Jahresbericht 2011 - Caritasverband für das Bistum Aachen

Jahresbericht 2011 - Caritasverband für das Bistum Aachen Jahresbericht 2011 - Caritasverband für das Bistum Aachen

22.01.2013 Aufrufe

Heraus aus der Illegalität Hilfe für Pflegebedürftige und ihre Familien durch caritas24 im Bistum Aachen Wenn Menschen mit erheblichem PflegeundBetreuungsbedarf oder einer Demenzerkrankung weiterhin in ihrem Zuhause leben möchten, dies aber nicht ohne ständige Unterstützung können, brauchen sie und ihre Angehörigen eine Betreuung, die 24 Stunden gewährleistet wird. Dies ist derzeit durch deutsche Hilfskräfte zu einem finanzierbaren Tarif nicht zu gewährleisten. So wird der hohe Bedarf an Betreuung rund um die Uhr seit Jahren vorwiegend durch weibliche osteuropäische Hilfskräfte, gedeckt – oft illegal. Problematisch ist dabei, dass die behandlungspflegerischen Einsätze durch Hilfskräfte fachlich nicht gewährleistet und zulässig sind. Die Hilfskräfte sind meist nicht ausgebildet, sprechen oft die deutsche Sprache nur unzureichend und leben immer in Angst vor strafrechtlichen Schritten; zudem sind sie in Deutschland nicht sozialund krankenversichert. Trotz dieser Grauzonen nehmen zahlreiche Menschen aus Osteuropa solche Arbeitsbedingungen in Kauf, denn in vielen Fällen sind diese Tätigkeiten für sie weiterhin die einzige Erwerbsmöglichkeit und somit auch die Existenzsicherung ihrer Angehörigen im Herkunftsland. Für die Pflegedienste, die bisher in den Familien die pflegerische und hauswirtschaftliche Versorgung über- nommen hatten, bedeutet dies in aller Regel das Ende des Vertragsverhältnisses. So stellten sich die Träger der ambulanten Pflegedienste im Bistum Aachen im Jahre 2011 die Frage, wie diesen Herausforderungen wirkungsvoll zu begegnen wäre. Hierbei galt es vor allem, den gestiegenen Bedarf an Hauswirtschaft und Betreuung bei den Pflegebedürftigen einerseits unter der fachlichen Begleitung der Caritas zu einem vertretbaren Preis anzubieten und andererseits die schutzwürdigen Interessen dieser Frauen zu sichern. Mit dem Projekt „caritas24“ wurde Ende 2011 ein Modellprojekt aus dem Erzbistum Paderborn Vorbild für die Träger der ambulanten Pflegedienste der Caritas im Bistum Aachen. Mittlerweile arbeiten in einigen Regionen unseres Bistums ambulante Pflegedienste der Caritas in diesem Hilfe für Pflegebedürftige Modell erfolgreich mit: Die Interessen der Pflegebedürftigen, ihrer Familien und die der osteuropäischen Hilfskräfte werden hier zusammengeführt, die arbeitsschutzrechtlichenBedingungen werden gesichert, durch Koordinatorinnen wird eine kontinuierliche Begleitung der Familien und Einsatzkräfte gewährleistet. Über eine zentrale Stelle im Caritasverband für das Erzbistum Paderborn werden Kontakte zu lokalen Caritasverbänden in Polen geknüpft, die Vermittlung interessierter Personen erfolgt an die regionalen Caritasverbände in unserem Bistum. Zwischenzeitlich fand das Projekt Caritas 24 mit der Verleihung des Innovationspreises 2011 eine besondere Würdigung und wurde durch die Zeitschrift „Häusliche Pflege“ des Vincentz-Verlages als beste Managementlösung ausgezeichnet. Christoph Finkeldey � Herausforderung wirkungsvoll begegnen � Eine Betreuung die 24 Stunden gewährleistet ist � Modellprojekt aus Paderborn war Vorbild Caritas-Jahresbericht 2011 13

Dem Thema gehört viel � Aufmerksamkeit Dorothea Minartz im � Bundesfreiwilligendienst beim RCV Aachen- Stadt und Aachen-Land 14 2011 Bundesfreiwilligendienst Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) – Chancen und Herausforderungen Das Thema Engagementpolitik wird seit Jahren mit wachsender Aufmerksamkeit diskutiert und von Politikern gerne zur „Chefsache“ erklärt. Im Jahr 2011 wurde zur Ermöglichung der Aussetzung der Wehrpflicht und dem damit verbundenen Fortfall des Zivildienstes ein beschlenigtes sozial- und engagementpolischesGesetzgebungsverfahren auf den Weg gebracht. Eine Herausforderung, die neben der Abschaffung des Zivildienstes zugleich die Einführung des neuen Bundesfreiwilligendienstes mit sich brachte. Nach der langjährigen guten Praxis mit dem gesetzlichen Pflichtdienst von jungen Männern, der in den vielfältigsten Einsatzstellen der Caritas etabliert war, folgte vielerorts Ungewissheit und Angst um den Fortbestand verschiedener Angebote. Die Hauptlast dieser Umstellung haben bundesweit die Wohlfahrtsverbände mit ihren Einrichtungen und Diensten zu tragen. Auch für die Geschäftsstelle des Cartiasverbandes für das Bistum Aachen bedeutet dies das Ende der Verwaltungsstelle für den Zivildienst und den inhaltlichen und strukturellen Aufbau und die Etablierung eines gänzlich neuen freiwilligen Dienstes von Männern und Frauen aller Generationen. Nach Veröffentlichung des Bundesfreiwilligendienstgesetzes am 2. Mai 2011 im Bundesgesetzblatt waren Caritas-Jahresbericht viele organisatorische Fragen bis zum offiziellen Startschuss am 1. Juli 2011 noch nicht beantwortet. Die vielen positiven politischen Willensbekundungen für diesen neuen Dienst konnten erwartungsgemäß nicht das nötige Informationsdefizit beheben helfen, das im ersten halben Jahr sowohl für die Einrichtungen und Zielgruppen des BFD bestand. Nach der Grundsatzentscheidung, diesen neuen Dienst durch den Diözesanverband für die angeschlossenen Gliederungen, Einrichtungen und Dienste zu ermöglichen, bestand in der Bereitstellung von verlässlicher Information die Hauptaufgabe des neuen Arbeitsfeldes, das im Bereich Theologische Grundlagen und Verbandarbeit inhaltlich und im Bereich Verwaltung und zentrale Funktionen zwecks Verwaltung angesiedelt ist. Nach einem halben Jahr BFD kann positiv festgestellt werden, dass die bundesweit für FSJ und BFD insgesamt angestrebten 70.000 Plätze schon nach 6 Monaten alle besetzt sind. Für 2012 haben die Träger sogar einen Bedarf von insgesamt 100.000 Plätzen angemeldet. Da der Bundeshaushalt auf 35.000 BFD Plätze und die länderfinanzierten FSJ Stellen auch mit 35.000 Plätzen begrenzt sind, werden 2012 Maßnahmen einer Kontingentierung eingeführt werden. Der BFD hat trotz der widrigen Startbedingungen viel Zuspruch gefunden. Das deutet darauf hin, dass es offensichtlich eine große Bereitschaft für freiwilliges soziales Engagement in unserer Gesellschaft gibt. Angesichts eines zunehmenden Mangels an Fachkräften gilt es dieses Potential zu pflegen und die Chancen des neuen Bundesfreiwilligendienstes zu nutzen.

Heraus aus der Illegalität<br />

Hilfe <strong>für</strong> Pflegebedürftige und ihre Familien durch<br />

caritas24 im <strong>Bistum</strong> <strong>Aachen</strong><br />

Wenn Menschen mit<br />

erheblichem PflegeundBetreuungsbedarf<br />

oder einer Demenzerkrankung<br />

weiterhin in ihrem<br />

Zuhause leben möchten,<br />

dies aber nicht ohne ständige<br />

Unterstützung können, brauchen<br />

sie und ihre Angehörigen<br />

eine Betreuung, die 24<br />

Stunden gewährleistet wird.<br />

Dies ist derzeit durch deutsche<br />

Hilfskräfte zu einem<br />

finanzierbaren Tarif nicht zu<br />

gewährleisten. So wird der<br />

hohe Bedarf an Betreuung<br />

rund um die Uhr seit Jahren<br />

vorwiegend durch weibliche<br />

osteuropäische Hilfskräfte,<br />

gedeckt – oft illegal. Problematisch<br />

ist dabei, <strong>das</strong>s die<br />

behandlungspflegerischen<br />

Einsätze durch Hilfskräfte<br />

fachlich nicht gewährleistet<br />

und zulässig sind. Die Hilfskräfte<br />

sind meist nicht ausgebildet,<br />

sprechen oft die<br />

deutsche Sprache nur unzureichend<br />

und leben immer<br />

in Angst vor strafrechtlichen<br />

Schritten; zudem sind sie in<br />

Deutschland nicht sozialund<br />

krankenversichert.<br />

Trotz dieser Grauzonen nehmen<br />

zahlreiche Menschen<br />

aus Osteuropa solche Arbeitsbedingungen<br />

in Kauf,<br />

denn in vielen Fällen sind diese<br />

Tätigkeiten <strong>für</strong> sie weiterhin<br />

die einzige Erwerbsmöglichkeit<br />

und somit auch die<br />

Existenzsicherung ihrer<br />

Angehörigen im Herkunftsland.<br />

Für die Pflegedienste, die<br />

bisher in den Familien die<br />

pflegerische und hauswirtschaftliche<br />

Versorgung über-<br />

nommen hatten, bedeutet<br />

dies in aller Regel <strong>das</strong> Ende<br />

des Vertragsverhältnisses.<br />

So stellten sich die Träger der<br />

ambulanten Pflegedienste im<br />

<strong>Bistum</strong> <strong>Aachen</strong> im Jahre<br />

<strong>2011</strong> die Frage, wie diesen<br />

Herausforderungen wirkungsvoll<br />

zu begegnen wäre. Hierbei<br />

galt es vor allem, den<br />

gestiegenen Bedarf an Hauswirtschaft<br />

und Betreuung bei<br />

den Pflegebedürftigen einerseits<br />

unter der fachlichen Begleitung<br />

der Caritas zu einem<br />

vertretbaren Preis anzubieten<br />

und andererseits die schutzwürdigen<br />

Interessen dieser<br />

Frauen zu sichern.<br />

Mit dem Projekt „caritas24“<br />

wurde Ende <strong>2011</strong> ein Modellprojekt<br />

aus dem Erzbistum<br />

Paderborn Vorbild <strong>für</strong> die Träger<br />

der ambulanten Pflegedienste<br />

der Caritas im <strong>Bistum</strong><br />

<strong>Aachen</strong>. Mittlerweile arbeiten<br />

in einigen Regionen unseres<br />

<strong>Bistum</strong>s ambulante Pflegedienste<br />

der Caritas in diesem<br />

Hilfe <strong>für</strong> Pflegebedürftige<br />

Modell erfolgreich mit: Die Interessen<br />

der Pflegebedürftigen,<br />

ihrer Familien und die<br />

der osteuropäischen Hilfskräfte<br />

werden hier zusammengeführt,<br />

die arbeitsschutzrechtlichenBedingungen<br />

werden gesichert, durch<br />

Koordinatorinnen wird eine<br />

kontinuierliche Begleitung der<br />

Familien und Einsatzkräfte<br />

gewährleistet.<br />

Über eine zentrale Stelle im<br />

<strong>Caritasverband</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> Erzbistum<br />

Paderborn werden<br />

Kontakte zu lokalen Caritasverbänden<br />

in Polen geknüpft,<br />

die Vermittlung interessierter<br />

Personen erfolgt an die regionalen<br />

Caritasverbände in<br />

unserem <strong>Bistum</strong>.<br />

Zwischenzeitlich fand <strong>das</strong><br />

Projekt Caritas 24 mit der<br />

Verleihung des Innovationspreises<br />

<strong>2011</strong> eine besondere<br />

Würdigung und wurde durch<br />

die Zeitschrift „Häusliche<br />

Pflege“ des Vincentz-Verlages<br />

als beste Managementlösung<br />

ausgezeichnet.<br />

Christoph Finkeldey<br />

� Herausforderung<br />

wirkungsvoll begegnen<br />

� Eine Betreuung<br />

die 24 Stunden<br />

gewährleistet ist<br />

� Modellprojekt aus<br />

Paderborn war Vorbild<br />

Caritas-<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> 13

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