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Objekt/Seite 4-10 - Bauweb

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Einkaufszentrum<br />

Reizvolle<br />

Symbiose<br />

4<br />

<strong>Objekt</strong><br />

Einen denkmalgeschützten Industriebau in ein modernes<br />

Einkaufszentrum zu integrieren, ist eine anspruchsvolle<br />

planerische Herausforderung. Das Büro des Architekten<br />

Peter Lorenz löste sie im Falle des Q19 in Wien mit einem<br />

ungewöhnlichen Gesamtkonzept – und interessanten<br />

Detaillösungen.<br />

Den Eingang dominiert<br />

eine speziell für das<br />

Wiener „INTERSPAR“-<br />

Projekt Q19 entwickelte<br />

LED Fassade.<br />

Nicht nur der Planer musste<br />

sich bei diesem Projekt einer<br />

neuen Aufgabe stellen, auch<br />

der Bauherr betrat Neuland: Immerhin<br />

ist es für eine große Handelskette<br />

keineswegs selbstverständlich, die Gestaltung<br />

eines modernen Einkaufszentrums<br />

durch die Optik eines historischen,<br />

unverkleideten Stahlbeton-Skelettbaues<br />

beeinflussen zu lassen. Ge-<br />

Foto: Pia Odorizzi<br />

nau das, war die Ausgangssituation<br />

im Q19, einem<br />

multifunktionalem Einkaufszentrum,<br />

das Ende<br />

Oktober in Wien Döbling<br />

seine Tore öffnete.<br />

Konzept<br />

Inspiriert durch seine Mutterstadt<br />

Triest verfolgte der<br />

international tätige Architekt<br />

Peter Lorenz in der<br />

Konzeption die Idee eines<br />

anlegenden Schiffes. Eine<br />

Symbolik, die sich beispielsweise<br />

in der Corten-Stahlfassade<br />

des Neubaus wieder<br />

findet. Der besondere Reiz<br />

des Q19 resultiert aber sicherlich<br />

aus dem Wechselspiel zwischen<br />

alt und neu.<br />

Durch den Ausbau des beinahe <strong>10</strong>0<br />

Jahren alten, denkmalgeschützten Gebäudes<br />

der ehemaligen Samum Papierfabrik<br />

wurde einer der ersten Stahlbetonbauten<br />

Wiens einer neuen Nutzung<br />

zugeführt. Dieser lang gestreckte<br />

Bau, der innerhalb des Gesamtkonzeptes<br />

gewissermaßen als Ruhepol wirkt,<br />

ist nun durch einen modernen, durch<br />

Beton und Glas definierten Neubau<br />

ergänzt. Dazu wird dem Altbau an der<br />

Rückseite ein Neubau für ein Shopping<br />

Center, eine Mall und ein Parkhaus<br />

mit vier Parkgeschossen und zwei<br />

6/2005


Tiefgaragengeschossen angegliedert.<br />

Was bereits in der Annäherung durchaus<br />

kontrastreich wirkt, gewinnt im<br />

Inneren an Spannung: großzügige Öffnungen<br />

zwischen den Geschossen sorgen<br />

für interessante Blickachsen, deren<br />

Wirkung durch das Wechselspiel von<br />

alter und neuer Bausubstanz noch gesteigert<br />

wird.<br />

Die Shops sowie die Gastronomie- und<br />

Dienstleistungsunternehmen sind auf<br />

zwei Mall- Ebenen angesiedelt, auf<br />

zwei weiteren Ebenen entstanden<br />

Dienstleistungs- und Büroflächen. Mit<br />

der Errichtung eines sechs Decks umfassenden<br />

Parkhauses entstanden 680<br />

6/2005<br />

Zwei getrennte<br />

Baukörper, eine<br />

Einheit: Die Einbindung<br />

eines Industriedenkmales<br />

macht das Q19<br />

unverwechselbar.<br />

<strong>Objekt</strong><br />

Foto: Pia Odorizzi<br />

5


6<br />

<strong>Objekt</strong><br />

Reizvolle Symbiose<br />

Parkplätze, von denen einige den Bewohnern<br />

des Bezirkes zur Verfügung<br />

stehen. Dem Quartiergedanken entsprechend<br />

wurde auch der Außenbereich<br />

in die Konzeption mit eingebunden.<br />

Zwei Bestandsmieter, ein täglich<br />

24 Stunden geöffnetes Fitness-Studio<br />

und Wiens größtes Billard-Center,<br />

konnten zudem ihren Betrieb während<br />

der gesamten Bauzeit aufrecht erhalten.<br />

Sanierung Bestand<br />

Für die 1909 errichtete Samum-Fabrik<br />

lagen so gut wie keine Planunterlagen<br />

mehr vor. Als Basis für die weitere<br />

Planung mussten daher sowohl<br />

die Bestandspläne, als auch ein umfassendes<br />

Betongutachten (ÖFI) erstellt<br />

werden. Mit einer Vielzahl an Bohrkernen<br />

wurden Betongüte, Bewehrungsführung<br />

und Bewehrungsanteil<br />

Links: Bewehrungsführung der historischen<br />

Durchlaufträger. Oben: Aufgeklebte<br />

Verbindungslaschen der einzelnen Bauteile<br />

im Altbau. Rechts: Deckenöffnung für<br />

ein neues Stiegenhaus im Altbau.<br />

ermittelt. Die Stahlbetonoberfläche<br />

wurde mittels Hochdruckwasserstrahl<br />

von allen Beschichtungen (Malerei)<br />

befreit und um die Betonstruktur<br />

sichtbar zu macht. Neben dem Bestandgutachten<br />

des ÖFI wurden vom<br />

beauftragte Statikbüro Werkraum<br />

selbst gezielte Untersuchungen vorgenommen<br />

um das Tragwerk zu analysieren.<br />

Die Geschossdecken waren<br />

von der Tragfähigkeit in verschiedene<br />

Nutzlastzonen gegliedert, die entsprechend<br />

der früheren Widmung als Industriebau<br />

von 450 bis 1.500 kg/m 2<br />

reichten. Mit Hilfe eines wenige Zentimeter<br />

starken Verbundestriches erhöhte<br />

man bei einer statisch schwachen<br />

Decke die Nutzlast.<br />

Als vorrangige Maßnahme musste jedoch<br />

der Skelettbau durch zwei neue<br />

Stahlbeton-Stiegenhauskerne erdbe-<br />

Links: Querkraftverstärkung durch CFK-Sheets und Biegeverstärkung durch CFK-Lamellen<br />

Rechts: Zugbänder zur Krafteinleitung in die neuen Stiegenhäuser im Altbau.<br />

bensicher gemacht werden. Dazu<br />

wurden im Bestandsraster (8 x 6,5<br />

Meter) in den Drittelpunkten der Gebäudelänge<br />

jeweils zwei Felder ausgebrochen.<br />

Die Ableitung der Zugkräfte<br />

aus den neuen Stiegenhäuser erfolgt<br />

mit Kleinbohrpfählen. Erst als die<br />

Erdbebensicherheit gewährleistet war,<br />

konnten die bestehenden Stiegenhäuser<br />

abgetragen werden.<br />

Eines der Hauptprobleme aus statischer<br />

Sicht im Bestand ist die bei der<br />

Errichtung vorgenommene Bemessung<br />

der STB-Konstruktion. Durch<br />

die Änderungen am statischen System<br />

und den Nutzlastererhöhungen musste<br />

einzelne Tragwerksteile nachgerechnet<br />

und verstärkt werden. Für die<br />

Verstärkungsmaßnahmen wurden<br />

CFK-Sheets (Querkraftverstärkung)<br />

und CFK-Lamellen (Biegeverstärkung)<br />

angewendet.<br />

Weitere Maßnahmen<br />

Im Bestand wurde das Niveau um 50<br />

cm abgesenkt um Alt- und Neubau<br />

niveaugleich zusammenführen zu<br />

können. Im Zuge der Sanierung wurde<br />

auch frühere Eingriffe rückgängig<br />

gemacht und der Altbestand gewissermaßen<br />

neu gebaut. Stellenweise waren<br />

durch die Entfernung tragender Stiegenhausmauern<br />

auch größere Auswechslungen<br />

und der Einbau massiver<br />

Stahlträger notwendig. Im Alt- und<br />

Neubau wurden rund 500 zusätzliche<br />

Bohrlöcher bzw. Haustechniköffnungen<br />

nachträglich vom Statikbüro freigegeben.<br />

6/2005


Steinputzfassade<br />

In der unter Denkmalschutz stehenden<br />

Steinputzfassade waren die Betoneisen<br />

häufig nur im Steinputz eingebunden.<br />

Aufgrund der hohen Porosität<br />

des Steinputzes waren Korrosionsschäden<br />

bereits eingebaut. Diese Porosität<br />

führte im Laufe der Jahrzehnte zu einer<br />

Vielzahl von Rissen und Abplatzungen<br />

bedingt durch Eisenkorrosion.<br />

Davon war hauptsächlich die Westfassade,<br />

<strong>Seite</strong> Kreilplatz, betroffen, welche<br />

einen Schadensgrad von ca. 15 % aufwies.<br />

Die Abplatzungen bzw. Betonbzw.<br />

Steinputzschaden reichten in eine<br />

Tiefe von bis zu 12 cm.<br />

Unter Beiziehung des ÖFI (Untersuchungen<br />

aller betonrelevanten Daten,<br />

siehe oben) wurden unter der Leitung<br />

von Herrn Ing. Gaschée/Institut Leonardino<br />

eine Vielzahl von Mustern<br />

angelegt. Da seitens des BDA die Materialien<br />

der Richtlinien für Betoninstandsetzung<br />

zu kunststoffhautähnlich<br />

erschienen, wurde ein gestrahlter, mit<br />

Marmorsplitt versehener Nassspritzmörtel<br />

als Saniervariante festgelegt.<br />

Die hohe Porosität des Steinputzes der<br />

Samum Papierfabrik führte im Laufe der<br />

Jahrzehnte zu einer Vielzahl von Rissen<br />

und Abplatzungen, bedingt durch Eisenkorrosion.<br />

6/2005<br />

Die Herstellung der Baugrubensicherung erfolgte durch eine Mixed-in-Place Wand, nur im Bereich<br />

eines Stiegenhausturmes, der erst zu einem späteren Zeitpunkt abgebrochen werden konnte, kam<br />

HDBV zum Einsatz. Links oben: Abbruch des Stiegenhauses im Altbau.<br />

Da nicht nur Steinputz, sondern eine<br />

Vielzahl von verschiedenen Untergründen,<br />

wie Ziegelmauerwerk, alte<br />

Putze, gut haftende Altsanierungen,<br />

sowie Schichtdicken von <strong>10</strong> – 200<br />

mm zu sanieren waren, wurde im Zusammenwirken<br />

der maßgeblich beteiligten<br />

Firmen bzw. Institutionen nach<br />

vielen Versuchen folgende steinputzähnliche<br />

Ausführung gewählt:<br />

❚ Abklopfen und Entfernen der<br />

schlecht haftenden Bereiche<br />

❚ Sorgfältiges Freilegen der korrodierten<br />

Betoneisen<br />

❚ Sandstrahlen der kompletten Fassade<br />

und des Betoneisens<br />

❚ Zusätzliche Verbügelung Betoneisen<br />

inklusive normgemäßen Zement<br />

Epoxidharz Armierschutz.<br />

❚ Mehrlagige Reprofilierung der bis<br />

zu 14 cm dicken Ausbruchstellen<br />

mittels inhibierten Mörtels im<br />

Spritzverfahren.<br />

❚ Vollflächiger Spritzmörtelüberzug<br />

des Sto-Leichtmörtels LM. Schichtdicke<br />

ca. 15 mm um das Eindrin-<br />

gen von Wasser in den alten Steinputz<br />

zu vermeiden. Dieser Spritzmörtel<br />

weist ein geringes E-Modul<br />

von 1.2000 N/mm 2 , sowie eine<br />

hohe Druckfestigkeit von 30<br />

N/mm 2 auf.<br />

❚ Aufbringen einer Dekorschicht von<br />

ca. 15 mm, bestehend aus STO-<br />

Leichtmörtel LM mit 30 % Sölker<br />

Marmorsplitt Körnung 3 – 7 mm.<br />

Für diese Arbeiten wurden eine<br />

Vielzahl von hoch gebauten Hobeln<br />

und Lehren für die Wiederherstellung<br />

des Gesimse, sowie Verzierungen<br />

nachgebaut.<br />

❚ Sandstrahlen der kompletten sanierten<br />

Fassade um ein steinputzähnliches<br />

Aussehen zu erreichen.<br />

Baugrube<br />

Die Baugrubenausbildung gestaltete<br />

sich insofern anspruchsvoll, als aufgrund<br />

der bereits erwähnten Erdbebensicherung<br />

ein bestehender Stiegenhausturm,<br />

der in die Baugrube<br />

ragte, erst nach Errichtung der neuen<br />

<strong>Objekt</strong><br />

7


8<br />

<strong>Objekt</strong><br />

Reizvolle Symbiose<br />

Links: Stahlpilze als Durchstanzbewehrung für die Flachdecken. Rechts: Die schlanke Stahldach-Konstruktion ist an den Neubau gekoppelt und nur<br />

durch einen Spengleranschluss an den Bestand angebunden. Durch die spezielle Wahl des Glasdaches und dessen Ausführung sowie durch eine<br />

spezielle Bedruckung wird der Tageslichtanteil mit ca. 8 bis 12 % fixiert, innen liegende Sonnenschutzscreens steuern den Tageslichteintrag.<br />

Stiegenhäuser abgebrochen werden<br />

konnte. Der Bereich des Turmes musste<br />

daher auch für die Baugrubensicherung,<br />

die in Form einer Mixed-in-<br />

Place Wand erfolgte, ausgespart werden.<br />

Bei diesem Verfahren wird bekanntlich<br />

anstehender Boden an Ort<br />

und Stelle als Baustoff eingesetzt, indem<br />

während der Bohrung der Boden<br />

mit Zementsuspension vermischt<br />

wird. Das Ergebnis ist ein verfestigter,<br />

durch die Schneckengeometrie definierter,<br />

scheibenförmiger Erdbetonkörper,<br />

in den Stahlprofile eingerammt<br />

wurden. Die MIP Wand ist<br />

nicht für den Endausbau geeignet.<br />

Neubau<br />

Auch beim Neubau handelt es sich<br />

um einen STB-Skelettbau mit aussteifenden<br />

Kernen. Alt- und Neubau<br />

sind als völlig getrennte Baukörper<br />

definiert, die in keinem Bereich fix<br />

miteinander verbunden sind. Als<br />

Konsequenz der erdbebensicheren<br />

Gestaltung sind beide durch eine 5cm<br />

starke Bewegungsfuge getrennt, wobei<br />

man in Abstimmung mit dem<br />

Bauherren auf kostenintensive Dehnfugenprofile<br />

verzichtete. Statt dessen<br />

reduzierte man die Fuge durch die<br />

Fußbodenkonstruktion auf 2 cm. Im<br />

Fall des Falles nimmt man eine Zerstörung<br />

der Fugenausbildung in Kauf<br />

– ohne dass sich die Baukörper aber<br />

gegenseitig beschädigen.<br />

Eine Besonderheit des ca. 150 x 50<br />

Meter großen Neubaus ist seine Errichtung<br />

ohne Dehnfugen. An deren<br />

Stelle setzte man auf erhöhten Rechenaufwand<br />

und verstärkte die Investitionen<br />

in eine rissfreie Bewehrung.<br />

Erhöhten Aufwand erforderte<br />

auch die Decke über dem 1. OG, die<br />

nach dem Knick in die Glasdachkonstruktion<br />

übergeht. Sie kragt bis zu 8<br />

Meter weit frei aus und ist nur im Bereich<br />

des Haupteingangs mit Stützen<br />

unterstellt. Über den Großteil der<br />

Länge wird die Auskragung von bis zu<br />

2 Meter hohen Überzügen getragen,<br />

die in den Humuskörper über der Decke<br />

integriert sind.<br />

Die Glasdach-Konstruktion ist konstruktiv<br />

dem Neubau zugeordnet, ein<br />

Spengleranschluss am Altbau kann die<br />

notwendigen Bewegungen aufnehmen.<br />

Die Stahlsäulen der Glasdachkonstruktion<br />

stehen auf der 35 cm<br />

starken Decke von UG1 Neubau, die<br />

über die MIP-Wand gezogen wurde.<br />

Der Rohbau des Neubaus war nach<br />

rund einem Jahr Bauzeit fertig gestellt<br />

– angesichts der gegebenen Kubatur<br />

eine beachtliche Leistung. Unter anderem<br />

wurden 7.500 m 2 große Decken<br />

in fünf Wochen betoniert!<br />

Beleuchtungskonzept<br />

Im zentralen Bereich der Mall wird<br />

durch die spezielle Wahl des Glasdaches<br />

und dessen Ausführung sowie<br />

durch eine spezielle Bedruckung der<br />

Tageslichtanteil mit ca. 8 bis 12 % fixiert,<br />

so dass nicht durch zu große Tageslichtmengen<br />

eine Störung der<br />

Raumwahrnehmung im Innenraum<br />

entsteht. Gleichzeitig wird bei Son-<br />

nenschein mit innen liegenden Sonnenschutzscreens<br />

der Tageslichteintrag<br />

so gesteuert, dass zwar eine ausreichende<br />

Tageslichtmenge gegeben ist, aber<br />

über eine gezielte Steuerung der Sonnenschutzscreens<br />

die Papierfabrik (Altbau/Fassade)<br />

im Sonnenlicht erscheint<br />

und damit betont wird.<br />

Die Leuchten welche speziell für dieses<br />

Projekt entwickelt wurden, sind<br />

völlig blendfreie Lichtsysteme die ein<br />

Tag- und Nachtmilieu beinhalten,<br />

und dabei keinen optischen Unterschied<br />

ergeben. Es ist eine besondere,<br />

patentierte Schlitzleuchtentechnik in<br />

der zwei Leuchtmittel integriert sind,<br />

mit Halogen Metalldampflampen die<br />

sowohl Weißes als auch Warmton<br />

Licht abgeben, und dadurch von der<br />

Tagsituation harmonisch in die<br />

Nachtsituation wechseln können.<br />

Mittels spezieller Werfer im Luftraumbereich<br />

wird das vorhandene<br />

Lüftungskanalrohr, das eine spezielle<br />

Oberfläche aus Reinstaluminium er-<br />

Speziell entwickelte, blendfreie<br />

Leuchten beinhalten ein Tag- und<br />

Nachtmilieu.<br />

6/2005


Mit bis zu 2 m hohen Überzügen, sie<br />

sind nun durch den Humuskörper<br />

verdeckt, wurde die Auskragung der<br />

Decke über dem 1. OG realisiert.<br />

hält, als Lichtreflektor eingesetzt, um<br />

die darunter liegenden Lufträume entsprechend<br />

auszuleuchten.<br />

Hohe Aufmerksamkeit wurde der optimalen,<br />

blendfreien Fernwirkung des<br />

Gebäudes gewidmet. Dazu werden<br />

mit Indirekt-Komponenten die Betonuntersichten<br />

des gesamten Parkdeckes<br />

bzw. der Spindelrampen beleuchtet.<br />

Zusätzlich ist die Sockelgeschosszone<br />

des gesamten Neubaus mit speziellen<br />

Parallelwerferleuchten ausgestattet.<br />

Optischer Schwerpunkt ist zweifellos<br />

eine speziell für dieses Projekt entwickelte<br />

LED Fassade auf, die darauf basiert<br />

dass die für den Sonnenschutz erforderlichen<br />

Sonnenschutzlamellen,<br />

die als horizontales Grid vor der Glasfassade<br />

angeordnet sind und von innen<br />

nach außen eine optimale Transparenz<br />

erlauben, einerseits den Sonnenschutz<br />

bewerkstelligen und andererseits durch<br />

in der Stirnseite integrierte RGB fähige<br />

LED Elemente beinhalten, die bis zu<br />

einem Film in aufgelösten Zeilen jede<br />

Form von Grafik und Schrift bis hin<br />

zu Filmsequenzen aufnehmen können.<br />

Parkdecks<br />

Im Bereich der Parkdecks sind die<br />

STB-Decken ohne Bodenaufbau ausgeführt<br />

und mit einer Kunstharzbeschichtung<br />

versehen. Trotz der angenommenen<br />

Temperaturwechsel sind<br />

die Risse durch erhöhten Rechen- bzw.<br />

Bewehrungsaufwand auf 0,3 mm Breite<br />

beschränkt.<br />

Die Auf- bzw. Abfahrtswendel der<br />

6/2005<br />

Parkdecks war aus statischer Sicht eine<br />

spezielle Herausforderung. Der Wendelkern<br />

ist ab dem ersten OG durchgehend,<br />

darunter sorgen drei Stützen<br />

für die Lastableitung. Die Rampe<br />

selbst kragt 4,5 Meter aus und ist als<br />

gevoutete STB-Platte ausgeführt! Die<br />

befahrbaren Aufbetonplatten sind<br />

<strong>10</strong>cm stark und einlagig bewehrt.<br />

Anzumerken ist, dass sowohl die Aufals<br />

auch die Ausfahrtsrampe mit einer<br />

Flächenheizung in der Aufbetonplatte<br />

ausgestattet sind. Unter der Zielsetzung<br />

der Fugen-Minimierung wurden<br />

sie in 16 x 6 Meter großen Feldern<br />

betoniert – eine Größenordnung, die<br />

durch denselben Mehraufwand wie<br />

bei den Parkdecks realisiert werden<br />

konnte. Die Rampen wurden mit 45°<br />

Vorlauftemperatur ausgeheizt und<br />

sind nach wie vor rissfrei.<br />

Eingangsbereich in der Rohbauphase, die Bullaugen in<br />

der Fassade sorgen für Tageslicht und sind Eye-Catcher in<br />

der Nacht. Unten die speziell entwickelte LED-Fassade, die<br />

in die Stirnseite der Sonnenschutzlamellen integriert ist –<br />

Beispiel für die vom Architekten angestrebten Mehrfachfunktionen<br />

einzelner Elemente.<br />

Bautechnisch interessant gelöst ist<br />

auch die Abfahrtsrampe an der Rückseite<br />

des Neubaus, die auf eine Länge<br />

von <strong>10</strong>0 m nur drei Stützten aufweist!<br />

Der u-förmige Rampenquerschnitt<br />

weist eine sehr geringe Plattendicke<br />

von 22 cm und eine Brüstungsstärke<br />

von 25 cm auf und ist auf Grund ih-<br />

<strong>Objekt</strong><br />

Die gezielte<br />

Verwitterung<br />

der Cortenstahl-<br />

Fassade prägt<br />

weite Teile der<br />

Fassade.<br />

9


<strong>10</strong><br />

<strong>Objekt</strong><br />

Reizvolle Symbiose<br />

Technische Daten Haustechnik<br />

Wärmeleistungsbedarf 1705 kW<br />

Kälteleistungsbedarf 1780 kW<br />

12 Lüftungsanlagen 253.000 m 3 /h<br />

Dezentrale Lüftungsanlagen 125.000 m 3 /h<br />

Mech. Brandrauchabsauganlagen 472.000 m 3 /h<br />

rer Spannweiten eigentlich schon als<br />

Brücketragwerk zu sehen. Auch wenn<br />

sich die Optik der Stützen dem restlichen<br />

Stahlbetonbau anpasst, so kommen<br />

hier doch massive Stahleinbauteile<br />

zum Einsatz. Alle Berechnungen erfolgten<br />

nach EUROCODE.<br />

Haustechnik<br />

Die Heizmittelversorgung zur Beheizung<br />

des Gebäudes erfolgt ganzjährig<br />

mittels Fernwärme aus dem Fernwärmenetz.<br />

Die Verteilung erfolgt von<br />

der Heizzentrale im 1.UG für folgende<br />

Abnehmer: Lüftungsanlagen, Radiatoren,<br />

Torluftschleier, WW-Speicher<br />

und Rampenheizung.<br />

Zur Erzeugung des Klimakaltwassers<br />

sind zwei luftgekühlte Flüssigkeitskühler<br />

am Dach Altbau und Neubau vorgesehen.<br />

Für eine zusätzlich erforderliche<br />

Kühlung der Shoppartner ist eine<br />

Klimakaltwasserringleitung im EG<br />

und OG1 eingebaut. Free cooling erfolgt<br />

mittels Glykolrückkühler. Zur<br />

Energieeinsparung werden zwei für die<br />

Sprinkleranlage vorgesehene Sprinklerbecken<br />

als Kältespeicher verwendet.<br />

Das Wasser in den Sprinklerbecken<br />

wird in der Nacht durch die Kältemaschine<br />

Neubau abgekühlt. Die somit<br />

entstandene Kälteenergie wird gespeichert<br />

und tagsüber für die Klimaanlagen<br />

genutzt. Durch dieses Anlagenkonzept<br />

wurde der Spitzenstrom des<br />

Die Haustechnik über dem Bestand<br />

wurde entsprechend dem Stützenraster<br />

aufgeständert. Eine weitere große<br />

Haustechnik-Zentrale befindet sich<br />

über den Parkdecks.<br />

Gebäudes um etwa 150 kW reduziert.<br />

Für die Be-/Entlüftung des Einkaufszentrums<br />

ist (ausgenommen Nebenräume)<br />

ein variables Luftvolumenstromsystem<br />

vorgesehen. Dieses System<br />

bringt unabhängig zur Personalfrequenz<br />

immer gleich bleibende Luftqualität.<br />

Zur Einsparung des Luftvolumenstromes<br />

von 30% wurde das<br />

von Axima Gebäudetechnik GmbH<br />

entwickelte Induction Units System<br />

für den INTERSPAR-Markt und die<br />

weiteren Shoppausbauten vorgesehen.<br />

Die Lüftungsgeräte sind bis auf<br />

Unterbauung Vorplatz am Dach Altbau<br />

und Neubau in wetterfester Ausführung<br />

situiert. Eine besondere Herausforderung<br />

stellte auch die Sichtmontage<br />

der HT-Installation dar.<br />

Fazit<br />

Angesichts der Aufgabenstellung ist es<br />

auch für einen Außenstehenden nachvollziehbar,<br />

welchen komplexen Entwicklungsprozess<br />

das Gesamtkonzept,<br />

aber auch die Gestaltung bestimmter<br />

Details zu durchlaufen hatte. Die Einbindung<br />

historischer Bausubstanz in<br />

die Hochglanz-Konsumwelt von heute<br />

bietet zweifellos reizvolle Aspekte,<br />

aber auch viele Herausforderungen.<br />

Wie überall zählt das Ergebnis – und<br />

das überzeugt im Fall des Q19 nicht<br />

nur die Architekturkritik, auch die<br />

positiven Auswirkungen auf einen<br />

entwicklungsfähigen Stadtteil spielen<br />

in der Gesamtbetrachtung eine wichtige<br />

Rolle. Aus der Sicht des Bautechnikers<br />

ist im Q19 auf jeden Fall in<br />

vielen Bereichen das beherzte Engagement<br />

der beteiligten Personen ablesbar<br />

– und schon aus dieser Perspektive<br />

ist dieses Einkaufszentrum einen Besuch<br />

wert!<br />

Alexander Riell<br />

Bautafel<br />

Bauherr „INTERSPAR“ Österreich, Salzburg<br />

Geschäftsführer Dir. Mag. Marcus Wild<br />

Projektleitung: Eduard Edhofer, Rudolf Rahofer<br />

Architekt Peter Lorenz Architekt + Partner, Innsbruck<br />

Projektleiter: DI Martin Franzmair<br />

Mitarbeiter: Andreas Mikula, Andreas Falbesoner,<br />

Roland Schweiger, Peter Larcher, Stephanie von<br />

Krempelhuber, Marcel Ködderitsch, Karin Leitner,<br />

Paul Burgstaller, Giulia Decorti, Peggy Roider<br />

Tragwerksplanung werkraum ZT OEG, Wien; Peter Bauer, Peter Resch,<br />

Projektleiter: Martin Schoderböck<br />

Haustechnik Planung Schmidt Reuter, Wien; Projektleiter: Rudolf Prokesch<br />

Lichtplanung Bartenbach LichtLabor, Aldrans/Innsbruck<br />

Projektleiter: Robert Müller<br />

Örtliche Bauaufsicht IFM Bauplanungen<br />

Baumeisterarbeiten ARGE Strabag Dywidag; Projektleiter: Alfred Schrenk<br />

Techn. Geb.-Ausrüstung Axima Gebäudetechnik GmbH, Wien<br />

Projektleiter: Sepp Kiffmann<br />

Elektrotechnik VATech Elin EBG; Projektleiter: Wolfgang Pscheidl<br />

Steinputzfassade KBB/Meissl Oberflächentechnik Produktions Gmbh,<br />

Fischamend, Projektleiter: Josef Halsmayer<br />

Konsulent: Institut Leonardino, Bruno Gasché<br />

Fassade, Verglasungen Ferroglas Glasbautechnik GmbH, Hörsching<br />

Projektleiter: Roland Beck, Harald Velske,<br />

Kurt Stingelmair<br />

Stahlbau Unger Steel; Projektleiter: Sascha Gritsch<br />

Corten Fassade Reinhard Eder Blechbau GmbH, Völkermarkt<br />

Projektleiter: Winfried Thonhauser<br />

6/2005

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