Ausgabe 1972 - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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JOSEF MÜHLEBACH Adventliches und weihnachtliches Brauchtum Advent und Weihnachten haben im christlichen Jahreskreis entsprechende symbolkräftige Zeichen, d' Ausdruck religiösen Empfindens und Denkens sind, au: iahrhundertlangem Brauchtum erwachsen sind und sich zu den heutigen Formen entwickelt haben. Mögen die adventlichen und weihnachtlichen Symbole auch an keine Staatsgrenzen gebunden s ..n, so haben sie doch für die vielgestaltigen Landschaften 1 ire eigentümliche Prägung und Gestaltung. Wir dürfen sie daher für unsern heimar dien Raum zum heimischen Brauchtum zählen, das den Versuch
Kleine Kastenkrippe, Sigmaringer Privatbesitz, vermutlich von Inzigkofener Nonnen gefertigt. Bekleidete Wachspuppen in Kartonkasten. Das Glas gegen Staub und Beschädigungen ist nicht mehr vorhanden. für große und kleine Kinder. Endgültig durchgesetzt hat sich der Christbaum als deutsches Brauchmotiv in deutschen Landen, also auch in unserem Bereich, erst nach dem Krieg 1870/71. Kirche und Schule haben den Christbaum bis in die letzte Hütte getragen und seine Deutung gelehrt: Sinnbild des Lichtes, das Christus in die Welt gebracht, die Finsternis zu erleuchten. Die Weibnachtskrippe Zum Christbaum gehört in der Kirche und in der Familie die Weihnachtskrippe mit der figürlichen Darstellung der Szene von Bethlehem in der ersten Weihnachtsnacht. Die Krippe ist für das Weihnachtsgeschehen wichtiger als der Christbaum. Sie führt den Besucher in die zentrale Aussage des Weihnachtsevangeliums. Während der Christbaum trotz seiner sinnvollen Bedeutung mehr dem festlichen Glanz der Weihnachtslage dient, ist die Krippe die eindrucksvolle Gestaltung des Weihnachtserlebens, wie es das Evangelium kündet. Den geschichtlichen Anfang des Krippenbaues hat der hl. Franz von Assisi gesetzt, als er 1223 im Wald von Greccio eine erste Krippenfeier veranstaltete. Von Greccio aus verbreitete sich der Krippenbau zeitlich und räumlich zum volkstümlichen Brauch. Schon für das Jahr 1253 ist die erste deutsche Krippendarstellung in Füssen bezeugt. Man weiß von mehrfachen Krippenbauten in den folgenden Jahrhunderten in Mailand, in Parma, in Sizilien, in Neapel und in Flandern. Im Jahr 1607 entstand in der Michaelskirche in München eine große Krippe mit bekleideten Figuren. In der Barockzeit weitete sich der Krippenbau aus zunächst auf Tirol, Bayern und das Rheinland, dann auf Elsaß, Baden, Württemberg, Schweiz, Böhmen, Schlesien und Kärnten. In unserem heimatlichen Bereich finden wir Krippendarstellungen in vielgestaltigen Formen, wie sie aus dem Volksempfinden mit örtlichen Abwandlungen erwachsen sind und immer wieder neu gestaltet werden. Hier sollen nur einige wenige Krippen genannt werden, die wegen ihrer Besonderheit und ihrer eigentümlichen Form besonderes Interesse verdienen. Zu diesen dürfen wir die „höfische" Krippe in der ehemaligen Kirche des Klosters Hedingen, der heutigen Grabkirche des Fürstenhauses Hohenzollern in Sigmaringen, zu nennen. Die Krippe ist vor rund 200 Jahren in einem hohenzollerischen Kloster entstanden. Der Vordergrund der Krippe ist so reich mit weltlichen Figuren ausgestattet, daß das Jesuskind in seinem Strohkripplein mit der heiligen Mutter, dem heiligen Josef, Eselein und öchslein nur gerade noch unter dem hohen Bogen zu ahnen ist. Die weihnachtliche Szene wandelt sich am Tag der Unschuldigen Kinder, 28. Dezember, in den furchterregenden Kindermord mit den auf Lanzen aufgespießten Kindern und dem in wehendem Mantel die Felsen herunter sprengenden König Herodes und am 6. Januar in den Auftritt der heiligen Dreikönige in prachtvollem Ornat mit Pferden, Kamelen und Troßknechten. Die weite Szenerie füllt sich mit Gruppen aus dem Volk, schwätzenden Frauen am Ziehbrunnen, mit Rokoko-Kam- 51
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