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Ausgabe 1972 - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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Schulchronik: Vom Jahre 1776 bis 1798 war kein Schulhaus<br />

da. Die Lehrer unterrichteten in ihren eigenen Wohnungen.<br />

Bei warmer Witterung setzten sie die Kinder auch<br />

auf die Gasse. Erst im Jahre 1799 (?) baute die Gemeinde<br />

neben der Kirche ein kleines Schulhäuslein. Im Jahre 1821<br />

wurde ihm größere Aufmerksamkeit geschenkt. Es wurde<br />

vom Grunde auf neu gebaut. (Dabei hatte man ein aus<br />

alter Zeit her auf dem Kirchplatz stehendes sogenanntes<br />

„Sühnekreuz", das im Mittelalter von einem Missetäter<br />

als Sühne hier aufgestellt werden mußte und jetzt den Bau<br />

behinderte, gleichsam als Grundstein in das Mauerwerk<br />

hereingenommen.) Beim Abbruch des Schulhauses i. J.<br />

1964 kam dieses Kreuz unversehrt zutage. Es war in der<br />

Zelle des ehemaligen Dorfarrestes eingebaut gewesen, trug<br />

die Jahreszahl 1821 und die Großbuchstaben ERB = (erbaut)<br />

eingemeißelt und ist jetzt in anerkennenswerter<br />

Pietät wieder auf dem Kirchplatz aufgestellt worden,<br />

gleichsam als Erinnerungszeichen für das alte Schulhaus.<br />

1847 erweiterte sich die Zahl der Kinder, und es wurde<br />

neben dem Lehrer noch ein „Provisor" angestellt. Dieser<br />

unterrichtete die Kinder in einem Privathaus, dem Glasermeister<br />

Florian Roth gehörig (wahrscheinlich Lnker Hand<br />

in der Ringinger Straße), weil das Schulzimmer die Kinder<br />

n-,ht mehr fassen konnte. Es wurde nun 1850 auf das<br />

Schulhaus noch ein Stockwerk gebaut und darin ein zweites<br />

Schulzimmer hergerichtet. Lehrer und Provisor erteilten<br />

jetzt den Unterricht im Schulhaus. 1857 ging das<br />

Pro sorat wieder ein, das Schulzimmer wurde geschlossen,<br />

und der Gemeinderat hielt seine Sitzungen in demselben.<br />

Das andere Zimmer blieb Schulzimmer.<br />

Wenn es im vorstehenden ße: cht heißt, das Rätsel um<br />

den Flurnamen „Waienhäusle" sei immer noch nicht gelöst,<br />

so haben in den letzten Wochen zu Zwecken der Ortskanalisation<br />

vorgenommene Baggerarbeiten im Zuge der<br />

Bundesstraße 32 der Heimatforschung wie schon so oft<br />

einen wichtigen Hinweis gegeben. Genau an der Stelle,<br />

140<br />

Sühnekrcuz in Killer<br />

wo der uralte Kirchweg zur Urkirche des Killertals abzweigt,<br />

stieß der Bagger auf eine Mauer, bestehend aus<br />

zwei riesigen hochkant gestellten Blaukalksteinblöcken.<br />

Die Lücke zwischen beiden Blöcken war ausgefüllt mit<br />

Bruchsteinen aus Weißjurakalk. Das Ganze, ein Fundament<br />

darstellend, schob sich schräg bis auf die Mitte der<br />

Bundesstraße reichend in den Untergrund dieser Hauptverkehrsstraße<br />

hinein, in der Richtung parallel zum abzweigenden<br />

Kirchweg laufend. Genaue Maße und notwendige<br />

Bildaufnahmen konnten leider nicht gemacht<br />

werden, weil versäumt wurde, hierfür zuständige Stellen<br />

rechtzeitig zu benachrichtigen. Schon vor 70 Jahren, als<br />

das an dieser Stelle stehende und nach seinem ehemaligen<br />

Besitzer genannte „Wurstenhäusle" errichtet wurde, mußten<br />

diese Fundamente angeschnitten worden sein! Diese<br />

Tatsache wurde auch damals weder beachtet noch davon<br />

berichtet. Nun ist durch den Bagger zweierlei an den Tag<br />

gebracht worden: 1. der Standort des sogenannten Heilig-<br />

häusleins und damit die Bedeutung des verstümmelten<br />

Flurnamens geklärt, 2. die Zweckbestimmung des Häusleins.<br />

Das „Heilighauslein" war nämlich eine Kapelle, die<br />

zum Unterschied vom noch vorhandenen „Hei 1 ghäuslein<br />

bei der Kirch" nur kirchlichen Zwecken diente. Zur<br />

Zeit, als diese Kapelle erbaut wurde, die an dieser Stelle<br />

jahrhundertelang den Weg zur Urkirche gewiesen hat, war<br />

die Bezeichnung „Kapelle" noch nicht in c'ie allgemeine<br />

Umgangssprache vorgedrungen. Man nannte das Bauwerk<br />

entsprechend seiner Bestimmung eben „Heiligenhäuslein".<br />

Eine Kapelle ist ursprünglich ein kleines Gotteshaus ohne<br />

Gemeinde, ein abgeteilter Raum für Gottesdienste in einer<br />

Kirche oder einem Wohngebäude (Burg). Die eigentliche<br />

Bedeutung des mitteilateinischen Wortes ist „kleiner<br />

Mantel". Es ist eine Verkleinerungsform zu lat. cappa und<br />

eine Art Kopfbedeckung, Mantel mit Kapuze, Kappe. Der<br />

Bedeutungsübergang von „kleiner Mantel" zu „Kapelle"

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