20.01.2013 Aufrufe

Fachhochschule Mainz University of Applied Sciences

Fachhochschule Mainz University of Applied Sciences

Fachhochschule Mainz University of Applied Sciences

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Effizienz und Senkung der Beschaffungskosten<br />

der Treibst<strong>of</strong>fbeschaffung über den<br />

gesamten Beschaffungsprozess von der Raffinerie<br />

bis zum Flugzeugtank.<br />

Der Marktplatz Aeroxchange wurde im Jahr<br />

2000 von der Deutschen Lufthansa gemeinsam<br />

mit zwölf weiteren Fluggesellschaften<br />

als joint venture gegründet mit dem Fokus<br />

auf alle Produkte und Dienstleistungen für<br />

den Flugbetrieb. Dementsprechend reichen<br />

die gehandelten Warenkörbe von Flugzeugersatzteilen<br />

über Dienstleistungen bis hin zu<br />

Cateringbedarf. So vielfältig wie das Warenspektrum<br />

ist auch das Funktionsspektrum<br />

von Aeroxchange zur Abdeckung der Prozesse<br />

Beschaffungsplanung (AeroSourcing), Ausschreibung<br />

(AeroBuy) und Bestellung (Aero-<br />

Sell, AeroRepair und AeroAOG). Hinter der<br />

Funktion AeroSell verbirgt sich ein komplettes<br />

Katalogbestellsystem, wohingegen über Aero-<br />

Repair technische Wartungs- und Instandhaltungsdienstleistungen<br />

und über AeroAOG der<br />

Verleih oder Verkauf von dringend benötigten<br />

Flugzeugersatzteilen gehandelt werden.<br />

Abgerundet wird das Spektrum der Vertikalen<br />

Marktplätze durch eLSG, einem Tochterunternehmen<br />

des Lufthansa-Cateringunternehmens<br />

LSG-SkyChefs GmbH, dessen Fokus alle<br />

Materialien wie z.B. Lebensmittel für das Flugzeugcatering<br />

sind. Durch die Verknüpfung<br />

mit den Dispositions- und Auftragssteuerungssystemen<br />

der einzelnen, angeschlossenen<br />

Cateringbetriebe wird die Beschaffungskette<br />

von der Ausschreibung und Kontrahierung<br />

bis hin zum zeitnahen Abruf optimiert.<br />

Industrieweite Abdeckung durch<br />

Horizontale Marktplätze<br />

Horizontale Marktplätze unterscheiden sich<br />

von Vertikalen Marktplätzen dadurch, dass<br />

sie in der Regel nicht branchenbezogen sind,<br />

Jahrbuch Wirtschaftswissenschaften | FH <strong>Mainz</strong> | 2002<br />

sondern eine industrieweite Reichweite haben<br />

und meist nicht den kompletten Beschaffungsprozess<br />

abdecken. Typische Vertreter<br />

dieser Markplätze sind neben reinen Ausschreibungsplattformen<br />

elektronische Katalogsysteme<br />

wie z.B. emaro, T-Mart, cc-chemplorer<br />

oder eben trimondo, dem Gemeinschaftsunternehmen<br />

der Deutschen Post AG<br />

und der Airplus GmbH, einem Tochterunternehmen<br />

der Deutschen Lufthansa AG.<br />

Über trimondo wickelt die Lufthansa bereits<br />

ca. 80% aller operativen Beschaffungsvorgänge<br />

mit steigender Tendenz ab. Die Funktionalität<br />

von trimondo erstreckt sich nicht<br />

nur über den Bestell- und Vereinnahmungsprozess,<br />

sondern durch Integration einer Kreditkartenfunktion,<br />

der sogenannten purchasecard,<br />

auch über den elektronischen Abrechnungsprozess.<br />

Dadurch konnten die Beschaffungskosten<br />

je Vorgang um bis zu 95% reduziert<br />

werden.<br />

Ergänzt werden die Katalogsysteme durch<br />

Ausschreibungsplattformen wie Portum, Goodex<br />

oder der Lufthansa-Eigenentwicklung<br />

fairpartners.com. Diese Plattformen werden<br />

für Auktionierungen oder Angebotseinholungen<br />

eingesetzt und reduzieren den Aufwand<br />

für die einzelnen Ausschreibungsvorgänge<br />

bei gleichzeitiger Ausweitung der potenziellen<br />

Lieferantenbasis deutlich.<br />

Lokale Integration durch Regionale<br />

Marktplätze<br />

Regionale Marktplätze letztendlich sollen die<br />

Interaktion zwischen Kommunen, Bürgern<br />

und lokalen Unternehmen vereinfachen. Hier<br />

spielt neben den klassischen Bereichen B2B<br />

und B2C der Bereich e-Government in der<br />

Beziehung zu Unternehmen und zu Bürgern<br />

eine wesentliche Rolle. Beispiele eines<br />

Regionalen Marktplatzes sind berlin.de oder<br />

Baynet.<br />

| Unternehmensfocus | 67<br />

„Die Daten sollen laufen, nicht die Bürger“<br />

Diese Aussage von Otto Schily, die ursprünglich<br />

nur auf die öffentliche Verwaltung<br />

abzielte, zeigt gewissermaßen aber auch die<br />

zukünftige Entwicklungsrichtung des e-Business<br />

auf. Während die Anfänge mit EDI reine<br />

1:1-Beziehungen waren, müssen sich die<br />

Marktplätze zu <strong>of</strong>fenen Netzwerkstrukturen<br />

zwischen beteiligten Unternehmen und Institutionen<br />

weiterentwickeln.<br />

Um die geforderte Rentabilität dauerhaft<br />

sicherzustellen, ist allerdings noch ein erheblicher<br />

Marktbereinigungsprozess erforderlich.<br />

Hier sei ein Vergleich mit der Automobilindustrie<br />

erlaubt. Die Sinnhaftigkeit und der<br />

Nutzen des Automobils wird heute ernsthaft<br />

niemand in Frage stellen. Zu Ende des 19.<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts war dies anders.<br />

Die Branche wurde von einem erheblichen<br />

Marktbereinigungsprozess erschüttert. Allein<br />

in den USA waren über 200 verschiedene<br />

Automobilanbieter präsent. Die meisten dieser<br />

Unternehmen waren ursprünglich in der<br />

Herstellung von Pferdekutschen tätig gewesen.<br />

Die Situation in Europa war nicht anders.<br />

Heute wird der Markt nur noch von ein<br />

paar großen Unternehmen bestimmt. Ähnliches<br />

entwickelt sich bei den elektronischen<br />

Marktplätzen. Um einen Marktplatz betriebswirtschaftlich<br />

rentabel führen zu können,<br />

benötigt jeder einzelne Marktplatz je nach<br />

Geschäftsmodell ein Umsatzvolumen von mindestens<br />

1,5 Mrd. EUR. Diese Größenordnung<br />

wird zur Zeit von den wenigsten Marktplätzen<br />

auch nur annähernd erreicht, geschweige<br />

denn überschritten. Waren im Jahr 2000 weltweit<br />

noch über 2.000 elektronische Marktplätze<br />

im Markt präsent, ist diese Zahl heute<br />

schon auf unter 1.500 gesunken. Von Experten<br />

wird erwartet, dass sich Zahl der unabhängigen<br />

Marktplätze weltweit noch auf unter<br />

500 in den nächsten Monaten reduzieren<br />

muss, um dauerhafte Rentabilität zu erreichen.<br />

Ähnlich wie beim Auto kann man sich<br />

nur sehr schwer noch eine Welt ohne diese<br />

Marktplätze vorstellen. Deshalb ergibt sich<br />

aus der Gartner Studie für viele Unternehmen<br />

noch ein erheblicher Anpassungsbedarf<br />

bei der Implementierung der e-Commerce<br />

Prozesse in die Unternehmensprozesse. Dabei<br />

behält das Zitat von J. M. Keynes aktuelle<br />

Gültigkeit: „The difficulty lies not in the new<br />

ideas, but in escaping from the old ones”.<br />

Δ

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!