Ausgabe 1972 - Hohenzollerischer Geschichtsverein
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A. H. BUCKENMAIER<br />
P. Dionysius Schuler O.F.M.<br />
Titularerzbischof von Naz'-nz — Fortsetzung und Schluß<br />
Zur Erforschung der Ordensgeschichte wurde eine neue<br />
Zeitschrift gegründet, der später „Franziskanische Studien"<br />
beigesellt wurde. In den Studienstatuten wurde sehr<br />
viel Wert auf das Studium der Homiletik (Predigtstudium)<br />
gelegt. Auf Schulers Wunsch verfaßte der Bedeutende italienische<br />
Prediger P. Bernhardini Sderci eine große Einführung<br />
in das Predigtamt. Schuler empfahl das Werk<br />
dem ganzen Orden und ließ es in andere Sprachen übersetzen.<br />
Für Italien er ichtete Schuler im Antonianum einen<br />
Lehrstuhl für Predi^tkunde. Die Anforderung von immer<br />
mehr Predigern war ein Zeichen für den Aufschwung des<br />
Predigtwesens im Orden unter Schulers Generalat-<br />
Schulers weitere große Sorge galt den Heidenmissionen.<br />
Als echtem Sohn des Ordensgründers lag ihm die Bekehrung<br />
der Heiden, Schismatiker und Irrgläubigen in allen<br />
Weltteilen besonders am Herzen. In einem Rundschreiben<br />
beschwört Schuler die Vorsteher der Provinzen: „Höret<br />
mich, verehrte Vorsteher der Prov' izen, hört die Stimme<br />
eures Vaters: Denkt an die Missionen, denen es an Nachwuchs<br />
gebricht!" Sie sollen junge Leute, die Missionar werden<br />
wollen, nicht hindern, sie sollen sie aufmuntern und<br />
gerne ziehen lassen. Das Studium der Missionare wurde<br />
reorganisiert. Die Missionsschüler erhielten getrennt von<br />
den Lehramtsanwärtern ihre Vorlesungen, Schuler mahnte<br />
ein andermal: „Vergeßt unsere Missionen nicht, unseren<br />
Ruhm, unsere Ehre, unsere Hauptaufgabe." Es würde zu<br />
weit führen, die herzbewegenden Worte ganz aufzuführen,<br />
die Schuler der Jugend ' 'dmet. Ein Satz soll aus st: •<br />
nem Aufruf an die Seraphische Jugend hier stehen:<br />
„. .. wie viele Ohren lauschen auf den Schall eurer Füße,<br />
es sind ja Füße derer, die den Frieden, die frohe Botschaft<br />
bringen." Unter Schuler wurde das weit ausgedehnte franziskanische<br />
I.lissionsfeld neu geordnet. Den einzelnen<br />
Ordensprovinzen bzw. Nationen wurden best nmte M -<br />
sionsgebiete zugewiesen, wodurch das Interesse an den<br />
fy isionen gefördert wurde. Es entstand der Franziskaner-<br />
Missionsverein. Einige der Mis onare er'itten 1904 in<br />
China und 1908 in Lybien den Martyrertod. Noch unter<br />
Schuler wohnte, eine Marmortafel angebracht, auf der<br />
Durch zanlreiJie Berufungen in höhere kirchliche Ämter<br />
zeigte der Papst seine Anerkennung für das Wirken der<br />
Minderbrüder auch unter der Regentschaft Schulers.<br />
Ein bedeutendes Ereignis unter seinem Generaiat war die<br />
Feier des siebten Zentenai des Ordens und das Halbkapnel<br />
zu Assisi Im Jahre 1909. Im Portiunkulakonvent<br />
von Assisi wurde zur Erinnerung an das Jubeljahr über<br />
dem Eingang zur Zelle, in der während des Kap: eis<br />
Schuler wohnte, eine Marmgrtafel angebracht, auf der<br />
P. Dionysius Schuler als oberster Lenker des Ordens aufgeführt<br />
ist. S.t spricht weiter den Dank an den Generalminister<br />
aus für die Restauration des Gotteshauses, das<br />
zur Patriarchalbasiiika erhoben worden war.<br />
„Der Sturm wider die Uniombulle"<br />
So bezeichnete P. Gallus Haselbeck d Zeit der Regentschaft<br />
Schulers vom 4. Oktober 1909 bis 23. Oktober 1911.<br />
Ein trübes Kapitel in der Geschichte der M oriten! Man<br />
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möchte glauben nach all dem Gesagten, daß kaum ein<br />
Generalminister so viel für den Orden geleistet hat, wie<br />
Dionysius Schuler. P. Gallus schreibt selbst: „Betrachtet<br />
man den Franziskanerorden in seiner Gesamtheit, so stand<br />
sein inneres Leben seit der Säkularisation zu Beginn des<br />
19. Jahrhunderts nicht mehr in solcher Blüte wie in den<br />
Tagen des P. Dionysius Schuler." Wenn ihm auch diese<br />
Erfolge nicht allein zuzusprechen sind, so wäre es ungerecht,<br />
ihm jeden Anteil daran abzusprechen.<br />
Von den Konventualen i ihnen ist Besitz gestattet, auch<br />
„Schwarze Franziskaner" genannt) und den Kapuivnern<br />
wurde unter Papst Pius X. gegen die von Papst Leo XIII.<br />
gegebene Unionsbulle, die Schuler b . aufs Äußerste verteidigte,<br />
der Sturm begonnen. Ein päpstliches Dokument,<br />
das während der Abwesenheit Schulers von Rom - er war<br />
gerade in Fulda - im Osservatore Romano veröffentlicht<br />
wurde, besagte, daß man den Franz kanern den Titel<br />
OFM absprach und sie sich in Zukunft OFM Unionis Leoninae<br />
nennen sollten. (OFM ist die Bezeichnung Ordo<br />
Fratrum Minorum, Orden der Minderbrüder.) Unter Minoriten<br />
(OFM) wird der Gesamtorden verstanden, nämlich<br />
Franziskaner, Konventualen und Kapuziner. Das<br />
päpstliche Dokument, genannt Motu proprio „Septimo<br />
jam" sollte „das gegenseitige Verhältnis der drei Äste des<br />
Minoritenordens" regeln. Es galt, eventuelle Vorrechte<br />
der Franziskaner zu beseitigen. E'n Vorrecht gegenüber<br />
anderen Fami'ien bestand sowieso nicht trotz des Titels<br />
„Generalminister des ganzen Ordens der Minderbrüder".<br />
Dem Franziskanergenerai hatte der apostolische Stuhl aus<br />
Gnade den Vortritt vor den beiden anderen Generälen der<br />
Konventualen und Kapuziner genehmigt. Künftig sollten<br />
nun alle drei Generäle in einer Reihe b^im Papst stehen.<br />
Dazu kam die Frage der franziskanischen Rechtsnachfolge.<br />
Es handelte sich darum, wer von den drei M -loritengruppen<br />
der direkte Nachfolger des vom hl. Fran^skus gestifteten<br />
Ordens war. Keineswegs sollte den zwe> anderen<br />
Seitenästen des Ordens jede Bez .hung zum Ordensgründer<br />
abgesprochen werden. Eine Gleichstellung der drei<br />
Gruppen und der dre' Ordensgeneräle war aber noch verfrüht,<br />
so daß die Franziskaner eire direkte Nachfolge für<br />
ch in Anspruch nahmen. Die Bulle Leos XIII. sagte nämch<br />
vom Geneialminister der Franziskaner, er trage den<br />
Titel Minister Generalis totius Ordinis Minorum „und<br />
zwar mit Recht'. Das alte Ordenssiegel stand schon seit<br />
Leo X. dem Ordensgeneral der Fran:. skaner zu. L e Konventualen<br />
beachteten nicht mehr die ganze Regel des Ordensgründers<br />
und die Kapu? ; ner waren erst im 16. Jahrhundert<br />
entstanden. Zur Fortsetzung der Streitigkeiten<br />
wurde die von Schuler veranlaßte Ordensgeschicntsschreibung<br />
genommen. Schuler war zwar nicht mit dem ganzen<br />
Inhalt des von P. Holzapfel verfaßten Compendiums einverstanden,<br />
worauf der Verfasser im Vorwort e';