Einblick. - EFG Derschlag
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Nur heiße Luft<br />
Mögen Sie amerikanischen Fast-Food? Dann kommt Ihnen folgende<br />
Editorial.<br />
Situation vielleicht bekannt vor: Im Restaurant sind auf der Tafel oberhalb der<br />
Theke bunte Bilder mit üppig belegten Burgern zu sehen. Dem hungrigen Kunden<br />
läuft bei diesem Anblick das Wasser im Mund zusammen. Also wird bestellt.<br />
Erwartungsfroh sucht man sich mit seinem Tablett einen freien Tisch, reißt<br />
hastig das Papier auf und… was man da zwischen zwei lappigen Brötchenhälften<br />
findet, hat wenig mit dem schönen Bild an der Theke gemeinsam. Wer ist<br />
da nicht enttäuscht? Geweckte Erwartungen werden nicht erfüllt.<br />
Ein ganzer Industriezweig beschäftigt sich damit, im Dienste kommerzieller Unternehmen<br />
Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen zu wecken, ohne die man<br />
eigentlich genauso gut leben könnte. Ich muss gestehen, auch mein Arbeitsplatz<br />
lebt von der Illusion, dass sich Familien-Harmonie, dauerhafter Sonnenschein<br />
und unbeschwertes, sorgenfreies Leben durch eine Urlaubsreise erreichen lassen.<br />
Natürlich weiß jeder, dass kein Mensch das Wetter beeinflussen oder seine<br />
Gäste 24 Stunden rund um die Uhr vor allem Üblen bewahren kann. Da haben<br />
wir ja schließlich unsere eigenen Erfahrungen (und die aus den RTL-Reality-<br />
Soaps). Aber wie sieht es mit Kindern aus? Früher glaubte ich, meine Mutti<br />
sei irgendwie komisch. Im Fernsehen freuten sich die Muttis immer, wenn ihre<br />
Kinder verdreckt vom Spielen ins Haus kamen. Freudig schmiss die Fernseh-<br />
Mama den ganzen Schmutz in die Maschine, hielt irgendeine Plastikflasche in<br />
die Kamera und strahlte dabei über beide Ohren. Warum meine Mutti nicht?<br />
Wenn ich mal mit der neuen Cordhose im Bach spielte, gab‘s gleich Ärger. Viel<br />
später erst lernte ich, dass die meisten Werbebotschaften nur Luftblasen sind.<br />
Gerade zu Weihnachten rücken Kinder wieder in den Mittelpunkt der (Konsum-)<br />
Gesellschaft. Das ist grundsätzlich gut so. Vielleicht lernen wir aber selbst auch<br />
wieder, wie Kinder Großes zu erwarten. Wie etwa die Größe, die Jesus vor<br />
2.000 Jahren zeigte. Er betrat als unscheinbares, kleines Kind eine ungastliche<br />
Welt, um sie aus Liebe ein für allemal zu verändern. Wer hätte das erwartet?<br />
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