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Ausgabe 1997 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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1803 waren Stift und Herrschaft Ochsenhausen an den<br />

Reichsgrafen und späteren Fürsten Franz Georg von Metternich-Winneburg<br />

gefallen. Nach dessen Tod 1818 kam der<br />

Besitz an den Sohn Clemens Wenzel Nepomuk Lothar Fürst<br />

von Metternich, österreichischer Außenminister und späterer<br />

Staatskanzler. Dieser entschloß sich 1825, den Besitz an<br />

König Wilhelm II. von Württemberg zu verkaufen. Vom Verkauf<br />

ausgenommen blieben, neben Mobilien, die<br />

Klosterbibliothek und die Instrumente und Bücher der<br />

Sternwarte. Der Bestand der Bibliothek wird auf ca. 70000<br />

Bände geschätzt, eine Zahl, die in ihrer Höhe aber umstritten<br />

ist. Mit Hilfe von Fachleuten sollen 8000 wertvolle Bände<br />

für Fürst Metternich ausgesucht worden sein, den Rest<br />

THOMAS JAUCH<br />

habe man stehen lassen. Fürst Metternich ließ die Bücher auf<br />

sein Schloß Königswart bei Marienbad transportieren.<br />

Der Maler Johann Baptist Pflug von Biberach, der Bibliothek<br />

und Sternwarte noch gesehen hat, berichtet in seinen Lebenserinnerungen,<br />

daß später eine Menge Bücher vom (württembergischen)<br />

Staat verkauft worden seien. 22 zweispännige<br />

Fuhren hätten »Makulatur« (religiöse und andere Bücher, die<br />

man für wertlos hielt) nach Biberach gebracht. Der oben<br />

abgedruckten Anzeige ist zu entnehmen, daß 1827 14000,<br />

vermutlich sehr wertvolle Bücher im Auftrag des Fürsten<br />

Metternich vom Staat verkauft wurden. Wer die Bücher<br />

gekauft hat, ist allerdings nicht bekannt.<br />

Der Landwirtschaftliche Verein für das Fürstentum Hohenzollern-Hechingen<br />

und das erste landwirtschaftliche Fest in Hechingen am 28. September 1843<br />

Der Landwirtschaftliche Verein für das Fürstentum Hohenzollern-Hechingen<br />

Im Oktober 1839 rief der fürstliche Domänenverwalter Ruff<br />

zur Bildung eines landwirtschaftlichen Vereins auf, der die<br />

Verbesserung und Rationalisierung der Landwirtschaft im<br />

Fürstentum befördern sollte 1. Gleichzeitig konnte er bereits<br />

mitteilen, daß Fürst Friedrich Wilhelm Konstantin seine Bereitschaft<br />

zur Unterstützung des Vereins erklärt hatte. Zur<br />

Verdeutlichung der Zwecke und Ziele des Vereins erfolgte<br />

eine Woche später der Abdruck des ersten Artikels der vorläufigen<br />

Vereinsstatuten: »Der Verein macht es sich zur Aufgabe,<br />

zu Emporbringung der Landwirthschaft nach Kräften<br />

mitzuwirken, durch Aufsuchung und Bezeichnung der geeigneten<br />

Mittel hiezu, durch Bezeichnung der statthabenden<br />

Mängel und Gebrechen, und durch Bekämpfung, besonders<br />

aber durch thatsächliche Widerlegung der bestehenden Vorurtheile,<br />

dem minder wie dem mehr begüterten Landmann<br />

nützlich zu werden« 2. Der nachfolgende Katalog der zu behandelnden<br />

Themen reicht von Bodenqualität und -düngung<br />

über Viehzucht, Anbau und Ernte von Nutzpflanzen bis hin<br />

zu Hauswirtschaft und Handel und Gewerbe.<br />

Nach einer Versammlung im Dezember 1839 3 scheint es um<br />

den Verein still geworden zu sein, denn am 5. 12. 1840 traf<br />

Pfarrer Blumenstetter, Boll, mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit,<br />

in der er die Vereinsmitglieder wissen ließ, »daß<br />

von der bisherigen Unthätigkeit des Vereins-Ausschusses<br />

keineswegs [ihm] Etwas zur Last falle« 4. Ein dreiviertel Jahr<br />

später erschien wiederum ein namentlich nicht gekennzeichneter<br />

Artikel, der die Untätigkeit des Vereins bemängelte und<br />

die erneute Gründung anregte 5. Nach einem weiteren Gründungsaufruf,<br />

unterzeichnet von J. Blumenstetter, X. Ribler,<br />

J. Ruff und C. Werner 6, fand die Gründungsversammlung<br />

schließlich am 27. 12. 1841 im Hechinger Rathaussaal statt,<br />

die Ausrichtung landwirtschaftlicher Feste war bereits als<br />

Vereinszweck formuliert worden 7. Mit Datum vom 12.4.1842<br />

genehmigte der Fürst die Gründung des Vereins und ordnete<br />

gleichzeitig die Unterstützung desselben durch einen »Regierungs-Commißär«<br />

an, kurze Zeit später übernahm er das<br />

Protektorat und sicherte dem Verein einen jährlichen Beitrag<br />

zu 8.<br />

In den folgenden Jahren entfaltete der Verein, dessen Hauptversammlungen<br />

regelmäßig im Saal des 1836 eröffneten<br />

Schwefel(kur)bades in der Herrenackerstraße abgehalten<br />

wurden, eine rege Tätigkeit: neben der Organisation der land-<br />

4<br />

wirtschaftlichen Feste 1843 9 und 1845 und der Herausgabe<br />

des »Landwirthschaftlichen Boten« konzentrierte sich die<br />

Arbeit der Vereinsmitglieder, 1845 waren es über 300, insbesondere<br />

auf die Verbesserung des Obstbaus, der Böden und<br />

der Viehzucht und auch im Bereich der Feldwegregulierungen<br />

und der Ent- beziehungsweise Bewässerung wurden Anstrengungen<br />

unternommen. Die Rinderzucht mit den importierten<br />

Schweizer und Allgäuer Zuchtstieren zeigte schon<br />

bei der Vorführung des Jungviehs beim 2. landwirtschaftlichen<br />

Fest in Hechingen 1845 ihre positiven Auswirkungen 10.<br />

Die schlechten Erträge 1846/47 in der Landwirtschaft und die<br />

politische Entwicklung 1848 hemmten die Arbeit des Vereins,<br />

weitere Feste wurden nicht mehr veranstaltet. Nach dem<br />

Übergang der hohenzollerischen Fürstentümer an Preußen<br />

setzten beim Hechinger Verein Überlegungen ein, sich dem<br />

landwirtschaftlichen Verein in Sigmaringen anzuschließen.<br />

Diese fanden erst im Jahr 1853 ihr Ende, als sich der Sigmaringer<br />

Verein als »Verein zur Beförderung der Landwirthschaft<br />

und der Gewerbe für die Hohenzollern'schen Lande«<br />

mit revidierten Statuten neu konstitutierte und für Hechingen<br />

eine vierte Bezirksstelle, zuständig für den Oberamtsbezirk<br />

Hechingen, eingerichtet wurde 11. Die Leitung der Bezirksvereine,<br />

neben Hechingen waren dies Sigmaringen,<br />

Gammertingen und Haigerloch, erfolgte fortan durch die<br />

Zentralstelle in Sigmaringen.<br />

»Der Landwirthschaftliche Bote für das Fürstenthum<br />

Hohenzollern-Hechingen« u<br />

Mit dem Landwirthschaftlichen Boten hatte sich der Landwirtschaftliche<br />

Verein 1842 ein Publikationsorgan geschaffen,<br />

als dessen Vorbild das von der Zentralstelle des Landwirtschaftlichen<br />

Vereins zu Stuttgart seit 1834 herausgegebene<br />

»Wochenblatt für Land- und Hauswirtschaft, Gewerbe<br />

und Handel« gedient haben mag. Auch die »Mittheilungen<br />

des Vereins zur Beförderung der Landwirthschaft und<br />

der Gewerbe im Fürstenthume Hohenzollern-Sigmaringen«<br />

waren schon seit dem 12. 1. 1842 in wöchentlicher Folge<br />

erschienen 13. Erfahrungen als Autor und Herausgeber einer<br />

Zeitschrift hatte Pfarrer Blumenstetter, der zusammen mit<br />

Hofkammerrat Ribler und Justizrat Werner für den größten<br />

Teil der Beiträge zum Landwirthschaftlichen Boten sorgte,<br />

bereits mit der Herausgabe des »Volksfreunds« gesammelt.<br />

In der ab 1835 unter dem Motto »klar, wahr, brauchbar« er-

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