Einblick. - EFG Derschlag
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Ausblick.<br />
Weihnachten - Erinnerungen aus meiner Kindheit<br />
Als ich gefragt wurde: „Wie war das<br />
eigentlich mit Weihnachten bei euch?“<br />
Da fielen mir sehr unterschiedliche Erinnerungen<br />
ein, erlebte ich doch als<br />
Kind die Phase vor dem Krieg, während<br />
des Krieges und nach dem Krieg.<br />
Ohne Frage: Weihnachten war das<br />
größte, wichtigste christliche Fest des<br />
Jahres und an diesen Tagen wurden<br />
die Kirchen und Kapellen sehr gut besucht.<br />
Daran änderte sich auch nichts<br />
während des Krieges, bis die Städte<br />
und damit auch die Gotteshäuser<br />
durch Bomben in Schutt und Asche<br />
gelegt wurden.<br />
Für uns als Familie begann Weihnachten<br />
mit der Adventszeit. Geheimnisvolle<br />
Vorbereitungen, verschlossene<br />
Schränke, Backdüfte, die vom alten<br />
Küchenherd durchs ganze Haus zogen,<br />
ließen das nahe Fest ahnen.<br />
Wenn wir dann noch bei Spritzgebäck<br />
und Spekulatius der Mutter helfen<br />
konnten und mit Harmonium und<br />
Blockflöte entsprechende Musik übten<br />
und Lieder sangen, entstand eine erwartungsvolle,<br />
allerdings nicht immer<br />
ganz stressfreie Atmosphäre.<br />
In der Phase vor dem Krieg bis zu<br />
den ersten Kriegsjahren fielen unsere<br />
Wünsche und Geschenke recht bescheiden<br />
aus, aber man konnte, wenn<br />
man das nötige Geld hatte, noch alles<br />
erstehen.<br />
Während des Krieges und der ersten<br />
Jahre danach fehlte es an vielen Dingen.<br />
Gute Butter, Zucker und Mehl,<br />
Brot und Fleisch waren rationiert, und<br />
auch Gewürze oder Geschenkpapier<br />
konnte man nicht einfach kaufen. Da<br />
war Erfindergeist gefragt. Als zum Beispiel<br />
die Wolle nicht reichte, entstand<br />
mit der angestrickten Verlängerung<br />
der Ärmel aus dem „alten“ ein „neuer“<br />
Pullover für mich.<br />
Der 1. Weihnachtstag war der Festtag.<br />
Er begann für uns als Familie mit der<br />
„Christnacht“ morgens um 06:00 Uhr<br />
in der „Großen Kapelle“. Der Schnee<br />
knirschte unter unseren Schuh sohlen,<br />
wenn wir spätestens um 05:30 Uhr<br />
das „Haasennest“ verließen, um uns<br />
einen Platz zu sichern. Aus der nahen<br />
und weiteren Umgebung kamen viele<br />
Menschen zu diesem Gottesdienst, in<br />
dem Singen und Musik einen großen<br />
Raum einnahmen. Der Gemischte<br />
Chor, der Männer chor, später auch<br />
ein Kinderchor und ein Flötenchor<br />
gaben ihr Bestes zur frühen Morgenstunde.<br />
Und natürlich gehörte die<br />
„alte Geschichte“ von der Geburt Jesu<br />
nach Lukas, Kapitel 2, in einer - wie<br />
wir Kinder empfanden - (zu) langen<br />
Predigt dazu. Die „Christnacht“ ende-<br />
39<br />
Ausblick.