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Gedenkjahr - Landesschulrat Steiermark

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IST FREI<br />

Erfolgsstory<br />

Im übervollen Festsaal des<br />

Schlosses Pöllau gestalteten<br />

Schülerinnen und Schüler,<br />

Lehrerinnen und Lehrer der<br />

Hauptschule 2 Pöllau eine<br />

Österreich-Revue zum<br />

<strong>Gedenkjahr</strong> 60 Jahre Frieden,<br />

50 Jahre Freiheit mit einer<br />

gelungenen CD-Präsentation,<br />

Schülertexten zur Nachkriegszeit<br />

auf Grundlage von Aussagen<br />

von Zeitzeugen. Die<br />

geschichtliche Revue wurde<br />

präsentiert durch eine ideenreiche<br />

gestylte Modenschau<br />

der vergangenen Jahrzehnte,<br />

durch schwungvolle, gekonnt<br />

einstudierte Tänze, historische<br />

Ansichten vom Pöllauer Tal<br />

und durch die Darstellung der<br />

technischen Entwicklung seit<br />

den 50er-Jahren. Insgesamt<br />

war es ein buntes, abwechslungsreiches,<br />

oft besinnliches<br />

Programm und doch amüsant,<br />

eine reichhaltige Palette in<br />

brillanter Weise präsentiert.<br />

Wir alle an der Hauptschule 2<br />

arbeiten daran, dass die Kinder<br />

die Geschichte nicht nur in<br />

Büchern nachlesen. Wir wollen<br />

sie zum Nachdenken anregen,<br />

das Herz gewinnen mit<br />

gefühlsbetonten Erlebnissen,<br />

mit aktivem Recherchieren,<br />

mit Berichten von Zeitzeugen,<br />

mit Gesprächen und mit der<br />

persönlichen Gestaltung von<br />

Texten über das Alltagsleben<br />

in dieser oft schwierigen Zeit.<br />

Die gesamte Show wurde von<br />

Mag. Franz Ebner und SR<br />

Heribert Hirschegger perfekt<br />

koordiniert.<br />

Eine Zuschaueraussage: „Die<br />

beste Österreich-Revue weit<br />

und breit. Beeindruckend,<br />

berührend, großartig!“<br />

Vergebliche Suche<br />

nach den Tannen<br />

Ich freute mich als kleines<br />

Mädchen sehr auf die Schule<br />

mit den Tannenbäumen. Wieso<br />

Tannenbäume in der Schule<br />

und nicht zu Weihnachten,<br />

werden Sie fragen. Das ist<br />

schnell erklärt. In der Nachbarvilla<br />

wohnte während der<br />

Besatzungszeit ein englischer<br />

Offizier mit seiner Familie. Es<br />

gab drei Töchter: die Schulmädchen<br />

Maureen und Jane<br />

und die kleine Chiny. In unserem<br />

Gartenzaun war ein Loch<br />

und so spielten die zwei Schulkinder<br />

und wir zwei Kleinen<br />

sehr oft miteinander: am liebsten<br />

Schule! Schule stellte ich<br />

mir reizvoll und abenteuerlich<br />

vor, wurden Maureen und Jane<br />

doch täglich vor dem Haus mit<br />

dem „School Bus“ – das war ein<br />

englischer Militärlaster mit<br />

einfachen Holzbänken – direkt<br />

vor der Gartentür abgeholt und<br />

am Nachmittag wieder dorthin<br />

zurückgebracht.<br />

Ja, und dann spielten wir<br />

„Schule“. Das begann immer<br />

mit einem gleichbleibenden<br />

Ritual. Eines der Schulmädchen<br />

trat lächelnd durch das<br />

Gartentor und sagte „Good<br />

morning“. Dann kam die Aufforderung<br />

„Stand straight like<br />

hemlocktrees!“ Ich verstand<br />

natürlich kein einziges Wort,<br />

stand aber – wie ich es von den<br />

englischen Mädchen sah –<br />

„gerade wie ein Tannenbaum“.<br />

Nun kam der Wind und säuselte<br />

und wir Kinder mussten mit<br />

unseren Ärmchen und Fingern<br />

ganz sachte fächeln. Der Wind<br />

wurde stärker, unsere Bewegungen<br />

ebenso. Zuletzt kam<br />

der Sturm. Er entwurzelte die<br />

Bäume und wir kleinen „Schulkinder“<br />

wälzten uns in der<br />

Wiese und konnten gar nicht<br />

aufhören mit dem Lachen – bis<br />

es dann wieder hieß „Stand<br />

straight like hemlocktrees!“.<br />

Dann verebbte und vergluckste<br />

unser Lachen und wir bekamen<br />

andere „Schulaufgaben“ auferlegt.<br />

Sehr freute ich mich auf die<br />

Schule, den Schulbus und<br />

natürlich besonders auf die<br />

Tannenbäume. Ich habe mich<br />

vergeblich auf eine heitere, auf<br />

eine fröhliche Volksschule<br />

gefreut. „Tannenbäume“ hatten<br />

keinen Platz in der leistungsorientierten<br />

Volksschule<br />

der Nachkriegszeit.<br />

Heidrun Gollesch, Graz/Stainz<br />

SCHULE<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Enormes Interesse an Zeitgeschichte<br />

zeigten die SchülerInnen<br />

der Knittelfelder Rosegger-<br />

Hauptschule bei ihrem dreitägigen<br />

Geschichteprojekt zum<br />

<strong>Gedenkjahr</strong> 2005. Vor 60 Jahren<br />

wurde die Republik wiedererrichtet.<br />

Vor 50 Jahren<br />

wurde der Staatsvertrag unterzeichnet.<br />

Nach sieben Jahren<br />

NS-Diktatur und zehn Jahren<br />

alliierter Besatzung wurde<br />

Österreich souverän. Vor zehn<br />

Jahren trat Österreich der<br />

Europäischen Union bei: ein<br />

würdiger Anlass für die Roseggerhauptschule,<br />

sich intensiv<br />

mit österreichischer Zeitgeschichte<br />

auseinanderzusetzen<br />

mit dem Ziel, der Jugend nahe<br />

zu bringen, was es bedeutet, 60<br />

Jahre in Frieden und Freiheit<br />

in einem der reichsten Länder<br />

Europas zu leben.<br />

Dabei durfte natürlich die eindrucksvolle<br />

Dokumentation<br />

von Hugo Portisch genau so<br />

wenig fehlen wie eine sehenswerte,<br />

von den Schülern<br />

zusammengetragene kleine<br />

Ausstellung zur Geschichte des<br />

Alltags. Mit großer Begeisterung<br />

lauschten die Jugendlichen<br />

den Erzählungen der<br />

Zeitzeugen und lernten<br />

dadurch die Sorgen und Nöte<br />

der Bevölkerung in den letzten<br />

Kriegsmonaten kennen. Sie<br />

setzten sich mit Literatur und<br />

bildender Kunst der Nachkriegszeit<br />

auseinander und versuchten<br />

sich als Dichter und<br />

18<br />

Nr. 167<br />

JUNI<br />

2005<br />

Drei-Tage-Erlebnis<br />

Zeitgeschichte …<br />

Maler. Musikalisch und tänzerisch<br />

wurde der Aufbruchsstimmung<br />

der „Wilden Fünfzigerjahre“<br />

nachgespürt.<br />

Ein Besuch im Stadtarchiv<br />

Knittelfeld veranschaulichte<br />

eindrucksvoll das furchtbare<br />

Elend des Krieges einerseits,<br />

zählte aber andererseits die<br />

wichtigsten Stationen des<br />

erfolgreichen Wiederaufbaus in<br />

Knittelfeld auf. Auch der Wissensstand<br />

der Knittelfelder<br />

Bevölkerung zu den Jahren<br />

1945, 1955 und 1995 wurde<br />

durch Interviews abgefragt;<br />

das Ergebnis sprach nicht<br />

immer für die Erwachsenen.<br />

Die Schüler und Schülerinnen<br />

verfolgten das Ringen um den<br />

Staatsvertrag und setzten sich<br />

mit seinen wichtigsten Artikeln<br />

auseinander. Auch der<br />

aktuelle Bezug zur Ortstafelproblematik<br />

wurde hergestellt.<br />

Sehr betroffen machte sie der<br />

Spielfilm „Sophie Scholl“, der<br />

stellvertretend für den Widerstand<br />

gegen das NS-Regime im<br />

Dieselkino gezeigt wurde.<br />

Die Roseggerschule leistete mit<br />

diesem Projekt, an dem alle<br />

Lehrer und Lehrerinnen engagiert<br />

beteiligt waren, einen<br />

wesentlichen Beitrag zur<br />

Demokratieerziehung und historischen<br />

Bewusstseinsbildung<br />

unserer Jugend, denn natürlich<br />

können wir aus der Vergangenheit<br />

nicht leben, aber wir müssen<br />

sie verstehen und daraus<br />

lernen.

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