Ausgabe 1972 - Hohenzollerischer Geschichtsverein
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Er hatte seine Jugend in der Weinburg verbracht<br />
Prinz Karl hatte während 15 Jahren die Herbstmonate<br />
immer in der Weinburg (der heutigen Marienburg) verbracht.<br />
Nun war sein Vater, Fürst Karl Anton, aufs engste<br />
mit Landammann Arnold Aepli in St. Gallen befreundet.<br />
Konnte also Fürst Karl Anton versuchen, mittels dieser<br />
Persönlichkeit für seinen Sohn Prinz Karl einen Schweizerpaß<br />
zu erlangen? Regierungsrat Aepli selbst berichtet,<br />
wie diese hochbedeutsame Angelegenheit geregelt wurde.<br />
Aus seinen Aufzeichnungen vom 19. Mai 1866 ist folgendes<br />
zu entnehmen:<br />
Am 12. Mai 1866 erhielt Aepli in St. Gallen gegen 16.00<br />
Uhr die telegraphische Anfrage: „Finde ich Sie morgen<br />
früh auf meiner Durchreise nach der Weinburg zu Hause,<br />
oder wo sind Sie? von Mayenfisch". Er kannte diesen<br />
Herrn nicht, vermutete aber sogleich, weil von der Weinburg<br />
die Rede war, daß er aus der Umgebung des Fürsten<br />
von Hohenzollern stammen müsse. Aepli telegraphierte<br />
sogleich zurück, er müsse gerade dringend nach Zürich<br />
reisen und sei nach 9 Uhr im Hotel Baur zu treffen.<br />
' Geheimnisvolle Unterredung im Hotel Baur, Zürich<br />
In Zürich warteten bereits zwei Herren im Nebenzimmer<br />
des Speisesaals. Es handelte sich um den Kammerherrn<br />
von Mayenfisch und Kanzleirat von Werner. Sie baten<br />
um eine Unterredung mit ihm und wünschten zu diesem<br />
Zweck auf sein Zimmer geführt zu werden. Neben Aepli's<br />
Schlafzimmer befand sich ein großer leerer Salon. In diesem<br />
nun brachten die beiden Herren - nachdem alle Türen<br />
sorgfältig geschlossen waren - ihr Anliegen im Flüsterton<br />
vor. Sie berichteten: Prinz Karl, der zweite Sohn des<br />
Fürsten Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen, sei<br />
zum Fürsten von Rumänien gewählt worden. Er nehme<br />
die Wahl an und beabsichtige, sich sofort durch Oester-<br />
HOHENZOLLERISCHE HEIMAT<br />
herausgegeben vom Hohenzoiierischen Gesdiiditsverein<br />
in Verbindung mit den Staatlichen<br />
Schulämtern Hechingen und Sigmaringen.<br />
Verlag: Hohenzollerisdier <strong>Geschichtsverein</strong><br />
748 Sigmaringen, Karlstraße 3. Drudt: M. Liehners<br />
Hofbuchdruckerei KG, 748 Sigmaringen,<br />
Karlstraße 10.<br />
Die Zeitschrift „Hohenzollerische Heimat" ist<br />
eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will besonders<br />
die Bevölkerung in Hohenzollern mit<br />
der Gcschichte ihrer Heimat vertraut madien.<br />
Sie bringt neben fachhistorischen audl populär<br />
gehaltene Beiträge aus der Geschichte unseres<br />
Landes. Sie veröffentlicht bevorzugt Beiträge,<br />
die im Schulunterricht verwendet werden kön-<br />
Bezugspieis: 2,00 DM halbjährlich<br />
Konten de „Hohenzoiierisdien Heimat":<br />
802 507 Hohenz. Landesbank Sigmaringen<br />
123 63 Postscheckamt Stuttgart<br />
144<br />
Die Mitarbeiter dieser Nummer:<br />
Prof. Dr. Rudolf Seigel<br />
7407 Rottenburg, Jahnstraße 37<br />
Walther Frick<br />
748 Sigmaringen, Hohe Tannen 4<br />
Willy Baur<br />
745 Hcchingcn, Neues Schloß<br />
Jobann Adam Kraus<br />
78 Frciburg-Littenweilci-<br />
Michael Lorch<br />
Rangendingen<br />
Oscar Heck<br />
745 Hechingcn<br />
Dr Herbert Burkhart<br />
7487 Gammertingen<br />
P. Stefan Meyerhans OSB<br />
Kloster St, Gallen<br />
reich dorthin zu begeben. Er befürchte jedoch, wenn er als<br />
Fürst reise, werde er in Oesterreich erkannt und festgehalten.<br />
Deshalb wünsche er - wenn möglich - mit einem<br />
st. gallischen Paß versehen zu werden, um so ungehindert<br />
sein Ziel zu erreichen. Ein ähnlicher Paß sollte auch für<br />
Kanzleirat yon Werner ausgestellt werden. Ein Brief des<br />
Fürsten an Aepli bestär ;te, was ihm da mündlich eröffnet<br />
wurde.<br />
Da sich Aepli dem Fürsten Karl Anton gegenüber zu<br />
größtem Dank verpflichtet fühlte und sie zudem in<br />
engster Freundschaft verbunden waren, glaubte er, den<br />
Wunsch erfüllen zu müssen. Dies um so mehr, als die berechtigte<br />
Hoffnung bestand, Prinz Karl werde Rumänien<br />
aus seiner äußerst kritischen Lage befreien. So wurde der<br />
Tag vereinbart, an dem sich die beiden Herren in St. Gallen<br />
einfinden sollten. Aepli sah bald ein, daß die Pässe nur<br />
dann erhältlich sein würden, wenn er den Vorstand des<br />
Polizei-Departementes mit ins Geheimnis ziehe und ihm<br />
die ganze Situation erkläre. So geschah es denn auch.<br />
Aepli besprach die Angelegenheit mit seinem Kollegen,<br />
Herrn Regierungsrat Steiger.<br />
Im Paßbüro der Kantonspolizei St. Gallen<br />
Am 15. Mai 1866 erschienen Prinz Karl und Herr von<br />
Werner auf dem Zimmer Aepli's im Regierungsgebäude.<br />
Der Prinz, ein liebenswürdiger junger Mann von 26 Jahren,<br />
erklärte, sobald er die Walachei betrete, werde er<br />
einen Kurier nach Bukarest abgehen lassen, um seine Ankunft<br />
zu melden. Gleichzeitig werde er sowohl nach<br />
St. Petersburg wie auch nach Konstantinopel berichten, er<br />
wolle im Verhältnis Rumäniens zu ihren Ländern nichts<br />
ändern.<br />
Herr Regierungsrat Steiger geleitete die beiden Herren<br />
in das Zimmer der Kantonspolizei, in dem die Signalemente<br />
aufgenommen und die Pässe ausgestellt wurden.<br />
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Dr. med. Herbert Burkarth<br />
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748 Sigmaringen, Hohe Tannen<br />
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wird fortgesetzt<br />
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