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Lesen Sie auf Seiten 2 u. 6/7 - Landesschulrat Steiermark

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Nr. 148<br />

OKTOBER<br />

2003<br />

Schulcharta weist Weg<br />

<strong>Lesen</strong> <strong>Sie</strong> <strong>auf</strong> <strong>Seiten</strong> 2 u. 6/7<br />

www.diiescchule-sttmk..ccom


PRÄSIDIAL SCHULE 2<br />

Ein wichtiger Impuls für<br />

die pädagogische Schulentwicklung:<br />

DR. HORST LATTINGER<br />

Die Anzahl der wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen und<br />

Umfragen zum Thema Schulqualität,<br />

zur Frage „Was<br />

macht eine Schule zu einer<br />

guten Schule?“ sind mittlerweile<br />

Legion. Ausgelöst wurde<br />

dieser Boom u. a. durch den<br />

OECD-Bericht „Schools and<br />

Quality“, in dem zehn Merkmale,<br />

„Characteristics of effective<br />

schools“, <strong>auf</strong>gezählt werden<br />

und Nr. 7 lautet: „A high<br />

level of parental involvement<br />

and support“. Wie im OECD-<br />

Bericht findet sich in allen<br />

Veröffentlichungen – trotz<br />

aller Unterschiedlichkeit – als<br />

ein Merkmal guter Schulen die<br />

funktionierende Kooperation<br />

aller Beteiligten und Betroffenen.<br />

Damit sind in erster Linie die<br />

Lehrer, Eltern und Schüler,<br />

also die Schulgemeinschaft,<br />

gemeint, darüber hinaus<br />

gehört dazu aber auch das<br />

Umfeld der Schule – Schulerhalter,<br />

Behörden, Sponsoren<br />

etc.<br />

Der Salzburger Erziehungswissenschaftler<br />

Volker Krumm<br />

stellt in seinem Aufsatz<br />

„Schulleistung – auch eine<br />

Leistung der Eltern“ (in:<br />

„Schulqualität“, Bd. 14 der<br />

Reihe Bildungsforschung und<br />

Bildungspolitik, Studien Verlag)<br />

Folgendes fest: „Eltern<br />

haben in den letzten Jahrzehnten<br />

mehr und mehr gelernt,<br />

sich zu artikulieren, wenn sie<br />

vermuten, dass es in der Schule<br />

Probleme gibt, dass die Lehrer<br />

ihres Kindes nicht so<br />

unterrichten, wie sie es für<br />

richtig halten. Aber haben sie<br />

auch gelernt, sich durchzuset-<br />

Steirische<br />

Schul-<br />

Charta<br />

zen, wenn es erforderlich ist?<br />

Haben die Lehrer gelernt,<br />

zuzuhören und Vorschläge und<br />

Kritik zu akzeptieren?“<br />

Das an zwei steirischen AHS<br />

mit Ludwig Kapfer und Landesschulinspektor<br />

Robert Hinteregger<br />

durchgeführte Pilotprojekt<br />

„Human Energy“<br />

beeindruckte den damals für<br />

das Pflichtschulressort zuständigen<br />

Landesrat Hermann<br />

Schützenhöfer so sehr, dass er<br />

das Projekt „Steirische<br />

Schulcharta“ initiierte, das<br />

sich, nicht zuletzt dank der<br />

engagierten Mitarbeit vieler<br />

Schulen und der professionellen<br />

Arbeit im Projektteam, zu<br />

einem sehr wichtigen Beitrag<br />

für die pädagogische Schulentwicklung<br />

in der <strong>Steiermark</strong><br />

entwickelte.<br />

In der vom <strong>Landesschulrat</strong> an<br />

alle Schulen ergangenen so<br />

genannten Grundsatzerklärung<br />

und in einer Reihe von<br />

Projekten und Aktionen in den<br />

verschiedenen Schularten<br />

stand ja stets das Bemühen im<br />

Vordergrund, von einer Anordnungskultur<br />

zu einer Vereinbarungskultur<br />

zu kommen. Die<br />

Früchte dieser vor allem von<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

den für das regionale Bildungsmanagementzuständigen<br />

Schulinspektorinnen und<br />

Schulinspektoren getragenen<br />

Entwicklung sind Leitbilder<br />

und Schulprogramme an sehr<br />

vielen steirischen Schulen.<br />

Mit der Schulcharta eröffnet<br />

sich nun den Schulen die Möglichkeit,<br />

mit einem sehr gut<br />

durchdachten Instrument das<br />

in die Praxis umzusetzen, was<br />

in Leitsätzen vielfach bereits<br />

vereinbart wurde.<br />

Als Amtsführender Präsident<br />

des <strong>Landesschulrat</strong>es bin ich<br />

dem Bildungsressort des Landes<br />

unter Landesrätin Mag.<br />

Edlinger-Ploder sowie Ludwig<br />

Kapfer und seinem Team sehr<br />

dankbar für diese Unterstützung.<br />

Gleichzeitig möchte ich die<br />

Schulgemeinschaften der mittleren<br />

und höheren Schulen<br />

<strong>auf</strong>fordern, sich ebenfalls der<br />

Schulcharta, gegebenenfalls<br />

mit gewissen Adaptierungen,<br />

zu bedienen.<br />

The<br />

Finnish<br />

Education<br />

System<br />

Basic education<br />

The Finnish school system<br />

does not have any actual<br />

pre-schools, but pre-school<br />

teaching is provided at<br />

schools and daycare<br />

centres. Pre-school<br />

teaching means education<br />

provided in the year before<br />

children start comprehensive<br />

school. The aim is to<br />

improve children’s capacity<br />

for learning. In practice,<br />

children are taught new<br />

facts and new skills<br />

through play.<br />

There is legislation which<br />

requires all municipalities<br />

to provide pre-school<br />

teaching free of charge to<br />

all children aged six, but<br />

participation in such<br />

teaching is voluntary. Most<br />

The<br />

International<br />

Corner<br />

NR. 148<br />

OKTOBER<br />

2003<br />

Mi fragt aber kaner, ob<br />

i wirklich den ganzen<br />

Tag in der Schul’ sein<br />

wüll …<br />

six-year-olds now go to<br />

pre-school.<br />

Compulsory education in<br />

Finland really starts with<br />

comprehensive school,<br />

which generally starts in<br />

the year children turn<br />

seven. Comprehensive<br />

school is a nine-year system<br />

providing education for all<br />

children of compulsory<br />

school age. Every Finnish<br />

citizen is required to<br />

complete this education.<br />

Comprehensive school lasts<br />

for nine years and ends<br />

once a young person has<br />

completed the curriculum<br />

of the comprehensive<br />

school or when ten years<br />

have passed since the start<br />

of their compulsory<br />

education.


NR. 148<br />

OKTOBER<br />

2003<br />

3<br />

Aus dem Inhalt<br />

S. 10a–11<br />

S. 12–15<br />

S. 16–19<br />

SOMMER.BILDUNG nennt sich<br />

das Fortbildungsprogramm der<br />

steirischen Religionslehrer. –<br />

Einen neuer Fachinspektor für<br />

Religion für die Berufsschulen<br />

stellt sich vor. – Die Schulschwestern<br />

feiern im Jahr der<br />

Bibel das zehnjährige Bestehen<br />

ihrer zentralen Bibliothek.<br />

Kunterbuntes aus dem steirischen<br />

Schulleben. Wer weiß<br />

etwa, was ein Steckerlbrot ist.<br />

Wie erzeugt man Waldgeräusche?<br />

– Eine Fahrradschule zur<br />

Sicherheit der Kinder bietet<br />

sich an. – Fledermäuse beherrschen<br />

einen Schichtturm.<br />

„<strong>Lesen</strong> <strong>Sie</strong> sich das an!“<br />

Vor den Vorhang, die Theatersaison<br />

ist eröffnet und traditionell<br />

hat Alexander Loretto wieder<br />

seinen Beobachtungsposten<br />

nahe den Welt bedeutenden<br />

Brettern eingenommen. – Der<br />

Buchklub der Jugend zieht<br />

Bilanz. – Steine werden ins Rollen<br />

gebracht …<br />

Sehr geehrte BezieherInnen der<br />

„Schule“! Sollten <strong>Sie</strong> zu viele Exemplare<br />

der „Schule“ Ihr Eigen nennen,<br />

geben <strong>Sie</strong> diese bitte an interessierte<br />

Eltern Ihrer SchülerInnen weiter.<br />

Womit diese auch zu wichtigen Informationen<br />

Zugang erhalten.<br />

Wir danken Ihnen dafür im Voraus!<br />

IMPRESSUM: Verleger und Herausgeber: <strong>Landesschulrat</strong> für <strong>Steiermark</strong>. – Redaktion: BSI Heinz<br />

Zechner, Bezirksschulrat, 8430 Leibnitz, Kadagasse 12; Werner Egger (Redaktion), Am Langedelwehr<br />

26, 8010 Graz; Edith Weichelbauer-Lichtenegger (Inserate, Abonnements), LSR f.<br />

Stmk., Tel. 0316/345-221/110. – Satz beigestellt. – Herstellung: Medienfabrik Graz.<br />

E-Mail: heinz.zechner@stmk.gv.at – werner.egger@kleinezeitung.at – edith.weichelbauer@lsrstmk.gv.at<br />

– Internet: http://www.lsr-stmk.gv.at und http://www.dieschule-stmk.com<br />

Bei Unzustellbarkeit die Zeitung bitte an die Medienfabrik, 8010 Graz, Hofgasse 15, zurücksenden!<br />

Bezugsbedingungen: Die Zeitschrift „Schule“ und das Verordnungsblatt des <strong>Landesschulrat</strong>es<br />

für <strong>Steiermark</strong> werden allen Pflichtbeziehern (Bezirksschulräten, Schulleitungen und Direktoren<br />

aller öffentlichen und mit dem Öffentlichkeitsrecht ausgestatteten Unterrichtsanstalten)<br />

von Amts wegen zugestellt, die Bezugsgebühr ist aber zu entrichten. Die Zeitschrift „Schule“<br />

und das Verordnungsblatt werden auch im Jahresbezug an alle Lehrpersonen des Ruhestandes,<br />

an Dienststellen, Vereine, Körperschaften, Firmen und sonstige Interessenten <strong>auf</strong> Bestellung<br />

abgegeben. Der Bezugspreis beträgt derzeit € 55,–. Die Bestellung nimmt die Medienfabrik<br />

Graz, Hofgasse 15, 8010 Graz, Frau Zierler, Tel. 0316/8095-18, entgegen.<br />

Adressenänderungen bitte an: Büro des LSR-Präsidenten, Tel. 0316/345-221oder 110!<br />

SCHULE<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Liebe<br />

Leserin!<br />

Lieber<br />

Leser!<br />

it einem Fest hat das neue<br />

M steirische Schuljahr begonnen:<br />

Am Samstag vor Schulbeginn<br />

wurde in der Grazer Stadthalle<br />

die Steirische Schulcharta aus<br />

der T<strong>auf</strong>e gehoben. Eine überaus<br />

große Zahl von Gästen war<br />

gekommen – LehrerInnen, DirektorInnen,<br />

Damen und Herren der<br />

Schul<strong>auf</strong>sicht, Verantwortliche aus<br />

der Politik und dem öffentlichen<br />

Leben. Auch Eltern waren schulpartnerschaftlich<br />

vertreten. Die<br />

zuständige Landesrätin, Mag.<br />

Kristina Edlinger-Ploder, konstatierte<br />

in ihrer Begrüßungsrede eine<br />

fröhliche Aufbruchstimmung mit<br />

viel positiver Energie, wie auch sie<br />

sich die Stimmung zum Schulbeginn<br />

wünschte.<br />

Seriöse Arbeit<br />

Vor zwei Jahren initiierte Landesrat<br />

Schützenhöfer die Erarbeitung<br />

der Charta. In 60 Schulpartnerdiskussionen<br />

wurden dar<strong>auf</strong> hin Meinungen<br />

und Argumente gesammelt,<br />

67 steirische Schulen brachten<br />

Beiträge ein. Unter der<br />

Federführung von LSI Hermann<br />

Zoller und Ludwig Kapfer fasste<br />

das hoch karätige Projektteam die<br />

vielen Ideen zu neun Themen<br />

zusammen. Ein Redaktionsteam<br />

rang wochenlang um die richtigen<br />

Worte und Sätze, die jetzt in einer<br />

ansprechenden Broschüre vorliegen<br />

– folgerichtig als „Arbeitsbuch“<br />

konzipiert. Die einzelnen<br />

Schulen sind eingeladen, die neun<br />

Thesen in ihren schulpartnerschaftlichen<br />

Gremien zu diskutieren<br />

und zu bearbeiten. Das ist ein<br />

großartiges Beispiel seriöser<br />

Schulentwicklung. Die Steirische<br />

Schulcharta wird daher in diesem<br />

Herbst das Schwerpunktthema<br />

unserer Zeitschrift sein.<br />

Ärgerlich<br />

Das Gegenteil von seriöser Arbeit<br />

scheinen mir die alljährlichen Versuche<br />

von Politikern der zweiten<br />

und dritten Reihe, sich zum<br />

Schluss und zu Beginn des Schuljahres<br />

mit unqualifizierter Kritik an<br />

Schule und LehrerInnen zu profilieren.<br />

Wegen des „Sommerlochs“<br />

wird ihnen auch noch ausreichend<br />

Platz in den Medien eingeräumt.<br />

Besonders irritierend, dass der<br />

frühere <strong>Landesschulrat</strong>spräsident<br />

Bernd Schilcher den Bezug zur<br />

Schule offensichtlich verloren hat<br />

und in den Medien ein Schülerbeispiel<br />

(„Nennen wir ihn Hans ...“)<br />

konstruiert, das es so heute nicht<br />

mehr gibt (Kleine Zeitung vom 8.<br />

9. 2003). Wo er in der steirischen<br />

Schule ein „desorganisiertes<br />

Mischmasch“ ortet, ist mir ein<br />

Rätsel. Seine Aussage, die Unterrichtseinteilung<br />

folge nicht<br />

pädagogischen Überlegungen,<br />

sondern ausschließlich den<br />

Bedürfnissen der Lehrer, ist falsch<br />

und kränkt alle Verantwortlichen<br />

zutiefst.<br />

Offene Diskussion<br />

Selbstverständlich müssen geänderte<br />

gesellschaftliche Bedingungen<br />

und daraus resultierende<br />

Anforderungen an die Schule<br />

offen und tabulos diskutiert werden.<br />

Ich trete dafür ein, dass diese<br />

Diskussion von Fachleuten und<br />

Schulpartnern geführt wird und<br />

stelle dafür gerne auch Platz in<br />

unserer Zeitschrift zur Verfügung.<br />

Allerdings fehlen mir in der medialen<br />

Diskussion der letzten Wochen<br />

grundlegende Überlegungen: Wer<br />

wird für die Finanzierung der<br />

Ganztagsschule <strong>auf</strong>kommen? Die<br />

vermehrte Anzahl von Unterrichtsund<br />

Betreuungsstunden wird<br />

natürlich vermehrte Kosten verursachen.<br />

Wer wird für das Mittagessen<br />

<strong>auf</strong>kommen? Wer wird die<br />

notwendigen Adaptierungen der<br />

Schulhäuser finanzieren, um ein<br />

Mittagsmahl im ansprechenden<br />

Rahmen zu ermöglichen? Wer<br />

wird die notwendige Infrastruktur<br />

schaffen, wenn LehrerInnen in<br />

Zukunft auch ihre Planungs- und<br />

Nachbereitungsarbeit in der Schule<br />

erledigen sollen? Was ist mit<br />

den vielen Familien (vor allem <strong>auf</strong><br />

dem Land), wo durchaus jemand<br />

zu Hause ist, wenn die Kinder zu<br />

Mittag heimkommen? Wer wird in<br />

Zukunft unsere Musikschulen, die<br />

Ballettinstitute, die Reitställe usw.<br />

besuchen? Wann werden unsere<br />

zukünftigen Fußballstars ihr Training<br />

in den tausenden Sportvereinen<br />

absolvieren? Und: Ist die<br />

ganztägige Betreuung der Kinder<br />

nicht eher ein Problem des Kindergartens<br />

und der Volksschule?<br />

Was nützt den berufstätigen Eltern<br />

die Betreuung der Zehn- bis 14-<br />

Jährigen, wenn sie nicht wissen<br />

wohin mit den Drei- bis Neunjährigen!?<br />

Heinz J.Zechner<br />

heinz.zechner@stmk.gv.at


GESPRÄCH SCHULE<br />

Eleonore Sander, Jahrgang<br />

1952, besuchte bis zur zehnten<br />

Klasse die polytechnische<br />

Oberschule (POS) und kam<br />

dann an die Pädagogische<br />

Hochschule Mühlhausen/<br />

Erfurt, wo sie die Lehrbefähigung<br />

für die Fächer Mathematik<br />

und Physik an allen Schulen<br />

der DDR erlangte. <strong>Sie</strong> trat<br />

1973 ihren Dienst in Berlin an<br />

der POS an; sie unterrichtete<br />

die Klassen 5 bis 10 und war<br />

von 1984bis 1989 Fachberater<br />

im Kreis. Seit 1991 unterrichtet<br />

sie an einem Gymnasium,<br />

ihre Schwerpunkttätigkeit<br />

liegt seit 6 Jahren im Grundund<br />

Leistungskurs Mathematik<br />

(Klassen 11–13).<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

4<br />

NR. 148<br />

OKTOBER<br />

2003<br />

Lehrer vor und nach der<br />

Wende<br />

Gertraud Glabischnig im Gespräch mit einer von der<br />

Wende 1989 in der ehemaligen DDR betroffenen Lehrerin<br />

über deren Erfahrungen im kommunistischen und im<br />

westlich-demokratischen Schulsystem.<br />

<strong>Sie</strong> haben Ihren Dienst noch<br />

im ehemaligen Ostdeutschland<br />

angetreten – wie waren damals<br />

die Arbeitsbedingungen?<br />

Die außerunterrichtlichen<br />

Belastungen waren damals<br />

sehr hoch, weil es viele verordnete<br />

Veranstaltungen politischer<br />

Art mit Schülern und<br />

Lehrern gab. Außerdem mussten<br />

gemeinnützige Arbeiten<br />

mit den Schülern durchgeführt<br />

werden – wie zum Beispiel Altstoffsammlungen<br />

und andere<br />

Arbeitseinsätze.<br />

Pro Schuljahr und Elternhaus<br />

waren zwei Elternbesuche verordnet<br />

und dann war da noch<br />

die ständige Beantwortung der<br />

Frage „Wie bringe ich die<br />

kommunistischen Ideale und<br />

Ziele im Unterricht unter?“<br />

Unterscheidet sich die Ausbildung<br />

der Lehrer heute von<br />

ihrer eigenen?<br />

Ja, mit Sicherheit. Es gibt keine<br />

Mindeststudienzeit mehr<br />

und Marxismus-Leninismus ist<br />

kein Pflichtfach mehr. Von der<br />

fachlichen Seite ist der Unterschied<br />

aber trotzdem nicht<br />

sehr groß, weil nach der Wende<br />

uns Ostlehrern die Lehrbefähigung<br />

aberkannt wurde.<br />

Ich durfte (mehr oder weniger<br />

freiwillig) mit 44 Lebens- und<br />

22 Dienstjahren durch ein<br />

erneutes Studium über zwei<br />

Jahre die Lehrbefähigung für<br />

das Fach Mathematik für die<br />

Sekundarstufe II noch einmal<br />

machen (jeden Samstag acht<br />

Stunden und während der<br />

Ferien). Und das mit den gleichen<br />

Inhalten und teilweise bei<br />

denselben Professoren wie vor<br />

1990 ...<br />

Für mein Zweitfach Physik<br />

war mir das dann zu viel, weil<br />

ich nach westlichem Recht mit<br />

28 Dienstjahren noch immer<br />

keine abgeschlossene Ausbildung<br />

gehabt hätte. Ich hätte<br />

nach Abschluss meines Zusatzstudiums<br />

nämlich noch eine<br />

Referendarzeit anhängen müssen!<br />

Könnten <strong>Sie</strong> uns einen kurzen<br />

Überblick über das Schulsystem<br />

in Ihrem Bundesland<br />

geben?<br />

Natürlich. Es gibt die Grundschule<br />

mit den Klassen 1 bis 6.<br />

Für die Klassen 7 bis 10<br />

besucht man eine Realschule<br />

oder eine Gesamtschule bzw.<br />

für die Klassen 7 bis 13 eine<br />

Gesamtschule mit gymnasialer<br />

Oberstufe oder ein Gymnasium.<br />

Das Abitur ist also mit 19<br />

vorgesehen.<br />

Es gibt aber Modellversuche<br />

mit Gymnasien mit so genannten<br />

„Schnellläuferklassen“<br />

(Klassen 5 bis 13), das achte<br />

Schuljahr wird übersprungen,<br />

daher macht man das Abitur<br />

mit 18. Außerdem haben wir<br />

natürlich die Berufsbildenden<br />

Schulen, die zu Lehrberufen<br />

ausbilden, bzw. die Berufsvorbereitenden<br />

Schulen für<br />

Schulabgänger ohne Lehrstelle.<br />

Nicht zu vergessen Sonderschulen<br />

für geistig Behinderte.<br />

<strong>Sie</strong> unterrichten heute an<br />

einem Gymnasium, glauben<br />

<strong>Sie</strong>, dass sich diese Schulform<br />

auch ohne die Wende so entwickelt<br />

hätte? Was hat sich<br />

verändert?<br />

Es hat sich durch die Wende<br />

einiges verändert, das sonst<br />

sicher anders gekommen wäre.<br />

Die Änderungen an den<br />

Schwerpunkten der Stundentafeln<br />

sind zu Ungunsten der<br />

naturwissenschaftlichen<br />

Fächer und Deutsch ausgefallen.<br />

Es gibt keine einheitliche<br />

Pflichtstundenbelegung der<br />

Schüler mehr. Und die konkreten<br />

Vorgaben bezüglich des zu<br />

vermittelnden Unterrichtsstoffes<br />

sind ordentlich „<strong>auf</strong>geweicht“.<br />

Wie hat sich, Ihrer Meinung<br />

nach, die Situation für die<br />

Pflichtschullehrer der Zehnbis<br />

14-Jährigen geändert? Wie<br />

schätzen <strong>Sie</strong> insgesamt die<br />

Unterschiede Gymnasium –<br />

Pflichtschule ein?<br />

Für die Pflichtschullehrer ist<br />

die Anzahl der Pflichtstunden<br />

erhöht worden, die Klassenfrequenzen<br />

sind größer und der<br />

Lehrstoff muss in kürzerer<br />

Zeit vermittelt werden.<br />

Das Leistungsgefälle von Realzu<br />

Gesamtschülern ist beträchtlich,<br />

das heißt, Schüler,<br />

die nach der 10. Klasse die<br />

Schulform wechseln, haben<br />

viel nachzuholen. Das soziale<br />

Gefälle ist, aus meiner Sicht,<br />

hier im Osten nicht gravierend.<br />

Was für Gründe hätten <strong>Sie</strong>,<br />

dem Kommunismus in Bezug<br />

<strong>auf</strong> die Schule nachzutrauern?<br />

Welche Vorteile hat das jetzige<br />

System?<br />

Es gibt eigentlich nichts, dem<br />

ich wirklich nachtrauere. In<br />

der Organisation der Schule<br />

gab es allerdings enorme Vorteile:<br />

Spezialschulen für Sprachen,<br />

Naturwissenschaften<br />

und Sport, einheitliche Lehrpläne<br />

und Lehrbücher landesweit,<br />

zentrale Prüfungen, Förderung<br />

von Talenten und<br />

Genies <strong>auf</strong> so genannten Olympiaden<br />

und einheitliche Bildungsabschlüsse<br />

<strong>auf</strong> gleichem<br />

Niveau. Die Universitäten<br />

wussten, von welchen geistigen<br />

Voraussetzungen sie ausgehen<br />

konnten. Die soziale Bindung<br />

der Schüler war stärker, der<br />

Kontakt mit den Eltern intensiver<br />

(siehe erste Frage).<br />

Außerdem bewegte sich der<br />

Einzugsbereich der Schüler in<br />

einem Rahmen von maximal<br />

zehn Kilometern – und das nur<br />

für die EOS (Erweiterte Oberschule<br />

mit Abitur).<br />

Davon abgesehen war der<br />

Arbeits<strong>auf</strong>wand zur Leistungs-


NR. 148<br />

OKTOBER<br />

2003<br />

5<br />

feststellung wesentlich geringer.<br />

Die Vorteile heute sind vor<br />

allem, dass die gesellschaftliche<br />

Stellung der Eltern nicht<br />

relevant für den Besuch des<br />

Gymnasiums ist. Der politische<br />

Druck ist nicht mehr da. Und<br />

es gibt für Leute mit Studienabschluss<br />

endlich mal ein<br />

höheres Einkommen als für<br />

einen einfachen Hilfsschulabsolventen.<br />

Wie sieht es zur Zeit bei den<br />

Lehrerpensionen aus? Mit<br />

welchem Alter ist der<br />

Pensionsantritt vorgesehen?<br />

Auf Grund der späten Verbeamtung<br />

im Land Brandenburg<br />

ist die Pensionierung im Osten<br />

gleich wie die Rente mit 65<br />

Jahren vorgesehen. Wer zeitiger<br />

gehen möchte (mit 60),<br />

kann das entweder mit erheblichen<br />

finanziellen Verlusten<br />

tun oder es gibt eine Regelung,<br />

die es ermöglicht, mit 58 bzw.<br />

60 mit einer Abfindung vorzeitig<br />

auszuscheiden. Ansonsten<br />

heißt es für „späte“Beamte wie<br />

mich: arbeiten bis 63, zur<br />

Sicherung der minimalen Pensionsansprüche.<br />

Wie hoch ist die Lehrverpflichtung<br />

durchschnittlich an<br />

den Realschulen und Gymnasien?<br />

<strong>Sie</strong> liegt bei beiden bei 26<br />

Pflichtstunden pro Woche.<br />

Abschlagstunden sind selten,<br />

nur wenn mehr als 14 der<br />

Lehrverpflichtung in der<br />

Sekundarstufe II unterrichtet<br />

werden, gibt es eine Abschlagstunde.<br />

Befindet sich die Schule in den<br />

neuen Bundesländern auch im<br />

Aufbruch, wie in Österreich?<br />

Welche neuen Wege werden<br />

gegangen?<br />

Es gibt ständig neue Modelle.<br />

Aber meist werden Verordnungen<br />

erlassen und dann fehlen<br />

die Pläne zur richtigen Umsetzung<br />

– das überlässt man den<br />

Lehrern. Durch die ständig<br />

wechselnden Bildungsminister<br />

gibt es keine klaren Richtlinien<br />

und keine Kontinuität.<br />

Frau Sander, ich danke für<br />

das Gespräch<br />

Die Modellschule Graz ist ein<br />

projektorientiertes Privatrealgymnasium<br />

mit Öffentlichkeitsrecht,<br />

das im Jahr 1983<br />

von einer Gruppe innovationsfreudiger<br />

Eltern und Lehrerinnen/Lehrern<br />

gegründet worden<br />

ist. Von Anfang an war es das<br />

Ziel, Arbeits- und Organisationsformen<br />

zu entwickeln, die<br />

für alle Beteiligten „persönlich<br />

bedeutsames Lernen“ ermöglichen<br />

sollten. Als Antwort <strong>auf</strong><br />

verschiedene pädagogische<br />

Probleme haben wir als<br />

Gründer und Betreiber der<br />

Modellschule Initiativen entwickelt,<br />

von denen die<br />

bewährtesten hier dargestellt<br />

werden sollen.<br />

Demokratische Organisation:<br />

Mitglieder des Trägervereins<br />

sind nicht nur Mütter/Väter,<br />

Lehrerinnen/Lehrer, Erzieherinnen/Erzieher<br />

sowie das<br />

nichtpädagogische Personal,<br />

sondern auch alle Schülerinnen/Schüler.<br />

Das drittelparitätisch<br />

aus Lehrerinnen/Lehrern,<br />

Eltern und Schülerinnen/Schülernzusammengesetzte<br />

Kuratorium tagt alle<br />

vier Wochen und entscheidet<br />

über alle wichtigen Belange<br />

der Schule und des Vereins.<br />

Die Lehrerinnen-/Lehrergruppe<br />

trifft sich wöchentlich in<br />

der Lehrersitzung und erörtert<br />

dort pädagogische und organisatorische<br />

Fragen. Mütter und<br />

Väter kommen einmal im<br />

Monat zu Klassenabenden<br />

zusammen, die Elternvertreterinnen/-vertreter<br />

tagen monatlich<br />

einmal im Elternforum.<br />

Die Schülerinnen/Schüler besprechen<br />

die ihre Klassen<br />

betreffenden Themen im<br />

„Palaver“, Klassen übergreifende<br />

Interessen werden im<br />

Schülerrat diskutiert. Die<br />

demokratische Organisation<br />

der Modellschule erfordert<br />

freilich ein erhebliches Maß an<br />

Arbeit und Engagement. <strong>Sie</strong><br />

wird indes von allen Beteiligten<br />

als außerordentlich wertvoll<br />

erlebt.<br />

Die Ganztagsschule:<br />

Die Schülerinnen und Schüler<br />

der Unterstufe bekommen ein<br />

Mittagessen und werden am<br />

Nachmittag bis 17 Uhr kompetent<br />

betreut, lediglich der<br />

SCHULE<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Mittwochnachmittag und der<br />

Samstag sind frei. Diese<br />

Nachmittagsbetreuung ist<br />

allerdings nicht bloß als be<strong>auf</strong>sichtigte<br />

Zeit konzipiert. Vielmehr<br />

erstreckt sich der Unterricht<br />

in den einzelnen Fächern<br />

in den Nachmittag, wobei<br />

besonders Übungsphasen und<br />

zusätzliche Stofferläuterungen<br />

in dieser Zeit Platz finden.<br />

Dass hier auch die Hausübungen<br />

erledigt werden, bedeutet<br />

für die Eltern eine große Entlastung.<br />

Der Modellschulunterricht:<br />

Die Überschaubarkeit unserer<br />

Schule ist eine wichtige Voraussetzung<br />

dafür, dass<br />

pädagogisches Neuland betreten<br />

und erforscht werden<br />

kann. Aber auch bewährte<br />

Unterrichts- und Erziehungsmodelle,<br />

die teils seit der<br />

Gründung der Modellschule<br />

bei uns entwickelt, teils von<br />

anderen übernommen worden<br />

sind, haben ihren festen Platz<br />

in unserer pädagogischen<br />

Theorie und Praxis gefunden.<br />

Hinzu kommt eine weitere<br />

Voraussetzung für die Nachhaltigkeit<br />

unserer pädagogischen<br />

Arbeit: Alle an der<br />

Modellschule Wirkenden und<br />

Lernenden erfahren beständig,<br />

dass die Wertschätzung des<br />

Einzelnen eine unverzichtbare<br />

Basis für nachhaltiges Lehren<br />

und Lernen ist. Solches wird<br />

möglich, wenn Lehrerinnen/Lehrer<br />

Fortbildungen<br />

absolvieren, in denen das<br />

bewusste Einbeziehen der<br />

eigenen Gefühls- und Vorstellungswelt<br />

und der der Kommunikationspartnerpersönlichkeitsbildend<br />

vermittelt<br />

wird wie zum Beispiel in der<br />

Gestaltpädagogik.<br />

Der Kanon der pädagogischen<br />

Formen ist breit gefächert:<br />

kognitives Lernen <strong>auf</strong> gesicherter<br />

methodischer Grundlage,<br />

fächerübergeifendes Arbeiten,<br />

projektbezogenes Erfahrungslernen,<br />

Lernen <strong>auf</strong><br />

Reisen, Lernwerkstätten.<br />

In diesem pädagogischen Kontext<br />

ist auch der Schwerpunkt<br />

der Modellschule als Realgymnasium<br />

mit besonderer<br />

Berücksichtigung der Bildnerischen<br />

Erziehung zu betrachten.<br />

Wahrnehmungsschulung,<br />

MODELLHAFT<br />

Zukunft Modellschule?<br />

Entfaltung der gestalterischen<br />

Ausdrucksfähigkeiten, Auseinandersetzung<br />

mit Kunst und<br />

visuellen Bereichen der<br />

Umweltgestaltung fließen als<br />

fächerübergreifende Prinzipien<br />

in unsere Unterrichtsarbeit<br />

ein.<br />

Die Lernzielorientierte<br />

Leistungsbeurteilung (LOB):<br />

Auch <strong>auf</strong> dem Gebiet der<br />

Schülerklassifikation hat die<br />

Modellschule durch eine<br />

Abkehr von der gewohnten<br />

Notenorientierung Neuland<br />

betreten. Durch die LOB wird<br />

der Weg zu den Lerninhalten<br />

wieder wichtig. Die Schülerinnen/Schüler<br />

konzentrieren sich<br />

vor dem Hintergrund einer<br />

LOB verstärkt <strong>auf</strong> die Bewältigung<br />

von Lern<strong>auf</strong>gaben und<br />

übernehmen so vermehrte Verantwortung<br />

für ihren eigenen<br />

Lernerfolg. Indem sie an konkret<br />

definierten Lernzielen<br />

ihre Fortschritte überprüfen<br />

können, erhalten sie differenziertere<br />

Rückmeldungen als<br />

durch Noten. Das bedeutet<br />

auch einen deutlicheren<br />

Anstoß, nicht Erreichtes<br />

gezielt nachzuholen. Eltern<br />

bietet die LOB große Transparenz<br />

über Leistungsstand und<br />

Leistungsbereitschaft ihrer<br />

Kinder.<br />

Oberstufenschwerpunkt<br />

„Soziale Kompetenz – Projektmanagement“:<br />

Auslöser für<br />

die Einführung dieses Oberstufenschwerpunkts<br />

war zum<br />

einen der Anspruch der LehrerInnengruppe<br />

entsprechend<br />

ihrem Selbstverständnis als<br />

„Lernende Organisation“ innovative<br />

Pädagogik weiterzuentwickeln.<br />

Ein weiterer Auslöser<br />

war der Anspruch von<br />

außen: Die Kunden, d. h.<br />

Eltern und die Schulbehörden,<br />

erwarten von der Modellschule<br />

nach wie vor Pionierarbeit <strong>auf</strong><br />

dem Gebiet der Schulentwicklung.<br />

So gibt es seit dem<br />

Schuljahr 2001 einen Oberstufenschwerpunkt,<br />

in dem zum<br />

einen die an der Modellschule<br />

schon praktizierten Methoden<br />

gebündelt, zum anderen neue<br />

Wege in Richtung „Soziale<br />

Kompetenz und Projektmanagement“<br />

beschritten werden.<br />

Mag. Brigitte Presker


SCHUL-CHARTA SCHULE<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Die Schul-Charta weist den<br />

Auszug eines Statements<br />

von Dr. Herbert Harb<br />

anlässlich der Präsentation<br />

der „Steirischen<br />

Schulcharta“ Anfang<br />

September 2003 in Graz<br />

Eine Charta ist per definitionem<br />

ein Grundvertrag bzw.<br />

eine Verfassungsurkunde und<br />

damit etwas sehr Pädagogisches.<br />

<strong>Sie</strong> scheint mir sehr<br />

geeignet zu sein, pädagogische<br />

Qualitätsverbesserungen zu<br />

bringen und das Binnenklima<br />

an Schulen positiv zu beeinflussen.<br />

Ich möchte das mit<br />

vier Schlagworten belegen.<br />

Als erstes Stichwort nenne ich<br />

hier „Verbindlichkeit“.<br />

Zur Schulwirklichkeit wird<br />

eine Schulcharta erst dann,<br />

wenn <strong>auf</strong> ihrer Basis klare<br />

Verantwortlichkeiten und<br />

Spielregeln zwischen den<br />

Schulpartnern diskutiert und<br />

in der Folge verbindlich vereinbart<br />

werden. Gerade in der<br />

Verbindlichkeit von Vereinbarungen<br />

und Spielregeln, die<br />

aus einer Schulcharta abgeleitet<br />

werden, liegt ihr großer<br />

pädagogischer Nutzen.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> Kinder beobachten,<br />

die <strong>auf</strong> einem Spielplatz mehr<br />

oder minder zufällig zusammen<br />

kommen, werden sie feststellen,<br />

dass <strong>Sie</strong> sich spontan<br />

selber eine „Verfassung“ in<br />

Form von Spielregeln geben.<br />

Und wer sich nicht daran hält,<br />

ist bei ihnen sehr schnell out.<br />

Kinder brauchen diese Regulative.<br />

Bekommen sie diese nicht,<br />

geben sie sich selber welche.<br />

Die „Steirische Schulcharta“<br />

kann nach einer entsprechenden<br />

Diskussion zu einem breiten<br />

Grundkonsens zwischen<br />

den Schulpartnern führen,<br />

nach welchen Spielregeln vereinbarte<br />

Ziele gemeinsam<br />

erreicht werden können.<br />

Das setzt die grundsätzliche<br />

Bereitschaft jedes Partners<br />

voraus, seinen Teil dazu beizutragen.<br />

Vielleicht sollten bei dieser<br />

Gelegenheit die von ihrer<br />

Erziehungs<strong>auf</strong>gabe demissionierenden<br />

Eltern daran erinnert<br />

werden, dass es nicht nur<br />

eine Steuerpflicht, eine Wehr-<br />

pflicht, eine Meldepflicht, sondern<br />

auch eine Erziehungspflicht<br />

gibt.<br />

Ich denke in diesen Zusammenhang<br />

mit großem Respekt<br />

an viele von Eltern allein<br />

gelassene Kolleginnen und<br />

Kollegen vor allem im städtischen<br />

Bereich.<br />

<strong>Sie</strong> müssen heutzutage schon<br />

sehr leidensfähig und nervenstark<br />

sein, um den täglichen<br />

Kampf gegen Erziehungsresistenz,<br />

Distanzlosigkeit, seelische<br />

Verwahrlosung, Lernunwilligkeit<br />

und Aggression<br />

durchstehen zu können.<br />

Ich wiederhole: Die pädagogische<br />

Wirkmächtigkeit einer<br />

Schulcharta liegt in der Verbindlichkeit,<br />

das heißt in der<br />

verbindlichen Vereinbarung<br />

von gemeinsamer Verantwortung<br />

zwischen den Schulpartnern.<br />

Verbindlichkeit verbindet<br />

(bindet zusammen) – in anderen<br />

Worten: Verbindlichkeit ist<br />

der tragfähigste Boden für jede<br />

Gemeinschaft, somit auch für<br />

die Schulgemeinschaft.<br />

Womit ich schon beim zweiten<br />

Schlagwort bin. Es bezieht<br />

sich <strong>auf</strong> eine Tugend, die in<br />

unserer Gesellschaft bereits zu<br />

einer Restgröße geschrumpft<br />

ist, obwohl sie eine der wichtigsten<br />

zwischenmenschlichen<br />

und damit pädagogischen<br />

Kategorien ist.<br />

Ich spreche vom „Vertrauen“.<br />

Der Vertrauensschwund, der<br />

im zwischenmenschlichen<br />

Bereich zu beobachten ist, hat<br />

in unserer Gesellschaft auch<br />

große Institutionen wie Kirche,<br />

Politik, Justiz, Gesundheitswesen,<br />

Pensionsversicherung und<br />

auch das Schulwesen erfasst.<br />

Der „Steirischen Bildungspolitik“<br />

ist zu dieser Schulcharta<br />

zu gratulieren, weil sie auch<br />

geeignet ist, das Vertrauen in<br />

die Institution Schule zu stärken.<br />

<strong>Sie</strong> tut dies, indem sie Klarheit<br />

schafft und drei wichtige Fragen<br />

beantwortet:<br />

1. Wofür steht die Schule?<br />

2. Was können Eltern und<br />

Schüler von ihr erwarten?<br />

3. Was erwartet die Schule<br />

ihrerseits von Schülern und<br />

Eltern?<br />

Diese Klärung ist notwendig,<br />

damit Vertrauen wachsen<br />

kann.<br />

Vertrauen bestimmt letztlich<br />

darüber, ob unsere Arbeit als<br />

Lehrer und Erzieher erfolgreich<br />

sein kann und Anerkennung<br />

findet.<br />

Jede Gemeinschaft ist <strong>auf</strong> Vertrauen<br />

vital angewiesen. Wo<br />

Misstrauen herrscht, spielt<br />

eine Gemeinschaft bereits mit<br />

ihren Leben und ihr Kollaps<br />

ist vorprogrammiert.<br />

Ein drittes Schlagwort ist<br />

„Verlässlichkeit“.<br />

Verlässlichkeit kann man als<br />

die Schwester des Vertrauens<br />

bezeichnen. Es geht dabei um<br />

die Sicherheit, dass das auch<br />

hält, was vereinbart wurde.<br />

Insofern ist eine Schulcharta<br />

auch ein Dokument der Produkthaftung<br />

aller am Produkt<br />

Schule beteiligten Partner. <strong>Sie</strong><br />

nimmt nicht nur die<br />

Lehrer/innen, sondern gleichermaßen<br />

auch Eltern und<br />

SchülerInnen in die Pflicht.<br />

Verlässlichkeit ermöglicht<br />

Handlungssicherheit.<br />

Ohne die Gewissheit, sich <strong>auf</strong><br />

Partner verlassen zu können,<br />

geht in der pädagogischen<br />

Arbeit gar nichts. Das hat auch<br />

eine existenzielle Dimension.<br />

Wenn ich mich verlasse, also<br />

aus mir heraustrete und bereit<br />

bin, ungeschützt etwas von mir<br />

herzugeben, muss jemand da<br />

sein, zu dem ich kommen kann,<br />

der mir bei Bedarf auch Halt<br />

gewährt.<br />

Wenn Kinder und Jugendliche<br />

diesen Halt nicht spüren, werden<br />

sie haltlos. In der Folge<br />

haben sie dann auch oft<br />

Schwierigkeiten, Halt- und<br />

Stoppsignale anderer zu<br />

akzeptieren. Die Verweigerung<br />

und das Nichtakzeptieren von<br />

6<br />

NR. 148<br />

OKTOBER<br />

2003<br />

Vereinbarungen und Spielregeln<br />

haben aber auch mit einer<br />

vierten Kategorie zu tun, die in<br />

der pädagogischen Arbeit von<br />

elementarer Bedeutung ist.<br />

Ich spreche von der „Vorbildwirkung“<br />

in der Erziehung.<br />

Es ist schon eine vorsokratische<br />

Weisheit, dass vom Vorbild<br />

die größte Erziehungswirkung<br />

ausgeht. Wir haben in<br />

der Erziehung (ob als Vater,<br />

Mutter, Lehrperson) in Wirklichkeit<br />

nur zwei Mandate:<br />

1. Unsere Kinder in ihrem<br />

Wert, als einzigartige Persönlichkeit<br />

anzuerkennen und<br />

2. ihnen jene Werte glaubhaft<br />

vorzuleben, wovon wir sie<br />

überzeugen wollen.<br />

Die in der Charta angeführten<br />

Werthaltungen bleiben für<br />

Kinder und Jugendliche jedoch<br />

ein blutleeres Desiderat, wenn<br />

Erwachsene sie nicht leben.<br />

Die berühmte Shellstudie 1997<br />

bestätigt: Unserer Gesellschaft<br />

sind keineswegs die<br />

Ideale und Werte abhanden<br />

gekommen. Abhanden gekommen<br />

ist bei Kindern und<br />

Jugendlichen die Hoffnung,<br />

dass sie erfüllt, das heißt eingehalten<br />

werden.<br />

Das gilt für den mikrosozialen<br />

Bereich (Familie, Schule)<br />

genauso wie für den makrosozialen<br />

Bereich (Weltpolitik).<br />

Vor allem die weltpolitischen<br />

Ereignisse der letzten Monate<br />

können im Hinblick <strong>auf</strong> eine<br />

vorbildliche Erziehungswirkung<br />

nur negativ interpretiert<br />

werden: Man spricht von Freiheit,<br />

meint aber das Öl. Man<br />

spricht von Demokratie, setzt<br />

aber gleichzeitig ihre Spielregeln<br />

außer Kraft. Man spricht<br />

von Frieden und bombardiert<br />

Städte. Und dann versucht<br />

man das Sterben mit nicht<br />

argumentativer Akrobatik und<br />

plüschigen Sätzen zu rechtfertigen.<br />

Erich Fried hat <strong>auf</strong> diese Paranoia<br />

schon vor vielen Jahren in<br />

dem Gedicht „gezieltes Spielzeug“<br />

<strong>auf</strong>merksam gemacht.<br />

(Zur Erinnerung: „Zum vietnamesischen<br />

Fest der Kinder<br />

warfen US-Flugzeuge Spielzeug<br />

ab, auch <strong>auf</strong> Dörfer, in<br />

denen ihre Bomben noch kurz<br />

zuvor Kinder getötet hatten.“)


NR. 148<br />

OKTOBER<br />

2003<br />

Weg<br />

7<br />

Gezieltes Spielzeug<br />

Abwurf<br />

von Spielzeug<br />

statt Bomben<br />

zum Fest der Kinder<br />

sagten die Marktforscher<br />

das<br />

macht zweifellos<br />

großen Eindruck<br />

Es hat sehr großen<br />

Eindruck<br />

gemacht<br />

<strong>auf</strong> die ganze Welt.<br />

Hätte das Flugzeug<br />

lieber vor 14 Tagen<br />

Spielzeug heruntergeworfen<br />

und jetzt erst Bomben<br />

hätten meine zwei Kinder<br />

noch 14 Tage<br />

durch eure Güte<br />

etwas zum Spielen gehabt.<br />

Ich bin sehr froh, dass der<br />

Amtsführende Präsident des<br />

LSR, Hofrat Dr. Horst Lattinger,<br />

als Bagdad vor einigen<br />

Monaten bombardiert wurde,<br />

mit einer Empfehlung an alle<br />

Schulen reagiert hat, darüber<br />

mit Schülern einen pädagogischen<br />

Diskurs zu führen.<br />

Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend darf ich<br />

feststellen: Ich halte die „Steirische<br />

Schulcharta“ für ein<br />

wegweisendes Dokument. Jede<br />

Gemeinschaft muss, um Ihren<br />

Weiterbestand zu sichern,<br />

wichtige Ziele und Aufgaben<br />

definieren, vereinbaren und<br />

umsetzen. Das gilt auch für die<br />

Schule bzw. für die Schulgemeinschaft.<br />

Unsere Haupt<strong>auf</strong>gabe als Lehrer,<br />

Vater, Mutter besteht darin,<br />

junge Menschen gemeinsam<br />

dabei zu unterstützen, dass sie<br />

die größte Aufgabe bewältigen<br />

können, die jedem Menschen<br />

gestellt ist: Das ist die Gestaltung<br />

des eigenen Lebens.<br />

Die Lebensqualität einer<br />

Gesellschaft wird sich auch in<br />

Zukunft nicht nur an den verbrauchten<br />

Megabytes, sondern<br />

an der Qualität des zwischenmenschlichen<br />

Umgangs<br />

messen lassen.<br />

Die „Steirische Schulcharta“<br />

wird sich, davon bin ich überzeugt,<br />

auch <strong>auf</strong> die Beziehungsqualität<br />

der Schulpartner<br />

positiv auswirken.<br />

SCHULE<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Besondere Schwierigkeiten<br />

beim Erlernen des Rechnens<br />

stellen ein immer größer werdendes<br />

oder zumindest immer<br />

stärker wahrgenommenes<br />

schulisches und gesellschaftliches<br />

Problem dar. Das ProblemRechenschwäche/Dyskalkulie<br />

ist in die öffentliche Aufmerksamkeit<br />

gerückt.<br />

Bei den aktuellen Forschungsansätzen<br />

ist als gemeinsamer<br />

Nenner festzustellen, dass<br />

Rechenschwäche nicht vorrangig<br />

als Symptom mit Krankheitswert<br />

betrachtet wird, sondern<br />

als multikausales Phänomen,<br />

das von vielen Faktoren<br />

des gesamtem Systems beeinflusst<br />

wird und beeinflusst<br />

werden kann. Die Schule, der<br />

Unterricht, ist in diesem Wirkungsgefüge<br />

ein wesentlicher<br />

Faktor.<br />

Kinder mit besonderen<br />

Schwierigkeiten beim Erlernen<br />

des Rechnens sind eine Her-<br />

Absteige oder Vollpension …?<br />

Ideologiedebatte oder Ausdruck<br />

unseliger Begriffsverwirrung?<br />

Die Forderung nach<br />

Einführung der Ganztagsschule<br />

erhitzt die Gemüter. Doch<br />

fragt man nach, muss man<br />

feststellen, dass – absichtlich<br />

oder aus Unkenntnis – von<br />

Ganztagsschule auch gesprochen<br />

wird, wenn „nur“ Nachmittagsbetreuung<br />

gemeint ist.<br />

Zur Erinnerung: Vor der 15.<br />

SchOG-Novelle wurden Schulversuche<br />

mit ganztägiger<br />

Organisationsform durchgeführt.<br />

Es waren dies die<br />

„Ganztagsschule“ und die<br />

„Tagesheimschule“. Diese zwei<br />

Modelle wurden mit 1. September<br />

1994 <strong>auf</strong>steigend unter<br />

dem Oberbegriff „ganztägige<br />

Schulformen“ (§ 8. lit. j<br />

SchOG) ins Regelschulwesen<br />

übergeführt. Gemeinsames<br />

Kriterium der beiden Modelle<br />

ist, dass neben dem Unterrichtsteil<br />

ein Betreuungsteil<br />

angeboten wird, wobei zum<br />

Betreuungsteil eine Anmeldung<br />

erforderlich ist. Der<br />

wesentliche Unterschied der<br />

beiden Modelle liegt in der<br />

Abfolge des Unterrichts- und<br />

Betreuungsteils (§ 8d SchOG).<br />

Unterrichts- und Betreuungsteil<br />

können in getrennter<br />

Abfolge (entsprechend dem<br />

Modell „Tagesheim“) oder verschränkter<br />

Abfolge (entsprechend<br />

dem Modell „Ganztagsschule“)<br />

angeordnet sein. Im<br />

Falle der Führung einer/aller<br />

Klassen mit verschränkter<br />

Abfolge des Unterrichts- und<br />

Betreuungsteils ist es erforderlich,<br />

dass alle (!) Kinder dieser<br />

Klasse(n) am Betreuungsteil<br />

während der ganzen (!) Woche<br />

angemeldet sind.<br />

Obwohl das Modell „Ganztagsschule“<br />

seit 1994 an jedem<br />

Standort mit ganztägiger<br />

Schulform gewählt werden<br />

könnte, gibt es in der <strong>Steiermark</strong><br />

nur eine Schule mit diesem<br />

Angebot. Alle anderen 67<br />

(!) öffentlichen Schulen (26 VS,<br />

24 HS, 17 AHS) führen <strong>auf</strong><br />

Wunsch der Betroffenen<br />

Unterrichts- und Betreuungsteil<br />

in getrennter Abfolge nach<br />

dem Modell „Tagesheimschule“.<br />

Auch die katholischen Privatschulen,<br />

die von den Rufern<br />

nach der Ganztagsschule<br />

fälschlicherweise als bedeutsame<br />

Beispiele für den Wunsch<br />

von Eltern nach einer Ganz-<br />

PÄDAGOGISCH<br />

Die Dyskalkulie ist multikausal<br />

ausforderung für LehrerInnen,<br />

aber auch eine Chance. Ihre<br />

Fehler geben Hinweise <strong>auf</strong> die<br />

den verschiedenen Rechenleistungen<br />

zu Grunde liegenden<br />

kognitiven Anforderungen. <strong>Sie</strong><br />

machen deutlich, wo didaktische<br />

Problembereiche liegen<br />

und wie notwendig es ist, dass<br />

sich neuere Forschungsergebnisse<br />

auch <strong>auf</strong> den Mathematikunterricht<br />

auswirken. So ist<br />

z. B. ein Überprüfen der im<br />

Unterricht verwendeten<br />

Anschauungsmittel <strong>auf</strong> Grund<br />

der neueren Befunde unerlässlich.<br />

Unterstützen sie den Aufbau<br />

eines linearen Zahlenraumes<br />

in der Vorstellung des<br />

Kindes oder sind sie vielleicht<br />

sogar eher hinderlich? Große<br />

Einigkeit besteht darin, dass<br />

ein didaktisch gut fundierter<br />

Unterricht eine wichtige Maßnahme<br />

gegen das Auftreten<br />

von Rechenschwäche/Dyskalkulie<br />

ist.<br />

Aber – und auch hier herrscht<br />

weit gehende Übereinstimmung<br />

– selbst der beste Unterricht<br />

wird nicht verhindern<br />

können, dass einzelne Kinder<br />

besondere Schwierigkeiten<br />

beim Erlernen des Rechnens<br />

haben werden. Diese Kinder<br />

möglichst frühzeitig zu erkennen<br />

und ihnen eine gezielte<br />

Förderung zukommen zu lassen,<br />

ist daher ebenfalls von<br />

besonderer Bedeutung. Eine<br />

Weiterentwicklung der schulischen<br />

Kompetenzen im Umgang<br />

mit dem Problemfeld<br />

Rechenschwäche/Dyskalkulie<br />

ist dringend notwendig, damit<br />

Kindern mit besonderen<br />

Schwierigkeiten beim Erlernen<br />

des Rechnens in der Schule<br />

kompetent geholfen werden<br />

kann. Friederike Lenart<br />

Symposion über Rechenschwäche/Dyskalkulie.<br />

Erkennung : Prävention : Förderung:<br />

13. bis 15. November 2003<br />

Pädak Graz-Eggenberg<br />

E-mail: office@pze.at<br />

tagsschule angeführt werden,<br />

bieten allesamt das Modell<br />

„Tagesheimschule“ an.<br />

Das sollte zu denken geben.<br />

Natürlich muss nicht immer<br />

alles so bleiben, wie es ist, und<br />

die „Abstimmung mit den<br />

Füßen“ führt nicht immer zu<br />

(gesellschaftlich) wünschenswerten<br />

Ergebnissen. Vielleicht<br />

blieben viele Kinder überhaupt<br />

zu Hause, gäbe es die Schulpflicht<br />

nicht.<br />

Doch was sind die Ziele eines<br />

für alle verpflichtenden ganztägigen<br />

Aufenthalts in der<br />

Schule und kann dieser ganztägige<br />

Aufenthalt in Zeiten<br />

jährlicher Sparpakete überhaupt<br />

finanziert werden?<br />

„Halbpension“ im Fünf-Sterne-Betrieb<br />

scheint da besser<br />

als „Vollpension“ in einer<br />

„Absteige“. Eindeutig vorzuziehen<br />

wäre allerdings „Vollpension“<br />

für die, die es brauchen,<br />

diese aber in Fünf-Sterne-Qualität.<br />

Cui bono? Diese Frage sollte<br />

vor jede Entscheidung gestellt<br />

und gewissenhaft beantwortet<br />

werden.<br />

Ilse Schmid, Präsidentin des steirischen<br />

Landesverbandes der Elternvereine<br />

an öffentlichen Pflichtschulen


PSYCHOLOGISCH SCHULE<br />

Zu jung, zu alt?<br />

Arbeiten oder nicht<br />

arbeiten, das ist hier die<br />

Frage.<br />

DR. DORIS SCHECHTNER<br />

Angesichts der beherrschenden<br />

Frage von Arbeit oder schnell<br />

noch Frühpension einerseits,<br />

dem aktuellen Ausscheiden<br />

von doch sehr vielen steirischen<br />

Inspektoren und Direktoren<br />

aus dem Berufsleben und<br />

meiner Vorliebe für das Erfahrungswissen,<br />

die Zusammenschau<br />

von Menschen, die schon<br />

länger in ihrem Beruf stehen,<br />

andererseits, möchte ich einige<br />

Gedanken formulieren.<br />

Wir werden immer älter, 20<br />

Prozent der österreichischen<br />

Bevölkerung sind älter als 60<br />

Jahre, die Tendenz ist steigend.<br />

Die Beschäftigungsquote der<br />

55-64-Jährigen ist in Österreich<br />

mit 29 Prozent weit<br />

geringer als im EU Durchschnitt,<br />

welcher bis 2010 <strong>auf</strong><br />

50 Prozent angehoben werden<br />

soll. Was bedeutet die Pensionierung<br />

für einen rüstigen<br />

Menschen, der noch vier Jahrzehnte<br />

zu leben hat?<br />

Im Älterwerden findet ein körperlicher<br />

Abbauprozess, ein<br />

psychischer Umbauprozess<br />

(Kurzzeitgedächtnis wird<br />

schlechter, Konzentrationsfähigkeit<br />

besser), in den geistig-sozialen<br />

Funktionen ein<br />

Wachstumsprozess statt – wie<br />

Arbeitsmediziner feststellen.<br />

Ältere arbeiten besser im<br />

Team, stellen das Wir vor das<br />

Ich. Haltungen wie Gelassenheit,<br />

ganzheitlich intuitive<br />

Erkenntnis, das Sehen von<br />

Mustern und Zusammenhängen,<br />

mehr Empathie, eine synthetische<br />

Schau, wie man sie<br />

nicht aus Büchern lernen kann,<br />

ein Wissensstand, der reflektierte,<br />

systematisch verknüpfte<br />

Erfahrungen enthält, sind für<br />

sie bezeichnend. Auch in<br />

unserer postmodernen Informationsgesellschaft<br />

mit ihrer<br />

fortschreitenden Differenzierung,<br />

Wissensexplosion, Pluralisierung,<br />

Individualisierung<br />

der Lebensformen ist das<br />

berufliche und fachliche<br />

Erfahrungswissen heute ein<br />

aktuelles Thema der Berufsforschung,<br />

der Organisationspsychologie<br />

und Managementleh-<br />

Dr. Doris Schechtner, SchulpsychologischeBeratungsstelle<br />

Feldbach<br />

re. Es ist unverzichtbar, denn<br />

es ermöglicht Orientierungen,<br />

die nicht <strong>auf</strong> Festplatten, sondern<br />

nur in den Gehirnen von<br />

Menschen grundgelegt werden<br />

können.<br />

Natürlich bin ich gegen das<br />

Sparen an der Bildung und den<br />

Sozialabbau. So kann ich es<br />

auch einerseits verstehen, dass<br />

man angesichts der momentanen<br />

Gesetzeslage zunächst einmal<br />

an die beste Möglichkeit<br />

für sich selbst denkt und so<br />

schnell als möglich in Pension<br />

gehen möchte. Nur trotzdem<br />

..., es ist oft sehr schade und ist<br />

es wirklich die beste Möglichkeit<br />

für den Einzelnen? Wenn<br />

Menschen diese Fähigkeiten<br />

wie z. B. gute Teamarbeit (die<br />

uns ja in jedem AC von nahezu<br />

jedem Kandidaten versprochen<br />

wird) wirklich haben und in<br />

Fülle danach leben, auch von<br />

ihrem Lebensalter her dazu<br />

begünstigt werden – wieso<br />

müssen sie uns gerade dann<br />

verlassen ? …<br />

Gerade in den seltenen Begegnungen<br />

mit Bezirksschulinspektoren<br />

(etwa bei ACs oder<br />

mit „meinen“ bei Besprechungen),die<br />

ja über ein ausgedehntes<br />

Netz an sozialen Beziehungen<br />

und ein breites Wissen verfügen,<br />

genieße ich dieses, die<br />

Erfahrung, das fürsorgliche<br />

Interesse für andere – sie<br />

bereichern mein eigenes Leben<br />

<strong>auf</strong> fast unmerkliche Weise<br />

(außerdem habe ich das Glück,<br />

in keinem direkten Abhängigkeitsverhältnis<br />

zu ihnen zu stehen).<br />

So von außen gesehen<br />

wirkt ihr Leben ja voller Enga-<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

gement, Aktivität,<br />

positivem Stress<br />

zusammen mit Leistungsfähigkeit,<br />

sozialer Anerkennung<br />

– eine nahezu<br />

beneidenswerte<br />

Karriere, ein<br />

gelungenes<br />

Arbeitsleben.<br />

Für ein Unternehmen,<br />

bei dem viele Ältere <strong>auf</strong><br />

einmal weg sind, wächst der<br />

Stress für die Jüngeren. Es<br />

fehlen Know-how, beruhigende<br />

Übersicht, soziale Unterstützung.<br />

Ein gewisser Schock steht im<br />

Raum und ein Bedauern bleibt,<br />

auch eine gewisse Sorge. Nach<br />

wie vor sterben viele, besonders<br />

Männer im ersten Jahr<br />

ihrer Pension. Wohl auch der<br />

Schrecken, irgendwann einmal<br />

selbst zu den Älteren gehören<br />

zu werden.<br />

Ähnliches wie für BSI gilt<br />

auch für DirektorInnen. <strong>Sie</strong><br />

haben in der Regel eher Zeit<br />

für den Schulpsychologen, vor<br />

allem in Landschulen. Ich<br />

genieße es, wenn sie erzählen,<br />

vieles aus ihrem Leben berichten.<br />

Ich bemerke das positive<br />

Anhäufen und Neuverknüpfen<br />

von Erfahrungen im L<strong>auf</strong>e<br />

ihres Arbeitslebens in seinen<br />

wachsenden sozialen Bezügen<br />

und Erfahrungen. Pflichtbewusstsein<br />

und soziales Verantwortungsbewusstsein<br />

scheinen<br />

allerdings <strong>auf</strong> Grund von zu<br />

seltener Anerkennung oft die<br />

Freude am Beruf zu überwiegen.<br />

(Insgesamt will ich nicht<br />

die ganze Arbeit beurteilen,<br />

sondern nur den Aspekt des<br />

Alters etwas beleuchten.)<br />

Selbst bei meinen Kollegen<br />

bemerke ich eine zunehmende<br />

Altersweisheit, die rein positiv<br />

Anerkannter Bioobstbau-Betrieb<br />

HILDEGARD und MANFRED GRABER<br />

Frindorfstraße 12<br />

8062 Kumberg bei Graz<br />

Tel. + Fax 03132/2678<br />

8<br />

NR. 148<br />

OKTOBER<br />

2003<br />

ist. Bei<br />

LehrerInnen<br />

selbst<br />

kommt<br />

ja eine<br />

viel stärkerepsychische<br />

und<br />

auch körperliche<br />

Belastung dazu.<br />

Dennoch sehe ich viel ältere<br />

LehrerInnen, die mit Herz und<br />

Seele und ständiger Lernbereitschaft<br />

in ihrem Beruf sind.<br />

Ihnen etwa ab 50 die Frühpension<br />

nahe zu legen, scheint mir<br />

besonders grausam, wenn dieser<br />

Wunsch nicht von innen<br />

kommt, sondern ein An-den-<br />

Rand-Drängen stattfindet.<br />

LehrerInnen, die nach einem<br />

Leben voll Idealismus und<br />

Engagement sich letztlich<br />

überflüssig und nicht wertgeschätzt<br />

fühlen müssen, sind<br />

besonders traurige Beispiele in<br />

unserer inhumanen Konsumund<br />

Wegwerfgesellschaft, Entwicklungen,<br />

die wir nicht<br />

zulassen dürfen.<br />

Starrheit ist übrigens keine<br />

Sache des Alters, sondern entwickelt<br />

sich schon im jungen<br />

Erwachsenleben und führt<br />

natürlich zu einem Mangel an<br />

Erfahrungswissen.<br />

Was aber können wir tun? Verhindern<br />

von Hinausdrängen;<br />

welche Anreize fürs Bleiben?<br />

Auf jeden Fall bin ich froh,<br />

dass noch lange nicht alle älteren,<br />

im Schulbereich Verantwortlichen<br />

weg sind und<br />

genieße ihre besonderen Eigenschaften,<br />

die Kompetenz und<br />

vor allem Güte ...<br />

Wenn <strong>Sie</strong> mit mir diskutieren<br />

möchten, mir zustimmen,<br />

widersprechen oder etwas<br />

ergänzen möchten:<br />

psyche.feldbach@asn.netway.at<br />

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gefiltert per Liter 0,9 €<br />

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NR. 148<br />

OKTOBER<br />

2003<br />

9<br />

SCHULE<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Im Dezember 2002 kam es zum Abschluss eines Rahmenvertrages zwischen dem<br />

<strong>Landesschulrat</strong> und der Österreichischen Beamtenversicherung (ÖBV).<br />

Dadurch hat jede(r) Bedienstete(r) des <strong>Landesschulrat</strong>es die Möglichkeit<br />

STEUERSPARENDE ZUKUNFTSICHERUNG<br />

durchzuführen.<br />

Vor Abzug der Lohnsteuer!<br />

Grundlage dafür bildet die Bestimmung nach § 3 Abs.1, Ziffer 15a des ESTG 1988.<br />

Darin ist geregelt, dass Beiträge zum Zwecke der Zukunftsicherung von Arbeitnehmern durch den<br />

Arbeitgeber lohnsteuerfrei sind.<br />

Dieses innovative Model der ÖBV sieht vor, dass der Dienstgeber mit Zustimmung des Bediensteten<br />

einen Teil des Bruttobezuges direkt in eine Vorsorgeversicherung einzahlen kann wobei für diesen<br />

Betrag keine Lohnsteuer zu entrichten ist (Bezugsumwandlung).<br />

Ihre Vorteile<br />

➘ Enormer Steuervorteil (mindestens 31%)<br />

➘ Trotz „risikoarmer/konservativer“ Veranlagung ➠ hohe Rendite<br />

➘ Direkter Gehaltsabzug und Überweisung durch den Arbeitgeber<br />

➘ Lohnsteuerrückvergütung bereits bei Einbehalt der Prämie<br />

Einziger Nachteil: maximal € 300.– pro Jahr.<br />

Dies enspricht einer monatlichen Prämie von € 25.–<br />

Die Veranlagung erfolgt in bewährter Art durch die ÖBV, die mit dieser Zukunftsicherung einmal<br />

mehr ihre Kompetenz bei Versicherungen für die öffentlich Bediensteten unter Beweis stellt.<br />

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Detaillierte Informationen und individuelle Beratung für diese freiwillige Möglichkeit, Steuern zu<br />

sparen, erhalten <strong>Sie</strong> durch die Mitarbeiter in den Regionalbüros der ÖBV, Personalvertretungen und<br />

im <strong>Landesschulrat</strong><br />

Bernhard BAIER<br />

bernhard.baier@lsr-stmk.gv.at oder baier@aon.at<br />

Tel: 0316/345-613 oder 0664/4536969


ALLERHAND SCHULE<br />

Lehrer und …<br />

… Weltreisende<br />

Kurzbeschreibungen von Lehrerpersönlichkeiten, die über<br />

ihre Lehrtätigkeit hinaus <strong>auf</strong> anderen Gebieten Leistungen<br />

erbracht haben, die das Übliche bei weitem übersteigen.<br />

Eine Serie von Mag. Heidrun Gollesch.<br />

Alma<br />

Maximiliana<br />

Karlin (1889 – 1950)<br />

Alma Maximiliana Karlin wurde<br />

im Oktober 1889 in Cilli in<br />

der ehemaligen Untersteiermark<br />

geboren. Ihre schon<br />

betagten Eltern waren Jakob<br />

Karlin, ein pensionierter k.-k.<br />

Major, und Willibalde Karlin<br />

geborene Michalek, die vor<br />

ihrer Eheschließung Lehrerin<br />

gewesen war.<br />

Alma kam halbseitig gelähmt<br />

zur Welt und machte ihren<br />

Eltern große Sorgen. Als der<br />

Vater starb, war Alma acht<br />

Jahre alt. Fürderhin sollten<br />

sich besonders die Dienstboten<br />

und eine Menge von Verwandtschaft<br />

nörgelnd um die Erziehung<br />

des kleinen, tiefernsten<br />

Mädchens kümmern. Alma<br />

erkannte früh, dass es sich dem<br />

tristen Elternhaus nur dadurch<br />

entziehen konnte, dass sie eifrig<br />

studierte und gute Lehrabschlüsse<br />

erhielt. So legte sie<br />

bereits im Alter von 18 Jahren<br />

die Lehrbefähigungsprüfung<br />

für Englisch und Französisch<br />

in Görz ab. Anschließend ging<br />

sie nach Rom, wo sie in einem<br />

Übersetzungsbüro arbeitete<br />

und nebenbei studierte. <strong>Sie</strong><br />

erwarb dort an der Society of<br />

Arts Berechtigungen im Unterrichten<br />

für acht Fremdsprachen.<br />

In der Heimat gründete<br />

sie eine Fremdsprachenschule.<br />

In dieser Schule unterrichtete<br />

sie an manchen Tagen bis zu 10<br />

Stunden. Die 30-jährige Karlin<br />

wollte in Wort und Schrift für<br />

den Frieden unter den Völkern<br />

arbeiten. <strong>Sie</strong> erkannte rasch,<br />

dass dies nur möglich war,<br />

wenn man einen gewissen<br />

Bekanntheitsgrad in der Welt<br />

hatte. So dachte sie sich, eine<br />

Weltreise würde ihr zu<br />

Bekanntheit verhelfen und<br />

setzte sofort auch diesen Plan<br />

in die Tat um. Ohne besondere<br />

Vorbereitungen für ihre Expedition<br />

begann sie diese und<br />

arbeitete unterwegs immer<br />

wieder, damit sie Geld für die<br />

Weiterreise bekam. Die Reise<br />

führte sie von Cilli über Triest,<br />

Barcelona, Gibraltar, Teneriffa<br />

nach Trinidad und Panama. In<br />

Mittelamerika arbeitete sie als<br />

beeideter Gerichtsdolmetsch.<br />

Weiter ging die Reise über<br />

Südamerika, Los Angeles, San<br />

Francisco, Yokohama nach<br />

Tokio. Hier war sie Sekretärin<br />

der deutschen Botschaft. Auch<br />

in Korea, in Mukten, in China,<br />

in Australien, Neuseeland, <strong>auf</strong><br />

den Fidschi-Inseln, in Neukaledonien,<br />

<strong>auf</strong> den Salomonen-<br />

Inseln, in Bougainville, in Neuguinea,<br />

<strong>auf</strong> den Molukken, <strong>auf</strong><br />

Java, Celebes und Sumatra<br />

treffen wir die Forscherin an.<br />

Weiter ging die Reise über<br />

Bangkok, Kalkutta, Delhi,<br />

Karatschi, Aden, Port Sudan,<br />

Port Said nach Venedig, nach<br />

Triest und zurück nach Cilli.<br />

Bereits 1921 veröffentlichte sie<br />

den Roman „Mein kleiner Chinese“.<br />

1930 erschienen weitere<br />

Bücher. Eines unter dem Titel<br />

„Erlebnis und Abenteuer einer<br />

Frau im Reich der Inkas und<br />

im fernen Osten“. Dieses Buch<br />

war sofort vergriffen.<br />

Es erschien dann das Gesamtreisewerk,<br />

das unter dem Titel<br />

„Welt erleben und Welt erleiden“<br />

reißenden Absatz fand.<br />

Es war für Karlin nun nicht<br />

mehr schwer einen Verleger zu<br />

finden. <strong>Sie</strong> war auch zu Ruhm<br />

und bescheidenem Wohlstand<br />

gelangt. Die schwedische Dichterin<br />

Selma Lagerlöff, mit der<br />

sie in regem Briefwechsel<br />

stand, schlug sie sogar zum<br />

Nobelpreis vor.<br />

Nach dem Einmarsch der deutschen<br />

Truppen in Slowenien<br />

wurde Alma Karlin denunziert<br />

und musste um ihr Leben bangen.<br />

So suchte sie Schutz bei<br />

den Partisanen. Nach dem 2.<br />

Weltkrieg lebte sie <strong>auf</strong> ihren<br />

Besitz Pecevnik bei Cilli, heute<br />

Celje, wo sie im Jänner 1950<br />

verstarb. Ihrem Wunsch entsprechend<br />

wurde Alma Maximiliana<br />

Karlin <strong>auf</strong> dem Bergfriedhof<br />

zu Svetina zur letzten<br />

Ruhe gebettet.<br />

Ihr literarischer Nachlass wird<br />

in der Nationalbibliothek<br />

Ljubljana (Laibach) <strong>auf</strong>bewahrt.<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

„SAG – Suchtvorbeugung<br />

als Gemeinschafts<strong>auf</strong>gabe“<br />

– ein Expertengremium<br />

stellt sich vor.<br />

15 steirische Institutionen und<br />

Behörden haben sich zur<br />

Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen,<br />

um vernetzt<br />

Suchtvorbeugung in der<br />

<strong>Steiermark</strong> umzusetzen und<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Im ersten Arbeitsjahr wurde<br />

ein inhaltlicher Schwerpunkt<br />

in der schulischen Suchtvorbeugung<br />

gelegt. Gemeinsame<br />

Qualitätsstandards sowie eine<br />

Checkliste zur Überprüfung<br />

suchtpräventiver Maßnahmen<br />

in Schulen wurden entwickelt.<br />

„SAG – Suchtvorbeugung als<br />

Gemeinschafts<strong>auf</strong>gabe“:<br />

Im Anschluss an eine Fachtagung<br />

zur Suchtprävention von<br />

VIVID (Fachstelle für Suchtprävention)<br />

und dem Bundesministerium<br />

für Inneres im<br />

Jänner 2002 wurde in der <strong>Steiermark</strong><br />

ein Expertengremium<br />

mit dem Gesundheitsressort<br />

und Jugendressort des Landes<br />

<strong>Steiermark</strong>, Suchtkoordinationsstellen<br />

(Land <strong>Steiermark</strong><br />

und Stadt Graz), <strong>Landesschulrat</strong>,<br />

Landesjugendreferat,<br />

Sicherheitsdirektion, Bundespolizeidirektion,Landesgendarmeriekommando,Landesverband<br />

der Elternvereine,<br />

Primärprävention (VIVID),<br />

Sekundärprävention (Drogenberatung),Drogenfachgremium<br />

zusammengestellt.<br />

Diese Arbeitsgemeinschaft<br />

„SAG Suchtvorbeugung als<br />

Gemeinschafts<strong>auf</strong>gabe“ trifft<br />

sich seither regelmäßig vierteljährlich<br />

und hat sich die vernetzte<br />

Umsetzung und die<br />

Weiterentwicklung suchtpräventiver<br />

Maßnahmen in der<br />

<strong>Steiermark</strong> zum Ziel gesetzt.<br />

Im letzten Jahr wurden<br />

gemeinsam Qualitätsstandards<br />

sowie eine Checkliste zur<br />

Überprüfung suchtpräventiver<br />

Maßnahmen in Schulen entwickelt.<br />

Das zugrunde liegende Menschenbild<br />

kann folgendermaßen<br />

beschrieben werden:<br />

10<br />

NR. 148<br />

OKTOBER<br />

2003<br />

Präventionsinstitution<br />

wider die Sucht<br />

Sucht wird als Ausdruck einer<br />

Krankheit bzw. Störung gesehen.<br />

Die Ausgrenzung, Diskriminierung<br />

und Stigmatisierung<br />

Suchtkranker wird abgelehnt,<br />

Betroffenen ist mit<br />

wertschätzender Akzeptanz zu<br />

begegnen. Die suchtfreie<br />

Gesellschaft ist eine Illusion.<br />

Ziele primärpräventiver Maßnahmen<br />

sind der Entwicklung<br />

von Missbrauch und Sucht<br />

entgegenzuwirken.<br />

Abschreckung und einseitige<br />

Information werden ebenso<br />

wie Verharmlosung abgelehnt.<br />

Sekundäre Suchtprävention<br />

richtet sich an Risikogruppen,<br />

bei denen sich das Suchtproblem<br />

zu manifestieren beginnt.<br />

Maßnahmen beziehen die<br />

Lebenswelt und das soziale<br />

Umfeld der Betroffenen mit<br />

ein.<br />

Alle Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft<br />

SAG sehen Suchtprävention<br />

demnach als einen<br />

kontinuierlichen Prozess, der<br />

sich nicht <strong>auf</strong> illegale Drogen<br />

allein einschränkt, sondern als<br />

Gemeinschafts<strong>auf</strong>gabe mit<br />

dem Ziel „Helfen statt strafen“<br />

sowie dem Erlangen einer<br />

größtmöglichen Autonomie<br />

und Lebenszufriedenheit für<br />

die Zielgruppen.<br />

Basierend <strong>auf</strong> diesen Qualitätsstandards<br />

wurde eine<br />

Checkliste entwickelt. Diese<br />

wird vom <strong>Landesschulrat</strong> allen<br />

steirischen Schulen für die<br />

Überprüfung und Planung<br />

suchtpräventiver Maßnahmen<br />

zur Verfügung gestellt und<br />

ergeht ebenfalls an alle steirischen<br />

Elternvereine.<br />

Ab sofort kann sie <strong>auf</strong> der<br />

VIVID-Homepage<br />

www.vivid.at<br />

oder direkt in der Fachstelle<br />

für Suchtprävention oder bei<br />

einer der Suchtkoordinationsstellen<br />

angefordert werden.<br />

Infos: Tel. 0316/823300 2 oder<br />

0316/888-2000<br />

DSA Claudia Kahr<br />

Mag. Josef Klamminger


VERROORRDDNNUNGSBLATT


RELIGION SCHULE<br />

Schule, Seele und die<br />

Sehnsucht nach dem Heil<br />

– Impressionen einer heilsamen<br />

Fortbildung.<br />

Wenn der Sommer sich seinem<br />

Ende zuneigt, gibt es in der<br />

letzten Ferienwoche für die<br />

Religionslehrer/innen in unserer<br />

Diözese einen wichtigen<br />

Pflichttermin: Die SOMMER.<br />

BILDUNG des RPI Graz! Vier<br />

intensive Tage Fortbildung <strong>auf</strong><br />

hohem theoretischem und<br />

praktischem Niveau! Heuer<br />

stand „Heilender Glaube –<br />

Hoffnung statt Angst“ groß<br />

geschrieben <strong>auf</strong> den Fahnen in<br />

der Aula des Pädagogischen<br />

Zentrums in Eggenberg.<br />

Großformatige Gesichter, der<br />

„Schrei“ von Edvard Munch<br />

und Gottfried Helnwein und<br />

viele andere Menschenbilder<br />

thematisieren den Ausgangspunkt:<br />

Hilferufe. Menschen <strong>auf</strong><br />

der Suche nach Heil und Heilung,<br />

nach Lebenshilfen für<br />

Leib und Seele. SOS-Signale<br />

einer unheil(ig)en Zeit. Lehrer<br />

bekommen das immer stärker<br />

zu spüren. <strong>Sie</strong> sehen die Not in<br />

den Gesichtern der Schüler,<br />

die Angst vor der Zukunft.<br />

550 Religionslehrer/innen<br />

stellten sich gleich am ersten<br />

Tag der Fortbildungswoche<br />

der Frage nach dem Heilsamen<br />

des Glaubens. Welche Hilfe<br />

kann die Psychologie und Psychotherapie<br />

für die (Religions-)<br />

Pädagogik sein, welche Kompetenzen<br />

und Qualifikationen<br />

sind gefragt, wie viel Seelsorge<br />

ist notwendig und möglich?<br />

Die beiden Referenten Dr.<br />

Arnold Mettnitzer, Theologe<br />

und bekannter Therapeut, und<br />

die Pastoraltheologin Dr.<br />

Veronika Prüller-Jagenteufel<br />

aus Wien, legten ihre Beobachtungen<br />

und Anmerkungen den<br />

Religionspädagoginnen vor.<br />

„Hilfe für die Seele“, „Hebammendienst<br />

statt Richtersprüche“<br />

und „Bewegen statt<br />

erziehen“ sowie „motivieren<br />

statt befehlen“, riet Arnold<br />

Mettnitzer den Lehrern für das<br />

neue Schuljahr.<br />

„Dass Seelsorgerinnen und<br />

Seelsorger einen Weg der Heilung<br />

für offene Menschen,<br />

einen heilsamen Glauben<br />

anbieten können“, einen verheißungsvollen,<br />

aber auch<br />

anspruchsvollen Weg, arbeitete<br />

die Preisträgerin des Elisabeth-Gößmann-Preises<br />

2003<br />

der Universität Graz heraus.<br />

Die Verkünder/innen seien<br />

keine Heilsbringer, ihre Aufgabe<br />

liege vielmehr darin, Gottes<br />

Spuren des Heils im Alltag, im<br />

Leben der Kinder und<br />

Erwachsenen sichtbar, hörbar<br />

und spürbar werden zu lassen.<br />

Eine ihrer zentralen Thesen<br />

lautete, dass „Menschen dort<br />

heil werden, wo sie in Beziehung<br />

treten, weil auch Gott<br />

sich den Menschen zuwendet<br />

und zugewendet hat“: Er lasse<br />

sich <strong>auf</strong> uns ein, er macht sich<br />

mit jedem Menschen <strong>auf</strong> den<br />

Weg und besonders das biblische<br />

Heil werde zuerst in Fest<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Menschen-Bilder …<br />

und Feier sichtbar und in der<br />

Erfahrung, dass Heil immer<br />

geschenkt und nicht einfach<br />

gemacht werden könne. Es<br />

waren faszinierende Sätze und<br />

Hinweise <strong>auf</strong> Schwerpunkte,<br />

die in unserer Extrem-Leistungsgesellschaft<br />

längst in<br />

Vergessenheit geraten sind.<br />

Am Ende postulierte sie das<br />

Heil im Danken: „Der dankbare<br />

Blick (<strong>auf</strong> die Kinder, <strong>auf</strong><br />

Gelungenes, Erfreuliches) ist<br />

dem liebevollen Blick Gottes<br />

verwandt, der voll Barmherzigkeit<br />

<strong>auf</strong> uns schaut:Iin diesem<br />

Blick werden wir schön<br />

und heil.“<br />

Am Nachmittag nahmen an die<br />

160 Kollegen in zwangloser<br />

Gemeinschaft die Gelegenheit<br />

wahr, „im gespräch“ (nachgefragt,<br />

angemerkt und nachgedacht)<br />

mit den beiden Referenten<br />

zu bleiben und den biografischen<br />

bzw. weltanschaulichreligiösen<br />

Hintergrund ihrer<br />

Aussagen auszuloten.<br />

In den beiden dar<strong>auf</strong> folgenden<br />

Tagen setzten sich über 790<br />

Religionslehrer/innen in 19<br />

Workshops mit einer sehr breiten<br />

Palette von „Entfaltungen“<br />

des Themas – angefangen vom<br />

Schulpsychologen Dr. Josef<br />

Zollneritsch („SOS – Schule<br />

Ohne Seele?“) über den kanadischen<br />

Stresstherapeuten<br />

Bertram Persil (Heil-los überfordert<br />

– Stress und Burn-out-<br />

Syndrome bei Lehrern), den<br />

Homoöpathen Dr. Anton Rohrer<br />

bis zur RL Elisabeth Likar<br />

aus Kärnten mit ihren Tipps<br />

für einen heilsamen Umgang<br />

mit der Bibel im RU der<br />

Grundstufe mit den Fragen<br />

nach Heil und Heilung auseinander.<br />

Fortbildung heißt Stärkung<br />

und Ermutigung, Auftanken<br />

und Atem holen für den mühevollen<br />

Dienst in unserer Schule.<br />

Wer sich intensiver mit den<br />

einzelnen Aspekten (Texte und<br />

viele Fotos zur Dokumentation)<br />

auseinandersetzen möchte,<br />

kann <strong>auf</strong> der Homepage des<br />

RPI Graz (www.rpigraz.at)<br />

unter<br />

http://www.netburger.at/rpi/<br />

SommerBildung/SommerBildung_2003/index.html<br />

noch eine Menge <strong>auf</strong>regender<br />

informativer – auch akustischer<br />

– Einblicke „gewinnen“.<br />

AL Prof. Helmut Loder, RPI Graz<br />

10a<br />

NR. 148<br />

OKTOBER<br />

2003<br />

Neuer FI für<br />

Religion an<br />

Berufsschulen<br />

Ich heiße Andreas Gieferl<br />

und wurde am 30. 11. 1955<br />

in Gnas geboren. Nach der<br />

Volksschule besuchte ich<br />

das Humanistische Gymnasium<br />

in der Carnerigasse<br />

in Graz, wo ich im Jahre<br />

1975 maturierte. Beim<br />

anschließenden Grundwehrdienst<br />

gab es für<br />

mich viele schwierige<br />

menschliche Begegnungen,<br />

die meine Entscheidung<br />

zum Theologiestudium<br />

mitgeprägt haben.<br />

Schon während meiner<br />

Studienzeit wurde ich für<br />

den Religionsunterricht an<br />

der Landesberufsschule<br />

Bad Gleichenberg herangezogen,<br />

wo ich nun seit<br />

26 Jahren meinen Dienst<br />

versehe. Neben meiner<br />

neuen Arbeit als Fachinspektor<br />

werde ich auch<br />

weiterhin eine Restlehrverpflichtung<br />

von elf<br />

Wochenstunden an der<br />

Landesberufsschule Bad<br />

Gleichenberg erfüllen.<br />

Die vielen Erfahrungen<br />

mit den arbeitenden<br />

Jugendlichen haben mein<br />

Leben und meine positive<br />

Einstellung zur Jugend<br />

sehr geprägt. Diese Erfahrungen<br />

möchte ich auch in<br />

meine neue Tätigkeit einfließen<br />

lassen. Ich freue<br />

mich <strong>auf</strong> diese Aufgabe, in<br />

der ich meinen KollegInnen<br />

ein helfender und<br />

beratender Begleiter sein<br />

möchte.


NR. 148<br />

OKTOBER<br />

2003<br />

11<br />

Sei <strong>auf</strong>merksam …<br />

Notizen eines Religionslehrers<br />

zum Umgang mit<br />

Trauer in der Schule: Manchmal<br />

tut das Leben weh.<br />

Unlängst bekam die Kollegin<br />

die Nachricht, dass sie nach<br />

sieben Dienstjahren ab Herbst<br />

nicht mehr weiter beschäftigt<br />

werden kann. Es traf sie wie<br />

eine Keule. Dumpfer Kopfschmerz,<br />

Herzklopfen und<br />

Schlaflosigkeit folgten in den<br />

nächsten Stunden und Tagen.<br />

Die Schülerinnen nehmen<br />

kaum Kenntnis davon. <strong>Sie</strong> sind<br />

mit ihren eigenen Problemen<br />

beschäftigt. Ein 16-jähriges<br />

Mädchen quält sich mit der<br />

Ungewissheit, ob ihr Bruder<br />

den schweren Motorradunfall<br />

überleben wird. Seit einer<br />

Woche liegt er im Tiefschlaf<br />

<strong>auf</strong> der Intensivstation. Seither<br />

nimmt sie die Dinge um sich<br />

nur sehr vage wahr. Kann sich<br />

im Unterricht überhaupt nicht<br />

mehr konzentrieren. In der<br />

nächst höheren Klasse sitzen<br />

zwei Schülerinnen, deren<br />

Eltern in Trennung leben. Ihre<br />

Lustlosigkeit, Gereiztheit und<br />

Aggression sind nicht nur<br />

manchen Mitschülerinnen <strong>auf</strong>gefallen,<br />

sondern bekamen<br />

auch einige Lehrer zu spüren.<br />

Manchmal durchdringt tiefer<br />

Schmerz das Leben in den<br />

Klassenräumen und Lehrerzimmern.<br />

Leere, Verzweiflung<br />

und Grübeleien beherrschen<br />

den Tag. Es ist fast unerträglich.<br />

Und kaum jemand<br />

bemerkt diesen Schmerz und<br />

nimmt daran Anteil. Wie lange<br />

soll das noch so weitergehen?<br />

Warum trifft es gerade mich?<br />

Was all diese Schicksale<br />

gemeinsam haben, ist der Verlust<br />

oder die Trennung von<br />

etwas Vertrautem und Liebgewonnenem.<br />

Abschiede tun weh<br />

und können das Leben völlig<br />

aus dem Gleichgewicht bringen.<br />

Solche Erfahrungen<br />

begleiten in unregelmäßigen<br />

Abständen den Lehreralltag.<br />

Manchmal fühle ich mich<br />

dabei überfordert und ein<br />

andermal kann ich achtsam ein<br />

Stück des Weges mit den Trauernden<br />

mitgehen. Jedenfalls<br />

bin ich <strong>auf</strong>gerufen zu reagieren.<br />

Die Frage, die sich mir<br />

gerade in Zeiten großer Betroffenheit<br />

und Ohnmacht stellt:<br />

Wie kann ich als Lehrer in<br />

solch schwierigen Verlust- und<br />

SCHULE<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Trennungssituationen behutsam<br />

umgehen und mit den<br />

Betroffen mitgehen? Gerade an<br />

einem Ort, wo sich gewöhnlich<br />

wenig Zeit und Raum für längere<br />

und oftmalige Gespräche<br />

anbietet. Denn Schule ist<br />

geprägt von zahlreichen, aber<br />

meist nur kurzzeitigen Begegnungen.<br />

Also wie dar<strong>auf</strong> reagieren?<br />

Wegschauen und Ignorieren<br />

wären wohl das Einfachste.<br />

Aber das hinterlässt<br />

meist ein unangenehm bohrendes<br />

und selbst anklagendes<br />

Gefühl. Ich denke mir, dass<br />

Wichtigste wird wohl sein,<br />

dass ich den anderen in seinem<br />

Schmerz wahrnehme und ihm<br />

das auch signalisiere. Ich nehme<br />

dich in deinem Leid wahr.<br />

Es macht mich betroffen und<br />

gleichzeitig fühle ich mich<br />

hilflos. Diese Ohmacht ist verständlich<br />

und normal. Schließlich<br />

kann Zerbrochenes oder<br />

Getrenntes nicht wieder <strong>auf</strong><br />

Knopfdruck oder mit noch so<br />

großer Anstrengung ganz (heil)<br />

gemacht werden.<br />

Was ich geben kann, ist Aufmerksamkeit,<br />

so gut es mir<br />

möglich ist. Ich merke, was du<br />

in dieser schwierigen Situation<br />

von einem Lehrer oder Kollegen<br />

brauchen könntest:<br />

● Dass ich dir Zeit schenke,<br />

um deinen Schmerz ausdrücken<br />

zu können, ohne dass<br />

ich dich dränge oder mich<br />

dabei überfordere („einfach<br />

erzählen lassen ...“).<br />

● Dass ich dir zuhören kann,<br />

ohne zu beurteilen, dich zu<br />

vertrösten oder dich zu beratschlagen<br />

(„einfach zuhören<br />

können ...“).<br />

● Dass ich dir Zuwendung<br />

gebe. Ich weiche dir nicht aus,<br />

sondern bleibe da trotz deines<br />

Schmerzes und meiner Verunsicherung<br />

(„einfach dasein<br />

...“).<br />

Es geht hier bestimmt nicht<br />

um eine Zeit raubende Trauerbegleitung.<br />

Sondern lediglich<br />

um eine augenblickliche Haltung<br />

des Daseins, die sehr<br />

tröstlich sein kann. Vielleicht<br />

kann diese Haltung ein wenig<br />

Schmerz nehmen und wahrscheinlich<br />

auch ein bisschen<br />

die Einsamkeit in den Schulzimmern<br />

mildern.<br />

Mag. Gerhard Hagen,<br />

HLW und BAKIP Hartberg<br />

Eine Bib(e)liothek<br />

Die Schulbibliothek der Schulschwestern<br />

in Graz feierte<br />

unter dem Motto „Bib(e)liothek“:<br />

2003 ist nicht nur das<br />

Jahr der Bibel, auch unsere<br />

Zentrale Schulbibliothek hatte<br />

Grund zum Feiern: Zehn Jahre<br />

gibt es bereits diese Einrichtung,<br />

die sich großer Beliebtheit<br />

– die Entlehnungsstatistik<br />

belegt es – erfreut. Die Räumlichkeiten<br />

dienen aber nicht<br />

nur den verschiedenen Schultypen<br />

(HS, ORG, HLW, HLA)<br />

als Kommunikationszentrum,<br />

Lese- und Arbeitsraum, hier<br />

finden auch immer wieder<br />

unterschiedlichste Veranstaltungen<br />

(Lesungen, Workshops,<br />

Vorträge, Ausstellungen etc.)<br />

statt.<br />

Die Bibliothek der Schulschwestern<br />

ist einfach mehr!<br />

Für uns war es nahe liegend,<br />

unser Jubiläum mit dem des<br />

Jahres der Bibel zu verbinden<br />

und somit die „Geburtstagsfeier“<br />

zu einem ganz besonderen<br />

Ereignis werden zu lassen:<br />

Gemäß der biblischen Aufforderung<br />

„Lies es mir vor!“ (Jes.<br />

29,11) baten wir Persönlichkeiten<br />

des schulischen, kirchlichen<br />

und öffentlichen Lebens,<br />

uns ihre Lieblingsstelle aus<br />

RELIGION<br />

dem Buch der Bücher vorzustellen.<br />

Unserer Einladung, statt einer<br />

Festrede einen Bibelvers zu<br />

lesen, folgten unter anderen<br />

Weihbischof Dr. F. Lackner,<br />

Superintendent Mag. H.<br />

Miklas, Prälat Dr. W. Rodler,<br />

<strong>Landesschulrat</strong>spräsident Dr.<br />

H. Lattinger, Generaloberin<br />

Mag. Sr. Brigitte Gölles, Provinzoberin<br />

Sr. Agathe Michelitsch,<br />

alle Schulleiter sowie<br />

Schüler- und Elternvertreter.<br />

Es war unglaublich interessant<br />

und berührend, eine Fülle von<br />

Textstellen aus dem Alten und<br />

Neuen Testament und die ganz<br />

persönlichen Zugänge jedes<br />

Einzelnen mitzuerleben.<br />

Umrahmt wurde dieser Festakt<br />

von szenischen und musikalischen<br />

Darbietungen aller<br />

Schultypen und einer Ausstellung<br />

rund um die heilige<br />

Schrift.<br />

Als Dankeschön für die<br />

gespendete Zeit und das Bibelzitat<br />

erhielt jeder Leser eine<br />

kleine Brotflade von Schülern<br />

der HS überreicht und zum<br />

Abschluss gab es am Buffet,<br />

erstellt von Schülerinnen der<br />

HLA, „biblische Kostproben“.<br />

Mag. Ilse Pataki<br />

Mag. Harald Hengl


ANZEIGE SCHULE<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

AK Bildung<br />

Für Chancengleichheit & soziale Gerechtigkeit in der Ausbildung<br />

● Für eine qualitätsvolle Pflichtschule als Fundament für einen erfolgreichen Bildungs- und<br />

Berufsweg<br />

● Für ein Recht <strong>auf</strong> eine qualitätsvolle berufliche Erstausbildung<br />

● Für eine freie Schul- und Berufswahl<br />

● Für eine gelebte Schulpartnerschaft und Mitbestimmung<br />

NEU im Schuljahr 2003/04 AK Schulpreis<br />

für innovative Schulentwicklung<br />

● Für Schulen, die besondere Rücksicht <strong>auf</strong> die Bedürfnisse berufstätiger Eltern nehmen<br />

● Für Schulen, die zukünftigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern bestmögliche Bildungs-<br />

und Qualifikationschancen für den Einstieg in den Arbeitsmarkt schaffen<br />

● Für Maßnahmen zur Beseitigung sozialer Ungleichheiten<br />

AK-Präsident Walter Rotschädl: „Um besonders wertvolle Ergebnisse der Schulentwicklung<br />

sichtbar zu machen vergibt die Arbeiterkammer <strong>Steiermark</strong> an jeden<br />

Schultyp den AK-Schulpreis in der Höhe von 1.500 Euro.“<br />

Bewerbungen sind bis Ende Dezember 2003 bei der Kammer für Arbeiter und Angestellte für<br />

<strong>Steiermark</strong>, Bildungspolitische Abteilung, 8020 Graz, Hans-Resel-Gasse 8-14, einzureichen.<br />

Die Vergabe des Preises wird Anfang Februar 2004 vorgenommen.<br />

Tel.Nr. 05/7799-2361<br />

E-mail: aws@akstmk.at<br />

12<br />

NR. 148<br />

OKTOBER<br />

2003


NR. 148<br />

OKTOBER<br />

2003<br />

13<br />

Das BAG<br />

Am 1. September 2003 trat das<br />

neue Berufsausbildungsgesetz<br />

(BAG) in Kraft, welches nun<br />

erstmals Menschen mit einer<br />

Behinderung/Beeinträchtigung<br />

die Möglichkeit einer „Integrativen<br />

Berufsausbildung“ eröffnet.<br />

Die steirische Entwicklungspartnerschaft<br />

„styria integra“<br />

arbeitet maßgeblich an dieser<br />

Entwicklung mit und<br />

enwickelt Qualitätskriterien<br />

zur Durchführung der „Integrativen<br />

Berufsausbildung“.<br />

Im Rahmen von styria integra<br />

können bereits jetzt insgesamt<br />

19 Jugendliche mit einer<br />

Behinderung/Beeinträchtigung<br />

eine Teilqualifikationslehre in<br />

ausgewählten steirischen<br />

Regionen absolvieren.<br />

Integrative Berufsausbildung<br />

ermöglicht nun Menschen mit<br />

einer Behinderung/Beeinträchtigung<br />

eine duale Berufsausbildung.<br />

Entweder in Form<br />

einer Lehre mit verlängerbarer<br />

Lehrzeit oder einer Ausbildung<br />

in Teilqualifikationen eines<br />

Lehrberufes. Das Ausbildungsverhältnis<br />

ist von Beginn bis<br />

zum Lehrabschluss von der<br />

Berufsausbildungsassistenz zu<br />

begleiten, die Unterstützung<br />

im sozialpädagogischen, im<br />

psychologischen und im didaktischen<br />

Bereich anbietet.<br />

Zudem legt die Berufsausbildungsassistenz<br />

gemeinsam mit<br />

dem Lehrbetrieb individuell<br />

die Ausbildungsziele und<br />

Inhalte der Integrativen<br />

Berufsausbildung fest.<br />

„styria integra“ setzt sich für<br />

die Integration von Jugendlichen<br />

mit Behinderung/Beeinträchtigung<br />

an der Schnittstelle<br />

Schule/Beruf ein und arbeitet<br />

<strong>auf</strong> nationaler als auch <strong>auf</strong><br />

europäischer Ebene mit thematisch<br />

gleichen Netzwerken<br />

zusammen.<br />

Die Entwicklungspartnerschaft<br />

der Gemeinschaftsinitiative<br />

Equal der Europäischen<br />

Union wird vom Bundessozialamt,<br />

Landesstelle<br />

<strong>Steiermark</strong>, aus Mitteln des<br />

Europäischen Sozialfonds und<br />

der Beschäftigungsoffensive<br />

der österreichischen Bundesregierung<br />

für Menschen mit<br />

Behinderung sowie vom Land<br />

<strong>Steiermark</strong> finanziert.<br />

Nähere Informationen erhalten<br />

<strong>Sie</strong> unter<br />

www.styria-integra.at<br />

SCHULE<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Fahrradschule<br />

In einem Pilotprojekt im September<br />

und Oktober in den<br />

Hauptschulen des Bezirkes<br />

Fürstenfeld war es oberstes<br />

Anliegen, Kinder durch verbessertes<br />

Eigenkönnen <strong>auf</strong><br />

dem Fahrrad vor möglichen<br />

Unfällen zu bewahren! In<br />

einem zweistündigen Intensivgrundkurs<br />

erlernten die Kinder<br />

Techniken und Profi-<br />

Know-how, um sowohl Sicherheit<br />

als auch Fahrspaß zu<br />

erhöhen.<br />

Der AUVA, bei der alle<br />

Schüler automatisch und<br />

kostenlos pflichtversichert<br />

sind, war es ein großes Anliegen,<br />

die risikobehafteten<br />

Schulwege sicherer zu gestalten.<br />

Selbstsichere Kinder, die<br />

ihr Fahrrad beherrschen,<br />

haben ein weit geringeres<br />

Unfallrisiko!<br />

Die Statistik für das Schuljahr<br />

2001/2002 beinhaltet für die<br />

<strong>Steiermark</strong> 7002 Schülerunfälle,<br />

davon sind 296 Wegunfälle.<br />

Das sind zwar nur fünf Prozent<br />

der Gesamtunfälle, allerdings<br />

sind hier in der Regel<br />

schwerste bis hin zu tödlichen<br />

Unfällen zu verzeichnen. Im<br />

Vorjahr gab es einen Todesfall<br />

zu beklagen. Trotz der nachweisbaren<br />

Erfolge in der<br />

Sicherheitserziehung ist die<br />

Tendenz <strong>auf</strong>grund des vermehrten<br />

Verkehrs<strong>auf</strong>kommens<br />

weiterhin stagnierend.<br />

Europaweit betrachtet liegt<br />

Österreich im hinteren Drittel<br />

vor Portugal, Spanien und<br />

Griechenland. An der Spitze<br />

der sichersten Länder stehen<br />

Schweden und Finnland.<br />

Lernziele waren:<br />

Unfälle vermeiden durch richtiges<br />

Reagieren in Grenzsituationen<br />

Übungen zum Bremsen, Lenken,<br />

Schalten, Treten und zur<br />

Kurventechnik<br />

Fahrrad-Check: Individueller<br />

Sicherheits-Check der mitgebrachten,<br />

eigenen Bikes<br />

Straßenverkehrsordnung: Wiederholen<br />

der wichtigsten<br />

Punkte im Straßenverkehr<br />

Dieses Pilotprojekt wurde<br />

durch die Kooperation mit der<br />

AUVA, den Hauptschulen des<br />

Bezirkes Fürstenfeld, dem<br />

<strong>Landesschulrat</strong> und dem Land<br />

<strong>Steiermark</strong> ermöglicht.<br />

Hans Lienhart (ehemaliger<br />

Medaillengewinner bei eier<br />

Rad-WM) unterstützte diese<br />

Aktion: „Der Sinn einer Radfahrschule<br />

liegt <strong>auf</strong> der Hand.<br />

Es gibt Schischulen, Snowboardschulen,<br />

Tennisschulen<br />

usw.! Gerade beim Radfahren<br />

ist es umso wichtiger, da sich<br />

unsere Kinder mit dem Bike<br />

<strong>auf</strong> öffentlichen Verkehrsflächen<br />

bewegen. Wenn das<br />

Sicherheitsgefühl <strong>auf</strong> dem Rad<br />

besser geschult ist, dann werden<br />

sich die Kinder auch im<br />

Verkehr sicherer bewegen.“<br />

Eine Ausweitung des Projektes<br />

Fürstenfeld <strong>auf</strong> die gesamte<br />

<strong>Steiermark</strong> ist in Planung.<br />

Mobile Radfahrschulen in ganz<br />

Österreich sind das Ziel der<br />

Initiatoren.<br />

E-mail: schule@bike-control.com<br />

www.bike-control.com<br />

INFORMATIV<br />

Neuer FI für<br />

Informations<br />

technologie<br />

Mag. Manfred Regner<br />

Sowohl Wissen als auch<br />

fachliche, methodische und<br />

soziale Kompetenzen spielen<br />

eine entscheidende Rolle<br />

in unserem privaten und<br />

beruflichen Alltag. Infolgedessen<br />

haben wir als Schule<br />

eine enorme Verantwortung<br />

unseren jungen Menschen<br />

gegenüber, weshalb wir sie<br />

mit gutem Rüstzeug für ihr<br />

jetziges und späteres Leben<br />

ausstatten wollen. So sehe<br />

ich es als unsere Aufgabe,<br />

modernste Methoden zur<br />

Verwirklichung unserer<br />

Ziele anzuwenden, damit<br />

die Qualität des Unterrichts,<br />

der ja ein wesentliches<br />

Qualitätsmerkmerkmal<br />

von Schule darstellt, gesteigert<br />

wird. Einen zentralen<br />

Bereich stellt der vernünftige<br />

Umgang mit elektronischen<br />

Medien dar. Mir ist<br />

es nun ein großes Anliegen,<br />

in Schulen ein Umfeld zu<br />

schaffen, damit Lehrer<br />

sämtlicher Gegenstände die<br />

Möglichkeit haben, Lehrinhalte<br />

mit zeitgemäßen<br />

Methoden und Medien zu<br />

vermitteln. Denn nur so<br />

sind wir, wie ich meine, in<br />

der Lage, jungen Menschen<br />

zu zeigen, dass der Erwerb<br />

von Kompetenzen interessant<br />

und auch lustvoll sein<br />

kann. Weitere zentrale<br />

Arbeitsgebiete sehe ich in<br />

der Implementierung von e-<br />

Learning im Schulalltag<br />

und in der Fort- und Weiterbildung<br />

der Informatiklehrern.<br />

Ich lade alle KollegInnen<br />

ein, im Interesse unserer<br />

Schüler und Eltern gemeinsam<br />

diese Herausforderungen<br />

anzunehmen und tatkräftig<br />

an der Umsetzung<br />

dieser Ziele mitzuwirken.


KUNTERBUNT SCHULE<br />

Heilwurz &<br />

Zauberkraut<br />

Der steirische Ort Bad Blumau<br />

ist ob seiner Hundertwasser-<br />

Therme nahezu europaweit<br />

bekannt. Weniger bekannt ist<br />

allerdings ein Kleinod im<br />

Kurort, das mit viel Liebe zum<br />

Detail, Fachkenntnis und der<br />

Absicht, leicht fasslich zu<br />

informieren, eingerichtet wurde.<br />

Gemeint ist das Museum<br />

„Heilwurz & Zauberkraut“,<br />

welches sich mit der Geschichte<br />

der Naturheilhunde von den<br />

Anfängen bis zur Gegenwart<br />

beschäftigt.<br />

Die grundlegende Frage bei<br />

diesem Streifzug durch die<br />

Volksmedizin und der kräuterbezogenen<br />

Naturheilkunde:<br />

Was ist Glaube, was Aberglaube?<br />

Um genau diese Aspekte<br />

dreht sich eine jahrhundertelange<br />

Diskussion in der Heilkunst.<br />

In diesem Museum kann<br />

man sich jedoch nicht nur <strong>auf</strong><br />

Spurensuche begeben und<br />

erkunden. Welches Geheimnis<br />

jene Giftpflanzen haben, für<br />

deren Gebrauch im Mittelalter<br />

die „Giftmischer“ berühmt<br />

und gefürchtet waren. Im<br />

Obergeschoss des Hauses<br />

beginnt der Pfad zu den<br />

Geheimnissen der Kräuterwelt,<br />

deren Kraft der Mensch bereits<br />

vor Jahrhunderten erkannte.<br />

„Kinder können bei uns Heilkräuter<br />

angreifen, riechen,<br />

spüren, fühlen, einfach mit<br />

allen Sinnen erleben“, betont<br />

Gertrude Schiftner, die auch<br />

Kinder sehr gerne durch das<br />

Museum führt.<br />

Auch ein Kinder-Kreativprogramm<br />

wird <strong>auf</strong> Wunsch angeboten,<br />

wie etwa Malen und<br />

Zeichnen.<br />

Info: 03383/2206, 03383/ 2377.<br />

Thomas Aititsch<br />

Steckerlbrot &<br />

Waldrauschen<br />

Das Projekt „Design your<br />

snack“ wird bereits in etlichen<br />

steirischen Schulen durchgeführt.<br />

Die 1a-Musikklasse der<br />

Gerlitz-Hauptschule in Hartberg<br />

hat dabei mit gebackenen<br />

„Schifferln“ den Besuch eines<br />

Biobauernhofes gewonnen und<br />

diesen Gewinn auch kürzlich<br />

bei Karl und Gertrude Erlacher<br />

in Stubenberg eingelöst.<br />

Dabei gab es einiges zu erleben:<br />

War es einerseits das so<br />

genannte „Steckerlbrot“, das<br />

über offenem Feuer <strong>auf</strong> Haselstecken<br />

gebacken, den Schülerinnen<br />

und Schülern zum Teil<br />

neue Geschmacksvarianten<br />

eröffnete, so gab es in unmittelbarer<br />

Umgebung des Biobetriebes<br />

mit Mutterkuhhaltung<br />

auch noch mehr zu erkunden.<br />

Neben der traditionsreichen<br />

Bachbauernmühle, wo der<br />

„Weg vom Korn zum Brot“<br />

beginnt, war es vor allem der<br />

Wald, der mit so mancher<br />

Überraschung <strong>auf</strong>warten<br />

konnte. „Die Kinder konnten<br />

sich hier mit verschiedenen<br />

Sozialspielen beschäftigen“,<br />

erzählt Heinz Wollinger, der<br />

die Kinder mit einem Lehrerteam<br />

begleitete. Ein besonderes<br />

Exponat im Wald war der<br />

aus Holz erbaute, so genannte<br />

Wald-Schalltrichter, mit dem<br />

man die Geräusche des Waldes<br />

verstärkt wahrnehmen konnte,<br />

wenn man den Kopf in das<br />

kleine Kästchen steckte, das<br />

die beiden Trichter verband.<br />

„Die Kinder waren von der Art<br />

und Weise der Schallwirkung<br />

beeindruckt und das Erforschen<br />

des Gerätes machte<br />

sichtlich Spaß“, so eine der<br />

Begleitlehrerinnen.<br />

Thomas Aititsch<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Spielerische<br />

Lösungen<br />

Mannigfaltig sind mögliche<br />

Probleme, die im Klassenverband<br />

<strong>auf</strong>treten: Langeweile,<br />

unruhige Klasse, Reibereien<br />

zwischen den Schülern, keine<br />

Bereitschaft zur Teamfähigkeit.<br />

Eine Möglichkeit ist, die<br />

Situation zu beklagen, die weit<br />

bessere jedoch, „spielerische“<br />

Ansätze zur Konfliktlösung zu<br />

suchen. Bereits seit dem Jahr<br />

1990 wird an der Pädagogischen<br />

Akademie in Graz-<br />

Eggenberg der Ausbildungslehrgang<br />

zur Spielpädagogik<br />

angeboten. Grundintention<br />

dabei ist, einen ganzheitlichen<br />

Zugang zu anvertrauten<br />

Schülern zu gewinnen und mit<br />

ihnen gemeinsam Selbstverantwortung,<br />

Selbstvertrauen,<br />

Sensibilität, Teamfähigkeit<br />

und flexiblen Umgang mit<br />

neuen, unvertrauten Situationen<br />

zu entwickeln.<br />

„Das klingt alles etwas theoretisch<br />

und schulmeisterhaft“,<br />

meint Koordinator Karlheinz<br />

Sommer, betont jedoch, „nicht<br />

mit dem erhobenen Zeigefinger<br />

agieren zu wollen“. Spielpädagogik<br />

biete keine<br />

„Kochrezepte“, die dem<br />

„Schutzbefohlenen verordnet“<br />

werden, meint er weiter, sondern<br />

solle die Teilnehmer<br />

befähigen, <strong>auf</strong> die individuellen<br />

Anforderungen der jeweiligen<br />

Gruppe oder Klasse dementsprechend<br />

reagieren zu<br />

können.<br />

Das Angebot reicht von Interaktionspädagogik<br />

über Rollenspieltechniken,<br />

Dramatisieren<br />

von Texten bis hin zum Entwickeln<br />

von didaktischen<br />

Spielen.<br />

Info: 0316/58 1 67 00.<br />

Thomas Aititsch<br />

14<br />

Gemeinsam<br />

gefestet<br />

NR. 148<br />

OKTOBER<br />

2003<br />

Die Idee, dass sich SchülerInnen<br />

und LehrerInnen der acht<br />

„Steirischen Hauptschulen“<br />

Birkfeld II, Puch bei Weiz,<br />

Rottenmann, Ehrenhausen, Dr.<br />

Renner, Graz, Riegersburg,<br />

Straden und St. Lambrecht bei<br />

einem gemeinsamen Spielefest<br />

kennen lernen, Erfahrungen<br />

und Informationen austauschen<br />

können, wurde vom LehrerInnenteam<br />

der HS Straden<br />

unter deren Leiter OSR Franz<br />

Ficzko sofort <strong>auf</strong>gegriffen.<br />

In gemeinsamer Arbeit wurde<br />

ein Spielefest unter dem Motto:<br />

,,Straden – mit allen Sinnen<br />

erleben“ für den 14. 5. 2003<br />

bestens organisiert und auch<br />

erfolgreich durchgeführt.<br />

Dabei fielen wieder einmal<br />

mehr die Kreativität und<br />

Ideenvielfalt unserer LehrerInnen<br />

<strong>auf</strong>. Hauptverantwortlich<br />

für die Planung waren HOL<br />

Karl Lenz und HOL Christine<br />

Schober.<br />

In 22 Stationen konnten 350<br />

SchülerInnen der 2. Klassen<br />

aus den acht „Steirischen<br />

Hauptschulen“ ihre sportlichen,<br />

kreativen, sprachlichen,<br />

geographischen Fähigkeiten<br />

aktiv erproben bzw. entdecken.<br />

Gemeinsamer Spaß<br />

und nicht der Wettbewerbsgedanke<br />

war dabei entscheidend.<br />

Betreut wurden die einzelnen<br />

Stationen von den LehrerInnen<br />

und den SchülerInnen der 3.<br />

und 4. Klassen der HS Straden.<br />

Für das leibliche Wohl<br />

aller TeilnehmerInnen sorgte<br />

wie immer in bewährter Weise<br />

der Elternverein der HS Straden.


NR. 148<br />

OKTOBER<br />

2003<br />

15<br />

Jugend übersetzt:<br />

Graz – klassisch<br />

Was übersetzen Schüler in<br />

Latein und Griechisch? Zumal<br />

bei der heurigen, vom Steirischen<br />

Landesjugendreferat<br />

veranstalteten 31. Fremdsprachenolympiade?<br />

Im Jahr 2003,<br />

dem Jahr der Kulturhauptstadt,<br />

war das keine Frage. Es<br />

sollte etwas Besonderes sein.<br />

Wer von den rund 100 Teilnehmern<br />

aus acht Grazer und acht<br />

steirischen Gymnasien am<br />

Vormittag des 3. April seinen<br />

Homer und/oder Ovid bzw.<br />

Boccaccio und dessen lateinische<br />

Schilderung vom Tod der<br />

Kleopatra gut ins Deutsche<br />

übertragen hatte, der konnte<br />

sich am Nachmittag dem Certamen<br />

Graecense stellen. In<br />

diesem „Graz-Wettbewerb“<br />

ging es erstmals um lateinische<br />

und griechische Texte über die<br />

steirische Landeshauptstadt.<br />

Solche gibt es in großer Zahl,<br />

darunter literarische Leckerbissen,<br />

die bis jetzt vergessen,<br />

vielfach noch ungedruckt und<br />

im Original in Archiven und<br />

Bibliotheken schlummern.<br />

Ausgewählte Kostproben solcher<br />

Texte wurden zum Wettbewerb<br />

vorgegeben und großteils<br />

erfolgreich und geschickt<br />

in die Muttersprache übersetzt.<br />

Für die Griechen war noch<br />

eine Sonder<strong>auf</strong>gabe zu bewältigen:<br />

Der Gräzist Dr. Werner<br />

Rinner hatte Fotos von griechisch-klassizistischenArchitekturelementen<br />

und Bau-<br />

Ornamenten aus Graz vorgelegt,<br />

die zu erkennen und<br />

benennen waren.<br />

Die feierliche Preisverleihung<br />

für die <strong>Sie</strong>ger dieses Certamen<br />

Graecense fand dann unter<br />

dem Motto Graz – klassisch am<br />

17. Juni im Foyer der neuen<br />

Grazer Helmut-List-Halle<br />

statt. Zwei Professoren der<br />

Grazer Universität, Dr. Eveline<br />

Krummen von der Geisteswissenschaftlichen<br />

und Dr.<br />

Gerhard Thür von der Rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultät,<br />

überreichten die Preise: Geldbeträge<br />

in beachtlicher Höhe<br />

und Anerkennungspreise in<br />

Form von Büchern und Buchgutscheinen.<br />

Die Preisträger<br />

aus Latein rekrutierten sich<br />

aus neun steirischen Gymnasien<br />

(aus Graz die Ursulinen,<br />

welchen die meisten Auszeichnungen<br />

zufielen, Sacre Coeur,<br />

Akademisches Gymnasium,<br />

BG Liebenau und BG Dreihackengasse,<br />

ferner Admont,<br />

BG Stainach und BG Hartberg),<br />

in Griechisch gingen der<br />

1. und 3. Preis ans Akademische<br />

Gymnasium, der 2. ans<br />

Abteigymnasium Seckau. Eine<br />

„Nota honorabilis“, eine<br />

ehrenvolle Anerkennung,<br />

erhielt ein Schüler des BG<br />

Fürstenfeld.<br />

Als ein wichtiger Teil dieses<br />

umfassenden und anspruchsvollen<br />

Projektes ist die Herausgabe<br />

einer Anthologie<br />

geplant, welche jene klassischen,<br />

d. h. lateinischen und<br />

griechischen Graz-Texte enthält,<br />

die in der bisherigen<br />

Graz-Literatur fehlen und die<br />

– vielfach erstmals ins Deutsche<br />

übersetzt – eine wertvolle<br />

und interessante Ergänzung zu<br />

den gängigen und jüngst<br />

erschienenen Graz-Anthologien<br />

bilden. Dr. Wolfgang J. Pietsch,<br />

Akademisches Gymnasium Graz<br />

Physik und<br />

Leben<br />

Kreativ physikalisches Wissen<br />

festzuhalten war das Ziel eines<br />

Plakatwettbewerbs zum Thema<br />

Physik und Leben („Live<br />

physics! Create a poster!“), der<br />

von den PhysiklehrerInnen des<br />

BG/BRG Knittelfeld für alle<br />

SchülerInnen der Schule ausgeschrieben<br />

wurde. Viel Begeisterung<br />

lassen die große<br />

Anzahl von 133 teilnehmenden<br />

SchülerInnen und die künstlerisch<br />

ansprechend gestalteten<br />

Plakate sowie die thematische<br />

Umsetzung erkennen. Bewertet<br />

wurden diese von einer Jury<br />

aus Elternvertretern, Schülern<br />

und Professoren. Die PreisträgerInnen<br />

erhielten Sach- oder<br />

Geldpreise, gestiftet von regionalen<br />

Banken und Geschäftsleuten.<br />

Zurzeit werden die<br />

schönsten Plakate in den<br />

Sch<strong>auf</strong>enstern von Lederwaren<br />

Breser in der Knittelfelder<br />

Innenstadt präsentiert.<br />

SCHULE<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Die Idee zu der Projektarbeit<br />

„Fledermaus“ der Hauptschule<br />

Eisenerz II entstand nach<br />

einem Vortrag von Bernd Freitag,<br />

dem Artenschutzbe<strong>auf</strong>tragten<br />

für die <strong>Steiermark</strong>,<br />

und wurde gemeinsam mit dem<br />

Höhlenforschungsverein unter<br />

Alfred Gutjahr <strong>auf</strong> dem<br />

Eisenerzer Schichtturm aus<br />

der T<strong>auf</strong>e gehoben. Das Thema<br />

„Fledermaus“ bereiteten die<br />

Schülerinnen und Schüler der<br />

2. Klasse mit ihren Lehrern in<br />

den Gegenständen Biologie<br />

und Umweltkunde, Deutsch,<br />

Englisch, Bildnerische Erziehung,<br />

Werkzeichnen, Werkerziehung,<br />

Keramik und EDV<br />

<strong>auf</strong> und setzten es praktisch<br />

um. Ziel des Projektes war es,<br />

Vorurteile gegen diese nützlichen<br />

Tiere durch Information<br />

abzubauen. Über mehrere<br />

Monate wurde alles Wissenswerte<br />

über Fledermäuse<br />

zusammengetragen und <strong>auf</strong>gearbeitet.<br />

Die Ergebnisse des<br />

Projektes waren bis Schulbeginn<br />

bei einer umfangreichen<br />

Ausstellung im Schichtturm zu<br />

bewundern. Die Besucher<br />

konnten sich in Schaukästen<br />

und <strong>auf</strong> Infotafeln über Vorurteile<br />

und Tatsachen, das<br />

KUNTERBUNT<br />

Fledermäuse herrschen<br />

im Schichtturm<br />

Leben, Fledermausarten, die<br />

weltweite Verbreitung, das<br />

Fledermausjahr und den<br />

Schutz für Fledermäuse informieren.<br />

Auch keramische<br />

Arbeiten und fachgerecht<br />

gefertigte Nistkästen wurden<br />

zur Schau gestellt.<br />

Bei der Eröffnung der Ausstellung<br />

brachten die Schülerinnen<br />

und Schüler Leben in den<br />

Schichtturm. Dargeboten wurden<br />

das Gedicht „Die Schichtturmfledermaus“<br />

von Martha<br />

Schmitz, ein Fledermaussong<br />

und ein Fledermaus tanz.<br />

Fledermausexperte Bernd<br />

Freitag forderte unter anderem<br />

den Schutz dieder einzigartigen<br />

Tiere, zumal diese sehr<br />

bedroht sind. Auch den Vorurteilen<br />

– Blutsauger (!) – dieser<br />

Tierart gegenüber sollte der<br />

Kampf angesagt werden.<br />

Erhaltung und Sicherung noch<br />

bestehender Fledermausquartiere<br />

müssten oberstes Gebot<br />

sein! Da durch menschliche<br />

Einflüsse Quartiere ständig<br />

zerstört oder unbrauchbar<br />

gemacht werden, läge es an<br />

uns, Ersatzquartiere anzubieten<br />

(z. B. Untersichtschalungen<br />

an Gebäuden, Fledermauskästen).


ALLES LORETTO SCHULE<br />

alexander.loretto@schule.at<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Böser Geist Lumpazivagabundus<br />

Schauspielhaus, Graz.<br />

Regie: Thomas Reichert.<br />

Bühne und Kostüme:<br />

Jens Fiedler. Musik. Leitung:<br />

Georg Schulz<br />

1833 wird die Zauberposse mit<br />

Gesang „Der böse Geist Lumpazivagabundus<br />

oder Das liederliche<br />

Kleeblatt“ im Theater<br />

an der Wien ur<strong>auf</strong>geführt. Der<br />

Autor, Johann Nepomuk Nestroy<br />

(1801 – 1862), spielt selbst<br />

den Knieriem, einen der drei<br />

arbeits- und obdachlosen<br />

Handwerksgesellen.<br />

Vom Stück sind mehrere Versionen<br />

vorhanden. Regisseur<br />

Thomas Reichert greift in seiner<br />

Inszenierung im Grazer<br />

Schauspielhaus <strong>auf</strong> die<br />

Ursprungsfassung zurück.<br />

Bühne und Kostüme von Jens<br />

Fiedler spiegeln das Ambiente<br />

der 80er-Jahre wider.<br />

In die Rollen der Handwerksburschen<br />

schlüpfen drei junge<br />

begabte Schauspieler: Sebastian<br />

Reiß (Tischler Leim), Alexander<br />

Weise (Schneider Zwirn)<br />

Schwabs reizender Reigen<br />

Probebühne des Grazer<br />

Schauspielhauses. Regie:<br />

Cornelia Crombholz.<br />

Bühne und Kostüme: Florian<br />

Barth<br />

Zum dritten Mal inszeniert<br />

Cornelia Crombholz ein Werk<br />

von Werner Schwab <strong>auf</strong> der<br />

Probebühne des Grazer Schau-<br />

spielhauses. „Der reizende Reigen<br />

nach dem Reigen des reizenden<br />

Herrn Arthur Schnitzler“<br />

ist eine ziemlich provokante<br />

Auseinandersetzung des<br />

Grazer Autors (1958 – 1994)<br />

mit Schnitzlers „Reigen“, der<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

die Gemüter erhitzte.<br />

Schnitzler lässt in zehn Dialo-<br />

gen heucheln, betören und verführen<br />

bis hin zum<br />

Geschlechtsakt. Danach enden<br />

die Gespräche eher nüchtern,<br />

oft trostlos. Zehn Personen aus<br />

allen Schichten, die sich da<br />

paarweise treffen. Dirne, Soldat,<br />

Stubenmädchen und so<br />

fort, bis der Letzte, der Graf,<br />

wieder <strong>auf</strong> die Dirne trifft.<br />

Schwab lehnt sich stark an<br />

Schnitzlers „Reigen“ an.<br />

Selbst die Personen ähneln<br />

sich stark.<br />

Während jedoch Schnitzler<br />

sprachlich nur bis zum Akt<br />

führt und diesen durch Unterbrechung<br />

des Textes andeutet,<br />

um dann das Gespräch enden<br />

zu lassen, kommt Schwab<br />

recht unverfroren <strong>auf</strong> den<br />

Punkt. Verbal und symbolisch.<br />

Der Mann übergibt der Frau<br />

eine Gurke, welche sie dann an<br />

entsprechender Stelle platziert.<br />

(Statt abschraubbarer<br />

Geschlechtsteile, die der Autor<br />

16<br />

NR. 148<br />

OKTOBER<br />

2003<br />

und Martin Bretschneider<br />

(Schuster Knieriem).<br />

Bis zur Pause nach dem zweiten<br />

Akt zieht sich’s ein wenig.<br />

Trotz ausgezeichneter Musik<br />

von Matthias Thurow, der es<br />

versteht, moderne Klänge mit<br />

alten Motiven von Adolph<br />

Müller zu verbinden. Leider ist<br />

der gesungene Text nicht<br />

immer zu verstehen.<br />

Dem Zauberspiel mit Feen und<br />

Geistern misst Nestroy nicht<br />

mehr die für die damalige Zeit<br />

übliche Bedeutung bei. Zwar<br />

setzt er dessen Mittel durchaus<br />

noch ein, stellt aber – realitätsbezogen,<br />

oft kritisch, oft satirisch<br />

– die Menschen und ihre<br />

Handlungen in den Mittelpunkt.<br />

Reichert und Fiedler betonen<br />

die Realitätsbezogenheit vielleicht<br />

zu sehr. So versammeln<br />

sich Feen und Geister in einem<br />

billigen Sitzungssaal. Das<br />

Wirtshaus vermittelt tristes<br />

Bahnhofshallenflair – trotz der<br />

von Grete Tiesel hervorragend<br />

gespielten Wirtin.<br />

** ab 14; D Alexander Loretto<br />

vorschlägt, wählt Crombholz<br />

dies Gemüse.)<br />

Das „Schwabische“, wie die<br />

Kunstsprache Schwabs auch<br />

genannt wird, gibt der Handlung<br />

einen durchaus ironischen<br />

Anstrich. Unverkennbar aber<br />

ist der Hang des Autors die<br />

Gesellschaft zu demaskieren.<br />

Die Bühne von Florian Barth<br />

ein einfach ausgestatteter<br />

rechteckiger Raum, <strong>auf</strong> den<br />

das Publikum von zwei<br />

gegenüberliegenden <strong>Seiten</strong><br />

blickt. Die spärlich bekleideten<br />

SchauspielerInnen (Friederike<br />

von Stechow, Martina<br />

Stilp, Martin Horn, Dominik<br />

Warta) spielen ihre Rollen ausdrucksstark.<br />

Ein Besuch dieser Aufführung<br />

ist Jugendlichen unter 16<br />

sicher nicht zu empfehlen.<br />

Ohne Schnitzlers „Reigen“ zu<br />

kennen, verliert Schwabs Werk<br />

viel an Reiz.<br />

** ab 16, D Alexander Loretto


NR. 148<br />

OKTOBER<br />

2003<br />

17<br />

Fest für<br />

alle Sinne<br />

Im Rahmen der Unverbindlichen<br />

Übung „Gesunde<br />

Ernährung“ und unter dem<br />

Motto „Mit allen Sinnen“ fand<br />

auch in diesem Jahr SEM’s<br />

beliebtes „Spaß-Spielefest“<br />

statt. Dieses Mal wurde als<br />

Austragungsort die Landwirtschaftliche<br />

Fachschule Alt<br />

Grottenhof gewählt, welche<br />

mit ihrem ansprechenden<br />

Gelände dem Bewegungsanspruch<br />

der Kinder sehr entgegenkam<br />

und SEM’s Fest wunderbare<br />

Bedingungen bot.<br />

15 ausgewählte Teams konnten<br />

an 22 Stationen ihr Wissen<br />

rund um das Thema<br />

Ernährung, Bewegung und<br />

Umwelt unter Beweis stellen<br />

und tolle Preise gewinnen. Die<br />

ARGE „Gänseblümchen <strong>auf</strong><br />

Vogersalat“ mit dem LSR und<br />

die BIO Ernte Austria als Veranstalter<br />

sowie die Landwirtschaftliche<br />

Fachschule Alt-<br />

Grottenhof unter der Führung<br />

von Direktor DI Bruckner als<br />

Veranstaltungsort durften sich<br />

über begeisterte Kinder und<br />

LehrerInnen freuen. Man lobte<br />

die gute Organisation und das<br />

schöne Ambiente und bedankte<br />

sich für das äußerst gelungene<br />

Fest.<br />

Für alle Teilnehmer gab es<br />

Einzelpreise sowie für die<br />

Daheimgebliebenen Klassenpreise.<br />

Auf Moglis<br />

Spuren<br />

Seit September 2002 wird am<br />

BG/BRG Kapfenberg eine<br />

Musikklasse geführt. Schüler<br />

dieser musisch ausgerichteten<br />

Form werden über den Regelunterricht<br />

hinaus intensiv am<br />

musikalischen Sektor ausgebildet.<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

der Städtischen Musikschule<br />

Kapfenberg erhalten die<br />

Schüler/innen Instrumentalunterricht<br />

und sammeln erste<br />

Erfahrungen als Musiker in<br />

verschiedensten Ensembles.<br />

Die Begabungen und die Einsatzfreude<br />

der Schüler/innen<br />

ließen in der engagierten Klassenvorständin,<br />

Mag. Natascha<br />

Posch, den Plan reifen, die<br />

Leistungen ihrer Schützlinge<br />

öffentlich zu präsentieren – in<br />

einer Aufführung des Kindermusicals<br />

„Das Dschungelbuch“<br />

von Robert Persché.<br />

Am 18. Juni dieses Jahres fanden<br />

schließlich im Turnsaal<br />

des Gymnasiums zwei bestens<br />

besuchte Aufführungen statt.<br />

Die Stars <strong>auf</strong> der Bühne ernteten<br />

wohlverdienten Applaus.<br />

Alle Mitwirkenden <strong>auf</strong> und<br />

hinter der Bühne sahen die<br />

Aufführung des Musicals als<br />

großen Erfolg und zugleich<br />

Ansporn, dass diese Produktion<br />

der Musikklasse nicht die<br />

erste und letzte war.<br />

Prof. Mag. Hildegard Zink, BG/BRG<br />

Kapfenberg<br />

Die Hauptpreisträger und die gewonnen Klassenpreise:<br />

1. Rang: VS Söding – Clownworkshop mit „Rosine“, VS St. Jakob im Walde – „Ausflug<br />

für alle Sinne „Museum der Wahrnehmung“, Gesundheitsworkshop in der STGKK<br />

2. Rang: VS Bruck/Mur I und II – Ausflug „Den Waldgeistern <strong>auf</strong> der Spur“ mit der<br />

Landwirtschaftlichen Fachschule Pichl/Mürztal, VS Deutschfeistritz – Ausflug ins<br />

„Apfelland“ mit Führung ins Apfelmuseum<br />

3. Rang: VS Kirchberg/Raab – Erlebnisausflug „Bauernhof“ unter dem Motto „Mühle –<br />

Korn – Lagerfeuer “, VS Toni Schruf/Mürzzuschlag – Puppenworkshop im Puppenstudio<br />

Stefan Karch, VS Birkfeld – Jonglierworkshop mit Christoph Lins.<br />

SCHULE<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

ALLERHAND<br />

50 Jahre Hauptschule St. Marein im Mürztal: Eine Erfolgsbilanz<br />

konnte Direktor OSR Franz Pichler bei der Jubiläumsfeier legen.<br />

SchülerInnen spannten einen choreografischen Bogen über fünf<br />

Jahrzehnte vom Rock ’n’ Roll bis zu HipHop und Breakdance,<br />

begleitet von einer eindrucksvollen PowerPoint-Show mit Bildern<br />

aus aller Welt, Österreich, der <strong>Steiermark</strong> und dem Schulgeschehen.<br />

3500 erfolgreiche Absolventen dieser Schule sind der<br />

beste Beweis für gelungene pädagogische Arbeit. Absolventen<br />

der HS St. Marein sind erfolgreiche Gewerbetreibende und<br />

Unternehmer, viele findet man in führenden Positionen des<br />

öffentlichen Dienstes und in der Privatwirtschaft.<br />

Die Bedeutung des<br />

Wassers im Projekt<br />

An diesem EU-Comenius-<br />

Schulpartnerschaftsprojekt<br />

arbeiteten über drei Jahre hinweg<br />

die Botne Skole, Holmestrand<br />

(Norwegen), die Zrinyi<br />

Miklos Altalanos Iskola, Nagykaniszsa<br />

(Ungarn) und die HS<br />

II und RS Leibnitz. Die Projektergebnisse<br />

des zweiten-<br />

Jahres wurden in einer Abendveranstaltung<br />

einem staunenden<br />

Publikum präsentiert. Die<br />

Saaldekoration im Stile Hundertwassers<br />

entführte gleich in<br />

die Thermenregion.<br />

Die vielen Berufe im Tourismusbereich<br />

wurden in Sketches<br />

und Pantomime <strong>auf</strong>gezeigt.<br />

Ein Wasserwörterbuch<br />

in Deutsch und Englisch wird<br />

noch durch die Sprachen Norwegisch<br />

und Ungarisch erwei-<br />

tert. Ein Film aus Ungarn, von<br />

Schülern in Deutsch, Englisch<br />

und Ungarisch live dokumentiert,<br />

sowie ein Trollspiel der<br />

norwegischen Teilnehmer<br />

stellte hohe Anforderungen an<br />

das Publikum.<br />

Die teilnehmenden Schüler<br />

profitierten nicht nur sprachlich<br />

von diesem Projekt, viele<br />

Freundschaften entstanden.<br />

Schlussresümee der engagierten<br />

Projektleiterin Gabriele<br />

Kousek: „Besonders schön war<br />

es zu beobachten, dass die<br />

Schüler, die bald aktiv in den<br />

Aufbau eines geeinten Europas<br />

eingebunden sein werden, völlig<br />

vorurteilslos <strong>auf</strong>einander zu<br />

gehen und gemeinsam ohne<br />

Sprachbarrieren miteinander<br />

an einem Ziel arbeiten.“


BUCHKLUB AKTIV SCHULE<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Buchklub aktuell<br />

Missverständnis Motivation?<br />

muss einmal gesagt sein:<br />

ES Lesemotivation und<br />

Lesefreude sind nicht dasselbe.<br />

Oder noch direkter formuliert:<br />

<strong>Lesen</strong> macht nicht<br />

immer Spaß! Im Gegenteil:<br />

<strong>Lesen</strong> lernen und <strong>Lesen</strong> selbst<br />

sind oft harte, knochentrockene<br />

Arbeit. Sich mühsam<br />

von Buch-st-a-b-e-n zu<br />

Buch-st-a-b-e-n turnen; Wörter<br />

zu Sätzen aneinander<br />

kleistern; einen ellenslangen<br />

Text, der nicht und nicht <strong>auf</strong>hören<br />

will, brav hinunterkauen.<br />

Oft kein Vergnügen,<br />

kein Spaß, sondern harter<br />

Job.<br />

Wir wollen ehrlich sein in<br />

unserem G’schäft als Leseerzieher.<br />

Natürlich sollte<br />

Leseerziehung von Lesefreude<br />

durchdrungen sein! So oft<br />

wie möglich schaffen wir im<br />

Unterricht Situationen und<br />

Atmosphäre, in denen <strong>Lesen</strong><br />

tatsächlich Spaß macht, setzen<br />

kreative Methoden ein,<br />

feiern Lesefeste und<br />

<strong>Lesen</strong>ächte, bieten Bücher an,<br />

die den Kindern gefallen (und<br />

nicht – nur – uns Erwachsenen).<br />

Aber das ist nur die eine Seite<br />

der Lesemedaille. Die andere<br />

heißt: Buchstabieren ist harte<br />

Arbeit. Und die sollten wir<br />

Kindern auch ehrlich zugestehen.<br />

So tun, als wär’ <strong>Lesen</strong><br />

immer nur die reinste Freude,<br />

während sich die Kinder Zeile<br />

für Zeile abquälen, ist einfach<br />

unehrlich. Zum <strong>Lesen</strong>lernen<br />

und zum <strong>Lesen</strong><br />

gehören nun mal auch so<br />

unpopuläre Dinge wie: Zeit<strong>auf</strong>wand,<br />

Konzentration,<br />

Genauigkeit, Ausdauer. Und<br />

all diese Fähigkeiten können<br />

und sollen wir den Kindern<br />

nicht ersparen, können wir<br />

durch Lese-Tainment nicht<br />

ersetzen.<br />

Leseanimation kann den<br />

atmosphärisch angenehmen,<br />

angstfreien Rahmen liefern,<br />

Texte zu lesen mit all der<br />

Mühe, die damit verbunden<br />

ist, müssen die Kinder letztlich<br />

aber doch allein fertig<br />

werden. Und oft stellt sich<br />

„Lesefreude“ erst nach harter<br />

Arbeit ein:<br />

● Wenn mir <strong>Lesen</strong> so geläufig<br />

ist, dass es mir Leid tut, wenn<br />

der dicke Wälzer plötzlich<br />

„aus“ ist und ich aus der<br />

Welt, in der ich versunken<br />

war, wieder <strong>auf</strong>tauchen muss;<br />

● wenn ich nach mühvoller<br />

Suche im Lexikon oder im<br />

Internet endlich das Stichwort<br />

gefunden hab’, das mir<br />

die erlösende Auskunft gibt;<br />

● wenn ich so viel gelesen<br />

habe, dass ich bei einer Prüfung<br />

glänzen kann.<br />

● Und oft erschließt sich mir<br />

die Qualität der Literatur,<br />

eines Gedichtes, einer<br />

Geschichte erst nach langsamem,<br />

anstrengendem <strong>Lesen</strong>,<br />

Assoziieren, Dekodieren: Rilke,<br />

Bachmann, Kraus: Die<br />

Qualität liegt in der Tiefe<br />

verborgen.<br />

Lesemotivation mit Lesefreude<br />

gleichzusetzen, ist auch<br />

aus einem anderen Grund ein<br />

großes Missverständnis. Und<br />

unehrlich zugleich.<br />

Clemens, zwölf Jahre, bezieht<br />

seine Lesemotivation aus den<br />

„Chatseiten im Internet“: Das<br />

sind jene <strong>Seiten</strong>, <strong>auf</strong> denen<br />

Tricks und Tipps für Computerspiele<br />

verraten werden.<br />

Clemens liest nicht aus Freude<br />

am <strong>Lesen</strong>, sondern weil er<br />

dann das Monster aus dem<br />

vierten Level schneller<br />

besiegt.<br />

Andreas, 13 Jahre, ist durch<br />

die Sportseite der Tageszeitung<br />

lesemotiviert: Er liest<br />

nicht gern, aber er will wissen,<br />

wie sein Fußballklub<br />

gespielt hat.<br />

Und Georg, 15, liest „nur“,<br />

weil er eine Nachprüfung hat<br />

und büffeln muss. Lesefreude<br />

ist gleich minus Null. Seine<br />

Motivation heißt: <strong>auf</strong>steigen<br />

dürfen.<br />

Alle drei haben keinen Spaß<br />

am <strong>Lesen</strong>, aber eine hohe<br />

Lesemotivation. Aber das gilt<br />

ja auch für uns Erwachsene:<br />

Zum siebzehnten Mal fluchend<br />

die Gebrauchsanweisung<br />

lesen, um den japanischen<br />

CD-Multipürierstab<br />

mit Turboantrieb endlich verwenden<br />

zu können.<br />

Mit verkniffenen Augen das<br />

Kleingedruckte im Reisevertrag<br />

studieren, um zu wissen,<br />

wie man sein Geld trotz<br />

Urlaubsstornierung zurück<br />

erhält.<br />

Verbissen im Lexikon den<br />

Begriff suchen, der <strong>auf</strong> der<br />

Agenda für die morgige<br />

Besprechung mit den<br />

Geschäftspartnern an erster<br />

Stelle steht.<br />

Im Kinoprogramm einen<br />

bestimmten Film suchen, im<br />

Internet eine Adresse recherchieren,<br />

einen Buchhaltungskurs<br />

nachbelegen, in einem<br />

Sprachführer suchen, was<br />

„Wie komme ich schnell zum<br />

Flughafen“ heißt, die Informationstafel<br />

im Salzamt<br />

kopfschüttelnd studieren.<br />

Verstehen <strong>Sie</strong>, was ich meine?<br />

All diese Situationen: Lesefreude<br />

null, Lesemotivation<br />

100 Prozent!<br />

In dieser Erkenntnis liegt<br />

aber auch eine große Chance.<br />

Zum <strong>Lesen</strong> motivieren können<br />

wir nicht nur durch Belletristik,<br />

durch Abenteuergeschichten<br />

und hohe Literatur,<br />

sondern auch durch banale<br />

Themen; indem wir <strong>Lesen</strong> als<br />

das vermitteln, was es<br />

hauptsächlich und Tag für<br />

18<br />

NR. 148<br />

OKTOBER<br />

2003<br />

Tag „tut“. Es nützt uns, es<br />

hilft uns im Alltag, es ist notwendig,<br />

damit wir uns<br />

zurechtfinden: <strong>auf</strong> dem Flughafen,<br />

im fremden Land, im<br />

neuen Job, im Kochtopf.<br />

Ich weiß, dass im Edutainment-Zeitalter<br />

alles easy,<br />

alles happy around, alles<br />

„volle Kanne Spaß“ machen<br />

sollte. Fürs <strong>Lesen</strong> gilt aber<br />

leider eine andere Formel:<br />

Lesemotivation = harte<br />

Arbeit + Konzentration =<br />

Erfolgserlebnis.<br />

Kinder haben ein feines<br />

G’spür dafür. Und sie schätzen<br />

es, wenn ich zugebe, dass<br />

der Text eine harte Nuss ist.<br />

Und die Freude wird umso<br />

größer sein, wenn sie die<br />

Textnuss lesend geknackt<br />

haben. Egal, ob Gedicht oder<br />

Gebrauchsanleitung. Und das<br />

ist dann: echte Lesefreude.<br />

Einer, dem Lesefreude und<br />

Lesemotivation seit Jahrzehnten<br />

ein Herzensanliegen<br />

sind, ist Ali Almer, Landesreferent<br />

des Buchklubs <strong>Steiermark</strong>:<br />

Für ihn ist „Leseerziehung“<br />

nie bloß das Vermitteln<br />

von Lesetechnik<br />

gewesen, ihm war immer<br />

wichtig, dass Kinder <strong>Lesen</strong><br />

als etwas persönlich Bereicherndes<br />

erfahren. All seine<br />

Aktivitäten – vom ersten<br />

Lesezug, den er vor Jahrzehnten<br />

<strong>auf</strong> die Schiene stellte, bis<br />

zum Lesetruck, der vor zwei<br />

Jahren durch die <strong>Steiermark</strong><br />

tuckerte, waren zutiefst<br />

durchdrungen vom Gedanken<br />

der Lesefreude als Basis für<br />

ein Stückchen mehr Lebensfreude.<br />

Als BSI mag er in<br />

Pension gehen, als Leseförderer<br />

mit einem Riesenherz für<br />

Kinder brauchen wir ihn aber<br />

noch!<br />

Mag. Gerhard Falschlehner,<br />

Geschäftsführer des Österr. Buchklubs<br />

d. Jugend / Wien


NR. 148<br />

OKTOBER<br />

2003<br />

19<br />

Den Stein ins<br />

Rollen ...<br />

... brachte die 2 .a-Klasse, eine<br />

Integrationsklasse der HS/<br />

NMS Andritz bei ihrem gleichnamigen<br />

Projekt ,das von<br />

18.Juni bis Schulschluss dauerte.<br />

Dabei stand der „Stein“<br />

in all seinen Variationen im<br />

Mittelpunkt.<br />

Zu Beginn wurden die Schüler<br />

von ihren beiden Klassenlehrerinnen<br />

mit einfachen Steinen<br />

und den Gefühlen, die<br />

ihre Berührung auslösen kann,<br />

konfrontiert. Im Anschluss<br />

versuchten die Kinder,<br />

die sofort begeistert mitmachten,<br />

ihre Empfindungen mündlich<br />

und schriftlich auszudrücken.<br />

Auf dem Programm standen<br />

auch eine Führung durch die<br />

Mineraliensammlung des Joanneums<br />

in Graz, ein Besuch des<br />

„Hildegard-Ladens“ , ein Vormittag<br />

wurde für das Sammeln<br />

von „Murnockerln“ verwendet,<br />

mit denen am nächsten Tag im<br />

Schulhof eine Festung errichtet<br />

wurde; es wurden berühmte<br />

Bauwerke und Berge/Gebirge<br />

<strong>auf</strong>gelistet und mit ihren<br />

Abbildungen Plakate gestaltet.<br />

Zum Thema fanden alle<br />

gemeinsam noch viele andere<br />

Sprichwörter, deren Bedeutung<br />

und Auslegung ebenfalls<br />

plakatiert wurde.<br />

Auch die Bedeutung des“Steines“<br />

in der Bibel wurde<br />

besprochen und Sprüche am<br />

Computer ausgedruckt.<br />

Dazu kamen als<br />

schriftliche<br />

Arbeiten noch<br />

Gedichte<br />

und<br />

Geschichten über Steine, die<br />

die Schüler/innen selbst<br />

verfassten.<br />

Besonders beeindruckend für<br />

alle war der Erlebnistag am<br />

Meixner-Hof, wo die Kinder<br />

sehen konnten, wie Mauern vor<br />

vielen hundert Jahren aus<br />

Steinen errichtet wurden, wie<br />

alte Kellergewölbe aussehen,<br />

wie man Fensterbänke aus<br />

Stein einbaut, wie man Türenund<br />

Fensterbeschläge schmiedet<br />

und vieles, was mit dem<br />

Bauen und Renovieren alter<br />

Gebäude zusammenhängt. Im<br />

Anschluss wanderten alle noch<br />

zu einem Bach, wo mit Steinen,<br />

Lehm, Farn und Gras ein<br />

Staudamm errichtet wurde.<br />

Im „Hildegard“-Laden bekam<br />

jedes Kind seinen speziellen<br />

Sternzeichen-Stein und die<br />

„Kraft der Steine“ in der Heilkunde<br />

war auch ein ganz<br />

besonderer Teil des Projektes.<br />

Jedes Kind legte dazu für sich<br />

ein „Steinogrammm“ an.<br />

Im bildnerischen Bereich<br />

arbeitete man in Gruppen und<br />

es wurden Steine, Muscheln<br />

und Sand ins Bild „implantiert“.<br />

Der sprachliche Bereich<br />

wurde mit Sagen, in deren<br />

Mittelpunkt Steine/Berge/<br />

Gebirge stehen, erweitert.<br />

Abgeschlossen wurde dies mit<br />

einer <strong>Lesen</strong>acht mit dem<br />

Thema „Sagenhaftes Gestein“.<br />

In den letzten Schultagen<br />

wurde alles dokumentiert<br />

und<br />

Projektmappen<br />

gestaltet.<br />

Ingrid<br />

Thurner<br />

SCHULE<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

In den Medien wird häufig<br />

schwarz gemalt: 90 Prozent<br />

aller Drogendealer sind<br />

Schwarzafrikaner. Der Ausbildungslehrgang<br />

Museums-,<br />

Ausstellungs- und Projektmanagement<br />

(MAP) am Pädagogischen<br />

Zentrum Graz Eggenberg<br />

hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

neue <strong>Seiten</strong> aus „Afrika“<br />

sichtbar, hörbar und „essbar“<br />

zu machen. In der Ganggalerie<br />

der Pädagogischen Akademie<br />

Graz-Eggenberg wurde das<br />

Projekt Baodo der bekannten<br />

steirischen Künstlerin Veronika<br />

Dreier, das sie mit schwarzafrikanischen<br />

Jugendlichen<br />

durchführt, einer breiten<br />

Öffentlichkeit präsentiert.<br />

Veronika Dreier hat mit einer<br />

Gruppe afrikanischer Asylwerber<br />

längere Zeit künstlerisch<br />

gearbeitet, um traumatische<br />

Erfahrungen der Flucht und<br />

des „neuen Lebens“ hier in<br />

Graz malerisch <strong>auf</strong>zuarbeiten.<br />

Baodo bedeutet in Fullah,<br />

einer westafrikanischen Sprache,<br />

zurück zu den Wurzeln.<br />

Baodo ist eine KünstlerInnengruppe,<br />

die das künstlerische<br />

Potenzial von jungen Afrikanern<br />

zwischen 16 und 25 Jahren,<br />

die <strong>auf</strong> der Flucht vor<br />

Unterdrückung und Gewalt<br />

ERDHAFT<br />

Illegal, Dealer<br />

– Asylant<br />

ohne Begleitung ihrer Familie<br />

nach Österreich gekommen<br />

sind, zu aktivieren versucht.<br />

Viele dieser Jugendlichen sind<br />

traumatisiert und finden sich<br />

allein und desorientiert in<br />

einer ihnen völlig fremden<br />

Welt wieder. Das Projekt bietet<br />

Unterstützung im therapeutischen<br />

Sinne und schafft<br />

eine reale Möglichkeit in Graz<br />

Fuß fassen zu können, sich einzubringen<br />

und mit unkonventionellen<br />

und authentischen<br />

künstlerischen Arbeiten, österreichisches<br />

Kulturleben zu<br />

bereichern.<br />

Über das Interagieren mit und<br />

in der Gesellschaft (Projekte<br />

mit Schülern, eigene Radiosendung,<br />

Konzerte, Performances,<br />

Ausstellungen) trägt Baodo<br />

einen wichtigen Teil zur Rassismusprävention<br />

bei.<br />

Mehr über die Gruppe Baodo<br />

erfahren <strong>Sie</strong> unter:<br />

http://baodo.mur.at<br />

Die Gruppe Baodo würde auch<br />

<strong>auf</strong> Ihre Einladung hin mit<br />

Ihrer Klasse Projekte oder Veranstaltungen<br />

durchführen. Der<br />

ÖKS hilft Ihnen bei der Finanzierung<br />

derartiger Veranstaltungen.<br />

Franziska Pirstinger<br />

office@veronika-dreier.net


KULTURELL SCHULE 20<br />

Commerce<br />

meets Culture<br />

Ein Kulturprojekt einer<br />

Handelsakademie als<br />

Beitrag zum Kulturhauptstadt-Jahr<br />

Graz<br />

2003.<br />

Einen vollen Erfolg konnte die<br />

BHAK/HAS Graz-Grazbachgasse<br />

mit ihrem Kulturprojekt<br />

„CmC – Commerce meets Culture“<br />

verzeichnen, das im Mai<br />

2003 von SchülerInnen der III.<br />

Jahrgänge der BHAK in<br />

Zusammenarbeit mit der<br />

Schülervertretung organisiert<br />

und durchgeführt wurde. Es<br />

handelte sich dabei um ein einmaliges<br />

Festival, das im Rahmen<br />

der Kulturhauptstadt<br />

„Graz 03“ stattfand. Das Projekt,<br />

das sich über einen Zeitraum<br />

von vier Tagen erstreckte,<br />

diente dazu, den SchülerInnen<br />

und ProfessorInnen die<br />

Möglichkeit zu bieten, sich mit<br />

Kultur intensiv auseinander zu<br />

setzen.<br />

Quasi alle SchülerInnen nahmen<br />

an drei Vormittagen an 35<br />

verschiedenen Workshops teil<br />

und wurden in die jeweiligen<br />

Themengebiete eingeführt – sei<br />

es in das Thema des Improvisationstheaters,<br />

des Gospelgesanges,<br />

der Architektur oder<br />

aber auch in die Welt des<br />

Legos oder des Journalismus,<br />

um nur einige wenige Themengebiete<br />

zu nennen. Am Abend<br />

wurde für SchülerInnen, ProfessorInnen<br />

und Interessierte<br />

auch ein Rahmenprogramm<br />

geboten, zu dem KünstlerInnen<br />

– wie der Kabarettist Jörg-<br />

Martin Willnauer, das „Im-<br />

Team-Theater Seiersberg“ mit<br />

der Komödie „Gauner & Co“<br />

sowie die Improvisationstheatergruppe<br />

der BHAK/HAS<br />

Graz-Grazbachgasse – eingeladen<br />

wurden, die ihr Programm<br />

zum Besten gaben.<br />

Abgerundet wurden die innovativen<br />

Projekttage mit einem<br />

Kulturfestival der besonderen<br />

Art:<br />

Im Festzelt der Schule wurden<br />

im Rahmen des Abschlussfestivals<br />

die Ergebnisse der einzelnen<br />

Workshops der Öffentlichkeit<br />

präsentiert.<br />

Die unzähligen Gäste wurden<br />

von den SchülerInnen mit<br />

Schmankerln – wie einem<br />

selbstkreierten „Kulturpfandl“<br />

oder Cocktails in der Beachbar<br />

– kulinarisch verwöhnt. Mit<br />

der Band „Vollgas“ konnte das<br />

Kulturfestival 2003 der<br />

BHAK/HAS Grazbachgasse<br />

seinen gelungenen Ausklang<br />

finden.<br />

Der Dank für das Gelingen des<br />

Kulturprojektes „CmC – Commerce<br />

meets Culture“ gilt allen<br />

SchülerInnen und Mitwirkenden,<br />

die für die Organisation<br />

verantwortlich waren sowie<br />

allen SponsorInnen, ohne die<br />

ein erfolgreicher Verl<strong>auf</strong> des<br />

Projektes kaum möglich gewesen<br />

wäre.<br />

Aufgrund des positiven Feedbacks<br />

seitens der SchülerInnen<br />

sowie der ProfessorInnen soll<br />

eine ähnliche Veranstaltung<br />

auch im Schuljahr 2003/04<br />

durchgeführt werden.<br />

Alexandra Fraiss<br />

Eva-Maria Längauer<br />

www.dieschule-stmk.com<br />

Neu und zeitlos<br />

NR. 148<br />

OKTOBER<br />

2003<br />

Wurden der Volkskunde oftmals Attribute wie alt, verstaubt<br />

und unzeitgemäß beigegeben, so dokumentiert das im Mai<br />

2003 wieder eröffnete Volkskundemuseum Graz in eindrucksvoller<br />

Weise die Zeit großer Aktualität dieses Forschungsgebietes.<br />

Zu den Themen „Wohnen, Kleiden und Glauben“ wird<br />

die volkskundliche Sammlung im architektonisch völlig<br />

umgestalteten ehemaligen Kapuzinerkloster präsentiert. Um<br />

das Museum und die dort dargebotenen Grundbedürfnisse des<br />

Menschen einem jungen Publikum nahe zu bringen, wurden<br />

sowohl altersspezifische Führungen als auch etwa einstündige<br />

Workshops angeboten. Mag. Heidrun Gollesch, Graz-Stainz<br />

Wohnen: „Es raucht und qualmt, im Ofen schmort der Gaumenschmaus“<br />

– das Leben im Rauchstubenhaus. Ein Leben<br />

ganz ohne Strom. Feuer war ein wichtiger Bestandteil des<br />

Lebens im Bauernhaus. Mit ihm war es möglich zu heizen,<br />

Brot zu backen, Essen zu kochen, Wasser <strong>auf</strong>zuheizen, Getreide<br />

zu rösten. Workshop Wohnen: „Nigel, Muas und Tommerl“<br />

– Türkensterz immer wieder anders. Schmackhafter Rundgang<br />

durch die Mais-, Sterz-, Muas-, Nigel- und Tommerlgeschichte.<br />

„Als der Würfel noch ein Hölzchen war“ – Kinderspiele<br />

anno dazumal. Mit Zapfen, Wurzeln, Hölzchen und<br />

Zweigen ganz spannende Spiele spielen und damit eigenes<br />

Spielzeug herstellen. Fangspiele, Wettspiele, Rollenspiele und<br />

Geschicklichkeitsspiele sind immer amüsanter Zeitvertreib<br />

für Kinder.<br />

Tracht: Vom geflochtenen Stroh zur bestickten Seide – 2500<br />

Jahre Bekleidungsgeschichte. Welche Naturmaterialien werden<br />

noch heute zu Kleidungszwecken verwendet und wie hat<br />

sich die Kleidung bis heute entwickelt. Workshop Tracht: „Als<br />

der Filz noch ein Schaf war“ – von Filzhüten und Filzschuhen.<br />

Es besteht die Möglichkeit eigenen Filz herzustellen und<br />

aus ihm einen tollen Schlüsselanhänger zu basteln. Gewebe<br />

einmal anders. Ein „Klassenfoto“ aus Stoff. Verschiedenste<br />

Stoffe widerspiegeln verschiedenste Charaktere. Tarnen oder<br />

Auffallen – gepunktet oder gestreift ... Modeschau im Jahre<br />

2504 – selbst Kleidung für das Jahr 2504 erzeugen und neue<br />

Ideen dann in einer lustigen Modenschau selbst präsentieren.<br />

Rituale und Glaube: Rituale markieren Anfang und Ende<br />

wichtiger Perioden im Leben bzw. Jahreskreisl<strong>auf</strong> und spiegeln<br />

den Rhythmus der Jahreszeiten wider. Faschingsbräuche<br />

rund um das Gschallermandl und den Hähergreifer. Workshop<br />

Ritual und Glaube: Eine wundersame Apotheke – Hausund<br />

Naturmittel in alter Zeit. Man kann selbst entdecken, wie<br />

man einfache Cremen zubereiten kann. Amulett und Talisman<br />

– Schutz und Hilfe bei Gefahr: Was hilft gegen den bösen<br />

Blick, gegen Hexen und Dämonen? Entdecke selbst die Welt<br />

des Aberglaubens, der Abwehr und des Schutzes und selbst<br />

kann man ein eigenes Amulett basteln.<br />

Volkskundemuseum, Paulustorgasse 11 – 13a, 8010 Graz. Di – So 10 -18 Uhr, Do<br />

10-20 Uhr, Tel. 0316/8017-9899, Fax: 0316/8017-9888<br />

Schüler aller Altersstufen im Klassenverband bezahlen 70 Cent für den Eintritt, 70<br />

Cent kommen für die Führung dazu, Eintritt + Workshop kosten 2,50 Euro. Lehrer<br />

und haben freien Eintritt<br />

P. R.

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