Ausgabe 1972 - Hohenzollerischer Geschichtsverein
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JOSEF MÜHLEBACH<br />
Wangen im Ostrachtal<br />
Aus der Geschichte des Dorfes bis 1968<br />
Durch das Zweite Gesetz zur Änderung des Gebietes von<br />
Landkreisen in Baden-Württemberg vom 22. April 1968<br />
ist die Gemeinde Wangen im Ostrachtal zum 1. Januar<br />
1969, bis dahin Enklave im Landkreis Sigmaringen, aus<br />
dem Landkreis Uberlingen ausgegliedert und in den Landkreis<br />
Sigmaringen eingegliedert worden. Weil Wangen bis<br />
vor wenigen Jahren nicht zu Hohenzollern gehörte, wurde<br />
über die Geschichte des Dorfes in der „Hohenzollerischen<br />
Heimat" nur wenig berichtet. Es ist deshalb wohl berechtigt,<br />
hier eine kurze Schau auf die Geschichte der jüngsten<br />
Gemeinde des Landkreises Sigmaringen zu versuchen.<br />
Wangen wird erstmals von Gallus öhem, Priester in Radolfzell,<br />
später in Konstanz, in der von ihm in den ersten<br />
Michaelskapelle<br />
Jahren des 16. Jahrhunderts verfaßten Chronik der Abtei<br />
Reichenau genannt. (Bearbeitet von Karl Brandi. Quellen<br />
und Forschungen zur Geschichte der Abtei Reichenau Bd. 2<br />
Heidelberg 1893.) Gallus öhem berichtet u. a. für Wangen<br />
und zwar für 799 eine Güterschenkung des Grafen Gerold,<br />
des Schwagers Karls des Großen, an das Gotteshaus<br />
Reichenau. Nur wenige Gemeinden unseres engeren Heimatbereiches<br />
können auf ein solch hohes Alter zurückblicken.<br />
Ostrach zum Beispiel wird als Hostrahun erst 851<br />
in einer ersten geschichtlichen Aufzeichnung genannt. Erst<br />
nach nahezu 300 Jahren, 1187, tritt Wangen nach dem<br />
Salemer Urkundenbuch, diesmal urkundlich, in Erscheinung.<br />
Abt Diethelm von Reichenau übergibt dem Kloster<br />
Salem den Fremberg oberhalb des Hofes Raitenhaslach, wogegen<br />
er von Salem das Gut Mirmisloch und ein Gut zu Wangen<br />
empfängt. Dieser Gütertausch läßt jedenfalls den Schluß<br />
zu, daß, anknüpfend an die Aufzeichnung von 799, zwischen<br />
der Abtei Reichenau und Wangen in diesem Zeitraum<br />
dauernd Beziehungen bestanden haben. Die Erwerbung<br />
des Gutes zu Wangen wird 1189 von Abt Diethelm<br />
24<br />
von Reichenau dem Kloster Salem bestätigt. 1211 wird in<br />
einer Urkunde des Abtes Heinrich von Reichenau über die<br />
Übergabe eines Gutes zu Deisendorf an das Kloster Salem<br />
u. a. als Zeuge Hubertus von Wangen genannt. Später<br />
1243, 1248, 1262 und 1279, werden weiter in Urkunden<br />
des Klosters Salem Ecchehardus miles de Wangen, Eggihard<br />
von Wangen, Adelheid von Wangen und Heinrich<br />
von Wangen genannt.<br />
Nach der Gütergeschichte des Klosters Weißenau bei Ravensburg<br />
(Acta ecclesiae s. Peter in Augie-Owe) haben<br />
um 1290 zwei Brüder Freie von Bittelschieß drei Güter in<br />
Wolfartsweiler und Wangen gegen drei Güter der Kirche<br />
Weißenau getauscht (Zeitschrift Oberrhein 29.29). 1295<br />
übertragen auf Bitten des Ulricus miles von Königsegg die<br />
Herren von Gundolfingen die großen und kleinen Zehnten<br />
in Wangen an das Kloster Salem.<br />
1324 haben Abt Diethelm und der ganze Konvent des<br />
Klosters Reichenau den Kelnhof in Wangen an den Ritter<br />
Berthold von Urach verkauft. Kelnhof (Kellhof) war der<br />
Haupthof eines klösterlichen Verwaltungsbezirks in einer<br />
Ortschaft. Im gleichen Jahr hat Vogt Mürli zu Sigmaringen<br />
nach dem Schirmbrief vom 10. November 1324 die<br />
Schirmherrschaft für die in der Grafschaft Sigmaringen<br />
gelegenen Orte des Salemer Amtes Ostrach: Lausheim,<br />
Ostrach, Burgweiler, Magenbuch, Levertsweiler, Spöck<br />
und Wangen übernommen. Wangen hat also 1324 zum<br />
Salemer Amt Ostrach gehört. Die Zugehörigkeit zum Amt<br />
Ostrach hat aber für Wangen schon im folgenden Jahrhundert<br />
bei gebietlichen Abgrenzungen zwischen den<br />
Grafschaften Sigmaringen und Heiligenberg geendet. Das<br />
Jahr 1434, in dem die Werdenberger der Sigmaringer<br />
Linie nach langen Auseinandersetzungen die benachbarte<br />
reichslehenbare Grafschaft Heiligenberg an sich brachten,<br />
war für das Dorf Wangen insofern bedeutsam, als es von<br />
dieser Grenzbereinigung betroffen wurde. Für 1463 ist<br />
bestätigt, daß Wangen an Heiligenberg übergegangen ist.<br />
Am 5. Januar 1463 verkauft Jerg von Köniesegg an Graf<br />
Johann zu Werdenberg, den älteren, Vogtei, Gericht,<br />
Zwing und Bann und die Fischenz in der Ostrach zu<br />
Wangen um 85 Rh. Gulden (F U B I VI Nn. 2721. Wangen<br />
zählte fortan, also nach dem Ubergang des Niedergerichts<br />
an Werdenberg, zu den Werdenberger Allodialdörfern.<br />
1467 vermacht Hans Werner von Zimmern der Pfarrkirche<br />
St. Martin in Meßkirch seine Einkünfte in Wangen.<br />
Diese wenigen geschichtlichen Daten aus dem 12. bis<br />
15. Jahrhundert über Besitzungen, den Tausch von Gütern,<br />
über Berechtigungen und Rechte sonstiger Art in<br />
Wangen sollen für zahlreiche weitere geschichtliche Erwähnungen<br />
aus jener Zeit stehen. Solche weiteren Daten<br />
berühren Beziehungen zu Ostrach, Pfullendorf, den Klöstern<br />
Habsthal und Inzigkofen und zu anderen Orten<br />
dieses Bereiches.<br />
Von 1435 bis 1534 waren die beiden Grafschaften Sigmaringen<br />
und Heiligenberg in Personalunion zusammengeschlossen.<br />
Nach dem Aussterben der männlichen Werdenberger,<br />
1534, kam die Grafschaft Sigmaringen als österreichisches<br />
Lehen an Karl von Hohenzollern. Die Grafschaft<br />
Heiligenberg fiel zusammen mit dem Werdenbergischen<br />
Allod an Friedrich von Fürstenberg als Schwiegersohn<br />
Christophs von Werdenberg, des letzten Werdenbergers.<br />
Der Ort Wangen, der 1463 von den Werdenber-