeil zum 60. Geburtstag. Hrsg. von R. Postel u. FrankIin Kopitzsch. Stuttgart<br />

1989. S. 48-67.<br />

Julius Herzog zu Braunschweig u. Lüneburg s. Nr 494.<br />

Philipp Sigismund Herzog zu Braunschweig u. Lüneburg s. Nr 295.<br />

85. W a gni tz, Friedrich: Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel. Ein glückloser<br />

Fürst in schwerer Zeit. In: Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesch. Bd 87. 1989. S. 51-70.<br />

86. Schön berg, Lore: Das Stammbuch von Herzog August d. J. in der Herzog August <strong>Bibliothek</strong>.<br />

In: Heimatbuch f. d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 36: 1990. (1989.) S. 44-49, 2 Abb.<br />

87. Smart, Sara: Doppelte Freude der Musen. Court festivities in Brunswick-Wolfenbüttel<br />

1642-1700. (Wolfenbüttel: Herzog August <strong>Bibliothek</strong>;) Wiesbaden: Harrassowitz in Komm.<br />

1989. VI, 320 S., 30 Abb. Ersch. zuerst als Diss. Univ. of Reading 1986. (Wolfenbütteler Arbeiten<br />

zur Barockforschung. Bd 19.)<br />

[S 315-320 Personenindex.)<br />

88. Ben de r, Wolfgang F.: Anton Ulrich zu Braunschweig-Lüneburg. In: Deutsche Dichter. Leben<br />

u. Werk deutschsprachiger Autoren. Hrsg. von Gunter E. Grim m u. Frank Rainer Max. Stuttgart<br />

1988. S. 331-340, 1 Abb.<br />

89. Bepler, Jill: Ferdinand Albrecht, Herzog von Braunschweig-Lüneburg, • 22. 5.1636 Braunschweig,<br />

t 23.4. 1687 Bevern. In: Literaturlexikon. Autoren u. Werke deutscher Sprache. Hrsg.<br />

von Walther Killy. Bd 3. Gütersloh 1989. S. 356-357.<br />

Sibylle Ursula Herzogin zu Braunschweig u. Lüneburg s. Nr 496.<br />

90. Wiese, Hannclore: Ein Bild für den Herzog. In: Braunschw. KaI. 1990. [1989.) S. 51, 1 Abb.<br />

166<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

[Bild d. Herzoginwitwe Elisabeth Sophie Marie d. Malers Balthasar Denner f. Herzog Karl!.1<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622


150. Otte, Hans: Milde Aufklärung. Theologie u. Kirchenleitung bei Johann Hinrich Pratje<br />

, Generalsuperintendent d. HerLogtümer Bremen u. Verden. Göttingen: Vandenhoeck<br />

& Ruprecht (1989). 406 S. Leicht gekürzte ThcoL Diss. Göttingen WS 1987/88. (Studien<br />

zur Kirchengeschichte Niedersachsens. 30.)<br />

IPratje ist in Braunschwcig aufgewachsen u. hat in Helmstedt studiere]<br />

151. Gasse, Wilhelm: Ein Mecklcnburger und Goslars Pietisten. Grenzüberschreitende christliche<br />

Verbundenheit. In: Harzer Heimatland. GeschichtsbeiL zur Goslarschen Zeitung. 1989, Nr I.<br />

Vom 30.10.<br />

[Über d. Kreis d. Goslarer Försters Ludwig Matgen um 1740 u. d. Schriften d. RostockerTheologen Heinrich Müller.)<br />

152. Willmer, Peter: (Gotthold Ephraim) Lessing und Zinzendorf. Eine vergleichende Studie zu<br />

Lessings Glauben. New York [usw.j: Lang (1989). VI, 224 S. Ersch. zuerst als Diss. Univ. of<br />

British Columbia 1984. (American University Studies. Sero 1, VoL 72.)<br />

153. Schorn-Sch üt te, Luise: Die Geistlichen vor der Revolution. Zur Sozialgeschichte d. evangelischen<br />

Pfarrer U. d. katholischen Klerus am Ende d. Alten Reiches. In: Deutschland U. Frankreich<br />

im Zeitalter d. Französischen Revolution. IIrsg. von IIelmut Bcrding [u. a.) f-"rankfurtlM.<br />

1989. S. 216-244. (Edition Suhrkamp. 1521 = N.F. Bd 521.)<br />

[Behandelt auch d. Situation im Herlogtum Braunschweig-Wolfcnbuttel.}<br />

154. Hermann \'lenge (Seesen 7.2.) 1841- (Goslar 9.1.) 1939. Festschrift mit Heitr. von Gerhard<br />

Mü lIer tu. a.) (Goslar: EV.-Iuth. Pfarramt zum Frankenberge 1989.) 116 S. [Umschlag!.)<br />

[Darin: Müller. G.: Predigt im Festgottesdiensl in d. Frankenherger Kirche in Goslar anlaßt. d. Eröffnung d. Dr.-Hermann­<br />

Menge-Gedenkausstellung am 8. 1. 19H9. S. 9-12. - SI reck er. Georg: Ansprache bel d. Verleihung cl. Dr.-Hermann-Menge­<br />

Preises in Goslar am 8. 1. 1989 im Kleinen Heiligen Kreuz. S. 13-18. - Preisaufgabe d. eV.-luth. Kirchengemeinde SI. Peter u.<br />

Paul auf d. Frankenhcrge in Goslar. Glasen a pp, Sabme: Die Biheh.ibersetLUng von Dr. Hermann Menge. Emflilsse. Entwicklung<br />

u. Eigenart dargesI. am Beispiel d. Bergpredigt. Mt 5-7. S. 19-70. Tegtmeier, Christian: Der BJhelübersetzer Dr. Hermann<br />

Menge. S. 71-100. - lJillbrecht, Gcrhard: Ocr Bibelilbersetzer Hermann Menge. Sein Leben u. sein Schaffen. Eine<br />

Übersicht. S. 101-110. - Deppe, Hans: Heilige Schrift u. Ortsgemeinde. S. 111-116.]<br />

155. La n n e rt, Berthold: Die BibeliJbersetzung Hermann Menges zwischen Philologie und Theologie.<br />

Ein Beitr. aus Anlaß d. 50. Todestages H. Menges am 9. Januar 1989. In: Zeitschrift f.<br />

Theologie U. Kirche. Jg. 86. 1989. S. 371-388.<br />

156. Kuessner, Dietrich: Zur Geschichte der Auferstehungsgottesdienste in der Braunschweiger<br />

Landeskirche. In: Kirche von unten. Alternatives aus d.lfür d. Braunschweiger Landeskirche.<br />

H. 38.1989. S. 19-28.<br />

157. Kuessner, Dietrich: Die Geschichte der Braunsehweiger Landeskirche in der Weimarer Zeit.<br />

Die Zeit der Stabilisierung und Enttäuschung . In: Jb. d. Ges. f. nds.<br />

Kirchengesch. Bd 87.1989. S. 155-183.<br />

IAnfang s. Bihliogr. 19M, Nr 154 u. 1987, Nr 163.]<br />

158. Kuessner, Dietrich: Mit Chorälen in den Zweiten Weltkrieg. In: Kirche von unten. H. 40.<br />

1989. S. 4-8.<br />

159. Ergebnisse der Statistik über das kirchliche Leben in der EV.-Iuth. Landeskirche in Braunsehweig<br />

im Jahre 1986. Hrsg. im Auftr. d. Landeskirchenamtes vom Referat f. Öffentlichkeitsarbeit.<br />

[Wolfenbüttel) 1989. 29 S. 4 0<br />

Wirtschafts- und Verkehrsgeschichte<br />

Bergbau s. auch Nr 4,18,24,48,81,202,281,313,409,494,507.<br />

11i0. Internationale Bibliographie Aufsatzliteratur zur Montangeschichte. 1988. (Essen: Verl. Glückauf<br />

1989.) 20 BI. 4" (Der Anschnitt. Jg. 41 [, BeiL))<br />

172<br />

[Dctrin BI. 2-3: Gartn!!r, Stdanie: Nicucrsachscn.'<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622


176. Reuleck e, Kurt: Wieviel Schalenwild gab es vor 100 bzw. 200 Jahren im Harz? In: NiedersächsischerJäger.<br />

Jg. 34. 1989. S. 11 11-1114,1116,5 Abb., 8 Tab.<br />

177. Rang, Helmut: Der Wald des Sollings im Wandel der Jahrhunderte. T. 1: Der Wald des Sollings.<br />

T. 2: Die Waldzerstörung. (Wird fortgcs.) In: Sollinger Heimatblätter. 1989,3. S. 5-9,2<br />

Abb.;4. S. 7-11,4Abb.<br />

178. Schneider, Karl Hcinz, Hans Heinrich Seedorf: Bauernbefreiung und Agrarreformen in<br />

Niedersachsen. Hildesheim: Lax 1989. 124 S., 8 Ahb., 2 Kt. (Schriften zur Heimatpflege. Bd4.)<br />

I Register S. 118-122; ersch. ohne Serienzahlung auch als Veröffentlichung d. NiedersachsIschen Landcs7.cntrale für politische<br />

Bildung. Hannover. 1989.1<br />

179. Achilles, Walter: Die Entbäuerlichungdcr Bauern 1882-1907. Dargest. an d. Regionen Magdeburger<br />

Börde, Anhalt, südliches Niedersachsen u. Oldenburg. In: Vierteljahrschrift f. Sozialu.<br />

Wirtschaftsgeschichte. Bd 76.1989. S. 185-201.<br />

[Das Herzogtum Braunschweig ist in d. Untersuchung mit einbezogen.]<br />

180. Saalfeld, Diedrich: Die Rolle der Frau in der nordwestdeutschen Landwirtschaft vom Beginn<br />

der Neuzeit bis zu den Agrarreformen des 19. Jahrhunderts. In: Braunschw. Jb. Bd 70.1989. S.<br />

115-131,2 Tab.<br />

[Erw. Fassungd. Beitrages. d. auf d. 8. Int. Kongreß Landwirtschaftl. Museen (CIMA R) am 8. 9. 1987in d. Sektion I .. Die Rolle<br />

der Frau in der LandWirtschaft im Laufe der Geschichte" vorgetragen wurde.]<br />

181. Theissen, Hans: Die Entwicklung des Gewerbes im Herzogtum Braunschweig im Zeitraum<br />

zwischen 1750 und 1870. In: Gewerbliche Entwicklung in Schleswig-I1olstein, anderen norddeutschen<br />

Ländern u. Dänemark v. d. Mitte d. 18. Jh. bis zum Übergang ins Kaiserreich. Hrsg.<br />

v. Jürgen Brockstedt. Neumünster 1989. S. 337-365, 5 Abh. (Studien zur Wirtschafts- u.<br />

Sozialgeschichte Schieswig-Hoisteins. Bd 17.)<br />

182. 1864-1989.125 Jahre Industrie- und Handelskammer Braunschweig. (Red.: Rüdiger Sors,<br />

Jochen Hotop.) (Braunschweig: Industrie- u. Handelskammer Braunschweig 1989.) 131 S.,<br />

Abb.<br />

183. 1864-1989. 125 Jahre Industrie- und Handelskammer Braunschweig. (Braunschweig: Industrie-<br />

u. Handelskammer Braunschwcig 1989.) 80 S., Abb.<br />

[Darin: lubilaums-Festversammlung. 30. September 19&9. S. 7-32, Abb. -Jubilaums-Vollversammlung. 26. September 1989.<br />

S. 33-58. Abb. Ve hli ng. Werner: 125 Jahre Kammerarbeit S. 35-44. 8 Abb. - Eröffnung d. Ausstellung .. Rraunschweigische<br />

Industriegeschichte". 29. September 1989. S. 59-80. Biege I. Gerd: Wirtschafts· u. Technikgeschichte. e. wichtiger Bestandteil<br />

d. Landesgeschichte. S. 61-65,3 Abb. Schrader, Susanne: Braunschwelgische Industnegeschichte von IH40 bis Im. S.<br />

71-HO.lOAI>b·1<br />

184. Treffpunkt Zukunft. 125 Jahre Industrie- u. Handelskammer Braunschweig. (Hrsg.:) Industrieu.<br />

Handelskammer Braunschweig. (Braunschweig: J. H. Meyer 1989.) 179 S., Abb.<br />

[Darin u.'.: Vehling. Werner: 125 Jahre IHK und Wirtschaft. S. 7-16. 2 Abb. - Schwerpunkte der Kammerarbeit. S. 41-84.<br />

- In!itHutionen. Firmen und Firmenportraits. S. 87-177.J<br />

185. Veh I ing, Werner: 125 Jahre I(ndustrit:- und) H(andels) K(ammer) und Wirtschaft. In: Adreßbuch<br />

Braunschweig. Ausg. 157: 1989/90. (1989.) S. 9-22,1 Abb. - Ersch. zuerst in: Braunschw.<br />

KaI. 1989. [1988.] S. 14-26,2 Abb. s. Bibliogr. 1988, Nr 212.<br />

186. Sc h ra der, Susanne: Braunschweigische Industriegeschichte von 1840 bis 1990. Ausstellung anläßI.<br />

d. 125jährigen Bestehens d. IHK. In: IHK [Industrie- u. Handelskammer]. Braunschw.<br />

Wirtschaft. Mitteilungen d. Industrie- u. Handelskammer Braunschweig. Jg. 41, H. 10. 1989. S.<br />

21-27,lOAbb.<br />

187. Zerbst, Hans-Joachim, Michael Kuhn: Hochschule und Wirtschaft. Katalog d. Ausstellung<br />

zum 125jährigen Jubiläum d. Industrie- u. Handelskammer Braunschweig. Braunschweig 1989.<br />

77 S., Abb. (Veröffentlichungen d. Universitätsbibliothek Braunschweig. 11. 3.)<br />

174<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

188. Zerbst, Hans-Joachim: Hochschule und Wirtschaft. Eine Ausstellung d. Universitätsbibliothek<br />

d. TU. In: IHK (Industric- u. Handelskammer]. Braunschw. Wirtschaft. Mitteilungen d.<br />

Industrie- u. Handelskammer Braunschweig. Jg. 41, H. 8. S. 11-13,5 Abb.<br />

IH9. Umbau der Industrie- und Handelskammer Braunschweig. (Braunsehweig: Industrie- u. Handelskammer<br />

Rraunschweig 1989.) 2R S., Abb.<br />

190. 75 Jahre regionale Stromversorgung im Raum Braunschweig. In: IHK [Industrie- u. Handelskammer].<br />

Braunschw. Wirtschaft. Mitteilungen d. Industrie- u. Handelskammer Braunschweig.<br />

Jg. 41, H. 2.1989. S. 63-64, 1 Abh.<br />

191. Isensee, Eyke: Die Braukunst im Lande Braunschweig. Durst wird durch Rier erst schön ' In:<br />

IHK [Industrie- u. Handelskammer]. Braunschw. Wirtschaft. Mitteilungend.lndustrie- u. Handelskammer<br />

Braunschweig. Jg. 41, H. 7. 1989. S. 21-26, 5 Abb. (Aus d. Wirtschaftsgeschichte<br />

d. Region. 8.)<br />

192. Dachdecker-Einkauf Braunschweig e. G. Bericht über das Geschäftsjahr 1988. (Braunschweig<br />

1989.) 45 S. 4° [Umschlagt.]<br />

IDarin: Dachdecker-Einkauf Braunschwelg e. G. 25 lahre. lubilaums-Festschrift. S. 35-45.1<br />

193. D i t t man n, Manfred: Zur Geschichte der Eisengießerei und Maschinenfabrik Ewald Busse in<br />

Zorge. In: Allgern. Harz-Berg-Kal. 1990. [19R9.] S. 140-143,2 Abb.<br />

194. Laub, Gerhard: Zur Verhüttung von Eisenerz im Rereich der Pfalz Werla. In: Heimatbuch f.<br />

d. Landkr. Wolfcnhüttel. Jg. 36: 1990. [I9H9.] S. 128-133,3 Ahh.<br />

195. Horn, Wolfgang: Materialien zur Geschichte der Braunschweiger Jutespinnerei. Braunschweig:<br />

Verf. 19H9. 197 ungez. BI., Abh. 4°<br />

IDie Arbeil iSl vorhanden in d SI.dlhibl;olhek Braunschweig unler d. Signalur 11 121992.1<br />

196. (Horn, Wolfgang: [Konservenindustrie in Braunschweig und Umgebung].) Konservenfabrik<br />

Paul Kasper. (Weitere Braunschweiger Konservenfahriken. Die weitere Entwicklung d. Braunschweiger<br />

Konserve. [Mit zahlr. Abb.] Braunschweig [1989].) 186 ungez. BI. 4°<br />

IDie Arbe;1 1S1 vorhanden in d Sladlbibliolhck Braunschwelg unler d. SignalUT 11 121966. FOlokopie e. Handex. d. Bearb. I<br />

197. Sc h rad er, Susanne: Die Entwicklung der Pianoforte-I ndustrie im Braunschweiger Raum. Von<br />

Braunschweig in alle Welt. In: IHK [Industrie- u. Handelskammer]. Braunschw. Wirtschaft.<br />

Mitteilungen d. Industrie- u. Handelskammer Braunschweig. Jg. 41, H. 6. 1989. S. 22-26,4<br />

Abb. (Aus d. Wirtschaftsgeschichte d. Region. 7.)<br />

198. Meinz, Manfred: Weißes Gold aus Fürstenberg. Kulturgeschichte im Spiegel d. Porzellans<br />

1747-1830. Münster, Westfälisches Landesmuseum f. Kunst u. Kulturgeschichte. Bis 8. Fehruar.<br />

In: Weltkunst. Jg. 59. 1989. S. 137 -139,9 Abb.<br />

199. La ub, Gerhard: Spuren der Granitsteingewinnung im Okertal. In: Unser Harz. Jg. 37. 19R9. S.<br />

23-25,3 Abb.; 54-56, 3 Abb.<br />

200. Chronik der Ziegelei "Moorhütte" (Volkmarode [Stadt Braunschweig]). (Verantwortl. f. d. Inhalt:<br />

Fritz Koch.) Volkmarode (: Heimatverein Volkmarode e.V.) 19H9. 72 S., Abb. [Umschlagt.:]<br />

Die Dampf-Ziegelei Moorhütte in Volkmarode.<br />

201. Es hegann mit 12000 Talern. Geschichte d. Straßenbaus in Niedersachsen. Hrsg. von d. Vereinigung<br />

d. Straßcnhau- u. Verkehrsingenieure in Niedersachsen . lIildeshcim 19R9: Gerstenberg.<br />

110 S., Abb. u. Kt. 4°<br />

[Darin u, a.: 1-1 j ode 1a ng, Sabine, Peter Wa I ther: Von dcrWegbauintendance zum Landesamt furStraßenbau < 1764-19R9>.<br />

S. 9-51. Braunschwcig S. 27-36. - G ä rlner, Hartmut: Autohahnbau in Niedersachsen. S. 60-67.]<br />

202. Schmidt, Martin: Die Wasserwirtschaft des Oberharzer Berghaues. (Bonn: Wirtschafts- u.<br />

Verl. Gcs. Gas u. Wasser mbH 1989.) 379 S., Abb. (Schriftenreihe d. Frontinus-Gesellschaft<br />

e. V. H. 13.)<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622<br />

175


dert. T. 2. In: Mitteilungen d. TU Braunschweig. Jg. 24, H. 1. 1989. S. 61-65, 4 Abb. - Ersch.<br />

zuerst in: Referate beim Workshop zur Geschichte der Carolo-Wilhelmina. [3.] 1988. S.<br />

141-154. (Projektherichte zur Geschichte d. Carolo-Wilhelmina. H. 4.) s. Bibliogr. 19H8, Nr<br />

244.<br />

IT. 1 s. Bihliogr. 1987, Nr 250 u. 19118, Nr 250.)<br />

218. Re b e, Bemd: Nec aspera terrent! (Rede anläßI. d. Übernahme d. neuen Senatssitzungssaales<br />

im Konstantin-Uhde-Bau am Hochschultag 1988.) In: Mitteilungen d. TU Braunschweig. Jg.<br />

24, H. 1. 19H9. S. 5-8. - Ersch. zuerst in: Referate beim Workshop zur Geschichte der Carolo­<br />

Wilhelmina. [3.]1988. S. 5-19. (Projektberichte zur Geschichte d. Carolo-Wilhelmina. H. 4.)<br />

s. ßibliogr. 19H8, Nr 244.<br />

219. M ü lIe r, G( eorg): Soziale und regionale Herkunft von ßergschülcrn und Studenten der Bergschule<br />

und Bergakademie Clausthal im Zeitraum 1830 bis 1880. In: TU Clausthal. Mitteilungshlatt.<br />

H. 68. 19H9. S. 20-24.<br />

220. (Henn icke, Hans Walter:) 60 Jahre Schwimmhalle der TU Clausthal. In: TU Clausthal. Mitteilungshlatt.<br />

H. 68.1989. S. 47-48,2 Ahh.<br />

221. Müll e r, Georg: Probleme und Fakten im Zusammenhang mit der Wiedereröffnung der Bergakademie<br />

Clausthal nach dem Kriegsende 1945. In: TU Clausthal. Mitteilungsblatt. H. 67. 1989.<br />

S.33-37.<br />

222. Universitätsbibliothek Clausthal(-Zellerfeld), Geschichte, Aufgaben, Gebäude. (Text: Hans­<br />

Oskar Webe r tu. a.]) (Kissing: WEKA-Verl. 1989.) 25 S., Abb. [Umschlag!.]<br />

223. Ha h n, Peter-Michael: Die Gerichtspraxis der altständischen Gesellschaft im Zeitalter des "Absolutismus".<br />

Die Gutachtertätigkeit d. Helmstedter Juristenfakultät f. d. brandenburgisch-preußischen<br />

Territorien 1675-1710. Berlin: Duncker & Humhlot (1989). 211 S. (Schriften zur<br />

Rechtsgeschichte. H. 44.)<br />

224. Seh wed t. Georg: Die Herbarien von (Lorenz) Heister und (Georg Rudolph) Lichtenstein im<br />

Juleum zu Helmstedt. In: Deutsche Apotheker Zeitung. Jg. 129. 1989. S. 1691-1692,3 Abb.<br />

225. (V 0 I k man n. Rolf:) Bihliothekssaal der ehemaligen Universität Helmstedt. (Helmstedt 1989.)<br />

7 S., 1 PI. [Umschlagt.]<br />

226. Pollmann, Birgit: Lehrerinnen in Deutschland und in den USA zwischen Emanzipation und<br />

Anpassung. Frankfurt a. M. [usw.]: Lang (19H9). 370 S. Gekürzte u. geringfügig üherarb. Hab.<br />

- Sehr. TU Braunschweig, Fachhereich f. Philosophie u. Sozialwissenschaften 1985. (Europäische<br />

Hochschulschriften. R. 31, Bd 141.)<br />

IV. a. wurden d. im Nds. Staatsarchiv Wolrcnbuttel u. im Stadtarchiv Braunschweig vorhandenen Personalakten braumchweigischer<br />

LehreTInnen erfaßt u. analyslcn.]<br />

227. Garbe r, Jörn: Von der nützlichen zur harmonischen Gesellschaft: Norddeutscher Philanthropismus<br />

und frühliberaler Ökonomismus im<br />

Vor- und Einnußfeld der Französischen Revolution. In: "Sie, und nicht Wir". Die Französische<br />

Revolution u. ihre Wirkung auf Norddeutschland u. d. Reich. Hrsg. von Arno Herzig tu, a,]<br />

Bd 1. Hamburg 1989. S. 245-287.<br />

228. Kersting, Christa: Prospekt fürs Eheleben. Joachim Heinrich Campe. Väterlicher Rath für<br />

meine Tochter. In: Sklavin oder Bürgerin? Französische Revolution u, neue Weiblichkeit<br />

1760-1830. Hrsg. von Viktoria Schmid t-Li nse n hoff. Katalog zu d. gleichnamigen Ausstellung<br />

d. Historischen Museums Frankfurt. Frankfurt, Marhurg 1989. S. 373-390,2 Abb. (Kleine<br />

Schriften d. Historischen Museums Frankfurt. Bd 44.)<br />

229. Heide, Bernd von der: Von der Fibel zur Bibel- Dorfschulen früher. In: Praxis Geschichte.<br />

1989, H. 6. S. 30-34, 7 Abb.<br />

[Auch Beispiele aus d. Her.logtum Araunschweig.J<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622<br />

177


sches" Modell aus dem 15. Jahrhundert. Der Braunschweiger Chronist Hermen Bote über d.<br />

Aufstandsversuch von 1445/1446. In: Geschichte in Wissenschaft u. Unterricht. Jg. 40. 19R9. S.<br />

732-749.<br />

257. Bote, Hermann: Oe Koker. Der Köcher. Hrsg. u. ühers. von Heinz-Lothar Worm. (Faks. u.<br />

Chers. [d. Ausg. Wolfenbüttel1711, hrsg. von F. A. Hackmann).) Giippingen: Kümmcrle 1989.<br />

195 S. (Litterae. Nr 111.)<br />

258. Schmieder, Anke, u. Peter Stäber: Der <strong>Bibliothek</strong>ar (Gottfricd Wilhe1m) Leibniz im Urteil<br />

der Zeit. Anhang: Verzeichnis d. Schriftstücke von G. W. Leibniz zum Bibliothcks- u. Buchwesen.<br />

In: Zentralblatt f. <strong>Bibliothek</strong>swesen. Jg. 103. 1989. S. 486-496.<br />

259. Sichelschmidt, Gustav: (Gotthold Ephraim) Lessing. Der Mann u. sein Werk. (Düsseldorf:)<br />

Droste (1989). 3R2 S., 27 Abh.<br />

260. Altenhofer, Norhert: Gotthold Ephraim Lessing. In: Deutsche Dichter. Leben u. Werk<br />

deutschsprachiger Autoren. Hrsg. von Gunter E. Grimm u. Frank Rainer Max. Bd 3: Aufklärung<br />

u. Empfindsamkeit. Stuttgart 1988. S. 184-232,1 Abb. .<br />

261. Hummel, Adrian: Robert Griepenkerl, • 4. 5. 1810 Hofwyl b. Bern, t 16. 10.<br />

1868 Braunschweig. -Dramatiker, Novellist u. Kunsttheoretiker. In: Literaturlexikon. Autoren<br />

u. Werke deutscher Sprache. Hrsg. von Walther Ki lly. Bd 4. Gütersloh 1989. S. 344-345.<br />

262. G ri e pe nk e rl, Wolfgang Robert: Maximilian Robespierre. Trauerspiel in 5 Aufzügen. Nach d.<br />

Erstdr. Braunschweig lR49 hrsg., mit Er!. u. e. Nachw. (: Robespicrre in Braunsehweig. W. R.<br />

Griepenkerl als Dramatiker d. Französischen Revolution) versehen von Eberhard<br />

Rohse. Braunschweig (: Literarische Vereinigung Braunschweig e. V.) 1989. IR8 S., 22<br />

Abb. (Literarische Vereinigung Braunschweig e. V. Bibliophile Schriften. Bd. 36.)<br />

263. Friedrich Gerstäcker. • 10.5. IR16 Hamburg t 31. 5. 1872 Braunschweig. Die Flußpiraten des<br />

Mississippi. In: Kindlers neues Literaturlexikon. Hrsg. von Walter Jens. Bd 6. München 1989.<br />

S.252-253.<br />

264. Frevel, Stefan: Friedrich Gerstäeker, • 10. 5. 1816 Hamburg, t 31. 5.<br />

1872 Braunschweig. In: Literaturlexikon. Autoren u. Werke deutscher Sprache. Hrsg. von<br />

Walther Killy. Bd4. Gütersloh 1989. S.140-141.<br />

265. Roth, Kar! Jürgen: Die Darstellung der deutschen Auswanderung in den Schriften Friedrieh<br />

Gerstäckers. Braunschweig (: Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft) 1989.210 S. Ersch. zuerst als<br />

Magisterarbeit, Universität-Gesamthochschule Siegen, Fachbereich I, 1987.<br />

266. Abenteuer & Sehnsucht. Eine Ausstellung d. Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft e. V. [Katalog.)<br />

([Hrsg. von] Thomas Ostwald.) (Braunschweig 1989.) 84 S., Abb.<br />

[Darin S. 53-56. 1 Ahb.: Bit t ner. Wolfgang: Friedrich Gerstacker- spannend. WIderborstig u. widerspruchlich.J<br />

267. <strong>Jahrbuch</strong> der Raabe-Gesellsehaft. [30.) Hrsg. von Josef Daum [u. a.) Tübingen: Niemeyer<br />

1989. VIII, 158 S.<br />

[Darin u. a.: Sch fader. Hans-Jurgcn: Gedichtete Dichtungstheorie im Werk Raahcs. Exemplifiziert an ... Alte Nester". S. 1-27.<br />

- Schellemeil, Rosemarie: Einige unbekannte Raabc-Bncfe. S. 28-44. - Brenner, Peter J.: Die Einheit der Welt. Zur<br />

EntLauhcrung d. Fremde u. Verfremdung d. Heimat in Raabes "Abu Telfan". S. 45-62. - Leh rer, Mark: Ver ausgegrabene<br />

Hemnch Schllemann und der ncgrabene Theodor Storm. Anspielungen auf Zeitgenossen in Raahes .. Stopfkuchcn". S. 63-90.<br />

- Slchardt, Martina: EIne .. Mahlersche" Situatlon in Raabes spatem Roman "Oie Akten des Vogelsangs". S. 91-99. - Dittrieh.<br />

Wolfg.ng: Ra.be-Blhliographie 19H9. S. 139-145.J<br />

268. Denkler, Horst: Wilhelm Raabe. Legende, Leben, Literatur. Tübingcn: Niemeyer 19R9. XIV,<br />

223 S., 8 Abb.<br />

INamenverzeiehnis S. 215-221.J<br />

269. Studnitz, Cecilia: Wilhelm Raabe. Schriftsteller. Eine Biographie. (Diisseldorf:) Droste<br />

(1989).345 S., Abb.<br />

180<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622


323. (D 0 rn ack, Jens:) Chronik Karnevalsumzüge (Braunschweig) 1979-1989. (Braunschweig:<br />

Verf. 1989.) 264 S. 4 0 [Umschlagt.] [Masch.schr. vervielf.]<br />

[Die Chronik i" vorhanden in d. Sladlhihliolhck Braunschweig unler d. Signalur II 13/552.1<br />

324. Karras, Christa: Die neue Frauenbewegung im lokalen politischen Kräftefeld. Untersuchungen<br />

zum Wandel d. Politikverständnisses u. d. politischen Praxis. Pfaffenweiler: Centaurus­<br />

Verl. Ges. 1989. XVI, 303 S. Zugl. Diss. Braunschwcig 1989. (Aktuelle Frauenforschung. Bd 1.)<br />

[Dargestellt am Reisplel d. Frauenhewegung in Braunschweig.]<br />

325. Scheffler, Wolfgang: Stadtbraunschweigische Motive vor 40 Jahren und heute in<br />

Skizzen und Lichtbildern. Berlin (: Verf.) 1989. 38 S., 41 Abb. quer-8°<br />

326. Tr a u pe, Kar!: Die ursprüngliche Abgrenzung der Westseite der Bahnanlagen des ehemaligen<br />

Braunschweiger Hauptbahnhofes. Braunschweig: Verf. 1989. 14 gez. BI., 12 ungez. BI. mit 1 Kt.<br />

u. 22 Abb. 4 0 [Masch.schr. vervidL]<br />

327. Ha ide r, Fdgard: Versunkenes Deutschland. Auf d. Spuren kriegszerstörter Residenzen u. Palais.<br />

Wien, Köln: Böhlau (1989). 300 S., 33 Abb.<br />

[Darin S. 265-273.1 Ahh.: Herzogsschloss Braunschweig.1<br />

328. Ra ben, Gustav-Adolf: Die Park anlage von Schloß Richmond, Braunschweig. In: Die Gartenkunst.<br />

Jg. 1, H. 1. 1989. S. 67 -78,8 Abb.<br />

329. Tu te, Heinz-Joaehim, Marcus Köhler: Gartenkunst in Braunschweig. Vond. fürstlichen Gärten<br />

d. Barock zum Bürgerpark d. Gründerzeit. Braunschweig (: Stadtarchiv u. Stadtbibliothek)<br />

1989.301 S., 151 Abb. (Braunschweiger Werkstücke. Bd 76 = R. A, Bd 28.)<br />

330. Galling, Gottfried: 150 Jahre Botanischer Garten der Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig.<br />

In: Mitteilungen d. TU Braunschweig. Jg. 24, H. 2. 1989. S. 47-48.<br />

331. Baeske, Klaus: Blühende Oase. 150 Jahre Botanischer Garten an der Humboldtstraße (in<br />

Braunschweig). In: Braunschw. KaI. 1990. [1989.] S. 34-38,2 Abb.<br />

332. Beitz, Uwe: Zur Zierde der Stadt. Baugeschichte d. Braunschweiger Burgplatzes seit 1750.<br />

(Hrsg. in Zsarb. mit d. Deutschen Architekturmuseum Frankfurt a. M.) Braunschweig, Wiesbaden:<br />

Vieweg (1989).184 S., 45 Abb. [Zugl. Phil. Diss. Marburg.]<br />

333. Gei s m a r, Alfred: 100 Jahre Hauptfriedhof Braunschweig. In: Friedhof u. Denkmal. Jg. 32.<br />

1987. S. 68-75, 12 Abb.<br />

334. Rother, Bcrnd: 75 Jahre Volksfreund-Haus (Braunschwcig). In: Volksfreund. Mitteilungsbl.<br />

d. SPD, Bezirksvorstand Braunschweig. Jg. 30, Nr 2. 1989. S. 1-2, 1 Abb.<br />

335. K abI i t Z, K.: Ausgrabung der Alten Waage in Braunschweig. In: Archäologie in Deutschland.<br />

1989, H. 4. S. 39, 3 Abb.<br />

336. Die Grabungen an der Turnierstraße in Braunschweig-Altstadt. 2. Vorbericht. Zsgcst. von<br />

Hartmut Röt ti ng. Mit Beitr. von B. Herrmann [u. a.] Mit 27 Abb., davon 1 Abb. auf Falttaf.<br />

u. 4 Tab. In: Nachrichten aus Nds. Urgeschichte. Bd 58.1989. S. 207-278.<br />

[Darin: Röning. H.: Zum Arhcüsstand auf der PHf7elle Ass. 636 in ßraunschwelg-Altstadt S 200-237,17 Ahb. - Schorma<br />

nn. Michael Heinrich: Ein spatmittclalterhches Besteck aus einer Kloake der Parzelle Ass. 636 in Braunschweig-Altstadt. S.<br />

239-249,5 Abb. - Sterly, Marita: Zur stadtgcschlchtlichcn Bedeutung der Parzclle Ass. 636 in Braunschwclg-Altstadt nach<br />

den archIvalischen Qucllen. S. 251-261. - Herrmann, Bemd: Anthropologische Daten zu zwei Knochenlagern am Rande des<br />

St.-Martmi-Klrchhofes in Hraunschweig. S. 263-265, 2 Abb. - Hell wig. Maren: BOlamscher Beilrag zur Funktionsanalyse an<br />

mlltclalterlichcn Fcuchtscdimentcn aus Braunschweig. S. 267-271. 1 Ahb. - Oe h I ma nn, Barbara: Zur BC!slImmung hoch mlttelalterllcherTierknochen-Fundkoml1lexe<br />

unterschiedlicher .'erkunft in Rraunschweig. S. 273-27S, 3 Ahh.; Anrangs. Rihliogr.<br />

19M7. Nr366.1<br />

337. Sauerbrey, Beate: Die Wehrverfassung der Stadt Braunschweig im Spälmittelalter. Braunschweig<br />

(: Stadtarchiv und Stadtbibliothek) 1989. 187 S., 23 Abb., 2 PI. Ersch. zuerst als Phil.<br />

Diss. TU Braunschweig SoS 1988. (Braunschweiger Werkstücke. Bd 75 = R. A, Bd 27.)<br />

186<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

338. Bo Idt-Stü Ize bach, Annctte: Institutionalisierte und private Formen der Wohlfahrspflege im<br />

spätmittelalterlichen Braunschweig. In: Braunschw. Jb. Bd 70.1989. S. 39-60.<br />

[Oberarb. Fassung e. Vortrages vor d. Mitgliedern d. Braunschw. Geschichtsvereins am 17. 11. 19H8.]<br />

339. Mo h rm an n. Ruth-E[lisabeth]: Objekte der Alltagskultur. Konkurrierende Materialien u. soziale<br />

Hierarchien in d. Stadt Braunschweig in d. frühen Neuzeit. In: Inventaires apres-deces et<br />

ventes de meuhles. Apports a une histoire de la vie economique et quotidicnne .<br />

Micheline Ba ulan t [u. a.] Louvain-La-Neuve 1988. S. 181-195,10 graphische Darst.<br />

(Congres international d'histoire economique de Beme. Actes du seminaire. 9.)<br />

340. Nie meyer, Thomas F. W.: Flüchtlinge in der Stadt Braunschweig 1945-1948. Braunschweig:<br />

Stadt Braunschweig, Amt für Statistik u. Stadtforschung 1989. 335 S. 4° (Kommunalpolitische<br />

Schriften d. Stadt Braunschweig. Bd 31.)<br />

341. Lied ke, Kar!, Bernd Rother: Von der Zuckerfahrik zum Mikrochip. Braunschweigs Industrie<br />

von 1850 bis heute. Frankfurt a. M.: dipa-Verl. (1989).106 S., Ahb.<br />

342. Hodemacher, Jürgen: Handel im Wandel - Messen in Braunschweig. In: Braunschw. KaI.<br />

1990. [1989.] S. 75-78,3 Abb.<br />

343. Horn, Wolfgang: Braunschweiger Gas-Erleuchtungs-GeselIschaft und Gaswerk am alten<br />

Hauptbahnhof. Braunschweig: Stadtwerke Braunschweig, Archiv 1989. 110 ungez. BI., 36 gez.<br />

BI., Abb. 4°<br />

[Darin: Horn: Die Braunschweiger Straßenbcleuchtung. 1985/1988. s. Rihliogr. 1985, NT 379; d. Arbeit Ist vorhanden in d.<br />

Stadtbihliothek Braunschweig unter d. SIgnatur II 12199t.1<br />

344. Munte-Chronik 1805-1985. (Zsgest. u. hrsg. von Michael M u nt e unter Mitarb. von Herbert<br />

Ahlgrimm [u.a.]) (Braunschwcig: Bauunternchmung Karl Munte [um 1989].) 224,32 S.,<br />

Abb.,l Stammtaf. 4°<br />

345. Schrade r, Susanne: Von der Firma Natalis bis zu den Brunsviga Maschinenwerken. Rechenmaschinen<br />

aus Braunschweig. In: IHK [Industrie- u. Handelskammer]. Braunschw. Wirtschaft.<br />

Mitteilungen d. Industrie- u. Handelskammer Braunschweig. Jg. 41, H. 4. 1989. S. 30-32, 4<br />

Abb. (Aus d. Wirtschaftsgeschichte d. Region. 5.)<br />

346. E sch e bach, Erika: Die älteste Textilgroßhandlung Deutschlands - das Handelshaus Pfeiffer<br />

& Schmidt. Buten un binnen - wagen un winnen. In: IHK [Industrie- u. Handelskammer].<br />

Braunschw. Wirtschaft. Mitteilungen d. Industrie- u. Handelskammer Braunschweig. Jg. 41, H.<br />

9.1989. S. 34-38, 6 Abb. (Aus d. Wirtschaftsgeschichte d. Region. 9.)<br />

347. Esche bach, Erika: Das Braunschweiger Verlagswesen im 19. Jahrhundert. In: IHK [Industrieu.<br />

Handelskammer]. Braunschw. Wirtschaft. Mitteilungen d. Industrie- u. Handelskammer<br />

Braunschweig. Jg. 42, 11. 2. 1990. S. 24-27, 5 Ahb. (Aus d. Wirtschaftsgeschichte d. Region.<br />

10.)<br />

348. Isensee, Eyke: Voigtländer 1849-1972. Ein Beitr. zur Braunschweiger Photoindustrie. In:<br />

IHK (Industrie- u. Handelskammer]. Braunsehw. Wirtschaft. Mitteilungen d. Industrie- u. Handelskammer<br />

Braunsehweig. Jg. 41, H. 5. 1989. S. 36-39,4 Abb. (Aus d. Wirtschaftsgeschichte<br />

d. Region. 6.)<br />

349. Jünke, Wolfgang A.: 800 Jahre SI. Petri in Braunsehweig. In: Braunschw. KaI. 1990. [1989.] S.<br />

90-93,1 Abb.<br />

350. Naß, Klaus: Der Rcliquienfund aus St. Aegidien und die Braunschweiger Äbtcsiegel. In:<br />

Braunschw. Jb. Bd 70.1989. S. 7-38, 3 Abb.<br />

351. Kulturberichte. Veröffentlichungen d. Kulturamtes d. Stadt Braunschweig. Hrsg.: Gerd Spies.<br />

Bd 6.7. Braunschweig (: Stadt Braunschweig, Kulturamt) 1989.<br />

(6. Lu fft, Peter: Braunschweigs Plastiken im Stadthild seit 1945. 2395., 95 Ahb., 2 PI. - 7. R rax ma le r, Rainer: Manfrcd<br />

Grommelt. RadIerungen. Ausstellung im Kulluramt. 9. Februar bIS 17. Mim 19X9. 32 S .• 15 Ahb.]<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622<br />

187


38U. Die n hol d, Kurt: Kaum glaublich aber wahr. Amüsante Braunschweiger Schulgeschichten aus<br />

d. Zeit um 1930. (Braunschweig:) Kuhle in Komm. 1989.55 gez. BI.<br />

[Erinnerungen an d. Schulzeit d. AUlOrs an d. Obcrrealschule Braunschweig, heute Hoffmann von Fallersleben-SchuJe.]<br />

381. Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft Braunschweig-Völkenrode . (Braunschweig-Völkenrode<br />

1989.) 64 S., Ahb., PI. [Umschlag!.] [Neben!.:] 1947-1987. 40 Jahre Bundesforschungsanstalt<br />

für I .andwirtschaft Braunschweig-Völkenrode.<br />

382. 100 Jahre K(atholischer) K(aufmännischer) V(erein) Braunschweig. l88R-198R. Mitglied im<br />

KKV Bundesverband d. Katholiken in Wirtschaft u. Verwaltung e. V. Essen. (Braunschweig:<br />

KKV-Braunschweig 1988.) 27 S., Abb.<br />

383. (Hoffmeister, Kurt:) 194R-1988. 40 Jahre Soziale Baugenossenschaft e.G. Eine Schrift f.<br />

Mitglieder u. Freunde d. Sozialen Baugenossenschaft e. G. (Braunschweig 1988.) 40 S., Abb.<br />

384. (Hoffmann, E[rnst-] A[ugust]:) lOOjähriges Jubiläum, Augenklinik, Wolfenbütteler Straße,<br />

3300 Braunschweig. 1889-1989. (Braunschweig 1989.) 16 S., Abb.<br />

385. Pingel, Norman-Mathias: 75 Jahre A(llgemeine) O(rts) K(rankenkasse) Braunschweig.<br />

Braunschweig: AOK Braunschweig (1989).32 S., Abb. 4 0<br />

3RIi. 75.1 ahre A[Ilgemeine] O[ rts] K[ rankenkasse ] Braunschweig. FestveranstaItung. Braunschweig:<br />

AOK Braunschweig 1989. 20 S., Abb. 4 0<br />

387. Ei c h horn, Heinz: Kleiner Streifzug durch Mascherodes Schulgeschichte (Mascherode Stadt<br />

Braunschweig). In: Braunschw. KaI. 1990. [1989.] S. 54-58,4 Abb.<br />

388. Kwan, Elisabeth E.: Ein Juwel am Rande der Stadt (Nicolaikirche in Braunschweig-Melverode).<br />

In: Braunschw. KaI. 1990. [19R9.] S. 49-50,1 Abb.<br />

389. Herbeck, Peter: Das Zisterzicnsermuseum Riddagshausen [Stadt Braunschweig]. In: Niedersachsen.<br />

Jg. 89. 1989. S. 81-82, 3 Abb.<br />

ßuntenbock s. Clausthal-Zellerfeld.<br />

Clausthal-Zellerfeld s. auch Nr 29, 1U2, 219-222, 280, 294, 313.<br />

390. Augenzeugen berichten. Aus d. tagebuchähnlichen Aufzeichnungen d. Bergmannes<br />

Heinrich Friedrich Wilhelm Hartung. Zsgest. von Erich Trenkner. In: Allgern.<br />

Harz-Berg-Kal. 1990. [1989.] S. 65-68,1 Abb.<br />

[Auf7eichnungen aus C1austhal aus d. Jahren 1848-1R50; Anfang s. Bibliogr. 1986. Nr 449; 1987. Nr 429 u. 19RR. Nr 443.1<br />

391. Meier-Cortes, Hclga: Das Robert-Koch-Krankenhaus (in Clausthal-Zellerfeld) und das<br />

"Wir-Gefühl" der Oberharzer. In: Allgern. Harz-Berg-Kal. 1990. [1989.] S. 25-29,4 Abb.<br />

392. Meier-Cortes, Helga: Ein Zeichen der Freundschaft und Versöhnung. Clausthal-Zellerfeld<br />

verlieh d. ehemaligen Bürgermeister von L'Aigle, Roland Boudet, d. Ehrenbürgerwürde. In:<br />

Allgem. Harz-Berg-KaI. 1990. (1989.] S. 29-32, 4 Abb.<br />

393. Fü rer, Gotthard: Nachdenkliches zum Giebelschmuck des alten "Amtshauses" - des heutigen<br />

Oberbergamtes zu Clausthal-Zellerfeld. In: Unser Harz. Jg. 37. 1989. S. 47-4R, 53, 5 Abb.<br />

394. Hildebrandt, Werner: Glockenspiel und Fahrkunst am Thomas-Merten-Platz in Zellerfcld.<br />

In: Allgern. Harz-Berg-Kal. 1990. [1989.] S. 39,2 Abb.<br />

395. Vasel, Anneliese: Kleine Chronik der Buntenböcker Schmiede [Buntenbock Stadt Clausthal­<br />

Zellerfeld]. In: Allgern. IIarz-Berg-KaI. 1990. (1989.] S. 52-53,1 Abb.<br />

396. Lüer, Otto: 60 Jahre Frauenhilfe in Destedt [Gemeinde Cremlingen]. In: Heimathuch f. d.<br />

Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 36: 1990. [1989.] S. 152-159,2 Abb.<br />

397. Giesselma n n, Edith: Vom Ledereimerzum Löschfahrzeug. Brandschutz u. Feuerhilfe in Gardessen<br />

l Gemeinde Cremlingen]. Erg. d. 5teiligen Dorfgeschichte


Jahre eV.-luth. Kirche in Gardessen", "Rückblende in die Vergangenheit des Dorfes Gardessen"<br />

, "Gardessen, das Dorf, in dem wir leben" u. "Die Martinskirche zu Gardessen" .> Nach d.<br />

am Schluß aufgeführten Quellen verfaßt. Gardessen (: Freiwillige Feuerwehr Gardessen) 1989.<br />

40 S., Abb.<br />

398. S ch I ü te r, Erich: Hordorfer Chronik (Hordorf Gemeinde Cremlingen). Überlieferte u. erlebte<br />

Geschichte u. Erzählungen. (Cremlingen: Gemeinde Cremlingen, Ortsrat Hordorf 1989.) 347<br />

S.,Abb.<br />

Delligsen s. auch Nr 280.<br />

399. K n i p pe n be rg, Axel: Das Turmuhrenmuseum Delligsen. Eine Sammlung von Turmuhrenwerken<br />

dokumentiert e. Stück Technik- u. "Zcit"-Geschichte. In: Niedersachsen . .lg. 89. 1989. S.<br />

16-17,3 Abb. - Ersch. zuerst in: <strong>Jahrbuch</strong> f. d. Landkr. Holzminden. Bd 5/6: 1987/88.1988. S.<br />

172-178. s. Bib1iogr. 1988, Nr 455.<br />

Destedt s. Cremlingen.<br />

400. H adle r, Ernst: Die alten Höfe des Amtes Thedinghausen. T. 1: Thedinghausen - die Bürgerei<br />

. In: Heimatkalender f. d. Landkr. Verden. Jg. 33: 1990. [1989.] S. 310-330.<br />

Dettum s. Nr 53.<br />

401. Niklaus, Wolfgang: Ritter, Nonnen, Bauersleut', Dorstadt gestern, Dorstadt heut'. Zsgest.,<br />

niedergeschrieben u. illustr. (Dorstadt: Gemeinde Dorstadt 1989.) 136 S., IlIustr. [Handschr.<br />

vervielf.]<br />

402. Baum, Werner: Gedanken zur 800-Jahrfeier der Klostergründung in Dorstadt. In: Heimatbuch<br />

f. d. Landkr. Wolfenbüttel.Jg. 36: 1990. [1989.] S. 165-167,1 Abb., 1 Kt.<br />

Drütte s. Salzgitter.<br />

403. Bilderchronik Groß EIbe und Klein EIbe (Gemeinde Eibe). (Red.: Rudolf Brinschwitz<br />

[u.a.]) Groß EIbe (, Landstr. 4): Dorfgeschichtsverein Groß EIbe (1989). 232 S., Abb. 4°<br />

[Darin: Lowes. Christoph: Die Dörfer Groß Eibe und Klein Eibe. S. 9-39. Abb. - Brinschwitz, R.: Ort'geschichte im<br />

Spiegel der Zeit. S. 40-69. Abb. - Liersch. Helmut: Die Kirchengemeinden. S. 70-99. Ahb. - Giesema nn. Henning: Die<br />

Schulen. S. 100-129, Abb. - He m lOer ich, Elke: Vom taglichen Leben. S. 131-154, Ahb. - Hu rgdorf. Friednch: Landwlftschaft<br />

und Forst. S. 155-IRI. Ahb. - Müller-Hurtig. Elke: Handwerk und Handel. S. IR2-2!Xl, Abb. - Meme!. Uwe:<br />

Brauchtum und Vereine. S. 201-23U. Abh.1<br />

404. Chronik von Gustedt (Gemeinde EIbe). (1150 Jahre Gutstete- Gustedt. 839-1989. 840 - Gutstete.<br />

1209 Gustide. 1220 Gustat. 1227 - Guste. 1330- Gustede. 1333 - Gusteyde.) Geschrieben<br />

anläßI. d. 1150-Jahrfcier 23., 24. u. 25. Juni 1989. (Gustcdt 1989.) 199 S., Abb.<br />

[Darin U. 3.: Lüer. Hans-Joachim: Chronik des Ortes Gustcdt. S. 13-76. Abb. - Liersch, Helmut: Dlc (je schichte der Kirche<br />

als Spiegel der F.ntwicklung von GUSledt. S. 111-15H. Abb. - Liersch. H.: 300 Jahre Schule Gustedt. S. 159-174. Abb.)<br />

405. Krentel, Friedrich-Karl: Höfe- und Ortssippenbuch Gustedt (Gemeinde EIbe)<br />

. Bei Beitr. von Erhard Ba rte Is. Hannover 1989. 313 S., 10 Abb. (Nds. Landesverein<br />

f. Familienkunde e. V., Hannover. Sonderveröffentlichung. 22.) (Deutsche Ortssippenbücher.<br />

R. H, Hd 59.)<br />

[Namens· u. OnsregiSter S. 301-313.)<br />

Erkerode s. Nr 47.<br />

Fürstenbergs. Nr 198,280.<br />

Gandcrsheim s. Nr 3, 57, 280,496.<br />

Gardessen s. Cremlingen.<br />

Gebhardshagen s. Salzgitter.<br />

Gitter s. Salzgitter.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622<br />

191


Groß Eibe s. EIbe.<br />

Groß Mahner s. Salzgitter.<br />

Grünenplan s. Delligsen.<br />

Gustedt s. EIbe.<br />

420. KaI thamm er, Wilhelm: Zur Geschichte der Sankt Romanuskirche in Hahausen, Kreis Goslar.<br />

In: Ib. d. Ges. f. nds. Kirchengesch. Bd 87.1989. S. 23-34, 2 Abb.<br />

Habndorfs. Goslar.<br />

Habnenklee s. Goslar.<br />

Harz s. Nr 2,4-6, IR, 19,21-28,33,40,45,46,57,101,145, 161, 167-169, 175, 176,279,281,<br />

294, 297a, 299-303, 307, 409, 507.<br />

Harzburg s. auch Nr 18, 54,165.<br />

421. Spier, Heinrich: Berichte von vier Pastoren über ihre Gemeinde. Im Turmknopf d. Kirche (zu<br />

Bettingerode [Stadt Bad Harzburg]) gefunden. In: Unser Harz. Ig. 37.1989. S. 126-127.<br />

lIattensen, Wüstung s. Nr 3.<br />

Heere s. Nr 295.<br />

422. Lent, Dieter: Die Geschichte von Hehlen an der Weser im Überblick. Nach e. Vortrag zur I ISO-Jahrfeier in Hehlen am 20. Juni 1986. (Hehlen: Gemeinde Hehlen 1989.)<br />

32,3S.<br />

423. Schoppe, Achim: Die Entstehung Hellentals. Die Errichtung e. Grünglashütte. In: Sollingcr<br />

Heimatblätter. 1989,2. S. 16-20,5 Abb.<br />

Helmstedt s. auch Nr 3,57,172,223-225,232,280,494.<br />

424. Lyrik in Helmstedt. Hrsg.: Rudolf Kleinert. T. 3: Nachlese. 12 Autoren. Helmstedt: Stadt<br />

Helmstedt 1989. 242 S., 12 Abb. 4°<br />

[T. 1.2s. Bibliogr. 1986. Nr492 u. 1987. Nr463.l<br />

425. Losch, Ralf Günther: Klosterbibliothek SI. Maricnberg Hclmstedt. Ein Beitr. im Vorfcld d.<br />

l'\iedersächs. <strong>Bibliothek</strong>stage in Hclmstedt 1990. In: mb. Mitteilungsbl. d. <strong>Bibliothek</strong>en in Niedersachsen.<br />

11. 72.1989. S. 21-28.<br />

426. Kö h I er, Martina: "Ucber öffentliche Anstalten zur Verbesserung der Academischen Sittcn".<br />

Studentische u. bürgerliche Leseeinrichtungen in d. Universitätsstadt Helmstedt im letzten Drittcl<br />

d. 18. u. im frühen 19. Ih. In: Gutenberg-lahrbuch. Ig. 64. 1989. S. 330-363.<br />

427. 75 Jahre (Conringschule Stadt Hclmstedt). 1914-1989. Red.: Regine Wantier.) (Helmstedt,<br />

Schulstr. 18: Conringschule) 1989.28 ungcz. B!., Abb. U. Kt. 4° (Conring-Kurier. Sonderausg.)<br />

428. 50 Jahre Realschule in Helmstedt. Mittelschule Hclmstedt. Beireis-Realschule. Lademann-Realschule.<br />

(Hrsg.: Jürgen Opperma nn. Dorothea B ertli ng.) (Helmstedt: Beireis-Realschule,<br />

Lademann-Realschule 1989.) 103 S., Abb. 4° [Umschlagt.]<br />

(Darin u.a.: Volkmann. Rolf: Aus der Helmstedter Schulgeschichte. S. 4-17. Abb.l<br />

Hohegeiß s. Braunlage.<br />

Hohenrode s. Salzgitter.<br />

Holzminden s. auch Nr 232.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

429. Koch-Rosner, Karin, u. Kuno Mahnkopf: Holzmindcn. Stadt im Wescrbcrgland. Tor zum<br />

Solling. Fotos: Axcl Triestram. Holzminden: Hüpke & Sohn (198R). 96 S., Abb. Text in<br />

deutsch, eng!.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622<br />

193


Liebenburg s. auch Nr 3, 295.<br />

440. Lange, Horst-Günther: Fürstlicher Besuch in Liebenburg. In: Goslarer BergkaL Jg. 372: 1990.<br />

[1989.] S. 98-101,2 Abb.<br />

ICher d. Besuch d Kbnigs Ernst Augusr von Hannover in Liehenhurg im Mai 1860.]<br />

Lucklum s_ Erkerode.<br />

441. Das Zisterzienserkloster Mariental bei Hclmstedt 1138-19811- Hrsg. vom Braunschweigischen<br />

Vereinigten Kloster- u. Studienfonds. (Red.: Christof Römer.) (2., verb. u. erw_ Aufl.) (München:)<br />

Deutscher KunstverL (1989). 2U4 S., 113 Abb.<br />

[1. Aufl. s. Bibliogr. 1988. Nr 511; 2. Aufl. erw. um: Volkmann, Rolf: Kloster Mariental nach dem Zweiten Weltkrieg und die<br />

Restaurierungcn 1955 hlS 1963. S. 195-196.)<br />

Mascherode s. Braunschweig.<br />

Melverode s. Braunschweig.<br />

Moorhütte s, Nr 2[10.<br />

Münchehofs. Scesen_<br />

442. Ach i lies, Hermann: Neuhaus. Burg, Amt, Domäne. Wolfsburg (; Stadt Wolfsburg) 1989. 103<br />

S., Abb. (Stadtarchiv Wolfsburg, Texte zur Geschichte Wolfsburgs. Bd 19.)<br />

Neuwallmoden s. Wallmoden.<br />

Niedersickte s. Sickte,<br />

443, Albers, Rudolf: "Schloß Oelber" am weißen Wege. In: Niedersachsen. Jg. 89. 1989. S, 116,<br />

121,2 Abb., 1 Kt.<br />

444, Barte Is, Wilfried: Oelber am weißen Wege: Die Geschichte seiner Schule und seiner Schulmeister.<br />

In: Heimatbuch f. d. Landkr. WolfenbütteL Jg. 36: 1990. [1989.] S, 139-147,3 Abb.<br />

Oker s. Goslar.<br />

445. Schi lIig, Henning: Ortsfremde Paten in den Taufregistern Pabstorfs , In: Mitteld!.<br />

Familienkde, Bd 9 = Jg. 30.1989. S, 319-332. <br />

(Pahstorf, heute Kr. HalberSladt. gchorte bis 1941 zum ehern. Herzogtum Braunschweig.1<br />

446, Behrens, H(einz) A,: Der Regenstein. 1: Besiedlung und Geschichte der Grafen bis 1500,<br />

(Blankenburg: Burg u. Festung Regenstein 1989,) 56 S., 41 Abb.<br />

447. Meyer, Bernd-L'we: Alte Dokumente im Roklumer Kirchturmknauf. In: Heimatbuch f, d,<br />

Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 36: 1990. [1989.] S. 137-138,1 Abb.<br />

Riddagshausen s. Braunschweig.<br />

Ringelheim s. Salzgitter.<br />

Salder s, Salzgitter.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

Salzgitters. auch Nr 52,80,119, 120a, 138, 173,206,280,295,296,541.<br />

448, Salzgitter. Monatsschrift f. Fremdenverkehr, Kultur u. Wirtschaft. (Jg. 27, H.) 1-12, (Salzgitter:<br />

Stadt Salzgitter) 1989. quer-8° [Umschlagt.]<br />

[Darin u.a.: Humburg. H[ansl Mlax): Persönlichkeiten der Heimat. Erie"" Schaper (23. 5.1901-3.2.1970).11. I. S. 26-27;<br />

Cun Hasselbring [lO. 11. 19111-23 12. 19KX). H. 2. S. 26-27; August Siegfned von Goue (' 2. 8. 1742 t 26. 2. 1789). H. 3. S.<br />

26-27; Karohnc von Hatlfeldt-Trachtenberg (' 6. 5. 1779 t 1832). H. 4. S. 20-27; Ernst I'nednch Herbert zu Munster (' I. 5.<br />

t766 t 20. 5. 1839). H. 5. S. 26-27; Georg Lohmann (' um 15H5). H. 6. S. 26-27; Herzog Heinrich Julius. H. 7. S. 26-27;<br />

Therese Wegener (' 26. 3. 1777 t 26. 4. 1855). H. 8. S. 26-27; I'aul Vetter (' 26.8. 1871 t 5.3. 1949) H. 9. S. 26: Heinrich Caspar<br />

Cuppius (' 11. I. 1620 t 24. 9. 1691). H. 10. S. 26; Dr. Karl Grube (' 4. 8. 1849 t 5. 3. 1917). H. 11. S. 7,26, 1 Ahb. - Strahlenschutzamt<br />

kommt nach Salzgitter. H. 1. S. 5.7. - Karich, Klaus: Vor 25 Jahren begann das Abenteuer Büssing. H. 6. S. 3-4,<br />

2 Ahb. - 25 Jahre Segelclub Salzgitter. H. 6. S. 11. 19. - Ka rich, K.: Neubau (Hundesamt f. Strahlenschutz) Wird das Gesicht<br />

der Innenstadt v('randem H. 11. S. 3-4 - Karich. K.: Bundesamt (f. Strahlenschutz) will Teil der Stadt werden. H. 12. S. 3-4,<br />

1 Abh. - H u m hurg. H. M.: Franl Zobel (29 12. IHH9 t 24.5. 1963): F.lOe der bedeutendsten Personhchkeiten der Stadt. H. 12.<br />

S. 11.13.1 Abb.1<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622<br />

195


449. Q u e n t m eie r. Hans-Heinrich: Salzgitter unter braunschweigischer Herrschaft. Wirtschafts- u.<br />

sozialpolitische Entwicklungen von d. Anfängen Salzgitters bis zur Mitte d. 17. Jh. In: Salzgitter­<br />

<strong>Jahrbuch</strong>. Bd 11. 1989. S. 44-198,24 Abb.<br />

450. Erinnerungen. Senioren schrt!ibt!n aus ihrem Lt!bt!n. Ausgew. Ergebnisse d. Autorenwettbewerbs<br />

1988. (Salzgitter: Stadt Salzgitter, Referat f. Öffentlichkeitsarbeit 1989.) 54 S., 8 Abb. 4°<br />

[Umschlagt.] (Salzgitter-Forum. H. 17.)<br />

451. (Weber, Michael, Christina Cam pe u. Hans-Ulrich N itsch ke:) 1958-1988.27. November.<br />

30 Jahre SPD-Betriebsgruppe Hütte (Salzgitter). (Salzgitter 1988.) 46 S., Abb. 4° [Umschlagt.]<br />

452. Jörg Leuschner [u.a.] "Ortschaft Süd" (Stadt Salzgitter). Ringelheim, Gitter, Hohenrode,<br />

Groß Mahner, Salzgitter-Bad u. Kniestedt in alten Bildern. Salzgitter: Archiv d. Stadt Salzgitter<br />

1989.191 S., Abb. 4° (Beiträge zur Stadtgeschichte. Bd 4.)<br />

453. Lange, Horst-Günther: Quellen zu den Wahlen zur ersten deutschen Nationalversammlung<br />

1848 in Salzgitter und Umgebung und zum Wirken von Heinrich Ahrens in der Frankfurter<br />

Paulskirche. T. 2. In: Salzgitter-<strong>Jahrbuch</strong>. Bd 11. 1989. S. 214-245,6 Abb.<br />

[T. 1 s. Bibliogr. 1988. Nr 126.)<br />

454. 100 Jahre St. Marienkirche Salzgitter-Bad. Hrsg. vom Kirchenvorstand d. katholischen SI. Marien-Gemeinde<br />

Salzgitter-Bad durch Hermann Spicker. (Salzgitter-Bad: Katholische SI. Marien-Gemeinde)<br />

1989. 176 S., Abb. [Umschlagt.:] SI. Marien Salzgitter-Bad.<br />

[Darin u. a.: Ceglarsk i. Theodor: Zur Entstehungs- u. Baugeschichte d. Pfarrkirche St. Marien. S. 7-54, Abb. - H um burg,<br />

Ma. H., Wilfried Hollk necht. Th. Cegla rski: Die katholische pfarrgemeinde St Marien zu Salzgitter· Bad von d. Anfangen<br />

bis 1955. S. 55-72, Abb. - Ot t 0, Margarete: Erinnerungen an d. GemeIßdeleben in St. Marien wahrend d. Krieges 1939-1945.<br />

s. 72-74. - Spicker. H.: Das Roseuenfcnster in St. Manen. Ein Bild f. d. gemeinsame Priestertum aller Glaubenden. S.<br />

79-82,1 Abb. - Hollknecht, W.: Gemeindelehen lß d. Jahren 1955-1988. S. 83-109,1 Abb. - Die Seelsorger von SI.<br />

Marien, Salzgitter·Bad. S. 127-130.)<br />

455. Salzgitter-Beddingen. Dorferneuerungsplan 1986/87. Verf.: Planungsbüro Möhlmann & Urbisch,<br />

in Zsarb. mit d. Stadtplanungsamt d. Stadt Salzgitter u. d. Arbeitskreis f. Dorferneuerung<br />

Beddingen. Hrsg. vom Stadtplanungsamt d. Stadt Salzgitter. Salzgitter 1989. 74 S., 67 Abb., PI.<br />

4°<br />

456. Ren n e r, Werner: Gebhardshagen Chronik (StadtSalzgitter). 1988. Salzgitter-Gebhardshagen:<br />

Verf. 1989. 19 gez. BI. 4° [Masch.schr. vervielf.] [KopfL]<br />

457. Thie lern a n n. Otto: Eine Topographie von Groß Mahner [Stadt Salzgitter]. In: GoslarerBergkal.Jg.<br />

372: 1990. (1989.] S. 107-113,2 Abb., 1 Kt.<br />

458. 50 Jahre Siedlergemeinschaft Krähenriede (Stadt Salzgitter). 4.9. -30. 10. 1988. Salzgitter: Stadt<br />

Salzgitter 1988. 15 ungez. BI. (Ausstellungen Museum Schloß Salder. 9.)<br />

[Darin 81. 3-15: Pötzl, Heinz: Zur Entstehung Krähcnriedes.1<br />

459. Wionski, Heinz: Die NS-Wohnsiedlung Salzgitter-Lebenstedt. In: Deutsche Kunst u. Denkmalpflege.<br />

Jg. 47. 1989. S. 33-38, 9 Abb.<br />

460. Lichtenberg (Stadt Salzgitter). Die Geschichte e. braunschweigischen Dorfes von seinen Anfängen<br />

bis heute. (Red.: Jörg Leuschncr u. Ursula Wolff.) Salzgitter: Verschönerungsverein<br />

Lichtenberg e. V.; Archiv d. Stadt Salzgitter 1989. 565 S., Abb. (Beiträge ZIIT Stadtgeschichte.<br />

Bd 5.)<br />

461. Die bauliche und flächenmäßige Entwicklung des Stadtteils (Salzgitter-) Lichtenberg. (Bearb.:<br />

Klaus Haase, Alfred Wt!rmke.) (Sal:;:gittt!r: Stadt Salzgitter, Referat f. Öffentlichkeitsarbeit<br />

1989.) 26 gez. BI. mit 21 Kt., 2 Taf. 4° [UmschlagL] (Salzgitter-Forum. H. 18.)<br />

462. B ra ndenstein, Heike von: Das Kloster Ringelheim [Stadt Salzgitter] unter lutherischen Äbtcn<br />

. Göttingcn 1989. 111, 105 gez. BI. 4° [Masch.schr. vervielf.] Göttingen, Phil.<br />

Magistcrarheit.<br />

196<br />

Schladen s. Nr 362.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622


Schön in gen s. auch Nr 55,56.<br />

463. Unsere Heimat. Mitteilungshl. d. Heimatvereins Schöningen u. Umgebung. Jg. 38, Nr 1-4.<br />

(Schöningen) 1989. [Kopft.]<br />

[Darin u. a.: K(öhler). W(emer): Zur Geschichte des Museumsgehaudes. I. S. 6-13. I Abb. - T(uitjer). H(ans)-G(unter):<br />

Die Ausgrabungen im Schloß Schbnmgen. I. S 14-17; 2. S. 13-22.6 Ahb.; 3. S. 10-14.3 Abb. - K. h man n. Gunther: Alhanz<br />

- Wappen in Schbningen. 2. S. 8-12. 12 Abb. - Rose. Walfgang: Merians Kupierstich .. Stall uno Schloß Sehoningen".<br />

3. S. 9.1 Ahb. - Rose. W.: Bei F1iegeral.rm in der Oberschule 1940. Erinnerungen. 4. S. 19-21.J<br />

464. Anna-Sophiancum 1639-1989. (Festschrift d. Gymnasiums Anna-Sophianeum (in Schöningcn)<br />

zum 350jährigen Jubiläum.) (Gesamtgestaltung: Heidemarie Ra n k [u. a.]) (Schöningen: Gymnasium<br />

Anna-Sophianeum 1989.) 148 S., Abb. [Umschlagt.]<br />

Schöppenstedt s. auch Nr 280.<br />

465. Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Realschule Schöppenstedt. 1939-19R9. (Beiträge:<br />

Uwe Kramer [u.a.]) (Schöppenstedt: Realschule Schöppenstedt 1989.) 79 S., Abb. [Umschlagt.:]<br />

Realschule Schöppenstedt. 50Jahre. 1939-1989.<br />

466. Thon, Ekkehard: Vom Küblinger Springbrunnen (Küblingen Stadt Schöppenstedt). In: Heimatbuch<br />

f. d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 36: 1990. [1989.] S. 148-151.4 Abb.<br />

Seesen s. auch Nr 18.<br />

467. Stolte, Ernst: Ein Salem der kleinen Leute. Erinnerungen an d. Jacobsonschule in Secsen. In:<br />

Goslarer Bergkal.Jg. 372: 1990. [1989.] S. 91-94.<br />

468. Bauerdorf, Karl: Die Zimmerwiese im Spiegel von 400 Jahren Heimatgeschichte. In e. Wald<br />

bei Münchehof[Stadt Seesen] unterwegs. In: Allgern. Harz-Berg-Kal. 1990. [1989.] S. 133-135,<br />

2Abb.<br />

469. Lange, Karin: Schicksal eines Herrenhauses. Das ehemalige Barockschloß Niedersickte [Gemeinde<br />

Sickte] erhält neue Bestimmung. In ländlicher Ruhe entsteht ein Kulturzentrum. In:<br />

Niedersachsen. Jg. 89.1989. S. 194, 199,3 Abb.<br />

Sophiental s. Wendeburg.<br />

Stadtoldendorfs. Nr 280.<br />

Stauffenburg s. N r 3.<br />

470. (Matthies, Helmut:)Tanne, Harz. Wissenswertes über Tannefür alle, d. d. Ort lieben u. schätzen.<br />

(Erw. Neuausg.) (Salzgitter-Heerte: Verf. 19R8.) 384 gez. BI., Abb. 4 0 [Masch.schr. verviclf.]<br />

[Die Arbeit ist vorhanden im \los. Staatsarchiv Wolfenbüttcl: 2· Zg. 63.'10.]<br />

471. Kellner, Christine, Axel Richter, Lutz Sander: Das Bild der Vechelder Ortschaften im<br />

Wandel der Zeit. Hrsg. im Auftr. d. Gemeinde Vechelde u. d. Kulturvereins Vechelde e. V. von<br />

A. Richter. (Katalog zur kulturhistorischen Ausstellung anläß!. d. lOjährigen Jubiläums d. Kulturvereins<br />

Vechelde e. V. u. in Erinnerung an d. 15. Jahrestag d. Gemeinde- u. Kreisreform im<br />

Jahr 1974.) Vechelde: Archiv d. Gemeinde Vechelde 1989.108 S., 136 Abb. (Veröffentlichungen<br />

aus Archiv, Museum u. Heimatpflege d. Gemeinde Vechelde. Bd 1.)<br />

[Künstlerregister S. 102; Ortsregister S. 103; Bibliographie zur Geschichte d. Vechelder Onschaften. Zsgest. v. A. Rich ter. S.<br />

IOS-lOH·l<br />

472. (Helmold, Eherhard. u. Eva Helmold:) W(ilhclm) Brodhage OHG. Verpackungs-Stanzwerk,<br />

Vienenburg am Harz. (125 Jahre.) 1864-1989. Vienenhurg a. Harz 1989. 17 S., 10 Abb.<br />

Volkmarode s. Braunschweig.<br />

Walkenried s. auch Nr 3.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

473. Reinboth, Friedrich, u. Walther Reinhoth: Walkenrieder Zeittafel. Abriß d. Orts- u. Klostergeschichte.<br />

Aus urkundlichen u. literarischen Quellen zsgest. (Festgabe zum 25jährigen Be-<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622<br />

197


stehen d. Vereins f. Heimatgeschichte Walkenried u. Umgebung.) (2., überarb. u. erw. Aufl.)<br />

(Walkenried 1989.) 84 S. (Schriftenreihe d. Vereins f. Heimatgeschichte Walkenried u. Umgebunge.V.<br />

H. 16.)<br />

[I. Aun. s. Bibliogr. 1977, Nr282]<br />

474, Re i n both, Fritz: Das Torhaus des Zisterzienserklosters Walkenried. Dokumentation u. Versuch<br />

e. Rekonstruktion, Walkenried 1989. 49 S., 38 Abb, (Schriftenreihe d. Vereins f. Heimatgeschichte<br />

Walkenried u. Umgebung e, V, H, 17,)<br />

475. Nieolai, Bernd: Walkenried. Anmerkungen zum Forschungsstand. In: Niederdt. Beitrr. zur<br />

Kunstgesch, Bd 28.1989. S. 9-32, 20 Abb.<br />

476. Chronik Wallmoden. Beitr. zu Geschichte u. Gegenwart d. Gemeinde Wall moden (Alt WalImoden,<br />

Neuwallmoden, Bodenstein). Bearb. u. hrsg. von Rudolf Hupfeid u, Thomas Sauter.<br />

Wall moden (: Gemeinde Wallmoden) 1989. 206 S., Abb., 1 Kt.<br />

477. Ahlers, Ralf: Kirche + Schule + Kindergarten. Jubi]äumsfeiern in Wendeburg. 1439-1989:<br />

550 Jahre Kirche. 1589-1989: 400Jahre Schule. 1914-1989: 75 Jahre Kindergarten, Festschrift.<br />

Wendeburg 1989, 63 S" Abb,<br />

478. Ahlers, Ralf: Eine neue Glocke läutet in Wendeburg. In: Braunschw. KaI. 1990. [1989,) S.<br />

85-88,2 Abb.<br />

479, (A hlers, Rolf:) Dokumente im Turmknopf der Kirche zu Bortfeld (Gemeinde Wendeburg),<br />

(Wendeburg: Verf. 1989.) 30 S,<br />

480. Wie se, Hannelore: Sophiental [Gemeinde Wende burg), ein Lustschlößchen in der Wendeburger<br />

Holzmark. Muschelgrotte u. leckere weiße Pfauen. In: Peiner Heimatkalender, Jg, 20: 1990.<br />

[1989.) S, 33-37, 3 Abb.<br />

Wenden s. Braunschweig.<br />

481. Henrike Büch [u.a.) Wendschott, Geschichte e. Rundlingsdorfes im Werder. Wolfsburg (:<br />

Stadt Wolfsburg) 1989.227 S., Abb., Kt. (Stadtarchiv Wolfsburg. Texte zur Geschichte Wolfsburgs.<br />

Bd 20.)<br />

Werla s. Nr 3,194,<br />

Wildemann s, Nr 128,<br />

482. 100 Jahre Harzklub-Zweigverein e. V, Wildcmann, 1.-3. September 1989. (Wildemann: Harzklub-Zweigverein<br />

e, V. 1989.) 60 S., Abb.<br />

[Darin U.8.: Dirks, Hans G.: Der Harzklub-Zweigverein Wildemann. 100 Jahre eng


d. Hildesheimer Israeltage 1988. In: Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit u. Gegenwart.<br />

Jg. 57.1989. S. 77-88, 6 Abb.<br />

506. Aufgebauer, Peter: Die Juden in Niedersachsen im Mittelalter. In: Südniedersachsen. 70s. f.<br />

Heimatpflege u. Kultur. Jg. 17. 1989. S. 98-107.<br />

[Vortrag, gehalten am 23. Februar 19H9 im Alten Rathaus zu Göttingen anläß!. d. Ausstellung "Juden in Preußen".]<br />

507. All e we I t, Werncr: Quellen zur Sozialgeschichtsforschung im blankenburgischen Harz. Personen<br />

d. Berg- u. Eisenhüttenwesens im 17. u. 18. Jh.ln: Familienkundl. Komm. f. Nds. u. Bremen<br />

sowie angrenzende ostfälische Gebiet e. V. Forschungsberichte. N.F. Bd 7.1989. S. 181-370,2<br />

Abb.<br />

[Personen- u. Ortsregister S. 337-370.1<br />

508. Henk e I, Karl: Die Oberharzer Bergstädte - ein frühes Industrierevier - und ihre Bewohner.<br />

Vortrag am 14. November 1989 u. 10. April 1990 vor d. Bezirks-Gruppe Bonn d. Westdeutschen<br />

Gesellschaft f. Familienkunde e. V. - Bonner Genealogischer Arbeitskrcis- u. am 23. Juni 1990<br />

vor d. "Lerbacher Kreis" in OsterodelLerbach . Überarb. u. erw. Fassung. (Bonn, Weimarer<br />

Str. 36: Verf. 1989.) 36 gez. BI., 1 Kt., 2 Abb. [Masch.schr. vervielf.]<br />

IDie: Arbeit ist vorhanden in d. Sladthibliothek Braunschwelg unterd. Signatur Hrosch. 11 6050.J<br />

509. M ack, Dietrich: Testamente der Stadt Braunschweig. T. 2: Altstadt 1314-1411. Dungelbeck<br />

bis Rike. Göttingen: Goltze (1989). S. 255-423. (Beiträge zu Genealogien Braunschweiger Familien.<br />

Bd 3,2.) (Veröffentlichung d. Familienkundl. Komm. f. Nds. u. Bremen sowie angrenzende<br />

ostfälische Gebiete e. V.)<br />

IAnfang s. Bibliogr. 191!8. Nr 585.)<br />

Ahrens, Heinrich s. Nr 453.<br />

510. (DrAng. habil. Wolfgang) Arand - 60 Jahre (am 18. 2. 1989). [n: Mitteilungen d. TU Braunschweig.<br />

Jg. 24, H. 2. 1989. S. 70.<br />

Bauer, Johann Baptist s. Nr 289.<br />

511. Urkunden und Forschungen zur Geschichte des Geschlechts Behr. Bd 7: Gützkower Linie.<br />

Von Marcelle u. Fritz v. Behr. T. 1.2. Bremen 1989. XIX, 1286 S.,<br />

Abb., Kt.<br />

[Orts- u. Namensregister S. 1252-12H5.)<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

512. Bi la, Wolf von: Über alle Grenzen hinweg ... 800 Jahre Heimat am Harz. Die Familie von Bila<br />

im Harz u. in d. Goldenen Aue. Braunschweig: Borek (1989). 247 S., Abb. 4° - Ersch. u. d. T.:<br />

Bila: Die Familie von Bila im Harz und in der Goldenen Aue auch als: Richard Borek: Die<br />

Geschichte der Familie Richard Borek. Bd 7.1989. s. Nr 516.]<br />

513. Bens, Rainer: Hermann Blumenau . [n: Bens: Einige "Aussteiger aus d. Pharmazie".<br />

Stuttgart 1989. S. 105-144,239-240,268,270,3 Abb. (Quellen u. Studien zur Geschichte<br />

d. Pharmazie. Bd 53.)<br />

514. K ra use-H oto pp, Diethelm: Wir lernen nur, wenn wir nicht vergessen. Dr. med. Julius Bockemüller<br />

(10. 10. 1895-21. 4.1943) -e. Opfer d. nationalsozialistischen Herrschaft. In: Heimatbuch<br />

f. d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 36: 1990. [1989.] S. 50-60, 2 Abb.<br />

515. Bohlmann. Robert: Lebenserinnerungen von Robert Bohlmann d. Ä., begonnen am 4. Aug.<br />

1926 in Gau-Algersheim im Rheingau. (Hrsg. v. Ulli, Leni u. Wigand Bohlmann.) (Braunschweig:<br />

Hrsg. 1989.) 59 S., 10 Abb.<br />

516. Borck, Richard: Die Geschichte der Familie Richard Borek. Bd 6.7. Braunschweig: Borek<br />

(1987-89).4°<br />

[6. Die Familie Lampe in Vehlage. Levern. Bremen, Duisburg und Bodenwerder!Wcscr. Die Familie de Wltt in Dordrecht,<br />

Hueth bei RceslRhein und Rienen/Rhein. Dieser Rd erg. d. Text uber d. Familien Lampe u. de Will in Bd 5, S. 63. (1987.) 47<br />

S., Abb. -7. Hila, Wolf von: D,e Familie von !lila im Harz und in der Goldenen Aue. (19,;


Über alle Grenzen hinweg ... 800 Jahre Heimat am Harz. Die Familie von Blla im Harz u. in d. Goldenen Aue. 1989 auch als<br />

eigene Veröffentlichung. s. Nr 'H2; Bd 1-5 s. Illbllogr. 19MI, Nr 46H.)<br />

517. Matsch iner, Arno: Friedrich Bosse, auch Heinrich Friedrich, • 14. 1. 1848 Hessen b. Wolfenbüttel,<br />

t 28. 10, 1909 Leipzig. - Sozialistischer Dramatiker u. Publizist. In: Literaturlexikon.<br />

Autoren u. Werke deutscher Sprache. Hrsg. von Walther Killy. Bd 2. Gütersloh 1989, S, 125,<br />

Bote, Hermann s. Nr 31, 247, 252-257,<br />

518, Spies, GerIinde: Der Braunschweiger Landschaftsmaler Heinrich Brandes ,<br />

Braunschweig (: Städtisches Museum) 1989. 353 S., 130 Abb. (BraunschweigerWerkstücke, Bd<br />

77 = R. B, Bd 12.)<br />

[Werkverzeichnis S. 173-240; NamensregISter S. 254-256.)<br />

Breitsprecher, Karl s. Nr 369.<br />

519. Wolf, Rainer: Friedrich Christi an Bressand, • um 1670 Durlach/Baden, t 4.4,1699 Wolfenbüttel.<br />

- Librettist und Übersetzer. In: Literaturlexikon. Autoren u. Werke deutscher Sprache.<br />

Hrsg, von Walther Killy, Bd 2. Gütersloh 1989. S. 210-211.<br />

Brodhage, Wilhelm s. Nr 472.<br />

Brückner, Eduard s, Nr 24.<br />

520, Kö n i g, Peter: Sigrid Brunk. • 14, 9, 1937 Braunschweig. - Romanautorin, In: Litcraturlexikon.<br />

Autoren u. Werke deutscher Sprache, Hrsg. von Walther Killy, Bd 2, Gütersloh 1989. S.<br />

261-262.<br />

Bruns, Familie s. Nr 486.<br />

521. Mache, Ulrich: Andreas lIenrich Bucholtz, Buch­<br />

olz, • 25, 11. 1607 Schöningen b, Braunschweig, t 20. 5, 1671 Braunschweig. In: Literaturlexikon.<br />

Autoren u. Werke deutscher Sprache. Hrsg. von Walther Kill y, Bd 2, Gütersloh<br />

1989. S. 282-284.<br />

522. Isensee, Eyke: Heinrich Büssing - Der Begründer des Nutzfahrzeugbaus in Braunschweig,<br />

Von Braunschweig in alle Welt. In: IHK [Industrie- u. Handelskammer]. Braunschw, Wirtschaft.<br />

Mitteilungen d. Industrie- u. Handelskammer Braunschweig. Jg. 41, H, J. 1989. S.<br />

16-20,6 Abb,<br />

Busch, Wilhelm s. Nr2,<br />

Busse, Ewald s. Nr 193.<br />

523. G ra ffe, Albrecht: Auf der Spur des berühmten Kanonengießers. Bevor Henning Bussenschutte<br />

nach Braunschweig ging, stand er in Goslarer Diensten, In: Harzer Heimatland. Geschichtsheil.<br />

zur Goslarschen Zeitung. 1989, Nr 1, Vom 30. 10. Mit 3 Ahb.<br />

CaIixt. Georg s. I':r 147.<br />

Campe, Joachim Heinrich s. auch Nr 97,227,228.<br />

524, Naumann, Bernd: Joachim Heinrich Campe,· 29. 6.1746 Deensen b, Holzmindcn, t 22,10,<br />

Hn8 Braunschwcig. -Ev. Theologe, Pädagoge, Verlegeru. Jugendschriftsteller. In: Literaturlexikon.<br />

Autoren u. Werke deutscher Sprache. Hrsg. von Walther K i Ily. Bd 2. Giitersloh 1989.<br />

S,351-353,<br />

525. Matsch i ner, Arno: Julius Campe, • 19.2. 1752 Deensen b. Holzminden,<br />

t 14, 11. IR67 Hamhurg, - Verleger. In: Literaturlexikon. Autoren u, Werke deutscher<br />

Sprache, Hrsg. von Walther Killy, Bd 2, Gütersloh 1989, S, 353-354.<br />

202<br />

Char1es, Rohert Lonsdale s. Nr 117.<br />

Chemnitz, Martin s. Nr 143, 144.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622


543. Henkel, Kar!: Vorfahren der Brüder Henkel. Eine Ahnenliste. Erforscht u. zsgest. Neufassung.<br />

Bonn, Weimarer Str. 36: Verf. 1989. 190 gez. BI., 1 Kt. 4° [Masch.schr. vervielf.]<br />

[Die Vorfahren der Brüder Karl u. Helmut Henkel vatcrlicherseits stammen aus d. Oberharz, v. süd-westl. Jlarzrand u. d. nordl.<br />

Eichsfeld·i<br />

544. Tappe, Ralf: Carl Hennecke (21. 2. 1813 Goslart 4.5. 1867 Goslar): ein verdienter Armenarzt.<br />

In: Goslarer BergkaI. Jg. 372: 1990. [1989.) S. 117.<br />

Herzberg, August von s. Nr 496.<br />

545. Reiche, Gcrhard: Familienhuch Osterwieck. Die Familie HeUling genealogisch dargestellt.<br />

Osterwieck: Verf. 1989. 19 ungez. BI. 4° [Masch.schr. vervielf.]<br />

[Vorhanden im Nds. Staatsarchiv Wolfenbüttel unter d. Signatur 2" Zg. 44/90.1<br />

Heusinger, Bruno s. Nr 126.<br />

Heusinger, Konrad s. Nr 496.<br />

Heyer, Conrad Friedrich s. Nr 496.<br />

Hieronymi, Johann Georg s. Nr 496.<br />

Hildebrand, Joachim s. Nr 496.<br />

Hildebrandt, Georg Friedrich s. Nr 496.<br />

Hoffmeister, August s. Nr 496.<br />

546. (Nicolay-Hoppenstedt, Rixa:) Die Nachfahren des Hofpredigers Heinrich Hoppenstedt.<br />

(Darmstadt-Eberstadt, Frankensteiner Str. 130: Verf. 1989.) 20 Taf., 12 Abb. 2°<br />

[Um 7 Generatiunen erw. Neuaufl. d ... Stammtafeln der Familie Hoppcnstedt" von UN5.]<br />

Hosmann d. Ä., Sigismund s. Nr 496.<br />

Hosmann d. J., Sigismund s. I'\r 496.<br />

Huch, Ricarda s. Nr 273.<br />

Jerusalem, Johann Friedrich Wilhelm s. Nr 148,149.<br />

547. Prof. Dr.-lng. Dr.-lng. h.c. Karl Kordina -70 Jahre (am 7.8.1989). In: Mitteilungen d. TU<br />

Braunschweig. Jg. 24, H. 3.1989. S. 73.<br />

548. Bruhns, Maike: Grete Krämer-Zschäbitz. Aspekte e. Lebenswerkes. (Fotos: Otto Hoppe.)<br />

(Hamburg 1989: Heigener.) 72 S., Abb.<br />

[Braunschweiger Kunstlerin .• 1904.]<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

549. Kubel, Alfred: In der Pflicht des klaren Wortes. Reden u. Vorträge aus 3 Jahrzehnten politischer<br />

Verantwortung. Hrsg. von Bemd Re be. (Braunschweig:) Braunschweig-Druck (191\9).<br />

275 S., 10 Abb.<br />

[Darin u. S.: Re b e. B.: ..... gemessen mit dem Maßstab echten Menschentums ... " Alfred Kubcls politisches Denken im Spiegel<br />

seiner Reden. S. 7·-20.1<br />

550. Krebs, V[olker): in memoriam: Professor Dr.-Ing. habil. Kurt Lamberts (t 12. 11.<br />

1988). In: TU Clausthal. Mitteilungsblatt. H. 67.1989. S. 19.<br />

551. Bau er, Wilfried: Forstmeister Johann Georg von Langen. In: Allgern. Harz-Berg-Kal. 1990.<br />

[1989.] S. 139-140, 1 Abb., 1 Kt.<br />

552. Prof. (Dr. rer. nat. Günter) Lautz - 65 Jahre. In: Mitteilungen d. TU Braunschweig. Jg. 24, H.<br />

1. 1989. S. 67.<br />

553. He nnieke, H(ans) W(aIter): in memoriam: Professor Dr.-Ing. Hans Lehmann (* 9.10.<br />

1904 t 14. 3. 1989). In: TU Clausthal. Mitteilungsblatt. H. 68. 1989. S. 13-14, 1 Ahb.<br />

Leibniz, Gottfried Wilhelm s. Nr 2, 29, 258, 362.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622<br />

205


554. Oe lIers, Norbert: Johann Anton Leisewitz. In: Deutsche Dichter. Leben u. Werk deutschsprachiger<br />

Autoren. Hrsg. von Gunter E. Grimm u. Frank Rainer Max. Bd 4: Sturm u. Drang,<br />

Klassik. Stuttgart 1989. S. 209-214, 1 Abb.<br />

Lessing, Gotthold Ephraim s. Nr 2,152,259,260.<br />

Lichtenstein, Georg Rudolph s. Nr 224.<br />

Lohmann, Georg s. Nr 448.<br />

Lutz, Otto s. Nr 362.<br />

555. Bülow, Hans: Stammliste der Familien Mackensen, von Mackensen, Mackensen von Astfeld,<br />

Macke aus Niedersachsen. In: Familienkundl. Komm. f. Nds. u. Bremen sowie angrenzende<br />

ostfälische Gebiete e. V. Forschungsberichte. N.F. Bd 7. 1989. S. 1-178.<br />

[Register d. Familien- u. Ortsnamen S. 162-178; Masch.schr. vervielf. Ausg. s. BlbJiogr. 19R3, Nr490.1<br />

Mätgen, Ludwig s. Nr 151.<br />

Mansfeld, Familie s. Nr 126.<br />

556. Klose, Jleinz: Das frühere Herrenhaus derer von Marenholtz in Groß Schwülper. In: Kalender<br />

f. d. Landkr. Gifhorn. 1990. [1989.) S. 179-184,3 Abb.<br />

[1972 wurde d. Herrenhaus abgerissen. Mittelleil d. Deckengemaides "Triumph derVenus" befindet sich im heutigen Vcnussaal<br />

d. Wolfenbtitteler Schlosses.)<br />

557. Kausch, Karl·Heinz: Die Berufung Heinrich Mciboms des Jüngeren im Jahre 1671. In: Ruperto<br />

Carola. Heidelberger Universitätshefte. Jg. 41 = H. 80. 1989. S. 69-75.<br />

[Meibom, Professor d. MedIzin in Helmstedt, lehnte d. Ruf.n d. Universität Heidclberg .b.)<br />

Menge, Hermann s. Nr 154,155,407.<br />

Müller, Anna s. Nr 128.<br />

558. M ü n c h hau sen, Hilmar Hieronymus Frhr. v.: Münchhausen. In: Genealogisches Handbuch d.<br />

freiherrlichen Häuser. Bd 15.1989. S. 364-385, 4 Abb. (Genealog. Handbuchd. Adels. Bd 96.)<br />

[vgl.Bibliogr 1966. Nr350u. 19!«l.Nr348.)<br />

Münster, Ernst Friedrich Herbert zu s. Nr 448.<br />

Müntzer, Thomas s. Nr 140-142.<br />

Munte, Familie s. Nr 344.<br />

Mylius, Familie s. Nr 486.<br />

559. l\icolai. In: Genealogisches Handbuch d. adeligen Hauser. B, Bd 18.1989. S. 340-343,1 Abb.<br />

(Genealog. Handbuch d. Adels. Bd 95.)<br />

l\ieper, Herbert s. Nr 407.<br />

Oberg, Eilhart von s. Nr 243,244.<br />

Osterloh, Wilhelm s. Nr 309.<br />

560. We iss, Peter: Vater der Kurseelsorge, Pastor Siegfried Ott, ging in den Ruhestand. In: Allgern.<br />

Harz-Berg-Kal. 1990. (1989.) S. 41-42, 1 Abb.<br />

561. Liebig, Justus von: [Briefe.) Justus von Liebig und der Pharmazeut Friedrich Julius Otto in<br />

ihren Briden von 1838-1840 und 1856-1867. Hrsg. von Emil lIeuser. (Mannheim: Bionomica-Verl. 1989.) 44 S., 4 Abb.<br />

206<br />

lOtto war Professor r. Chemie u. Pharmazie am Collegium Carolinum in Braunschweig; 5 Briefe Liebigs an Otto sind im Besitz<br />

d. Nds. Staatsarchivs Wolfenbuttel; Personenver.teichnis S. 42-44.1<br />

Panitz, Günther s. Nr 119.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042622


562. Perei, Schlomo Sally: Hitlerjunge Salomon. <br />

Givatayim/Israel: Verf. [0.1.)33 gez. BI. 4° [Masch.schr. vervielf.)<br />

IVerf. schildert ll. a. seine Zeit als Hltlerjungc in Braunschweig \oon 1942-1945 in e. Heim auf d. Gelände d. Volkswagen-Vorwerkes:<br />

d. Arbeit ,st vorhanden In d. Stadthibilolhek Braunschweig unter d. Signatur Brosch. 116009.]<br />

563. Prof. Dr.-Ing. Hartwig Petermann -70 Jahre (am 29. 8. 1989). In: Mitteilungen der TU Braunschweig.<br />

Jg. 24, H. 3. 1989. S. 72.<br />

564. Hartman n, Andreas: Die Finsternisse des Hausvaters. Über d. Lebensbeschreibung e. Mörders<br />

aus d. Jahre 1794. In: Volkskunde in Niedersachsen. Jg. 6, H. J. 1989. S. 3-10, I Abb.<br />

[Üher d. Biographie d. Bauern J. H. Rtilgerodl aus Einbcck. veröffentlicht von earl Friedrich Pockels.]<br />

Pratje, Johann Heinrich s. Nr 150.<br />

Raabe, Paul s. Nr 247.<br />

Raabe, Wilhelm s. Nr 2, 267 - 272.<br />

565. Denecke, Rolf: Walther Reinboth zum 90. Geburtstag. In: Unser Harz. Jg. 37. 1989. S.<br />

238-239,1 IIIustr.<br />

566. Reinowski, Werner: Unkraut vergeht nicht. Meine Lehrjahre. Halle, Leipzig: Mitteldeutscher<br />

Verl. (1986).298 S.<br />

[Verf. schildert seine Kindheit u. Jugend in Braunsehweig wahrend u. nach d. I. Weltkrieg.)<br />

Riedesei, Friederike Freifrau von s. Nr 93.<br />

Ritter, Familie s. Nr 486.<br />

567. :vi eyer, Ernst: Meine Erinnerungen an Robert Rollwage. In: Heimatbuch f. d. Landkr. Wolfenbüttel.Jg.36:<br />

1990. [1989.]S.12-14, 1 Abb.<br />

Rust. Alfred s. Winter-Rust.<br />

568. Boas, Ernest A.: Die Wolfenbütteler Samson-Familie. In: Heimatbuch f. d. Landkr. Wolfcnbüttel.<br />

Jg. 36: 1990. [1989.) S. 20-23, 2 Abb.<br />

569. 0 s tm a n n, Hans: Basilius Sattler, ein württembergischer Theologe in herzoglich-braunschweigisehen<br />

Diensten. In: Blätterf. württembergische Kirchengeschichte. Jg. 88.1988. S. 201-205,<br />

1 Abb.<br />

Schaper, Erich s. Nr 448.<br />

Schmid, Albert s. Nr 126.<br />

Schmidts, Anne Marie Christine s. Nr 431.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

570. Prof. (Dr.-lng. Bodo) Schrader - 60 Jahre. In: Mitteilungen d. TU Braunschweig. Jg. 24, H. 1.<br />

1989. S. 67.<br />

571. Döpp, Reinhard: Professor Dr.-Ing. Eberhard Schürmann 70 Jahre (am 20.6. 1998).<br />

In: TU Clausthal. Mitteilungsblatt. H. 67.1989. S. 43-44, 3 Abb.<br />

572. Eichhorn, Heinz: Bernhard Schütte (*1902). Über c. schon legendären Angehörigen d. Zunft<br />

geschätzter Buchhändler. In: Peiner Heimatkalender. Jg. 20: 1990. [1989.) S. 115-119,2 Abb.<br />

- Ersch. zuerst in: Braunschw. KaI. 19H9. [19Sg.) S. 36-38, 1 Abb. s. Bibliogr. 1988, Nr 654.<br />

573. Wolff, Karl von: Götz v[on) SeckendorfT 1889-1914. Nachrichten. (Hannover: Verf. 1989.)<br />

280 S., 131 Abb. [Umschlagt.:) Götz v[on] Seckendorff.<br />

574. (Schmitt, Rainer:) Prof. em. (Helmut) Segler-75 Jahre (am 14.6.1989). In: Mitteilungen d.<br />

TU Braunschweig. Jg. 24, H. 3. 1989. S. 72.<br />

575. Lusch berger, Franz: JohannJacob Selenka-ein Hochheimerin Braunschweig. In: Hochheim<br />

am Main. BeitT. zu seiner Geschichte. H. 10.1989. S. 24-29, 3 Ahb.<br />

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207


576. Böhm, Wolfgang: Carl Sprengel . Braunschweigs bedeutendster Landbauwissenschaftler<br />

im 19. Jh. (Erw. Fassung e. Referats anläßI. d. 3. Workshop zur Geschichte d. Carolo-Wilhelmina<br />

am 27. Juni 1988 in Braunschweig.) In: Mitteilungen d. TU Braunschweig. Jg.<br />

24, H. 1. 1989. S. 40-46, 5 Abb.<br />

Strauss, Johann Heinrich s. Nr 4R7.<br />

577. Hansen, Einhard: Das "Schreibbuch" des H(einrich) J(ohann) F(erdinand) Sirotz. In: Unser<br />

Harz. Jg. 37. 19R9. S. 94-96, 2 Abb.<br />

[H. J. F. Strutz wurde am 15.4. IH05 in Ilörnecke bei Blankenburg geboren u. legte IHI6 e. "Schreibbuch" an; d. Schreibbuch<br />

wird aufhewahrt im :-Ids. Staatsarchiv Wolfenbullel3 81g. 542.)<br />

Thomasius, Christian s. Nr485.<br />

Töplinger, Familie s. Nr 486.<br />

Trachtenberg, Karoline von s. Hatzfcldt-Trachtenberg.<br />

Vetter, Paul s. Nr 448.<br />

Vieweg, Friedrich s. Nr 233.<br />

578. H u m burg, H. Max: Justus Erich Walbaum. Stempelschneider u, Schriftgießer von internationalem<br />

Rang. In: Salzgitter-<strong>Jahrbuch</strong>. Bd 11. 1989. S. 199-213,5 Abb.<br />

Wasmus, Julius Friedrich s. Nr 94.<br />

Wegener, Therese s. Nr 448.<br />

579. Göhmann, Herbert W.: Jakob Christian Weland , Pastor, Generalsuperintendent,<br />

Abt. Stationen seines Lebens. In: Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesch. Bd 87. 1989. S.<br />

103-123.<br />

580. (Fintclmann, Eva, Gerda Siegert:) Chronik der Familie Wendt. Von Seinstedt bis Braunschweig.<br />

(München, Stock dorf: Verf. 1989.) 54 gez. BI., Abb., 1 Kt. 4° [Masch.schr. vervielf.)<br />

Werckshagen, Carl s. Nr 276.<br />

581. Marx, Jenny: Ein bewegtes Leben. (Zsgest. u. einge!. von Renate Schack. IIIustr. von Erika<br />

Baarmann.) Berlin: DietzVerl. 1989. 429S.<br />

(Jenny von Westphaien, Tochter d. Kalllmerrats am Herzugt Kammergerichc zu Braunschweig Ludwig von Westphalen, Enkeltochter<br />

d. in Diensten von Herzog Ferdinand stehenden Phtlipp von Wcstphalen; Personenverzeichnis S. 3H2-425.)<br />

582. M a rx, Jenny: [Briefe.) "Sie können sich denken, wie mir oft zu Muthe war ... " Jenny Marx<br />

(geb. von Westphalen) in Briefen an e. vertraute Freundin. Hrsg. von Wolfgang Schröder.<br />

Leipzig: Verl. f. d. Frau (1989). 142 S., 11 Abb.<br />

WeuIe, Kar! s. Nr407.<br />

583. Zimmermann, Gottfried: Das wiederaufgefundene Testament des Abtes Peter Wiendruwe<br />

von Riddagshausen . In: Braunschw. Jb. Bd 70. 1989. S. 105-113.<br />

Wilkens, Heinrich s. Nr 431.<br />

584. Winkel mann, Stephan August: [Teils.) Philosoph, Arzt u. Poet. Mit e. Einf. von Ingeborg<br />

Sc h na c k. (Braunschweig: Literarische Vereinigung (1989).) 97 S. (Bibliophile Schriften d. Literarischen<br />

Vert!inigung Braunschweig e. V. Bd 33.)<br />

585. Alfred Winter-Rust. Bilder von 1953-89. (Red.: Gerhard Baller, Michael Schwarz.)<br />

(Braunschweig: Hochschule f. Bildende Künste 1989.) 76 S., Abb. 4°<br />

Wullenwever, Jürgen s. Nr 84.<br />

586. Zachariä, Friedrich Wilhelm: Der Phaeton. Unter Mitarb. von Andrea Ehlert neu hrsg. u.<br />

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mit e. Nachwort versehen von Gotthardt Frühsorge. (Braunschweig: Literarische Vereinigung)<br />

1988. 28 ungez. BI., 76 S. (Bibliophile Schriften d. Literarischen Vereinigung Braunschweig<br />

e. V. Bd 35.)<br />

587. Poil mann, K[laus] E[rich]: Prof. (Gilbert) Ziebura - 65 Jahre (am 18. 3. 1989). In: Mitteilungen<br />

d. TU Braunschweig. Jg. 24, H. 2. 19R9. S. 70.<br />

Zobel, Franz s. auch ]\'r 448.<br />

588. Wo I ff. Ursula: Franz Zobel - Pädagoge und Heimatforscher.<br />

In: Salzgitter-<strong>Jahrbuch</strong>. Bd 11. 1989. S. 4-18, 8 Abb.<br />

589. Junghof, Ingrid: Schriftenverzeichnis Franz Zobel. In: Salzgitter-<strong>Jahrbuch</strong>. Bd 11. 1989. S.<br />

18-22.<br />

Zschähitz, Grete s. Krämer-Zschäbitz.<br />

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16.11. 1989 Dr. Rainer Täubrich, St. Augustin: "Meine Zeit mit Unruhe". Vortrag<br />

zum 500. Geburtstag Herzog Heinrichs des Jüngeren von Braunschweig­<br />

Wolfenbüttel.<br />

18. 1. 1990 Dr. Günter Sch eel, Wolfenbüttcl: Braunschweig-Wolfenbüttcl und Sachsen-Weimar.<br />

Dynastische, politische und geistige Beziehungen in der 2.<br />

Hälfte des 18. Jhdts.<br />

15. 2.1990 Dr. Martin Kintzinger, Stuttgart: Schul- und Bildungsgeschichte der<br />

Stadt Braunschweig im späten Mittelalter.<br />

15. 3.1990 Dr. Luise Schorn-Schütte, Münster: Evangelische Geistliche. Ihr Beitrag<br />

zur Entfaltung früh neuzeitlicher Staatlichkeit und Gesellschaft, dargestellt<br />

am Beispiel Braunschweig-Wolfenbüttcl vom 16.-18. Jhdt.<br />

19. 4.1990 Prof. Dr. Harmen Th ies, Braunschweig: Mittelalterliche Wölbarchitektur<br />

in Niedersachsen (mit Dias).<br />

Über die Einnahmen und Ausgaben des Vereins wurden die Mitglieder durch den<br />

Schatzmeister Dr. Spies unterrichtet. Er bezifferte den Kassenbestand am 31. 12. 1989<br />

mit 27.785 DM. Hiervon muß allerdings noch im Frühjahr 1990 das Braunschweigischc<br />

<strong>Jahrbuch</strong> 70/1989 bezahlt werden. Da sich die beiden Kassenprüfer Dr. Gottfried Etzold<br />

(Wolfenbüttel) und Dr. Hans-Ulrich Ludewig (Schöppenstedt) von der Korrektheit der<br />

Rechnungslegung überzeugt hatten, entlastete die Mitgliederversammlung auf Antrag von<br />

Dr. Giesau den gesamten Vorstand.<br />

Sodann stellte Frau Dr. W i s we als Leiterin der Studienfahrten ihr Programm für den<br />

Sommer 1990 vor, das inzwischen wie geplant verwirklicht worden ist. Wegen des großen<br />

Andrangs zu den Exkursionen konnten leider nicht alle Anmeldungen für den Bus berücksichtigt<br />

werden, so daß sich zahlreiche Mitglieder mit eigenem PKW beteiligten. Durch<br />

den Fortfall der innerdeutschen Grenze bestand seit langem erstmals die Möglichkeit, auch<br />

solche historisch bedeutsamen Orte aufzusuchen, die im bisher unzugänglichen Sperrgebiet<br />

lagen.<br />

Die erste ganztägige Studienfahrt (Dr. Wiswe, Dr. Scheel) am 12. Mai 1990 führte zu<br />

"Burgen, Kirchen und Städten in der nördlichen Altmark". Sie begann mit einer Besichtigung<br />

der reizvoll an einem künstlich aufgestauten See gelegenen Wasserburg Flechtingen,<br />

die zu den am besten erhaltensten und eindrucksvollsten Anlagen ihrer Art gehört. Gegenwärtig<br />

wird die Burg, die sich bis 1945 im Besitz der Familie von Schenck hefand und bereits<br />

seit dem späten Mittelalter brandenburgischer Landeshoheit unterstand, als Altenheim<br />

genutzt. Besondere Beachtung fand bei den Teilnehmern der anschließende Besuch der<br />

ehemaligen braunschweigischen Exclave Calvörde, die um 1335 von Herzog Otto dem Milden<br />

für die Welfen erworben worden ist und bis 1945 dem Kreis Helmstedt angehört hat.<br />

Von der ehemaligen Burg sind zwar nur noch kümmerliche Reste erhalten, aber als besonders<br />

sehenswert erwies sich die sorgfältig restaurierte Kirche, deren wechselvolle Geschichte<br />

vom Ortspfarrer sachkundig und engagiert vorgetragen wurde.<br />

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Nächstes Ziel war Gardelcgen, eine der bedeutenderen Städte der Altmark, die durch das<br />

in Backsteingotik aufgeführte Rathaus, ein gut erhaltenes mittelalterliches Stadttor und<br />

die Marienkirche kunstgeschichtlich bedeutende Sehenswürdigkeiten beherbergt. Leider<br />

ist die 1945 zerbombte Nicolaikirche noch heute Ruine. Außerordentlich lohnend erwies<br />

sich die anschließende Besichtigung der weitgehend noch erhaltenen Anlagen von Kloster<br />

Neuendorf. Das 1230 gegründete Zisterzienserinnenkloster, das in der zweiten Hälfte des<br />

13. Jhdts. in märkischer Backsteingotik erbaut wurde, zählt mit seinen farbigen Chorfenstern<br />

aus dem 14. Jhdt. zu den besonders sehenswerten Baudenkmälern der Altmark. Die<br />

Studienfahrt endete in Tangermünde. Die an der Einmündung der Tanger in die Eibe entstandene<br />

Stadt war im Mittelalter ein blühender Handelsplatz, der im 14. Jhdt. als eine der<br />

Residenzen Kaiser Karls IV. sogar überregionale Bedeutung erlangte. Tangermünde ist<br />

aueh bekannt als Schauplatz von Theodor Fontanes Erzählung Grete Minde. Besichtigt<br />

wurden zunächst das in wilhelminischer Zeit restaurierte Burgareal und das Rathaus mit<br />

seinem künstlerisch vollendeten Giebel in Backsteingotik. Nach einem Rundgang durch<br />

das dort untergebrachte altmärkische Museum schloß sich der Besuch der spätgotischen<br />

Stephanskirche mit der 150R von Heinrich Mente aus Braunschweig geschaffenen Bronzetaufe<br />

und der von H. Scherer d.J. im Jahre 1624 erbauten Orgel an. Durch das Innere<br />

führte kenntnisreich der zuständige Superintendent. Nach einem Spaziergang durch die<br />

Altstadt zum gut erhaltenen Neustädter Tor aus dem Spätmittelalter begann die Heimfahrt<br />

bei bereits anbrechender Dunkelheit.<br />

Die halbtägige Studienfahrt am 9. Juni 1990 war "Verborgenen Kleinodien-Kapellen<br />

in der Propstei Gandersheim" gewidmet (Landeskirchenbaurat Dipl.-Ing. Klaus Renner,<br />

Dr. Mechthild Wiswe). Besucht wurden vier charakteristische Beispiele für derartige<br />

kleine Gotteshäuser (Eimen, Bartshausen, Haieshausen, Hachenhausen). Die von einer<br />

Anhöhe weit in das Land blickende St. Georgskapelle in Eimen ist im Inneren schlicht<br />

gehalten. Um so eindrucksvoller ist das Äußere, das in Fachwerk Formen der Steinarchitektur<br />

mit einem halbkreisförmigen Chorraum nachvollzieht. Ihre heutige Gestalt erhielt<br />

diese Kapelle sehr wahrscheinlich zur Zeit Herzog Heinrichs des Jüngeren (1489-1568).<br />

Demgegenüber ist die Kapelle in Bartshausen ein mittelalterlicher Bau aus kräftigem<br />

Bruchsteinmauerwerk, der in das 12. oder 13. Jahrhundert datiert wird. Wahrscheinlich<br />

diente das Gebäude ursprünglich als Wartturm des benachbarten Sattelhofes. Eine Erneuerung,<br />

die um die letzte Jahrhundertwende stattfand, veränderte den Bau wesentlich.<br />

Damals wurde die Balkendecke im Inneren um etwa 50 cm angehoben. Die Ost- und die<br />

Südwand erhielten ihre neoromanischen Fenster. Dicht eingezwängt zwischen die Höfe<br />

des Dorfes zeigt sich die Kapelle in Haieshausen heute als Bruchsteinbau mit behauenen<br />

Eckquadcrn aus rotem Sandstein. Ein Fachwerkobergeschoß wurde bereits zu Beginn des<br />

18. Jahrhunderts abgetragen. Kostbar sind die Ausstattungsstücke, ein gotisches Kruzifix<br />

aus dem 14. Jahrhundert und eine Gruppe von Skulpturen von einem verloren gegangenen<br />

Altar aus der Zeit um 1500.<br />

Die Kapelle in Hachenhausen, ein rechteckiger schlichter Fachwerkbau, besticht dagegen<br />

durch ihre historisierende Innenraumgestaltung, die im wesentlichen auf eine Erneuerung<br />

von 1909 zurückgeht, als an der Altarseite farbige Glasfenster mit Wappenscheiben eingefügt<br />

wurden und an der Priche die Stammbäume der ansässigen Bauernfamilien aufgemalt<br />

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213


wurden. Auch in älterer Zeit ist die Kirche mit wertvollen Ausstattungsstücken, zu denen<br />

eine Madonna aus der Zeit um 1500 gehört, bedacht worden.<br />

"Zeugnisse der Weserrenaissanee" war die Devise der dritten ganztägigen Exkursion<br />

(Dr. Wiswe, Dr. Scheel). Sie begann in Schloß Bevern, der einstigen Residenz der braunschwcig-wolfenbüttelschen<br />

Nebenlinie Braunschweig-Bevern, die 1735 mit Herzog Ferdinand<br />

Albrecht 11 dcr erbenlosen Hauptlinic im Fürstentum Wolfcnbütte1 folgte. Die<br />

Schloßanlage aus der Spätphase der Weserrenaissance ist vorbildlich restauriert und lädt<br />

Besucher mit eincm ansehnlichen Heimatmuseum und einem geschmackvoll eingerichteten<br />

Hotel zum Verweilen ein. Über die wechselvolle Geschichte des Gebäudekomplexes<br />

(Residenz, Besserungsanstalt, Möbellager) berichtete Herr Sandcr, der auch durch das<br />

Heimatmuseum führte. Anschließend wurde die Münehhausenstadt Bodenwerder besucht.<br />

Der Besichtigung der Münchhausenstube im Rathaus schloß sich ein Rundgang<br />

durch die Stadt an, der insbesondere zu stilgerecht restaurierten Bürgerhäusern führte.<br />

Zwei bedeutende Sehenswürdigkeiten erwarteten die Fahrtteilnehmer dann in Hehlen.<br />

Zunächst wurde das Schloß Hehlen vom umgebenden Landschaftspark aus besichtigt. Es<br />

gehört der zweiten Stufe der Weserrenaissance an und ist in den Jahren 1575-79 von dem<br />

in den Kriegswirren der Zeit reich gewordenen Söldnerführer Fritz von der Schulenburg<br />

errichtet worden. Die mächtige vierflügclige Anlage, die sich in gutem baulichen Zustand<br />

befindet, wird privat genutzt, so daß vom Wohnkomplex lediglich der Innenhofzugänglich<br />

war. Der bedeutende braunsehweig-wolfenbüttelsehe Hofbaumeister Hermann Korb begegnete<br />

uns dann in Hehlen als Architekt in der beinahe klassizistisch anmutenden barokken<br />

Dorfkirche, die hervorragend restauriert worden ist. Mit der Besichtigung der Hämelschenburg,<br />

dem wohl hedeutendsten Bauwerke der Weserrenaissance und dem darin befindlichen<br />

Museum fand die Studienfahrt ihren erfolgreichen Abschluß.<br />

Schließlich hatte eine halbtägige Exkursion am 20. Oktober 1990 "Burgorte in der<br />

chemaligen preußischen Provinz Sachsen" zum Ziel. Solche Fahrten in das östliche<br />

Deutschland sind immer mit gewissen Risiken verbunden, weil die zu passierenden Brükken<br />

nicht für unsere schweren Busse konstruiert sind, so daß Umwege in Kauf genommen<br />

werden mußten. Zunächst wurde das Grenzdorf Hötensleben gegenüber Schöningen aufgesucht,<br />

das in mehrfacher Hinsicht von besonderer historischer Bedeutung ist. Die unmittelbar<br />

neben dem Ort verlaufende Grenze zur ehemaligen DDR ist seit dem Mittelalter<br />

konsiant, nachdem sich hier die Territorien der Herzöge von Braunschweig-Lünehurg und<br />

der Erzbischöfe von Magdeburg konsolidiert hatten. Hötensleben deckte einen wichtigen<br />

Übergang des Dietwcges über die Aueniederung, der südlich des Elms von Braunschweig<br />

nach Magdeburg führte. Der Ort war auch Versammlungsplatz der sächsischen Opposition,<br />

die sich hicr zum Kampf gegen Kaiser Heinrich IV. formierte. Besichtigt wurden die<br />

erhaltenen Reste des Burgkomplexes und die gegenwärtig verwahrloste Gartenanlage im<br />

englischen Landschaftsstil. Die Burg war von 1662 an, als sie Landgraf Friedrich 11. von<br />

Hessen-Homburg (Kleists Prinz Friedrich von Homburg) erworben hatte, bis 1867 in hessen-homburgischen<br />

Besitz. Durch die sehenswerte Ortskirche führte der zuständige Pfarrer.<br />

Nächstes Ziel war Ummendorf mit einer bedeutenden Burganlage (später preußisches<br />

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Amt), in der noch romanische Bauteile gut zu erkennen sind. Auch die Kirche des Dorfes,<br />

die auf einen um 1200 errichteten Bau zurückgeht, wurde besichtigt, wobei die Ausmalung<br />

der Empore besonderes Interesse fand. Sommerschenburg, im Mittelalter bedeutend<br />

durch ein dort ansässiges gleichnamiges mächtiges Grafengeschlecht, wurde anschließend<br />

aufgesucht. Hier beeindruckte vor allem das Mausoleum des preußischen Feldmarschalls<br />

Neidhardt von Gneisenau, vor dem die Marmorstatue des berühmten preußischen Bildhauers<br />

Christian Daniel Rauch aufgestellt ist. Nach Besichtigung des im 19. Jhdt. errichteten<br />

Gneisenauschen Schlosses, das gegenwärtig als Schulgebäude genutzt wird, wurde die<br />

Töpferei der Familie Lohse besucht, wo den Teilnehmern ein Einblick in die Produktionsstätte<br />

gewährt wurde und die Möglichkeit zum Erwerb der dort hergestellten geschwämmelten<br />

Töpferwaren bestand. Von den einst zahlreich im Ort vorhandenen Töpfereien ist<br />

dieser Betrieb der letzte, der die Tradition des einstigen Töpferdorfes Sommerschenburg<br />

pflegt.<br />

Nächster Tagesordnungspunkt war das für das Winterhalbjahr 1990/91 vorgesehene<br />

Vortragsprogramm, das vom Geschäftsführer Dr. Ga rz man n vorgestellt wurde.<br />

Zum Abschluß der Mitgliederversammlung wies der Vorsitzende auf folgende wissenschaftliche<br />

Veranstaltungen hin, zu denen auch die Mitglieder unseres Vereins eingeladen<br />

sind: Tagung der Historischen Kommission für Niedersaehsen und Bremen vom 8. -10.<br />

Juni 1990 in Aurich; Deutscher Historikertag vom 26.-29. September in Bochum; 17. Tag<br />

der Landesgeschichte am 1. Oktober 1990 in Karlsruhe.<br />

G.S.<br />

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VERSTORBENE MITGLIEDER<br />

Baumann, Walter, Pastor, Bad Gandersheim<br />

Kittel, llse, Bad Gandersheim<br />

Krug, Heinrich, Dr. phi!., Oberstudienrat a. D., Wolfenbüttel<br />

Lange, Bernhard, Dr. med., Braunschweig<br />

Lowitz, Martha, Bad Gandershcim<br />

Müller, Sophie, Rentnerin, Braunschweig<br />

Paes, Rudolf, Oberforstmeister a. D., Vechelde-Bodcnstedt<br />

Schultz, Hans-Adolf, Dr. phi!., Oberkustos a. D., Braunschweig<br />

Schumann, Sahine, Dr. phi!., Berlin<br />

Wenzel, Hans, Stadtrat a. D., Braunschweig<br />

Wiese, Helmut, Postamtmann a. D., Braunschweig<br />

Wilgeroth, August, Chemotechniker, Langelsheim<br />

Ziemann, Werner, Oberstudienrat a. D., Wolfenbüttcl<br />

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