Ausgabe 1972 - Hohenzollerischer Geschichtsverein
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charakteristische erwähnt. Die drei Zeigen oder Esche<br />
sind: Malma oder Malben (= sandige Erde, Staub),<br />
Houhenburg, die alte Form für heutige Hochburg 5 , und<br />
Berkach (wohl nach der Birke benannt).<br />
Im Zeig Malma sind u.a. genannt: An der Schray (= Zaun<br />
aus Schräg Stangen), Am Krimbling (krumme Grundstücke),<br />
In Salach (Salweiden), Uf dem Amschlatt (ob zu<br />
Schlatt = Schilf, Sumpfpflanzen?), Im Bezenberg oder<br />
Wezenberg (Personenname?), Uf Casta oder uf Castell<br />
am Hofacker. Kasten wäre im Bayerischen gleich Felswand.<br />
Ob der Name zu castellum gehört? An der Röttin<br />
(wohl von Roter Erde).<br />
Zeig Houhenburg: Ob der Mülin im Boden (ebenes<br />
Land), An Langenzuber, An Hummelberg, Im Hazenried<br />
am Bruckweg an der Starzel, An Hitzenried (ob verschrieben<br />
für den vorausgehenden Namen?). An Weylaberg,<br />
Im Gern (Dreieckstück), Am Jettentalgäßlin, In Marquards<br />
Tälin, Ob dem Bockbom, Die Uchengasse (uochta<br />
= Morgenweide), Neben Hungerberg, Unter Winterzill<br />
(Winter = nördlich, Ziel = Grenze), Am Bildwasen bei<br />
dem Capellin (religiöses Bild, Bildstock).<br />
Zeig Berkach: An der Ow beim Hanbrunnen, Bucher Weg<br />
hinter dem Capellin (welches?), Im Wolfental, Der Hienerbach,<br />
In Sandel oder Sandeiii (Delle = Tälchen), Im<br />
Hezgern (Hätze = Elster? und Gern = Dreieckstück?),<br />
Wiesen sind u. a. erwähnt: Jenit (jenseits) uf Casta (siehe<br />
oben), Im Yetental, Der Schenkenbrüel, In obern Weyda,<br />
heißt im Hamerschleglin an der Starzel. Hier dürfte es<br />
JOHANN ADAM KRAUS<br />
Trotz fremden Klanges urdeutsch:<br />
Die Geländenamen Kay Lind Schray<br />
Die Bezeichnung Kay kommt trotz ihres ungewohnten<br />
Klanges ziemlich häufig im schwäbischen und bayerischen<br />
Bereich und anderswo in verschiedenen Schreibarten vor:<br />
Ghai, Gehei, Khai, Koy, Kayh, Kai, Koi, Koih und auch<br />
in Zusammensetzungen wie Kaienberg, Haischlag, Haiholz.<br />
In den beiden letzten Fällen wäre freilich auch ein<br />
Zusammenhang mit Hau, Haue, also Wald möglich. Bei<br />
uns gibt es zwischen Schlatt und Beuren einen Ghaikopf.<br />
Dortige Güter, genannt Ghay, wurden schon im J. 1285<br />
in einer Stettener Klosterurkunde erwähnt und 1398 und<br />
1473 heißen sie „Kay". In den Monumanta Hohenbergica<br />
von L. Schmid kommen (Nr. 142) zum Jahr 1293<br />
Wälder vor, die „Gehae" genannt sind. Bei Salmendingen<br />
in unmittelbarer Nähe der alten Burgstelle gibt es eine<br />
Ghaihalde, der Volksmund sagt dazu „Uf Koi". Eine alte<br />
Ortschaft bei Entringen-Tübingen heißt Kayh. Während<br />
nun W. Keinath in seinem Buch über Orts- und Flurnamen<br />
in Württemberg (1951) vermutete, das Wort könne<br />
von einem schwäbischen (mir unbekannten) „heien, hoia"<br />
mit der Bedeutung „brennen" kommen oder auch eine<br />
dunstige Stelle bzw. eine solche mit aufsteigendem Dampf<br />
bedeuten, weisen versierte Forscher wie Michel Buck<br />
(1880), Rem. Vollmann (1925) und Josef Schnetz (1952)<br />
auf ein mittelhochdeutsches Wort „heie, geheie" hin im<br />
Sinne von Gehege, Zaun, Grenzwehr, Befestigung. Gehai<br />
wäre somit die älteste Form, die dann zu Kai, Koy wurde.<br />
Das lange in Gebrauch befindliche zugehörige Zeitwort<br />
heien bedeutete „umhegen, mit Hag versehen, verbannen,<br />
verbieten", was sowohl auf Grenzwehr und Befestigung<br />
angewendet wurde, als auch auf den Esch-hai, den Feldhüter.<br />
Man möchte vermuten, daß die Bedeutung Wehr<br />
oder Befestigung auch für die genannte örtlichkeit in Salmendingen<br />
zutraf, zumal auch im benachbarten Ringingen<br />
28<br />
sich um ein ehemaliges Hammerwerk gehandelt haben,<br />
wovon jedoch nichts überliefert ist. Ebenda stoßt 1 Mannswahd<br />
Wiese oben an das Glockheuslin und unten an den<br />
Bach. Schwerlich ist an eine Glocke zu denken. Vielleicht<br />
an eine ehemalige Klopfsäge? Schelmenwasen, auf dem<br />
das gefallene Vieh verlochert wurde. Bei der Büze<br />
(= bizäune, beim Dorfzaun), Uf dem Haingarten, Huengarten,<br />
Hungarten; Im Ramspach, Lendlis- oder Lendishalden<br />
(Personenname?), Im Seltengraben (selten mit<br />
Wasser). Das Gallenwiesle (Kirchenpatron St. Gallus), In<br />
Nettenbach, Yettental; Die Pletschwies in Wyda (wohl<br />
Wiese mit großen Bletschpflanzen und Salweiden). In<br />
Wözenbach (ob Familienname?), Im Schönrain (wohl die<br />
früher in Urkunden vorkommende Siedlung?), Im Störkengäßlin,<br />
Eine Wiese Roßstall hinter den Höfen; Haus<br />
am Stainach; Im Geißlinsbrunnen; 1 Garten jenseits der<br />
Stainach hinter der Wingerter Häuser; 1 Jauchert am<br />
Aymengraben, heute Ohmengraben (wohl vom Faulwasser,<br />
stehendem Wasser, bekannt), 1453 Oemengraben.<br />
Anmerkungen:<br />
1<br />
Die Einsichtnahme verdanke ich Herrn Archivrat W.<br />
und Fräulein G. Huber.<br />
Bernhardt<br />
'a Stiftungsurkunde: Hohz. Heimat 1961, 9—11; 31.<br />
2<br />
K. O. Müller, Quellen zur Wirtschaftsgeschichte Hohenberg, Stuttg.<br />
1953, Seite 121, 152 und mehrfach!<br />
3<br />
Hohcnzollerischc<br />
125 ff.<br />
Jahreshefte, 2 Jg. 1935 fürs Jahr 1548. Seite<br />
4<br />
Vgl. hierzu die Einleitung des in Note 3 genannten Aufsatzes.<br />
5<br />
Hochburg und Adel von Rangendingen: Hohcnzollerische Heimat<br />
1970, 30 f.<br />
noch 1677 die Gegend direkt unter der Burgstelle, also am<br />
alten Ringelbrunnen bzw. unteren Hohlweg (Häuser 89<br />
und 90) noch Khay oder Khoy hieß, also wohl mit der<br />
festen Burg irgendwie in Zusammenhang stand. Obiger<br />
Ghaikopf ist daraufhin noch nicht untersucht.<br />
Eine ähnliche Sprachentwicklung machte auch das Wort<br />
Schrai, Schray, Gschroi durch. Es hat trotz anderslautender<br />
Volkserklärung nichts mit schreien zu tun, geht vielmehr<br />
auf das mittelhochdeutsche Wort schräge zurück, das<br />
einen W eidezaun aus schräg liegenden Stangen bezeichnete.<br />
Eine Flur Schraie gibt es bei Weilheim (bei Hechingen),<br />
eine andere bei Rangendingen gegen Hart (Gschroi).<br />
Ein schönes Beispiel der Entwicklung gibt der Name des<br />
Wallfahrtsortes Maria Schray bei Pfullendorf. Die älteste<br />
Form daselbst lautete 1466: „Kapelle U. I.b. Frauen zuo<br />
der Schrayen". Das Volk bildete daraus die Fabel, Maria<br />
habe im 30jährigen Krieg anläßlich von Schwedengreueln<br />
drei Angstschreie ausgestoßen, was schon zeitlich nicht<br />
paßt. Dabei ist Tatsache, daß es sich bei der Schraye nur<br />
um einen Flurnamen handeln kann, nämlich um einen<br />
ehemaligen Schräg zäun aus Stangen. Man braucht also<br />
keineswegs an das Schreien des Rangendinger Feldhüters<br />
zu glauben, der das schädliche Wild verscheucht haben soll.<br />
In Weilheim lautete die Wortform 1435 „Uf der Schraig",<br />
in Rangendingen 1544 „An der Schray". In Überlingen<br />
gabs 1572 eine Flur „Uf der Schreien am Stadtgraben",<br />
heute Schreienbühl genannt. Zu Hödingen im Linzgau<br />
nennt Joh. Schupp (Maria Schray-Büchlein S. 7) eine<br />
Schragengruob, bei Laufenburg am Hotzenwald eine<br />
Schraje. Fischers Vermutungen in seinem Schwäbischen<br />
Wörterbuch gehen erstaunlicherweise bei der Erklärung<br />
völlig daneben.