20.01.2013 Aufrufe

Fachhochschule Mainz University of Applied Sciences

Fachhochschule Mainz University of Applied Sciences

Fachhochschule Mainz University of Applied Sciences

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

2. Leistungsträger<br />

Ein ähnliches Bild ergibt sich auf Seiten<br />

der Leistungsträger. Einzelne Seiten von Fluggesellschaften<br />

und Hotels verdienen zwar<br />

gute Bewertungen, sind aber nach wie vor<br />

Einzelfälle. Wirkliche Innovationen wie eine<br />

vorherige Menüwahl für den Flug, Kundenbewertungen<br />

von Dienstleistungen, vorbestellte<br />

Sonderleistungen im Hotel (z.B. Skipass,<br />

eine gekühlte Flasche Wein auf dem Zimmer<br />

bei Ankunft) scheinen sich der Phantasie<br />

der Anbieter zu entziehen. Hier geht die mangelnde<br />

Innovationsfreude der e-Dienstleister<br />

auf Kosten des individuellen Service und<br />

mögliche Zusatzverkäufe.<br />

3. Informationsanbieter<br />

Das Angebot der reinen Informationsplattformen<br />

ist sehr differenziert. Insgesamt ist<br />

dieser Bereich am innovativsten, Webcams,<br />

aktualisierte Wetterdaten, Routenplaner und<br />

viele individuelle Vorschläge zur Reiseplanung<br />

stellen die gesamte Bandbreite der<br />

Internetmöglichkeiten dar. Dennoch finden<br />

sich auch in diesem Bereich viele eher schwache<br />

Präsentationen, denen es nicht gelingt,<br />

dem User Lust auf die Urlaubsregion zu<br />

machen. Das größte Problem der regionalen<br />

Tourismusverbände sind vergleichsweise geringe<br />

Zugriffszahlen.<br />

Finanzielle Chancen<br />

1. Reiseveranstalter<br />

Der konventionelle Vertrieb von Reisen über<br />

ein Agenturnetz kostet die Unternehmen Provisionen<br />

und Aufwendungen zur Betreuung<br />

der Händler. Diese werden insgesamt mit<br />

10 bis 18% angegeben. Somit besteht im<br />

Direktvertrieb ein interessanter Spielraum<br />

zur Steigerung der Rendite, die im allgemeinen<br />

weit unterhalb von 10% Umsatzrentabilität<br />

liegt.<br />

Alleine die Produktion der Reiseprospekte<br />

verschlingt zweimal jährlich (Sommer- und<br />

Winterkataloge) Millionensummen. Betrachtet<br />

man die technischen Möglichkeiten und<br />

die vergleichsweise geringen Kosten für die<br />

reine Datenbereitstellung im Internet, ist<br />

es erstaunlich, dass die angebotenen Informationen<br />

kaum über das Prospektangebot<br />

hinausgehen. Somit wird dieses langfristige<br />

Einsparungspotenzial fast vollkommen außer<br />

Acht gelassen.<br />

Jahrbuch Wirtschaftswissenschaften | FH <strong>Mainz</strong> | 2002<br />

2. Leistungsträger<br />

Wie effektiv der Vertrieb über das World<br />

Wide Web sein kann, zeigt beispielsweise<br />

Ryanair. Mit einem Anteil von ca. 90% ist das<br />

Internet der wichtigste Vertriebskanal des<br />

Billigfliegers. Operatives Ziel der Lufthansa<br />

sind mittelfristig 15% Onlineverkäufe. Der klassische<br />

Agenturvertrieb kostet Deutschlands<br />

größten Carrier ca. 10% des Umsatzes für Provisionen<br />

und CRS-Gebühren (Computer-Reservierungs-System).<br />

Noch größer sind die Chancen von Hotels.<br />

Garantierte Übernachtungen, die ein Hotelier<br />

an einen Reiseveranstalter verkauft, bezahlt<br />

er mit Preisnachlässen bis zu 35%. Gerade<br />

in Zeiten eines Kapazitätsabbaus auf Seiten<br />

der Veranstalter bleiben so viele Betten<br />

leer. Durch das internationale Massenmedium<br />

Internet können so auch Direktbucher mit<br />

Sonderpreisen angesprochen werden. Kunde<br />

und Hotel sparen dabei.<br />

3. Informationsanbieter<br />

Die finanziellen Potenziale in diesem Bereich<br />

liegen <strong>of</strong>fen auf der Hand. Informationen<br />

können erheblich günstiger und umfassender<br />

dargestellt werden als in herkömmlichen<br />

Imagebroschüren.<br />

Weitere Möglichkeiten und Risiken<br />

Das Yield Management gilt in den letzten<br />

Jahren als eine h<strong>of</strong>fnungsvolle Strategie in<br />

der Touristikbranche, um die Auslastungen<br />

zu optimieren und die Erträge zu steigern.<br />

Die Geschwindigkeit, mit der im e-Commerce<br />

Kunden erreicht werden können, Möglichkeiten<br />

der flexiblen Preisgestaltung (z.B. Wunschpreise<br />

beim Autokauf bei www.eSixt.de) und<br />

andere Vertriebsinnovationen machen das<br />

Internet zu der idealen Spielwiese für Yield-<br />

Manager und „Abverkäufer“. Auch hier bleiben<br />

bei den aktuellen e-Dienstleistern Ideen<br />

aus.<br />

Viele – vor allem große – Reiseveranstalter<br />

unterhalten selbst eine große Zahl von Reiseagenturen.<br />

Diese werden stets in die Vertriebsstrategien<br />

mit einbezogen, weil sie<br />

einen großen Kostenfaktor darstellen. Allerdings<br />

stellt sich die Frage, ob ein Kunde,<br />

der sich im Internet informiert, überhaupt<br />

in Betracht zieht, letztlich doch über ein<br />

herkömmliches Reisebüro zu buchen. Konzerne,<br />

die versuchen, den Webkunden auf<br />

ein konzerneigenes Reisebüro zu „steuern“<br />

laufen Gefahr, den Kunden an ein anderes,<br />

gut aufgestelltes e-Commerce-Unternehmen<br />

zu verlieren.<br />

| Forschungsvorhaben und Projekte |<br />

55<br />

Aussichten<br />

In der jungen Internetökonomie liegt ein<br />

großes Optimierungspotenzial. Mit dem TourismusProjekt<br />

untersuchen wir diese genutzten<br />

und ungenutzten Möglichkeiten und die<br />

daraus resultierenden Chancen und Risiken<br />

der Marktteilnehmer.<br />

Die wissenschaftlichen Ergebnisse des Projektes<br />

sollen in Zukunft Marktteilnehmern zur<br />

Verfügung gestellt werden. Aus dem Projekt<br />

kann sich so die Möglichkeit eines <strong>University</strong><br />

Spin-Off in Form eines Beratungsdienstes<br />

ergeben.<br />

Mein Engagement im Rahmen des TourismusProjektes<br />

stellt eine sinnvolle Erweiterung<br />

meines Studiums an der FH dar. Durch<br />

die Arbeit der verschiedenen Institute und<br />

Institutionen an der FH haben Studenten<br />

eine Vielzahl von Möglichkeiten, in einzelnen<br />

Bereichen ihr Wissen über den Vorlesungsst<strong>of</strong>f<br />

hinaus zu erweitern und Kontakte für<br />

spätere berufliche Entwicklungen zu knüpfen.<br />

Δ<br />

Kontaktadressen:<br />

Pr<strong>of</strong>. Dr. Hans-Christoph Reiss<br />

IFAMS@wiwi.fh-mainz.de<br />

Moritz Hartmann<br />

mh@individueller-reisen.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!