Ausgabe 1997 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Hermann Anton Bande: Pilatus verurteilt Jesus zum Tode; Dunninger Kreuzweg-Station. Foto: G. Paukert<br />
GERD BANTLE<br />
Straßberger Ausstellung bescherte völlig neue Einblicke<br />
Hermann Anton Bantle war mehr als »nur« Maler religiöser Motive<br />
Schade! Nur drei Tage lang war in der Straßberger Schmeienhalle<br />
anläßlich des 125. Geburtstags des Kunstmalers Hermann<br />
Anton Bantle (1872 bis 1930) eine Jubiläumsausstellung<br />
zu sehen, die völlig neue Einblicke in das Leben und<br />
Schaffen des Straßbergers vermittelte.<br />
Allein schon der rege Besucherandrang (Interessenten kamen<br />
aus ganz Hohenzollern und weit darüber hinaus) und das<br />
überdurchschnittliche Medienecho hätten gezeigt, daß die<br />
über einjährige Forschungs- und Vorbereitungsarbeit der Initiatoren<br />
der Ausstellung, des Straßberger Arbeitskreises »Jan<br />
von Werth« und der Gemeindeverwaltung, nicht vergebens<br />
war. Doch die weitgehend positiv beurteilte Ausstellung bewirkte<br />
mehr als nur die Auffrischung von Erinnerungen an<br />
einen berühmten Heimatsohn, der bis dato vor allem als mit<br />
der katholischen Kirche eng verwurzelter Fresco- und<br />
Kreuzwegmaler mehr oder weniger bekannt war.<br />
Zum einen konnten Leben und Schaffen Bantles in einem<br />
Ausmaß gezeigt werden, wie es bislang noch nie der Fall gewesen<br />
war. Intensives hartnäckiges, manchmal detektivisch<br />
anmutendes Nachforschen des Arbeitskreises und großzügiges<br />
Entgegenkommen vieler Leihgeber machten dies möglich.<br />
Nicht nur zahlreiche Kunstwerke Bantles konnten erstmals<br />
der Öffentlichkeit präsentiert werden, sondern auch etliche<br />
aufschlußreiche persönliche Dokumente (Fotos, Briefe<br />
und Urkunden zum Beispiel), die der Künstler und seine Angehörigen<br />
hinterlassen haben. Sie bescherten etwa neue Einblicke<br />
in die Kinder- und Jugendzeit des Straßbergers, in sein<br />
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Suchen, Ringen, Reifen und Wachsen, in sein fruchtbringendes<br />
Schaffen während mehrerer Italienaufenthalte und nicht<br />
zuletzt in seinen Kampf um das tägliche Brot. Beseelt von hohen<br />
Idealvorstellungen, suchte er unermüdlich nach Aufträgen,<br />
arbeitete er emsig bis an den Rand der Erschöpfung in<br />
einer Zeit allgemeiner Geldnot, unter der auch er zu leiden<br />
hatte, zudem gesundheitlich angeschlagen.<br />
Ein zweites Plus der Straßberger Ausstellung war, daß noch<br />
bis zum Schluß neue Erkenntnisse und bis dahin unbekannte<br />
Bilder Bantles auftauchten, so daß das Verzeichnis seiner<br />
Werke, von denen ohnehin viele den Kriegsfolgen und Zeitläuften<br />
zum Opfer gefallen waren, ergänzt werden konnte.<br />
Neue Spuren zeigten sich, denen nachzugehen sich lohnen<br />
würde. So wurde ein zweites Tagebuch ausfindig gemacht,<br />
das der wissenschaftlichen Auswertung harrt.<br />
Dies alles offenbarte auch, daß noch viel Dunkles erhellt werden<br />
könnte. Manches ist ungeklärt oder nur bruchstückhaft<br />
bekannt: etwa die Oblatenzeit Bantles in Beuron, seine Ausbildung<br />
in St. Gallen und vor allem in München oder seine<br />
Beziehungen zur bildhübschen Marietta in Italien, einer Frau,<br />
die er immer wieder gemalt hat. Der Arbeitskreis »Jan von<br />
Werth« hofft daher nicht nur, daß der Bantle-Nachlaß zusammengeführt<br />
und geordnet, sondern daß er auch profund<br />
wissenschaftlich aufgearbeitet wird. Die Weichen sind gestellt.<br />
Ein weiterer positiver Aspekt der Jubiläums-Ausstellung war<br />
die Erkenntnis, daß die Urteile über den Kunstmaler Her-