Ausgabe 1972 - Hohenzollerischer Geschichtsverein
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45. 1393 Febr. 23: Benz von Wehrstein Siegelt eine Urkunde<br />
des Wernher von Ravensburg betr. einen Hof zu<br />
Eutingen<br />
46. 1395 Okt. 31: Benz von Wehrstein gibt dem Konrad<br />
von Weitingen, Sohn des verstorbenen Volz, eine Gült zu<br />
Eutingen als Lehen 50 . Ob Benz und die Familienglieder<br />
seit 1340 noch dem hohen Adel angehörten, scheint zweifelhaft<br />
zu s„.n. Sicher war die Familie nicht stammesgleich<br />
mit den Freien von Ysenburg, wie Ludw. Schmid in<br />
„Mitteilungen d. hohz. <strong>Geschichtsverein</strong>s" jg. 10, 1876,<br />
30 f. angenommen hat.<br />
Anmerkungen:<br />
1 Merz und Hegi, Züricher Wappenrolle 1930 und Otto<br />
von Albert., Württbg. Adeis- und Wappenbuch II. 'a Mon. Zoll. I,<br />
Nr. 2, Anhang. 2 Cod. Hirsaug. p.27a; hgg. von E. Schneider in<br />
Württ. Geschichtsquellen I, 1887, S. 26. 3 Mitt. Hohz. 10, 52; WUB<br />
3, 228. 4 Mitt. Hohz. 10. 52; WUB 3, 387. 5 WUB 4, 132. 8 Mitt.<br />
Hohz. 3, 42 und 10, 52. 7 WUB 6, 44. 8 WUB 6, 247; Mon. Zoll. I,<br />
JOH. WANNENMACHER<br />
Aus unserer heimischen Mundart<br />
Alte Sprichwörter und Redensarten<br />
Rangendingen. Unsere bäuerlichen Vorfahren haben ihre<br />
langjährigen Erfahrungen als Lebensweisheiten oft in kurzen,<br />
aber sehr anschaulichen Sprichwörtern und Redensarten<br />
verdichtet und von Geschlecht zu Geschlecht weitergegeben<br />
Aus. ihnen spr .ch* durchweg e ; 'ie scharfe Beobachtungsgabe,<br />
Urwüchsigkeit und eine erfrischende Naturverbundenheir.<br />
Rachtig angewandt erhellen sie oft schlagartig<br />
eine Lebenssiruation. wie sie mit einer langen Beschreibung<br />
oder Umschreibung niemals erreicht werden<br />
kann. Vom sachlichen Einzelfalle ausgehend werden<br />
Sprichworter und Redensarten vielfach im übertragenen<br />
Sinn für die verschiedensten Lebensbereiche und Vorkommnisse<br />
treffLch angewandt. - So lautet beispielsweise<br />
die Mahnung von Vater und Mutter an ^.re Kinder,<br />
wenn sie erwachsen sind und allmählich nach dem Lebenspartner<br />
Umschau halten: „Bettescht guat - no leischt<br />
(iiegst) guat!" In früheren Zeiten, als es noch kerne Industrie<br />
gab, war man eben auf Grund und Boden angewiesen,<br />
wenn man einen eigenen Hausstand gründen<br />
wollte. Mit Recht lautet ein anderes Sprichwort: „A Kuah<br />
deck? d'Armut zua", oder „D'Armut ischt a Haderkatz!"<br />
Wie r'ne Hausfrau die Sparsamkeit fördern oder n :ht<br />
fördern kann, sagt folgende Redensart: „A Weib ka ema<br />
Schu(r)z mai (mehr) zum Haus naus traga, als der Ma(nn)<br />
«it ema Heuwaga reifahra ka". In gle' her Richtung zielt<br />
das vielsagende Zitat: „Nontz wegwerfa, nau nomlohana",<br />
d. h. an die Seite stellen, denn man weiß nie,<br />
wenn man dies oder jenes wieder gebrauchen kann. Im<br />
übertragenen Sinn gilt dies auch für den Umgang mit<br />
Menschen. Ein rubjisches Sprichwort drückt dasselbe in folgender<br />
We' e aus: „Spuck in keinen Brunnen, du weißt<br />
nicht, ob du vielleicht nochmal daraus trinken mußt."<br />
Wenn eines beim Beginn des Essens aus lauter Hast und<br />
Unvorsichtigkeit den Mund verbrennt, so heißt es in der<br />
Mundart etwas schadenfroh: „Da erschta Schub muaß ma<br />
bloosa (blasen), mit dem zweiten ka ma macha was ma<br />
will!" Führt jemand ein zu lautes Mundwerk, dann kann<br />
man hören: „Dear schrc naus wia a öschhirt". Dieses<br />
Sprichwort greift weit in frühere Zeiten zurück, als der<br />
Fürst noch in Feld und Wald der alleinige Jagdherr war,<br />
46<br />
S. 86. 9 WUB 6, 355; Mon. Zoll. I, S. 88. 10 WUB 7, 62; Mitt. 10, 53;<br />
Hodler Haigerloch 157. 11 WUB 7, 107: Mitt. 10, 58. 92 WUB 8, 137.<br />
13 WUB 7, 225. 14 WUB 8, 3; Mitt. 10, 58. 15 Mitt. 10, 55. 18 WUB 8,<br />
198. 17 WUB 8, 231. Mon. Zoll. T, 95; WUB 8, 486. 19 Stettener<br />
Urk. Nr. 8, in Hohz. JHeft 1955. 2 » Mon. Zoll. I, 100. 21 Mitt. 10,<br />
56. 22 WUB 9, 327 . 23 Mon. Zoll. 1, 101. ~ 4 WUB 10, 217. 25 Hodler<br />
161 MZ Is S. 108 . 27 Hodler 162. 28 Hodler 159. 29 Wartmann, UB<br />
von St. Gallen 3, 445 und Merz-Hegi (in Note 1) Seite 130. 30 Ausführlich<br />
bei Hodler 162 der sich auf Mitt. 10, 45-51 und „Kuchimeisters<br />
Nüwe Casus monasterii St. Gailen", stützt, die gedruckt sind<br />
in „Mitteil. z. Vaterland. Geschichte von St. Gallen", Jg. 18, 1881,<br />
332 ff. 31 Stadtarch. Villingen Urk. Nr. 62: Siegel der Aussteller und<br />
der 10 Bürgen an Perg.Streifen. 32 Hodler 159. 33 Hodler 160 . 34 Hod.<br />
159. 35 Hod. 158. 36 Hod. 68 2 . 37 Stettener Urk. Nr. 64 Seite 353!<br />
38 Ebenda Nr. 249 mit Ergänzung S. 355. 39 Hod. 160. 40 Hod. 160.<br />
41 Stett. Urk. Nr. 279 mit Nachtr. S. 356. 42 ebenda Urk. 105, Seite<br />
359. 43 ebenda Urk. Nr. 281. 44 Weitinger Copialbuch im f. hohz.<br />
Arch. Sigmaringen R 75, 13; Hod. 157. 45 Weitinger Cop. 46 Hod.<br />
164. 47 Stett. Urk. Nr. 312 48 Stett. Urk. Nr. 323. 49 We;..nger Cop.<br />
50 ebenda. Obige Daten wurden auch für Herrn B. Schwellingers<br />
Festbuch „Fischingen <strong>1972</strong>" zur 1200-jahrfeier der Gemeinde zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
der Wildbestand oft überhand nahm und im Sommer i_i<br />
die Getreidefelder einbrach. Da stellte man nachts iij den<br />
besonders gefährdeten öschen Wächter, sogenannte öschhirten<br />
auf, d'e durch lautes Schreien und Johlen das<br />
Wild abzuhalten und zu vertreiben versuchten. Viel Lebensweisheit<br />
steckt in: „Kleine Kinder kleine Sorga,<br />
große Kinder große Sorga". Weiter: „Wenns Kind en<br />
Brunna gfalla ischt, no deckt man erseht zua". „An alta<br />
Boom soll ma nemme versetza". „Dr Epfel fällt it weit<br />
vom Stamm". ,,S' kommt koa Fresser uf d'Welt, ma zieaht<br />
a (ihn)". „'S ischt no koa Glehrter vom Hemmel gfalla".<br />
Besonders für die Erziehung der Kinder gilt auch heute<br />
noch folgende Redensart: „Ma muaß au amol Noa saga<br />
kenna", in Kurzform: „Jetzt aber baschta!", das heißt,<br />
jetzt ist es aber genug. Verz' iten und Entbehren müssen<br />
gelernt werden. Ein alter Spruch lautet: „Entbehre, damit<br />
du nie entbehrst." Wer vollständig mittellos geworden<br />
ist, bei dem ist nichts zu holen. Wenn nun ein Gläubiger<br />
irj einem solchen Falle trotzdem auf seiner Forderung und<br />
seinem Recht besteht, dann muß er sich sagen lassen:<br />
„Ama neckete Ma(n) ka ma it en Sack nei langa." Aber:<br />
„Ama gsche(n)kta Gaul gucket ma it ins Maul." Von<br />
einem Hudler und Springer gilt das Sprichwort: „'S ischt<br />
no koa Schprenger z'bald komma." Und wenn einer im Gespräch<br />
e'ne Dummheit an die andere reiht und sich nicht<br />
belehren läßt, muß er sich sagen lassen: „Schwätzt koaner<br />
gscneider raus, als wia-n-er ischt." - Ein allzugroßer<br />
Wohlstand war zu allen Zeiten für diesen oder jenen eine<br />
Gefahr und der Anlaß zu allerlei Torheiten. In der Mundart<br />
heißt es dann humorvoll: „Wenn's dr Goaß (Geiß)<br />
z'wohi ischt, no scherret se", oder: „A alte Kuah schlecket<br />
au no ge(r)n Salz". Ordnung und gutes Vorbild, bzw.<br />
das Gegenteil - drückt das Sprichwort aus: „Wia dr Herr<br />
so 's Gscherr", d. h. Dinge und Menschen, die um ihn sind.<br />
Das gute Vorb d st mehr wert und wirksamer als alle<br />
Vorschriften und Gesetze. Kann einer den Schluß einer<br />
Sache vor lauter Ungeduld kaum abwarten, so ruft man<br />
ihm zu: „He, K rch ischt erseht aus, wenn dr Pfarr Amen<br />
sagt!".<br />
Heute gehen in der Hei .k des Alltags und der Technisierung<br />
des Lebens viele Seelenwerte und alte Kulturgüter<br />
verloren. Innere Unruhe und Leere treten vielfach<br />
an deren Stelle. Erhalten wir deswegen bewußt das Gute,<br />
das noch zu halten ist. Dazu gehört auch die Mundart mit<br />
ihren verborgenen Schätzen. Sie ist ein Stück Heimat, ein<br />
Stück von uns selber.