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Fachhochschule Mainz University of Applied Sciences

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96 | FH Geschichten |<br />

Eine ehemalige Assistentin der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Mainz</strong> berichtet:<br />

Jacqueline Brant, Rio de Janeiro, Brasilien<br />

| Jacqueline Brant |<br />

studierte vom Sommersemester<br />

1986 bis Sommersemester 1991<br />

an der FH <strong>Mainz</strong>. Danach war sie<br />

bis zum Wintersemester 1993<br />

Assistentin des Fachbereichs III:<br />

Marketing/Personal- und Ausbildungswesen.<br />

Am 31. 12. 1993 kehrte sie in<br />

ihre Heimatstadt Rio de Janeiro<br />

zurück.<br />

Wie war der Beginn in Rio de Janeiro nach<br />

der Zeit an der FH?<br />

Der Anfang war sehr schwierig. Obwohl ich<br />

eine Ausbildung im Ausland und mehr Erfahrung<br />

als die vergleichbaren brasilianischen<br />

Berufstätigen hatte, mußte ich mich erst<br />

wieder mit den Gegebenheiten in Brasilien<br />

auseinander setzen. Hinzu kam: ich hatte<br />

BWL in Deutschland studiert, kannte aber<br />

die entsprechenden Begriffe in Portugiesisch<br />

nicht. Ich blieb deshalb erst einmal 3 Monate<br />

zu Hause, um mich wieder einzuleben.<br />

Danach begann ich mit der Stellensuche. Da<br />

ich die deutsche Gemeinde in Rio de Janeiro<br />

gut kannte, habe ich meine Bewerbungen<br />

an die wichtigsten deutschen Unternehmen<br />

geschickt. Eine Stelle zu erhalten war damals<br />

nicht so schwierig wie heutzutage. Ich habe<br />

damals 25 Betriebe angeschrieben und sieben<br />

Interviews geführt. Auf diese Weise habe ich<br />

allerdings keine Stelle erhalten, weil mir die<br />

Berufserfahrung fehlte.<br />

Bei Siemens arbeiteten einige Schulfreunde.<br />

Mit ihrer Hilfe bekam ich eine Stelle als<br />

Marketing-Assistentin. Für diese Stelle bei<br />

Siemens waren die deutsche Sprache und<br />

meine Erfahrungen in Deutschland wichtig.<br />

Wie ging es beruflich weiter?<br />

Von Juli 1994 bis September 1997 arbeitete<br />

ich als Assistentin bei der Firma Siemens<br />

Elektromedizin. Anschließend wurde ich Verkaufsleiterin<br />

bei General Electric Medical<br />

Systems. Da bin ich heute noch.<br />

Die wirtschaftliche Lage in Brasilien ist<br />

schwierig. Welchen Einfluss hat das auf<br />

das Leben?<br />

In Brasilien ist man es gewohnt, mit wirtschaftlichen<br />

Problemen zu leben. Der Brasilianer<br />

ist sehr kreativ. Wenn es der Wirtschaft<br />

schlecht geht, überleben die Menschen hier<br />

mit „informeller Arbeit“. Wir sind es nicht<br />

gewöhnt, mit ökonomischer Stabilität zu<br />

leben. Die Inflation ist immer noch das<br />

größte Problem. Sie macht den Menschen<br />

hier Angst.<br />

Ich persönlich habe viel Glück gehabt. Ich<br />

arbeite in einer Branche , in der qualifizierte<br />

Arbeitskräfte knapp sind. Es ist eine kleine<br />

Branche, aber mit großer Zukunftsentwicklung.<br />

Alle Betriebe in der Elektromedizin<br />

wie z.B. Siemens, Philips, Hitachi, Toshiba<br />

und General Electric haben ihren Hauptsitz<br />

im Ausland. Diese Unternehmen suchen Mitarbeiter<br />

mit besserer Ausbildung. Diese sollen<br />

flexibel sein, andere Kulturen kennen,<br />

mehrere Sprachen sprechen. Alles achtet<br />

heutzutage auf die sogenannte Globalität.<br />

Der Eintritt in diese Branche war die Chance<br />

meines Lebens.<br />

Welche Probleme haben Frauen in einem<br />

Land wie Brasilien, das wohl eher männlich<br />

orientiert ist?<br />

Obwohl hier in Brasilien heutzutage Frauen<br />

schon mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />

haben, besteht immer noch ein großer Unterschied<br />

in dem Gehalt, das für die gleiche<br />

Arbeit gezahlt wird. Die Ausbildung der brasilianischen<br />

Frauen ist zudem im Vergleich<br />

zu den Männern sehr gering. Viele sind<br />

Nur-Hausfrauen. Laut Statistik haben 17%<br />

der Bevölkerung einen Universitätsabschluss.<br />

Davon sind ca. 45% Frauen. Von diesen<br />

sind 30% berufstätig. Nur 2% haben eine<br />

gute Stelle, das heißt sie arbeiten in einem<br />

großen Unternehmen und verdienen gut. Ein<br />

gutes Gehalt beträgt im Durchschnitt 600 US<br />

Dollar. Das sind 1 800 REAIS.<br />

Wie war die Zeit in Deutschland im nachhinein<br />

betrachtet?<br />

Für mich war die Zeit in Deutschland sowohl<br />

vom beruflichen als auch vom menschlichen<br />

Standpunkt sehr wichtig. Ich habe viele<br />

wichtige Erfahrungen gesammelt und kann<br />

sie hier heute gut anwenden. Außerdem habe<br />

ich viele Freunde gewonnen. Die Jahre in<br />

Deutschland waren für mich glückliche Jahre,<br />

an die ich mich sehr <strong>of</strong>t erinnere. Δ<br />

Jahrbuch Wirtschaftswissenschaften | FH <strong>Mainz</strong> | 2002

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