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Ausgabe 1997 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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wert ist eine Garten-Verpachtung: »Der zu dem Aaron Liebmannschen<br />

Hause gehörige und daran gelegene Garten, welcher<br />

im besten Zustande ist. und in guten Jahrgängen nebst<br />

einem reichlichen Ertrag an Gemüßen, auch noch eine kleine<br />

Ausbeute an edlen Trauben, und eine verhältnißmäßig ergiebige<br />

Aerndte der vorzüglichsten Obstsorten von Zwergbäumen<br />

hoffen läßt, wird auf ein oder mehrere Jahre vermiethet«.<br />

42 Pachtverträge hatte Aaron Liebmann in Werenwaag<br />

auf längere Zeit abgeschlossen, die nunmehr weitere<br />

zehn Jahre an die Meistbietenden versteigert wurden: Es handelte<br />

sich um eine »Sommerung« (-Sommerweide) für<br />

600-700 Schafe, eine »Winterung« für 400-500 Stück und ein<br />

Bauerngut mit Ackerfeld und Wiesen. Es wird vermerkt, daß<br />

einige Äcker bisher »sehr vorteilhaft zum Anbau der Futterkräuter<br />

benutzt« wurden 43.<br />

Eine Tochter von Aron Liebmann heiratete 1821 Koppel/<br />

Karl 44, die Tochter Caroline 1827 Abraham, Söhne des Darmstädter<br />

Hoffaktors Feist Meyer. Am 26. Februar 1830 starb<br />

im Haus 45 dieses Hoffaktors, der 17jährige Salomon, Sohn<br />

des »verstorbenen Kaiserlich Königlich Oesterreichischen<br />

Hoffactors Aron Liebmann«, der in der Meyerschen Firma<br />

vermutlich eine Lehre absolvierte 46. Der Sohn des Harburger<br />

Hoffaktors Jakob Lippmann Hechinger, Lippmann Hechinger,<br />

erhielt 1826 die Heiratserlaubnis für Pepi (-Josephine<br />

genannt Peppy) Liebmann, Tochter des Hoffaktors Aaron<br />

Liebmann in Hechingen. Die Heirat zerschlug sich jedoch<br />

1828 wegen lebensgefährlicher Krankheit der Braut 47. Nach<br />

einem Verzeichnis der jüdischen Einwohner Hechingens bewohnen<br />

Aaron Liebmanns Töchter »Peppy« und »Rebecka«,<br />

die eine ca. 26, die andere ca. 19 Jahre alt, 1831 noch das Haus<br />

Nr. 185 in Hechingen 48. - Vor dem Verkauf des Hauses im<br />

Jahre 1833 sind sie vermutlich außerhalb des Fürstentums<br />

Hohenzollern-Hechingen gezogen. Rebecca Liebmann heiratete<br />

am 3. November 1835 den prakt. Arzt Isack Röder in<br />

Laupheim, der am 15. September 1835 das Bürgerrecht in Ulm<br />

erlangte. Sie haben die Kinder Adolph (geb. am 6. August<br />

1836) und Anna Helene (geb. am 20. August 1838) 49.<br />

Im Jahre 1833 stand das Haus aus »der Verlassenschaft des<br />

längst verstorbenen Hoffaktors Aron Liebmann« in der<br />

Goldschmiedstraße (links neben der Synagoge) mit dem zugehörigen<br />

Garten auf dem Kapf zum Verkauf. Es wurde wie<br />

folgt beschrieben:<br />

»Das Haus besteht aus drei Stockwerken, und befindet sich<br />

im untern Stock: 1 heizbares Wohnzimmer, 1 Nebenzimmer,<br />

eine sehr geräumige, helle Küche nebst Speisekammer,<br />

ein großer Holzbehälter, welcher auch zu einer Stallung<br />

benutzt werden könnte, eine Wagenremise, ein großer Keller<br />

nebst Gemüse-Keller; im zweiten Stock: 4 heizbare<br />

Wohnzimmer, ein Sallon, aus dem leicht zwei angenehme<br />

Wohnzimmer zu machen wären, zwei Nebenzimmer und<br />

eine Küche; im dritten Stock: 2 heizbare Wohnzimmer,<br />

zwei Nebenzimmer, eine Küche nebst Speisekammer, mehrere<br />

Dachzimmer und Bühnen«.<br />

Der herrschaftliche Baumeister Wiest stellte fest, daß sich das<br />

Haus »noch im besten Zustande« befinde 50. Das einstige<br />

Haus des Aaron Liebmann, das später den Gebrüdern Moos<br />

gehörte, ist das Haus Goldschmiedstraße 22 in Hechingen,<br />

in dem heute die Geschäftsstelle des Vereins Alte Synagoge<br />

untergebracht ist.<br />

Anmerkungen<br />

1 Geburtsdatum unsicher.<br />

2 In: Der Orient. Berichte, Studien und Kritiken für jüdische Geschichte<br />

und Literatur, Leipzig 1844, Spalte 524.<br />

3 Rabbiner und Gelehrter, leidenschaftlicher Eiferer gegen alle<br />

Neuerungen im Judentum; gest. 1793 in Prag.<br />

4 wörtl. übersetzt »Genosse«; Ehren-Titel.<br />

5 »Haus des ewigen Lebens - Beit Hachajim«. Der jüdische Friedhof<br />

in Darmstadt (1714-1848). Darmstadt 1988, Stein 179.<br />

6 Ihre Schwester >Kaule< Regensburger war ebenfalls mit einem Hechinger<br />

Juden, mit Abraham Weil, verheiratet. In der Gräberliste<br />

(Nr. 262) und im Toten-Register (Nr. 217) wird sie Hindle bzw.<br />

Helene genannt. Sie ist 1778 geboren und am 26. Oktober 1851 gestorben.<br />

7 Salomon Regensburger war - wie Madame und Jakob Kaulla -<br />

zunächst Hoffaktor am Hof in Donaueschingen. Siehe hierzu<br />

Berthold Rosenthal, Heimatgeschichte der badischen Juden. Bühl<br />

1927, S. 169-170, und Heinrich Schnee. Die Hoffaktoren-Familie<br />

Kaulla an süddeutschen Fürstenhöfen in: Zeitschrift für Württembergische<br />

Landesgeschichte. XX. Jahrgang 1961,2. Heft, Stuttgart<br />

1962, S. 241 f.<br />

8 Wiener Staatszeitung vom 9. Dezember 1807.<br />

' 1808. Siehe GL Nr. 533.<br />

10 Geb. ca. 1805.<br />

11 Geb. ca. 1812 oder (nach anderer Quelle) am 08.03.1817.<br />

Geb. ca. 1813.<br />

13 Siehe Otto Werner, Leon Schmalzbach (1882-1942) - Lehrer und<br />

Rabbinatsverweser in Hechingen. Zeitschrift für Hohenz. Geschichte<br />

16. Band - der ganzen Reihe 103. Band - 1980, S. 143 Nr. 2.<br />

14 Julius Cramer, Die Grafschaft Hohenzollern. Ein Bild süddeutscher<br />

Volkszustände. 1400-1850. Stuttgart 1873, S. 213.<br />

15 Lagerort des Schreibens: StAS Ho 6 Nr. 497.<br />

16 Vgl. Maren Kuhn-Rehfus, Die Juden in Hechingen. Rundfunkvortrag<br />

vom 13.03.1982. SF 2.<br />

17 Hochfürstlich Hohenzollerisch. Aud. Protoc. dat. 11 ten Juni 1811,<br />

Extractus, S. 12. - Lagerort: Staatsarchiv Sigmaringen (künftig:<br />

StAS) Ho 6 A 407. - Isaac Emanuel Levi war der Sohn des 1804<br />

verstorbenen Hoffaktors Emanuel Levi.<br />

18 Schreiben der Hochfürstlich Hohenzollerischen Regierung vom<br />

20. März 1812 an die Judenvorsteher dahier. - Lagerort: StAS Ho<br />

6 Nr. 273.<br />

19 Siehe Personalien des jüdischen Lehrers und Schächters Maier Löb<br />

Ellinger. - Lagerort: StAS Ho 6 A 283.<br />

20 Karl Brauns. Die Auswirkungen der Kontinentalsperre in Hohenzollern-Hechingen.<br />

In: Hohenzollerische Jahreshefte, 13. Band<br />

1953,S. 111.<br />

21 Jahresraten.<br />

22 Als Sicherheit.<br />

23 Volljährig (= 25 Jahre alt) war.<br />

24 Februar<br />

25 Lagerort der Protokolle: SAH; Stadtgerichtsprotokolle 1818-1831,<br />

Foliant A 17.<br />

26 Hechingen 1906, S. 236. - Folgende Juden waren ebenfalls Mitglieder:<br />

Hoffaktor Bacher, J. E. Levy.<br />

27 Andreas Zekorn, Ort bürgerlicher Kultur - Die Hechinger Lesegesellschaft<br />

»Museum« in: Zollernalb-Profile 2, S. 129.<br />

28 Zur Unterstützung solcher Kinder gab es in Hechingen eine Talmud-Tora-Bruderschaft.<br />

29 Gemeint ist die öffentliche israelitische Volksschule.<br />

30 Schreiben vom 22. Mai 1825 - Lagerort: StAS Ho 6 ZR Akten<br />

Nr. 284.<br />

31 »Degschow« ist völlig unklar. - Im Index der Gräberliste kommt<br />

zweimal der Name »Regschow« vor, und zwar bei Nr. 348 und<br />

351! (Degschow dürfte also verschrieben sein und Regschow<br />

heißen). - Aber auch »Regschow« bleibt noch unklar. Lesen wir<br />

die hebräischen Zeichen R G SCH W als R G S B, so klingt der<br />

Name >Regensburg(er)< an. Eine vage Vermutung.<br />

32 Gräberliste zum jüdischen Friedhof in Hechingen. - Lagerort einer<br />

Kopie: IRG Stuttgart, RSAJ 1379.<br />

33 Die »Bürgermeister« der Stadt Hechingen hatten damals die Stellung<br />

von Beigeordneten bzw. Stadtpflegern.<br />

34 »Richter« waren Stadtverordnete oder Stadträte.<br />

35 Actum den 19. Juli 1765. - Lagerort: Stadtarchiv Hechingen (künftig:<br />

SAH), Stadtgerichtsprotokolle 1762-1766, Foliant A 12, Blatt<br />

348.<br />

36 Meir (Mario) Jacoby / Ruth Litai Jacoby / Rolf Hofmann, Jüdischer<br />

Friedhof Harburg - Schwaben (Kurzdokumentation). Stuttgart<br />

1996, S. 9.<br />

37 Siehe Schreiben der Deputierten der jüdischen Gemeinde Hechingen<br />

vom 20. August 1827 an die Höchfürstl. Hochpr. Regierung.<br />

- Lagerort: StAS Ho 6 Akten ZR 287.<br />

38 Siehe Schreiben der Deputierten der jüdischen Gemeinde Hechingen<br />

vom 17. Februar 1830 an den Durchlaucht. Souverain. - Lagerort:<br />

StAS Ho 6 Akten ZR 287.<br />

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