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Fachhochschule Mainz University of Applied Sciences

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64 | Unternehmensfocus |<br />

hervorgebracht, die mit außergewöhnlichem<br />

Erfolg den Einstieg in ein Arbeitsmarktsegment<br />

geschafft hat, in dem man es mit besonders<br />

hohen fachlichen und persönlichen Anforderungen<br />

zu tun hat. Alle Absolventen dieser<br />

Qualifizierung sind bei international renommierten<br />

Unternehmen in Entwicklung, Anwendung<br />

und Consulting tätig geworden.<br />

2. ACs in der Auswahl von Hochschulabsolventen<br />

Gerade bei Auswahl von Hochschulabsolventen<br />

für anspruchsvolle Einstiegsjobs am Beginn<br />

der Karriere werden zunehmend ACs eingesetzt.<br />

Vielfältige Informationsmöglichkeiten<br />

liegen darüber vor. Jeder Absolvent kann wissen,<br />

ob das Unternehmen, bei dem man sich<br />

bewirbt, AC-Verfahren einsetzt. Aber warum<br />

reichen optimale Bewerbungsunterlagen, ein<br />

hervorragender Studienabschluss und nachgewiesene<br />

Praktika nicht aus? Seit langem<br />

ist bekannt, dass außer den nachweisbaren,<br />

überprüfbaren Standardqualifikationen sogenannte<br />

„S<strong>of</strong>t Skills“, fachübergreifende Qualifikationen<br />

also, besonders überprüfte Eigenschaften<br />

sind.<br />

Gerade hierbei leisten ACs unschätzbare Dienste,<br />

da das Bewerberhalten nicht nur aufgrund<br />

eines Gesprächs sondern aufgrund vieler<br />

Einzelbeobachtungen über einen längeren<br />

Zeitraum hinweg beurteilt werden kann. Im<br />

Verlaufe eines oder mehrerer AC-Tage entsteht<br />

so aus vielen Einzelbeobachtungen ein Mosaik,<br />

das sich am Ende zu einem Gesamtbild zusammenfügt,<br />

über dessen Bewertungen unter<br />

erfahrenen Beobachtern ein Konsens besteht.<br />

Was sind die berufsrelevanten Beurteilungskriterien<br />

und welche Persönlichkeitsaspekte werden<br />

beobachtet? Ich nenne hier beispielhaft<br />

einige Aspekte, ohne allerdings den Anspruch<br />

auf Vollständigkeit zu erheben (Tabelle):<br />

An diesem Katalog zeigt sich sehr deutlich,<br />

dass Personalentscheider sich nicht mehr<br />

nur auf Studiendauer, Fremdsprachenkenntnisse<br />

und Examensnote oder Rankingplatz<br />

der besuchten Hochschule verlassen können.<br />

Es zeigt sich aber auch, dass Absolventen<br />

schon während des Studiums vieles tun<br />

können, um auf ACs als Auswahlverfahren<br />

gut vorbereitet zu sein.<br />

Assessment Center kann man trainieren.<br />

Dies gilt natürlich in erster Linie für Absolventen,<br />

die verstanden haben, was es bedeutet,<br />

über „S<strong>of</strong>t Skills“ verfügen zu müssen.<br />

Aber die Aussage gilt auch für Hochschullehrer,<br />

Lehrer z.B. in den Oberstufen der<br />

Gymnasien und auch für Personalentscheider,<br />

die das AC als Instrument kennen<br />

lernen wollen.<br />

Wäre es ein Vorteil, selbst AC-Erfahrungen<br />

gemacht zu haben, wenn man junge Menschen<br />

auf den Beruf vorbereiten muss?<br />

Wäre es ein Vorteil, sich den Anforderungen<br />

an neue Mitarbeiter selbst einmal zu stellen,<br />

um sie kritisch überprüfen zu können?<br />

3. AC im Training<br />

Dass ACs einer sorgfältigen Vorbereitung bedürfen<br />

wurde schon gesagt. Die Lektüre zahlreicher<br />

Erfahrungsberichte und Interviews mit<br />

Personalentscheidern zeigt dies sehr deutlich.<br />

Ich selbst verfüge über einige Erfahrung nicht<br />

nur in Vorbereitung, Moderation und Beobachtung<br />

von ACs sondern gerade auch in<br />

der Aufarbeitung der Ergebnisse mit Teilnehmern.<br />

Dies Erfahrungen zeigen, dass die<br />

exemplarische Überprüfung berufsrelevanter<br />

Persönlichkeitseigenschaften die Probanden<br />

einem erheblichen Stress aussetzt. Hier werden<br />

nicht selten Grenzen der psychischen Belastbarkeit<br />

erreicht. Die Nachwirkungen einer AC-<br />

Auftreten Nicht arrogant, arrogant, vertrauenswürdig, Ausstrahlung ...<br />

Sprachlicher Ausdruck Strukturiert, verständlich ...<br />

Kreativität Situationen mehrdimensional betrachten, Probleme verknüpfen,<br />

Vielfalt von Lösungsvorschlägen ...<br />

Analytisches Denkvermögen Komplexität erfassen, Künftiges berücksichtigen, logische Schlussfolgerungen<br />

ziehen, gesicherte Erkenntnisse erzielen ...<br />

Soziales Verhalten in andere hineinversetzen, andere bei Diskussionen beteiligen,<br />

Kritik konstruktiv formulieren, integrativ sein ...<br />

Kommunikationsfähigkeit Blickkontakt halten, Beiträge zusammenführen, Diskussionsteilnehmer<br />

ausreden lassen ...<br />

Durchsetzungsvermögen richtige Argumenten zur richtigen Zeit, Argumente werden als<br />

Gruppenmeinung übernommen, lässt sich nicht unterbrechen ...<br />

Frustrationstoleranz emotional stabil, verliert das Konzept nicht aus den Augen,<br />

lässt sich nicht einschüchtern ...<br />

Entscheidungsfreude eindeutige Entscheidungen Verantwortung für getr<strong>of</strong>fene Entscheidungen,<br />

vertritt Entscheidungen auch bei Kritik ...<br />

Organisation verschafft sich Überblick über Informationen, strukturiert nach Dringlichkeit,<br />

bereitet Unterlagen sorgfältig auf ...<br />

Initiative eröffnet Gruppendiskussion, bringt Diskussionen voran,<br />

bringt neue Vorschläge ein ...<br />

Konfliktverhalten erläutert verbindlich den eigenen Standpunkt, weicht kritischen Fragen<br />

nicht aus, trägt aktiv zur Konfliktlösung bei ...<br />

Teilnahme halten lange an und führen meist<br />

zu einer positiven, fruchtbaren Auseinandersetzung<br />

mit der eigenen Persönlichkeit. So<br />

sind denn auch Berichte von Teilnehmern<br />

meist positiv im Sinne neu gewonnener und<br />

noch nicht erlebter Selbsterfahrung.<br />

Hier setzt mein Konzept von AC im Training an:<br />

AC-Situationen werden exemplarisch geschaffen,<br />

Aufgaben gestellt und die Ergebnisse ausführlich,<br />

auch mediengestützt, ausgewertet<br />

und diskutiert. Wiederholungen geben die<br />

Möglichkeit zu Verbesserung und Erwerb von<br />

Routine. Vielen Hochschulabsolventen, die<br />

sowohl Trainingsteilnehmer als auch Wettbewerber<br />

im „Ernstfall-AC“ waren die Verbesserungen<br />

und die hinzugewonnene Sicherheit<br />

deutlich anzumerken.<br />

Insbesondere für Hochschulabsolventen ist ein<br />

intensives AC-Training ein hochwillkommener<br />

Erfahrungsgewinn, der auch der Entwicklung<br />

der beruflichen Orientierung dient.<br />

Ich habe im Untertitel zu diesem Beitrag<br />

von AC als einer „Multi-Methode“ gesprochen.<br />

Personalauswahl, Personalentwicklung, aber<br />

auch Training sind Einsatzgebiete für ACs. Hier<br />

lässt sich die Vielfältigkeit des Verfahrens gut<br />

erkennen. Es ist aber auch deutlich geworden,<br />

dass es für die Beschäftigung mit AC<br />

als Methode mehrere Zielgruppen gibt, die<br />

meinen Beitrag auch als Anregung verstehen<br />

können.<br />

Vielleicht kann die <strong>Fachhochschule</strong> ein Forum<br />

bieten, den unterschiedlichen Gruppen von<br />

Beteiligten eine pr<strong>of</strong>essionelle Auseinandersetzung<br />

mit unserem Thema zu ermöglichen.<br />

∆<br />

Anmerkungen und Literatur:<br />

(1) FINKLE, R.: Managerial assessment centers.<br />

In: Dunette, M. (Hrsg.): Handbook Industrial<br />

and Organizational Psychology, Chicago 1976,<br />

zitiert nach: JESERICH, W.: Mitarbeiter auswählen<br />

und fördern. AssessmentCenter-Verfahren.<br />

München u. Wien 1990, S. 33.<br />

(2) Arbeitskreis Assessment Center e.V.<br />

Die Schriften des Arbeitskreises erscheinen in der<br />

„Reihe Assessment Center“, Hamburg 1995 ff.<br />

(3) Vergl.:BRENNER, D u. F./GIESEN, B. (Hrsg.):<br />

Individuell bewerben, Köln 2000.<br />

Jahrbuch Wirtschaftswissenschaften | FH <strong>Mainz</strong> | 2002

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