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Analyse der Erfolgsfaktoren von Kinofilmen - Filmsupport

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<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Kinofilmen</strong><br />

Eine Projektarbeit<br />

<strong>der</strong><br />

Rheinischen Fachhochschule Köln<br />

Ulrich Aschenbroich<br />

Köln, Januar 2005


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 2<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis.........................................................................................................2<br />

Abbildungsverzeichnis.................................................................................................3<br />

Tabellenverzeichnis......................................................................................................3<br />

Abkürzungsverzeichnis................................................................................................4<br />

1 Einführung..........................................................................................................5<br />

1.1 Fragestellung <strong>der</strong> Arbeit.......................................................................................5<br />

1.2 Abgrenzung des Themas.....................................................................................5<br />

1.3 Vorgehensweise ..................................................................................................5<br />

2 Der Kinomarkt ....................................................................................................6<br />

2.1 Die aktuelle Marktsituation...................................................................................6<br />

2.2 Wertschöpfungskette eines Kinofilms ..................................................................8<br />

2.3 Finanzierung eines Kinofilms .............................................................................10<br />

3 <strong>Erfolgsfaktoren</strong> ................................................................................................12<br />

3.1 Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong>..........................................................................12<br />

3.2 Filmspezifische <strong>Erfolgsfaktoren</strong> .........................................................................12<br />

3.2.1 Definition ............................................................................................................12<br />

3.2.2 Stars...................................................................................................................13<br />

3.2.3 Regisseur...........................................................................................................15<br />

3.2.4 Genre .................................................................................................................15<br />

3.2.5 Inhalt ..................................................................................................................16<br />

3.3 Studioabhängige <strong>Erfolgsfaktoren</strong>.......................................................................17<br />

3.3.1 Definition ............................................................................................................17<br />

3.3.2 Filmbudget .........................................................................................................17<br />

3.3.3 Werbung ............................................................................................................18<br />

3.3.4 Zeitpunkt <strong>der</strong> Veröffentlichung ...........................................................................19<br />

3.3.5 Distribution .........................................................................................................19<br />

3.4 Gesellschaftliche <strong>Erfolgsfaktoren</strong>.......................................................................21<br />

3.4.1 Definition ............................................................................................................21<br />

3.4.2 Filmkritik.............................................................................................................21<br />

3.4.3 Mund zu Mund-Propaganda ..............................................................................22<br />

3.4.4 Auszeichnungen ................................................................................................22<br />

4 Fazit...................................................................................................................23<br />

4.1 Diskussion..........................................................................................................23<br />

4.2 Empfehlung........................................................................................................25<br />

Literaturverzeichnis....................................................................................................27


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 3<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Marktanteile <strong>der</strong> großen Hollywood Studios 2003 in % .............................7<br />

Abbildung 2: Wertschöpfungskette einer Spielfilmproduktion.........................................9<br />

Abbildung 3: Finanzierungsarten ..................................................................................10<br />

Abbildung 4: Beispiel einer Filmfinanzierung in Deutschland .......................................11<br />

Abbildung 5: Von <strong>der</strong> Produktion zum Konsumenten ...................................................20<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Kinobesucher und Umsatz nach dem 3. Quartal <strong>der</strong> Jahre 2003<br />

und 2004..........................................................................................................6<br />

Tabelle 2: Besucherzahlen je Genre 1998....................................................................16


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 4<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

FFA Filmför<strong>der</strong>ungsanstalt<br />

AMPAS Academy of Motion Arts and Sciences<br />

US United States


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 5<br />

1 Einführung<br />

1.1 Fragestellung <strong>der</strong> Arbeit<br />

Die vorliegende Arbeit versucht die Frage zu beantworten, ob es möglich ist den Erfolg<br />

eines Kinofilms vorherzusagen. In dem Zusammenhang sollen die wichtigsten <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />

für eine Kinofilmproduktion herausgearbeitet werden.<br />

Des Weiteren sollen mögliche Empfehlungen für das Management <strong>von</strong> Filmproduktionen<br />

untersucht bzw. gegeben werden.<br />

Als Ergebnis werden letztendlich einige <strong>Erfolgsfaktoren</strong> feststehen, o<strong>der</strong> die Arbeit<br />

kommt zu dem Schluss, das <strong>der</strong> Erfolg eines Kinofilm gar nicht o<strong>der</strong> nur begrenzt vorhersagbar<br />

ist.<br />

1.2 Abgrenzung des Themas<br />

Diese Arbeit behandelt ausschließlich die <strong>Erfolgsfaktoren</strong> für Kinofilmproduktionen.<br />

Hierbei beschränkt sich <strong>der</strong> wesentliche Teil <strong>der</strong> Arbeit auf den deutschen Markt ohne<br />

aber den US Markt, als finanzkräftigsten Markt, aus den Augen zu verlieren.<br />

Eine Übertragbarkeit <strong>der</strong> herausgearbeiteten Faktoren auf den Fernsehfilm wird außen<br />

vor gelassen. Diese Eingrenzung ist auf Grund des umfangreichen Themas lei<strong>der</strong> geboten.<br />

1.3 Vorgehensweise<br />

Das zweite Kapitel „Der Kinomarkt“ beginnt mit einer <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> aktuellen Marktsituation<br />

des deutschen Kinomarktes, in <strong>der</strong> die Entwicklung <strong>der</strong> Branche seit 2002 erläutert<br />

wird. In diesem Zusammenhang wird auch ein Blick auf die internationale Produktion<br />

<strong>von</strong> Spielfilmen geworfen und <strong>der</strong> US-Markt kurz erläutert. Danach werden die Wertschöpfungskette<br />

und die Finanzierung eines Kinofilms kurz dargestellt, damit <strong>der</strong> Leser<br />

einen Überblick über den Ablauf einer Filmproduktion bekommt.<br />

Auf <strong>der</strong> Grundlage dieser Fakten sollen im dritten Kapitel mögliche <strong>Erfolgsfaktoren</strong> eines<br />

Kinofilms erarbeitet und diskutiert werden.<br />

Das Fazit versucht eine abschließende Bewertung <strong>der</strong> ermittelten <strong>Erfolgsfaktoren</strong> und<br />

spricht eine Handlungsempfehlung an das Management <strong>von</strong> Filmproduktionen aus.


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 6<br />

2 Der Kinomarkt<br />

2.1 Die aktuelle Marktsituation<br />

Der deutsche Kinomarkt konnte im ersten Halbjahr 2004 einen leichten Aufschwung<br />

gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichnen. Die Besucherzahlen stiegen <strong>von</strong> 71,3<br />

Mio. auf 72,3 Mio. und <strong>der</strong> Umsatz legte um 6 Mio. €, <strong>von</strong> 414 Mio. € auf 420 Mio. €<br />

zu. 1<br />

Im dritten Quartal konnten die Umsätze und die Besucherzahlen noch einmal erheblich<br />

gesteigert werden. Die Besucherzahlen stiegen um weitere 34,3% auf 110 Mio. Besucher<br />

und <strong>der</strong> Umsatz stieg um 34,2 % auf 638,6 Mio. €. 2<br />

Da <strong>der</strong> durchschnittliche Eintrittspreis mit 5,81 € im Vergleich zum Vorjahr konstant<br />

geblieben ist, ist hier <strong>von</strong> einem realen Zuwachs die Rede. Die Nachfolgende Tabelle<br />

zeigt die Besucherzahlen sowie den Umsatz zum dritten Quartal 2004<br />

30.09.2004 30.09.2003 Steigerung in %<br />

Kinobesucher 110 Mio. 97,6 Mio. + 12,7<br />

Kinoumsatz 638,6 Mio. € 565,3 Mio. € + 13<br />

Tabelle 1: Kinobesucher und Umsatz nach dem 3. Quartal <strong>der</strong> Jahre 2003 und 2004 3<br />

Der Zuwachs im dritten Quartal liegt vor allem an dem Erfolg des Films (T)Raumschiff<br />

Surprise, <strong>der</strong> seit dem Kinostart am 22.07.2004, 9,1 Mio. Besucher verzeichnen konnte.<br />

Der Marktanteil des deutschen Films lag im Jahr 2003 bei 17,5%. Diese Marke wird <strong>der</strong><br />

deutsche Film im Jahr im Jahr 2004 überschreiten. Im ersten Halbjahr erreichte er einen<br />

Marktanteil <strong>von</strong> 13%, <strong>der</strong> sich aufgrund <strong>der</strong> Filme „(T)Raumschiff Surprise“, „Die<br />

fetten Jahre sind vorbei“ und den „Sieben Zwergen“ im 2. Halbjahr auf über 23% gesteigert<br />

hat. 4<br />

1<br />

Vgl.: FFA: FFA Info. Das Kino-Halbjahr 2004. S. 1 17.08.2004<br />

2<br />

Vgl.: Heiko R. Blum: Ein Hoch auf die 7 Zwerge. Rheinische Post. Kultur A 8. 28.12.2004,<br />

sowie Nielsen EDI in Constantin Film AG: Zwischenbericht 3. Quartal. Geschäftsverlauf im<br />

dritten Quartal 2004. S. 4. 3. Quartal 2004<br />

3<br />

Vgl.: Nielsen EDI in Constantin Film AG: Zwischenbericht 3. Quartal. Geschäftsverlauf im dritten<br />

Quartal 2004. S. 4. 3. Quartal 2004<br />

4<br />

Vgl.: FFA: FFA Info. Das Kino-Halbjahr 2004. S. 1 17.08.2004 sowie Die Welt: Deutscher Film<br />

im Aufwind. 29.12.2004


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 7<br />

Im internationalen Vergleich jedoch nimmt Deutschland immer noch einen <strong>der</strong> hinteren<br />

Ränge ein. Mit 80 Spielfilmproduktionen im Jahr 2003 rangiert Deutschland deutlich<br />

hinter Spanien (98), Italien (103), Frankreich (200), den USA mit 400 und Indien als<br />

Spitzenreiter mit 800 Spielfilmproduktionen. Was die Investitionen in den Spielfilmbranche<br />

angeht liegen die USA mit 12 Milliarden € weit vor Europa, die weniger als ein viertel<br />

an Film-Investments tätigen.<br />

Der Erfolg des US Filmmarkt ist vor allem <strong>der</strong> große Heimatmarkt. Mit 280 Mio. Menschen<br />

bietet sich den Produzenten ein riesiger Absatzmarkt <strong>der</strong> zum grossteil schon<br />

die Refinanzierung des investierten Geldes sichert, bevor <strong>der</strong> Film nach Europa<br />

kommt. Export und die nachgelagerten Verwertungsstufen sicher letztendlich die Gewinne<br />

<strong>der</strong> erfolgreichen Produktionen. In Europa hingegen verlassen 85% <strong>der</strong> produzierten<br />

Spielfilme nie ihr Ursprungsland. Der große Heimatmarkt und die damit Verbundene<br />

schnelle Refinanzierung sind auch <strong>der</strong> Grund warum in den USA mehr Geld<br />

für Filmproduktionen ausgegeben wird. Ein amerikanischer Film kostet im durchschnitt<br />

43,5 Mio. € ein deutscher hingegen nur 5 Mio. €. 5 Der US Filmmarkt teilte sich im Jahr<br />

2003 wie folgt auf.<br />

Dreamworks<br />

2,6%<br />

MGM<br />

3,9%<br />

Paramount<br />

7,1%<br />

Fox<br />

8,8%<br />

New Line<br />

10,1%<br />

Sonstige<br />

13,1%<br />

Universal<br />

11,8%<br />

Disney/Buena<br />

Vista<br />

16,7%<br />

Sony<br />

13,2%<br />

Warner<br />

12,7%<br />

Abbildung 1: Marktanteile <strong>der</strong> großen Hollywood Studios 2003 in % 6<br />

5 Vgl.: Dr. Matthias Kurp: Filmwirtschaft. Umsatzrückgang an den Kinokassen. S. 1 – 7.<br />

05.02.2004. URL: http://www.medienmaerkte.de/ - Download 11.11.2004<br />

6 Vgl:: Hollywood Reporter in <strong>der</strong> Financial Times Deutschland


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 8<br />

Wie das Diagramm zeigt teilt sich <strong>der</strong> US Filmmarkt im Jahr 2003 unter sieben großen<br />

Studios mit einem Marktanteil zwischen 7,7 und 16,7% auf. MGM, welches inzwischen<br />

<strong>von</strong> Sony und einigen Investoren gekauft wurde und Dreamworks spielten im Jahr<br />

2003 eher eine untergeordnete Rolle.<br />

Der Kinomarkt befindet sich wie beschrieben auf dem Weg <strong>der</strong> Besserung, das heißt<br />

Filme die „gut gemacht“ sind sollten die nötigen Ergebnisse zur Refinanzierung und <strong>der</strong><br />

Erwirtschaftung <strong>von</strong> Gewinnen einbringen.<br />

Doch was heißt „gut gemacht“? Reicht es aus eine gute Geschichte zu haben, ein paar<br />

Stars zu verpflichten, o<strong>der</strong> gehört mehr dazu um einen guten Film zu machen? Dieser<br />

Frage soll in den folgenden Kapiteln auf den Grund gegangen und wenn möglich Empfehlungen<br />

ausgesprochen werden. Zunächst soll jedoch die Werstschöpfungskette<br />

eines Kinofilms und die Finanzierung kurz erläutert werden.<br />

2.2 Wertschöpfungskette eines Kinofilms<br />

Die Planung und Durchführung eines Filmprojektes lässt sich in vier Phasen einteilen.<br />

Die erste Phase ist die Stoffentwicklung (development). Hier wird das Thema o<strong>der</strong> die<br />

Idee für den späteren Spielfilm gesucht und dann in ein Drehbuch umgesetzt. Ideenfindung<br />

und Umsetzung werden in dieser Phase schon finanziert.<br />

Die Projektentwicklung o<strong>der</strong> das packaging besteht aus drei Bereichen:<br />

- <strong>der</strong> kreative Bereich umfasst das Drehbuch, die Besetzung <strong>der</strong> Hauptrollen,<br />

den Regisseur und alle an<strong>der</strong>en kreativen Elemente die im Vorfeld geklärt werden<br />

müssen<br />

- <strong>der</strong> finanzielle organisatorische Bereich besteht aus dem Finanzplan, dem<br />

Cash-flow-Plan, dem Rückflussplan, dem Tilgungsplan, dem Drehplan und <strong>der</strong><br />

Kalkulation<br />

- <strong>der</strong> Verwertungs- o<strong>der</strong> Marketingbereich, besteht aus dem Marketingkonzept,<br />

den Kampagnen, <strong>der</strong> Kalkulation für die Werbung und <strong>der</strong> Finanzierung des<br />

Marketingkonzepts. Hier werden schon die Verleih- und Vertriebsgarantien für<br />

den späteren Film abgeschlossen<br />

Diese Maßnahmen im Vorfeld <strong>der</strong> eigentlichen Produktion dienen einer Min<strong>der</strong>ung des<br />

Produktionsrisikos und sollen Aufschluss über den erwarteten Mittelrückfluss geben.<br />

Die dritte Phase ist schließlich die eigentliche Produktion des Films. Sie ist unterteilt in<br />

die Vorbereitung o<strong>der</strong> preproduction, den Dreh o<strong>der</strong> production und die Endfertigung<br />

o<strong>der</strong> die postproduction. In <strong>der</strong> Vorbereitung werden die Verträge mit den Schauspielern<br />

und dem Team abgeschlossen und die Drehorte und Sets festgelegt und gestaltet.<br />

Nach dem die Vorbereitungen abgeschlossen sind kommt <strong>der</strong> eigentliche Dreh. Die<br />

einzelnen Szenen werden aufgenommen und die produktionsbegleitende PR-<br />

Kampagne beginnt. Gleichzeitig wird darauf geachtet das <strong>der</strong> Drehplan möglichst ge-


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 9<br />

nau eingehalten wird. Am Ende des Drehs beginnt bereits <strong>der</strong> Rohschnitt. Dieser wird<br />

in <strong>der</strong> Endfertigung abgeschlossen.<br />

In <strong>der</strong> Endfertigung werden die Spezialeffekte und die einzelnen Szenen zusammen<br />

gefügt und wenn nötig mit zusätzlichen Geräuschen o<strong>der</strong> Musik hinterlegt. Am Ende<br />

steht dann <strong>der</strong> Fertige Film.<br />

In <strong>der</strong> vierten und letzten Phase, <strong>der</strong> Verwertung, läuft die Werbekampagne durch die<br />

Verleiher an. Danach folgt die Premiere die <strong>von</strong> einer ausgedehnten Promotionstour<br />

begleitet wird. Nach <strong>der</strong> Verwertung des Films im Kino, folgt <strong>der</strong> Verleih und Verkauf<br />

als Video o<strong>der</strong> DVD. Danach folgt die Ausstrahlung im Pay- und anschließend im Free-<br />

TV.<br />

Das folgende Diagram veranschaulicht den beschriebenen Ablauf noch einmal.<br />

Stoffentwicklung<br />

(development)<br />

Projektentwicklung<br />

(packaging)<br />

- Kreativer Bereich<br />

- finanzieller, organi-<br />

satorischer Bereich<br />

- Verwertungs- o<strong>der</strong><br />

Marketingbereich<br />

Produktion<br />

- Vorbereitung<br />

- Dreh<br />

- Endfertigung<br />

Abbildung 2: Wertschöpfungskette einer Spielfilmproduktion 7<br />

Verwertung<br />

Natürlich lassen sich in <strong>der</strong> Praxis die einzelnen Stufen <strong>der</strong> Wertschöpfungskette nicht<br />

so chronologisch aneinan<strong>der</strong> Reihen wie in <strong>der</strong> Abbildung dargestellt, son<strong>der</strong>n greifen<br />

wie die Rä<strong>der</strong> eines Zahnrades fließend in einan<strong>der</strong>. Des Weiteren ist diese Darstellung<br />

nur ein Beispiel, das aus verschiedenen Darstellungen ausgewählt wurden, da es<br />

meiner Meinung nach die logischste Reihenfolge ist. 8<br />

7 Vgl.: Beate Schnei<strong>der</strong>, Silvia Knobloch: Controlling-Praxis in Medien-Unternehmen. Klaus Keil:<br />

Filmproduktion. S. 194-198. September 1999, sowie Deborah S. Patz: Film Production Managent.<br />

Tabel of content. S. 9-15. 2002, sowie Prof. Dr. Niklas Mahrdt: Vorlesung Medienökonomie.<br />

Der TV & Kino-Markt. S. 36-45. SS 2003<br />

8 Vgl.: Beate Schnei<strong>der</strong>, Silvia Knobloch: Controlling-Praxis in Medien-Unternehmen. Klaus Keil:<br />

Filmproduktion. S. 194-198. September 1999, sowie Deborah S. Patz: Film Production Managent.<br />

Tabel of content. S. 9-15. 2002, sowie Prof. Dr. Niklas Mahrdt: Vorlesung Medienökonomie.<br />

Der TV & Kino-Markt. S. 36-45. SS 2003


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 10<br />

2.3 Finanzierung eines Kinofilms<br />

Es gibt verschiedene Alternativen einen Kinofilm zu finanzieren. Es wird zwischen Eigen-<br />

und Fremdfinanzierung sowie zwischen Außen- und Innenfinanzierung unterschieden.<br />

Nachfolgende Grafik zeigt die Zuordnung <strong>der</strong> verschiedenen Finanzierungsarten<br />

zu den vier Bereichen. Jeden Bereich einzeln zu erläutern wäre eine eigene Arbeit<br />

wert, deshalb soll im Folgenden lediglich ein allgemeiner Überblick über die Verschiedenen<br />

Arten <strong>der</strong> Filmfinanzierung gegeben werden und welche Faktoren dafür<br />

ausschlaggebend sind.<br />

Eigenfinanzierung<br />

Fremdfinanzierung<br />

Abbildung 3: Finanzierungsarten 9<br />

Innenfinanzierung<br />

Selbstfinanzierung<br />

Finanzierung aus Abschreibungen<br />

Vermögensumschichtungen<br />

Finanzierung durch Rationalisierung<br />

Die häufigste Art <strong>der</strong> Filmfinanzierung ist die Beteiligungsfinanzierung o<strong>der</strong> eine Mischform.<br />

Diese hat den Vorteil, das mehrer Geldgeber die Produktionskosten tragen und<br />

somit im Falle eines Flops, <strong>der</strong> Verlust auf die Kapitalgeber verteilt wird. Ein Teil des<br />

benötigten Kapitals wird durch Verleih- und Vertriebsgarantien sowie den Verkauf <strong>von</strong><br />

Fernsehlizenzen aufgebracht. Für die fehlende Summe werden externe Investoren<br />

gesucht.<br />

In Deutschland könnte eine solche Finanzierung wie folgt aussehen.<br />

Außenfinanzierung<br />

Einlagenfinanzierung<br />

Beteiligungsfinanzierung<br />

Finanzierung aus Rückstellungen Kreditfinanzierung<br />

Filmför<strong>der</strong>ung<br />

9 Vgl.: Prof. Weidemann: Vorlesung Investition und Finanzierung. Finanzierungsarten. WS<br />

03/04, sowie Thommen und Achleitner: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. Teil 6 Finanzierung.<br />

Kapitel 3-5. S. 495-527. Gabler Oktober 2001 sowie Michael Gaitanides: Ökonomie<br />

des Spielfilms.Finanzierung <strong>von</strong> Spielfilmprojekten. Finanzierungsarten. S. 82-94. Verlag<br />

Reinhard Fischer 2001


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 11<br />

20%<br />

35%<br />

5% 20%<br />

15%<br />

Abbildung 4: Beispiel einer Filmfinanzierung in Deutschland<br />

5%<br />

Landesför<strong>der</strong>ung<br />

Bundesför<strong>der</strong>ung (FFA)<br />

Verleihgarantien<br />

Privater Investor<br />

TV-Lizenzen<br />

Produzentenanteil<br />

Das Beispiel zeigt eine Mischform <strong>der</strong> Finanzierung. Durch die Vergabe <strong>von</strong> Verleihgarantien<br />

und TV-Lizenzen sowie einem Eigenkapitalanteil ist das Kapital seitens des<br />

produzierenden Studios <strong>von</strong> 40% des Budgets beschafft worden. Zusätzlich gibt es<br />

noch Gel<strong>der</strong> aus Landes- und Bundesmitteln in Höhe <strong>von</strong> 25% des Budgets. Diese<br />

zinslosen Darlehen unterliegen bestimmten Rückzahlungsbedingungen. Die restlichen<br />

35% des Budgets bringt ein Investor in Form einer Beteiligung auf.<br />

Natürlich sind eine Vielzahl unterschiedlicher Varianten <strong>der</strong> Finanzierung möglich, jedoch<br />

möchte ich nicht zu weit vom eigentlichen Kern <strong>der</strong> Arbeit abschweifen.


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 12<br />

3 <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />

3.1 Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />

Wie in <strong>der</strong> Einleitung schon beschrieben hat sich <strong>der</strong> deutsche Kinomarkt im Vergleich<br />

zum Vorjahr wie<strong>der</strong> erholt und verzeichnet einen Aufschwung. Dieser Aufschwung ist<br />

mit Sicherheit auch erfolgreichen Filmen wie „Herr <strong>der</strong> Ringe Rückkehr des Königs“,<br />

„Spi<strong>der</strong>man2“ „(T)Raumschiff Surprise“, zu verdanken.<br />

Doch lässt sich dieser Erfolg eines Spielfilms vorher bestimmen? Nachfolgend sollen<br />

die wichtigsten <strong>Erfolgsfaktoren</strong> beschrieben und analysiert werden.<br />

Kinofilme sind ein risikoreiches Geschäft in dem eine Menge Geld gewonnen, aber<br />

auch verloren werden kann. Nur drei o<strong>der</strong> vier <strong>von</strong> zehn Filmen erreichen die Gewinnschwelle<br />

o<strong>der</strong> überschreiten sie. 10 Deshalb wäre es für die Filmindustrie <strong>von</strong> großer<br />

Bedeutung, wenn sich <strong>Erfolgsfaktoren</strong> für eine Filmproduktion definieren ließen.<br />

Die in <strong>der</strong> Literatur beschriebenen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> eines Kinofilms lassen sich in drei<br />

Bereichen einteilen, die <strong>von</strong> <strong>der</strong> Filmindustrie mehr o<strong>der</strong> weniger beeinflusst werden<br />

können. Der erste Bereich umfasst die eigentlichen Merkmale eines Kinofilms, wie<br />

Stars, Regisseur, Genre und Inhalt. Der zweite Bereich beschäftigt sich mit den Faktoren<br />

die nicht direkt mit dem Dreh des Films zu tun haben. Hier sind das Filmbudget, die<br />

Werbung, <strong>der</strong> Zeitpunkt <strong>der</strong> Veröffentlichung und die Distribution zu nennen. Der dritte<br />

und letzte Bereich umfasst die Faktoren, die das produzierende Studio nur in geringem<br />

Maße beeinflussen kann. Dazu zählen die Filmkritik, die Mund zu Mund-Propaganda<br />

und die Auszeichnungen, die <strong>der</strong> Film erhält. 11<br />

3.2 Filmspezifische <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />

3.2.1 Definition<br />

Filmspezifische <strong>Erfolgsfaktoren</strong> sind diejenigen, die das Produkt Film beinhaltet. Der<br />

fertige Film wird später an seiner Qualität gemessen und die in diesem Abschnitt aufgeführten<br />

Faktoren Stars, Regisseur, Genre und Inhalt sind die wesentlichen Qualitätsmerkmale<br />

des Films. Werden in diesem bereich Fehler gemacht hilft auch die beste<br />

10 Vgl.: Thorsten Henning-Thurau, Mark B. Houston, Gianfranco J. Walsh: Working Paper No. 4.<br />

Determination of Motion Picture Box Office and Profitability: An interrelationship Approach. 1.<br />

Introduction. S. 4. September 2003<br />

11 Vgl.: Thorsten Henning-Thurau, Mark B. Houston, Gianfranco J. Walsh: Working Paper No. 4.<br />

Determination of Motion Picture Box Office and Profitability: An interrelationship Approach. 1.<br />

Introduction. S. 4. September 2003


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 13<br />

Werbekampagne und die ausgefeilteste Vertriebsstrategie nicht mehr, um den Film<br />

erfolgreich zu machen.<br />

3.2.2 Stars<br />

Die Kosten <strong>der</strong> Herstellung <strong>von</strong> Filmen sind, auch durch den Einsatz <strong>von</strong> Stars, in den<br />

letzten Jahren stark angestiegen. Betrugen die Produktions- und Marketingkosten eines<br />

Spielfilms 1990 im durchschnitt noch 28,74 Mio. € so waren es 2002 im durchschnitt<br />

66,29 Mio. € 12 . Filme wie „Alexan<strong>der</strong>“, bei denen Stars wie Angelina Jolie, Val<br />

Kilmer und Anthony Hopkins mitwirken, haben ein Budget <strong>von</strong> rund 111 Mio. €. Die<br />

Gagen <strong>der</strong> drei Stars für diesen Film belaufen sich allein auf rund 30 Mio. €, also mehr<br />

als ein viertel <strong>der</strong> Produktions- und Marketingkosten. 13 Doch rechtfertigt <strong>der</strong> Erfolg diese<br />

hohen Ausgaben?<br />

Die Literatur zu diesem Thema ist sehr vielseitig. Sie geht <strong>von</strong> verschiedenen Theorien<br />

aus. So geht <strong>der</strong> insbeson<strong>der</strong>e <strong>von</strong> Ravid (1997) vertretene Ansatz da<strong>von</strong> aus, dass<br />

Stars zwar den Umsatz eines Kinofilmssteigern aber diesen über Ihre Gagen auch<br />

gleich wie<strong>der</strong> abschöpfen. Sie sind zu dem durch Spezial Effekte zu ersetzen. 14 In einem<br />

Artikel im Journal of Marketing (2003) beschreibt er, dass Star Power im Zusammenhang<br />

mit hohem Budget lediglich schlechte Kritiken mil<strong>der</strong>t ansonsten aber keine<br />

Einfluss auf den Erfolg hat.<br />

Albert untersuchte 1998 die Top 20 Filme zwischen 1940 und 1955 sowie 1960 bis<br />

1969. Insgesamt betrachtete er 283 unterschiedliche Filmtypen die mindestens einen<br />

Top 20 Film generiert haben. 155 generierten einen, 52 zwei, 22 schafften drei. Der<br />

Filmtyp <strong>der</strong> vor allem durch Clint Eastwood geprägt wurde erreichte 19 Top 20 Platzierungen.<br />

Auf Grund dieser Basis folgerte Albert, dass Filme des gleichen Typs ebenfalls<br />

erfolgreich sein müssten, o<strong>der</strong> zumindest große Erfolgschancen haben. 15<br />

Prag und Casavant stellte in Ihrer Studie fest, dass <strong>der</strong> Einsatz <strong>von</strong> Stars einen positiven<br />

Einfluss auf das Marketing <strong>von</strong> Spielfilmen hat. Die Promotion für einen Film benutzt<br />

die Stars um auf den Film aufmerksam zu machen. Der Star kann demnach zur<br />

Steigerung des Umsatzes beitragen. Die Arbeit gibt aber keinen Aufschluss ob <strong>der</strong> Star<br />

den Gewinn beeinflusst. 16<br />

12 <strong>der</strong> Umrechnungskurs beträgt 1,35 € für 1$<br />

13 Vgl.: IMDbpro.com: Moviemeter. Alexan<strong>der</strong>. Main details. Angelina Jolie. URL:<br />

http://pro.imdb.com/title/tt0346491/maindetails - Download 02.01.2005<br />

14 Vgl.: S. Abraham Ravid: Information Blockbuster and Stars? A Study of the Film Industry. In:<br />

Michael Gaitanides: Ökonomie des Spielfilms. Star power als Rent capturing Power. S. 27 –<br />

28. Reinhardt Fischer Verlag 2001<br />

15 Vgl.: Steven Albert: Journal of Cultural Economics. Movie Stars and the Distribution of Financially<br />

Successful Films in the Motion Pictures Industry. 1998, sowie Suman Basuroy, Subimal<br />

Chatterjee, S. Abraham Ravid: Journal of marketing. How critical are critical reviews?<br />

The box office effects of film critics, star power, and big budgets. Oktober 2003<br />

16 Vgl.: Jay Prag, James Casavant: An Empirical Study of the Determinants of Revenues and<br />

Marketing Expenditures in the Motion Picture Industry. In: Michael Gaitanides: Ökonomie<br />

des Spielfilms. Star power als Drawing power S. 26 – 27. Reinhardt Fischer Verlag 2001


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 14<br />

Nach Thorsten-Henning Thurau und Dominik Dallwitz-Wegner haben Stars die folgende<br />

Bedeutung. Für ihre Studie haben die Beiden 4500 Kinobesucher per Email gebeten<br />

an einer Internet Befragung teilzunehmen. Die Rücklaufquote lag bei 25,9% und<br />

die Alters Einteilung entsprach weitestgehend <strong>der</strong> Grundgesamtheit. Die ältere Generation<br />

war jedoch leicht unterrepräsentiert.<br />

Der Star und <strong>der</strong> Film stehen in einer engen Wechselbeziehung zu einan<strong>der</strong>. Das<br />

Image des Stars verknüpft sich mit dem Thema und dem Genre des Films und bildet<br />

eine passende, o<strong>der</strong> auch nicht passende Einheit. So gibt es z.B. Stars die in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

automatisch mit bestimmten Genres in Verbindung gebracht werden. Bei<br />

Namen wie Jean Claude van Damme o<strong>der</strong> Angelina Jolie denkt <strong>der</strong> Kinogänger sofort<br />

an einen Actionfilm und bei Jim Carry erwarten die meisten eine Komödie. Dem gegenüber<br />

gibt es Stars wie Tom Hanks die mit keinem speziellen Genre in Verbindung<br />

gebracht werden.<br />

Der Einsatz <strong>von</strong> Stars ist demnach an bestimmte Bedingungen geknüpft. Somit ist<br />

nicht je<strong>der</strong> Star für jeden Film geeignet. Bei <strong>der</strong> Planung und dem Marketing <strong>von</strong> Spielfilmen<br />

muss also sehr genau darauf geachtet werden, ob <strong>der</strong> ins Auge gefasste Star<br />

wirklich zum Thema des Filmprojektes passt. Des Weiteren ist zu beachten, dass ein<br />

Star mit hervorragendem Image einen weitaus größeren Einfluss auf den Publikumserfolg<br />

hat als ein Star <strong>der</strong> mit gut beurteilt wird. So wird ein Actionfilm mit Jim Carry in <strong>der</strong><br />

Hauptrolle nicht mehr Besucher ins Kinolocken, als <strong>der</strong>selbe Film mit einem neuen<br />

Gesicht in <strong>der</strong> Hauptrolle. Jim Carry wäre vielleicht ein guter Schauspieler, aber nicht<br />

wie in Komödien hervorragend und damit seine Gage <strong>von</strong> ca. 18 Mio. € nicht wert.<br />

Doch wird das Image des Stars nicht nur auf den Film übertragen, son<strong>der</strong>n auch umgekehrt.<br />

Deshalb ist es auch für den Star <strong>von</strong> Bedeutung welche Rollen er annimmt<br />

und welche nicht. Misslingt das Filmprojekt so überträgt sich dieses Image auf den<br />

Schauspieler und verschlechtert seinen Marktwert.<br />

Ein weiterer entscheiden<strong>der</strong> Faktor für den Einsatz <strong>von</strong> Stars ist die Attraktivität des<br />

Filmprojekts. Filme wie „Der Herr <strong>der</strong> Ringe“ o<strong>der</strong> „Spi<strong>der</strong>man“ genießen auch ohne<br />

Stars, auf Grund <strong>der</strong> Geschichte die Sie erzählen und das Image das sich mit dieser<br />

Geschichte verbindet, eine sehr hohe Attraktivität und kommen deshalb ohne Superstars<br />

aus. Diese würden den Erfolg nicht in dem Maße steigern das die Ausgaben die<br />

sie verursachen wie<strong>der</strong> eingespielt werden. 17<br />

Der Einsatz <strong>von</strong> Stars garantiert also keinen wirtschaftlichen Erfolg. Es ist bis heute<br />

nicht einwandfrei nachgewiesen in wie weit die Umsatzsteigerung durch ihren Einsatz<br />

über die Gagen <strong>von</strong> mehreren Mio. € wie<strong>der</strong> abgeschöpft werden. Des Weiteren müsste<br />

die Frage beantwortet werden in wie weit <strong>der</strong> Film Erfolgreich wäre, wenn keine<br />

Stars zum Einsatz gekommen wären.<br />

17 Vgl.: Thorsten Hennig-Thurau, Dominik Dallwitz-Wegner: Working Paper No. 2. Zum Einfluss<br />

<strong>von</strong> Filmstars auf den ökonomischen Erfolg <strong>von</strong> Spielfilmen. August 2003, sowie Michael<br />

Gaitanides: Ökonomie des Spielfilms. Star power als Erfolgsfaktor: die 90er Jahre. S. 25 –<br />

34. Verlag Reinhard Fischer 2001


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 15<br />

3.2.3 Regisseur<br />

Die Rolle des Regisseurs ist mit <strong>der</strong> Rolle des Stars zu vergleichen. Es besteht ebenfalls<br />

eine Wechselbeziehung zwischen ihm und dem Film. Sein Image überträgt sich<br />

auf den Film und das Image des entstandenen Films überträgt sich auf Ihn.<br />

Wie bei den Stars werden auch die einige Regisseure mit bestimmten Genre in Verbindung<br />

gebracht und an<strong>der</strong>e genießen einen Genre-Übergreifenden guten ruf. So<br />

denkt man bei Roland Emmerich an Actionfilme mit einem hohen Anteil an Spezial-<br />

Effekten. Steven Spielberg hingegen wird keinem bestimmten Genre zu geordnet. 18<br />

3.2.4 Genre<br />

Das Genre, dem ein Kinofilms angehört, gibt dem Konsumenten einen ersten und oft<br />

schon entscheidenden Ansatzpunkt. Der potenzielle Kinobesucher teilt anhand des<br />

Genres ein, welchen Film er vielleicht sehen möchte und welcher für Ihn nicht in Frage<br />

kommt. Gängige Kategorien sind <strong>der</strong> Actionfilm, Dramen, Liebesfilme, Komödien,<br />

Science-Fiction, Horror, Western und Historienfilme. Manchmal lassen sich Filme zu<br />

mehr als einer Kategorie zurechnen, dann bezeichnet man sie z.B. als Actionkomödie.<br />

Die Übereinstimmung eines Films mit einem bestimmten Genre erzeugt im Konsumenten<br />

bestimmte Erwartungen, die er auf Grund des Genres mit dem Film verbindet ohne<br />

ihn gesehen zu haben. So assoziiert <strong>der</strong> geneigte Kinogänger mit einem Historienfilm<br />

große Schlachten, weite und historische Landschaften und Heldentaten, dagegen stehen<br />

bei einem Liebesfilm eher große Gefühle, Missverständnisse und Intrigen im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Die nachfolgende Tabelle zeigt, als Beispiel, die Besucherzahlen je Genre und die<br />

durchschnittlichen Besucher pro Film im Jahr 1998. Die Zahlen werden sich im laufe<br />

<strong>der</strong> Jahre geän<strong>der</strong>t haben. Sie sollen lediglich oben beschriebenen Sachverhalt verdeutlichen.<br />

Die Affinität und die Größe einer Zielgruppe ist demnach ein Erfolgsbestandteil<br />

des Genres <strong>der</strong> den Umsatz des Spielfilms beeinflusst.<br />

18 Vgl.: Thorsten Henning-Thurau, Mark B. Houston, Gianfranco J. Walsh: Working Paper No. 4.<br />

Determination of Motion Picture Box Office and Profitability: An interrelationship Approach.<br />

Literature Review on Success Factors of Motion Pictures. S. 6 – 7. September 2003


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 16<br />

Genre Ges. Besucher 1998 Durchschn. Besucher pro Film<br />

Actionfilm 37.172.639 2.065.146<br />

Science-Fiction 9.484.516 1.053.835<br />

Kin<strong>der</strong>film 12.321.672 821.444<br />

Komödie 29.412.855 817.023<br />

Thriller 14.459.087 578.363<br />

Tabelle 2: Besucherzahlen je Genre 1998 19<br />

Die Tabelle zeigt das <strong>der</strong> Aktionfilm gefolgt vom Science-Fiction-Film pro Film die<br />

meisten Besucher ins Kino lockte.<br />

Doch ist das Genre nicht nur für den Umsatz eines Kinofilms <strong>von</strong> Bedeutung, son<strong>der</strong>n<br />

auch für die Kosten. Ein Liebesfilm kostet z.B. weniger als ein Actionfilm gespickt mit<br />

Spezial-Effekten. 20<br />

3.2.5 Inhalt<br />

Der Inhalt o<strong>der</strong> auch das Thema eines Kinofilms wirkt sich positiv o<strong>der</strong> auch negativ<br />

auf den Besucher aus. Hier kommt es ähnlich wie beim Genre auf das subjektive empfinden<br />

des Kinobesuchers an. Doch bildet sich <strong>der</strong> Konsument auf Grund seines Vorwissens<br />

o<strong>der</strong> über Trailer seine eigene Meinung zu dem Film.<br />

Hierbei ist <strong>der</strong> Ursprung des Inhalts entscheidend. In Frage kommen z.B. Sagen und<br />

Legenden wie „Robin Hood“ und „Troja“, Märchen wie „Schneewittchen“, Literaturverfilmungen<br />

z.B. „Der Herr <strong>der</strong> Ringe“, Comics wie „Spi<strong>der</strong>man“, historische Themen<br />

o<strong>der</strong> Ereignisse und viele mehr. Es kommt bei diesen verschiedenen Inhalten darauf<br />

an welche Geschehnisse und Gedanken <strong>der</strong> Konsument mit diesen Themen verbindet,<br />

welche inhaltlichen Vorstellungen er hat. Dieser Zusammenhang lässt sich am Beispiel<br />

des „Herrn <strong>der</strong> Ringe“ recht gut erläutern.<br />

Das Buch <strong>von</strong> J.R.R. Tolkien gibt es ist schon sehr lange auf dem Markt und hat eine<br />

sehr große Fangemeinde. Der erste Versuch <strong>der</strong> Verfilmung als Zeichentrick war nur<br />

mäßig erfolgreich, da die Erwartungen <strong>der</strong> Fangemeinde nicht erfüllt werden konnte.<br />

Je<strong>der</strong> <strong>der</strong> dieses Buch gelesen hat, hat seine individuellen Vorstellungen wie die Landschaften,<br />

die Helden und die Städte aussehen. Mit diesen subjektiven Vorstellungen,<br />

die sich die Konsumenten auf Grund <strong>der</strong> Kenntnis <strong>der</strong> Trilogie gemacht haben, sind sie<br />

19<br />

Vgl.: Michael Gaitanides: Ökonomie des Spielfilms. Das Genre. S. 52 – 54. Verlag Reinhardt<br />

Fischer 2001<br />

20<br />

Vgl.: Thorsten Henning-Thurau, Gianfranco Walsh und Oliver Wruck: Academy of Marketing<br />

Science Review. An Investigation into the Factors Determining the Success of Service Innovations:<br />

The Case of Motion Pictures. Movie Genre. S. 6 – 7. 2001, sowie Michael Gaitanides:<br />

Ökonomie des Spielfilms. Das Genre. S. 52 – 54. Verlag Reinhardt Fischer 2001


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 17<br />

in die Kinos gegangen. Die Kenntnis des Inhalts hat sie also dazu gebracht diesen Film<br />

zu sehen. Der Kinobesucher wollte sehen, ob seine Vorstellungen die er im Vorfeld<br />

anhand des Buches o<strong>der</strong> durch Trailer entwickelt hatte, auch tatsächlich mit dem Kinofilm<br />

übereinstimmen. Die Schnittstelle zwischen den geschürten Erwartungen durch<br />

das Buch und dem was <strong>der</strong> Film am Ende zeigt muss dem Regisseur gelingen um mit<br />

dem Film erfolgreich zu sein. 21<br />

Der Konsument erhofft sich <strong>von</strong> dem Inhalt nicht nur eine kurzfristige Abwechselung<br />

während des Kinobesuches, son<strong>der</strong>n eine kommunikativen und gesellschaftlichen<br />

Mehrwert, indem <strong>der</strong> Film Anlass zur Diskussion und Unterhaltung im Freundes und<br />

Bekanntenkreis gibt und zudem das positive Gefühl vermittelt zu dem Kreis <strong>der</strong>er zu<br />

gehören die den Film gesehen haben. Bei einem schlechten Inhalt würde <strong>der</strong> Konsument<br />

diese Mehrwerte nicht erleben.<br />

3.3 Studioabhängige <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />

3.3.1 Definition<br />

Die Studioabhängigen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> beeinflussen den Erfolg des Films <strong>von</strong> außen.<br />

Filmbudget, Werbekampagne, Zeitpunkt <strong>der</strong> Veröffentlichung und die Distribution sowie<br />

die Kopien sollen den Filmerfolg positiv beeinflussen. Das Filmbudget steht genau<br />

zwischen den beiden ersten Bereichen. Es umfasst sowohl das Produktions- als auch<br />

das Marketingbudget.<br />

3.3.2 Filmbudget<br />

Das Filmbudget als Erfolgsfaktor muss <strong>von</strong> zwei Seiten betrachtet werden. Von <strong>der</strong><br />

Seite des produzierenden Studios gesehen, liegt dem Budget folgende Annahme zu<br />

Grunde. Je aufwendiger die Geschichte ist, die verfilmt werden soll, umso größer<br />

muss das Budget für den Film sein, um den Vorstellungen eines möglichst großen<br />

Publikums zu entsprechen. Dies ist vor allem bei Filmen mit hohem Einsatz <strong>von</strong> Spezial-Effekten,<br />

Computeranimationen und Stars <strong>der</strong> Fall. Fluch <strong>der</strong> Karibik mit Johnny<br />

Depp und Orlando Bloom kostete z.B. rund 93 Mio. €, Godzilla mit seinen Spezial-<br />

Effekten schlug mit rund 91 Mio. € zu buche. Zudem bestimmt das Budget den Umfang<br />

<strong>der</strong> Werbekampagnen.<br />

Von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en, also dem Konsumenten betrachtet, verbindet dieser mit einem hohen<br />

Budget Qualität. Bei Kosten <strong>von</strong> 90 Mio. € muss <strong>der</strong> Film gut sein, den keiner würde<br />

soviel Geld investieren, wenn <strong>der</strong> Film schlecht wäre. Dass diese Annahme nicht zwingend<br />

zutrifft, hat in letzter Zeit <strong>der</strong> Film „Alexan<strong>der</strong>“ bewiesen. Trotz eines Budgets <strong>von</strong><br />

111 Mio. € konnte <strong>der</strong> Film bis jetzt nur 25 Mio. € einspielen.<br />

21 Vgl.: Thorsten Henning-Thurau, Gianfranco Walsh und Oliver Wruck: Academy of Marketing<br />

Science Review. An Investigation into the Factors Determining the Success of Service Innovations:<br />

The Case of Motion Pictures. Symbolicity. S. 7 – 8


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 18<br />

Je höher das Budget umso Risikoreicher wird die Investition. Bei einem Einsatz <strong>von</strong><br />

111 Mio. € ist das Verlustrisiko entsprechend höher, als wenn nur 1 Mio. € investiert<br />

worden wären. 22<br />

3.3.3 Werbung<br />

Die Werbung für einen Kinofilm wird nachhaltig durch das Budget beeinflusst. Je teurer<br />

ein Film war, umso größer sind die Aufwendungen für Werbung um diese Produktionskosten<br />

wie<strong>der</strong> einzuspielen.<br />

Die Werbung für einen Kinofilm beginnt schon bei den Dreharbeiten. Auf <strong>der</strong> Homepage<br />

des Films werden Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> verschiedenen Drehorte und Aufbauten gezeigt, Trailer<br />

veröffentlicht und die Schauspieler sowie die Charaktere des Films vorgestellt. Vor<br />

dem Kinostart werden Making of’s im Fernsehen ausgestrahlt. Die Werbung für einen<br />

Film soll eine möglichst breite Öffentlichkeit ansprechen und positive Erwartungen an<br />

einen Film schüren, um viele Kinobesucher am Eröffnungswochenende in den Film zu<br />

locken. Die Besucherzahl am Eröffnungswochenende ist mitentscheidend für den weiteren<br />

Erfolg des Films. Wenn <strong>der</strong> Film einer großen Zahl <strong>der</strong> Besucher gefallen hat, so<br />

werden sie dies an Freunde und Bekannte weiter geben.<br />

Genau in diesem Punkt liegt aber auch <strong>der</strong> negative Effekt den die Werbung und vor<br />

allem die Trailer <strong>von</strong> Filmen auf <strong>der</strong>en Erfolg haben können. Verrät <strong>der</strong> Trailer zuviel<br />

über einen Film, o<strong>der</strong> weckt falsche Erwartungen in dem er die besten Szenen schon<br />

zeigt, kann es dazu führen, dass <strong>der</strong> geneigte Besucher sich den Film nicht ansieht,<br />

o<strong>der</strong> er unzufrieden aus dem Kino kommt. Dies wie<strong>der</strong>um führt zu einer schlechten<br />

Mund zu Mund-Propaganda. Das Problem <strong>der</strong> Trailer hat Ebert 2000 sehr treffend formuliert:<br />

„…The mo<strong>der</strong>n studio approach to trailers is copied from those marketing people who<br />

stand in the aisles of supermarkets, offering you a bit of sausages on a toothpick.<br />

When you taste it, you know everything there is to be known about the sausage…”<br />

Generell ist die Werbung ein Instrument das sowohl den kurzfristigen Erfolg (Eröffnungswochenende)<br />

als den langfristigen Erfolg eines Kinofilms sehr stark beeinflusst.<br />

Hier kommen auch die eingesetzten Stars wie<strong>der</strong> in den Blickpunkt die ebenfalls als<br />

Werbeträger eingesetzt werden. 23<br />

22 Vgl.: Thorsten Henning-Thurau, Gianfranco Walsh und Oliver Wruck: Academy of Marketing<br />

Science Review. An Investigation into the Factors Determining the Success of Service Innovations:<br />

The Case of Motion Pictures. Symbolicity. S. 7 – 8. 2001, sowie Suman Basuroy,<br />

Subimal Chatterjee, S. Abraham Ravid: Journal of marketing. How critical are critical reviews?<br />

The box office effects of film critics, star power, and big budgets. S. 22 - 25 Oktober<br />

2003, sowie Thorsten Henning-Thurau, Mark B. Houston, Gianfranco J. Walsh: Working Paper<br />

No. 4. Determination of Motion Picture Box Office and Profitability: An interrelationship<br />

Approach. Discussion of Findings and Implications for Motion Picture Research and Management.<br />

S. 24 – 25. September 2003<br />

23 Vgl.: Thorsten Henning-Thurau, Gianfranco Walsh und Oliver Wruck: Academy of Marketing<br />

Science Review. An Investigation into the Factors Determining the Success of Service Innovations:<br />

The Case of Motion Pictures. Symbolicity. S. 7 – 8. Movie Advertising. S. 13 – 14 .


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 19<br />

3.3.4 Zeitpunkt <strong>der</strong> Veröffentlichung<br />

Bei einem Kinofilm handelt es sich um ein sehr kurzlebiges Produkt, das nur wenig Zeit<br />

hat seine Produktions- und Marketingkosten wie<strong>der</strong> einzuspielen. Deshalb kommt dem<br />

Zeitpunk <strong>der</strong> Veröffentlichung eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu, die <strong>von</strong> zwei Begebenheiten<br />

beeinflusst wird.<br />

Der Verleiher muss zwischen den starken saisonalen Besucherschwankungen und<br />

dem hohen Anteil an Mitbewerbern abwägen. Die beste Zeit um einen Film auf den<br />

Markt zu bringen ist am Ende des Frühjahres, Mitte Mai sowie kurz vor Weihnachten.<br />

Die Entscheidung ob <strong>der</strong> Kopf an Kopf Wettkampf mit an<strong>der</strong>en Filmen an diesen Daten<br />

in kaufgenommen wird hängt vor allem mit <strong>der</strong> Marktstärke des eigene Films zusammen.<br />

Berücksichtigt man zudem, dass <strong>der</strong> Erfolg in <strong>der</strong> Eröffnungswoche mit<br />

durchschnittlich 40% entscheidenden Einfluss auf den gesamten Erfolg des Films hat,<br />

so wird sich <strong>der</strong> Verleiher im Vorfeld sehr genau informieren, welche Filme gegen seinen<br />

antreten. Zu dem löst <strong>der</strong> große Erfolg in <strong>der</strong> ersten Woche Netzwerkeffekte aus,<br />

die in dem Kapitel Mund zu Mundpropaganda näher beschrieben werden. Kommen<br />

gleichzeitig viele gute Filme auf den Markt, so besteht die Möglichkeit diesem Wettbewerb<br />

durch eine verspätete o<strong>der</strong> vorgezogene Premiere aus dem Weg zu gehen. Am<br />

Bespiel des „Herrn <strong>der</strong> Ringe“ ist das beschriebene Timing sehr gut zu sehen. Der<br />

zweite Teil <strong>der</strong> Trilogie, wurde 10 Dezember 2001 in den USA Uraufgeführt und kam<br />

zwei Wochen später in Deutschland in die Kinos. Knapp 1 Monat vorher kam Harry<br />

Potter in die Kinos. So waren also in <strong>der</strong> Vorweihnachtszeit zwei starke Filme, die<br />

weltweit über 637 Mio. € bzw. 717 Mio. € eingespielt hatten, im Kino. Diese beiden<br />

Filme zogen zu dem nicht nur Fantasiefans o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> ins Kino, son<strong>der</strong>n waren Zielgruppen<br />

bzw. Genreübergreifend erfolgreich. An<strong>der</strong>e Filme hatten gegen diese Konkurrenz<br />

keine Chance auf eine gute Eröffnungswoche und verschoben Ihre Premieren<br />

entsprechend.<br />

Ein weiterer Faktor für die Veröffentlichung ist die Oscarverleihung in den USA. Um bei<br />

den Nachfolgenden Verwertungsstufen <strong>von</strong> einer eventuellen Oscarnominierung o<strong>der</strong><br />

Auszeichnung zu profitieren, sollte <strong>der</strong> Film nicht in zu großem zeitlichem Abstand zu<br />

<strong>der</strong> Verleihung veröffentlicht werden. 24<br />

3.3.5 Distribution<br />

Für das produzierende Studio ist es <strong>von</strong> großem Interesse, dass <strong>der</strong> Spielfilm das investierte<br />

Geld möglichst schnell wie<strong>der</strong> einspielt. Aus diesem Grund muss <strong>der</strong> Film in<br />

2001, sowie Thorsten Henning-Thurau, Mark B. Houston, Gianfranco J. Walsh: Working Paper<br />

No. 4. Determination of Motion Picture Box Office and Profitability: An interrelationship<br />

Approach. Discussion of Findings and Implications for Motion Picture Research and Management.<br />

S. 25 – 26. September 2003<br />

24 Vgl.: Liran Einav: Seasonality and Competition in Time: An Empirical Analysis of Release<br />

Date Decisions in the US Motion Picture Industry. August 2002, sowie IMDb pro. Box office.<br />

All time. URL: http://pro.imdb.com/boxoffice/ - Download 03.01.2005


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 20<br />

möglichst vielen Kinosälen zu sehen sein. Neue Filme werden meistens zunächst im<br />

„Heimatland“ ausgestrahlt und nach ca. 3 bis 6 Monaten exportiert.<br />

Deshalb gehen die Verleihlizenzen, wenn es sich nicht um eines <strong>der</strong> großen Hollywood<br />

Studios handelt, entwe<strong>der</strong> an einen <strong>der</strong> großen Verleiher wie Warner Bros. die in allen<br />

wichtigen Kinolän<strong>der</strong>n Tochterunternehmen sitzen haben, o<strong>der</strong> die Lizenzen werden<br />

an mehrer vergeben. Ein Beispiel bei dem Studio und Verleiher zu einem Unternehmen<br />

gehören, wäre „Oceans twelve“, <strong>der</strong> ausschließlich <strong>von</strong> Warner Bros. vertrieben wird. 25<br />

Der Verleiher hat über die Art und das Ausmaß <strong>der</strong> Werbung, das Erscheinungsdatum<br />

und die Art und Weise <strong>der</strong> Erscheinung zu entscheiden. Er entscheidet ob <strong>der</strong> viel zuerst<br />

national o<strong>der</strong> direkt international in die Kinos kommt. Auf die Anzahl <strong>der</strong> Kinosäle<br />

in denen <strong>der</strong> Film gespielt wird hat er keinen direkten Einfluss. Dies hängt <strong>von</strong> den Kinos<br />

selbst ab. Diese müssen für sich den gewinnmaximalen Belegungsplan herausfinden.<br />

Folgende Grafik verdeutlicht den Weg eines Films <strong>von</strong> <strong>der</strong> Produktion zum Endkunden.<br />

Major Studios<br />

Produktion<br />

Vertrieb<br />

Kinobetreiber<br />

Konsument<br />

Unabhängige<br />

Produktion<br />

Unabhängiger<br />

Vertrieb<br />

Abbildung 5: Von <strong>der</strong> Produktion zum Konsumenten<br />

Die Zahl <strong>der</strong> im Umlauf befindlichen Kopien eines Kinofilms ist ebenfalls mitentscheidend<br />

für den Erfolg eines Films im Kino. 1998 gab es in Deutschland beispielsweise<br />

keinen Kinofilm mit einer Kopienzahl kleiner 300 <strong>der</strong> die Millionen-Grenze überschritten<br />

hat. Für einen Kinofilm ist es entscheidend wie viele Besucher diesen in den ersten


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 21<br />

Wochen sehen können, da für einen Publikumserfolg eine positive Mund zu Mund Propaganda<br />

benötigt wird. Im Umkehrschluss führt dies bei einem schlechten Film allerdings<br />

dazu, dass sehr wenige Menschen diesen Film sehen werden. So brachte Columbia<br />

im Jahre 1998 durchschnittlich 285 Kopien pro Film heraus. Die geringste Anzahl<br />

waren 11 und die höchste Anzahl an Kopien waren 910. 26 Ein aktuelles Beispiel<br />

wie profitabel eine möglichst hohe Verfügbarkeit in den Kinosälen ist, ist Shrek 2. Dieser<br />

konnte am ersten Wochenende seine Produktionskosten <strong>von</strong> 56 Mio. € mit einem<br />

Einspielergebnis <strong>von</strong> 78 Mio. € decken. 27<br />

3.4 Gesellschaftliche <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />

3.4.1 Definition<br />

Gesellschaftliche <strong>Erfolgsfaktoren</strong> können wie das Wort schon sagt nicht direkt vom<br />

produzierenden Studio beeinflusst werden. Der Konsument, die Presse und unabhängige<br />

Jurys beurteilen allein die Qualität des Films.<br />

Einen indirekten Einfluss üben mit Sicherheit die Werbekampagne und <strong>der</strong> Einsatz <strong>von</strong><br />

Stars auf die Konsumenten aus. Dieser ist jedoch höchstens für das Eröffnungswochenende<br />

relevant, da danach die Mund zu Mund-Propaganda ins Rollen kommt.<br />

Kritiker hingegen sehen bei dem Einsatz <strong>von</strong> Stars doppelt so genau hin, da die Berühmtheit<br />

die Auflage steigern könnte. Im Folgenden sollen diese unabhängigen Faktoren<br />

näher beleuchtet werden.<br />

3.4.2 Filmkritik<br />

Filmkritiken werden vor allem in Tages und Wochenzeitungen <strong>von</strong> unabhängigen Filmkritikern<br />

kurz vor <strong>der</strong> offiziellen Premiere veröffentlicht. Ihre Bedeutung für den Erfolg<br />

eines Films wird in <strong>der</strong> Literatur sehr kontrovers Diskutiert. Der allgemeine Tenor geht<br />

jedoch inzwischen da<strong>von</strong> aus, dass negative sowie positive Filmkritiken zunächst keinen<br />

Einfluss auf den kurzfristigen Erfolg des Films haben. Erst wenn sich die Urteile<br />

<strong>der</strong> Kritiker bestätigen beeinflussen die Kritiken den langfristigen Erfolg des Films, da<br />

sich die Mund zu Mund-Propaganda auf diese Artikel stützen kann und somit an<br />

Glaubwürdigkeit gewinnt. 28<br />

25<br />

Vgl.: IMDb Pro: Moviemeter. Oceans twelve. Distributor. URl:<br />

http://pro.imdb.com/title/tt0349903/companycredits - Download 03.01.2005<br />

26<br />

Vgl.: Michael Gaitanides: Ökonomie des Spielfilms. Die Kopienzahl. S. 48 – 49. Verlag Reinhardt<br />

Fischer 2001<br />

27<br />

Vgl.: IMDb pro: Moviemeter. Shrek 2. Budget. Opening Weekend. URL:<br />

http://pro.imdb.com/title/tt0298148/ - Download 03.01.2005<br />

28<br />

Vgl.: Thorsten Henning-Thurau, Gianfranco Walsh und Oliver Wruck: Academy of Marketing<br />

Science Review. An Investigation into the Factors Determining the Success of Service Innovations:<br />

The Case of Motion Pictures. Movie Reviews. S. 14. 2001, sowie Thorsten Henning-<br />

Thurau, Mark B. Houston, Gianfranco J. Walsh: Working Paper No. 4. Determination of Motion<br />

Picture Box Office and Profitability: An interrelationship Approach. Discussion of Find-


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 22<br />

3.4.3 Mund zu Mund-Propaganda<br />

Wie in einigen Kapiteln vorher schon erwähnt kann die Mund zu Mund-Propaganda<br />

sowohl einen positiven als auch einen negativen Effekt auf den Erfolg eines Spielfilms<br />

haben. Ist <strong>der</strong> Konsument positiv <strong>von</strong> dem Film angetan, o<strong>der</strong> kann er sich sogar mit<br />

dem Film identifizieren, löst <strong>der</strong> Film einen Netzwerkeffekt aus. Der Kinobesucher wird<br />

seine positiven Erfahrungen in seinem Bekannten und Freundeskreis erzählen und regt<br />

so das Interesse an<strong>der</strong>er möglicher Konsumenten an, die den Film entwe<strong>der</strong> besuchen<br />

o<strong>der</strong> zumindest an<strong>der</strong>en da<strong>von</strong> berichten.<br />

Denselben Effekt würde aber auch zu Tage treten, wenn <strong>der</strong> Kinobesucher schlechte<br />

Erfahrungen mit dem Film gemacht hätte.<br />

Eine neue Variante <strong>der</strong> Mund zu Mund-Propaganda sind die Internet-Foren auf den<br />

offiziellen Homepages <strong>der</strong> Filme sowie auf den Zahlreichen privaten Plattformen. Hier<br />

können die Nutzer ihre Anregungen, Lob und Kritik loswerden. 29<br />

Der Kreis <strong>der</strong> Angesprochenen ist im Internet jedoch um einiges höher als bei <strong>der</strong> herkömmlichen<br />

Art <strong>der</strong> Mund zu Mund-Propaganda. Allerdings könnte im Internet die<br />

Glaubwürdigkeit nicht ganz so groß sein.<br />

3.4.4 Auszeichnungen<br />

Die Auszeichnungen die ein Film erlangen kann sind sehr vielseitig. Die begehrteste<br />

Auszeichnung ist <strong>der</strong> Oscar, welcher einmal im Jahr <strong>von</strong> <strong>der</strong> Academy of Motion Arts<br />

and Sciences AMPAS verliehen wird. Als europäische Auszeichnung wäre die „Goldene<br />

Palme“ <strong>von</strong> Cannes zu nennen.<br />

Eine Auszeichnung belohnt Qualitativ und künstlerisch hochwertige Filme und wird<br />

somit erst nach Ausstrahlung im Kino verliehen. Dadurch haben die Auszeichnungen<br />

nicht immer eine Auswirkung auf den Erfolg im Kino. Der Film ist, wenn er ausgezeichnet<br />

wird, schon im Heimatland gelaufen und <strong>der</strong> Award wirkt sich lediglich auf den Export<br />

des Filmes und die folgenden Verwertungsstufen, wie verkauf auf DVD und Video,<br />

Ausstrahlung im Pay- und Free-TV, aus. Generell wirkt sich eine Auszeichnung wie <strong>der</strong><br />

Oscar stärker auf Filme ohne Starbeteiligung aus, als auf solche mit Stars. 30<br />

ings and Implications for Motion Picture Research and Management. S. 24 – 27. September<br />

2003<br />

29 Vgl.: Thorsten Henning-Thurau, Gianfranco Walsh und Oliver Wruck: Academy of Marketing<br />

Science Review. An Investigation into the Factors Determining the Success of Service Innovations:<br />

The Case of Motion Pictures. Word-of-Mouth. S. 15. 2001, sowie Thorsten Henning-<br />

Thurau, Mark B. Houston, Gianfranco J. Walsh: Working Paper No. 4. Determination of Motion<br />

Picture Box Office and Profitability: An interrelationship Approach. Discussion of Findings<br />

and Implications for Motion Picture Research and Management. S. 24 – 27. September<br />

2003<br />

30 Vgl.: Mark A.A.M. Leen<strong>der</strong>s, Gerda Gemser, Nachoem M. Wijnberg: Effects of Award Competitions<br />

on Market Competition in the Motion Picture Industry. S. 5 – 6. Mai 2004


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 23<br />

4 Fazit<br />

4.1 Diskussion<br />

Über einen <strong>der</strong> in Kapitel drei herausgearbeiteten <strong>Erfolgsfaktoren</strong> eines Kinofilms diskutieren<br />

die Experten nach wie vor. Der Erfolgsfaktor Star ist in verschiedenen Studien<br />

untersucht worden (in dieser Arbeit sind nur drei dieser Studien kurz vorgestellt worden).<br />

Jede dieser Studien hat ein an<strong>der</strong>es empirisches Verfahren verwendet um zu<br />

einem Ergebnis zu gelangen. Genau so unterschiedlich wie die Wege zum Ergebnis,<br />

waren auch die Ergebnisse selbst. Die einen gehen da<strong>von</strong> aus, dass Stars keinen Einfluss<br />

auf den Erfolg eines Spielfilms haben und lediglich den Umsatz steigern, diesen<br />

aber über ihre Gagen wie<strong>der</strong> abschöpfen. An<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong>um haben bewiesen, dass <strong>der</strong><br />

Einsatz <strong>von</strong> Stars wichtig für den Erfolg eines Spielfilms ist.<br />

Meiner Meinung nach müsste überprüft werden in wie weit die Ergebnisse <strong>von</strong> Ravid<br />

1997 und 2003, die Ergebnisse <strong>von</strong> Thorsten Hennig-Thurau und Dominik Dallwitz-<br />

Wegner 2003 sowie Jay Prag und James Casavant beeinflussen könnten.<br />

Das Stars sich positiv auf den Umsatz und die Werbung eines Spielfilms auswirken,<br />

sofern sie zu diesem passen, ist die einzige Gemeinsamkeit in <strong>der</strong> mir bekannten Literatur.<br />

Auf dieser Basis sollte überprüft werden, ob das Ergebnis <strong>von</strong> Ravid, das Stars<br />

den durch Sie gewonnen Mehrumsatz über ihre Gagen abschöpfen, sich wirklich so<br />

gravierend darstellt.<br />

Nun lässt sich aus Kostengründen ein erfolgreicher Film mit Stars schwerlich noch<br />

einmal ohne Stars drehen um an Vergleichswerte zu gelangen, aber es besteht die<br />

Möglichkeit diesen Sachverhalt über eine Befragung ansatzweise zu klären. Dabei gilt<br />

es auch die Bedeutung des Inhalts des Films nicht zu vernachlässigen. Themen die im<br />

Blickpunkt <strong>der</strong> Öffentlichkeit stehen benötigen weniger den Einsatz <strong>von</strong> Stars als Themen<br />

die <strong>der</strong> Öffentlichkeit erst über den Film nahe gebracht werden sollen.<br />

Der Star als Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg ist demnach noch nicht zweifelsfrei<br />

nachgewiesen. Als Imageträger und Werbefigur ist er sofern er in das Genre passt<br />

meiner Meinung nach unumstritten. Die Frage ist nur ob dies die Kosten <strong>von</strong> mehreren<br />

Mio. € für einen Star rechtfertigt.<br />

Allgemein betrachtet ist <strong>der</strong> einhellige Tenor <strong>der</strong> <strong>von</strong> mir gelesenen Studien, dass keiner<br />

<strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> für sich allein den Erfolg eines Kinofilms bewerkstelligen kann.<br />

Es ist vielmehr ein Zusammenspiel aller Faktoren, die den Film erfolgreich machen<br />

o<strong>der</strong> auch nicht. Den Filmspezifischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong>, Stars, Regisseur, Genre und<br />

Inhalt, kommt dabei eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu. Solange <strong>der</strong> Film den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

des Publikums nicht entspricht, kann auch die Werbkampagne noch so gut sein,<br />

<strong>der</strong> Film würde kein Erfolg an den Kinokassen bringen. Für einen Guten Film ist vor<br />

allem <strong>der</strong> Inhalt entscheidend. Denn eine schlechte Geschichte kann we<strong>der</strong> durch den


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 24<br />

Einsatz <strong>von</strong> Stars noch durch ein hohes Filmbudget wettgemacht werden. Doch wie<br />

erkennen die Studios ob eine Geschichte o<strong>der</strong> Begebenheit den Geschmack des Publikums<br />

trifft o<strong>der</strong> nicht? Bei <strong>Kinofilmen</strong> ist es aufgrund <strong>der</strong> Kosten für eine solche Produktion<br />

nicht möglich, erstmal nur einen „Prototypen“ o<strong>der</strong> Vorschau des eigentlichen<br />

Films zu drehen. Der Regisseur, die Star, Kostüme und die Kulissen müssten auch für<br />

diesen vorab Film engagiert bzw. angefertigt werden. Welches Thema <strong>der</strong>zeit beim<br />

Publikum ankommt ist deshalb nie genau vorher zu sagen. Die Studios können versuchen<br />

anhand Marktanalysen und Befragungen einen Trend zu erkennen, doch ob dieser<br />

bei Fertigstellung des Films noch aktuell ist kann nicht mit Sicherheit vorhergesagt<br />

werden.<br />

Eine Frage die sich <strong>der</strong> Leser an diesem Punkt stellen könnte wäre, ob denn nicht ein<br />

guter Regisseur aus einer schlechten Geschichte einen guten Film machen könnte.<br />

Diese Frage ist berechtigt und eine Antwort darauf soll hier versucht werden. Ein guter<br />

Regisseur hätte in diesem Fall zwei Möglichkeiten. Entwe<strong>der</strong> er bläst die Geschichte<br />

wie sie ist und versucht durch geschicktes aneinan<strong>der</strong> reihen <strong>der</strong> Szenen dem Film<br />

seine eigene Attraktivität zu geben, o<strong>der</strong> er behält lediglich den Kern <strong>der</strong> Geschichte<br />

bei und lässt den Rest nach seinen Wünschen abän<strong>der</strong>n. Beide Alternativen geben<br />

aufgrund <strong>der</strong> kreativen Zugabe des Regisseurs <strong>der</strong> Geschichte einen neuen Charakter.<br />

Es besteht als die Möglichkeit, dass ein guter Regisseur auch eine schlechte Geschichte<br />

zu einer guten machen kann.<br />

Gut und schlecht sind generell immer subjektive Entscheidungen. Bei einem Film geht<br />

es darum den Geschmack eines großteils <strong>der</strong> Konsumenten zu treffen und somit erfolgreich<br />

zu sein.<br />

Stimmen also die filmspezifischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong>, so werden diese wie<strong>der</strong>um <strong>von</strong> den<br />

Studiospezifischen und den gesellschaftlichen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> beeinflusst.<br />

Das Budget, die Werbekampagne und die Distribution sind entscheidend für den Erfolg<br />

des fertigen Films. Die Höhe des Budget beeinflusst die Möglichkeiten des Regisseurs<br />

hinsichtlich dem Einsatz <strong>von</strong> Stars, Spezial-Effekten, Kulisse usw. Je niedriger das<br />

Budget umso niedriger ist die Flexibilität des Regisseurs bezüglich <strong>der</strong> genannten Möglichkeiten.<br />

Die Werbe und Promotions-Kampagne, die bereits während <strong>der</strong> Dreharbeiten<br />

beginnt sorgt für die nötige Bekanntheit des Films in <strong>der</strong> Bevölkerung und schürt<br />

<strong>der</strong>en Erwartungen. Dabei sollte darauf geachtet werden, das Trailer und Bil<strong>der</strong> <strong>von</strong><br />

den Drehorten nicht zuviel verraten und so die Spannung und die Vorfreude min<strong>der</strong>n.<br />

Gerade bei Trailer besteht die Gefahr, dass diese die besten Szenen eines Films<br />

schon zeigen und <strong>der</strong> Kinobesucher, wenn er den ganzen Film sieht, enttäuscht ist.<br />

Wie schon beschrieben ist es für den Erfolg mit entscheidend, dass <strong>der</strong> Film in möglichst<br />

vielen Kinosälen zu sehen ist. Hierbei haben es die großen Studios leichter mit<br />

den Kinobetreibern entsprechende Vereinbarungen über ihre Filme zu treffen. Letztendlich<br />

liegt die Entscheidung welcher Film in wie vielen Kinosälen läuft allein beim<br />

Kinobetreiber. Die großen Studios versuchen aber die über Verträge Garantien für eine<br />

bestimmte Anzahl an Sälen zu bekommen. Dem Timing kommt dabei eine beson<strong>der</strong>e<br />

Bedeutung zu. Es gilt abzuwägen ob die saisonalen Besucherhöhepunkte voll genutzt


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 25<br />

werden sollen und damit ein Konkurrenzkampf mit an<strong>der</strong>en Filmen ausgefochten wird,<br />

o<strong>der</strong> ob <strong>der</strong> Film ein paar Wochen vor bzw. nach dem optimalen Zeitpunkten ausgestrahlt<br />

wird um ein möglichst starkes Eröffnungswochenende zu haben.<br />

Die gesellschaftlichen Faktoren können die Produktionsstudios und die Verleiher nur<br />

durch die Qualität ihres Films beeinflussen. Der Filmkritiker und <strong>der</strong> Konsument bildet<br />

sein eigenes Urteil über den Film und wird dies in einer Tages- o<strong>der</strong> Wochenzeitung,<br />

bzw. in seinem sozialen Umfeld kundtun. Entspricht <strong>der</strong> Film nicht den Erwartungen<br />

des Publikums so wird er nicht zum Erfolg. Dabei kommt wie oben schon erwähnt <strong>der</strong><br />

Mund zu Mund-Propaganda eine stärkere Bedeutung zu als den Kritikern.<br />

Alles in allem hat wenn überhaupt nur eine Mischung aller <strong>Erfolgsfaktoren</strong> Aussicht auf<br />

Erfolg. Es gilt jedoch zu berücksichtigen, dass trotz aller Marktanalysen Seitens <strong>der</strong><br />

Studios die subjektive Meinung des potentiellen Publikums nie genau vorhergesagt<br />

werden kann. Bei Filmen wie „Harry Potter“ und dem „Herr <strong>der</strong> Ringe“ war ein Erfolg so<br />

gut wie sicher solange die Macher sich an die herausgearbeiteten Faktoren gehalten<br />

haben. Bei weniger bekannten Themen ist eine Vorhersage <strong>der</strong> Konsumentenmeinung<br />

meiner Meinung nach schwieriger und nie exakt zu treffen. Die Produktion eines Kinofilms<br />

bleibt demnach weiterhin ein Risiko behaftetes Geschäft, da sich <strong>der</strong> Erfolg nur<br />

bedingt Planen lässt. Durch die Einhaltung <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> kann das Risiko eines<br />

Misserfolgs zwar gemin<strong>der</strong>t, aber nicht komplett ausgeschlossen werden. Im Nachhinein<br />

ist es einfach die Gründe für einen Misserfolg herauszufiltern, wie es <strong>der</strong>zeit bei<br />

dem Film Alexan<strong>der</strong> geschieht. Fraglich ist jedoch in wie weit dieser Misserfolg vorhersehbar<br />

war.<br />

Ein weiterer Risikofaktor <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Literatur bis jetzt noch keine Beachtung gefunden<br />

hat, könnte die immer stärkere Verbreitung <strong>von</strong> Heimkinoanlagen in den privaten Haushalten<br />

sein. Für Besitzer dieser Heimkinosysteme ist es nicht mehr unbedingt notwendig<br />

den Film im Kino zu sehen. Die Toneffekte können dank dolby-digital auch zu Hause<br />

erreicht werden. Lediglich die Spezialeffekte kommen auf den, im Verhältnis zu den<br />

Multiplex-Kinos, kleinen Fernsehbildschirmen und Leinwänden noch nicht so gut zur<br />

Geltung. Es müsste demnach überprüft werden in wie weit die Heimkinosysteme die<br />

Bevölkerung aus den Kinos fernhält.<br />

4.2 Empfehlung<br />

Für das Management <strong>von</strong> Spielfilmproduktionen ist es <strong>von</strong> Bedeutung zu erkennen,<br />

das <strong>der</strong> Einsatz <strong>von</strong> Star und ein hohes Produktionsbudget noch keinen Kassenerfolg<br />

garantieren. Aufgrund <strong>der</strong> Imageübertragung und <strong>der</strong> positiven Promotion für den Film<br />

können Star jedoch benötigt werden.<br />

Bevor die Studios solche Überlegungen anstellen, sollten sie sich zunächst den Konsumenten<br />

zuwenden und herausfinden welche Filme, welches Potential in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

haben. Das Verständnis für das Qualitätsempfinden des Konsumenten ist die


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 26<br />

Grundvoraussetzung für erfolgreiche Filme. Wie oben schon dargestellt ist eine genau<br />

Vorhersage des Geschmacks des Publikums jedoch nicht möglich, da dieser sich im<br />

laufe <strong>der</strong> Dreharbeiten verän<strong>der</strong>n kann.<br />

Die Studios sollten demnach nicht zwei Stars nehmen, eine Geschichte dazu erfinden<br />

und das ganze mit einer riesigen Werbekampagne in die Kinos bringen. Ein Weg zum<br />

Erfolg könnte z.B. sein, die Bedürfnisse einer bestimmten Zielgruppe aufzunehmen,<br />

eine entsprechende Geschichte dazu schreiben o<strong>der</strong> einkaufen, sorgfältig über den<br />

Einsatz <strong>von</strong> Stars nachdenken (wenn die Geschichte stark genug ist darauf zu verzichten),<br />

einen qualitativ hochwertigen Film zu produzieren, diesen in <strong>der</strong> Zielgruppe mittels<br />

Werbung bekannt zu machen.<br />

Die großen US-Studios könnten sich in diesem Zusammenhang ein Beispiel an den<br />

weitaus kleineren europäischen Studios nehmen. Diese verzichten in den letzten Jahren<br />

auf die große Massenunterhaltung nach dem Schema Gut gegen Böse und das<br />

Gute gewinnt, son<strong>der</strong>n Drehen Filme mit Anspruch und Tiefgang, die ihren eigenen<br />

Charme entwickeln und so ein großes Publikum begeistern. Beispiele dafür wären<br />

„Good Bye Lenin“ und „Die fetten Jahre sind vorbei“. Es sieht danach aus, als ob <strong>der</strong><br />

Zuschauer nicht mehr ausschließlich unterhalten werden, son<strong>der</strong>n auch etwas zum<br />

nachdenken möchte. Die Studios sollten also auf eine ausgewogene Mischung ihres<br />

Filmangebots achten.


<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinofilmen</strong> 27<br />

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