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Ausgabe 1968 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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OSKAR HECK<br />

Die Denkmalpflege in Hohenzollern im Jahre 1967<br />

Jahresbericht des Landeskonservators<br />

Dreiunddreißig Jahre lang betreute Landeskonservator<br />

Oberregierungsbaurat a.D. Walther Genzmer die Bau- u.<br />

Kunstdenkmale in Hohenzollern. Als er Ende Juni 1967<br />

von seinem Amt zurücktrat, um endgültig in den wohlverdienten<br />

Ruhestand zu gelangen, und um nach Berlin<br />

übersiedeln zu können, berief der Landeskommunalverband<br />

von Hohenzollern den Verfasser dieser Zeilen,<br />

Hauptkonservator i. R. Oscar Heck zum Nachfolger<br />

Genzmers. Er trat sein Amt am 1. Juli 1967 an.<br />

Der neue Landeskonservator, der zwei Jahrzehnte lang<br />

beim Staad. Amt für Denkmalpflege Tübingen als Baureferent<br />

tätig gewesen war, soll nun bereits wenige<br />

Monate nach Übernahme des neuen Amtes über die diesjährige<br />

Arbeit der hohenzollerischen Denkmalpflege berichten.<br />

Das erste Halbjahr brachte zunächst die Beendigung<br />

verschiedener Maßnahmen, deren Beginn schon im letzten<br />

Jahr, also noch in der Amtszeit des Amtsvorgängers<br />

eingeleitet worden sind. Es seien nur wenige<br />

Baudenkmale genannt, an denen 1967 noch Restarbeiten<br />

ausgeführt werden mußten: die Pfarrkirchen in Bingen,<br />

Bittelbronn, Veringendorf, Dettingen, Trochtelfingen,<br />

Killer, Habsthal, die Kapelle auf der Burgruine Hornstein,<br />

die Marienkapelle der Hedinger Kirche in Sigmaringen,<br />

das Klostergebäude in Wald, der Eingang zum<br />

Schloß in Sigmaringen, das Rathaus in Dettingen, eine<br />

wertvolle Beweinungsgruppe aus der 1. Hälfte des 14.<br />

Jahrhunderts in Walbertsweiler, Fachwerkhäuser in<br />

Weilheim, Gruol und Killer. So weit fallen die denkmalpflegerischen<br />

Arbeiten dieses Jahres unter die Verantwortung<br />

des Amtsvorgängers.<br />

In der zweiten Jahreshälfte kamen neue Aufgaben an<br />

die Denkmalpflege heran. Doch machte sich die seit<br />

einiger Zeit deutlich spürbare Verknappung der staatlichen<br />

und sonstigen öffentlichen Haushaltsmittel bereits<br />

bemerkbar. Vielen kirchlichen oder kommunalen<br />

Gemeinden ist klar geworden, daß sie nicht mehr so<br />

leicht mit Zuschüssen aus der Staatskasse oder aus kirchlichen<br />

Fonds würden rechnen können wie früher. Infolgedessen<br />

kamen die Anträge wegen Bewilligung von<br />

Staatsbeiträgen seltener; entsprechend zaghafter wurden<br />

die Baubeschlüsse der Eigentümer von Baudenkmalen.<br />

Immerhin haben es einige Kirchengemeinden und private<br />

Eigentümer trotz der Finanznöte gewagt, ihre Baudenkmale<br />

in Ordnung zu bringen:<br />

Da ist zunächst die Pfarrkirche in Glatt zu erwähnen,<br />

ein Bauwerk aus den Jahren 1498—1515. Das gesamte<br />

Innere galt längst als erneuerungsbedürftig. Als man den<br />

gotischen Chor eingerüstet und die Chorgewölbe von<br />

den aus früheren Jahrhunderten stammenden Tünchschichten<br />

befreit hatte, zeigten sich in den Gewölbekappen<br />

Reste einer spätmittelalterlichen Wappen- und Blumenmalerei,<br />

die aus künstlerischen und historischen<br />

Gründen erhalten und restauriert werden sollten. Da die<br />

Kirchengemeinde hierfür nicht die erforderlichen Gelder<br />

aufzubringen imstande ist, wurde das Staatl. Amt für<br />

Denkmalpflege in Tübingen um Hilfe angegangen; von<br />

ihm wird jetzt die Entscheidung erwartet, ob die nicht<br />

unerheblichen Mittel zur Freilegung und Instandsetzung<br />

der Malereien bewilligt werden können. Im östlichen<br />

Chorteil wurden dann noch die ursprünglichen Steingewände<br />

mehrerer Fenster unter dem Putz vorgefunden,<br />

10<br />

die eine Ergänzung und Wiederherstellung der Steinmaßwerke<br />

und Gewände nahezu lückenlos zulassen. Da<br />

das alte Südwestfenster eine fast abnorme Breite hatte,<br />

wird die künftige Lichtführung im Chor asymmetrisch<br />

d. h. völlig neu werden. Statt der drei alten, künstlerisch<br />

nicht sehr wertvollen Altäre vom Jahre 1893<br />

wird ein neuer steinerner Zelebrationsaltar in der Chormitte<br />

errichtet, der es dem Priester erlaubt, die hl.<br />

Messe, zum Volk hin gewendet, zu feiern. Die mit der<br />

Jahreszahl 1504 datierte Tür zur Sakristei wurde, ähnlich<br />

wie der Chorbogen, von Übermalungen befreit und<br />

instandgesetzt. Eine wichtige Aufgabe steht noch bevor:<br />

das Umsetzen der zahlreichen z. T. großen Steinepitaphien.<br />

Das Ziel ist, den Chorraum weitgehend von den<br />

Grabplatten zu befreien und diesen Kunstwerken geeignete<br />

Plätze im Langhaus zuzuweisen. Erfreulicherweise<br />

besitzt der Chor ein reizvolles steinernes Sakramentshaus.<br />

Es wird fachgerecht instandgesetzt und mit<br />

einem Panzertabernakel versehen, so daß es künftig wieder<br />

zur Aufbewahrung des Sanktissimum verwendet<br />

werden kann. Die Arbeiten in der Kirche sind noch in<br />

vollem Gange.<br />

Inzwischen wurde auch das Äußere der Pfarrkirche in<br />

Hausen i. K. instandgesetzt. Das Dach mußte neu gedeckt<br />

und der Außenputz erneuert werden. An dem<br />

von der bürgerlichen Gemeinde verlangten Neubau der<br />

Kirchhofmauer ist der Denkmalpfleger nicht interessiert,<br />

da eine solche Maßnahme nicht ausreichend begründet<br />

erscheint. Es wäre sogar ein Fehler, wollte man die alte,<br />

geschwungene Mauer aus rein perfektionistischen Gründen<br />

durch eine starre Betonmauer ersetzen.<br />

Die gründliche Instandsetzung der Pfarrkirche zu Stein<br />

ist ebenfalls in Arbeit. Das Dach des Bauwerks erwies<br />

sich in allen Teilen so morbid, daß es völlig erneuert<br />

werden mußte. Im Anschluß an diese Arbeiten wurde<br />

der gesamte Außenputz neu in Farbe gesetzt. Und nun<br />

ist der Restaurator dabei, das aus dem Jahre 1832<br />

stammende Innere, dessen Anklänge an die klassizistische<br />

Stiftskirche in Hechingen nicht zu leugnen sind,<br />

farblich zu erneuern. Nebenbei wird sich auch die Neuverglasung<br />

der Fenster ergeben. Der Chor soll, vor<br />

allem auch bezüglich seiner Ausstattung, keine wesentlichen<br />

Veränderungen erfahren; dagegen erwartet man<br />

von der geplanten dekorativen Deckenmalerei im Langhaus<br />

eine wesentliche Steigerung der Raumwirkung.<br />

Eine besondere Bedeutung besitzt die ehem. Pfarrkirche,<br />

heutige Friedhofskirche, in Vilsingen. Sie gehört etwa<br />

der Mitte des 15. Jahrhunderts an und wurde schon<br />

1627 erneuert. Zunächst ist das gesamte Äußere des<br />

Bauwerks in Ordnung gebracht worden. Der Turm erhielt<br />

hierbei seine ursprüngliche, geringere Höhe wieder.<br />

Man wird alles tun, um dem sehr guten Bau eine ihm<br />

gemäße Umgebung zu sichern. Ob es möglich sein wird,<br />

in einem zweiten Bauabschnitt den gesamten Kirchenraum<br />

mit seinen interessanten Malereien wiederherzustellen,<br />

kann noch nicht mit Sicherheit gesagt werden.<br />

Die Finanzierung der dafür entstehenden Kosten ist<br />

nämlich leider noch ungeklärt.<br />

Am nordwestlichen Eingang zur Gemeinde Ringingen<br />

steht innerhalb des Friedhofs die Mutter-Gottes-Kapelle.<br />

Sie geht auf eine Stiftung als Wallfahrtskapelle<br />

aus dem 15. Jahrhundert zurück. Im 17. Jahrhundert

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