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Ausgabe 1997 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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' Besitzerbuch B 19. - Lagerort: SAH.<br />

40 Franz Xaver Ribler (geb. 1783 in Billenhausen/Bayern) war bis<br />

1807 Klosternovize, dann Handlungsgehilfe bei dem Kaufmann<br />

Katzenbeck. Er wurde an der Hechinger Stadtschule angestellt,<br />

nachdem er von der Hechinger Regierung im Seminar Rastatt zum<br />

Lehrer ausgebildet worden war. 1816 wurde er zum Schulinspektor<br />

ernannt. Das Bürgerrecht erhielt er 1817. Er gehörte als Mitglied<br />

der Museumsgesellschaft an. Im Jahre 1829 gründete er eine<br />

Buchdruckerei in Hechingen und gab das »Wochenblatt« heraus.<br />

Er avancierte zum Hofkammerrat. F. X. Ribler starb am 10. Januar<br />

1862.<br />

41 S. 9.<br />

42 S. 17.<br />

« S. 41 f.<br />

WALTER KEMPE UND HERMANN FRANK<br />

Kalkreute und seine Vergangenheit<br />

Lage<br />

Kalkreute ist ein kleiner, noch landwirtschaftlich geprägter<br />

Flecken mit heute 107 Einwohnern. Er liegt südlich des Forstes<br />

Magenbuch, beziehungsweise des »Großen Hau«, zwischen<br />

Ostrach und Pfullendorf. Von Ostrach ist er ca. 5 km<br />

entfernt. Im Hof- und Adreß-Handbuch des Fürstenthums<br />

Hohenzollern-Sigmaringen von 1844 heißt es: »Kalkreute ist<br />

vom Amtssitz Sigmaringen und vom Amtsverband gänzlich<br />

getrennt, da die Markung vom Oberamt Ostrach und vom<br />

badischen Bezirksamt Pfullendorf eingeschlossen wird. Es<br />

liegt auf einer von zwei Seiten von Waldungen umgebenen<br />

Anhöhe«.<br />

Name<br />

In den Urkunden finden wir für Kalkreute seit 1279 Namensformen<br />

von Calcruti über Galckreutty (1448), Kalkhrütin<br />

(1491), Galgkreuthe (1595) und Galckreute (1715) bis<br />

zur heutigen Form, um nur einen Teil der verschiedenen<br />

Schreibweisen anzuführen.<br />

Namensdeutung<br />

Nach Zingeler (1896) ist der Ursprung des Namens Kalkreute<br />

nicht klar. Fauler (1965) setzte es mit dem 1125 erwähnten<br />

»Rütin bei Ostrach« gleich. In seiner Burgweiler Urkunde<br />

von 1279 jedoch erwähnte Conrad von Gundelfingen nach<br />

der Ubergabe seiner verschiedenen Güter an das Kloster<br />

Salem, in dieser Gegend sowohl Calcruti als auch Ruti(n).<br />

Stehle findet es naheliegend, den ersten Teil des Wortes Kalkreute<br />

auf Kalk, den zweiten auf Rodung (= Reute, Gereute)<br />

zurückzuführen. Allein Kalkreute liegt nicht auf einem gerodeten<br />

Kalkboden. Er trennt deshalb den Namen in Kai und<br />

gereut (= kreut) und deutete es als Kahl = Rodung (Kahlhieb)<br />

der ersten Alemannen, die hier ihre Hütten bauten.<br />

Die verwaltungsmäßige Gliederung<br />

Die Landesherrschaft<br />

Das Schicksal Kalkreutes ist seit frühester Zeit mit dem<br />

Sigmaringens und seiner Ortschaften verbunden. Im 13. Jahrhundert<br />

waren hier als Landesherren die Grafen von Sigmaringen-Helfenstein<br />

zuständig. Mit Stadt und Herrschaft<br />

Sigmaringen gelangte Kalkreute über die Grafen von Montfort<br />

um 1290 an das Haus Habsburg und teilte nun dessen<br />

Interessen und die seiner österreichischen Lande. Im 14. Jahrhundert<br />

kam der Ort mit Sigmaringen an Württemberg, 1399<br />

22<br />

44 Es handelt sich vermutlich um die Tochter Hannah. (Tritt sie auch<br />

unter dem Namen Eleonore auf?).<br />

45 Rheinstraße 1.<br />

46 Kurzbiographie zu Stein 179. Wie Anm. 5.<br />

47 StA Augsburg, Herrschaftsgericht Harburg Akt 603.<br />

48 Verzeichniß aller israelitischen Einwohner Dahier und Friedrichstraße<br />

aufgenommen den 2ten January 1831. - Lagerort: IRG Stuttgart,<br />

RSAJ 1376.<br />

49 Jüdisches Standesregister Ulm. - Lagerort einer Kopie: IRG Stuttgart,<br />

RSA J 3078. - Die familiengeschichtlichen Anmerkungen zu<br />

den Kindern des Aaron Liebmann verdanke ich Herrn Rolf Hofmann,<br />

Harburg.<br />

50 Wochenblatt für das Fürstenthum Hohenzollern-Hechingen.<br />

Vierter Jahrgang 1833, S. 52, S. 57 u. S. 64.<br />

an die Grafen von Werdenberg und schließlich 1535 an die<br />

Grafen von Hohenzollern, die 1623 von Kaiser Ferdinand II.<br />

in den Fürstenstand erhoben wurden. Österreich beziehungsweise<br />

das Haus Habsburg blieb seit dem 14. Jahrhundert<br />

übergeordnete Instanz.<br />

Das vertragliche Verhältnis der jeweiligen Inhaber der für<br />

Kalkreute zuständigen Herrschaft beziehungsweise Grafschaft<br />

zu Österreich gestaltete sich jedoch im Laufe der Jahrhunderte<br />

recht kompliziert wegen der unterschiedlichen<br />

Stufen der Besitzrechte als Pfand, Eigentum auf Zeit oder<br />

übergeordnetes Lehen.<br />

In diesem Rahmen spielte nun der Ort Kalkreute eine besondere<br />

Rolle. So gibt uns Georg Weiß, Pfarrer von Ostrach,<br />

1593 in der Beschreibung seiner Pfarrei Aufschluß über die<br />

damaligen Verhältnisse in Kalkreute: Die niedere und hohe<br />

Obrigkeit (Gerichtsbarkeit) dieses Fleckens gehört meinem<br />

gnädigen Herrn Carl, Grafen zu Sigmaringen, aber das ganze<br />

Eigenthum (Grundbesitz) anderen Herrschaften. In diesem<br />

Flecken ist auch ein Filial-Kirchle der Pfarr Ostrach. Der<br />

Groß-Zehnt daselbst allenthalben gehört meinem gnädigen<br />

Herrn von Salem allein, der Klein-Zehnt dem Pfarrer zu<br />

Ostrach. Der Klein-Zehnt beträgt 24 Gulden 52 Kreuzer.<br />

Als 1611 alle, bisher Sigmaringen gehörende hohe, forstliche<br />

und geleitliche Obrigkeit im Amt Ostrach an das Kloster<br />

Salem verpfändet wurde, waren die nicht-salemischen Dörfer<br />

in diesem Vertrag nicht mit einbegriffen. So war Kalkreute<br />

schon 1604 aus seinen mit Ostrach gekoppelten Verpflichtungen,<br />

dem sogenannten Reisverhältnis, gelöst worden und<br />

bezahlte hierfür gesondert Abgaben in Höhe von 60 Gulden.<br />

Dieses Reisverhältnis hatte zuvor das Amt Ostrach zusammen<br />

mit Rosna und Kalkreute verpflichtet, im Kriegsfälle<br />

einen Reiswagen mit drei starken Rossen und Fuhrknechten<br />

zu stellen, sowie ein Reisgeld zu zahlen.<br />

Wie sorgfältig von den verschiedenen Parteien die Wahrung<br />

der ihnen zustehenden Rechte überwacht wurde, zeigt ein<br />

Vorfall aus dem Jahre 1672. Bei der Überführung der Leiche<br />

der Elisabetha Gremiich, aus dem bekannten Pfullendorfer<br />

Adelsgeschlecht der Gremiich, auf den Friedhof des Wilhelmitenklosters<br />

in Mengen, passierte der Kondukt auch<br />

Kalkreute. Der Fürst von Sigmaringen erhob im Nachhinein<br />

Protest, wahrscheinlich wegen der Geleitfrage, denn Kalkreute<br />

unterstand ja seiner Jurisdiktion.<br />

Im 18. Jahrhundert wurde dann Kalkreute als getrenntes<br />

Pfand- beziehungsweise Kaufobjekt gehandelt. So erhielt Abt<br />

Stephan von Salem um 1715 mit Einverständnis von Kaiser

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