Der Begriff des freien Willens in der Geschichte - Esther Fischer ...

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Clio Medica, Vol. 6, pp. 121-137, 1971. Der Begriff des freien Willens in der Geschichte der traumatischen Neurose* ESTHER FISCHER-HOMBERGER Die Geschichte der traumatischen Neurose, der Neurose nach einem Trauma und im Zusammenhang mit diesem, hat damit begonnen, dass in England Eisenbahngesellschaften für die Folgen ihrer Unfälle haftbar wurden. Da kamen nun plötzlich zahlreiche Verunfallte zu den Aerzten, klagten über Schwäche, Schwindel, Verstimmungen, Sensibilitätsstörungen und andere Symptome, die sie auf ihren Unfall zurückführten, und verlangten Entschädigung von der betreffenden Eisenbahngesellschaft. Die Aerzte bezogen diese Klagen dann auf eine “Erschütterung des Rückenmarks”, sie sprachen gelegentlich von der typischen “Railway Spine” als Unfallfolge und vertraten dementsprechend die Entschädigungsansprüche ihrer Patienten auch vor Gericht. 1 Als Eisenbahnen und Versicherungen auch in Deutschland eingerichtet wurden, verbreitete sich die “Railway Spine”, beziehungsweise die Rückenmarkserschütterung, auch dort. Was das Substrat des Leidens betraf, wurde man allerdings allmählich unsicher, man begann von “Railway Brain” oder traumatischer Hysterie, beziehungsweise Neurasthenie 2 , zu sprechen, womit man sich lokalisatorisch noch weniger festlegte. Mit dem Neurologen Hermann Oppenheim (1858-1919) sprach man endlich einfach von “traumatischer Neurose”. 3 Als Grundlage dieses Leidens betrachtete man anfangs durchwegs irgendwelche materielle Störungen des Nervengewebes, vielfach wurden Läsionen auf molekularer Ebene angenommen. 4 Neben diese somatisch-medizinische Auffassung trat aber bald die psychologische, im Rahmen derer die ursächliche Störung bei der Neurose im Bereich des “Seelischen” lag. Damit war nicht mehr so sehr die physische Erschütterung durch den Unfall das krankmachende Ereignis, als vielmehr das Erlebnis des Schrecks. 5 Aber auch das Erlebnis des Entschädigtwerdens, der Wunsch nach Geld, die Struempellschen “Begehrungs-Vorstellungen” 6 konnten das Bild der traumatischen Neurose hervorrufen. So begann man nun auch von “Begehrungsneurose” zu sprechen und später von Renten-, Versicherungs- und Wunschneurose. 7 Wenn man die traumatische Neurose so betrachtete, wurde man natürlich mit der Gewährung von Entschädigungen zurückhaltend. Denn wenn man dieses Leiden auf krankhafte Wünsche zurückführte, so war es nicht rational, diese durch ungesundes Entgegenkommen noch zu unterhalten. Besonders der Erste Weltkrieg verhalf der Ansicht, die traumatische Neurose sei eine Wunschkrankheit, zum Durchbruch. In jenem Kriege wurde ja die traumatische Neurose in Form der “Kriegsneurose”, beziehungsweise der “Kriegshysterie”, epidemisch. Die Kriegsneurose äusserte sich vorwiegend in Zittern. Sie wurde anfangs noch häufig auf das Trauma von Granatexplosionen zurückgeführt * Geringfügige Veränderungen gegenüber dem Original

Clio Medica, Vol. 6, pp. 121-137, 1971.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Begriff</strong> <strong>des</strong> <strong>freien</strong> <strong>Willens</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> traumatischen Neurose*<br />

ESTHER FISCHER-HOMBERGER<br />

Die <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> traumatischen Neurose, <strong>der</strong> Neurose nach e<strong>in</strong>em Trauma und<br />

im Zusammenhang mit diesem, hat damit begonnen, dass <strong>in</strong> England Eisenbahngesellschaften<br />

für die Folgen ihrer Unfälle haftbar wurden. Da kamen nun plötzlich zahlreiche<br />

Verunfallte zu den Aerzten, klagten über Schwäche, Schw<strong>in</strong>del, Verstimmungen,<br />

Sensibilitätsstörungen und an<strong>der</strong>e Symptome, die sie auf ihren Unfall zurückführten,<br />

und verlangten Entschädigung von <strong>der</strong> betreffenden Eisenbahngesellschaft. Die Aerzte<br />

bezogen diese Klagen dann auf e<strong>in</strong>e “Erschütterung <strong>des</strong> Rückenmarks”, sie sprachen<br />

gelegentlich von <strong>der</strong> typischen “Railway Sp<strong>in</strong>e” als Unfallfolge und vertraten dementsprechend<br />

die Entschädigungsansprüche ihrer Patienten auch vor Gericht. 1 Als<br />

Eisenbahnen und Versicherungen auch <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>gerichtet wurden, verbreitete<br />

sich die “Railway Sp<strong>in</strong>e”, beziehungsweise die Rückenmarkserschütterung, auch dort.<br />

Was das Substrat <strong>des</strong> Leidens betraf, wurde man allerd<strong>in</strong>gs allmählich unsicher,<br />

man begann von “Railway Bra<strong>in</strong>” o<strong>der</strong> traumatischer Hysterie, beziehungsweise<br />

Neurasthenie 2 , zu sprechen, womit man sich lokalisatorisch noch weniger festlegte.<br />

Mit dem Neurologen Hermann Oppenheim (1858-1919) sprach man endlich e<strong>in</strong>fach<br />

von “traumatischer Neurose”. 3 Als Grundlage dieses Leidens betrachtete man anfangs<br />

durchwegs irgendwelche materielle Störungen <strong>des</strong> Nervengewebes, vielfach wurden<br />

Läsionen auf molekularer Ebene angenommen. 4<br />

Neben diese somatisch-mediz<strong>in</strong>ische Auffassung trat aber bald die psychologische,<br />

im Rahmen <strong>der</strong>er die ursächliche Störung bei <strong>der</strong> Neurose im Bereich <strong>des</strong><br />

“Seelischen” lag. Damit war nicht mehr so sehr die physische Erschütterung durch den<br />

Unfall das krankmachende Ereignis, als vielmehr das Erlebnis <strong>des</strong> Schrecks. 5 Aber auch<br />

das Erlebnis <strong>des</strong> Entschädigtwerdens, <strong>der</strong> Wunsch nach Geld, die Struempellschen<br />

“Begehrungs-Vorstellungen” 6 konnten das Bild <strong>der</strong> traumatischen Neurose hervorrufen.<br />

So begann man nun auch von “Begehrungsneurose” zu sprechen und später von<br />

Renten-, Versicherungs- und Wunschneurose. 7 Wenn man die traumatische Neurose so<br />

betrachtete, wurde man natürlich mit <strong>der</strong> Gewährung von Entschädigungen zurückhaltend.<br />

Denn wenn man dieses Leiden auf krankhafte Wünsche zurückführte, so war es<br />

nicht rational, diese durch ungesun<strong>des</strong> Entgegenkommen noch zu unterhalten.<br />

Beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Erste Weltkrieg verhalf <strong>der</strong> Ansicht, die traumatische Neurose<br />

sei e<strong>in</strong>e Wunschkrankheit, zum Durchbruch. In jenem Kriege wurde ja die traumatische<br />

Neurose <strong>in</strong> Form <strong>der</strong> “Kriegsneurose”, beziehungsweise <strong>der</strong> “Kriegshysterie”,<br />

epidemisch. Die Kriegsneurose äusserte sich vorwiegend <strong>in</strong> Zittern. Sie wurde<br />

anfangs noch häufig auf das Trauma von Granatexplosionen zurückgeführt<br />

* Ger<strong>in</strong>gfügige Verän<strong>der</strong>ungen gegenüber dem Orig<strong>in</strong>al


122<br />

<strong>Esther</strong> <strong>Fischer</strong>-Homberger<br />

und die Betroffenen wurden entsprechend dienstentlassen und mit Renten versorgt.<br />

Bald aber wurde es offensichtlich, dass nicht die Granatexplosion, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Wunsch<br />

nach Dienstfreiheit die hauptsächliche Ursache <strong>der</strong> Kriegshysterie sei. Entsprechend<br />

wurde nun e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Art von Behandlung <strong>der</strong> Kriegszitterer üblich: Dienstentlassung<br />

und Entschädigung kamen nicht mehr <strong>in</strong> Frage, die rationale Therapie war nun<br />

Austreibung <strong>der</strong> pathogenen Rückzugswünsche und Stärkung <strong>des</strong> Kampfwillens. Wir<br />

werden weiter unten hierauf zurückkommen.<br />

So s<strong>in</strong>d den traumatischen Neurotikern durch den Krieg die Vorteile wie<strong>der</strong><br />

entzogen worden, die ihnen die Eisenbahnunfall-Haftpflicht gebracht hatte. Im<br />

Zusammenhang damit war nach dem Ersten Weltkrieg die traumatische Neurose nicht<br />

mehr so häufig und nicht mehr so vieldiskutiert wie vorher. Sie war nun auch, da sie<br />

eher als soziologisches denn als mediz<strong>in</strong>isches Phänomen aufgefasst wurde, nicht<br />

mehr so sehr e<strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>isches, als vielmehr e<strong>in</strong> juristisches, versicherungstechnisches<br />

und soziologisches Problem. In e<strong>in</strong>em gewissen S<strong>in</strong>ne war ihre <strong>Geschichte</strong> um<br />

1930 abgeschlossen.<br />

Es soll nun hier speziell über die Rolle <strong>des</strong> <strong>Begriff</strong>s <strong>des</strong> <strong>freien</strong> <strong>Willens</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> traumatischen Neurose berichtet werden.<br />

Die Frage nach <strong>der</strong> <strong>Willens</strong>freiheit wird heute seltener gestellt als zur Blütezeit<br />

<strong>der</strong> traumatischen Neurose. Wohl steht sie noch immer h<strong>in</strong>ter vielen Diskussionen<br />

über Krankhaftigkeit, Schuldhaftigkeit, Verantwortlichkeit <strong>des</strong> Verhaltens psychiatrischer<br />

Patienten, wohl taucht sie noch heute, beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> Spannungssituationen,<br />

bei Angehörigen, Mitpatienten, Pflegepersonal und auch bei Aerzten immer wie<strong>der</strong> –<br />

meist gleichzeitig mit Strafimpulsen – auf: ist <strong>der</strong> Patient vielleicht gar nicht krank?<br />

Macht er alles absichtlich? Fehlt ihm nichts als <strong>der</strong> gute Wille? Von <strong>der</strong> Praxis losgelöst<br />

und pr<strong>in</strong>zipiell wird die Frage nach <strong>der</strong> ursächlichen Beteiligung <strong>des</strong> <strong>freien</strong> <strong>Willens</strong><br />

an psychiatrischen Krankheitsbil<strong>der</strong>n heute aber nicht mehr häufig diskutiert. Sie gilt<br />

vielfach als theoretisch unlösbar, unwichtig o<strong>der</strong> falsch gestellt.<br />

Zur Blütezeit <strong>der</strong> traumatischen Neurose war das ganz an<strong>der</strong>s. Gerade von <strong>der</strong> Mitte<br />

<strong>des</strong> 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts an bis <strong>in</strong> die 1930er Jahre war die menschliche <strong>Willens</strong>freiheit<br />

ganz generell e<strong>in</strong> sehr häufig und äusserst <strong>in</strong>tensiv diskutiertes Thema. Schon Kant<br />

und Schopenhauer hatten die Frage, ob und <strong>in</strong>wieweit <strong>der</strong> Mensch willensfrei sei,<br />

für ihre Zeit neu belebt. Zwischen etwa 1880 und dem Ersten Weltkrieg aber wurde<br />

e<strong>in</strong>e nie vorher und auch seither nicht mehr gesehene Menge von Literatur über<br />

diese Frage publiziert. Das 19. und <strong>der</strong> Anfang <strong>des</strong> 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts waren von <strong>der</strong><br />

Idee <strong>des</strong> Determ<strong>in</strong>ismus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ausmass, von dem wir uns heute kaum mehr e<strong>in</strong>e<br />

Vorstellung machen, fasz<strong>in</strong>iert. Nicht nur physikalisches und chemisches Geschehen<br />

sollte fest determ<strong>in</strong>iert se<strong>in</strong>, auch h<strong>in</strong>ter biologischen und historischen, ja überhaupt<br />

h<strong>in</strong>ter allen Phänomenen witterte man nun unausweichliche Naturgesetze. Es war die<br />

Zeit <strong>der</strong> Darw<strong>in</strong>schen Evolutionslehre, <strong>des</strong> physiologischen Determ<strong>in</strong>ismus von Claude


<strong>Der</strong> <strong>Begriff</strong> <strong>des</strong> <strong>freien</strong> <strong>Willens</strong> 123<br />

Bernard (1813-1878) und Hermann Helmholtz (1821-1894) und <strong>des</strong> historischen<br />

Determ<strong>in</strong>ismus von Karl Marx (1818-1883).<br />

Auch die Psychologie stand im Banne <strong>des</strong> Determ<strong>in</strong>ismus. Schon J. F. Herbart<br />

(1776-1841) hatte gesagt: “Die Gesetzmässigkeit im menschlichen Geiste gleicht<br />

vollkommen <strong>der</strong> am Sternenhimmel”, 8 so suchte auch Sigmund Freud (1856-1939),<br />

<strong>der</strong> von Haus aus Physiologe war, nach den vorausberechenbaren Bahnen, <strong>in</strong> denen<br />

sich Psychisches bewegt. Im Rahmen e<strong>in</strong>er determ<strong>in</strong>istischen Psychologie galt <strong>der</strong><br />

Wille vielfach als e<strong>in</strong> Epiphänomen – “Die Illusion <strong>der</strong> <strong>Willens</strong>freiheit …” ist e<strong>in</strong><br />

typischer Buchtitel jener Zeit. 9<br />

An Gegengewichten fehlte es freilich nicht: auch <strong>der</strong> Indeterm<strong>in</strong>ismus feierte<br />

damals neue Triumphe. Gegen Ende <strong>des</strong> Jahrhun<strong>der</strong>ts kam <strong>der</strong> Voluntarismus <strong>in</strong> allen<br />

se<strong>in</strong>en Schattierungen <strong>in</strong>s allgeme<strong>in</strong>e Gespräch 10 , um dieselbe Zeit begann auch<br />

Émile Coués (1857-1926) <strong>Willens</strong>kult aufzukommen. 11<br />

Auf diesem polarisierten H<strong>in</strong>tergrund, <strong>in</strong> diesem Spannungsfeld zwischen<br />

Determ<strong>in</strong>ismus und Indeterm<strong>in</strong>ismus haben die Diskussionen um die ursächliche<br />

Beteiligung <strong>des</strong> <strong>Willens</strong> an <strong>der</strong> traumatischen Neurose stattgefunden. Es gab auch<br />

da e<strong>in</strong>e Polarisation.<br />

Auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite standen die Aerzte, welche glaubten, es stehe h<strong>in</strong>ter allzuvielen<br />

Bil<strong>der</strong>n von traumatischen Neurosen ke<strong>in</strong>erlei Naturgesetz, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Wille <strong>der</strong> Klagenden, krank zu ersche<strong>in</strong>en. Und dieser Wille sei nicht kausal<br />

determ<strong>in</strong>iert, son<strong>der</strong>n zweckbed<strong>in</strong>gt: 12 die Klagenden wollten <strong>in</strong> den Genuss von<br />

Entschädigungsgel<strong>der</strong>n kommen. Diese Aerzte fanden unter den Patienten, die<br />

nach Traumen neurotische Störungen zeigten, bis zu 50% Simulanten. 13<br />

<strong>Der</strong> erste, <strong>der</strong> nachdrücklich auf die Häufigkeit <strong>der</strong> Simulation von Unfallnervenkrankheiten<br />

h<strong>in</strong>wies, war Johannes Rigler (geb. 1839), nicht zufällig e<strong>in</strong><br />

Eisen-bahnarzt. 14<br />

Auch <strong>der</strong> als praktischer Neurologe tätige Adolf Seeligmüller (1837-1912) fand<br />

unter den Unfallpatienten, die er wegen traumatischer Neurose zu begutachten<br />

hatte, e<strong>in</strong> Viertel Simulanten.<br />

Dass die Simulation e<strong>in</strong> Produkt <strong>des</strong> <strong>freien</strong> <strong>Willens</strong> war, wurde dabei<br />

kaum gesagt – es verstand sich von selbst. Es wurde erst dann gesagt, wenn<br />

etwa die Simulation gegen die unwissentliche o<strong>der</strong> unwillentliche hysterische<br />

Krankheitsvorspiegelung abgegrenzt werden musste, 15 o<strong>der</strong> wenn jemand den<br />

deliktischen Willen selbst für determ<strong>in</strong>iert und den Del<strong>in</strong>quenten <strong>des</strong>halb für<br />

nichtverantwortlich erklären wollte. 16 Es wurde dann weniger naturwissenschaftlich<br />

als soziologisch und juristisch argumentiert. “Woh<strong>in</strong> würde es führen”,<br />

sagte <strong>in</strong> ähnlichem Zusammenhang Adolf Struempell (1853-1923), <strong>der</strong> Schöpfer<br />

<strong>des</strong> <strong>Begriff</strong>s <strong>der</strong> “Begehrungsvorstellungen” – “wenn man alle nach Unfällen entstehenden<br />

psychogenen Störungen ohne Weiteres als … Folgen <strong>des</strong> Unfalls ansehen<br />

wollte?” 17 “Wir s<strong>in</strong>d so sehr gewöhnt, <strong>der</strong> Krankheit <strong>in</strong> ihre entferntesten<br />

Ursachen nachzugehen”, schreibt <strong>der</strong> Leipziger Polikl<strong>in</strong>iker Alb<strong>in</strong> Hoffmann (1843-<br />

1924) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Aufsatz über die traumatische Neurose, “dass wir stets darüber<br />

die Schuld <strong>des</strong> Kranken vergessen … Und doch ist e<strong>in</strong> Staatswesen nicht möglich,


124 <strong>Esther</strong> <strong>Fischer</strong>-Homberger<br />

wenn die Staatsbürger nicht … tief durchdrungen s<strong>in</strong>d, von <strong>der</strong> … Wahrheit, dass<br />

ihnen e<strong>in</strong> freier Wille gegeben ist …”. 18<br />

E<strong>in</strong>e Schwierigkeit stand <strong>der</strong> <strong>in</strong>determ<strong>in</strong>istischen Interpretation <strong>der</strong> traumatischen<br />

Neurose immer wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Gestalt von Symptomen entgegen, die nicht als willensabhängig<br />

gelten konnten. Diese Schwierigkeit wurde <strong>in</strong> verschiedener Weise<br />

gelöst. Man führte solche Symptome zum Beispiel auf e<strong>in</strong>e neben <strong>der</strong> Simulation<br />

bestehende echte Krankheit zurück o<strong>der</strong> man schrieb sie <strong>der</strong> Gewissensangst <strong>der</strong><br />

Simulanten zu – wie zum Beispiel Friedrich Schultze (1848-1934), <strong>der</strong> mit den 30<br />

bis 50% Simulanten, die er unter den traumatischen Neurotikern fand, akademischer<br />

Hauptopponent Oppenheims war. 19<br />

Den Indeterm<strong>in</strong>isten unter den Aerzten standen die Aerzte gegenüber, die<br />

kaum je e<strong>in</strong>e simulierte Unfallneurose fanden. Sie hielten dieses Krankheitsbild<br />

für determ<strong>in</strong>iert. Selbst e<strong>in</strong>e allfällige Neigung <strong>der</strong> Unfallneurotiker zu Krankheits-<br />

Vorspiegelung hielten sie für e<strong>in</strong> regelrechtes Krankheitszeichen und notwendige<br />

Folge <strong>des</strong> Unfalles. 20<br />

Doch gab es zweierlei Typen von solchen Determ<strong>in</strong>isten: die e<strong>in</strong>en dachten<br />

somatisch-mediz<strong>in</strong>isch, die an<strong>der</strong>en psychologisch. Zu den Somatikern gehörte<br />

<strong>der</strong> bereits genannte Neurologe Hermann Oppenheim. Oppenheim hielt die von<br />

ihm so genannte traumatische Neurose für e<strong>in</strong> mit <strong>der</strong> Neurasthenie und <strong>der</strong><br />

Hysterie verwandtes, aber nicht identisches Leiden. 21 Von J. M. Charcot (1825-<br />

1893) und Karl Westphal (1833-1890) bee<strong>in</strong>flusst, 22 war er überzeugt, dass ihr<br />

e<strong>in</strong> alteriertes Nervengewebe zugrunde liege. Bei <strong>der</strong> hystero-traumatischen<br />

Lähmung zum Beispiel dachte er an “moleculare Umlagerung” “im peripherischen<br />

Nervenapparat”. 23 Auch bei <strong>der</strong> Hysterie nahm Oppenheim Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Nervenstruktur an. Es sei schwer, schreibt er, sich die Ersche<strong>in</strong>ungen <strong>der</strong> Hysterie<br />

zu erklären, die “so ganz unter dem E<strong>in</strong>flusse <strong>der</strong> Willkür zu stehen sche<strong>in</strong>en …<br />

Sehr verbreitet ist denn auch noch unter Aerzten und Laien die Vorstellung, welche<br />

<strong>in</strong> dem Symptomenbild <strong>der</strong> Hysterie e<strong>in</strong> Product <strong>der</strong> Simulation erblickt …<br />

Auch <strong>der</strong> vorsichtige Arzt wird diesen Ersche<strong>in</strong>ungen gegenüber immer wie<strong>der</strong><br />

von Zweifeln ergriffen und kann beim Anblick e<strong>in</strong>es an hysterischen Lähmungs-<br />

o<strong>der</strong> Krampfzuständen leidenden Individuums zuweilen die Erwägung nicht unterdrücken:<br />

‘Wenn du an<strong>der</strong>s wolltest, du könntest an<strong>der</strong>s’.” Nichts<strong>des</strong>toweniger<br />

seien die Symptome <strong>der</strong> Hysterie reell, wahrsche<strong>in</strong>lich liege ihnen e<strong>in</strong>e “erhöhte<br />

Labilität, e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te ‘<strong>in</strong>nere Reibung’ <strong>der</strong> Molecule … durch welche<br />

Erregungen leichter ausgelöst werden”, zugrunde. <strong>Der</strong> Hysteriker könne eben<br />

nicht mehr wollen. “Die hysterische Lähmung ist e<strong>in</strong>e echte Lähmung, dort, wo<br />

<strong>der</strong> Wille auf die motorische Sphäre übergreift, muss e<strong>in</strong> Leitungsh<strong>in</strong><strong>der</strong>niss und<br />

zwar nach unserer Vorstellung e<strong>in</strong> moelculares (e<strong>in</strong>e moeculare Umlagerung?)<br />

vorliegen ...”. 24 Für Oppenheim war also, was an<strong>der</strong>en als Produkt e<strong>in</strong>es betrügerischen<br />

<strong>Willens</strong>aktes erschien, notwendige Folge körperlicher Gegebenheiten.<br />

Entsprechend fand er unter se<strong>in</strong>en traumatischen Neurotikern kaum je e<strong>in</strong>en<br />

Simulanten. Er setzte sich damit bewusst <strong>in</strong> Gegensatz zum Bahnarzt Rigler und<br />

allen an<strong>der</strong>en Autoren, die hohe Prozentsätze von Simulation konstatierten. 25 Er


<strong>Der</strong> <strong>Begriff</strong> <strong>des</strong> <strong>freien</strong> <strong>Willens</strong> 125<br />

geriet damit auch <strong>in</strong> heftigen Streit mit Adolf Seeligmüller, welcher ihm gerade<br />

dies als “bedauerliche Lücke <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Erfahrungen und … nicht zu verschweigenden<br />

Mangel se<strong>in</strong>es Buches” brandmarkte. 26<br />

Man musste die Symptome <strong>der</strong> traumatischen Neurose aber nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

auf somatische Verän<strong>der</strong>ungen zurückführen, um sie als notwendige Folgen e<strong>in</strong>es<br />

Traumas auffassen zu können. Man konnte sie auch für psychologisch determ<strong>in</strong>iert<br />

ansehen. Dies tat zum Beispiel Paul Julius Moebius (1853-1907). Moebius, <strong>der</strong> ursprünglich<br />

Theologie und Philosophie studiert hatte und bei Struempell Assistent<br />

gewesen war, 27 stand also auf an<strong>der</strong>en theoretischen Grundlagen als Oppenheim,<br />

aber doch auf Oppenheims Seite. Für ihn war die traumatische Neurose ganz<br />

e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e traumatische Hysterie. Die Hysterie aber war für ihn e<strong>in</strong>e seelische<br />

Krankheit. Ihre Ursachen waren für ihn nicht somatisch-mediz<strong>in</strong>isch, son<strong>der</strong>n<br />

nur psychologisch erfassbar. “Hysterisch”, so lautet se<strong>in</strong>e berühmt gewordene<br />

Def<strong>in</strong>ition, “s<strong>in</strong>d alle diejenigen krankhaften Verän<strong>der</strong>ungen <strong>des</strong> Körpers, welche<br />

durch Vorstellungen verursacht s<strong>in</strong>d.” 28 Damit alle<strong>in</strong> wäre den hysterischen<br />

Neurotikern die Verantwortlichkeit für ihr Krankheitsbild allerd<strong>in</strong>gs noch nicht<br />

abgenommen gewesen. Denn s<strong>in</strong>d “Vorstellungen” nicht durch den bewussten<br />

Willen, den doch gerade die Psychologie als e<strong>in</strong>e unreduzierbare Grösse anerkennen<br />

muss, modifizierbar? Ist überhaupt e<strong>in</strong>e psychologische Kausalreihe denkbar,<br />

die mit Notwendigkeit von e<strong>in</strong>er Vorstellung zu e<strong>in</strong>em Symptom führt?<br />

E<strong>in</strong>e solche Kausalreihe ist allerd<strong>in</strong>gs denkbar – falls sie ihren Weg durch<br />

e<strong>in</strong>en psychischen Bereich nimmt, <strong>der</strong> dem Zugriff <strong>des</strong> Bewusstse<strong>in</strong>s und damit<br />

<strong>des</strong> bewussten <strong>Willens</strong> entzogen ist: falls sie durch das “Unbewusste” führt.<br />

So schrieb auch Moebius, se<strong>in</strong>e Ansicht präzisierend: “<strong>Der</strong> Vorgang, durch welchen<br />

die Vorstellung die Lähmung o<strong>der</strong> was sonst bewirkt, liegt ausserhalb <strong>des</strong><br />

Bewusstse<strong>in</strong>s.” Die hysterischen Ersche<strong>in</strong>ungen werden “vom Kranken nicht absichtlich<br />

hervorgerufen”. 29<br />

Dass Moebius die traumatische Neurose als e<strong>in</strong>e Form von Hysterie betrachtete,<br />

war <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne alles an<strong>der</strong>e als e<strong>in</strong>e zufällige term<strong>in</strong>ologische E<strong>in</strong>zelheit.<br />

Die Hysterie ist ja bekanntlich gerade <strong>in</strong> den letzten beiden Jahrzehnten <strong>des</strong><br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>ts zum Paradigma e<strong>in</strong>es Krankheitsbil<strong>des</strong> geworden, bei <strong>des</strong>sen<br />

Entstehung unbewusst Psychisches e<strong>in</strong>e zentrale Rolle spielte. 30 Nicht zufällig hat<br />

Pierre Janet (1859-1947) sich für die Hysterie speziell <strong>in</strong>teressiert. Im Studium<br />

<strong>der</strong> Hysterie haben ja auch Charcot, Joseph Breuer (1842-1925) und Sigmund<br />

Freud (1856-1939) ihre Konzeptionen von e<strong>in</strong>em Unbewussten entwickelt. 31 Die<br />

Hysterie war zur Zeit, da Moebius arbeitete, e<strong>in</strong> psychisches Leiden, das vom<br />

<strong>freien</strong> Willen <strong>des</strong> Betroffenen ganz wesentlich unabhängig war. Dies wurde 1893<br />

durch Freud und Breuers <strong>Begriff</strong> <strong>des</strong> hysterischen Gegenwillens 32 noch unterstrichen.<br />

So konnte Moebius, wiewohl er über die Natur <strong>der</strong> traumatischen Neurose<br />

ganz an<strong>der</strong>s dachte als Oppenheim, sich genau wie dieser <strong>in</strong> Gegensatz zu den<br />

Simulantenjägern stellen. Tatsächlich hat er 1890 und 1891 zwei Artikel gegen<br />

Seeligmüller verfasst. 33 Die meisten Patienten, die für Simulanten erklärt würden,


126 <strong>Esther</strong> <strong>Fischer</strong>-Homberger<br />

seien <strong>in</strong> Wirklichkeit Hysteriker, schrieb er da. Nun könne zwar bei Hysterie, wegen<br />

ihrer Abhängigkeit von Seelischem, “<strong>der</strong> Ansche<strong>in</strong> <strong>der</strong> Willkür entstehen”, doch<br />

seien “die Symptome <strong>der</strong> Hysterie von e<strong>in</strong>er so strengen Gesetzmässigkeit … wie<br />

irgendwelche Symptome”. 34 Aber Seeligmüller, wie alle Autoren, die erklärten, die<br />

Simulation sei häufig, verstehe eben nichts von Hysterie. Er verstehe, liess Moebius<br />

sogar durchblicken, überhaupt nichts von Psychiatrie. “Die Worte Kuehn’s, <strong>der</strong>en<br />

Schärfe Verfasser selbst vertreten mag, lauten: ‘Die Zahl <strong>der</strong> Simulanten, welche <strong>der</strong><br />

Arzt beobachtet haben will, steht gewöhnlich <strong>in</strong> umgekehrtem Verhältnisse mit dem<br />

psychiatrischen Wissen <strong>des</strong> Beobachters’”. 35 Dieser Satz ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge sehr berühmt<br />

und oft zitiert worden.<br />

Die Kontroverse zwischen Leuten wie Seeligmüller e<strong>in</strong>erseits, Oppenheim und<br />

Moebius andrerseits, waren ke<strong>in</strong>eswegs re<strong>in</strong> akademisch. Es g<strong>in</strong>g dabei vielmehr<br />

um sehr reale, praktische D<strong>in</strong>ge. Wurde das Krankheitsbild <strong>der</strong> traumatischen<br />

Neurose nämlich im S<strong>in</strong>ne Seeligmüllers auf den <strong>freien</strong> Willen <strong>des</strong> Klagenden zurückgeführt,<br />

dieser also als Simulant betrachtet, so konnte von Kuraufenthalten und<br />

Entschädigung natürlich ke<strong>in</strong>e Rede mehr se<strong>in</strong>. Im Gegensteil: Erziehung und Strafe<br />

schienen dann die angemessene Behandlung zu se<strong>in</strong>. So schlug denn Seeligmüller<br />

auch vor, e<strong>in</strong> Gesetz e<strong>in</strong>zuführen, “welches die Simulation direkt als strafbar h<strong>in</strong>stellte<br />

… Die Strafen hätten zu bestehen: 1. <strong>in</strong> Rückzahlung <strong>der</strong> Unkosten … 2. <strong>in</strong><br />

Gefängnisstrafe mit Zwangsarbeit, 3. <strong>in</strong> Verlust <strong>der</strong> bürgerlichen Ehrenrechte, 4. <strong>in</strong><br />

öffentlicher Bekanntmachung <strong>des</strong> Vergehens und <strong>der</strong> Strafen durch die gelesensten<br />

Zeitungen”. 36<br />

So haben andrerseits Oppenheim und Moebius weniger aus theoretischen<br />

als aus praktisch-ethischen Gründen gegen Seeligmüller, Schultze und an<strong>der</strong>e<br />

Simulantenentlarver Stellung genommen. So schrieb zum Beispiel Oppenheim, er<br />

kritisiere Schultzes Ansichten, “weil sie, wenn anerkannt …, e<strong>in</strong>en … Rückschritt<br />

bedeuten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erkenntnis und Würdigung von Krankheitszuständen, <strong>der</strong>en<br />

Beurtheilung nicht etwa e<strong>in</strong> re<strong>in</strong> wissenschaftliches Interesse bietet, son<strong>der</strong>n entscheidend<br />

ist für das Geschick … unglücklicher Individuen”. “Die enorme forensische<br />

Wichtigkeit dieser Fragen” veranlasse ihn zu se<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>s raschen und heftigen<br />

Stellungnahme. 37 Auch gegen Seeligmüller führte Oppenheim im Laufe se<strong>in</strong>es<br />

Streites das ethische Argument <strong>in</strong>s Feld. Er würde sich <strong>in</strong> diesen Streit nicht e<strong>in</strong>lassen,<br />

schrieb er, wenn er <strong>in</strong> Seeligmüller nicht e<strong>in</strong>e Gefahr zu bekämpfen hätte, “die<br />

Gefahr nämlich, dass <strong>der</strong> praktische Arzt … e<strong>in</strong> krankes Individuum <strong>der</strong> Simulation<br />

beschuldige”. 38 Ganz ähnlich bezichtigt Moebius Seeligmüller “e<strong>in</strong>er objectiv <strong>in</strong>humanen<br />

Behandlung mancher Kranken”. 39<br />

Die <strong>Begriff</strong>e <strong>des</strong> <strong>freien</strong> <strong>Willens</strong> e<strong>in</strong>erseits, <strong>der</strong> somatischen Grundlage und<br />

<strong>des</strong> Unbewussten andrerseits waren also nicht nur für die Neurosetheorie wichtig.<br />

Sie waren auch von fundamentaler praktischer Bedeutung. Ernst Kretschmer<br />

(1888-1964) schrieb <strong>des</strong>halb später, dass <strong>in</strong> praktischer H<strong>in</strong>sicht “die ‘organische’<br />

Theorie und die Theorie <strong>des</strong> Unbewussten trotz äusserster Unähnlichkeit ihrer<br />

Voraussetzungen <strong>in</strong> dem Schutz <strong>des</strong> Hysterikers vor strenger Verantwortung e<strong>in</strong><br />

Stück weit zusammentreffen”. 40


<strong>Der</strong> <strong>Begriff</strong> <strong>des</strong> <strong>freien</strong> <strong>Willens</strong> 127<br />

Bis zum Ersten Weltkrieg wurde nun die Frage <strong>des</strong> <strong>freien</strong> <strong>Willens</strong> bei traumatischen<br />

Neurosen e<strong>in</strong>igermassen im Oppenheim-Moebiusschen S<strong>in</strong>ne gelöst.<br />

Es spielte sich e<strong>in</strong>e zwar wenig e<strong>in</strong>heitliche aber im ganzen grosszügige<br />

Begutachtungspraxis e<strong>in</strong>. Oppenheims Buch galt als ziemlich autoritativ. Die<br />

Entlarvung von Simulanten galt dank dem Kuehn-Moebiusschen Satz nicht mehr<br />

für fe<strong>in</strong>.<br />

Da brach aber 1914 <strong>der</strong> Krieg und mit ihm die erwähnte furchtbare<br />

Kriegsneurosen-Epidemie aus. Scharenweise, zu Tausenden kamen nun plötzlich die<br />

sogenannten “Kriegszitterer” <strong>in</strong> ärztliche Behandlung und verlangten, als traumatische<br />

Neurotiker <strong>in</strong>folge von Granatexplosionen und Ähnlichem dienstentlassen und<br />

entschädigt zu werden. Die deutsche Armee wäre, befürchtete man, rasch auf wenig<br />

zusammengeschmolzen und die F<strong>in</strong>anzkraft Deutschlands wäre bald erschöpft<br />

gewesen, wenn unter diesen Umständen die Lehren von Oppenheim und Moebius<br />

weiter gegolten hätten. Man konnte im Interesse <strong>des</strong> Vaterlan<strong>des</strong> die Symptome <strong>der</strong><br />

Kriegsneurose nicht mehr als determ<strong>in</strong>iert betrachten – man musste die Soldaten<br />

mit ihrem <strong>freien</strong> Willen für sie haftbar machen. Kurzentschlossen stellte man nun<br />

wie<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>determ<strong>in</strong>istische Theorie um: man führte, bald naturwissenschaftlich,<br />

bald offen pragmatistisch argumentierend, den <strong>freien</strong> Willen wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>.<br />

Es “wird uns”, schrieb Kretschmer <strong>in</strong> diesem Zusammenhang, “die bittere soziale<br />

Notwendigkeit zw<strong>in</strong>gen, diesen Neubau aufzurichten. Denn <strong>der</strong> jetzige Zustand <strong>der</strong><br />

Unklarheit …, <strong>der</strong> aus dem Gebiet <strong>der</strong> Theorie <strong>in</strong> ärztliche Begutachtungsfragen<br />

von grösster sozialer Tragweite h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>greift, ist … unerfreulich … Es ist vor allem<br />

das Simulationsproblem <strong>der</strong> wunde Punkt, an dem die hergebrachte Art <strong>der</strong> neurologischen<br />

Begutachtung bisher … versagt hat”. 41 Man wollte zwar nicht wie<strong>der</strong> von<br />

Simulation und Simulanten sprechen, aber man nannte nun alle Kriegsneurotiker<br />

Hysteriker und führte den <strong>freien</strong> Willen <strong>in</strong> die Aetiologie <strong>der</strong> Hysterie e<strong>in</strong>. Mit<br />

dieser Entwicklung eng verwoben war das S<strong>in</strong>ken <strong>des</strong> “Krankheitswerts” 42 <strong>der</strong><br />

Hysterie, wie überhaupt die <strong>Begriff</strong>e <strong>des</strong> “<strong>freien</strong> <strong>Willens</strong>” und <strong>der</strong> “Krankheit” sich<br />

im Bezug auf ihre praktisch-soziologische Bedeutung oft kontrapunktisch bewegen.<br />

43 Mayer-Gross konnte daher 1919 kritisch bemerken: “Zwei <strong>Begriff</strong>e s<strong>in</strong>d …<br />

bei den Erwägungen über die hysterische Reaktion stark mit Wertungen durchsetzt<br />

… Zunächst <strong>der</strong> <strong>Begriff</strong> <strong>der</strong> Krankheit … <strong>Der</strong> 2. noch erheblich vieldeutigere<br />

<strong>Begriff</strong> … ist <strong>der</strong> freie Wille”. 44 Man sprach nun davon, dass die Kriegsneurose<br />

“nur auf e<strong>in</strong>er gestörten <strong>Willens</strong>tätigkeit” (Struempell), 45 auf “<strong>Willens</strong>versagung”<br />

(Weygandt), “<strong>Willens</strong>hemmung” (Boettiger), “<strong>Willens</strong>sperrung” (Holzmann), 46<br />

“Wille zur Krankheit” 47 beruhe und me<strong>in</strong>te damit, die Kriegsneurotiker seien für ihr<br />

Krankheitsbild selbst verantwortlich. “<strong>Der</strong> … Arzt …”, schreibt Mart<strong>in</strong> Reichardt 1916<br />

<strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne, “möge … nicht stets von ‘Nervenschwäche’ sprechen, wenn e<strong>in</strong>e<br />

ganz gewöhnliche … <strong>Willens</strong>schwäche vorliegt”, 48 <strong>der</strong> Schweizer Otto Nägeli (1871-<br />

1938) 1917: “Also die Leute … wollen nicht”. 49 “Die Hauptschuld bei <strong>der</strong> Entstehung<br />

<strong>der</strong> traumatischen Neurosen … fällt auf den Unfallpatienten selbst. Ihm gebricht<br />

es vielfach am guten Willen, gesund zu werden”. 50 “Das <strong>Willens</strong>problem ersche<strong>in</strong>t<br />

mir … nach den Kriegserfahrungen das wesentlichste” schreibt Karl Poenitz <strong>in</strong>


128 <strong>Esther</strong> <strong>Fischer</strong>-Homberger<br />

e<strong>in</strong>er Broschüre: “Die kl<strong>in</strong>ische Neuorientierung zum Hysterieproblem unter dem<br />

E<strong>in</strong>flusse <strong>der</strong> Kriegserfahrungen” (1921). 51<br />

Den Grund zu dieser Neuorientierung hatte schon 1911 Karl Bonhoeffer<br />

(1868-1948) gelegt. “Was dem hysterischen Typus se<strong>in</strong>e charakteristische Farbe<br />

verleiht”, hatte er geschrieben, “ist, dass die Abspaltung <strong>der</strong> psychischen Komplexe<br />

unter dem E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>haltlich bestimmt gearteten <strong>Willens</strong>richtung geschieht.<br />

Das Durchsche<strong>in</strong>en dieser <strong>Willens</strong>richtung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krankheitsdarstellung ist das,<br />

was uns speziell als hysterisch imponiert. Die häufigste Form <strong>der</strong> hysterischen<br />

<strong>Willens</strong>richtung ist <strong>der</strong> Wille zur Krankheit. Ich glaube nicht, dass man bei dem<br />

Hysteriebegriff um die E<strong>in</strong>stellung e<strong>in</strong>es solchen <strong>Willens</strong>moments herumkommt”. 52<br />

Bei den Unfallneurosen ist es <strong>der</strong> Wunsch nach Entschädigung, <strong>der</strong> dem hysterischen<br />

Willen se<strong>in</strong>e Richtung gibt.<br />

<strong>Der</strong> Krieg verhalf den Bonhoefferschen Ansichten zur Anerkennung. Plötzlich<br />

schien es nun ganz klar, dass den hysterischen Ersche<strong>in</strong>ungen e<strong>in</strong> zweckgerichteter<br />

Wille zugrunde liege: <strong>der</strong> Wille, zu überleben.<br />

Die genauere Begründung dieser Auffassung lieferte <strong>der</strong> damals 29-jährige<br />

Ernst Kretschmer. In zwei Aufsätzen legte er die theoretischen Grundlagen für die<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>des</strong> <strong>Begriff</strong>s <strong>des</strong> <strong>freien</strong> <strong>Willens</strong> <strong>in</strong> die Praxis <strong>der</strong> Hysterikerbehandlung.<br />

1917 schrieb er: “Hysterische Erkrankung und hysterische Gewöhnung”. 53 “Es<br />

soll hier”, so leitete er diesen Aufsatz e<strong>in</strong>, “das Grenzgebiet zwischen ‘Hysterie’<br />

und ‘Aggravation’, zwischen Nichtkönnen und Nichtwollen behandelt werden, wo<br />

es dem Arzte obliegt, den Teil e<strong>in</strong>es Symptombil<strong>des</strong>, <strong>der</strong> dem <strong>freien</strong> Willen <strong>des</strong><br />

Patienten erreichbar ist, abzuschätzen gegen den an<strong>der</strong>en, <strong>der</strong>, eigentlich krankhaft,<br />

als automatischer Nervenvorgang abläuft”. 54 Dieses Grenzgebiet umschloss<br />

nun eben vor allem die “hysterische Gewöhnung”, <strong>der</strong>en Wesen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er eigenartigen<br />

“Verschwisterung von bewusstem Willen und nervöser Selbsttätigkeit”<br />

bestand. Als “hysterische Gewöhnung” bezeichnete Kretschmer “alle Anomalien,<br />

die bei subjektiver Krankheitsüberzeugung objektiv … dem direkten Willen zugänglich<br />

s<strong>in</strong>d”. Es gibt zweierlei Arten hysterischer Gewöhnung: die primäre und<br />

die sekundäre. Die primäre hat “ihre Entstehung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Willens</strong>sphäre”, sekundäre<br />

hysterische Gewöhnung entsteht auf dem Boden e<strong>in</strong>er echten “hysterischen<br />

Erkrankung”. 55 Denn <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Arbeit über die hysterische Gewöhnung konzedierte<br />

Kretschmer noch, dass es Fälle von echter hysterischer Erkrankung gebe, die<br />

ohne Vermittlung <strong>des</strong> bewussten <strong>Willens</strong> entstehen könnten. Die Symptome, “die<br />

nachweisbar den Bereich willkürlicher Innervationsmöglichkeiten überschreiten”,<br />

56 rechnete er den Hysterikern damals noch nicht als eigene Schuld zu. E<strong>in</strong><br />

Jahr später, 1918, revidierte er se<strong>in</strong> Konzept <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht. Je<strong>des</strong> hysterische<br />

Zustandsbild sollte nun gewollt se<strong>in</strong>. Die Arbeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kretschmer dies nachwies,<br />

trug den Titel: “Die Gesetze <strong>der</strong> willkürlichen Reflexverstärkung <strong>in</strong> ihrer<br />

Bedeutung für das Hysterie- und Simulationsproblem”. 57 Es war ihm nun klar, dass<br />

auch bei hysterischen Erkrankungen die primäre <strong>Willens</strong>beteiligung nicht fehle.<br />

Er nannte es nun e<strong>in</strong>en “Tatbestand …, dass wir e<strong>in</strong>e <strong>Willens</strong>beteiligung bei <strong>der</strong><br />

Entstehung solcher Störungen zu vermuten gezwungen s<strong>in</strong>d, <strong>der</strong>en Ausdrucks-


<strong>Der</strong> <strong>Begriff</strong> <strong>des</strong> <strong>freien</strong> <strong>Willens</strong> 129<br />

formen gar nicht im Willkürbereich liegen”. Auch Reflexe, die an sich gänzlich willensunabhängig<br />

s<strong>in</strong>d, galten nun als “Gewohnheiten”: “Nicht grobe zielbewusste<br />

Simulation ist es <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie, was den Reflexvorgang erhält …, son<strong>der</strong>n … das<br />

H<strong>in</strong>zugeben schwacher, diffuser <strong>Willens</strong>reize. Und diese … <strong>Willens</strong>impulse”, fährt<br />

Kretschmer fort, “können … sich … für das Subjekt fast bis zur Unkenntlichkeit verwischen”.<br />

Auch wenn die Kriegshysteriker sich <strong>der</strong> eigenen Verantwortlichkeit für<br />

ihr Krankheitsbild <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise bewusst waren, war solche Verantwortlichkeit<br />

also anzunehmen. “Es wäre <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat auffallend, wenn <strong>der</strong> Zitterer den psychologischen<br />

Verwischungsvorgang, <strong>der</strong> die Selbstwahrnahme <strong>der</strong> willkürlichen Reflexverstärkung<br />

<strong>in</strong> gesetzmässiger Weise begeleitet, sich nicht … zu se<strong>in</strong>er Selbstentlastung<br />

… zunutze machte”. 58 Auch Nichtbewusstes konnte also nicht-determ<strong>in</strong>iert<br />

se<strong>in</strong>. Nichtbewusstes unterlag dem E<strong>in</strong>fluss <strong>des</strong> <strong>freien</strong> <strong>Willens</strong> nun genau so wie<br />

Bewusstes.<br />

Damit war nun also die ursächliche <strong>Willens</strong>beteiligung, die von Oppenheim<br />

und Moebius aus <strong>der</strong> Lehre von <strong>der</strong> traumatischen Neurose verbannt worden war,<br />

<strong>in</strong> diese Lehre wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>geführt. <strong>Der</strong> Wille galt nun geradezu als die spezifische<br />

Ursache <strong>der</strong> Kriegshysterie. Dass unter diesen Umständen die Lehre von <strong>der</strong> materiellen<br />

Ursache <strong>der</strong> traumatischen Neurose verfemt wurde und <strong>der</strong> <strong>Begriff</strong> <strong>des</strong><br />

Unbewussten sich ke<strong>in</strong>er Beliebtheit mehr erfreuen konnte, ist begreiflich.<br />

Die materielle Natur <strong>der</strong> traumatischen Neurose wurde vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Person<br />

ihres prom<strong>in</strong>entesten Verfechters Oppenheim bekämpft. Während Oppenheim<br />

bis dah<strong>in</strong> gelegentlich kritisiert, se<strong>in</strong> Standpunkt aber als solcher geachtet worden<br />

war, fiel nach Kriegsanfang plötzlich je<strong>der</strong>mann über ihn her. Oppenheims<br />

Annahme organisch-molekularer Verän<strong>der</strong>ungen, die bis dah<strong>in</strong> <strong>der</strong> Annahme psychischer<br />

Verän<strong>der</strong>ungen bei den Unfallsneurosen nicht zu wi<strong>der</strong>sprechen geschienen<br />

hatte, wurde nun plötzlich zugunsten <strong>der</strong> psychologischen Interpretation als<br />

falsch abgelehnt. “Es muss mit Nachdruck den Bestrebungen Oppenheims entgegengetreten<br />

werden, die Fälle von traumatischer Neurose, Hysterie etc. den organischen<br />

Fällen anzunähern” schrieb Lewandowsky 1915. Diese Fälle seien ganz<br />

und gar psychisch bed<strong>in</strong>gt. 59 Max Nonne (1861-1959) führte als “Beweis” für die<br />

psychische und gegen die organische Natur <strong>der</strong> Kriegsneurose die therapeutischen<br />

Erfolge <strong>der</strong> Hypnose an. 60<br />

Schon bald nach Kriegsausbruch wurde man sich darüber e<strong>in</strong>ig, dass die<br />

Erfahrungen <strong>des</strong> Krieges die Oppenheimschen Ideen von e<strong>in</strong>em materiellen<br />

Substrat <strong>der</strong> traumatischen Neurosen wi<strong>der</strong>legt hätten. Oppenheims eigentlicher<br />

“Sturz” erfolgte aber erst 1916, an <strong>der</strong> Jahresversammlung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

Deutscher Nervenärzte <strong>in</strong> München, an <strong>der</strong> sogenannten “Kriegstagung”. An den<br />

“Sturz” e<strong>in</strong>es Machthabers er<strong>in</strong>nert jenes Ereignis tatsächlich. Oppenheim versuchte,<br />

se<strong>in</strong>en somatisch-mediz<strong>in</strong>ischen Standpunkt tapfer noch zu verteidigen,<br />

musste sich schliesslich aber geschlagen geben. 61 “Die Diskussion war gigantisch”<br />

berichtet Nonne, “34 Redner kamen zu Wort, nur 3 konnten sich Oppenheim’s<br />

Auffassung e<strong>in</strong>es organisch bed<strong>in</strong>gten, abgeschlossenen, charakteristischen<br />

Krankheitsbil<strong>des</strong> anschliessen … Ich habe <strong>in</strong> den mehr als 60 Jahren, die ich jetzt


130 <strong>Esther</strong> <strong>Fischer</strong>-Homberger<br />

Neurologe b<strong>in</strong>, so erregte wissenschaftliche Verhandlungen nie wie<strong>der</strong> erlebt, aber<br />

<strong>der</strong> Erfolg war <strong>der</strong> Mühe wert. Schon wenige Tage nach <strong>der</strong> Münchener Versammlung<br />

erklärte Oppenheim se<strong>in</strong>en Rücktritt als Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft mit<br />

<strong>der</strong> Begründung: ‘Wenn e<strong>in</strong>e überwältigende Majorität me<strong>in</strong>e wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse ablehnt, kann ich Vertrauen nicht mehr beanspruchen”. Oppenheim<br />

ist aus se<strong>in</strong>em Depressionszustand nie mehr ganz herausgekommen”. 62 Oppenheim<br />

ist 1919 gestorben.<br />

Natürlich g<strong>in</strong>g es auch bei diesem Kampf gegen Oppenheims Lehre ke<strong>in</strong>eswegs<br />

nur um e<strong>in</strong> theoretisches Problem. Auch hier g<strong>in</strong>g es um etwas sehr Konkretes: um<br />

das Vaterland.<br />

Ewald Stier (geb. 1874)schrieb 1916 über Oppenheims Annahme organischmaterieller<br />

Verän<strong>der</strong>ungen bei traumatischen Nervenleiden, sie sei “geradezu<br />

verhängnisvoll <strong>in</strong> praktisch-materieller Beziehung”. 63 “Es muss mit Nachdruck<br />

den Bestrebungen Oppenheims entgegengetreten werden, die Fälle von traumatischer<br />

Neurose, Hysterie etc. den organischen Fällen anzunähern”, schrieb auch<br />

Max Lewandowsky (1876–1918) 1915. “Es liegt mir ebenso wie allen an<strong>der</strong>en<br />

Neurologen durchaus fern, die hysterisch Erkrankten o<strong>der</strong> die traumatischen<br />

Neurosen vom moralischen Standpunkt aus irgendwie zu kennzeichnen ... Für<br />

e<strong>in</strong>en Gesichtspunkt ist aber doch die Auffassung dieser D<strong>in</strong>ge als re<strong>in</strong> psychisch<br />

bed<strong>in</strong>gter Erkrankungen ausserordentlich wichtig, und zwar für die Bemessung<br />

<strong>der</strong> Entschädigungsansprüche durch Dienstbeschädigung. Ich b<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ansicht,<br />

dass man bei den funktionellen Erkrankungen die Rente sehr ger<strong>in</strong>g festsetzen<br />

muss ...”. 64 Aehnlich äusserten sich Nonne 65 und Alfred Saenger (1860–1921).<br />

“<strong>Der</strong> jetzt wie<strong>der</strong> ausgebrochene Streit unter den Neurologen ... muss bald ausgefochten<br />

werden, damit nicht wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> solcher Zustand e<strong>in</strong>tritt, wie wir ihn<br />

nach Ersche<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Oppenheimschen Schrift ‘Die traumatischen Neurosen’ erlebt<br />

haben. Tausende von Unfallneurotikern s<strong>in</strong>d ... viel zu weichlich, mitleidig<br />

und prognostisch falsch beurteilt worden” schrieb Saenger, und er schloss: “Es<br />

besteht ... die Gefahr, die im Kriege erworbenen Neurosen falsch zu bezeichnen...<br />

Dies schliesst ... e<strong>in</strong>e grosse wirtschaftliche Schädigung unseres Vaterlan<strong>des</strong> <strong>in</strong><br />

sich”. 66<br />

Auch die Theorie von <strong>der</strong> <strong>Willens</strong>abhängigkeit <strong>der</strong> Kriegshysterie war nicht<br />

grau und blutleer. Sie hatte auch ihre blutigen Konsequenzen. Sie rechtfertigte<br />

e<strong>in</strong>e willenskräftigende Therapie (die auch “psychische Behandlung” 67 genannt<br />

wurde) durch “kalte Duschen, kalte Packungen usw.”, 68 Isolierkuren,<br />

Urlaubsverweigerung, 69 scharfe Marschübungen und Exerzieren, 70 heilsamen<br />

Schützengraben- und Frontdienst 71 und durch die beliebte Applikation schmerzhafter<br />

elektrischer Ströme nach Kaufmann, 72 e<strong>in</strong>e Therapie, die sich fundamental von<br />

<strong>der</strong> Ruhe- und Erholungstherapie <strong>der</strong> Vorkriegszeit unterschied. Für Kretschmer<br />

rechtfertigte die Theorie von <strong>der</strong> <strong>Willens</strong>abhängigkeit <strong>der</strong> Kriegsneurose vor allem<br />

die Ausschliessung <strong>der</strong> Kriegshysteriker aus dem ärztlichen Gesichtsfeld und<br />

Tätigkeitsbereich. Er sprach denn auch lieber von “physiologischer <strong>Willens</strong>übung” 73


<strong>Der</strong> <strong>Begriff</strong> <strong>des</strong> <strong>freien</strong> <strong>Willens</strong> 131<br />

und “durchfahrende[r] Pädagogik” 74 als von Therapie. “Denn dies ist klar”, schreibt<br />

Kretschmer, “es gibt e<strong>in</strong>e Grenze, wo das Recht <strong>des</strong> Hysterikers, speziell <strong>des</strong> Gewohnheitshysterikers,<br />

auf Behandlung e<strong>in</strong> Ende f<strong>in</strong>det. Nicht je<strong>der</strong> Dysbatiker, dem<br />

<strong>der</strong> schlechte Wille auf <strong>der</strong> Stirn geschrieben steht, kann verlangen, dass sich die ersten<br />

fachärztlichen Autoritäten um ihn bemühen...”. 75<br />

Die Lehre von <strong>der</strong> Psychogenie <strong>der</strong> traumatischen Neurosen hatte sich mith<strong>in</strong><br />

durchgesetzt. Psychogenie hiess aber zugleich: <strong>Willens</strong>abhängigkeit. Hätte man mit<br />

dem <strong>Begriff</strong> <strong>der</strong> Psychogenie die Idee eigengesetzlicher unbewusster Vorgänge verbunden,<br />

wäre <strong>der</strong> Gew<strong>in</strong>n <strong>der</strong> neuen Lehre verloren gewesen.<br />

Man wendete sich nun also nicht nur gegen die somatisch-mediz<strong>in</strong>ische<br />

Erschütterungstheorie, son<strong>der</strong>n auch gegen die Theorie vom Unbewussten. Dies tat<br />

charakteristischerweise wie<strong>der</strong>um vor allem Ernst Kretschmer. Schon 1917 schrieb<br />

er, er halte “die Annahme unterbewusster Vorgänge, soweit es sich nicht um klare<br />

hysterische Krankheiten, das heisst um willensmässig unerklärbare D<strong>in</strong>ge handelt,<br />

für e<strong>in</strong>e überflüssige Hilfsvorstellung, nur geeignet, das feste Urteil, das wir zur<br />

Behandlung und Begutachtung <strong>des</strong> Hysterikers so notwendig brauchen, zu verwirren”.<br />

76 Und 1918, <strong>in</strong> <strong>der</strong>selben Arbeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> er feststellt, die organische Theorie und<br />

die Theorie <strong>des</strong> Unbewussten träfen <strong>in</strong> praktischer H<strong>in</strong>sicht zusammen, schreibt<br />

er, die Psychologen seien unter sich une<strong>in</strong>s. “Die e<strong>in</strong>e Partei sucht möglichst ohne<br />

Umschweif bewusste <strong>Willens</strong>vorgänge <strong>in</strong> weitem Umfang als Hauptschuldige h<strong>in</strong>ter<br />

den hysterischen Ersche<strong>in</strong>ungsformen zu entlarven, diese letzteren also möglichst<br />

nahe an die Simulation heranzurücken... Die an<strong>der</strong>e Partei sucht dagegen umgekehrt<br />

von <strong>der</strong> Annahme unbewusster Seelenvorgänge, die auf komplizierten Bahnen ihr<br />

Erfolgsorgan bee<strong>in</strong>flussen, möglichst ausgiebigen Gebrauch zu machen und so die<br />

Verantwortung für se<strong>in</strong>e Symptome <strong>in</strong> demselben Mass dem Hysteriker abzunehmen,<br />

wie jene an<strong>der</strong>e sie ihm zuschiebt. Diese Gedankenrichtung nährt sich vor allem aus<br />

den theoretischen Anschauungen <strong>der</strong> psychoanalytischen Schule”. 77 “Wir haben”,<br />

schreibt <strong>der</strong> <strong>Willens</strong>theoretiker darauf, “alle ... Kausalketten pünktlich durchgesehen<br />

– und ke<strong>in</strong>e Lücke gefunden ... E<strong>in</strong> hypothetisches X ist nirgends <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rechnung<br />

aufgetreten. We<strong>der</strong> organisch bed<strong>in</strong>gte Umlagerungen und Reizvorgänge mussten<br />

zur Erklärung herangezogen werden, noch unverantwortliche Wirkungen aus den<br />

Tiefen e<strong>in</strong>es abgesperrten Unterbewusstse<strong>in</strong>s”. 78 1919 publizierte Kretschmer dann<br />

e<strong>in</strong>e zusammenfassende Arbeit “Zur Kritik <strong>des</strong> Unbewussten”. 79 “Noch nie hat e<strong>in</strong><br />

theoretisch konstruierter Hilfsbegriff so sehr praktisches Handeln tyrannisch beherrscht,<br />

wie dieses Unbewusste o<strong>der</strong> Unterbewusste, noch nie ist e<strong>in</strong> solcher so<br />

mit dem vollen Kurswert e<strong>in</strong>er längsterkannten Wahrheit beliehen von Hand zu<br />

Hand gegangen”, schreibt er da e<strong>in</strong>leitend. Am Anfang habe die Hypothese vom<br />

Unbewussten auf die Neurosenlehre befruchtend gewirkt, fährt er fort. “Verfolgt<br />

man nun aber die Entwicklung <strong>der</strong> Theorie <strong>des</strong> Unbewussten weiter, so ergibt<br />

sich, dass sie das typische Schicksal dieser Gedankend<strong>in</strong>ge erlitt. Sie wurde aus<br />

e<strong>in</strong>er Arbeitshypothese zu e<strong>in</strong>em Schuldogma. Je mehr ihr von allen Seiten fester<br />

Wahrheitswert beigelegt wurde, <strong>des</strong>to weniger zeigte sie sich mehr heuristisch<br />

produktiv. Ueberschlagen wir jetzt am Kriegsende, was uns gegenüber den riesi-


132 <strong>Esther</strong> <strong>Fischer</strong>-Homberger<br />

gen Massen von hysterischem Krankenmaterial die Hypothese <strong>des</strong> Unbewussten<br />

zur Lösung drängendster alter und neuer Fragen heuristisch genützt hat, so muss<br />

das Urteil vernichtend ausfallen. Sie hat uns nicht nur nichts genützt, vielmehr<br />

hat sie unsere diagnostische und therapeutische Tatkraft lahmgelegt und <strong>in</strong><br />

schiefe Bahnen gelenkt, idem wir uns auch den handgreiflichsten und naivsten<br />

Augenblickssimulationen gegenüber nicht mehr von <strong>der</strong> Zwangsvorstellung freimachen<br />

konnten, es könnte doch vielleicht etwas ‘Unbewusstes’ dah<strong>in</strong>ter stecken.<br />

So wurde die Begutachtung zur Unfruchtbarkeit verdammt...”. 80 Man kann <strong>in</strong><strong>des</strong>sen<br />

sehr gut ohne die Alternative Bewusst-Unbewusst, ohne den <strong>Begriff</strong> <strong>des</strong><br />

Unbewussten arbeiten. “Man sagt herkömmlicherweise: Die Umsetzung <strong>des</strong> <strong>Willens</strong><br />

zur Krankheit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Schütteltremor erfolgt beim Hysteriker im Unbewussten.<br />

Wir haben also den Ausdruck ‘das Unbewusste’ e<strong>in</strong>gesetzt zwischen e<strong>in</strong>en<br />

<strong>Willens</strong>vorgang und e<strong>in</strong>en Reflexvorgang, <strong>der</strong>en Korrelation wir nicht verstehen.<br />

... Glaubt man nun wirklich, dass wir sie für unsere Erkenntnis erhellen, wenn<br />

wir sie mit dem leeren Wort: ‘das Unbewusste’ überkleben? Wir suggerieren uns<br />

durch die Mystik unserer Ausdrucksweise, dass wir etwas wüssten, was wir nicht<br />

wissen. Es gibt aber nichts, was dem Wissen abträglicher ist, als die Me<strong>in</strong>ung zu<br />

wissen. Somit wäre es <strong>in</strong> unserem Fall besser zu sagen: e<strong>in</strong> Bewusstes (<strong>der</strong> Wille)<br />

wirkt auf e<strong>in</strong> Ausserbewusstes (den Reflex)...”. Die Hysterie lässt sich ohne “das<br />

Unbewusste” verstehen, sie entsteht aus dem “vielverschlungenen Wechselspiel<br />

zwischen Wille und Reflex”. “Das alle<strong>in</strong> Wesentliche an <strong>der</strong> Hysterie liegt nicht <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Gruppe von Phänomenen, die man herkömmlicherweise als das Unbewusste<br />

zusammenfasst. ... Die Hysterie liegt: im Willen und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Verhältnis zum psychophysischen<br />

Reflexapparat”. 81<br />

So zeigt die <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> traumatischen Neurose <strong>in</strong> Deutschland, dass es<br />

zwischen praktischen Situationen und theoretischen Ansichten Zusammenhänge<br />

geben kann. Diese Zusammenhänge können kompliziert se<strong>in</strong>, sie können aber<br />

auch relativ e<strong>in</strong>fache Formen annehmen. So wurde <strong>in</strong> unserem Falle während <strong>des</strong><br />

Ersten Weltkriegs die wissenschaftliche Erkenntnis sehr weitgehend zur Diener<strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> aktuellen wirtschaftlichen, politischen und militärischen Bedürfnisse. Diese<br />

Zusammenhänge können unbemerkt bestehen, ja geleugnet werden, o<strong>der</strong> im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>es pragmatischen Denkens Anerkennung und För<strong>der</strong>ung f<strong>in</strong>den, wie<br />

<strong>in</strong> unserem Falle etwa durch Kretschmer. Kretschmer schrieb 1919: “Wir müssen<br />

uns die <strong>in</strong>nere Freiheit wahren, e<strong>in</strong>e Theorie je<strong>der</strong>zeit wie e<strong>in</strong> altes Kleid abzulegen,<br />

wenn sie aufgehört hat, uns zu nützen”. 82 Es wird dann zu e<strong>in</strong>er Frage <strong>der</strong><br />

Zielsetzung, was man als wissenschaftliche Wahrheit anerkennt und was nicht. 83<br />

Entsprechend hat Kretschmer se<strong>in</strong>e <strong>Willens</strong>theorie <strong>der</strong> Hysterie und se<strong>in</strong>e<br />

Ablehnung <strong>des</strong> “Unbewussten”, die er im Ersten Weltkrieg u.a. als beson<strong>der</strong>s<br />

nützlich angepriesen hatte, <strong>in</strong> späteren Jahren modifiziert: 1926 machte er die<br />

Symptome <strong>der</strong> Hysterie nicht mehr direkt von dem bewussten zweckgerichteten<br />

Willen <strong>der</strong> Patienten abhängig son<strong>der</strong>n von phylogenetisch älteren und tieferen<br />

Sphären, <strong>in</strong> denen “hypobulische” und “hyponoische” Mechanismen nach ihren


<strong>Der</strong> <strong>Begriff</strong> <strong>des</strong> <strong>freien</strong> <strong>Willens</strong> 133<br />

“eigenen geschlossenen Gesetzmässigkeiten” funktionierten. 84 Entsprechend hat<br />

Kretschmer später auch se<strong>in</strong>e Theorie vom alten Kleid abgelegt. 1943 sagte er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Rede, die er als Dekan <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Fakultät <strong>in</strong> Marburg hielt: “Die Wissenschaft<br />

... ist ke<strong>in</strong> Schauspiel ... Für sie gibt es ke<strong>in</strong>e pathetische Wahrheit, die man heute bejubelt<br />

und morgen verwirft. Für sie gibt es nur die e<strong>in</strong>e klare Frage: richtig o<strong>der</strong> falsch.<br />

H<strong>in</strong>ter dieser Frage steht <strong>der</strong> Verzicht auf alle Attrappen und hohlen Worte, <strong>der</strong> unerbittliche<br />

Verzicht auf die bequemen Denkformen <strong>der</strong> Tagesme<strong>in</strong>ung, die unendliche<br />

Mühsal <strong>des</strong> Suchens und die schlichte Treue <strong>der</strong> Beobachtung und <strong>des</strong> Urteils”. 85<br />

<strong>Der</strong> junge Kretschmer hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit gelebt, die es als fortschrittlich empfand,<br />

wenn ihre Mediz<strong>in</strong> weniger nach wissenschaftlicher Erkenntnis und dem Wohl <strong>des</strong><br />

E<strong>in</strong>zelnen fragte als nach dem sozialen Ganzen. <strong>Der</strong> ältere Kretschmer hatte das Dritte<br />

Reich gesehen und daraus se<strong>in</strong>e Konsequenzen gezogen.<br />

ANMERKUNGEN<br />

1. Vgl. ERICHSEN, JOHN ERIC, On railway and other <strong>in</strong>juries of the nervous system. London 1866, S. 1–9.<br />

2. Diese Entwicklung knüpft sich an die Namen HERBERT PAGE, G. L. WALTON, JAMES THOMSEN.<br />

Vgl. ELLENBERGER, H. F., La conférence de Freud sur l’hystérie mascul<strong>in</strong>e. Inform. psychiat. XLIV (1968), S.<br />

922–923;<br />

FISCHER-HOMBERGER, ESTHER, Ursachen <strong>der</strong> traumatischen Neurose von <strong>der</strong> “Railway sp<strong>in</strong>e” bis nach dem<br />

Ersten Weltkrieg. Noch unpubliziert [1975 herausgekommen als: Die traumatische Neurose. Vom somatischen<br />

zum sozialen Leiden, Bern-Stuttgart-Wien; Neuauflage Giessen 2004].<br />

3. OPPENHEIM, HERMANN, Wie s<strong>in</strong>d die Erkrankungen <strong>des</strong> Nervensystems aufzufassen, welche sich nach<br />

Erschütterung <strong>des</strong> Rückenmarkes, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Eisenbahnunfällen, entwickeln? Berl. kl<strong>in</strong>. Wschr. (1888), S.<br />

170 (Referat: Wie s<strong>in</strong>d diejenigen Fälle von Neurasthenie aufzufassen...? Dtsche med. Wschr. XIV [1888]);<br />

OPPENHEIM, HERMANN, Die traumatischen Neurosen nach den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nervenkl<strong>in</strong>ik <strong>der</strong> Charité <strong>in</strong> den letzten<br />

5 Jahren gesammelten Beobachtungen. Berl<strong>in</strong> 1889.<br />

4. Vgl. LEYDEN, ERNST VON, Kl<strong>in</strong>ik <strong>der</strong> Rückenmarks-Krankheiten. Bd 2, Berl<strong>in</strong> 1875, S. 93;<br />

ERB, WILHELM, Krankheiten <strong>des</strong> Rückenmarks (=Handbuch <strong>der</strong> speciellen Pathologie und Therapie, hrsg. v. H.<br />

v. ZIEMSSEN, Bd 11, 2. Hlfte). 2. Aufl., Leipzig 1878, S. 368;<br />

OPPENHEIM (1889) Die traumatischen Neurosen..., S. 125.<br />

5. Diese Entwicklung knüpft sich an die Namen HERBERT PAGE, KARL MOELI, HERMANN OPPENHEIM, ADOLF<br />

STRUEMPELL und EMIL KRAEPELIN.<br />

6. STRUEMPELL, ADOLF, Ueber die Untersuchung, Beurtheilung und Behandlung von Unfallkranken. Münch.<br />

med. Wschr. XLII (1895), S. 1137.<br />

7. NAEGELI, OTTO, Unfalls- und Begehrungsneurosen (=Neue Deutsche Chirurgie, Bd 22). Stuttgart 1917;<br />

STIER, EWALD, Die traumatischen Neurosen (=Spezielle Pathologie und Therapie <strong>in</strong>nerer Krankheiten, hrsg. v.<br />

F. KRAUS und TH. BRUGSCH, Bd 10, 3. Teil). Berl<strong>in</strong>-Wien 1924, S. 295;<br />

PICCARD, P., Versicherungsneurosen. In: LAUBER, W., Praxis <strong>des</strong> sozialen Unfallversicherungsrechts <strong>der</strong><br />

Schweiz, Bern 1928, S. 309.


134 <strong>Esther</strong> <strong>Fischer</strong>-Homberger<br />

8. HERBART, JOHANN FRIEDRICH, Lehrbuch zur Psychologie. Königsberg-Leipzig 1816, S. 108.<br />

9. HEGNER, R., Die Illusion <strong>der</strong> <strong>Willens</strong>freiheit und das Bewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Verantwortlichkeit, (o. O.) 1903.<br />

10. Vgl. EISLER, RUDOLF, Wörterbuch <strong>der</strong> philosophischen <strong>Begriff</strong>e. 4. Aufl., Bd 3, Berl<strong>in</strong> 1930, “Voluntarismus”,<br />

“<strong>der</strong> Ausdruck ‘voluntaristisch’ stammt von TÖNNIES, Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 1883; wurde von<br />

PAULSEN aufgegriffen (E<strong>in</strong>l. i. d. Phil., 1892, S. 116 ff.) und ist seitdem <strong>in</strong> Gebrauch...”.<br />

11. ÉMILE COUÉs Buch, das <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Uebersetzung Die Selbstmeisterung durch bewusste<br />

Autosuggestion hiess, kam im französischen Orig<strong>in</strong>al erstmals 1913 heraus.<br />

12. Vgl. EISENLOHR, C., Bemerkungen über die traumatische Neurose. Berl. kl<strong>in</strong>. Wschr. XXVI (1889), S. 1129;<br />

EISENLOHR spricht von e<strong>in</strong>er “Intentions-Neurose”;<br />

CIMBAL, WALTER, Die Zweck- und Abwehrneurosen als sozialpsychologische Entwicklungsformen <strong>der</strong><br />

Nervosität. Ztschr. f. d. ges. Neurologie u. Psychiatrie XXXVII (1917), S. 399–419.<br />

13. Vgl. BRUNS, LUDWIG, Neuere Arbeiten über die ‘traumatischen Neurosen’. Schmidt’s Jahrbücher CCXXX<br />

(1891), S. 84; REICHARDT, MARTIN, E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Unfall- und Invaliditätsbegutachtung. Jena<br />

1916, S. 370; POMETTA, D., Leitsätze für die ärztliche Unfallpraxis. Publikation <strong>der</strong> Schweizerischen<br />

Unfallversicherungsanstalt <strong>in</strong> Luzern, ca. 1918, S. 205.<br />

14. RIGLER, JOHANNES, Ueber die Folgen <strong>der</strong> Verletzungen auf Eisenbahnen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Verletzungen<br />

<strong>des</strong> Rückenmarks. Mit H<strong>in</strong>blick auf das Haftpflichtgesetz dargestellt. Berl<strong>in</strong> 1879.<br />

Vgl. BLOCH, ERNST, Zur <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> traumatischen Neurose. Med. Kl<strong>in</strong>. II (1906), S. 1167.<br />

15. Vgl. etwa STRUEMPELL (1895), S. 1139-1140.<br />

16. So spricht sich z.B. HORN dagegen aus, dass man Simulation e<strong>in</strong>fach nur als Produkt e<strong>in</strong>er neuropathi-<br />

schen <strong>Willens</strong>schwäche entschuldige. S. HORN, PAUL, Die Simulation bei Unfallverletzten und Invaliden.<br />

Aerztliche Sachverständigen-Ztg XIX (1913), S. 227.<br />

17. STRUEMPELL (1895), S. 1166.<br />

18. HOFFMANN, ALBIN, Die traumatische Neurose und das Unfallversicherungs-Gesetz (= Samml. kl<strong>in</strong>.<br />

Vorträge, n. F. No. 17 [Innere Med. No. 7]). Leipzig 1891, S. 175-176.<br />

19. SCHULTZE, FRIEDRICH, Bemerkungen über die traumatische Neurose. (Referat) Neurol. Centralbl. VIII<br />

(1889), S. 402;<br />

BRUNS, LUDWIG, Die traumatischen Neurosen, Unfallsneurosen (=Specielle Pathologie und Therapie, hrsg.<br />

v. H. NOTHNAGEL, Bd 12, 1. Teil, 4. Abt.). Wien 1901, S. 78–79. (Vgl. auch Fussnote 13).<br />

20. Vgl. KRAEPELIN, EMIL, Psychiatrie. 3. Aufl., Leipzig 1889, S. 432-433;<br />

SEELIGMUELLER, ADOLF, Weitere Beiträge zur Frage <strong>der</strong> traumatischen Neurose und <strong>der</strong> Simulation bei<br />

Unfallverletzten. Dtsche med. Wschr. XVII (1891), S. 982;<br />

JOLLY, FRIEDRICH (<strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion “Ueber die traumatischen Neurosen” am Congress für <strong>in</strong>nere Mediz<strong>in</strong>,<br />

Wiesbaden 1893). Verhandlungen <strong>des</strong> Congresses für <strong>in</strong>nere Mediz<strong>in</strong>, Wiesbaden 1893, Bd 12, S. 157;<br />

LEPPMANN, FRIEDRICH, Simulation von Nervenkrankheiten. In: Die Simulation von Krankheiten und ihre<br />

Beurteilung. Hrsg. v. L. BECKER, Leipzig 1908. S. 189 zitiert LEPPMANN den Satz von LASÈGUE: “On ne<br />

simule bien que ce qu’on a”.<br />

21. Vgl. OPPENHEIM (1888) Wie s<strong>in</strong>d die Erkrankungen...; OPPENHEIM (1889), Die traumatischen Neurosen...,<br />

S. 1–7.<br />

22. Vgl. WESTPHAL, CARL, E<strong>in</strong>ige Fälle von Erkrankung <strong>des</strong> Nervensystems nach Verletzung auf Eisenbahnen.<br />

Charité-Annalen V (1878) S. 379-394;<br />

FISCHER-HOMBERGER, ESTHER, Charcot und die Aetiologie <strong>der</strong> Neurosen. Gesnerus XXVIII (1971), S.<br />

40–42.


<strong>Der</strong> <strong>Begriff</strong> <strong>des</strong> <strong>freien</strong> <strong>Willens</strong> 135<br />

23. OPPENHEIM, HERMANN, Ueber e<strong>in</strong>en sich an Kopfverletzungen und allgeme<strong>in</strong>e Körpererschütterung anschliessen-<br />

den cerebralen Symptomenkomplex. Berl. kl<strong>in</strong>. Wschr. XXI (1884), S. 725;<br />

OPPENHEIM, HERMANN, Weitere Mitteilungen über die sich an Kopfverletzungen und Erschütterungen (<strong>in</strong> specie:<br />

Eisenbahnunfälle) anschliessenden Erkrankungen <strong>des</strong> Nervensystems. Arch. f. Psychiatrie XVI (1885), S. 774–775;<br />

OPPENHEIM (1888), Wie s<strong>in</strong>d die Erkrankungen..., S. 170;<br />

OPPENHEIM (1889), Die traumatischen Neurosen..., S. 125.<br />

24. OPPENHEIM, HERMANN, Thatsächliches und Hypothetisches über das Wesen <strong>der</strong> Hysterie. Berl. kl<strong>in</strong>. Wschr. XXVII<br />

(1890), S. 553-555.<br />

25. OPPENHEIM (1889), Die traumatischen Neurosen…, S. 138–139.<br />

26. SEELIGMUELLER, ADOLF, (Kritik von OPPENHEIMs Die traumatischen Neurosen) Ztschr. f. kl<strong>in</strong>. Med. XV (1889), S.<br />

562.<br />

27. STRUEMPELL, ADOLF, Aus dem Leben e<strong>in</strong>es deutschen Kl<strong>in</strong>ikers. 2. Aufl. Leipzig 1925, S. 138.<br />

28. MOEBIUS, PAUL JULIUS, Ueber den <strong>Begriff</strong> <strong>der</strong> Hysterie. Centralbl. f. Nervenheilkunde (etc.) XI (1888), S. 66.<br />

29. Id., S. 68–69.<br />

30. Vgl. ELLENBERGER, HENRI F., The discovery of the unconscious. New York 1970, S. 141-145.<br />

31. Vgl. FISCHER-HOMBERGER, Charcot und die Aetiologie <strong>der</strong> Neurosen... FISCHER-HOMBERGER, ESTHER,<br />

Hypochondrie. Bern 1970, S. 108–112.<br />

32. BREUER, JOSEF, und FREUD, SIGMUND, Ueber den psychischen Mechanismus hysterischer Phänomene. Neurol.<br />

Centralbl. XII (1893), S. 6.<br />

33. MOEBIUS, PAUL JULIUS, Bemerkungen über Simulation bei Unfall-Nervenkranken. Münch. med. Wschr. XXXVII<br />

(1890), S. 887–888; MOEBIUS, PAUL JULIUS, Weitere Bemerkungen über Simulation bei Unfall-Nervenkranken.<br />

Münch. med. Wschr. XXXVIII (1891), S. 677–680.<br />

34. MOEBIUS (1890), S. 887.<br />

35. MOEBIUS (1891), S. 680. MOEBIUS bezieht sich auf: KUEHN, ADOLF, Ueber die Geisteskrankheiten <strong>der</strong> Corrigenden.<br />

Arch. f. Psychiatrie XXII (1891), S. 649.<br />

36. SEELIGMUELLER, ADOLF, Erfahrungen und Gedanken zur Frage <strong>der</strong> Simulation bei Unfallverletzten. Dtsche med.<br />

Wschr. XVI (1890), S. 664.<br />

37. OPPENHEIM, HERMANN, Zur Beurtheilung <strong>der</strong> traumatischen Neurose. Neurol. Centralbl. VIII (1889), S. 471 und<br />

473. OPPENHEIM bezieht sich auf SCHULTZE (1889).<br />

38. OPPENHEIM, HERMANN (Entgegnung auf: SEELIGMUELLER, ADOLF, Zur Frage <strong>der</strong> Simulation von Nervenleiden<br />

nach Traumen. Neurol. Centralbl. VIII (1889), S. 570–572, 612.<br />

39. MOEBIUS (1891), S. 679.<br />

40. KRETSCHMER, ERNST, Die Gesetze <strong>der</strong> willkürlichen Reflexverstärkung <strong>in</strong> ihrer Bedeutung für das Hysterie- und<br />

Simulationsproblem. Ztschr. f. d. ges. Neurologie u. Psychiatrie XIL (1918), S. 358.<br />

41. Ibid.<br />

42. KRETSCHMER, ERNST, Hysterische Erkrankung und hysterische Gewöhnung. Ztschr. f. d. ges. Neurologie und<br />

Psychiatrie XXXVII (1917), S. 66–77.<br />

43. Vgl. FISCHER-HOMBERGER, ESTHER, <strong>Der</strong> <strong>Begriff</strong> “Krankheit” als Funktion aussermediz<strong>in</strong>ischer Gegebenheiten.<br />

Sudhoffs Archiv LIV (1970), S. 225–241.<br />

44. MAYER-GROSS, WILLY, Neuere Ansichten zur Frage Hysterie o<strong>der</strong> Simulation. Münch. med. Wschr. LXVI (1919), S.<br />

1067.<br />

45. STRUEMPELL, ADOLF, Die Schädigungen <strong>der</strong> Nerven und <strong>des</strong> geistigen Lebens durch den Krieg. Leipzig 1917, S. 17.<br />

46. Alle zit. n. CIMBAL, WALTER, Die Zweck- und Abwehrneurosen als sozialpsychologische Entwicklungformen <strong>der</strong>


136 <strong>Esther</strong> <strong>Fischer</strong>-Homberger<br />

Nervosität. Ztschr. f. d. ges. Neurologie u. Psychiatrie XXXVII (1917), S. 400.<br />

47. BONHOEFFER, KARL, Wie weit kommen psychogene Krankheitszustände und Krankheitprozesse vor, die nicht<br />

<strong>der</strong> Hysterie zuzurechnen s<strong>in</strong>d? Allg. Ztschr. f. Psychiatrie LXVIII (1911), S. 373.<br />

Vgl. auch GAUPP, ROBERT, Neurosen nach Kriegsverletzungen. (Vortrag, gehalten an <strong>der</strong> 8. Jahresversammlung<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft deutscher Nervenärzte [“Kriegstagung”], München 1916) Verhandlungen <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

deutscher Nervenärzte, 8. Jahresversammlung, S. 140.<br />

48. REICHARDT (1916), S. 358.<br />

49. NAEGELI (1917), S.8.<br />

50. Id., S. 52, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fussnote gibt NAEGELI daselbst auch e<strong>in</strong>en Ausspruch von PAUL HORN (1916) wie<strong>der</strong>: “Die<br />

grösste Zahl <strong>der</strong> Unfallsneurotiker trägt selbst die Schuld an ihrer sozialen Schädigung. Dabei liegt zweifellos<br />

böser Wille vor...”.<br />

51. POENITZ, KARL, Die kl<strong>in</strong>ische Neuorientierung zum Hysterieproblem unter dem E<strong>in</strong>flusse <strong>der</strong><br />

Kriegserfahrungen. Berl<strong>in</strong> 1821, Vorwort.<br />

52. BONHOEFFER (1911), S. 373.<br />

53. KRETSCHMER (1917), Ztschr.f. d. ges. Neurologie u. Psychiatrie XXXVII (1917), S. 64–91.<br />

54. Id., S. 64.<br />

55. Id., S. 66, 69 u. 77-79.<br />

56. Id., S. 91.<br />

57. KRETSCHMER (1918), Ztschr. f. d. ges. Neurologie u. Psychiatrie XIL (1918), S. 354–385.<br />

58. Id., S. 359-363.<br />

59. LEWANDOWSKY, MAX, Erfahrungen über die Behandlung nervenverletzter und nervenkranker Soldaten.<br />

Dtsche med. Wschr. XLI (1915), S. 1566.<br />

60. NONNE, MAX, Zur therapeutischen Verwendung <strong>der</strong> Hypnose bei Fällen von Kriegshysterie. Neurol. Centralbl.<br />

XXXV (1916), S. 136.<br />

61. (Diskussion an <strong>der</strong> “Kriegstagung”). Verhandlungen (1916), S. 150–184 und 191–214.<br />

62. NONNE, MAX, In memoriam Hermann Oppenheim und Ludwig Bruns anlässlich <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kehr ihres 100.<br />

Geburtstages. In: 50 Jahre Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Lübeck (1957), S. 30–31.<br />

63. STIER, EWALD (Rezension zu:) H. OPPENHEIM, Die Neurosen <strong>in</strong>folge von Kriegsverletzungen. Berl<strong>in</strong> 1916.<br />

Dtsche med. Wschr. XLII (1916), S. 647.<br />

64. LEWANDOWSKY (1915), S. 1566.<br />

65. NONNE (1916), S. 136–138.<br />

66. (Diskussion zu:) NONNE (1916), Neurol. Centralbl. XXXV (1916), S. 264–265.<br />

67. MOHR (<strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion an <strong>der</strong> “Kriegstagung”), Verhandlungen (1916), S. 201;<br />

Vgl. auch NONNE (<strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion an <strong>der</strong> “Kriegstagung”), Verhandlungen (1916), S. 210;<br />

WAGNER, Die Dienstbeschädigung bei nerven- und geisteskranken Soldaten. Ztschr. d. ges. Neurologie u.<br />

Psychiatrie XXXVII (1917), S. 234 ff.; KEHRER, Die Indikation zur aktiven Behandlung <strong>der</strong> Kriegsneurosen. In:<br />

Dienstbeschädigung und Rentenversorgung, hrsg. v. C. ADAM, Jena 1919, S. 65.<br />

68. FORSTER, E., Hysterische Reaktion und Simulation. Monatsschr. f. Psychiatrie u. Neurologie XLII (1917), S. 317.<br />

69. FOERSTER, O. (<strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion an <strong>der</strong> “Kriegstagung”), Verhandlungen (1916), S. 167; KRETSCHMER (1918), S. 372.<br />

70. WAGNER (1917), S. 235;<br />

KEHRER, Die Indikation zur aktiven Behandlung <strong>der</strong> Kriegsneurosen. In: Dienstbeschädigung und Rentenver-<br />

sorgung, hrsg. v. C. ADAM, Jena 1919, S. 59;<br />

POENITZ (1921), S. 26–27.


<strong>Der</strong> <strong>Begriff</strong> <strong>des</strong> <strong>freien</strong> <strong>Willens</strong> 137<br />

71. NAEGELI (1917), S. 154–155; LILIENSTEIN (<strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion an <strong>der</strong> “Kriegstagung”), Verhandlungen (1916),<br />

S. 178 und 182; POENITZ (1921), S. 24.<br />

72. KAUFMANN, FRITZ, Die planmässige Heilung komplizierter psychogener Bewegungsstörungen bei Soldaten <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Sitzung. Feldärztliche Beilage zur Münch. med. Wschr. LXIII (1916), S. 802(354)–804(356);<br />

Vgl. auch FORSTER (1917), S. 317:<br />

WAGNER (1917), S. 234–235;<br />

CIMBAL, op. cit., S. 417–418.<br />

KAUFMANN nannte se<strong>in</strong>e Therapie auch: “militärische <strong>Willens</strong>überwältigung” (<strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion an <strong>der</strong><br />

“Kriegstagung”), Verhandlungen (1916) S. 161.<br />

73. KRETSCHMER (1917), S. 90.<br />

74. KRETSCHMER (1918), S. 384.<br />

75. KRETSCHMER (1917), S. 86.<br />

76. Id., S. 79.<br />

77. KRETSCHMER (1918), S. 358.<br />

78. Id., S. 378.<br />

79. KRETSCHMER, ERNST, Zur Kritik <strong>des</strong> Unbewussten. Ztschr. f. d. ges. Neurologie u. Psychiatrie XLVI (1919), S.<br />

368–387.<br />

Vgl. auch BUMKE, OSWALD, Das Unterbewusstse<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Kritik. Berl<strong>in</strong> 1926, S. 49: “Für uns Aerzte ist dieser ...<br />

Fragenkreis während <strong>des</strong> Krieges angesichts <strong>der</strong> zahlreichen Kriegshysteriker wie<strong>der</strong> aktuell geworden.”<br />

80. KRETSCHMER (1919), S. 368–369.<br />

81. Id., S. 374–375, 384 und 386–387.<br />

82. Id., S. 372.<br />

83. Vgl. TEMKIN, OWSEI, Historical reflections on the scientist’s virtue. Isis LX (1969), S. 427–438, beson<strong>der</strong>s S.<br />

434.<br />

84. KRETSCHMER, ERNST, Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie. 3. Aufl., Leipzig 1926, S. 117–120, 187–188, 191–192 und<br />

212 ff.<br />

85. KRETSCHMER, ERNST, Gestalten und Gedanken. Stuttgart 1963, S. 163.

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