Ausgabe 1972 - Hohenzollerischer Geschichtsverein
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OSCAR HECK<br />
Denkmalpflege in Hohenzollern - Jahresbericht 1971<br />
Was tut eigentlich ein Denkmalpfleger? Was tut, vor<br />
allem, der Denkmalpfleger der Hohenzollerischen Kunstdenkmale?<br />
Diese Frage liegt sehr nahe. Wir wollen daher versuchen,<br />
eine erschöpfende Antwort hierauf zu geben.<br />
Zunächst muß der Konservator sich um die Erhaltung<br />
aller eingetragenen Bau- und Kunstdenkmale kümmern.<br />
Das bedeutet, daß er bei allen Bauvorhaben, die an Baudenkmalen<br />
oder in deren näheren Umgebung, bei allen<br />
städtebaulichen Maßnahmen, bei allen wesentlichen Veränderungen<br />
in einem Altstadtgebiet oder in einem Ortskern<br />
vor Beg' in der Bauarbeiten zu hören ist. Daneben<br />
gibt es zahlreiche Fälle, in denen der Konservator gerufen<br />
wird: besitzt jemand z. B. ein altes Bild oder eine alte<br />
Plastik, an der sichtbare Schäden aufgetreten sind, dann<br />
fragt er - vor Einschaltung eines ortsansässigen Handwerkers!<br />
- den Konservator um Rat. Will er sich von<br />
einer alten Erbschaft trennen: einem 'hm unmodern erscheinenden<br />
Möbelstück, einem Wandbehang, einem Teppich,<br />
einem Spiegel, einer Spindel, einem alten Kreuz,<br />
einer geschnitzten Truhe, nem alten Kupfergerät, einer<br />
Wärmflasche oder einem Kupferkessel - ich erwähne aus<br />
der Vielzahl der Gegenstände hier bewußt nur wenige —<br />
so holt er den Konservator zu Hilfe. Er kommt gern und,<br />
ohne Kosten zu berechnen, gibt er einen ihm möglichen<br />
guten Rat.<br />
Viele Gegenstände, die zum kunstgewerblichen Hausrat<br />
gehören, werden von den Eigentümern oft gar nicht als<br />
irgendwie wertvoll oder aufhebenswert erkannt. In einem<br />
Museum ist ein solches Kunstgut aber u. U. sehr wichtig<br />
und nicht zu entbehren.<br />
Ich hatte im Laufe des Jahres öfters Gelegenheit, die Bestände<br />
der Hohenzollerischen Landessammlung zu besehen.<br />
Es ist bis heute nur grob geordnet und teilweise in<br />
etwas verwahrlostem Zustand. Was einst zur Schau-<br />
Sammlung gehörte, war wohl gepflegt, was aber - aus<br />
verständlichen Gründen - im Depot lag, blieb verstaubt<br />
und muß jetzt gereinigt, gesichtet, katalogisiert, beschrieben<br />
und - vielleicht - neu aufgestellt werden. Das hört<br />
sich leicht an, bringt aber eine Menge von Geschäften mit<br />
sich.<br />
Und was st das Ziel der Arbeit? Eine museal aufgestellte<br />
Sammlung, die als lebendiger Bestand eines Landes oder<br />
einer Stadt wirkt, die gehalten und gepflegt wird, nicht<br />
nur von der Liebe und vom Verständnis aller, denen der<br />
Bes'tz des Kunstgutes mehr bedeutet, als alter Kram und<br />
alter Krusch, die aus dem Beschauen der Stücke immer<br />
wieder Neues lernen und bisher Unerkanntes erkennen.<br />
Die Hohenzollerische Landessammlung ist also noch im<br />
Werden. Sobald sie steht, werden Sie es erfahren. Dann<br />
wird es sich erweisen, v,ie groß das tatsächliche Interesse<br />
an den mühsam zusammengetragenen Kunstwerken ist,<br />
dann wird es sich 2 gen, ob jemand zu den zertragenen<br />
Trachten etwas zu sagen hat und was er zu den aiten Gewichten,<br />
dem hölzernen Fahrrad, den zahlreicnen Ansichten<br />
des Landes Hohenzollern: den Bildnissen und - vor<br />
aliem - den Plastiken meint. Noch sind wir dabei zu überlegen,<br />
die Landessammlung aufgestellt werden soll.<br />
Keine Abteilung ist in ,;ich geschlossen, keine gibt ein abgerundetes<br />
Llld der Kunst in Hohenzollern, viele Werke<br />
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sind zusammengesucht und als Zufälligkeiten nebeneinander<br />
gestellt, überall ergeben sich beträchtliche Lücken.<br />
Das hat auch seine Vorteile. Als nämlich im Frühjahr 1971<br />
ein kleiner Zeitungskrieg entfacht wurde, waren verschiedene<br />
Stellen im Lande und vor allem in der eigenen Heimat<br />
wachgeworden. Alle kamen, neugierig zu sehen, was<br />
für Werte hier wohl beisammen stünden. Doch wie schnell<br />
versiegte das Interesse, als sie die volle Wahrt] sit sahen:<br />
die Unvollkommenheiten schreckten die Beschauer ab. Da<br />
war kein „Geschäft" zu erkennen. Weder für das Württembergische<br />
Landesmuseum, noch für eine sonstige Stelle<br />
schien sich irgendeine Lockspeise abzuzeichnen.<br />
Es war leicht zu erkennen: man wird dem Hohenzollerischen<br />
Landeskommunalverband zunächst einmal die erforderliche<br />
Zeit lassen müssen, um die Sammlung in einen<br />
Zustand zu versetzen, der sie in ihrer Vielfalt wirklich<br />
zeigt.<br />
Das hoffe ich, wir i in Jahresfrist zu sehen sein. Der Hohenzollerische<br />
Landeskommunalverband wird also kurz<br />
vor seinem Abscheiden Gelegenheit bekommen, den Wert<br />
oder Unwert, die Seltenheit und das Alltägliche voneirander<br />
zu scheiden und zu sagen, was mit der Landessammlung<br />
künftig werden soll. Daß bis dahin nichts aus<br />
der Sammlung abgegeben wird, weder gegen Geld noch<br />
geschenkwei^e. sei am Rande erwähnt.<br />
Nicht minder hat der Denkmalpfleger aber mit den im<br />
Lande verstreuten Bau- und Kunstdenkmalen zu tun. Ob<br />
sie nun zu den kleinen Kapellen gehören oder zu den bedeutenden<br />
Kii chen, ob sie Teil eines großen Schlosses oder<br />
eines Fachwerkgiebeis Snd, ob es die Umwehrung<br />
eines Grundstücks oder die kraftvolle Mauer eines Ki -<br />
chenbezirkes ist - alles ist für den Konservator in gleicher<br />
Weise bedeutsam. In fast jedem Fall steht er zwischen entgegengesetzten<br />
Lagern; dem einen gilt er als ein vertrockneter,<br />
uneinsichtiger Altertümlsr, der nicht den geringsten<br />
Zugang zu unserer Zeit und zu unseren Sorgen hat. Dem<br />
anderen kann er nicht neuzeitlich genug sein, darf mit Abbruchen<br />
nicht zagen, darf Beton und Glas nicht zurückhalten,<br />
karz: er muß in jedem Fall den Mut haben, das<br />
Alte durch Neues, Allerneuestes, zu ersetzen.<br />
Wenn z. B. die Erzabtei Beuron den Denkmalpfleger _m<br />
alten Kreuzgang des Klosters fragt, wie man eine unabwendbare<br />
Restaurierung der farbig gehaltenen Kreuzgangswände<br />
durchführen soll, dann kann er nur antworten,<br />
daß diese Aufgabe wegen ihrer Schwierigkeit an<br />
einem T.. des Raumes erprobt werden müsse. Er wTÜ bei<br />
dieser Probe denjenigen, die den überlangen Raum unter<br />
Ausschaltung der wohldurchdachten Farben hell machen<br />
möchten, mit dem Probeanstrich beweisen, daß eine Farbigk<br />
t trotz aller Bedenken richtiger ist als die Blässe des<br />
nichtfarbigen Raumes.<br />
D.cht bei Beuron steht in Thalheim eine aus dem Jahr<br />
1841-1843 stammende Pfarrkirche, deren Inneres zwar<br />
einheitlich in neugot chen Formen erbaut .st, den heutigen<br />
Bedürfnissen des Gotteshauses jedoch kaum mehr genügt.<br />
Wäre die neugousche Ausstattung des Raumes in irgend<br />
einer Form gut, dann brebe s ; e erhalten. So aber müssen<br />
Überlegungen angestellt werden, wie man den Raum verbessern<br />
kann.