1 9 . JUNI – GRAZ - Styriarte
1 9 . JUNI – GRAZ - Styriarte
1 9 . JUNI – GRAZ - Styriarte
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P.B.B. GZ 02Z031401 M VERLAGSPOSTAMT 8010 <strong>GRAZ</strong> ERSCHEINUNGSORT <strong>GRAZ</strong> NR. 2/2007 ¤ 1,<strong>–</strong><br />
styriarte 2007<br />
Die steirischen Festspiele<br />
22. 19. <strong>JUNI</strong> <strong>–</strong> <strong>GRAZ</strong> <strong>–</strong> 22 27. . JULI<br />
1
So bunt wie heuer war die<br />
styriarte noch nie. Nicht<br />
nur das Cover-Bild meine<br />
ich, sondern mehr noch die<br />
Inhalte unseres Festivals, und<br />
das ist nun kein Zufall, sondern<br />
Programm: Die styriarte 2007<br />
sucht Europa und fi ndet eine<br />
ganz große kulturelle Vielfalt,<br />
ein schillerndes Mosaik, das den<br />
Kontinent ausmacht und seine<br />
Bewohner prägt. Unsere Suche führt an die<br />
geographischen Ränder ebenso wie in die<br />
Tiefe der Geschichte. Und so kommt es, dass<br />
in unserem Programm 2007 so merkwürdige<br />
und hierzulande kaum je gehörte Ereignisse<br />
erlebbar sein werden wie ein athenisches<br />
Symposion aus dem fünften vorchristlichen<br />
Jahrhundert oder Rekonstruktionen<br />
der Musik der Wikinger. Oder Musik der<br />
europäischen „Ureinwohner“, archaische,<br />
aber immer noch lebendige Traditionen wie<br />
etwa die Musik der Sami aus Lappland.<br />
Oder Kompositionen der letzten Sultane des<br />
osmanischen Reiches aus der Zeit um 1900.<br />
In der Mitte der styriarte steht freilich<br />
wie immer die große Tradition unserer<br />
EDITORIAL<br />
mit tel europäischen Kunstmusik,<br />
die Nikolaus Harnoncourt<br />
gemein sam mit seinen Freunden<br />
und Mitstreitern unvergleichlich<br />
zum Ereignis machen<br />
wird. Beethoven, der Herold<br />
einer freien, gleichberechtigten,<br />
brüderlichen europäischen<br />
Gesellschaft, steht im Mittelpunkt<br />
dieser Programme, und er<br />
steht auch im Mittelpunkt der<br />
Arbeit von Nikolaus Harnoncourt im Rahmen<br />
der styriarte 2007. Wenn die styriarte<br />
dann mit Beethovens Neunter Symphonie<br />
ausklingt, deren letzter Satz zur Hymne der<br />
Europäischen Union avanciert ist, dann<br />
werden jene, die mit uns über vier Wochen<br />
lang auf der Suche nach dem Mythos Europa<br />
waren, kaum in feierlicher Ergriffenheit<br />
erstarrt sein, sondern Beethovens Utopie als<br />
Ziel in weiter Ferne, vielleicht erreichbar,<br />
verstehen.<br />
Dieses Heft sollte unserem Publikum<br />
als europäische Wanderkarte dienlich sein.<br />
Ich wünsche beim Lesen und dann beim<br />
Gehen viel Vergnügen!<br />
Ihr Mathis Huber<br />
INHALT<br />
Thema: Wanted Europa 4<br />
Die Jahreszeiten des Nikolaus Harnoncourt 8<br />
Die styriarte im Beethoven-Fieber 10<br />
Land der Griechen: EYRVPH 12<br />
Collegeboys: Die King’s Singers 14<br />
Stimmen: Europa lernt singen 14<br />
Die Familie Melani / EUR-OPER: Prinzessin spurlos verschwunden? 16<br />
Mozart-Zone: Endlich Mozart 18<br />
Orient: Sei doch kein Muselmann… 20<br />
Senta Berger und Otto Schenk lesen: Der Atem der großen Städte 22<br />
Markus Schirmer: „…ein einzigartiger Neuerer!“ 24<br />
Spielplan der styriarte 2007 26<br />
Kolumbus: Vom Mann, der die Grenzen der Welt verschob 28<br />
Die Wende: Europa anno 1600 30<br />
Orgel-Spiel: 1:0 für Bach 32<br />
Bluetooth & Wikinger: Neues aus dem wilden Norden 34<br />
European Song Contest: Ein Wunschkonzert mit Voting 36<br />
Portrait: Das Querweltein der Lydia Vierlinger 38<br />
Jubilar Gösta Neuwirth: Brücken zwischen den Zeiten 39<br />
styriarte-Landpartie: Ora et labora 40<br />
Tipps: Was man nicht versäumen sollte 42<br />
Hauptsponsor: Die Raiffeisen-Landesbank als Kunstsponsor 45<br />
recreation 07/08: Leidenschaft zwischen Barock und Hollywood 46<br />
styriarte 2008: Nikolaus Harnoncourt dirigiert/inszeniert „Idomeneo“ 49<br />
Service 50<br />
IMPRESSUM: Medieninhaber: Steirische Kulturveranstaltungen GmbH<br />
A-8010 Graz, Sackstraße 17 • Telefon: 0 316.825 000 • Fax: 0 316.825 000.15 • www.styriarte.com<br />
Layout: Cactus Communications>Design • Druck: Medienfabrik Graz<br />
3<br />
Die styriarte<br />
wird möglich durch<br />
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THEMA<br />
Eine kurze Geschichte über einen Kontinent. Von Thomas Höft<br />
Mit Abstand wird die Sache klarer. Mit großem Abstand. Wenn die Kameraaugen des Space-<br />
shuttles über die nächt liche Erde streifen, dann sehen wir es genau. Europa ist ein Lichter-<br />
meer. Millionen Lampen erhellen das Dunkel wie Sterne. Und wo es fi nster wird, ist Ozean, ist<br />
Afrika, ist tiefes Russland. Auf der Suche nach Europa fi nden wir: Zum Tag gemachte Nacht.<br />
Hier arbeiten Maschinen und Menschen auf engstem Raum. Hier hat die Gegenwart die Natur<br />
eingeholt und den Lichtschalter umgelegt. Hier leuchten künstliche Sonnen und erzählen<br />
vom einzigartigen Erfolg eines Modells: Des technischen Fortschritts und der Ökonomie.<br />
4<br />
Das zumindest sind wir. Aber sonst?
Was ist Europa? Eine so einfache<br />
Frage, und doch so<br />
schwer zu beantworten.<br />
„Europa ist die alte Welt“, würde ein<br />
moderner US-Amerikaner sagen. Ein<br />
Kontinent, der sich über Jahrtausende<br />
in Kriegen und Kämpfen erschöpft<br />
hat und seine Vergangenheit nicht<br />
abschütteln kann. „Europa ist der<br />
ewige Feind“, würde ein überzeugter<br />
Islamist sagen. Eine Gesellschaft, die<br />
die Grundlagen menschlicher Würde<br />
auf dem Altar des Kommerzes verkauft<br />
und verraten hat. „Europa ist<br />
ein Verwaltungsmoloch“, würde ein<br />
beliebiger Nationalist aus Österreich,<br />
Deutschland oder England behaupten.<br />
Eine künstliche Konstruktion,<br />
die das Eigene, die Heimat zwar im<br />
Munde führt, aber letztlich doch bedrohlich<br />
schwächt.<br />
Alle diese negativen Antworten<br />
haben etwas gemein. Sie nehmen<br />
Europa als machtpolitische Einheit<br />
an. Die geistigen Gründerväter des<br />
modernen Europa, die Menschen,<br />
die als erste eine positive Vision von<br />
Europa entwickelten, bewegten sich<br />
dagegen im Reich der Ideen. Wie der<br />
große Schriftsteller Victor Hugo, der<br />
Vordenker der Europa-Bewegung,<br />
auf der ersten Europakonferenz 1849<br />
in Paris: „Wir errichten die Vereinigten<br />
Staaten von Europa, die die<br />
Alte Welt krönen werden, so wie die<br />
Vereinigten Staaten von Amerika die<br />
Neue Welt krönen. Wir werden den<br />
Eroberungsgeist in Entdeckergeist<br />
umwandeln: wir werden die großzügige<br />
Brüderlichkeit der Nationen<br />
pfl egen statt der entsetzlichen Bruderschaften<br />
der Kaiser, wir werden<br />
ein Vaterland ohne Grenzen haben,<br />
einen Staatshaushalt ohne Schmarotzertum,<br />
Handel ohne Zoll. Auf<br />
die Welt wird eine Lichtwelle treffen.<br />
Und was ist dieses Licht? Es ist die<br />
Freiheit. Und was ist diese Freiheit?<br />
Es ist der Friede.“<br />
Können wir das glauben? Wird<br />
man uns das glauben? Aus dem<br />
Weltall betrachtet, ist Victor Hugos<br />
Lichtwelle Wirklichkeit geworden,<br />
wenn auch nicht in dem Sinne, wie<br />
er es sich erträumte. Mit beiden<br />
Beinen auf der Erde aber machen<br />
wir uns auf, Spuren von Europa zu<br />
fi nden, um dem Kontinent näher zu<br />
kommen. Und schlagen zuerst einen<br />
geologischen Atlas auf.<br />
THEMA<br />
Auf der Landkarte<br />
Als sich die ersten Menschen aus<br />
Afrika aufmachten, auf zwei Beinen<br />
die Erde zu besiedeln, vor etwas mehr<br />
als einer Million Jahren, arbeiteten<br />
sie sich an Flüssen und Küsten in<br />
subtropischem Klima voran. Der<br />
Norden lag da noch unter Eis. Aber<br />
die kontinentale Gestalt war der<br />
heutigen schon sehr ähnlich. Ihr<br />
Name: Eurasien. Eine Landmasse,<br />
die nach Westen und nach Osten hin<br />
besiedelt werden konnte. In lebensfreundlich<br />
gemäßigt warmem Klima,<br />
mit frischem Wasser, mit Tälern, die<br />
Schutz boten, mit einem reichhaltigen<br />
Nahrungsangebot. Jedenfalls in<br />
guten Zeiten.<br />
Die ersten Europäer und die ersten<br />
Asiaten waren Gäste aus Afrika.<br />
Und weil die Geologie von Eurasien<br />
und das Klima so wechselhaft und<br />
veränderlich sind wie seit Urzeiten<br />
und bis heute, war die menschliche<br />
Besiedlung des Nordens ein über<br />
hunderttausende von Jahren währender<br />
Kampf zwischen Hitze und<br />
Eis, Flut und Dürre. Und was uns<br />
heute so unveränderlich, so klar umrissen<br />
und geographisch eindeutig<br />
anmutet, ist in Wirklichkeit nur ein<br />
Wimpernschlag der Weltgeschichte,<br />
ein Standbild aus einem sich ständig<br />
weiter verändernden Prozess.<br />
Wenn wir also von Europa reden,<br />
von seiner Lage, seinen Menschen,<br />
ist es gut, sich dieser grundsätzlichen<br />
Relativität bewusst zu werden.<br />
Wir bewegen uns sprichwörtlich auf<br />
dünnem Grund. Und die Mächte der<br />
Natur sind stark. Als Erwärmung<br />
und Dauerregen weite Teile der<br />
Nordseeküste wegspülen ließ, löste<br />
das vor weniger als 2000 Jahren<br />
eine Völkerwanderung aus, die die<br />
gesellschaftlichen und politischen<br />
Verhältnisse des ganzen Kontinents<br />
umstürzte. Das ist nicht einmal in<br />
menschlicher Zeitrechnung wirklich<br />
lange her.<br />
So müssen wir also, wenn wir<br />
von einem Kontinent reden, vor<br />
allem vom Wandel reden. Selbst<br />
scheinbar so klare Fakten wie die<br />
Geographie und das Klima schaffen<br />
keine Sicherheit. Unser Europa<br />
ist ein Übergangsstadium. Und wir<br />
sind Gäste. Eingewanderte, Ausgewanderte,<br />
Vertriebene, Vermischte.<br />
5<br />
Der Europäer ist ein Konglomerat.<br />
Und auf der geologischen Landkarte<br />
werden wir es nicht fi nden. Europa<br />
gibt es nicht.<br />
Wenn der Atlas aber keine Antworten<br />
gibt, muss es das Reich der Ideen<br />
sein, in dem Europa zu fi nden ist. In<br />
Geschichten, Mythen, Namen.<br />
Die beiden Europa<br />
Auf der Suche nach Europa begegnen<br />
wir einer Frau. Sie ist eine<br />
Prinzessin. Ihr Vater Phoenix nannte<br />
sie Europa. Als sie eines herrlichen<br />
Tages von Nymphen begleitet auf einer<br />
schattigen Wiese Blumen pfl ückt,<br />
entbrennt Göttervater Zeus vor<br />
Begehren. Und es geht ihr wie vielen<br />
Mädchen zuvor und danach. Der Gott<br />
muss sie haben und ersinnt eine List.<br />
Denn weder will er seine eifersüchtige<br />
Frau auf ein neues Abenteuer<br />
aufmerksam machen, noch kann<br />
eine Sterbliche den Anblick Gottes in<br />
seiner wahren Gestalt unbeschädigt<br />
aushalten. Und so verwandelt er sich<br />
in einen weißen Stier. Aus seinen<br />
Nüstern atmet er Krokusse. Und als<br />
Europa diese pfl ückt, fällt sie dem<br />
Stier anheim. Auf seinem Rücken<br />
trägt er die Schöne nach Kreta, wo<br />
sie ihm drei Söhne schenkt. Zur Tarnung<br />
seiner Begierden hat er sie mit<br />
König Asterios verkuppelt. Doch was<br />
die Welt für Königssöhne hält, sind<br />
in Wirklichkeit Götterkinder.<br />
So tritt Europa zum ersten Mal in<br />
die Geschichte. Als Erzählung. In einer<br />
Zeit, in der sich jene Gesellschaft<br />
formiert, der wir Europäer von der<br />
Philosophie über die Religion bis hin<br />
zur Demokratie unser Wesen verdanken.<br />
Das antike Griechenland ist auf<br />
dem Weg zur geistigen Weltmacht.<br />
Und ihr erster großer Dichter, Hesiod,<br />
formuliert im 7. Jahrhundert v. Chr.<br />
den Mythos von der schönen Europa<br />
zum ersten Mal. In einem Fragment<br />
ist die Geschichte erhalten, in jener<br />
Urform, die wir eben erzählten.<br />
Was für eine offene, zauberische<br />
Geschichte. Sie deutet nicht, sondern<br />
lässt der Phantasie Raum. Geht Europa<br />
freiwillig mit dem Stier? Oder<br />
wird sie geraubt? Ist sie so hingerissen<br />
von der Kraft und dem Wesen<br />
des Gottes, dass sie ihn fl ammend<br />
begehrt? Oder wird sie vergewaltigt?
Fortsetzung von Seite 5<br />
Spätere Dichter werden immer neue<br />
Versionen der Geschichte erfi nden.<br />
Europa bekommt andere Väter, noch<br />
mehr Söhne werden ihr zugeschrieben.<br />
Und für jede glückliche oder<br />
brutale Wendung und Möglichkeit<br />
in der Geschichte gibt es Beispiele.<br />
Mit einem einzigen Problem: Diese<br />
Europa ist <strong>–</strong> so ganz am Beginn der<br />
Mythologie, noch gar nicht die Namensgeberin<br />
unseres Kontinents.<br />
Hesiod kennt und nennt nämlich<br />
noch eine zweite Europa. In seinem<br />
Hauptwerk, der „Theogonie“, heißt<br />
so eine Flussnymphe, eine der Ozeaniden.<br />
Und sie verleiht dem Fluss<br />
Europos ihren Namen, der um den<br />
Olymp herumfl iesst. Doch warum<br />
ist einer der Flüsse am Olymp so<br />
wichtig für die alten Griechen, dass<br />
schließlich ein ganzer Kontinent<br />
nach ihm heißt?<br />
Antike Kampfbegriffe<br />
Im 6. Jahrhundert v. Chr. hatte<br />
Hecataeus von Milet als erster die<br />
damals bekannte Welt in zwei Teile<br />
geteilt: das warme Asia und das<br />
kalte Europa. Die Grenze bildete der<br />
Fluss Don. Diese Geographie war vor<br />
allem eigene Positionsbestimmung.<br />
Eine Geographie gegen etwas. Dieses<br />
Etwas war für die Griechen das persische<br />
Großreich. Im ständigen Krieg<br />
gegen die Perser entwickelte sich<br />
die Hochkultur der griechischen<br />
Stadtstaaten. Und so wurde Europa<br />
ein politischer Kampfbegriff:<br />
Wir = Europa gegen die anderen =<br />
Asia. Kontinente zu erfi nden und<br />
zu benennen ist also nichts anderes<br />
als Politik. Die antiken Griechen<br />
meinten mit Europa nichts anderes<br />
als Griechenland selbst. Genau deshalb<br />
heißt es nach dem olympischen<br />
Fluss, der ihren zentralen, heiligen<br />
Berg umfl ießt.<br />
THEMA<br />
Aber so stark das politische Interesse<br />
auch sein mochte, ein klar<br />
umrissenes griechisches Europa zu<br />
konzipieren, gab es da auch immer<br />
noch die andere, die mythische Europa.<br />
Die Figur aus einem ganz anderen<br />
Wissen als der Sphäre der Machtpolitik.<br />
Schon ihr Name „Europa“ ist<br />
viel älter als ihre erste Erwähnung<br />
durch Hesiod. Weil das, was wir als<br />
die griechische Wurzel unserer Kultur<br />
begreifen, sich ebenso aus viel<br />
älteren Schichten und Einfl üssen zusammensetzt,<br />
die weder griechisch<br />
noch europäisch sind. Sie stammen<br />
viel mehr aus den ältesten Bereichen<br />
der Hochkultur. Jenen Orten an Nil,<br />
Euphrat, Tigris und Ganges, an denen<br />
Menschen zum ersten Mal sesshaft<br />
wurden, um Ackerbau und Viehzucht<br />
zu betreiben. Diese frühen Stadtgesellschaften<br />
schufen sich Götter, die<br />
den Kreislauf des Lebens überhöhten.<br />
Starke Bilder für starke Mächte,<br />
die beschworen und somit scheinbar<br />
kontrolliert werden konnten.<br />
Und immer wieder geht es dabei<br />
um Fruchtbarkeit. Fruchtbarkeit in<br />
Gestalt des Weiblichen. Gottheiten<br />
wie die Aphroditen, ganz Natur, ganz<br />
Erde. Und dazu männliche Antagonisten,<br />
potent und stark. Dass eine<br />
Viehzüchterkultur als Urbild des<br />
Männlichen, als Symbol für Potenz<br />
den Stier wählt, kann dabei nicht verwundern.<br />
Und so gibt es schon lange<br />
vor dem Aufstieg der griechischen<br />
Kultur Göttinnen, die von Stieren<br />
begleitet werden. Manchmal heißen<br />
die sogar Europa mit Beinamen.<br />
Ein wichtiges Zentrum des Stierkultes<br />
um die Fruchtbarkeit war das<br />
minoische Kreta, eine Seefahrerkultur,<br />
viel älter als die griechischen<br />
Stadtstaaten. Wir erinnern uns, dass<br />
Hesiod Zeus die Europa nach Kreta<br />
bringen lässt. Nicht zufällig. Denn<br />
dort ist die Stierfrau daheim, von<br />
dort kommt sie in die hellenische<br />
Kultur. Als die Dorer Kreta überfallen<br />
und die minoische Kultur besiegen,<br />
nehmen sie mit vielen weiteren<br />
kulturellen Erkenntnissen auch den<br />
Stierkult nach Griechenland mit.<br />
Und so ist Europa tatsächlich eine<br />
Geraubte. Eine Fremde in Europa.<br />
Ein transferierter Kult, den eine Militärmacht<br />
mitführt. Aber ein Kult<br />
mit Kraft. Der eine solche Stärke hat,<br />
dass er über Jahrhunderte nachwirkt.<br />
6<br />
Und ganz wichtig: Europa ist eine<br />
Frau. Denn die Erde, die Kontinente,<br />
die Böden selbst sind weiblich. Die<br />
große Mutter, die Pfl anzen und Tiere<br />
hervorbringt, die Frucht gebiert und<br />
Leben möglich macht, braucht einen<br />
Schoß. Und so kann ein Kontinent<br />
nichts anderes sein als eine Gebärerin.<br />
Dieses archaische Europabild, das<br />
Mythische, Religiöse, Imaginäre ja<br />
Künstlerische begleitet das Geographisch-Politische<br />
ständig. Konterkariert,<br />
konfrontiert es. Scheint untergründig<br />
mitzulaufen, auf einer anderen<br />
Ebene. Von Politikern und Tyrannen<br />
der Antike oft verspottet und<br />
verlacht, die sich darüber mokieren,<br />
dass die entführte Europa möglicherweise<br />
Phönizierin gewesen sei, eine<br />
Asiatin also; völlig unwürdig, einem<br />
so hehren Kontinent den Namen zu<br />
schenken. Und doch ist es ihr Mythos,<br />
der sich schließlich als Gründungsgeschichte<br />
des Kontinents durchsetzt.<br />
Als die griechische Macht zerfällt<br />
und niemand mehr den kleinen Fluss<br />
am Olymp zu nennen weiß, ist es die<br />
Frau mit dem Stier, die im kulturellen<br />
Gedächtnis bleibt.<br />
Europäische Expansionen<br />
Es ist dieser untergründige Streit<br />
zwischen beiden Europabegriffen, des<br />
Mythischen und des Machtpolitischen,<br />
der sich durch den Gang der Geschichte<br />
fortsetzt. Man mag sogar behaupten,<br />
dass sich gerade in ihm die Geschichte<br />
unseres Kontinents <strong>–</strong> die Geschichte der<br />
Schrecken und der Schönheit <strong>–</strong> ganz<br />
grundsätzlich spiegelt.<br />
Als Begriff eines positiven „Wir“<br />
gegen die feindlichen „Anderen“ bleibt<br />
das politische „Europa“ gerade im Verhältnis<br />
zum Osten eine Kampfparole.<br />
Nur dass Perser durch Moslems ersetzt<br />
werden. Nicht zufällig werden<br />
zum ersten Mal seit der Antike nach<br />
der Schlacht bei Tours und Poitiers,<br />
in der Karl Martell die vorrückenden<br />
Moslems zurückschlug, die Sieger „Europenses“<br />
genannt. Von den Moslems<br />
übrigens, was zeigt, dass Abgrenzungsideologien<br />
immer auch gegenseitig<br />
funktionieren. Und mögen sich<br />
die Fürstenhäuser und Reiche noch<br />
so sehr bis aufs Blut bekriegen, in der<br />
Abgrenzung zu den muslimischen<br />
Staaten sind sie Europa.
Europa ist das Abendland,<br />
das gegen den<br />
Orient, das Morgenland,<br />
zum Kampf bereit steht.<br />
So ist die Geburt des<br />
nachantiken Europa eine<br />
Geburt aus den Kreuzzügen.<br />
Aber auch der mythische<br />
Begriff wirkt weiter.<br />
Gerade Ovids Metamorphosen,<br />
die eine besonders<br />
poetische Fassung<br />
der Geschichte von Jupiter<br />
und Europa bergen,<br />
werden oft gelesen und<br />
kommentiert. Und da<br />
schwingt ein ganz anderer<br />
Tonfall hinein, wenn<br />
der Stier schon im 11.<br />
Jahrhundert als „Lamm<br />
Gottes“ gedeutet wird,<br />
der die Seele Europa über<br />
das Meer trägt. Was kann<br />
diese Geschichte denn<br />
anderes bedeuten, meinen die Mönche,<br />
als dass hier schon in vorchristlicher<br />
Zeit eine Vision aufscheint, in<br />
der Gott sich als Schützer und Vater<br />
Europas beweist?<br />
Die mythische Europa trägt kraft<br />
der Poesie eine so fundamentale Botschaft,<br />
dass der Nachhall aus den Urzeiten<br />
menschlicher Gemeinschaft<br />
weiter spürbar bleibt. Und gerade<br />
deren Diskrepanz zum Kampfbegriff<br />
Europa ist schließlich der Anstoß,<br />
offensiv nach einem alternativen<br />
Europa zu fahnden. Dem Europa der<br />
Utopie. Das auf keiner Landkarte<br />
außer auf der des Geistes zu fi nden<br />
ist. Das nicht räumlich isoliert werden<br />
muss, sondern eine ehrenwerte<br />
Haltung ist.<br />
Utopie Europa<br />
Dieses utopische Europa entsteht<br />
nicht zufällig, nachdem sich<br />
Humanisten und Denker neu der<br />
Antike zuwenden. Als Maler und<br />
Komponisten die Figur der Europa<br />
neu entdecken. Und während die<br />
Künstler in der Darstellung körperlicher<br />
Schönheit und Stiereskraft<br />
schwelgen, während Europa<br />
die Stimme einer Sopranistin der<br />
neuen italienischen Oper verliehen<br />
wird, versuchen Dichter und Philosophen,<br />
ihre Leser auf ein einiges<br />
THEMA<br />
Europa einzuschwören. Ein Europa<br />
der Ideen und Möglichkeiten. Und<br />
nach jedem verheerenden Krieg werden<br />
die Argumente dringlicher. Sie<br />
gipfeln im Humanismus der Aufklärung<br />
eines Immanuel Kant, der in<br />
seiner Schrift „Zum ewigen Frieden“<br />
ganz auf eine Glaubensbindung<br />
verzichten kann und ein für alle<br />
Weltbürger gleichermaßen gültiges<br />
System eines gerechten Friedens auf<br />
der Grundlage von Rechtsstaatlichkeit<br />
und ganz allgemeinen Werten<br />
und Menschenrechten entwirft. Dieses<br />
Europa des Geistes braucht und<br />
kennt keine Gegner mehr, sondern<br />
nur allgemeine Regeln für jeden<br />
Menschen. Es ist genau dieser Geist,<br />
in dem die aufgeklärten Komponisten<br />
der neuen Klassik und Empfi ndsamkeit<br />
in der Sprache der Töne<br />
die Allgemeinverständlichkeit, das<br />
Allgemeinmenschliche suchen und<br />
ausdrücken wollen. In Klängen, die<br />
keiner nationalen Sprachen bedürfen,<br />
um verstanden zu werden, sondern<br />
gültig und grundsätzlich von<br />
und mit jedem Menschen reden.<br />
Die politische Gewalt geht jedoch<br />
andere Wege. Aus dem Absolutismus<br />
erwachsen radikale Gewaltmonopole.<br />
Und das Erbe der Französischen Revolution<br />
sind bösartige Nationalismen,<br />
die auf geradem Wege in die schrecklichsten<br />
Kriege der Weltgeschichte<br />
7<br />
Entführung Europas<br />
durch den Stier,<br />
griechische antike<br />
Vasenmalerei<br />
führen. Es hat der völligen<br />
Verwüstung Europas<br />
in zwei Weltkriegen bedurft,<br />
bis sich die Staaten<br />
vorsichtig und langsam,<br />
mehr unter ökonomischen<br />
Rechtfer tigungsgründen<br />
denn aus innerer<br />
Leidenschaft, zu einer EuropäischenWirtschaftsgemeinschaftzusammenschlossen.<br />
Dabei ist es<br />
vielleicht wohltuend,<br />
dass die sem Zusammenschluss<br />
Vernunft und<br />
Vorsicht die Richtung<br />
vorgaben und nicht der<br />
ideologische Kampfbegriff.<br />
Und so wird man<br />
ganz besonders hellhörig, wenn in der<br />
Diskussion über den Beitritt von osteuropäischen<br />
Ländern und der Türkei<br />
erneut ein Europabegriff Gestalt annimmt,<br />
der aus der inzwischen vertrauten<br />
kämpferischen Abgrenzungsrhetorik<br />
entstanden ist.<br />
Das andere Europa aber war und<br />
ist immer auch da. Als Geschichte der<br />
mythischen Verbindung zwischen einer<br />
Frau und einem Stier, die auf den<br />
Urgrund menschlicher Kultur zurückweist.<br />
Eine Geschichte, die viele<br />
Maler, Dichter und Musiker anregte,<br />
das Geheimnis von Verzauberung<br />
und Verführung zu beschreiben.<br />
Eine Geschichte, die so ganz und gar<br />
nichts Kämpferisches hat, nichts Abgrenzendes,<br />
Eigensüchtiges, sondern<br />
eine ewige Faszination behandelt.<br />
Und die über den Mythos hinaus<br />
viel allgemeiner eine ganz besondere<br />
Macht beweist: Die Macht der Poesie,<br />
die tatsächlich stärker sein könnte<br />
als Machtpolitik.<br />
Es ist diese Frau, die unserem<br />
Kontinent den Namen gab. Europa<br />
ist ein bildhaftes, symbolisches, vitales<br />
Märchen. Eine Vorstellung. Die<br />
immer wieder gesucht werden muss,<br />
neu gedichtet, neu komponiert, neu<br />
gemalt, um als mehr zu existieren als<br />
das Lichtermeer, das ins Universum<br />
funkelt. Auch und gerade von uns.
Nikolaus Harnoncourts<br />
neue Deutung der<br />
„Zauberfl öte“, Mitte Februar<br />
in Zürich aus der<br />
Taufe gehoben, gab der<br />
versammelten Musikkritik wieder<br />
einmal die Gelegenheit, am Dirigat<br />
des Grazer Maestro herbstliche Milde<br />
zu konstatieren. „Altmeisterliche<br />
Tempi“ registrierte die Frankfurter<br />
Allgemeine Zeitung und blies damit<br />
ins gleiche Horn wie die „Opernwelt“<br />
nach Harnoncourts Salzburger „Titus“:<br />
„Melancholische, mitunter versöhnliche<br />
(Alters-) Milde“ lautet hier<br />
die Formel, auf die man den „späten“<br />
Harnoncourt reduzieren möchte.<br />
Nikolaus Harnoncourt 1966 in Wien,<br />
bei der Aufnahme von Monteverdis<br />
„Marienvesper“<br />
Doch ist dies wirklich so? Das Grazer<br />
Publikum weiß es besser. Alljährlich<br />
bei der styriarte erlebt es seinen<br />
Maestro im zweiten Frühling.<br />
Haydns Jahreszeiten<br />
Wenn Haydn auf dem styriarte-<br />
Programm steht, wirkt Harnoncourt<br />
besonders jugendfrisch und neugierig<br />
<strong>–</strong> wie angesteckt vom Genie des<br />
ewig jungen alten Mannes, der nie<br />
ein „Papa Haydn“ war. Die Steirer<br />
konnten seine Haydn-Explosionen<br />
schon oft miterleben: bei den Pariser<br />
Sinfonien und den späten Messen, im<br />
Orlando Paladino und in der Armida.<br />
Da sitzt jede Pointe, jede komponierte<br />
Überraschung wird genüsslich<br />
ausgekostet, da stimmen der Gestus,<br />
die Pfi ffi gkeit und Vitalität, vor allem<br />
aber die Naturbilder, die der Meister<br />
HARNONCOURT<br />
aus Rohrau sein Leben lang so begeistert<br />
aufs Notenpapier bannte.<br />
Keiner kann sie so authentisch in<br />
Klang verwandeln wie Nikolaus<br />
Harnoncourt. Dies hat sicher nicht<br />
nur mit minutiösem<br />
Studium der Partituren<br />
zu tun, sondern auch mit<br />
gemeinsamen Wurzeln:<br />
der Liebe zur österreichischen<br />
Landschaft und<br />
dem fl ammenden Ernst<br />
im Dienste der Kunst.<br />
In seinem Oratorium<br />
„Die Jahreszeiten“ gipfeln<br />
die Kunst des Naturmalers<br />
Haydn und seine<br />
Verherrlichung des tätigen<br />
Menschen. Obwohl<br />
im Herbst des eigenen<br />
Lebens komponiert, sind<br />
sie so jugendfrisch wie keines seiner<br />
Frühwerke. Nikolaus Harnoncourt<br />
wird sie heuer bei der styriarte dirigieren<br />
und alle herbstliche Milde<br />
hinter sich lassen.<br />
Nikolaus und Alice Harnoncourt<br />
1991 in Salzburg<br />
Frühling mit Vivaldi<br />
Vor 30 Jahren hätte gerade im<br />
Zusammenhang mit Harnoncourt<br />
niemand von „versöhnlicher Milde“<br />
8<br />
Von Josef Beheimb<br />
gesprochen. Damals legte der Concentus<br />
Musicus gerade seine radikale<br />
Neudeutung der „Vier Jahreszeiten“<br />
von Vivaldi vor, mit Nikolaus Harnoncourt<br />
als Spiritus rector am Cello<br />
und seiner Ehefrau Alice in der mitreißend<br />
musizierten Partie der Sologeige.<br />
Was da durch die Lautsprecher<br />
gesitteter 70er-Jahre-Wohn zim mer<br />
tönte, war so drastisch bildhaft in<br />
jeder Note, so fernab vom<br />
Klischee süßer italienischerSommerlandschaften<br />
unter pastos aufgetragenemStreicher-Himmelblau,<br />
dass man seinen Ohren<br />
kaum traute. Die Bildhaftigkeit<br />
barocker Musik,<br />
von Harnoncourt auf die<br />
Mattheson’sche Formel<br />
von der „Klangrede“ gebracht,<br />
war noch nie zuvor<br />
so plastisch ausgedrückt<br />
worden. Bei der styriarte<br />
2007 gibt es einen Nachklang<br />
dieser legendären Aufnahme:<br />
Mit glieder des Concentus<br />
Musi cus spielen Vivaldis<br />
„Herbst“ mit Erich Höbarth<br />
an der Sologeige in einem<br />
frühlingsfrischen Programm<br />
aus Vivaldikonzerten.<br />
Hitzeschlacht um<br />
Bach und Beethoven<br />
Die sommerliche Hitzeschlacht<br />
um Harnoncourt<br />
entbrannte erst, als er<br />
sich an den Musikheiligen<br />
Deutschlands und Österreichs „verging“,<br />
an Bach und Mozart. Die<br />
Jünger von Karl Richter und Karl<br />
Böhm wünschten den unbequemen<br />
Neudeuter zum Teufel, und auch<br />
Wolfgang Hildesheimer hörte, wenn<br />
er sich die Hölle vorstellte, etwas wie
eine Musik auf alten Instrumenten,<br />
„handgebastelt und missgestimmt<br />
von Harnoncourt“. Der Einzige, der<br />
in diesem Treibhaus der Anfeindungen<br />
kühlen Kopf bewahrte, war<br />
der Maestro selbst. Seinem Bach<br />
blieb er treu, mit seinem Züricher<br />
Monteverdi-Zyklus überholte er die<br />
Kritiker auf der Außenbahn und im<br />
Innern machte er sich auf zu Neuem:<br />
zu Beethoven.<br />
Im heißen Sommer 1990 wurden<br />
die Grazer zu Zeugen einer legendären<br />
Serie: Harnoncourt führte mit<br />
dem Chamber Orchestra of Europe<br />
alle Beethoven-Sinfonien auf. Der<br />
CD-Mitschnitt dieser Konzerte gilt<br />
bis heute als Meilenstein der Beethoven-Deutung,<br />
so stürmend und<br />
drängend, hitzig und wild legte<br />
Harnoncourt seinen Beethoven<br />
Nikolaus und Alice Harnoncourt<br />
2003 in der Grazer Helmut-List-Halle<br />
an. 17 Jahre später kehrt er mit<br />
Beethoven im Gepäck in den heißen<br />
Grazer Sommer zurück. Auf dem<br />
Programm stehen dieses Mal die<br />
5. Sinfonie und die C-Dur-Messe,<br />
aber auch zwei Stücke, die selbst<br />
eingefl eischten Beethoven-Jüngern<br />
kaum bekannt sind: die Goethe-Vertonung<br />
„Meeresstille und glückliche<br />
Fahrt“ und das Oratorium „Christus<br />
am Ölberge“.<br />
Wer also wirklich meint, es sei<br />
herbstlich milde geworden um<br />
den musikalischen Schatzgräber<br />
Nikolaus Harnoncourt, der kann<br />
sich bei der styriarte 2007 ein Bild<br />
machen.<br />
FOTO: JOSEF POLLEROSS<br />
HARNONCOURT<br />
Fr, 22. / Sa, 23. & So, 24. Juni, 20 Uhr<br />
Helmut-List-Halle<br />
BEETHOVEN!<br />
Beethoven: Symphonie Nr. 5 in c, op. 67<br />
Meeresstille und glückliche Fahrt, op. 112<br />
Messe in C, op. 86<br />
Kleiter, von Magnus, Lippert, Smits<br />
Arnold Schoenberg Chor<br />
Chamber Orchestra of Europe<br />
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt<br />
Sa, 30. Juni & So, 1. Juli, 19 Uhr<br />
Stefaniensaal<br />
DIE JAHRESZEITEN<br />
Haydn: Die Jahreszeiten, Hob. XXI:3<br />
Kühmeier, Bostridge, Gerhaher<br />
Arnold Schoenberg Chor<br />
Concentus Musicus Wien<br />
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt<br />
Sa, 7. & So, 8. Juli, 20.30 Uhr<br />
Pfarrkirche Stainz<br />
CHRISTUS AM ÖLBERGE<br />
Schubert: Intende voci, D 963<br />
Beethoven: Christus am Ölberge, op. 85<br />
Aikin, Lippert, Boesch<br />
Arnold Schoenberg Chor<br />
Concentus Musicus Wien<br />
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt<br />
Do, 12. Juli, 20 Uhr<br />
Stefaniensaal<br />
LE STAGIONI<br />
Vivaldi: Fagottkonzert, RV 484 /<br />
Oboenkonzert, RV 449 / Doppel konzert<br />
für Oboe und Fagott, RV 545 /<br />
Lautenkonzert RV 93 / „Der Herbst“ aus:<br />
„Le Quattro Stagioni“, op. 8 u. a.<br />
Milan Turkovi ć, Fagott<br />
Hans-Peter Westermann, Oboe<br />
Luca Pianca, Laute<br />
Erich Höbarth, Violine & Leitung<br />
Mitglieder des Concentus Musicus Wien<br />
Karten & Informationen:<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />
9<br />
FOTO: KMETITSCH
BEETHOVEN<br />
Ludwig van Beethoven <strong>–</strong> Beherrscher der styriarte 2007. Von Josef Beheimb<br />
Lange genug hatten die Wiener<br />
Schwierigkeiten, seinen holländischen<br />
Namen richtig zu<br />
schreiben. Seine Sympathie konnten<br />
sie nie erobern, die Einheimischen der<br />
Donaumetropole, „elende egoistische<br />
Menschen.“ Den „vaterländischen<br />
Boden“ des Rheinlands vermisste er,<br />
Fr, 22. / Sa, 23. & So, 24. Juni, 20 Uhr<br />
Helmut-List-Halle<br />
BEETHOVEN!<br />
Beethoven: Symphonie Nr. 5 in c, op. 67<br />
Messe in C, op. 86 u. a.<br />
Kleiter, von Magnus, Lippert, Smits<br />
Arnold Schoenberg Chor<br />
Chamber Orchestra of Europe<br />
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt<br />
Mo, 2. & Di, 3. Juli, 20 Uhr<br />
Helmut-List-Halle<br />
WALDSTEIN-SONATE<br />
Beethoven: Waldsteinsonate u. a.<br />
Sonaten für Violoncello und Klavier<br />
Markus Schirmer, Klavier<br />
Danjulo Ishizaka, Violoncello<br />
FOTOS: KMETITSCH<br />
weil er ihm ein Nährboden für echte<br />
Freundschaft schien, wie sie in Wien<br />
unmöglich war. Ansonsten fühlte<br />
sich Beethoven nur einer einzigen<br />
Nation verpfl ichtet: der Menschheit<br />
als Ganzes. Und dies bedeutete in<br />
seiner Epoche: den Europäern.<br />
Seit dem Ausbruch der Französi-<br />
Sa, 7. & So, 8. Juli, 20.30 Uhr<br />
Pfarrkirche Stainz<br />
CHRISTUS AM ÖLBERGE<br />
Schubert: Intende voci, D 963<br />
Beethoven: Christus am Ölberge, op. 85<br />
Aikin, Lippert, Boesch<br />
Arnold Schoenberg Chor<br />
Concentus Musicus Wien<br />
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt<br />
So, 22. Juli, 11 Uhr<br />
Schloss Eggenberg<br />
EINFACH KLASSISCH<br />
Beethoven: Sonaten für Violine und Klavier<br />
Ernst Kovacic, Violine<br />
Christopher Hinterhuber, Klavier<br />
Wolfram Berger, Lesung<br />
So, 22. Juli, 20 Uhr<br />
Schlossbergbühne<br />
FREUDE SCHÖNER<br />
GÖTTERFUNKEN<br />
Beethoven: Wellingtons Sieg, op. 91 /<br />
Symphonie Nr. 9 in d, op. 125 u. a.<br />
recreation <strong>–</strong> GROSSES ORCHESTER <strong>GRAZ</strong><br />
Dirigent: Andrés Orozco-Estrada<br />
10<br />
Name: Ludwig van Beethoven.<br />
Staatsangehörigkeit:<br />
kurkölnisch.<br />
Abstammung: europäisch.<br />
Einer der Großväter war<br />
Holländer, der Rest der<br />
Familie entstammte der<br />
Völkermühle am Rhein.<br />
Spitzname: „Spagnolo“,<br />
der Spanier, wegen seiner<br />
dunklen Hautfarbe.<br />
schen Revolution durchzog der Krieg<br />
den Kontinent. Das Ringen um die<br />
Zukunft Europas nahm immer grausamere<br />
Formen an. Hier die Ideen der<br />
französischen Revolution, die sich<br />
unaufhaltsam ausbreiteten, dort<br />
die reaktionären Kräfte des Adels<br />
und des „Ancien régime“, die ebenso<br />
hartnäckig beharrten. Für Beethoven<br />
gab es nur eine Form von Adel: jenen,<br />
den man „durch Größe des Geistes<br />
und Güte des Herzens“ erwirbt.<br />
Wer so denkt, ist zum Revolutionär<br />
geboren. Schon zuhause in<br />
Bonn konnte das junge Genie den<br />
Kampf der Systeme am eigenen<br />
Leibe erfahren. Als die Armeen der<br />
Franzosen heranrückten und seinen<br />
kurfürstlichen Dienstherrn vertrieben,<br />
hatte er seine moralische<br />
Überzeugung längst gefunden: Er<br />
wollte der Menschheit beistehen<br />
und die Hymne einer neuen Zeit<br />
für sie anstimmen. „Nie, von meiner<br />
ersten Kindheit an, ließ sich mein Eifer,<br />
der armen leidenden Menschheit<br />
wo mit meiner Kunst zu dienen, mit<br />
etwas Anderm abfi nden,“ bekannte<br />
der Vierzigjährige später in einem<br />
Brief. In der Bonner Lesegesellschaft<br />
war er zum glühenden Anhänger der<br />
Aufklärung geworden, das „Kantfi eber“<br />
hatte ihn befallen und auf einen<br />
moralischen Imperativ verpfl ichtet,<br />
dem er in jeder Note seines Werkes<br />
treu bleiben sollte <strong>–</strong> bis hin zum Finale<br />
der 9. Sinfonie. Schillers „Ode<br />
an die Freude“ vertonte Beethoven<br />
so, als hieße sie wirklich, wie vom<br />
Dichter zeitweise intendiert, „Ode<br />
an die Freiheit“.<br />
Mit diesem berühmten Finale, der<br />
Hymne des vereinten Europa, klingt<br />
die styriarte 2007 aus, deren Thema<br />
die Suche nach Europa ist. Es ist der<br />
Schlussstein in einem Panorama gro-
ßer Beethovenwerke, die allesamt die<br />
Zukunft der Menschheit zum Thema<br />
haben <strong>–</strong> jenen prekären Kampf um<br />
Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit,<br />
der für die Europäer bis heute<br />
nicht abgeschlossen ist. Durch das<br />
Finale seiner 5. Symphonie ließ Beethoven<br />
den Freiheitsruf aus einer<br />
französischen Revolutionshymne<br />
tönen. Nikolaus Harnoncourt wird<br />
diese berühmteste aller Symphonien<br />
mit dem Chamber Orchestra of<br />
Europe aufführen, im Stefaniensaal,<br />
wie anno 1990 bei seiner legendären<br />
Einspielung. Mit auf dem Programm<br />
steht die C-Dur-Messe, op. 86, mit<br />
deren radikal neuer Textdeutung<br />
Beethoven seinen adligen Auftraggeber<br />
brüskierte: „Was hat er denn da<br />
wieder geschrieben!“ kommentierte<br />
Fürst Esterházy entrüstet die Uraufführung<br />
1807.<br />
Bis heute hat die provozierende<br />
moralische Kraft in Beethovens<br />
Musik nichts von ihrer Aktualität<br />
eingebüßt, schon gar nicht in einem<br />
Europa, das weiter um seine Einheit<br />
ringt. Um 1800 war es Bonaparte,<br />
der am Horizont erschien und den<br />
Traum von der Einheit erwachen<br />
ließ <strong>–</strong> einer Einheit nach demokratischen<br />
Prinzipien. Auch Beethoven<br />
schwärmte für den Korsen, den Konsul<br />
einer neuen, nicht mehr römischen<br />
oder französischen, sondern<br />
europäischen Republik. Doch dann<br />
krönte sich Napoleon zum Kaiser<br />
HARNONCOURT<br />
und Beethoven zerriss das Titelblatt<br />
der „Eroica“, die ursprünglich „Bonaparte“<br />
hatte heißen sollen. „Ist der<br />
auch nichts anderes als ein gewöhnlicher<br />
Mensch!“ rief der Komponist<br />
entrüstet aus. „Nun wird er auch alle<br />
Menschenrechte mit Füßen treten,<br />
nur seinem Ehrgeize frönen ... ein<br />
Tyrann werden!“<br />
Von der „Eroica“ bis zum musikalischen<br />
Schlachtengemälde „Wellingtons<br />
Sieg“ kämpfte Beethoven<br />
seinen ganz persönlichen Krieg mit<br />
Napoleon, den er am liebsten auf<br />
dem Schlachtfeld ausgetragen hätte.<br />
„Schade, dass ich die Kriegskunst<br />
nicht verstehe wie die Tonkunst, ich<br />
würde ihn doch besiegen!“ brummte<br />
der Komponist nach der Schlacht bei<br />
Jena. Deutlicher hätte der David der<br />
Musik dem Goliath der Politik seine<br />
Herausforderung nicht ins Gesicht<br />
schleudern können. Auch dies blieb<br />
seit Beethoven das höchste Anliegen<br />
der Künstler in Europa: der Politik<br />
unbeugsam zu widerstehen.<br />
Am Ende besiegten die vereinigten<br />
europäischen Nationen den Kaiser<br />
der Franzosen. Beethoven lieh ihrem<br />
Sieg ebenso heroische Töne wie ein<br />
Jahrzehnt zuvor dem strahlenden<br />
Helden Bonaparte. Damals, um 1813,<br />
erhob ihn die „allgemeine Stimme<br />
des In- und Auslandes“ zum ersten<br />
wahrhaft europäischen Künstler<br />
<strong>–</strong> europäisch in einem emphatischen,<br />
politisch-moralischen Sinne.<br />
11<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo. bis Sa.: 11 bis 24 Uhr<br />
Sonn- u. Feiertage geschlossen<br />
A-8010 <strong>GRAZ</strong>, Sackstraße 27<br />
Tel.: +43 316/829 109<br />
Fax: +43 316/824 993<br />
E-Mail: info@bruno.co.at<br />
www.bruno.co.at
Und an dem Ufer steh ich lange Tage,<br />
Das Land der Griechen mit der Seele suchend;<br />
Und gegen meine Seufzer bringt die Welle<br />
Nur dumpfe Töne brausend mir herüber.<br />
Goethe lässt es seine Iphigenie<br />
schöner sagen als jeder andere.<br />
Auf der wüsten Insel Tauris steht<br />
sie am Strand und denkt an Griechenland,<br />
ihre Heimat. Natürlich<br />
nicht das wahre Griechenland, sondern<br />
jenes, das der deutsche Dichter<br />
sich vorstellt: ein Symbol, eine<br />
Projektionsfl äche. Das klassische<br />
Griechenland steht am Beginn der<br />
europäischen Kultur, der europäischen<br />
Geschichte. Genau deshalb<br />
haben sich Europäer später immer<br />
wieder ihre eigene Idealvorstellung<br />
davon ausgemalt, glaubten dort etwas<br />
zu fi nden, was in ihrer eigenen<br />
Gegenwart verloren gegangen war:<br />
Demokratie, Schönheit, Glück und<br />
Wissen.<br />
Die großen gesellschaftlichen Revolutionen<br />
in Europa waren eng verknüpft<br />
mit einer Erinnerung an die<br />
griechische Antike. Die Renaissance,<br />
in der sich das moderne Individuum<br />
konstituierte, erhob die ausgegrabenen<br />
Skulpturen und Gebäude der<br />
antiken Bildhauer und Architekten<br />
zum „non plus ultra“ des eigenen<br />
Schaffens. Michelangelos Plastiken,<br />
Raffaels Portraits, Palladios Bauten<br />
waren Versuche, das antike Ideal<br />
wiederzubeleben, wenn möglich<br />
gar zu übertreffen. Und in den norditalienischen<br />
Akademien entstand<br />
die Kunstform der Oper, weil man<br />
versuchte, die antiken Dramen aufführbar<br />
zu machen. Man glaubte zu<br />
Recht, diese seien von Musik unterlegt<br />
gewesen. Da aber Noten nirgends<br />
aufzufi nden waren, komponierten<br />
Meister wie Monteverdi neue im<br />
klassischen Stil.<br />
Auch die Aufklärung im 18. Jahrhundert<br />
bezog sich intensiv auf die<br />
griechische Antike. Wenn Goethe<br />
sein hehres, ideales Menschenbild,<br />
das so sehr im Kontrast zum tat-<br />
LAND DER GRIECHEN<br />
sächlichen Tun seiner<br />
Zeit stand, an der Frau<br />
Iphigenie beweist, dann<br />
folgt er der Vision des<br />
Forschers und Philosophen<br />
Winckelmann, der<br />
den ideologischen Unterbau<br />
für die zweite<br />
Renaissance, den Klassizismus,<br />
lieferte. Die<br />
Schnörkel von Barock<br />
und Rokoko, untrennbar<br />
verbunden mit der<br />
sorglosen Autokratie<br />
des Absolutismus, wurden<br />
von der neuen, bürgerlichen<br />
Avantgarde<br />
hinweggefegt, die die<br />
Moral auf ihrer Seite<br />
wusste. Eine Moral, die<br />
sich ästhetisch auf die<br />
ideal proportionierten<br />
weißen Fassaden antiker<br />
Bauten berief und<br />
in den hehren Marmorstatuen<br />
ihr ideales<br />
Menschenbild fand.<br />
Goethes Iphigenie ist<br />
deren absolute Verkörperung:<br />
eine Frau, die<br />
durch Vernunft geleitet<br />
ihre eigenen Interessen<br />
hintan stellt, die Wahrheit höher<br />
schätzt als ihr eigenes Leben und<br />
schließlich durch Ehrlichkeit und<br />
Keuschheit selbst einen Barbaren in<br />
die Knie zwingt und zum Menschen<br />
macht.<br />
Es sind diese Vorstellungen, diese<br />
Wünsche, diese Philosophien, die<br />
über Jahrhunderte unser Bild von<br />
Griechenland prägen und übermalen.<br />
Doch mit dem tatsächlichen antiken<br />
Griechenland haben sie wenig<br />
zu tun. Winckelmann wusste nicht,<br />
dass die Statuen und Paläste, deren<br />
reines Weiß er so sehr schätzte, über<br />
und über bunt bemalt waren. Mon-<br />
12<br />
teverdi wäre die dionysische Musik<br />
in einem griechischen Theater wie<br />
infernalischer Lärm vorgekommen.<br />
Und die Ideologie von der reinen<br />
Antike, die sich gegen barbarische<br />
Afrikaner behauptet, wäre in sich zusammengebrochen,<br />
hätte man im 16.<br />
Jahrhundert von den kretischen Wurzeln<br />
der hellenischen Kultur gewusst,<br />
die wiederum intensiv und direkt aus<br />
Afrika beeinfl usst wurde.<br />
Es ist also höchste Zeit, sich<br />
ebenso mit der Realität der griechischen<br />
Antike zu beschäftigen<br />
wie mit ihren kretischen Wurzeln.<br />
Denn tatsächlich fi nden sich dort
die Wurzeln unserer Geschichte, nur<br />
dass sie anders ausschauen, als wir<br />
uns das vorstellen. Dabei kommt<br />
uns der unvoreingenommene Blick<br />
der modernen Archäologie auf die<br />
alten Funde zu Gute. Tatsächlich<br />
haben sich Fragmente der antiken<br />
Notation ebenso erhalten wie Abbildungen<br />
und Beschreibungen<br />
der Instrumente. Genug jedenfalls,<br />
dass sich das Ensemble Melpomen<br />
daran machen konnte, die Ideen der<br />
historischen Aufführungspraxis auf<br />
diese Quellen anzuwenden, um so<br />
einen faszinierenden Abend zusammenzustellen.<br />
Eine musikalische<br />
Zeitreise über mehr als zweitausend<br />
LAND DER GRIECHEN<br />
Jahre zurück an den Beginn unserer<br />
Kultur. Komplementär dazu arbeitet<br />
Ross Daly. Bei seinen musikalischen<br />
Recherchen auf Kreta versucht er,<br />
Spuren der multikulturellen Vergangenheit<br />
in der Gegenwart der Insel<br />
zu fi nden. Und so kann er nicht nur<br />
eine Brücke in die Vergangenheit<br />
schlagen, sondern auch zwischen<br />
Europa, Afrika und dem Orient, die<br />
sich von Beginn an durchdrungen<br />
haben: im ewigen Wechselspiel von<br />
Austausch und Auseinandersetzung,<br />
das bis heute anhält.<br />
Di, 26. Juni, 20 Uhr<br />
Minoritensaal<br />
13<br />
Thomas Höft<br />
SYMPOSION ATHENAION<br />
Musik aus dem antiken Griechenland<br />
Arianna Savall<br />
Ensemble Melpomen<br />
Mo, 16. Juli, 20 Uhr<br />
Helmut-List-Halle<br />
LABYRINTH<br />
Musik aus dem antiken Kreta<br />
Ross Daly, Kretische Lyra, Tarhou,<br />
Saz, Rabab & Lyra-Tarhou<br />
Kelly Thoma, Kretische Lyra<br />
Periklis Papapetropoulos, Saz & Laute<br />
Kostas Meretakis, Perkussion<br />
Karten & Informationen:<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />
Knotenpunkt der<br />
Teppichwelt<br />
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Teppichreinigung<br />
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Vorträge<br />
Orientteppichseminare<br />
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1014 Wien<br />
Graben 30,<br />
Tel. 01 / 533 09 10<br />
1210 Wien<br />
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Leopoldauerplatz 75,<br />
Tel. 01 / 258 26 77<br />
9020 Klagenfurt<br />
Alter Platz 22,<br />
Tel. 0463 / 51 60 28<br />
5020 Salzburg<br />
Dreifaltigkeitsgasse 18,<br />
Tel. 0662 / 88 76 23<br />
6020 Innsbruck<br />
M.-Theresien-Str. 51-56,<br />
Tel. 0512 / 57 43 90<br />
8010 Graz<br />
H.-Sachs-Gasse 3,<br />
Tel. 0316 / 83 58 74<br />
internet<br />
www.adil-besim.at<br />
e-mail: office@adil-besim.at
Collegeboys<br />
Was macht man 1965 als Student,<br />
wenn man am noblen King’s<br />
College in Cambridge ausgebildet wird?<br />
Nun, wenn man auch nicht unbedingt<br />
die Welt umstürzen möchte, so reißt<br />
man doch den etablierten Kanon der<br />
klassischen gesungenen Musik ein und<br />
beschließt: „gar nichts auszulassen, was<br />
sechsstimmig gesungen werden kann“.<br />
Das war die Gründungsidee von sechs<br />
jungen Männern, die im renommierten<br />
Chor des King’s College sangen, aber in einem<br />
eigenen Ensemble die Grenzen weiter<br />
stecken wollen. Als Hobby zuerst und<br />
mit einer merkwürdigen Namensgebung:<br />
für den ersten ernsthaften Londoner Auftritt<br />
nennen sie sich „King’s Singers“ und<br />
wollen bei den populären Programmen<br />
zu „King’s Swingers“ wechseln.<br />
Doch der große Erfolg machte das unnötig,<br />
und so mischen die Engländer seit<br />
fast vierzig Jahren als „älteste Boygroup<br />
der Welt“ konsequent klassische Madrigale,<br />
moderne Avantgarde und Unterhaltungsmusik<br />
zu einem unwiderstehlichen<br />
Cocktail. Neunzehn Mitglieder hatte die<br />
Gruppe seit ihrem Bestehen; sie stellt<br />
sich heuer in Graz sozusagen in ihrer<br />
dritten Generation vor, ohne etwas von<br />
ihrem Charme und ihrer Lebendigkeit<br />
eingebüßt zu haben. Grenzgänger sind<br />
sie aus Passion, was sie bei der styriarte<br />
2006 in einem interreligiösen Programm<br />
mit dem Ensemble Sarband bewiesen. Im<br />
neuen Programm warten jedoch wieder<br />
rein europäische Klänge, von Dowland<br />
bis zu den Beatles alles, was sechsstimmig<br />
gesungen werden kann. Eine „Madrigal<br />
History Tour“ und noch ein bissl<br />
mehr (27. Juni).<br />
Thomas Höft<br />
FOTO: HANYA CHLALA<br />
STIMMEN<br />
Europa lernt<br />
„Deutsche heulen“<br />
<strong>–</strong> zu diesem wenig schmeichelhaften<br />
Ergebnis kamen singende Kleriker<br />
aus allen Teilen Europas, als sie sich<br />
1415 in Konstanz am Bodensee zum<br />
Konzil versammelten. Während sie<br />
mit Verzückung dem „süßen“ Gesang<br />
der Engländer und Franzosen<br />
lauschten, hielt man es im Gastland<br />
noch mit dem groben Mönchsgesang<br />
von einst. Noch hatte nicht ganz Europa<br />
das Singen gelernt, doch sollte<br />
sich dies bald ändern. Westlich von<br />
Deutschland, im Grenzgebiet zwischen<br />
Frankreich und Flandern, ereignete<br />
sich im 15. Jahrhundert eine<br />
Revolution des Gesangs, aus der eine<br />
neue Epoche der Musik hervorgehen<br />
sollte: die Renaissance.<br />
Als „Niederländer“ sind die komponierenden<br />
Sänger dieser Region in<br />
die Musikgeschichte eingegangen, als<br />
„franko-fl ämische Schule“ werden sie<br />
heute historisch genauer eingestuft.<br />
„Vokalpolyphonie“ heißt der Spezialausdruck<br />
für ihren Stil <strong>–</strong> ein allzu<br />
technischer Ausdruck für eine Musik,<br />
die aus der unabhängigen Führung<br />
von vier gesungenen Stimmen einen<br />
Wohlklang ohne gleichen entstehen<br />
lässt. Er berauscht die Sinne und verleiht<br />
dem Text einen Nachdruck und<br />
eine Aureole aus Klang, wie sie bis<br />
dahin in Europa unbekannt waren.<br />
Viele Komponisten haben an der<br />
Entfaltung dieses Stils mitgewirkt.<br />
Die meisten von ihnen kamen aus<br />
dem französischen Teil des heutigen<br />
Belgien wie Pierre de la Rue oder Jehan<br />
Ockeghem, andere waren Franzosen<br />
wie Jean Mouton oder Guillaume<br />
Dufay. Hört man ihre Musik im<br />
Zusammenhang eines Mess-Ordinariums<br />
der Zeit, wie es das Ensemble<br />
Amarcord in geradezu berauschender<br />
Klangfülle zelebriert, werden die<br />
Gemeinsamkeiten des Stils deutlich.<br />
Denn die komponierenden Sänger<br />
um 1500 waren europäische Künstler.<br />
Es zog sie von Land zu Land, von<br />
Hof zu Hof, wenn mal der Kaiser, mal<br />
14<br />
der französische<br />
König, mal der<br />
Herzog von Burgund<br />
nach ihnen<br />
rief. Jenseits der<br />
Alpen lockten<br />
die Medici und<br />
die italienischen<br />
Condottieri mit<br />
lukrativen Angeboten.<br />
So lehrten<br />
sie den Kontinent<br />
Europa das<br />
Singen und das<br />
Hören.<br />
Der berühmteste<br />
von ihnen<br />
hat sich in der<br />
Sixtinischen Kapelle<br />
verewigt:<br />
Josquin Desprez.<br />
Als man drei Jahre<br />
vor dem Heiligen<br />
Jahr 2000<br />
die Sängerkanzel<br />
unter Michelangelos<br />
Fresken<br />
reinigte, kamen Graffi ti der päpstlichen<br />
Sänger aus mehreren Jahrhunderten<br />
ans Tageslicht. Darunter<br />
prangt unübersehbar in großen Lettern<br />
der Namenszug „Josquinus“. Unter<br />
dem berüchtigten Borgiapapst<br />
Alexander VI. hat er hier gedient, der<br />
Franzose mit bürgerlichem Namen<br />
Josquin Lebloitte. Er war unweit der<br />
Quellen des Flusses Schelde in dem<br />
Ort Prez geboren worden, daher sein<br />
Künstlername „des Prez“. Seine Musik<br />
erklang zur Beerdigung Ludwigs XII.<br />
von Frankreich, aber auch zur Beisetzung<br />
Kaiser Maximilians 1519. Karl V.<br />
liebte seine Chanson „Mille regretz“,<br />
Papst Leo X. seine Motetten und Bußpsalmen.<br />
Und selbst die Reformatoren<br />
konnten dem Nimbus des großen<br />
Meisters nicht widerstehen: „Josquin<br />
ist der noten meister; die habens müssen<br />
machen, wie er wolt.“<br />
Diese Worte Martin Luthers zeugen<br />
von der universalen Verehrung<br />
für einen Mann, der die Musik die
singen<br />
Sprache des Herzens ebenso lehrte<br />
wie die geheimsten Künste der Mathematik.<br />
Seine Proportionskanons<br />
sind berühmt für ihre ausgeklügelte<br />
Zahlenkunst, seine Motetten wie<br />
das schlichte „Ave Maria“ für ihren<br />
Wohlklang und die aus dem Wort<br />
entwickelte Deklamation von makelloser<br />
Reinheit. Man könnte ihn den<br />
„Leonardo der Musik“ nennen, schuf<br />
er seine Werke doch für dieselben<br />
Auftraggeber wie das Malergenie: für<br />
die Sforza in Mailand, für den Papst<br />
in Rom, für die Este in Ferrara und<br />
für Franz I. von Frankreich.<br />
Wie es in Frankreich nach dem<br />
Tode Josquins musikalisch weiterging,<br />
war im Wesentlichen von<br />
jenem Monarchen abhängig, dem<br />
der alte Meister noch gedient hatte:<br />
Franz I. Mit ihm tritt der sinnenfrohe<br />
Herrscher der Hochrenaissance auf<br />
den Plan, der in seinen Schlössern<br />
an der Loire den mal verliebten, mal<br />
anstößigen Chansons seiner Hof-<br />
STIMMEN<br />
Sänger und Kapellmeister<br />
im 14. Jahrhundert.<br />
Miniatur aus dem<br />
Antiphonar des Königs<br />
Matthias Corvinus.<br />
komponisten lauschte. Was<br />
Janequin, Sermisy und ihre<br />
Nachfolger bis ins späte 16.<br />
Jahrhundert an delikater<br />
Vokalkunst für vier Stimmen<br />
schrieben, zeigt bei der<br />
styriarte einmal mehr das<br />
großartige Ensemble Clement<br />
Janequin. Derweil trat<br />
in Italien und England ein<br />
neues Genre auf den Plan:<br />
das Madrigal. Es nahm die<br />
schönsten Seiten der Vokalpolyphonie<br />
auf und paarte<br />
sie mit neuen „malenden“<br />
Klang gesten und expressiven<br />
Dissonanzen. Was dabei<br />
herauskam, erzählen uns die<br />
King’s Singers auf ihrer „Madrigal<br />
History Tour“.<br />
Josef Beheimb<br />
Sa, 23. Juni, 20.30 Uhr<br />
Mariahilferkirche<br />
DER NOTEN MEISTER<br />
Musikalische Liturgie aus Sätzen von<br />
Josquin Desprez und seinen Zeitgenossen<br />
Amarcord<br />
Mi, 27. Juni, 20 Uhr<br />
Stefaniensaal<br />
MADRIGAL HISTORY TOUR<br />
Europäische Madrigale und Songs<br />
The King’s Singers<br />
So, 8. Juli, 20 Uhr<br />
Schloss Gleinstätten<br />
LES QUATRE SAISONS<br />
Claude Le Jeune: „Les quatre saisons“<br />
Ensemble Clément Janequin<br />
Karten & Informationen:<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />
15<br />
Jetzt abonnieren!<br />
Der<br />
Vierzeiler<br />
Zeitschrift für Musik,<br />
Kultur und Volksleben<br />
Steirisches Volksliedwerk<br />
Herdergasse 3, A-8010 Graz<br />
Tel.: 0 316 / 877 2660<br />
info@steirisches-volksliedwerk.at<br />
www.steirisches-volksliedwerk.at
Melani<br />
Die Familie<br />
Es wäre ein amüsantes Geburtstagsgeschenk<br />
für Papst Benedikt XVI. gewesen:<br />
das kleine Bändchen mit dem Titel „Die<br />
Geheimnisse der Konklaven“ von Atto<br />
Melani. Was der berühmte Kastrat und<br />
Spion im Dienste des Sonnenkönigs im<br />
Jahre 1700 an Empfehlungen für die<br />
Papstwahl gab, scheint immer noch<br />
aktuell zu sein.<br />
Zumindest rechtfertigte<br />
das letzte<br />
Konklave 2005 die<br />
Herausgabe durch<br />
Rita Monaldi und<br />
Francesco Sorti,<br />
übrigens auf<br />
Deutsch, da das<br />
Philologen-Ehepaar<br />
in seiner Heimat<br />
Italien nicht mehr<br />
publizieren darf. Zu brisant war das<br />
historische Material, das die heute in<br />
Wien lebenden Autoren über Papst Innozenz<br />
XI. aus dem Hause Odescalchi<br />
in ihrem Erstlingswerk „Imprimatur“<br />
veröffentlichten. In den Mittelpunkt ihrer<br />
Bücher stellten sie eine zweifelhafte<br />
Berühmtheit des Barock: besagten Atto<br />
Melani. Nachdem er in Paris die Titelrolle<br />
in Luigi Rossis „Orfeo“ gesungen hatte,<br />
wurde er vom jungen Ludwig XIV. für<br />
weniger musische Dienste angeworben:<br />
als James Bond seiner Zeit. Dass er auch<br />
ein gründlicher Komponist war, hat<br />
der amerikanische Verlag AR-Editions<br />
mit der Herausgabe seiner Kantaten<br />
bewiesen. Doch an kompositorischem<br />
Talent übertraf ihn sein 13 Jahre jüngerer<br />
Bruder Alessandro, 1639 in Pistoia<br />
geboren. Seine „Europa“, das Hauptwerk<br />
des Eggenberger styriarte-Festes 2007,<br />
schrieb er als „Introduzzione“ zu einem<br />
Wiener Hoffest Kaiser Leopolds I. Alessandro<br />
arbeitete also für den Erzfeind<br />
des Sonnenkönigs und hatte mit seinem<br />
kastrierten Bruder Atto auch sonst wenig<br />
gemein. Daneben gab es noch fünf<br />
weitere Melani-Brüder <strong>–</strong> alle musikalisch,<br />
fast alle Kastraten und einige auch auf<br />
„diplomatischem“ Parkett erfolgreich.<br />
Josef Beheimb<br />
EUR-OPER<br />
Gesucht wird: eine reizende phönizische Prinzessin namens<br />
Europa. Äußeres: lange schwarze Haare, glühende, dunkle<br />
Augen. Zuletzt gesehen: am Strand des Libanon, auf dem<br />
Rücken eines weißen Stiers, der sie ins Meer entführte.<br />
Abgängig: seit knapp dreitausend Jahren.<br />
Gewiss, wenn man sich auf die<br />
Suche nach der jungen Europa<br />
macht, kann man auf viele<br />
Fahndungsbilder bauen. Immer wieder<br />
wurde sie gemalt, wie sie sich an<br />
der Mähne des Stiers festklammert,<br />
der auf die stürmische See hinausschwimmt.<br />
In jeder großen Galerie<br />
wird man ein Bild von ihr fi nden,<br />
und auch im Planetensaal in Schloss<br />
Eggenberg, wo sie im Bild zum Sternzeichen<br />
Stier zu sehen ist. Ganz klein<br />
zwar, im Vordergrund ihr Vater, der<br />
sich schmerzvoll die Haare rauft,<br />
aber doch ist sie gut zu erkennen.<br />
Will man Europa aber in der Musik<br />
fi nden, dann ist eine ausführlichere<br />
Recherche notwendig.<br />
Es ist schon seltsam: von allen großen<br />
Frauengestalten der Mythologie<br />
gibt es musikalische Portraits. Leda,<br />
Callisto und Semele, die ebenfalls<br />
dem liebeswütigen Jupiter verfi elen,<br />
der sich ja hinter dem Stier verbirgt,<br />
werden in großen Opern besungen.<br />
Euridice und selbst Ganymed, das<br />
einzige männliche Opfer des dauererotisierten<br />
Gottes, dürfen sich in<br />
schönsten Tönen die Seele aus dem<br />
Leib singen, nur Europa nicht. Doch<br />
es liegt nicht an ihr. Eher schon daran,<br />
dass sich auch experimentierfreudige<br />
Komponisten wohl nicht daran<br />
wagten, einen Stier singen zu lassen.<br />
Das war denn doch etwas zu viel<br />
verlangt. Geschmeidige Koloraturen,<br />
wütende Rachearien für einen Kuhkopf?<br />
Selbst ein Jacques Offenbach<br />
hat da lieber den Göttervater als<br />
summende Fliege portraitiert.<br />
Aber auch für die merkwürdigsten<br />
Szenen fi ndet sich immer noch eine<br />
künstlerische Umsetzung, wenn man<br />
16<br />
nur lange nachdenkt. Das hat sich<br />
auch Alessandro Melani gedacht,<br />
dem wir die einzige ernsthafte Oper<br />
verdanken, in der die Prinzessin<br />
Europa im Mittelpunkt steht. Der<br />
Komponist aus einer berühmten<br />
italienischen Musikerdynastie, zwei<br />
Generationen später als Monteverdi<br />
und zu seiner Zeit so hoch geschätzt,<br />
dass er Kapellmeister an großen Kirchen<br />
in Italien wurde, hat sich um<br />
Europa verdient gemacht. Und sich<br />
dabei um die große Schwierigkeit des<br />
singenden Stieres nicht herumgemogelt,<br />
sondern diese zum eigentlichen<br />
Thema seines Stückes gemacht.<br />
Allerdings beginnt die Handlung<br />
am Strand von Kreta. Dort wartet der<br />
listenreiche Amor, der seinem Publikum<br />
wieder einmal verspricht, dass<br />
die Liebe alles vermag. Und schon<br />
taucht der riesige Stier aus dem Wasser<br />
auf und schleppt Europa an Land.<br />
Verständlich, dass diese entsetzt ist. In<br />
der Gewalt eines Monsters, an fremden<br />
Gestaden der Willkür ausgeliefert.<br />
Melani lässt sich die Gelegenheit nicht<br />
entgehen, die Verzweifl ung Europas<br />
in ergreifenden Lamenti auszumalen.<br />
Und dann kommt der Gott als Stier.<br />
Er droht, er poltert, er trumpft auf,<br />
aber alles nützt nichts, die Prinzessin<br />
bleibt verständlicherweise störrisch.<br />
Bis Amor einen seiner tückischen Liebespfeile<br />
abschießt <strong>–</strong> und so beweist,<br />
dass Liebe blind macht. Plötzlich<br />
scheint Europa der zottelige Geselle<br />
äußerst liebenswert, ja anziehend.<br />
Und selig gibt sie sich schließlich<br />
seinem Werben hin. Moral von der<br />
Geschichte: Lass dich vom Äußeren<br />
nicht blenden, auch unter einem nassen<br />
Fell kann sich ein Gott verbergen.
Natürlich könnte man einwenden,<br />
dies sei ein sehr machohafter Standpunkt.<br />
Deshalb macht die Oper von<br />
Melani auch nur die Hälfte des Festes<br />
aus, das wir in Schloss Eggenberg<br />
der Prinzessin widmen. Schließlich<br />
ist sie der Legende nach zur Stammmutter<br />
Europas geworden, und so<br />
suchen wir sie nicht nur in personam,<br />
sondern auch als weiblichen<br />
Urgrund des Kontinents. Schwer<br />
war es für Frauen, gerade in der Musik,<br />
sich selbst in die Kunstgeschichte<br />
des Kontinents einzuschreiben. Und<br />
doch haben es immer wieder einige<br />
geschafft. Gerade im Mittelalter,<br />
beherrscht von männlicher Gewalt,<br />
setzten Frauen wie Hildegard von<br />
Bingen oder die Troubairiz einen<br />
weiblichen Standpunkt in Musik um.<br />
Und der unterscheidet sich in vielem<br />
wesentlich von der männlichen Sicht.<br />
Höchste Zeit also, das weibliche Erbe<br />
der Prinzessin Europa gegen die Umtriebe<br />
des Stiers im Mann zu stellen.<br />
Thomas Höft<br />
EUR-OPER<br />
Tizian, Der Raub der Europa.<br />
Ölgemälde von ca. 1560.<br />
Fr, 29. Juni, 19 Uhr<br />
Schloss & Park Eggenberg<br />
DAS FEST DER EUROPA<br />
Inszeniertes Fest<br />
mit kulinarischem Finale<br />
Melani: L’Europa, una festa teatrale<br />
(1667)<br />
Musik von Frauen des Mittelalters<br />
Sinfonye<br />
Leitung: Stevie Wishart<br />
Veronika Winter (Europa), Sopran<br />
Kai Wessel (Amor), Altus<br />
Wolfgang Newerla (Jupiter), Bass<br />
Das Kleine Konzert<br />
Dirigent: Hermann Max<br />
Regie: Thomas Höft<br />
Karten & Informationen:<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />
17<br />
DIE VIELEN SEITEN<br />
DES Ö1 CLUB.<br />
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EINES UNSERER<br />
CLUBHÄUSER.<br />
Ö1 CLUB-MITGLIEDER<br />
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DER STYRIARTE<br />
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FINDEN SIE<br />
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Ö1 CLUB GEHÖRT ZUM GUTEN TON.
So, 24. Juni, 11 Uhr<br />
Schloss Eggenberg<br />
MOZART AUF REISEN<br />
Lieder, Arien, Klavierstücke & Sonaten<br />
von Mozarts Reisen<br />
Stephanie Houtzeel, Mezzosopran<br />
Anton Steck, Violine<br />
Marieke Spaans, Hammerfl ügel<br />
NN, Rezitation<br />
Do, 28. & Fr, 29. Juni<br />
Helmut-List-Halle, 20 Uhr<br />
MOZART PUR<br />
Mozart: Konzerte für Klavier und<br />
Orchester KV 415 und KV 503<br />
Haydn: Symphonie Nr. 102 in B<br />
Chamber Orchestra of Europe<br />
Leitung: Pierre-Laurent Aimard,<br />
Klavier<br />
So, 15. Juli, 11 Uhr<br />
Schloss Eggenberg<br />
MISTER FRANKLINS<br />
HARMONIKA<br />
Mozart: Adagio und Rondo für<br />
Glasharmonika, KV 617<br />
Flötenquartette in A,<br />
KV 298 und D, KV 285<br />
Oboenquartett in F, KV 370<br />
Adagio für Glasharmonika, KV 617a u. a.<br />
Christa Schönfeldinger,<br />
Glasharmonika<br />
Hansgeorg Schmeiser, Flöte<br />
Paul Kaiser, Oboe<br />
Klara Flieder, Violine<br />
Peter Sagaischek, Viola<br />
Christophe Pantillon, Violoncello<br />
Karten & Informationen:<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />
MOZART-ZONE<br />
Alles gesagt, nichts mehr zu tun? In der Tat: im Mozartjahr<br />
2006 wurde ganze Arbeit geleistet.<br />
Das Musikgenie aus Salzburg wurde in Metern von<br />
Literatur auf dem neuesten Stand der Forschung<br />
beschrieben, gedeutet und <strong>–</strong> abgelegt. Auch das Werk war<br />
im multimedialen Mozartprogramm bestens „aufge hoben“ <strong>–</strong><br />
im Hegel’schen Dreifachsinne des Wortes. Alle 22 Bühnenwerke<br />
bei den Salzburger Festspielen, alle Sinfonien und<br />
Streichquartette in philharmonischen Zyklen, der ganze<br />
Koechel im Radio etc. Was bliebe da noch nachzutragen?<br />
Prompt rea giert<br />
die Musikwelt<br />
mit einer<br />
Trend wende<br />
zum großen<br />
Antipoden Ludwig van<br />
Beethoven. Seine Musik<br />
bestimmt die Konzertprogramme<br />
des Jahres<br />
2007, wie jüngst eine italienische<br />
Musikzeitschrift rein statistisch<br />
ermittelte. Es scheint, als sei das Publikum<br />
der apollinischen Heiterkeit<br />
Mozarts überdrüssig und müsse sich<br />
nun beim Prometheus Beethoven<br />
wieder der kernigen Essenz des Lebens<br />
zuwenden.<br />
Die styriarte in Graz macht davon<br />
keine Ausnahme: Beethoven<br />
wird auch an den Ufern der Mur der<br />
Heros des kommenden Festivalsommers<br />
sein, freilich nicht nur in der<br />
Fünften und Neunten, sondern auch<br />
in solchen Werken, die man sonst<br />
kaum einmal zu hören bekommt. Nikolaus<br />
Harnoncourt dirigiert „Christus<br />
am Ölberge“ sowie „Meeresstille<br />
und glückliche Fahrt“. „Wellingtons<br />
Sieg oder die Schlacht bei Victoria“<br />
beendet das Festival. Wer diese Stücke<br />
für Nebengleise des Genius hält,<br />
sollte die Grazer Aufführungen nicht<br />
versäumen. Denn auch in diesen Aspekten<br />
seines Schaffens, ringend um<br />
den Glauben und betroffen von den<br />
Schlachten der Befreiungskriege,<br />
blieb Beethoven der visionären Kraft<br />
seines Genies treu.<br />
Und Mozart? Nachdem nicht<br />
ohne Ironie die Steiermark 2006 zur<br />
„mozartfreien Zone“ erklärt wurde,<br />
dürfen sich die Grazer heuer freuen:<br />
18<br />
Mozart kommt wieder, zwanglos und<br />
unprätentiös, wie es sich für ihn gehört.<br />
Pierre-Laurent Aimard setzt seinen<br />
Klavierkonzert-Zyklus mit dem<br />
Chamber Orchestra of Europe fort.<br />
Nach den vier B-Dur-Konzerten und<br />
dem G-Dur-Konzert in den Vorjahren<br />
stehen nun zwei der C-Dur-Konzerte<br />
auf dem Programm: das große sinfonische<br />
Nr. 25 (KV 503) und das<br />
frühere Nr. 15 (KV 415), das Kaiser<br />
Joseph II. besonders liebte. Selbst im<br />
Mozartjahr war ein Meisterwerk wie<br />
gerade dieses Klavierkonzert mit seinem<br />
Marschrhythmus im Kopfsatz<br />
und seinen überraschenden Andante-Einschüben<br />
im Finale selten zu<br />
hören.<br />
Auch jenseits der Wiener Hauptwerke,<br />
in deren Zentrum die Klavierkonzerte<br />
stehen, bergen Mozarts<br />
Leben und Werk nach wie vor Überraschungen.<br />
Die Geschichte seiner<br />
Jugendreisen, die ihn im Schoß der<br />
Familie von 1763 bis 1779 durch ein<br />
Viertel des Kontinents führten, kann<br />
man nie zu Ende erzählen. Zuviel<br />
hatten die Mozarts, besonders Vater<br />
Leopold und der heranwachsende<br />
Filius, von fremden Ländern und<br />
Menschen nachhause zu berichten.<br />
Wie sich Mozarts musikalischer<br />
Horizont stetig weitete, so auch sein<br />
Geschmack an mondäner Lebenskultur.<br />
Dies zu beobachten und mit<br />
seiner Musik zu kommentieren, ist<br />
ein Stoff für unendlich viele amüsante,<br />
kulturgeschichtlich lehrreiche<br />
und musikalisch unterhaltsame<br />
Programme. Vom Vater vehement<br />
gefördert, wurde und blieb Mozart<br />
ein Weltmann, der peinlich berührt<br />
war, wenn er wieder einmal auf den<br />
Provinzialismus seiner Salzburger<br />
Landsleute traf wie 1775 in München:<br />
„Der Herr von Mölk hat sich
Mozart mit dem Zeichen eines<br />
Ritters vom goldenen Sporn.<br />
Anonymes Gemälde von 1777<br />
so verwundert und verkreuziget<br />
über die Opera seria, wie er sie hörte,<br />
dass wir uns völlig schämten, indem<br />
jedermann klar daraus sahe, dass er<br />
sein lebtag nichts als Salzburg und<br />
Insprugg gesehen hat.“ Von Mozart<br />
konnte man dies beileibe nicht sagen.<br />
In einer Matinee begleitet die styriarte<br />
Mozart zu den Ufern von Rhein<br />
und Seine, Tiber und Themse, in die<br />
Musikzentren des 18. Jahrhunderts<br />
und zu ihren großen Namen. Leopold<br />
Mozart erzählt uns vom Tagesablauf<br />
der Engländer und ihren schrulligen<br />
Vorlieben, Wolfgang von Primadonnen<br />
in Italien mit eigenwilliger Intonation<br />
<strong>–</strong> das Europa der Pompadour<br />
und Casanovas, durch die Augen der<br />
Mozarts betrachtet und mit Wolfgangs<br />
Musik kommentiert.<br />
Mit einem Genie seiner Zeit ist<br />
Mozart nie zusammengetroffen, obwohl<br />
sie einander 1778 in Paris leicht<br />
hätten begegnen können: Benjamin<br />
Franklin. Der amerikanische Erfi nder<br />
und Demokrat mit der Pelzmütze<br />
sorgte in Frankreich für einiges Aufsehen<br />
und hinterließ den Europäern<br />
ein von ihm erfundenes Instrument,<br />
das bald den ganzen Kontinent in<br />
Verzückung versetzte: die „Fränklinische<br />
Harmonika“, besser bekannt als<br />
„Glasharmonika“. Den schwebenden<br />
Klang von Gläsern, die man mit nassen<br />
Fingern bestreicht, kennt jedes<br />
Kind. Doch auf die Idee, Gläser unterschiedlicher<br />
Größe so ineinander<br />
zu stecken und auf einer drehbaren<br />
Achse zu montieren, dass man sie<br />
fast wie eine Klaviertastatur spielen<br />
konnte, kam erst der praktisch<br />
veranlagte Amerikaner. In seinem<br />
Todesjahr 1791 schrieb Mozart für<br />
dieses Instrument zwei bezaubernde<br />
Werke, die eine blinde Virtuosin<br />
aus Bruchsal auf ihre Reisen durch<br />
halb Europa mitnahm. Auch dies<br />
ist ein eher selten aufgeschlagenes<br />
Kapitel aus dem Buch „Der Europäer<br />
Mozart“, das bei der styriarte zur<br />
Sprache kommt.<br />
Josef Beheimb<br />
19<br />
PFINGSTEN 2007 · 25.<strong>–</strong>28. MAI<br />
BAROCKER<br />
KLANG IM<br />
BAROCKEN<br />
RAUM<br />
programm<br />
Freitag 25. 5., 19:30 Uhr, Kolomanisaal<br />
GRADUS AD PARNASSUM WIEN<br />
WOLFGANG GLÜXAM Cembalo<br />
HIRO KUROSAKI Konzertmeister & Leitung<br />
G. F. Händel: Orgelkonzerte op. 7, Nr. 2, 3, 6 & Concerti grossi<br />
Samstag 26. 5., 15:30 Uhr, Kolomanisaal als Kaffeehaus<br />
ENSEMBLE CAFE ZIMMERMANN PARIS<br />
Zum Kaffee im Bach’schen Caffee Zimmermann<br />
Johann Sebastian & Carl Philipp Emanuel Bach<br />
Samstag 26. 5., 20:00 Uhr, Stiftskirche<br />
ENSEMBLE LA VENEXIANA MAILAND<br />
Claudio Monteverdi: L’ORFEO<br />
Konzertante Aufführung zum 400. Jahrestag d. Uraufführung<br />
Sonntag 27. 5., 11:00 Uhr, Kolomanisaal<br />
OMAN CONSORT LINZ<br />
Vivaldis Jubelkonzerte<br />
Sonntag 27. 5., 18:00 Uhr, Kolomanisaal<br />
NEUE MÜNCHNER HOFKAPELLE<br />
Benedetto Marcello: Oratorium JOAZ<br />
Erste Wiederaufführung nach 300 Jahren<br />
Montag 28. 5., 11:45 Uhr, Stadtpfarrkirche<br />
ENSEMBLE RICREATION D’ARCADIA TOKYO<br />
Buxtehude und sein Kreis<br />
JUVENTUTE<br />
Montag 28. 5., 16:30 Uhr, Kolomanisaal<br />
THE KING’S SINGERS LONDON<br />
Marien- und Maiengesänge durch die Jahrhunderte<br />
SURPRISE<br />
19:00 Uhr, Sommersakristei <strong>–</strong> Stiftskirche <strong>–</strong> Gartenpavillon<br />
KONZERTREISE DURCH HIMMLISCHE GEFILDE<br />
BOB VAN ASPEREN, Cembalo & Orgelpositiv<br />
LEO VAN DOESELAAR, Orgel<br />
Buxtehude & Bach in Lübeck<br />
OMAN CONSORT LINZ<br />
Instrumentalmusik zur Zeit Buxtehudes<br />
Jede Konzertkarte<br />
berechtigt auch zum<br />
Eintritt in den Stiftspark.<br />
Karten & Info: www.barocktage.at<br />
+43(0)2752/54060 · Fax Dw 99<br />
karten@barocktage.at
Auch heute noch kennt fast<br />
jedes Kind den Kanon „C A F<br />
F E E“, in dem vor den Tücken<br />
des Kaffeetrinkens gewarnt wird.<br />
Das Lied gipfelt in der Mahnung,<br />
doch bitte nicht zum Muslim zu<br />
werden, indem man fremdländische<br />
Drogen ausprobiere. Nun, was den<br />
Kaffee betrifft, hat sich die Warnung<br />
nicht durchsetzen können. Was aber<br />
das europäische Verhältnis zu den<br />
Türken angeht, sieht es anders aus.<br />
Einfl ussreiche Kreise in Europa behaupten<br />
bis heute, dass das östliche<br />
Nachbarland zum Orient gehöre und<br />
die endgültige Grenze Europas die<br />
Türkei nicht einschließe. Mit Vladimir<br />
Ivanoff, dem unermüdlichen<br />
musikalischen Brückenbauer zwischen<br />
Orient und Okzident, sprach<br />
Thomas Höft über die türkischen<br />
Seiten Europas.<br />
Thomas Höft: Für viele Menschen hört<br />
Europa an der Grenze zur Türkei auf.<br />
Sie hingegen mischen in ihrem Ensemble<br />
Sarband konsequent westliche<br />
und orientalische Musiker. Sehen Sie<br />
diese Grenze nicht?<br />
Vladimir Ivanoff: Die gemeinsame<br />
Wurzel unserer Kulturen ist die<br />
Bibel. Das ist ganz einfach. Juden,<br />
Christen und Muslime kommen aus<br />
einer Tradition. Das ist nun einmal<br />
so, ob wir das wahrhaben wollen<br />
oder nicht. Das biblische Morgenland<br />
und das christliche Abendland<br />
gehören zusammen. Sie haben denselben<br />
Gott. Diese Gemeinsamkeit<br />
ist grundsätzlich. Sie schweißt die<br />
Kulturen zusammen. Das Trennende<br />
ist nur Detail.<br />
ORIENT<br />
Von den türkischen Seiten Europas<br />
Details, um die vernichtende Kriege<br />
geführt wurden und werden.<br />
Kriege gab und gibt es auch zwischen<br />
Christen. Man schaue sich<br />
nur die Geschichte Europas bis vor<br />
50 Jahren an. Wesentlich ist viel<br />
mehr, dass es eine unendlich lange<br />
Geschichte des Austauschs zwischen<br />
den Regionen gibt. Und auch<br />
Kriege sind ein Austausch. Gerade<br />
Brüder bekriegen sich oft, wenn die<br />
Verhältnisse ungerecht sind. Nur ist<br />
die längste Zeit des Verhältnisses<br />
zwischen der Türkei und den anderen<br />
europäischen Staaten nicht kriegerisch<br />
gewesen. Wir tragen alle einen<br />
wesentlichen Anteil türkischer<br />
Einfl üsse in unserer Kultur herum,<br />
das geht mit Worten los und endet<br />
20<br />
Osmanische Jagdszene<br />
aus dem Jahr 1530<br />
beim Essen und bei Genussmitteln<br />
wie dem Kaffee.<br />
Warum scheint es dennoch so schwierig,<br />
die Türkei als europäisch zu verstehen?<br />
Das ist eine relativ neue Entwicklung<br />
und sie lässt sich historisch sehr gut<br />
erklären. Die längste Zeit wurde<br />
das osmanische Reich ganz selbstverständlich<br />
als europäische Großmacht<br />
betrachtet. Es war ein gleichberechtigter<br />
Mitspieler im Ränkspiel<br />
der Großmächte. Die europäischen<br />
Staaten schlossen Bündnisse mit<br />
den Osmanen, wie es gerade passte.<br />
Wenn nun Österreich sehr oft gegen<br />
die Türken stand, war das für andere<br />
europäische Großmächte wie Frank-
eich überhaupt nicht so. Die Türkei<br />
war Europa. Nur dass sich Europa damals<br />
natürlich nicht als ein Bündnis<br />
von Nationalstaaten verstand.<br />
Erst im 19. Jahrhundert, mit dem<br />
aufkommenden Nationalismus, begann<br />
die Abgrenzung von der Türkei.<br />
Das osmanische Reich war schwach<br />
geworden. Deshalb richteten sich<br />
begehrliche Blicke auf Gebiete, die<br />
von den Türken nicht mehr verteidigt<br />
werden konnten. Im Wesen war<br />
das osmanische Reich damals fast<br />
französischer als Frankreich. Eine<br />
ganz und gar westlich orientierte<br />
Führungsschicht mit muslimischem<br />
Glauben regierte. Erst die nationalistischen<br />
Ideologien brachen diese<br />
Tradition ab. Und so wurden Erbfeindschaften<br />
entwickelt, zwischen<br />
Deutschen und Franzosen, zwischen<br />
Italienern und Österreichern, zwischen<br />
Griechen und Türken. Das alles<br />
ist natürlich nur reine Machtpolitik,<br />
reine Ideologie. Aber eine wirksame.<br />
Und so fi el die Türkei aus Europa heraus.<br />
Wenn man sich aber anschaut,<br />
wie lächerlich heute die „Erbfeindschaft“<br />
zwischen Frankreich und<br />
Deutschland wirkt, fragt man sich<br />
wirklich, warum eine Denkungsart,<br />
die aus der gleichen Zeit und den<br />
gleichen Gründen entstand, für die<br />
Türkei heute noch gültig ist.<br />
Die Türkei gehört also zurück zu<br />
Europa?<br />
Sie ist immer schon da gewesen. Die<br />
ewige Geschichte der Abgrenzung<br />
ist reine Rückprojektion. Und wir<br />
müssen sie dringender denn je überwinden.<br />
ORIENT<br />
Do, 5. Juli, 20 Uhr<br />
Helmut-List-Halle<br />
MORGEN IN JERUSALEM<br />
Tasso: Gerusalemme liberata<br />
Sigismondo d’India: Madrigali<br />
Arabische Musik der Kreuzzugszeit<br />
Musik der Troubadoure<br />
Sarband:<br />
Fadja El-Hage & Miriam Andersén,<br />
Sopran<br />
Paolo Giuseppe Cecere,<br />
Gesang & Lira da Braccio<br />
Charbel Rouhana, Ud<br />
Fabio Accurso, Theorbe<br />
Vladimir Ivanoff, Arciliuto,<br />
Perkussion & Musikalische Leitung<br />
Fr, 13. Juli, 20 Uhr<br />
Helmut-List-Halle<br />
SHEHERAZADE IN PARIS<br />
Musik von Sultan Abdülaziz, Sultan<br />
Mehmet VI., Sultan Murad V.,<br />
Callisto Guatelli Pasch und Franz Liszt<br />
Fauré: Les roses d’Isphahan<br />
Ravel: Sheherazade u. a.<br />
Sarband:<br />
Dilek Geçer, Sopran<br />
Marie-Luise Hinrichs, Klavier<br />
Ahmed Kadri Rizeli, Kemenge<br />
Bahadir Sener, Kanun<br />
Vladimir Ivanoff, Ud, Perkussion<br />
& Musikalische Leitung<br />
Karten & Informationen:<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />
21
Leicht hätte es bei den paar Sätzen<br />
bleiben können, die sie als Zimmermädchen<br />
in der „Lindenwirtin<br />
vom Donaustrand“ zu sprechen bekam.<br />
Im Unterhaltungsfi lm der Fünfziger<br />
Jahre war die Konkurrenz groß, und<br />
viele wollten <strong>–</strong> wie die junge Senta Berger<br />
<strong>–</strong> hoch hinaus. Der Wienerin freilich<br />
war es in die Wiege gelegt, das Talent,<br />
das sie mit harter Arbeit auf der Schauspielbühne<br />
und vor der Kamera Stück<br />
um Stück ausbaute. Der Durchbruch<br />
kam mit ihren Grete-Rollen: an der Seite<br />
von Heinz Rühmann im „Schweijk“<br />
und neben Richard Widmark in „Geheime<br />
Wege“. Danach war ihr Stern nicht<br />
mehr aufzuhalten: O. W. Fischer und<br />
Lex Barker, Charlton Heston und Kirk<br />
Douglas, Frank Sinatra, Yul Brynner<br />
und John Wayne gehörten zu ihren<br />
Filmpartnern, natürlich in Hollywood,<br />
aber auch in Deutschland und Italien.<br />
Während das Fernsehen ihr bald eine<br />
ganz neue Perspektive bot <strong>–</strong> als „schnelle<br />
Gerti“, in „Kir Royal“ und anderen<br />
Serien -, gehörte ihre Liebe immer dem<br />
Theater. Neben Curd Jürgens und Maximilian<br />
Schell war sie die Buhlschaft<br />
im Salzburger „Jedermann“, sie spielte<br />
am Burgtheater und an anderen österreichischen<br />
Bühnen. Auch am Schauspielhaus<br />
in Graz war sie zu Gast, freilich<br />
nicht szenisch: Die styriarte lud sie<br />
ein, Arthur Schnitzlers „Fräulein Else“<br />
zu lesen <strong>–</strong> ein unvergesslicher Abend,<br />
der alsbald auch auf CD festgehalten<br />
wurde, als Nr. 12 in der Hörbuch-Edition<br />
„Starke Stimmen“ der Zeitschrift<br />
„Brigitte“. Damals sagte Senta Berger<br />
über „Fräulein Else“ und ihre Art zu<br />
lesen: „Schnitzler hat einmal gesagt,<br />
der Text sei wie eine Partitur zu einem<br />
kleinen Streicherkonzert mit vielen<br />
Stimmen, und die Else hat die hellste<br />
... Das ist für uns Zuhörer - fast möchte<br />
ich sagen Zuseher, denn der Text ist<br />
so plastisch - so aufregend.“ Bei der<br />
styriarte 2007 wird sie das Publikum<br />
wieder lesend in ihren Bann ziehen und<br />
Zuhörer in Zuseher verwandeln.<br />
Josef Beheimb<br />
FOTO: BIGSHOT<br />
Senta Berger und Otto Schenk lesen Europa<br />
Orte, in denen Geschichte geschrieben<br />
wurde, gibt es viele.<br />
Schlachtfelder kommen einem<br />
in den Sinn, Residenzen. Spätestens<br />
im 18. Jahrhundert aber<br />
machten die Massen Politik, und<br />
die modernen Großstädte entstanden.<br />
Mit dem Sieg der Industrialisierung<br />
war Europa endgültig der<br />
Kontinent der Weltstädte geworden.<br />
Zwei der wichtigsten im 19. Jahrhundert<br />
waren Paris und Wien. Deshalb<br />
hat die styriarte zwei große Schauspieler<br />
auf literarisch-musikalische<br />
Entdeckungsreise in diese Metropolen<br />
geschickt.<br />
Den Anfang macht Senta Berger.<br />
Die Wienerin ist eine der wenigen<br />
22<br />
wirklichen Weltstars unter den österreichischen<br />
Schauspielern. Sie<br />
hat mit den ganz großen Namen in<br />
Hollywood gedreht, sie stand auf den<br />
wichtigsten Bühnen Europas, aber<br />
sie hat ein ganz breites Publikum<br />
immer wieder auch in Fernsehserien<br />
bezaubert. Die Liste ihrer Preise und<br />
Auszeichnungen reicht vom „Bambi“<br />
bis zum „Golden Globe“, gerade eben<br />
erweitert um die „Platin-Romy“ für’s<br />
Lebenswerk.<br />
„La dernière mode“ heißt das Programm,<br />
das Senta Berger in der styriarte<br />
präsentieren wird. „Die neueste<br />
Mode“ war der Titel der Zeitschrift,<br />
die der Pariser Literat Stéphane<br />
Mallarmé seit 1876 herausgab. Der
extravagante Dichter lud jeden Donnerstag<br />
berühmte Zeitgenossen in<br />
seine Wohnung zum Salon ein. Dort<br />
wurde vorgelesen und diskutiert, vor<br />
allem aber auch sehr viel getrunken.<br />
Der berühmte Absinth, der milchiggrüne<br />
Anisschnaps, trug viel zur Inspiration<br />
bei. Senta Berger hat wunderschöne<br />
Gedichte und Geschichten<br />
aus dieser Zeit zusammengestellt,<br />
die uns in eine Welt entführen, wie<br />
wir sie von den Bildern van Goghs,<br />
Monets oder Toulouse-Lautrecs kennen.<br />
Es war eine leidenschaftliche<br />
Welt, in der die Künstler um ihre<br />
Freiheit rangen und Konventionen<br />
über Bord warfen. Sie hatten kein<br />
Geld, aber Ideale. Ein freies Europa<br />
gehörte dazu, denn sie wollten sich<br />
nicht länger zensieren lassen.<br />
Erst sehr viel später wurden die<br />
Künstler, die Mallarmé in seinem<br />
Wohnzimmer versammelte, nicht<br />
verachtet, sondern in ihrer Bedeutung<br />
erkannt <strong>–</strong> heute gehören alle<br />
zum Welterbe der Kunst. Übrigens<br />
gingen die Pariser Komponisten jener<br />
Zeit eben so rauschhaft zu Werke<br />
wie ihre schriftstellernden Kollegen.<br />
Meyerbeer, Gounod, Offenbach und<br />
Massenet feierten jedoch schon zu<br />
Lebzeiten Triumphe. Sie liefern den<br />
Soundtrack der Epoche; im Abend<br />
von Senta Berger gestaltet vom Kölner<br />
Quatuor Romantique, das die<br />
Erkenntnisse der Historischen Aufführungspraxis<br />
auf die glühende Musik<br />
der Pariser Bohème anwendet.<br />
Der große Otto Schenk steht Senta<br />
Berger in Bekanntheit und Beliebtheit<br />
in nichts nach. Der Erzkomödiant<br />
hat jedoch nicht nur zahllose<br />
grandios-verschrobene Figuren verkör<br />
pert, die sich unauslöschlich ins<br />
österreichische Kollektivbewusstsein<br />
eingebrannt haben, als Opernregisseur<br />
inszenierte er dazu an allen<br />
großen Häusern der Welt von der<br />
Wiener Staatsoper bis zum Metropolitan<br />
Opera House. Einen Tag, nachdem<br />
uns Senta Berger in die abgründige<br />
Welt des Pariser „Fin de Siècle“<br />
entführt hat, tritt Otto Schenk seine<br />
Zeitreise nach Wien an.<br />
„Der Kongress tanzt“, heißt sein<br />
Programm, das einen Bogen spannt<br />
EUROPA GELESEN<br />
vom Wiener Kongress bis zur Niederlage<br />
der Österreicher in der Schlacht<br />
bei Königgrätz. Otto Schenk schlüpft<br />
dafür in die Figur des Franz Neustadler,<br />
der als junger Bursch die Intrigen<br />
Metternichs am kaiserlichen Hof<br />
beobachtet, als Erwachsener in die<br />
Wirren der Revolution von 1848 gerät<br />
und als Pensionär den Einmarsch<br />
der Preußen erlebt. Dabei ist es die<br />
Musik, die im erfundenen Tagebuch<br />
Neustadlers die Erinnerungen heraufbeschwört:<br />
von den Walzern<br />
Lanners über den Radetzkymarsch<br />
bis zum Donauwalzer erklingen jene<br />
musikalischen Ikonen, die bis heute<br />
das Herz jener Wiener Jahre ausmachen,<br />
interpretiert vom Girardi Ensemble<br />
in großer Besetzung. So hören<br />
wir, wie das Herz des Fortschritts in<br />
den großen Städten Europas schlägt.<br />
Manchmal im beschwingten Takt des<br />
Walzers, manchmal aber auch im<br />
Exerzierschritt des Marschs.<br />
Thomas Höft<br />
Di, 3. Juli, 20 Uhr, Stefaniensaal<br />
LA DERNIÈRE MODE<br />
Meyerbeer: Grande Fantaisie<br />
„Robert le diable“<br />
Offenbach: Fantaisie „De ma marmotte“<br />
Korngold: Grande Fantaisie<br />
„Die tote Stadt“<br />
Texte von Mallarmé, Rilke, Rimbaud,<br />
Oscar Wilde u. a.<br />
Le Quatuor Romantique<br />
Senta Berger, Rezitation<br />
Mi, 4. Juli, 20 Uhr, Stefaniensaal<br />
DER KONGRESS TANZT<br />
Wiener Tanzmusik von Schubert<br />
bis Johann Strauß Sohn<br />
Girardi Ensemble Graz<br />
Harald Martin Winkler, Stehgeiger<br />
Otto Schenk, Rezitation<br />
Karten & Informationen:<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />
23<br />
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Markus Schirmer<br />
spricht über seinen<br />
Beethoven-Abend<br />
bei der „styriarte“.<br />
Markus, nach Deinem umjubelten<br />
styriarte-Schubert-Abend<br />
im letzten Jahr erarbeitest Du<br />
nun ein reines Beethoven-Programm…<br />
Na ja, Beethovens Klavierwerk ist<br />
nach wie vor gewissermaßen das<br />
Rückenmark für jeden klassischen<br />
Konzertpianisten, jedenfalls für<br />
mich, wieder einmal…<br />
Hat das vielleicht auch damit zu tun,<br />
dass die allererste Frau, die Beethovens<br />
Sonaten öffentlich und mit begeisterter<br />
Zustimmung des Meisters aufführte,<br />
eine geborene Grazerin war?<br />
Natürlich nicht direkt, aber hier von<br />
meinem Fenster am Dietrichsteinplatz<br />
kann ich ja das Haus in der<br />
Herrengasse genau sehen, wo Marie<br />
Pachler ihren Salon hatte, den im<br />
September 1827 bekanntlich auch<br />
Franz Schubert besucht hatte. Hatte<br />
Beethoven nicht auch eine Einladung<br />
von Marie Pachler, hierher nach Graz<br />
zu kommen…?<br />
Genau, die musste Beethoven aber<br />
kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen<br />
absagen, und so traf man sich in<br />
Baden bei Wien, wo Beethoven äußerte:<br />
„Es wäre gescheiter gewesen, zu Ihnen<br />
nach Graz als zu meinem Bruder nach<br />
Gneixendorf zu fahren.“<br />
Ich fi nde immer, es liegt noch so viel in<br />
der Luft hier, eine spürbare atmosphärische<br />
Kontinuität…<br />
MARKUS SCHIRMER<br />
Die nehme ich auch sehr deutlich<br />
wahr, und die so genannte „Waldstein“-Sonate<br />
ist ja eine Huldigung<br />
Beethovens an jenen Mann, der die<br />
musikgeschichtlich gewiss bedeutendste<br />
Kontinuität hellseherisch<br />
prophezeite.<br />
Ich hab’s ja gewusst, dass Du darauf<br />
zu sprechen kommst und das genaue<br />
Zitat mitgebracht; am 29. Oktober 1792<br />
schreibt Graf Waldstein noch in Bonn<br />
dem endgültig nach Wien übersiedelnden<br />
Beethoven ins Stammbuch: „Durch<br />
ununterbrochenen Fleiß erhalten Sie:<br />
Mozart’s Geist aus Haydens Händen.“<br />
Schon unglaublich, dass man so was<br />
Epochales ahnen kann…!<br />
Aber schau, genau da liegt nun gerade<br />
die so paradoxe wie alles entscheidende<br />
Pointe! Denn Beethoven<br />
stellt diese Kontinuität, die wir nach<br />
wie vor und völlig zu recht als das<br />
unglaubliche Wunder der „Wiener<br />
Klassik“ bezeichnen, nicht durch<br />
schlaffe Nachahmung oder ermattete<br />
Mimikry her, sondern durch ein<br />
Feuerwerk von un-erhörten Innovationen,<br />
darauf kommt’s ja an! (Wird<br />
plötzlich ganz unruhig). Nimm nur<br />
den Beginn der „Waldstein“-Sonate,<br />
wo ein simpler C-Dur-Akkord unmittelbar<br />
hintereinander 14 (!!) Mal<br />
angeschlagen wird, ich kann’s bis<br />
heute nicht fassen!<br />
24<br />
Ja, klingt richtig übergschnappt …<br />
Wäre noch heutzutage ein absolut<br />
sicheres „Aus“ bei einer Aufnahmeprüfung<br />
in Komposition.<br />
Noch radikaler ist für mich aber<br />
der Beginn der Cellosonate op. 5/2,<br />
die wir aus diesem Grund mit der<br />
„Waldstein“-Sonate konfrontieren.<br />
Das ist ein reiner g-Moll-Akkord<br />
beider Instrumente, aber so niederschmetternd,<br />
so drastisch-ausweglos<br />
und von so einer brutal-jähen Direktheit,<br />
dass es kaum zu fassen ist…<br />
Mit zunehmendem Alter wird man<br />
zwar allen Superlativen mehr und<br />
mehr abhold…<br />
Mhm, mir geht’s seit einiger Zeit ganz<br />
genau so…<br />
…aber auch wenn ich’s mit kaltem<br />
Blut überlege, muss ich sagen, dass<br />
ich in Beethovens Kammermusik keinen<br />
auch nur annähernd vergleichbaren<br />
Beginn fi nden kann! Dabei ist<br />
das ja nichts grundlegend Neues wie<br />
etwa der „Tristan“-Akkord, aber das<br />
scheint eben Beethovens Genialität<br />
gewesen zu sein, scheinbar Bekanntes<br />
im buchstäblichen Nu in völlig<br />
neues, oftmals bestürzend radikales<br />
Licht zu tauchen!<br />
Und wie geht’s dann weiter nach diesem<br />
Schock?<br />
Was unmittelbar folgt, ist eine<br />
absteigende Skala des Klaviers, die
wie eine dünne, zerbrechliche und<br />
unbeschützte Stimme direkt aus<br />
dem Himmel klingt. Das ist schon<br />
reiner Schubert, so wie mich dieser<br />
Beginn frappierend an den Anfang<br />
von dessen erstem Impromptu in c-<br />
Moll erinnert…<br />
Diese leere Oktave auf dem g?<br />
Ganz genau, aber da ist die Stimmung<br />
schon dämmriger, fahler, nicht<br />
so von dieser gesammelten Aggressivität<br />
wie eben bei Beethoven. Gerade<br />
an dieser Stelle freu ich mich schon<br />
außerordentlich auf das gemeinsame<br />
Musizieren mit Danjulo Ishizaka, einem<br />
außerordentlich sensiblen Partner<br />
am Cello.<br />
Mit ihm gemeinsam spielst Du dann<br />
an diesem Abend…<br />
…noch die „Judas Maccabäus“-Variationen<br />
WoO 45, die dann einen geistreichen<br />
und auch witzigen Beethoven<br />
zeigen, aber doch mehr <strong>–</strong> durch<br />
die Form der Variationen bedingt<br />
<strong>–</strong> in den Bahnen der Tradition komponierend.<br />
Dazu kommt dann noch<br />
ein Variationszyklus für Soloklavier,<br />
der mir sehr am Herzen liegt…<br />
Welcher denn?<br />
Verrat ich noch nicht.<br />
Auch recht, ein wenig Überraschung<br />
und Spannung ist ja durchaus im Sinn<br />
Beethovens. Ich wünsch Dir jedenfalls<br />
eine gute und gedankenvolle Zeit mit<br />
MARKUS SCHIRMER<br />
seiner Musik bis zum Konzert in der<br />
Helmut-List-Halle, auf das wir uns<br />
alle schon sehr freuen!<br />
Ganz meinerseits!<br />
Das Gespräch mit Markus Schirmer führte<br />
Harald Haslmayr.<br />
Mo, 2. Juli & Di, 3. Juli<br />
Helmut-List-Halle, 20 Uhr<br />
WALDSTEIN-SONATE<br />
Beethoven: Klaviersonate in C, op. 53<br />
(„Waldstein“) u. a.<br />
Sonate für Cello und Klavier op. 5/2<br />
„Judas Maccabäus“-Variationen<br />
Markus Schirmer, Klavier<br />
Danjulo Ishizaka, Violoncello<br />
Karten & Informationen:<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />
25<br />
FOTO: WERNER KMETITSCH<br />
FOTOS: WERNER KMETITSCH
Donnerstag Mittwoch Dienstag Montag<br />
Spielplan<br />
2007<br />
Freitag<br />
Samstag<br />
Sonntag<br />
22. Juni<br />
23. Juni<br />
24. Juni 24. Juni<br />
Helmut-List-Halle, 20 Uhr<br />
Beethoven!<br />
Beethoven: Symphonie Nr. 5 / Messe in C u. a.<br />
Kleiter / Magnus / Lippert / Smits<br />
Arnold Schoenberg Chor<br />
Chamber Orchestra of Europe<br />
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt<br />
Preise: EUR 105 / 85 / 65 / 50 / 20<br />
Helmut-List-Halle, 20 Uhr<br />
Beethoven!<br />
Beethoven: Symphonie Nr. 5 / Messe in C u. a.<br />
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt<br />
wie 22. 6.<br />
Mariahilferkirche, 20.30 Uhr<br />
Der Noten Meister<br />
Josquin Desprez war der unbestrittene Meister<br />
der europäischen Renaissance-Musik. Seinen<br />
sinnlichen Vokalklang vermitteln sechs Herren<br />
aus Leipzig.<br />
Ensemble Amarcord<br />
Preise: EUR 38 / 29 / 16<br />
Schloss Eggenberg, 11 Uhr<br />
Mozart auf Reisen<br />
Arien, Kanzonetten, Musik für Violine und Klavier<br />
Reisen bildet <strong>–</strong> auch ein Genie wie den jungen<br />
Wolfgang Amadé, der quer durch Europa kam.<br />
Stephanie Houtzeel, Mezzosopran<br />
Anton Steck, Violine<br />
Marieke Spaans, Hammerfl ügel<br />
Preise: EUR 38 / 29 / 16<br />
Helmut-List-Halle, 20 Uhr<br />
Beethoven!<br />
Beethoven: Symphonie Nr. 5 / Messe in C u. a.<br />
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt<br />
wie 22. 6.<br />
25. 25. Juni Juni<br />
26. Juni 25. Juni<br />
27. Juni<br />
28. Juni<br />
29. Juni<br />
30. Juni<br />
1. Juli 1. Juli<br />
Minoritensaal, 20 Uhr<br />
Hommage à Gösta Neuwirth<br />
Der Komponist Gösta Neuwirth im Dialog mit<br />
Werken seiner Vorbilder Schreker und Schiske.<br />
Lydia Vierlinger, Alt / Clara Frühstück, Klavier<br />
recreation <strong>–</strong> GROSSES ORCHESTER <strong>GRAZ</strong><br />
Dirigent: Andrés Orozco-Estrada<br />
Preis: EUR 16<br />
Minoritensaal, 20 Uhr<br />
Symposion athenaion<br />
Auf rekonstruierten Instrumenten hören Sie<br />
Musik, die schon Sokrates und Plato um etwa 450<br />
v. Chr. bei einem antiken Trinkgelage erfreut hat.<br />
Ensemble Melpomen<br />
Preise: EUR 38 / 29 / 16<br />
Stefaniensaal, 20 Uhr<br />
Madrigal History Tour<br />
Mit Charme, Witz und unvergleichlichem<br />
Können bezaubern die sechs Herren aus England<br />
auf ihrem Marsch durch die heitere Welt des<br />
Madrigals. Und landen bei den Beatles.<br />
The King’s Singers<br />
Preise: EUR 38 / 29 / 16<br />
Helmut-List-Halle, 20 Uhr<br />
Mozart pur<br />
„Eine der schönsten Mozart-Aufnahmen aller<br />
Zeiten“ war ihr styriarte-Mitschnitt von 2005.<br />
Pierre-Laurent Aimard und das Chamber<br />
Orchestra of Europe werden es wieder tun!<br />
Klavierkonzerte KV 415 & KV 503 u. a.<br />
Preise: EUR 53 / 41 / 36 / 29 / 16<br />
Schloss & Park Eggenberg, 19 Uhr<br />
Das Fest der Europa<br />
Eine Prinzessin und ein Stier stehen im Zentrum<br />
dieses Festes, das für den Stier dumm ausgeht.<br />
Sinfonye / Stevie Wishart / Das Kleine<br />
Konzert / Hermann Max / Thomas Höft<br />
Preise: EUR 49 (incl. Buffet)<br />
Helmut-List-Halle, 20 Uhr<br />
Mozart pur wie 28. 6.<br />
Stefaniensaal, 19 Uhr<br />
Die Jahreszeiten<br />
Haydn: Die Jahreszeiten<br />
Haydns sprudelnde Phantasie und Harnoncourts<br />
bildstarke Klangrede: Ein Pfl ichttermin.<br />
Kühmeier / Bostridge / Gerhaher<br />
Arnold Schoenberg Chor<br />
Concentus Musicus Wien<br />
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt<br />
Preise: EUR 105 / 85 / 65 / 50 / 20<br />
Schloss Eggenberg, 11 Uhr<br />
Bach auf Reisen<br />
Bach bleibt daheim und reist dafür im Kopf und<br />
an den Tasten: Französische Ouvertüre, Italienisches<br />
Konzert, Englische Suite.<br />
Johannes Maria Bogner, Cembalo<br />
Preise: EUR 38 / 29 / 16<br />
Stefaniensaal, 19 Uhr<br />
Die Jahreszeiten<br />
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt<br />
wie 30. 6.<br />
26<br />
2. Juli 2. Juli<br />
3. Juli<br />
4. Juli<br />
5. Juli<br />
6. Juli<br />
7. Juli<br />
8. Juli 8. Juli<br />
Helmut-List-Halle, 20 Uhr<br />
Waldstein-Sonate<br />
Schirmer zelebriert Beethoven: Dazu ein Cello.<br />
Markus Schirmer, Klavier<br />
Danjulo Ishizaka, Violoncello<br />
Preise: EUR 38 / 29 / 16<br />
Stefaniensaal, 20 Uhr<br />
La dernière mode<br />
Treffpunkt : Ein Pariser Salon 1870 mit Musik<br />
(Quatuor Romantique) & Poesie (Senta Berger).<br />
Preise: EUR 38 / 29 / 16<br />
Helmut-List-Halle, 20 Uhr<br />
Waldstein-Sonate<br />
wie 2. 7.<br />
Stefaniensaal, 20 Uhr<br />
Der Kongress tanzt<br />
Wiener Tanzmusik von Schubert bis Strauß <strong>–</strong> und<br />
ein Wiener Original erinnert<br />
sich an die „gute alte Zeit“, als<br />
Fürst Metternich noch regierte.<br />
Girardi Ensemble Graz /<br />
Harald Martin Winkler<br />
Otto Schenk<br />
Preise: EUR 38 / 29 / 16<br />
Helmut-List-Halle, 20 Uhr<br />
Morgen in Jerusalem<br />
Ein Kampf ohne Waffen: Christliche und<br />
arabische Musik der Kreuzfahrerzeit.<br />
Fadja el-Hage & Miriam Andersén<br />
Paolo Giuseppe Cecere<br />
Sarband / Vladimir Ivanoff<br />
Preise: EUR 38 / 29 / 16<br />
Minoritensaal, 20 Uhr<br />
Harmony of Nations<br />
Musik für die prächtigsten Orchester des barocken<br />
Europa von Bach, Händel, Vivaldi u. a.<br />
Harmony of Nations Baroque Orchestra<br />
Leitung: Riccardo Minasi<br />
Preise: EUR 38 / 29 / 16<br />
Pfarrkirche Stainz, 20.30 Uhr<br />
Christus am Ölberge<br />
Harnoncourt verneigt sich auch in Stainz vor<br />
Beethoven und dessen Christus-Oratorium.<br />
Schubert: Intende voci<br />
Beethoven: Christus am Ölberge<br />
Aikin / Lippert / Boesch<br />
Arnold Schoenberg Chor / Concentus Musicus<br />
Wien / Dirigent: Nikolaus Harnoncourt<br />
Preise: EUR 110 / 90 / 70 / 40 / 15<br />
Schloss Eggenberg, 11 Uhr<br />
Dowlands Europa<br />
Lautenkunst von Ballard, Kapsperger, Dowland<br />
Hopkinson Smith, Laute<br />
Preise: EUR 38 / 29 / 16<br />
Schloss Gleinstätten, 20 Uhr<br />
Les quatre saisons<br />
Claude Le Jeunes vokaler Jahreszeitenzyklus<br />
Ensemble Clément Janequin<br />
Preise: EUR 58 / 49 / 36 (incl. Buffet)<br />
Pfarrkirche Stainz, 20.30 Uhr<br />
Christus am Ölberge<br />
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt<br />
wie 7.7.
9. Juli 9. Juli<br />
10. Juli<br />
11. Juli<br />
12. Juli<br />
13. Juli<br />
14. Juli<br />
15. Juli 15. Juli<br />
Herz-Jesu Kirche, 19 Uhr<br />
Dresdner Gipfel<br />
Ein Gipfeltreffen an der Orgel, wie es anno 1717<br />
in Dresden zwischen Bach und Louis Marchand<br />
geplant war, aber nicht stattgefunden hat.<br />
Kapsner & Lefebvre, Orgel<br />
Preis: EUR 14<br />
Helmut-List-Halle, 20 Uhr<br />
Die Musik der Wikinger<br />
Gesänge aus dem Norden Europas, aus einer fesselnden<br />
Welt zwischen Kultur und Barbarei.<br />
Miriam Andersén, Stimme, Eirharp u. a.<br />
Poul Høxbro, Knochenfl öte u. a.<br />
Preise: EUR 38 / 29 / 16<br />
Minoritensaal, 20 Uhr<br />
Böhmische MusikantInnen<br />
Dvo∏ák, Kaprálová, Smetana: Streichquartette<br />
aus dem „Konservatorium Europas“.<br />
Kaprálová Quartett<br />
Preise: EUR 38 / 29 / 16<br />
Stefaniensaal, 20 Uhr<br />
Le Stagioni<br />
Vivaldi: „Der Herbst“ der Vier Jahreszeiten / Fagottkonzert<br />
/ Oboenkonzert / Doppelkonzert oder:<br />
die unsterbliche Musik des „Prete rosso“.<br />
Turkovi ć / Westermann / Pianca / Höbarth<br />
Mitglieder des Concentus Musicus Wien<br />
Preise: EUR 53 / 41 / 36 / 29 / 16<br />
Helmut-List-Halle, 20 Uhr<br />
Sheherazade in Paris<br />
Musik von Sultan Abdülaziz, Sultan Mehmet VI.<br />
u. a., Gabriel Fauré, Maurice Ravel u. a.:<br />
Von der großen Liebe zwischen Franzosen und<br />
dem osmanischen Reich im Fin de Siècle.<br />
Sarband / Leitung: Vladimir Ivanoff<br />
Preise: EUR 38 / 29 / 16<br />
Freilichtmuseum Stübing, 18 Uhr<br />
Forward to the roots<br />
Open-Air-Wandelkonzert mit Musik der europäischen<br />
Ureinwohner aus Lappland, Irland, Kreta<br />
und Sardinien.<br />
Pirttijärvi, Ross Daly & Freunde, Andersén &<br />
Høxbro, MacDonald Reid, Tenores di Bitti<br />
Preis: EUR 29 (Ermäßigung für Kinder und<br />
Jugendliche)<br />
Schloss Eggenberg, 11 Uhr<br />
Mister Franklins Harmonika<br />
Eine Mozart-Matinee mit Glasharmonika,<br />
Flötenquartetten, Oboenquartett u. a.<br />
Schönfeldinger, Schmeiser, Pantillon u.a.<br />
Preise: EUR 38 / 29 / 16<br />
Helmut-List-Halle, 20 Uhr<br />
European Song Contest<br />
Die schönsten Arien und Lieder aus<br />
elf europäischen Nationen<br />
Junge Sängersolisten aus ganz Europa<br />
recreation <strong>–</strong> GROSSES ORCHESTER <strong>GRAZ</strong><br />
Dirigent: Andrés Orozco-Estrada<br />
Preise: EUR 53 / 41 / 36 / 29 / 16<br />
16. 16. Juli Juli<br />
17. Juli<br />
18. Juli<br />
19. Juli<br />
20. Juli<br />
21. Juli<br />
22. Juli 22. Juli<br />
Helmut-List-Halle, 20 Uhr<br />
Labyrinth<br />
Musik aus dem antiken Kreta, einem der<br />
zentralen mythischen Orte der europäischen<br />
Geschichte, mit dem „Weltmusiker“ Ross Daly.<br />
Preise: EUR 38 / 29 / 16<br />
Helmut-List-Halle, 20 Uhr<br />
Ludi Musici<br />
You can dance: Die schönsten Tanzsätze des 16.<br />
und 17. Jahrhunderts im üppigen Klanggewand<br />
von Jordi Savalls Ensemble.<br />
Hespèrion XXI / Leitung: Jordi Savall<br />
Preise: EUR 53 / 38 / 19<br />
Karten & Informationen:<br />
Tel. 0316.825000<br />
www.styriarte.com<br />
Mariahilferkirche & Minoritensaal, 20 Uhr<br />
Eurocity 2007<br />
Ein europäisches Chorpanorama:<br />
Große Vokalmusik aus sechs Jahrhunderten.<br />
Chorus sine nomine<br />
Leitung: Johannes Hiemetsberger<br />
Preise: EUR 38 / 29 / 16<br />
Pfarrkirche Pöllau, 20 Uhr<br />
Columbus<br />
Musik und Geschichten aus der Epoche, als<br />
Europa die Hand nach Amerika ausstreckte.<br />
Montserrat Figueras, Sopran<br />
La Capella Reial de Catalunya / Hespèrion XXI<br />
Leitung: Jordi Savall<br />
Preise: EUR 53 / 38 / 19<br />
Kammermusiksaal, 20 Uhr<br />
Im Volkston<br />
Haydn, Beethoven: Quartette im Volkston<br />
Quatuor Mosaïques<br />
Preise: EUR 38 / 29 / 16<br />
St. Lambrecht, 15 Uhr bis Sonntag-Mittag<br />
Ora et labora<br />
Die styriarte Landpartie 2007 führt ins Zentrum<br />
benediktinischer Lebensart: Bete und arbeite.<br />
Preis: EUR 49 (incl. Buffet)<br />
Zu diesem Projekt erscheint<br />
ein gesonderter Folder<br />
Schloss Eggenberg, 11 Uhr<br />
Einfach klassisch<br />
Beethoven trifft Goethe in Eggenberg<br />
Ernst Kovacic / Christopher Hinterhuber /<br />
Wolfram Berger<br />
Preise: EUR 38 / 29 / 16<br />
Schlossbergbühne, 20 Uhr<br />
Freude schöner Götterfunken<br />
Beethoven: Symphonie Nr. 9 u. a.<br />
Chorus sine nomine / chor pro musica graz /<br />
mondo musicale<br />
recreation <strong>–</strong> GROSSES ORCHESTER <strong>GRAZ</strong><br />
Dirigent: Andrés Orozco-Estrada<br />
Preise: EUR 53 / 38 27 / 19<br />
Montag<br />
Dienstag<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
Samstag<br />
Sonntag<br />
Wanted: Europa<br />
Europa, die phönizische Prinzessin,<br />
pfl ückte am Meeresufer<br />
Blumen. Da entsprang den Wellen<br />
ein Stier, so schön, dass sie auf<br />
seinen Rücken stieg und sich von<br />
ihm übers Meer nach Kreta tragen<br />
ließ: die mythische Geburtsstunde<br />
unseres Kontinents.<br />
„Wanted: Europa“ <strong>–</strong> unter diesem<br />
Motto macht sich die styriarte 2007<br />
auf die Suche nach unserem Kontinent<br />
und seiner sich wandelnden<br />
Identität. Gerade die universale<br />
Sprache Musik knüpfte wieder und<br />
wieder Bande im zerrissenen Gebilde<br />
Europa: Bande über die Gräben<br />
zwischen Glauben und Aufklärung<br />
ebenso wie zwischen Christen, Juden<br />
und Moslems. Beethoven setzte<br />
dem Revolutionär Napoleon ebenso<br />
ein ewiges Denkmal wie dem Gott<br />
der Christenheit <strong>–</strong> in Werken, die<br />
Nikolaus Harnoncourt 2007 dirigiert.<br />
Jordi Savall und Vladimir<br />
Ivanoff bauen in ihren Programmen<br />
abgebrochene Brücken zwischen den<br />
mediterranen Kulturen wieder auf.<br />
Der Wandel der Jahreszeiten<br />
prägt den europäischen Menschen.<br />
Davon erzählen Vivaldis „Quattro<br />
Stagioni“ und die „Quatre saisons“<br />
des französischen Renaissance-<br />
Meisters Claude le Jeune ebenso wie<br />
Joseph Haydns „Die Jahreszeiten“.<br />
Von Europa reden heißt auch: von<br />
Nationen reden. In der Musik selbst<br />
gaben häufi g genug die „Nationalstile“<br />
den Ton an. Dann wiederum<br />
wendete sich das Blatt: Madrigal<br />
und Streichquartett kannten keine<br />
Grenzen, Renaissance und Klassik<br />
waren übernationale Stile.<br />
Wenn im politischen Kampf um<br />
nationale Identitäten Abgrenzung<br />
das Gebot der Stunde war, so hat die<br />
Musik die Politik oft genug unterlaufen.<br />
Und auch heute öffnet die<br />
Musik Horizonte, hinterfragt alte<br />
Vorurteile und zeigt, dass Europa<br />
kein erstarrtes Gebilde ist, sondern<br />
immer wieder neu entsteht <strong>–</strong> als<br />
Vision, Möglichkeit und Hoffnung.<br />
Karten & Informationen:<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com
Christoph Kolumbus sei ein Kind aus einer<br />
armen Familie bei Genua gewesen,<br />
behauptet die offi zielle Geschichtsschreibung<br />
bis heute. Manuel Forcano, Historiker<br />
aus Barcelona, der für Jordi Savall das<br />
Programm um den Seefahrer entwarf, sieht<br />
das ganz anders. Anhand akribisch recherchierter<br />
Details meint er, nachweisen zu<br />
können: Kolumbus war Katalane.<br />
Wie könnte ein bürgerlicher Genuese sich<br />
von den katholischen Königen Ferdinand<br />
und Isabella per Vertrag die Vizekönigswürde<br />
aller neu entdeckten Länder zusichern<br />
lassen? Das ist die Ausgangsfrage Forcanos.<br />
Und seine Antwort ist bestechend. Nie<br />
hätten die allerkatholischsten Majestäten<br />
einem Bürgerlichen solche Rechte zugestanden.<br />
Kolumbus stamme in Wirklichkeit aus<br />
der katalanischen Fürstenfamilie Colom<br />
und war mit dem portugiesischen Königshaus<br />
verwandt. Deshalb durfte er sich den<br />
Majestäten überhaupt nähern. Tatsächlich<br />
fi nden sich in vielen Quellen sowohl die<br />
Schreibweise Colom als auch zahllose katalanische<br />
Namen, mit denen Kolumbus seine<br />
Neuentdeckungen benannte.<br />
Doch warum weiß man heute nichts<br />
davon? Für Forcano ist es ganz klar: In den<br />
Wirren um das Erbe des Kolumbus hätte der<br />
spanische Hof diesen zu einem Ausländer<br />
gemacht, um die vertraglich zugesicherten<br />
Rechte nicht gewähren zu müssen. Nur<br />
einem rechtlosen Italiener konnte man all<br />
das absprechen, was einem katalanischen<br />
Adligen zugestanden wäre. Für eine ausführlichere<br />
Beweisführung sei der Abend<br />
„Columbus“ am 20. Juli empfohlen.<br />
Thomas Höft<br />
„Die Welt wird spätere Jahre erleben, an denen der Ozean<br />
die Dinge lockert, ein großes Land sich öffnet und ein neuer<br />
Seemann wie jener Thyphis, der Jasons Lotse war, eine neue<br />
Welt entdeckt. Und dann wird die Insel Thule nicht mehr<br />
das äußerste Land sein.“<br />
So lässt der römische Philosoph<br />
Seneca, der Lehrer Kaiser Neros,<br />
die Medea in der gleichnamigen<br />
Tragödie weissagen. Es war ein fester<br />
antiker Topos: dass jenseits von<br />
Europa noch ein neues, unbekanntes<br />
Land liegen würde, das der Entdeckung<br />
harrt. Doch lange Zeit war das<br />
alles eben nicht mehr als literarische<br />
Fiktion. Bis der Seefahrer Christoph<br />
Kolumbus die antiken Berichte ernst<br />
nahm <strong>–</strong> in seinem „Buch der Prophezeiungen“<br />
hat Kolumbus das Zitat<br />
Senecas persönlich eingetragen <strong>–</strong> und<br />
die spanischen Regenten Ferdinand<br />
und Isabella überzeugen konnte,<br />
ihm eine Expeditionsfl otte zu unterstellen,<br />
um einen neuen Seeweg nach<br />
Indien zu fi nden.<br />
So wurde 1492, als Kolumbus nach<br />
einer 66tägigen Reise westwärts über<br />
den Atlantik auf San Salvador an<br />
Land ging, zu einem Schicksalsjahr<br />
nicht nur Europas, sondern der ganzen<br />
Welt. Jordi Savall, der sich seit<br />
Jahrzehnten mit der Philosophie, der<br />
Musik, der Kultur des Mittelmeerraumes<br />
beschäftigt, hat dieses Ereignis<br />
zum Anlass genommen, in einem<br />
28<br />
Opus summum ein so umfassendes<br />
Panorama dieser Zeitenwende zu<br />
entwerfen, wie es bisher noch nicht<br />
existierte. Von „Verlorenen Paradiesen“<br />
handelt es, von Momenten, in<br />
dem Frieden zwischen unterschiedlichen<br />
Kulturen möglich gewesen<br />
wäre, und von den Gründen, warum<br />
alles anders kam.<br />
Dass eine Beschäftigung mit der<br />
Musik der Vergangenheit ganz zentral<br />
auf Probleme der Gegenwart<br />
verweist, zeigt kaum einer so konsequent<br />
wie Jordi Savall. In seinem<br />
Kolumbus-Programm baut er auf<br />
der fragilen Lebensgemeinschaft<br />
von Christen, Juden und Muslimen<br />
im Spanien um 1400 auf. Er zeigt,<br />
wie der kulturelle Austausch zwischen<br />
den so unterschiedlichen Bewohnern<br />
der iberischen Halbinsel<br />
ein fruchtbares Miteinander manifestiert,<br />
so lange eine Balance der<br />
Kräfte gegeben war. Ebenso belegt er<br />
aber auch, wie religiöse Unterschiede<br />
zu unüberwindlichen ideologischen<br />
Barrieren aufgebaut werden können,<br />
wenn daran ein politisches Interesse<br />
besteht. Ganz bewusst möchte
der Musiker diese Geschehnisse als<br />
Muster für die Prozesse unserer Gegenwart<br />
beschreiben.<br />
Und so erleben wir ein erstarkendes<br />
Portugal, das nicht nach Osten<br />
expandieren kann, weil dort die Spanier<br />
zu mächtig sind, und deshalb<br />
über die See aufbricht, Kolonien zu<br />
erobern. Damit ist der klassische<br />
Sündenfall Europas geboren. Jordi<br />
Savall zeigt auch, wie Ferdinand und<br />
Isabella ihre Reiche Kastilien und<br />
Aragon zu einem Staat zusammenschmieden.<br />
Weil die jeweiligen Bevölkerungsgruppen<br />
sich völlig fremd<br />
sind, brauchen die Könige einen gemeinsamen<br />
Feind: die Muslime und<br />
die Juden. Und so entwickeln sie die<br />
neue spanische Identität aus Hass<br />
und Gewalt gegen Andersgläubige<br />
und haben durch deren Vertreibung<br />
genügend Beute zu verteilen, um sich<br />
ihre Untertanen gefügig zu machen.<br />
Es ist bezwingend, wie Jordi Savall<br />
diese Aktualität heraufbeschwört;<br />
nicht theoretisch, sondern indem er<br />
die berührenden Klagelieder der Entrechteten<br />
und Verjagten den triumphalen<br />
Hymnen der allerkatholischsten<br />
Majestäten gegenüberstellt.<br />
Doch dabei belässt es Savall<br />
nicht. Er zeigt, wie sich Christoph<br />
Kolumbus in dieses Szenario erschreckend<br />
einfügt. Der historische<br />
Zufall wollte es, dass der besessene<br />
Seefahrer genau in jenem Moment<br />
auf der Bildfl äche erschien, als die<br />
gnadenlose Militärmaschinerie des<br />
neuen Spanien das Reich ethnisch<br />
gesäubert hatte. Und mit einem nie<br />
gesehenen Furor brechen diese Menschen<br />
nun nach Amerika auf und<br />
zerstören als christliche Fundamentalisten<br />
die Großreiche der Indianer.<br />
Auch Kolumbus selbst gerät unter<br />
die Räder entfesselter Gier und wird<br />
verhaftet.<br />
Dieses ganze Panorama blättert<br />
Jordi Savall in Musik und Texten vor<br />
uns auf. Er lässt auf Arabisch, Hebräisch,<br />
Spanisch, Aramäisch, Latein<br />
und Nahuatl singen und sprechen, er<br />
lässt die Instrumente der spanischen<br />
Sepharden und der mexikanischen<br />
Indianer erklingen. Denn er hat sich<br />
selbst einen Auftrag gestellt: „Nur auf<br />
NEUE WELT<br />
diese Weise, durch Neuent deckung<br />
und Wiederbelebung des alten Musikerbes<br />
sowie durch die Annäherung an<br />
die Vergangenheit aus einer anderen<br />
Perspektive, werden wir in der Lage<br />
sein, unsere Zukunft besser zu erdenken<br />
und zu errichten.“<br />
Thomas Höft<br />
Di, 17. Juli, 20 Uhr<br />
Helmut-List-Halle<br />
LUDI MUSICI<br />
Eine Reise durch die Tanzmusik<br />
des 16. und 17. Jahrhunderts<br />
Moderno: Musique de Joye<br />
Brade: Newe ausserlesene liebliche Branden,<br />
Intraten, Mascharaden, Balleten<br />
Scheidt: Ludi Musici<br />
Hespèrion XXI<br />
Leitung: Jordi Savall<br />
Fr, 20. Juli, 20 Uhr<br />
Pfarrkirche Pöllau<br />
COLUMBUS<br />
Musik und Geschichten aus der<br />
Zeit der Entdeckung Amerikas<br />
Werke von Johannes Cornago, Juan del<br />
Enzina, Heinrich Isaak u. a.<br />
Musik der Sepharden, Mauren und<br />
der Indianer Mittelamerikas<br />
Montserrat Figueras<br />
La Capella Reial de Catalunya<br />
Hespèrion XXI<br />
Leitung: Jordi Savall<br />
Karten & Informationen:<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />
29<br />
www.mothwurf.com<br />
Erhältlich im<br />
ausgewählten<br />
Fachhandel und im<br />
Austrian Couture<br />
Concept-Store<br />
Herrengasse 9<br />
Generalihof<br />
8010 Graz
Wieder einmal hatten<br />
Sterndeuter den Weltuntergang<br />
vorausgesagt.<br />
Wieder einmal ließen<br />
Kometen den jüngsten Tag<br />
mit Sicherheit erwarten.<br />
Doch es war nicht die<br />
Endzeit, die sich anno 1600<br />
in allen Teilen Europas<br />
ankündigte, es war der<br />
Aufbruch in eine neue<br />
Epoche. Papst Clemens VIII.<br />
läutete sie ein, indem er in<br />
Rom ein Heiliges Jahr<br />
eröffnete <strong>–</strong> ein „Gran<br />
Giubileo“, wie es die Welt<br />
noch nicht gesehen hatte.<br />
Vor den Augen von Hunderttausenden<br />
von Pilgern<br />
wurde das Tor zum<br />
Barock weit aufgestoßen:<br />
durch Caravaggio in seinen<br />
erschütternden Matthäusbildern<br />
zu S. Luigi dei Francesi, durch Emilio<br />
de’ Cavalieri in seiner „Rappresentazione<br />
di anima e di corpo“, durch die<br />
zahllosen barocken Kirchenbauten,<br />
die in strahlendem Travertin gen<br />
Himmel wuchsen. Rom hatte alles,<br />
was es brauchte, um der Reformation<br />
Paroli zu bieten: einen neuen Kalender,<br />
einen neuen Kunststil, eine neue<br />
Überzeugungskraft des Glaubens.<br />
Man war den Protestanten im Norden<br />
um mehr als die zehn Tage der<br />
neuen Zeitrechnung voraus.<br />
Die anderen Nationen zogen nach:<br />
Frankreich schien durch den Konvertiten<br />
Heinrich IV. endlich befriedet.<br />
Die Jahrzehnte des sinnlosen Mordens<br />
zwischen Katholiken und Hugenotten<br />
waren erst einmal vorüber.<br />
Auch die Habsburger in Wien blieben<br />
katholisch. In England hatte sich die<br />
streitbare Elisabeth I. mit der Thronfolge<br />
ihres Neffen aus dem Hause<br />
Stuart abgefunden. Doch etwas<br />
war anders geworden: Shakespeare<br />
schrieb seinen „Hamlet“, die Maler<br />
griffen zu den scharfen Kontrasten<br />
des Helldunkel, in Florenz wurde<br />
die antike Tragödie aus der Musik<br />
neu erfunden. Die raffi nierte Kunst<br />
der späten Renaissance, eklektisch,<br />
DIE WENDE<br />
Europa anno<br />
Musiker am Balkon. Fresco von Gerrit van Honthorst, 1622.<br />
manieriert, parfümiert, wich neuen,<br />
kraftvollen Worten, Bildern und Tönen.<br />
Die neue Zeit brauchte eine neue<br />
Sprache: den Stil der existenziellen<br />
Erschütterung, die den Einzelnen<br />
tief im Innern berührte.<br />
Manch einer war selbst so erschüttert,<br />
dass es ihn umtrieb in Europa.<br />
John Dowland, der begabteste Lautenist<br />
Englands, fl oh vor der Ungnade<br />
der Königin und seinem eigenen düs-<br />
30<br />
teren Temperament. „Johannes Dolandi<br />
de lachrymae“, „John Dowland von<br />
den Tränen“ schrieb er einem Nürnberger<br />
Kaufmann ins Stammbuch.<br />
In der fränkischen Handelsstadt<br />
machte er Station auf seinem unruhigen<br />
Weg zwischen Dänemark und<br />
Italien, stets auf der Suche nach einer<br />
inneren Mitte, die er nur in der Heimat<br />
hätte fi nden können. Aus seinen<br />
tief empfundenen Pavanen und weit
1600<br />
ausholenden Fantasien spricht ein<br />
neuer Anspruch an die Beredsamkeit<br />
der Laute, eine unbedingte Forderung<br />
nach Ausdruck. Dieses Streben<br />
erfüllte auch seine Kollegen in Rom<br />
und Paris wie den genialen Hieronymus<br />
Kapsberger. Gemeinsam ließen<br />
sie die sanften Lautenlieder und plätschernden<br />
Tänze der Renaissance<br />
hinter sich. Ihre Musik ist eine Reise<br />
in die Abgründe der Seele und eine<br />
stürmische Fahrt durch die neuen<br />
Horizonte des Barock. Hopkinson<br />
Smith folgt ihnen auf ihren lautenistischen<br />
Höhenfl ügen.<br />
Den Geist der neuen Zeit zu<br />
beschreiben, wurden auch andere<br />
Musiker um 1600 nicht müde. In<br />
Frankreich waren so viele Menschen,<br />
auch Komponisten, dem Religionskrieg<br />
zum Opfer gefallen, dass die<br />
alte Lust am Liebeslied nicht mehr<br />
aufkommen wollte. Claude le Jeune,<br />
der 1600 in Paris starb, veröffentlichte<br />
Psalmen Davids statt leichtlebiger<br />
Chansons. Das „Vanitatum Vanitas“,<br />
das große Thema des nordeuropäischen<br />
Barock, wird im Frankreich des<br />
frühen 17. Jahrhunderts allenthalben<br />
aufgegriffen. Die hellen Farben der<br />
Renaissance weichen der düsteren<br />
Palette eines de la Tour, Tournier<br />
oder Valentin. Das Thema der Jahreszeiten,<br />
im 16. Jahrhundert noch<br />
ein Fest, um Natur und Menschen zu<br />
feiern, wird nun zur Erzählung vom<br />
Werden und Vergehen des Lebens.<br />
In seinem Jahreszeiten-Programm<br />
führt uns das Ensemble Clément<br />
Janequin vom Frühling der Renaissance<br />
in den Herbst des französischen<br />
Frühbarock.<br />
Und Deutschland? Hier fühlte<br />
man sich im dicken Wams der Renaissance<br />
unvermindert wohl und<br />
feierte die Feste, wie sie fi elen. Die<br />
Sammlungen später Renaissance-<br />
Tänze, wie sie William Brade und<br />
Samuel Scheidt in Hamburg um<br />
1610 drucken ließen, sind eine einzige<br />
Huldigung an den bürgerlichen<br />
Wohlstand und das Wohlergehen<br />
in der ständischen Ordnung <strong>–</strong> ganz<br />
DIE WENDE<br />
so, wie es die Franzosen ein halbes<br />
Jahrhundert zuvor in der Lyoner<br />
Sammlung „Musique de Joye“ gefeiert<br />
hatten. Jordi Savall verbindet<br />
Tanzsuiten aus allen drei Drucken zu<br />
einem großen Panorama des Europa<br />
um 1600. In Deutschland war es ein<br />
Tanz auf dem Vulkan wie anno 1550<br />
in Frankreich. Auf das Fest folgte<br />
auch hier, wie zuvor im westlichen<br />
Nachbarland, das Morden eines langen<br />
Bürgerkrieges.<br />
Josef Beheimb<br />
So, 8. Juli, 11 Uhr<br />
Schloss Eggenberg<br />
DOWLANDS EUROPA<br />
Ballard: Préludes und Courantes aus dem<br />
„Premier Livre“ (Paris 1611)<br />
Kapsperger: Toccaten und Tänze aus dem<br />
„Libro Primo d’Intavolatura di Lauto“<br />
(Rom 1611)<br />
Dowland: Pavanen, Fantasien und<br />
Character Pieces aus „Variety of Lute<br />
Lessons“ (London 1610)<br />
Hopkinson Smith, Laute<br />
So, 8. Juli, 20 Uhr<br />
Schloss Gleinstätten<br />
LES QUATRE SAISONS<br />
Claude Le Jeune: „Les quatre saisons“<br />
Ensemble Clément Janequin<br />
Di, 17. Juli, 20 Uhr<br />
Helmut-List-Halle<br />
LUDI MUSICI<br />
Eine Reise durch die Tanzmusik<br />
des 16. und 17. Jahrhunderts<br />
Moderno: Musique de Joye<br />
Brade: Newe ausserlesene liebliche<br />
Branden, Intraten, Mascharaden,<br />
Balleten<br />
Scheidt: Ludi Musici<br />
Hespèrion XXI<br />
Leitung: Jordi Savall<br />
Karten & Informationen:<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />
31<br />
Momente, in<br />
denen Sie Ihre<br />
Kleine nicht<br />
lesen sollten.<br />
Foto: Werner Kmetitsch<br />
Als Partner der<br />
wünscht die Kleine Zeitung<br />
gute Unterhaltung.<br />
Meine Kleine.
Das Salzburger Musikfest im Winter<br />
Mozart<br />
woche<br />
2008<br />
vom 25. Jänner bis 3. Februar<br />
Orchester<br />
Camerata Salzburg · Cappella Andrea Barca<br />
Concentus Musicus Wien · Kremerata Baltica<br />
Les Musiciens du Louvre Grenoble · Mozarteum<br />
Orchester Salzburg · Österreichisches Ensemble<br />
für Neue Musik oenm · Sinfonieorchester der<br />
Universität Mozarteum · Wiener Philharmoniker<br />
Dirigenten<br />
Ivor Bolton · Dennis Russell Davies · Ivan Fischer<br />
Nikolaus Harnoncourt · Leonidas Kavakos<br />
Gidon Kremer · Louis Langrée · Sir Charles<br />
Mackerras · Paul McCreesh · Ingo Metzmacher<br />
Marc Minkowski · Jonathan Nott · András Schiff<br />
Sänger<br />
John Mark Ainsley · Annette Dasch · Ruxandra<br />
Donose · Adrian Eröd · James Gilchrist · Matthias<br />
Goerne · Werner Güra · Vesselina Kasarova<br />
Elisabeth von Magnus · Eva Mei · Alastair Miles<br />
^<br />
Hanno Müller-Brachmann · Christiane Oelze<br />
Anne Sofie von Otter · Miah Persson · Patricia<br />
Petibon · Birgit Remmert · Markus Schäfer · Kurt<br />
Streit · James Taylor · Anke Vondung · Ruth Ziesak<br />
Solisten<br />
Pierre-Laurent Aimard (Artist in Residence)<br />
Teodoro Anzellotti · Lisa Batiashvili · Rudolf<br />
Buchbinder · Isabelle Faust · Marino Formenti<br />
Hilary Hahn · Alina Ibragimova · Leonidas<br />
Kavakos · Patricia Kopatchinskaja · Gidon Kremer<br />
Elisabeth Leonskaja · Alexander Lonquich<br />
Tatjana Masurenko · Daniel Müller-Schott<br />
Christian Poltéra · Jean-Guihen Queyras · András<br />
Schiff · Andreas Staier · Tamara Stefanovich<br />
Christian Tetzlaff · Lars Vogt<br />
Ensembles und Chöre<br />
Artemis Quartett ·Hagen Quartett Quatuor<br />
Ébène · English Voices · Salzburger Bachchor<br />
Wiener Singverein<br />
Auftragskompositionen<br />
Thomas Larcher · Johannes Maria Staud<br />
ORGEL-SPIEL<br />
Internationale<br />
Stiftung Mozarteum<br />
Postfach 156<br />
A-5024 Salzburg<br />
T +43-662-87 31 54<br />
F +43-662-87 44 54<br />
32<br />
Europäer des 21. Jahrhunderts<br />
belächeln gerne die<br />
scheinbar naive Lust des<br />
18. Jahrhunderts am<br />
Wettstreit der Nationen<br />
in der Kunst.<br />
Freilich wurde die höfi sche<br />
Gesellschaft der frühen<br />
Neuzeit noch nicht mit<br />
Live-Übertragungen von<br />
Weltmeisterschaften<br />
verwöhnt, an denen sich<br />
aufkeimender Nationalstolz<br />
hätte entzünden können.<br />
Wo der Fußball fehlte,<br />
mussten andere Konkurrenzen<br />
her. Statt Deutschland<br />
gegen Italien lauteten die<br />
höfi schen Partien:<br />
Scarlatti gegen Händel,<br />
Clementi gegen Mozart.<br />
Eine besonders packende Begegnung<br />
fand anno 1717 zu<br />
Dresden statt oder eben nicht<br />
statt. Da gab es auf der einen Seite<br />
den siegessicheren Star aus Versailles:<br />
Louis Marchand. Der Hoforganist<br />
der französischen Könige gab der<br />
Provinzstadt Dresden die Ehre. Da<br />
gab es zum anderen einen biederen<br />
Musiker aus heimischen Landen:<br />
Johann Sebastian Bach, seines Zeichens<br />
Hoforganist im kleinen Weimar.<br />
Eine sichere Partie für Frankreich,<br />
dachten die einen, David gegen<br />
Goliath, wussten die anderen. Denn<br />
dieser Bach hatte schon mit 18 alle<br />
Konkurrenten im Orgel-Mekka Thüringen<br />
an die Wand gespielt, hatte zu<br />
Arnstadt, Mühlhausen und Weimar<br />
höhere Gehälter kassiert als alle seine<br />
Vorgänger, hatte die Gemeinde durch<br />
seltsame neue Harmonien verwirrt,<br />
die großen Meister seiner Zunft durch<br />
seine Kunst beeindruckt und die höfi -<br />
schen Kreise durch seine Virtuosität<br />
entzückt. Wie künstlich er seine<br />
Hände und Füße beständig durch<br />
Wogen des Kontrapunkts zu steuern
vermochte, ohne auch nur eine einzige<br />
falsche Note unterzumischen, das<br />
kam einem Wunder gleich.<br />
Der Tag des Duells war gekommen,<br />
die höfi schen Schiedsrichter hatten<br />
Platz genommen, Bach saß wohl vorbereitet<br />
an seinem Instrument. Doch<br />
wer nicht kam, war Marchand. Nachdem<br />
er Bach heimlich beim Spielen<br />
belauscht hatte, war der Franzose<br />
sang- und klanglos von der Bildfl äche<br />
verschwunden. Disqualifi kation,<br />
1:0 für Bach. Die deutsche Musiknation,<br />
eben erst zu höheren Ambitionen<br />
auf europäischem Terrain erwacht,<br />
hatte einen ihrer ersten großen Siege<br />
errungen. Dresden war dazu der richtige<br />
Ort. Wo August der Starke allzu<br />
gerne den Ausländern applaudierte,<br />
italienische Oper und französische<br />
Ballette mit Unsummen fi nanzierte,<br />
warteten die Deutschen unter ihrem<br />
Konzertmeister Pisendel geduldig<br />
auf ihre Stunde. Mit Bachs Triumph<br />
war sie gekommen. Fortan war dieses<br />
deutsche Orchester die Nr. 1 in Europa,<br />
und Bach ein Solist, mit dem man<br />
besonders gerne musizierte.<br />
ORGEL-SPIEL<br />
Die prächtige Walcker-Orgel in der Grazer Herz-Jesu-Kirche<br />
ist das Spielfeld für eine neue Partie Bach-Marchand.<br />
Den Dresdner Wettstreit von 1717<br />
verwandeln 290 Jahre später Michael<br />
Kapsner und sein französischer<br />
Kollege Philippe Lefebvre in ein<br />
Freundschaftsspiel. Kapsner kommt<br />
aus Weimar wie einst Bach, Lefebvre<br />
aus Paris. Nach je einem Stück von<br />
Bach und Marchand tragen sie ihren<br />
Disput mit Improvisationen aus. Das<br />
Ende? Es wird vermutlich im Sinne<br />
des vereinten Europa ausfallen.<br />
Josef Beheimb<br />
Mo, 9. Juli, 19 Uhr<br />
Herz-Jesu Kirche<br />
DRESDNER GIPFEL<br />
Ein organistisches Gipfeltreffen<br />
zwischen Johann Sebastian Bach und<br />
Louis Marchand, wie es 1717 in Dresden<br />
hätte stattfi nden können<br />
Michael Kapsner, Orgel<br />
Philippe Lefebvre, Orgel<br />
Karten & Informationen:<br />
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33<br />
FOTO: HEIMO BINDER<br />
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Stellen Sie sich vor, Sie sitzen bei Armin<br />
Assinger in der „Millionenshow“ und<br />
die Eine-Million-Euro-Frage lautet:<br />
Die drahtlose Schnittstelle zwischen Computer<br />
und Peripheriegeräten heißt Bluetooth.<br />
Worauf bezieht sich der Name?<br />
A) Auf das Frequenzsprungverfahren<br />
bluetoothing?<br />
B) Auf den mittelalterlichen Dänenkönig<br />
Harald Blauzahn?<br />
C) Auf den Erfi nder Jim Bluetooth?<br />
D) Auf die blaue Leuchtdiode?<br />
Zum Glück haben Sie noch einen<br />
Telefonjoker frei und können bei der<br />
styriarte anrufen. Und die Antwort lautet<br />
selbstverständlich B! Der Wikingerkönig<br />
Gorm der Alte hatte die Stämme Dänemarks<br />
zu einem Reich vereinigt, als sein<br />
Sohn Harald mit dem blauen Zahn um<br />
940 nach unserer Zeitrechnung die Regierungsgeschäfte<br />
übernahm. Er ließ sich<br />
taufen und begründete damit die Christianisierung<br />
Skandinaviens. Als das schwedische<br />
Mobilfunkunternehmen Ericsson<br />
1994 die drahtlose Verbindung zwischen<br />
Computer und Mobiltelefon entwickelte,<br />
ehrten sie den Dänenkönig, indem sie der<br />
drahtlosen Technik seinen Namen gaben:<br />
Blauzahn. Somit ist der Wikinger nicht<br />
nur in der Welt- sondern auch in der Technikgeschichte<br />
ein unvergesslicher Name.<br />
Wir wissen übrigens nicht, warum der alte<br />
Wikinger einen blauen Zahn hatte. Aber so<br />
ist das bei der Millionenshow: Hauptsache,<br />
man kennt die richtige Antwort. Alles Weitere<br />
lernen Sie dann bei der styriarte.<br />
Thomas Höft<br />
Bild: Runenstein zum Gedenken an<br />
Harald Blauzahn und seine Eltern in<br />
Jelling/Dänemark, 10. Jahrhundert.<br />
WIKINGER<br />
Was die echten Barbaren für Europa taten<br />
Die wirklich wüsten Horden<br />
kamen aus dem Norden. Darüber<br />
waren sich alle antiken<br />
europäischen Hochkulturen einig.<br />
Gewiss, es gab viele Konfl ikte und<br />
Kriege im Mittelmeerraum. Und immer<br />
wieder werteten Volksgruppen<br />
andere als unzivilisiert ab, um selbst<br />
besser dazustehn. So besiegten die<br />
Römer die afrikanischen Karthager,<br />
so zerstörten die Griechen die orientalische<br />
Kultur Trojas. Jenseits<br />
der mediterranen Reiche, im hohen<br />
Norden aber schien das eigentliche<br />
Barbarentum zu Hause. Nicht einmal<br />
das mächtige Rom bekam sie in den<br />
Griff. Und als sich zumindest einige<br />
germanischen Stämme der Zivilisation<br />
zugewandt hatten, im frühen<br />
Mittelalter, da waren die Stämme der<br />
Nordmänner immer noch unkontrollierbar<br />
und heidnisch.<br />
So scheint Skandinavien die<br />
Terra Incognita der europäischen<br />
Kultur. Blicken die Mittelmeerländer<br />
auf tausende Jahre schriftlicher<br />
Aufzeichnungen zurück, auf frühe<br />
Hochkulturen, auf zivilisatorische<br />
Meisterleistungen ebenso wie verheerende<br />
Auseinandersetzungen und<br />
Kriege, auf einen Glauben, der aus der<br />
Keimzelle des jüdischen Monotheismus<br />
entstand, so gibt es in Nordeuropa<br />
nichts davon. Zu kalt, zu weit von<br />
den Machtzentren entfernt, zu arm,<br />
um mit lohnender Beute zu locken,<br />
insgesamt zu unwirtlich ist diese Gegend.<br />
Und deshalb wird sie bis heute<br />
unterschätzt. Und so unterschlägt<br />
man einen entscheidenden Teil Europas,<br />
ohne den unsere heutige Realität<br />
anders aussehen würde.<br />
Rund 500 Jahre nach Beginn<br />
unserer Zeitrechnung tauchen sie<br />
erstmals in Berichten auf. Krieger<br />
mit kurzen Schwertern, Bögen und<br />
34<br />
Eschenholzschilden, die in wendigen,<br />
fl achen Booten reisten, gingen im<br />
heutigen Frankreich an Land, überfi<br />
elen Siedlungen und plünderten<br />
sie. Es war ein König der Dänen, der<br />
sie führte, und schon bald tauchten<br />
immer mehr Langboote auf. Dänen,<br />
Norweger und Schweden, die zwar<br />
unterschiedliche Volksgruppen<br />
waren, von ihren Opfern aber generell<br />
als Nordmänner oder Wikinger<br />
bezeichnet wurden. Binnen kurzer<br />
Zeit warfen sie die Machtverhältnisse<br />
des frühen Mittelalters über den<br />
Haufen und verbreiteten Angst und<br />
Schrecken.<br />
Der Erfolg der Wikinger beruhte<br />
vor allem auf ihrer technischen Überlegenheit.<br />
Sie waren unerschrockene<br />
und blendend ausgebildete Seeleute.<br />
Ihr navigatorisches Know How<br />
übertraf die Erfahrungen der Zentraleuropäer<br />
bei weitem. Wikinger<br />
landeten Jahrhunderte vor Kolumbus<br />
in Amerika und gründeten eine<br />
Siedlung, die allerdings nicht verteidigt<br />
werden konnte und so in Vergessenheit<br />
geriet. Noch wichtiger als<br />
ihr Seefahrergeschick war allerdings<br />
ihre Anpassungsfähigkeit. Sie siedelten<br />
in der Normandie, die ihnen als<br />
Lehen überschrieben wurde, damit<br />
sie Paris nicht weiter plünderten, in<br />
Spanien und in Sizilien. Sie eroberten<br />
Finnland, das Baltikum und England.<br />
Sie errichteten Stützpunkte in<br />
Irland, auf Island und Grönland.<br />
Sie befuhren das Kaspische Meer<br />
und bevölkerten Kiew. Und blieben<br />
überall dort nicht als Angreifer, sondern<br />
als Kulturträger, die sich rasch<br />
mit der einheimischen Bevölkerung<br />
mischten, Bündnisse eingingen<br />
und politisch und gesellschaftlich<br />
interagierten. Das Handelsnetz der<br />
Nordmänner umspannte die ganze<br />
bekannte Welt. Sowohl mit arabi-
schen Moslems als auch dem byzantinischen<br />
Reich bestanden enge wirtschaftliche<br />
Verbindungen, oftmals<br />
vor allem im Sklavenhandel, den die<br />
Nordmänner dominierten. Und so<br />
wurden die Wikinger, im Schrecklichen<br />
wie im Guten, zum Amalgam<br />
des wirtschaftlichen Aufschwungs<br />
Europas zu Beginn des Mittelalters.<br />
Die Christianisierung der Nordmänner<br />
und die Staatenbildung in<br />
Skandinavien, die um die Jahrtausendwende<br />
einsetzt, verbanden die<br />
Wikinger schließlich untrennbar<br />
mit dem alten Europa. Und weil<br />
ihre Kultur zwar seefahrtstechnisch<br />
hochstehend war, aber Schrift nur<br />
rudimentär nutzte, gingen auch<br />
ihre Wurzeln oft spurlos im Christentum<br />
auf. Runen waren nur Eliten<br />
verständlich und wurden weder für<br />
Urkunden noch Bücher verwendet,<br />
sondern nur für kurze Inschriften<br />
auf besonders wichtigen Gedenktafeln.<br />
Will man also die Legenden oder<br />
gar die Musik der Wikinger und Nordmänner<br />
rekonstruieren, ist man auf<br />
fragmentarisches Material und die<br />
Spuren mündlicher Überlieferung<br />
angewiesen, die heute noch in abgelegenen<br />
Gebieten Skandinaviens<br />
WIKINGER<br />
Wikinger, bereit zum<br />
Angriff. Illustration<br />
aus einer Handschirft<br />
um 1100 aus dem<br />
Kloster St. Aubin<br />
in Frankreich.<br />
lebendig ist. Umso aufregender<br />
ist es, wenn es Experten<br />
wie Miriam Andersén<br />
und Poul Høxbro<br />
dennoch versuchen.<br />
Denn sie führen uns<br />
an die verschütteten<br />
Quellen einer europäischen<br />
Kultur, die<br />
zu Unrecht immer<br />
noch im Schatten der<br />
Leistungen der Mittelmeerländer<br />
liegt.<br />
Thomas Höft<br />
Di, 10. Juli, 20 Uhr<br />
Helmut-List-Halle<br />
DIE MUSIK DER WIKINGER<br />
Gesungene Legenden aus Europas<br />
hohem Norden<br />
Miriam Andersén, Stimme,<br />
Eirharp & Horn<br />
Poul Høxbro, Knochenfl öte,<br />
Kuhhorn & Glocken<br />
Sa, 14. Juli, 18 Uhr<br />
Freilichtmuseum Stübing<br />
FORWARD TO THE ROOTS<br />
Open-Air-Wandelkonzert mit Musik der<br />
europäischen Ureinwohner<br />
Samischer Joik: Ulla Pirttijärvi<br />
Gesänge vom alten Kreta:<br />
Ross Daly & Freunde<br />
Nordische Köhlerrufe:<br />
Miriam Andersén & Poul Høxbro<br />
Gälische Geschichten, Dudelsackmusik:<br />
James MacDonald Reid<br />
Sardischer „canto a tenore“:<br />
Tenores di Bitti<br />
Karten & Informationen:<br />
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Colombia tierra querida“ („Kolumbien,<br />
liebstes Land“) <strong>–</strong> so lautet der Titel des<br />
Liedes, das Andrés Orozco-Estrada bei einem<br />
weltweiten Song Contest für sein<br />
Heimatland ins Rennen schicken würde.<br />
In Kolumbien ist dieses Lied so bekannt,<br />
dass jeder zumindest den Refrain mitsingen<br />
kann. Im Falle des Dirigenten könnte<br />
das Lied jedoch auch „Europa tierra querida“<br />
heißen, ist er doch heute musikalisch<br />
in ganz Europa daheim. Europa war<br />
für Orozco-Estrada schon immer gleichbedeutend<br />
mit höchster kultureller Entwicklung.<br />
Daher war sein Wunsch, seine<br />
Ausbildung in Europa weiterzuführen,<br />
so groß, dass er im Alter von 19 Jahren<br />
Kolumbien verließ, um in Wien das Dirigierstudium<br />
zu absolvieren. Österreich<br />
ist seitdem seine neue Heimat geworden,<br />
hier fühlt er sich zuhause. Und auf<br />
seinen zahlreichen Konzertreisen durch<br />
Europa ist es die Musik, „die aus der Mischung<br />
von Herz und Verstand kommt“,<br />
die ihm ein Gefühl von Heimat verleiht.<br />
Dabei stellen für ihn sprachliche und<br />
kulturelle Unterschiede keine Barrieren<br />
dar, sondern machen gerade die Besonderheit<br />
und Vielfältigkeit Europas aus,<br />
wie Andrés im styriarte-Song Contest<br />
beweisen wird.<br />
Volker Klostius<br />
FOTO: LUKAS BECK<br />
SONG CONTEST<br />
Wunschkonzert<br />
Castingshows haben Konjunktur.<br />
Auf allen Kanälen wird geträllert,<br />
damit der nächste Superstar<br />
oder der nächste Starmaniac<br />
gekürt werden kann. Und Millionen<br />
Menschen schalten ein und sorgen<br />
mit ihrer Stimme nicht nur dafür,<br />
die Shows durch Telefongebühren<br />
zu refi nanzieren, sondern auch dafür,<br />
dass nur das wirklich mehrheitsfähige<br />
Talent eine Chance bekommt. Die<br />
Mutter all dieser Sendungen existiert<br />
bis heute und hat wahrhaftig europäisches<br />
Format: der Eurovision Song<br />
Contest. 1956 fand er zum ersten Mal<br />
statt, die europäischen Rundfunkanstalten,<br />
die sich in der Eurovision zusammengeschlossen<br />
hatten, waren<br />
die Ausrichter.<br />
Nun gut, könnte man meinen,<br />
was hat ein Schlagerwettbewerb,<br />
auch wenn er europäisch angelegt<br />
ist, mit der styriarte zu tun, die sich<br />
normalerweise aus allen kommerziellen<br />
Genres heraushält? Nun, vor<br />
allem die Idee, dass sich Länder und<br />
Nationen gerne auf musikalische<br />
Weise präsentieren. Im Gegensatz zu<br />
Sportwettkämpfen kommt gerade<br />
hier eine zivilisierte Rivalität auf, in<br />
die sich der alte Nationalismus inzwischen<br />
sublimiert hat. Die Musik<br />
ist ein Bereich, der ganz ungebrochen<br />
regionale oder nationale Identitäten<br />
transportiert. Nur hat bisher noch<br />
niemand versucht, dieses Potential<br />
in der klassischen Musik aufzudecken.<br />
Höchste Zeit also, dass es<br />
geschieht. Und deshalb präsentieren<br />
wir den „European Song Contest“.<br />
Thema des musikalischen Wettstreits<br />
sind die schönsten klassischen<br />
Arien, gesungen vom interessantesten<br />
musikalischen Nachwuchs aus<br />
den Ländern, die sich im Contest<br />
vorstellen. Wir haben uns an den<br />
großen Musikhochschulen umgehört<br />
und unseren Wettbewerb dort<br />
ausgeschrieben. Elf Nationen werden<br />
teilnehmen und schicken ihre<br />
Landsfrauen und -männer nach Graz.<br />
36<br />
styriarte interaktiv: Song Contest zum<br />
Spanien präsentiert ein Stück aus<br />
einer bekannten „Zarzuela“. Italien<br />
geht mit Verdis „La donna e mobile“<br />
aus dem Rigoletto ins Rennen.<br />
Deutschland lässt Wolframs „Lied<br />
an den Abendstern“ aus Wagners<br />
Tannhäuser anstimmen. Frankreich<br />
wird von der „Habanera“ aus Bizets<br />
Carmen vertreten. Norwegen schickt<br />
„Solveigs Lied“ aus Griegs Peer Gynt.<br />
Ungarn schmachtet mit „Dein ist<br />
mein ganzes Herz“ aus Lehars Land<br />
des Lächelns. Russland bietet ein<br />
Lied von Tschaikowsky auf, während<br />
Österreich mit „Mein Herr Marquis“<br />
aus der Fledermaus von Johann<br />
Strauß kokettiert. Großbritannien<br />
behauptet mit Thomas Arne „Rule<br />
Britannia“, während Tschechien das<br />
„Lied an den Mond“ aus Dvo∏áks<br />
Rusalka wählt. Und schließlich darf<br />
auch ein türkisches Lied nicht fehlen.<br />
Die „Rising Stars“, allesamt Künstler<br />
auf dem Weg an die Spitze in ihrem<br />
Metier, werden von recreation<br />
<strong>–</strong> Großes Orchester Graz unter Andrés<br />
Orozco-Estrada begleitet.<br />
Und damit es ein echter Wettbewerb<br />
wird, geht es auch um etwas.<br />
Alle jungen Sängerinnen und Sänger<br />
aus den elf Nationen treten ohne<br />
Honorar beim Contest an. Jeder im<br />
Publikum hat eine Stimme, um damit<br />
seinen Favoriten zu nominieren.
mit Voting<br />
Mitfi ebern und Mitbestimmen<br />
Rossinis „Viaggio a Reims“, hier ein<br />
Szenenbild aus einer Produktion<br />
in Gelsenkirchen 2003, führt alle<br />
Sänger unseres Song-Contest in<br />
einer großen Szene zusammen.<br />
Und so werden auf die Sänger mit<br />
den meisten Stimmen drei Preise<br />
in Höhe von 1.000, 2.000 und 3.000<br />
Euro verteilt. Dem Sieger winkt zusätzlich<br />
noch ein Engagement in der<br />
styriarte 2008. Und weil das Konzert<br />
in Radio Steiermark live übertragen<br />
wird, kann nicht nur das Saalpublikum<br />
voten, sondern auch die Rundfunkhörer<br />
dürfen ihren Liebling<br />
benennen.<br />
Während der Zeit, die es braucht,<br />
die Stimmen auszuzählen, werden<br />
alle elf Sänger gemeinsam in einem<br />
Stück auftreten, das wie kein anderes<br />
ironisch mit der Musik der Nationen<br />
spielt. Gioacchino Rossini lässt in<br />
seiner Oper „Il viaggio a Reims“ eine<br />
multinationale Reisegruppe auf dem<br />
Weg zur Königskrönung Karls X. im<br />
Jahre 1824 nach Reims in einer Landschänke<br />
stranden. Dort verwickeln<br />
sich alle in hinreißend komische Intrigen.<br />
Rossini nimmt nationale Charaktere<br />
aufs Korn und lässt Schweizer<br />
Wirtinnen jodeln, deutsche Barone<br />
aufmarschieren, spanische Granden<br />
prahlen und nervöse Französinnen<br />
SONG CONTEST<br />
Nervenzusammenbrüche erleiden.<br />
Dazu werden, im halbstündigen<br />
Finale, das beim Song Contest auf<br />
dem Programm steht, noch allerlei<br />
Nationalhymnen parodiert, von der<br />
Marseillaise bis „Gott erhalte Franz<br />
den Kaiser“. Kaum ein Opernhaus<br />
kann sich die Aufführung des Werkes,<br />
das kaum Nebenrollen sondern<br />
elf Hauptpartien hat, leisten. Wenn<br />
man aber elf internationale Sangeskünstler<br />
auf einer Bühne versammelt<br />
hat, was sollte man zum Thema Europa<br />
anderes spielen?<br />
Thomas Höft<br />
So, 15. Juli, 20 Uhr<br />
Helmut-List-Halle<br />
EUROPEAN SONG CONTEST<br />
Die schönsten Arien und Lieder aus<br />
elf europäischen Nationen<br />
(Italien, Spanien, Frankreich, Österreich,<br />
Deutschland, England, Norwegen,<br />
Russland, Tschechien, Ungarn und<br />
der Türkei)<br />
Junge Sängersolisten<br />
aus ganz Europa<br />
recreation <strong>–</strong> GROSSES ORCHESTER <strong>GRAZ</strong><br />
Dirigent: Andrés Orozco-Estrada<br />
Karten & Informationen:<br />
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37<br />
FOTO: RUDOLF FINKES<br />
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FOTO: CLAUDIA PRIELER<br />
Daheim in Linz gab es das Klavier,<br />
die Geige und den Gesang. Musik<br />
galt immer schon als „etwas Ordentli-<br />
Vierlinger<br />
ches“ im Hause Vierlinger. Als ein<br />
Lebensmittel gar. Dieses brauchte Kontrolle,<br />
die Lydia Vierlinger sich mit der<br />
Ausbildung zur Solosängerin und Gesangspädagogin<br />
an der Wiener<br />
Musik universität<br />
eben so<br />
angedeihen<br />
ließ wie mit<br />
Privatstudien<br />
bei Herwig Reiter<br />
in Wien<br />
oder bei der legendärenDiane<br />
Forlano in<br />
London. Inzwi-<br />
schen hat sie die Seiten gewechselt und<br />
ist selbst Professorin an ihrer einstigen<br />
Ausbildungsstätte. Neben reicher<br />
Ensem ble erfahrung (Arnold Schoenberg<br />
Chor, Voces, Nova) sammelte sie<br />
kreuz und quer Früchte ihrer Musikalität:<br />
Hier Bachs Matthäuspassion im<br />
Concertgebouw Amsterdam, dort ein<br />
Avantgardeprojekt mit dem Jazzer Max<br />
Nagl. Hier Renaissancemusik mit dem<br />
New World Gamben Consort, dort Werner<br />
Pirchners raffi nierte Bühnenmusik<br />
zum Salzburger „Jeder mann“. Hier die<br />
Welturaufführung von Tele manns<br />
„Pastorelle en musique“, dort die Uraufführung<br />
von Kratochwils Kirchenoper<br />
„Francisus“. Hier „Roman tische Duette“<br />
mit Kollegin Doerthe Maria Sandmann,<br />
dort die Uraufführung von Hesse-Vertonungen<br />
des Wolff Dietrich Gasztner.<br />
Die musikalische Ernte der Sängerin<br />
mit dem „warmen, klaren, farbenprächtigen<br />
Alt“ wird in der heurigen styriarte<br />
gleich um zwei Früchte bereichert:<br />
um das Altsolo in Beet hovens Neunter<br />
(22.7.) und um Schrekers „5 Gesängen<br />
für tiefe Stimme“ (25.6.).
Generationen von jungen Musikern<br />
hat er ausgebildet und<br />
inspiriert. Sein Wirken als<br />
Kompositionslehrer und Theoretiker<br />
in Berlin und Graz hat so manchen<br />
heute großen Namen der Neuen<br />
Musik auf den Weg des Erfolgs geführt<br />
<strong>–</strong> den Weg des stetigen Fragens,<br />
des Denkens und des Zweifelns am<br />
Offen sichtlichen. Heuer feiert Gösta<br />
Neuwirth seinen 70. Geburtstag.<br />
Willkommener Anlass für die styriarte,<br />
eine Hommage an einen der<br />
wichtigsten österreichischen Komponisten<br />
nach 1945 zu gestalten.<br />
Genauer gesagt gestalten zu lassen,<br />
denn Gösta Neuwirth selbst hat sein<br />
Wunschprogramm für den Abend<br />
mit dem Orchester recreation unter<br />
Andrés Orozco-Estrada zusammengestellt.<br />
Gösta Neuwirth öffnet für die styriarte<br />
einen Erinnerungsraum, der<br />
Europas fi nsterste Zeit überspannt:<br />
Franz Schreker, dem von den Nazis<br />
Verfemten, widmete Neuwirth nicht<br />
nur seine wichtigsten wissenschaftlichen<br />
Arbeiten, er entwickelte die musikalische<br />
Herzensverwandtschaft<br />
auch in Bearbeitungen. Die „Fünf<br />
Gesänge für tiefe Stimme“ sind, so<br />
Neuwirth über Schrekers Schaffen,<br />
„eine auskomponierte Grammatik<br />
des Unbewussten“. Im Jahr 1956 war<br />
Neuwirth bereits nach Berlin gereist,<br />
um sich mit der Witwe Schrekers zu<br />
treffen: „Seit 1934, dem Todesjahr<br />
Schrekers, hatte niemand danach gefragt,<br />
ob es da noch einen Nachlass<br />
gibt. Ich war 19 Jahre alt und mit<br />
der Situation konfrontiert, der erste<br />
zu sein, der sich mit diesem Komponisten<br />
beschäftigte, den die Nazis in<br />
den Tod getrieben hatten. Das war<br />
ein ganz schönes Gewicht, das da auf<br />
mich draufgelegt war.“ Schreker wurde<br />
von Österreichs antisemitischem<br />
Establishment auch nach dem Krieg<br />
JUBILAR<br />
styriarte-Hommage<br />
an Gösta Neuwirth<br />
totgeschwiegen. Gösta Neuwirths<br />
Versuch, über ihn zu promovieren,<br />
beschied man in Wien abschlägig,<br />
weshalb er nach Berlin „emigrierte“.<br />
Es brauchte lange, bis der Ruf an<br />
die Grazer Musikhochschule ihn<br />
wieder zurückbewegen konnte. Die<br />
Bedeutung Schrekers für das eigene<br />
Schaffen ist daher nicht groß genug<br />
einzuschätzen. Dessen Intermezzo<br />
op. 8 für Streicher betont diese<br />
Bedeutung auch im Programm der<br />
styriarte-Hommage.<br />
Gösta Neuwirths eigentlicher Lehrer<br />
war jedoch Karl Schiske. Dessen<br />
Divertimento op. 49 bildet die Programmbrücke<br />
zu Gösta Neuwirths<br />
eigenen Kompositionen. Die Sinfonietta<br />
von 1955, eines der ersten Werke<br />
des damals Achtzehnjährigen, holt<br />
Neuwirth in einer Neufassung für<br />
Kammerorchester und Klavier in die<br />
Gegenwart. Höhepunkt des Abends<br />
wird jedoch die mit Spannung erwartete<br />
Uraufführung des jüngsten<br />
Werkes von Neuwirth, „Planctus“ für<br />
Kammerorchester. Der Titel erinnert<br />
an ein Klagelied, dessen Grundform<br />
aus dem frühen Mittelalter stammt.<br />
Damit erinnert Gösta Neuwirth an<br />
die Faszination der frühen Musik, die<br />
den Theoretiker nie losgelassen hat.<br />
Seine Begeisterung für die perfekten<br />
formalen Tongebilde Josquins oder<br />
Dufays standen immer im Dialog mit<br />
der nie nachlassenden Suche nach<br />
den ganz neuen, nie zuvor gehörten<br />
Möglichkeiten der Musik.<br />
39<br />
Thomas Höft<br />
FOTO: HEIMO BINDER<br />
Mo, 25. Juni, 20 Uhr<br />
Minoritensaal<br />
HOMMAGE À<br />
GÖSTA NEUWIRTH<br />
Schreker: Intermezzo op. 8 für Streicher<br />
5 Gesänge für tiefe Stimme (Fassung von<br />
Gösta Neuwirth)<br />
Schiske: Divertimento op. 49 (1963)<br />
Neuwirth: Sinfonietta für Streicher und<br />
Klavier (1955), Neufassung (UA)<br />
„Planctus“ für Kammerorchester (UA)<br />
Lydia Vierlinger, Alt<br />
Clara Frühstück, Klavier<br />
recreation <strong>–</strong><br />
GROSSES ORCHESTER <strong>GRAZ</strong><br />
Dirigent: Andrés Orozco-Estrada<br />
Karten & Informationen:<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com
Die Regeln des Hl. Benedikt,<br />
die im „Bete<br />
und arbeite“ kondensiert<br />
sind, galten<br />
und gelten für jedes<br />
Kloster der Benediktiner, ob es in<br />
der spanischen Estremadura, den<br />
Ardennen, dem bayerischen Wald<br />
oder dem steirischen St. Lambrecht<br />
steht. Das Gemeinsame und Gemeinschaftliche<br />
der Haltung war<br />
ein Grundkonsens, der durch keine<br />
nationalen Eigenheiten in Frage<br />
gestellt wurde. Und so kultivierten<br />
die Mönche weite Teile Europas,<br />
brachten Kenntnisse und Wissen<br />
in die entlegenen Winkel des Kontinentes<br />
und schufen so die Basis für<br />
eine gemeinsame Geschichte. Wobei<br />
Kultur im weitesten Sinne zu verstehen<br />
ist, betrifft die mönchische<br />
Arbeit doch ebenso landwirtschaftliche<br />
Techniken wie schulische Aus-<br />
LANDPARTIE<br />
St. Lambrechter Madonna mit<br />
musizierenden Engeln. Um 1517.<br />
bildung, die Tradierung von Schrift<br />
oder die Kunst.<br />
Wie es inzwischen schöne Tradition<br />
in der styriarte ist, führt auch<br />
heuer wieder eine Landpartie ins<br />
Benediktinerstift St. Lambrecht, verbunden<br />
mit der Einladung, einen Tag<br />
und eine Nacht am mönchischen Leben<br />
teilzunehmen. Einzutauchen in<br />
die manchem anachronistisch scheinende<br />
ruhige Welt zwischen Stille<br />
und Versenkung, zwischen Konzentration<br />
auf das Wesentliche und der<br />
Öffnung von geistigen Räumen, die<br />
einem die heutige Alltäglichkeit normalerweise<br />
versperrt.<br />
Dazu kann thematisch nichts<br />
passender sein, als diesmal dem europäischen<br />
Geist des Klosterlebens<br />
nachzuspüren und jene Spannung<br />
40<br />
Die styriarte-Landpartie<br />
ins Benediktinerstift<br />
St. Lambrecht<br />
Wenn man nach den<br />
Kommunikationswegen<br />
forscht, die aus Europa<br />
eine Einheit machten,<br />
stehen die mittelalterlichen<br />
Klöster an den<br />
entscheidenden Schnittpunkten.<br />
Denn die Orden<br />
waren gleichzeitig übernational<br />
verbunden, aber<br />
auch ganz eng in den<br />
lokalen Gegebenheiten<br />
verwurzelt. Wie ein Netz<br />
überzogen die Benediktiner<br />
die Landkarte Europas mit<br />
ihren Stützpunkten, untereinander<br />
in beständigem<br />
Austausch und geleitet<br />
von einem das Leben<br />
ordnenden Gesetz.<br />
zwischen allgemeingültiger Regel<br />
und lokaler Gepfl ogenheit aufzunehmen.<br />
Weshalb es das Ordensmotto<br />
„Ora et labora“ ganzheitlich zu erfahren<br />
gilt. Denn Tätigkeit ist angesagt<br />
auf unserer Landpartie, ob es heißt,<br />
das Brot für das Abendessen selbst<br />
zu backen <strong>–</strong> vom Mehl mahlen über<br />
das Teigansetzen bis hin zum eigentlichen<br />
Backvorgang <strong>–</strong> oder sich<br />
im Klostergarten um Anpfl anzungen<br />
oder Kräutersuche zu kümmern. Unter<br />
fachkundiger Anleitung wird jeder<br />
Gast der Landpartie am Arbeitsleben<br />
des Klosters teilnehmen dürfen.<br />
Wie es die Regeln der Benediktiner<br />
vorschreiben, verlaufen die Stunden<br />
im Kloster nach den traditionellen<br />
Gebetszeiten, von der Begrüßung am<br />
Samstagnachmittag bis zur Heiligen<br />
Messe am Sonntagvormittag. Und<br />
hier werden in der musikalischen Gestaltung<br />
der Feiern und Gottesdiens-
te die internationalen Bezüge des<br />
mönchischen Lebens in der Kunst<br />
aufblühen. Das Vorbild liegt auf der<br />
Hand, denn wir können es selbst betrachten:<br />
auf dem berühmten Tafelbild<br />
der Lambrechter Madonna, das<br />
um 1517 entstand, sitzen die Engel im<br />
Strahlenkranz und musizieren auf<br />
Instrumenten, die damals in ganz<br />
Europa en vogue waren und auch<br />
durch das Netzwerk der Klöster Verbreitung<br />
fanden. Lorenz Duftschmid<br />
und Armonico Tributo Austria wer-<br />
Samstag, 21. Juli, 15 Uhr bis<br />
Sonntag 22. Juli, St. Lambrecht<br />
ORA ET LABORA<br />
Die styriarte Landpartie 2007<br />
Ars Choralis / Maria Jonas<br />
Ensemble Cinquecento<br />
Armonico Tributo Austria<br />
Lorenz Duftschmid<br />
und andere<br />
Karten & Informationen:<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />
LANDPARTIE<br />
den diese Instrumente wieder zum<br />
Klingen bringen <strong>–</strong> als authentische<br />
Nachbauten mit einem Repertoire,<br />
wie es zur Zeit des Bildes in einem<br />
Benediktinerkloster erklungen wäre.<br />
Der weiblichen Spiritualität im<br />
Klosterleben ist ein weiterer gewichtiger<br />
musikalischer Teil der Landpartie<br />
gewidmet. Namen wie Hildegard von<br />
Bingen stehen ebenso für tiefen Mystizismus<br />
wie musikalische Genialität.<br />
Maria Jonas und ihr Frauenensemble<br />
„Ars Choralis“ haben sich weltweit ei-<br />
Lorenz Duftschmid bei der<br />
Landpartie 2005.<br />
nen Namen als Expertinnen für die<br />
Musik der Nonnen des Mittelalters<br />
gemacht und präsentieren nun ihre<br />
Erkenntnisse auch in St. Lambrecht.<br />
Ein weiterer Höhepunkt des Musikprogramms<br />
wird die komplette Aufführung<br />
der Missa „Se la face ay pale“<br />
von Guillaume Dufay in der Sonntagsmesse<br />
sein. Das Vokalensemble „Cinquecento“,<br />
ganz traditionell nur mit<br />
Männerstimmen besetzt, singt diese<br />
komplexe, wunderschöne Musik, die<br />
wohl wie wohl kaum eine andere den<br />
Anspruch des klösterlichen Lebens<br />
ausdrückt: ganz auf dem Boden der<br />
Tatsachen zu stehen, aber in der<br />
Kunst den Blick auf die unendlichen,<br />
die höchsten Möglichkeiten zu richten,<br />
die der menschliche Geist erreichen<br />
kann.<br />
Thomas Höft<br />
41<br />
FOTO: GERTRAUD HEIGL<br />
Der Geschmack<br />
unserer<br />
landschaft<br />
STEIRISCHER WEIN<br />
Marktgemeinschaft Steirischer Wein<br />
A-8010 Graz • Hamerlinggasse 3<br />
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Musikalischer<br />
Lagunenzauber<br />
Sie gehören zu den teuersten<br />
Gemälden der Welt: Canalettos Ansichten<br />
der Lagunenstadt Venedig.<br />
Sicherlich nicht nur, weil sie so hinreißend<br />
gut gemalt sind, sondern weil<br />
das Sujet bei jedem Betrachter die<br />
Sehnsucht auslöst, alles stehen und<br />
liegen zu lassen, um sofort dorthin<br />
zu reisen. Venedig ist der europäische<br />
Sehnsuchtsort schlechthin. Und was<br />
Canaletto für die Augen, das ist die<br />
Musik Antonio Vivaldis für das Ohr.<br />
Das auskomponierte Venedig, die unerreichte<br />
Mischung aus Leichtigkeit<br />
und Verfall, aus Pracht und Anmut.<br />
Mitglieder des Concentus Musicus<br />
Wien rund um dessen Konzertmeister<br />
Erich Höbarth entführen<br />
das styriarte-Publikum in seinem<br />
Programm „Le Stagioni“ mit einem<br />
puren Vivaldi-Abend in diese Welt.<br />
Und die hinreißenden Instrumentalsolisten<br />
des Ensembles blättern<br />
den ganzen Reichtum von Vivaldis<br />
Kunst auf, indem sie nicht nur aus<br />
den so berühmten „Vier Jahreszeiten“<br />
musizieren, sondern auch die Oboe<br />
und das Fagott zu ihrem virtuosen<br />
Recht kommen lassen. So dass sich<br />
wieder einmal bestätigt, warum zur<br />
Zeit Vivaldi auf allen Konzertpodien<br />
der Welt groß gefeiert wird: Er ist<br />
ein unübertroffener Meister der<br />
Stimmungen, der Valeurs und nicht<br />
zuletzt der reinen Akrobatik. Ein Zauberer<br />
mit Tiefgang.<br />
Do, 12. Juli, 20 Uhr, Stefaniensaal<br />
LE STAGIONI<br />
Vivaldi: Fagottkonzert in e, RV 449 /<br />
Oboenkonzert in C, RV 4 / Doppelkonzert<br />
in C für Oboe und Fagott, RV 545/<br />
„Der Herbst“ aus: „Le Quattro<br />
Stagioni“, op. 8 u. a.<br />
Turkovi ć / Westermann /<br />
Pianca / Höbarth / Mitglieder<br />
des Concentus Musicus Wien<br />
TIPPS<br />
Europas Wurzeln<br />
Dass man sich auf Reisen begeben<br />
muss, um an die Quellen der Inspiration<br />
zu gelangen, wissen passionierte<br />
Besucher der styriarte-Landpartien<br />
schon seit längerem. Doch nicht nur<br />
in klösterlicher Abgeschiedenheit<br />
warten ganz besondere Erfahrungen,<br />
sondern auch in der alpenländischen<br />
Szenerie des Museumsdorfes Stübing.<br />
Hierhin lädt die styriarte auf<br />
eine faszinierende Entdeckungsreise<br />
ein, die sich mit ganz ursprünglicher<br />
Musik beschäftigt.<br />
Tausende Kilometer müsste<br />
man eigentlich mit dem Flugzeug<br />
zurücklegen, um die verschiedenen<br />
Menschen und Landschaften zu besuchen,<br />
die in Stübing zu Gast sind.<br />
Vom höchsten Norden, durch den die<br />
Sami ihre Rentierherden treiben, bis<br />
zum heißen Kreta. Von den schottischen<br />
Hochlandseen bis in die dänischen<br />
Wälder. Doch alle Gäste haben<br />
eines gemeinsam: sie musizieren<br />
aus einer ungebrochenen, jahrtausende<br />
zurückreichenden Tradition,<br />
die uns an die Wurzeln Europas<br />
zurückführt. Faszinierende Musik,<br />
die zurückführt in ein Leben, in dem<br />
Musik ganz elementare Bedeutung<br />
hatte, als spiritueller Ausdruck, als<br />
Übermittlung von Botschaften, als<br />
Medium der Identifi kation mit der<br />
eigenen Geschichte. Diese Landpartie<br />
wird verzaubern.<br />
Sa, 14. Juli, 18 Uhr<br />
Freilichtmuseum Stübing<br />
FORWARD TO THE ROOTS<br />
Open-Air-Wandelkonzert<br />
mit Musik der europäischen<br />
Ureinwohner<br />
42<br />
FOTO: STUHLHOFER<br />
Geistesblitzableiter<br />
Er stand schon gewaltig unter<br />
Strom, der junge Benjamin Franklin,<br />
der als fünfzehntes Kind eines Bostoner<br />
Seifenmachers geboren wurde.<br />
Nur durch eine kaum vorstellbare<br />
Begabung ist es zu erklären, dass er<br />
sich aus kleinen Verhältnissen zum<br />
Philosophen, Verleger, Schriftsteller<br />
und schließlich Gründungsvater der<br />
Vereinigten Staaten von Amerika<br />
hocharbeitete. Es ist sicher nicht verfehlt,<br />
ihn einen Mozart des Geistes zu<br />
nennen, denn er beeinfl usste ja nicht<br />
nur die Weltgeschichte, sondern erfand<br />
auch noch nebenher Dinge, die<br />
uns unverzichtbar erscheinen: bei<br />
seinen Experimenten mit Elektrizität<br />
fi el ihm der Blitzableiter ein.<br />
Und es gibt tatsächlich einen<br />
hochinteressanten Schnittpunkt, bei<br />
dem sich zwei der größten Genies<br />
des 18. Jahrhunderts, Mozart und<br />
Franklin, tatsächlich im Geiste trafen.<br />
Ein Nebenprodukt aus Franklins Erfi<br />
nderwerkstatt war die Glasharmonika,<br />
ein Instrument, mit dem über<br />
drehende Glasschalen Töne erzeugt<br />
wurden. Dieses Gerät inspirierte wiederum<br />
Wolfgang Amadeus Mozart<br />
zu einigen seiner merkwürdigsten<br />
Kompositionen. Die styriarte inszeniert<br />
deshalb ein Gigantentreffen an<br />
„Mr. Franklins Harmonika“.<br />
So, 15. Juli, 11 Uhr<br />
Schloss Eggenberg<br />
MISTER FRANKLINS<br />
HARMONIKA
Quartettissimo<br />
Es ist schon so eine Sache mit<br />
dem Begriff des Volks. Haydn und<br />
Beethoven zweifelten keinen Moment<br />
daran, dass Volksmusik aus<br />
der Ukraine, aus Ungarn oder Kroatien<br />
universell verstanden werden<br />
kann. Deshalb reicherten sie ihre<br />
Quartette ungewöhnlich häufi g mit<br />
Zitaten an, die aus dem Herzen und<br />
der Tradition Osteuropas stammten.<br />
Das „Quatuor Mosaïques“ wird in<br />
seinem Programm für die styriarte<br />
2007 besonders faszinierende Beispiele<br />
„im Volkston“ zum Klingen<br />
bringen.<br />
Später beschäftigten große Komponisten<br />
sich oft mit ihrer heimischen<br />
Volksmusiktradition, um<br />
den Wert des Eigenen hochzuhalten.<br />
Dvo∏ák und Smetana stehen dabei<br />
an erster Stelle, wenn es um die Frage<br />
nach einer nationalen Identität<br />
Tschechiens geht. Denn zu lang wurde<br />
gerade den Tschechen das Recht<br />
auf einen eigenen Staat vorenthalten.<br />
Wenn die vier jungen Musikerinnen<br />
des Kaprálová-Quartetts die Stücke<br />
der beiden Gründungsväter der tschechischen<br />
Musik mit dem Quartett<br />
op. 8 der Komponistin Viteszlava<br />
Kaprálová kombinieren, die 1940 auf<br />
der Flucht vor den Nazis starb, wird<br />
deutlich, welchen Stürmen das Nationale<br />
in der europäischen Geschichte<br />
ausgesetzt war.<br />
Mi, 11. Juli, 20 Uhr<br />
Minoritensaal<br />
BÖHMISCHE<br />
MUSIKANTINNEN<br />
Sa, 21. Juli, 20 Uhr<br />
Kammermusiksaal<br />
IM VOLKSTON<br />
TIPPS<br />
Beethovens<br />
Bestsellerliste<br />
Was auf Beethovens Nachttischchen<br />
lag, wissen wir nicht so genau.<br />
Dagegen ist ziemlich gut zu sagen,<br />
welche Bücher in seiner Bibliothek<br />
standen. Zumindest meinte das<br />
der Musikwissenschaftler Arnold<br />
Schering, der den Bestand des<br />
Büchernarren Beethoven anhand<br />
alter Aufzeichnungen genau durchgeschaut<br />
hat. Und so hat Schering<br />
rekonstruiert, welche Lektüre den<br />
großen Meister zu welcher Zeit<br />
beschäftigt hat. Und weil wir auch<br />
wissen, welche Stücke dieser wann<br />
komponierte, kann man mit etwas<br />
Phantasie Bezüge fi nden zwischen<br />
der kompositorischen Arbeit und<br />
dem parallelen Literaturgenuss.<br />
Es sollte uns nicht überraschen,<br />
dass ein bestimmter Autor auf Beethovens<br />
Bestsellerliste ganz oben<br />
steht: Johann Wolfgang von Goethe.<br />
Es muss schon eine ganz eigene<br />
Anziehung zwischen den beiden<br />
Geistestitanen gegeben haben, denn<br />
Beethoven hat so gut wie alles Greifbare<br />
von Goethe gelesen. Auch ein<br />
eher randständiges Œuvre, das Libretto<br />
„Scherz, List und Rache“. Nun,<br />
zu einer Vertonung konnte sich Beethoven<br />
nicht hinreißen. Aber seine<br />
3 Sonaten für Violine und Klavier<br />
op. 12 entstanden zu eben jenem<br />
Zeitpunkt, als er sich mit Goethes<br />
Libretto beschäftigte. Ernst Kovacic,<br />
Christopher Hinterhuber und Wolfi<br />
Berger starten für die styriarte den<br />
Versuch, diese literarisch-musikalische<br />
Passion hörbar zu machen.<br />
So, 22. Juli, 11 Uhr<br />
Schloss Eggenberg<br />
EINFACH KLASSISCH<br />
43<br />
IHR PARTNER IN ALLEN<br />
“wegweisenden” MOMENTEN<br />
DES LEBENS. www.gady.at
Die Titelbilder 2006 sprechen für sich;<br />
Rolando Villazón (in 7-8) war nur einer der Stars,<br />
die dem „Opernglas“ für exklusive Interviews<br />
zur Verfügung standen.<br />
Und mit Plácido Domingo, seinem großen Vorbild,<br />
hat 2007 bereits hochkarätig begonnen...<br />
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großen Stars<br />
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�
HAUPTSPONSOR<br />
Die Raiffeisen-Landesbank<br />
als Kunstsponsor<br />
Kennen Sie Gaius Clinius<br />
Maecenas? Er war<br />
weder Kaiser noch<br />
Dichter oder Sänger,<br />
und auch kein bekannter<br />
Naturwissenschaftler. Er war Ratgeber<br />
des Kaisers Augustus. Und so<br />
nebenbei der Förderer so bekannter<br />
Dichter wie Horaz, Vergil, Properz<br />
und Varius. Durch deren Dichtkunst<br />
wurde nebenbei das Prinzipat des<br />
Augustus propagandistisch aufbereitet.<br />
Doch wer weiß das heute noch.<br />
Damals wie heute brauchte es jedenfalls<br />
Leute, die Kunst und Künstler<br />
unterstützen. Dabei galt und gilt die<br />
Marketingregel: „Wer bekannt werden<br />
will, investiere in den Sport. Wer<br />
schon bekannt ist, in Kultur.“<br />
Wenige, wie etwa die Raiffeisen-<br />
Bankengruppe Steiermark und ihr<br />
Spitzeninstitut die Raiffeisen-Landesbank<br />
Steiermark (RLB), engagieren<br />
sich in beiden Teilbereichen. „Es<br />
mag überraschend klingend, aber<br />
wir investieren mehr in Kunst und<br />
Kultur als in den Sport“, erklärt der<br />
Generaldirektor der Raiffeisen-Landesbank<br />
Steiermark, Markus Mair.<br />
„Wir machen das, weil Kunst und<br />
Kultur ganz wichtige Eckpfeiler<br />
unserer Gesellschaft sind. Was wir<br />
fördern und unterstützen, muss aber<br />
auch zu uns passen.“<br />
Offensichtlich passt es oft. Seit<br />
dem Jahr 2001 ist die Raiffeisen-Landesbank<br />
Steiermark Hauptsponsor<br />
der styriarte. Eine Partnerschaft die<br />
für beide Teile durchaus fruchtbar<br />
ist. Für die styriarte, weil eine Festival<br />
ohne Geldgeber nicht funkti-<br />
Raiffeisen-Generaldirektor Markus Mair:<br />
„Wir investieren mehr in Kunst und Kultur als in den Sport.“<br />
onieren kann. Die RLB wiederum<br />
kann im Rahmen der styriarte auf<br />
sich aufmerksam machen. Neben<br />
der styriarte gibt es aber noch eine<br />
ganze Reihe von Kunst und Kulturprojekten,<br />
die von der Bank mit dem<br />
Giebelkreuz im Logo unterstützt werden.<br />
Dreimal war Raiffeisen bereits<br />
Hauptsponsor von Landesausstellungen.<br />
Daneben werden Musicals<br />
gesponsert und Ausstellungen in der<br />
zur RLB gehörenden Raiffeisen-Galerie<br />
am Tummelplatz veranstaltet.<br />
Seit fünf Jahren gibt es diese Galerie.<br />
Die Crème de la Crème der heimischen<br />
Kunstwelt war hier schon<br />
zu Gast. Unter anderem Ernst Fuchs,<br />
Hans Staudacher, Arik Brauer, Valentin<br />
Oman und Gerald Brettschuh. Die<br />
derzeit laufende 16. Ausstellung zeigt<br />
Bilder von Markus Kravanja.<br />
45<br />
Eine der beeindruckendsten, weil<br />
längsten Sponsoringaktivitäten von<br />
Raiffeisen am Kultursektor ist die<br />
Aktion „Kinder ins Theater“. Seit<br />
1973 gibt es sie, seither haben rund<br />
400.000 steirische Kinder zwischen<br />
sechs und zehn Jahren daran teilgenommen.<br />
Für viele war der Besuch in<br />
der Oper der erste Kontakt mit dieser<br />
Form der Hochkultur und darüber<br />
hinaus auch oft der erste Ausfl ug in<br />
ihre Landeshauptstadt. Und damit<br />
schließt sich wieder der Kreis. Denn<br />
auch ein Festival wie die styriarte<br />
braucht natürlich auch in Zukunft<br />
ein Publikum.<br />
FOTO: ROBERT FRANKL
Das hat sich jedenfalls recreation-GROSSES<br />
ORCHESTER <strong>GRAZ</strong><br />
bei der Vorbereitung der neuen, sechsten<br />
Saison seines Programms gedacht<br />
und etwas erfunden: „ABCDE“ heißt<br />
ein neuer Zyklus von drei Konzerten,<br />
bei denen Musik nicht nur gespielt,<br />
sondern auch besprochen wird. Drei<br />
Meisterwerke stehen dafür auf dem<br />
Programm: die 2. Symphonie von<br />
Johannes Brahms, die 5. Symphonie<br />
von Ludwig van Beet hoven und die<br />
2. Symphonie von Kurt Weill. In der<br />
ersten Programmhälfte nehmen sich<br />
der Dirigent und die Musiker jeweils<br />
ein Stück vor, um es in allen Raffi -<br />
nessen und Feinheiten vor dem Publikum<br />
auszubreiten. Viel ist dabei<br />
zu erfahren: wie das Werk entstand,<br />
in welcher Lebenssituation sich der<br />
Komponist befand, und wie das Werk<br />
musikalisch aufgebaut ist. Ein klin-<br />
AVISO<br />
Leidenschaft zwischen Barock<br />
Vom Leben nach der styriarte: Die sechste Saison von recreation <strong>–</strong><br />
Andrés Orozco-Estrada und recreation: beste Laune im Stefaniensaal.<br />
Musik braucht keine<br />
großen Worte, heißt es<br />
ja oft. Stimmt, braucht<br />
sie auch nicht.<br />
Aber weil Musik nicht für<br />
sich selbst, sondern für das<br />
Publikum gemacht wird,<br />
sind manchmal Worte gar<br />
nicht so schlecht.<br />
gendes Programmheft sozusagen, bei<br />
dem man endlich einmal genug Zeit<br />
hat, alles nachzuvollziehen. Und darüber<br />
hinaus auch einen spannenden<br />
Einblick in die Probenarbeit eines<br />
Orchesters bekommt.<br />
Mal ehrlich: wer hat denn wirklich<br />
genug Zeit, sich einmal wieder ganz<br />
und gar mit Musik zu beschäftigen,<br />
ohne Ablenkung? Und egal, ob ganz<br />
junger Konzertbesucher oder erfahrener<br />
Klassikhase, für jeden gibt es<br />
genug Neues zu entdecken und zu<br />
erfahren. Aber natürlich soll auch<br />
bei den „ABCDE“-Konzerten der pure<br />
Musikgenuss nicht zu kurz kommen:<br />
deshalb spielt recreation-GROSSES<br />
ORCHESTER <strong>GRAZ</strong> nach der Pause die<br />
Symphonien auch noch mal ganz,<br />
und diesmal ohne Worte.<br />
So spannend, wie sich das neue<br />
Gesprächskonzert-Konzept von recreation<br />
anlässt, so mitreißend sind<br />
die beiden Konzertzyklen „Grosses<br />
Orchester“ und „classique“, die beide<br />
im Stefaniensaal stattfi nden. „Einfach<br />
klassisch“ ist der Saisonauftakt<br />
im Oktober betitelt, bei dem Chefdirigent<br />
Andrés Orozco-Estrada zwischen<br />
der heroischen 2. Leonorenouvertüre<br />
von Ludwig van Beethoven und der<br />
46<br />
FOTO: WERNER KMETITSCH<br />
2. Symphonie von Johannes Brahms<br />
das musikantische, teufl isch virtuose<br />
Klavierkonzert Nr. 3 von Sergei Prokofi<br />
ew musizieren lässt. Von keinem<br />
Geringeren als dem Grazer Tastenlöwen<br />
Markus Schirmer, der ein ganz<br />
besonderes Faible für die russische<br />
Seele hat.<br />
Es folgt eine Wiederbegegnung<br />
mit dem Originalklang-Magier Roy<br />
Goodman, der Orchester und Publikum<br />
von recreation schon mehrfach<br />
in Ekstase versetzt hat. Diesmal<br />
nimmt sich der englische Maestro<br />
mit dem sprühenden Humor und<br />
der unvergleichlichen Leidenschaft<br />
den Klassiker Joseph Haydn vor. Drei<br />
Sinfonien, die den Morgen, den Mittag<br />
und den Abend beschreiben, stehen<br />
auf dem Programm. Und um den<br />
Tag rund zu machen, folgt noch die<br />
„Nachtmusik“ der englischen Komponistin<br />
Thea Musgrave. Grund genug,<br />
wie Ingrid Bergmann in „Casablanca“<br />
nach dem Schlager „As time goes by“<br />
zu rufen, „Spiel’s noch mal, Roy!“<br />
Dass ausgewiesene Experten die<br />
wahren Garanten für große musikalische<br />
Ergebnisse sind, ist eine der<br />
zentralen Besetzungsphilosophien<br />
für recreation <strong>–</strong> GROSSES ORCHESTER<br />
<strong>GRAZ</strong>. Deshalb steht auch im November,<br />
der Zeit der Besinnung, Erwin<br />
Ortner am Pult der Orchesters, um zusammen<br />
mit seinem Arnold Schoenberg<br />
Chor die Tiefen von Johan nes<br />
Brahms’ „Deutschem Requiem“ auszuloten.<br />
Und Stefan Vladar ist Solist<br />
und Dirigent in Personalunion, wenn<br />
im Dezember Mozarts Klavierkonzert<br />
Nr. 23 auf die aufwühlende „Schottische<br />
Symphonie“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy<br />
trifft. Mit einem<br />
Weihnachtskonzert klingt das Jahr<br />
schließlich aus, feierlich und barock<br />
mit den Meistern Vivaldi, Bach und<br />
Corelli.<br />
Das neue Jahr begrüßt recreation<br />
mit „Ludwig van“. Für alle, die<br />
im Beet hoven-Fieber sind oder sich<br />
noch anstecken lassen wollen, ist
die 5. Symphonie im Doppelpack<br />
mit dem Violinkonzert zu erleben,<br />
gespielt von Christian Altenburger.<br />
Und auch wenn es im Februar feurig<br />
heiß wird mit Ravel, de Falla und<br />
„El amor español“, ist ein Weltstar<br />
zu Gast: die Mezzosopranistin Iris<br />
Vermillion.<br />
Zur Karwoche stimmen nicht nur<br />
die Musiker von recreation unter<br />
Andrés Orozco-Estrada, sondern auch<br />
die Grazer Keplerspatzen Pergolesis<br />
„Stabat Mater“ an <strong>–</strong> allerdings in der<br />
Fassung von Johann Sebastian Bach.<br />
Welch ein Kontrast zum darauf folgenden<br />
Konzert, wenn Heinrich Schiff<br />
Gustav Mahlers Neunte Symphonie,<br />
dieses überbordende Monumentalwerk<br />
zwischen Selbstaufl ösung und<br />
reiner Hingabe dirigiert.<br />
Und in den denkbar größten Kontrasten<br />
geht die Konzertsaison auch zu<br />
Ende: Milan Turkovi ’c, Mitstreiter von<br />
Nikolaus Harnoncourt, lässt gegen Giovanni<br />
Gabrielis Blechbläserkanzonen<br />
die wilden Ghettoboys aus Bernsteins<br />
„West Side Story“ in der Brass-Band-Fassung<br />
aufmarschieren. Ernst Kovacic<br />
spielt Samuel Barbers Violinkonzert<br />
und dirigiert die „Urmutter“ aller Westernmusiken,<br />
die Ballettsuite „Appalachian<br />
Spring“ von Aaron Copland. Und<br />
der Stargeiger Benjamin Schmid stellt<br />
das wahrscheinlich schönste, sicher<br />
aber das melodienseligste und romantischste<br />
Violinkonzert des 20. Jahrhunderts<br />
vor: Erich Korngolds Alterswerk<br />
und das Opus summum eines Komponisten<br />
zwischen Wiener Spätromantik<br />
und dem Oscar in Hollywood, das<br />
Andrés Orozco-Estrada mit Janaμeks<br />
„Sinfonietta“ kombiniert hat. Als fi nales<br />
Highlight einer fulminanten Saison.<br />
Thomas Höft<br />
P.S.: Und nicht verschwiegen werden<br />
soll, dass eine so opulente Saison<br />
nur mit einem großherzigen Mäzen<br />
zu schaffen ist <strong>–</strong> dem Grazer Bankhaus<br />
Krentschker.<br />
AVISO<br />
und Hollywood<br />
grosses orchester graz lockt Musikfreunde<br />
SAISON 2007/2008<br />
30. 9. 07, 18 Uhr (ABCDE)<br />
1. 10. & 2. 10. 07, 19.45 Uhr<br />
EINFACH KLASSISCH<br />
Montag, 29. 10. 07, 19.45 Uhr<br />
AS TIME GOES BY<br />
5. 11. & 6. 11. 07, 19.45 Uhr<br />
EIN DEUTSCHES REQUIEM<br />
10. 12. & 11. 12. 07, 19.45 Uhr<br />
MOZART & MENDELSSOHN<br />
18. 12. 07, 19.45 Uhr<br />
WEIHNACHTSKONZERT<br />
27. 1. 08, 18 Uhr (ABCDE)<br />
28. 1. & 29. 1. 08, 19.45 Uhr<br />
LUDWIG VAN<br />
25. 2. & 26. 2. 08, 19.45 Uhr<br />
EL AMOR ESPAÑOL<br />
17. 3. 08, 19.45 Uhr<br />
SETTIMANA SANTA<br />
7. 4. & 8. 4. 08, 19.45 Uhr<br />
MAHLERS NEUNTE<br />
28. 4. 08, 19.45 Uhr<br />
WEST SIDE STORY<br />
4. 5. 08, 18 Uhr (ABCDE)<br />
5. 5. & 6. 5. 08, 19.45 Uhr<br />
AN AMERICAN DREAM<br />
2. 6. & 3. 6. 08, 19.45 Uhr<br />
SINFONIETTA<br />
Alle Konzerte fi nden<br />
im Stefaniensaal statt.<br />
Karten & Informationen:<br />
Tel. 0316.825000 • www.recre.at<br />
47<br />
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8010 Graz, Paulustorgasse 4<br />
Telefon (0316) 82 71 06, Fax -6<br />
8010 Graz, Herrengasse 10<br />
Telefon (0316) 82 90 45<br />
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Foto Joachim Fieguth<br />
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30917 Seelze<br />
Fax 0511/40004-170<br />
Wenn ich opernwelt regelmäßig weiterlesen möchte, muss ich nichts weiter<br />
unternehmen. Ansonsten kündige ich den Bezug 14 Tage nach Erhalt der<br />
Probeausgabe.<br />
Bezugsbedingungen: opernwelt erscheint monatlich mit einem Doppelheft (im<br />
September), einem Jahrbuch und einer CD. Das Jahres-Abonnement (inkl.<br />
Versand) kostet innerhalb Deutschlands € 132,70 bzw. innerhalb Europas € 149.<br />
Weitere Auslandspreise auf Anfrage. Die Kündigungsfrist des Abonnements<br />
beträgt 6 Wochen zum Ende des Bezugszeitraums, ansonsten verlängert sich das<br />
Abonnement um ein weiteres Jahr. Stand 2007<br />
Liefer- und Rechnungsanschrift<br />
Name /Vorname<br />
Straße /Hausnummer<br />
PLZ /Ort<br />
Datum/Unterschrift<br />
www.opernwelt.de
FOTO: HARRY SCHIFFER<br />
Diese Insel im Mittelmeer<br />
lässt die styriarte<br />
nicht los: Kein Wunder,<br />
Kreta ist immer für<br />
große Geschichten<br />
gut. Viele Altertumsforscher halten<br />
das minoische Reich sogar für die<br />
eigentliche Wiege unserer Kultur;<br />
den Schmelztiegel, durch dessen<br />
Einfl üsse sich die griechische Klassik<br />
zur Hochkultur entwickelt habe.<br />
Während heuer eine Prinzessin von<br />
einem weißen Stier dort an Land<br />
geschleppt wird, springen wir in der<br />
styriarte 2008 ein paar Jahrhunderte<br />
weiter vor. Wieder kommt ein Tier an<br />
Land. Allerdings handelt es sich dabei<br />
um ein veritables Ungeheuer, das<br />
die Zivilisation des antiken Staates<br />
bedroht. Gott Neptun hat es gesandt,<br />
um ein Opfer einzufordern, das der<br />
König Kretas ihm versprochen hat.<br />
styriarte-Fans wissen, worum es<br />
sich handelt: Mozarts große Oper<br />
„Idomeneo, re di Creta“. Und wie das<br />
oft so ist mit großen Werken, spiegelt<br />
sich ihre Geschichte auch in der<br />
Wirklichkeit wider. Zwischenzeitlich<br />
war die neue Opernsensation von<br />
Nikolaus Harnoncourt, bei der der<br />
Maestro erstmalig nicht nur dirigieren,<br />
sondern auch selbst am Regie-<br />
STYRIARTE 2008<br />
tisch Platz nehmen<br />
wird, in schwere See<br />
geraten, als hätte<br />
Neptun alle Kräfte<br />
des Meeres nicht gegen<br />
ein Schiff sondern<br />
die Produktion selbst<br />
wachgerufen. Doch<br />
wer die Oper kennt,<br />
weiß auch, wie sie<br />
endet: Erst indem alle Versprechen<br />
eingehalten werden, wird die Welt<br />
wieder gut. Und das gilt auch für den<br />
styriarte-Idomeneo: die Versprechen<br />
werden gehalten, und unter Hochdruck<br />
arbeitet das ganze Team mit<br />
Leidenschaft an der Umsetzung.<br />
So wird im kommenden Jahr Wolfgang<br />
Amadeus Mozarts „Idomeneo“<br />
bei der styriarte Premiere feiern. Ein<br />
Stück, das zwischenzeitlich die ganze<br />
Welt erregt hat. Denn in der Inszenierung<br />
durch den Regieberserker Hans<br />
Neuenfels an der Deutschen Oper<br />
Berlin trug der Ideomeneo-Darsteller<br />
in der Schlussszene unter anderem<br />
die abgeschlagenen Köpfe von Jesus<br />
und Mohammed über die Bühne.<br />
Absagen und Neuansetzungen unter<br />
Polizeischutz waren die Folge. Nicht<br />
dass wir für Nikolaus Harnoncourts<br />
erste Regiearbeit etwas Ähnliches<br />
prophezeien wollen, aber eines zeigt<br />
diese Erschütterung deutlich: Idomeneo<br />
ist ein aufregendes, ein ganz<br />
aktuelles Musikdrama. Es ist sicherlich<br />
Mozarts dramatischstes Werk.<br />
Und wenn der Concentus Musicus<br />
Wien unter Nikolaus Harnoncourt<br />
die See erbeben lässt, dann ist der<br />
Aufruhr der Gefühle leibhaftig zu<br />
spüren. Welche Bilder der Maestro<br />
49<br />
Über „Idomeneo“ <strong>–</strong> die styriarte<br />
Opernproduktion 2008<br />
allerdings dafür fi nden wird, bleibt<br />
vorerst noch unser Geheimnis. Die<br />
Aufl ösung aber folgt bestimmt im<br />
kommenden Sommer in Graz: zwischen<br />
1. und 17. Juli 2008.<br />
Thomas Höft<br />
FOTO: CROCE & WIR<br />
„Verlässlicher Schutz für alle“<br />
war das Motto Erzherzog Johanns,<br />
als er im Jahre 1828 die Grazer<br />
Wechselseitige gründete. Seit damals<br />
hat sich aus dem ursprünglich<br />
ländlichen Feuerversicherungsverein<br />
ein vielseitiger internationalerFinanzdienstleistungskonzern<br />
entwickelt, der durch<br />
verschiedenste Sponsoring-Aktivitäten<br />
auch im Kultur- und<br />
Kunstbereich tätig ist.<br />
Die GRAWE übernimmt im<br />
Rahmen der styriarte 2008 die<br />
Patronanz über die exklusive<br />
Opernproduktion Idomeneo unter<br />
der Leitung von Nikolaus<br />
Harnoncourt in der Helmut-List-<br />
Halle in Graz.<br />
Mit diesem Musiksponsoring<br />
der besonderen Art wird die historische<br />
Verbindung des politischen<br />
Vordenkers Erzherzog Johann<br />
mit dem musikalischen Visionär<br />
Harnoncourt unterstrichen.<br />
Dr. Othmar Ederer<br />
Generaldirektor GRAWE
Rohmilchkäse - Edle Weine<br />
direkt von Bauernhöfen aus<br />
Vorarlberg, Tirol und Steiermark.<br />
Holländische, Fränzösische und<br />
Italienische Käsespezialitäten aus<br />
handwerklicher Produktion.<br />
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DAS TEAM<br />
Intendant: Mathis Huber<br />
Dramaturgie:<br />
Karl Böhmer & Thomas Höft<br />
Produktion: Irmgard Heschl,<br />
Volker Klostius & Gertraud Heigl<br />
Verwaltung: Silke Fähnrich-Pusch,<br />
Barbara Hadolt & Michaela Oswald<br />
Kommunikation: Andrea Hrovat,<br />
Claudia Tschida (Presse)<br />
& Marie-Therese Wieser<br />
Sponsoring: Sandra Wanderer<br />
Kartenbüro: Margit Kleinburger,<br />
Martin Exner & Patrizia Zechner<br />
KONTAKT<br />
A-8010 Graz, Sackstraße 17<br />
Telefon +43.316.825000<br />
Fax +43.316.825000-15<br />
tickets@styriarte.com<br />
www.styriarte.com<br />
SERVICE<br />
KARTEN & INFORMATIONEN<br />
Unser Kartenbüro hat ganztägig<br />
Montag bis Freitag von 10 bis 18<br />
Uhr geöffnet. Während des Festivals<br />
betreuen Sie unsere Mitarbeiter im<br />
Karten büro (Palais Attems, Sackstraße<br />
17) von Montag bis Samstag von 10<br />
bis 17 Uhr. Die Abendkassen öffnen jeweils<br />
eine Stunde vor Konzertbeginn.<br />
INTERNET<br />
Schauen Sie doch hin und wieder<br />
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fi nden auf unseren Seiten ein reichhaltiges<br />
Service. Von Hörbeispielen,<br />
Künstlerbiografi en und empfohlenen<br />
Wanderwegen durch das Programm<br />
bis zu Beschreibungen der<br />
Veranstaltungsorte samt Adressen<br />
und Stadtplanlinks. Natürlich können<br />
Sie dort auch Karten kaufen. Und<br />
das Angebot wird ständig erweitert.<br />
Überzeugen Sie sich!<br />
NEWSLETTER<br />
Wir informieren Sie mit Passion,<br />
und in Zukunft immer lieber über<br />
unseren Newsletter. Wir freuen uns,<br />
wenn Sie uns dafür Ihre aktuelle<br />
e-Mail Adresse bekannt geben. Schreiben<br />
Sie bitte an info@styriarte.com.<br />
BUSTRANSFER<br />
Für die Fahrt zu den Konzerten außerhalb<br />
von Graz werden wieder Busse<br />
bereitstehen. Abfahrt von Graz jeweils<br />
vor der Grazer Oper (Franz Graf<br />
Allee). Rückfahrt nach dem Konzert.<br />
Voranmeldung im styriarte-Kartenbüro<br />
unbedingt erforderlich.<br />
SAMMELTAXI<br />
Wie bisher steht Ihnen auch heuer<br />
wieder ein Sammeltaxi-Service<br />
zur Verfügung. Sie melden Sich vor<br />
dem Konzert an und werden nach<br />
Konzertende um € 4,50 von einem<br />
2801-Taxi innerhalb von Graz nach<br />
Hause gebracht.<br />
PARKGARAGEN<br />
In folgenden Parkgaragen können<br />
Sie an den Konzerttagen im Zeitraum<br />
von 17.30 bis 2 Uhr früh um EUR<br />
5.- ihr Fahrzeug abstellen: Rosarium,<br />
Andreas-Hofer-Platz, Burgring und<br />
am Mariahilferplatz. Die Kooperation<br />
mit der Weitzer-Tiefgarage am<br />
Entenplatz besteht auch heuer. Dort<br />
haben unsere Konzertbesucher Gelegenheit,<br />
ihr Auto am Konzerttag von<br />
18 Uhr bis 8 Uhr früh zum Preis von<br />
€ 1,50 zu parken. In der Garage Pfauen-<br />
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garten: Für styriarte-Besucher gilt ab<br />
18.30 Uhr und für die ganze Nacht der<br />
Nachtschwärmertarif von 3,50 €.<br />
Ausfahrtscheine zum Nachstecken<br />
für alle Garagen kaufen Sie an<br />
unseren Abendkassen.<br />
BEHINDERTEN-SERVICE<br />
Wenn Sie unsere Hilfe brauchen,<br />
um in die jeweiligen Konzertsäle<br />
zu gelangen, dann melden Sie Sich<br />
bei uns im Kartenbüro (825 000).<br />
Frau Hrovat wird sich mit Ihnen<br />
in Verbindung setzen und für alles<br />
Notwendige sorgen.<br />
ZU GUTER LETZT<br />
Keine Angst vor „dummen“ Fragen!<br />
All die Fragen, die man über<br />
unser Festival stellen könnte, können<br />
wir uns gar nicht vorstellen. Deshalb<br />
hat die styriarte seit geraumer Zeit<br />
einen Publikums-Coach. Er sollte auf<br />
alle Fragen eine Antwort parat haben,<br />
und er hält bestimmt keine für komisch.<br />
Vielleicht wissen Sie ja nicht,<br />
welches Konzert für Sie selbst oder als<br />
Geschenk passen würde, was Sie bei<br />
welchem Konzert erwartet, wie man<br />
wo hinkommt, was man anzieht, etc.<br />
Rufen Sie einfach 0316.825000 und<br />
verlangen Sie den Coach! Oder per<br />
e-Mail an coach@styriarte.com.
NEUBERGER<br />
KULTURTAGE<br />
7. Juli bis 29. Juli 2007<br />
Sa 7.7. - 19.30 Uhr, Münster<br />
Eröffnung<br />
Stefan Vladar/Dirigent, Tschechische Philharmonie Brünn<br />
Anton Bruckner: Symphonie No 9, d-moll<br />
So 8.7. - 18.00, Dormitorium<br />
Sonntagskonzert<br />
Wiener Klaviertrio: Stefan Mendl/Klavier, Wolfgang Redik/Violine,<br />
Matthias Gredler/Violoncello<br />
J. Haydn, F. Smetana, P.I. Tschaikowsky<br />
Di 10.7. - 19.30, Grünangerkirche<br />
Gottfried Holzer-Graf/Orgel, Peter Schleicher/Rezitation<br />
Mi 11.7. - 19.30, Dormitorium<br />
Timna Brauer Chansons<br />
Timna Brauer/Gesang, Elias Meiri/Klavier/Melodika<br />
Chansons von Jaques Brel, Édith Piaf und Georges Brassens<br />
Fr 13.7. - 19.30, Dormitorium<br />
Liederabend<br />
Sa 14.7. - 19.30 Uhr, Dormitorium<br />
Konzert<br />
Ernst Kovacic/Violine<br />
Mo16.7. - 19.30 Uhr, Dormitorium<br />
Julian Rachlin and friends<br />
Julian Rachlin/Viola, Stefan Vladar/Klavier,<br />
Janine Jansen/Violine, Danjulo Ishizaka/Violoncello<br />
J. Brahms, 3 Klavierquartette<br />
Do 19.7. - 19.30 Uhr, Grünangerkirche<br />
ALT gespielt - NEU gehört<br />
Ulrike Theresia Wegele-Kefer/Orgel, Gerald Preinfalk/Saxophon,<br />
Klaus Paier/Akkordeon<br />
Fr 20.7. - 19.30 Uhr, Dormitorium<br />
Recital Stefan Vladar<br />
Stefan Vladar/Klavier<br />
Werke von L.v. Beethoven<br />
Sa 21.7. - 19.30 Uhr, Dormitorium<br />
Orchesterkonzert<br />
Stefan Vladar/Dirigent und Klavier, Rico Gulda/Klavier,<br />
Budapester Streichersolisten<br />
C. Saint-Saëns: Karneval der Tiere, L.v. Beethoven: Symphonie No 1<br />
So 22.7. - 18.00 Uhr, Dormitorium<br />
Verklärte Nacht<br />
Hansgeorg Schmeiser/Flöte, Eszter Haffner/Violine, Veronika<br />
Schulz/Violine, Herbert Kefer/Viola, Ilse Wincor/Viola, Heidi<br />
Litschauer/Cello, Dana Micicoi/Cello, Albie v. Schalkwyk/ Klavier<br />
F. Schubert: Sonatine D-Dur für Violine und Klavier, Introduktion,<br />
Thema und Variationen über „Trockne Blumen" aus dem<br />
Liederzyklus „Die schöne Müllerin" für Flöte und Klavier,<br />
A. Schönberg: Verklärte Nacht, Streichsextett op.4<br />
Do 26.7. - 19.30 Uhr, Dormitorium<br />
Brahms und Zeitgenossen<br />
Hansgeorg Schmeiser/Flöte, Jan Ostry/Flöte, Eszter Haffner/ Violine,<br />
Veronika Schulz/Violine, Herbert Kefer/Viola, Ilse Wincor/Viola,<br />
Heidi Litschauer/Cello, Dana Micicoi/Cello, Atsuko Wada-Riebl/Klavier<br />
F. Mendelssohn-Bartholdy und F. Lachner: Drei Duos für zwei Flöten<br />
und Klavier, arrangiert von T. Böhm, F. Kuhlau: Trio G-Dur op. 119<br />
für zwei Flöten und Klavier, J. Brahms: Sextett G-Dur op.36<br />
Sa 28.7. - 19.30 Uhr, Dormitorium<br />
Concertissimo<br />
Abschlusskonzert der Seminarteilnehmer<br />
Künstlerische Gesamtleitung: Stefan Vladar<br />
Weitere Informationen und Kartenbestellung:<br />
Claudia Steinacher, Hauptplatz 8, 8692 Neuberg an der Mürz<br />
Tel. +43 (0)664 - 43 45 236, kartenbuero@neuberger-kulturtage.org<br />
www.neuberger-kulturtage.org<br />
Programmänderungen vorbehalten.<br />
So 2.9. - 11.00 Uhr, Schlosspark Feistritz<br />
Die Rose unter den Dornen<br />
Festliche Eröffnung voller Überraschungen<br />
mit Marco Ambrosini, Oni Wytars, Katharco-Consort u.a.<br />
Mo3.9. - 19.45 Uhr, Schloss Feistritz<br />
Resonanz und Sympathie<br />
Baryton und Glasharmonica<br />
Werke von J. Haydn, C.F. Abel, W.A. Mozart, A. Lidl<br />
Lorenz Duftschmid und Christa Schönfeldinger<br />
Di 4.9. - 19.45 Uhr, Pfarrkirche Krieglach<br />
Breviari d'Amor<br />
Eine altokzitanische Handschrift des Spätmittelalters über die<br />
Macht der Liebe Gottes, dazu Musik aus der Zeit der Troubadours<br />
Dieter Röschel und Ensemble Santenay<br />
Mi 5.9. - 19.45 Uhr, Pfarrkirche Krieglach<br />
Naturton<br />
Musik von S. Scheidt, J.H. Schein, J. Rosenmüller,<br />
H.I.F. Biber und J.H. Schmelzer<br />
Andreas Lackner, Herbert Walser - Trompeten<br />
Johannes Hämmerle - Orgel<br />
Armonico Tributo - Lorenz Duftschmid<br />
Mi 5.9. - 22.45 Uhr, Gölkkapelle Krieglach<br />
Fantazia<br />
Nachtkonzert mit John Holloway<br />
Werke von J.S. Bach und G.P. Telemann<br />
Do 6.9. - 19.45 Uhr, Pfarrkirche St. Kathrein<br />
Zefiro<br />
Virtuose Bläsermusik aus dem italienischen Barock<br />
Alfredo Bernardini, Paolo Grazzi, Alberto Grazzi und<br />
Luca Guglielmi<br />
Fr 7.9. - 17.00 Uhr, Auditorium der Musikschule Krieglach<br />
XVIII. Krieglacher Akademie<br />
Konzert der Workshopteilnehmer<br />
Sa 8.9. - 9.00 Uhr, Volkshausplatz Krieglach<br />
Kulturwanderung<br />
18. WOCHE DER<br />
ALTEN MUSIK<br />
KRIEGLACH<br />
2. bis 8. September 2007<br />
RE = LIGIO MUSICA<br />
Die Symphonie von Geist und Ton<br />
Sa 8.9. - 20.15 Uhr, Pfarrkirche Krieglach<br />
Ich bin eine Blume zu Saron<br />
Abendmusiken von D. Buxtehude, N. Bruhns und J.J. Fux<br />
Gerlinde Sämann, Markus Forster, Johannes Chum, Mathias<br />
Hausmann, Trompetenconsort Innsbruck,<br />
Armonico Tributo - Lorenz Duftschmid<br />
Workshops:<br />
John Holloway, Dresden Barockvioline und Streicherensemble<br />
Brigitte Täubl, Freiburg Barockvioline und Streicherensemble<br />
Mieke van der Sluis, Amsterdam Barockgesang<br />
Linde Brunmayr, Trossingen Traversflöte<br />
Marieke Spaans, Trossingen Cembalo<br />
Michael Oman, Linz Blockflöte<br />
Thomas C. Boysen, Oslo/Freiburg Lauteninstrumente<br />
Johannes Hämmerle, Feldkirch Orgel<br />
Niels Badenhop, Berlin Barocktanz<br />
Johanna Valencia, Klosterneuburg Gambenconsort<br />
Lorenz Duftschmid, Freiburg/Trossingen Viola da gamba und Streicherensemble<br />
In Kooperation mit der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen<br />
Künstlerische Gesamtleitung: Lorenz Duftschmid<br />
Informationen und Kartenbestellung:<br />
Johann Joseph Fux-Studio<br />
Friedrich Schlegel-Gasse 3, A-8670 Krieglach<br />
Tel. +43 (0) 38 55 / 22 87-12, Fax +43 (0) 38 55 / 25 97<br />
e-mail: office@fux-studio.at, www.fux-studio.at<br />
Programmänderungen vorbehalten.<br />
www.klangflussmuerz.com<br />
NEUE BAHNEN<br />
anläßlich 150 Jahre Südbahn<br />
INTERNATIONALES<br />
MUSIKFEST DES BRAHMS-<br />
MUSEUMS MÜRZZUSCHLAG<br />
12. bis 16. September 2007<br />
„Neue Bahnen“ nannte Robert Schumann den prophetischen Artikel,<br />
mit dem er seinen jungen Freund Johannes Brahms der Musikwelt<br />
vorstellte.<br />
Aber auch in einem weit weniger poetischen Sinn verlief das Leben<br />
unseres Meisters und seiner Generation buchstäblich auf neuen<br />
Bahnen: Kaum eine andere technische Innovation des XIX. Jahrhunderts<br />
veränderte Rhythmus und Tempo der Lebensführung nachhaltiger<br />
und drastischer als die Eisenbahn, die somit auch zu einem<br />
geistesgeschichtlichen Phänomen allerersten Ranges avancierte.<br />
Aus Anlaß des 150jährigen Bestehens der Südbahn, eines der ambitioniertesten<br />
Projekte aus der Frühzeit der Eisenbahngeschichte,<br />
wollen wir beim Brahmsfest 2007 Brahms auf Konzertreise per Bahn<br />
begleiten, aber auch den Umgang seiner komponierenden Zeitgenossen<br />
und Nachfolger mit dem neuen Fortbewegungsmittel<br />
musikalisch illustrieren.<br />
Der künstlerische Leiter des Musikfestes Claus Christian Schuster,<br />
Pianist des Altenberg-Trios Wien, gestaltet mit zahlreichen prominenten<br />
Künstlerfreunden ein spannendes Programm mit Kammermusik,<br />
Rezitationen und Vorträgen.<br />
Mi 12.9. - 18.00 Uhr Brahms-Museum Mürzzuschlag<br />
Eröffnungsvortrag<br />
19.30 Uhr Kunsthaus Mürzzuschlag<br />
Eröffnungskonzert<br />
Do 13.9. - 11.00 Uhr Südbahnmuseum Mürzzuschlag<br />
„150 Jahre Südbahn“<br />
Vortrag mit musikalischer Umrahmung<br />
15.00 Uhr k.k. Hofwartesalon des Bahnhofes Neuberg<br />
Brahms Fußreise 1867<br />
19.30 Uhr Huber-Schlössl Mürzzuschlag<br />
Fritz von Herzmanovsky-Orlando<br />
„Kaiser Joseph und die Bahnwärterstochter“<br />
Fr 14.9. - 11.00 Uhr Rundlokschuppen des Südbahnmuseums<br />
Filmvorführung historischer Eisenbahnfilme<br />
15.00 Uhr Brahms-Museum Mürzzuschlag<br />
Vortrag zum 100. Todestag von Joseph Joachim<br />
19.30 Uhr Kunsthaus Mürzzuschlag<br />
„Brahms und Joachim auf Konzertreise in Siebenbürgen“<br />
Das historisches Konzert in Hermannstadt (Sibiu) am 21.9.1879<br />
Beitrag zum Jahr der europäischen Kulturhauptstadt 2007: Sibiu<br />
Sa 15.9. - 10.00 Uhr Rundlokschuppen des Südbahnmuseums<br />
Einführung mit musikalischen Vorträgen<br />
12.03 Uhr Bahnhof Mürzzuschlag<br />
Erlebniszug Zauberberge<br />
über den Semmering nach Payerbach,<br />
Fahrt mit der historischen Schmalspurbahn nach Reichenau<br />
14.00 Uhr Kurpark Reichenau<br />
Konzert im Musikpavillon<br />
Strauss-Kapelle in originaler Besetzung, anschl. Möglichkeit<br />
zum Besuch der Südbahn-Ausstellung im Schloß Reichenau<br />
19.30 Uhr Ballsaal des Hotel Panhans Semmering<br />
„Die Familie Strauss in Pawlowsk“<br />
Musik. Soiree mit Buffett, Strauss-Kapelle in originaler Besetzung<br />
So 16.9. - 11.00 Uhr Kunsthaus Mürzzuschlag<br />
Matinee „Musikalische Entgleisungen“<br />
15.00 Uhr Rundlokschuppen des Südbahnmuseums<br />
Musikalische Zugabenteuer<br />
Ein Konzert für Kinder<br />
18.00 Uhr Kunsthaus Mürzzuschlag<br />
Abschlußkonzert<br />
Werke von Brahms, Dvorak, Tschaikowsky, Saint-Säens u.a.<br />
Künstler Altenberg-Trio Wien: Claus Christian Schuster/Klavier,<br />
Amiram Ganz/Violine, Alexander Gebert/Violoncello,<br />
Herbert Kefer/Viola, Jozef de Beenhouwer/Klavier,<br />
Stefan Fleming/Rezitation u.v.a.<br />
Künstlerische Leitung: Claus Christian Schuster<br />
Informationen und Kartenbestellung: Brahms-Museum<br />
Wiener Straße 4, A-8680 Mürzzuschlag, Tel. +43 (0)3852/3434,<br />
info@brahmsmuseum.at, www.brahmsmuseum.at<br />
Programmänderungen vorbehalten.<br />
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Inspiration<br />
Leidenschaft<br />
Perfektion<br />
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