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Ausgabe 1968 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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FRITZ SCHMIDT<br />

Das Beispiel der Bodensee-Wasserversorgung, ein exemplarisches Modell<br />

Im Februar 1971 kann die Albwasserversorgungsgruppe<br />

I, deren Entstehen Josef Weinberg in seinem populären<br />

Roman „Der Schultheiß von Justingen" 1 so anschaulich<br />

und allgemeinverständlich geschildert hat, ihr 100jähriges<br />

Jubiläum feiern. Zwischenzeitlich haben wir in<br />

Baden-Württemberg rd. 300 Gruppenwasserversorgungen<br />

der verschiedensten Größenordnungen. Die Bodensee-Wasserversorgung<br />

(BWV), 1955 mit dem Bau begonnen<br />

und im Oktober 1958 mit 2160 1/s Kapazität<br />

in Betrieb genommen, ist eine der jüngsten dieser Gruppenwasserversorgungen.<br />

Sie hat in der kurzen Zeit ihres<br />

Bestehens eine stürmische Entwicklung genommen und<br />

ist seither laufend erweitert worden. 13 Städte nahmen<br />

das Wagnis des ersten Ausbaus mit 215 Mio DM Herstellungskosten<br />

auf sich. 1964 waren es bereits 50<br />

Städte, Gemeinden und Zweckverbände, die insgesamt<br />

die durch Drucksteigerungspumpwerke zwischenzeitlich<br />

auf 3000 1/s angehobene Leistunsfähigkeit voll in Anspruch<br />

nahmen, so daß der derzeitig im Gang befindliche<br />

großzügige Ausbau um 4500 1/s auf dann<br />

7500 1/s Gesamtkapazität beschlossen werden mußte.<br />

Schon heute, zweieinhalb Jahre vor der Fertigstellung<br />

der umfangreichen mit allen Anschlußleitungen wiederum<br />

260 Mio DM verschlingenden, in ihrer Konzeption<br />

neuartigen und auch kühnen Erweiterungsanlagen, ist<br />

der Mitgliederkreis auf 81 Städte, Gemeinden und<br />

Zweckverbände angewachsen, die rd. 2,4 Mio Einwohner<br />

unseres Landes repräsentieren und die über rd.<br />

5700 1/s Beteiligungsquoten, das sind 76% der ab Frühsommer<br />

1970 vorhandenen 7500 1/s verbindlich belegt<br />

haben. Dabei zählt die kleinste Mitgliedsgemeinde rd.<br />

240 und die größte Mitgliedsstadt rd. 620 000 Einwohner.<br />

Wir sind sicher, daß weitere Mitglieder zur BWV<br />

stoßen werden, ja sogar stoßen müssen, da in Trockenzeiten<br />

in unserem Lande örtlich nennenswerte Wassermengen<br />

nicht mehr gewonnen werden können.<br />

In bis zu 1,6 m dicken Leitungen wird das in 60 m<br />

Tiefe bei Sipplingen entnommene Bodenseewasser über<br />

weite Gebiete im Süden und in der Mitte unseres Landes<br />

verteilt, nachdem es vorher durch Sandfiltration und<br />

in Zukunft noch durch Ozonierung eine natürliche Schö-<br />

153250 m VTag<br />

102f>/oder<br />

Beteiligungsquole<br />

Zeichenerklärung<br />

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berooen auf die Munatsnusei<br />

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9C • 1 • •<br />

nung (Herausnahme des tierischen und pflanzlichen<br />

Planktons — weitgehender Abbau gelöster organischer<br />

Substanzen) erfahren hat und durch schwache Chlorung<br />

(0,2 mg/1) auf seine lange Reise vorbereitet wurde. Bis<br />

zu 650 Mio Liter Wasser können je Tag zur Verfügung<br />

gestellt werden. Das entspricht einer Wasserführung der<br />

Donau bei Beuron, wie wir sie dort im langjährigen<br />

Mittel an 232 Tagen im Jahr feststellen, d. h. die von<br />

der BWV dargebotene Wassermenge liegt nur wenig<br />

unter der Mittelwasserführung der Donau bei Beuron.<br />

Mit der BWV wird bewußt ein großräumiger wasserwirtschaftlicher<br />

Ausgleich zwischen einem Wasserüberschuß-<br />

und einem Wassermangelgebiet ohne Schädigung<br />

Dritter geschaffen. Entnommen wird das Wasser dem<br />

10 900 km 2 großen Einzugsgebiet des rd. 50 Milliarden<br />

m 3 fassenden Bodensees, in dem hohe Niederschläge<br />

fallen, die zudem noch in Form von Schnee und Eis<br />

natürlich gespeichert werden. Höchstverbrauchszeiten im<br />

Wassermangelraum, d. h. im Versorgungsgebiet der BWV<br />

fallen mit den Zeiten großer Wasserführungen des<br />

Rheins und hohen Wasserständen des Bodensees zusammen,<br />

so daß im Mittel von der BWV auch nach beendetem<br />

Ausbau höchstens l,5°/o des oberirdischen, im<br />

Mittel 350 m 3 /s betragenden Abflusses des Bodensees<br />

(Rhein bei Konstanz) entnommen werden. Diese im<br />

Hinblick auf die Größe des Wasserwirtschaftsraums geringe<br />

Wassermenge ist durch die Erstellung zahlreicher<br />

Alpenspeicher im Einzugsgebiet des Rheins und seiner<br />

Nebenflüsse und durch die Uberleitungen aus dem Trisanna-<br />

und Rosanna-Gebiet (sogenannte Tiroler Bäche)<br />

zu den Kraftwerken im Iiigebiet längst so ersetzt, daß<br />

eine Nutzung dieser Wassermengen zu gesamtwasserwirtschaftlich<br />

günstigen Zeiten möglich wird. Uberführt<br />

wird dieses Wasser der BWV bei gleichzeitiger Uberwindung<br />

der europäischen Wasserscheide in das als Wassermangelgebiet<br />

bekannte Versorgungsgebiet der BWV,<br />

in dem das Wasser den für die Gesamtentwicklung bestimmenden<br />

Minimumsfaktor darstellt. Verhältnismäßig<br />

geringen Niederschlägen (langjähriges Mittel unter 700<br />

mm) verbunden mit häufig auftretenden Dürreklemmen<br />

und ungünstigen geohydrologischen Verhältnissen (weite<br />

90060m-' Tag<br />

-ICO"';derEjeleilig.rgrcudle t<br />

i v -I. r i<br />

r<br />

242100 nWTag<br />

130 5 C /. der Beleiügungsquole<br />

236/SO<br />

91 % J<br />

1959 1960 1962 1963 1964 1965 tXG 1967 èrs 7a//'<br />

Bild 1: Der Ausnutzungsgrad der Bodensee-Wasserversorgung im Zeitraum 1959—1967.<br />

Verkaufte Wassermengen der Bodensee-Wasserversorgung pro Jahr im Zeitraum 1959—1967.<br />

19

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