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Gedenkjahr - Landesschulrat Steiermark

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Nr. 167<br />

JUNI<br />

2005<br />

Aktionen zum <strong>Gedenkjahr</strong><br />

Lesen Sie auf Seiten 2, 17–19<br />

Chillout – Chillout-Musik – Chilli-Day: Gesundes Essen & Spaß an Bewegung / S. 7<br />

www.ddiesscchhuule--sstmkk.com


IST FREI! SCHULE<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Tage des Jubels<br />

Nicht die Empfehlung des<br />

Unterrichtsministeriums, am 2.<br />

Mai in allen Schulen einen<br />

„Aktionstag“ zu veranstalten,<br />

sondern das Selbstverständnis<br />

der LehrerInnen, den Schüler-<br />

Innen der Eduard-Staudinger-<br />

HS Leibnitz die Bedeutung der<br />

Jahre 1945, 1955 und 1995<br />

näher zu bringen, war Anlass<br />

zur Auseinandersetzung mit<br />

Zeitgeschichte. Eine breit gefächerte<br />

Ausstellung, die reife<br />

bildnerische Reaktionen, eine<br />

Sammlung historischer Fotos<br />

und Textdokumente aus vielen<br />

Familien und informative Plakatgestaltungen<br />

umfasst, ist<br />

das Ergebnis planmäßiger<br />

Unterrichtsstunden und zeugt<br />

von intensiven Lernerfahrungen<br />

der SchülerInnen und<br />

engagiertem Einsatz der LehrerInnen.<br />

Um einem „Aktionstag“<br />

gerecht zu werden,<br />

verdichteten musikalische Beiträge,<br />

Erzählungen der Zeitzeugen<br />

Ing. Stoisser und OSR<br />

Pirkheim sowie Lesungen von<br />

Max Kostajnsek und der Vortrag<br />

von Schülertexten das<br />

Programm. Direktor Klaus<br />

Hartl, LehrerInnen, SchülerInnen<br />

und Eltern freuten sich<br />

über den Besuch des Leibnitzer<br />

Bürgermeisters.<br />

Das Schuljahr 1944/45 dauerte<br />

in dieser Volksschule im Bezirk<br />

Radkersburg nur etwa sieben<br />

Wochen. Bereits am 26. Oktober<br />

1944 wurden die Schüler<br />

auf unbestimmte Zeit entlassen,<br />

weil das Schulgebäude als<br />

Unterkunft für Soldaten und<br />

Stellungsarbeiter dienen musste.<br />

Nach dem Zusammenbruch<br />

und nach der Besetzung durch<br />

die Russen wurde der Unterricht<br />

zwischen 18. Juni und 28.<br />

Juli 1945 wieder aufgenommen.<br />

Durch die zweckentfremdete<br />

Verwendung des Schulgebäudes<br />

und durch die<br />

unmittelbare Frontnähe<br />

herrschten desolate Zustände:<br />

Fensterscheiben und Dachziegel<br />

waren zum Großteil kaputt,<br />

Schulbänke waren zum Teil als<br />

Brennmaterial verheizt worden,<br />

der Rest lag verstreut im<br />

Schutt. Nach den notdürftigsten<br />

Instandsetzungsarbeiten<br />

2<br />

Nr. 167<br />

JUNI<br />

2005<br />

Not<br />

und<br />

Elend<br />

Lesen Sie weitere Berichte auf Seiten 17 bis 19<br />

am und im Schulhaus wurde<br />

der Unterricht am 1. Oktober<br />

1945 wieder aufgenommen.<br />

Die Weihnachtsferien 1946/47<br />

mussten wegen der großen Kälte<br />

bis 17. Februar verlängert<br />

werden , da es kein Brennmaterial<br />

gab. Danach setzte extrem<br />

starker Schneefall ein, sodass<br />

nur einige wenige Schüler die<br />

Schneemassen bewältigen und<br />

das Schulhaus erreichen konnten.<br />

Anschließend kam es<br />

wegen der plötzlich einsetzenden<br />

Schneeschmelze zu ausgedehnten<br />

Überschwemmungen.<br />

Dadurch war vielen Schülern<br />

der Unterrichtsbesuch unmöglich.<br />

Dass es der Schule an<br />

Kreide, Schwämmen, Besen<br />

und Heften fehlte, braucht<br />

kaum gesondert erwähnt zu<br />

werden.<br />

Im Schuljahr 1946/47 war Kinderlähmung<br />

ausgebrochen.<br />

Heidrun Gollesch, Graz/Stainz


Nr. 167<br />

JUNI<br />

SCHULE<br />

3<br />

2005<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Aus dem Inhalt<br />

S. 4–9<br />

S. 10–13<br />

S. 14–15<br />

S. 16–20<br />

Was es mit dem „Gatsch<br />

zwischen den Zehen“ auf sich<br />

hat, erfahren Sie im Gespräch. –<br />

Dass Elektrosmog krank macht,<br />

ist bereits allgemeines Wissensgut;<br />

aber warum … – Das<br />

Programm der heurigen<br />

Sommerakademie. – AHS-Serie:<br />

Evaluieren geht über Probieren.<br />

Schaufenster verbinden Schulen:<br />

das BORG Hartberg und die<br />

LBS Hartberg in kunstvoller<br />

Kooperation. – Ausseer HAK<br />

macht professionelle Werbung<br />

für die Landesausstellung. –<br />

Learning Islands sind keine<br />

Inseln der Seligen, sondern Trainingsstätten<br />

für Teamarbeit.<br />

Ein Plädoyer für Ausweitung vor<br />

allem des Lateinunterrichts aufgrund<br />

einer in Deutschland<br />

erschienenen Studie, der<br />

Lesefreitag und eine lange Nacht<br />

des Lesens sowie die Buchklub-<br />

Veranstaltung Lilli und die<br />

Bücherwürmer sollen die Lesekompetenz<br />

anheben …<br />

Die Theaterschau bietet Bühnenkunst<br />

vom Feinsten. – 60, 55, 10:<br />

drei magische Eckdaten für<br />

Österreichs jüngere Geschichte;<br />

SchülerInnen reflektieren in<br />

großartigen Projekten Erlebnisse<br />

ihrer Großeltern. – Das Rechteck<br />

befasst sich mit dem freiwilligen<br />

zehnten Schuljahr.<br />

IMPRESSUM: Verleger und Herausgeber: <strong>Landesschulrat</strong> für <strong>Steiermark</strong>. – Redaktion: BSI<br />

Heinz Zechner, Bezirksschulrat, 8430 Leibnitz, Kadagasse 12; Werner Egger (Redaktion): Am<br />

Langedelwehr 26, 8010 Graz; Edith Weichlbauer-Lichtenegger (Inserate, Abonnements), LSR für<br />

<strong>Steiermark</strong>, Tel. 0316/345-150. – Satz beigestellt. – Herstellung: Medienfabrik Graz.<br />

E-Mail: heinz.zechner@stmk.gv.at – werner.egger@kleinezeitung.at (egger.w@aon.at) –<br />

edith.weichlbauer@lsr-stmk.gv.at<br />

Internet: www.lsr-stmk.gv.at – www.dieschule-stmk.com.<br />

Bei Unzustellbarkeit die Zeitung bitte an die Medienfabrik, 8010 Graz, Hofgasse 15, zurücksenden.<br />

Bezugsbedingungen: Die Zeitschrift „Schule“ und das Verordnungsblatt des <strong>Landesschulrat</strong>es<br />

für <strong>Steiermark</strong> werden allen Pflichtbeziehern (Bezirksschulräten, Schulleitungen und DirektorInnen<br />

aller öffentlichen und mit dem Öffentlichkeitsrecht ausgestatteten Unterrichtsanstalten)<br />

von Amts wegen zugestellt, die Bezugsgebühr ist aber zu entrichten. Die Zeitschrift „Schule“<br />

und das Verordnungsblatt werden auch im Jahresbezug an alle Lehrpersonen des Ruhestandes,<br />

den Dienststellen, Vereine, Körperschaften, Firmen und sonstige Interessenten auf Bestellung<br />

abgegeben. Der Bezugspreis beträgt derzeit € 55,–. Die Bestellung nimmt die Medienfabrik Graz,<br />

Hofgasse 15, 8010 Graz, Frau Zierler, Tel. 0316/8095-18, entgegen.<br />

Adressenänderungen bitte an: Büro des Präsidenten, Tel. 0316/345-221 oder 110!<br />

Liebe Leserin,<br />

Lieber Leser!<br />

G edenkjahr<br />

Österreich erinnert sich. Und<br />

Österreichs Schulen erinnern<br />

sich auch. Es gehört wohl zu den<br />

schwierigsten Aufgaben von Pädagogen,<br />

Kinder für Geschichte zu<br />

begeistern. „Steinzeit“: ja. „Ritterkämpfe“:<br />

ja. „Die Römer“: vielleicht.<br />

Aber die Geschichte der zweiten<br />

Hälfte des vorigen Jahrhunderts?<br />

Im Rahmen des Gedenk- und Jubiläumsjahres<br />

haben es viele Schulen<br />

dennoch versucht. Einige der<br />

hervorragendsten Ergebnisse präsentieren<br />

wir in dieser Ausgabe<br />

(beachten Sie die Seiten 17–19).<br />

Es sind allesamt Berichte innovativer<br />

Unterrichtsprojekte, wo nicht<br />

LehrerInnen Zeitgeschichte<br />

„erklärt“, sondern wo SchülerInnen<br />

mit Hilfe von Zeitzeugen, historischer<br />

Dokumente, Generationengesprächen<br />

usw. Geschichte<br />

„erforscht“ haben. Meist in fächerübergreifenden<br />

Aktionen und Projekten.<br />

In hoher (künstlerischer)<br />

Qualität. Wieder einmal war der<br />

Österreichische Buchklub der<br />

Jugend richtungweisend. Mit seinem<br />

Wettbewerb „Österreich-<br />

Album 1945 – 1955“ konnten 346<br />

Schulen aus ganz Österreich animiert<br />

werden, Geschichtsforschung<br />

über diese zehn Jahre im Leben<br />

ihrer Eltern und Großeltern anzustellen.<br />

Übrigens: Die Hauptschule<br />

Admont wurde für ihr preisgekröntes<br />

Projekt unter der Leitung von<br />

HOLn. Sonja Vucsina als einzige<br />

steirische Schule zur Schlussveranstaltung<br />

am 25. April ins Belvedere<br />

nach Wien eingeladen, wo<br />

Bundesministerin Gehrer die Preise<br />

überreichte.<br />

Zittertage<br />

In diesen Wochen wird das neue<br />

Schuljahr 2005/06 vorbereitet. Die<br />

Schülerzahlen wurden gemeldet,<br />

Kontingente bzw. Werteinheiten<br />

vergeben, provisorische Lehrfächerverteilungen<br />

erarbeitet. Im Juni<br />

muss die Dienstpostenplanung<br />

erfolgen. Da beginnt für viele KollegInnen<br />

das große Zittern: Wird’s<br />

sich für mich ausgehen? Werde ich<br />

meinen Dienstposten behalten können?<br />

Werde ich Arbeit bekommen?<br />

Es vergeht kaum ein Tag, an dem<br />

nicht LehrerInnen im Bezirksschulrat<br />

vorsprechen, die sich große<br />

(zum Teil existenzielle) Sorgen um<br />

ihre Zukunft machen. Fast skurril<br />

(aber auch verständlich) erscheinen<br />

da Vorsprachen von LehrerInnen,<br />

die vor kurzem ihre Lehramtsprüfung<br />

abgelegt haben und hoffen,<br />

eine Neuanstellung zu bekommen.<br />

Besonders drastisch ist die Situa-<br />

tion im Pflichtschulbereich. Aus<br />

heutiger Sicht gehen auf Grund des<br />

Schülerzahlenrückganges 91<br />

Dienstposten in der Volksschule,<br />

133 in der Hauptschule, 28 in der<br />

Polytechnischen Schule und 19 im<br />

sonderpädagogischen Bereich verloren<br />

(insgesamt 271). Pensionierungen<br />

stehen kaum an, auch LehrerInnen<br />

mit befristeten Verträgen<br />

gibt es nur noch wenige. Eine Vielzahl<br />

der verlorenen Dienstposten<br />

betrifft LehrerInnen mit unbefristeten<br />

bzw. pragmatischen Dienstverhältnissen.<br />

Im Bereich der höheren Schulen<br />

sieht die Lage (noch) anders aus.<br />

Da entwickeln sich die Schülerzahlen<br />

nach wie vor positiv. Von 2000<br />

bis 2005 gibt es ein Plus von über<br />

2000 SchülerInnen, das macht ca.<br />

70 Klassen und weit über 100<br />

Dienstposten, die in dieser Zeit neu<br />

besetzt werden konnten. Die große<br />

Bürde des Schülerzahlenrückganges<br />

trägt (noch) ausschließlich die<br />

Pflichtschule. Was das für die Qualität<br />

der Schulen (auf beiden Seiten!)<br />

bedeutet, kann sich jeder ausrechnen,<br />

der „eins und eins<br />

zusammenzählen kann“ ...<br />

Nochmals: Lese-Screening<br />

Gemeinsam mit meinen Kolleginnen<br />

Dr. Maria Winter (PI Graz) und<br />

Silvia Hirschberger (MHS Weiz)<br />

war ich verantwortlich für die<br />

„Implementierung“ (so nennt es das<br />

bm:bwk) des Salzburger Lese-<br />

Screenings (SLS) in der <strong>Steiermark</strong>.<br />

Gemäß den Erläuterungen<br />

der Autoren, den Formulierungen<br />

im Handbuch und in mehreren<br />

Schriften des Ministeriums versicherten<br />

wir allen TeilnehmerInnen<br />

unserer Einschulungen, dass das<br />

SLS ausschließlich ein Instrument<br />

für die Hand des Lehrers sei, um<br />

die basale Lesefähigkeit seiner<br />

SchülerInnen genauer festzustellen.<br />

Keinesfalls sollten die Klassenergebnisse<br />

veröffentlicht und zu<br />

irgendwelchen Vergleichen herangezogen<br />

werden. Nun konnte die<br />

Ministerin offensichtlich dem öffentlichen<br />

Druck (nach PISA) nicht<br />

mehr standhalten und fordert in<br />

einem Erlass aus alle Schulen auf,<br />

eine Rückmeldung über die Durchführung<br />

des SLS mit Ergebnissen<br />

und daraus resultierenden Fördermaßnahmen<br />

über die Schulaufsicht<br />

an das Ministerium zu leiten. Ich bin<br />

genauso irritiert wie viele engagierte<br />

„MultiplikatorInnen“ – es bleibt<br />

mir nur, mich bei ihnen zu entschuldigen.<br />

Heinz Zechner<br />

heinz.zechner@stmk.gv.at


GESPRÄCH<br />

Dr. Ursula Grohs ist Klinische<br />

Psychologin, Gesundheitspsychologin<br />

und Psychotherapeutin.<br />

Analytikerin und<br />

Kinder- und Jugendlichen-<br />

Analytikerin im Österreichischen<br />

Verein für<br />

Individualpsychologie und<br />

u. a. Leiterin von drei psychotherapeutischen<br />

Ambulanzen<br />

in der <strong>Steiermark</strong><br />

Lebewesen sind von der<br />

Natur zum Überleben und<br />

Fortpflanzen konzipiert.<br />

Bei der Spezies Mensch kommen<br />

noch weitere sehr wesentliche<br />

Aspekte hinzu.<br />

Dr. Ursula Grohs: Das gilt auch<br />

noch für den Menschen. Man<br />

hat die Ernährung und die Verdauung<br />

des Menschen mit den<br />

Schimpansen untersucht und<br />

hat herausgefunden, dass der<br />

Mensch und der Schimpanse<br />

sich hinsichtlich der Aufnahme,<br />

der Verwertung und der<br />

Verdauung nicht unterscheiden.<br />

Weiters haben wir Reaktionen<br />

in uns, die erst gar nicht<br />

an das „denkende“ Gehirn<br />

kommen. Wenn sich etwas auf<br />

uns zu bewegt, z. B. ein heranrasendes<br />

Auto, so erhalten<br />

unsere Muskeln den Befehl<br />

„wegspringen“ und wir sind<br />

schon weg, bevor uns die Knie<br />

zittern und uns bewusst wird,<br />

dass wir gerade unser Leben<br />

gerettet haben. Bei der Fortpflanzung<br />

haben wir auch<br />

genaue genetische Vorgaben,<br />

die Hormone aktivieren, die<br />

unser sexuelles Verhalten steuern.<br />

Wir haben aber als Mensch<br />

noch eine andere wichtige<br />

Fähigkeit mitbekommen. Wir<br />

können mit unserem Verstand,<br />

unseren Handlungen und unseren<br />

Gedanken unsere „Innere<br />

Bilderwelt“ aktiv beeinflussen.<br />

Diese Fähigkeiten entwickeln<br />

sich aber nur, wenn wir diese<br />

auch in Anspruch nehmen.<br />

Dem Ambiente, in dem ein<br />

Kind zum erwachsenen Menschen<br />

heranwächst, kommt<br />

sehr große Bedeutung zu?<br />

Dr. Ursula Grohs: Unsere<br />

Gefühle und Gedanken werden<br />

SCHULE<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

„Der Gatsch zwischen den<br />

Zehen …“<br />

von unseren Inneren Bildern,<br />

von den akustischen Verhältnissen,<br />

von den Lichtverhältnissen<br />

unserer Umgebung und<br />

von den Nahrungsmitteln, die<br />

wir zu uns nehmen, und dem<br />

was wir spüren und wie wir<br />

uns bewegen, gesteuert. Nach<br />

diesem individuellen Kräfteverhältnis<br />

gestalte ich meinen<br />

ganz individuellen Lebensstil<br />

und gestalte danach mein<br />

Leben. Dieser Lebensstil ist<br />

uns Menschen zum größten Teil<br />

nicht bewusst. Wir Menschen<br />

erleben aber unser Leben mit<br />

der Brille dieses Lebensstils.<br />

Wir erleben die Welt ganz individuell,<br />

je nach unserem Herkunftsmilieu.<br />

Wenn ein<br />

Mensch z. B. daran gewöhnt<br />

ist, Gewalt zu erleben, so wird<br />

eine spontane Berührung bei<br />

diesem Menschen eher eine<br />

Abwehrreaktion auslösen<br />

anstelle eines guten Gefühles.<br />

Die Bedeutung von Architektur<br />

– sei es nun der einzelne<br />

Hausbau oder die<br />

Landschafts- und Städteplanung<br />

insgesamt – trägt<br />

wesentlich zur Entwicklung<br />

von Menschen bei, beeinflussen<br />

doch Architekten durch<br />

ihre „Produkte“, ob soziale<br />

Kompetenzen und Beziehungen<br />

wachsen können oder verkümmern.<br />

Dr. Ursula Grohs: Meine<br />

Gefühle und Gedanken beeinflussen<br />

wesentlich, ob ich positive<br />

Kontakte in meinem Leben<br />

habe und ob ich mich vielfältig<br />

entwickle. Der Mensch und<br />

einige Tiere sind mit der Fähigkeit<br />

ausgestattet, die aktivierten<br />

Gehirnzentren der anderen<br />

Person wahrzunehmen. Man<br />

hat Versuchspersonen Bilder<br />

gezeigt, die unterschiedliche<br />

Stimmungen zeigten. In der<br />

Architektur sollte berücksichtigt<br />

werden, dass Menschen die<br />

Farben der Natur brauchen,<br />

um einen „glücksbringenden“<br />

Hormonhaushalt im Körper<br />

aufrecht erhalten zu können.<br />

Menschen brauchen auch<br />

Licht, um körpereigene<br />

Schmerzkiller und die „innere<br />

Uhr“ überhaupt in Gang hal-<br />

4<br />

Nr. 167<br />

JUNI<br />

2005<br />

Mag. Heidrun Gollesch führte das<br />

folgende, aus Platzgründen gekürzte<br />

Gespräch mit der Psychologin Dr. Ursla<br />

Grohs.<br />

ten zu können. Wir brauchen<br />

Wege in unseren Wohnräumen,<br />

die auch zufällige soziale Kontakte<br />

möglich machen, und vieles<br />

mehr. Wir brauchen Bewegung,<br />

Licht, Farben Gerüche,<br />

Geräusche und entsprechend<br />

glücksbringende und befriedigende<br />

soziale Kontakte, um<br />

uns nach außen wenden und<br />

Erfüllung spüren zu können.<br />

Das wäre oft mit ganz einfachen<br />

Mitteln zu erzielen. Wir<br />

haben in der Natur eigentlich<br />

vieles, was wir brauchen.<br />

In einem Jahrtausend, in dem<br />

alles messbar und sehr schnell<br />

ablaufen soll – und „für etwas<br />

gut“ sein soll – erscheinen viele<br />

Kinderspiele als sinnlos.<br />

„Gatsch“ zwischen den Zehen<br />

ist doch nicht messbar?<br />

Dr. Ursula Grohs: In unserer<br />

westlichen Welt ist es wichtig,<br />

alles messen zu können. Dieser<br />

Ausdruck in Zahlen bildet<br />

dann die Basis für eine Bewertung.<br />

„Du bist schlecht“, „du<br />

bist dumm“ – das sind wir<br />

durch unser Denksystem schon<br />

gewohnt. Eine Zahl drückt aus,<br />

wie eine Person ist, welche<br />

Eigenschaften sie hat. Gatsch<br />

kann man nicht messen. Beobachten<br />

Sie ein Baby oder<br />

Kleinkind beim Spinatessen,<br />

mit welcher Freude es mit dem<br />

Essen spielt, es anfasst, es auf<br />

den Tisch und den Boden wirft.<br />

Das Kind erkennt dabei, dass<br />

es etwas bewirken kann, dass<br />

es etwas erzeugen kann, in der<br />

Wahrnehmung des Kindes leistet<br />

es etwas. Es gestaltet. Es<br />

sieht, dass es mit seinem Tun<br />

ein Werk schafft. In unserer<br />

Kultur ist es aber Usus, dass<br />

bei solchem Tun nur<br />

geschimpft, gestoppt und<br />

gestraft wird. Wenn wir aber<br />

als Bezugspersonen die Freude<br />

und die Neugier des Kindes<br />

auch erkennen könnten, wäre<br />

etwas von Anerkennung für<br />

das Selbstbild des Kindes zur<br />

Verfügung!<br />

Wir werden sehr oft schon viel<br />

zu früh beschränkt und das<br />

passiert eigentlich unser ganzes<br />

Leben lang. Wir hören viel<br />

zu oft negative Beurteilungen.<br />

Ein „sehr gut“ in der Schule ist<br />

zwar fein, ein „nicht genügend“<br />

wiegt aber länger und<br />

viel schwerer. Eine einfache<br />

Lösung: keinen weißen Teppich<br />

auflegen, wenn das Baby<br />

anfängt zu gestalten und Freude<br />

an den eigenen Werken hat.<br />

Gerade bei Kinderspielen oder<br />

wenn Kinder anfangen, auf<br />

diese spielerische Art ihr<br />

Umfeld zu erkunden, werden<br />

der Geist und der Körper und<br />

die Seele geschult. Es geht<br />

nicht immer nur um bewertbare<br />

Leistung.<br />

„Faule und schlimme Kinder<br />

gibt es nicht“ ist der Titel<br />

eines Filmes, den Sie 1992<br />

gedreht haben?<br />

Dr. Ursula Grohs: Ja, der Titel<br />

heißt „Faule und schlimme<br />

Kinder gibt es nicht: Mögliche<br />

Störungen der Konzentration“.<br />

Faule und schlimme Kinder<br />

gibt es nicht war ein großer<br />

Erfolg. Ich habe meine Ausbildung<br />

im österreichischen Verein<br />

für Individualpsychologie<br />

gemacht. Ich habe in diesem<br />

Verein meine Ausbildung zur<br />

Kinder- und Jugendlichen-<br />

Analytikerin ergänzt. Im Zuge<br />

dieser Ausbildung hatte ich<br />

Lehrer wie Gertrude Bogyi,<br />

Marianne Stockert, Erwin Ringel,<br />

Max Friedrich. Die Kindertherapieszene<br />

fand damals<br />

vor allem in Wien statt. Ich<br />

habe mir in dieser Zeit in den<br />

Kopf gesetzt, dass es doch<br />

möglich sein muss, die individuelle<br />

Entwicklung von Kindern<br />

und ihre Auffälligkeiten<br />

liebevoll und wertfrei, ohne die<br />

Kinder zu pathologisieren, als<br />

Auftrag an die Eltern und<br />

Lehrpersonen zu erteilen. Ich<br />

habe den Film sehr lebensnah<br />

gestaltet mit vielen Beispielen<br />

und so dem Kind einen deutlichen<br />

Platz gegeben. Jahrelang<br />

hat der Film dann große Verbreitung<br />

bei Elternabenden<br />

und schulischen Veranstaltungen<br />

gefunden. Ich freue mich<br />

sehr, dass mir die Vermittlung<br />

der Entwicklung des Kindes<br />

dabei so gut gelungen ist.<br />

Danke für das Gespräch.


Nr. 167<br />

SCHULE<br />

JUNI 5 KONGRESS<br />

2005<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Elektrosmog macht krank<br />

Mobiltelefone & Co. –<br />

Segen oder ein Fluch?<br />

PROF. THOMAS<br />

PETSCHNER<br />

E gal,<br />

ob in der Schule, im<br />

Restaurant, im Zug oder<br />

beim Arzt: Das Dideldadel-<br />

düddeldüt der Handys ist<br />

innerhalb von zehn Jahren Alltag<br />

geworden. 55 Millionen<br />

deutsche Handys und ca.<br />

50.000 Sendemasten, dazu<br />

allerlei Elektro-Helfer in den<br />

Haushalten. Die Situation ist,<br />

prozentuell betrachtet, die gleiche<br />

auch in Österreich sowie<br />

anderen „zivilisierten“ Ländern.<br />

Wie diese Zahlen wuchs<br />

auch die Menge an Fallstudien<br />

und Forschungsarbeiten, die<br />

sich mit den Risiken der neuen<br />

Technologie auseinandersetzten.<br />

Um einen Überblick zu<br />

bekommen, beauftragte der<br />

Netzbetreiber T-Mobil das<br />

ECGLOG-Institut in Hannover<br />

damit, den wissenschaftlichen<br />

Kenntnisstand über die Auswirkungenelektromagnetischer<br />

Felder auf die Gesundheit<br />

auszuwerten. Die Ergebnisse<br />

stellte ECOLOG im vergangenen<br />

Jahr vor: „Es gibt<br />

mittlerweile eine Reihe sehr<br />

ernstzunehmender Befunde (...)<br />

die auf eine krebsfördernde<br />

Wirkung hochfrequenter elektromagnetischer<br />

Felder, wie sie<br />

beim Mobilfunk benutzt werden,<br />

hindeuten.“ Weiter heißt<br />

es: „In zahlreichen Versuchen<br />

an Menschen wie an Tieren<br />

wurden Beeinflussungen des<br />

zentralen Nervensystems nachgewiesen,<br />

die von neurochemischen<br />

Effekten bis zu Veränderungen<br />

der Hirnpotenziale und<br />

Beeinträchtigungen bestimmter<br />

Gehirnfunktionen reichen.“<br />

In einer öffentlichen Anhörung<br />

vor dem Umweltausschuss des<br />

deutschen Bundestages wertete<br />

Horst-Peter Neitzke, der zuständige<br />

Projektkoordinator<br />

bei ECOLOG, die Untersuchungen<br />

als ernstzunehmende<br />

Hinweise auf gesundheitliche<br />

Gefahren durch Mobilfunk und<br />

forderte ein Vorsorgekonzept<br />

mit niedrigeren Grenzwerten<br />

für ausgesandte Strahlung der<br />

Sendemasten.<br />

Elektrosmog hat keine Schwaden,<br />

verursacht keinen stechenden<br />

Geruch in der Nase,<br />

keinen kratzenden<br />

Hals.<br />

Elektrosmog<br />

ist unsichtbar.<br />

Doch<br />

unser Körper<br />

spür ihn.<br />

Auch Messgerätekönnen<br />

die<br />

elektromagnetischen<br />

Felder erfassen.Gemessen<br />

wird die<br />

Intensität des Feldes in Milliwatt<br />

je Quadratmeter (mW/m 2 ),<br />

das heißt wie viel Energie pro<br />

Fläche durch den Raum getragen<br />

wird. Die amtlichen Grenzwerte<br />

erlauben je nach Netz<br />

eine maximale Intensität von<br />

4500 oder 9000 mW/m 2 . In der<br />

Schweiz gelten Werte von 40<br />

und 100 mW/m 2 , das ECOLOG-<br />

Institut schlägt 10<br />

mW/m 2 als Grenzwert<br />

vor. Ein Tausendstel<br />

dieses<br />

Wertes, also 0,01<br />

mW/m 2 , halten<br />

kritische Wissenschaftler<br />

wie der<br />

Mediziner<br />

Lebrecht von Klitzing<br />

oder der Physiker<br />

Günther Käs<br />

für einen realistischenVorsorgewert.<br />

Die Berichte von<br />

Schlafstörungen,<br />

Stressgefühl,<br />

Kopfschmerzen,<br />

Augenschmerzen,<br />

Tinnitus und anderen<br />

körperlichen<br />

Beschwerden bei<br />

Handy-Dauernutzern<br />

sowie Bewohnern<br />

in der Nachbarschaft<br />

von<br />

Mobilfunksendemasten sind<br />

zahlreich. In solchen Fällen<br />

verweisen die Mobiltelefonhersteller<br />

gerne darauf, dass die<br />

amtlichen Grenzwerte weit<br />

unterschritten würden. Das<br />

stimmt zwar, doch sind diese<br />

Grenzwerte extrem hoch, weil<br />

sie nur die thermische Wirkung<br />

der Strahlung berücksichtigen.<br />

Elektromagnetische Wellen<br />

können, wie beim Mikrowellenherd,<br />

Gewebe erwärmen.<br />

Die offiziellen Grenzwerte<br />

schützen also vor glühenden<br />

Ohren beim Telefonieren, nicht<br />

Prof. Thomas Petschner ist<br />

Präventologe und<br />

Ernährungswissenschaftler<br />

aber vor den<br />

biologischen<br />

Wirkungen der<br />

Felder im Körper.<br />

Unser Organismus<br />

aber<br />

wird von elektrischenImpulsen<br />

gesteuert,<br />

die in ihrer Frequenz<br />

und Stärke<br />

der elektromagnetischen<br />

Strahlung von<br />

Handys ähnlich<br />

sind. Kein Wunder also, dass<br />

uns diese Strahlung beeinflussen<br />

kann.<br />

Manche Wissenschaftler halten<br />

die Handystrahlung für besonders<br />

bedenklich, weil sie,<br />

anders als etwa Radiowellen,<br />

nicht gleichmäßig verläuft,<br />

sondern mit zeitlichen Unterbrechungen<br />

abgestrahlt wird.<br />

Diese gepulste<br />

Strahlung soll den<br />

körpereigenen<br />

Strömen besonders<br />

ähnlich sein. Was<br />

die Beweisführung<br />

schwierig macht,<br />

ist die Tatsache,<br />

dass die Menschen<br />

unterschiedlich<br />

stark auf die<br />

Strahlung reagieren.<br />

Sieben bis<br />

zehn Prozent der<br />

Erwachsenen und<br />

bis ca. 18 Prozent<br />

Kinder gelten als<br />

elektrosensibel.<br />

Die individuelle<br />

Belastung hängt<br />

von der Häufigkeit<br />

und die Länge des<br />

Telefonierens, der<br />

Sendeleistung, der<br />

Position der Antenne<br />

sowie von der<br />

Abstrahlungsrichtung ab.<br />

Maßstab für die Belastung<br />

durch das Handy ist der so<br />

genannte SAR-Wert, den Hersteller<br />

seit Anfang des Jahres<br />

im Handbuch nennen müssen.<br />

Diese spezifische Absorptionsrate<br />

beschreibt, wie viel hochfrequente<br />

Energie pro Kilogramm<br />

Körpergewicht aufgenommen<br />

wird. Die Messung<br />

(in Watt pro Kilogramm Körpergewicht)<br />

ermöglicht Aussagen<br />

über die biologische Wirkung.<br />

Für die Belastung des<br />

Kopfes beim Telefonieren liegt<br />

der Grenzwert zum Beispiel bei<br />

zwei W/kg. Die meisten Handys<br />

produzieren Werte zwischen<br />

einem und eineinhalb W/kg.<br />

Die schwedische Arbeitsschutzorganisation<br />

TCO zeichnet<br />

Handys aus, deren SAR-<br />

Wert unter 0,8 W/kg liegt. Der<br />

Physiker Peter Nießen vom<br />

Nova-Institut in Hürth fordert<br />

einen Grenzwert von 0,2 W/kg.<br />

Und dass es solche strahlungsarmen<br />

Handys bereits gibt,<br />

zeigt ein Blick in die Liste mit<br />

SAR-Werten, die das Institut<br />

unter www.handywerte.de ins<br />

Internet gestellt hat.<br />

Neben den Handys strahlen<br />

noch andere Quellen, zum Beispiel<br />

Fernseher, Computer,<br />

Haartrockner, Kopfhörer und<br />

einige andere. Sie senden ebenfalls<br />

Wellen mit mehreren Millionen<br />

Schwingungen pro<br />

Sekunde aus. Einige der Studien<br />

entstanden in der Nachbarschaft<br />

von Hochspannungsleitungen,<br />

Trafostationen oder<br />

Oberleitungen der Bahn. Sie<br />

zeigten, dass diese Strahlung<br />

ebenfalls krank machen und<br />

das Krebsrisiko erhöhen kann.<br />

Auch hier liegen die amtlichen<br />

Grenzwerte weit über den Werten,<br />

bei denen sich in Versuchen<br />

gesundheitliche Auswirkungen<br />

zeigten. Abstand halten<br />

ist wieder die wirkungsvollste<br />

Methode zur Minimierung, da<br />

die Stärke der Felder mit der<br />

Entfernung rapide abnimmt.<br />

Wie ein Sendemast im Freien<br />

wirken im Haus übrigens die<br />

schnurlosen DECT-Telefone,<br />

die inzwischen etwa 80 Prozent<br />

aller neu verkauften Geräte<br />

ausmachen. Eine DECT-Basisstation<br />

sendet rund um die Uhr<br />

gepulste hochfrequente Wellen<br />

aus, auch wenn nicht telefoniert<br />

wird.<br />

Kinder und Jugendliche sind<br />

empfindlich für physikalische<br />

und chemische Einwirkungen.<br />

Gerade als intensive Handy-<br />

Nutzer reagieren sie besonders<br />

stark auf die Strahlung. So<br />

können sie mehr Energie aus<br />

hochfrequenten EMF absorbieren,<br />

weil sie kleiner sind und<br />

daher eine effektivere „Antenne“<br />

abgeben. Dies könnte ihr<br />

noch nicht ausgewachsenes<br />

Nervensystem beeinträchtigen.<br />

Individuell lässt sich die Belastung<br />

durch die Freisprechsets,<br />

die es heute für jedes Gerät<br />

gibt, reduzieren. Sie halten die<br />

Antenne vom Kopf fern.<br />

In der nächsten Ausgabe: Wissen<br />

wir wirklich, was wir<br />

essen? Hauptsache schmackhaft<br />

und billig – oder mal was<br />

Gesundes?


SERVICE<br />

Experimentalunterricht<br />

als Talenteförderung<br />

Die Gerlitz-Haupt- und<br />

-Musikhauptschule Hartberg<br />

bietet seit längerer Zeit als einzige<br />

Schule im Schulbezirk<br />

Hartberg Begabtenförderung<br />

an und hat auch eine Diplompädagogin,<br />

die Kinder mit<br />

besonderen Begabungen nach<br />

dem Modell von Howard Gardner<br />

unterstützt. Don Bosco<br />

brachte es auf den Punkt:<br />

„Traue jemandem etwas zu und<br />

er wird sich bemühen, deinem<br />

Vertrauen zu entsprechen.“<br />

Ob dies auch heutzutage noch<br />

uneingeschränkte Gültigkeit<br />

besitzt, darüber sind sich Bildungs-<br />

und Erziehungswissenschaftler<br />

nicht unbedingt einig.<br />

Fest steht jedoch, dass in Mode<br />

gekommene Unterrichtsmethoden<br />

wie zum Beispiel das Ausfüllen<br />

von Lückentexten im<br />

Deutsch- und Englischunterricht<br />

oder diverse Einsetzübungen<br />

vom Schüler zwar mit mehr<br />

oder minder logischen Gedankengängen<br />

gelöst werden, aber<br />

keineswegs dazu geeignet sind,<br />

Neugier zu wecken, da sie<br />

immer in den gleichen Denkschienen<br />

ablaufen und diverse<br />

Aufgaben mit nahezu immer<br />

gleichen Denkschemata zu<br />

lösen sind. Neugier erwecken<br />

jedoch Gedankengänge, die<br />

nicht vorgegebenen Schemata<br />

angepasst sind.<br />

Die Anstrengungsbereitschaft<br />

eines Schülers wird erst dann<br />

gesteigert, wenn es gilt, Neues,<br />

ihm bisher Unbekanntes zu<br />

entdecken und dabei auch neue<br />

Denkstrategien einzusetzen,<br />

die schlussendlich auch zu neuen<br />

Erkenntnissen führen.<br />

Howard Gardner, selbst Psychotherapeut,<br />

formuliert es in<br />

einem Interview so: „Es gibt<br />

mindestens sieben Grundarten<br />

der Intelligenz. Die meisten<br />

Kinder entwickeln Stärken<br />

zumindest in einer, wenn sie<br />

darin unterstützt werden. Herkömmliche<br />

IQ-Tests konzentrieren<br />

sich lediglich auf die<br />

sprachliche und logischmathematische<br />

Begabung, die<br />

anderen fünf – wie etwa die<br />

musische, naturkundliche,<br />

soziale, körperlich-kinästhetische,<br />

intrapersonale und bildlich-räumliche<br />

– sind aber<br />

genauso wichtig und förderungswürdig.“<br />

Hier setzt man<br />

in der Gerlitz-Haupt- und<br />

-Musikhauptschule an und versucht<br />

begabte Kinder in ihren<br />

Fähigkeiten ganzheitlich weiterzuentwickeln.<br />

„Es geht darum, Interessen und<br />

Fähigkeiten zu entdecken,<br />

Stärken wertzuschätzen und zu<br />

fördern, Schwächen zu akzeptieren<br />

und generell die<br />

Anstrengungsbereitschaft zu<br />

steigern“, betont Schulleiterin<br />

Doris Achatz. Methoden dazu<br />

sind ein themenzentrierter und<br />

projektorientierter Unterricht,<br />

bei dem auch Experten miteinbezogen<br />

werden. Auf welche<br />

Art und Weise Begabungen<br />

erkannt und gefördert werden,<br />

erklärt Hermine Handler als<br />

Diplompädagogin für Begabungsförderung:<br />

„Wir führen<br />

natürlich Leistungsstichproben<br />

durch, aber nicht nur. Wesentlich<br />

ist auch das Reden mit den<br />

Kindern, welche besonderen<br />

Vorlieben sie haben und was sie<br />

besonders interessiert. Auch<br />

Elterngespräche und Elternabende<br />

gibt es in diesem<br />

Zusammenhang, um geeignete<br />

Förderstrategien zu entwickeln.<br />

Nicht zuletzt beobachten<br />

wir auch die Arbeitshaltung<br />

der Kinder.“<br />

Begabungsprofile und das<br />

fähigkeitsorientierte Begabungsmodell<br />

nach Howard<br />

Gardner und das Modell von F.<br />

Gagne/F. Weinert dienen als<br />

Orientierungshilfe und als<br />

Werkzeug, um Kinder durch<br />

Einsatz aller ihrer Fähigkeiten<br />

und Stärken zu motivieren,<br />

mehrdimensional und handlungsorientiert<br />

zu lernen. Diese<br />

begabungsfreundliche Lernkultur,<br />

in der Lehrkräfte und<br />

Kinder ihre Begabungen einbringen,<br />

fördert individuelle<br />

Stärken, ermöglicht die Persönlichkeitsentfaltung<br />

und<br />

kommt allen Kindern zugute.<br />

Als ein Beispiel sei der naturkundlicheExperimentalunterrricht<br />

(in Physik/Chemie, im<br />

Interessenfeld) angeführt, wo<br />

Neugier, Entdeckungsfreude,<br />

Kreativität, vernetztes Denken<br />

und das Interesse an den<br />

Naturwissenschaften durch<br />

Schülerexperimente gefördert<br />

werden.<br />

Thomas Aititsch<br />

SCHULE<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Sommerakademie:<br />

Lehrer sein heute<br />

Lehrer/in sein –<br />

Lehrer/in werden heute.<br />

Erwartungen,<br />

Herausforderungen,<br />

Perspektiven.<br />

Symposium im<br />

Rahmen der Sommerakademie<br />

2005.<br />

11.bis 12. Juli 2004,<br />

Wirtschaftskammer<br />

<strong>Steiermark</strong>, Europasaal.<br />

Am Montag, 11. Juli 2005, veranstalten<br />

die beiden steirischen<br />

Hochschulverbünde – Steirische<br />

Hochschule für pädagogische<br />

Berufe und Pädagogische<br />

Hochschule der Diözese Graz-<br />

Seckau – im Europasaal der<br />

Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong><br />

in Graz wiederum gemeinsam<br />

für alle steirischen<br />

Lehrerinnen und Lehrer sämtlicher<br />

Schulformen ein Symposium<br />

zum „Thema Lehrer/in<br />

sein – Lehrer/in werden heute.<br />

Erwartungen, Herausforderungen,<br />

Perspektiven“.<br />

Inhalte wie „Was ist eine Lehrerpersönlichkeit?<br />

Welchen<br />

Anforderungen stehen Lehrer-<br />

Innen heute gegenüber? Auf<br />

welche Art und Weise kann<br />

man bzw. soll man diesen<br />

Anforderungen begegnen? Wie<br />

ist das Bild der Lehrerin/des<br />

Lehrers in der Öffentlichkeit?<br />

Lehrer sein mit Leib und ...<br />

Seele!?“ sind thematische<br />

Schwerpunkte, die in dieser<br />

informativen Veranstaltung<br />

behandelt werden.<br />

Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung,<br />

am Montag, 11. Juli<br />

2005, ab 14.30 Uhr werden zwei<br />

interessante Referate geboten:<br />

Dr. Karl-Oswald Bauer, Professor<br />

für Schulpädagogik/<br />

Theorie der Schule an der Universität<br />

Osnabrück in Deutschland<br />

und Autor des Bestsellers<br />

„Professionelles Handeln in<br />

pädagogischen Feldern“,<br />

beschäftigt sich mit der Thematik<br />

„Selbstentwicklung im<br />

Lehrberuf“. Die Laborschule<br />

Bielefeld hat ein besonderes<br />

pädagogisches Profil: Sie ist als<br />

Gesamtschule und Ganztagsschule<br />

besonderer Prägung<br />

konzipiert, als eine Schule für<br />

alle Kinder ohne jegliche<br />

6<br />

Nr. 167<br />

JUNI<br />

2005<br />

Selektion nach Leistungen.<br />

Ulrich Bosse, Vertreter dieser<br />

Schule, setzt sich in seinem<br />

Referat mit dem Thema „Lehrer/innen<br />

bilden Menschen –<br />

Über ein Menschenbild von<br />

Lehrer/innen“ auseinander.<br />

Am nachfolgenden Dienstag<br />

werden 18 Workshops geboten.<br />

Die Themenliste ist vielseitig<br />

und attraktiv: Von „Eignungstest<br />

für Lehrer/innen?“ über<br />

„Mit Gebetsteppich, Grieskoch<br />

und Ganesha: when migration<br />

goes school“ und „If Finland<br />

can – Why can’t we?“ bis hin zu<br />

„Look Inside Your Brain, ein<br />

interaktiver Workshop über<br />

Lernstile“ und „Persönliches<br />

Wohlbefinden – Psychohygiene“<br />

reicht das Angebot.<br />

Detaillierte Informationen zu<br />

den Workshops und den<br />

Anmeldemodalitäten entnehmen<br />

Sie bitte dem Internet<br />

unter www.soak.ac.at – Anmeldeschluss<br />

für die Eröffnungsveranstaltung<br />

und die Workshops<br />

ist der 6. Juni 2005.<br />

Mag. Andrea Graf<br />

für das Organisationseam 2005<br />

Die Dienstpostenplanung<br />

des<br />

<strong>Landesschulrat</strong>es ist<br />

der einzige Anlass, wo<br />

ich echt froh bin, alt<br />

zu sein!


Nr. 167<br />

SCHULE<br />

JUNI<br />

2005<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Chilli auf Gänseblümchen<br />

7 DAS IST COOL<br />

Chilli-Day 05 – ein<br />

Feuerwerk an Coolness<br />

und positivem Lebensgefühl<br />

...<br />

MAG. EVA-MARIA<br />

WILLIBALD<br />

Wenn Erwachsene das Wort<br />

Chil(l)i hören, assoziieren sie es<br />

wohl zu allererst mit einer feuerroten<br />

Frucht, die besonders<br />

scharf schmeckt, die aber auch<br />

eine ungewöhnlich große Zahl<br />

gesundheitsfördernder Inhaltsstoffe<br />

in hoher Konzentration<br />

in sich trägt. Wenn Jugendliche<br />

das Wort Chilli hören, verbinden<br />

sie es wahrscheinlich mit<br />

Chillout, Chillout-Musik etc.<br />

Viele verwenden es auch als<br />

Steigerungsform von cool:<br />

Super – cool – chilli!<br />

Die Verbindung dieser beiden<br />

Assoziationen war für die Konzeption<br />

des Chilli-Day durchaus<br />

beabsichtigt – ein feurig<br />

scharfer Erlebnistag mit vielen<br />

gesundheitsfördernden Inhalten.<br />

Die Frage war: Kann man<br />

13- bis 14-Jährige für ein Projekt,<br />

bei dem es um gesunde<br />

Ernährung und Bewegung ging<br />

– Begriffe, die für diese Altersgruppe<br />

völlig uncool sind –<br />

begeistern? Man kann! Das<br />

zeigte sich am 4. Mai 2005 beim<br />

Chilli-Day 05.<br />

Von November 2004 bis April<br />

2005 hatten sich 35 Hauptschulen<br />

und AHS mit Gesundheitsthemen<br />

intensiv auseinandergesetzt<br />

und einen schuleigenen<br />

Chilli-Day durchgeführt. Am 4.<br />

Mai 2005 fand im Landessportzentrum<br />

Graz die Schlussveranstaltung<br />

statt. Am Chilli-<br />

Day 05 hatten rund 100 Schüler<br />

in 24 Teams Gelegenheit, ihre<br />

Kompetenzen in Sachen<br />

Gesundheit unter Beweis zu<br />

stellen. Landesrätin Mag. Kristina<br />

Edlinger-Ploder eröffnete<br />

die Veranstaltung und überbrachte<br />

Grüße von Landesrat<br />

Johann Seitinger. In spannenden<br />

Wettkämpfen ging es um<br />

Wissen, Können, Teamfähigkeit,<br />

Koordination und Kreativität<br />

rund um Gesundheit. Mit<br />

Chilli-Day wurde von der<br />

ARGE „Gänseblümchen auf<br />

Vogerlsalat“ des <strong>Landesschulrat</strong>es<br />

für <strong>Steiermark</strong> das vierte<br />

Teilprojekt (13- bis 14-Jährige)<br />

eines aufbauenden Angebotes<br />

von Gesundheitsprojekten realisiert.<br />

Im Vorlauf gab es eine<br />

Lehrerfortbildung, eine Projekt-CD,<br />

einen Videoclip mit<br />

Tanzvorschlägen zu dem eigens<br />

dafür gestalteten Jingle, sowie<br />

eine Internetseite.<br />

Näheres zum Projekt„Chilli-<br />

Day“ findet sich auf<br />

www.daisy.at.<br />

Die Projekt-CD kann auch weiterhin<br />

unter gaensebluemchen@lsr-stmk.gv.atangefordert<br />

werden.<br />

Die Jugend- & Familiengästehäuser<br />

waren am Chilli-Day<br />

mit „Healthzone“ und „Tourgether“<br />

vertreten. Mit Action<br />

und Spaß zeigten sie im Bereich<br />

„Body & Soul“, dass Gesundheit<br />

auch Spaß machen kann.<br />

„Tourgether“, der Verein für<br />

Umweltbildung und Erlebnis-<br />

pädagogik der Jugend- &<br />

Familiengästehäuser hat sich<br />

am Chilli-Day mit seinem Wissen<br />

über Gesundheit intensiv<br />

eingebracht. „I feel good“ sind<br />

beliebte Schulerlebnistage. Ob<br />

Selbstverteidigungscamps,<br />

kindgerechte Gesundheitserlebnisferien<br />

oder das Geheimnis<br />

der Pferdeflüsterer – auf<br />

www.jfgh.at findet man weitere<br />

Infos der attraktiven Angebote.<br />

Auch „Healthzone“ hilft den<br />

13- bis 14-Jährigen bei der<br />

Bewältigung der Probleme, die<br />

in dieser schwierigen Lebensphase<br />

auf sie einstürmen. Das<br />

virtuelle Gesundheitsvorsorgeprojekt<br />

www.healthzone.at<br />

bietet zusätzlich Hilfestellungen:<br />

Anonym können Jugendliche<br />

all ihre Fragen stellen und<br />

auch gratis SMS, E-Mail-<br />

Accounts und interaktive Spiele<br />

genießen. Der Showblock mit<br />

den HipHop-Darbietungen der<br />

Grazer Tanzschule Dr. Höllbacher<br />

entfachte regelrechte<br />

Begeisterungsstürme und leitete<br />

die Preisverleihung ein.<br />

Landesrat Mag. Wolfgang<br />

Erlitz betonte die Notwendigkeit<br />

eines Pflichtfaches „Gesundheitsförderung“<br />

und überreichte<br />

gemeinsam mit dem<br />

LSR-Präsident HR Dr. Horst<br />

Lattinger, LAbg. Eduard Hamedl<br />

in Vertretung von Landesrat<br />

Hermann Schützenhöfer<br />

und FI Gertraud Reisinger die<br />

Preise an die Siegerteams.<br />

Und das sind die Preisträger in<br />

der ersten Kategorie:<br />

HS/RS Passail, Team II (zwei<br />

Outdoortage im Nationalpark<br />

Gesäuse für eine Klasse)<br />

BG/BRG Kirchengasse (Gesundheitskabarett<br />

mit Ingo<br />

Vogl für die 7. und 8. Schulstufe)<br />

HS/RS Passail, Team I (Actionund<br />

Erlebnistag in der Rettenbachklamm<br />

für eine Klasse)<br />

HS Thörl (Naturerlebnistag im<br />

Mürztal für eine Klasse)<br />

HS St. Marein im Mürztal,<br />

Team I (Karten für die Hip-<br />

Hop- und Breakdance-WM in<br />

Graz für eine Klasse)<br />

Wie gut der Chilli-Day 05 das<br />

Interesse der Jugendlichen<br />

getroffen hat, zeigten auch<br />

deren schriftliche Rückmeldungen:<br />

„Ein Tag, an dem man<br />

Spaß haben, neue Leute treffen,<br />

tanzen, kochen und Sport<br />

betreiben konnte; ein Tag, der<br />

wirklich lustig war; ein Tag,<br />

der auf jeden Fall einen Besuch<br />

wert war; ein Tag, an dem man<br />

voll Power geben muss; es war<br />

einfach super, kann man öfter<br />

machen...“<br />

Der Chilli-Day 05 wurde unterstützt<br />

von Land <strong>Steiermark</strong> –<br />

Gesundheitsressort, Lebensressort,<br />

Schulressort; Steiermärkische<br />

Gebietskrankenkasse,<br />

OPST GmbH <strong>Steiermark</strong>, Bio<br />

Ernte Austria, Landeskammer<br />

für Land- und Forstwirtschaft,<br />

ORF Radio <strong>Steiermark</strong>, Natursaft<br />

Zoißl, Raiffeisenbank in<br />

Graz, Theaterservice Graz<br />

GmbH, Welthaus, Österreichischer<br />

Buchklub der Jugend,<br />

Bio-Laden Matzer und Karl<br />

Weinelt.


FERNOST<br />

Hongkong-Blitzlichter<br />

zu Bildungssystem und<br />

Wirtschaft. Eine<br />

dreiteilige Serie nach<br />

einer Studienreise des<br />

<strong>Landesschulrat</strong>es<br />

gemeinsam mit der<br />

Steirischen<br />

Volkswirtschaftlichen<br />

Gesellschaft im Herbst<br />

des Vorjahres. Zweiter<br />

Teil: Eindrücke von<br />

Mag. Brigitte Jug<br />

Bildungsreise Hongkong -<br />

was habe ich auf dieser Reise<br />

gesehen, das unser Bildungssystem<br />

beeinflussen sollte?<br />

Unter dem Eindruck der<br />

Ergebnisse der PISA-Studie<br />

kann ich diese Frage nur<br />

noch in diesem Kontext<br />

beantworten.<br />

Ergebnisse der Studie, die<br />

mich am meisten betroffen<br />

machen:<br />

● Ein Viertel der jetzt sechzehnjährigen<br />

Österreicher<br />

kann nicht sinnerfassend<br />

lesen. Der Zugang zu besserer<br />

Bildung ist vom Elternhaus<br />

abhängig. Die sprachlichen<br />

Fähigkeiten von<br />

Immigrantenkindern sind<br />

mangelhaft, unabhängig<br />

davon, ob diese in erster oder<br />

zweiter Generation in Österreich<br />

leben. Österreichische<br />

SchülerInnen sehen keinen<br />

Sinn in mathematischer und<br />

naturwissenschaftlicher Bildung<br />

und haben keine Freude<br />

daran. Trotzdem die<br />

SchülerInnen wenig Schulangst<br />

und viel Zufriedenheit<br />

mit Schule haben, haben sie<br />

wenig Freude am Lernen.<br />

Ich beschränke meine Beobachtungen<br />

auf die beiden<br />

chinesischen Schulen und<br />

weiß, dass diese erstens subjektiv<br />

sind und man zweitens<br />

nicht generalisieren darf.<br />

Andererseits gehört Hongkong<br />

zu den Gewinnern der<br />

PISA-Studie, was für mich<br />

doch genug Anlass zu Fragen<br />

und Thesen gibt.<br />

Meine Beobachtungen in<br />

Hongkong:<br />

● SchülerInnen und Eltern<br />

ist Bildung wichtig. Die Wertigkeit<br />

von mathematischer<br />

und naturwissenschaftlicher<br />

Bildung ist hoch. Schule ist<br />

ein starres und striktes System,<br />

in dem hierarchische<br />

Strukturen kaum hinterfragt<br />

werden. Unterricht findet<br />

vorwiegend frontal, in kleinen<br />

Räumen mit vielen SchülerInnen<br />

statt. Die LehrerInnen<br />

sind vorwiegend jung.<br />

LehrerInnen und SchülerInnen<br />

identifizieren sich mit<br />

ihrer Schule. Für „Abweichler<br />

von der Norm“ gibt es<br />

Stützmaßnahmen, die nicht<br />

von LehrerInnen durchgeführt<br />

werden. Die Differenzierung<br />

nach unterschiedlichen<br />

Begabungen erfolgt erst<br />

mit 16 Jahren. Der Umgang<br />

der SchülerInnen untereinander<br />

ist freundlich, friedlich,<br />

aggressionsfrei.<br />

Meine Thesen basierend auf<br />

den Beobachtungen:<br />

● Gesellschaftspolitisches<br />

Interesse an Bildung im Allgemeinen<br />

ist ein wichtiger<br />

Motivationsfaktor für die<br />

Lernbereitschaft von Kindern<br />

und Jugendlichen. Im<br />

Speziellen gilt das auch für<br />

Mathematik und Naturwis-<br />

SCHULE<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

senschaften. Kinder und<br />

Jugendliche in homogenen<br />

Gruppen zu unterrichten<br />

wirkt sich auf die Leistungsbereitschaft<br />

lernschwacher<br />

SchülerInnen negativ aus.<br />

Jede Unterrichtsform hat<br />

ihre Vor- und Nachteile. Deshalb<br />

ist es wichtig, Methoden<br />

zu mixen. Die Negativwerbung<br />

für Frontalunterricht<br />

und Bewerbung des eigenverantwortlichen<br />

Arbeitens<br />

als allein akzeptable Unterrichtsform<br />

ist falsch und<br />

schadet Lernschwachen.<br />

Sie sind auch PISA-Gewinner<br />

Diese brauchen klare Strukturen.<br />

Wenn man Kinder und<br />

Jugendliche nicht fordert<br />

werden sie denkfaul und<br />

demotiviert. Schule muss ein<br />

Stützsystem für „Abweichler<br />

von der Norm“ anbieten.<br />

Gesellschaftspolitische Verantwortung<br />

ist es, allen<br />

Zugang zur individuell besten<br />

Bildung zu ermöglichen<br />

und Defizite aus dem Elternhaus<br />

auszugleichen. Klare<br />

Verhaltensrichtlinien mit<br />

Konsequenzen für Zuwiderhandelnde<br />

dienen einem<br />

friedlichen Umgang miteinander.Identifikationsfördernde<br />

Maßnahmen von<br />

Schulen sind der Leistungsmotivation<br />

dienlich.<br />

Meine daraus abgeleiteten<br />

Forderungen an ein Bildungssystem<br />

und an denUnterricht:<br />

● PolitikerInnen müssen den<br />

gesellschaftspolitischen Wert<br />

von Bildung wieder heben.<br />

In einer von wirtschaftlichen<br />

Faktoren dominierten Welt<br />

hängt das eng mit finanziellen<br />

Ressourcen zusammen,<br />

sei das eine moderne Ausstattung<br />

von Bildungsanstalten,<br />

eine ansprechende<br />

Architektur, eine gute<br />

Bezahlung der Mitarbeiter-<br />

Innen. In einer von Medien<br />

dominierten Welt hängt das<br />

mit öffentlicher Imagepflege<br />

zusammen. In einer leistungsorientiertenGesellschaft<br />

hängt das mit einer<br />

Zugangsbeschränkung und<br />

ständigen Kompetenzkontrolle<br />

der MitarbeiterInnen<br />

ebenso zusammen wie mit<br />

Outputkontrolle und Vergabe<br />

von entsprechenden Zertifikaten.<br />

Eine Serie mit Goodpractice-Beispielen<br />

18<br />

über die Entwicklung an<br />

steirischen allgemeinbildenden<br />

höheren Schulen<br />

8<br />

Nr. 167<br />

JUNI<br />

2005<br />

Klug geplante Rahmenvoraussetzungen,<br />

die individuelle<br />

Gestaltungs- und Handlungsspielräume<br />

für Lehrerinnen und Lehrer<br />

zulassen, Schülerinnen und Schülern<br />

das Ernstgenommensein vermitteln,<br />

die Qualität des<br />

Unterrichts in den Mittelpunkt des<br />

Interesses stellen und das Dahinterstehen<br />

der Direktion ohne<br />

Augenzwinkern klar machen,<br />

haben am BORG Deutschlandsberg<br />

ein Erfolgsmodell von Evaluation<br />

an Schulen entstehen lassen,<br />

das zum festen Bestandteil<br />

der Schulkultur geworden ist und<br />

sich mit fortschreitender Erfahrung<br />

und Sicherheit der Schulpartner<br />

ständig weiterentwickelt. Es hat in<br />

allen Belangen bestätigt, dass<br />

man mit professioneller Neugierde<br />

und geeigneten Instrumenten auf<br />

ehrliche Fragen auch ehrliche Antworten<br />

bekommt.<br />

Das BORG<br />

Deutschlandsberg vom<br />

Individual-Feedback<br />

über Selbstevaluation<br />

und Fremdevaluation<br />

zurück zum Individual-<br />

Feedback.<br />

Wie war es am Anfang?<br />

In den frühen 90er-Jahren regte<br />

eine engagierte Kollegin mit<br />

PI-Erfahrung Direktor und<br />

Personalvertretung an, mit<br />

„gemischten“ Feedback-Bogen<br />

Rückmeldungen über den<br />

Unterricht einholen zu lassen.<br />

Aus Neugier und aus Loyalität<br />

zur Schulleitung erprobten<br />

zuerst Mitglieder des Dienststellenausschusses<br />

das vorgefertigte<br />

Feedback-Blatt und<br />

berichteten in Konferenzen<br />

über Wirkungen und Nebenwirkungen.<br />

In Fachgruppen<br />

wurden Adaptierungen und<br />

Spezifizierungen erarbeitet<br />

und bald hatte jede Kollegin/jeder<br />

Kollege ein Set von<br />

praktikablen Rückmeldebogen<br />

zur Auswahl. Und die meisten<br />

setzten es zumindest in einem<br />

Teil ihrer Klassen ein. Bald<br />

wurde dieses Instrument des<br />

Individual-Feedback als ein<br />

Konstrukt erkannt und erlebt,<br />

das latente Unzufriedenheit<br />

mit Lehrergewohnheiten, unerwünschten<br />

Verhaltensweisen,


Nr. 167<br />

JUNI<br />

2005<br />

9 SCHULE<br />

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GOOD PRACTICE<br />

Evaluieren geht über Probieren<br />

Unterrichtsstilen und Schülerreaktionen<br />

von der Ebene<br />

informeller Äußerungen in<br />

außerschulischen Kontexten<br />

auf eine Ebene zu heben vermag,<br />

auf der die beteiligten<br />

Schüler/innen und Lehrer/<br />

-innen handeln können. Ein<br />

entscheidender Schritt zur<br />

endgültigen Etablierung einer<br />

gehobenen „Feedback-Kultur“<br />

am BORG Deutschlandsberg<br />

war das Feedback der Eltern<br />

und vor allem der Kolleginnen<br />

und Kollegen an den Direktor.<br />

Schüler/innen sind<br />

Expert/innen<br />

Die einschneidende Erkenntnis<br />

in den ersten „Feedback-Jahren“<br />

war folgende: Schülerinnen<br />

und Schüler sind gute und<br />

faire Beobachter. Ihre Rückmeldungen<br />

ernst zu nehmen<br />

kann die Beziehungsebene klären,<br />

Unterrichtsplanung<br />

erleichtern und Entscheidungsgrundlagen<br />

optimieren. Das<br />

gilt für einzelne Kolleginnen<br />

und Kollegen, aber auch die<br />

Entwicklung von Leitgedanken<br />

und eines Schulprogramms<br />

profitiert von der Einbindung<br />

der Unterrichteten. So ist die<br />

Einführung der autonomen<br />

Oberstufe, unser „Erfolgsmodell<br />

BORG 2000“, unter intensiver<br />

Einbindung von Feedbacks<br />

mit Schülerinnen und<br />

Schülern den tatsächlichen<br />

Bedürfnissen angepasst worden.<br />

In diesen Tagen wird unter<br />

der Leitung von Mag. Maria<br />

Schönegger umfangreiches<br />

Feedback-Material, erstellt von<br />

Administrator, Klassenvorständen<br />

und „Typ-Koordinator/innen“,<br />

ausgefüllt von den<br />

über hundert ersten Absolventinnen<br />

und Absolventen des<br />

neuen BORG, gesichtet und<br />

ausgewertet. Das Ergebnis<br />

wird – natürlich nach einer entsprechenden<br />

Reflexionsphase –<br />

die Basis für weitere autonome<br />

Adaptierungen des Schulprogramms<br />

sein.<br />

Manchmal geht es ganz<br />

einfach<br />

Der ehemalige Direktor HR Dr.<br />

Gottfried Eder war ein Meister<br />

der Effizienz. Mitarbeiter/<br />

-innen bekamen oft den Tipp:<br />

„Nicht überheben!“, er selber<br />

fragte sich immer, was kommt<br />

unter dem Strich herauskommt.<br />

In den Augen von Eva-<br />

luationstheoretikern mag seine<br />

Standardausrüstung für Klassenbesuche<br />

ein Primitivwerkzeug<br />

sein, in der Praxis funktioniert<br />

es nach wie vor als<br />

Klimabarometer, Kompass und<br />

Echolot. Zwei Blättchen Papier<br />

pro Schüler reichen aus.<br />

Wie fühlt ihr euch?<br />

Ein Streifen enthält eine<br />

„Wohlfühlskala“ von 0 bis 10.<br />

Das Durchschnittsergebnis<br />

gibt im Vergleich mit Werten<br />

aus Parallelklassen und früheren<br />

Werten Hinweise auf<br />

Grundstimmungen und allgemeinen<br />

Handlungsbedarf. Ausreißer<br />

ins Negative fordern zum<br />

genauen Hinschauen und aufmerksamen<br />

Hinhören auf,<br />

gepaart mit einer Einladung<br />

zur Aussprache kann eventuell<br />

Arges verhindert, Einzelnen<br />

geholfen werden.<br />

Bist du überfordert?<br />

Ein zweites Blatt erweist sich<br />

vor allem in der Anfangsklasse<br />

als wertvoll. Die drei Optionen:<br />

Ich bin richtig gefordert/<br />

unterfordert/ überfordert in ...<br />

Die Antworten geben verlässlich<br />

Auskunft über das Belastungsszenario<br />

in der Klasse,<br />

das meistens ohnehin informell<br />

bekannt ist. Wenn darauf, am<br />

besten nach Mitarbeitergesprächen,<br />

effiziente Förderkurse<br />

folgen, ist ein wesentliches<br />

Merkmal sinnvoller Evaluation<br />

erfüllt. Eine ehrliche, offene<br />

Rückmeldung soll zu Maßnahmen<br />

führen. Voraussetzung für<br />

ein unmittelbar befriedigendes<br />

Feedback ist daher, sich auf<br />

Bereiche zu konzentrieren, die<br />

der Feedbacknehmer beeinflussen<br />

kann.<br />

In einem durch vertrauensbildende<br />

Maßnahmen gestärkten<br />

Schulklima werden Bitten,<br />

Vorschläge und Beschwerden<br />

eher ehrlich, offen und respektvolle<br />

vorgebracht. Feedback-<br />

Kultur trägt zur Vertrauensbildung<br />

wesentlich bei.<br />

Ein triviales Beispiel: Die Heizung<br />

in einer Kellerklasse<br />

reicht nicht für ein wohliges<br />

Unterrichtsklima. Der Direktor<br />

stellt seinen Heizstrahler zur<br />

Verfügung, der Klassensprecher<br />

trägt ihn in das Klassenzimmer,<br />

steckt ihn an. Das<br />

Zimmer wird nicht viel wärmer,<br />

aber – man verzeihe das<br />

„Kitschige“ – die Herzen.<br />

Was bringt ein Individualfeedback?<br />

Viele von uns haben die Erfahrung<br />

gemacht, dass Feedback<br />

folgende Wirkungen hat: Es<br />

verstärkt erwünschte Verhaltensweisen,<br />

verbessert die Problemlösefähigkeit<br />

, kann Beziehungen<br />

zwischen Menschen<br />

klären helfen, hält Beziehungen<br />

lebendig, erhöht Arbeitszufriedenheit,<br />

Arbeitseffizienz,<br />

stärkt das Vertrauen der Schüler<br />

in ihre Lehrer und ermöglicht<br />

Korrektur störenden Verhaltens<br />

Auf das „Wie“ kommt es an<br />

Zuerst muss klar werden, dass<br />

es um die gute Absicht geht.<br />

Dieses Grundanliegen muss<br />

sich in allen Phasen bestätigen.<br />

Schriftliche Rückmeldungen<br />

sind zwar nur für den<br />

Lehrer/die Lehrerin bestimmt.<br />

Aber die Klasse muss unbedingt<br />

mit dem Ergebnis konfrontiert<br />

werden. So wird die<br />

individuelle Sichtweise deutlich,<br />

die Schüler/innen sehen,<br />

dass Kompromisse erforderlich<br />

sind, um zu einer für alle tragbaren<br />

und von allen verantworteten<br />

Lösung zu kommen.<br />

Mündliche Feedbacks gelingen,<br />

wenn folgende Regeln beachtet<br />

werden: zuhören und aufneh-<br />

men, klären, aber nicht erklären,<br />

nicht verteidigen und<br />

rechtfertigen, nicht zurückschießen,<br />

mit Schülern ins<br />

Gespräch kommen.<br />

Die letzte Phase, gesteuert vom<br />

Lehrer/von der Lehrerin: Wie<br />

sehen die, die sich noch nicht zu<br />

Wort gemeldet haben, den<br />

Sachverhalt (von jedem in der<br />

Klasse ein kurzes Statement<br />

einholen)? Kurz beschreiben,<br />

was das FB für mich bedeutet.<br />

Gutheißen, was sich an Konstruktivem/Positivem<br />

erkennen<br />

lässt. Aussprechen, was Negatives<br />

rückgemeldet wurde,<br />

gemeinsam mit Schülern nach<br />

Lösungsmöglichkeiten suchen.<br />

Das versprechen, was ich halten<br />

kann.<br />

Ein junges Praxisbeispiel: Am<br />

Beginn des Unterrichtsjahres<br />

wurden von einer Kollegin in<br />

allen ihren siebenten Klassen<br />

grüne und rote Karten ausgeteilt:<br />

An ihrer Art zu unterrichten<br />

gefiel mir besonders (grüne<br />

Karte). An ihrer Art zu unterrichten<br />

störte mich manchmal<br />

(rote Karte). Nach zehn Minuten<br />

wurden die Karten eingesammelt,<br />

gemischt und wieder<br />

ausgeteilt. Schüler lasen vor,<br />

was auf den Zetteln stand. Die<br />

Rückmeldungen wurden auf<br />

der Tafel gesammelt. Wirkung:<br />

Die Beteiligten erkennen, was<br />

es für ein ertragreiches Miteinander<br />

braucht, die Beziehungsebene<br />

ist geklärt, man<br />

kann sich auf die Inhalte konzentrieren.<br />

Nebenwirkung:<br />

Diese Aktion wurde von einer<br />

beobachtenden Unterrichtspraktikantin<br />

als Entscheidungshilfe<br />

für die Klassenwahl<br />

benutzt.<br />

Der Blick von außen<br />

Eine Befindlichkeitsstudie mit<br />

zwei Jahrgängen wird soeben<br />

von einem Linzer Erziehungswissenschaftler<br />

im Rahmen des<br />

Gender-Mainstreaming-Projektes<br />

des BORG Deutschlandsberg<br />

ausgewertet. Wir<br />

sind gespannt, wie unsere<br />

„Wohlfühlskala“ mit dem<br />

Befund des externen Beobachters<br />

korreliert. „Wenn man<br />

nun die Gründe für die eine<br />

oder andere Form von Evaluierung<br />

abwiegt, kann man relativ<br />

klar zu dem Schluss kommen,<br />

dass beide Formen notwendig<br />

sind, ja dass sie einander ergänzen<br />

müssen.“


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Im Dezember 2002 kam es zum Abschluss eines Rahmenvertrages zwischen dem<br />

<strong>Landesschulrat</strong> und der Österreichischen Beamtenversicherung (ÖBV).<br />

Dadurch hat jede(r) Bedienstete(r) des <strong>Landesschulrat</strong>es die Möglichkeit<br />

STEUERSPARENDE ZUKUNFTSSICHERUNG<br />

durchzuführen.<br />

Vor Abzug der Lohnsteuer!<br />

Grundlage dafür bildet die Bestimmung nach § 3 Abs.1, Ziffer 15a des ESTG 1988.<br />

Darin ist geregelt, dass Beiträge zum Zwecke der Zukunftsicherung von Arbeitnehmern durch den<br />

Arbeitgeber lohnsteuerfrei sind.<br />

Dieses innovative Modell der ÖBV sieht vor, dass der Dienstgeber mit Zustimmung des Bediensteten<br />

einen Teil des Bruttobezuges direkt in eine Vorsorgeversicherung einzahlen kann wobei für diesen<br />

Betrag keine Lohnsteuer zu entrichten ist (Bezugsumwandlung).<br />

Ihre Vorteile<br />

➘ Enormer Steuervorteil (mindestens 31%)<br />

➘ Trotz „risikoarmer/konservativer“ Veranlagung ➠ hohe Rendite<br />

➘ Direkter Gehaltsabzug und Überweisung durch den Arbeitgeber<br />

➘ Lohnsteuerrückvergütung bereits bei Einbehalt der Prämie<br />

Einziger Nachteil: maximal € 300.– pro Jahr.<br />

Dies enspricht einer monatlichen Prämie von € 25.–<br />

Die Veranlagung erfolgt in bewährter Art durch die ÖBV, die mit dieser Zukunftsicherung einmal<br />

mehr ihre Kompetenz bei Versicherungen für die öffentlich Bediensteten unter Beweis stellt.<br />

Detaillierte Informationen und individuelle Beratung für diese freiwillige Möglichkeit, Steuern zu<br />

sparen, erhalten Sie durch die Mitarbeiter in den Regionalbüros der ÖBV, Personalvertretungen und<br />

im <strong>Landesschulrat</strong><br />

Bernhard BAIER<br />

bernhard.baier@lsr-stmk.gv.at oder baier@aon.at<br />

Tel: 0316/345-613 oder 0664/4536969<br />

10<br />

Nr. 167<br />

JUNI<br />

2005


ALLERHAND<br />

Lesen & Physik<br />

RAIBA unterstützt das Lesen<br />

am BG/BRG Mürzzuschlag<br />

Am 12. April 2005 fand anlässlich<br />

des Hans-Christian-<br />

Andersen-Gedenkmonates am<br />

BG/BRG Mürzzuschlag für die<br />

Schüler der 1. Klassen eine<br />

Deutschstunde der besonderen<br />

Art statt. Direktor Josef Paar<br />

der Raiba Mürzzuschlag hatte<br />

für die SchülerInnen nicht nur<br />

ein Märchen von Hans Christian<br />

Andersen in Gepäck, sondern<br />

auch eine nennenswerte<br />

Bücherspende für die neue<br />

Schülerbibliothek. Bibliothekarin<br />

Mag. Eva Leitgeb und<br />

Direktor Hofrat Max Tatscher<br />

nahmen die neue Lektüre dankend<br />

entgegen und die Schüler<br />

zeigten sich mit einem Sketch,<br />

der das Leben des berühmten<br />

Märchenerzählers zum Inhalt<br />

hatte und von Csilla Kindler<br />

und Nina Jandl dargeboten<br />

wurde, erkenntlich. Auch ließen<br />

die beiden und Paul<br />

Pajduch die Zuhörer mit selbst<br />

verfassten Märchen eine Reise<br />

in das Land der Fantasie antreten,<br />

was bewies: Lesen ist<br />

Abenteuer im Kopf!<br />

Lange Nacht der Physik am<br />

BG/BRG Mürzzuschlag<br />

Anlässlich des 50. Todestages<br />

von Albert Einstein wurde das<br />

Jahr 2005 von der UNO zum<br />

Weltjahr der Physik erklärt.<br />

Mit einem am 19. April welt-<br />

weit durchgeführten beeindruckenden<br />

Projekt – Physics<br />

enlightens the world – versuchten<br />

die Physiker an jenen großen<br />

Wissenschafter zu erinnern.<br />

Das Gymnasium Mürzzuschlag<br />

beteiligte sich an diesem<br />

Projekt, um Schüler,<br />

Eltern und Lehrer in einer<br />

spannenden Nacht der physikalischen<br />

Experimente (vorbereitet<br />

und durchgeführt von der<br />

6A-Klasse) auf die Bedeutung<br />

der Physik im Alltag aufmerksam<br />

zu machen. Darüber<br />

hinaus konnte in verkleinerter,<br />

maßstabgetreuer Form das Planetensystem<br />

(gestaltet von der<br />

6B-Klasse) betrachtet werden.<br />

So verging die Zeit wie im Flug<br />

und um 22.30 Uhr warteten alle<br />

schon sehnsüchtig auf den<br />

Lichtstrahl, der von Ungarn<br />

über die Rax und die Scheibe<br />

nach Mürzzuschlag kommen<br />

und nach Krieglach weitergeleitet<br />

werden sollte. Leider<br />

spielte am entscheidenden Tag<br />

das Wetter nicht mit und der<br />

Lichtstrahl wurde von einer<br />

undurchdringbaren Nebelwand<br />

verschluckt. Nichtsdestotrotz<br />

konnte der zahlreich<br />

erschienenen und interessierten<br />

Besucherschar ein erlebnisreicher<br />

Abend geboten werden,<br />

der noch gesellig bei einem<br />

wunderbar vorbereiteten Buffet<br />

der Schüler Ausklang fand.<br />

SCHULE<br />

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Brennpunkt Kunst<br />

Kunst im Schaufenster ist der<br />

Beitrag der Landesberufsschule<br />

Hartberg zum vom Land<br />

<strong>Steiermark</strong> geförderten Projekt<br />

„Die Lehre startet durch“.<br />

Dabei sollten sich Lehrlinge als<br />

kompetente Fachkräfte im<br />

Austausch mit AHS Schülern<br />

und Schülerinnen erleben.<br />

Sie trafen sich als Partner in<br />

Sachen Kunst. Die zweite<br />

Klasse der Baustoff-Fachberater<br />

in der LBS Hartberg und<br />

die 7. c-Klasse des BORG Hartberg<br />

versuchten mit beachtlichem<br />

Erfolg zueinander zu finden,<br />

um mit- und voneinander<br />

zu lernen. Die Kunst des<br />

Malens einerseits sowie jene,<br />

ein Schaufenster so zu dekorieren,<br />

dass der Betrachter stehen<br />

bleibt und schaut, waren<br />

Herausforderung genug für die<br />

Jugendlichen beider Schultypen.<br />

Ort der künstlerischen<br />

Aktionen waren dabei nicht<br />

nur die Klassenzimmer, sondern<br />

auch Schaufenster in der<br />

Hartberger Fußgängerzone, in<br />

denen die Ergebnisse der<br />

Öffentlichkeit präsentiert wurden.<br />

„Beim ersten Treffen standen<br />

sich Jugendliche völlig verschiedener<br />

Schultypen und<br />

Klassen gegenüber, auf der<br />

einen Seite überwiegend kreative<br />

Mädchen von der AHS, auf<br />

der anderen Seite übermütige<br />

Lehrlinge“, erinnert sich eine<br />

Betreuerin des Projektes. Nach<br />

drei Begegnungen sei das<br />

anfängliche Geplänkel jedoch<br />

mehr und mehr in konstruktive<br />

Arbeit übergegangen. „In diesem<br />

Projekt ging es meiner<br />

Meinung nach auch darum, den<br />

Ruf der Berufsschüler zu ver-<br />

10b<br />

Nr. 167<br />

JUNI<br />

2005<br />

bessern. Im BORG haben wir<br />

Bilder gemalt und Mobiles<br />

gemacht, an der Berufsschule<br />

haben wir unseren Projektpartnern<br />

die Grundregeln der<br />

Schaufenstergestaltung erklärt“,<br />

erinnert sich ein Teilnehmer.<br />

Gemeinsam ging es dann in die<br />

Hartberger Fußgängerzone,<br />

um die künstlerische Wirkung<br />

der Arbeiten durch das Auge<br />

der Öffentlichkeit bewerten zu<br />

lassen. Vier große Firmenschaufenster<br />

wurden künstlerisch<br />

gestaltet. Etliche Passanten<br />

fanden diese Idee überaus<br />

originell und nachahmenswert.<br />

„Ich finde es toll und es müsste<br />

mehr solcher Projekte<br />

geben“, meinte eine Dame.<br />

Geteilte Meinungen gab es bei<br />

Befragten jedoch, ob solche<br />

Projekte geeignet seien, die<br />

Kommunikationsbarriere zwischen<br />

AHS und Berufsschule<br />

zu überbrücken, die gemeinsame<br />

Präsentation von Projekten<br />

könnte jedoch ein erster, wichtiger<br />

Schritt sein, der öfters<br />

gemacht werden sollte.<br />

„Lehrlinge sind Fachkräfte<br />

von morgen. Deswegen müssen<br />

wir ihnen die beste Ausbildung<br />

ermöglichen, Selbstbewusstsein<br />

geben und ihnen den<br />

Rücken stärken“, begründet<br />

Landesrätin Kristina Edlinger-<br />

Ploder auch die in dieses Projekt<br />

einfließenden Fördermittel<br />

des Landes. Am 17. Juni wird<br />

„Kunst im Schaufenster“ auch<br />

bei der <strong>Steiermark</strong>-Präsentation<br />

von „Future Steps – die<br />

Lehre startet durch“ in der<br />

Aula der Fachhochschule<br />

Joanneum in Graz-Eggenberg<br />

zu sehen sein. Thomas Aititsch


Nr. 167<br />

SCHULE<br />

JUNI 11 ALLERHAND<br />

2005<br />

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Bestens geübt …<br />

Eine Gruppe von 15 Schülern<br />

hat 40 Auftritte hinter sich. Sie<br />

haben Werbung für die Landesausstellung<br />

auf eine unkonventionelle<br />

Art gemacht. Dabei<br />

sind sie vor ungefähr 15.000<br />

Menschen aufgetreten, haben<br />

ca. 16.000 Flyers und 400 Werbemappen<br />

unter Schülern und<br />

Lehrern verteilt sind in ca.<br />

zehn Zeitungsartikeln gewürdigt<br />

worden, haben Interviews<br />

für Radiosender gegeben usw.<br />

Die Übungsfirma der IV. HAK<br />

Bad Aussee hat vom Heimatort<br />

aus all diese Arbeiten koordiniert.<br />

Eine Projektgruppe der IV.<br />

HAK der Handelsakademie<br />

Bad Aussee in Zusammenarbeit<br />

mit Direktor Bertram Mayer,<br />

dem Leiter der Landesausstellung,<br />

hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

Werbung speziell für Jugendliche<br />

für die Landesausstellung<br />

in Bad Aussee zu machen.<br />

Begonnen hat alles 2003. Die<br />

Organisatoren der Landesausstellung<br />

sind mit der Bitte an<br />

die Bundeshandelsakademie<br />

Bad Aussee herangetreten,<br />

auch einen Beitrag für diese für<br />

die Region doch so wichtige<br />

Ausstellung zu leisten. In langen<br />

Diskussionen hat sich dann<br />

Folgendes herauskristallisiert:<br />

Unsere Schüler machen jugendgerechte<br />

Werbung für die<br />

Landesausstellung.<br />

Zwei Lehrer und ein Kabarettist<br />

haben sich nun an die Verwirklichung<br />

dieses Versprechens<br />

gemacht. Prof. Mag. Dr.<br />

Erwin Kummer hat im Rahmen<br />

des Deutschunterrichts seit<br />

einem Jahr versucht, Interesse<br />

am Theaterspielen zu wecken.<br />

Zusammen mit Simon Pichler<br />

hat er dann ein Gesamtkonzept<br />

entwickelt. Doch verwirklichbar<br />

sind solche Ideen nur mit<br />

Hilfe eines geborenen Organisators<br />

wie Mag. Heinz Sackl-<br />

Mayer, der im Rahmen der<br />

Übungsfirma mit der IV. Klasse<br />

HAK die Vorbereitung der<br />

Tournee, die finanzielle Planung<br />

und die Gestaltung einer<br />

Präsentation, in der Bad Aussee<br />

und die Landesausstellung<br />

vorgestellt werden, übernommen<br />

hat. Während der Stunden<br />

in der Übungsfirma sind Sponsorenbriefe<br />

geschrieben, eine<br />

Medienpartnerschaft eingefädelt<br />

und eine regelmäßig<br />

begleitende Berichterstattung<br />

begonnen worden. Simon Pichler<br />

hat einen Sketch mit den<br />

Schülern einstudiert und die<br />

künstlerische Gesamtkoordination<br />

übernommen. Und so ist<br />

die „Roadshow“ erarbeitet<br />

worden.<br />

Vier Schauspieler, drei mit<br />

Narrenkappen, präsentierten<br />

Ausseer Narren und Visionäre.<br />

Die Prise Salz wurde direkt ins<br />

Publikum geschleudert. Johann<br />

und Annerl, eine Szene, in der<br />

ein Schüler die Anna Plochl<br />

und einer/eine den Erzherzog<br />

Johann gab, bildete die Auseinandersetzung<br />

mit dem Klischeebild<br />

des Ausseers (jodeln,<br />

Fasching, zünftig usw.). In<br />

einem Sprachkurs wurden die<br />

Zuseher in die Geheimnisse des<br />

Ausseer Dialekts eingeführt.<br />

Unterbrochen wurde die Vorführung<br />

von Filmen, Interviews<br />

(z. B. mit dem Chef der Ausseer<br />

Hardbradler, Flo Randacher)<br />

und einer Präsentation, in der<br />

dem Publikum Aussee und das<br />

Thema der Landesausstellung<br />

nahe gebracht wurde. Nicht<br />

nur Narren und Visionäre wurden<br />

so präsentiert, sondern<br />

dem Publikum wurde im wörtlichen<br />

und übertragenen Sinn<br />

der Spiegel vorgehalten.<br />

Nun gibt es Folgeaufträge.<br />

Manchem Zuseher hat die<br />

Roadshow so gut gefallen, dass<br />

er sich eine ebensolche Werbung<br />

wünscht. Verhandelt wird<br />

z. B. mit Hubert Neuper, der die<br />

Schüler für die Werbung für<br />

die Schiflug-WM 2006 engagieren<br />

will. Und vielleicht treten<br />

sie im Rahmenprogramm<br />

der Landesausstellung mit<br />

einem eigenem Stück auf.<br />

Was hat das Projekt gebracht?<br />

Die Schüler haben gelernt zu<br />

organisieren, haben Verhandlungen<br />

geführt, einen Sketch<br />

einstudiert, eine multimediale<br />

Präsentation vorbereitet, die<br />

Auftritte koordiniert und sind<br />

vor ca. 15.000 Leuten aufgetreten.<br />

Weiters haben sie gelernt,<br />

mit Medien zusammenzuarbeiten,<br />

haben Interviews gegeben<br />

und Artikel geschrieben, Sponsoren<br />

mussten gesucht und mit<br />

dem Geld rational und rationell<br />

umgegangen werden. Ein solches<br />

Projekt ist also der Idealfall<br />

eines praxisnahen und<br />

fächerübergreifenden Unterrichts.<br />

Begleitet ist dieses<br />

Arbeitspensum von Vorträgen<br />

z. B. über Marketing von Werbeprofis,<br />

also von theoretischer<br />

Reflexion, worden.<br />

Lehrerin und …<br />

… Initiatorin öffentlicher<br />

Einrichtungen<br />

Kurzbeschreibungen von Lehrerpersönlichkeiten, die über<br />

ihre Lehrtätigkeit hinaus auf anderen Gebieten Leistungen<br />

erbracht haben, die das Übliche weit übersteigen. Eine Serie<br />

von Mag. Heidrun Gollesch.<br />

Maria Scheck<br />

(1897 – 1990)<br />

Die als Maria Hauptmann in<br />

Marburg/Maribor Geborene<br />

kam nach dem Ersten Weltkrieg<br />

als Lehrerin nach Ratschendorf<br />

im Bezirk Radkersburg.<br />

Schließlich wurde<br />

sie Schulleiterin an dieser<br />

Schule und von 1949 bis<br />

1951 provisorische Leiterin<br />

der neu gegründeten Hauptschule<br />

Deutsch Goritz. Für<br />

ihre Verdienste um das<br />

Schulwesen wurde ihr der<br />

Titel „Oberschulrat“ verliehen.<br />

Schon sehr lange war die<br />

Errichtung einer Pfarre in<br />

Deutsch Goritz durch den<br />

dort ansässigen Kalasantiner-Orden<br />

geplant. Maria<br />

Hauptmann setzte sich –<br />

obwohl sie dadurch sehr vielen<br />

Anfeindungen ausgesetzt<br />

war – mit aller Kraft<br />

dafür ein. 1928 wurde die<br />

Aktivierung der Pfarre<br />

Deutsch Goritz gebilligt.<br />

„Fräulein“ Hauptmann<br />

organisierte immer wieder<br />

Theateraufführungen. So<br />

wurden in den Zwanzigerund<br />

Dreißigerjahren fünf bis<br />

zehn Theaterstücke jährlich<br />

zur Aufführung gebracht<br />

(Radio und Fernsehen waren<br />

der Bevölkerung ja noch<br />

unbekannt!). Viele „Christbaumfeiern“<br />

wurden in der<br />

Zwischenkriegszeit von der<br />

Lehrerin über den Verein<br />

„Frohe Kindheit“ organisiert<br />

und dabei bis zu 400<br />

Päckchen an die Kinder verschenkt.<br />

Neben diesen gesellschaftlichen<br />

und die Bevölkerung<br />

unterhaltenden Aktivitäten<br />

setzte sich Maria Hauptmann<br />

sehr vehement für die<br />

Verbesserung der Infrastruktur<br />

im Südosten der<br />

<strong>Steiermark</strong> ein. So erreichte<br />

sie durch Mut und Beharrlichkeit<br />

die Etablierung<br />

eines Postamtes in Deutsch<br />

Goritz, das 1935 mit Telefonanschluss<br />

eröffnet wurde<br />

(es wurde übrigens 2002<br />

geschlossen!). Auch die<br />

Errichtung eines Gendameriepostens<br />

fand ihre volle<br />

Unterstützung.<br />

Im Dezember dieses Jahres<br />

hatte Maria Hauptmann den<br />

aus Bad Aussee stammenden<br />

Arzt Dr. Theodor Scheck<br />

geheiratet.<br />

Die ÖBB-Buslinie von Graz<br />

über Leibnitz und Spielfeld-<br />

Straß fährt seit 1960 über<br />

Betreiben von Maria Scheck<br />

über Ratschendorf und<br />

Deutsch Goritz. Das ist vor<br />

allem für Schüler wichtig,<br />

die höhere Schulen in Bad<br />

Radkersburg oder Leibnitz<br />

besuchen wollen.<br />

Ihre Hartnäckigkeit kam<br />

auch auf schulischem Gebiet<br />

zum Tragen: 1949 konnte<br />

eine erste Hauptschulklasse,<br />

untergebracht noch in der<br />

Volksschule, mit dem Unterricht<br />

beginnen. 1952 wurde<br />

dann nach Überwindung<br />

unzähliger Hindernisse das<br />

neue Gebäude der Hauptschule<br />

Deutsch Goritz eingeweiht.<br />

1959 übersiedelte das Ehepaar<br />

Maria und Dr. Theodor<br />

Scheck nach Baden. Dort<br />

verstarb Maria Scheck geb.<br />

Hauptmann 1990 im Alter<br />

von 93 Jahren.


ALLERHAND<br />

Learning Islands<br />

Wir alle wissen, dass es viele<br />

Faktoren gibt, die ein Land,<br />

eine Region erfolgreich<br />

machen. Wir wissen auch, dass<br />

Bildung und Ausbildung unserer<br />

Kinder und Jugendlichen<br />

einen wesentlichen Faktor in<br />

diesem Bereich darstellen.<br />

Unabhängig davon, wie man<br />

die derzeitige Bildungssituation<br />

beurteilt, wie man zu den<br />

mehr oder weniger ehrlichen<br />

Bemühungen steht, die Schule<br />

und damit auch die Bildungssituation<br />

in Österreich zu verändern,<br />

hängt die Entwicklung,<br />

die Bereitschaft Neues zu<br />

sehen, anzunehmen und auch<br />

umzusetzen nach wie vor vom<br />

Engagement und der Weitsicht<br />

der Einzelnen ab. Schülerbildung<br />

ist zuerst immer auch<br />

Lehrerbildung.<br />

Am Mittwoch, dem 11. Mai,<br />

fand in Graz im <strong>Steiermark</strong>saal<br />

des Wifi eine pädagogische<br />

Großveranstaltung statt. Nicht<br />

nur die Zahl der Teilnehmer<br />

war stattlich, sondern auch der<br />

Inhalt war überaus interessant,<br />

wenn nicht richtungweisend.<br />

Dr. Erwin Kämmerer ist es<br />

gelungen, eine Idee, die ursprünglich<br />

aus der Wirtschaft<br />

kam, für und mit LehrerInnen<br />

aus der <strong>Steiermark</strong> und Prof.<br />

Michael Wharton aus Cambridge<br />

weiterzuentwickeln und<br />

eine Ausbildungsschiene daraus<br />

zu machen. Zwölf Lehrer-<br />

Innen erhielten im Rahmen der<br />

Präsentation ihre Zertifikate<br />

für die Teamtrainerausbildung.<br />

Was nun ist so besonders an<br />

LIGIA, was bedeutet es?<br />

LIGIA – Lernen in Lerninseln<br />

Diese Arbeitsform macht es<br />

möglich, Team zu sein, Team zu<br />

erleben, sich in der Gruppe zu<br />

reflektieren, Feedback zu<br />

geben und zu erlernen, Feedback<br />

anzunehmen. Teamfähigkeit<br />

soll von den SchülerInnen<br />

erlernt, trainiert und verinnerlicht<br />

werden. Teamarbeit kann<br />

man nur im Team erlernen, verbessern<br />

kann man seine Kompetenzen<br />

nur, wenn man sich<br />

die Abläufe bewusst macht und<br />

Prozesse aufzeigt.<br />

Generell: Ein Thema oder<br />

Arbeitsauftrag wird vergeben,<br />

SchülerInnen arbeiten auf sich<br />

selbst gestellt in der Gruppe<br />

(Lerninsel). Eine wesentliche<br />

Rolle spielen die Beobachtung,<br />

Beschreibung und Bewertung<br />

des Arbeitsprozesses und des<br />

Verhaltens der Teammitglieder.<br />

Eigen-, Fremd- und Außenevaluierung<br />

sind ein grundlegender<br />

Bereich bei LIGIA.<br />

Die PTS Birkfeld ist eine von<br />

fünf Schulen in der <strong>Steiermark</strong>,<br />

die an diesem von der Steirischen<br />

Volkswirtschaftlichen<br />

Gesellschaft und dem PI geförderten<br />

Projekt als Pilotschule<br />

teilnimmt. Die Tatsche, dass<br />

wir nur ein Jahr miteinander<br />

arbeiten, macht es notwendig,<br />

dass SchülerInnen und LehrerInnen<br />

sich möglichst rasch<br />

möglichst gut kennen lernen.<br />

Wir haben daher in der ersten<br />

Schulwoche zwei Tage mit<br />

Lerninseln gearbeitet, um<br />

sicherzustellen, dass die<br />

Jugendlichen, die aus fünf verschiedenen<br />

Hauptschulen kommen,<br />

unvoreingenommen aufeinander<br />

zu gehen und sich und<br />

die Verhaltensweisen anderer<br />

anschauen und besprechen<br />

können.<br />

Weitere Informationen PI-<strong>Steiermark</strong>,<br />

Dr. Erwin Kämmerer, PI <strong>Steiermark</strong><br />

SCHULE<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Beeing A Citizen<br />

Das Thema des Schülerwettbewerbs<br />

„Europa macht Schule“,<br />

über das jedes Jahr in den<br />

internationalen Gremien des<br />

Europarates abgestimmt wird<br />

und für alle 30 beteiligten Länder<br />

in jeweils nationaler Ausprägung<br />

gültig ist, lautete diesmal<br />

„Being a citizen in a<br />

changing Europe“. Heuer<br />

haben wiederum rund 900 steirische<br />

Schülerinnen und Schüler<br />

aus allen Schultypen teilgenommen<br />

und zahlreiche<br />

Landespreise gewonnen.<br />

Als steirische Bundessieger in<br />

der bildnerischen Kategorie<br />

gingen hervor: Ulrike Gigl,<br />

Helmut Pecovnic und Felix<br />

Pustelnik von der Musikschule<br />

Fehring, Jasmin Felgitsch von<br />

der HS Fürstenfeld-Blücherstraße,<br />

Sebastian Thier und<br />

Ester Schmeiser beide vom<br />

BG/BRG Fürstenfeld, Sarah<br />

Windhaber, Dominika Wiesenhofer,<br />

Elfriede Salchinger und<br />

Anna Kovacova von der BAKIP<br />

Hartberg.<br />

Erfreulicherweise waren neben<br />

den ausgezeichneten bildnerischen<br />

Darstellungen auch eine<br />

Reihe besonders gelungener<br />

fächerübergreifender Projekte<br />

vertreten. So gibt es auch in<br />

dieser Kategorie zwei Bundespreisträger:<br />

die HS Kirchberg<br />

an der Raab mit ihrem Raabtaler<br />

Dialektwörterbuch (Projektleitung:<br />

Reingard Meier)<br />

und das BG/BRG Weiz mit<br />

einer überzeugenden Projekt-<br />

12<br />

Nr. 167<br />

JUNI<br />

2005<br />

Die jüngste Gewinnerin: Ulrike<br />

Gigl, zarte fünf Jahre alt<br />

zeitung (Projektleitung: Dr.<br />

Sonja Kaar).<br />

Die Bundespreise und Landespreise<br />

wurden im BSZ Feldbach<br />

LSR-Präsident HR Dr.<br />

Horst Lattinger und der<br />

zuständigen Fachinspektorin<br />

Mag. Heidrun Faber übergeben.<br />

Auf Einladung des Europäischen<br />

Erzieherbundes wurden,<br />

wie bereits in den Jahren<br />

davor, auch diesmal die Preisträger<br />

aus den ungarischen<br />

Komitaten Baranya, Tolna und<br />

Vas geehrt.<br />

Herzliche Gratulation allen<br />

Preisträgern und ihren betreuenden<br />

Lehrerinnen und Lehrern!<br />

Die Arbeiten aller Bundespreisträger<br />

werden auf der<br />

Website www.europa-machtschule.at<br />

dokumentiert.<br />

Sabrina Wonisch und Patrick Semlitsch, Schüler der<br />

PTS Straden, beteiligten sich an in Halbenrain im Rahmen von<br />

Special Olympics unlängst durchgeführten Radrennen. Sabrina<br />

Wonisch errang im Bewerb „Dreirad 500 Meter“ die<br />

Goldmedaille. Patrick Semlitsch nahm an den Bewerben „Rad-<br />

Event 1000 Meter“ und „ Rad-Event 500 Meter“ teil und wurde<br />

bei Ersterem Fünfter und erradelte sich über 500 ebenfalls den<br />

Sieg und somit die Goldene.


Nr. 167<br />

SCHULE<br />

JUNI<br />

2005<br />

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13 AUF SICHEREM WEG<br />

Die Meisterlichen<br />

Bei den im Zwei-Jahre-Rhythmus<br />

stattfindenden Landesmeisterschaften<br />

im Gerätturnen<br />

nehmen Schülerinnen aus<br />

allgemeinbildenden höheren<br />

Schulen, Hauptschulen sowie<br />

auch Sporthauptschulen teil.<br />

Auch die Turnerinnen des BG/<br />

BRG Carneri setzten sich in<br />

diesem Jahr wieder hervorragend<br />

in Szene. Die Schülerinnen<br />

der Mittelstufe (Jasmin<br />

Lackner, Jenny Schlacher,<br />

Yvonna Jerkovic, Lisa Luttenberger,<br />

Hanna Spiel, Vanessa<br />

Kandolf, Zechner Melanie,<br />

Anja Zmugg, Barbara Landsmann)<br />

und der Oberstufe<br />

(Sarah Dober, Heidi Dreiseitl,<br />

Katja Gutmann, Elisabeth<br />

Palfner, Petra Susanne Morre,<br />

Stefanie Gaggl, Christina<br />

Wappl) konnten erfolgreich die<br />

Landesmeistertitel verteidigen.<br />

Auch in der Einzelwertung<br />

errang Christina Wappl aus der<br />

Oberstufe den Landesmeister-<br />

titel. Eine Bronzemedaille holte<br />

sich Jenny Schlacher in der<br />

Mittelstufe. Damit setzten die<br />

Turnerinnen des BG/BRG Carneri<br />

eine sehr lange Tradition<br />

von Siegen im Gerätturnen<br />

fort.<br />

Die Schule blickt auf eine langjährige<br />

erfolgreiche Teilnahme<br />

bei den Landesturnmeisterschaften<br />

zurück. Bei etwa 15<br />

Teilnahmen konnte immer ein<br />

Landesmeistertitel errungen<br />

werden – sowohl in der Mannschafts-<br />

als auch in der Einzelwertung.<br />

Auch bei den alle<br />

zwei Jahre stattfindenden Bundesmeisterschaften<br />

standen die<br />

Turnerinnen vom Carneri stets<br />

auf dem Potest. Solche Erfolge<br />

entstehen aber nicht von selbst.<br />

Durch die kompetente Arbeit<br />

an der Schule – an erster Stelle<br />

von Mag. Margot Klautzer –<br />

konnten immer wieder Glanzleistungen<br />

erbracht werden.<br />

Mag. Reinhard Rottensteiner<br />

Mitte Mai nahmen die schnellsten LäuferInnen der HS/RS Heiligenkreuz/W.<br />

am 14. Deutschfeistritzer Vario-Staffellauf teil. Die<br />

Ergebnisse können sich sehen lassen im Hinblick darauf, dass<br />

sehr viele Teilnehmer aus Sporthauptschulen kamen. In den verschiedensten<br />

Jahrgängen wurden Spitzenplätze erreicht: Das<br />

herausragendste Ergebnis erzielte die Mannschaft der Knaben,<br />

Jahrgang 1992, mit Samuel Schwarz, Andreas Absenger und<br />

Hannes Baumhackl, die auf den zweiten Platz lief.<br />

Verkehrs- Erziehung<br />

Besuch beim<br />

Nachbarn: Was<br />

man bei Reisen<br />

nach Osteuropa<br />

wissen sollte<br />

Wie sich unsere östlichen<br />

Nachbarn auf unseren Straßen<br />

verhalten und welche<br />

Vorschriften Österreicher in<br />

den neuen EU-Ländern<br />

beachten sollten: Seit einem<br />

Jahr zählt die Europäische<br />

Union 25 Mitgliedsländer.<br />

Auch alle südlichen und östlichen<br />

Nachbarn Österreichs<br />

– Slowenien, Ungarn, die<br />

Slowakei und Tschechien –<br />

sind grenzenlos erreichbar.<br />

Was sollten Österreicher bei<br />

einem Kurztrip in den Osten<br />

beachten? So wie sich in<br />

Österreich auch alle Urlauber<br />

an die geltenden Verkehrsvorschriften<br />

halten<br />

sollten, gibt es auch in den<br />

umliegenden Staaten einige<br />

Gesetze, die österreichische<br />

Urlauber kennen sollten,<br />

bevor sie in den Urlaub fahren.<br />

Kein Pardon für Alkohollenker:<br />

Unsere Nachbarn<br />

sind eigentlich als trinkfreudig<br />

bekannt, der Spaß hört<br />

aber bei Alkohol am Steuer<br />

auf. In der Slowakei,<br />

Ungarn und Tschechien gelten<br />

0,0 Promille. Wer dem<br />

zuwiderhandelt, bekommt<br />

es in Ungarn mit dem<br />

berühmten Temperament zu<br />

tun: Bei Überschreiten der<br />

0,0-Grenze wird sofort der<br />

Führerschein abgenommen,<br />

wer über 0,8 Promille liegt,<br />

ist den Reisepass los. Tschechien<br />

und die Slowakei verfolgen<br />

alkoholisierte Unfalllenker<br />

mit einer Strafe bis zu<br />

460 Euro und einem zweijährigen<br />

Lenkverbot.<br />

Schlimmstenfalls kann der<br />

Fahrer inhaftiert werden. In<br />

Slowenien darf der Blutalkoholgehalt<br />

bei maximal 0,5<br />

Promille liegen.<br />

Licht am Tag – nicht nur in<br />

Österreich aktuell: Auch in<br />

Slowenien und Ungarn hat<br />

man den Sinn von Licht am<br />

Tag erkannt. Daher müssen<br />

dort das ganze Jahr alle Kfz<br />

tagsüber mit Abblendlicht<br />

unterwegs sein. In Tschechien<br />

und der Slowakei muss<br />

von Oktober bis März mit<br />

Licht am Tag gefahren werden,<br />

für Motorräder gilt die<br />

Pflicht ganzjährig.<br />

Hände am Steuer statt<br />

Handy am Ohr: Dass man<br />

beim Autofahren seine Hände<br />

am Lenkrad lässt, wird<br />

auch bei unseren Nachbarn<br />

gern gesehen. In so gut wie<br />

allen Ländern der EU ist das<br />

Telefonieren am Steuer nur<br />

mit Freisprechanlage erlaubt.<br />

„Grundsätzlich gilt: Wenn<br />

im Ausland ein schweres<br />

Delikt begangen wird, das<br />

auch in Österreich mit dem<br />

Verlust des Führerscheins<br />

endet, werden auch die<br />

österreichischen Behörden<br />

tätig. Daher ist es am besten,<br />

dass man – so wie es auch zu<br />

Hause sein sollte – die Vorschriften<br />

der einzelnen Länder<br />

befolgt.“<br />

VD Karl Ederer, Landesreferent<br />

für Verkehrserziehung


GELESEN<br />

SCHULE<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

14<br />

Lesekompetenz durch Latein<br />

In den härter gewordenen Zeiten<br />

der Verwertbarkeit stehen<br />

die geisteswissenschaftlichen<br />

Disziplinen unter dem Rechtfertigungszwang,<br />

ihre im<br />

Grunde genommen nicht evaluierbaren<br />

Aufgaben der Sinnstiftung,<br />

der Erschließung des<br />

europäischen Kulturkreises der<br />

Öffentlichkeit als Wert darzustellen.<br />

Während sich in den<br />

Naturwissenschaften unter<br />

dem Schutzmantel einer kaum<br />

angezweifelten Nützlichkeit<br />

das menschliche Anrecht auf<br />

Spekulation und Hypothesenbildung<br />

auch in der Schule verwirklichen<br />

lässt und in den<br />

modernen Sprachen unter Verweis<br />

auf die Kommunikationskompetenz<br />

– noch – über<br />

Orwell, Camus und Co. reflektiert<br />

werden darf, sind die Vertreter<br />

der klassischen Sprachen<br />

gezwungen, Transferleistungen<br />

nachzuweisen, also jene Qualifikationen<br />

zu definieren, die<br />

über die Kernaufgabe ihrer<br />

Fächer, nämlich die Vermittlung<br />

griechischer und lateinischer<br />

Literatur, hinausgehen.<br />

Als wesentlicher sekundärer<br />

Nutzen des altsprachlichen<br />

Unterrichts wurde dabei von<br />

Praktikern des Faches immer<br />

wieder die Förderung des Verständnisses<br />

muttersprachlicher<br />

Texte genannt, aber nicht<br />

bewiesen. Diese Behauptung<br />

wurde nun durch eine breit<br />

angelegte Untersuchung an der<br />

Universität zu Köln deutlich<br />

bestätigt.<br />

Versuchsverfahren: Der Test<br />

ermittelte das Verständnis<br />

deutscher Texte bei 3203<br />

Regelstudenten im Alter von 19<br />

bis 28 Jahren im Multiple-<br />

Choice-Verfahren: Von vier<br />

Möglichkeiten war innerhalb<br />

von 20 Minuten die eine richtige<br />

zu bestimmen, wobei die<br />

ausgewählten Texte kein Spezial-<br />

oder Bildungswissen erforderten.<br />

Die Ergebnisse wurden<br />

durch Stabdiagramme veranschaulicht:<br />

Auf der Waagrechten<br />

ist ersichtlich, wie viele<br />

von neun Fragen richtig beantwortet<br />

wurden. Eine Probandengruppe<br />

ist also umso<br />

leistungsfähiger, je höhere Stäbe<br />

sich nach rechts verlagern.<br />

Tabelle 1: Gesamtergebnis<br />

ohne Trennung in Studenten<br />

mit/ohne Latein. 24,2% (Stab<br />

9) haben alle Texte richtig<br />

erfasst, 12% haben nur max. 4<br />

von 9 Fragen verstanden (Stäbe<br />

0 – 4).<br />

Eine lange Nacht<br />

Voll Spannung erwartet, wurde<br />

aus Anlass „Welttag des<br />

Buches“ am Freitag, dem 22.<br />

April, die „1. lange Lesenacht“<br />

in der funkelnagelneuen Schulbibliothek<br />

durchgeführt. Nach<br />

einer vorangegangenen kurzen<br />

formlosen Bewerbung<br />

(„Warum möchtest du unbedingt<br />

an der Lesenacht teilnehmen?“)<br />

wurden 20 Leseratten<br />

(aus den 1., 2. und 3. Klassen)<br />

unserer Schule zu diesem<br />

besonderen Ereignis eingeladen.<br />

Einziges Motto war:<br />

Lesen!<br />

Um für Abwechslung zu sorgen,<br />

wurden auch erwachsene<br />

Vorleser eingeladen: unter<br />

anderen Direktor Peter Nöhrer,<br />

der Humorvolles und Mundartliches<br />

zum Besten gab. Spät<br />

nachts wurden die braven<br />

Leser noch mit Bibliotheksspielen,<br />

Buchsuchaufgaben<br />

und einer Gewinnverlosung<br />

überrascht.<br />

Irgendwann<br />

nach drei<br />

Uhr nachts<br />

entschieden<br />

sich endlich<br />

die meisten<br />

für den<br />

Schlaf, nur<br />

zwei verwegene<br />

Leser<br />

wollten sich<br />

noch nicht zur Ruhe begeben.<br />

Einer davon hielt bis halb sieben<br />

in der Früh durch und hatte<br />

ein dickes und extrem spannendes<br />

Werk („Wolkenpanther“)<br />

ausgelesen.<br />

Tabelle 2: Um die Auswirkung<br />

des Lateinunterrichts sichtbar<br />

zu machen, wurde die Gruppe<br />

in Studenten ohne Latinum<br />

(helle Stäbe) und mit Latinum<br />

(dunkle Stäbe) geteilt. Die Probanden<br />

mit Latein haben<br />

erheblich besser abgeschnitten<br />

als ihre lateinlosen Kollegen.<br />

Würde dieselbe Vorlesung von<br />

50 Lateinern und 50 Studenten<br />

ohne Latein besucht, wiese die<br />

Lehrveranstaltung zuerst rund<br />

60% gute Textversteher auf<br />

(dunkle Stäbe 8 und 9), in der<br />

Sitzung ohne Lateiner wären<br />

nur etwa 40% der Anwesenden<br />

gute oder sehr gute Leser.<br />

Tabelle 3: Besondere Beachtung<br />

verdient der Zusammenhang<br />

zwischen Deutschunterricht<br />

im Grundkurs (3<br />

Wochenst.) und Lateinunterricht.<br />

Die Gruppe „Grundkurs<br />

Deutsch mit Latinum“ (dunkle<br />

Stäbe) ist der getesteten Gruppe<br />

„Grundkurs Deutsch ohne<br />

Latinum“ auf dem höchsten<br />

Signifikationsniveau überle-<br />

Am unlängst abgehaltenen<br />

„Lesefreitag“ boten die drei<br />

Deutschlehrer der Hauptschule<br />

Veitsch den Schülerinnen und<br />

Schülern verschiedene Zugänge<br />

zum Lesen<br />

an. Für jede<br />

Klasse wurde<br />

der halbe Vormittag<br />

„frei“gemacht,<br />

um sich dem<br />

Lesen zu widmen.<br />

Jede Schülergruppe<br />

(drei<br />

pro Klasse) durchlief in drei<br />

Unterrichtsstunden hintereinander<br />

die drei „Eventräume“,<br />

wo sie zu Leseaktivitäten<br />

unterschiedlicher Form eingeladen<br />

wurde. Die Inhalte der<br />

Nr. 167<br />

JUNI<br />

2005<br />

gen. Interessanterweise ist die<br />

Lesekompetenz von Lateinern,<br />

die keinen Leistungskurs<br />

Deutsch (5 – 6 Wochenst.)<br />

belegt haben, auch höher als<br />

die jener Studenten mit dem<br />

Leistungskurs Deutsch ohne<br />

Latinum.<br />

Auswertung und Folgerungen:<br />

Da eine soziale Schichtung bei<br />

Studenten mit und ohne Latein<br />

statistisch nicht fassbar ist,<br />

ergeben sich die Gründe für das<br />

bessere Leseverständnis der<br />

Latinuminhaber wohl aus dem<br />

Lateinunterricht selber: Nicht<br />

Kulturgeschichte, nicht simplified<br />

versions oder Nacherzählungen<br />

von Klassikertexten,<br />

sondern die jahrelange Anforderung,<br />

anspruchsvolle Texte<br />

zu übersetzen, fordern und fördern<br />

Jugendliche. Über eine<br />

zeitgemäße Ausweitung des<br />

Lateinunterrichts darf also<br />

nachgedacht werden.<br />

Doz. Dr. Ludwig Fladerer<br />

BG/BORG Graz-Liebenau<br />

ludwig.fladerer@hib-liebenau.at<br />

Der Lesefreitag<br />

Texte waren auf die Schulstufen<br />

abgestimmt.<br />

In der Bibliothek gab es „Information<br />

und Unterhaltung“.<br />

Hier wurden die Schüler mit<br />

der Bibliotheksverwaltung vertraut<br />

gemacht.<br />

Die Schüler der 7. und 8.<br />

Schulstufe vertieften sich in<br />

Texte zum <strong>Gedenkjahr</strong>.<br />

Im Computerraum lautete das<br />

Motto „Leseerziehung mit neuen<br />

Medien“. Aus dem Internet<br />

konnten Schüler Textproben<br />

aus Jugendbüchern abrufen<br />

und interaktiv damit arbeiten,<br />

indem sie die Möglichkeit hatten<br />

beim Lesequiz ihr Textverständnis<br />

zu überprüfen und<br />

sich mit weiterführenden Texten<br />

zu beschäftigen.<br />

Maria Friesenbichler, Ernst Hödl,<br />

Elisabeth Hofbauer


Nr. 167<br />

SCHULE<br />

JUNI<br />

2005<br />

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Buchklub aktuell<br />

15 BUCHKLUB AKTIV<br />

Lilli und die Bücherwürmer …<br />

Knisternde Spannung<br />

beim Hexen-Lesefest<br />

auf der Burg<br />

Oberkapfenberg.<br />

Bereits zum zweiten Mal<br />

luden die Buchklub-Referentinnen<br />

des Bezirkes Bruck an<br />

der Mur, Roswitha Mader<br />

und Birgit Wenger, unter<br />

Mithilfe der Buchhändlerin<br />

Inge Höller zu<br />

einem Bezirkslesefest<br />

der besonderen<br />

Art. Am 11.<br />

März 2005<br />

fand<br />

schließlich<br />

nach monatelangerVorbereitungsarbeit<br />

diese Veranstaltung<br />

„Hexe Lilli<br />

und die Bücherwürmer“<br />

auf der Burg Oberkapfenberg<br />

statt. Es sollte ein Lesefreitag<br />

im Lesefrühling 2005 mit viel<br />

Freude, Spaß und Spannung<br />

werden.<br />

Der große Erfolg der vorjährigen<br />

Festes auf dem Brucker<br />

Schossberg mit dem Autor<br />

Stefan Karch hatte die Veranstalter<br />

zu neuen Taten inspiriert.<br />

So wurde auch in diesem<br />

Jahr auf die Auswahl des<br />

Veranstaltungsortes – der<br />

Burg Oberkapfenberg – und<br />

des Autors Knister höchstes<br />

Augenmerk gelegt. Dieser<br />

spannenden Einladung folgten<br />

über 1200 „Bücherwürmer“<br />

des Bezirkes im Alter<br />

von sechs bis elf Jahren. Die<br />

SchülerInnen waren von<br />

ihren Lehrern perfekt auf das<br />

große Ereignis vorbereitet<br />

worden.<br />

Tagelang hatten sie an gut<br />

durchdachten und „zauberhaften“<br />

Hexensprüchen gearbeitet<br />

und gefeilt, um diese<br />

dann vor Publikum vorzutra-<br />

gen. Die Vorfreude auf diesen<br />

Ausflug hatte<br />

die Kinder<br />

zu<br />

kreativem<br />

Schreiben<br />

gelockt und ihre Fantasie<br />

beflügelt.<br />

Besonderer Organisation<br />

bedurfte der Transport der<br />

Schüler mit Bussen der MVG,<br />

die nur einen minimalen<br />

Unkostenbeitrag einhob und<br />

somit als Sponsor das Projekt<br />

unterstützte. Sofort nach dem<br />

Verlassen der Busse erwartete<br />

und begleitete man die kleinen<br />

Besucher, die zum Empfang<br />

auf der Burg vom<br />

Burgherold eingetrommelt<br />

wurden. Mit einem Lilli-Lese-<br />

Zaubertrank eingestimmt,<br />

lasen sie ihre selbst gedichteten<br />

Hexensprüche, die den<br />

Lilli-Lese-Zauber-Baum<br />

schmückten. Dieser wurde<br />

dann auf Wunsch als eine Art<br />

„Wanderpokal“ durch den<br />

Bezirk geschickt.<br />

Das gesamte Burgambiente<br />

war auf diese spannende Veranstaltung<br />

ausgerichtet, sogar<br />

ein Greifvogel begrüßte die<br />

Jugend hautnah. Schließlich<br />

wurden die Schüler von Knister<br />

im Stubenbergsaal erwar-<br />

tet. An dieser Stelle gebührt<br />

der Koordinatorin der<br />

Burg, Mag. Helga Papst,<br />

ein besonderer Dank.<br />

Was sich dann<br />

ereignete,<br />

übertraf<br />

unser aller Erwartungen:<br />

Wahrlich, es knisterte gewaltig,<br />

als Meister Knister die<br />

Kinder in die Welt der Hexe<br />

Lilli entführte. Und dies tat er<br />

mit Einsatz seiner gesamten<br />

Persönlichkeit. Er schlüpfte<br />

in die Rolle seiner Figuren<br />

und animierte die Kinder zum<br />

Mitspielen und Mitsingen. Es<br />

wurde erzählt und gelesen,<br />

temperamentvoll gerockt und<br />

gesungen und die Begeisterung<br />

der Kinder war grenzenlos.<br />

Dies kann als gelungener<br />

Start in den Lesefrühling<br />

bezeichnet werden, der wohl<br />

den idealen Anlass bietet, um<br />

Kinder zum Lesen zu motivieren.<br />

Ein Zauberspruch sei zum<br />

Schluss angeführt: „Funkel,<br />

funkel, Zauberstab, wer nicht<br />

in die Schule gehen mag, der<br />

spricht dreimal Fleck, Fleck,<br />

Fleck und auf einmal ist sie<br />

weg. So sei es. So sei es. So sei<br />

es ...“<br />

Knister persönlich<br />

Der Autor wurde 1952 im<br />

Ruhrgebiet geboren und ist<br />

seit 1978 freischaffender Kinderbuchautor.<br />

Vielen Kindern<br />

ist er auch von seinen Tonträ-<br />

gern bekannt. Ihm wurde der<br />

Deutsche Schallplattenpreis<br />

für „Musik im Kopf“ verliehen.<br />

Von ihm sind inzwischen<br />

mehr als 40 Bücher im Buchhandel,<br />

die in 30 Sprachen<br />

übersetzt wurden. Wäre<br />

Knister Amerikaner, würde<br />

man ihn wohl einen Entertainer<br />

für Kinder nennen. Er<br />

schlüpft bei seinen lebendigen<br />

Leseaktionen in die Rollen<br />

seiner Buchfiguren und versteht<br />

es rasch, auch die<br />

Zuschauer zu Mitspielern zu<br />

machen. So entsteht eine<br />

knisternde Mischung aus<br />

Theater, Livemusik, großflächig<br />

gemalten Skizzen und<br />

Action voll sprühender Fantasie<br />

und einfühlsamer Spielfreude.<br />

Mehr über Knister<br />

unter www.KNISTER.com<br />

Roswitha Mader,<br />

Bezirksreferentin Bruck a. d. Mur


ALLES LORETTO<br />

alexander.loretto@schule.at<br />

Amadeus<br />

Von Peter Shaffer. Regie: Cornelia<br />

Crombholz. Bühne: Susanne<br />

Maier-Staufen. Musik.<br />

Einrichtung und Konzept:<br />

Sandy Lopicic. Schauspielhaus<br />

Graz. **** ab 14<br />

Salieri und Mozart. Zwei Konkurrenten?<br />

Gerüchte gab es,<br />

bestätigt werden konnten sie<br />

allerdings nie. Salieri, Kapellmeister<br />

am kaiserlichen Hof in<br />

Wien (1788 – 1824), hat sich<br />

durchaus als Komponist großes<br />

Ansehen erworben. Er galt als<br />

äußerst liebenswürdiger<br />

Mensch, der Mozarts Werke<br />

schätzte.<br />

Peter Shaffer (geb. 1926 in<br />

Liverpool) jedoch setzt sich in<br />

seinem Bühnenstück „Amadeus“<br />

mit der angeblichen<br />

Rivalität der Komponisten<br />

Salieri und Mozart auseinander.<br />

Salieri (Gerhard Balluch),<br />

trifft auf das exzentrische<br />

musikalische „Wunderkind“<br />

Mozart (Thomas Prazak). Er<br />

erkennt seine eigene Mittelmäßigkeit.<br />

Neid und Missgunst<br />

erfassen ihn. So versucht er,<br />

den Konkurrenten in seinem<br />

Fortkommen zu behindern.<br />

Brillant inszeniert Crombholz<br />

Shaffers Bühnenstück, das von<br />

Milos Forman verfilmt wurde,<br />

brillant schlüpft das Ensemble<br />

in die ihm zugedachten Rollen.<br />

Da stellt ein junger Mozart<br />

(Thomas Prazak) traditionellen<br />

Anstand auf den Kopf, ist<br />

ungestüm und unberechenbar,<br />

versteht es aber, wundervolle<br />

Musik gleichsam aus dem<br />

Ärmel zu schütteln. Als Salieri,<br />

betroffen, voller Neid und<br />

Minderwertigkeitsgefühle, hadernd<br />

mit Gott, überzeugt Gerhard<br />

Balluch. Amüsant und liebenswert<br />

Erik Göller als<br />

Joseph II., Kaiser von Österreich,<br />

der sich musikalisch gibt,<br />

jedoch von Musik nicht viel zu<br />

verstehen scheint.<br />

Kurz: eine äußerst sehenswerte<br />

Aufführung.<br />

Von Hans Werner Henze. Lyrisches<br />

Drama in sieben Bildern.<br />

Text: Grete Weil. Szenarium:<br />

Walter Jockisch. Musik.<br />

Leitung: Johannes Stert.<br />

Regie: G. H. Seebach. Bühne:<br />

Hartmut Schörghofer. Kostüme:<br />

Ragna Heiny. Choreographie:<br />

Darrel Toulon.<br />

Opernhaus Graz. **** ab 15<br />

Der Sohn eines Lehrers, Hans<br />

Werner Henze (geb. 1926 in<br />

Gütersloh), feierte seinen ersten<br />

Opernerfolg mit „Boulevard<br />

Solitude“ (Uraufführung:<br />

1952, Hannover). Grete Weil<br />

verfasste den Text nach dem<br />

Szenarium ihres zweiten Ehemannes,<br />

Walter Jokisch. Vorlage<br />

für diese – in die moderne<br />

Zeit verlegte Großstadtoper –<br />

ist der Roman Manon Lescaut<br />

des Abbé Prévost (1731).<br />

Auf dem Bahnhof lernt der<br />

Student Armand des Grieux<br />

(Andries Cloete) Manon Lescaut<br />

(Margareta Klobucar)<br />

kennen und lieben. Manons<br />

SCHULE<br />

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Boulevard<br />

Solitude<br />

Bruder Lescaut (David McShane)<br />

sollte seine Schwester in ein<br />

Internat bringen. Doch Manon<br />

und Armand gehen nach Paris.<br />

In Paris leben die beiden in<br />

einem Mansardenzimmer. Als<br />

Armand seinen Freund Francis<br />

(Alexander Puhrer) aufsucht,<br />

um sich von ihm Geld auszuborgen,<br />

erscheint Lescaut bei<br />

seiner Schwester. Er bringt sie<br />

dazu, dem reichen Lilaque le<br />

Père (Manuel von Senden) Liebesdienste<br />

zu erweisen.<br />

Die Grazer Erstaufführung von<br />

Henzes Werk kann sich sehen<br />

und hören lassen. Sicher leitet<br />

Johannes Stert die Grazer Philharmoniker,<br />

die den Anforderungen<br />

von Henzes Zwölftonmusik<br />

mit Anleihen aus dem<br />

Jazz und lyrisch klingenden<br />

Arien durchaus gewachsen<br />

sind. Toulons Choreographie<br />

unterstreicht die Ausweglosigkeit<br />

einer Liebe, die in Kriminalität<br />

und Drogensucht ihr<br />

Ende findet.<br />

16<br />

Der kleine<br />

Prinz<br />

Nr. 167<br />

JUNI<br />

2005<br />

von Dänemark<br />

Von Torsten Letser. Regie:<br />

Michael Schilhan.<br />

Ausstattung: Mignon Ritter.<br />

Musik: Maurizio Nobili. Next<br />

Liberty Graz. *** ab 8<br />

Wieder einmal führt Hamlets<br />

Vater, der König von Dänemark<br />

(Helmut Pucher), Krieg.<br />

Diesmal gegen Norwegen. Am<br />

Hof jedoch plant Claudius, der<br />

Bruder des Königs (Johannes<br />

Schedl), die Machtübernahme.<br />

Er will den König nach dessen<br />

Heimkehr vergiften. Dabei soll<br />

ihm Polonius, Hofrat und Politiker<br />

(Susanne Zöllinger), helfen.<br />

Hamlet (Sebastian Wendelin)<br />

belauscht die beiden, als sie<br />

den Plan schmieden.<br />

Der Vater kehrt nach einer Niederlage<br />

heim. Er bringt seinem<br />

Sohn als Geschenk einen Bären<br />

mit, den er im Wald gefangen<br />

hat. Hamlet will ihn vor dem<br />

geplanten Anschlag warnen.<br />

Der König aber hört dem Sohn<br />

nicht zu. So spielt er gemeinsam<br />

mit Ophelia, der Tochter<br />

des Polonius (Beatrice Boca),<br />

mit Hilfe von Puppen seinem<br />

Vater vor, was er erfahren hat.<br />

Der Vater sieht zwar begeistert<br />

zu, glaubt den Kindern jedoch<br />

nicht. Als er dann das Glas mit<br />

dem giftigen Inhalt ergreift, um<br />

daraus zu trinken, stürzt der<br />

Bär herbei, entreißt es ihm und<br />

trinkt selbst. Kurz darauf stirbt<br />

er. Der König will Rache nehmen;<br />

Hamlet jedoch versucht<br />

ihn davon abzuhalten.<br />

1982 wurde die vom Stockholmer<br />

Schriftsteller Torsten Letser<br />

(geb. 1948) verfasste Fantasie<br />

aus der Kindheit Hamlets<br />

uraufgeführt. Ein wenig philosophisch,<br />

ein wenig pädagogisch,<br />

ein wenig „gendernd“<br />

der Text. Schwungvoll inszeniert<br />

Schilhan. Warum sich<br />

allerdings der arme Bär opfern<br />

muss, will nicht so recht einleuchten.<br />

Info-Material unter 0316 8008<br />

1120 erhältlich.


Nr. 167<br />

JUNI<br />

2005<br />

17<br />

SCHULE<br />

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60 Jahre danach<br />

Begegnung mit<br />

Zeitzeugen des Zweiten<br />

Weltkrieges – ein Schulprojekt<br />

der HAK<br />

Deutschlandsberg.<br />

Am 22. April 2005 fand die lang<br />

erwartete und gut vorbereitete<br />

Projektpräsentation der Broschüre<br />

„60 Jahre danach.<br />

Begegnung mit Zeitzeugen des<br />

Zweiten Weltkrieges“ der<br />

SchülerInnen der 1A und 3B<br />

der HAK/HAS Deutschlandsberg<br />

im Sitzungssaal der BH<br />

Deutschlandsberg statt. Begrüßt<br />

und eingeleitet wurde sie<br />

vom Hausherrn Bezirkshauptmann<br />

HR Dr. Helmut-Theobald<br />

Müller. Er konnte zahlreiche<br />

Ehrengäste willkommen<br />

heißen – ganz besonders herzlich<br />

begrüßte der Bezirkshauptmann<br />

die anwesenden<br />

Zeitzeugen Ottilie Bruder und<br />

Dr. Hans Wilfinger.<br />

Danach erfolgte die interessante<br />

PowerPoint-Präsentation<br />

über 23 Zeitzeugen durch zwei<br />

Schülerinnen der 3BK, Natalie<br />

Neumann und Karin Reiterer.<br />

Musikalisch umrahmte dieses<br />

Projekt Sarah Koch aus der<br />

1AK mit Motiven aus dem Film<br />

„Schindlers Liste“ auf ihrer<br />

Geige.<br />

Die Präsentation brachte<br />

schreckliche Erlebnisse, die<br />

einigen widerfahren waren, ans<br />

Tageslicht. Besonders gespannt<br />

lauschten die Zuschauer, als<br />

Frau Bruder einiges aus ihrer<br />

KZ-Zeit in Ravensbrück<br />

erzählte. Der Grund für ihren<br />

zweijährigen KZ-Aufenthalt<br />

war, dass sie einem polnischen<br />

Zwangsarbeiter Zigaretten<br />

gab. Raphaela Bernhart, Schülerin<br />

der 1AK, führte mit Frau<br />

Bruder dieses interessante<br />

Interview durch.<br />

„,Die Hunde hatten es viel besser<br />

als wir; sie bekamen am<br />

meisten zu fressen ... Die<br />

Gefangenen stahlen sich untereinander<br />

das Essen oder aßen<br />

Gras, um nicht verhungern zu<br />

müssen ... Viele starben an<br />

Krankheiten und Unterernährung<br />

... Täglich rief die Oberaufseherin<br />

einige beim Namen,<br />

die sich dann gegenseitig – zu<br />

ihrer Freude – schlagen mussten<br />

... Als eine Frau zur Notdurft<br />

austreten wollte, hetzte<br />

diese Aufseherin ihren Hund<br />

auf sie, der sie zerfleischte ...<br />

Als sich die Russen zur Befreiung<br />

dem KZ näherten, sperrten<br />

die Aufseher die Baracken ab,<br />

übergossen sie mit Benzin und<br />

setzten diese samt den Häftlingen<br />

in Brand.‘ Frau Bruder legte<br />

sich vorher zwischen die Leichen<br />

und entging so diesem<br />

Spannende Zeitreise<br />

In einer Festveranstaltung in<br />

der Hauptschule Seckau wurde<br />

die Geschichte des Zweiten<br />

Weltkriegs und danach lebendig.<br />

Zeitzeugen berichteten von<br />

ihren dramatischen Erlebnissen.<br />

„Aus alten Nazifahnen<br />

haben wir Dirndlkleider<br />

genäht“, erzählte Rosa Prutti<br />

aus Kobenz. Die SchülerInnen<br />

hörten auch gespannt zu, als<br />

die nun 94-jährige Maria<br />

Kandler, ebenfalls aus Kobenz,<br />

von der schrecklichen Kriegszeit<br />

berichtete: „Zu sechst<br />

waren wir in einem Raum, die<br />

Kinder und ich, da haben wir<br />

Bescheidenheit gelernt, die den<br />

Kindern heute größtenteils<br />

fehlt!“ Johann Schicho aus<br />

Seckau erinnerte sich nur<br />

ungern über den Verlust der<br />

Eigenständigkeit unseres Heimatlandes<br />

durch Einverleibung<br />

in das Deutsche Reich. „Ich<br />

konnte es mit meinem Gewissen<br />

nicht vereinbaren, Menschen<br />

zu töten, die ich nicht<br />

kenne, die mir fremd sind, aber<br />

nicht Feind.“ Er beklagte nicht<br />

nur den Verlust von vielen Verwandten<br />

und Freunden, sondern<br />

auch von sechs Jugendjahren.<br />

Aber auch die SchülerInnen<br />

der HS Seckau befragten ältere<br />

Menschen. So erzählte Großmutter<br />

Maria Hopf ihrer Enkelin<br />

Martina: „Der einstündige<br />

Schulweg wurde meistens barfuß<br />

zurückgelegt. Auch in der<br />

Schule wurde vom Hitlergruß<br />

Gebrauch gemacht und der<br />

Lebenslauf des Führers war zu<br />

lernen.“<br />

Die Oma von Markus Frewein<br />

erinnerte sich aber auch an<br />

etwas Lustiges: „Eines Tages<br />

Morden. Heimgekehrt – ohne<br />

Zähne und Haare, total abgemagert<br />

und unfruchtbar<br />

gemacht – wurde sie von der<br />

eigenen Mutter nicht erkannt.<br />

Die Mutter ist von der Verhaftung<br />

ihrer Tochter bis zu ihrem<br />

eigenen Tod täglich in die Kirche<br />

gegangen, um für ihre<br />

Tochter zu beten. Das hat Frau<br />

Bruder wohl das Leben gerettet.<br />

Dazu kam auch der<br />

Umstand, dass sie in ihrer ärmlichen<br />

Jugend darben musste<br />

und so Entbehrungen und Folter<br />

leichter ertragen konnte.“<br />

Vorbereitet wurde unser Schulprojekt<br />

durch unsere Befragung<br />

der Zeitzeugen und<br />

Sammlung ihrer Erfahrungen<br />

in einer Broschüre. Herbert<br />

Blatnik, Autor des Buches<br />

kam ein Bauer mit seinem Stier<br />

auf den Hauptplatz nach Knittelfeld<br />

und band ihn vor dem<br />

damaligen Gasthof Fladenhofer<br />

an eine Eisenstange fest.<br />

Während der Bauer ein Bier<br />

trank, sah der Stier im Fensterglas<br />

sein Spiegelbild, wurde<br />

wütend, riss sich los und<br />

sprang durch die große Scheibe<br />

ins Gastzimmer. Alle Leute<br />

IST FREI<br />

„Zeitzeugen“, und Franz Temmel<br />

aus Soboth informierten<br />

uns im Unterricht über diese<br />

Zeit. Franz Stelzer, Opa der<br />

Schülerin Kathrin Drausnik,<br />

brachte Anschauungsmaterial<br />

in die Schulstunden mit und<br />

erzählte aus seinem Leben in<br />

dieser schrecklichen Zeit.<br />

Direktor Mag. Eduard Langmann<br />

fasst zusammen: „Wir<br />

stehen im größten Friedensprozess<br />

Europas. Es liegt an uns,<br />

für diesen Frieden, das Glück<br />

und die Geborgenheit zu kämpfen<br />

... Ich danke den SchülerInnen<br />

für ihren wichtigen Beitrag<br />

zu unserem Schulprojekt, das<br />

uns sehr berührt hat und wir<br />

haben gelernt: Nie wieder<br />

Faschismus! Nie wieder<br />

Krieg!“<br />

Sarah Koch, Claudia Hackl, 1AK<br />

stürmten darauf hin schnellstens<br />

ins Freie. Der Stier<br />

beschädigte die ganze Einrichtung.<br />

Erst nach geraumer Zeit<br />

getrauten sich sechs mutige<br />

Männer ins Haus und führten<br />

den Stier ganz stolz hinaus!“<br />

Die Bundeshymne bildete den<br />

Abschluss dieser interessanten,<br />

von HOL Hans Huber organisierten<br />

Veranstaltung.


IST FREI<br />

Erfolgsstory<br />

Im übervollen Festsaal des<br />

Schlosses Pöllau gestalteten<br />

Schülerinnen und Schüler,<br />

Lehrerinnen und Lehrer der<br />

Hauptschule 2 Pöllau eine<br />

Österreich-Revue zum<br />

<strong>Gedenkjahr</strong> 60 Jahre Frieden,<br />

50 Jahre Freiheit mit einer<br />

gelungenen CD-Präsentation,<br />

Schülertexten zur Nachkriegszeit<br />

auf Grundlage von Aussagen<br />

von Zeitzeugen. Die<br />

geschichtliche Revue wurde<br />

präsentiert durch eine ideenreiche<br />

gestylte Modenschau<br />

der vergangenen Jahrzehnte,<br />

durch schwungvolle, gekonnt<br />

einstudierte Tänze, historische<br />

Ansichten vom Pöllauer Tal<br />

und durch die Darstellung der<br />

technischen Entwicklung seit<br />

den 50er-Jahren. Insgesamt<br />

war es ein buntes, abwechslungsreiches,<br />

oft besinnliches<br />

Programm und doch amüsant,<br />

eine reichhaltige Palette in<br />

brillanter Weise präsentiert.<br />

Wir alle an der Hauptschule 2<br />

arbeiten daran, dass die Kinder<br />

die Geschichte nicht nur in<br />

Büchern nachlesen. Wir wollen<br />

sie zum Nachdenken anregen,<br />

das Herz gewinnen mit<br />

gefühlsbetonten Erlebnissen,<br />

mit aktivem Recherchieren,<br />

mit Berichten von Zeitzeugen,<br />

mit Gesprächen und mit der<br />

persönlichen Gestaltung von<br />

Texten über das Alltagsleben<br />

in dieser oft schwierigen Zeit.<br />

Die gesamte Show wurde von<br />

Mag. Franz Ebner und SR<br />

Heribert Hirschegger perfekt<br />

koordiniert.<br />

Eine Zuschaueraussage: „Die<br />

beste Österreich-Revue weit<br />

und breit. Beeindruckend,<br />

berührend, großartig!“<br />

Vergebliche Suche<br />

nach den Tannen<br />

Ich freute mich als kleines<br />

Mädchen sehr auf die Schule<br />

mit den Tannenbäumen. Wieso<br />

Tannenbäume in der Schule<br />

und nicht zu Weihnachten,<br />

werden Sie fragen. Das ist<br />

schnell erklärt. In der Nachbarvilla<br />

wohnte während der<br />

Besatzungszeit ein englischer<br />

Offizier mit seiner Familie. Es<br />

gab drei Töchter: die Schulmädchen<br />

Maureen und Jane<br />

und die kleine Chiny. In unserem<br />

Gartenzaun war ein Loch<br />

und so spielten die zwei Schulkinder<br />

und wir zwei Kleinen<br />

sehr oft miteinander: am liebsten<br />

Schule! Schule stellte ich<br />

mir reizvoll und abenteuerlich<br />

vor, wurden Maureen und Jane<br />

doch täglich vor dem Haus mit<br />

dem „School Bus“ – das war ein<br />

englischer Militärlaster mit<br />

einfachen Holzbänken – direkt<br />

vor der Gartentür abgeholt und<br />

am Nachmittag wieder dorthin<br />

zurückgebracht.<br />

Ja, und dann spielten wir<br />

„Schule“. Das begann immer<br />

mit einem gleichbleibenden<br />

Ritual. Eines der Schulmädchen<br />

trat lächelnd durch das<br />

Gartentor und sagte „Good<br />

morning“. Dann kam die Aufforderung<br />

„Stand straight like<br />

hemlocktrees!“ Ich verstand<br />

natürlich kein einziges Wort,<br />

stand aber – wie ich es von den<br />

englischen Mädchen sah –<br />

„gerade wie ein Tannenbaum“.<br />

Nun kam der Wind und säuselte<br />

und wir Kinder mussten mit<br />

unseren Ärmchen und Fingern<br />

ganz sachte fächeln. Der Wind<br />

wurde stärker, unsere Bewegungen<br />

ebenso. Zuletzt kam<br />

der Sturm. Er entwurzelte die<br />

Bäume und wir kleinen „Schulkinder“<br />

wälzten uns in der<br />

Wiese und konnten gar nicht<br />

aufhören mit dem Lachen – bis<br />

es dann wieder hieß „Stand<br />

straight like hemlocktrees!“.<br />

Dann verebbte und vergluckste<br />

unser Lachen und wir bekamen<br />

andere „Schulaufgaben“ auferlegt.<br />

Sehr freute ich mich auf die<br />

Schule, den Schulbus und<br />

natürlich besonders auf die<br />

Tannenbäume. Ich habe mich<br />

vergeblich auf eine heitere, auf<br />

eine fröhliche Volksschule<br />

gefreut. „Tannenbäume“ hatten<br />

keinen Platz in der leistungsorientierten<br />

Volksschule<br />

der Nachkriegszeit.<br />

Heidrun Gollesch, Graz/Stainz<br />

SCHULE<br />

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Enormes Interesse an Zeitgeschichte<br />

zeigten die SchülerInnen<br />

der Knittelfelder Rosegger-<br />

Hauptschule bei ihrem dreitägigen<br />

Geschichteprojekt zum<br />

<strong>Gedenkjahr</strong> 2005. Vor 60 Jahren<br />

wurde die Republik wiedererrichtet.<br />

Vor 50 Jahren<br />

wurde der Staatsvertrag unterzeichnet.<br />

Nach sieben Jahren<br />

NS-Diktatur und zehn Jahren<br />

alliierter Besatzung wurde<br />

Österreich souverän. Vor zehn<br />

Jahren trat Österreich der<br />

Europäischen Union bei: ein<br />

würdiger Anlass für die Roseggerhauptschule,<br />

sich intensiv<br />

mit österreichischer Zeitgeschichte<br />

auseinanderzusetzen<br />

mit dem Ziel, der Jugend nahe<br />

zu bringen, was es bedeutet, 60<br />

Jahre in Frieden und Freiheit<br />

in einem der reichsten Länder<br />

Europas zu leben.<br />

Dabei durfte natürlich die eindrucksvolle<br />

Dokumentation<br />

von Hugo Portisch genau so<br />

wenig fehlen wie eine sehenswerte,<br />

von den Schülern<br />

zusammengetragene kleine<br />

Ausstellung zur Geschichte des<br />

Alltags. Mit großer Begeisterung<br />

lauschten die Jugendlichen<br />

den Erzählungen der<br />

Zeitzeugen und lernten<br />

dadurch die Sorgen und Nöte<br />

der Bevölkerung in den letzten<br />

Kriegsmonaten kennen. Sie<br />

setzten sich mit Literatur und<br />

bildender Kunst der Nachkriegszeit<br />

auseinander und versuchten<br />

sich als Dichter und<br />

18<br />

Nr. 167<br />

JUNI<br />

2005<br />

Drei-Tage-Erlebnis<br />

Zeitgeschichte …<br />

Maler. Musikalisch und tänzerisch<br />

wurde der Aufbruchsstimmung<br />

der „Wilden Fünfzigerjahre“<br />

nachgespürt.<br />

Ein Besuch im Stadtarchiv<br />

Knittelfeld veranschaulichte<br />

eindrucksvoll das furchtbare<br />

Elend des Krieges einerseits,<br />

zählte aber andererseits die<br />

wichtigsten Stationen des<br />

erfolgreichen Wiederaufbaus in<br />

Knittelfeld auf. Auch der Wissensstand<br />

der Knittelfelder<br />

Bevölkerung zu den Jahren<br />

1945, 1955 und 1995 wurde<br />

durch Interviews abgefragt;<br />

das Ergebnis sprach nicht<br />

immer für die Erwachsenen.<br />

Die Schüler und Schülerinnen<br />

verfolgten das Ringen um den<br />

Staatsvertrag und setzten sich<br />

mit seinen wichtigsten Artikeln<br />

auseinander. Auch der<br />

aktuelle Bezug zur Ortstafelproblematik<br />

wurde hergestellt.<br />

Sehr betroffen machte sie der<br />

Spielfilm „Sophie Scholl“, der<br />

stellvertretend für den Widerstand<br />

gegen das NS-Regime im<br />

Dieselkino gezeigt wurde.<br />

Die Roseggerschule leistete mit<br />

diesem Projekt, an dem alle<br />

Lehrer und Lehrerinnen engagiert<br />

beteiligt waren, einen<br />

wesentlichen Beitrag zur<br />

Demokratieerziehung und historischen<br />

Bewusstseinsbildung<br />

unserer Jugend, denn natürlich<br />

können wir aus der Vergangenheit<br />

nicht leben, aber wir müssen<br />

sie verstehen und daraus<br />

lernen.


Nr. 167<br />

JUNI<br />

2005<br />

19<br />

SCHULE<br />

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Zeitgeschichte erzählt<br />

Im Rahmen des heurigen<br />

<strong>Gedenkjahr</strong>es nahmen die<br />

Mädchen der 3. a, 3. b und 4. c<br />

HS Ursulinen an einem Projekt<br />

teil, bei dem sie anhand eines<br />

Fotos mit Groß- oder Urgroßeltern<br />

über die Zeit des Kriegsendes<br />

bis zum Staatsvertrag sprechen<br />

sollten. Dieses Gespräch<br />

der Generationen war deshalb<br />

besonders spannend, weil viele<br />

SchülerInnen Geschichte(n)<br />

hörten, die sie bisher nicht<br />

kannten ...<br />

Alarm<br />

„Am Ende der Kriegszeit, als<br />

die Schwestern meiner Oma<br />

noch klein waren, wurde Graz<br />

von den Russen besetzt. Beinahe<br />

jede Familie, die mehrere<br />

Räumlichkeiten zu Verfügung<br />

hatte, bekam ein paar Soldaten<br />

zugeteilt. Obwohl die Familie<br />

meiner Großmutter nur zwei<br />

Räume bewohnte, musste sie<br />

einen davon hergeben. Mehrere<br />

russische Soldaten wurden in<br />

ihrem zweiten Raum untergebracht.<br />

Dafür, dass sie eigentlich<br />

Feinde waren, waren sie<br />

sehr nett. Sie spielten mit den<br />

Kindern und brachten Lebensmittel,<br />

die meine Urgroßmutter<br />

verkochen sollte, sie soll sehr<br />

gut gekocht haben. Die Familie<br />

durfte von allen Speisen mitessen.<br />

Alle waren sehr erleichtert,<br />

dass sie es mit ihren Besatzern<br />

so gut getroffen hatten. Doch<br />

eines Tages begannen die Soldaten<br />

im benachbarten Hallerschlosspark<br />

ein großes Loch<br />

auszuheben. Unter den Nachbarn<br />

kursierte das Gerücht,<br />

dass die Russen ein Massengrab<br />

schaufelten, um alle zu erschie-<br />

ßen und dann hineinzuwerfen.<br />

Meine Urgroßmutter und meine<br />

Tanten konnten es gar nicht<br />

glauben: Sollten diese vorher so<br />

freundlichen Männer wirklich<br />

so etwas Fürchterliches mit<br />

ihnen vorhaben? Doch als die<br />

Soldaten zu ihnen kamen und<br />

sie aufforderten, ihnen in den<br />

Park zu folgen, waren auch sie<br />

starr vor Entsetzen. Als sie im<br />

Park ankamen, fiel ihnen vor<br />

Erleichterung ein Stein vom<br />

Herzen: In der großen Grube<br />

war kein Massengrab, sondern<br />

eine Miniaturstadt, die die Soldaten<br />

zum Spielen für die Kinder<br />

gebaut hatten.“<br />

Florentine Frantz, 3.a HS<br />

Krank sein im Krieg<br />

„Die Nachkriegszeit war am<br />

schwersten, wenn man krank<br />

war, was auf den Bruder meiner<br />

Oma leider zutraf. Er<br />

bekam eine Lungenentzündung,<br />

musste mit einem Pferdefuhrwerk<br />

ins Krankenhaus<br />

gebracht und das Penicilin aus<br />

Wien organisiert werden. Diese<br />

Aufgabe übernahm zum Glück<br />

ein bekannter Arzt der Familie.<br />

Auf dem Foto unten sind meine<br />

Großmutter und ihr Bruder an<br />

dem Tag zu sehen, an dem der<br />

Bub aus dem Krankenhaus zu<br />

Fuß nach Hause kam. Er musste<br />

sofort helfen, die Schafe zu<br />

hüten. Seine Kleidung war alt,<br />

aber warm. Er trug einen<br />

Schafwollpulli und Schuhe,<br />

was im Sommer so gut wie nie<br />

vorkam.<br />

Die Kleider meiner Großmutter<br />

wurden in Handarbeit aus<br />

Schürzen ihrer Mutter gefertigt.<br />

Die Hose ihres Bruders<br />

IST FREI<br />

war von der Klinik gespendet<br />

worden.“ Tina Gutschi, 3.a HS<br />

Meine Oma erzählt<br />

„Als der Krieg im Mai 1945<br />

endlich aus war, wohnte meine<br />

Oma gerade in Trieben in der<br />

Obersteiermark. Alle waren<br />

sehr froh. Plötzlich kamen drei<br />

große Panzer aus Russland,<br />

obwohl es geheißen hatte, dass<br />

der Krieg zu Ende sei. Geschäfte<br />

und Schulen waren geschlossen,<br />

man konnte nur auf dem<br />

Bahnhof Brot und Milch kaufen.<br />

Drei Monate blieben die<br />

Panzer, dann zogen sie ab.<br />

Damals arbeitete meine Oma<br />

im Postamt Rottenmann als<br />

Buchhaltungslehrling. Sogar<br />

1946 war noch keine Berufsschule<br />

offen. Aber 1947<br />

benachrichtigte man aus Graz<br />

die Leute, dass die Landfrauen-Schule<br />

Haidegg eröffnet<br />

wurde. Meine Oma trat ein,<br />

aber als sie auf dem Bahnhof in<br />

Graz ankam, sah sie Schreckliches:<br />

zerbombte Häuser und<br />

nichts als Schutthäufen. Mit<br />

der Straßenbahn kam sie bis St.<br />

Leonhard, von da musste sie<br />

aber fast eine Stunde zu Fuß bis<br />

Haidegg gehen. In der Schule<br />

wurden jeweils 28 Mädchen in<br />

Vierergruppen eingeteilt. Am<br />

Vormittag arbeiteten sie in<br />

ihren Gruppen, nachmittags<br />

hatten sie gemeinsam Unterricht.<br />

Nach 50 und 55 Jahren<br />

gab es ein Klassentreffen. Dort<br />

trafen sich die Freundinnen<br />

und erzählten über ihr jetziges<br />

Leben als alte Damen.“<br />

Agnes und Elisabeth Oleschak,<br />

3.a HS


LAST, BUT NOT LEAST<br />

IM RECHTECK<br />

Wiederholt werden wir an<br />

Polytechnischen Schulen<br />

gebeten, SchülerInnen im<br />

freiwilligen 10. Schuljahr<br />

aufzunehmen, weil sie keine<br />

Lehrstelle finden. Wir tragen<br />

diesen Wünschen Rechnung,<br />

um zu verhindern,<br />

dass die Jugendlichen auf<br />

der Straße stehen. Leider<br />

passiert es immer häufiger,<br />

dass diese SchülerInnen<br />

sich nicht an unser Ordnungssystem<br />

halten. Sie<br />

kommen und gehen, wann<br />

sie wollen, fehlen tagelang,<br />

stören den Unterricht,<br />

demotivieren ihre MitschülerInnen<br />

und nerven meine<br />

KollegInnen. Wie kann man<br />

diese freiwillig (!) aufgenommenen<br />

Schüler wieder<br />

los werden?<br />

Direktor einer PTS<br />

Gemäß § 19 Abs. 2 des<br />

Schulpflichtgesetzes sind<br />

Schüler, die nach Erfüllung<br />

ihrer allgemeinen Schulpflicht<br />

die Polytechnische<br />

Schule noch nicht besucht<br />

haben – ohne Rücksicht<br />

darauf, ob sie das Lehrziel<br />

der Volks-, Haupt- oder<br />

Sonderschule erreicht<br />

haben – berechtigt, die<br />

Polytechnische Schule in<br />

dem der Beendigung ihrer<br />

allgemeinen Schulpflicht<br />

unmittelbar folgenden<br />

Schuljahr zu besuchen.<br />

Schüler/Schülerinnen, für<br />

die diese Voraussetzungen<br />

vorliegen, haben somit<br />

einen Rechtsanspruch, im<br />

10. Schuljahr an einer Polytechnischen<br />

Schule aufgenommen<br />

zu werden. Diese<br />

Schüler/innen haben<br />

grundsätzlich dieselben<br />

Rechte und Pflichten wie<br />

schulpflichtige<br />

Schüler/innen und es sind<br />

bei einem Fehlverhalten<br />

auch die gleichen Erzie-<br />

§<br />

hungsmittel bzw. erzieherischen<br />

Maßnahmen anzuwenden.<br />

Lediglich hinsichtlich<br />

eines etwaigen<br />

Schülerausschlusses gemäß<br />

§ 49 Abs. 1, letzter Satz, des<br />

Schulunterrichtsgesetzes<br />

liegt insofern eine Erleichterung<br />

vor, als natürlich die<br />

„Erfüllung der Schulpflicht“<br />

(mangels Schulpflicht)<br />

nicht mehr gesichert<br />

sein muss. Gleiches<br />

gilt für Schüler/innen, die<br />

gemäß § 32 Abs. 2a des<br />

Schulunterrichtsgesetzes<br />

die Polytechnische Schule<br />

besuchen. Nach dieser<br />

Bestimmung dürfen Schüler/innen,<br />

die während der<br />

Schulpflicht oder nach Weiterbesuch<br />

der Schule in<br />

einem freiwilligen zehnten<br />

Schuljahr (§ 19 Abs. 1 des<br />

Schulpflichtgesetzes 1985)<br />

die 4. Klasse der Hauptschule<br />

oder die Polytechnische<br />

Schule nicht erfolgreich<br />

abgeschossen haben,<br />

in einem freiwilligen zehnten<br />

bzw. elften Schuljahr<br />

die Hauptschule oder die<br />

Polytechnische Schule mit<br />

Zustimmung des Schulerhalters<br />

und mit Bewilligung<br />

der Schulbehörde erster<br />

Instanz besuchen, sofern sie<br />

zu Beginn des betreffenden<br />

Schuljahres das 18. Lebensjahr<br />

noch nicht vollendet<br />

haben. Die „Freiwilligkeit“<br />

bezieht sich hierbei lediglich<br />

auf die Entscheidung<br />

des Schülers/der Schülerin<br />

zum Besuch der Schule,<br />

nicht auf die Entscheidung<br />

der Schule, den Schüler/die<br />

Schülerin aufzunehmen.<br />

Die Schule ist zur Aufnahme<br />

verpflicht, sofern die<br />

Voraussetzungen nach § 32<br />

Abs. 2a des Schulunterrichtsgesetzes<br />

erfüllt werden.<br />

Mag. Engelbert Wippel<br />

Sie haben Fragen in<br />

rechtlichen Angelegenheiten die Schule<br />

betreffend? Wir antworten prompt. Teilen Sie uns Ihr<br />

rechtliches Problem mit: heinz.zechner@stmk.gv.at<br />

SCHULE<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Das Meer im Zimmer<br />

Von Tintenschnecken und Muscheltieren<br />

Schnecken, Muscheln und Tintenfische. Eines haben diese<br />

auf den ersten Blick so unterschiedlichen Tiere gemeinsam:<br />

sie gehören alle zum Tierstamm der Mollusken (Weichtiere).<br />

Und mit ihnen noch viele andere, weit weniger bekannte Tiere.<br />

Die diesjährige Sonderausstellung widmet die Zoologie<br />

diesen Tieren. Anhand verschiedenster Objekte, sowie mehrerer<br />

Mittelmeer-Aquarien wird das Thema den Besuchern<br />

nähergebracht.<br />

Lernen Sie unseren Octopus persönlich kennen! Beobachten<br />

Sie Austern und andere Muscheln in ihrer natürlichen Umgebung!<br />

Staunen Sie auch über die nicht zu den Weichtieren<br />

gehörenden Bewohner unserer Aquarien (Seesterne, Seeigel,<br />

Krebse und viele mehr)!<br />

Mittelmeer-Aquarien finden sich übrigens nicht zum ersten<br />

Mal im Joanneum. Bereits von 1899 bis 1907 entführte der<br />

damalige Kustos Gottlieb Marktanner Turneretscher die<br />

Besucher in die geheime Welt des Mittelmeers.<br />

Angebot für Kindergärten und Schulen:<br />

Führungen für alle Altersstufen (Dauer: ca. 60 min.)<br />

Workshop (Dauer: ca. 60 min.): Der Workshop ist im<br />

Anschluss an die Führung buchbar. Je nach Altersstufe wird<br />

gebastelt (Aquarien für die Fensterscheibe, Bilderrahmen,<br />

Mobile, Serviettenringe, Teelichthalter, Tintenfische etc.),<br />

gerätselt oder ein Mollusken-Quiz veranstaltet.<br />

Wir möchten Sie herzlich einladen, diese Ausstellung mit<br />

Ihren SchülerInnen zu besuchen.<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />

Zoologie am Landesmuseum Joanneum<br />

Raubergasse 10, 8010 Graz<br />

T: 0316/8017-9760<br />

www.museum-joanneum.at<br />

13. Mai – 1. November 2005<br />

Di. – So. 9-16 Uhr<br />

Führungsanmeldung unter T: 0316/8017-9716<br />

Eintrittspreis: EUR 0,75/Schüler, EUR 1,50/Schüler (inkl. Führung), EUR<br />

4,00/Schüler (inkl. Führung u. Workshop)<br />

20<br />

Nr. 167<br />

JUNI<br />

2005<br />

P. R.

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