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Ausgabe 1972 - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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Muttergottes in Wangen<br />

Aus der jüngsten Dorfgeschichte seit 1969<br />

Ein bedeutungsvolles Fest - bedeutungsvoll für die jüngste<br />

Ortsgeschichte - war für Wangen die Hundertjahrfeier<br />

der Freiwilligen Feuerwehr, verbunden mit Fahnenweihe,<br />

am 2. und 3. August 1969. Mit dem Jubiläum, mit dem<br />

die Weihe einer neuen von den Schwestern des Klosters<br />

Habsthal gefertigten Fahne verbunden war, haben die<br />

Freiwillige Feuerwehr und die Gemeinde bekundet, daß<br />

die Freiw''nge Feuerwehr Wangen im Jahr 1869 mit der<br />

Aufstellung einer Feuerlöschordnung ins Leben getreten<br />

ist. An den Festtagen der Hundertjahrfeier fand das Hineinwachsen<br />

der Gemeinde Wangen in die Gemeinschaft<br />

des Landkreises Sigmaringen überzeugenden Ausdruck.<br />

Ein besonders wichtiges Ereignis für die Gemeinde war<br />

ihre Eingemeindung nach Ostrach. Am 13. Oktober 1971<br />

hatte der Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung der<br />

Eingliederung zugestimmt. Nachdem dieser Beschluß am<br />

Zum Namen Ringingen<br />

Wenn Karl Th. Zingeler 1896 aus dem Wappen des Ringinger<br />

Adels, den drei Ringen auf einem Schrägbalken,<br />

auf eine frühere Gerichtsstätte schließen wolle so war<br />

dies, da Wappen erst seit ca. 1150 nachweisbar sind,<br />

ebenso gewagt, wie wenn der Unterzeichnete aus einem<br />

wahrscheinlichen Gerichtsplatz im Kreben und der ehemals<br />

„Ring" genannten Zuhörerschaft bei Gerichten einen<br />

Ansatzpunkt für die Entstehung des Namens Ringingen<br />

suchen wollte 2 . Haben doch die Geschichtsforscher des<br />

Konstanzer Arbeitskreises in der Zwischenzeit herausgefunden,<br />

daß die Gerichtsorte der einzelnen Gebiete im<br />

Lauf der Jahrhunderte wie viele andere Institutionen<br />

und Rechtsordnungen sehr stark dem Wechsel unterworfen<br />

waren und man z. B. aus dem 13. Jahrhundert keineswegs<br />

ins 10. oder ein noch früheres Jahrhundert zurück<br />

Schlüsse ziehen kann. Auch der „Stein bei Ringingen"<br />

(Krs. Ehingen), der im Jahre 1255 als Gerichtsplatz genannt<br />

wird s , war nach Günter Montfort kein künstlich<br />

im Dorf selbst aufgerichteter Steinblock, wie der sog.<br />

26<br />

22. November in öffentlicher Sitzung bestätigt wurde, ist<br />

die Eingemeindung nach Ostrach am 4. Dezember 1971<br />

vollzogen worden.<br />

Das Dorf und sein Name<br />

Wangen hat eine Gemarkungsfläche von 282 Hektar,<br />

zählt 167 Einwohner, 43 Haushaltungen und 49 Gebäude,<br />

darunter 37 Wohnhäuser. Die Schreibweise Wangen<br />

findet sich schon in ältesten geschichtlichen Aufzeichnungen.<br />

Vereinzelt, so 1248, erscheint der Name Wangin<br />

und 1468 Wanggen. Wangen kommt von Wang, das ist<br />

Feld, Ebene, natürlich grünendes, ebenes Gelände, lateinisch<br />

campus, im Plural Wangen. Unser Wangen ist eine<br />

Siedlung auf der ebenen Talsohle des Ostrachtales. Siedlungsgeschichtlich<br />

ist die Entstehung des Ortes in die Zeit<br />

der alemannischen Landnahme im 4. und 5. Jahrhundert<br />

n. Chr. zu datieren. Neben Kirche und Friedhof hat Wangen<br />

die Schule und den Planungsverband Ostrachtal und<br />

das Vereinsleben mit Ostrach gemeinsam.<br />

Das Gemeindewappen von Wangen ziert ein Pflug im<br />

Ackerfeld. Das Wappenzeichen geht wohl schon in die<br />

Fürstenberger Zeit zurück. Der Pflug ist Symbol der<br />

Landwirtschaft. Aber gerade als ländliche Gemeinde hat<br />

sich Wangen immer bemüht, auch ein schönes, schmuckes<br />

Dorfbild zu bieten. Farbenprächtiger Blumenschmuck an<br />

Fenstern und in den Gärten vom Frühjahr bis in den<br />

späten Herbst bietet sich zur Freude der einheimischen Bevölkerung<br />

und zur Freude und Bewunderung der Besucher<br />

des Dorfes. So war es für Wangen eine beglückende<br />

Auszeichnung, als im Jahr 1969 bei dem vom Landkreis<br />

Sigmaringen durchgeführten Schönheitswettbewerb die<br />

Gemeinde in der ländlichen Gruppe den ersten Preis erhielt.<br />

Nachdem vor kurzem der Durchgangsverkehr der<br />

Landstraße Habthal-Ostrach durch eine westliche Umgehung<br />

aus dem Dorf herausverlegt worden ist, wird das<br />

sicher zu einer glücklichen Voraussetzung für eine vom<br />

Straßenverkehr unbeschwerte Entfaltung und Weiterentwicklung<br />

des blumenfreudigen dörflichen Lebens werden.<br />

Anmerkung: Als Quellen und Schrifttum seien außer den im vorstehenden<br />

Text angeführten Quellenangaben noch genannt das Salemer<br />

Urkundenbuch und das Fürstenbergische Urkundenbuch, beide mit<br />

mehrfadien Erwähnungen von Wangen, ferner der Realschematismus<br />

der Erzdiözese Freiburg und die Schrift von Dr. Dieter-Wilhelm<br />

Mayer „Die Grafchaft Sigmaringen und ihre Grenzen im 16. Jahrhundert"<br />

(Heft 4 der Schriftenreihe „Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollerns",<br />

herausgegeben von der Landeskundlichen Forschungsstelle<br />

des Landeskommunalverbandes der Hohenz. Lande. Sigmaringen<br />

1959).<br />

Asylstein im Klosterhof von Blaubeuren, sondern ein auffallender,<br />

8 m hoher Felsen Östlich der Straße Ringingen-<br />

Pappelau. Dort gruppieren sich die Fluren Steinhau,<br />

Steinhäule, Steinäcker, Steinbühl und Steinboll um das<br />

sog. Steintal 4 . Somit war es eine trügerische Hoffnung,<br />

den Namen des Dorfes auf eine Gerichtsstätte zurückführen<br />

zu können. Zudem sind die Ingen-Orte allermeist<br />

viel älter als die bekannten Gerichtsorte der Grafschaften.<br />

Das bayrische (Ober)-Ringingen im Ries hieß einst Reginingen<br />

nach einem Personennamen Regino. Auch bei<br />

uns muß wohl der Name Ringo (dies war z. B. die Bezeichnung<br />

der Apostel Jesu im sächsischen Heliand: in der<br />

Bedeutung Kämpfer, Held!) oder Ringolt u. ä. als Ausgangspunkt<br />

des Ortsnamens bleiben. Joh. Adam Kraus<br />

Anmerkungen:<br />

1<br />

Kunstdenkmäler Hohenzollerns 1896, S. 28.<br />

2<br />

Hohz.JHeft 1961, S. 87.<br />

3 Ulmisches UB I, 1873, S. 94.<br />

4<br />

Festschrift für Hansmartin Decker-Hauff 1967, S. 210-218; hekto-<br />

graphiert.

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