Jahresbericht 2011 - Caritasverband für das Bistum Aachen

Jahresbericht 2011 - Caritasverband für das Bistum Aachen Jahresbericht 2011 - Caritasverband für das Bistum Aachen

22.01.2013 Aufrufe

Schwerpunkte aus der Arbeit 2011 in den Bereichen Arbeitsmarktpolitik im Gegenwind... Haushaltskonsolidierung“ und „Instrumentenreform“ haben unsere Dienste und Einrichtungen in Existenzkrisen gebracht und Lebensperspektiven von Langzeitarbeitslosen zerstört. Die ohnehin knappen Mittel für den Eingliederungstitel wurden in 2011 um rund 1,5 Mrd. Euro gekürzt und für die beiden nächsten Jahre sind weitere massive Einschnitte beschlossen. In Heinsberg mussten die Pforten des Bildungszentrums schließen, in Aachen kam das Aus für bewährte Projekte, in Düren formierte sich Protest gegen den sozialen Kahlschlag und überall wurden die Plätze in den Maßnahmen zur Arbeitsmarktpolitik erheblich reduziert. Mit der Instrumentenreform wurde leider auch der dringend notwendige „Passiv-Aktiv- Transfer“ nicht ermöglicht und das Kriterium „Zusätzlichkeit“ schränkt die Integrationschance für die Betroffenen deutlich ein. … Gegenwind, den die Menschen am Rande zu spüren bekommen, Gegenwind, der unsere Gesellschaft vor die Frage stellt: Was machen wir mit den Menschen, die langzeitarbeitslos sind? Wird sich die Spaltung unserer Gesellschaft vertiefen? Stehen wir am Scheideweg zwischen Exklusion und Integration? – Die Lasten der Gesellschaft sind ungerecht verteilt. Milliarden Kürzungen im Bereich der Maßnahmen zur Integration durch Arbeit standen in 2011 ganze fünf Euro Regelsatzerhöhung bei der Grundsicherung für rund sieben Millionen Menschen gegenüber. Kommt nach dem heftigen Gegenwind auch noch eine Politik mit der „Abrissbirne“, die den Betroffenen keine Perspektive mehr lässt, die Integration und Teilhabe durch „Alimentation der Überflüssigen“ ersetzt? „Arbeitslose wollen arbeiten“, war der Titel einer Caritas-Aktion Mitte 2011 zu den Verwerfungen in der aktuellen Arbeitsmarktpolitik.Arbeits-„markt“-politik, vielleicht liegt in diesem Sprachgebrauch schon eine Wurzel des Übels. Für uns als Caritas kann es nicht darum gehen, Menschen ‚marktfähig‘ zu machen, sondern ihnen durch ‚Integration durch Arbeit‘ die umfassende gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Angesichts der in 2011 bei der Integration durch Arbeit erfahrenen Realitäten wäre ein ‚Sturm der Entrüstung‘ nötig, der einer sozialen, gesellschaftlichen Bewegung Auftrieb gibt und uns fragen lässt nach den Gesichtern und Geschichten, die hinter den immer noch millionenfachen Arbeitslosenzahlen stehen, nach der Bedeutung der Langzeitarbeitslosigkeit heute, perspektivlos, ohne Anschluss, nicht mehr gebraucht, auf dem Abstellgleis gelandet, überflüssig. Die Caritas im Bistum Aachen weiß sich den Worten von Laborum exercens (1981) verpflichtet: „Man muss seine Aufmerksamkeit zuerst auf das grundlegende Problem … einer geeigneten Beschäftigung für alle Arbeitsfähigen richten. Das Gegenteil einer gerechten und geordneten Situation … ist die Arbeitslosigkeit …Es ist Aufgabe, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, die in jedem Fall ein Übel ist und, wenn sie große Ausmaße annimmt, zu einem echten sozialen Notstand werden kann.“ Rund 190.000 Menschen (Erwachsene, Jugendliche, Kinder, Familien, Alleinstehende, …) waren im Schnitt 2010 im Bistum Aachen auf das Existenzminimum der Grundsicherung für Arbeitssuchende angewiesen. Auch wenn sich diese Zahl im Berichtsjahr 2011 etwas reduziert hat, die Bekämpfung der strukturelle Arbeitslosigkeit bleibt mit den Prinzipien Solidarität und Subsidiarität eine Grundlage und Herausforderung für unser Handeln. Heinz Liedgens � Dienste und Einrichtungen in Existenzkrisen � Arbeitslose wollen arbeiten!! � Solidarität und Subsidiarität, eine Grundlage für unser Handeln Caritas-Jahresbericht 2011 43

Unterstützende � Dienstleistungen Am 31. 12. 2011 � schieden die letzten Zivildienstleistenden aus 44 2011 Schwerpunkte aus der Arbeit 2011 in den Bereichen EDV · Zivildienst · Haushaltswesen · Controling · Personalwesen · Rechnungswesen Verwaltung · Lohnbuchhaltung und· Finanzbuchhaltung Zentrale Funktionen · Verwendungsnachweise · Hausmeisterei · Fuhrpark · Wirtschaftliche Beratung · Pforte · Stiftung · Der Bereich Verwaltung und Zentrale Funktionen nimmt die zentralen Verwaltungsaufgaben in der DiCV-Geschäftsstelle wahr und erbringt unterstützende Dienstleistungen für die Geschäftsführung und die Kolleginnen und Kollegen im Hause. Im Bereich sind das Personal- und Rechnungswesen, das Haushaltswesen/Controlling, die Zentralen Dienste/EDV sowie die WirtschaftlicheEinrichtungsberatung angesiedelt. Als Service für den Verband werden den Mitgliedseinrichtungen und -verbänden vielfältige Dienstund Beratungsleistungen angeboten: ● Unterstützung und Beratung in betriebswirtschaftlichen Fragestellungen, insbesondere bei der Erstellung von Entgeltkalkulationen für Einrichtungen der Alten-, Jugend- und Behindertenhilfe ● Vorbereitung und Verhandlungsführung bei Entgeltverhandlungen für die vorgenannten Einrichtungen ● Beratung bei der Finanzierung von Baumaßnahmen und Investitionsgütern unter Berücksichtigung der einschlägigen Gesetze ● Beratung zu arbeitsrechtlichen und personalwirtschaftlichen Fragen ● Unterstützung bei und Durchführung der Lohnund Finanzbuchhaltung ● Unterstützung und Dienstleistungen im Bereich EDV Caritas-Jahresbericht ● Weiterleitung von öffentlichen Mitteln sowie von Kirchensteuermitteln an Gliederungen und Fachverbände ● Durchführung von Verwendungsnachweisprüfungen für Mittel, die Mitgliedseinrichtungen vom Land Nordrhein-Westfalen bzw. aus Bundes- und kommunalen Mitteln erhalten haben ● Durchführung von Verwendungsnachweisprüfungen und Erstellen von Bescheinigungen für die Investitionskostenpauschalen der Kommunen zugunsten der ambulanten Pflegeeinrichtungen. Ende des Zivildienstes Neben den vorgenannten internen und externenDienstleistungen nahm die im Bereich angesiedelte Verwaltungsstelle für den Zivildienst im Berichtsjahr letztmalig hoheitliche Aufgaben im Auftrag des Bundesamtes für den Zivildienst sowie die Soldabrechnungen der Zivildienstleistenden im Auftrag der Mitgliedseinrichtungen wahr. Hintergrund ist der am 24. März 2011 gefasste Beschluss des Deutschen Bundestages, nach 55 Jahren Wehrpflicht diese zum 1. Juli 2011 auszusetzen; mit der Wehrpflicht endete auch der Zivildienst. Zwischen 1. 1. und 31. 7. 2011 absolvierten insgesamt 51 Zivildienstleistende ihren Pflichtdienst in katholischen Einrichtungen im Bistum Aachen. Zusätzlich haben 29 Zivildienstleistende auf freiwilliger Basis ihren Dienst angetreten bzw. über den 31. 7. 2011 hinaus verlängert. Am 31.12. 2011 schieden die letzten drei Zivildienstleistenden im Bistum Aachen aus. An die Stelle des Zivildienstes trat – neben dem seit ebenfalls fast fünf Jahrzehnten bestehenden Freiwilligen Sozialen Jahr – der neue Bundesfreiwilligendienst (BFD). An diesem dürfen alle teilneh-

Schwerpunkte aus der Arbeit <strong>2011</strong> in den Bereichen<br />

Arbeitsmarktpolitik im Gegenwind...<br />

Haushaltskonsolidierung“<br />

und „Instrumentenreform“<br />

haben<br />

unsere Dienste und Einrichtungen<br />

in Existenzkrisen gebracht<br />

und Lebensperspektiven<br />

von Langzeitarbeitslosen<br />

zerstört. Die ohnehin knappen<br />

Mittel <strong>für</strong> den Eingliederungstitel<br />

wurden in <strong>2011</strong> um<br />

rund 1,5 Mrd. Euro gekürzt<br />

und <strong>für</strong> die beiden nächsten<br />

Jahre sind weitere massive<br />

Einschnitte beschlossen. In<br />

Heinsberg mussten die Pforten<br />

des Bildungszentrums<br />

schließen, in <strong>Aachen</strong> kam<br />

<strong>das</strong> Aus <strong>für</strong> bewährte Projekte,<br />

in Düren formierte sich<br />

Protest gegen den sozialen<br />

Kahlschlag und überall wurden<br />

die Plätze in den Maßnahmen<br />

zur Arbeitsmarktpolitik<br />

erheblich reduziert. Mit<br />

der Instrumentenreform wurde<br />

leider auch der dringend<br />

notwendige „Passiv-Aktiv-<br />

Transfer“ nicht ermöglicht<br />

und <strong>das</strong> Kriterium „Zusätzlichkeit“<br />

schränkt die Integrationschance<br />

<strong>für</strong> die Betroffenen<br />

deutlich ein.<br />

… Gegenwind, den die Menschen<br />

am Rande zu spüren<br />

bekommen, Gegenwind, der<br />

unsere Gesellschaft vor die<br />

Frage stellt: Was machen<br />

wir mit den Menschen, die<br />

langzeitarbeitslos sind? Wird<br />

sich die Spaltung unserer<br />

Gesellschaft vertiefen? Stehen<br />

wir am Scheideweg zwischen<br />

Exklusion und Integration?<br />

– Die Lasten der<br />

Gesellschaft sind ungerecht<br />

verteilt. Milliarden Kürzungen<br />

im Bereich der Maßnahmen<br />

zur Integration durch Arbeit<br />

standen in <strong>2011</strong> ganze fünf<br />

Euro Regelsatzerhöhung bei<br />

der Grundsicherung <strong>für</strong> rund<br />

sieben Millionen Menschen<br />

gegenüber.<br />

Kommt nach dem heftigen<br />

Gegenwind auch noch eine<br />

Politik mit der „Abrissbirne“,<br />

die den Betroffenen keine<br />

Perspektive mehr lässt, die<br />

Integration und Teilhabe durch<br />

„Alimentation der Überflüssigen“<br />

ersetzt? „Arbeitslose<br />

wollen arbeiten“, war der Titel<br />

einer Caritas-Aktion Mitte<br />

<strong>2011</strong> zu den Verwerfungen in<br />

der aktuellen Arbeitsmarktpolitik.Arbeits-„markt“-politik,<br />

vielleicht liegt in diesem<br />

Sprachgebrauch schon eine<br />

Wurzel des Übels. Für uns<br />

als Caritas kann es nicht<br />

darum gehen, Menschen<br />

‚marktfähig‘ zu machen, sondern<br />

ihnen durch ‚Integration<br />

durch Arbeit‘ die umfassende<br />

gesellschaftliche Teilhabe zu<br />

ermöglichen.<br />

Angesichts der in <strong>2011</strong> bei<br />

der Integration durch Arbeit<br />

erfahrenen Realitäten wäre<br />

ein ‚Sturm der Entrüstung‘<br />

nötig, der einer sozialen, gesellschaftlichen<br />

Bewegung<br />

Auftrieb gibt und uns fragen<br />

lässt nach den Gesichtern<br />

und Geschichten, die hinter<br />

den immer noch millionenfachen<br />

Arbeitslosenzahlen stehen,<br />

nach der Bedeutung<br />

der Langzeitarbeitslosigkeit<br />

heute, perspektivlos, ohne<br />

Anschluss, nicht mehr gebraucht,<br />

auf dem Abstellgleis<br />

gelandet, überflüssig.<br />

Die Caritas im <strong>Bistum</strong> <strong>Aachen</strong><br />

weiß sich den Worten von<br />

Laborum exercens (1981)<br />

verpflichtet: „Man muss seine<br />

Aufmerksamkeit zuerst auf<br />

<strong>das</strong> grundlegende Problem<br />

… einer geeigneten Beschäftigung<br />

<strong>für</strong> alle Arbeitsfähigen<br />

richten. Das Gegenteil einer<br />

gerechten und geordneten<br />

Situation … ist die Arbeitslosigkeit<br />

…Es ist Aufgabe, die<br />

Arbeitslosigkeit zu bekämpfen,<br />

die in jedem Fall ein Übel<br />

ist und, wenn sie große Ausmaße<br />

annimmt, zu einem<br />

echten sozialen Notstand<br />

werden kann.“<br />

Rund 190.000 Menschen<br />

(Erwachsene, Jugendliche,<br />

Kinder, Familien, Alleinstehende,<br />

…) waren im Schnitt<br />

2010 im <strong>Bistum</strong> <strong>Aachen</strong> auf<br />

<strong>das</strong> Existenzminimum der<br />

Grundsicherung <strong>für</strong> Arbeitssuchende<br />

angewiesen. Auch<br />

wenn sich diese Zahl im<br />

Berichtsjahr <strong>2011</strong> etwas<br />

reduziert hat, die Bekämpfung<br />

der strukturelle Arbeitslosigkeit<br />

bleibt mit den Prinzipien<br />

Solidarität und Subsidiarität<br />

eine Grundlage und<br />

Herausforderung <strong>für</strong> unser<br />

Handeln.<br />

Heinz Liedgens<br />

� Dienste und Einrichtungen<br />

in Existenzkrisen<br />

� Arbeitslose wollen<br />

arbeiten!!<br />

� Solidarität und<br />

Subsidiarität, eine<br />

Grundlage <strong>für</strong> unser<br />

Handeln<br />

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