Artikel als Download - Dr. Johannes Fiala
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Schri!tleitung: Hera~sgegeben in Verbindung mit dem Beirat:<br />
Dipl -9pfl Udo Hintzen Bunc Deutscher Rechtspfleger e.V von Dipl.-Rpfl. Horst Bestelmeyer<br />
110. Jahrgaig Professor an der FHVR Berlin Dipl. Rpfl. Hinrich Clausen, Flensburg Prof. Walter Böhringer, Notar<br />
Heft 819 53757 Sankt Augustin Dipl. Rpfl. Günter Reiß, Schwetzingen Dipl.-Rpfl. Heinrich Hellstab<br />
Aug.!Sept 2002 Pleiser <strong>Dr</strong>eieck 94 Dipl. Rpfl. Klaus Reilermeyer, Hamm <strong>Dr</strong> Thomas Wolf, Vors. Richter am LG<br />
I. Einleitung<br />
Fur einen Voiljahrigcn kann ein rechtlicher Betreuer llestellt<br />
\\erden L)ic. rechtliche Betreuung fuhrt zur ge5etzlichen T'ertre-<br />
tungsmaclir, $ 1902' I )as Vorinundschaftsgericht kann einen<br />
ehreriariitlichen ßetreuei (Laienbetreuer) oder einen Berufibe-<br />
treucr bestellen Die Beitellung eines geeigneten ehrenamtlichen<br />
13etreueri i\t vorrangig Der ehrenanitliche Betreuer ist 11 der<br />
ILcgel ein Angehoriger oder eiil Bekannter des BetrofSnen<br />
Aucli engCigierte Burger konnen eine ehrenanitliche Betrtuung<br />
iibcrriehiiieii<br />
Llerri L'iienbetreuer \vird zu raten sein, sich nach $ 1837 fur<br />
ihn Loste~ifrei beraten zu lassen und das Ergebnis zu dokiimen-<br />
tieieii Fur die Beratung kommen folgende Stellen in Fragt :<br />
Koriini~iii~le Betreuungsbehörde,<br />
Bei Uerufsbetreuerii ist zwischen Vereinsbetreuern und freilwrutlichen<br />
Betreuern zu unterscheiden. Der Vereinsbetreuer ist<br />
bri einem Betreuungsverein tätig und in der Regel Sozialpiidagoge;<br />
in Ausnahmefillen Jurist. Als freiberufliche Betreuer<br />
siiid Kechtsariwälte und Sozialpädagogen in der Mehrzalil. Als<br />
weitere Professionen sind U. a. Erzieher, Pädagogen und Psychologeri<br />
zu nennen. Berufibetreuer ohne Hochschulabschlu~s sind<br />
fiii;iiiziell schlechter gestellt, sofern sie nicht an einer IQachil~iAifizieruiigsn~alIiiahnic<br />
teilnehmen.<br />
Nachlasspfleger, Vormund und Betreuer unterliegen regel-<br />
mäßig gleichermaßen der Überwachung durch das Amtsgericht<br />
bei ihrer Tätigkeit. In der Praxis bestehen immer wieder Un-<br />
sicherheiten dahin gehend, ob eine Erklärung des Nachlass-<br />
pflegers, Vormunds oder Betreuers der Mitwirkung des Amts-<br />
gerichts durch eine Genehmigung bedarf.<br />
Im ersten Teil werden die vom Betreuer einzuholenden<br />
Genehmigungen im Rahmen der Vermögenssorge für nicht<br />
geschäftsfähige, volljährige Betreute behandelt. Wenn vom<br />
Betreuer die Rede ist, gilt das Gesagte in1 Regelfall auch für den<br />
Nachlasspfleger und den Vormund, wobei auf die Darstellung<br />
vor1 Unterschieden in der rechtlichen Ausgestaltung dieser<br />
unterschiedlichen Funktionen aus Platzgründen verzichtet wird.<br />
Schwerpunkt dieser Darstellung sind problematische Geneh-<br />
rnigungserfordernisse der §§ 1810, 1812, 1821 und 1822 (mit<br />
Ausnahme der Vorschriften zur Umschreibung und Hinter-<br />
legung von Inhaberpapieren) sowie deren Ausnahmen und<br />
Befreiungen, welche mit Ausnahme des § 1907 auch für den<br />
Vormund und den Nachlasspfleger gelten. Diese haben $ 1822<br />
Nr. 5 zu beachten, auf dessen Darstellung im Hinblick auf die<br />
Ausführungen zu § 1907 Abs. 3 verzichtet wird. Die insoweit<br />
unterschiedliche gesetzliche Ausgestaltung wird der Tatsache<br />
gerecht, dass das Mündel mit der Volljährigkeit die Geschäfts-<br />
fähigkeit erlangt und daher eines anderen Schutzes bedarf <strong>als</strong> ein<br />
geschäftsunfähiger Betreuter.<br />
-<br />
' Vorschriften ohne Gesetzesangabe sind diejenigen des BGB.
1)ie Vielzahl iinterschiedlicher Meinu~ige~i in Rechtsprechung<br />
~iiid Literatui- zur Vormundschaft, Betreuung und Nacli-<br />
1,tssptlegschafi führen iri der Praxis immer wieder zu rrheblichen<br />
Schwierigkeiten. Nachfolgend sollen die unterschiedlichen<br />
Aiisicliteri dargestellt und bewertet werden niit dein Ziel, zur<br />
Eritlastung der Kcchtspflege übedüssigen Genehniigungsanträgen<br />
entgegenzuwirken und fur den Betreuer deii sichersten<br />
Weg aufzuzeigen.<br />
Ausgangspunkt der vom nach gg 1852 ff. niclit befreiten<br />
Einzelbetreuer einzuholenden Genehmigungen ist $ 1908i, der<br />
ini Wege der Einzelverweisung die sinngernäße Anwtndung einzelner<br />
Vorschriften der elterlichen Sorge und der Vormundschaft<br />
iinordriet. Eine pauschale Verweisung hielt der Gesttzgeber für<br />
~iti~rigebracht~. Des Weiteren wird davon ausgegang-n, dass zur<br />
Kontrolle des Bctrcuers kein (ehrenamtlich tätiger Gegenbetreucr<br />
nach Cj 19081 Abs. 1 i.V.m. Cj 1792 Abs. 2, $ 1799 bestellt<br />
ist - niaii findet ihri praktisch nicht.<br />
11. Das Wohl des Betreuten<br />
Nicht selten ict der Betreuer der Situation ausg;esetzt, dass<br />
Angehörige bestrebt sind, bestimmte Rechtsgeschä:te, die der<br />
Betrciier für notwendig erachtet, zu verhindern, sei es, weil sie<br />
den (;egcristarid dt.s Rechtsgeschäfts <strong>als</strong> Vermächtriis verspro-<br />
chei! erhalren hahtti oder das künftige Erbe un;eschnialert<br />
erli;ilti.ri woileri.<br />
Praxisfall: Dei gei~eralbevollmächtigte Sohn de; Betreuten<br />
liattr nicht uiierhchliche Gelder des Betreuten für sich verwen-<br />
det. Eirie vollstäridige ordnungsgemäße Abrechnung ist von ihn1<br />
iiictit freiwillig zu erlangen. Der nunmehr eingeset::te neutrale<br />
Bctreiier hat sä~litliche Vollinachten widerrufen. Dzr Betreute<br />
wünsc ht jedoch keine Inanspruchnahme des Sohnes hinsichtlich<br />
der friiheren Verfügungen.<br />
Ilie Berücksichtigung der Wünsche des Betreu~en bezieht<br />
sich ,iber in erster Linie auf die persönliche Lebensjiihrung, da<br />
2~1111 Wohl des Betreuten auch die Möglichkeit gehö-t, in1 Rah-<br />
iiieri der ihm verbliebenen Fähigkeiten sein Leben iiach seinen<br />
Wiiiitcheil urid Vorstellungen zu gestalten3. Das Wohl des<br />
Betrciiten ist daher nicht ausschließlich objektiv zu testimnien4,<br />
roiiderri soll es dciil Betreuten ermöglichen, den gewohnten<br />
Lebeiiszuschnitt beibehalten zu können5. Insoweit ist im persön-<br />
lichen Bereich griiridsätzlicti von1 Willensvorrang der Betreuten<br />
.iutzugeheti6.<br />
Der Betreuer k.ii~n aber auch gegen den Wunsch les Betreutcii<br />
I\echtsgeschäftc tätigen. Die Wünsche des Bet-euten sind<br />
tiiir ZLI berücksichtigen, wenn sie sinnvoll7 sind und dem Wohl<br />
des Hetreiiten dieneri. Gerade ini Bereich der Verniör;enssoge ist<br />
der l3c)trc~ier gehalten, die Wünsche des Betreuten s2rgfältig zu<br />
priifkr:, weil die H'iftung des Betreuers dem Betreuten gegenüber<br />
[licht dadurcli uriterlaufen werden kann, da:s sich der<br />
13etrelier darnuf beruft, der Betre~ite habe die schädigende Mal3ii;ihiiii.<br />
selbst verlaiigtx.<br />
I).iniber hinaii! wird der Betreuer auch daran zu denken<br />
tiahcrr Geschenke iles Betreuten nach Cj 528 zurucl.zufordern,<br />
soweit der Betreiite außerstande ist, seinen ang;emessenen<br />
Lebensunterhalt zu bestreiten Spielen wirtschaftlicht Erwagungeil<br />
kcine Rolle, hat aber der Beschenkte eine schw:re Verfehluiig'<br />
gegeri den Betreuten begangen, so kann der Betreuer die<br />
Schenkung i~ach § 530 Abs 1 widerrufen<br />
Lösungshinweis: Insbesondere wenn der BI treute die<br />
finanziellen Mittel künftig für die Lebensführung odl:r zur Kredittilgiirig<br />
benötigt, wird der Betreuer gehalten sein, die Forderurigeii<br />
des Betreuten beizutreiben. Der Nachlassp.leger wird<br />
51ch ~ 1 1 den Ititerei>en der bekannten und den mu:~naßlichen<br />
Interessen der unbekannten Erben orientieren müsser .<br />
bei Vormundschafi über Minderjährip Rpfleger 2002, Heft 8/9<br />
1. Allgemeines,zu den vom Betreuer einzuholenden<br />
Genehmigungen<br />
Grundsätzlich besteht ohne Aufgabenkreis keine gesetzliche<br />
Vertretungsmacht. Daher ist eine ausdrückliche Zuweisung des<br />
Aufgabenkreises erforderlichlO. Die Vertretungsmacht des<br />
Betreuers wird konkret begrenzt durch<br />
den gerichtlich bestimmten Aufgabenkreis,<br />
die gesetzliche Vertretungsmacht ausschließenden Vorschrif-<br />
ten und<br />
die gesetzliche Vertretungsmacht einschränkenden Vorschrif-<br />
ten, welche das Handeln des Betreuers von der Außenge-<br />
nehmigung des Vormundschaftsgericl~ts abhängig ~nachen.<br />
Der Betreuer ist in dem ihm zugewiesenen Aufgabenkreis<br />
der gesetzliche Vertreter des Betreuten, s 1902. Er vertritt ihn<br />
auch vor Gerichten und Behörden. Der Umfang und die Reichweite<br />
der Vertret~n~smacht fden mit dem Aufgabenkreis des<br />
Betreuers zusammen1'. Innerhalb der durch den Aufgabenkreis<br />
begrenzten Vertretungsmacht hat der Betreuer die betreuungsrechtsimrnanenten<br />
Schranken zu beachten, insbesondere die<br />
erforderlicheil Genehmigungen einzuholen.<br />
a) Die Innengenehmigung<br />
Die Innengenehmigung betrifft während der Amtszeit des<br />
gesetzlichen Vertreters das Verhältnis zwischen ihin und dem<br />
Amtsgericht <strong>als</strong> Aufiichtsbehörde über seine Tätigkeit.<br />
Innengenehmigungen können sowohl vor der Vornahme des<br />
Rechtsgeschäfts <strong>als</strong> auch nachher beantragt werden. Nach z. B.<br />
§§ 1810, 1823 soll der Betreuer die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts<br />
einholen, nach s 1811 kann eine andere<br />
Geldanlage gestattet werden; die Vorschriften sind <strong>als</strong>o reine<br />
Ordn~n~svorschriften~~. Liegt die vorgeschriebene Innengenehmigung<br />
nicht vor, weil sie nicht beantragt oder verweigert worden<br />
ist, berührt ihr Fehlen die Wirksamkeit des Rechtsgeschäfts<br />
dagegen nicht. Hierunter fallen insbesondere die Genehmigung<br />
für:<br />
die Kontoeröffnung im Rahmen der Anlegung von Mündel-<br />
geld;<br />
die Order von Wertpapieren;<br />
den Kauf von Investmentanteilen (Renten- oder Aktien-<br />
fondsI3 oder Aktien sowie den Abschluss eines Lebensver-<br />
sicherungsvertrages oder Darlehensvertrages zur Geldanlage;<br />
den Kauf gesicherter Forderungen;<br />
den Abschluss des Gesellschaftsvertrages zur Betkiligu~ig an<br />
Kapitalgesellschaften sowie<br />
die Mündelgeldanlage;<br />
die Genehmigung zum Beginn oder der Auflösung eines<br />
Erwerbsgeschäfts und des entsprechenden Gesellschaftsver-<br />
trages bzw. der Mitwirkung des Betreuten am Liquidations-<br />
beschluss der Gesellschafter sowie der Kündigung des Gesell-<br />
schaftsvertrages durch den Betreuten und der Veräußerung<br />
des Gesellschaftsanteils.<br />
b) Der befreite Vormund<br />
Soweit allerdings die Eltern einen Vormund für ihr minder-<br />
jähriges Kind benennen, können sie ihn von bestimmten<br />
BT-<strong>Dr</strong>ucks 1 1 /4528 S. 159.<br />
' Palandt/Diederichsen, BGB, 61. Aufl., § 1901 Rdn. 5.<br />
Palandt/Diederichsen § 1901 Rdn. 5.<br />
' BayObLG NJW 1991,432.<br />
v~l. BT-<strong>Dr</strong>ucks. 11/4528 S. 142.<br />
~a?andt/~iederichsen 5 1901 Rdn. 7.<br />
BT-<strong>Dr</strong>ucks. 11/4528 S. 134.<br />
Zu den Einzelfällen: Palandt/Putzo i 530 Rdii. 6.<br />
'O Staudinger/Bienwald, BGB, 13. Auk, § 1902 Rdn. 23<br />
" Staudinger/Bienwald § 1902 Rdn. 3.<br />
l2 Vgl. MüKo/Schwab § 1810 Rdn. I; $ 1811 Rdn. 12; $1823 Rdn. 1.<br />
l3 Siehe die ausfuhrliche Darstellung von <strong>Fiala</strong>/Behrendsen Rpfleger 1997,287.
Bcscliriiiikurigeii der $j$j 1809, 1810, 1812, 1814, 1816 in der<br />
Weise befreien, dass er für die den Beschränkungen nicht unterliegenden<br />
Rechtsgeschäfte der Genehmigung des Gegenvoriiliirides<br />
oder des Vormuiidschaftsgerichts nicht bedarf, §§ 1852<br />
bis 1855. Tlarüber hinaus kann der Vormund von der Pfliclit zur<br />
lälirlichen Kechnuiigslegung nach $ 1840 befreit werden,<br />
1854. In diesem Fall hat der Vormund alle zwei Jahre einc Veriiicigensiibersicht<br />
vorzulegen. Diese Befreiung kann das Voriiiuridschaitsgcricht<br />
außer Kraft setzen, wenn ihre Befolgung<br />
deiii Interesse des Mündels gefährden würde, $j 1857. D es ist<br />
der Fall, wenn der Vormund zur Verwaltung von erheblichem<br />
Verinögeii die erforderliche Sachkunde des Vormunds nicht ausrciclit<br />
oder er sich Ratschlägen ~erschließt'~. Diese Befreiiingen<br />
\ti,heri dciii Jugendaiiit und einem Vereiri <strong>als</strong> Betreuer kraft<br />
(;eetze\ zu, 1857n.<br />
C) Die Außengenehmigung<br />
Ilie Aul~erigeneliiilig~111g betrifft das Verhältnis zwiichen<br />
iie~ii Betreute11 lind derii Vertragspartner. Nach z. B. $$ 1812,<br />
1831. 1823, 1907 bedürf'rri die dort genannten Rechtsgest:häfte<br />
~iiid Verfügurigen der C;eiiehrnigurig durch das Vormundschaftsgt.riclit.<br />
Bei Aullengeiiehimgungen ist zwischen einseitigen und<br />
712~1- bzw gegenieitigen Kechtsgeschaften zu unter~cheidtn.<br />
Bei zwei- oder gegenseitigen Rechtsgeschäften genül;t die<br />
n:ichtragliche Genehmigung, die erst wirksam wird, wenn der<br />
Betreuer sie dein Vertrag~gegner mitteilt, $ 1829 Abs. 1 Satz 2.<br />
Fiir eiiiseitige Rechtcgeschäfte gilt $ 1831 Satz 1, w0nac.h die<br />
(;riiehiiiigurig vor der Vornahme des Rechtsgeschäfts ein::uho-<br />
lrn ist. Untcr die einseitiger1 Rechtsgeschäfte nach $ 1831 Iiatz 1<br />
T.rlleii iiisbesoi~tiere folg'ride Willenserklärungen des ge:etzli-<br />
chen Vertreters ini Namen des Betreuten bzw. der unbeka inten<br />
Erben:<br />
die Kuiidig~ing,<br />
der Kucktritt bzw das Wandelungs- oder Minderungsbe-<br />
gehren,<br />
die Aufrechnuilg,<br />
die Anfechtung,<br />
die Genehmigung der Verfugung eines Nichtberechtigttn,<br />
die Erteilung der Prokura (% 1822 Nr 8),<br />
die Annahme eines Erfullungssurrogates <strong>als</strong> Leistung,<br />
iiicht aber: die Annahme der geschuldeten Leistung od,x das<br />
Vertragsangebot bzw. dessen Annahme, denn beides sind<br />
Bestandteile eines zustande kommenden VertragesI6. $3hne<br />
diese Geneh~nigung ist das Rechtsgeschäft unwirksam.<br />
liechtstechriisch handelt es sich hierbei um eine Einwilligung,<br />
<strong>als</strong>o vorherige Ziistirnmung". Der Grund liegt darir , dass<br />
der Erklirungsgegner anders <strong>als</strong> bei einem Vertrag auf die<br />
Abgabe iirid die damit verbundene Wirksamkeit der einse tigen<br />
Willciiserklärung des Betreuers ohne Einfluss ist. Dei- Erklirungsgegner<br />
wäre der Ungewissheit ausgesetzt, ob di: Erklärung<br />
wirksaril wird oder nicht. Maßgeblich ist aber niclit der<br />
Zeitpunkt der Abgabe dri einseitigen Willenserklärung, soiidern<br />
bei Vormundschafi uber Minderjährke 39 1<br />
derjenige ihres Wirksamwerdens. Bei nicht enipfangsbedürftigen<br />
Willenserklärungen fällt das Wirksaniwerden mit der Vornahme<br />
zusammen, bei empfangsbedürftigen mit Zugang nach $ 130.<br />
Spätestens mit Zugang muss <strong>als</strong>o die Zustimmung des Vormund-<br />
schaftsgerichts vorliegenlK.<br />
Praxisfali: Der Betreuer erhält <strong>als</strong> Aufgaben durch Beschluss<br />
insbesondere zugewiesen: „ . . . Kündigung des Beratervertrages<br />
und eventuellen Widerruf der Vollmacht."<br />
Anders <strong>als</strong> im Polizeirecht kann man im Betreuungsrecht<br />
gerade nicht von der Aufgabe auf die Befugnis schließen, da die<br />
gesetzliche Vertretungsmacht des Betreuers durch diese aus-<br />
schließende und einschränkende Normen begrenzt ist. Dies<br />
wird bei den Gerichten nicht iminer so genau genoriirnen,<br />
wenn zum Aufgabenkreis des Betreuers gerade ein bestirnnltes<br />
Geschäft gehört, wie zum Beispiel der Widerruf von Vollmach-<br />
ten oder die Kündigung bestimmter Dauerschuldverhält~iisse;<br />
für letztere benötigt der Betreuer grundsätzlich eine Aulicnge-<br />
nehmigung. Soll der Betreuer aber gerade ein konkretes geneh-<br />
imgungspflichtiges Geschäft erledigen, wird eine Genehmigung<br />
teilweise für überflüssig ge1ialtenl9, wohl weil der Betreuer das<br />
Geschäft nur noch zu erledigen hat und weitere Risiken nicht<br />
denkbar sind, die durch eine nochmalige Uberprüfung ver-<br />
mieden werden könnten. Andererseits ist die Entscheidung über<br />
den Aufgabenkreis im Rahmen der sog. Einheitsentscheidung<br />
nach § 14 Abs. 1 Nr. 4 RPflG dem Richter vorbehalten, der<br />
Genehmigungsvorbehalt nach $ 3 Nr. 2 lit. a RPflG dem<br />
- -<br />
Rechtspfleger übertragen. Daher liegt in einer derartigen Kon-<br />
Llaraus folgt, dass ein Vertrag bis zur Wirksamkeit der Gen~~hmi- kretisierung des Aufgabenkreises jedenfalls keine Einwilligung<br />
gung sch\vebeiid unwirks~m ist. Der Betreute ist an den V:rtrag des Rechtspflegers. Daher wird der Rechtspfleger seine Eiriwilliriiclit<br />
geb~iiideri, wohl aber der Vertragsgegnert5, es sei denn, gung auch-fürsonstige, keiner ~inzelfdentscheidung bedürftid:iss<br />
ein Fall des I830 vorliegt, der Betreuer <strong>als</strong>o dem Vertrags- gen Rechtsgeschafte bereits iin nach $ 69b Abs. 3 FGG vorgesegcgner<br />
die Geriehnligunt: vorspiegelt. Der Vertragsgegner kann henen Einfuhrungsgespräch mitteilen müssen, was im Einzelfall<br />
den Schwebezustand nur dadurch beenden, dass er den Bei reuer<br />
.iufhrdert, ihili mitzuteilen, ob die Genehmigung erteilt ist,<br />
S 1829 Abs. 2. Dann kann diese Mitteilung des Betreueis nur<br />
innerhalb von zwei Wochen ab Zugang der Aufforderurg erfolgen.<br />
Wie iil den Fiilleil der § 108 Abs. 2 Satz 2, 177 I'lbs. 2<br />
Satz 2 Kihrt allein das Schweigen des Vertreters zur Unwir1;samkcit<br />
des Re( htsgeschäfts.<br />
auf eine Befreiung nach 1817 bzw. allgemeine Ermächtigung<br />
nach % 1825 hinauslaufen kann.<br />
Lösungshinweis: Dem Betreuer wird zu raten sein, trotz<br />
des eindeutigen Wortlautes im Aufgabenkreis, seine Erkiarungen<br />
gegenüber <strong>Dr</strong>itten genehmigen zu lassen. Will der Rechtspfleger<br />
sein Referat zeitökonornisch fuhren, wird er darauf angewiesen<br />
sein, dass zuverlässige Betreuer ausgewählt werden, denen<br />
Befreiungen und allgemeine Ermächtigungen bedenkenfrei<br />
erteilt werden können.<br />
d) Rechtsfolge fehlender Innen- und<br />
Außengenehmigung<br />
Fehlt lediglich die erforderliche Innengenehmigung, ist das<br />
Rechtsgeschäft ohne weiteres wirksam. Denkbar ist aber, dass<br />
der Betreuer nach 1908b zu entlassen ist, insbesondere wenn<br />
er die Betreuung nicht offen legt und dadurch ein Rechtsge-<br />
schäft zu seinen Gunsten tätigtz0. Der Betreuer macht sich dar-<br />
über hinaus nach % 1833 schaderisersatzpflichtig, wenn der<br />
Betreute durch das Rechtsgeschäft einen Nachteil erleidetz1. Der<br />
Betreuer kann sich sogar nach % 266 StGB strafbar machen,<br />
wenn er im Rahmen seines Aufgabenkreises rechtswirksam<br />
Rechtsgeschäfte tätigt und dabei vorsätzlich das Vermögen des<br />
Betreuten schädigt (Missbrauch~tatbestand)~~. Ailerdings sind<br />
strenge Anforderungen an den Nachweis des inneren Tatbestandes<br />
zu stellen, vor allem, wenn der Betreuer bei bedirigtem Vorsatz<br />
nicht eigennützig gehandelt hatz3.<br />
l4 LG Munchen l FamRZ 1998,701<br />
l5 BGH NJW 1954,1925.<br />
l6 BGB-RGRK, 12. Aufl., 5 1831 Rdn. 2 m.w.N.<br />
l7 BGB-RGRK § 1831 Rdn. 1.<br />
IR KG HRR 1929 Nr. 1648 = JFG 6,108, Staudinger/Engler § 1831 Rdn. 10.<br />
IY Dies ergab eine Nachfrage bei verschiedenen Amtsgerichteri im siiddeur-<br />
schen Raum.<br />
Vgl. BayObLG FamRZ 1995, 1232.<br />
21 MüKo/Schwab % 1810 Rdn. 1; tj 1811 Rdn. 12; $ 1823 Kdri. 1.<br />
22 Tröndle/Fischer, StGB, 49. Aufl., 5 266 Rdn. 3.<br />
23 Tröridle/Fischer § 266 Rdii. 26 rn.w.N.
392 F1ala/Muller/Bra~n: Genehmigungen bei Vormundschaft über Minderjährige Rpfleger 2002, Heft 8/9<br />
Feldt die erforderliche Außenge~iehmigung, ist das Rechts- eine Nachteilszufugung anzunehmen. Selbst wenn der Betreuer<br />
geschäft unwirksam. Der Betreuer macht sich iiur gegenüber die erforderliche Genehmigung nicht einholt oder außerhalb<br />
den1 Vertragsgegner schadensersatzpflichtig: Dermn allenfalls er seines Aufgabenkreises tätig ist, der Empfänger <strong>als</strong>o gegebenenkann<br />
wirtschaftliche Nachteile wegen der Unwirksamkeit des falls nochm<strong>als</strong> die Gegenleistung erbringen muss, liegt eine Ver-<br />
Vertrages oder cicr Nichtigkeit des Rechtsgeschäft; erleiden. Der mögensgefahrdung vor, weil der Betreute unter Umständen den<br />
Betreuer iiiacht sich gegenüber dem Vertragsgegner schadenser- Rechtsweg beschreiten muss, um den Gegenstand des unwirksatzpflichtig<br />
ziiiiiiiidest aus c.i.cZ4.<br />
samen Rechtsgeschäfts wiederzuerlangen. Dasselbe gilt für<br />
11ii Hinblick aufs 1908b gilt das oben Gesagte Ein VerstoD<br />
gegtri dic l'fliclit zur Einholung einer Außenger ehmigung hat<br />
ziiriathst die Folgen aus ss 1828 bis 1831 Dies bedeutet, dass<br />
der Vertragspartiier dem gesetzlichen Vertreter ei le Frist setzen<br />
kann, die gerichtliche Genehmigung mitzuteilen i nd das schwebende<br />
Grsthaft cia~ilit wirksam werden zu lassen - nach fru~htunsorgfaltige<br />
und unrichtige Buchfuhr~ng~~ oder die Bildung<br />
schwarzer Kassen3', soweit mit einem Verlust von Ver~nögenswerten<br />
oder mit anderen wirtschaftlichen Nachteilen bei lebensnaher<br />
wirtschaftlicher Betra~htungsweise~~ konkret zu rech~irn<br />
ist und der Berechtigte daran gehindert ist, seine Ansprüche zu<br />
erkennen und geltend zu machen.<br />
losciii Fristabla~if (<strong>als</strong>o durch bloßes Schweigen des Betreuers) Bei Risikogeschäfteii, die zum Nachteil des Treugebers auswiid<br />
dis Ge\~hnft endgultig unwirksa~ii<br />
gehen, gilt Folgendes: grundsätzlich liegt nicht iminer Untreue<br />
Koniiiit das beabsichtigte Rechtsges~haft nickt zustande, sei<br />
rirksamen rechtsgeschäftlichen t andelns kann<br />
iiiir der Treubruc.htatbestand verwirklicht werden.'. In Betracht<br />
korii~rieri Verfugiirigen und Handlungen tatsächlicher Art, die<br />
der Betreuer pflirhtwidrig begeht oder unterlasst, so etwa wenn<br />
der Betreuer das Haus des Betreuten verfallen lisst oder sich<br />
Geld aus der11 verwalteten Vermögen zueignetz8.<br />
bewusste Einbeziehung des Insolvenzrisikos<br />
Übertragt man diese Struktur auf die hier darzustellenden<br />
Aufgabenkreise, lässt sich folgendes ableiten:<br />
Der Betreuer hat grundsätzlich jedes beabsichtigte Kechtsgeschäft<br />
daraufhin zu überprüfen, ob es wirtschaftlich sinnvoll ist.<br />
Dabei muss er sich um ausreichende Information bemühen und<br />
die gewonnenen Inforniationen richtig auswerten. Hierbei hat<br />
er die Informationen auf Stichhaltigkeit zu prüfen. Denn er hat<br />
stets das Interesse des Betreuten im Auge zu behalten, nämlich<br />
die Sicherung und ggf. Mehrung des Vermögens, was natürlich<br />
die Verwertung einzelner Vermögensgegenstände einschließt. Er<br />
hat darüber hinaus die erforderliche Genehmigung einzuholen<br />
und dem Rechtspfleger alle ihm bekannten Tatsachen zu offeribaren,<br />
die er seiner Wirtschaftlichkeitserwägung zugrunde gelegt<br />
hat.<br />
Der Betreuer muss aber hinsichtlich aller Tatbestandsnierkmale<br />
von Abs. 1 vorsätzlich handeln. Der Vorsatz umfasst <strong>als</strong>o<br />
auch die Pflichtwidrigkeit. In der Regel dürfte dem Betreuer<br />
nur Fahrlässigkeit nachzuweisen sein, wenn er Risiken nicht<br />
erkennt oder Rechtsgeschäfte auf ihre Risikoträchtigkeit nicht<br />
Ller Verniögensnachteil kann auch in der konkreten Gefahr-<br />
diing eines Anspruchs liegen, so etwa die Ve~vendung von<br />
Freiiidgelderii zur Sicherung eigener Kreditez9, nic:ht aber wenn<br />
der eigentliche Zugriff auf Vermögen des Betreuten erst durch<br />
cirie n~chfolgeiide Straftat erfolgen soll, weil der Betreuer<br />
~unächst einen Anlagebetrag aus den Akten verschwinden lasst<br />
und sich damit nut der Spurenverwischung begnügt30. Denn<br />
solange der (im konkreten Fall geschaftsfahige) Betreute in der<br />
frcien VerEiging und Verwertung der Geldanlage in keiner<br />
Weise eingesclirärikt oder gehindert ist, hat er mit einen1 Verlust<br />
des Verinogens\vertes oder mit anderen wirtschaftlichen Nach-<br />
teilen nicht zu rechnen.<br />
Wird ein zivilrechtlicher A~lspruch nicht geltend gemacht,<br />
so ist ein Verinögensnachteil gegeben, wenn bei Erfüllung des<br />
Anspruchs die Verrnögenslage des Gläubigers günsriger wäre, <strong>als</strong><br />
es irifolge der Unterlassung des Betreuers der Fall st. Aber auch<br />
die Befriedigung einer Schuld, die der Betreute bestreitet3I oder<br />
dcrtn Rechtsgrii:id nicht zweifelsfrei ist, kann at sreicheri, uIn<br />
Schadensersatz aufgrund Pflichtverletzung bei Vertragsanbahnuiig.<br />
25 Tröndle/Fischer § 266 Rdn. 13 m.w.N.<br />
26 Tröndle/Fischer § 266 Rdn. 3.<br />
27 Tröndie/Fischer 5 266 Rdn. 8.<br />
2ß Tröndle/Fischer $, 266 Rdn. 13 m.wN.<br />
Zy BGH wistra 88,192.<br />
'O OLG Stuttgart NJW 1999,1564 ff<br />
3' RGZ 66,206.<br />
32 BGH GA 1956,121/122<br />
RGH GA 1956,154/155.<br />
'' BayObLG NJW 1988,2550.<br />
I' Trondle/Fischer § 266 Rdn. 25 m.w.N.<br />
Waßmer, Untreue bei Risikogeschäfteii, Diss. Heidelberg 1996; Bespr. Otto,<br />
GA 1998,347.
übirpriift. Weil3 der Betreuer aber um seine konkrete Sorgfdts-<br />
pfliclit oder erkennt er die Notwendigkeit weiterer Nachfor-<br />
\chungeii itii Hinblick auf ein konkretes Rechtsgeschäft, so lian-<br />
ilelt er vorsitzlich auch iin Falle des Unterlassens.<br />
e) Gegenstand und Zeitpunkt der Genehmigung<br />
I)a\ Voriiiundscllaftsgericht hat ZLI prufen, ob der zur<br />
(Te~~rliniigiiiiq ~orgelegte Sachverhalt geriehrriigungsbedurftig<br />
~iiid genehiiiigungsfahig iit, <strong>als</strong>o die gesetzlichen Tatbest'nde<br />
uhcr gzrieliniigungspflichtige Verfugungen und Verpflichtur gen<br />
iriiillt<br />
Praxisfall: Der Betreuer verkauft eirie leer stehende Vl'ohriurig,<br />
iristatt die\e pflichtgemaß zu vermieten (Fruchtziehung)<br />
Zui Begriiiidurig ,eines Gesuches auf Genehmigung weist ei auf<br />
cteii .ib\ehbireri (;eldbedart in 6 bis 12 Monaten hin sowie dar-<br />
11it ila,? durch eine Verniietung niit einem marktublichen Jerk.iiitsiiiiriifererlos<br />
in Hohrx vor1 20 bis 35 % zu rechnen sein<br />
iliirtte<br />
L)J\ C;erii ht darf nicht sein Ermessen anbtelle des Ermeqsens<br />
de\ Betreuer\ setzeri, <strong>als</strong>o riicht die Genehmigung verweigern,<br />
weil e\ eirie andere Verfugi~~ig oder Verpflichtung fur wirtscliaft-<br />
Iichcr halt3' Der Betreue] entscheidet nach seinem pflichtgeiiiaßen<br />
Erme~seri uber die Notwendigkeit und Wirtschaftlick keit<br />
\eiiier konkret getroffenen Verwaltungsniaßnahmen Das<br />
(Irriiht eritstheidet nur daruber, ob die Maßnahme <strong>als</strong> soiche<br />
crit\precherid den gesetzlichen Voraussetzungen genehmigt \verden<br />
kaiiti Hat das Gericht hierbei eigenes Ermessen auszuu ,en,<br />
iiiiiu dies die Entscheidung erkennen lassen Dar Gericht hat die<br />
~ ~ Betreuer n i vorgetragenen Tatsachen, die seine Entscheicung<br />
tragen, iri nachvollziehbarer Weise abzuwagen Fehlt es hizrzu<br />
iii eirier ,iusreichenden Etitscheidungsgrundlage, so muss das<br />
(;criilit ggf eiri Sachveritandigengutachten einholen, $ 12<br />
I),is Vormundschaftsgericht hat unverzuglich uber die zur<br />
C~eiiehnlig~ing vorgelegte Verfugung zu entscheiden Dies .wird<br />
ger.ide iiri Hinblick auf dir Zweiwochenfri5t des fj 1829 Atis 2<br />
deutlich Schließt der Betreuer einen Vertrag, der der Genek mi-<br />
gung bedarf und fordert dei andere Teil den Betreuer zur Idit-<br />
teiliing der (;enehniiguril auf, so kann diese Mitteilung nur<br />
iniierhalb diejer Frist erfolKen Das Vormundschaftsgericht rnuss<br />
dir., heruckjichtigeii. 'iucli wenn vor der Genehmigung der<br />
I3etieute oder der Verfahriirispfleger nach fj 69d Abs 1, C 67<br />
Ab5 1 FGL zu horeii ist<br />
Sofern aber der Betre~i'r z. B. wegen erkennbarer Arbeitibe-<br />
i~sturig der Gerichte oder der Kompliziertheit des Sachverhiltes<br />
innerhalb der Zweiwochenfrist des 6 1829 nicht nlit einer<br />
"<br />
(~rnehmigutig rechnen kann, ist ihm zu raten, den zustand gen<br />
lc Optionivereinbarung zu tre~ren,<br />
ri ich der ihrri errnoglicht wird, den Vertrag zu schließen, uenn<br />
die Geiiehniigurig des V(\rmundschaftsgerichts vorliegt C ann<br />
Loriuiit $ 1829 erst gar iiiclit zur Anwendung Diese Verfahr-ns-<br />
weiw Loninit insbesonderc. dann in Betracht, wenn der Betrwer<br />
dic erforderliche Genehmigung des Vertrages in1 Vorhinein gar<br />
iiicht einholen kann, weil der Geschaftsgegner sonst ohne ver-<br />
traglich~ H111dung (z ß Option) das Geschaft nicht abschließen<br />
\I 111<br />
Lösungshinweis: Dei-ri Betreuer ist zu raten, riötigerifalls<br />
wlbst ein Sachverständigengutachten vorzulegen uni (lem<br />
Gericht die Arbeit zu erleichtern. Dies gilt insbesonderc, wenn<br />
koniplizierte firianztechnische oder -matheniatische ubc~le-<br />
gungen zugrunde liegen. Ein entsprechender Finanzplan oder<br />
eine Kentahilitätsberechriiing kann fiir die nötige Transpai-enz<br />
uiici Vrrstäiidliclikeit sorgeri. Bei der Frage nach der Koster.tra-<br />
guiigspfliclit Kir ein solches Sachverständigengutachten wir$ es<br />
ii:ir,iiif aiikoiiiineri, dass nur die ,,notwendig,en"<br />
Au\lagen zu metzen sind.<br />
bei Vormundschaft über Minderiährip 393<br />
Exkurs: Hat etwa der vormalige Betreuer gegen seine Ent-<br />
lassung Beschwerde eingelegt und das Vormundschaftsgericht<br />
der Beschwerde nicht abgeholfen, so darf nicht etwa - was in<br />
der Praxis tatsächlich vorkommt - die Akte undupliziert an das<br />
Landgericht weitergegeben werden3', sondern es ist ein Fehlblatt<br />
zu erstellen, das die Teile der Akte enthalt, die für weitere Ent-<br />
scheidungen des Vormundschaftsgerichts <strong>als</strong> notwendige Tat-<br />
sachengrundlage unerlässlich sind40. Es kommt auch vor, dass das<br />
Fehiblatt gar nicht den Akteninhalt enthält und deshalb nichts<br />
daraus für eine beantragte Genehmigung ersichtlich ist4'. Dariri<br />
liegt ohne weiteres ein Verstoß gegen die einschlägige Genehn~i-<br />
gungsvorschrift, aber auch ein für die Haftung nach $ 839 aus-<br />
reichender42 Verstoß gegen Justizvenvaltungsvorschriften, wie<br />
etwa die Aktenordnung, auch wenn der Bürger sich grundsätz-<br />
lich nicht auf Verwaltungsvorschriften berufen kann. Da in die-<br />
sem Fall ohnehin ein Gesetzesverstoß vorliegt, kann dahinste-<br />
hen, ob Justizverwaltungsvorschriften mittelbare Außenwirkung<br />
zukommt43.<br />
Der Kechtspfleger macht sich in einem solchen Fall nach<br />
fj 839 schadensersatzpflichtig, weil er durch die beschriebene<br />
Verfahrensweise für jede Genehmigung die Akten vom Landgericht<br />
benötigt, was zu einer erhebliche Verzögerung fuhrt44.<br />
Im Übrigen fuhrt nicht ordnungsgemäße Aktenfuhrung zur<br />
Umkehr der Be~eislast~~. Schließlich kann der Rechtspfleger<br />
gerade im Hinblick auf die Zweiwochenfrist des § 1829 eine<br />
Außengenehmigung praktisch nicht inehr erteilen und lasst es<br />
damit sehenden Auges zu, dass der Betreute Schaden erleidet46.<br />
Darüber hinaus hat der Rechtspfleger gegebenenfalls mit beamtenrechtlichen<br />
Sanktionen zu rechnen.<br />
f) Was hat der Betreuer zu tun, wenn keine Genehmi-<br />
gung erteilt wird?<br />
Praxisfaii: Der Betreuer möchte dem Mieter eirier Ein-<br />
liegerwohnung des Betreuten kündigen. Das Gericht weist da-<br />
rauf hin, dass dies kein Fall des s 1907 ist und daher keine<br />
Genehmigung erforderlich sei<br />
Allgemein dürfte gelten: wird eine erforderliche Genehrni-<br />
gung nicht erte,jlt, wird der Betreuer Beschwerde nach 5% 19, 20<br />
FGG4' namens des Betreuten erheben müssen, uni in1 Fall der<br />
Außengenehmigung im Außenverhältnis ein schwebend<br />
unwirksames Rechtsgeschaft oder die Nichtigkeit einer ein-<br />
seitigen Willenserklärung zu vermeiden oder im Fall der Innen-<br />
gen&migung nicht auch wegen deren Fehlens auf Schadenser-<br />
satz in Anspruch genommen zu werden. Gleichwohl schließt die<br />
erteilte Genehmigung die Inanspruchnahme des Betreuers<br />
wegen eines sonstigen Verschuldens nicht aus48.<br />
Weiterhin wird man dann eine Pflicht des Betreuers zur Einlegung<br />
der Beschwerde annehmen müssen, wenn das in Aussicht<br />
genommene Rechtsgeschaft zur Verwaltung des Vermögens des<br />
Betreuten erforderlich ist. Dies entspricht der allgemeinen<br />
Pflicht des Betreuers, Vermögen auf Seiten des ~etpeuten zu<br />
erhalten und zu sichern, Verluste zu verhindern und Nutzungen<br />
zu ge~ährleisten"~. Wenn der Betreuer schon im Hinblick auf<br />
seine Schadensersatzpflicht nach $$ 1908i, 1833 z. B. Ansprüche<br />
" OLG Schleswig Rpfleger 2000,112.<br />
" OLG Schleswig Rpfleger 2000,112.<br />
'"Dies ergab eine Nachforschung in verschiedenen BetreuungsfaUen.<br />
Dies ergab eine Nachfrage bei verschiederien Amtsgerichten rm süddeut-<br />
schen Raum.<br />
41 Dies ergab eine Nachfragt: bei einem gr6Deren Amtsgericht in1 sliddeutsciien<br />
Rauin.<br />
42 Palandt/Thomas § 839 Rdn. 32; BGH WM 1994,430.<br />
' Zur antizipierten Venvaltungspraxis siehe BVenvGE 52,193,199.<br />
" BGH WM 1970,1252<br />
" OVC; Greifiwald, Urteil V. 22.12 2000 (2 L 38/99) zur Fragc der rechtzeiti-<br />
gen Vorlage von Schriftstucken.<br />
"BGH NJW 1996,1976; WM 1978,37.<br />
47 BGB-RGRK § 1828 Rdn. 27.<br />
BGH FarnRZ 1964,199; 1983,1220.<br />
49 BGH NJW 1959,1820 zum TestamentsvoUstrecker.
des Betreuten rechtzeitig durchzusetzen und gg-1.. nach Ein-<br />
Iioluiig von Kechtsrat Rechtsmittel eiiizulegen hati0, so wird<br />
iiiari darau5 auch die Pflicht des Betreuers herleiten müssen,<br />
Beschwerde gegen die Verweigerung einer erforderlichen<br />
iiiii eine niundelsichere Geldanlage nach dem ibschließeiiden<br />
Katalog des $ 1807, ist eine Ausnahmegeiiehmgung (= Innen-<br />
geriehriiigung) nach $ 181 1 erforderlich<br />
I3t.r Betreiier niuss sich darüber vergewissern, ob das Kreditiiistitut,<br />
bei deiii er eine Arilage riacli $ 1807 Abs. 1 Nr. 5 tätigen<br />
xvill, der Eiiilageiisicherung angehört. Ist dies nicht der Fall, hat<br />
ci- eine C;eiiehniigung nach (j 181 1 zu beantragen. Der Eiiilagensiclieriirigsfonds<br />
sichert Spareinlagen und alle I icht in Wert-<br />
p~piereil verbriefte Einlagen bis zur Höhe von 3( % des haften-<br />
der~ Eiiilagekapit~ls. das mindestens 10 Mio. DM betragen ~riuss.<br />
Eiii A~ispruch des Einlegers auf Haftung ergibt ;ich angesichts<br />
der- in der1 B,iiikeri-AGB abgegebenen Erklärung allerdings<br />
lediglich aus deiri Verbot widersprüchlichen Verhaltensh9. Das<br />
C;esetz zur Urii\ctzung dieser EG-Einlagensicherungsrichtlinie<br />
iirid dcr EG-Anlegerentschädigungsrichtlinie V. 1 5.7.199870, das<br />
iii CjCj 3, 4 fur Einlagen bis 20.000 ECU einen gesetzlichen<br />
Anspriich auf 9O%ige Sicherung begründet, ändert nichts an der<br />
sich aus allgemeinen Rechtsgrundsätzen ergebenien Sicherung<br />
in voller Höhe. Eine entsprechende Sicheruiigcei~irichtung<br />
hnheri Volks- urid Raiffeisenbanken, aber auch Zweigriieder-<br />
lassungcri ausläiidischer Banken gebildet. Auskunfi über die Mit-<br />
gliedschaft in diesem Einlagesicherungssystem erteilen die Lan-<br />
deszentr~lbanken.<br />
Dies zeigt, dass der Gesetzgeber <strong>als</strong> sicher beztichnet, was er<br />
niit eineni vom Gesetz vorgesehenen Risikofakto.. in Höhe von<br />
10 % ausgestattet hat. Ob diese Sicherung einen Totalausfall der<br />
Anlage verhindert, wenn ein Kreditinstitut tatsäclllich insolvent<br />
wird, bleibt offeii, da die Sicherheit letztendlich von der Haft~iiigsiiias"ebhärigig<br />
ist<br />
Strittig ist, ob der Betreuer Bargeld, das nicht für laufende<br />
Ausgaben bereitzuhalten ist, ausschließlich münd-lsicher anzuicgen<br />
hat oder 5icli für eine andere Anlage eine Ausnahmegeiieh~iiigurig<br />
nach $i 181 1 durch das Vorrilundschiftsgericht erteilen<br />
1.issen niuis7'. Richtig dürfte sein, das Reg.1-Ausnahme-<br />
Verhaltnis der $5 1806 ff. nur <strong>als</strong> gesetzliches Leitb ld anzusehen.<br />
Allcrdnigs i\t da1 iuf zu achten, dass jede Arilagefoi m wirthchaftliih<br />
~innvoll sei11 iiiuss So ist es iiicht wirtschaftlich siiinvoll,<br />
\beiin fur den rcichen Betreuten hohe Betrage alif Sparkonten<br />
zuiii gcsetzli~liei Zinssatz angelegt sind72 Bei SI arkonten nut<br />
gc~t tzlicher I
ciii uiiversperrtes uiid der Begriff „Sparkonto" synonym fur ein<br />
T erlperrto Konto venvei~det wird, muss stets gepruft vrerden,<br />
oh da\ Aorikrete I
4. Die genehmigungspflichtigen Verfügungen des<br />
1812 BGB<br />
Eine Veriiigiing ist die rechtsgeschaftliche Ubertragung,<br />
13el~\tuiig, Auflieburig oder inh'iltliche Ariderung, bzw Kang-<br />
,irideruiig einei bestehenden, <strong>als</strong> bestehend gedachtrn oder kunf-<br />
tig tmtsteheriden ILecht~~~<br />
Griindsätzlicli \ind Verfügiingen die Abtretung die Ubereigiiiiiig<br />
mich $$ 920 Cf. und die Fälle der s$ 873, 925 insbesondere<br />
Autlas~iing und Eintragung. Andererseits ergibt sich aus $ 1813,<br />
dass auch die Annahme einer geschuldeten-~eistung Verfügung<br />
iiri Siri~ie des $ 181 2 ist. Uanirau grenzt in1 Hinblick auf die Entstcliu~~gsg'eschiclire<br />
des $ I812 den Verfugungsb-griff auf die<br />
Vcr.iußcrung, Bclastu~g, Kündigung und die Leistungsannahme<br />
eint'. Der übenliegende Teil der Literatur8* und die Rechtsprechurig<br />
gehen vor] einem umfassenden Verfügungsbegriff aus, der<br />
C;estaltiingsrechti wie Kündigung, Geltendinachung von Wandeliing<br />
oder Miiiderung und Rücktritt ebenso erfasst wie die<br />
Aritechturig Erlass, negatives Schuldanerken~itnii, Abtretung,<br />
Aiiriahnie einer zwangsweise beigetriebenen Leii.tung - nicht<br />
aber die Ilurchfiihrung der Zwangsvollstreckunga', Bewilliguilg<br />
der Zahlurig an cinen <strong>Dr</strong>ittenyo, die Aiifrechnung rlit der Forderung<br />
dcs Betreuten, nicht dagegen die vom Gegnei erklärte Auf-<br />
I-eclinuiig", Ausii.: der Gegner erklärt die Aufrechnung mit seiiieni<br />
Anspruch .ius $ 812, wenn er mangels Genehmigung und<br />
Erfiillurigswirkuiig weiterhin zur Leistung aufgef xdert wirdg2;<br />
der Verzicht auf ,Ansprüche auf Aiiskunftserteilun,: oder Kechiiiii:gslegung",<br />
(1'1 damit die Durchsetzung von Za ~lungsanspruilien<br />
gefahrdet \\.ird<br />
Nach 181 :! bedarf der Betreuer zur Verfugiing über eine<br />
Forderiiiig oder über ein anderes Recht, kraft dessen der<br />
Bctreute eine Leistung verlangen kann, sowie utler ein Wert-<br />
pdp~er de\ Betreiiteri - und nach Abs 1 Satz 2 auch fur den ob-<br />
iigarori\cheri Vertrag - der Genehnugung des Voi mundschafts-<br />
gericht5, Abs 2, 3 Dass auch die Verpflichtung nur Verfugung<br />
iiber eine Forderung oder ein solches Recht unter dem Geneh-<br />
ii~igungsvorbehalt steht, hat den Zweck, zu verhindern, dass die<br />
Erfiillung der Verpflichtung durch die Zwang:.vollstreckung<br />
erreicht werden könnte.<br />
Soxveit eine (;enehniigung des Vorniundschafti~gerichts nach<br />
Sfj 1819 bis 1822 erforderlich ist, gilt s 1812 nicht, Abs. 1 Satz 1<br />
a.E. l)a die Geneh~nigung nach $ 1812 Wirksamkeitsvoraussetzung<br />
des Kechtcgeschäfts ist, schränkt $ 1812 die gesetzliche<br />
Vertretiingsrnacht des Betreuers ein. Unterliegt d
~~pticg~.~ LOO?. I-i~ft 8 ir <strong>Fiala</strong>/~ZIIuller/Braun: Genehrriigungen bei Vormundschaft über Mindeqährke 399<br />
dLl~ h iiir iiiateriell-rechtliche Erklarungeii, deren Wirksarlkeit<br />
11a~h C$ 3821, 1822 zu be~irteilen istIo3<br />
1)ie Uhereignung und Verpfandung beweglicher Sachtn ist<br />
ii I( 11 der h M geiieh~i~igungsfrei Auch die Ubereignuiig nach<br />
auf Übereignung von Sachen oder Ubertragung von Rechten,<br />
insbesondere aus auf den Kaufgegenstarid oder die<br />
Werkleistung,<br />
auf Herausgabe von Sachen.<br />
$ 1 wobei der Herauigabeanspruch abgetreten wird uncl die Betragt der Anspruch nicht mehr <strong>als</strong> 3.000 Euro, kann der<br />
V~~pfaridung na~h $ 1205, wobei der mittelbare Besitz abgetrcteri<br />
wird, iut genehiruguiigsfrei, obwohl in der Abtretung des<br />
Betreuer das Geld genehmigungsfrei annehmen, Abs. I Nr. 2.<br />
Betragt <strong>als</strong>o z. B. eine Kaufpreisforderung 10.000 Euro, so bedarf<br />
Aii\priichu eiiic Verfugung i S d $ 1812 liegt Der Grund liegt der Betreuer zur Entgegennahme des Geldes der vormunddarin<br />
dass die Abwickluiig~~iiodalitaten keinen Einfluss auf die schafisgerichtlichen Genehmigung, selbst wenn der Schuldner<br />
i-r'ige der C~eiiehiriigungspflicht haben konnen'04<br />
nur 2.000 Euro anzahlen möchte, da es nach dem eindeutigen<br />
Wortlaut auf die Höhe des Anspruches ankommt.<br />
t:'~i~sr/~rünkun~q des Genehm(qungjevfordernisjej<br />
Sofern es sich uni einem Anspruch gegen ein Geldinstitut<br />
Wciterliin ist noch eine in der Literatur geforderte Ein- handelt, bei dem Geld nach $ 1807 Nr. 5, $ 1809 versperrt arige-<br />
\ilir;ii~kuiig cies Cj 1812 zu erwähnen. $ 1812 diene nur der VeriiiOgeiisvenv~ltiirig.<br />
Geriehinigungsfrei sind nach dieser Ansicht<br />
.tlle Verfiig~iiigeii, dic iiicht der Vern~ögenssorge, sonderr der<br />
per,öiilicheri Lebensführung des Betreuten und dessen angeneslegt<br />
war, gilt die Befreiung des $ 1813 Abs. 1 Nr. 2 nicht, Abs. 2<br />
Satz 1. Zinsen, Kosten und andere Nebenleistungen bleiben bei<br />
der Berechnung der Höhe des Anspruchs auller Betracht, (j 181 3<br />
Abs. 1 Nr. 5.<br />
heiler Lrbeiisflihrung dieiiei~"'~ bzw. bei denen eine Verun:reu-<br />
LIII~ durch den Betreuer schlechthin nicht in Betracht kornn~t~~~, 6. Der Anspruch des Kontoinhabers gegen das<br />
Geldinstitut<br />
Wichtig ist hierbei jedoch, dass der Betreuer im Wirk~ingskreis<br />
tiei- persoiilichen Lebensfuhru~ig überhaupt eine erit:,pre-<br />
Strittig ist aber bei einem Anspruch gegen ein Geldinstitut,<br />
ctieiicle Aufgabe in1 liahiiieri der Bestellung zugewiesen beEom- was unter „Anspruchi' zu verstehen ist. Nachfolgend werden<br />
nur Spar- und Girokonten behandelt, die grundsätzliche Frage<br />
Voii tier Gei~elii~iiguiigspflicht ausgenonimen sind dariach:<br />
Austritt aus eine111 Sport- oder Freizeitverein; Kündigung der<br />
hislier bewohnten Wohnung bei Wohnungswechsel; Kündii;ung<br />
eiiiej Vertrags init einer lriternatsschule; Kündigung eines Vertrags<br />
niit einein Klavierlel-irer; Rücktritt vom Reisevertrag oder<br />
Kündigung iiach (j(j 651r, 651i, 651j; Wandelung/Minderung<br />
von K:ILI~- oder Werkverträgen, deren Gegenstand dem Uiiter-<br />
1i:llt oder der Lebensfuhriing des Betreuten dient; Kündigung<br />
des Bezugs\-ertrags von Büchern, Zeitschriften, Zeiturgen;<br />
ICundigung des Vertrags zur Telefonnutzung bzw. zum Intei netstellt<br />
sich jedoch bei jeder Art von Konto.<br />
Ansicht 1: Danach kommt es nach dem Wortlaut der Vorschrift<br />
nicht auf die Höhe des Betrages der Verfügung, sondern<br />
auf die Höhe des Anspruchs des Betreuten (bei Gesamthandsansprüchen<br />
nur der auf den Betreuten entfallende BetragloY) insgesamt<br />
an'Io, bei Bankkonten <strong>als</strong>o auf den Kontostand. Bereits in<br />
den Motiven wird ausgeführt, dass ,, . . . nicht der Betrag der<br />
Leistung, sondern des Anspruches maßgebend (ist), sodass der<br />
Betreuer, wenn der Betrag des Anspruchs 300 DM (heute 3.000<br />
Euro) übersteigt, auch Teilzahlungen, welche jenen Betrag nicht<br />
übersteigen, ohne Genehmigung des Vormundschaftsgerichts<br />
I>ic~c Beispiele zeigen dass derartige Verfugungen nur lann<br />
geiieliinigungsbedurftig sirid, wenn keine Ausnahme des § 1813<br />
graft Dn eine Geneliniigungsbedurftigkeit nur dann in Beti acht<br />
koiiiiiit, wenn der Betrei'er uber einen auf Geld gerichteten<br />
Aii5pruch uber 3 000 Eurci verfugt ($ 1813 Abs 1 Nr 1 uni 2),<br />
durfte die borgeuchlagene Herausnahnle derartiger Verfuguiigen<br />
\oll drr Griiehiiiigungspflicht außerst selten zum Zuge komirieii<br />
Iiii Intcrese der Re~htssicherheit verbietet sich aber eine<br />
dcrrirtige Eirischräiikung, da das Gesetz hierfür keinen Aiihalt<br />
gibt. Vor allein wird der Geschäftsgegner nicht ini~lier erkeiinen<br />
- -<br />
kiiiiiieii, ob im konkreten Fall der Bereich der Verinögenssorge<br />
oder der persönlichen Lebensführung betroffen ist bzw. ob hier<br />
die Möglichkeit der Veruntreuung durch den Betreuer beiteht<br />
oder iiicht.<br />
wirksam nicht entnehmen kann""'. Dem ist die obergerichtliche<br />
Rechtsprechung gefolgtii2. Die §$ 1812 ff. dienten der<br />
Kontrolle des Vormunds bzw. des Betreuers und dem Schutz des<br />
Mündels bzw. des Betreuten vor Missbrauchen. Dieser wäre<br />
nicht mehr gewährleistet, wenn der Betreuer über erhebliche<br />
Beträge verfügen könnte, indem er den Gesamtbetrag auf einzelne<br />
hintereinander folgende Abhebungen oder Ubenveisungen<br />
unterhalb der Wertgrenze sp1ittet1l3.<br />
Ansicht 2: Ein Teil der Rechtsprechung und Lehre fordert<br />
eine Ausnahme von diesem Grundsatz bei Forderungen aus<br />
Bankguthaben bzw. bei Bankkontenbewegungen. Hier soll es<br />
nicht auf die Höhe des Kontostandes, sondern auf den Einzelbetrag<br />
der Verfügung ankornn~eri'~~. Denn tatsächlich werde nur<br />
über den Abhebungsbetrag verfügt. Dies sei der geltend<br />
gemachte - An~pruch"~. Die Vertreter dieser Ansicht argunientie- "<br />
reri damit, dass nur so ausreichender Spielraum für schnell erforderliche<br />
Ausgaben ermöglicht, die Gerichte entlastet und die<br />
5. Die Ausnahmen des 1813 BGB<br />
Nicht genel~nugungspflichtig sind Verfügungen und iazu<br />
ciiigegaiigeiie Verpflichtungen im Sinne des $ 1812, wenn der<br />
(;egeiistarid der Leistung nicht in Geld oder Wertpapieren<br />
besteht, Abs. 1 Nr. 1. Ist auch der Betreute nach dem Vertrag zu<br />
\virderkehretideri Leistungen verpflichtet, gilt $ 1907 Abs. 3<br />
Ist zurzeit der Leistung deren Gegenstand Geld, greift Aos. 1<br />
Nr. I nicht, telbst wenn der ursprüngliche Gegenstand nichr auf<br />
Geld gerichtet war und sich erst später in einen solchen uriige-<br />
\v~iidelt hat'"7. Ebenso, wenn statt Geld ein anderer Gegenstand<br />
.I~I Erffllungs Statt oder bei Wahlschuld angenommen wiidio8,<br />
\vcil die geschuldete Leistung auf Geld gerichtet ist und eine<br />
Novation oder Wahlrechtsausübung eine Verfügung über die<br />
gescliuldete 1,eisturig darstellt. Danach kann der Betreuer iber<br />
dllc Arisprüche des Betreuten verfugen, die nicht auf (Geld<br />
gerichtet sind, wie z. B.:<br />
(;eiiic i ~ i liafts- ~ c oti~ r Gesellschafisverhaltnis,<br />
'03 MüKo/Schwab § 1821 Rdn. 14 m.w.N.<br />
Iu4 Staudinger/Engler § 1812 Rdn. 48 n1.w.N.<br />
'Os MüKo/Schwab § 1812 Rdn. 14; Erman/Holzhaucr § 1812 Rdn. 1, a. A<br />
Staudinger/Erigler § 1812 Rdn. 39 ff.<br />
lo6 BGB-RGRK § 1812 Rdn. 6, 42.<br />
'07 StaudingedEngler § 1813 Rdn.6; Erman/Holzhauer § 1813 Iidri. 2,<br />
Soergel/Zimmermann § 1813 Rdn. 2; MüKo/Schwab § 1813 Rdti. 6<br />
'08 MuKo/Schwab 5 1813 Rdn. 6.<br />
Iu9 Staudinger/Engler § 1813 Rdn. 13 m.w.N.<br />
'I0 BGB-RGRK § 1813 Rdn. 4; StaudingedEngler § 1813 Rdn. 3; MüKo/<br />
Schwab § 1813 Rdn. 8, 11; Palandt/Diederichseti § 1813 Rdn. 3; Soergel/<br />
Zimmermann § 1813 Rdn 4.<br />
"I Mot IV S. 1126.<br />
)I2 OLG Köln Rpfleger 1994,503, OLG Karlsruhe FGPrax 2001,23.<br />
'I3 Anm. Holzhauer zu LG Saarbrücken WuB 1994,95,97; Span1 Rpfleger<br />
1989,392,394.<br />
'I4 Staudinger/Engler § 1813 Rdn. 11, MüKo/Schwab § 1813 Rdn. 8, 11;<br />
PalandUDiederichsen § 1813 Rdn. 3; Gleißner Rpfleger 1985,482; LG Saar-<br />
brücken Rpfleger 1993,109 mit Anm. Wesche; AG Emden FaniKZ<br />
1995,1081.<br />
'I5 Gleißner Rpfleger 1985,482; Staudigcr/Ender § 1813 Kdn. 11
Arbeit von Vor~iiündern, Betreuern und Pfle5ern erleichtert<br />
werde. lles Weiteren führe das Abstellen auf die Höhe des Bankguthabens<br />
zu unsinnigen Ergebnissen: bei einem die Wertgrenze<br />
iihersteigeiiden Kontostand sind ÜberWeisunger und Abhebungcn<br />
~ ~ kleiiierer c h Beträge genehmigungsbedirftig, während<br />
anderenfalls über das ganze Bankguthaben gtmehmigungsfrei<br />
veriiigt werden könnte"? Danach sei auch bei Erhebung vom<br />
Sparkonto auf den Abhebungsbetrag innerhalb der Wertgrenze<br />
des $ 1813 Abs. 1 Nr. 2 abzustellen.<br />
Dies könriv aber nur für Abhebungen vom :licht gesperrten<br />
Sparkonto gelten1". Denn nach 1813 Abs. 2 Satz 1 ist nur das<br />
zur Bestreitung laufender Zahlungen nicht ben jtigte Geld, das<br />
ii,ich $ 1807 .ingelegt und nach $ 1809 versprrrt ist, von der<br />
freien Verfügungsmöglichkeit ausgenommen. Daraus folgt, dass<br />
dir Anwendbarkeit des $ 1813 Abs. 1 Nr. 2 voi.aussetzt, dass es<br />
~iih um Geld handelt, das für die Bestreitung laufender Ausg.ibcri<br />
benötigc wird und dennoch verzinslich auf dem Sparkonto<br />
angelegt ist. Nur dieses Geld ist nicht zu .?ersperren. Dass<br />
e' so etwas gibt. wird in der Praxis oft iibersehtn, ist aber vom<br />
Gesetz vorgeselien, vgl. $ 1813 Abs. 1 Nr. 3. Für versperrt angelcgtes<br />
Geld aber gilt die Befreiung des 181: Abs. 1 Nr. 2,<br />
Abs. 2 Satz 1 gar nicht<br />
Ansicht 3: Danach gilt Ansicht 2 jedenfalls fbr Verfügungen<br />
vorn Girokonto, nicht jedoch für Verfügungen vom Spar-<br />
konto"'. Dafür spricht, dass das Girokonto nicht der Kapitalnut-<br />
zung auf Zeit, sondern lediglich <strong>als</strong> Instrument zJr Bewerkstelli-<br />
giing des bargeldlosen Zahlungsverkehrs diesem Zweck dient.<br />
Anders dagegen bei Verfügungen vom Sparkonto: bei Ver-<br />
fügungen iiber Beträge komme es für die Wettgrenze auf die<br />
Höhe der Spareinlage an. Übersteigt sie die Wertgrenze, ist die<br />
Abhebung auch eines geringeren Betrages genelimigungspflich-<br />
tigllg,<br />
E.~kurs: Das Girokonto<br />
Der Abschluss eines Girovertrags <strong>als</strong> solcher ~edarf nicht der<br />
Geriehiiiigung dei Vormundschaftsgerichts nach $$ 1810, 181 1,<br />
nvi1 er niclit tler Anlegung von Mundelgeld, sondern dessen<br />
Bereithaltung dient, $ 1806 2 Hs Die bloße Einzahlung von<br />
Geldlietragen des Betreuers auf das Girokonto i,t keine genehir~igungspfli~htige<br />
Anlegung im Sinne des $ 1806, da dies der<br />
\icherung lauft nder Zahlungen dient Allerding, bedarf sowohl<br />
dir Korit~uber~iehung ($ 1822 Nr 8) <strong>als</strong> auch tlie Kontoauflo-<br />
\L rig 1% 1812) der Genehmigung des Vormundscliaftsgerichtsm<br />
1111 Ubrigeri ist zwischen dein Girokonto uiid dern Koiito-<br />
korreiitkorito zu unterscheiden. Die Eröffnung tines Kontokor-<br />
I-entkontos, das auch in1 Soll geführt wird, ist na(:h § 1822 Nr. 8<br />
gvtiehiiiigungspflichtig, weil damit die Aufnahn-e von Geld auf<br />
ilcn Icredit des Mündels verbunden ist. Das Girokonto wird aber<br />
iiii Haben gefiihrt. Eine von der Bank geduldee Überziehung<br />
für wenige Tagt- kann aber nicht <strong>als</strong> Aufnahme von Geld auf den<br />
Kredit des Betreuten angesehen werden, weil in diesem Fall die<br />
Vvrnieidung vor1 Verzugszinsen und Mahnkosten im Vorder-<br />
grund steht'z1. Es darf davon ausgegangen wexden, dass diese<br />
Fälle von dem <strong>als</strong> Manövriermasse bereitzuhalt.:nden Geld im<br />
Sinne des 1806 gedeckt sind und der Verwaltungsaufwand für<br />
eine geneh~iliguiigspflichtige Kontokorrentabrrde in keinem<br />
Verhältnis zuni Schutzzweck des 5 1822 Nr. 8 steht.<br />
Da Girokonten praktisch nur selten versperrt sind, fuhrt dies<br />
vielfach in der Praxis dazu, dass Betreuer über Girokontengut-<br />
haben weitgehend frei verfügen, soweit die B.mk dies unab-<br />
hängig von den Beschränkungen der §$ 1812, i 813 zulasst. Es<br />
kornriit auch vor, dass Rechtspfleger lediglict aufgrund der<br />
Rechnungsleg~ing durch den Betreuer von Girokontenbe-<br />
wegungen erfahren'22. Dadurch entsteht das Problem, dass der<br />
ILechtspfleger vom evtl. genehrnigungspflichti;en Rechtsge-<br />
sciiäft lizw. einer Verfügung erst durch die Kontenbewegung<br />
bei Vovmundschaj über Mindetjahrige Kpfleger 2002, Heft 8/9<br />
erfahrt und die erforderliche Genehmigung dann erst erteilen<br />
kann. Soweit der Rechtspfleger die Rechnungslegung <strong>als</strong> sachlich<br />
und rechnerisch richtig bezeichnet, kann darin auch die<br />
noch ausstehende Genehmigung liegenlZ3. Einseitige Rechtsgeschäfte<br />
können aber nachträglich nicht mehr durch Genehmgung<br />
geheilt werden.<br />
Eine Amt~~flichtverletzung kommt darüber hinaus in<br />
Betracht, soweit dem Rechtspfleger sich der Verdacht aufdrängen<br />
muss, dass die Rechnungslegung genehmigungspflichtige<br />
Rechtgeschäfte und Verfügungen verschleiert und er<br />
keine weiteren Ermittlungen anstellt und sonstige Maßnahmen<br />
(z. B. $ 1837 Abs. 3, 1908 b) trifft, um (weiteren) Schaden auf<br />
Seiten des Betreuten zu verhindern.<br />
Während der Berufsbetreuer und die entferntere Venvandt-<br />
schaft vom Vormundschaftsgericht zur Rechnungslegung ange-<br />
halten wird, entfällt dies beim befreiten Vorniund/Betreuer:<br />
Diese Arbeitserleichterung für Betreuer und Gericht kann sich<br />
später gegenüber den Erben <strong>als</strong> Fallstrick erweisen, wenn die<br />
Erben entdecken, dass genehmigungspflichtige Geschäfte ohne<br />
die erforderlichen Genehmigungen abgeschlossen wurden.<br />
Genehmigungsfrei ist ferner nach Abs. 1 Nr. 3 die Annahme<br />
von Geld unabhängig von der Höhe des GuthabenslZ4, das der<br />
Betreuer selbst angelegt hat, bei dessen Rückzahlung an ihn<br />
bzw. wenn der Betreuer das Geld zurückzahlt, das er für den<br />
Betreuten angelegt hat. Es genügt nicht, dass eine andere Person<br />
das Geld angelegt hatIz5. Hier kommt nur Geld in Betracht,<br />
das nach § 1806 zur Bestreitung von Ausgaben bereitgehal-<br />
ten war bzw. mit Erlaubnis des Vormundschaftsgerichts nach<br />
181 1 nur vorübergehend angelegt worden ist, nicht aber<br />
Geld,<br />
das nach § 1807 Abs. 1 Nr. 5, da dieses versperrt anzulegen<br />
war, § 1813 Abs. 2 Satz 1 und nach § 1807 Abs. 1 Nr. 4<br />
angelegt war, $ 1813 Abs. 2 Satz 2.<br />
Zweck der Vorschrift ist, dass der Betreuer bei der Wiederer-<br />
hebung von Geld vom nicht versperrten Sparkonto, das eben<br />
nicht zur Anlegung auf Dauer bestimmt ist, freie Hand haben<br />
soll126. Hat das Vormundschaftsgericht z. B. bereits die Ausnah-<br />
megenehrnigung nach 1811 erteilt, so ist die ohnehin zu<br />
erwartende Wiedererhebung nicht nochm<strong>als</strong> genehmigungsbe-<br />
dürftig.<br />
Nutzungen (§ 100) des Vermögens des Betreuten kann der<br />
Betreuer stets genehmigungsfrei entgegennehmen, Abs. 1 Nr. 4.<br />
Hierher gehören:<br />
Hypotheken- und Grundschuldzinsen,<br />
Miet- und Pachtzinsen,<br />
Zinsen aus einem Sparguthaben (auch bei versperrter Anlage<br />
nach Sfj 1809, 1813 Abs. 2 Satz I'"),<br />
Darlehenszinsen,<br />
Rentenbetr'age, die aufgrund einer Reallast geleistet werden<br />
und die Rentenzahlungen der gesetzlichen Rentenversiche-<br />
r~ng'~~.<br />
LG Saarbrücken a.a.0.<br />
'I' Anm. Wesche zu LG Saarbmcken Rpfleger 1993,109.<br />
Staudiger/Engler § 1813 Rdii. 11.<br />
Staudinger/Engler § 1813 Rdn. 3 m.w.N.; MüKo/Schwab § 1813 Rdn. 8<br />
m.w.N.<br />
I2O Spanl Rpfleger 1989,392 ff., im Ergebnis OLG Köln Kpfleger 1994,503.<br />
'21 <strong>Fiala</strong>/Behrendsen Rpfleger 1997,281,285; a. A. Sparil Rpfleger 1989,392,<br />
394, der darin bereits Kreditaufnahrne sieht.<br />
'I2 Dies ergab eine Nachfrage bei verschiedenen Amtsgerichten irn suddcut-<br />
schen Rauni.<br />
123 RGZ 59,277,278; Jahrbuch des Deutschen Rechts 1913,456.<br />
12' Suschowk JurBuro 1997,508.<br />
'25 OLG Köln Rpfleger 1986,432.<br />
126 Oberloskamp § 8 Rdn. 149.<br />
12' KG DJ 1928,1428.<br />
12R BSG MDR 1982,698, das alleiri auf § 1813 Abs. 1 NI. 4 abstellt; a A.<br />
MüKo/Schwab, der auf Abs. 1 Nr. 2 abstellt, § 1813 Rdn. 9 (Monatsbetrag<br />
der Rente).
I
8 Liher cine Forderung<br />
oder eiii anderes Recht, krafi deisen der Betreute eine Lei-<br />
5tiiiig verlangen kann,<br />
8 oiier Uber eiri Wertpapier verfugeri will<br />
8 oder den Betrc~iteri zu einer solchen Verfugung verpflichten<br />
nill,<br />
es sei denn,<br />
8 iivr C;eger~staii
I L F I I ~ o~ o~ I 2 iett 8/9 <strong>Fiala</strong>/Müller/Braun: Cenel~migungen bei Vormundschafi über Minderjährige 403<br />
13etreuten nicht Iin Gegenteil Durch die Genehmigung wlrd<br />
iler Ilritte davor gescliutzt, noch einmal zahlen zu niussen<br />
Ohne Gciiehinigung h.itte der Betreute weiterhin ein.11 Er-<br />
tiill~ni~saii~pruch gegen den <strong>Dr</strong>itten, gegen den der <strong>Dr</strong>itta nicht<br />
ciiiriial iiiit $einer Forderung aus $ 1812 aufrechnen darf' 9, weil<br />
~ianiit der Schutzzwetk des $ 1812 umgangen wurdi. Der<br />
(;viielirnigung\vorbehalt kann <strong>als</strong>o den Betreuten nur bar der<br />
Fiiiziehurig von Forderungen und Rechten in1 Sinne des j 1812<br />
~ihutre~i,<br />
iiicht aber vor Veruntreuungen deb Betreuers<br />
Irn Z~beiIrl wird der Betreuer eine Befreiung nach 1817<br />
heaiitrageii oder wenn ei eine Vielzahl vergleichbarer Ge,chafte<br />
LLI tatigen li~t, eine allgeiiieine Ernlachtigung nach $ 1825<br />
7. Die Befreiung nach $1817 BGB<br />
Eiiic Befreiung von den Verpflichtungen der s§ 1806 bis<br />
I 8 16 kariri nach s 1817 Abs. 1 auf Antrag des Betreuers erteilt<br />
werden, sowc~t in1 Regelfall der Wert des Vermögens ohne<br />
(;riiiidbesitz DEM 10.000,- nicht übersteigt (Abs. 1 Satz 1 Nr. 1,<br />
Satz 2) und eine Gefitirdung des Vermögens des Betreuten<br />
wegen der Zuverlässigkeit und Vertrauen~würdigkeit"~ des<br />
Betreuers iiicht zu besorgen ist. Damit soll dem Betreuer insbe-<br />
sondere ermöglicht werden:<br />
(kld de\ Betreuten geriehmigungsfrei und unversperrt anzu-<br />
Icgeii oder<br />
iiber Forderungen oder Wertpapiere in1 Sinne des $ 1812<br />
geiiehiliigung\frei zu verfugen,<br />
Iiih,iberpapiere nach s 1814 riicht hinterlegen zu musse i und<br />
geiiehinigurigsfrei daruber ves~igen zu durfen bzw Inhal~erpa-<br />
pirre iincli 5 1815 nicht unih~hreiben oder in Buchforder~ngen<br />
iiiitri Versperriiiig (9 1 H 16) umwandeln zu rriussen, wo Jei 111<br />
cieii Falleii tfe\ $$ 1814, I 81 6 aus bemnderen Grunderi (Vertrauciis\\<br />
iirdigkeit des 13etrc~ic.r~) befreit wird, wenn der U~nfaiig der<br />
Vri iiiogenivenvaltung erlieblich ist, Abs 2<br />
I >lese Befreiiing entbindet den Betreuer aber nur v o den ~<br />
Verptlicht~iiigeii der sfj 1806 bis 1816 In den Fallen der $5 1819<br />
11ij 1823, 1907 hilft die Befreiung nicht Der Betreuer I~edarf<br />
neiterhiii der Geriehmg~ing<br />
zur VerFugung hiriterlegter Wertpapiere, Kostbarkeiten,<br />
Hvpothekeri-, Gruiidschuld-, Rentenschuldbriefen nach<br />
1819,<br />
zur VerfYigung von St,iinmforderungen aus uingeschrie1)enen<br />
Inhaberpapieren iiacli C) 1820;<br />
bei C~r~iiidstucksgescliditen nach $ 1821;<br />
bri soiiitigeii Geichatteri nach fj 1822;<br />
bei Begiriii und A~iflösung eines Erwerbsgeschäftes, $ 1142.3;<br />
bci Wohriungsauflo~uiig und Begrundung von Dauersc'luld-<br />
~~rrlialtinises nach $ 1 Y07<br />
Et~\~ic Liefreinden niusi allerdings der Wortlaut insoferq, <strong>als</strong><br />
ticr Unifing der Vermogcnsverwaltung in Abs 1 Satz 1 Nr 1<br />
iiiit den1 Wert des Veriiiogens ohne Grundbesitz und g~urid-<br />
~tiicksgleichen Kechten quasi definiert wird ,,liegt irn Kevelfall<br />
or' Er>tere, ist die Ailzahl, Bedeutung und Schwierigke t der<br />
Ven+altuiigsgeichafte und letzteres der Geldwert des Veriiiog'i~s'~'<br />
Ila eine arider\~rtige Anlegung tia~h $ 181 1 nur Sinn<br />
iii~icht, wenn iiiehr <strong>als</strong> I0 000 DM anzulegen sind, weil bzreits<br />
eiii etna erhrderliihes Gutachten zu einer solchen Anlage bzw<br />
ririr Finanzplaniing eirien erheblicheri Teil dieser Sumnie ver-<br />
\,liliiigt, koniirit eine Befreiung fur eine andersartige Geldaiilage<br />
ilw riicht 111 Betracht<br />
Besitzt der Betreute allerdings Kunstgegenstände, Kostbarkeiten<br />
und Edelmetalle, hilft § 1817 bei der Vermögeniverw:iltung<br />
nicht, ~veil diese Vermögensanlagen die Wertgrenz: des<br />
Al~s. 1 Satz 2 iibersteigen dürften, obwohl der Umfang der Ver-<br />
~~~ögensverwalturig jedenfalls in1 Verhältnis zum Wert eher<br />
gering ist<br />
Eine wirksame Befreiung stellt s 1817 nur in den Fällen des<br />
$ 1812 dar, <strong>als</strong>o bei der Verfügung über Fordrungen und Wert-<br />
papieren. Hier allerdings nur innerhalb der Wertgrenze bis<br />
10.000 13M Gesamtvermögen ohne Grundstücke. Ob diese Be-<br />
freiung gegenüber der Wertgrenze des § 1813 Abs. 1 Nr. 2<br />
(3.000 Euro je Einzelverfugung) tatsächlich <strong>als</strong> solche empfun-<br />
den wird, mag dahingestellt sein.<br />
8. Die allgemeine Ermächtigung nach 1825 BGB<br />
Grundsätzlich niuss jedes einzelne Geschäft im Sinne der<br />
5s 1812, 1822 Nr. 8 bis 10 vom Vormundschaftsgericht geneh-<br />
niigt werden. In allen anderen Fällen hilft die allgemeine<br />
Ermächtigung nicht.<br />
Praxistipp: Will der Betreuer nicht für jede Verfügung eine<br />
Genehmigung einholen, wird er die Erteilung der allgemeinen<br />
Ermächtigung nach 1825 beantragen.<br />
Die allgemeine<br />
gungsfreiheit der<br />
($ 1812) und der<br />
Ermächtigung ermöglicht die Geriehini-<br />
Verfügungen über das Kapitalvermögen<br />
im Geschäftsleben häufig vorkommenden<br />
Geschäfte des § 1822 Nr. 8 bis 10, wenn dies zum Zweck der<br />
Vermögensverwaltung oder zum Betrieb eines Erwerbsgeschäfts<br />
erforderlich ist, Abs. 2.<br />
Beispiel: Der Betreute hat regelmäßig monatlich über 4.000<br />
Euro gemäß der jeweiligen Abrechnung des Altenheims zu<br />
überweisen. ~hnlich ist der Fail, dass die Kosten für eine ambulante<br />
hausliche Versorgung i ~n Umfang von 6.000-12.000 Euro<br />
zu begleichen sind.<br />
Hierbei kornint es auf die Häufigkeit der gexiehmigungs-<br />
pflichtigen Geschäftsvorgänge anI4'. Hat der Betreute einen<br />
Gewerbebetrieb, so ermöglicht die allgemeine Ermächtigung<br />
den Fortbestand des Geschäftsbetriebs, ohne dass Rechtsge-<br />
schäfte im Sinne der $$ 1812, 1822 Nr. 8 bis 10 vom<br />
Vormundschaftsgericht genehmigt werden müssten. Die ailge-<br />
meine Ermächtigung wirkt <strong>als</strong>o wie eine Befreiung des<br />
Betreuers von dem seine Vertretungsmacht einschränkenden<br />
Genehmigungserfordernis o. g. Rechtsgeschäfte.<br />
Außerhalb des Geschäftslebens wird die allgemeine Ermäch-<br />
tigung auf einzelne Geschäfte beschränkt, zu denken ist dabei an<br />
die Erfüllung aller Dauerschuldverhältnisse, die üblicherweise<br />
per Dauerauftrag erfüllt werden, aber auch sonstige Rechtsge-<br />
schäfte im Zusammenhang mit dem Unternehmen des Betreu-<br />
ten. Nach Wegfall der Erteilungsvoraussetzungen ist die allge-<br />
meine Ermächtigung von Amts wegen zurückzunehmen, $ 18<br />
FGG.<br />
Praxishinweis: Will der Betreuer die Wohnung des Betreu-<br />
ten kündigen, weil dieser kranklieitsbedingt in einem Pflege-<br />
heini untergebracht werden muss, ist für beide Tatbestände<br />
(Kündigung nach 5 1907 Abs. 1 und Abschluss des Heimver-<br />
trages nach $ 1907 Abs. 3) eine Genehmigung nach § 1907<br />
erforderlich. Eine allgemeine Ermächtigung kann hierfür nicht<br />
erteilt werden. Für die Verrnieterkündigung durch den Betreuer<br />
ist aber eine Genehmigung nach 5 1812 erforderlich. Verwaltet<br />
der Betreuer <strong>als</strong>o mehrere Wohnungen des Betreuten, kann er<br />
eine allgemeine Eri~iächtigung nach s 1825 beantragen.<br />
9. Genehmigungsbedürftige Grundstücksgeschäfte,<br />
§ 1821 BGB<br />
Die Genehinigungsvorbehalte der 9s 1821, 1822 sind nicht<br />
vollständig. Weitere Genehrnigungsvorbehalte sind U. a. in fol-<br />
genden Vorschriften enthalten14?<br />
'I9 Danirau/Zirnrnerrnann § 1812 Rdn. 5; MüKo/Schwab $ 1812 Rdn. 29.<br />
j4' PalandUDiederichsen § 1817 Rdn. 1.<br />
"' Staudinger/Engler § 1817 Rdn. 17.<br />
MüKo/Schwab 5 1825 Rdn. 3.<br />
Weitere Beispiele: siehe MüKo/Schwab 5 1821 Rdn. 2, 3.
$ 1 12 Abs. I Satz 1, Abs. 2 (Erinächtigurig unc dereri Kiickiialinie<br />
zu111 Hctr~eb eines Erwerbsgeschäfts;<br />
$ 141 1 Abs. 1 Satz 3 Abs. 2 Satz 3 (Abschluss eines Ehevertrags);<br />
$ 1184 Abs. 2 Satz 2 (Ablehnurig der Fortsetzung der Gütergrnieirischati<br />
I ;<br />
$ 1191 Abs. 3 (Verzicht eines A1,kömrrdirigs ~uf den Anteil<br />
.1i11 Gesamtgiit bei fortgesetzter Gütergemeinschaft);<br />
5 1192 Abs. 3 (Aufhebung der fortgesetzten Jütergemeinschaft<br />
durch den überlebenden Ehegatten);<br />
5 1595 Abs. 2 Satz 1, Cj 1597 Anfechtung der Ehelichkeit;<br />
$ l6OOd Abs. 1 Satz 2, 9 1600k Abs. 1 Satz 2: \raterschaftsanerkennurig<br />
sowie deren Anfechtung;<br />
1728 Abs. 2: Antrag des Vaters auf EhelicherLlärung;<br />
5 2275 Abs. 2 Satz 2, % 2282 Abs. 2, $ 2290 Abs. 3: Abscliluss<br />
iiei 1.1-bvertrages sowie dessen Anfecht lng und Aufhebung;<br />
2347 Abs. 1, 2 Satz 2, $ 2351: Erbverzicht sowie dessen<br />
Aufliebiiiig;<br />
$ 1517 Abs. 2, $ 2347: Anteilsverzicht eines 4bkönimlings<br />
bei fortgesetzt-er Gütergeineinschaft;<br />
$ 2351 Satz ::, Cj 2347: Verzicht auf letztwillig- Zuwendun-<br />
gen;<br />
$ 607 Abs. 2 Satz 2 ZPO: Scheidurigsantrag oder Eheauf-<br />
Iicbuiigsklage;<br />
5 64Ob Satz 2 Z1)O: Klageerhebung in Icindscl- aftssachen;<br />
$ 1 H1 Abs. 2 Satz 2 ZVG: Antrag auf Teilungsvirsteigerung.<br />
Ilie nrichtigsteii Tatbestände irn Einzelnen:<br />
Zu beachten ist, dass nach $ 1821 Abs. 1 Nr. 4 auch stets die<br />
Eingehung zu eirier Verpflichtung itn Sinne der hrn.1 bis 3 der<br />
(;eriehii~igungspflicht unterliegt.<br />
Nach $ 1821 Abs. 1 Nr. 1 Alt 1 ist die Verfül;ung über ein<br />
Grundstück, Wohnungs- und Teileigentum nacli dem Woh-<br />
riuiigseigenturiisgesetz sowie Erbbaurecht nacli ErbbauVO<br />
gciiehniigungspflichtig sowie die Eingehung zu einer solchen<br />
Verpflichtung, Abs. I Nr. 4. Hierunter fallen: die Eigentums-<br />
iibertrapng durch Auflassung und Eintragung, gnndbuchrecht-<br />
liche Bewilligurigen sowie jede Verfügung, die dit: Haftung des<br />
Criindstücks äncii:rt durch die Erhöhung der Hypcthekenzinsen,<br />
der Ausscliluss tli:s Kündigungsrechts bei einer Etypothek, die<br />
Urriwaiidluiig dcr Hypothek in eine Grundsch~ld (nicht der<br />
~iiiigekehrte Fall:<br />
Kcirie Verfugiing ist: die Vereinigung mehrerer Grundstücke<br />
riricii $ 890 Ab>. 1 unter Uelassu~ig der Eigeiitu nsverhältnisse<br />
iirid Belastungc~i. die Abtretung des Herausgabearispruchs, weil<br />
Sir lediglich auf Einr'aumung des Besitzes geht, ier aber kein<br />
tOi'lh: die nachträgliche Vereinbarung einer Zweckerklaruiig<br />
iiiit klarstellendem Inhalt, nicht aber die ~nderung der gesicherteil<br />
Forderurig, wenn bereits die Zweckerklärung mit der<br />
Grundschuldbestellung genehmigt war.<br />
Zu den Verfügungen über ein Recht an eineci Grundstück<br />
nacli $ 1821 Abs. 1 Nr. 1 Alt. 2 gehören Verfüguiigen über das<br />
Erbbaui-echt, deii Nießbrauch, Dienstbarkeiten, Kt~allasten, Vor-<br />
bei Vovmundschafi ubcr Minderjähripe Iiptlcger 2002, Heft 819<br />
kaufsrechte sowie Dauerwohnrechte und Dauernutzurigsrechte<br />
nach 31 WEG. Die aufgrund einer Keallast forderbaren Leis-<br />
tungen stehen den Hypothekenzirisen gleich, $ 1107, so dass<br />
diese nicht uriter $ 1821 Abs. 1 Nr. 1, sonderri unter $ 1813,<br />
Abs. 1 Nr. 4 fallen und daher genehmigungsfrei eingezogen wer-<br />
den können.<br />
Nicht unter 9 1821 Abs. 1 Nr. I Alt. 2 falleri Verfügungen<br />
über Hypotheken, Grund- und Rentenschulden, Abs. 2. Der<br />
Betreuer ist aber den Beschränkungen der $% 1812, 1819 unterworfen.<br />
Ebenso verhalt es sich mit Verfugungen über Rechte an<br />
Grund~tücksrechten'~'.<br />
Genehmigungsbedürftig sind nach Cj 1821 Abs. 1 Nr. 2 Alt. 1<br />
Verfügungen über Forderungen, die auf ~bertraguri~ des Eigentums<br />
gerichtet sind wie die Abtretung des Anspruchs auf Auflassung;<br />
die Verfügung über das Anwartschaftsrecht auf Erwerb<br />
eines Grundstücks; die Abtretung der Rechte aus den1 Meistgebot,<br />
$ 81 Abs. 2 ZVG; der Verzicht auf den Auflassungsanspruch;<br />
die Wiederaufhebung eines Vertrages auf Ubertragung<br />
eines Grundstücksi4*; die Verfügung über das Vorkaufsrecht,<br />
Wiederverkaufirecht oder durch Auflassungsvorn~erkiing gesicherten<br />
Anspruch; die Ubertragurig eines Options- oder<br />
Ankaufirechts.<br />
Ferner ist nach Cj 1821 Abs. 1 Nr. 5 ein auf entgeltlichen<br />
Erwerb an einem Grundstück oder an einen1 Grundstücksrecht.<br />
10. Die wichtigsten sonstigen genehmigungsbedürftigen<br />
Geschäfte, 1822 BGB<br />
a) $ 1822 Nr. 1 Verpflichtung zur Verfügung über das<br />
gesamte Vermögen<br />
Beispiel: Der Betreute rnöchte sein einziges Vermögen,<br />
seine Immobilie, unter Mitwirkung des Betreuers gegen Zah-<br />
lung einer Leibrente und ein lebenslanges Wohnrecht auf seine<br />
Nichte übertragen. Darnit verfugt der Betreute über sein „ganzes<br />
Vermögen", auch wenn er dafur eine Gegenleistung erhält, die<br />
in sein Vermögen wandert.<br />
Im Gegensatz zu $ 1365 muss der Wille der Parteien auf Verfügung<br />
über das gesamte Vermögen oder eines Bruchteils (z. B.<br />
Belastung mit einem Nießbrauch) gerichtet sein und nicht auf<br />
Verfügung über einzelne Gegenstande, die nahezu das gesamte<br />
Vermögen ausmachen. Die Verfügungsmacht des Betreuers sollte<br />
nicht bei jeder Verfügung über einen wertvollen Gegenstand in<br />
Zweifel gezogen werden149. Der Vertrag bedarf zusätzlich zur<br />
vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung der not. Beurkundung<br />
nach $ 31 1. Der dingliche Vertrag kann wegen des sacherirechtlichen<br />
Spezialitätsprinzips nur auf die Ubertragung einzelner<br />
Gegeristände gerichtet sein; eine Genehniigurig nach<br />
$9 1812, 1821 ist aber nicht mehr erforderlich'50.<br />
Weitere Fälle der ~nderung der Zuordnung einer Verniögensgesamtheit<br />
sind:<br />
die ubertragurig eines Erbteils, 9 2033 Abs. 1;<br />
die Begründung/Aufhebung der Gütergerneinscliaft, $ 1416;<br />
die Ablehnung/Aufhebung der fortgesetzten Gütergemein-<br />
schaft, $9 1484, 1492.<br />
Verpflichtung zur Verfügung über die Erbschaft: Hierher<br />
gehören:<br />
die Veräußerung der Erbschaft, $9 2371 ff., 2385,<br />
die Bestellung eines Nießbrauchs an der Erbschaft, $ 1089.<br />
"9amrau/Zimmermann § 1821 Rdn. 4.<br />
'" Damrau/Zimmermann § 1821 Rdn. 7 1ri.w.N.<br />
Darnrau/Zimmermann 5 1821 Rdn. 7 1n.w.N.<br />
"' Damrau/Zimnlerinann 1821 Rdn. 10 n1.w.N.<br />
"LG Karlsruhe FatnRZ 1973,378.<br />
BGB-RGRK 5 1822 Rdn. 1.<br />
Staudingcr/Engler § 1822 Rdn. 4 rn.w.N.
liptic.gi.r .?IJIII. I icft ~ < i <strong>Fiala</strong>/l\lluller/Uruut~: Genehmigungen bei Vormuvidschaft über Mindevjähvige 403<br />
Verpiliclitu~ig zur \~erfüLw~ig über einen künftigen gesetz- iuassen zu trennen und dadurch die Haftung auf den Nachlass zu<br />
liclieii ErbteiI/l'flichttci1: ]>er Vertrag kann nur unter gesetz- beschränken.<br />
iiclieii Erben geclilosseri werden; er bedarf der not. Beurkun- zur ~ ~ ~ ~ der h~ r~ ä b ~ ~ kanrl k ~ der ~ h Betreuer ~ ~ ~ f die ~ t ~ ~ ~<br />
duiig, $ .I1 lb Abs. 5 Satz 2 11. F. Der Vertrag iiber den Nlchlass, Nachlassgläubiger im Aufgebotsverfahren nacll $5 946 ff. ZPO<br />
dcii 1Jilic:htteil oder ein Vermächtnis aus dem Nachlass eines ihre ~~~d~~~~~~~ anzumelden, N ~ ~<br />
iiocli Ieberiden <strong>Dr</strong>itteil ist nichtig, § 311b Abs. 4. Der Srbver-<br />
~izhtsvertrag bedarf bereits nach $ 2347 der vorrnundscliaftsge-<br />
~IL-litlicheii Grneliiiiigurig.<br />
llcr iiicht gcschäftsfihige Betreute kann über seinen Nachl;is,<br />
einen Erbvertrag riicht schließen, $ 2275 Abs. L. Der<br />
hcsi lirdiikt gescliiftsfahige Betreute kann nur mit dem Eh:gatten<br />
oiier Verlobten einer1 Erbvertrag schließen, der aber d8:r voriii~i11dscli~~tts~rrichtlic1ieii<br />
Genehiiiigung bedarf, $ 2275 Abs. 2<br />
~iliii 3.<br />
oder ~ ~ ~ beantragen, h l ~ ein I~~~~~~~ ~ ~ errichten, i ~ ~<br />
Das Aufgebot soll Aufschluss über den Stand des Nachlasses<br />
und der Nachlassverbindlichkeiten geben und die Entschließung<br />
über die Beantragung von Nachlassverwaltung bzw. Nachlassinsolvenz<br />
und die Errichtung eines Inventars ($ 2001) erniöglichen<br />
und den Nachlass gegen unbekannte Nachlassgläubiger<br />
sichern (g 1973). Durch Ausschlussurteil von der Geltendmachung<br />
ihrer Forderungen ausgeschlossene Nachlassgläubiger<br />
können Befriedigung nur insoweit verlangen, <strong>als</strong> nach Befriedi-<br />
~ l<br />
b) 1822 Nr. 2: Ausschlagung einer oder eines<br />
gung der nicht ausgeschlossenen Gläubiger der Nachlass nicht<br />
Vermächtnisses<br />
erschöpft ist, $ 1973 Abs. 1 Satz 1. Durch das innerhalb eines<br />
Jahres beantragte und zulässige (keine Nachlassinsolvenz, nicht<br />
Beispiel: Der Betreute erbt einen Nachlass seines Onkels.<br />
bereits unbeschränkte Haftung) Aufgebotsverfahren verlängert<br />
I )er Ndclil;iss ist nach Uberzeuguiig des Betreuers übcrsc?uldet.<br />
sich die <strong>Dr</strong>einioriatsfrist des $ 2014, innerhalb derer die Befriedi-<br />
I )ie Erberiliaftuiig soll von Anfang an verniieden werden.<br />
gurig von Nachlassgläubigern verweigert werden kann, bis zur<br />
Liii- Aii5schlagung ciner Erbschaft, eines Erbteils (!, 1922 ~ ~ des ~ ~ ~ f ~ ~ ~ 2015, b d~ ~ l l ~ ~ hat i ~ der d ~ i ~ ~ ~ ~ f<br />
Abs 2) i>(ler eines Veriiiächtriisses ist die vormundsch.iftliche B~~~~~~~ unverzüglich den A~~~~~ zu stellen, wenn er das vor-<br />
(;eiieliii~ig~~rig erforderlich, niclit jedoch zu deren Aniiahme. ilandensein unbekannter ~ ~ ~ ~ ~ l ~ ~ annehrneli ~ ~ ~ ~ b i ~<br />
I-iclit [irr Iletreiier die Annahme an, gilt dies <strong>als</strong> Ausschlagung, lllUSS, $ 1980 ~ b 2 satz ~ . 2, iri die schadensersatzpflicht<br />
jl 1957 Abs. 1. U3 $ 1057 nicht für das Verriiachtriis gilt, kann llach P; 1833 zu laufen,<br />
tiei- Betrciier iiacli übci-wiegender Ansicht die Annahm,: eines<br />
Verrn~iclitnisses geneliiiiigungsfrei anfe~hten'~'. Die Ausschla-<br />
Stellt der Betreuer die Zahlungsunfähigkeit oder die Ubergung<br />
ict gegelluber deill NacMassgericht zu erklären, $ 19.15.<br />
schuldung hat er die Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens<br />
zu beantragen, um sich nicht schadens-<br />
Uni 1)curteileri zu können, ob die Annahme der Er~schaft<br />
ersatzpflichtig zu machen, h; 1980 Abs, Satz 2, R; Der<br />
iiercii Erklärung riicht einpfangsbedürftig ist) oder dereii Aus-<br />
Kenntnis ist die grob fahrlässige Unkenntnis gleichgesetzt, die<br />
\clilagiiiig Kir den Uetreiiten günstiger ist, hat der Betreuer den<br />
auch dann besteht, wenn der Betreuer trotz Kenntnis des Vor-<br />
Nrclilass iii crster Linie iiif Uberschuldung zu prüfen Di; Aushandenseins<br />
unbekannter Nachlassverbindlichkeiten, das Aufgescl~l~ig~ingsirist<br />
beträgt sechs Wochen bzw. sechs Monate, wenn<br />
botsverfahren nicht beantragt, $ 1980 Abs. 2.<br />
tirr Erblasser seinen Wohnsitz nur im Ausland hatte ocer der<br />
Iietrerite sich bei Fristbeginn ini Ausland aufhält ab Ktnntnis Hat der Betreuer zu befürchten, dass die Befriedigung der<br />
\-oiii Anfall der Erbschaft und dem Grund der Berufung bzw. ab<br />
\rerküllduilg der VerEugLilig von Todes wegen, 5 1944. ~ ä der ~<br />
l3etreiier 1x1 Unkenntnis
Iler Erwerb einzelner GnibH-Anteile ist dagegen ,trittig.<br />
Eiiier~eits wird auf das ZLI tragende wirtschaftliche Risikc abge-<br />
stellt urid der Erwerb der Geneh~nigungspflicht ~nterworfen'~~,<br />
.irideierseits wird dies nur bei Alleininhaberschafi Der<br />
L3ctreuer wird <strong>als</strong>o beiiii Erwerb einzelner GmbH-Anttile die<br />
(~eriehiiiigung einzuholen haben<br />
Dic 13iteiligurig in Form einer stillen Gesellschaft liat der<br />
13C;1-1"'" für nicht genehniigungsbedürftig angesehen. Hier ist<br />
,iher darau( abzugtellen, dass der stille Gesellschafter iiach $ 232<br />
Abs. 2 H
308 <strong>Fiala</strong>/Muller/Braurt: Genehmigungen bei Vormundschafr uber Mindeyahrige Rpflegcr 2002, Heft 8/9<br />
Des Weiteren fallt unter $ 1822 Nr. 10 die gtgenständliche<br />
Haftung des Betreuten mit einzelnen Vermögt nsstücken für<br />
freiiide Verbindli~hkeiten'~~, insbesondere: die Verpfandung<br />
eiiier Sache, die Verpfändung oder Abtretung eir er Forderung,<br />
Hypothek, Grundschuld oder eines Rechts und die Sicherungsiibereigriung,<br />
Sicherungsabtretung.<br />
Ist der Eintritt in eine fremde Verbindliclikeit lediglich<br />
gesetzliche Folge eines Rechtsgeschäfts, fallt die:es auch unter<br />
Kr. 10. Hierher gehört der Erbschaftskauf nach C$ 2371, 2382.<br />
[>er Erwerb eirles Handelsgeschafis fallt bereits unter Nr. 3,<br />
~otiass iin Hinblick aufs 25 HGB auf eine Geneh ~iigungspflicht<br />
ii.ich Nr. 10 riiclit mehr zurückgegriffen werden braucht.<br />
$ 1822 Nr. 10 greift aber dann ein, wenn dt r Betreute bei<br />
Gruiidung einer GnibH, die kein Erwerbsgeschäfi betreibt (sonst<br />
Nr 3) oder briiii Erwerb eines Geschaftsariteilj vor Volleinz,ihlung<br />
dcr Staiiiiiieinlage nach 16 Abs. 3, (j 2.1 GinbHG mit<br />
dei- H.tftuiig fiir eine fremde Verbindlichkeit belastet wird, fur<br />
die er bei den1 \äuiiugen Gesellschafter Regress nehmen kann,<br />
$ .31 Abs. 3 GriibHG. Andererseits entfallt die R:gressmöglichkeit<br />
und daniit auch die Anwendbarkeit von Nr. 10, wenn entgegen<br />
den1 Verllot des 30 GinbHG eine Zal-lung an einen<br />
anderen Gesell~i-hafter geleistet worden ist und die Erstattung<br />
iiicht möglich isrlX6.<br />
f) $1822 Nr. 11<br />
Die Erteiluilg, nicht die Zurücknahme der I'rokura für das<br />
FIandelsgeschäft des Betreuten bedarf der vorinundschaftsge-<br />
richtlicheii Genehmigung. Jedoch kann der Betr:uer sich nicht<br />
selbst Prokura erteilen, $$ 1908i, 1795 Abs. 2, 5 181. Dagegen<br />
kaiin ein zu dicsem Zweck bestellter Pfleger niit Genehmigung<br />
dej Voriiiundschaftsgerichts dem Betreuer Prokui a für ein Haii-<br />
delsgeschäfi dcr Betreuten erteilen. Die ohne Genehnugung<br />
erteilte Prokura ist <strong>als</strong> einseitiges Geschäft nach 5 1831 unwirk-<br />
s;iin, unabhängig davon, ob sie in1 Handelsregister eingetragen ist<br />
oder nicht.<br />
Ilie Erteiluiig der Prokura Eur eine GmbH o,ler OHG, KG,<br />
ari der der Betreute beteiligt ist, ist vom Anwendiingsbereich des<br />
$ 1822 Nr. 11 .iiisgenoniIneri, da eine andere Vtrriiögensrllasse<br />
berroiferi istlH7. Der Betreuer allein kann aber nLr für eine Einriiariri-GmbH<br />
des Betreuten einen Prokuristen bestellen, s 46<br />
NT. 7 GiribHG, soweit er die Gesellschafierrech~ des Betreuten<br />
,~usweislich des Aufgabenkreises ausübt.<br />
Der Prokuri~t kann alle Rechtsgeschafte ini Rahmen der<br />
erteilteri Prokura ohne die Genehnugung des V~rmundschaftsgcricht5<br />
vorneliinen, auch wenn der Betreuer zu ihrer Vornahme<br />
der Genehiiiigung bedarf.<br />
1)ie Bcaujragun~y <strong>Dr</strong>itter<br />
Grundsatzlic h hat der Betreuer die Ausubung seines Amtes<br />
Iiochstpersonlrcli auszuuben Einzelne Tatigk
(;cschiiftsfuhruiigsbef~1gi11s innehat, oder ob erst ein neuer<br />
(;escliäftsfiihrer bestellt werden muss.<br />
(;riiiicislitzlich karin Geschäftsfuhrer einer GmbH nur eine<br />
ii,itiii-liclic, ~iribeschrärikt geschäftsfahigc Person sein, $ 6 .ibs. 2<br />
S~t7 I C;nibH(;. 131~s gilt selbst dann, wenn der Betreut,: dem<br />
Eiri\\:illiguiigsvorbehalt ii;ich $ 1903 unterliegt, $ 6 Abs. 2 Satz 2<br />
C;rribI [G. llariiit verliert dieser automatisch seine Stellung <strong>als</strong><br />
C. ~e~c-iaftsfGlirer,<br />
. -1 '. oliiie dass es einer besonderen Abbe~ufurig<br />
hc.ii:irfl". 1)a da\ Erlö5chen der Organsteiliing eine einzutr.igziiiic<br />
r.itsachc ist. isl dies zur Eintragung in das Handelsrcgibrcr<br />
,t~izunielden, diisonsteri kann sich der Rechtsv1:rkehr<br />
ii~cli 'j 13 .4bs 1 I--iC;f) .iuf den Fortbestand der Organst-llurig<br />
.I
4 10 <strong>Fiala</strong>/Miiller/Braun Genehmigungen bei Vormundschaft über Minderjährige Rpfleger 2002, Heft X/
it~rgtx 2002, ~ cit 819 Wi/ier/Krd@a: Besonderheiten der elektronischen Regirteführung 41 1<br />
liaftet dagegen nur nach $ 839 bei Verschulden. Nach .inderer<br />
Ansicht wird .ruf die Rechtssicherheit abgestellt, sodass das Voriii~~iidschaitsgericl~t<br />
geiiehinigen kannz2'. Dann müsste rs aber<br />
koiiseq~ientenveise bei Kenntnis der wahren Umstände die<br />
(;eiirhinig~i~ig iiacliträglich aufheben, $ 55 FGG.<br />
Uei iiicht geiiehiiuguiigspflichtigen gegenteiliger Ver-<br />
tiigiiiigcir des alten ~irid des neuen BetreuerdErben ces Be-<br />
ricuten il~irite wohl dir trutiere Verfugurig wirksani sein $ 185<br />
4b\ 2 5nti. 22'H<br />
Lösungshinweise: Der Betreuer hat nicht nur ein Votge-<br />
\cliäftsfuhi-uiigsrecht, sondern ist zur Notgeschäftsfuhruiig ver-<br />
ptlichtet. Ilarunter fallen allerdings nur dringliche und nicht lau-<br />
fiiitie Geschäfte. llahei ist derri Betreuer zu raten, sofsrt die<br />
Einsetzung eines Nachlasspflegers beim örtlichen Naclilassge-<br />
riclit zu beantragen. Er wird darauf achten, dass er - uri nicht<br />
selbct iii der Veraritwortung zu stehen - den1 Nachlassgericht<br />
\;iiiitliche Gef.ihreiii~~oiiiente und dringliche Geschäfte ritteilt.<br />
Soxveit der Betreuer <strong>als</strong> Notgeschäftsfuhrer noch der gerichtlichen<br />
Genrhrnigung bedarf, niuss er auch nach der Amtsl'eendigiiiig<br />
iiiit dein Tode €ur seine Notgeschäfte ei1tspre:hende<br />
C;eiiehiiiigurigsanträge heini Amtsgericht stellen. Die Regelung<br />
der Bestatrung ist grunilsätzlich kein „NotgeschäftC' unc daher<br />
dc~i Erbrri zu überlasseii bzw. den gesetzlichen Bestattungsberechtigten<br />
Notfalls wird die Konunune für die Bestattiing <strong>als</strong><br />
Siclierlicit\behörde sorgr.ri<br />
Bereits seit geraiiriiei- Zeit erriiöglicht $ 8 a HGBi, cass das<br />
l-laridelsregister einschließlich der dazugehörigen Verzeichnissez<br />
in iriaschineller Form <strong>als</strong> automatisierte Datei <strong>als</strong> ,,EDV-Registei-"<br />
geführt wird. Erst in jüngerer Zeit haben nunmehr einige<br />
Landesregierungen (Bayern, Brandenburg, Hamburg, klessen,<br />
Nordrhein-Westfalen, S.ichsen und Sachsen-Anhalt) von dieser<br />
Mödichkelt Gebrauch gemacht3. Ähnliches gilt fur die übrigen<br />
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