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Ausgabe 1968 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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FRITZ KALLENBERG<br />

Hundert Jahre <strong>Hohenzollerischer</strong> <strong>Geschichtsverein</strong><br />

Vortrag, gehalten bei der Festversammlung des Hohenzollerischen <strong>Geschichtsverein</strong>s am 29. Oktober 1967 in Sigmaringen<br />

I. TEIL:<br />

Wenn der Hohenzollerische Gesehichtsverein sein 100jähriges<br />

Bestehen festlich begeht, so will er sich in Dankbarkeit<br />

all jener erinnern, die für ihn und in ihm gewirkt<br />

haben. Er will seiner Freude Ausdruck geben, daß es ein<br />

volles Jahrhundert lang gelungen ist, die Freunde der<br />

Heimat- u. Landesgeschichte in Hohenzollern zu sammeln<br />

und zusammenzuhalten. Der Verein will aber darüber<br />

hinaus auch sich selber Rechenschaft geben über das, was<br />

er gewollt, was er geleistet hat, um desto besser seinen<br />

heutigen Standort und seine gegenwärtigen Aufgaben<br />

bestimmen zu können.<br />

Gestatten Sie mir, der Behandlung unseres Themas,<br />

„Hundert Jahre <strong>Hohenzollerischer</strong> <strong>Geschichtsverein</strong>",<br />

einige allgemeine Überlegungen vorauszuschicken:<br />

1. Es erscheint uns einer historischen Institution angemessen,<br />

ihre Geschichte kritisch zu würdigen, also auf<br />

jede harmonisierende Selbstbespiegelung zu verzichten<br />

und das unvermeidliche Pathos einer Jubiläumsrede auf<br />

ein Minimum zu beschränken.<br />

2. Es kann nicht der Sinn einer knappen Skizze der<br />

Vereinsgeschichte sein, eine in jedem Fall unvollständige<br />

Zusammenstellung der von ihm und in ihm geleisteten<br />

Arbeit zu geben. Unser Interesse wird vielmehr darauf<br />

gerichtet sein, die jeweiligen Absichten der Vereinsarbeit<br />

zu ergründen, also das sich wandelnde Verständnis von<br />

den Aufgaben und dem Sinn landesgeschichtlicher Forschung<br />

in Hohenzollern herauszustellen. Dabei werden<br />

wir es vorzugsweise mit einzelnen Personen zu tun<br />

haben, deren Auffassungen für den Verein bestimmend<br />

geworden sind.<br />

3. Eine wichtige Prämisse der Vereinsgeschichte ist<br />

der historisch-politische Hintergrund, die staatliche Sonderentwicklung<br />

Hohenzollerns, ohne deren Berücksichtigung<br />

die Eigenart des Hohenzollerischen <strong>Geschichtsverein</strong>s<br />

gar nicht zu verstehen ist.<br />

4. Wäre vorauszuschicken, daß wir uns schwerpunktmäßig<br />

mit den Bestrebungen befassen werden, denen der<br />

Geschiehtsverein sein Entstehen verdankt; wir werden<br />

also streng genommen IV2 Jahrhunderte zu überschauen<br />

haben.<br />

Zum 1. Punkt wäre darauf hinzuweisen, daß die<br />

deutschen <strong>Geschichtsverein</strong>e in jüngster Zeit selbst zum<br />

Gegenstand geschichtlicher Erforschung gemacht worden<br />

sind. Hermann Heimpel und das von ihm geleitete<br />

Max Planck-Institut für Geschichte in Göttingen haben<br />

die „Organisationsformen historischer Forschung in<br />

Deutschland" untersucht und dabei nachdrücklich auf<br />

die Bedeutung der <strong>Geschichtsverein</strong>e für die Entwicklung<br />

der landes- und lokalgeschichtlichen Forschung hingewiesen.<br />

Heimpel hat gezeigt, daß man die <strong>Geschichtsverein</strong>e<br />

in einen allgemeinen historiographischen und<br />

wissenschaftsgeschichtlichen Zusammenhang stellen muß,<br />

daß man sie fragen muß nach ihren Motiven, ihren<br />

Möglichkeiten, nach ihrem Beitrag für die Entwicklung<br />

der Geschichtswissenschaft, nach ihrer Bedeutung für die<br />

Bewahrung und Erneuerung geschichtlichen Denkens<br />

überhaupt. In diesem Sinn wollen auch wir die Behandlung<br />

unseres Themas verstanden wissen.<br />

4<br />

Zum 2. Punkt möchte ich zu bedenken geben, daß<br />

ein Verein mit einer geistigen Zielsetzung unausweichlich<br />

dem Wandel der Ideen ausgesetzt ist und sein muß.<br />

Vereine, Institutionen haben nun einmal die Chance,<br />

älter zu werden als ihre Mitglieder — das wird uns ja<br />

gerade am heutigen Tage bewußt —, und auch von den<br />

Mitgliedern dürfen wir erwarten, daß sie der geistigen<br />

Entwicklung fähig sind. Es geht also um die Frage,<br />

wie der Verein seine Tätigkeit im Wandel der Zeit<br />

motiviert hat.<br />

Unser dritter Punkt führt uns zum Vereinsgebiet, zu<br />

Hohenzollern und seiner staatlichen Sonderentwicklung<br />

seit Anfang des letzten Jahrhunderts. Diese Sonderentwicklung<br />

beginnt damit, daß die beiden hohenzollerischen<br />

Fürstentümer am Ende des Alten Reiches erhalten<br />

geblieben sind, während alle übrigen Territorien<br />

des deutschen Südwestens von vergleichbarer Größe der<br />

Mediatisierung verfielen (wie z. B. Fürstenberg, Oeningen,<br />

Hohenlohe). Die Revolution von 1848 brachte<br />

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