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Fachhochschule Mainz University of Applied Sciences

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ealisieren. Man kann also bereits durch<br />

fundierte Kenntnisse einiger biologischer<br />

und psychologischer Prozesse bessere Verhandlungsergebnisse<br />

erzielen. Besonders im<br />

privaten Bereich, bei Nachbarschaftsstreitigkeiten<br />

oder in der Erziehung wären Techniken<br />

und Taktiken fehl am Platz. Vielmehr<br />

kommt es dort darauf an, die Situation<br />

emphatisch zu erfassen und angemessen<br />

reagieren zu können.<br />

Die soziale Ebene fasst den Einfluss von<br />

• Bedürfnissen und Motivation<br />

• Emotionen (Kampf- & Fluchtverhalten)<br />

• Kommunikation – Kognition-Emotion-<br />

Motivation<br />

• Macht<br />

• Kultur<br />

auf Verhandlungen zusammen. Welche Emotionen<br />

löst eine Botschaft in uns aus und<br />

wie werden wir dadurch motiviert? Wie beeinflussen<br />

Machteinflüsse Verhandlungen?<br />

Die methodische Ebene beschreibt den Stellenwert<br />

von Zielen, Strategien und Taktiken.<br />

Die Strategie ist gewissermaßen das ganzheitliche<br />

Auftreten gegenüber Dritten, sowie<br />

die Philosophie, die sich dahinter verbirgt<br />

und die gesamte Verhandlung beeinflusst.<br />

Es wird hauptsächlich zwischen zwei Ausprägungen<br />

unterschieden: Win-Win (auch<br />

beiderseitige Gewinnstrategie genannt) und<br />

Win-Lose (nur einer siegt). Verschiedene<br />

Taktiken, wie die „zerbrochene Schallplatte“<br />

oder „Good Guy - Bad Guy“ werden analysiert,<br />

um deren Einfluss auf Verhandlungen zu<br />

erläutern. Die Prozessebene beschreibt den<br />

„langweiligen“ Teil einer Verhandlung: Vorbereitung,<br />

Verlauf und Nacharbeit einer Verhandlung.<br />

Diese Punkte sind aber die notwendige<br />

Basis für erfolgreiche Übereinkünfte.<br />

Nur wer gut vorbereitet in Verhandlungen<br />

geht, kann (muss aber nicht!!!) erfolgreich<br />

sein.<br />

Kultur und Verhandlungen<br />

„Kultur hat man mit anderen Personen<br />

gemeinsam. Sie beeinflußt nicht nur, wie<br />

man sich verhält, sondern auch, wie man<br />

erwartet, dass andere sich gegenüber einem<br />

selbst verhalten“ 1 , was auch das größte Problem<br />

interkultureller Verhandlungen ist, da<br />

nonkonformes Verhalten gegenüber den eige-<br />

Jahrbuch Wirtschaftswissenschaften | FH <strong>Mainz</strong> | 2002<br />

nen Werten negative Empfindungen weckt.<br />

Anstelle einer sachlichen Problemlösung<br />

behindern dann emotionale Reaktionen, ausgelöst<br />

durch unterschiedlich interpretierte<br />

Verhaltensweisen, jegliches Fortkommen. Wer<br />

sich dessen bewusst ist, fremde Kulturen<br />

respektiert und akzeptiert, hat alle Voraussetzungen,<br />

auch international erfolgreich zu<br />

verhandeln.<br />

Durch die zunehmende Globalisierung gleichen<br />

sich in der Geschäftswelt die Umgangsformen<br />

und Bräuche einander an. So werden<br />

besonders in international operierenden Unternehmen<br />

meist keine Probleme auftreten,<br />

wenn man kulturelle Bräuche missachtet,<br />

doch kann das Beherzigen Wertschätzung<br />

vermitteln und das Verhältnis positiv beeinflussen.<br />

Wichtig für ein besseres interkulturelles<br />

Verständnis ist, sich mit dem Gesprächspartner<br />

und dessen Kultur auseinander zu<br />

setzen. „Er hat es mit Ihnen nicht leichter<br />

als Sie mit Ihm.“ 2<br />

Wie unterscheiden sich die Kulturen in<br />

Ihrer Verhandlungsweise?<br />

In der Ausarbeitung werden:<br />

• Deutsche<br />

• Franzosen<br />

• US-Amerikaner<br />

• Italiener<br />

• Chinesen<br />

• Japaner<br />

verglichen. Bei diesen, wie bei allen Vergleichen<br />

kann niemals ein Anspruch auf<br />

Allgemeingültigkeit erhoben werden. Selbst<br />

innerhalb kleiner Länder herrschen unter<br />

Umständen regional sehr unterschiedliche<br />

Verhaltensmuster vor. Zudem können Einzelpersonen,<br />

bedingt durch Sozialisation und<br />

Ausbildung, ein völlig anderes Verhalten aufweisen<br />

als die Kultur, in der sie leben. Die<br />

Analyse soll vielmehr für die Unterschiede<br />

sensibilisieren, denn es gibt kein Patentrezept,<br />

wie man mit Chinesen oder Italienern<br />

arbeitet oder verhandelt.<br />

Heißt Ja immer Ja?<br />

Chinesen und Japaner würden in den seltensten<br />

Fällen etwas <strong>of</strong>fen ablehnen, da sie<br />

vermeiden wollen, dass einer der Beteiligten<br />

das Gesicht verliert. Ja kann in diesem Fall<br />

auch heißen „ Ja, ich habe verstanden“.<br />

| Diplomarbeiten |<br />

83<br />

Was wird ein Deutscher denken, wenn die<br />

„Vereinbarungen“ nicht eingehalten werden?<br />

Zum Abschluss noch einige Paradebeispiele<br />

die uns zwar als Leser erheitern mögen,<br />

doch sie verdeutlichen auch die Probleme<br />

zwischen Kulturen:<br />

US-Amerikaner haben sehr große Distanzkreise,<br />

sie fühlen sich unwohl, wenn ihnen<br />

ein Gesprächspartner zu nahe kommt oder<br />

sie gar berührt. Es soll schon „Jagdszenen“<br />

gegeben haben, bei denen ein Italiener den<br />

amerikanischen Gesprächspartner durch den<br />

ganzen Raum gedrängt hat, weil der Südeuropäer<br />

die Distanzkreise verletzte und der<br />

Amerikaner ständig zurückwich.<br />

Ein Franzose, ein Amerikaner und ein Deutscher<br />

sollten eine Geschichte über Elefanten<br />

schreiben. Der Franzose schrieb „L´elephant<br />

et l´amour“, der Amerikaner „Thirty-seven<br />

miracle diets and the modern working elephant“.<br />

Der Deutsche verfasste ein Werk über<br />

die „Sozio-dynamische Natur und fundamentale<br />

psychologische Veranlagung des Elefanten.<br />

Band 1: Der burmesische Festelefant,<br />

Teil 1: von Karl dem Großen bis heute“. 3 Δ<br />

1 Brelson, Bernard, Steiner, Gary: Menschliches<br />

Verhalten II - Soziale Aspekte, Weinheim 1972,<br />

S. 416.<br />

2 Macioszek: Chruschtschows dritter Schuh,<br />

2000, Seite 47.<br />

3 Hall/Hall: Understanding cultural differences,<br />

1989, Seite 35 f.

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