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Exekutive Vetorechte im deutschen Verfassungssystem - Oapen

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D. Vetos <strong>im</strong> aktuellen <strong>deutschen</strong> <strong>Verfassungssystem</strong><br />

(1) Die ‚geschäftsführende Landesregierung‛ als Katalysator des Art. 119 HV<br />

Es ist schon bemerkenswert, wie Art. 119 HV dieser an einen „Politthriller“ grenzenden<br />

Situation, eine noch dramatischere Spannungskurve beifügen konnte.<br />

Bevor jedoch die vetorelevanten Abläufe und Entwicklungen des Jahres 2008<br />

näher beleuchtet werden, soll zunächst der verfassungsrechtliche Rahmen hierfür<br />

abgesteckt werden: Ausgangspunkt ist der Umstand, dass die hessische Verfassung<br />

nicht die explizite Möglichkeit bietet, eine Minderheitsregierung zu bilden. Dadurch,<br />

dass Art. 101 Abs. 1 HV best<strong>im</strong>mt, dass zum Ministerpräsidenten von<br />

Hessen nur gewählt ist, wer die Mehrheit der gesetzlichen Mitglieder des Landtags<br />

auf sich vereinigt, eine Minderheitswahl somit nicht vorgesehen ist, müsste ein<br />

neuer Ministerpräsident, zumindest zum Zeitpunkt der Wahl, eine absolute Mehrheit<br />

hinter sich versammeln. Die Vorschrift des Art. 101 Abs. 1 HV gilt dabei<br />

nicht nur für den ersten und zweiten Wahlgang, sondern für die Wahl des Ministerpräsidenten<br />

schlechthin, ohne Rücksicht darauf, wie viel erfolglose Wahlgänge<br />

schon stattgefunden haben. 981<br />

Für den Amtsantritt eines mit absoluter Mehrheit gewählten Ministerpräsidenten<br />

bedarf es zudem nach Art. 101 Abs. 4 HV noch eines besonderen Vertrauens-<br />

es noch nie gegeben“; FAZ NET, v. 15. April 2008, „Koch will linker Mehrheit nicht folgen“ & „Neuwahlen als<br />

letzter Ausweg“; FAZ NET, v. 09. Mai 2008, „Das Modell Schröder passt für Koch nicht“; FAZ NET, v. 29.<br />

Mai 2008, „Hinweise auf Neuwahl verdichten sich“; FAZ NET, v. 30. Mai 2008, „Be<strong>im</strong> Landesetat sitzt die<br />

Regierung am längeren Hebel“; FAZ NET, v. 04. Juni 2008, „Ein Pyrrhussieg <strong>im</strong> Stellungskrieg“, „Permanente<br />

parlamentarische Offensive“; FAZ NET, v. 30. September 2008, „Testsieg für Andrea Ypsilanti“; FAZ NET, v.<br />

04. Oktober 2008, „SPD für Verhandlungen zur Regierungsbildung“; FAZ NET, v. 07. Oktober 2008, „‚Die<br />

Linkspartei hat klein beigegeben‛“, „Trügerische Idylle“, „Der unbedingte Wille zur Einigung“; FAZ NET, v. 08.<br />

Oktober 2008, „Taktische Warnungen vor hessischem Nirwana“; FAZ NET, v. 11. Oktober 2008, „An uns<br />

scheitert das nicht“; FAZ NET, v. 14. Oktober 2008, „SPD und Grüne: ‚Wir packen‛s an‛“; FAZ NET, v. 21.<br />

Oktober 2008, „Ein paar überzählige Kandidaten für Ypsilantis Kabinett“; FAZ NET, v. 23. Oktober 2008,<br />

„Rot-Grün schon <strong>im</strong> November?“; FAZ NET, v. 24. Oktober 2008, „Wie weit der Politikwechsel geht“, „Rot-<br />

Grün steht Al-Wazir wird Umweltminister“; FAZ NET, v. 26. Oktober 2008, „Ypsilantis-Vize Walter greift<br />

SPD-Chefin an“, „Die Beschlüsse sind eine Katastrophe für das Land“; FAZ NET, v. 28. Oktober 2008,<br />

„Ypsilanti: Es bleibt die Angst vor Heckenschützen“, „68 Prozent der Hessen lehnen Ypsilantis Weg ab“; FAZ<br />

NET, v. 29. Oktober 2008, „Gutachten: Rot-grüne Vorstellungen rechtswidrig“, „CDU erwägt Boykott der<br />

Ypsilanti-Wahl“; FAZ NET, v. 31. Oktober 2008, „Koch bittet um Spenden gegen Rot-Grün“; FAZ NET, v. 01.<br />

November 2008, „Walter lehnt Koalitionsvertrag ab“, „Ypsilantis Irrflug“; FAZ NET, v. 03. November 2008,<br />

„Ypsilanti scheitert auf dem Weg zur Macht“; „Koch: ‚Sehr enges Zeitfenster‛“, „Von wegen machtgeil“;<br />

„Ypsilantis Vabanquespiel ist gescheitert“; FAZ NET, v. 04. November 2008, „Abweichler sollen aus der Partei<br />

ausgeschlossen werden“; „Schnelle Neuwahlen oder langes Interregnum“, „Kein Fünkchen Verständnis“, „Auferstanden<br />

aus den Ruinen Ypsilantis“, „Kochs Schutzpatronin“, „Al-Wazir kreidet Ypsilanti Führungsversagen<br />

an“; sueddeutsche.de, v. 07. November 2008, „Das Ende der Geisterfahrt“; FAZ NET, v. 08. November 2008,<br />

„Im Schraubstock der Parteiraison“; FAZ NET, v. 09. November 2008, „Ein hessisches Verhängnis“; FAZ<br />

NET, v. 14. November 2008, „Hessen ist doch nicht Z<strong>im</strong>babwe“; FAZ NET, v. 15. November 2008, „Frau<br />

Ypsilantis Welt“; FAZ NET, v. 19. November 2008, „Hessischer Landtag löst sich auf“, „Aufgelöst“.<br />

Nach dem gescheiterten zweiten Anlauf der Mehrheitsfraktionen <strong>im</strong> Landtag von Hessen (SPD, Grüne und „Die<br />

Linke“) eine ‚eigene‛ Ministerpräsidentin zu wählen, löste sich der Landtag von Hessen selber auf und es kam <strong>im</strong><br />

Januar 2009 zu Neuwahlen. Der bisherige Regierungschef Roland Koch konnte eine CDU/FDP-Koalition<br />

bilden und blieb Hessischer Ministerpräsident.<br />

Einen vollständigen Überblick über die sog. ‚Hessischen Verhältnisse‛ inklusive einer investigativen Bewertung<br />

der Motive derjenigen Abgeordneten, die die Ministerpräsidentenwahlen scheitern ließen und weitere machtpolitische<br />

Hintergründe, bietet der Journalist Volker Zastrow aus dem Blickwinkel des Jahres 2009, in: „Die Vier –<br />

Eine Intrige“.<br />

981 R. Groß, Die Entwicklung des Hessischen Verfassungsrechts, in: JöR 21 (1972), S. 320.

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