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Fachhochschule Mainz University of Applied Sciences

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Jahrbuch Wirtschaftswissenschaften | FH <strong>Mainz</strong> | 2002<br />

| Forschungsvorhaben und Projekte | 47<br />

Ein Knüller für die Marke hohes C<br />

Work Shop mit Heribert Gath<strong>of</strong>, Geschäftsführer Eckes Granini Deutschland im Sommersemester 2002<br />

Pr<strong>of</strong>. Dr. Ute Diehl<br />

Der Zwang, neue Produkte zu entwickeln, ist<br />

in der Markenartikelindustrie immens. Jedes<br />

Jahr muss ein Knüller eingeführt werden,<br />

eine erfolgreiche Innovation. Denn 50% des<br />

Umsatzes müssen in 10 Jahren durch neue<br />

Produkte erzielbar sein. Auch das Wachstum<br />

einer so starken Marke wie hohes C kommt<br />

nicht von ungefähr. Erhebliche Marketinganstrengungen<br />

sind nötig, um sie am Leben<br />

zu erhalten.<br />

Hohes C wurde bereits 1958 eingeführt, der<br />

erste Orangensaft trinkfertig in einer Flasche.<br />

Die Marke wurde nach Anlaufschwierigkeiten<br />

im 1. Jahr klar positioniert: hohes C ist gut<br />

für die Gesundheit, weil reich an natürlichem<br />

Vitamin C aus der Orange. Die Marke entwickelte<br />

sich praktisch von selbst. Fast 30<br />

Jahre wurde wenig geändert. Der Absatz stieg<br />

kontinuierlich.<br />

Diese ruhige Entwicklungsphase hatte ein<br />

Ende, als im Jahr 1986 ein ernsthafter Wettbewerber<br />

auftrat. Procter & Gamble kaufte<br />

Dittmeyer‘s Valensina. Als großer amerikanischer<br />

Konzern besaß das Unternehmen<br />

die nötige finanzielle Kraft für einen Verdrängungswettbewerb.<br />

S<strong>of</strong>ort wurden jährlich<br />

2-stellige Millionen-Beträge in Werbung<br />

investiert, von den Listungsgebühren und<br />

den Werbekostenzuschüsse für den Handel<br />

ganz zu schweigen.<br />

Eckes Granini geriet in Zugzwang, hielt dagegen<br />

und baute ab 1988 die Marke hohes C<br />

als Dachmarke aus. So wurden zunächst Produktvariationen<br />

auf dem Markt eingeführt:<br />

hohes C Orangensaft mit Fruchtfleisch, 1992<br />

kamen die Varianten Orange mit Calcium,<br />

Apfel mit Vitamin C aus der Acerola-Frucht<br />

und Multivitaminsaft hinzu. Es folgten Frühstückssaft<br />

und aktuell eine hohes C Vitaminschorle.<br />

Die Wünsche der Verbraucher nach<br />

unterschiedlichen Packungsgrößen wurden<br />

befriedigt. Mit der Vitaminschorle in einer<br />

PET-Kunstst<strong>of</strong>fflasche wird ein völlig neues<br />

Abfüllverfahren genutzt.<br />

Ein Mono Marke zu einer Dachmarke auszubauen,<br />

birgt Gefahren. Wenn zu viele unterschiedliche<br />

Produkte unter einem Dach versammelt<br />

werden, kann das Markenimage diffus<br />

werden. Die Verbraucher können sich<br />

mit der Marke nicht mehr identifizieren.<br />

Zudem kann es zur Kannibalisierung der<br />

Produktvarianten kommen.<br />

Es ist alles gut gegangen. Eckes Granini hat<br />

diese Gefahren gemeistert. Die Kannibalisierungsrate<br />

beträgt nur 10%. Neue Produkte<br />

erhöhen also den Gesamtumsatz.<br />

Das Markenimage blieb intakt. Das ist der<br />

eindeutigen Positionierung zuzuschreiben,<br />

gegen die nie verstoßen wurde:<br />

„Hohes C bietet Gesundheit für die Familie<br />

dank seines hohen Gehaltes an natürlichem<br />

Vitamin C.“ Die Zielgruppen sind wie eh und<br />

je die gesundheitsorientierten Mütter und<br />

deren Kinder.<br />

Alle Neuerungen haben sich dieser Positionierung<br />

untergeordnet.<br />

„Wer Marktführer sein will, muss kontinuierlich<br />

Neues schaffen und das Alte umstoßen.“<br />

Dieser Satz von Tom Peters (In Search <strong>of</strong><br />

Excellence) ist das Credo von Heribert Gat-<br />

h<strong>of</strong>.<br />

Aber neue Produktideen<br />

zu finden, ist in gesättigten<br />

Märkten sehr schwer.<br />

Hier setzte der Work Shop<br />

mit den Marketing-Studenten<br />

des Moduls Marketing<br />

Management an.<br />

Heribert Gath<strong>of</strong> informierte<br />

am 23. Mai 2002<br />

den Marketingnachwuchs<br />

über die Aufgabenstellung:<br />

„Starten Sie im Team<br />

einen Kreativ-Prozess, um zu einem wirklichen<br />

Knüller für hohes C zu finden. Muss<br />

natürlich zu hohes C passen. Innovation<br />

ja, aber markentypisch. Zeitgemäß - Berücksichtigung<br />

der Trends. Was wollen die Kids,<br />

Jugendlichen, was wollen die Mütter, die<br />

es kaufen? Wie soll die Rezeptur zusam-<br />

mengesetzt sein? Wie soll es schmecken,<br />

wie verpackt sein, wo, zu welchem Preis zu<br />

kaufen sein?“<br />

Produktinnovationen müssen „aufregend, packend,<br />

überraschend, klasse, echt gut“ sein.<br />

Ganz wichtig aber: Neue Produkte sind nur<br />

sinnvoll, wenn sie dem Verbrauchern einen<br />

wirklichen Nutzen stiften, sonst sind sie sehr<br />

schnell wieder aus den Regalen des Handels<br />

Heribert Gath<strong>of</strong>, Eckes Granini<br />

Fakten über ECKES-Granini<br />

Deutschland GmbH<br />

Umsatz 250 Mio. F,<br />

Marken: hohes C, granini,<br />

Fruchttiger, Dr. Koch’s,<br />

la bamba.<br />

600 Mitarbeiter,<br />

3 Produktionsstätten,<br />

Firmensitz in Nieder-Olm<br />

bei <strong>Mainz</strong>.<br />

verschwunden. Ein solche Verschwendung<br />

finanzieller Mittel kann sich Eckes nicht<br />

leisten.<br />

Nur zwei Wochen hatten die Studenten<br />

Zeit. Bereits am 6. Juni 2002 mussten sie<br />

ihre Produktideen zusammen mit einem Ver-<br />

marktungsplanpräsentieren. Das war natürlich ein<br />

großer Druck. Allerdings<br />

bereitet das auf die berufliche<br />

Praxis vor. Schnelligkeit,<br />

Flexibilität und das<br />

effiziente Arbeiten im Team<br />

sind grundlegende Anforderungen<br />

an Betriebswirte.<br />

Auch das Präsentieren<br />

muss gelernt sein.<br />

Als verantwortliche Pr<strong>of</strong>essorin<br />

muss ich sagen:<br />

die Präsentationen waren<br />

äußerst pr<strong>of</strong>essionell. Ich<br />

war sehr stolz auf unsere Studenten. Mal<br />

sehen, ob eine Idee verwirklicht wird. Aber<br />

das ist nicht das Wichtigste, sondern die<br />

Tatsache, dass der Work Shop Spaß gemacht<br />

hat und die Studenten lernten, die Theorie<br />

anzuwenden. Δ

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