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Gutenberg Pavillon 7. Januar 2000, 21 h Gutenberg Pavillon 17 ...

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Fachhochschule Mainz<br />

University of<br />

Applied Sciences<br />

<strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong> <strong>7.</strong> <strong>Januar</strong> <strong>2000</strong>, <strong>21</strong> h<br />

<strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong> 1<strong>7.</strong> Dezember <strong>2000</strong>, 23.30 h<br />

<strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong> 19. Dezember <strong>2000</strong>, 18.45 h<br />

Forum<br />

1/2001


FH Mainz Forum 1/2001<br />

Liebe Leserinnen,<br />

lieber Leser,<br />

EDITORIAL<br />

über die Zukunft unserer Hochschule entscheidet mehr und mehr im Sinne<br />

wachsender Autonomie und Wettbewerbsdenken das Angebot unserer Studiengänge.<br />

Ein Blick in den letzten Jahres- und Lehrbericht <strong>2000</strong> des Präsidenten<br />

weist für die Fachhochschule Mainz 12 grundständige Studiengänge und fünf<br />

Weiterbildungsstudiengänge auf. Vor finanziellen Einbußen mangels Masse an<br />

Studienbewerbern schützt uns der Numerus clausus in den Fachbereichen II:<br />

Gestaltung und III: Wirtschaftswissenschaften. Der qualitativen Auslese der<br />

Studienbewerber sind wir in allen drei Fachbereichen ausgesetzt. Wer gut ist,<br />

wird sich (wie mir bekannt ist) vor Ort ein Bild nicht nur des äußeren Eindrucks,<br />

sondern auch ein Stimmungsbild der Studierenden erschließen – und dann<br />

entscheiden, an welche Fachhochschule er gehen wird. Die Fachhochschule<br />

Mainz belegt TOP-Plätze in Rankings (z.B. Geoinformatik), aber auch weniger<br />

gute Plätze. Wir brauchen eine Strategie. Der von den Studierenden in unserer<br />

Internet-Darstellung integrierte Evaluationsansatz ist eine hervorragende Initiative,<br />

Fehlpunkte unseres Leistungsspektrums sichtbar zu machen. Aber wir<br />

brauchen mehr.<br />

Von den durch das Hochschulrahmengesetz seit drei Jahren inzwischen ermöglichten<br />

ca. 600 Bachelor- und Master-Studiengängen in Deutschland hat die<br />

FH Mainz: null Bachelor und null Master. Wir sind hervorragend gut in der<br />

Internationalisierung mit Doppeldiplomabkommen, Kooperationen, Einsatz von<br />

ausländischen Mastern (als Ausdruck unserer noch mangelhaften Autonomie).<br />

Aber wir wachsen: ein Master-Studiengang ist im Akkreditierungsverfahren<br />

(Geoinformatik), weitere drei sind in Arbeit. Die Bachelor müssen folgen<br />

(Wirtschaftsverbände und Industrie tun sich noch schwer mit der Akzeptanz).<br />

Wenn die Berufsakademien (BA) unserer Nachbarländer in den BA-Abschluss<br />

zum Bachelor rüsten, können auch wir den sechssemestrigen Bachelor z.B. als<br />

Technischen Betriebswirt, Bauleiter, Gestalter als erste FH-Abschlussmöglichkeit<br />

anbieten – die besten Studierenden können den Master direkt dransetzen, andere<br />

– nach z.B. zwei Praxisjahren – sich mit dem Master-Weiterbildungsstudiengang<br />

später an unserer FH vervollkommnen und Neues hinzulernen. Für solche<br />

oder andere Studiengebote sind in Zukunft aktive Hochschullehrerinnen und<br />

Hochschullehrer gefragt. Wir fördern unsere Strategen – damit wir die besten<br />

Studierenden bekommen.<br />

Was wir bereits heute in der Ausbildungsrealität meistern, darüber gibt es schöne<br />

Beispiele in diesem Heft. Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht Ihnen<br />

Ihr<br />

Dr. Michael Morath<br />

1


2<br />

Inhalt<br />

Editorial<br />

Forum<br />

3 Ein Jahr im <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong>.<br />

Ein interdisziplinäres Projekt der<br />

Fachhochschule Mainz<br />

Dr. Heike Oeldorf , Prof. Roland Siegrist<br />

11 Der Fachbereich Wirtschafswissenschaften<br />

berät über ein Qualitätsmanagement-System<br />

Prof. Dr. Volker Beeck<br />

Aus den Fachbereichen<br />

14 Virtuelle Modelle realer Stadtlandschaften.<br />

Ein aktuelles Forschungsprojekt am<br />

i3mainz<br />

Prof. Dr. Hartmut Müller<br />

<strong>17</strong> Internetbasierte Aus- und Weiterbildung.<br />

Forschungsergebnisse am i3mainz<br />

Prof. Dr. Klaus Böhm, Ben Fischer,<br />

Christoph Schwarz, Volker Stegner<br />

20 Das Gesicht in der Menge.<br />

Der Weg zur Gestaltung des Auftritts des<br />

Instituts für Unternehmerisches Handeln<br />

Prof. Dr. Matthias Eickhoff<br />

22 IUH – Herausarbeiten eines konzeptionellen<br />

Ansatzes<br />

Prof. Roland Siegrist<br />

23 „Spiegelungen“ und „Projektionen“.<br />

Ein Foto-Projekt von Designstudenten<br />

des 3. Semesters<br />

Prof. Jörg Osterspey<br />

28 Opfer unter der Glasglocke.<br />

Ausstellung zum Thema<br />

„Sexualisierte Gewalt gegen Frauen“<br />

Sabine Neumann<br />

FH Mainz international<br />

31 Zweite MBA Graduation-Party im Schloss<br />

Waldthausen<br />

Prof. Dr. Ursula Funke<br />

33 Summer School along the River Rhine.<br />

Ein gemeinsames Projekt der rheinlandpfälzischen<br />

Fachhochschulen<br />

Ulla Plate<br />

FH MAINZ FORUM<br />

37 Meet the world in Rotterdam.<br />

Ein Semester an der Ichthus Hogeschool<br />

Carolin Brandmayer<br />

40 Über den eigenen<br />

Tellerrand schauen ...<br />

Ein Sommersemester an der<br />

Technischen Hochschule Łódz<br />

Raphael Wildemann<br />

43 „Wir haben uns natürlich nicht<br />

für Dich entschieden“.<br />

Erlebnisse eines ausländischen<br />

Studenten in Deutschland<br />

Joseph Keumegneuk<br />

45 Ablauf einer Bewerbung um ein<br />

Fulbright-Stipendium<br />

Tilman Vogt<br />

Absolventen-Profile<br />

46 Wegbeschreibungen.<br />

Absolventen des Bauingenieurwesens<br />

berichten<br />

Kerstin Algesheimer, Jochen Appelmann,<br />

Dirk Deigmöller, Reinhard Kulick,<br />

Rainer Schmitt<br />

Interview<br />

51 Ausbildung und Berufspraxis:<br />

Zwei Seiten einer Medaille.<br />

Günter Franz, Präsident der Architektenkammer<br />

Rheinland-Pfalz, im Gespräch mit<br />

Prof. Emil Hädler<br />

56 Kleine Nachrichten<br />

61 Personalien<br />

64 Autorinnen/Autoren/Impressum<br />

Titelbild:<br />

Der italienische Künstler Mimmo Rotella<br />

am <strong>7.</strong>1.<strong>2000</strong> im <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong>.<br />

Darunter: Das Projektteam des <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong>s.<br />

Unten: Feierliche Abschlussfeier am 19.12.<strong>2000</strong>.<br />

Bildcollage von Prof. Roland Siegrist<br />

FH Mainz Forum 1/2001


FH Mainz Forum 1/2001<br />

FORUM<br />

Ein Jahr im <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong><br />

Ein interdisziplinäres Projekt 1997 bis <strong>2000</strong> der Fachhochschule Mainz, Fachbereich Gestaltung<br />

von Heike Oeldorf und Roland Siegrist<br />

Mit <strong>Gutenberg</strong>s Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern im<br />

15. Jahrhundert wurde eine Medienrevolution eingeleitet. <strong>Gutenberg</strong> hat das<br />

für die europäischen Schriften geeignete Mittel erfunden, um Schriftsprache<br />

mechanisch vervielfältigen zu können. Der Buchdruck stellt nicht die direkte<br />

Weiterentwicklung der Manuskriptkultur dar, sondern ein völlig anderes Medium.<br />

Das Buch wurde lange als zugänglichere und handlichere Art von Manuskript betrachtet.<br />

Tatsächlich konnte aber die Buchkultur zerstreutes und unzugängliches<br />

Wissen verfügbar machen. Die Verbreitung der Drucksachen bleibt aber an die<br />

physischen Reiserouten und an historische Transportmöglichkeiten gebunden.<br />

Erst die elektronisch-digitalen Medien durchbrechen die Grenzen von Raum<br />

und Zeit. Das Internet stellt nicht körperliche Zusammenhänge her, sondern<br />

überwindet körperlich-räumliche Trennungen. Es genügt, wenn sich ein Original<br />

an einem einsamen Ort der Welt befindet, der Rest der Welt kann unmittelbaren,<br />

gleichzeitigen Zugriff darauf haben - über das Internet. Wie an der Grenze<br />

zwischen Manuskript- und Buchkultur, vollzieht sich zur Jahrtausendwende<br />

durch die elektronisch-digitalen Medien ein Umbruch, insbesondere in Zugriff,<br />

Interaktivität und Multimedialität. Es entsteht eine interaktive, multimediale und<br />

nahe Kommunikation.<br />

Es war die Aufgabe im Jahr <strong>2000</strong>, diese Zusammenhänge in 8 Ausstellungen<br />

zu präsentieren. Das Team des <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong>s mit seinem künstlerischen<br />

Leiter Roland Siegrist hat 8 Ausstellungen gestaltet. Das Team war interdisziplinär<br />

besetzt. Das Projekt ist in Zusammenarbeit der Disziplinen Innenarchitektur,<br />

Design, Buchgestaltung, Typographie, Kunst, Mediengestaltung, Marketing und<br />

Kulturwissenschaften entstanden. Das Planungsteam umfasste 12 Personen, hinzu<br />

kamen wechselnde fünf Kuratoren und Kuratorinnen. Das richtungsweisende<br />

Drittmittelprojekt zeigt die aktuelle Entwicklung des modernen Berufsbilds der<br />

Designerin und des Designers. Nur durch die Zusammenarbeit der Disziplinen<br />

entstanden neue dynamische Möglichkeiten kreativer Herangehensweise an das<br />

Projekt.<br />

Der <strong>Pavillon</strong>: Ein modernes <strong>Gutenberg</strong>-<br />

Denkmal<br />

Zwei Millionen Mark betrug das Budget<br />

für die 8 Ausstellungen, deren Betrieb, für<br />

8 Kataloge und Plakate, Filmprogramm<br />

und Performances. Wichtigste Mitgift war<br />

der neu errichtete <strong>Pavillon</strong>: Ein modernes<br />

<strong>Gutenberg</strong>-Denkmal. Der <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong><br />

wurde zum <strong>Gutenberg</strong>jahr <strong>2000</strong> im<br />

Rahmen eines Architekturwettbewerbs<br />

als temporäres Gebäude eigens errichtet.<br />

Entsprechend dem von der Stadt Mainz<br />

beschlossenen Finanzierungsplan wurde<br />

er verkauft und ab <strong>Januar</strong> 2001 abgebaut;<br />

am Adenauerufer 1 erinnert schon nichts<br />

mehr an ihn. Heute befindet sich dort<br />

wieder ein Busparkplatz. Es hat sich im<br />

Verlauf des Jahres gezeigt, dass in Mainz<br />

ein Forum für die Beschäftigung mit den<br />

modernen Medien fehlt. Mit dem Verkauf<br />

des <strong>Pavillon</strong>s wurde für Mainz eine<br />

Institution aufgelöst - nicht nur ein Gebäude.<br />

Das <strong>Pavillon</strong>jahr wurde von der Planungsgruppe<br />

im Projektbüro mit Ausstellungsleitung<br />

und den Aufsichten, den Helfern<br />

und Helferinnen beim Auf- und Abbau<br />

Der <strong>Pavillon</strong><br />

1. Preis des interdisziplinären internationalen<br />

Studenten-Wettbewerbs,<br />

Dezember 1997<br />

Preisträger:<br />

Klaus Würfel, FR Architektur<br />

Anett Henschel, FR Design<br />

Dr. Reimund Alheit, Ingenieurbüro<br />

Der flüchtige, leicht wirkende <strong>Pavillon</strong> war<br />

Ausdruck für die Immaterialität der Information<br />

in der gegenwärtigen und zukünftigen<br />

Zeit im Sinne <strong>Gutenberg</strong>s. Im Mittelpunkt<br />

des Jahres <strong>2000</strong> standen 8 Ausstellungen<br />

zum Thema der zweiten Medienrevolution<br />

nach <strong>Gutenberg</strong>. Begleitet wurden die Ausstellungen<br />

von Filmen, Konzerten und verschiedenen<br />

Performances<br />

3


1. Ausstellung<br />

„Text und Bild am Straßenrand“<br />

8. <strong>Januar</strong> bis 20. Februar<br />

A. M. Cassandre, l‘Intransigeant 1925 und<br />

Théophile-Alexandre Steinlen, Cocorico 1899<br />

Herbert Leupin, Tribune de Lausanne 1955<br />

und Michael Engelmann,<br />

The Philadelphia Inquirer 1958<br />

4<br />

2. Ausstellung<br />

„Echt und falsch“ – genuine and fake<br />

Joachim Kreiensiek,<br />

Europa bei Nacht 1999<br />

1. März bis 3. April<br />

FORUM<br />

als große Herausforderung angenommen.<br />

Sie alle mussten ein Gebäude, einen<br />

Raum und ein Konzept kennenlernen<br />

und vertreten. Das Team ist im Verlauf<br />

des Jahres sehr stark zusammengewachsen.<br />

Das gute Verstehen und Verständnis<br />

untereinander ließ alle die schwierigen<br />

und arbeitsintensiven Phasen mit viel Humor<br />

überstehen. Die Begeisterung und<br />

Identifikation mit der Sache ist mit dem<br />

Projekt und der sich darstellenden Idee<br />

gewachsen. Bei allen Ausstellungen haben<br />

Studenten und Studentinnen mitgearbeitet.<br />

Die Ausstellung „Zeit der Zeitungen“<br />

wurde von einer Studierendengruppe<br />

unter der Leitung von Dr. Erik<br />

Schmid konzipiert und organisiert. Zwischen<br />

<strong>Gutenberg</strong>-Museum und <strong>Gutenberg</strong><br />

<strong>Pavillon</strong> entstand im <strong>Januar</strong> <strong>2000</strong><br />

zu „Text und Bild am Straßenrand“ eine<br />

Freiluftausstellung mit Studentenarbeiten.<br />

Zum Thema „Hommage an <strong>Gutenberg</strong>“<br />

wurden Arbeiten des Seminars „Entwurf“<br />

an den Plakatwänden in der unmittelbaren<br />

Umgebung des <strong>Gutenberg</strong><br />

<strong>Pavillon</strong>s aufgehängt. Die zwölf großen<br />

ausdrucksstarken Plakatwände bezogen<br />

sich in ihrer Thematik auf die Bereiche<br />

Buch, Zeitung, Typographie und Buchstaben.<br />

Betreut wurde das Projekt von<br />

Charlotte Löbner und Roland Siegrist.<br />

Im vergangenen Jahr wurde von der Kritik<br />

immer wieder die Verschmelzung von<br />

Architektur, Ausstellungsdesign, -konzeption<br />

und Ausstellungsinhalten als besonders<br />

gelungen hervorgehoben; in diesem<br />

Gebäude haben Ideen Form angenommen.<br />

Das Ausstellungsprojekt setzte<br />

Konrad Kuhjau, Im Stile Mackes,<br />

Joseph Pallenberg, Röhrender Hirsch<br />

Bronze 1905 und Phototapete <strong>2000</strong><br />

Zeichen: Mit der markanten Architektur<br />

des temporären Glasgebäudes des <strong>Pavillon</strong>s<br />

selbst, dem Ausstellungsdesign,<br />

den Ausstellungsplakaten und mit den<br />

Themen. Die 8 Ausstellungsthemen unterstanden<br />

einem inhaltlichen Gesamtkonzept;<br />

sie bildeten eine zeitversetzte,<br />

sich fortschreibende Ausstellung. Ihr gemeinsames<br />

Thema war der Übergang<br />

von der Buchkultur zum elektronisch-digitalen<br />

Zeitalter. Der <strong>Pavillon</strong> verstand<br />

sich als Schnittstelle der Medien, der<br />

Druckgeschichte, der modernen Kommunikation<br />

und der Kunst. Der Themenkatalog<br />

erstreckte sich von Zeitungen,<br />

Plakaten, Schrift und Zeichen, Mail-Art<br />

bis zu den Neuen Medien. Die Plakate<br />

wurden von international bekannten Designern<br />

und Designerinnen, unter ihnen<br />

David Carson, New York, gestaltet. Viele<br />

der ausgestellten Kunstwerke waren zum<br />

ersten Mal in Mainz zu sehen. Ein ständiges,<br />

kulturell vielfältiges und außergewöhnliches<br />

Rahmenprogramm mit Konzerten<br />

und Performances begleitete die<br />

Ausstellungen. Beim Kammerkonzert<br />

„Die Winterreise“ verschmolzen der Blick<br />

auf die Plakatausstellung, auf den Winter<br />

draußen und die Lieder Schuberts zu einem<br />

unvergesslichen Erlebnis. Durch thematisch<br />

wechselnde Angebote zum Mitmachen<br />

wie Buchbindeworkshop, Plakataktion<br />

für Kinder und Vorträge wie<br />

„Kochen als Sprache“ (mit Kostproben)<br />

konnte die Idee eines kulturellen Raumes,<br />

der sich ständig verändert, nach außen<br />

erweitert und neue Zeichen setzt, Gestalt<br />

annehmen. Das kulturelle Angebot im<br />

<strong>Pavillon</strong> wurde abgerundet durch ein (kostenloses)<br />

Internetcafé, das gut besucht<br />

war und ein Bistro.<br />

Im <strong>Pavillon</strong> sind außergewöhnliche<br />

künstlerische Arbeiten entstanden, die für<br />

viele Kulturinteressierte spannend sind.<br />

Dazu gehören die Décollage von Mimmo<br />

Rotella, die sich jetzt im Besitz des<br />

<strong>Gutenberg</strong>-Museums befindet, und die<br />

Performance mit den „Stempelschuhen“<br />

von Klavs Weiss zu Ehren des Geburtstags<br />

von Johannes <strong>Gutenberg</strong>. Das Konzept<br />

des <strong>Pavillon</strong>s war sicherlich ein intellektuelles,<br />

das Anforderungen an das<br />

Publikum gestellt hat. Es wurde ein komplexes<br />

Konzept verwirklicht. Stefanie Mit-<br />

FH Mainz Forum 1/2001


tenzwei fasst in der Rhein-Zeitung vom<br />

8. Dezember <strong>2000</strong> zusammen, das <strong>Pavillon</strong>-Team<br />

habe „dem Publikum auch<br />

dann etwas geboten, als die anderen<br />

noch oder schon wieder geschlossen<br />

hatten. Qualität, aber auch unkonventioneller<br />

Geist haben die Ausstellungen<br />

geprägt, und gewiss war es ein Riesenvorteil,<br />

dass junge Leute der Fachhochschule<br />

aktiv mitmischten.“<br />

Über 30.000 Besucher<br />

Die Ausstellungen wurden von insgesamt<br />

29.102 Interessierten besucht. Das<br />

Rahmenprogramm besuchten 1800, die<br />

Fremdveranstaltungen 700 Interessierte.<br />

Insgesamt konnte der <strong>Pavillon</strong> bei allen<br />

Aktivitäten 31.602 Besucher und Besucherinnen<br />

verbuchen. Diese Besucherzahlen<br />

können sich sehen lassen: Durchschnittlich<br />

haben den <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong><br />

monatlich über 2600 Menschen besucht<br />

oder an den angebotenen Veranstaltungen<br />

teilgenommen. Der <strong>Pavillon</strong> braucht<br />

deshalb den Vergeich mit weitaus etablierteren<br />

Häusern nicht zu scheuen. Im<br />

Vergleich mit der Kunsthalle in Darmstadt<br />

zum Beispiel, mit durchschnittlich rund<br />

2400 Besuchern pro Ausstellung im dortigen<br />

Jubiläumsjahr 1999, erreichte der <strong>Pavillon</strong><br />

also ein Ergebnis, das das Team um<br />

den künstlerischen Leiter Roland Siegrist<br />

hoch zufrieden macht. Vor allem, weil<br />

zunehmend mehr Mainzer Bürgerinnen<br />

und Bürger den <strong>Pavillon</strong> besuchten und<br />

die Qualität der Ausstellungen lobten.<br />

Die Besucherzahlen stabilisierten sich,<br />

„floating letters“, Interaktives Medienprojekt;<br />

Frank Horlitz Kunsthochschule<br />

Medien, Köln<br />

FORUM<br />

als auch die Ausstellung „aventur und<br />

kunst“ im <strong>Gutenberg</strong>-Museum geöffnet<br />

war. Lob sprechen die Einträge im Gästebuch<br />

insbesondere den Ausstellungen<br />

„Happy Birthday Johannes“ und „Zeit der<br />

Zeitungen“ aus. „Happy Birthday Johannes“<br />

mit 7097 Besuchern und „Zeit der<br />

Zeitungen“ mit 6661 Besuchern waren<br />

die publikumswirksamsten Ausstellungen.<br />

Ein Zeichen dafür, dass auch unkonventionelle<br />

Themen, wie Mail-Art in „Happy<br />

Birthday Johannes“, vom Publikum sehr<br />

gut angenommen werden können.<br />

Die Besucherzahlen sind hinter den Erwartungen<br />

der Stadt zurückgeblieben.<br />

Dafür gibt es verschiedene Gründe: Zum<br />

einen hat das Kombiticket nicht gegriffen;<br />

es wäre weitaus sinnvoller gewesen, für<br />

alle Ausstellungen im <strong>Gutenberg</strong>jahr nur<br />

ein Ticket zu einem Einheitspreis für alle<br />

Häuser zu verkaufen. Zum anderen war<br />

für die Besucher, auch bedingt durch<br />

die verzögerte Wiedereröffnung des <strong>Gutenberg</strong>-Museums,<br />

der Zusammenhang<br />

zwischen den Ausstellungen im <strong>Pavillon</strong><br />

und „aventur und kunst“ nicht deutlich<br />

genug. Es wurde in der Öffentlichkeit<br />

nicht klar, dass im <strong>Pavillon</strong> die moderne<br />

Abteilung des <strong>Gutenberg</strong>jahres<br />

zu Hause<br />

war. Diesen Zusammenhang<br />

zu vermitteln,<br />

wurde erschwert<br />

durch die unterschiedlichen Eröffnungen<br />

der jeweiligen Häuser. Der <strong>Pavillon</strong> mit seinen<br />

8 Ausstellungen war das im Jubiläumsjahr<br />

am längsten geöffnete Haus: Eröffnung<br />

war am <strong>7.</strong> <strong>Januar</strong>, letzter Ausstellungstag<br />

am 1<strong>7.</strong> Dezember <strong>2000</strong>. Auch<br />

was die Öffnungszeiten betrifft, lag der<br />

<strong>Pavillon</strong> vorne, denn er hatte auf die<br />

Woche gesehen die längsten Öffnungszeiten;<br />

im Sommer sogar dienstags bis<br />

sonntags von 10 bis 20h und donnerstags<br />

bis <strong>21</strong>h. Die unterschiedlichen Öffnungszeiten<br />

der verschiedenen Häuser<br />

haben ebenfalls zur Verwirrung des Publikums<br />

beigetragen. Ein modernes, einheitliches<br />

und damit publikumsfreundliches<br />

Konzept hätte hier mehr Erfolg verbuchen<br />

können. Die Vermittlung des Gesamtkonzepts<br />

wurde außerdem erschwert durch<br />

die verschiedenen Standorte. Der Liebfrauenplatz<br />

wäre zudem für den nicht<br />

eingeführten <strong>Pavillon</strong> wesentlich zugkräftiger<br />

gewesen. Mainzer und auswärtiges<br />

Publikum hätte den <strong>Pavillon</strong> wesentlich<br />

spontaner betreten.<br />

Die Gäste kamen aus ganz Deutschland<br />

zu Aussstellungen wie Rahmenpro–<br />

gramm, dagegen ließ der Zuspruch aus<br />

der Stadt anfangs zu wünschen übrig.<br />

Die lokale Presse sparte nämlich zu<br />

Beginn des <strong>Pavillon</strong>jahres nicht mit<br />

Kritik: Die erste Ausstellung habe<br />

zu wenig zu bieten, sie<br />

sei zu teuer, so der Tenor<br />

veröffentlichter<br />

Leserbriefe. Eine<br />

ungerechtfertig<br />

„live Perspektiven“<br />

Videoinstallation für 5 Monitore<br />

und Spiegel<br />

Marcus Stiehl, Fachrichtung Design<br />

3. Ausstellung<br />

„village <strong>Gutenberg</strong>“<br />

<strong>Gutenberg</strong>s Technik und die multimediale Welt<br />

14. April bis 14. Mai<br />

5


4. Ausstellung<br />

„Kinderleicht und Jugendfrisch“<br />

24. Mai bis 16. Juni<br />

Jugendtanzgruppe bei der Eröffnung<br />

Photoworkshop unter der Leitung<br />

von Sabine Dehnel, Wiesbaden<br />

„Radio Quer“<br />

„KNS“ – Kindernachrichtensender<br />

te Kritik. Bot doch die erste Ausstellung<br />

mit ihren internationalen Exponaten einen<br />

historischen und gestalterischen Überblick<br />

über die Plakatkunst dieses Jahrhunderts.<br />

Die Kritik an der didaktischen<br />

Aufbereitung der Ausstellung hat das<br />

FORUM<br />

Team dagegen sehr ernst genommen.<br />

Die Folgeausstellungen erklärten anhand<br />

von Tafeln Konzept und Präsentation.<br />

Viele Besucher und Besucherinnen sind<br />

während des Jahres zu Stammgästen geworden.<br />

Auf das Misstrauen, das die<br />

Öffentlichkeit dem <strong>Pavillon</strong> entgegengebracht<br />

hatte, folgte Anerkennung. Der<br />

<strong>Pavillon</strong> wurde jetzt als notwendige Ergänzung<br />

der Mainzer Kulturszene aufgefasst.<br />

Davon zeugen die verstärkten Forderungen<br />

nach dem Erhalt des <strong>Pavillon</strong>s<br />

in der Stadt Mainz, die in zahlreichen<br />

Presseartikeln dokumentiert sind.<br />

An insgesamt 57 Tagen fanden neben<br />

den Ausstellungen noch weitere Veranstaltungen<br />

im <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong> statt.<br />

Insgesamt wurden rund 25 Fremdveranstaltungen,<br />

wie Sponsorenempfänge,<br />

Pressekonferenzen des Landes und der<br />

Stadt Mainz, Preisverleihungen, wie die<br />

Verleihung des Journalistenpreises des<br />

Deutschen Weininstituts, Buchpräsentationen<br />

und weitere kulturelle Veranstaltungen,<br />

wie die „Lange Nacht der Poesie“,<br />

ausgerichtet. Alle Fremdveranstalter<br />

haben sich zum <strong>Pavillon</strong> als Gebäude<br />

und als kulturellem Ort mit großer Zufriedenheit<br />

geäußert. Er erfüllte zugleich<br />

den Wunsch nach einem repräsentativen<br />

Raum und vermittelte dabei noch anregende<br />

Galerieatmosphäre.<br />

Das wichtigste Exponat, das im <strong>Gutenberg</strong><br />

<strong>Pavillon</strong> entstanden ist, ist eine Décollage<br />

des italienischen Künstlers Mimmo<br />

Rotella. Sein „Tribute to <strong>Gutenberg</strong>“,<br />

252 x 356 cm (Höhe vor Breite), befindet<br />

sich heute im <strong>Gutenberg</strong>-Museum. Rotellas<br />

Décollage entstand als Performance<br />

zur feierlichen Eröffnung des <strong>Gutenberg</strong><br />

<strong>Pavillon</strong>s am <strong>7.</strong> <strong>Januar</strong> <strong>2000</strong>. Das Team<br />

ist glücklich darüber, dass das für die<br />

Mainzer Kultur- und Stadtgeschichte so<br />

wichtige Exponat in der Stadt bleiben<br />

konnte.<br />

Die 8 Ausstellungen im <strong>Pavillon</strong> wurden<br />

durch eine Reihe internationaler und nationaler<br />

Leihgeber ermöglicht. Einige private<br />

Kunstsammler haben freundlich und<br />

begeistert ihre Sammlung oder einzelne<br />

Arbeiten zur Verfügung gestellt. Auch<br />

Künstler und Künstlerinnen haben das<br />

Projekt unterstützt, indem sie Arbeiten<br />

unbürokratisch ausliehen. Die Zusammenarbeit<br />

mit den Leihgebern und Leihgeberinnen<br />

verlief reibungslos; das Projekt<br />

fand gute Resonanz, und der <strong>Pavillon</strong><br />

wurde im Laufe des Jahres eine ernstzunehmende<br />

Institution. Die sehr gute<br />

Reputation des <strong>Pavillon</strong>s machte die Ausleihe<br />

zunehmend leichter. Hier eine Auswahl<br />

der Leihgeber, die den <strong>Gutenberg</strong><br />

<strong>Pavillon</strong> unterstützten: Museum für Gestaltung,<br />

Zürich; Museum für Kunst und<br />

Gewerbe, Hamburg; Städtische Kunsthalle,<br />

Mannheim; Stedelijk Museum, Amsterdam;<br />

Language Research Center, Georgia<br />

State University, Atlanta, USA; Sammlung<br />

Luigi Bonotto, Bassano di Grappa;<br />

Galerie 1900*<strong>2000</strong>, Paris.<br />

Der <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong> war häufig<br />

Drehort für Fernsehaufzeichnungen und<br />

hat dadurch das <strong>Gutenberg</strong>jahr, den <strong>Pavillon</strong><br />

und schließlich die Stadt Mainz einer<br />

breiten Fernsehöffentlichkeit bekannt<br />

gemacht. Zu den herausragenden Fernsehereignissen<br />

im <strong>Pavillon</strong> gehörte die<br />

Aufzeichnung des Literarischen Quartetts<br />

am Freitag, den 25. Februar <strong>2000</strong>.<br />

Die Ausstellungen - vom prähistorischen<br />

Felsbild bis zur virtuellen Druckwerkstatt<br />

Die erste Ausstellung „Text und Bild am<br />

Straßenrand“ (8. <strong>Januar</strong> bis 20. Februar<br />

<strong>2000</strong>) zeigte Plakate im thematischen Zusammenhang<br />

der Erfindung <strong>Gutenberg</strong>s,<br />

wie Lesen, Drucken, Typographie, Zeitung,<br />

Computer, Buch und Papier. Die<br />

Plakate wurden geschichtlich und formal<br />

gegenübergestellt. Alle 61 Exponate waren<br />

von hochwertiger gestalterischer Qualität.<br />

Viele davon waren zum ersten Mal<br />

in Mainz zu sehen. Die Ausstellung „Echt<br />

und falsch - Die Wahrheit im Medienzeitalter“<br />

(1. März bis 3. April <strong>2000</strong>) zeigte<br />

Fälschungen, Kopien, Vervielfältigungen<br />

und Imitationen aus Kunst, Konsum<br />

und Kriminalität, zum Beispiel gefälschte<br />

Wertpapiere und Banknoten, gefälschte<br />

Pässe und andere Ausweise, Reproduktionen<br />

und digital bearbeitete Fotografie.<br />

Die zweite Medienrevolution, wie sie<br />

Marshall McLuhan beschreibt, war The-<br />

6 FH Mainz Forum 1/2001


547 Künstler aus 67 Ländern aus allen Kontinenten nahmen an dem Projekt teil<br />

ma der Ausstellung „village <strong>Gutenberg</strong><br />

- <strong>Gutenberg</strong>s Technik und die multimediale<br />

Welt“ (14. April bis 14. Mai <strong>2000</strong>).<br />

„village <strong>Gutenberg</strong>“ nahm Bezug auf die<br />

Veränderung der Kommunikation im Informations-<br />

und Medienzeitalter. In der<br />

Ausstellung waren zwei interaktive Installationen<br />

zu sehen, die eine 3-dimensionale<br />

virtuelle Welt entfalteten. Die „virtuelle<br />

Druckwerkstatt“ macht die Erfindung <strong>Gutenberg</strong>s<br />

virtuell erfahrbar, und „augmented<br />

man“ widmet sich einer zukünftigen<br />

Vision von Kommunikation und Medien.<br />

Vier Hochschulen (KH Burg Giebichenstein<br />

Halle, KH Medien Köln, FH<br />

FH Mainz Forum 1/2001<br />

Trier, FH Mainz) konzipierten außerdem<br />

Medien-Art-Installationen.<br />

Das nächste Ausstellungsprojekt setzte<br />

sich das Ziel, in Workshops Kindern und<br />

Jugendlichen den kreativen Umgang mit<br />

allen Formen der Medienarbeit zu ermöglichen.<br />

„Kinderleicht und jugendfrisch“<br />

(24. Mai bis 16. Juni <strong>2000</strong>) bot Druckateliers,<br />

Plakat- und Fotografieworkshop,<br />

sowie Schülerzeitungredaktion, Kinderfernsehen,<br />

Veranstaltungsradio und Präsentationen<br />

zum Mitmachen. In diesem<br />

Ausstellungsprojekt sind beachtliche Arbeiten<br />

entstanden: hunderte von Kinderdrucken<br />

großer Ausdrucksstärke, sehr<br />

schöne schwarz-weiß Fotos, fotografiert<br />

6. Ausstellung<br />

„Zeit der Zeitungen“ – News and times<br />

5. August bis 16. September<br />

Ausstellung: Zeit der Zeitungen Während der Ausstellung fand ein Schreibmaschinen-Schreibwettbewerb<br />

statt<br />

5. Ausstellung<br />

„Happy Birthday Johannes“<br />

Ein internationales Mail-Art-Projekt<br />

24. Juni bis 23. Juli <strong>2000</strong><br />

mit selbstgebauter Lochkamera, Plakate<br />

zum Thema „Meine Botschaft an die<br />

Stadt“, Videofilme und Kindernachrichten<br />

und Radiobeiträge von Schülern und<br />

Schülerinnen. Die Arbeiten haben den<br />

begrenzten Raum des <strong>Pavillon</strong>s verlassen<br />

und waren durch das Radio, die<br />

Internet-Schülerzeitung „g_linx“ und die<br />

tatsächlich aufgehängten Plakate auch<br />

andernorts wahrzunehmen. Außerdem<br />

war eine Ausstellung zu sehen, die die unterschiedlichen<br />

Erfahrungen von Kindern<br />

und Jugendlichen darstellte, darunter die<br />

Flugblätter der „Weißen Rose“ als Multi-<br />

Media-Installation und Zeichnungen von<br />

Kinderflüchtlingen aus dem Kosovo. Im<br />

Haus der Jugend wurde an zwei Tagen<br />

Kinderaktionskino zum Mitmachen angeboten.<br />

Die fünfte Ausstellung bestand aus<br />

Die täglichen DPA-Meldungen häuften sich<br />

während der Ausstellung zu 18 Rollen Papier<br />

7


<strong>7.</strong> Ausstellung<br />

„Love Letter to <strong>Gutenberg</strong>“<br />

Internationaler Künstlerbuchwettbewerb<br />

23. September bis 29. Oktober <strong>2000</strong><br />

International nahmen 36 Buchgestalter und<br />

Buchgestalterinnen teil<br />

551 Geburtstagsgrüßen: „Happy Birthday<br />

Johannes“ (24. Juni bis 23. Juli <strong>2000</strong>)<br />

war ein internationales Mail-Art-Projekt;<br />

aus fünf Kontinenten und 69 Ländern der<br />

Welt waren Arbeiten zu sehen. Aber nicht<br />

nur Postkarten und Briefe, sondern auch<br />

E-Mails, Plakate, Videos und Objekte kamen<br />

nach und nach im Projektbüro an.<br />

Die Mail-Art mit den Geburtstagsgrüßen<br />

an Johannes offenbart eine Ästhetik, die<br />

einmalig und eigentümlich ist.<br />

Die nächste Ausstellung hieß „Zeit der<br />

Zeitungen - News and Times“ (5. August<br />

bis 16. September <strong>2000</strong>). Sie bot einen<br />

Streifzug durch die Zeitungsgeschichte:<br />

Es waren Originalzeitungen und Dokumente<br />

vom 1<strong>7.</strong> Jahrhundert bis zur Gegenwart<br />

zu sehen. Eine ständige Redaktion<br />

der Mainzer Alllgemeinen Zeitung<br />

befand sich in der Ausstellung.<br />

Der Titel der nächsten Ausstellung spielt<br />

mit der Doppeldeutigkeit des englischen<br />

Wortes „letter“: „Love Letter to <strong>Gutenberg</strong>“<br />

(23. September bis 29. Oktober)<br />

war ein an Kunst- und Designschulen<br />

FORUM<br />

international ausgeschriebener<br />

Wettbewerb. Aus den eingereichten<br />

Bewerbungen wurden<br />

drei Arbeiten ausgewählt. Die Jury<br />

war international besetzt. Die<br />

drei Gewinnerinnen wurden für<br />

einen Monat nach Mainz eingeladen,<br />

um ihr Buch in einer Auflage<br />

von 500 Stück zu realisieren.<br />

Alle eingesandten Beiträge wurden<br />

ausgestellt. In der Ausstellung<br />

waren Liebeserklärungen<br />

an <strong>Gutenberg</strong>s Erfindung der beweglichen<br />

„Lettern“ und „Love Letters“ an<br />

<strong>Gutenberg</strong>, Buch und Schrift zu sehen.<br />

Die „Love Letters“ reichten von witzigfrech<br />

gestalteten Einsendungen aus Spanien<br />

bis hin zu poetischen Texten aus<br />

den USA. Die in Auflage produzierten,<br />

nummerierten und signierten Bücher stehen<br />

zum Verkauf.<br />

Das <strong>Pavillon</strong>jahr schloss mit der Ausstellung<br />

„Alphabets, Codes und andere Zeichen“<br />

(11. November bis 1<strong>7.</strong> Dezember<br />

<strong>2000</strong>). Die Ausstellung beschäftigte sich<br />

mit Buchstaben, Zeichen und Bildern.<br />

Weitere Eckpunkte waren das Alphabet,<br />

prähistorische Felsbilder und Codes der<br />

modernen Konsumgesellschaft wie Mode,<br />

Marken, Essen und Musik. Die Ausstellung<br />

hat im Feuilleton der FAZ vom<br />

28. November <strong>2000</strong> eine sehr gute Kritik<br />

bekommen. Gelobt wurde, dass sie deutlich<br />

mache, wie „wir ständig kulturelle<br />

Verschlüsselungen entziffern, ohne dass<br />

dies noch recht ins Bewusstsein tritt.“<br />

Wie bei den meisten der <strong>Pavillon</strong>-Ausstellungen<br />

gab es auch in dieser eine<br />

interaktive Installation. In der Installation<br />

8. Ausstellung<br />

„Alphabets/Codes und andere Zeichen“<br />

11. November bis 1<strong>7.</strong> Dezember <strong>2000</strong><br />

Roland Siegrist: Dia-Installation und verschiedene<br />

Objekte aus der Sammlung Berger<br />

Raffael Reihnsberg: Verkehrsschilder DDR<br />

1993/200 Fundobjekte;<br />

James Nitsch, Colorprint<br />

„Chanel No. 5“ (von Alexander Kehry und<br />

Roland Siegrist), so die FAZ, wird der<br />

„Beobachter zum Teilnehmer der Kommunikation<br />

und spielt selbst seine Rolle in<br />

der Dechiffrierung der Markenwelt“.<br />

Die Ausstellungsgestaltung<br />

Für die Ausstellungsgestaltung, das Ausstellungssystem<br />

und die <strong>Pavillon</strong>ausstattung<br />

war Peter Kneip verantwortlich. Ihm<br />

ist es gelungen, die zurückhaltende Architektursprache<br />

des Gebäudes innen<br />

wieder aufzugreifen. Das von ihm für<br />

den <strong>Pavillon</strong> entwickelte Ausstellungssystem<br />

mit Paneelen, Hängevorrichtungen<br />

und Vitrinenmöbeln ermöglichte es ihm,<br />

jeder Ausstellung ein neues Gesicht zu<br />

geben. Peter Kneip hat auch die in der<br />

Linienführung klaren und flexibel zu stellenden<br />

Möbel für die Verkaufstheken,<br />

das Internetcafè und den Bistrobereich<br />

entworfen. Seine Linienführung war in<br />

allen Ausstellungen deutlich und klar.<br />

Unterschiedliche Raumkonzepte wie die<br />

Plakatstraßen von „Text und Bild am<br />

Straßenrand“, die Gliederung des Raumes<br />

in Arbeitsbereiche und Ausstellung<br />

in „Kinderleicht und Jugendfrisch“ und<br />

die schwebend-leichte Aufhängung der<br />

Mail-Art gaben jeder Ausstellung ein eigenes<br />

und überzeugendes Profil.<br />

Das Rahmenprogramm<br />

<strong>Gutenberg</strong>-Filmprogramm<br />

Alexander Kehry hat zu den Konzepten<br />

der 8 Ausstellungen im <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong><br />

eine Filmreihe entwickelt. Jeder Film<br />

hatte einen thematischen Bezug zur aktuellen<br />

Ausstellung. Als Kooperationspartner<br />

konnte das CinéMayence gewonnen<br />

werden. Die Filmreihe wollte kulturelle<br />

Charlotte Löbner/Christian Kohl/ Alexander<br />

Kehry: 6 interaktive Installationen zum<br />

Thema Codes<br />

8 FH Mainz Forum 1/2001


Lücken schließen: Zu sehen waren deshalb<br />

einige Filme, die selten in deutschen<br />

Kinos laufen, wie „F for Fake“ von Orson<br />

Welles und „Fahrraddiebe“ von Vittorio<br />

de Sica. Die meisten der gezeigten Filme<br />

waren Originalfassungen. Zum Film „The<br />

Matrix“ der Brüder Wachovski fand eine<br />

Vortragsveranstaltung und Filmanalyse<br />

statt. Die Filmreihe war sehr gut besucht.<br />

Die <strong>Pavillon</strong>konzerte<br />

Insgesamt fanden acht Konzerte im <strong>Gutenberg</strong><br />

<strong>Pavillon</strong> statt, die von Andreas<br />

Arneke konzipiert und organisiert wurden.<br />

Der Liederabend „Die Winterreise“<br />

von Franz Schubert mit dem bekannten<br />

Bariton Hannu Niemäla eröffnete die<br />

anspruchsvolle Reihe. Die Kammeroper<br />

„La voix humaine“ von Francis Poulenc,<br />

Texte von Jean Cocteau, feierte hier eine<br />

großartige Premiere mit der in Mainz lebenden<br />

Sängerin Barbara Arneke. Arneke<br />

hat, was Stimme und Bühnenpräsenz<br />

betrifft, an diesem Abend im <strong>Pavillon</strong><br />

Außerordentliches geleistet: Für viele Gäste<br />

wird dieser Abend - wie andere Ereignisse<br />

an diesem schönen Ort - unvergesslich<br />

bleiben.<br />

Die Performances<br />

Zur Eröffnung des <strong>Pavillon</strong>s fand eine<br />

großartige Performance des in Mailand<br />

lebenden Künstlers Mimmo Rotella statt.<br />

Rotella ist einer der größten Vertreter des<br />

Neuen Realismus, der in seiner Arbeit<br />

aber auch die europäische Brücke zur<br />

U.S.-amerikanischen Pop Art geschlagen<br />

hat. Rotella begann seine Performance<br />

im <strong>Pavillon</strong> mit dem Abreißen von Plakaten<br />

von einer vorbereiteten Plakatwand.<br />

Auf den Abriss und das Übermalen mit<br />

einem <strong>Gutenberg</strong>-Porträt folgte sein Vortrag<br />

von Lautgedichten. Rotellas visueller<br />

und phonetischer Unternehmung liegt<br />

ein gemeinsames Konzept zugrunde: die<br />

permanente Décollage des Alltäglichen.<br />

Die visuelle Décollage als Auseinandersetzung<br />

mit der Welt der Straße war<br />

besonders eindrucksvoll vor dem Hintergrund<br />

der Plakatausstellung „Text und<br />

Bild am Straßenrand“, in der sie stattfand.<br />

Für die Eröffnung der zweiten Ausstellung<br />

„Echt und falsch“ kam eine lebendige,<br />

falsche Mona-Lisa, die vor falschen<br />

Hintergründen, nämlich Gemälden der<br />

FH Mainz Forum 1/2001<br />

Zur Eröffnung der Ausstellung „Echt und Falsch“<br />

inszenierte Ben Patterson „Mona Lisa“, ein Tableau vivant<br />

FORUM<br />

Stadt Mainz des 18. und 19. Jahrhunderts,<br />

posierte. Die Eis-Performance von<br />

Christian Schmidt-Chemnitzer vor dem<br />

<strong>Gutenberg</strong>denkmal hatte Standbild-Charakter.<br />

Der fast nackte Mensch auf dem<br />

Eisblock in seiner Körperlichkeit und Vergänglichkeit<br />

stellte einen Kontrapunkt zur<br />

Ausstellung „village <strong>Gutenberg</strong>“ dar.<br />

Ben Patterson, Schirmherr der Ausstellung<br />

„Happy Birthday Johannes“, hatte<br />

zur Eröffnung ein besonderes Mail-Art-<br />

Ereignis inszeniert: Eine Flaschenpost<br />

auf dem Rhein. Patterson: „Als Fluxus-<br />

Künstler sind Ereignisse meine Stärke.“<br />

Für jeden der <strong>21</strong> Buchstaben, die man<br />

benötigt, um „Happy Birthday Johannes“<br />

zu schreiben, wurden <strong>2000</strong> Bambusröhrchen<br />

im Rhein in Basel versendet. Die<br />

zurückgeschickten Nachrichten halfen,<br />

ein gigantisches Puzzle an der Rheinfront<br />

des <strong>Pavillon</strong>s zusammenzusetzen.<br />

<strong>21</strong> Buchstaben kamen bis heute zurück.<br />

Klavs Weiss aus Dänemark hat zum Geburtstag<br />

<strong>Gutenberg</strong>s eine Performance<br />

gestaltet: „Ein freies, praktisches und graphisches<br />

Spiel mit beweglichen Menschen<br />

und Lettern, um den Geburtstag<br />

von Johannes <strong>Gutenberg</strong> zu feiern“. Diese<br />

Performance fand als Finissage von<br />

„Happy Birthday Johannes“ statt: Mit Stempelschuhen<br />

bewegten sich die Gäste über<br />

große Papierbahnen und druckten dabei<br />

ihren Geburtstagsgruß an Johannes <strong>Gutenberg</strong>.<br />

Die Aktion „gefaltet und geschwommen“:<br />

Schiffchen-Versenken im Rhein zur Ausstellung<br />

„Zeit der Zeitungen“ richtete sich<br />

an Kinder. Sie bastelten Schiffchen, Hüte,<br />

Enten und alles, was schwimmen kann<br />

aus Zeitungspapier, um es dann zu Wasser<br />

zu lassen.<br />

Für die Eröffnung von „Alphabets, Codes<br />

und andere Zeichen“ konnte der<br />

Im Laufe des Jahres wurden 6 Performances<br />

inszeniert.<br />

Am <strong>7.</strong> <strong>Januar</strong> <strong>2000</strong> inszenierte Mimmo Rotella<br />

mit studierenden des Fachbereiches II<br />

eine Décollage. Dieses Werk ist jetzt in der<br />

Sammlung des <strong>Gutenberg</strong>museums<br />

Fluxus-Künstler Emmett Williams gewonnen<br />

werden. Emmett Williams zeigte an<br />

diesem Abend seine Performance „Alphabet<br />

Symphony“. Zu dieser Ausstellung<br />

kam auch Onno Faller von der Städel-Schule<br />

in Frankfurt mit ihrem Team<br />

aus Studierenden und hielt einen Vortrag<br />

über „Kochen als Sprache“ und reichte<br />

Kostproben. Außerdem gestaltete sie mit<br />

ihrem Team zu diesem Thema drei Mittagstische<br />

im <strong>Pavillon</strong>, die zugleich ein<br />

geschmackliches und kreatives Ereignis<br />

waren. Darüber hinaus gab es Lesungen<br />

und Vorträge. Im Rahmen der Ausstellung<br />

„village <strong>Gutenberg</strong>“ gab es insgesamt<br />

vier Vorträge von Studenten der FH<br />

Trier zu Netzkunst und Kommunikation<br />

im Internet und gestalterischen Aspekten<br />

des Internet. Bei „Alphabets, Codes und<br />

andere Zeichen“ fand die Lesung „Holmenkolmen“<br />

mit Buchpräsentation auf<br />

dem „Dorfplatz“ in der Ausstellung statt.<br />

Zu allen Ausstellungen wurden regelmäßig<br />

öffentliche, kostenfreie Führungen<br />

angeboten. Darüberhinaus gab es Sonderführungen<br />

für Schulklassen, Kindergruppen<br />

(ebenfalls kostenfrei), für Sponsoren,<br />

Firmen, Vereine, Gruppen. Bei<br />

jeder Ausstellung gab es bestimmte Anlässe,<br />

die mit freiem Eintritt verbunden wurden,<br />

um möglichst vielen Leuten den Besuch<br />

zu ermöglichen. (So war der Eintritt<br />

zur Ausstellung „Happy Birthday Johannes“<br />

während des Johannisfestes frei.)<br />

pavillon pneumatique:<br />

die virtuelle Druckwerkstatt<br />

Die größte Performance war die Tournee<br />

der virtuellen Druckwerkstatt aus „village<br />

<strong>Gutenberg</strong>“ im Auftrag der rheinlandpfälzischen<br />

Staatskanzlei. In einem „pavillon<br />

pneumatique“ (Tragluftpavillon) ging<br />

die virtuelle Druckwerkstatt auf Reisen.<br />

Die Gastspiele in Berlin, Brüssel und Paris<br />

waren ein großer Erfolg. Die Gestal-<br />

9


10<br />

tung der Außenhaut, des Plakats und<br />

der Broschüre übernahmen Martin Bott<br />

und Peter Heinz von der Designagentur<br />

HeadQuarter in Mainz mit Charlotte Löbner<br />

vom Projektteam. Die Gastspiele der<br />

Druckwerkstatt stellten eine große Herausforderung<br />

sowohl inhaltlicher als auch<br />

organisatorischer Art für die Gestalter<br />

Alexander Kehry und Roland Siegrist und<br />

den Innenarchitekten Peter Kneip dar.<br />

Als Präsentation des Landes Rheinland-<br />

Pfalz feierte die virtuelle Druckwerkstatt<br />

im März in Berlin auf dem Schlossplatz<br />

ihre Premiere. Dort besuchten Ministerpräsident<br />

Kurt Beck und Kultusministerin<br />

Rose Götte mit einer Delegation den<br />

„pavillon pneumatique“. In der virtuellen<br />

Werkstatt können Besucher und Besucherinnen,<br />

ausgestattet mit einer 3D-Brille,<br />

selbst das Drucken wie zu <strong>Gutenberg</strong>s<br />

Zeiten erproben - in einer Werkstatt, die<br />

es nur auf der Leinwand gibt. Die technische<br />

Umsetzung haben Spezialisten von<br />

Imagination, Wien, übernommen. Die virtuelle<br />

Druckwerkstatt ist eine interaktive<br />

Multimedia-Installation. Sie macht faszinierend<br />

und spielerisch mit dem Drucken<br />

und dem virtuellen Raum vertraut. Moderne<br />

Technik und Handsatzverfahren wie zu<br />

<strong>Gutenberg</strong>s Zeiten sind spannend miteinander<br />

verwoben, jeder kann Text produzieren<br />

oder berühmte Zitate ergänzen.<br />

In Brüssel, zwischen EU-Gebäuden auf<br />

dem Rond Point Schumann, hatte die<br />

virtuelle Druckwerkstatt als öffentliche Präsentation<br />

des Landes Rheinland-Pfalz viele<br />

spontane Besucherinnen und Besucher.<br />

In Paris wurde die virtuelle Druckwerkstatt<br />

beim alljährlichen Empfang des deutschen<br />

Botschafters am 3. Oktober präsentiert.<br />

Das Bundesland Rheinland-Pfalz<br />

war als Ausrichter an der Reihe. In die Pariser<br />

Botschafterresidenz, das Palais Beauharnais,<br />

waren rund <strong>2000</strong> hoch offizielle<br />

Christian Schmidt-Chemnitzer: Eisblock-Performance<br />

<strong>Gutenberg</strong>platz vor dem <strong>Gutenberg</strong> Denkmal<br />

14. April <strong>2000</strong><br />

FORUM<br />

Gäste gekommen. Zu den Gästen gehörte<br />

unter anderem Bhoutros Gali. Die<br />

virtuelle Druckwerkstatt hinterließ hier<br />

einen hervorragenden Eindruck. Zur Zeit<br />

laufen Verhandlungen mit zwei Technikmuseen<br />

über den Verleih der virtuellen<br />

Druckwerkstatt.<br />

Die Plakate und Kataloge<br />

Zu den Ausstellungen, Konzerten, Filmen<br />

und Rahmenveranstaltungen sind<br />

Plakatreihen enstanden. Die Ausstellungsplakate<br />

wurden von international bekannten<br />

Designern entworfen. Unter ihnen<br />

sind Reinhart Morscher, Bern und David<br />

Carson, New York. Reinhart Morscher ist<br />

einer der bekanntesten Plakatgestalter in<br />

der Schweiz. Er ist auch an Hochschulen<br />

in Österreich und Basel tätig. Der USamerikanische<br />

Grafiker David Carson ist<br />

nicht nur ein Solist und Revolutionär, was<br />

grafische Erscheinungsbilder in Print und<br />

Video angeht. Über seine unbestrittene<br />

Positionierung als Weltstar hinaus ist Carson<br />

einer der größten Anreger und Ermutiger<br />

der gegenwärtigen Zeit. Seine<br />

Arbeit revolutionierte die moderne Typographie<br />

nachhaltig.<br />

Bei den Ausstellungsplakaten mussten<br />

sich alle Designer und Designerinnen an<br />

ein vorgegebenes Format und an eine<br />

eingeschränkte Farbzahl halten. Diese<br />

Plakatserie hat Anerkennung gefunden:<br />

Die Reihe ist in bedeutenden Sammlungen<br />

bereits vertreten und trägt so über<br />

das Jubiläumsjahr hinaus zur Präsenz von<br />

Mainz und <strong>Gutenberg</strong> <strong>2000</strong> in kulturellen<br />

Zusammenhängen bei.<br />

Die Reihe der Filmplakate (sechs von<br />

sieben) von Christian Kohl wurde in die<br />

Publikation „Graphis: Poster 2001“ ausgewählt.<br />

„Graphis“ sammelt jährlich hervorragende<br />

Designbeispiele aus der ganzen<br />

Welt und veröffentlicht sie. Hans-<br />

Horst Möbes, Mainz, hat die Reihe der<br />

<strong>Pavillon</strong>konzert-Plakate und die dazugehörigen<br />

Broschüren gestaltet. Die Design<br />

Arge, Mainz, ist verantwortlich für<br />

das <strong>Pavillon</strong>-Jahresplakat. Die Kataloge<br />

wurden von Annette Schneider gestaltet.<br />

Für das inhaltliche Konzept der Kataloge<br />

sind die jeweiligen Kuratorinnen oder<br />

Kuratoren verantwortlich. Es gibt zu jeder<br />

Ausstellung einen Katalog, die alle zusammen<br />

eine Katalogbox bilden. Die Kataloge<br />

sind weiterhin käuflich zu erwerben.<br />

Die Merchandisingprodukte<br />

Die Merchandisingprodukte wurden von<br />

Prof. Ulrich Namislov und Studierenden<br />

entwickelt. Die sieben Artikel, die im<br />

<strong>Pavillon</strong> verkauft wurden, Alphabetknete,<br />

Faltspiel, Soundcollage, Typobrille, Postkartenset,<br />

Typokrone „Headline“ und Nasenkarte,<br />

sind typische Museumsshopartikel,<br />

die sich witzig und intelligent mit<br />

dem Jubiläum auseinandersetzen. Alle<br />

Merchandisingprodukte gibt es noch zu<br />

kaufen.<br />

Der Internetauftritt<br />

www.gutenbergpavillon.de<br />

Der Internetauftritt des <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong>s,<br />

der von Christian Kohl gestaltet,<br />

programmiert und betreut wurde, informierte<br />

auf über 100 Seiten über das<br />

Programm des <strong>Pavillon</strong>s und begleitete<br />

seine Entwicklung. Während des ganzen<br />

Jahres gab es 562.902 Zugriffe auf die<br />

Seiten. Die Seiten ermöglichten durch<br />

ihre reduzierte Gestaltung einen guten<br />

Überblick über die <strong>Pavillon</strong>-Aktivitäten.<br />

Farbliches Grundmuster und Monatszeitleiste<br />

ermöglichten den Besuchern und<br />

Besucherinnenn der <strong>Pavillon</strong>-Seiten eine<br />

schnelle Navigation. Die konsequente<br />

Reduktion der Gestaltung passte hervorragend<br />

zu Architektur und Ausstellungsdesign<br />

und führte die klaren visuellen<br />

Aussagen des <strong>Pavillon</strong>konzepts weiter.<br />

Videodokumentationen<br />

Es sind bereits Dokumentationen entstanden,<br />

hier konnten Studierende mit<br />

dem professionellen Equipment und der<br />

Unterstützung durch Roland Siegrist und<br />

Alexander Kehry arbeiten. Die gesamte Videodokumentation<br />

des <strong>Pavillon</strong>jahres wurde<br />

von Studierenden mit übernommen.<br />

Zwei kurze Videodokumentationen von<br />

Tobias Kohlhaas sind bereits fertig: „Rheinpost“<br />

und „free practical graphic play<br />

with moveable people and type to celebrate<br />

the birthday of gutenberg“.<br />

In Arbeit befinden sich zur Zeit noch zwei<br />

große und ein kleines Projekt: „Mimmo<br />

Rotella - ein Künstlerporträt“ und „Ein<br />

Jahr im <strong>Gutenberg</strong>-<strong>Pavillon</strong> - Die Dokumentation“,<br />

beide von Alexander Kehry.<br />

Außerdem in Arbeit ist eine Kurzdokumentation<br />

mit dem Titel „Emmett Williams<br />

- a life in-between“, ebenfalls von<br />

Alexander Kehry.<br />

FH Mainz Forum 1/2001


Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften berät<br />

über ein Qualitätsmanagement-System (QM-System)<br />

von Volker Beeck<br />

Der Fachbereich III: Wirtschaftswissenschaften der Fachhochschule Mainz<br />

hat am 19.1.2001 eine Tagung zum Qualitätsmanagement durchgeführt.<br />

Knapp 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Kreis von Professoren,<br />

Lehrbeauftragten, Mitarbeitern der Verwaltung und des Präsidiums der FH,<br />

Assistenten und Studierende trafen sich im Erbacher Hof, um sich mit der<br />

Einführung eines QM-Systems am Fachbereich auseinander zu setzen. Die<br />

lebendige Veranstaltung führte zu interessanten Ergebnissen.<br />

Diskussion um Qualität der Lehre<br />

Allen Gruppen einer Hochschule ist die<br />

Qualität der Lehre ein ständig bedeutsames<br />

Thema. Für die Professoren ist<br />

sie durchgängig ein essentielles Element<br />

ihres beruflichen Selbstverständnisses.<br />

Den Studenten bietet sie die Basis späterer<br />

beruflicher Erfolge. Auch die Verwaltung<br />

bemüht sich um einen reibungslosen<br />

Studienbetrieb, um Lehre und Lernen<br />

zu unterstützen. In der Vergangenheit<br />

wurde die Qualität der Lehre vorrangig<br />

durch die individuellen Bemühungen<br />

der Lehrenden weiter entwickelt. Daneben<br />

tritt an unserer Hochschule gegenwärtig<br />

ein institutionalisierter Ansatz.<br />

Er wird vornehmlich von studentischer<br />

Seite getragen. So bemühen sich die<br />

ASten der beiden Standorte darum, eine<br />

Beurteilung von Lehrveranstaltungen<br />

einzuführen.<br />

FH Mainz Forum 1/2001<br />

FORUM<br />

v.r.n.l.: C. Alter,<br />

Prof. Dr. V. Beeck,<br />

Prof. C. Grenzmann,<br />

E. Werlich,<br />

Dr. G. Schreier,<br />

Prof. Dr. W. Rieck,<br />

Prof. Dr. R. Stengler<br />

Die bloße Evaluierung einzelner Lehrveranstaltungen<br />

ist jedoch ein eher punktuelles<br />

Vorgehen. Notwendig ist es, die<br />

Lehrqualität in einem Gesamtzusammenhang<br />

zu sehen. Sie wird von einer Vielzahl<br />

von Faktoren beeinflusst, die nur<br />

in einem systematischen Ansatz befriedigend<br />

gesteuert werden können. Deshalb<br />

hat der Fachbereich III: Wirtschaftswissenschaften<br />

der FH Mainz zusammen<br />

mit der Hochschulrektorenkonferenz<br />

(HRK) eine Tagung zur Einführung<br />

eines Qualitätsmanagementsystems an<br />

diesem Fachbereich veranstaltet. 1 Ihr Ziel<br />

war es zu klären, ob ein derartiges System<br />

am Fachbereich eingeführt werden<br />

solle und wie es ausgestaltet sein<br />

könne. Außerdem galt es zu ermitteln,<br />

wo der dringendste Veränderungsbedarf<br />

zur Steigerung der Lehrqualität gesehen<br />

wird. Diesen Zielsetzungen näherte man<br />

sich auf unterschiedlichen Wegen. Nach<br />

Grußworten des Abteilungsleiters J. Mentges<br />

aus dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft<br />

und Weiterbildung und des Präsidenten<br />

der FH Mainz, Dr. M. Morath,<br />

griffen drei Referenten das Generalthema<br />

auf. Ein Podiumsgespräch ergänzte<br />

ihre Ausführungen. Der abschließende<br />

Workshop zeigte die Bereiche mit dem<br />

höchsten Problemdruck auf, an denen<br />

wir weiter arbeiten sollten.<br />

Referenten und Referate<br />

Dr. G. Schreier von der HRK begründete<br />

einleitend die Notwendigkeit, Qualitätssicherung<br />

in der Lehre zu betreiben mit<br />

zunehmendem Wettbewerb zwischen<br />

den Hochschulen. Außerdem seien sie<br />

aufgrund ihrer Größe intransparent geworden,<br />

so dass die Verantwortung für<br />

die Lehre nur noch in institutionalisierter<br />

Weise wahrgenommen werden könne.<br />

Bisher bekannt gewordene Defizite in<br />

der Lehre resultieren überwiegend aus<br />

strukturellen Mängeln. Dazu gehören unklare<br />

Leistungsstandards, mangelnde Koordination<br />

von Studienangeboten und<br />

eine unzureichende Betreuung der Studierenden.<br />

2 Die deutschen Hochschulen<br />

praktizieren z.Zt. ganz unterschiedliche<br />

Vorgehensweisen zur Qualitätssicherung.<br />

Neben der Beurteilung einzelner<br />

Lehrveranstaltungen finden sich Evaluierungen<br />

durch Peer-Reviews, Akkreditierungsverfahren<br />

und gelegentlich das<br />

Qualitätsmanagement nach ISO EN 9000<br />

ff. Das Standardverfahren in Deutschland<br />

sei mittlerweile eine Kombination<br />

aus in- und externer Evaluation. Auf der<br />

Basis von Lehrberichten 3 (alle 2 Jahre)<br />

erfolgen Selbstevaluation (alle 5 bis 8 Jahre)<br />

und externe Begutachtungen durch<br />

Peers. Anschließende Zielvereinbarungen<br />

zwischen Fachbereich und Hochschulleitung<br />

sollen der Behebung erkannter<br />

Schwachstellen dienen.<br />

11


Prof. Dr. W. Rieck stellte das Konzept des<br />

Fachbereichs Wirtschaft der FH Schmalkalden<br />

zum Qualitätsmanagement dar. 4<br />

Es weist einen besonders hohen Praxisbezug<br />

auf. Ansetzend bei den Bedürfnissen<br />

der Kunden werden diejenigen Geschäftsfelder<br />

oder Leistungsprozesse des Fachbereichs<br />

bestimmt, die hohen Einfluss auf<br />

die Qualität aufweisen. Neben Lehre, Lernen<br />

und Studium sind das Forschung<br />

und Entwicklung, Transfer von Wissen,<br />

Weiterbildung, akademische Selbstverwaltung<br />

sowie die interne Organisation. Besonders<br />

interessant erschienen die Hinweise<br />

zur organisatorischen Umsetzung<br />

des Qualitätsmanagements. Dazu bedient<br />

sich der Fachbereich folgender Mittel:<br />

- Durchführung einer jährlichen Strategiekonferenz<br />

in Verbindung mit einem<br />

Sommerfest,<br />

- Beschluss von jährlichen Qualitätszielen,<br />

- Benennung eines Qualitätsmanagers für<br />

alle Prozesse, die auf die Qualität Einfluss<br />

nehmen und<br />

- Dokumentation der Ergebnisse der<br />

Bemühungen um Qualitätssicherung.<br />

Um das QM-System funktionsfähig zu<br />

halten, sollte auf Kontinuität im Kreis der<br />

handelnden Personen und eine hinreichende<br />

administrative Unterstützung geachtet<br />

werden.<br />

Einen auf den Normengrundlagen DIN<br />

EN ISO 9000 ff beruhenden Ansatz vertrat<br />

Prof. Dr. R. Stengler. 5 Dieses QM-System<br />

wird am Fachbereich Kunststofftechnik<br />

der FH Darmstadt erfolgreich eingesetzt.<br />

Es zielt darauf ab, sämtliche wesentlichen<br />

Aktivitäten (Prozesse) unter Qualitätsgesichtspunkten<br />

zu optimieren. Dazu mussten<br />

die Prozesse zunächst dokumentiert<br />

werden. Dabei haben sich Flow-Charts<br />

gut bewährt. Sie wurden u.a. unter intensiver<br />

Mitarbeit der Studenten in Lehrveranstaltungen<br />

erstellt.<br />

Drei herausragende Erkenntnisse seiner<br />

Arbeit hatte der Referent in seiner Arbeit<br />

gewonnen:<br />

- ca. 80 % der ermittelten Probleme sind<br />

durch organisatorische Unzulänglichkeiten<br />

verursacht. Hier kann ein QM-System<br />

wirksam Abhilfe schaffen.<br />

FORUM<br />

- Vergleichsweise selten werden Mängel<br />

in Studieninhalten und Lehre als gravierend<br />

angesehen.<br />

- Zur Steigerung der Lehrbefähigung der<br />

Hochschullehrer bedarf es der gezielten<br />

Fort- und Weiterbildung. Für Professoren<br />

an Fachhochschulen wird in Hessen<br />

ein spezielles Fortbildungssystem unterhalten.<br />

Ihnen stehen großzügige Möglichkeiten<br />

zur Teilnahme daran offen.<br />

Übereinstimmend hoben die Referenten<br />

hervor, dass aus dem Einsatz von QM-<br />

Systemen erhebliche Vorteile resultierten.<br />

Sie schaffen nach anfänglichem Zeit- und<br />

Mitteleinsatz reibungsfreiere Abläufe, die<br />

mehr Zeit für die wesentlichen Aufgaben<br />

in Lehre und Forschung freisetzen. Durch<br />

die nachhaltig intensivere Kommunikation<br />

unter den Lehrenden erhöht sich des weiteren<br />

deren subjektive Arbeitszufriedenheit.<br />

Podiumsgespräch lässt Ängste und<br />

Hoffnungen artikulieren<br />

Am Podiumsgespräch im Erbacher Hof<br />

nahmen die drei Referenten sowie die<br />

Dekanin des Fachbereichs III, Frau Prof.<br />

C. Grenzmann, der Verfasser und für<br />

die Studierenden Frau C. Alter als Vorsitzende<br />

des AStA der FH am Standort<br />

Gonsenheim teil. Nach Rückfragen an<br />

die Referenten kreiste das Gespräch um<br />

Befürchtungen und Hoffnungen der Diskutanten<br />

in Zusammenhang mit der<br />

Einführung eines QM-Systems. Befürchtet<br />

wurde, dass die Studierenden nicht hinlänglich<br />

in den QM-Prozess eingebunden<br />

werden könnten und das System nicht<br />

die notwendige Akzeptanz finde. Hoffnungen<br />

richteten sich auf bessere hochschuldidaktischeFortbildungsmöglichkeiten.<br />

Formuliert wurde auch die Notwendigkeit<br />

einer ausgeprägteren Lernkultur<br />

bei den Studierenden.<br />

Workshop zeigt Ansatzpunkte für<br />

künftige Arbeit<br />

Mit einem Workshop sollte der Übergang<br />

von der theoretischen Basis auf eine handlungsbezogene<br />

Ebene vorbereitet werden.<br />

Angestrebt wurde ein Überblick darüber,<br />

in welchen Bereichen die Teilnehmer<br />

den stärksten Bedarf nach Veränderun-<br />

gen und damit nach qualitätsstützenden<br />

Maßnahmen empfinden. Unter der Leitfrage<br />

„Angenommen, an unserem Fachbereich<br />

wäre ein erfolgreicher QM-Prozess<br />

initiiert worden - was wäre nach ca.<br />

1 bis 2 Jahren besser als heute?“ bildeten<br />

sich zwei Arbeitsgruppen. Die Arbeitsgruppen<br />

wurden von zwei externen Moderatoren<br />

begleitet. Mit Hilfe der Brainstorming-Technik<br />

entwickelten die Teilnehmer<br />

eine Vielzahl von Ideen. Sie wurden<br />

auf Moderationskarten festgehalten und<br />

auf Wänden nach Themenbereichen geordnet.<br />

Über ein ergänzendes Gewichtungsverfahren<br />

wurde es möglich, die<br />

Themen nach ihrer Bedeutung zu bewerten.<br />

Sortiert nach vier Themenbereichen<br />

ergaben sich die in Tabelle 1 aufgeführten<br />

Wertungen:<br />

Themenbereich Anzahl der<br />

Wertungen<br />

I Organisation und Information 38<br />

II Lehre und Lernen 35<br />

III Betriebsklima und Kommunikation 22<br />

IV Sonstiges 6<br />

12 FH Mainz Forum 1/2001<br />

101<br />

Tabelle 1: Themenbereiche mit darauf entfallenden<br />

Wertungen<br />

Der höchste Einfluss auf die Qualität der<br />

Lehre wird dem Bereich „Organisation<br />

und Information“ mit 38 % der vergebenen<br />

Wertungen beigemessen. Damit bestätigt<br />

sich aus unserer Arbeit zumindest tendenziell<br />

die Erfahrung von R. Stengler<br />

(s.o.), dass qualitätsbeeinflussende Probleme<br />

vorrangig in organisatorischen Unzulänglichkeiten<br />

begründet sind.<br />

Fast gleich bedeutsam wird mit 35 % der<br />

Wertungen das Thema „Lehre und Lernen“<br />

eingestuft. Eher nachrangig erscheint mit<br />

22 % der vergebenen Wertungen der Themenbereich<br />

„Betriebsklima und Kommunikation“.<br />

Konkrete Veränderungswünsche lassen<br />

sich erkennen, wenn für die einzelnen Themenbereiche<br />

jeweils Unterthemen formuliert<br />

werden. Sie stellen eine Zusammenfassung<br />

von inhaltlich verwandten Moderationskarten<br />

eines Themenbereichs dar.<br />

In Verbindung mit den ebenfalls zusammengefassten<br />

Wertungen geben sie die<br />

absolute und relative Dringlichkeit der


Unterthemen an. In den Tabellen 2 bis 4<br />

sind die Detailanalysen der Themenbereiche<br />

I bis III aufgeführt. Im Anschluss an<br />

die Tabellen sind die Ergebnisse jeweils<br />

kommentiert.<br />

Unterthema Anzahl der<br />

Wertungen<br />

Verbesserung der Aufbau-<br />

und Ablauforganisation 9<br />

Höhere Transparenz der<br />

Verwaltungsabläufe 8<br />

Verbesserung des Informationsflusses<br />

7<br />

Verbesserung der Studienberatung 6<br />

FH Mainz Forum 1/2001<br />

30<br />

Tabelle 2: Detailanalyse des Themenbereichs<br />

„Organisation und Information“<br />

Die Ausgestaltung der Organisation<br />

einschließlich des Informationsflusses und<br />

die Transparenz der Abläufe werden von<br />

allen am Workshop Beteiligten als stark<br />

verbesserungsbedürftig angesehen. Vorrangig<br />

den studentischen Bedürfnissen<br />

dürfte die Forderung nach Verbesserung<br />

der Studienberatung entsprechen.<br />

Unterthema Anzahl der<br />

Wertungen<br />

Verbesserung der hochschuldidaktischen<br />

Fortbildung 7<br />

Abstimmung Vereinheitlichung der<br />

Lehrinhalte zwischen den Dozenten 6<br />

Stärkere Vermittlung betriebswirtschaftlicher<br />

Kernkompetenzen 6<br />

Schnellere Korrektur und<br />

Beurteilung von Klausuren 4<br />

Entwicklung der Lernkultur der<br />

Studierenden 3<br />

26<br />

Tabelle 3: Detailanalyse des Themenbereichs<br />

„Lehre und Lernen“<br />

Im Vordergrund steht der vorrangig von<br />

Professoren und Lehrbeauftragten geäußerte<br />

Wunsch nach verbesserten Möglichkeiten<br />

der hochschuldidaktischen Fort-<br />

FORUM<br />

bildung. Als bedeutsam wird daneben<br />

die inhaltliche Abstimmung der Lehrinhalte<br />

und die Konzentration des Curriculums<br />

auf betriebswirtschaftliche Kernkompetenzen<br />

begriffen. Die Studierenden<br />

sind an einer zügigen Korrektur von<br />

Klausuren interessiert.<br />

Bemerkenswert erscheint, dass die Qualität<br />

der Lehrinhalte (z.B. hinsichtlich Praxisrelevanz,<br />

Aktualität etc.) sowie Didaktik<br />

und Methodik der Lehre mit keiner<br />

Äußerung in Zweifel gezogen worden<br />

sind. Offensichtlich liegen darin nicht unsere<br />

größten Probleme.<br />

Unterthema Anzahl der<br />

Wertungen<br />

Intensivere und freundlichere<br />

Kommunikation 8<br />

Respektvollerer Umgang<br />

miteinander 4<br />

Stärkerer Teamgeist 4<br />

Tatkräftige Lösung von Konflikten 3<br />

19<br />

Tabelle 4: Detailanalyse des Themenbereichs<br />

„Betriebsklima und Kommunikation“<br />

Obgleich die Bedeutung dieses Themenbereichs<br />

im Vergleich abfällt, überrascht<br />

die Stärke des Bedürfnisses nach intensiverer<br />

und freundlicherer Kommunikation.<br />

Gemeinsam mit der angestrebten<br />

höheren Transparenz der Verwaltungsabläufe<br />

steht es an zweiter Stelle<br />

des Veränderungsbedürfnisses.<br />

Einem stärkeren Teamgeist an der Hochschule<br />

wurde auf der Tagung hohe Priorität<br />

eingeräumt<br />

Wie kann es weitergehen ?<br />

Die Tagung hat zu ganz konkreten Ergebnissen<br />

geführt. Sie sind im wesentlichen<br />

in den Tabellen 2 bis 4 festgehalten. Daneben<br />

hat sich herausgestellt, dass die eigentliche<br />

Lehre keine gravierenden Probleme<br />

aufwirft. Auch dieser empirische Befund<br />

entspricht den Erfahrungen von R. Stengler<br />

(s.o.). Das sollte uns zurückhaltend<br />

beim Mitteleinsatz für eine Evaluierung<br />

von Lehrveranstaltungen stimmen. Gravierende<br />

Verbesserungen lassen sich erreichen,<br />

wenn in den drei Themenbereichen<br />

mit der Bearbeitung der jeweils<br />

am höchsten gewichteten Unterthemen<br />

begonnen wird. Dazu wäre von den Dekanen<br />

des Fachbereichs III der Entwurf eines<br />

Programms zu erarbeiten und fachbereichsintern<br />

intensiv zu kommunizieren.<br />

Bei den angestrebten Verbesserungen<br />

lässt sich auf vorhandene Initiativen in unserem<br />

Hause zurückgreifen. So existieren<br />

bereits unterschiedliche Bemühungen zur<br />

Koordinierung der Lehrinhalte. Sie haben<br />

für die Fachgruppen Prüfungs- und Steuerwesen<br />

sowie Rechnungswesen zu gemeinsamen<br />

Klausuren mit abgestimmten<br />

Lehrinhalten geführt. In die gleiche Richtung<br />

zielen Bemühungen um mehr Transparenz<br />

der Lehrinhalte, die in eine intensivere<br />

Verzahnung münden sollen.<br />

Auch ließe sich u. U. an seit langem<br />

existierende Programme in den benachbarten<br />

Bundesländern Hessen und Baden-Württemberg<br />

anknüpfen, um dem<br />

Bedürfnis nach besserer hochschuldidaktischer<br />

Fortbildung zu entsprechen.<br />

Literaturhinweise:<br />

1) Vgl. Beeck, V. „Zur Einführung eines Qualitätsmanagement-Systems<br />

am Fachbereich III - Wirtschaftswissenschaften<br />

- der Fachhochschule Mainz:<br />

Tagungsdokumentation“, Mainz 2001<br />

2) Vgl. Hochschulrektorenkonferenz „Wegweiser<br />

<strong>2000</strong> durch die Qualitätssicherung in Lehre und<br />

Studium“ Dokumente & Informationen 2/<strong>2000</strong>,<br />

S. 6, Bonn Juli <strong>2000</strong><br />

3) Vgl. Morath, M. „Jahresbericht <strong>2000</strong> und Lehrbericht<br />

für den Zeitraum WS 1999/<strong>2000</strong> - SS<br />

<strong>2000</strong>“, Mainz 2001<br />

4) Vgl. Rieck, W. „Bausteine für das Qualitätsmanagement<br />

an einem Wirtschaftsfachbereich.<br />

Konzeptionelle Überlegungen zur Qualitätspolitik<br />

des Fachbereichs Wirtschaft der Fachhochschule<br />

Schmalkalden“ in: Hochschulrektorenkonferenz<br />

(Hrsg.) „Beiträge zur Hochschulpolitik 5/1998“,<br />

S. 79 ff, Bonn 1998<br />

5) Vgl. Stengler, R. „Aufbau eines Qualitätsmanagementsystems<br />

für einen technischen Fachbereich“<br />

in: Hochschulrektorenkonferenz (Hrsg.) „Beiträge<br />

zur Hochschulpolitik 5/1998“, S. 97 ff, Bonn 1998<br />

13


Virtuelle Modelle realer Stadtlandschaften<br />

Ein aktuelles Forschungsprojekt am i3mainz<br />

von Hartmut Müller, i3mainz – Institut für Raumbezogene Informations- und Messtechnik<br />

Seit Oktober <strong>2000</strong> läuft am i3mainz – Institut für Raumbezogene Informations-<br />

und Messtechnik – das neue Forschungsprojekt „Virtuelle Modelle realer<br />

Stadtlandschaften“. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung für einen Zeitraum von 18 Monaten gefördert und befasst sich<br />

mit der Entwicklung von Verfahren, nach denen sich Daten aus unterschiedlichen<br />

Quellen zu einem integrierten Computermodell einer real existierenden<br />

Stadt zusammenfassen lassen.<br />

Wozu virtuelle Modelle von Städten?<br />

Egal, ob es darum geht, die Empfangsbedingungen<br />

für den Mobilfunk<br />

im Stadtgebiet zu verbessern oder die<br />

Belastung von Innenstadtstraßen durch<br />

Verkehrslärm und Schadstoffe zu dokumentieren<br />

und zu vermindern, ob<br />

Stadtplaner die Sanierung einer Innenstadt<br />

ins Auge fassen oder ob ein fahrbarer<br />

Weg für einen Schwertransport<br />

gefunden werden muss, stets spielt<br />

die Art und Weise der vorhandenen<br />

Bebauung eine entscheidende Rolle.<br />

Fachleute und Laien können sich an<br />

Hand von Darstellungen, die anschaulich<br />

zeigen, wie sich das Stadtbild etwa<br />

durch ein neues Gebäude verändern<br />

wird, eine sehr viel bessere Vorstellung<br />

von den Auswirkungen einer Planung<br />

machen, als dies mit Karten und<br />

Plänen möglich ist. Touristen möchten<br />

sich im Internet zunächst ein möglichst<br />

genaues Bild von Sehenswürdigkeiten<br />

verschaffen, bevor sie sich selbst vor<br />

Abb. 1: Virtuelles Modell einer Ortschaft<br />

im Kanton Wallis, Schweiz (Diplomarbeit<br />

Natalie Müller, Fachhochschule Mainz)<br />

AUS DEN FACHBEREICHEN<br />

Ort begeben. Historiker und Archäologen<br />

können ihre Untersuchungen<br />

wesentlich effektiver und effizienter<br />

durchführen, wenn sie längst untergegangene<br />

Bauwerke und ganze Stadtszenen<br />

virtuell am Computer rekonstruiert<br />

betrachten und sich in ihnen<br />

bewegen können.<br />

Die moderne Informationstechnik<br />

macht es möglich, viele dieser Aufgaben<br />

am Computer zu erledigen. Alle<br />

Berechnungen, die dabei im Hintergrund<br />

ablaufen und Bearbeitern und<br />

Betrachtern die verschiedensten Ansichten<br />

der Stadt zur Verfügung stellen,<br />

benötigen ein wirklichkeitsgetreues<br />

Abbild der Stadt im Computer, eben<br />

ein „virtuelles Modell der realen Stadtlandschaft“<br />

(siehe Abbildung 1).<br />

Von virtuellen Welten, wie sie in Computerspielen<br />

verwendet werden, unterscheidet<br />

sich ein solches Modell in erster<br />

Linie hinsichtlich der Eingangsdaten,<br />

der Organisation dieser Daten im<br />

Computer und den benötigten Schnittstellen<br />

zu verschiedenartigsten Spezialprogrammen,<br />

die das virtuelle Modell<br />

als Basis für ihre eigenen Aufgaben<br />

benötigen. Während Spiele lediglich<br />

mehr oder weniger frei erfundene Szenen<br />

enthalten, wie sie mit einfachen<br />

Mitteln herzustellen sind, muss ein<br />

Modell einer realen Stadt natürlich aus<br />

realen Daten erzeugt werden, was eine<br />

Reihe von Problemen mit sich bringt<br />

und mit hohem Aufwand verbunden<br />

ist.<br />

Abb. 2: Kartenähnliche Darstellung der<br />

Kölner Innenstadt aus Luftbildern (mit Genehmigung<br />

des Landesvermessungsamtes<br />

NRW vom 09.11.<strong>2000</strong>, Az.: S 1678/<strong>2000</strong>)<br />

Woher kommen die Daten?<br />

Bilder aus verschiedenen Perspektiven<br />

Luftbilder sind eine gängige Informationsquelle<br />

für Stadtmodelle. Sie werden<br />

nach fest etablierten Methoden<br />

regelmäßig erfasst und liefern eine detailgetreue<br />

Abbildung der Landschaft<br />

aus der Vogelperspektive (siehe Abbildung<br />

2).<br />

Form und Aussehen der Gebäudedächer<br />

sowie die Topographie des<br />

Straßenraums und sonstiger Freiflächen<br />

lassen sich aus Luftbildern geometrisch<br />

genau bestimmen und in das virtuelle<br />

Modell übernehmen. Fassadenfronten<br />

und alle anderen senkrechten Flächen<br />

lassen sich grundsätzlich ebenfalls über<br />

Bildaufnahmen, und zwar vom Boden<br />

aus, erfassen. Allerdings ist der Aufwand,<br />

der hier getrieben werden muss,<br />

sehr hoch und daher nur in besonderen<br />

Fällen gerechtfertigt.<br />

14 FH Mainz Forum 1/2001


Laser-scanning<br />

In den letzten Jahren hat sich ein<br />

neues Messverfahren entwickelt, das<br />

mit Laserstrahlen arbeitet, und zwar<br />

ebenfalls sowohl aus der Luft als auch<br />

von Standpunkten auf der Erde aus.<br />

Die Position eines Messflugzeugs wird<br />

mit Satellitenmesstechnik (GPS) nach<br />

besonderen Verfahren kontinuierlich<br />

genau verfolgt, die Neigung in den verschiedenen<br />

Richtungen über ein Inertialmesssystem<br />

kontrolliert. Wie die Abbildung<br />

3 zeigt, tastet ein Laserstrahl<br />

während des Fluges die Erdoberfläche<br />

ab und liefert die Entfernung zwischen<br />

Flugzeug und Erdoberfläche.<br />

Abb. 3: Flugzeuggestütztes Laser-Scanning<br />

(TopScan Gesellschaft zur Erfassung topographischer<br />

Information mbH, Steinfurt)<br />

Als Ergebnis erhält man eine Wolke<br />

von dreidimensionalen Punkten, die<br />

zur Zeit eine noch eher grobe, in<br />

Zukunft aber mehr und mehr detaillierte<br />

Darstellung der Stadtlandschaft liefern.<br />

In ähnlicher Weise lässt sich das<br />

Messverfahren auch vom Boden aus<br />

einsetzen, wobei jedoch der Aufwand<br />

auch hier unverhältnismäßig höher ist.<br />

Abbildung 4 zeigt ein Gerät, mit dem<br />

Fassaden etc. lasertechnisch erfasst<br />

werden können.<br />

Abb. 4: Laser-Scanner für Bodenaufnahmen<br />

(MENSI S.A., Fontenay-sous-Bois,<br />

Frankreich)<br />

FH Mainz Forum 1/2001<br />

AUS DEN FACHBEREICHEN<br />

Videobefahrung<br />

In jüngster Zeit werden alle größeren<br />

deutschen Städte routinemäßig mit<br />

Messfahrzeugen befahren, die mit einer<br />

Anzahl von Videokameras bestückt<br />

sind und damit sämtliche Straßen aufnehmen.<br />

Auch wenn diese Aufnahmen<br />

nicht für geometrisch genaue Messungen<br />

konzipiert sind, so ist doch zu erwarten,<br />

dass mindestens das Aussehen<br />

von Fassaden etc. aus solchen Bildern<br />

in das virtuelle Modell übernommen<br />

werden kann.<br />

Karten, Pläne, Zeichnungen<br />

Wenn man es mit Siedlungen zu tun<br />

hat, die nicht mehr existieren, muss<br />

man notgedrungen auf alte Unterlagen<br />

zurückgreifen. Oft existieren noch<br />

maßstabsgerechte Pläne, alte Vermessungsunterlagen<br />

oder Zeichnungen und<br />

Fotografien. Wenn die Unterlagen es<br />

Abb. 5: Vermessungsunterlagen von 1832<br />

Abb. 6: Maßstäbliche Zeichnung von etwa 1910<br />

Abb. 7: Virtuelles Modell der<br />

ehemaligen Hauptstraße von<br />

Burtscheid (Diplomarbeit Torsten<br />

Simon, Fachhochschule Mainz)<br />

zulassen, lässt sich auch auf diese Art<br />

und Weise ein ansprechendes Modell<br />

erzeugen, wie die Abbildungen 5,6<br />

und 7 zeigen.<br />

Wo liegen die Probleme?<br />

Jedes Verfahren für sich verfügt meist<br />

über eigene Arbeitsabläufe, nach denen<br />

bestimmte Teilergebnisse zu erreichen<br />

sind. Der Automationsgrad ist<br />

zur Zeit unterschiedlich hoch, in vielen<br />

Fällen ist noch sehr viel Handarbeit<br />

am Computer zu leisten.<br />

Die Herausforderungen liegen deshalb<br />

zunächst darin, den Automationsgrad<br />

der einzelnen Verfahren zu steigern,<br />

um die virtuellen Modelle mit vertretbarem<br />

Zeit- und Kostenaufwand erzeugen<br />

zu können. Die Stadt als Ganzes<br />

ist nämlich ein dynamisches Gebilde,<br />

das an wirtschaftlichen, sozialen<br />

und kulturellen Prozessen teilnimmt<br />

15


und ständigen Veränderungen unterliegt.<br />

Es reicht deshalb nicht aus, ein<br />

virtuelles Modell einer Stadt ein einziges<br />

Mal zu erzeugen, vielmehr ist es<br />

notwendig, diese dauernden Veränderungen<br />

kontinuierlich in das Modell<br />

einzuarbeiten, um es aktuell zu halten.<br />

Wenn nämlich in der Realität z.B. Gebäude<br />

vorhanden sind, im Modell aber<br />

nicht, wird ein solches Modell sehr<br />

schnell unbrauchbar.<br />

Ein zweiter wesentlicher Punkt, an<br />

dem Entwicklungsarbeiten von Nöten<br />

sind, ist die Zusammenführung von<br />

Daten aus unterschiedlichen Quellen.<br />

Diese Daten unterscheiden sich nämlich<br />

in ihrer inneren Struktur<br />

teilweise erheblich, so dass es<br />

alles andere als trivial ist, komplexe<br />

Modelle zu erzeugen, die<br />

alle vorhandenen Informationen<br />

nahtlos integrieren. Vor allem<br />

mit diesem Themengebiet befasst<br />

sich das beschriebene<br />

Forschungsprojekt. Insbesondere<br />

geht es dabei um die Integration<br />

von Laserdaten und digital<br />

prozessierten Bilddaten.<br />

Was wird im Projekt konkret getan?<br />

Das Projekt wird in Zusammenarbeit<br />

mit verschiedenen Partnern bearbeitet,<br />

um von Anfang an den Praxisbezug der<br />

Forschungsarbeiten zu gewährleisten.<br />

Zu den Partnern gehören eine Firma,<br />

die Laserbefliegungen durchführt, die<br />

Technische Universität Stuttgart, die<br />

Computerprogramme für die Simulation<br />

der Funkwellenausbreitung entwickelt<br />

sowie verschiedene Anwender<br />

von digitalen Stadtmodellen, wie z.B.<br />

die Regulierungsbehörde für Telekommunikation<br />

und Post für den Bereich<br />

der Funkwellenausbreitung und die<br />

Universität Trier für den Bereich der<br />

historischen Forschung.<br />

Die Projektarbeit am i3mainz führt in<br />

erster Linie eine Absolventin unserer<br />

spanischen Partnerhochschule Universidad<br />

Politecnica de Valencia durch.<br />

Sie hat bereits ihre Diplomarbeit im<br />

Rahmen des Studierendenaustauschs<br />

am i3mainz im selben Forschungsgebiet<br />

angefertigt, so dass sie entspre-<br />

AUS DEN FACHBEREICHEN<br />

Abb. 8: CAD-Referenzmodell der Kölner Innenstadt<br />

(Diplomarbeiten Falko Dinter und<br />

Sabine Hönig, Fachhochschule Mainz)<br />

chende Vorkenntnisse hat, um das Projekt<br />

angemessen bearbeiten zu können.<br />

Zur Zeit werden erste Untersuchungen<br />

an einem Testgebiet in der Kölner Innenstadt<br />

durchgeführt, für das im Rah-<br />

Abb. 9: Ansicht des Kölner Doms, erzeugt<br />

aus einer Wolke von Laserpunkten (Diplomarbeit<br />

Monica Bordas Vicent, Universidad<br />

Politecnica de Valencia in Zusammenarbeit<br />

mit Fachhochschule Mainz)<br />

men früherer Diplomarbeiten mit konventionellen<br />

Vermessungsmethoden ein<br />

Referenzmodell erzeugt wurde. Diesem<br />

Referenzmodell (Abbildung 8)<br />

werden Laserdaten, die ein Projektpartner<br />

bereit stellt (Abbildung 9) sowie<br />

am Landesvermessungsamt erhältliche<br />

Luftbilddaten (Abbildung 2) gegenüber<br />

gestellt, um so zu Aussagen über die<br />

jeweils spezifischen Eigenschaften zu<br />

kommen. Je nach dem Ergebnis dieser<br />

Untersuchungen sind dann die nächsten<br />

Arbeitsschritte festzulegen.<br />

Wie kommt man zu den Fördermitteln?<br />

Das Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung schreibt jedes Jahr eine<br />

Förderrunde des Förderprogramms<br />

„Anwendungsorientierte Forschung und<br />

Entwicklung an Fachhochschulen“ aus,<br />

um die Forschung an Fachhochschulen<br />

zu unterstützen. Bei einer Laufzeit von<br />

18 Monaten sind Zuwendungen von<br />

bis zu 200.000 DM für Personal- und<br />

Sachausgaben möglich. Leider verfügt<br />

das Förderprogramm nur über unzureichende<br />

Gesamtmittel, so dass nur ein<br />

relativ geringer Bruchteil der beantragten<br />

Projekte auch tatsächlich gefördert<br />

wird.<br />

Um in den Genuss von Fördergeldern zu<br />

kommen, ist zunächst ein ausführlicher<br />

Projektantrag zu stellen, der Auskunft<br />

gibt über den aktuellen Stand der Wissenschaft<br />

in einem speziellen Forschungsgebiet<br />

sowie über die Kompetenz<br />

und die bereits durchgeführten<br />

Vorarbeiten des Projektleiters. Darüber<br />

hinaus muss eine umfangreiche<br />

Vorhabenbeschreibung mit<br />

Projektzielen und detaillierten Arbeits-,<br />

Zeit-, Kosten- und Finanzierungsplänen<br />

vorgelegt werden.<br />

Dieser Antrag durchläuft dann einen<br />

langen Weg über verschiedene<br />

Stationen und wird dabei vor allem<br />

durch Fachgutachter sehr eingehend<br />

geprüft und anschließend<br />

bewertet.<br />

Um überhaupt eine Chance der<br />

Bewilligung zu haben, muss das Projekt<br />

von den Gutachtern in jedem<br />

Fall in die oberste Kategorie „sehr<br />

förderungswürdig“ eingeordnet sein.<br />

Da jedoch von zur Zeit etwa 700<br />

bundesweit eingehenden Anträgen nur<br />

etwa 80 gefördert werden, ist außer der<br />

wissenschaftlichen Qualität des Forschungsvorhabens,<br />

der Unterstützung<br />

durch qualifizierte Projektpartner, der<br />

vorhandenen Infrastruktur und der<br />

Erfüllung vieler weiterer Randbedingungen<br />

ganz einfach auch noch ein<br />

Quentchen Glück nötig, um in die<br />

Kategorie der bewilligten Projekte zu<br />

gelangen. Konkret zeigt sich das daran,<br />

dass unser Antrag im Vorjahr zu einem<br />

ähnlichen Thema ebenfalls das Prädikat<br />

„sehr förderungswürdig“ erhielt,<br />

jedoch mangels Mitteln trotzdem nicht<br />

gefördert wurde.<br />

16 FH Mainz Forum 1/2001


FH Mainz Forum 1/2001<br />

AUS DEN FACHBEREICHEN<br />

Internetbasierte Aus- und Weiterbildung<br />

Forschungsergebnisse am i3mainz<br />

von Klaus Böhm, Ben Fischer, Christoph Schwarz und Volker Stegner<br />

Abb. 1: Ausgangssituation für den Test Abb. 2: Positives Feedback der Benutzerinteraktion<br />

Mit dem Wandel von einer produktions- zu einer dienstleistungsorientierten<br />

Gesellschaft wird zunehmend eine bessere Qualifikation der Bevölkerung<br />

gefordert. Höhere Anforderungen und vermehrter Einsatz von Informations-<br />

und Kommunikationstechnologie bedingen, dass eine ständige Aktualisierung<br />

und Erweiterung von Wissen und Fertigkeiten zunehmend an Bedeutung<br />

gewinnt. Als Konsequenz dieses Trends verschmelzen die ursprünglich<br />

separaten Phasen von Ausbildung und Anwendung immer mehr zu einem<br />

kontinuierlichen, lebenslangen Lern- und Qualifizierungsprozess.<br />

Die zunehmende Leistungsfähigkeit der Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

(IKT) ermöglicht es aus technischer Sicht bereits heute,<br />

neben der Vermittlung von Faktenwissen auch komplexe Zusammenhänge<br />

zu veranschaulichen. Gerade hier bietet sich der Einsatz von Multimedia-<br />

Technologie an. Einen wesentlichen Beitrag leistet das Internet mit seinen<br />

weit verbreiteten Diensten, insbesondere dem World Wide Web (WWW).<br />

Hierüber kann der Zugang zu multimedialen Lernmaterialien mit Standardsoftware<br />

(WWW-Browser) völlig orts- und zeitunabhängig erfolgen.<br />

Man spricht daher nicht mehr von reinem Computer based Training (CBT),<br />

sondern vielmehr von Network based, Internet based oder Web based<br />

Learning and Training.<br />

Beim i3mainz werden derzeit Eigenforschungsprojekte<br />

zur Demonstration<br />

dieser Technologie und zum Aufbau<br />

von wiederverwendbaren Modulen<br />

durchgeführt. Die Kurse wurden mit<br />

dem Werkzeug Macromedia Dreamweaver<br />

entwickelt und sind somit als<br />

Standard-WWW Anwendungen ohne<br />

Plugin oder weitere Software im Internet<br />

einsetzbar. Es wurden für unterschiedliche<br />

thematische Aspekte Kursbeispiele<br />

konzeptioniert und umgesetzt.<br />

Nachfolgend werden exemplarisch drei<br />

Beispiele vorgestellt.<br />

Das Fahrschulkursbeispiel<br />

Mit einem Fahrschulkursbeispiel wurden<br />

verschiedene Möglichkeiten für<br />

die Informationspräsentation und Erläuterung<br />

auf Basis von Animation sowie<br />

Drag&Drop Interaktion erarbeitet.<br />

Hierbei wurden Vorfahrtssituationen<br />

graphisch dargestellt, um dem Anwender<br />

die Möglichkeit zu geben, das<br />

Verständnis der zuvor erlernten Regeln<br />

durch intuitive Interaktion zu<br />

überprüfen.<br />

Beispiel eines interaktiven Tests: Der<br />

Lernende wird einer Verkehrssituation<br />

gegenübergestellt und muss diese<br />

schrittweise mittels Drag&Drop Interaktionen<br />

(Greifen und Loslassen) lösen<br />

(Bild 1). Auf die Interaktion des<br />

Anwenders folgt dann eine visuelle<br />

Darstellung des Ergebnisses. Im negativen<br />

Fall wird der Lernende auf seinen<br />

Fehler hingewiesen. Im korrekten<br />

Fall wird dem Lernenden eine neue<br />

Vorfahrtssituation animiert dargestellt<br />

(Bild 2). Immer wieder neu auf die aktualisierte<br />

Situation reagierend, muss<br />

der Lernende unterschiedliche Vorfahrtsregeln<br />

anwenden, um die Kreuzungen<br />

zu „überfahren“.<br />

<strong>17</strong>


AUS DEN FACHBEREICHEN<br />

Abb. 3: Detaildarstellung der<br />

Grafik und das „ausgeklappte“<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Abb. 4: Semantisches Puzzle<br />

Abb. 5: Durch die Auswahl der<br />

Elemente aus der Liste werden<br />

diese dargestellt<br />

Abb. 6: Die ausgewählten Elemente<br />

müssen anschließend korrekt<br />

positioniert werden<br />

Das Medizinkursbeispiel<br />

Ein Anwendungsbeispiel mit dem<br />

Schwerpunkt der Informationsvermittlung<br />

anhand von Bildinhalten wird aktuell<br />

auf Basis eines Kurses mit medizinischer<br />

Thematik entwickelt (Abbildung<br />

3). In diesem Kursbeispiel werden die<br />

Inhalte vornehmlich in Textform und<br />

anhand von Bildern übermittelt. Für die<br />

Wissensüberprüfung werden z.B. spezielle<br />

semantische Puzzles entwickelt,<br />

welche das Verständnis über die Inhalte<br />

intuitiv und explorativ abfragen.<br />

So gibt es z.B. Übungen, die nach<br />

verschiedenen Elementen fragen, die<br />

man aus einer Liste von Möglichkeiten<br />

auswählen muss, um dann die erscheinenden<br />

grafischen Elemente wie<br />

„Puzzleteile“ in eine „Puzzlegrundform“<br />

zu setzen (Abbildung 4 - Abbildung 6).<br />

Des weiteren gibt es eine Übung, bei<br />

der man eine Original-Fotografie mit<br />

der Maus explorativ erkunden kann.<br />

Bei jedem Aufruf der Übungen wird<br />

per Zufallsauswahl eine von (in diesem<br />

Fall) 3 Fragen angezeigt. Diese<br />

Zufallsauswahl wurde auch für den<br />

Online-Test am Ende des Kurses eingesetzt.<br />

Von insgesamt 16 Fragen werden<br />

jeweils nur 7 Fragen gestellt, so kann<br />

man den Test mehrmals durchführen,<br />

ohne immer wieder die gleichen Fragen<br />

beantworten zu müssen.<br />

Die inhaltliche Basis für diesen Kurs<br />

lieferte der „Dr. Reinhard Kaden Verlag,<br />

Heidelberg.<br />

Der EDV Grundlagenkurs<br />

Für die Wissensvermittlung von theoretischen<br />

Inhalten wurde ein Beispielkurs<br />

aus einer EDV-Grundlagenvorlesung<br />

von Prof. Dr. Böhm entwickelt.<br />

Der Fokus liegt hierbei in der kurzweiligen<br />

Aufbereitung der theoretischen<br />

Inhalte sowie in der kontinuierlichen<br />

Wissensüberprüfung von kleinen Lerneinheiten.<br />

Der Kurs „Zahlensysteme“ beschäftigt<br />

sich inhaltlich mit einem Teil<br />

des Stoffes der EDV-Grundlagenvorlesung,<br />

eben den verschiedenen Zahlensystemen,<br />

insbesondere Dezimal-, Dual-<br />

und Hexadezimalsystem. Es wurde<br />

18 FH Mainz Forum 1/2001


eine Gliederung in vier Kapitel vorgenommen.<br />

Zunächst wird auf das Thema<br />

„Zahlensysteme“ allgemein eingegangen<br />

und die drei wichtigen, oben<br />

genannten, Systeme vorgestellt. Das<br />

zweite Kapitel beschäftigt sich mit der<br />

Umrechnung von einem Zahlensystem<br />

in ein anderes. Im dritten Kapitel wird<br />

die Addition und Subtraktion im Dual-<br />

und Hexadezimalsystem erklärt, und<br />

im vierten Kapitel erfolgt eine Vertiefung<br />

dieser Thematik und eine Erklärung<br />

des rechnerinternen Rechnens.<br />

Für die Bearbeitung des Kurses stehen<br />

zwei Varianten zur Wahl:<br />

Zum einen kann der Kurs linear und<br />

von Anfang bis Ende wie ein Buch<br />

„durchgeblättert“ werden. Mit den Pfeilsymbolen<br />

blättert man jeweils eine<br />

Seite vor oder zurück. Durch das sogenannte<br />

„Jump Menü“ können die<br />

einzelnen Abschnitte auch direkt angesprungen<br />

werden (Abbildung 7). Die<br />

Erklärung des Lernstoffes erfolgt auf<br />

textlicher Basis. Aufgelockert wird das<br />

Ganze durch eine Vielzahl von Übungen,<br />

die nach einem Zufallsprinzip inhaltlich<br />

wechseln können. Sprachlich<br />

ist der Kurs bewusst locker gehalten,<br />

um einen Kontrast zum doch recht<br />

trockenen Thema zu bilden.<br />

Bei der zweiten Variante beantwortet<br />

der Benutzer zunächst - ohne vorher<br />

den Kurs betrachtet zu haben - eine Art<br />

„Test“ mit einer Anzahl von Fragen. Je<br />

nach Erfolg bei der Beantwortung der<br />

Test-Fragen bekommt der Benutzer<br />

im Anschluss einen speziell auf ihn<br />

zugeschnittenen Kurs geliefert. Hat<br />

er beispielsweise Fragen allgemeiner<br />

Art zu Zahlensystemen richtig beantwortet,<br />

so erscheint dieser „Baustein“<br />

nicht mehr im späteren „personalisierten<br />

Kurs“, weil der Benutzer offenbar<br />

damit vertraut ist. Er kann jetzt nur<br />

innerhalb dieses besonderes Kurses<br />

navigieren, auch das o.g. „Jump Menü“<br />

wird entsprechend verändert.<br />

Nach Beendigung des „personalisierten<br />

Kurses“ muss abermals ein Test absolviert<br />

werden. Falls hierbei immer noch<br />

Defizite erkennbar sind, wird wiederum<br />

AUS DEN FACHBEREICHEN<br />

ein entsprechender Kurs automatisch<br />

erzeugt und dem Studenten bereit gestellt.<br />

Der Kurs passt sich damit dem<br />

Wissensstand des Benutzers an.<br />

Ein Testlauf mit 22 Studierenden hat<br />

zu folgenden für die Zukunft motivierenden<br />

Ergebnissen geführt:<br />

Das Kursdesign wurde mehrheitlich (15<br />

von 22) als „gut“ bewertet, das gleiche<br />

gilt für die Bewertung der Übersichtlichkeit<br />

des Kurses. <strong>21</strong> Personen hielten die<br />

erklärenden Texte für „verständlich“ oder<br />

„sehr verständlich“. 20 Studenten empfanden<br />

die Benutzer- und Menüführung<br />

als „sehr klar“ oder „klar“.<br />

Anhand der erreichten Punktzahlen im<br />

Test vor dem Kurs und denen im<br />

Test nach Durchlauf des Kurses kann<br />

man den erreichten Lernfortschritt gut<br />

ablesen: Der Anfangstest wurde mit<br />

Abb. 7:<br />

Kurs allgemein<br />

Abb. 8:<br />

Kurs mit<br />

einfacher<br />

Übung<br />

durchschnittlich 42 von 90 Punkten<br />

(47%) absolviert. Im abschließenden<br />

Test dagegen erreichten die Teilnehmer<br />

im Schnitt 72 von 90 Punkten<br />

(80%). Die größte Steigerung erreichte<br />

dabei ein Student, der seine Punktzahl<br />

im Anfangstest, nämlich 20 Punkte,<br />

um 70 Punkte steigerte und schließlich<br />

die Höchstpunktzahl von 90 erhielt.<br />

Die Umsetzung der oben beschriebenen<br />

Kursmodule erfolgte im Rahmen<br />

von Diplomarbeiten in enger Zusammenarbeit<br />

mit dem Fraunhofer Institut<br />

für Graphische Datenverarbeitung in<br />

Darmstadt.<br />

FH Mainz Forum 1/2001 19


AUS DEN FACHBEREICHEN<br />

Das Gesicht in der Menge –<br />

Der Weg zur Gestaltung des Auftritts des<br />

Instituts für Unternehmerisches Handeln<br />

von Matthias Eickhoff<br />

Jeder kennt die Situation: Man ist eingeladen<br />

und lernt viele neue Menschen<br />

kennen, spricht mit ihnen über<br />

dies und das, löst das eine oder andere<br />

Problem der Welt mehr oder minder<br />

nebenbei und verbringt alles in allem<br />

einen einigermaßen vergnüglichen<br />

Abend–Small Talk. Mit etwas Abstand<br />

erinnert man sich nicht mehr an die<br />

zum Teil sicherlich austauschbaren Inhalte,<br />

wohl aber an einzelne Gesprächspartner,<br />

während andere längst spurlos<br />

im Einheitsgrau der kommunikativen<br />

Beliebigkeit versunken sind.<br />

Den Schritt von der flüchtigen Begegnung<br />

in das Bewusstsein der Gesprächspartner<br />

zu schaffen, ist eine<br />

der großen Herausforderungen unserer<br />

an Reizen und Veränderungen so<br />

überreichen Zeit. Diese Aufgabe stellte<br />

sich auch dem Institut für Unternehme-<br />

risches Handeln, das im vergangenen<br />

Jahr um die gleichnamige Stiftungsprofessur<br />

herum entstanden war.<br />

Der Begriff der ‚Unternehmensgründung’<br />

könnte eine ebenso inflationäre<br />

Entwicklung erfahren, wie seit Jahren<br />

die ‚Innovation’. Nach jahrelanger Abstinenz<br />

hat ein Gründerboom auch<br />

die Hochschulen erfasst, die das Thema<br />

in unterschiedlicher Art und Intensität<br />

aufgegriffen haben – von der singulären<br />

Informationsveranstaltung bis<br />

hin zum ganzheitlichen Ausbildungs-<br />

und Trainingskonzept, vom Technologietransfer<br />

über Inkubator-Angebote<br />

bis hin zu Angeboten ‚im freien Markt’<br />

für ‚jedermann’.<br />

Homepage des Instituts für<br />

unternehmerisches Handeln<br />

Das Institut für Unternehmerisches<br />

Handeln hat in der Ausarbeitung seiner<br />

Grundstrategie versucht, diesem Umstand<br />

durch die Besonderheit der Ausrichtung<br />

Rechnung zu tragen. Nicht<br />

Gründung steht im Vordergrund, denn<br />

mit deren Vollzug sind die Probleme<br />

nicht abgeschlossen. Nicht mittelständische<br />

Unternehmen bilden den Ansatzpunkt,<br />

denn der Weg dorthin ist<br />

ebenso bedeutsam, wie der Erhalt der<br />

Fähigkeit zu unternehmerischer Initiatitve<br />

in wachsenden und großen Unternehmen<br />

in einem sich dynamisch wandelnden<br />

Umfeld. Unternehmerisches<br />

Handeln in all seinen Phasen und<br />

Erscheinungsformen in ganzheitlicher<br />

Perspektive zu vermitteln, erreichte<br />

zum Gründungszeitpunkt – mit Ausnahme<br />

von ein oder zwei privaten<br />

Anbietern – eine Alleinstellung unter<br />

den Angeboten der deutschen Hochschullandschaft.<br />

20 FH Mainz Forum 1/2001


Hierin lag eine besondere Herausforderung<br />

der Gestaltung der äußeren<br />

Erscheinungsformen der Identität. Der<br />

inhaltliche Anspruch verbot eine bloße<br />

Umsetzung des ‚Start-Ups’ mit neuen<br />

Mitteln.Vielmehr musste der ganzheitliche<br />

Anspruch deutlich werden, andererseits<br />

aber auch die Lücken und<br />

Provisorien auf dem Weg zur Unternehmens-Sicherung<br />

und der Umgang<br />

mit der Frage der unternehmerischen<br />

Ernte.<br />

Die darin zu bewältigenden Spannungen<br />

lassen sich z.B. über die folgenden<br />

Begriffspaare beschreiben und in Ansätzen<br />

fassbar machen, die gleichermaßen<br />

die inhaltlichen Spannungen wie die<br />

organisatorische Einbindung des Instituts<br />

beschreiben:<br />

• Festhalten oder Verändern<br />

• Tradition oder Fortschritt<br />

• Seriosität oder Dynamik<br />

• Experimentierfreude oder Kompetenz<br />

• Handeln oder Ausweichen<br />

• Einzelkämpfer oder Team-Player<br />

• FH-Zugehörigkeit oder Eigenständigkeit<br />

Das Briefing für die Studentengruppe<br />

sprach diese Punkte an, ließ aber die<br />

Antwort im Einzelnen offen, um möglichst<br />

breit die Möglichkeiten gestalterischer<br />

Ansätze zu erfahren. Das Ergebnis,<br />

das die Studierenden dem IUH präsentierten,<br />

war dementsprechend breit<br />

gefächert und es übertraf die Erwartungen<br />

bei weitem!<br />

FH Mainz Forum 1/2001<br />

AUS DEN FACHBEREICHEN<br />

Der Herausforderung, aus der Vielzahl<br />

möglicher Gestaltungsansätze den einen<br />

auszuwählen, der die Ideen und<br />

Möglichkeiten des Instituts für Unternehmerisches<br />

Handeln (IUH) am<br />

besten tragen könnte, stellte sich eine<br />

Jury aus:<br />

Dr. Michael Morath, Präsident der<br />

Fachhochschule Mainz<br />

Prof. Dr. Matthias Riedel, FB Gestaltung<br />

der FH Mainz und Mitglied<br />

der Leitung des IUH<br />

Peter Friedrich, Geschäftsführender<br />

Gesellschafter <strong>Gutenberg</strong>werk für<br />

Bürobedarf und Erasmusdruck GmbH,<br />

Mitglied des Beirates des IUH<br />

Konstanze Jutzi, Referentin im Wirtschaftsdezernat<br />

der Stadt Mainz<br />

Prof. Dr. Matthias Eickhoff,<br />

Geschäftsführender Leiter des IUH<br />

Die Auswahl des Entwurfs von Frau<br />

Vera Reithmann beruhte dabei vor allem<br />

darauf, mit dem gewählten Logo<br />

in Kombination mit dem Kürzel bzw.<br />

dem Schriftzug des Instituts eine große<br />

Eigenständigkeit und Wiedererkennbarkeit<br />

erzielen zu können. Der Bogen<br />

über dem Dreieck verband für die<br />

Juroren darüber hinaus den inneren<br />

Widerspruch unternehmerischen Handelns<br />

als einem Prozess „schöpferischer<br />

Zerstörung“ (Schumpeter) in idealer<br />

Weise mit dem Institut und seiner<br />

Aufgabe.<br />

Die Aufgabe der Schaffung einer Corporate<br />

Identity als Ganzes ist damit<br />

für das Institut für Unternehmerisches<br />

Handeln nicht abgeschlossen. Mit der<br />

Auswahl eines Erscheinungsbildes ist<br />

aber ein wichtiger erster Schritt ge-<br />

macht, um den Aufbau einer eigenständigen<br />

Identität formal zu unterstützen<br />

und damit eine äußerlich wie inhaltlich<br />

eigenständige Rolle im Wettbewerb<br />

zu finden. Allen Studenten, die bei diesem<br />

Schritt mit ihren Ideen mitgewirkt<br />

haben, sei an dieser Stelle noch einmal<br />

ganz herzlich für ihre hervorragenden<br />

Arbeiten und ihr Engagement gedankt!<br />

IUH-Broschüre<br />

<strong>21</strong>


AUS DEN FACHBEREICHEN<br />

„IUH“ – Herausarbeiten eines konzeptionellen<br />

Ansatzes<br />

von Roland Siegrist<br />

Die erste Hürde, die bei diesem Projekt<br />

zu nehmen war, war der Name „Institut<br />

für Unternehmerisches Handeln“<br />

oder abgekürzt IUH, sprich Juuu. Ein<br />

sperriger Name, mit dem sich kaum arbeiten<br />

ließ, und die Abkürzung klingt<br />

eher wie die Namensgebung für einen<br />

pädagogisch wertvollen Spielzeugladen.<br />

Jedoch die Hürde wurde im Laufe<br />

der Arbeit immer kleiner. Es zeigte<br />

sich, dass sich damit doch ein Briefpapier<br />

gestalten ließ, das kommunikativ<br />

und praktikabel ist, dass sich die<br />

Abkürzung sehr wohl für ein Schriftzeichen<br />

oder Signet verwenden ließ.<br />

Der gestalterische Prozess weichte die<br />

Hindernisse auf, die konzeptionelle<br />

Vorgehensweise war die Grundlage zur<br />

Projektlösung der beteiligten Studierenden.<br />

Die nächste Hürde, die uns im Wege<br />

zu stehen schien, war das Thema Business.<br />

Unternehmertum wurde nicht von<br />

vornherein als positiv bewertet, insbesondere<br />

das Vermitteln von Unternehmertum.<br />

Es galt als ein trockenes<br />

Thema und in keiner Weise kreativ.<br />

Jedoch entdeckten wir bald gleiche<br />

und ähnliche Parameter, wie sie auch<br />

bei gestalterischen Berufen vorkommen:<br />

Kreativität im Sinne der Problemlösung,<br />

Effizienz, Organisation, Vorstellungsvermögen,<br />

Geduld und eben<br />

Unternehmertum im Sinne von Suchen<br />

und Entdecken. Je weiter das Projekt<br />

gedieh, umso mehr wurde der konzeptionelle<br />

Ansatz herausgearbeitet.<br />

Ein letztes Obstacle, das zu überwinden<br />

war, schien der Auftraggeber, denn ob<br />

er unseren Vorstellungen folgen würde,<br />

war ungewiss. Diese Unsicherheit ist<br />

ein typisches Merkmal bei der Arbeit<br />

des Gestalters, für die Studierenden<br />

war es jedoch eine erste Erfahrung,<br />

eben eine Erfahrung, die bei Drittmittelprojekten<br />

wunderbar gemacht werden<br />

kann. Es stellte sich heraus, die<br />

Sorgen waren völlig umsonst. Der Auftraggeber<br />

äußerte sich sehr zufrieden<br />

und konnte die vorgelegten Konzepte<br />

nachvollziehen. Ein Entwurf wurde<br />

ausgewählt. Ich denke, dass die beteiligten<br />

Studierenden mit diesem Projekt<br />

eine professionelle Erfahrung gemacht<br />

haben.<br />

22 FH Mainz Forum 1/2001


AUS DEN FACHBEREICHEN<br />

„Spiegelungen“ und „Projektionen“<br />

Ein Foto-Projekt von Designstudenten des 3. Semesters<br />

von Jörg Osterspey<br />

Foto: Isabel Lopez-Gil<br />

Omnipräsentes Medium<br />

Da die Fotografie als Medium auf Abbildbarkeit<br />

angewiesen ist, wurde ihr<br />

immer ein höherer Realitätsanspruch<br />

zugewiesen als der Malerei. Davon<br />

lebte sie, wenn es um den Anspruch<br />

des Dokumentarischen ging, und dies<br />

war auch ihre Einschränkung, die ihr<br />

lange die Anerkennung als autonome<br />

Kunst verwehrte. Die frühen Erfinder<br />

der Fotografie, Daguerre und Fox Talbot,<br />

gingen davon aus, dass sich in<br />

der Fotografie die Natur selbst abbilde,<br />

was zur Folge hatte, dass in<br />

der Wahrnehmung der Zeitgenossen<br />

der Fotograf hinter seiner Arbeit bzw.<br />

seinem Werk zurücktrat. Heute ist die<br />

Fotografie in gleicher Weise eine Technik<br />

zur Erzeugung trivialer Bilder wie<br />

auch ein Medium zur Erzeugung differenziertester<br />

künstlerischer Bildwirkungen.<br />

Die Fotografie ist als Bildmedium<br />

inzwischen so omnipräsent, dass<br />

sich bisweilen Widerwillen einstellt ob<br />

der fotografisch erzeugten Bilderflut.<br />

In einer Zeit, in der jeder fotografiert,<br />

muss die Frage gestellt werden, welchen<br />

Stellenwert die Fotografie in der<br />

Bildung und Ausbildung visuell orientierter<br />

Berufe haben kann.<br />

Fotografie ist eine Schule des Sehens,<br />

die sich in der Regel zu ihrer Umsetzung<br />

in Bilder technischer Apparaturen<br />

und chemischer Verfahren bedienen<br />

muss. Die Technik erlaubt Blicke<br />

in Welten, die mit dem „bloßen Auge“<br />

nicht zu entdecken sind oder die trivialste<br />

Repetition von schon tausendfach<br />

Gesehenem. Das gilt für die physische<br />

und psychische Betrachtungsweise<br />

gleichermaßen. Verkürzt kann man<br />

sagen, die Fotografie ist ein Medium<br />

zur Aneignung der Welt und der Aufbewahrung<br />

von Erinnerung. Es mag<br />

Millionen von Bildern des schiefen<br />

Turms von Pisa oder des Eiffelturms<br />

geben, erst durch ein eigenes Foto<br />

vergewissert sich der Betrachter selbst<br />

und anderen, am Ort gewesen zu sein.<br />

Von dieser Form der Selbstvergewisse-<br />

rung und Erinnerungsarbeit, die dann<br />

in Fotoalben begraben oder in exzessiven<br />

Dia-Abenden gefeiert wird, sind<br />

wir alle betroffen – als Täter oder<br />

Opfer; davon lebt eine ganze Industrie.<br />

Foto: Elena Antonin<br />

FH Mainz Forum 1/2001 23<br />

Hintergrundfoto: Daniela Fischer


24<br />

Foto: Tanja Kley<br />

AUS DEN FACHBEREICHEN<br />

Schule des Sehens<br />

Fotos begleiten uns von Kindheit an<br />

durch unser ganzes Leben, ob wir dies<br />

wollen oder nicht. Uns scheint das<br />

fotografische Bild und die Tätigkeit<br />

des Fotografierens, vulgo „Knipsen“<br />

genannt, allzu vertraut. Mit einigen<br />

Ausnahmen ist dies der Erfahrungsstand,<br />

den auch Studenten bei Beginn<br />

ihres Studiums mitbringen. Im Laufe<br />

des Studiums muss sich jede Studentin<br />

und jeder Student entscheiden, wo<br />

denn nun ihre oder seine Schwerpunkte<br />

und Neigungen liegen und wie<br />

sie oder er nach dem Studium<br />

in den Beruf einsteigen<br />

will. Verschiedene Felder,<br />

die sich selbstverständlich<br />

überlappen<br />

und miteinander<br />

vernetzt sind und alle eine konzeptionelle<br />

Denkweise voraussetzen, stehen<br />

dafür zur Verfügung: die Typografie,<br />

die Textkonzeptionen und -inhalte in<br />

visuelle Formen übersetzt und sich<br />

im freien Spiel mit der Schriftform<br />

auch von diesen Inhalten lösen kann,<br />

bildschaffende Medien und Techniken<br />

wie Zeichnen, Illustration, Malen u.s.w.<br />

und eben auch Fotografie, Grafik Design,<br />

das Typografie und bildschaffende<br />

Medien entweder zweidimensional<br />

zusammenbringt oder dreidimensional<br />

in den Raum stellt, und die neuen „Medien“,<br />

in denen die drei vorgenannten<br />

Bereiche in unterschiedlichen Anteilen<br />

und Gewichtungen um die Audio-<br />

Komponente, die Bewegung in der<br />

Zeit und durch Interaktivität erweitert<br />

werden. Es ist in dieser Betrachtung<br />

FH Mainz Forum 1/2001


FH Mainz Forum 1/2001<br />

Foto: Bernd Walter<br />

gleichgültig, welchen Anteil die Umsetzung<br />

mit Computern hat.<br />

Geht man nun davon aus, dass die<br />

Gestaltung von Inhalten mit Schriftformen<br />

und Schriftkontrasten zur Grundausstattung<br />

des Metiers gehört, dann<br />

bleibt bei der Erzeugung von Bildern<br />

die Wahl zwischen einer mehr manuellen<br />

Bilderzeugung, die auch eine<br />

bestimmte Begabung bzw. Motorik erfordert,<br />

und einer „technischen Bilderzeugung“<br />

wie der Fotografie. Diese ist<br />

zumindest manuell leichter zu erlernen<br />

(die rein digitale Bilderzeugung ist<br />

der dritte Bereich). Damit kein Miss-<br />

AUS DEN FACHBEREICHEN<br />

verständnis entsteht: Alle Gestaltung<br />

erfordert eine gewisse Begabung, viel<br />

Lust und Neugier auf die Welt, viel<br />

Fleiß und Engagement bei der Umsetzung.<br />

Den Studentinnen und Studenten,<br />

die ihre Stärken nicht in der „manuellen“<br />

Bilderzeugung sehen, drängt sich<br />

die Fotografie geradezu auf. Und damit<br />

beginnen sogleich die Missverständnisse,<br />

weil Fotografie gesagt wird und<br />

„knipsen“ gemeint ist.<br />

Fotografie setzt visuelle Bildung voraus<br />

und erzeugt sie gleichzeitig im<br />

Arbeitsprozess. Sie setzt detaillierte<br />

Kenntnisse der Arbeitsmaterialien und<br />

-techniken voraus, und diese müssen<br />

im ständigen Experiment „erfahren“<br />

werden, und sie setzt den Mut und<br />

Willen voraus, das Format und den<br />

Geist des Knipsbildchens zu sprengen<br />

um erst so zum „Bild“ zu kommen.<br />

In der Fachrichtung Design beginnen<br />

Studentinnen und Studenten im 1. Semester<br />

mit einem Grundkurs in Fotografie,<br />

in dem, so weit es die Zeit<br />

und die Größe der Gruppen zulässt,<br />

die wesentlichen Kamera- und Dunkelkammertechniken<br />

vermittelt werden.<br />

Gleichzeitig werden sie an medienspezifische<br />

Bildwirkungen herangeführt.<br />

25


Foto: Ulrike Ginkel<br />

Nach der neuen Prüfungsordnung ist<br />

die Fotografie im Grundstudium dann<br />

ein mehrfach belegbares Wahlpflichtfach,<br />

und im Hauptstudium kann sie<br />

in verschieden Angeboten vertieft werden.<br />

Kreativer Prozess der Bildfindung<br />

Die beiden hier vorgestellten Projekte<br />

„Projektionen“ und „Spiegelungen“ wurden,<br />

betreut von Friedel Jörger und<br />

Jörg Osterspey, im dritten Semester<br />

realisiert und sollten den Studierenden<br />

AUS DEN FACHBEREICHEN<br />

sowohl technische Fähigkeiten vermitteln,<br />

als auch, als weit wichtigerer<br />

Aspekt, sie mit der Erzeugung von<br />

Bildwirkungen vertraut machen, die<br />

durch andere Medien so nicht erreicht<br />

werden können. Beide Themen sollten<br />

nur Katalysatoren für assoziative Fantasie<br />

und Ausgangspunkt für einen<br />

intensiven kreativen und technischen<br />

Prozess der Bildfindung sein.<br />

Zu Beginn der Arbeit standen konzeptionelle<br />

Überlegungen, die zuerst verbal<br />

formuliert, dann schriftlich fixiert<br />

Foto: Christine Russ<br />

Foto: Czilla Gyertyanosi<br />

und in Skizzenbüchern ausgearbeitet<br />

wurden. Die Skizzenbücher dienten<br />

dann später als begleitende Arbeitsdokumentation<br />

und zeigten sehr schön die<br />

ständige Rückkopplung von Konzeption<br />

und visueller Ausformung. Dies<br />

scheint mir der wesentliche Ansatz<br />

einer Beschäftigung mit Fotografie zu<br />

sein, wenn man nicht Berufsfotograf<br />

werden will, und dies ist nicht das<br />

Ziel der Ausbildung: die Auseinandersetzung<br />

mit Bildideen und Komposition,<br />

mit den Helligkeitskontrasten und<br />

feinen Graustufen der Schwarzweiß-<br />

26 FH Mainz Forum 1/2001


Fotografie und der Emotionalität der<br />

Farbe.<br />

Die weitgehende Beschränkung auf<br />

die Schwarzweiß-Fotografie war Absicht,<br />

Farbfotografie allerdings nicht<br />

verboten, wenn sie für eine spezielle<br />

Bildwirkung unabdingbar war.<br />

Technisch ruht die Fotografie auf zwei<br />

Säulen, der optischen und der chemischen<br />

Komponente. Mit den neuen<br />

digitalen Kameras verlagert sich die<br />

Chemie bzw. die Dunkelkammerarbeit<br />

auf die elektronische Ebene. Die Fotografie<br />

wird noch schneller, als sie ohnehin<br />

schon ist. In der „Gebrauchsfotografie“<br />

wird sich die digitale Fotografie<br />

mittelfristig durchsetzen und die „Chemiefotografie“<br />

verdrängen. Wir brauchen<br />

jedoch beides. Die Ausarbeitung<br />

in der Dunkelkammer erfordert Akribie<br />

und Zeit und bestimmt in wesentlichen<br />

Teilen die spätere Bildwirkung.<br />

So ist ein Plädoyer für die Dunkelkammerarbeit<br />

auch ein Plädoyer für<br />

„Langsamkeit“, die für alle kreativen<br />

Prozesse wichtiger ist als oberflächliche<br />

Schnelligkeit.<br />

Die vorgestellten Arbeiten sind nur<br />

ein kleiner Teil der Ausbeute dieses<br />

Kurses. Alle Studentinnen und Studenten<br />

haben eine erstaunlich große<br />

Ausdauer und Energie gezeigt, um ihre<br />

Bildwelten zu entwickeln. Sie haben<br />

zwar die Fotografie nicht neu erfunden,<br />

aber viele haben sie als Medium für<br />

sich gefunden.<br />

Foto: Alice Imiela<br />

AUS DEN FACHBEREICHEN<br />

Foto: Marc Voss<br />

Foto: Tanja Schmidt<br />

FH Mainz Forum 1/2001 27


AUS DEN FACHBEREICHEN<br />

Opfer unter der Glasglocke – Ausstellung zum<br />

Thema „Sexualisierte Gewalt gegen Frauen“<br />

Ausstellungsorte: Walpodengalerie <strong>21</strong>, Katholische Studentengemeinde (KSG) Mainz<br />

sowie öffentliche Räume in Mainz, 18. – 28.11. <strong>2000</strong><br />

von Sabine Neumann<br />

Heikles Thema<br />

Im Frühjahr <strong>2000</strong> traten Frau Croisille<br />

und Frau Diehl vom „Notruf für vergewaltigte<br />

Mädchen, Mainz“ mit uns<br />

in Kontakt mit dem Anliegen, eine<br />

Ausstellung zum Thema »sexualisierte<br />

Gewalt« zu organisieren und zu gestalten.<br />

Anlass für die Anfrage war der<br />

anstehende »Internationale Tag gegen<br />

Gewalt an Frauen« am 25. November<br />

des gleichen Jahres.<br />

Obwohl ich Zweifel hatte, ob eine<br />

künstlerisch-gestalterische Auseinandersetzung<br />

mit einem so heiklen Thema<br />

sinnvoll sei, entschloss ich mich,<br />

eine Projektarbeit hierzu für alle Studierenden<br />

der Studiengänge Design<br />

und Medien-Design anzubieten.<br />

Bei den Studierenden fand dieses Angebot<br />

reges Interesse – erstaunlicherweise<br />

war der Anteil der teilnehmenden<br />

Männer sogar höher als der der<br />

Frauen.<br />

Die Vorstellungen und Wünsche über<br />

die Produktionsergebnisse gingen notwendigerweise<br />

weit auseinander. Wie<br />

„künstlerisch“, wie „frei“ sollten die<br />

Exponate geraten? Wie hoch konnte<br />

ihr Verschlüsselungsgrad sein, ohne<br />

für den Beschauer den Bezug zum<br />

Thema zu verlieren? Information und<br />

Aufklärung auf der einen Seite, Appell<br />

und Emotionalität auf der anderen, zuletzt<br />

die schlüssige, funktionale und ästhetische<br />

Form des Designs als Behälter<br />

dieses widersprüchlichen Gemischs<br />

– das waren die Herausforderungen, die<br />

die Materie an uns stellte. Zwar war<br />

den Studierenden die Wechselwirkung<br />

zwischen Inhalt und Form keineswegs<br />

unbekannt – hier aber wurde sehr deutlich,<br />

wie stark Design einerseits die<br />

verschiedenen Interessen seiner Auftragsklientel<br />

bedient und sich im Fahrwasser<br />

gesellschaftlicher Erwartungen<br />

bewegt, und wie es andererseits die<br />

einmalige, die herausragende Form<br />

suchen muss, um in der Bilder- und<br />

Informationsflut heutiger Prägung zu<br />

bestehen. Denn gerade die Problematik<br />

„Gewalt“ macht klar: nur Besonderes,<br />

Herausragendes, nur das „Andere“ hat<br />

Wirkung auf den zeitgenössischen, von<br />

Katastrophen und Gemetzeln kaum<br />

noch berührbaren Betrachter.<br />

Kann ein Inhalt wie „Gewalt“ über das<br />

Dokumentarische hinaus überhaupt „gestalterisch“,<br />

also optisch ansprechend,<br />

gar „schön arrangiert“ dargeboten werden,<br />

ohne sich den Vorwurf der Verlogenheit<br />

zuzuziehen? Adelt die „schöne<br />

Form“ letztlich nicht auch das Grausame?<br />

Wir konnten davon ausgehen, dass<br />

wir wohlmeinenden Außenstehenden<br />

nicht entfernt in der Lage wären, die<br />

schrecklichen Erfahrungen jener Frauen<br />

wiederzugeben oder nachzuempfinden,<br />

die sexualisierter Gewalt ausgesetzt<br />

sind oder waren. Können wir uns<br />

als Nicht-Betroffene erlauben, das Ge-<br />

28 FH Mainz Forum 1/2001


schehen und damit verbundene Gefühle<br />

in eine für die gesellschaftliche Wahrnehmung<br />

„gültige“ Form zu gießen?<br />

Die gestalterische Arbeit konnte<br />

überhaupt erst sinnvollen Eingang in<br />

das Projekt finden, nachdem der Spielraum<br />

zwischen allzu persönlichem Engagement<br />

und allzu plakativem Allgemeinplatz<br />

ausgelotet war. Dies geschah<br />

von Anfang an in zahlreichen<br />

tiefgehenden Diskussionen mit und<br />

unter den Studierenden, für die man<br />

sich auch über den Unterrichtsrahmen<br />

hinaus viel Zeit nahm. Jede/jeder Studierende<br />

trug ihren/seinen eigenen, engagierten<br />

Beitrag zum langwierigen<br />

und oft zähen Prozess der Formfindung<br />

bei. Obwohl die Gruppe jedes Zwischenergebnis<br />

begutachtete und erörterte<br />

und durch ihr kritisches Potential<br />

eine gewisse Vorfeld-Sicherheit in die<br />

Genese des Einzelwerks brachte, war<br />

dessen letztliches Ausfeilen allein Sache<br />

des Einzelnen. Die Bereitschaft,<br />

sich selbst trotz des „Scheinwerferlichts“<br />

einer Ausstellung nicht von den<br />

anderen abheben zu wollen und sich<br />

mit der eigenen Arbeit verantwortungsbewusst<br />

in den Dienst einer relevanten<br />

gesellschaftlichen Problematik zu stellen,<br />

muss allen Teilnehmenden klar<br />

bescheinigt werden. Sind im folgenden<br />

einige Werke exemplarisch herausgehoben,<br />

soll das die Qualität der Nicht-<br />

Erwähnten nicht mindern.<br />

Käseglocke, Papierkleid und<br />

Wohnzimmerecke<br />

Ein gewichtiger Anteil der ausgestellten<br />

Arbeiten verwendet gängige Dokumentationsformen<br />

wie Fotografien, Zeitungsartikel<br />

und Tonaufnahmen. Sie<br />

weisen als informative „Originale“ sehr<br />

direkt auf Prozesse sexualisierter Gewalt,<br />

besitzen einen gewissen Anschein<br />

der „Objektivität“ durch die Medialisierung<br />

ihrer Botschaft und gehen<br />

auch in der Form als umgearbeitete<br />

Ausstellungsobjekte weitestgehend subjektiven<br />

Betroffenheitsappellen ihrer<br />

(„Neu“-)Schöpfer aus dem Weg.<br />

Beispielhaft ist die Arbeit von Christoph<br />

Felbinger. Unter einer Käseglocke<br />

liegt gut sichtbar ein Diktier-<br />

FH Mainz Forum 1/2001<br />

AUS DEN FACHBEREICHEN<br />

gerät, das die authentische Tonbandaufnahme<br />

einer betroffenen Frau abspielt,<br />

die über die von ihr erlebte<br />

Vergewaltigung berichtet. Erst durch<br />

ein Anheben der Glocke lässt sich<br />

das Erzählte verständlich hören. Das<br />

Ausstellungsobjekt rückt das Opfer in<br />

den Vordergrund, gibt ihm vermeintlich<br />

geschützten Raum zur Artikulation<br />

des Schreckens. Dies wäre nichts<br />

Selbstverständliches: gilt doch oft genug<br />

das nahezu faszinierte Interesse<br />

der Öffentlichkeit dem Täter und dessen<br />

dunklen Antrieben. Ambivalent<br />

kommt jedoch die Funktion der Käseglocke<br />

daher. So wie sie schützt,<br />

isoliert sie auch, so wie das Opfer<br />

sich schirmt, so schirmt das gesellschaftliche<br />

Umfeld sich oder die Betroffene<br />

ab, grenzt den Problemfall<br />

aus dem gesellschaftlichen Raster des<br />

„wohlfunktionierenden“ Menschen aus.<br />

Dieser Stigmatisierung des Opfers<br />

nähert sich Gundi Prinz in ihrer Arbeit,<br />

die wie übrigens alle Exponate der<br />

Ausstellung ohne Titel blieb, auf eine<br />

Weise, die sich an der massenmedialen<br />

Wahrnehmung des Zeitgenossen orientiert.<br />

Aus unzähligen Zeitungsartikeln,<br />

die Berichte über Vergewaltigungen<br />

enthielten, nähte sie ein Kleid, dass,<br />

versteift wie das leere Produkt einer<br />

Häutung, als beschriebener weiblicher<br />

Torso im Zentrum des Ausstellungsraumes<br />

am Ballplatz „belesen“ werden<br />

konnte.<br />

Stefan Bachmanns großformatige Farbfotografien<br />

zeigen „anonyme“ Frauen<br />

an der gekachelten unterirdischen S-<br />

Bahn-Station Frankfurt-Flughafen. Jener<br />

Raum ist für den Fotografen nicht<br />

allein Beobachtungskorridor seiner Kamera,<br />

der ihm den neutralen Vergleich<br />

der darin platznehmenden Individuen<br />

liefert, sondern er ist assoziativ mit<br />

Vorahnungen behaftet. Wie bewusst ist<br />

wohl eine solche Situation der Kälte,<br />

der Eingeschlossenheit, der Abwaschbarkeit<br />

des Ambientes für ein sorgfältiges<br />

Foto gewählt? Die Station ist<br />

ein unbehaglicher Warteraum, den die<br />

Frauen mit Geschichte und Ängsten<br />

anfüllen, und erst die Wechselwirkung<br />

zwischen Umgebung und der darin<br />

befindlichen Frau schafft die Bedroh-<br />

lichkeit. Wären die Frauen erleichtert,<br />

wenn sie wüssten, dass nur eine nichtdenkende<br />

Kamera sie sieht?<br />

Eine Anzahl von Arbeiten entstand<br />

gemeinsam aus der Gruppe. Dazu gehören<br />

vierzehn hochglanzpoliert gerahmte<br />

statistische Aussagen zum Thema<br />

Vergewaltigung, in deren Sprache<br />

gleichermaßen Dokumentation wie Appell<br />

enthalten ist.<br />

Weiter findet man aneinandergereihte<br />

Holzschubladen mit darin eingeordneten<br />

inhaltsbezogenen Zeitungsartikeln<br />

aus den letzten fünf Jahren, die man<br />

durchstöbern und lesen kann. Oder<br />

man nimmt die Schubladen nur als<br />

„Ordnungsbehälter“ wahr. Gesammeltes<br />

und Archiviertes macht einen nahezu<br />

wissenschaftlichen Eindruck, der einen<br />

beruhigt. Jemand hat sich sorgfältigst<br />

des Problems angenommen und<br />

nichts wird vergessen werden. Mit diesem<br />

behaglichen Gefühl schließt auch<br />

der Sammler seine Beute weg, um<br />

sich dem Sammeln anderer Probleme<br />

zuzuwenden.<br />

29


Raumgreifend schuf die Gruppe in<br />

einer größeren Ecke der Ausstellung<br />

in der Walpodenstraße die Inszenierung<br />

einer alltäglichen Wohnzimmeratmosphäre,<br />

ein »trautes Heim« mit Sofa,<br />

Tischchen und Fernseher, tapeziert,<br />

teppichausgelegt, mit gedämpfter Muffigkeit.<br />

Ein verschwiegener, intimer<br />

»Tatort«!<br />

Ein gewichtiger Teil des Projekts wurde<br />

im öffentlichen Raum realisiert.<br />

An einem Bretterzaun einer<br />

Großbaustelle in der Mainzer<br />

Fußgängerzone konnte eine Fläche<br />

von zwei auf drei Meter gestaltet<br />

werden. Hier wurde bezugnehmend<br />

auf die Wohnzimmeratmosphäre der<br />

Walpodenstraße mit der gleichen Tapete<br />

wie dort gearbeitet. Ein aufgedruckter<br />

Text lautete: »27 % aller<br />

Sexualstraftaten finden an öffentlichen<br />

Plätzen statt“. Eine davor angebrachte<br />

Fenstergardine weist zur Antwort auf<br />

die Frage, wo der kleine Rest der<br />

übrigen 73% sich zuträgt.<br />

Die Stadt Mainz genehmigte weiter,<br />

AUS DEN FACHBEREICHEN<br />

für die Zeit der Ausstellung Plakate<br />

am Höfchen aufzustellen. Hier gab es<br />

drei im Siebdruck erstellte Plakate von<br />

Falko Ohlmer zu sehen, die stilisierte<br />

Frauenportraits zeigen. Sie sind mit<br />

»Schuldstempeln« versehen, etwa mit<br />

Aufschriften wie „Was bist Du auch<br />

da lang gegangen?“, mit Zuweisungen<br />

also, die die den häufig hilflosen Umgang<br />

mit der Tatsache der Vergewaltigung<br />

vor Augen führen und die Unfähigkeit,<br />

den Opfern Hilfe zu bringen.<br />

Gute Resonanz<br />

In vieler Hinsicht war die Ausstellung<br />

erfolgreich! Zum einem war es für die<br />

Studierenden eine große ästhetische<br />

Herausforderung und nützliche berufliche<br />

Erfahrung. Die Fähigkeit, ein<br />

Projekt in Tag- und Nachtschichten<br />

und über lange Zeiträume zu planen<br />

und es mit viel Biss zuende zu bringen,<br />

ist von Nutzen im Berufsleben der<br />

Deignerin/des Designers, die/der einen<br />

geregelten „Feierabend“ nicht kennt.<br />

Die Resonanz der Besucherinnen und<br />

Besucher auf die Inhalte und die Form<br />

ihrer Präsentation fielen sehr positiv<br />

aus. Dies dürfte bestätigend für die Studierenden<br />

sein und motivierend, weiter<br />

auch gesellschaftlich brisante Themen<br />

aufzugreifen bzw. sich ihnen zu stellen.<br />

Den Pressetermin nahmen viele Interessengruppen<br />

wahr, um sich über das Projekt<br />

zu informieren. Verschiedene Tageblätter,<br />

u.a. die „Allgemeine Zeitung“<br />

Mainz und „Mainzer Rhein-Zeitung“,<br />

veröffentlichten sehr ausführliche und<br />

lobende Artikel zur Ausstellung. Ein<br />

kleiner Bericht über unsere Ausstellung<br />

wurde sogar im Fernsehen des<br />

Südwestfunks gesendet.<br />

Mit dem „Notruf“ wird in den nächsten<br />

Tagen über eine Wanderausstellung<br />

diskutiert. Dass wir Täter oder<br />

Opfer erreichen konnten oder einfach<br />

die Öffentlichkeit ein wenig zum Nachdenken<br />

anregen konnten, bleibt uns<br />

nur zu hoffen.<br />

30 FH Mainz Forum 1/2001


Zweite MBA Graduation-Party im Schloss Waldthausen<br />

von Ursula Funke<br />

„Ein Stück praktische Wirtschaftsförderung“<br />

Das Zusammenwachsen Europas und<br />

die stetig zunehmende Globalisierung<br />

der Märkte führen dazu, dass immer<br />

mehr Unternehmen Bedarf an international<br />

und praxisnah ausgebildeten<br />

Fach- und Führungs(nachwuchs)kräften<br />

haben.<br />

Der MBA, die Abkürzung für „MA-<br />

STER IN BUSINESS ADMINISTRA-<br />

TION“, ist der Abschluss eines Postgraduierten-Studiums<br />

für Hochschulabsolventen<br />

aller Studienrichtungen.<br />

Seit September 1997 bietet die Fachhochschule<br />

Mainz, Fachbereich III:<br />

Wirtschaftswissenschaften, diesen Aufbaustudiengang<br />

in Kooperation mit<br />

der britischen University of Bradford<br />

und NIMBAS (Niederländisches Institut<br />

für MBA-Studien in Utrecht) an.<br />

NIMBAS, ein Associate College der<br />

University of Bradford, organisiert die<br />

Bradford MBA-Programme auf dem<br />

europäischen Kontinent. NIMBAS ist<br />

beim AMBA (Associate of MBAs)<br />

FH Mainz Forum 1/2001<br />

FH MAINZ INTERNATIONAL<br />

in London akkreditiert (diese Anerkennung<br />

haben auf dem europäischen<br />

Festland nur 14 Institutionen erhalten).<br />

Im <strong>Januar</strong> diesen Jahres erleuchteten<br />

wieder die Lichter in Schloss Waldthausen:<br />

Zum zweiten Mal konnten 25 Absolventinnen<br />

und Absolventen des zweijährigen,<br />

praxisorientierten Teilzeit-Studiengangs<br />

MBA im Rahmen einer festlichen<br />

‚Graduation Party‘ gebührend<br />

gefeiert werden, nachdem sie bereits<br />

im Dezember <strong>2000</strong> – in traditionellem<br />

Gewande – an der Bradford Universität<br />

ihre Urkunden in Empfang genommen<br />

hatten.<br />

Nach der Begrüßung durch die Studiengangsleiterin<br />

in Mainz, Frau Prof.<br />

Dr. Ursula Funke, den Präsidenten<br />

der Fachhochschule Mainz, Herrn Dr.<br />

Michael Morath, sowie die Präsidentin<br />

von NIMBAS (Associate College<br />

der University of Bradford), Frau Dr.<br />

Joséphine Borchert-Ansinger, sprach<br />

der Festredner des Abends, Herr Hans-<br />

Artur Bauckhage, stellvertretender Ministerpräsident<br />

und Minister für Wirtschaft,<br />

Verkehr, Landwirtschaft und<br />

Feierliches Abschlusszeremoniell<br />

an der University of Bradford<br />

Weinbau Rheinland-Pfalz, über das<br />

Thema ‚Hochschule und Wirtschaft –<br />

Theorie für die Praxis‘: „Wir brauchen<br />

eine Praxis, die offen ist für<br />

Erkenntnisse der Theorie. Und wir<br />

brauchen vor allem eine Theorie, die<br />

mehr ist als reine Wissensvermittlung<br />

ohne jeden praktischen Bezug. Hier<br />

wird auf vorbildliche Weise Theorie<br />

für die Praxis vermittelt.“ Als besonders<br />

wichtig betonte er die Bereitschaft<br />

zum lebenslangen Lernen, zur<br />

beruflichen Weiterbildung und Zusatzqualifikation<br />

und lobte das MBA-Programm<br />

der Fachhochschule Mainz als<br />

„ein Stück praktische Wirtschaftsförderung“.<br />

Hervorragender Ranking-Platz<br />

Der MBA-Absolvent Dipl.-Ing. Christian<br />

Sobottka beschrieb die vergangenen<br />

zwei Jahre als „wild, interessant<br />

und anstrengend“ und betonte in seiner<br />

Rede den Wunsch der Gruppe, sich<br />

weiter zu entwickeln und besser zu<br />

sein, denn „wir haben festgestellt, dass<br />

dieses im Team leichter geht und vor<br />

allem mehr Spaß macht“. Er empfand<br />

31


es oft als eine Bereicherung, dass die<br />

Kommilitonen „keineswegs zu homogen,<br />

zu glatt oder zu uniform“ waren<br />

und beschrieb die Gruppe als „bunte<br />

Mischung aus Industrie (13 Branchen,<br />

z.B. Versicherungen und Banken, IT<br />

und Telekom, Maschinenbau und Automobil,<br />

Chemie und Food, Werbung<br />

und Design, Beratung und Handel),<br />

Funktionen, Lebensalter und familiären<br />

Situationen.“ Als ebenso vielfältig beschrieb<br />

er die verschiedenen Motivationen,<br />

an dem MBA-Programm teilzunehmen.<br />

Sein Fazit: „Der Titel MBA<br />

ist kein Garant für Erfolg. Dennoch:<br />

Unsere Lebenseinstellung, kombiniert<br />

mit den Inhalten des MBA und den Erfahrungen<br />

aus Berufstätigkeit und Erstausbildung,<br />

ist eine gute Kombination<br />

für die nächsten beruflichen Schritte<br />

nach vorne. Wir sind mit dem MBA<br />

noch mehr zu einem guten Produkt geworden<br />

und wir treffen den Markt im<br />

richtigen Moment. Es ist ein günstiger<br />

v.r.n.l.: Prof. Dr. Ursula Funke, Frans<br />

Louis Isrif, Prof. Dr. Joséphine Borchert-<br />

Ansinger, Drs. Christiaan van Welsenes,<br />

Dagmar Lehr bei der Feier im Schloss<br />

Waldthausen<br />

AUS DEN FACHBEREICHEN<br />

Zeitpunkt, daraus Kapital zu schlagen,<br />

den Return zu realisieren“.<br />

Der MBA der Universität Bradford,<br />

in englischer Sprache von zumeist britischen<br />

Experten gelehrt, gehört laut<br />

offiziellem Ranking zu den besten Europas.<br />

Das offizielle Ranking der englischen<br />

University Business Schools<br />

weist das University of Bradford Management<br />

Centre unter den drei besten<br />

aus, zusammen mit der London Business<br />

School und der Warwick Business<br />

School.<br />

Annähernd zwei Drittel der Professoren<br />

des in Schloss Waldthausen stattfindenden<br />

MBA-Studiengangs kommen<br />

vom University of Bradford Management<br />

Centre, etwa ein Viertel von<br />

anderen ausgewählten britischen, amerikanischen<br />

und kanadischen Universitäten<br />

und Business Schools. Zu den<br />

Dozenten gehören namhafte Experten,<br />

z.B. Professor Dennis Meadows von<br />

der University of New Hampshire, USA<br />

(Environmental Management) und Professor<br />

John Oakland vom European<br />

Centre for Total Quality Management<br />

in Bradford (TQM).<br />

Das MBA-Studium ist sehr praxisorientiert,<br />

denn die Business Schools<br />

unterhalten – ähnlich wie die Fachhochschulen<br />

– in Forschung und Lehre<br />

stets engen Kontakt zur Wirtschaft.<br />

Fach- und Führungskräfte können somit<br />

problemorientiert auf internationale<br />

wirtschaftliche Funktionen vorbereitet<br />

werden. Lehrinhalte und Lernmethoden<br />

sind in hohem Maß aufeinander<br />

abgestimmt und ermöglichen dadurch,<br />

in kurzer Zeit ein möglichst breit angelegtes<br />

Wissensfeld sowie die Prinzipien<br />

des General Managements zu<br />

vermitteln. Neben den notwendigen<br />

wissenschaftlichen Studiengrundlagen<br />

werden die Wechselbeziehungen und<br />

Funktionsmechanismen aller Unternehmensbereiche,<br />

die Führungs- und Kommunikationstechniken<br />

sowie auch alle<br />

aktuellen wirtschaftlichen Problemstellungen<br />

in die Programminhalte einbezogen.<br />

Nebenbei werden die ‚High-<br />

„Damals haben mir spontan einige<br />

Dinge gut gefallen, die dann später<br />

meine Entscheidung für NIMBAS<br />

begründeten. Zum einen habe ich<br />

eine Gruppe von sehr unterschiedlichen,<br />

netten, offenen Menschen angetroffen,<br />

die in völlig entspanntem<br />

Umgang mit den Professoren wie<br />

unter Kollegen zusammenarbeiteten.<br />

So etwas hatte ich zuvor bei meinem<br />

Studium an der Uni immer vermisst<br />

und war von dem Modell sofort begeistert.<br />

Zum anderen wurden die<br />

Themen, die ich bei meinem kurzen<br />

Gastspiel aufschnappen konnte, mit<br />

Leidenschaft diskutiert und erarbeitet.<br />

Dieses war so, weil die Themen<br />

für die Teilnehmer eine wirkliche Bedeutung<br />

hatten. Ein wichtiger Mehrwert<br />

entstand offensichtlich nicht nur<br />

aus dem akademischen Input, sondern<br />

auch aus dem Austausch unterschiedlicher<br />

Erfahrungen der Teilnehmer.“<br />

Dipl.-Ing. Christian Sobottka,<br />

MBA-Abolvent, in seiner Rede bei<br />

der Graduation-Party<br />

Potentials‘ in Team- und Kommunikationsfähigkeit<br />

geschult, denn jeder<br />

Studierende arbeitet zwischen den Vorlesungstagen<br />

in ‚Study groups‘, deren<br />

5-7 Teilnehmer verschiedener Nationalität<br />

und Fachrichtung angehören.<br />

Zulassungsvoraussetzungen sind ein<br />

Fachhochschul- oder Universitätsabschluss,<br />

eine mindestens dreijährige<br />

einschlägige Berufstätigkeit, sehr gute<br />

schriftliche und mündliche englische<br />

Sprachkenntnisse, das Bestehen des<br />

Aufnahmetests in der jeweiligen Muttersprache<br />

und ein persönliches Interview<br />

in englischer Sprache.<br />

Weitere Informationen sind zu erhalten<br />

im Büro für Sonderstudiengänge<br />

an der Fachhochschule Mainz,<br />

Frau Diplom-Betriebswirtin (FH)<br />

Dagmar Lehr, An der Bruchspitze 50,<br />

55122 Mainz, Telefon: 06131/628 169,<br />

Fax: 06131/628 288.<br />

32<br />

FH-Präsident Dr. Michael Morath im<br />

Gespräch mit der Dekanin des Fachbereiches<br />

Wirtschaftswissenschaften,<br />

Frau Prof. Claudia Grenzmann<br />

FH Mainz Forum 1/2001


FH Mainz Forum 1/2001<br />

FH MAINZ INTERNATIONAL<br />

Summer School along the River Rhine<br />

Ein gemeinsames Projekt der rheinland-pfälzischen Fachhochschulen<br />

von Ulla Plate<br />

Wie kann man amerikanische Studierende motivieren, zu einem Studienaufenthalt<br />

nach Deutschland zu kommen? Diese Frage stellten sich die Leiterinnen<br />

und Leiter der Akademischen Auslandsämter der rheinland-pfälzischen Fachhochschulen<br />

bereits vor mehreren Jahren. Das Problem ist an den meisten<br />

deutschen Hochschulen gleichgelagert: Für viele unserer Studierenden sind die<br />

USA nach wie vor ein „Traumziel“ für ein Auslandsstudium. Amerikanische<br />

Studierende dagegen streben so gut wie gar nicht zu einem Studium ins<br />

Ausland, ja viele verlassen nicht einmal den eigenen Bundesstaat. Den großen<br />

Teich zu überqueren und noch dazu in ein Land zu reisen, wo Englisch nicht<br />

die Muttersprache ist, das ist für sehr viele junge Amerikaner unvorstellbar.<br />

Nun hat Rheinland-Pfalz seit 1997 eine Partnerschaft mit dem Bundesstaat<br />

South Carolina, die auch im Hochschulbereich mit Leben erfüllt werden soll.<br />

Einige Hochschullehrer knüpften schnell Kontakt und schon bald fanden sich<br />

Studierende, die an einem Studienaufenthalt an einer der neuen Partnerhochschulen<br />

im Süden der USA interessiert waren. Einige versuchten es zunächst<br />

mit einem „Schnupperaufenthalt“ im Rahmen von Sommerkursen und kamen<br />

begeistert zurück. Inzwischen absolvieren drei Mainzer BWL-Studierende ein<br />

Studienjahr an der Lander University, angehende Bauingenieure recherchierten<br />

für ihre Diplomarbeit an der Clemson University. In all den Jahren haben<br />

wir es aber nicht geschafft, Studierende aus South Carolina nach Rheinland-<br />

Pfalz zu locken. Dies wäre jedoch nicht nur im Sinne einer lebendigen<br />

Partnerschaft wichtig, sondern würde auch für unsere Studierenden weitere<br />

Vorteile bringen. Zwar werden rheinland-pfälzische Studierende in South<br />

Carolina wie Landeskinder behandelt und bezahlen nur die sog. „instate<br />

tuition“ (Studiengebühr für Bürger aus South Carolina), sollte jedoch ein<br />

„eins-zu-eins-Austausch“ zustande kommen, könnten unsere Studierende auf<br />

der Basis eines „tuition swap“ an der Partnerinstitution in South Carolina<br />

gebührenfrei studieren. Dieses Ziel sollte also anvisiert werden.<br />

Besuch im Römerschiff-Museum<br />

in Mainz<br />

Die Idee<br />

Zusammen mit meinen Kolleginnen<br />

und Kollegen von den anderen rheinland-pfälzischen<br />

Fachhochschulen wurde<br />

die Idee geboren, für Studierende<br />

aus South Carolina eine gemeinsame<br />

Summer School anzubieten. Die jungen<br />

Leute sollten unsere Sprache und<br />

die deutsche Kultur kennen lernen und<br />

gleichzeitig etwas über das Partnerland<br />

Rheinland-Pfalz erfahren.<br />

Gesagt-getan – voller Enthusiasmus<br />

machten wir uns an die Planung dieses<br />

Pilotprojektes. Ich erklärte mich<br />

bereit, die Gesamtkoordination zu<br />

übernehmen und als Ansprechpartnerin<br />

zur Verfügung zu stehen. Damit<br />

halste ich mir jede Menge Arbeit zusätzlich<br />

auf, die jedoch – falls sich das<br />

Projekt als erfolgreich erweisen würde<br />

– eine solide Grundlage für weitere<br />

Kurse dieser Art sein könnte.<br />

Die Planung<br />

Zunächst musste die Finanzierung geklärt<br />

werden. Die Sommerkursteilnehmer<br />

sollten nicht durch zu hohe Kosten<br />

abgeschreckt werden, daher musste<br />

33


Im Büro des Ministerpräsidenten<br />

auch der Preis für den Kurs attraktiv<br />

sein. Erfreulicherweise konnten wir<br />

das rheinland-pfälzische Ministerium<br />

für Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung<br />

für unsere Idee gewinnen und<br />

erhielten eine ansehnliche Finanzspritze<br />

für unser Gemeinschaftsprojekt.<br />

Wir wollten den Studierenden aus<br />

South Carolina das Partnerland Rheinland-Pfalz<br />

vorstellen und beschlossen<br />

daher, dass der dreiwöchige Kurs auch<br />

an verschiedenen Orten stattfinden sollte.<br />

Wir einigten uns auf eine Dreiteilung,<br />

in der die Fachhochschulen<br />

wie folgt zusammenarbeiten wollten:<br />

1. Woche Mainz und Bingen, 2. Woche<br />

Ludwigshafen und Worms, 3. Woche<br />

Koblenz, Kaiserslautern und Trier. In<br />

den ersten beiden Wochen sollte der<br />

Sprachunterricht jeweils an vier Tagen<br />

in Mainz und Ludwigshafen stattfinden.<br />

Der fünfte Tag wurde jeweils<br />

von den Fachhochschulen Bingen und<br />

Worms gestaltet. Die Wochenenden<br />

waren für die Transfers zu den nächsten<br />

Veranstaltungsorten vorgesehen.<br />

In der dritten Woche sollte in der<br />

ersten Wochenhälfte der abschließende<br />

Kursteil in Koblenz angeboten werden,<br />

dann fuhren die Kursteilnehmer weiter<br />

nach Kaiserslautern. Dort waren einige<br />

Freizeitaktivitäten vorgesehen sowie<br />

ein Tagesausflug nach Trier. In Kaiserslautern<br />

endete die Summer School.<br />

Alle Transfers sollten möglichst mit<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln laufen –<br />

zum einen aus Kostengründen, zum<br />

anderen weil „public transport“ ja zum<br />

FH MAINZ INTERNATIONAL<br />

Leben in Deutschland einfach dazu<br />

gehört. Die Unterbringung sollte in Jugendherbergen<br />

erfolgen, die – wie ich<br />

inzwischen gelernt habe – Jugendgästehäuser<br />

heißen und sehr komfortabel<br />

und ansprechend ausgestattet sind. Sie<br />

haben nichts mehr mit den muffigen,<br />

alten Häusern mit riesigen Schlafsälen<br />

zu tun, die ich noch aus meiner Kindheit<br />

in Erinnerung habe. (Allerdings<br />

konnten unsere Gäste später gar nicht<br />

verstehen, dass es zum Frühstück weder<br />

Kaffee noch schwarzen Tee gab,<br />

sondern nur Früchtetee oder Milch!)<br />

Es handelt sich hierbei sicherlich um<br />

ein ungewöhnliches Programm, das<br />

sich von den Sommerkursen anderer<br />

Hochschulen unterscheidet. Diese finden<br />

in der Regel am betreffenden Hochschulort<br />

statt und es werden von dort<br />

aus Exkursionen in die nähere und<br />

weitere Umgebung angeboten.<br />

Die Werbung<br />

Als die Grobplanung stand, wurden Plakate<br />

und Faltblätter gedruckt, um entsprechend<br />

die Werbetrommel rühren<br />

zu können. Bei meinen Besuchen an<br />

verschiedenen Hochschulen in South<br />

Carolina (vgl. Forum 1/<strong>2000</strong>) hatte<br />

ich Gelegenheit, das Programm unserer<br />

gemeinsamen Summer School<br />

<strong>2000</strong> along the River Rhine persönlich<br />

vorzustellen. Dabei habe ich gemerkt,<br />

wie wichtig die persönlichen Kontakte<br />

tatsächlich sind. Die meisten Teilnehmer<br />

kamen schließlich auch von den<br />

Hochschulen, die ich besucht hatte.<br />

Es stellte sich als äußerst schwierig<br />

heraus, an den anderen Hochschulen<br />

die richtigen Ansprechpartner zu finden,<br />

die das Programm auch wirklich<br />

bekannt machen würden. Auch die<br />

Bemühungen des MBWW und der<br />

Commission of Higher Education in<br />

South Carolina waren leider nicht sehr<br />

erfolgreich. Ich möchte mich aber dennoch<br />

an dieser Stelle ausdrücklich bei<br />

Elisabeth Bittner und Dr. Günter Gros<br />

vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft<br />

und Weiterbildung Rheinland-<br />

Pfalz sowie bei ihrem Kollegen David<br />

Loope von der Commission of Higher<br />

Education in South Carolina für ihre<br />

Unterstützung bedanken.<br />

Da unsere Summer School auch in<br />

der Broschüre „Sommerkurse <strong>2000</strong><br />

an deutschen Hochschulen“ des Deutschen<br />

Akademischen Austauschdienstes<br />

angeboten wurde, gingen bei mir<br />

auch Anfragen aus aller Welt ein, obwohl<br />

der Teilnehmerkreis eigentlich<br />

auf Studierende aus South Carolina beschränkt<br />

war. Als wir jedoch merkten,<br />

dass das Interesse aus South Carolina<br />

nicht groß genug war, um den Kurs<br />

zu füllen, haben wir auch Bewerber<br />

von unseren europäischen Partnerhochschulen<br />

und aus aller Welt zugelassen.<br />

Schließlich waren im Kurs folgende<br />

Nationen vertreten: USA 13 (South<br />

Carolina / 12, Arkansas / 1), Mexiko<br />

1, Litauen 2.<br />

Der Teufel steckt im Detail<br />

Ich möchte an dieser Stelle nicht auf<br />

die tausend Details eingehen, die man<br />

bei der Organisation eines solchen Programms<br />

berücksichtigen muss. Dabei<br />

spielt es wahrscheinlich eine untergeordnete<br />

Rolle, ob das Programm für<br />

15 oder für 50 Teilnehmer organisiert<br />

wird. Fest steht nur, dass man, wenn<br />

man so etwas zum ersten Mal macht,<br />

viel Lehrgeld zahlen muss, aber auch<br />

viele wertvolle Erfahrungen sammeln<br />

kann.<br />

Die Woche in Mainz<br />

Ich möchte vielmehr noch ein wenig<br />

von der Woche berichten, die die Sommerkursteilnehmer<br />

in Mainz verbracht<br />

34 FH Mainz Forum 1/2001


haben. Anreisetag war der 1. Juli, ein<br />

Samstag. Die jungen Leute kamen zu<br />

ganz unterschiedlichen Zeiten auf dem<br />

Frankfurter Flughafen an. Wir hatten<br />

mit studentischen Tutoren einen Abholservice<br />

organisiert, bei dem zu vier<br />

verschiedenen Zeiten unsere Studenten<br />

jeweils eine Gruppe Sommerkursteilnehmer<br />

am Flughafen abgeholt und<br />

zum Jugendgästehaus begleitet haben.<br />

Das hat prima geklappt und nachdem<br />

die Zimmer bezogen waren, fanden<br />

sich schließlich alle – Sommerkursteilnehmer,<br />

Tutoren und ich – zu einem ersten<br />

Treffen und Kennenlernen im Tagungsraum<br />

der Jugendherberge ein. Bereits<br />

bei der ersten Begrüßungsrunde<br />

stellte sich heraus, dass die Deutschkenntnisse<br />

der Teilnehmer sehr unterschiedlich<br />

waren, teilweise erschreckend<br />

gering, um nicht zu sagen gleich<br />

Null. Die Teilnahmevoraussetzung war<br />

mindestens ein Jahr Deutschunterricht<br />

an der High School oder der Universität,<br />

aber diejenigen, die gerade mal<br />

diese Mindestvoraussetzung erfüllten,<br />

waren nicht in der Lage auch nur einen<br />

Satz in der Fremdsprache zu sagen.<br />

Es war daher völlig abwegig, auch<br />

nur daran zu denken, irgendwelche<br />

Informationen zum Kurs oder zum Programmablauf<br />

in deutsch rüberbringen<br />

zu wollen. Hinzu kam noch, dass einige<br />

aufgrund der Zeitverschiebung<br />

sicherlich müde und daher nicht mehr<br />

besonders aufnahmefähig waren. Aus<br />

diesem Grund hatten wir auch für den<br />

Abend kein Programm mehr vorgesehen.<br />

Die Tutoren standen für spontane<br />

Unternehmungen zur Verfügung, was<br />

auch von einigen dankbar angenommen<br />

wurde (das deutsche Bier wollte<br />

ja schließlich probiert werden!).<br />

Am späten Sonntag Vormittag fand<br />

ich mich dann wieder in der Jugendherberge<br />

ein, um den Kurs zu einer<br />

Stadtführung abzuholen. Durch den<br />

sommerlichen Volkspark konnten wir<br />

bei strahlendem Sonnenschein in die<br />

Altstadt spazieren, wo am Museum<br />

für antike Schifffahrt der Stadtführer<br />

auf uns wartete. Glücklicherweise hatte<br />

ich die Führung in Englisch gebucht,<br />

sonst hätten vermutlich die<br />

FH Mainz Forum 1/2001<br />

FH MAINZ INTERNATIONAL<br />

meisten überhaupt nichts davon gehabt.<br />

Anschließend fuhren wir mit der<br />

Straßenbahn nach Gonsenheim zum<br />

Barbecue in der lauschigen Grillecke<br />

des Standortes An der Bruchspitze.<br />

Dort hatten Sabine Klebig und die<br />

Tutoren schon alles vorbereitet. Es waren<br />

auch einige Gonsenheimer Hochschullehrer<br />

und zahlreiche ausländische<br />

Studierende gekommen. Da auch<br />

der Sprachunterricht am Standort An<br />

der Bruchspitze stattfinden sollte, war<br />

dies ein guter Start für das Programm.<br />

Der Abend stand wieder für gemeinsame<br />

Aktivitäten mit den Mainzer Studierenden<br />

zur Verfügung.<br />

Der Kursverlauf<br />

Der Kurs wurde mit einer kurzen<br />

Begrüßung durch den Vizepräsidenten<br />

eröffnet und begann dann für einige<br />

mit einem Schock: der Deutschunterricht<br />

fand in deutscher Sprache statt!<br />

Viele verstanden erst mal nur Bahnhof!<br />

Als ich die Kursteilnehmer nachmittags<br />

traf, musste ich sie erst mal<br />

beruhigen und ihnen versprechen, den<br />

Deutschlehrer zu bitten, das Niveau<br />

etwas nach unten zu schrauben! Aller<br />

Anfang ist eben schwer! Am späten<br />

Nachmittag stand dann ein Besuch von<br />

Landtag und Staatskanzlei auf dem Programm.<br />

Das war offensichtlich für alle<br />

sehr interessant, zumal wir auch das<br />

Zimmer das Ministerpräsidenten sehen<br />

konnten und sogar an seinem Schreibtisch<br />

Platz nehmen durften. Beim<br />

anschließenden Empfang durch Regierungssprecher<br />

Walter Schumacher im<br />

Weinkeller der Landesregierung saßen<br />

wir dann bei Wein und leckerem Essen<br />

eine ganze Weile zusammen und<br />

haben geplaudert.<br />

Nach dem Unterricht am zweiten Vormittag<br />

war ein Besuch beim ZDF vorgesehen.<br />

Leider ließ uns Petrus an diesem<br />

Tag völlig im Stich und wir wurden<br />

auf dem Weg zum Lerchenberg<br />

(mit Straßenbahn und Bus) klatschnass.<br />

Da das Wetter den ganzen Nachmittag<br />

nicht mitspielte, konnten wir auch leider<br />

nicht die Außenanlagen besichtigen<br />

und mussten uns auf die Studios<br />

beschränken. Die anschließende kurze<br />

Führung in der Mainzer Altstadt<br />

Aufarbeitung des Besuches durch den<br />

Deutschlehrer fiel aufgrund des durchnässten<br />

Zustandes der Kursteilnehmer<br />

etwas knapper aus als vorgesehen, da<br />

alle nur noch zurück ins Jugendgästehaus<br />

wollten.<br />

Exkursion nach Bingen<br />

Der Mittwoch lag in der Verantwortung<br />

der Fachhochschule Bingen. Ein<br />

Mainzer Tutor begleitete die Gruppe<br />

mit der Bahn nach Bingen, wo sie<br />

die Stadt und die Fachhochschule kennen<br />

lernten. Am Abend fanden sog.<br />

„home stays“ statt: jeweils 2-3 Sommerkursteilnehmer<br />

wurden von Binger<br />

oder Mainzer Hochschulangehörigen<br />

zu sich nach Hause eingeladen, um<br />

einen Eindruck zu bekommen, wie wir<br />

hier leben. Die Resonanz war sehr positiv.<br />

Da ich selber diese „home stays“<br />

im Ausland schon häufiger erleben<br />

durfte, weiß ich, wie beeindruckend<br />

es für internationale Gäste ist, diese<br />

35


Einblicke (seien sie nun positiv oder<br />

negativ) ins Leben der anderen Kultur<br />

zu erhalten.<br />

Betriebsbesichtigung bei Schott<br />

Am späten Donnerstagnachmittag stand<br />

nach dem Unterricht noch eine Besichtigung<br />

bei Schott auf dem Programm,<br />

die für die jungen Leute sehr interessant<br />

war. Der Freitag als letzter Tag der<br />

ersten Kurswoche sollte auch einen<br />

gewissen Abschluss des Unterrichts<br />

bringen, nach dem der Kursleiter auch<br />

eine Bewertung abgab. Der Nachmittag<br />

– es war der erste freie Nachmittag<br />

in Mainz – wurde von den Kursteilnehmern<br />

für Shopping und Sightseeing<br />

genutzt. Abends gab es auf dem Grillplatz<br />

des Jugendgästehauses noch eine<br />

Farewell-Party, bevor es am Samstagvormittag<br />

weiter ging nach Ludwigshafen<br />

– natürlich mit der Deutschen<br />

Bahn!<br />

Kritik<br />

Es war eine sehr anstrengende, aber<br />

auch besonders interessante Woche.<br />

Im Nachhinein mussten wir feststellen,<br />

dass das Programm in Mainz zu vollgepackt<br />

war. Die jungen Leute hatten<br />

im Grunde zu wenig Zeit zum Lernen<br />

oder um mal was auf eigene Faust<br />

zu unternehmen. Leider ist auch der<br />

Sprachunterricht sowohl in Mainz, als<br />

auch an den anderen Kursorten nicht<br />

optimal gelaufen. Das Unterrichtsniveau<br />

war zu hoch angesetzt, die drei<br />

Sprachdozenten haben nicht flexibel<br />

reagiert und haben vor allem nicht<br />

miteinander kommuniziert, um Informationen<br />

und Erfahrungen über die<br />

Teilnehmer auszutauschen.<br />

Fazit<br />

Trotz allem haben unsere jungen Gäste<br />

eine positive Bilanz über ihren Aufenthalt<br />

gezogen. Sie haben viel von unserem<br />

Bundesland kennen gelernt (auch<br />

wenn einige gerne in den knapp drei<br />

Wochen noch München oder Berlin besucht<br />

hätten!) und ganz sicher auch ein<br />

wenig deutsche Sprache und Kultur<br />

mitgenommen. Auch die zahlreichen<br />

Standortwechsel wurden im Grunde<br />

FH MAINZ INTERNATIONAL<br />

nicht negativ gesehen. Das einzige Problem<br />

dabei war das große Gepäck, das<br />

einige dabeihatten. Ich hatte nicht erwartet,<br />

dass Studenten für drei Wochen<br />

mit so vielen und vor allem schweren<br />

Gepäckstücken reisen würden. Beim<br />

nächsten Kurs sollte man es so organisieren,<br />

dass das Gepäck mit Autos von<br />

einem Standort zum nächsten transportiert<br />

werden sollte, während die<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer öffentliche<br />

Verkehrsmittel benutzen.<br />

Wir haben am Ende des Kurses Evaluierungsbögen<br />

ausgeteilt und ausgewertet.<br />

Insgesamt wurde unser Pilotprojekt<br />

zu einer gemeinsamen Summer<br />

School als gelungen beurteilt und zur<br />

Weiterführung empfohlen. Ganz besonders<br />

bewährt hat sich die Mitwirkung<br />

der studentischen Tutoren. Ihnen<br />

möchte ich an dieser Stelle noch<br />

mal ausdrücklich danken für ihren<br />

unermüdlichen Einsatz.<br />

Meine Kolleginnen und Kollegen von<br />

den anderen Fachhochschulen sind wie<br />

ich der Meinung, dass wir auch 2001<br />

wieder eine Summer School along the<br />

River Rhine anbieten sollen. Der Kurs<br />

wird allerdings nur an zwei Hauptstandorten<br />

stattfinden und wir werden<br />

auch nur zwei Deutschlehrer haben,<br />

die aus unserem Kollegenkreis kommen.<br />

Wir hoffen, dass sich die Probleme<br />

des ersten Kurses nicht wiederholen<br />

werden.<br />

Abschied am Mainzer Südbahnhof<br />

Zum Schluss noch die Bemerkung einer<br />

Kursteilnehmerin aus South Carolina.<br />

Courtney von der Clemson University<br />

schrieb:<br />

“The summer I spent staying in Germany<br />

was truly one of the best times<br />

in my life. I am lucky to have been<br />

given the opportunity to improve my<br />

German skills while being immersed<br />

in the German culture. I thoroughly<br />

enjoyed my time in the town of Mainz<br />

and at the Fachhochschule. Like many<br />

other cities we visited, Mainz is a<br />

very beautiful and historic town. From<br />

the <strong>Gutenberg</strong> Museum and the Dom<br />

to the clubs and pubs, Mainz offers<br />

something for everyone.<br />

I appreciate all of the hard work of the<br />

Fachhochschule faculty during our program,<br />

without them our trip would never<br />

have been possible. Frau Plate, especially,<br />

was wonderful. She designed<br />

a terrific course that hopefully, many<br />

other students will be able to participate<br />

in the future.<br />

I had a great time in Mainz and all<br />

of the other towns we visited during<br />

my stay in Germany. I am literally<br />

counting the days until I can return.”<br />

36 FH Mainz Forum 1/2001


FH Mainz Forum 1/2001<br />

FH MAINZ INTERNATIONAL<br />

Meet the world in Rotterdam<br />

Ein Semester an der Ichthus Hogeschool<br />

von Carolin Brandmayer<br />

Stadt der Gegensätze<br />

Zugegeben, im ersten Moment ist man<br />

nicht unbedingt begeistert, wenn man<br />

erfährt, dass Rotterdam der Ort ist, an<br />

dem man nun ein Semester verbringen<br />

wird. Andere gehen nach London, Irland,<br />

nach Spanien. „Aber Rotterdam? Das ist<br />

doch so nah, gar kein richtiges Ausland.<br />

Dann hätten sie einen doch gleich nach<br />

Österreich schicken können.“<br />

Wie ausgelöscht sind diese Gedanken,<br />

schon in dem Moment, in dem man in<br />

die Stadt hineinfährt. Von Eindrücken<br />

überwältigt, blickt man gefesselt aus<br />

dem Autofenster. An der Uferstraße<br />

entlangfahrend, sieht man auf der einen<br />

Seite Wasser, Lichter, Boote und<br />

vor allem Brücken, zwei gigantische<br />

Brücken, die in den Süden Rotterdams<br />

führen. Auf der anderen Seite ragen<br />

riesige hochmoderne, das Licht reflektierende<br />

Hochpaläste hinter kleinen<br />

historischen Häusern hervor. Nur mit<br />

einem Blick erfasst man Gegensätze<br />

wie Tag und Nacht, wie schwarz und<br />

weiß. Die ganze Stadt wirkt wie<br />

ein einziger Gegensatz. Von Holland,<br />

welches man mit Frau Antje, mit<br />

Kühen, mit Käse und mit Campingwagen<br />

verbindet, kann hier keine Rede<br />

sein. Vielmehr spürt man pulsierendes<br />

Großstadtleben.<br />

Rotterdam ist mit 1,2 Millionen Einwohnern<br />

eine der größten und beliebtesten<br />

Städte der Niederlande. Die Stadt<br />

liegt in Süd-Holland, einer der 12<br />

Provinzen des Landes. Eingebettet hat<br />

sie sich in die Mündung von Rhein und<br />

Maas. Ihre Existenz begann sie im 13.<br />

Jahrhundert, als ein Damm an einem<br />

kleinen Fluss namens Rotte. Über die<br />

Jahrhunderte entwickelte sich Rotterdam<br />

zu einem Fischer- und Transporthafen<br />

und später zu einem Zentrum<br />

für Manufaktur und Schiffsbau. Heute<br />

ist Rotterdam eine Arbeitsstadt und<br />

ausgestattet mit dem größten Hafen<br />

der Welt. Nicht zuletzt deshalb sieht<br />

die Welt Holland als „Gateway to<br />

Europe“.<br />

Hauptstadt des „Oranjestaat“ ist Amsterdam.<br />

Residenz der Königsfamilie<br />

und des Parlaments ist Den Haag. Der<br />

holländische Volksmund sagt: „Sein<br />

Geld verdient man in Rotterdam, verwaltet<br />

wird es in Den Haag, und in<br />

Amsterdam gibt man es aus.“<br />

Doch so kann dies nicht stehen bleiben,<br />

denn auch in Rotterdam bekommt man<br />

sein Geld schnell weg. Wer dem Trend<br />

der Zeit folgt, wird hier garantiert<br />

keine Schwierigkeiten haben, sich neu<br />

einzukleiden. So wie die Bewohner<br />

Rotterdams, sind auch die Läden –<br />

modern und abwechslungsreich. Zwar<br />

schließen die Läden unter der Woche<br />

schon am frühen Abend, doch hat man<br />

dafür sowohl freitags und samstags,<br />

als auch sonntags bis spätabends die<br />

Möglichkeit, seinen Shoppinggelüsten<br />

nachzugehen. Nachtshops sorgen dafür,<br />

dass man sich für Lebensmitteleinkäufe<br />

an keine zeitlichen Grenzen halten<br />

muss. Was in Rotterdam, und in<br />

den restlichen Niederlanden, allerdings<br />

fehlt, sind große Einkaufsmärkte wie<br />

zum Beispiel Real oder Walmart. Also<br />

Läden, in denen man neben sämtlichen<br />

Lebensmitteln auch Schreibwaren, Textilien<br />

und andere Dinge findet. Benötigt<br />

man einen Schreibblock, muss man<br />

in einen Schreibwarenhandel, braucht<br />

man Pflaster, geht man in eine Apotheke,<br />

und um ein Handtuch zu kaufen,<br />

sucht man ein entsprechendes Geschäft<br />

auf.<br />

Internationales Flair<br />

Verständigungsschwierigkeiten gibt es<br />

kaum in Rotterdam. Annähernd jeder<br />

spricht englisch, viele verstehen<br />

deutsch und französisch. Dies liegt<br />

nicht zuletzt an der Internationalität<br />

Rotterdams.<br />

37


Spaziert man morgens um <strong>7.</strong>30 Uhr<br />

durch die Straßen der Stadt, kann man<br />

eine Metropole erwachen sehen. Entlang<br />

der „Coolsingel“ eilen Geschäftsleute<br />

in Richtung World Trade Center<br />

und den anderen Geschäftsgebäuden.<br />

Dutzende von Kindern radeln zur Schule.<br />

Hier und da öffnen die ersten Läden<br />

und Kiosks.<br />

Aber die hiesige Weltstadtatmosphäre<br />

hat wohl weniger mit den Massen an<br />

Menschen oder mit dem regen Verkehr<br />

zu tun. Vielmehr ist es die breite Palette<br />

an Kulturen und Nationalitäten,<br />

die dieser Metropole ihre Farbe und<br />

ihr Flair verleiht. Einhundertundvierzig<br />

verschiedene Nationalitäten in einer<br />

Stadt: ein Schmelztiegel, eine multikulturelle<br />

Gesellschaft, in der Menschen<br />

ihre eigene Identität entwickeln<br />

und ausleben können.<br />

Über die Jahrhunderte hinweg wanderten<br />

Menschen aus allen Ecken der<br />

Welt hierher und ließen sich nieder.<br />

Sie halfen Rotterdam, sich zu einem<br />

internationalen Treffpunkt für Unternehmen<br />

und Organisationen, für Kunst<br />

und Wissen, für Architektur und Kultur<br />

zu entwickeln. Sie zogen Rotterdam<br />

– die Stadt und den Hafen – groß.<br />

FH MAINZ INTERNATIONAL<br />

Nicht ohne Grund bekam Rotterdam<br />

den Titel „Cultural Capital 2001“ verliehen.<br />

Wahrscheinlich ist die Internationalität<br />

einer der Gründe für die Offenheit<br />

der hier lebenden Menschen. Kaum<br />

lernt man eine Person kennen, wird<br />

man schon in den kompletten Freundeskreis<br />

integriert, egal welcher Nationalität<br />

man angehört. Wobei hier doch<br />

ein kleiner Schatten auf den Deutschen<br />

liegt.<br />

Durch entsprechenden Geschichtsunterricht<br />

in den Schulen und ausführlichste<br />

Berichterstattungen über nationalsozialistische<br />

Zwischenfälle in Deutschland<br />

wird die niederländische Nation permanent<br />

davor geschützt, jemals die<br />

Vorkommnisse des 2. Weltkrieges zu<br />

vergessen. So sind einige „typisch deutsche“<br />

Dinge, wie beispielsweise Mercedes<br />

fahren, nicht sehr beliebt. Trotzdem<br />

wird man als individueller Deutscher<br />

akzeptiert und gemocht.<br />

Diese Sympathie wird einem auch<br />

schnell gezeigt. Bestes Beispiel hierfür<br />

ist wohl die typisch niederländische<br />

Begrüßung, nämlich Küsschen links<br />

– rechts – links, gleich beim ersten<br />

Wiedersehen.<br />

In der Stadt leben Menschen aus rund 140 verschiedenen Nationalitäten<br />

... die klassischen Studenten gibt es<br />

nicht mehr<br />

Diese lockere Ader ist sogar auch<br />

im Hochschulsystem verankert. So<br />

überrascht es einen schon, wenn sich<br />

die Professoren und Dozenten zum<br />

Großteil mit ihrem Vornamen vorstellen<br />

und sich auch bei diesem nennen<br />

lassen. Die Vorlesungen wirken vertraulich,<br />

schon allein dadurch, dass<br />

man teilweise zusammen mit dem Dozenten<br />

an einem Gruppentisch sitzt.<br />

Klingelt dann mal ein Handy, wird<br />

eher darüber gelacht, als dass strafende<br />

Worte ertönen. Von Respektlosigkeit<br />

gegenüber Dozenten kann deshalb aber<br />

keine Rede sein. Lehrkörper verdienen<br />

sich ihre Achtung hier durch ganz normalen<br />

und gleichgestellten Umgang<br />

mit den Studenten. Den klassischen<br />

Studenten gibt es hier nicht mehr. Vielmehr<br />

sind es andere Dinge, auf die<br />

Wert gelegt wird. Es wird mehr von Studenten<br />

erwartet, als nur zuzuhören. Initiative<br />

und Teilnahme, problem-orientierte<br />

Ausbildung und Projektwochen<br />

sind Aspekte moderner Bildung.<br />

„Company Simulation Project“ und<br />

andere Herausforderungen<br />

So gibt es an der Ichthus Hogeschool<br />

beispielsweise den Kurs „Company<br />

Simulation Project“ (CSP), der in die<br />

Studienrichtung Communication eingegliedert<br />

ist. Wie schon der Name verrät,<br />

handelt es sich hier um die Simulation<br />

einer kompletten Unternehmensstruktur.<br />

Das CSP ist ein Unternehmen, das<br />

von Studenten gegründet und geleitet<br />

wird. Hauptaufgabe liegt in der Kommunikation.<br />

So ist, nach der Entscheidung,<br />

welcher Art das Unternehmen<br />

sein soll, ein einprägsamer Name dafür<br />

zu finden. Um diesen zu kommunizieren,<br />

müssen verschiedene Mittel<br />

eingesetzt werden. Ein Logo ist zu<br />

erstellen, ein Slogan zu formulieren, eine<br />

Werbekampagne ist zu entwickeln.<br />

Hierdurch wird auch bei Studenten,<br />

die sich für unkreativ halten, Ideenreichtum<br />

geweckt. Innerhalb des CSP<br />

38 FH Mainz Forum 1/2001


werden verschiedene Rollen vergeben.<br />

Einer ist Manager, einer Co-Manager,<br />

einer Creative Manager... Jeder Teilnehmer<br />

übernimmt eine Funktion. Solch<br />

eine Funktion im CSP bedeutet für Studenten:<br />

den eigenen Aufgabenbereich<br />

zu managen, Initiative zu zeigen, sowohl<br />

unabhängig als auch in Teams zu<br />

arbeiten, aber vor allem, die eigenen<br />

Stärken und Schwächen zu ermitteln.<br />

Das CSP ist definitiv eine Herausforderung.<br />

An diesem Kurs nehmen nur Austauschstudenten<br />

teil, d. h. man arbeitet hier<br />

mit verschiedenen Nationalitäten zusammen.<br />

Ein weiterer kreativer Kurs nennt sich<br />

Creative Problem Solving. Hinter diesem<br />

steht die Frage, wie man unternehmerische<br />

Probleme oder Fragen auf<br />

spielerische Art und Weise lösen oder<br />

beantworten kann.<br />

Jeder Manager ist auf die Fähigkeit,<br />

kreativ und strukturiert zu denken, angewiesen.<br />

Creative Problem Solving<br />

ist in vielen verschiedenen Situationen<br />

ein hilfreiches Managementwerkzeug.<br />

Dieses Werkzeug hilft Studenten und<br />

Managern, über den Tellerrand hinaus<br />

zu blicken und gedankliche Grenzen zu<br />

überschreiten. Studenten lernen, unbewusste<br />

Teile ihres Gehirns zu entdecken.<br />

Der Workshop besteht aus Gruppenarbeiten,<br />

Problemanalysen, Mindmappings<br />

und Lerntechniken.<br />

Corporate Communications ist ein anderer<br />

Kurs, der sich damit beschäftigt,<br />

die verschiedensten Arten der Kommunikation<br />

in ein Unternehmen zu integrieren.<br />

In Gruppenarbeiten werden<br />

hier Fallstudien bearbeitet und Analysen<br />

erstellt. Durch Präsentationen<br />

werden die Ergebnisse an die anderen<br />

Studenten weitergegeben. Nach etwa<br />

sieben Wochen ist man als Student<br />

in der Lage, eine Kommunikationsstrategie<br />

zu entwickeln, in der Markt-,<br />

Unternehmens-, Management- und visuelle<br />

Kommunikation in ein starkes<br />

Managementwerkzeug kombiniert ist.<br />

Betrachtet wird in diesem Kurs somit<br />

die Identität eines Unternehmens.<br />

FH Mainz Forum 1/2001<br />

FH MAINZ INTERNATIONAL<br />

Rotterdam – „Cultural Capital 2001“<br />

Ebenfalls mit der Identität beschäftigt<br />

sich das Fach Design Management.<br />

Allerdings wird hier die visuelle Seite<br />

der Identität betrachtet. Es geht also<br />

darum, wie ein Außenstehender ein Unternehmen<br />

mit dem Auge wahrnimmt.<br />

Hier lernt man, wie man durch Produkt-,<br />

Kommunikations- und Umweltidentität<br />

das visuelle Ansehen eines<br />

Unternehmens prägt. Studenten bekommen<br />

einen Überblick über Designtheorien<br />

und strategische Analysen und lernen,<br />

wie man einen unternehmerischen<br />

Designplan erstellt.<br />

Um interne Kommunikation geht es<br />

in dem Workshop Communication in<br />

Organisations. In einer Fallstudie wird<br />

auf ein Problem der internen Kommunikation<br />

eines fiktiven Unternehmens<br />

aufmerksam gemacht.<br />

Aufgabe der Studenten ist es, die Situation<br />

zu analysieren und schriftlich dem<br />

Management der Organisation Rat zu<br />

erteilen. Auch hier wird in Teams<br />

gearbeitet und vorgetragen.<br />

Viele Freizeitangebote<br />

Ein großer Teil der Kurse findet aber<br />

zusammen mit den holländischen Studenten<br />

statt. Durch Gruppenarbeiten<br />

kommt man diesen schnell näher. So<br />

bleibt es natürlich nicht aus, auch die<br />

freie Zeit mit Holländern zu verbringen<br />

und Spaß zu haben. Also setzt man<br />

sich abends zusammen in Kneipen<br />

oder Cafes. Am besten sucht man sich<br />

eines aus, das in einer der vielen schö-<br />

nen Hafenbuchten gelegen ist. Abtanzen<br />

kann man dann auf Strandpartys,<br />

in Partykneipen oder in Diskotheken.<br />

Es gibt viel zu viel in Rotterdam, um<br />

alles mitzumachen.<br />

Um von einer durchtanzten Nacht zu<br />

entspannen, sonnt man sich am etwa 20<br />

km entfernten wunderschönen Strand,<br />

der einfach per Bahn oder Auto zu<br />

erreichten ist. Wem das zu langweilig<br />

ist, findet schon etwas in der Breite<br />

an Freizeitangeboten. Skaten ist hier<br />

wegen des flachen Landes sehr beliebt.<br />

Ebenfalls Joggen und natürlich<br />

Fahrradfahren. Letzteres ist ja bekanntlich<br />

nicht nur Sport- oder Freizeitspaß,<br />

sondern vielmehr bequemes Fortbewegungsmittel.<br />

Durch ein optimal ausgebautes<br />

Netzwerk an Radwegen ist alles<br />

einfach per Bike zu erreichen. Übrigens<br />

ist es nicht unbedingt notwendig,<br />

das eigene Fahrrad mit nach Rotterdam<br />

zu bringen. Unkomplizierter ist<br />

es, sich eines für ein paar Gulden am<br />

Bahnhof zu kaufen und es vor Abreise<br />

wieder zu verkaufen. Dieses sollte man<br />

doch immer sehr gut absichern, da<br />

die Diebstahlrate für Fahrräder hier<br />

unglaublich hoch ist.<br />

Hat man mal größere Entfernungen<br />

zu überwinden, bietet sich der Zug<br />

an. Das niederländische Bahnverkehrsnetz<br />

ist eines der `besten in Europa.<br />

Zugfahren ist sehr günstig, schnell und<br />

kaum mit Wartezeiten verbunden.<br />

Wer in den Niederlanden per Auto unterwegs<br />

ist, sollte (besonders als Deutscher)<br />

unbedingt die bestehenden Geschwindigkeitsbeschränkungeneinhalten,<br />

da sonst immens hohe Bußgelder<br />

drohen.<br />

So hat eben auch ein so farbenfrohes<br />

und vielseitiges Leben in den Niederlanden<br />

Grenzen.<br />

39


40<br />

Über den eigenen Tellerrand schauen ...<br />

Ein Sommersemester an der Technischen Hochschule Łódz<br />

von Raphael Wildemann<br />

Dekanat der TU Łódz<br />

Stadt im Wandel<br />

Im Herbst 1999 entschied ich mich<br />

die Gelegenheit wahrzunehmen und<br />

im Rahmen der Kooperation der FH<br />

Mainz, Fachrichtung Architektur und<br />

der Politechnika Łódzka, Institut<br />

für Städtebau und Architektur, das<br />

Sommersemester <strong>2000</strong> in Polen, in Łódž<br />

zu studieren.<br />

Łódž liegt auf dem halben Weg von<br />

Wrocław (Breslau) nach Warschau.<br />

Praktisch in der Mitte des Landes. Die<br />

Stadt erhielt im 19.Jahrhundert, als<br />

sie zum Zentrum der Textilindustrie<br />

wurde, den Beinamen “polnisches<br />

Manchester”. Aus der Zeit um die<br />

Jahrhundertwende sind zahlreiche<br />

Jugendstilvillen reicher Industrieller<br />

erhalten. Einige davon, wie etwa der<br />

Poznanski-Palast, wurden in Museen<br />

umgewandelt und können besichtigt<br />

werden. Die zweitgrößte Stadt Polens<br />

beherbergt gleichzeitig Europas<br />

zweitgrößte Sammlung abstrakter<br />

Kunst. Im Museum für moderne Kunst<br />

FH MAINZ INTERNATIONAL<br />

sind Werke von Picasso, Max Ernst,<br />

Paul Klee, Fernand Léger und Andy<br />

Warhol ausgestellt. An der polnischen<br />

Filmakademie, die sich ebenfalls in<br />

Łódž befindet, wurden international<br />

renommierte Regisseure wie<br />

Andrzej Wajda und Roman Polanski<br />

ausgebildet.<br />

Heute ist die Stadt an vielen Stellen<br />

noch renovierungsbedürftig, obwohl<br />

viele der schönen Jugendstilvillen<br />

mittlerweile wieder im alten Glanz<br />

erscheinen. Die Haupteinkaufsmeile<br />

der Stadt, die Ulica Piotrowska, lädt<br />

mit vielen Geschäften und stilvollen<br />

Cafés zum flanieren ein. Man merkt<br />

jedoch gleichzeitig, dass die Stadt<br />

sich noch in der Umwandlungsphase<br />

nach dem Abgang des Kommunismus<br />

befindet und wie jede andere Stadt<br />

in Polen noch mit den Folgen zu<br />

kämpfen hat. Die Stadt hat akute<br />

finanzielle Probleme, sucht dringend<br />

nach Unternehmen, die bereit wären,<br />

in Łódž zu investieren, und hat eine<br />

hohe Arbeitslosenquote.<br />

Rückkehr in die Heimat<br />

Das Studium an der Technischen<br />

Hochschule Łódž bietet in seinen<br />

Schwerpunkten im künstlerischen<br />

Bereich eine sinnvolle Ergänzung zu den<br />

praktisch-konstruktiven Inhalten, die an<br />

der FH Mainz vermittelt werden.<br />

Persönlich war ich noch mehr daran<br />

interessiert, mich wieder einmal an<br />

einer polnischen Schule zu befinden.<br />

Ich komme aus Polen und ich ging dort<br />

zur Schule, noch vor dem politischen<br />

Umbruch.<br />

So konnte ich mich mit meinen eigenen<br />

Augen überzeugen und sogar am<br />

eigenen Leibe spüren, was ich mit<br />

der Übersiedlung nach Deutschland,<br />

vielleicht, verpasst habe.<br />

Ferner wollte ich sehen, wie dort Architektur<br />

gelehrt wird. Ich wollte erleben,<br />

wie in Polen die jungen Architektenanwärter<br />

an den Beruf des Architekten<br />

herangeführt werden. So ergab sich<br />

die Möglichkeit, sechs Monate lang,<br />

Tag für Tag, in meinem Heimatland<br />

zu leben und das Leben dort zu beobachten.<br />

Dies ist anders, als wenn man<br />

nur für die Dauer eines Urlaubs das<br />

Land besucht. Sicherlich wusste ich,<br />

dass ich durch die Erfahrungen, die<br />

ich während des Aufenthaltes machen<br />

würde, auch anders empfinden würde.<br />

Ich bin ja älter geworden, und mit der<br />

Zeit schaut man sogar auf vertraute<br />

Dinge anders. Man nimmt sie anders<br />

wahr, man empfindet sie anders.<br />

In dieser Hinsicht war es auch für mich<br />

vorteilhaft, dass ich der polnischen<br />

Sprache mächtig bin.<br />

Die Vorlesungen finden dort nur<br />

in polnischer Sprache statt, dafür<br />

FH Mainz Forum 1/2001


können die Einzelkorrekturen zu den<br />

Entwürfen von den dortigen Dozenten<br />

durchaus in einer der „Weltsprachen“<br />

angeboten werden.<br />

Architekturstudium in Łódz<br />

Das Studienprofil an der Architekturfakultät<br />

in Łódž ist sehr künstlerisch<br />

angelegt. Das theoretische Wissen und<br />

praktische Übungen ergänzen sich mit sehr<br />

aufwendigen zeichnerischen Aufgaben.<br />

Im Vergleich zur FH Mainz haben<br />

die Studierenden des Grundstudiums<br />

in Mainz zwei Stunden wöchentlich<br />

Freihandzeichnen, dafür beträgt das<br />

Pensum in Łódž fünf Stunden pro<br />

Woche und dazu kommt noch eine sehr<br />

umfangreiche Bearbeitung der Arbeiten<br />

zu Hause. Das Studium beginnt sogar mit<br />

einem Aufnahmeverfahren, das aus einer<br />

Prüfung der zeichnerischen Fähigkeiten<br />

und des abstrakten Denkens besteht. Um<br />

die Aufnahmeprüfung zu bestehen und<br />

mit dem Architekturstudium beginnen<br />

zu können, bereiten sich viele schon ein<br />

Jahr im Voraus in speziellen Kursen vor,<br />

die von der Hochschule kostenpflichtig<br />

angeboten werden. Wer also die<br />

Aufnahmeprüfung besteht, der hat schon<br />

einiges hinter sich, aber gleichzeitig ist<br />

er um eine bestimmte Erfahrung reicher.<br />

Die Erfahrung gibt ihm nämlich eine feste<br />

Absicht, das Studium durchzuziehen.<br />

Diejenigen, die nicht wissen, ob sie es<br />

wirklich wollen, geben es meistens schon<br />

früher auf.<br />

Im Laufe des Studiums in Łódž<br />

wird den Studierenden auch einiges<br />

abverlangt. Neben den für das<br />

Architekturstudium typischen Fächern<br />

wie Entwerfen, Städtebau, Ergonomie<br />

etc. und den schon oben erwähnten<br />

künstlerischen Leistungen, die sich<br />

unter anderem aus der Anfertigung<br />

von Zeichnungen mit verschiedenen<br />

Techniken wie Aquarellfarben, Bleistift<br />

und Kreide, sowie dem Kneten mit<br />

Lehm, um Skulpturen zu erstellen,<br />

zusammensetzen, gehören zu den<br />

Pflichtfächern noch mindestens eine<br />

Fremdsprache und während des<br />

ganzen Studiums Sport. Recht früh<br />

FH Mainz Forum 1/2001<br />

FH MAINZ INTERNATIONAL<br />

wird auch in einem Pflichtfach<br />

mit dem computerunterstützten<br />

Zeichnen begonnen. Auffallend wenig<br />

jedoch wird in solchen Fächern wie<br />

Baukonstruktion und Technischer<br />

Ausbau gemacht.<br />

Entgegen jeglichem Verdacht dauert<br />

das Studium in Łódž nicht mehr als<br />

ca. neun Semester. Da die meisten das<br />

Studium im Alter von achtzehn Jahren<br />

beginnen, sind auch die meisten mit<br />

dreiundzwanzig fertig.<br />

Unterschiedliche Schwerpunkte<br />

Raphael Wildemann im Łódzer „Manhattan“-Viertel<br />

Die potenzielle Schnittstelle für die<br />

Austauschstudenten liegt gerade in den<br />

von den beiden Partnerhochschulen<br />

gesetzten Schwerpunkten der<br />

Architektenausbildung. Polnische<br />

Studenten, die nach Mainz kommen,<br />

haben neben dem Interesse an einem<br />

fremden Land, wie Deutschland es für<br />

Polen noch immer ist, den Wunsch, den<br />

eigenen Horizont zu erweitern, gerade<br />

in der Vertiefung ihrer Kenntnisse in<br />

den technischen Fächern. Deutsche<br />

Studenten sollten auf jeden Fall in Łódž<br />

die künstlerischen Fächer belegen. Die<br />

werden nämlich dort auf hohem Niveau<br />

angeboten, und ein Architekt sollte<br />

nicht nur konstruieren können. An der<br />

FH Mainz kommt das Übermitteln<br />

eines Gefühls für die Ästhetik und das<br />

passende Anordnen von Baukörpern<br />

mangels der dafür vorgesehen Zeit zu<br />

kurz. Man braucht keine Bedenken zu<br />

haben, dass man vielleicht schlecht<br />

da stehen könnte angesichts der auf<br />

diesem Terrain so gut bewanderten<br />

polnischen Studenten. Sie sind selbst<br />

neugierig, wie in Deutschland gelehrt<br />

wird und haben Verständnis, dass man<br />

seine Stärken anderswo hat. Sie und<br />

die Dozenten kommen dort jedem, der<br />

Interesse zeigt, freundlich entgegen.<br />

Ich nutzte die Zeit in Łódž für die<br />

Belegung eines ganzsemestrigen<br />

Entwurfs, der mir an der FH Mainz<br />

problemlos anerkannt wurde. Da ich<br />

mir praktisch alle Fächer aussuchen<br />

konnte, die mich interessierten,<br />

belegte ich noch das Freihandzeichen<br />

im zweiten Semester, Plastisches<br />

Gestalten und Architekturfotografie.<br />

Als freier Zuhörer besuchte ich die<br />

Vorlesungen der Architekturtheorie,<br />

Geschichte der polnischen Architektur<br />

und Städtebau.<br />

41


42<br />

Stimmung wie beim Mainzer Karneval: das Studentenfest „Juwenalien“<br />

der Politechnika Łódzka. Auf dem mittleren Bild rechts mit Hut der<br />

Rektor der Hochschule<br />

Studentisches Leben<br />

Das Leben außerhalb des Studiums<br />

bestand aus der Unterkunft in<br />

einem Studentenheim, wo ich ein<br />

Einzelzimmer hatte. Die Verköstigung<br />

kann man sich selbst organisieren.<br />

FH MAINZ INTERNATIONAL<br />

Die Hochschulmensa bietet das<br />

Mittagessen an, wer aber darauf<br />

verzichten möchte, kann auch in einer<br />

der zahlreichen Schnellrestaurants in<br />

der Stadtmitte essen. Die gesamten<br />

Lebenshaltungskosten fallen im<br />

Vergleich zu Deutschland sehr niedrig<br />

aus. Das Zimmer im Studentenheim<br />

kostete monatlich 60 zł ( ca. 30 DM).<br />

Außerdem, je nach dem, was man<br />

bevorzugt, gestaltet sich das Leben<br />

dann auch recht günstig. Vor Ort<br />

findet man ein sehr umfangreiches<br />

kulturelles Angebot. In der Stadtmitte<br />

gibt es viele Bars und Discos, in<br />

denen sich Gleichaltrige treffen. In<br />

den Kinos laufen die aktuellsten Filme,<br />

alle in Originalton mit polnischen<br />

Untertiteln. Im studentischen Kino<br />

am Campusgelände kostet der Eintritt<br />

gerade mal 4 DM(!)<br />

Wenn man mehr vom Land sehen<br />

möchte, steht dem nichts entgegen.<br />

Sobald man die mit dem Studium<br />

verbundenen Termine berücksichtigt,<br />

kann man auch im Lande reisen. So<br />

dauert es z.B. bis nach Warschau mit<br />

dem Zug, der öfters am Tag fährt, gerade<br />

zweeinhalb Stunden. Als Student<br />

zahlt man nur 50 % des Fahrpreises.<br />

Im Mai jedes Jahres findet an der<br />

Politechnika Łódzka ein Studentenfest<br />

statt – „Juwenalien“. Es gibt Konzerte,<br />

die Leute laufen verkleidet herum und<br />

jeder ist am feiern. Die Stimmung<br />

gleicht dem Karneval am Rhein. Dem<br />

Mainzer Studenten sollte es nicht fremd<br />

sein. Unter den Studentenheimen findet<br />

ein Wettbewerb statt. Jedes Jahr<br />

wird von einer Jury das bestdekorierte<br />

Gebäude ausgezeichnet. Die Konkurrenz<br />

unter den Studentenheimen ist<br />

sehr groß und alle machen mit – was<br />

den Spaß und die Stimmung enorm<br />

steigert ...<br />

Rückblickend behalte ich den Aufenthalt<br />

in Łódž in sehr guter Erinnerung.<br />

Eben eine Möglichkeit, viele neue<br />

Freunde zu gewinnen, über den eigenen<br />

Tellerrand zu schauen und somit einige<br />

Rückschlüsse zu ziehen. Dies alles<br />

gab mir eine gewisse Distance, ein<br />

Aufatmen, zum Studium an der FH<br />

Mainz, mit der ich danach viele Sachen<br />

besser einschätzen und beurteilen<br />

konnte. – Eine Lebenserfahrung mehr<br />

...<br />

FH Mainz Forum 1/2001


FH MAINZ INTERNATIONAL<br />

„Wir haben uns natürlich nicht für Dich entschieden ...“<br />

Erlebnisse eines ausländischen Studenten in Deutschland<br />

von Joseph Keumegneuk<br />

Neulich bin ich auf Zimmersuche gewesen<br />

und ich habe auf mehrere Anzeigen<br />

reagiert und habe mich bei<br />

mehreren WG’s vorgestellt, wo ein<br />

Zimmer frei war. Jedesmal sollte ich<br />

auf die Entscheidung der Hausbewohner<br />

warten, und später hieß es immer<br />

am Telefon „Wir haben uns (natürlich)<br />

nicht für Dich entschieden, es tut uns<br />

leid“. Ich möchte nicht behaupten, dass<br />

diese Entscheidung an der Tatsache<br />

lag, dass ich Ausländer bin oder dass<br />

ich wegen meiner Hautfarbe nicht aufgenommen<br />

wurde. Aber das ist wahrscheinlich<br />

ein dummer Zufall, dass es<br />

immer mir und einigen Ausländern,<br />

die ich kenne, passiert. Verzweifelt<br />

bin ich hoch zur Uni gegangen, zur<br />

privaten Zimmervermittlung des Studentenwerkes.<br />

Dort gab es tolle Zimmer<br />

zu günstigen Preisen und das war<br />

natürlich toll für mich, weil wir ausländische<br />

Studenten bekanntlich immer<br />

knapp bei Kasse sind. Aber die nette<br />

Dame da oben war sehr ehrlich und sagte<br />

mir „die Vermieter wünschen sich<br />

nur einen Deutschen als Mieter“. Kön-<br />

nen Sie sich vorstellen, wie schmerzhaft<br />

solche Erlebnisse sind? Ich glaube<br />

nicht, dass Sie es können, es sei denn,<br />

Sie sind auch Ausländer und erleben<br />

das Gleiche.<br />

Zu meiner Person: Ich bin am 15.<br />

Mai 1975 in Bafang/Kamerum geboren.<br />

Ich habe einen Studienaufenthalt<br />

in Deutschland seit fünf Jahren. Ich<br />

studiere Architektur an der Fachhochschule<br />

Mainz.<br />

Mein Studium läuft mehr oder weniger<br />

gut. Das Studium an sich macht schon<br />

Spaß. Es ist nur ärgerlich, wenn man<br />

von einigen Professoren ständig mit<br />

deutschen Studenten verglichen wird.<br />

Sie scheinen zu vergessen, dass alleine<br />

ein Aufenthalt im Ausland, weit<br />

entfernt von seiner Familie, eine große<br />

Herausforderung ist. Man muss kämpfen,<br />

damit man abends überhaupt etwas<br />

lernt anstatt in seinem 10 qm-<br />

Zimmer zu weinen. Dazu kommt noch<br />

das Bildungssystem, das hier völlig<br />

anders ist und vor allem die Sprache.<br />

In der Vorlesung muss man sich dreimal<br />

so viel konzentrieren wie die deutschen<br />

Kommilitonen, um überhaupt zu<br />

verstehen, worüber der Professor gerade<br />

spricht. Es werden Witze gemacht,<br />

alle lachen,und man sitzt da und fragt<br />

sich, worüber alle lachen, weil man<br />

nichts kapiert hat.<br />

Wenn man nach Deutschland zum Studieren<br />

kommt, besucht man zunächst<br />

einen Sprachkurs. Dort lernt man nicht<br />

nur die deutsche Sprache, sondern auch<br />

die Kultur. Die Lehrerinnen versuchen<br />

uns zu erklären, wie das Leben in<br />

Deutschland ist, die Art und Mentalität<br />

der Deutschen. Sie sagen uns z. B.,<br />

dass die Deutschen etwas vorsichtig<br />

und misstrauisch gegenüber fremden<br />

Leuten sind und dass manche sogar<br />

etwas kühl sind. Solche Sachen nimmt<br />

man nicht so ernst, aber gleich am<br />

ersten Tag an der Uni merkt man, dass<br />

die Lehrerinnen völlig Recht gehabt<br />

hatten. Man steht da wie ein gestrandeter<br />

Fisch und man wird so angeschaut,<br />

als hätte man die schlimmste Pest.<br />

FH Mainz Forum 1/2001 43


Sofort merkt man auch, dass die beste<br />

Zeit in Deutschland vorbei ist, die Zeit<br />

im Sprachkurs, wo man in alle Spiele<br />

des Lebens integriert wurde.<br />

Im Laufe der Monate und Semester<br />

lernt man seine Kommilitonen kennen,<br />

man redet miteinander, man lacht miteinander,<br />

aber „jetzt kommt der Knaller“,<br />

man wird nach der Vorlesung<br />

nicht mehr erkannt, manche tun so, als<br />

hätten sie dich noch nie gesehen, man<br />

wird nicht mehr gegrüßt. Wenn man<br />

einige Kommilitonen in der Stadt trifft,<br />

drehen sie so schnell und so heftig<br />

den Kopf, dass sie einen steifen Hals<br />

bekommen. Stunden danach sitzt man<br />

nebeneinander in der Vorlesung, als<br />

wäre gar nichts passiert.<br />

Ich sage Ihnen, nichts aber gar nichts<br />

tut so weh wie solche Erlebnisse. Man<br />

wird angelächelt und Minuten später<br />

im Bus wird man nicht mehr erkannt.<br />

Solche Scheinheiligkeiten tun sehr weh.<br />

Daran kann man sich nicht gewöhnen,<br />

man zieht sich lieber zurück und wird<br />

misstrauisch auch gegenüber sympathischen,<br />

netten und ehrlichen Kommilitonen.<br />

Ja ich weiß, diese sympathischen, netten<br />

und ehrlichen Kommilitonen werden<br />

überrascht sein, dass ich so was<br />

berichte, sie werden sogar sauer auf<br />

mich sein, zu Recht. Sie werden nicht<br />

verstehen, dass ausgerechnet ich solche<br />

Sachen über deutsche Studenten<br />

schreibe, weil sie wirklich unheimlich<br />

sympathisch, nett und ehrlich mit mir<br />

sind. Im Laufe meiner fünf Jahre in<br />

Deutschland habe ich gemerkt, dass<br />

man Menschen hier in zwei Kategorien<br />

aufteilen kann: Die extrem sympa-<br />

FH MAINZ INTERNATIONAL<br />

thischen und die extrem unsympathischen.<br />

Unter uns Ausländern sagen<br />

wir immer: „Wenn ein Deutscher nett<br />

ist, dann ist er es wirklich ohne jede<br />

Hemmung.“ Zum Glück habe ich solche<br />

Menschen unter meinen Kommilitonen,<br />

die richtig und wirklich nett<br />

sind. Zum Glück sind auch die meisten<br />

meiner Professoren sehr rücksichtsvoll.<br />

Alle diese Leute helfen mir durch ihre<br />

Sympathie und ihre Rücksichtnahme,<br />

mein Leben in Deutschland angenehm<br />

zu gestalten und ich bin ihnen sehr<br />

dankbar und bete jeden Tag für sie.<br />

Außerdem wird der ausländische Student<br />

in Deutschland von zahlreichen<br />

Institutionen wie dem Auslandsamt<br />

und der KSG ständig begleitet, und die<br />

Stellen dort sind von Leuten besetzt,<br />

die für diese Arbeit geboren wurden<br />

und bei denen man sich alles andere<br />

als fremd fühlt.<br />

Nach Abwägen aller schlechten und<br />

guten Seiten des Studienaufenthaltes<br />

in Deutschland denke ich mir, dass ich<br />

keine bessere Adresse fürs Studieren<br />

in Europa finden kann.<br />

Übrigens, ich habe eine Wohnung gefunden.<br />

Der Vermieter ist einer, der<br />

kein Problem damit hat, dass ich eine<br />

blaue, grüne oder violette Hautfarbe<br />

habe.<br />

44 FH Mainz Forum 1/2001


FH Mainz Forum 1/2001<br />

FH MAINZ INTERNATIONAL<br />

Ablauf einer Bewerbung um ein Fulbright-Stipendium<br />

von Tilman Vogt<br />

Am 20.6.<strong>2000</strong> kam ich, nachdem ich<br />

mit dem Gedanken schon etwas länger<br />

schwanger gegangen war, auf die<br />

Idee, ich könnte mich mal ganz unverbindlich<br />

über Studienmöglichkeiten<br />

im Ausland und den USA im Speziellen<br />

informieren. Per E-Mail teilte<br />

man mir von Seiten des Akademischen<br />

Auslandsamtes mit, dass die Bewerbungsfrist<br />

für das hochinteressante Fulbright-Stipendium<br />

am 30.6.<strong>2000</strong> ablaufen<br />

würde. Somit hatte ich – nach<br />

der persönlichen Vorstellung im Auslandsamt<br />

– gerade mal 7 Tage Zeit,<br />

die nötigen Unterlagen zu beschaffen:<br />

Mehrseitige Formulare inklusive Passbilder,<br />

Lebenslauf und Stipendienwunsch-Begründung<br />

auf Englisch (!),<br />

englischsprachige Empfehlungsschreiben<br />

zweier Professoren (nochmals danke!)<br />

sowie beglaubigte Kopien von<br />

Abschlusszeugnissen. Ende September<br />

<strong>2000</strong> sollte die Antwort eintreffen, ob<br />

man sich für die nächste Runde qualifiziert<br />

hat. Der Bescheid kam leider<br />

erst Mitte Oktober, was wieder einiges<br />

an Zeitdruck bedeutete: In der Bewerbung<br />

hatte ich Oktober als Termin<br />

für den obligatorischen TOEFL-Test<br />

angegeben, was bedeutete, dass ich<br />

noch einen Termin dafür benötigte<br />

und maximal 14 Tage Zeit hatte, mein<br />

holpriges Schul-Englisch etwas aufzubessern.<br />

Außerdem sollten fünf Tage<br />

nach Erhalt des Schreibens weitere<br />

Stapel an Formularen sowie ein Bewerbungsvideo<br />

an die Fulbright-Kommision<br />

versandt werden...<br />

Am 15. November <strong>2000</strong> fand das Vorstellungsgespräch<br />

in Köln statt (den<br />

TOEFL-Test hatte ich am 1. November<br />

in Frankfurt absolviert). Die „Fulbright-Kommissionare“<br />

waren sehr nett<br />

und das Gespräch wurde überwiegend<br />

auf deutsch geführt. Nachdem mein<br />

Video allen vorgeführt worden war,<br />

wollte ich zumindest eine der Arbeiten<br />

auf dem Demo-Tape etwas genauer<br />

erläutern, aber dazu kam es nicht. Die<br />

Fragen zielten eher auf das voraussichtliche<br />

Verhalten im Ausland. Wie würde<br />

ich beispielsweise den „Amis“ meine<br />

Vorliebe für Fußball klarmachen oder<br />

auf die Aussage „alle Deutschen sind<br />

Nazis“ reagieren?<br />

Anfang Dezember wurde mir dann die<br />

positive Entscheidung der deutschen<br />

Fulbright-Kommission Berlin schriftlich<br />

mitgeteilt. Die Nachricht über<br />

die Entscheidung des amerikanischen<br />

Äquivalents steht noch aus, „es wird<br />

aber mit Zustimmung gerechnet“. Erneut<br />

war eine unüberschaubare Anzahl<br />

an Formularen auszufüllen sowie<br />

Abiturzeugnisse und eine Auflistung<br />

aller Kurse und Noten des Studiums<br />

auch in englischer Übersetzung – alles<br />

vom Auslandsamt unterschrieben und<br />

gestempelt – beizufügen. Hierbei zeigten<br />

sich die Dozenten der FH Mainz<br />

sehr kooperationsbereit und stellten<br />

mir die noch nicht eingetragenen Noten<br />

mündlich zur Verfügung. Eine weitere<br />

kleine Hürde war der Gesundheitscheck.<br />

Ein Arzt musste das englische<br />

Formular ausfüllen und mich gegen<br />

alle nur erdenklichen Krankheiten impfen,<br />

gegen die es einen Impfstoff gibt.<br />

Dabei stellte sich als nachteilig heraus,<br />

dass verschiedene Impfungen nur in einem<br />

vierwöchigen Abstand vorgenommen<br />

werden können... Desweiteren<br />

war erneut ein Bewerbungsvideo, diesmal<br />

im NTSC-Format, anzufertigen.<br />

Tilman Vogt, Student des<br />

Medien-Designs, der es<br />

geschafft hat<br />

Dass auch hier die Terminierung recht<br />

knapp gewählt war, muss eigentlich<br />

nicht mehr erwähnt werden.<br />

Die Fulbright-Kommission sendet nun<br />

meine Bewerbungsunterlagen an eine<br />

Hochschule ihrer Wahl weiter. Falls<br />

mich nun diese Hochschule will, greift<br />

das Stipendium, andernfalls verfällt<br />

es. Meine unverbindlichen Hochschul-<br />

Wünsche waren: Academy of Art College<br />

(San Francisco), Savannah College<br />

of Art and Design (Savannah), USC<br />

School of Cinema - Television (Los Angeles),<br />

Ringling School of Art and Design<br />

(Sarasota). Diese erschienen meinen<br />

Recherchen zufolge am kompetentesten<br />

im Bezug auf 3D-Computeranimation.<br />

Nun warte ich auf Nachricht aus den<br />

USA und die nächste Formular-Flut ...<br />

45


Wegbeschreibungen<br />

Absolventen des Bauingenieurwesens berichten<br />

ABSOLVENTEN-PROFILE<br />

von Kerstin Algesheimer, Jochen Appelmann, Dirk Deigmöller, Reinhard Kulick und Rainer Schmitt<br />

Reinhard Kulick<br />

Lernende und Lehrende - eine Zweckgemeinschaft<br />

über vier oder fünf Jahre.<br />

Dann trennen sich die Wege wieder.<br />

Den Studierenden verbleiben die Profs<br />

und insbesonders deren „Macken“ in<br />

langsam sich potenzierender oder verklärender<br />

Erinnerung, und die Profs<br />

haben nach kurzer Zeit die meisten<br />

Namen der Studierenden vergessen.<br />

Das ist der Normalfall – doch es gibt<br />

auch andere Fälle!<br />

Da war Jochen Appelmann: Er sprach<br />

mich, den frisch aus der Auslandsabteilung<br />

eines großen Bauunternehmens<br />

an die FH Mainz gewechselten Professor,<br />

wegen eines Auslandspraktikums<br />

an. Heute wäre das nicht mehr besonders<br />

erinnerungswert, 1987 aber<br />

war das ein ausgefallener Wunsch. Es<br />

folgten ein Praktikum in Griechenland,<br />

eine Seminararbeit über den Auslandsbau<br />

und schließlich die Diplomarbeit,<br />

in der deutsche, britische und französische<br />

Bauverträge verglichen wurden.<br />

Nach dem Examen setzen wir uns noch<br />

einmal zusammen und schrieben den<br />

1990 veröffentlichten Aufsatz Kulick/<br />

Appelmann: Vergabe öffentlicher Bauaufträge<br />

im Vergleich – Deutschland,<br />

Frankreich, Großbritannien und der<br />

zukünftige europäische Binnenmarkt.<br />

Das Thema erwies sich als ein „Renner“.<br />

Rund fünfzig Mal wurden Kopien<br />

der Diplomarbeit angefordert,<br />

selbst der damalige Wirtschaftsminister<br />

Möllemann erwarb den „Appelmann“.<br />

Auch Rainer Schmitt ist mir noch in<br />

lebhafter Erinnerung: In engeren Kontakt<br />

kamen wir durch eine Seminararbeit<br />

über den elterlichen Handwerksbetrieb.<br />

Rainer Schmitt sollte den Betrieb<br />

analysieren, was seinem Vater<br />

zunächst aber gar nicht schmeckte.<br />

Doch dann ein Sinneswandel väterlicherseits.<br />

Je mehr er zu Hause „bohrte“,<br />

desto mehr wurde es die Seminararbeit<br />

des Vaters. Erinnernswert auch<br />

seine Diplomarbeit. Im Betonlabor simulierte<br />

Rainer Schmitt die Herstellung<br />

von Betonrüttelsäulen und ließ<br />

dabei das Gebäude der Fachhochschule<br />

in der Rheinstrasse erzittern. Die<br />

Ergebnisse der Arbeit waren neuartig<br />

und für die Praxis sehr interessant.<br />

Also produzierten wir gemeinsam den<br />

1991 veröffentlichten Aufsatz Kulick/<br />

Schmitt: Einfluß von Sekundärschwingungen<br />

auf die Endfestigkeit von<br />

Betonrüttelsäulen.<br />

Dann war da eine Studentin, Kerstin<br />

Algesheimer: Die Fachrichtung Bauingenieurwesen<br />

kooperiert seit Ende der<br />

achtziger Jahre mit der University of<br />

Brighton in Großbritannien und der<br />

Université de Reims in Frankreich.<br />

Kerstin Algesheimer gehörte zu den<br />

Studierenden, die sich aktiv in diese<br />

Kooperationen einbrachten. Die Betreuung<br />

von britischen und französischen<br />

Studierenden sowie die Teilnahme an<br />

Seminaren in Brighton und Reims<br />

führten schließlich zu einem britischdeutschen<br />

Diplomarbeitsthema. Das<br />

Bauen in Großbritannien und Deutschland<br />

wurde während eines mehrmonatigen<br />

Aufenthalts in Brighton verglichen<br />

und anschließend in dem 1995 erschienenen<br />

Aufsatz Kulick/Algesheimer: Probleme<br />

sind traditioneller Natur – die<br />

Beteiligten am Bau in Großbritannien<br />

und Deutschland einer breiteren fachlichen<br />

Öffentlichkeit beschrieben.<br />

Dirk Deigmöller gehörte ebenfalls zu<br />

den „Aktivisten“ der Kooperationen<br />

mit der University of Brighton und<br />

der Université de Reims. Während<br />

die meisten Studierenden nur ein englischsprachiges<br />

Auslandsstudium oder<br />

-praktikum anstreben, zeigte er Interesse<br />

sowohl für Großbritannien als<br />

auch für Frankreich. Damit waren die<br />

Weichen gestellt: Dirk Deigmöller musste<br />

im damaligen europäischen ERAS-<br />

MUS-Austauschprogramm die Statistik<br />

für Frankreich verbessern. Während eines<br />

mehrmonatigen Aufenthaltes an der<br />

Université de Reims und in einem französischem<br />

Bauunternehmen verglich<br />

er in seiner Diplomarbeit das Bauen in<br />

Frankreich und in Deutschland. Das gemeinsame<br />

Endergebnis war wieder eine<br />

Veröffentlichung, nämlich der 1998 erschienene<br />

Aufsatz Kulick/Deigmöller:<br />

Organisatorischer und rechtlicher Rahmen<br />

des Bauens in Frankreich.<br />

Die Zusammenarbeit mit diesen vier<br />

Studierenden war also deutlich intensiver<br />

als mit anderen. Am Ende ihres<br />

Studiums unterhielten wir uns „auf<br />

gleicher Augenhöhe“ und lernten dabei<br />

voneinander. Ich zeigte ihnen, wie eine<br />

wissenschaftliche Veröffentlichung<br />

strukturiert und formuliert wird, und<br />

sie zeigten mir, wo meine Formulierungen<br />

falsch waren, weil ich in ihren<br />

Diplomarbeiten etwas nicht richtig gelesen<br />

oder verstanden hatte. Und nachdem<br />

wir uns zusammengerauft hatten,<br />

haben wir über die Aufsätze jeweils<br />

beide Namen geschrieben und damit<br />

eine über das Studium hinaus andauernde<br />

„schriftliche“ Verbindung hergestellt.<br />

Es waren für mich besondere<br />

Studierende. Und deshalb die Frage:<br />

Wie verliefen ihre Wege nach dem<br />

Studium?<br />

46 FH Mainz Forum 1/2001


Dirk Deigmöller<br />

Welche „Stationen“ habe ich nach<br />

dem Studium durchlaufen?<br />

Nach meiner Diplomarbeit, die ich an<br />

der Partnerhochschule in Frankreich,<br />

der Université de Reims, anfertigte,<br />

begann ich im Sommer 1995 ein zweijähriges<br />

Trainee-Programm im Auslandsbereich<br />

der Bilfinger+Berger Bauaktiengesellschaft<br />

in Wiesbaden. Ich<br />

durchlief die Abteilungen Technisches<br />

Büro, Arbeitsvorbereitung, Kalkulation<br />

und Projektleitung. Dabei konnte<br />

ich das im Studium Gelernte anwenden<br />

und vor allem in Zusammenarbeit mit<br />

erfahrenen Kollegen erweitern. Der<br />

direkte Bezug zur Ausführung auf den<br />

Auslandsbaustellen fehlte allerdings<br />

aufgrund der großen Entfernung. Photos<br />

und Filme konnten das in den zwei<br />

Jahren nur schwer ersetzen. Ab Herbst<br />

1997 war ich dann in Bangkok, Thailand,<br />

bei einem Hochstraßenprojekt<br />

tätig. Eine 8,6 km lange Stadtautobahn<br />

wurde als Brücke mit 9 Rampenbauwerken<br />

erstellt. Meine Aufgabe<br />

als Technischer Projektkoordinator<br />

lag in der Abwicklung von Planungsleistungen<br />

für den vorgespannten<br />

Segmentbrückenüberbau. Im darauffolgenden<br />

Jahr betreute ich eigenverantwortlich<br />

ein ähnliches Projekt im Angebotsstadium<br />

in Manila auf den Philippinen.<br />

Hinzu kamen Innendienstätigkeit<br />

Dirk Deigmöller. Im Hintergrund:<br />

Großbohrpfähle für eine Schrägseilbrücke<br />

über den Mekong/Vietnam<br />

ABSOLVENTEN-PROFILE<br />

und Bauleitung, die sich bis Anfang<br />

<strong>2000</strong> erstreckten. Seit Frühjahr <strong>2000</strong><br />

bin ich in Deutschland als Bauleiter<br />

im Bereich Schlüsselfertigbau tätig.<br />

Meinen Wunsch nach einem eigenen<br />

abgeschlossenen Projekt in der Praxis<br />

konnte ich nach 5 Jahren – verspätet,<br />

aber immerhin – verwirklichen.<br />

Was waren besondere - negative und<br />

positive - Erfahrungen und Erlebnisse?<br />

Eigenverantwortlichkeit bei ganzheitlicher<br />

Projektabwicklung bringt meiner<br />

Meinung nach unbezahlbare Erfahrungen.<br />

Es fällt nicht leicht, in einem Konzern<br />

seine privaten Vorstellungen von<br />

Ausbildung und Erfahrungen gegen<br />

die Vorstellungen der Vorgesetzten zu<br />

behaupten. Zu oft haben kurzfristige<br />

Personaldispositionen für neue Projekte<br />

Einfluss auf die persönliche Weiterentwicklung.<br />

In diesem Fall sollte man<br />

sich kompromissbereit zeigen, seine<br />

persönlichen Ziele jedoch nicht aus<br />

den Augen verlieren.<br />

Die berufliche Tätigkeit im Ausland<br />

hatte nicht nur einen großen Einfluss<br />

auf meinen Job, sondern auch auf<br />

meine Einstellung. Das Leben in einer<br />

anderen Kultur – vor allem in einer<br />

asiatischen – ließen mich die Dinge<br />

aufmerksamer betrachten. Diese persönliche<br />

Bereicherung möchten meine<br />

Lebenspartnerin und ich auf keinen<br />

Fall missen.<br />

Die Arbeit im Ausland war breitgefächert<br />

und hat meist keine Zeit zur<br />

detaillierteren Abwicklung zugelassen,<br />

wie sie in Deutschland gefordert ist.<br />

Ich musste lernen, Schwerpunkte zu erkennen<br />

und selbst zu setzen. Schmerzhafte<br />

Erfahrungen durch Fehlentscheidungen<br />

gehörten mehr als einmal dazu.<br />

Entscheidungsfreude und Zielstrebigkeit<br />

wurden jedoch weitaus stärker<br />

gefördert als in Deutschland. Fehlentscheidungen<br />

wurden getroffen, es ist<br />

jedoch fataler, keine Entscheidung zu<br />

treffen. Es gilt daher, aus Fehlern zu<br />

lernen und sie zu minimieren.<br />

Hat mich die Fachhochschule auf<br />

meine Tätigkeit vorbereitet?<br />

Die Fachhochschule vermittelt ingenieurtechnisches<br />

Wissen als Grundlage<br />

der beruflichen Tätigkeit. Natürlich<br />

bereiten die Vorlesungen auf die<br />

zukünftigen Tätigkeiten vor, jedoch<br />

nur insoweit, dass sie den Studierenden<br />

das Wissen an die Hand geben.<br />

Der Glaube, man sei als Absolvent „fertiggebacken“,<br />

schwindet schnell, wenn<br />

man auf unvorhergesehene Probleme<br />

trifft. Entscheidungsfreude, gesunder<br />

Menschenverstand und Zielstrebigkeit<br />

kann nicht gelehrt werden, konstruktives<br />

Lösen von Problemen dagegen<br />

schon.<br />

Was rate ich den heutigen Studenten?<br />

Falls es die Zeit erlaubt, sollten sie<br />

bereits während des Studiums so viel<br />

wie möglich Praxis sammeln. Praktika<br />

oder nebenberufliche Tätigkeiten können<br />

sehr intensiv auf den Berufseinstieg<br />

vorbereiten. Mit der Zeit reift<br />

dann ein persönliches Berufsbild mit<br />

einer Zielrichtung bzw. Zielsetzung.<br />

Rainer Schmitt<br />

Eines vorweg: Drei Dinge braucht die<br />

Ingenieurin bzw. der Ingenieur:<br />

1. Logisches Denken<br />

2. Die Fähigkeit, nicht unbedingt alles<br />

im Kopf zu haben, aber zu wissen,<br />

wo es steht<br />

3. Die Fähigkeit, ein Problem grundsätzlich<br />

zu sehen, es im Kern zu<br />

analysieren und zielgerichtet zu lösen<br />

Nachdem ich mein immer wieder mit<br />

„praxisorientierten“ Themen durchsetztes<br />

Studium mit meiner „Praxis“-Diplomarbeit<br />

für ein Unternehmen abgeschlossen<br />

hatte und der FH den<br />

Rücken kehrte, begann die Zeit des Lernens.<br />

In den ersten Tagen holte mich<br />

die Praxis draußen ein mit der ganz<br />

banalen Frage: „Können Sie mir die<br />

Planung, Statik, Ausschreibung und<br />

Bauleitung für ein Einfamilienhaus machen?“<br />

Die Frage wurde von mir selbst-<br />

FH Mainz Forum 1/2001 47


verständlich gleich mit „Ja“ beantwortet,<br />

und anschließend erinnerte ich mich<br />

an die zuvor beschriebenen und im Studium<br />

erlernten Tugenden eines jeden<br />

Ingenieurs. Das Einfamilienhaus wurde<br />

zur Zufriedenheit des Eigentümers<br />

geplant, es wurde gebaut und steht<br />

heute noch. Insofern habe ich festgestellt,<br />

dass die theoretischen Ansätze<br />

aus dem Bauingenieurstudium durchaus<br />

einen praktischen Nutzen besitzen.<br />

Neben dieser mehr privaten Entgleisung<br />

begann am 1. Juli 1990 die rauhe<br />

berufliche Wirklichkeit. Da ich mich<br />

schon immer für die globalen Zusammenhänge<br />

des Bauens interessiert hatte,<br />

fand ich ein damals 15-köpfiges<br />

Architekturbüro, welches das Risiko<br />

eingehen wollte, es mit mir zu versuchen.<br />

Bereits nach 3 Wochen bekam<br />

ich das kalte Wasser – mit Eiswürfeln<br />

durchsetzt – an einem Wohn- und Geschäftshaus<br />

in der Innenstadt von Bad<br />

Kreuznach zu spüren. Von einem Kollegen,<br />

der krankheitsbedingt ausscheiden<br />

musste, im 4. Geschoss übernommen,<br />

ging der Rohbauer im 5. Geschoss<br />

Konkurs und damit auch meine Vorstellungen<br />

von einer ersten idealen Baustelle.<br />

So quälte ich mich bis zum 8.<br />

Geschoss und anschließend durch den<br />

ursprünglich geplanten Innenausbau<br />

für Büronutzung, die sich tatsächlich<br />

als Zahnarztpraxis, Internistenpraxis,<br />

Krankengymnastikpraxis sowie Chirurgische<br />

Praxis mit OP- und Röntgenabteilung<br />

entpuppte. Erst Jahre später<br />

sollte mir klar werden, dass dieses<br />

Bauvorhaben den Grundstein für all<br />

meine weiteren Tätigkeiten gelegt hat.<br />

Bei zahllosen nachfolgenden Projekten,<br />

welche ich als Bauleiter betreute,<br />

wurde mein Tätigkeitsspektrum permanent<br />

mit neuen Elementen bestückt,<br />

und so entfernte ich mich stetig von<br />

den Kerninhalten des Bauingenieurstudiums,<br />

Vertiefung Baubetrieb. Der<br />

Bauboom Anfang der 90er Jahre in<br />

Ostdeutschland führte dazu, dass auch<br />

unser Unternehmen sprunghaft wuchs<br />

und bis 1994 eine Verdopplung der<br />

Mitarbeiterzahl gegenüber 1990 stattfand.<br />

In der Folge übernahm ich 1993<br />

FH MAINZ INTERNATIONAL<br />

Rainer Schmitt<br />

(rechts im Bild)<br />

Führungsaufgaben in der Objektleitung<br />

= Oberbauleitung. Als wir uns 1995<br />

entschieden, für ein großes deutsches<br />

Handelsunternehmen die Bauplanung<br />

und -betreuung in der Tschechischen<br />

Republik zu übernehmen, wuchs das<br />

Unternehmen erneut um ein weiteres<br />

Drittel auf heute 60 Mitarbeiter aus den<br />

Bereichen Projektentwicklung, Städteplanung,<br />

Architektur, Bauingenieurwesen,<br />

Wasserbau und Straßenbau. Dies<br />

wiederum erforderte eine Umstrukturierung<br />

der Unternehmensführung. Mit<br />

Beginn des Jahres 1998 trat ich in die<br />

Geschäftsführung der Planungsgesellschaft<br />

ein, sie wird seit diesem Zeitpunkt<br />

gemeinschaftlich geführt. Die<br />

reine Planungsgesellschaft hat sich inzwischen<br />

zu einem globalen Dienstleistungsunternehmen<br />

entwickelt, welches<br />

Bauprojekte ganzheitlich betrachtet,<br />

von der Entwicklung bis hin zum<br />

Facility Management.<br />

Führe ich mir diese Entwicklung des<br />

Unternehmens und damit auch meine<br />

persönliche Entwicklung vor Augen,<br />

dann muss ich feststellen, dass sich in<br />

den letzten 5 Jahren die Inhalte meiner<br />

täglichen Arbeit grundlegend gewandelt<br />

haben. Höchstens 10 bis 15%<br />

der „direkten“ Studieninhalte finden<br />

in meiner Tätigkeit noch Anwendung.<br />

Der Rest ist gefüllt mit den Dingen,<br />

die ich seit Beendigung des Studiums<br />

permanent dazu gelernt habe, sei es<br />

durch „learning by doing“ oder durch<br />

Weiterbildung im Unternehmen oder<br />

durch eigenverantwortliche Weiterbildung,<br />

welche man nicht unterschätzen<br />

sollte. Die „indirekten“ Studieninhalte,<br />

die drei anfangs aufgeführten Dinge,<br />

sind in der Praxis nicht zahlenmäßig<br />

messbar, bilden aber die elementare<br />

Grundlage meiner heutigen Tätigkeit.<br />

Insofern behaupte ich, dass die Grundlagen<br />

meiner Berufsfähigkeit an der<br />

FH Mainz gelegt und später durch<br />

die Praxistätigkeit weiter ausgebaut<br />

wurden.<br />

Was ist noch zu sagen? Gestern vor 10<br />

Jahren habe ich mein „traditionelles“<br />

Studium als Diplom-Bauingenieur abgeschlossen,<br />

und darauf bin ich auch<br />

immer noch stolz. Heute aber würde<br />

ich eine Mischung aus Bauingenieur-,<br />

Architektur-, Jura-, BWL- und Sprachenstudium<br />

sowie vor allem aus Teilaspekten<br />

der Psychologie als idealen<br />

Studiengang ansehen. Hierdurch würde<br />

– zumindest für meine Tätigkeit – die<br />

notwendige Mischung für die Praxis<br />

vermittelt. Des weiteren würde mir im<br />

internationalen Geschäft ein ein- oder<br />

zweisemestriges Auslandsstudium helfen.<br />

Durch „die Ohren der Profs an der<br />

Praxis“ sollten aktuelle Inhalte in die<br />

Studienfächer einfließen, denn gerade<br />

im Bereich der Bauwirtschaft, des Baubetriebes<br />

und des Baumanagements<br />

sind zukünftig aufgrund der globalen<br />

Vernetzung und Komplexität der Bauvorhaben<br />

genügend „Spielwiesen“ vorhanden,<br />

auf denen, wie die Vergangenheit<br />

gezeigt hat, Bauingenieure investieren<br />

und innovativ Lücken schließen<br />

können, die so manch anderer Berufszweig<br />

noch gar nicht erkannt hat.<br />

48 FH Mainz Forum 1/2001


Kerstin Algesheimer<br />

Eigentlich begann meine Karriere in<br />

der Baubranche schon vor meiner Geburt.<br />

Wenn man einen Bauunternehmer<br />

zum Vater hat, wünscht der sich<br />

natürlich einen Sohn als Nachfolger.<br />

Trotzdem habe ich auch als Tochter<br />

und Frau den Weg in die „Männerdomäne“<br />

Bau und somit an die Fachhochschule<br />

Mainz eingeschlagen.<br />

Relativ schnell nach Beginn meines<br />

Studiums bin ich durch Professor Kulick<br />

auf die Kooperation zwischen der<br />

FH Mainz, der University of Brighton<br />

und der Université de Reims aufmerksam<br />

geworden. Er war es auch, der<br />

mir vorschlug, im Rahmen eines Seminars<br />

in Brighton einen Fachvortrag in<br />

Englisch zu halten. Mein Interesse am<br />

Ausland war geweckt und ich schrieb<br />

meine Diplomarbeit in Brighton. Auch<br />

wenn es sich teilweise recht schwierig<br />

gestaltete, für mein eher juristisches<br />

Thema geeignete Übersetzungsbücher<br />

zu finden, kann ich einen Auslandsaufenthalt<br />

als Teil des Studiums nur jedem<br />

empfehlen. Neben den Erfahrungen<br />

außerhalb des Studiums in einem<br />

Bauunternehmen oder Ingenieurbüro<br />

sind heutzutage die an der Fachhochschule<br />

angebotenen Auslandsstudien<br />

auf dem Markt sehr gefragt und eine<br />

Bereicherung für einen selbst.<br />

1994 war der Arbeitsmarkt für junge<br />

Bauingenieurinnen und -ingenieure<br />

noch rosig, doch auf der Suche nach<br />

Erfolgreich in einer Männerdomäne: Bauleiterin Kerstin Algesheimer<br />

FH Mainz Forum 1/2001<br />

FH MAINZ INTERNATIONAL<br />

einem Job sammelte ich Erfahrungen<br />

im Kapitel „Frauen im Männerberuf“.<br />

Ich hatte mir fest vorgenommen, eine<br />

Stelle als Bauleiterin zu bekommen.<br />

Doch damit war ich bei dem etwa 60jährigen<br />

Personalchef der Firma Hochtief<br />

in Frankfurt an der falschen Adresse.<br />

Er hätte mich gerne als Bauzeichnerin<br />

gesehen.<br />

Ein Bericht über die Unternehmerin<br />

des Jahres machte mich dann auf Frau<br />

Winkler und die gleichnamige Bauunternehmung<br />

in Wiesbaden aufmerksam,<br />

und eine Blindbewerbung brachte<br />

den gewünschten Erfolg. Nach sehr<br />

kurzer Einarbeitungszeit wurde ich als<br />

Bauleiterin im Schlüsselfertigbau eingesetzt.<br />

Leider bereitet das Studium<br />

nicht auf diese Tätigkeit und die damit<br />

verbundenen Probleme vor. Die<br />

Erfahrungen, die ich schon lange vor<br />

meinem Studium und in allen Semesterferien<br />

im Büro unseres Bauunternehmens<br />

gesammelt hatte, milderten<br />

meinen Sprung ins kalte Wasser etwas.<br />

Als Bauleiterin im Schlüsselfertigbau<br />

muss man plötzlich Erfahrungen in<br />

allen auszuführenden Gewerken haben,<br />

um sich nicht bei den vorwiegend<br />

männlichen Arbeitern, wie z.B.<br />

Elektroinstallateuren und Verputzern,<br />

zu blamieren. Kosten kalkulieren, Details<br />

entwerfen, die Kunden bei der<br />

Ausführung ihrer Eigentumswohnung<br />

beraten usw. wurde von Beginn an<br />

von mir gefordert. Die Aufgaben einer<br />

Bauleiterin sind vielfältig und der<br />

Arbeitstag meistens nicht kürzer als<br />

10 bis 12 Stunden, eine sechs bis sieben<br />

Tage-Woche war erwünscht. Trotzdem<br />

musste die Firma Winkler Konkurs<br />

anmelden, und auch das war eine,<br />

wenn auch negative, Erfahrung wert.<br />

Danach hatte ich genügend Erfahrung<br />

für das elterliche Bauunternehmen gesammelt.<br />

13 fest angestellte Arbeiter<br />

sind ein überschaubarer Rahmen, den<br />

ich zusammen mit meinem Vater gut<br />

im Griff habe. Während er für die Bauleitung<br />

im Rohbau, unserem Haupttätigkeitsfeld,<br />

zuständig ist, bin ich<br />

Bauleiterin im Schlüsselfertigbau und<br />

erledige alle im Büro anfallenden Arbeiten.<br />

Während der Generationenkonflikt<br />

zwischen uns beiden kein Thema<br />

ist, gibt es hin und wieder Probleme<br />

mit „gestandenen Unternehmern“ anderer<br />

Gewerke, wenn ich überzogene<br />

Rechnungen kürze oder Mängel in der<br />

Ausführung anmelde. Frauen in diesen<br />

Positionen müssen sich leider immer<br />

noch beweisen und durchsetzen.<br />

Der Erfolg des Unternehmens bestätigt<br />

mir jedoch, dass ich meine „Frau“ in<br />

dieser „Männerdomäne“ stehe. Dies<br />

zeigt sich auch darin, dass das Unternehmen<br />

ab 1.1.2001 von meinem<br />

Vater und mir als Gesellschafter und<br />

Geschäftsführer gemeinsam geleitet<br />

wird.<br />

Insgesamt kann ich sagen, dass die<br />

Tätigkeit als Bauleiterin trotz aller<br />

Widrigkeiten und Probleme sehr viel<br />

Spaß macht. Beim Einzug der neuen<br />

Besitzer erkennt man befriedigt, was<br />

man geschaffen hat und dass sich der<br />

Einsatz lohnt.<br />

Jochen Appelmann<br />

Die erste Station nach dem Studium<br />

führte eigentlich direkt zurück ins<br />

5. oder 6. Semester: Damals ging es<br />

beim neuen Professor Kulick um das<br />

Thema Auslandsbau. Aus meinem Interesse<br />

an diesem Thema folgte eine<br />

Seminararbeit über Bauen im Ausland,<br />

ein freiwilliges Praktikum in Griechenland<br />

– ungeklärt ist bis heute, ob<br />

die langjährige Tätigkeit von Herrn<br />

49


Projektmanager Jochen Appelmann<br />

Kulick in der Auslandsabteilung der<br />

damals noch hoch gehandelten Philipp<br />

Holzmann AG bei der Vergabe des<br />

begehrten Praktikumsplatzes hilfreich<br />

war –, schließlich die Diplomarbeit,<br />

bei der es um Europäisches Vergaberecht<br />

ging. Das Interesse am Auslandsjob<br />

war also latent vorhanden.<br />

Als ich dann im Sommer 1988 in<br />

der FAZ die Stellenanzeige einer englischen<br />

Baufirma für einen Job in England<br />

las und den Job auch bekam,<br />

war die Welt zunächst in Ordnung.<br />

Ich war bei BOVIS Construction in<br />

London, einer Firma, die sich recht<br />

ambitionierte Ziele für den Sprung<br />

nach Deutschland gesetzt hatte. Nach<br />

einigen Monaten zeigte sich aber, dass<br />

ich – mit Freundin in Deutschland –<br />

wohl doch noch nicht für die Arbeit in<br />

England reif war. Es schien mir alles<br />

etwas theoretisch. Trotzdem war es<br />

eine äußerst wertvolle Erfahrung und<br />

ein wichtiges Kapitel im Lebenslauf,<br />

nicht nur wegen der Sprachkenntnisse.<br />

Nach genau einem Jahr ging es zurück<br />

nach Deutschland. Ich wollte zu einer<br />

klassischen Baufirma als Bauleiter, um<br />

das Leben an der Basis kennen zu lernen.<br />

Knapp zwei Jahre als junger, unerfahrener<br />

Bauleiter bei einer mittelständischen<br />

Münchener Bauunternehmung<br />

im schlüsselfertigen Wohnungsbau waren<br />

eine harte Schule, aber danach gibt<br />

es kaum noch etwas, was man im Bauablauf<br />

nicht kennt. Für jemanden, der<br />

nicht besonders detailverliebt ist, ist<br />

FH MAINZ INTERNATIONAL<br />

der Bauleiterjob nicht<br />

unbedingt zu empfehlen.<br />

Man wird mit ziemlich<br />

allem konfrontiert,<br />

was es am Bau so gibt<br />

und was alles schief gehen<br />

kann. Das kann einem<br />

die FH leider nicht<br />

beibringen.<br />

Mittlerweile hatte ich<br />

mitbekommen, dass es<br />

in Deutschland doch<br />

auch so etwas wie Projektmanagement<br />

gibt.<br />

Ich nutzte die Gunst<br />

der Stunde – Bauingenieure waren<br />

Ende 1992 sehr gesucht – und wechselte<br />

zu ibb, einem renommierten<br />

Ingenieurbüro für Projektsteuerung, Kosten-<br />

und Terminplanung mit Sitz in<br />

München.<br />

Nach dem Bauleiter-Stress nun als Bauherrenvertreter<br />

wieder etwas ganz anderes:<br />

Terminpläne entwickeln, Kostenberechnungen<br />

durchführen, Planungsabläufe<br />

koordinieren, Ausschreibungen<br />

organisieren, Vergabeverhandlungen<br />

führen und Honorare ermitteln.<br />

Alles in allem eine tolle Sache! Nach<br />

2,5 Jahren wurde in Dresden ein<br />

Großprojekt akquiriert, für das ich<br />

vorgesehen war. Es war der stressigste<br />

Job von allen bisherigen: Ständig im<br />

Flugzeug von München nach Dresden<br />

und zurück, sonntags schon die Koffer<br />

für die Woche packen, am Wochenende<br />

den Haushalt und was sonst so anfällt<br />

erledigen und in der Woche der ständige<br />

Kampf mit Politikern und Bankvorständen.<br />

Bei einer Größenordnung<br />

von über 400 Mio. DM werden Projekte<br />

schnell politisch. Aber man verliert<br />

auch schnell den Respekt vor<br />

Politikern und Bankvorständen. Nach<br />

5 Jahren hatte ich hiervon genug –<br />

auch von der Erfahrung, als potenzielles<br />

Bauernopfer dann doch nicht<br />

geopfert zu werden. Perspektiven gab<br />

es für das Projekt nicht mehr, die<br />

Baustelle lief, und die Vergaben waren<br />

fast alle erfolgt. Kurzum: Es gab nichts<br />

mehr zu bewegen, und außerdem wollte<br />

ich wieder in München sesshaft<br />

werden. Mittlerweile war ich 8 Jahre<br />

bei ibb, also auch Zeit zum Wechseln.<br />

Seit Oktober 1999 bin ich als Projektmanager<br />

bei Accumulata, einer kleinen,<br />

aber erfolgreichen Projektentwicklungsgesellschaft<br />

in München, die sich<br />

auf den Münchener Markt konzentriert.<br />

Hier bin ich mit dem Projektmanagement<br />

eines 200 Mio. DM-Projektes<br />

beschäftigt und nebenbei noch Kosten-<br />

und Termin-Controller für ein weiteres<br />

Großprojekt.<br />

Zurückblickend kann ich sagen, dass<br />

die Vorbereitung auf das Berufsleben<br />

durch die FH sehr differenziert zu<br />

betrachten ist. Ab und zu habe ich<br />

jedenfalls in den Bauwirtschaft- bzw.<br />

Baubetrieb-Ordner geschaut, um etwas<br />

über Wirtschaftlichkeitsberechnungen<br />

oder Bauablaufplanung nachzuschlagen.<br />

Ansonsten waren direkte Bezüge<br />

zum Studium kaum vorhanden. Am<br />

wichtigsten sind sicherlich die Erfahrungsberichte<br />

der Dozenten aus ihrem<br />

Berufsleben und der Rundumblick in<br />

fast alle Fachgebiete: Man weiß, was<br />

es sonst noch so gibt und hat schon<br />

mal etwas davon gehört. Zu sagen, das<br />

hab ich an der FH gelernt, ist sicherlich<br />

nur bei reinen Tragwerks- oder Verkehrsplanern<br />

möglich. Planungsteams<br />

mit all den unterschiedlichen Charakteren<br />

– Architekten, Statikern, Haustechnikplanern,<br />

Sonderfachleuten für<br />

Grundbau und Bauphysik etc. – zu<br />

führen, kann sicherlich an der FH<br />

nicht gelehrt werden, diese Erfahrung<br />

muss man machen – sofern man dafür<br />

geeignet ist. Und wer in die Projektsteuerung<br />

will, sollte zunächst wenigstens<br />

ein bisschen Bauleitererfahrung<br />

gesammelt haben.<br />

Auf alle Fälle rate ich den Studierenden,<br />

so viel wie möglich während<br />

des Studiums auf Baustellen und in<br />

Ingenieurbüros zu arbeiten, nach Möglichkeit<br />

eine Zeit im Ausland zu verbringen<br />

und das Studium nicht in Höchstgeschwindigkeit,<br />

aber auch nicht im<br />

Schongang durchzuziehen. Ausser dem<br />

Job gibt es noch andere Dinge, die<br />

Spass machen.<br />

50 FH Mainz Forum 1/2001


FH Mainz Forum 1/2001<br />

INTERVIEW<br />

Ausbildung und Berufspraxis:<br />

Zwei Seiten einer Medaille<br />

Günter Franz, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz und Mitglied des<br />

Kuratoriums der Fachhochschule Mainz, im Gespräch mit Prof. Emil Hädler<br />

Herr Franz, ich bedanke mich für<br />

die Möglichkeit, ein Gespräch mit<br />

Ihnen für die Zeitschrift „FH-Forum“<br />

führen zu können und möchte in<br />

medias res direkt an einer Initiative<br />

ansetzen, die auch Ihre sehr eigene<br />

ist und auf Bundesebene z. Zt. Beachtung<br />

findet: Die Initiative „Baukultur“.<br />

Es gibt darin Aspekte, die die<br />

Rahmenbedingungen einer gebeutelte<br />

Architektenschaft allgemein, der<br />

Architektenausbildung aber im Besonderen<br />

ansprechen und es stellt<br />

sich die Frage, inwieweit eine Mitwirkung<br />

der Hochschulen sinnvoll ist.<br />

Das Angebot zu einem Gespräch nehme<br />

ich gerne an, weil das Thema<br />

Ausbildung für meine Kammer, so lange<br />

ich zurückdenken kann, ein wichtiges<br />

Thema war, wir uns als Kammer<br />

und ich auch persönlich immer wieder<br />

in diesem Bereich engagiert haben –<br />

auch, wenn das Echo der Hochschulen<br />

insgesamt nicht immer so ausgefallen<br />

ist, wie wir uns das vielleicht<br />

gewünscht hätten.<br />

Zur „Initiative Baukultur“: Die historische<br />

Entwicklung dieser Initiative<br />

geht nach unserem rheinland-pfälzischen<br />

Verständnis darauf zurück, dass<br />

meine Kammer anlässlich des 50jährigen<br />

Kammerjubiläums dem Ministerpräsidenten<br />

Kurt Beck 10 Forderungen<br />

an eine zukunftsorientierte Architekturpolitik<br />

in Rheinland-Pfalz vorgetragen<br />

hat. Der Ministerpräsident hat spontan<br />

zugesagt, dass die Landesregierung<br />

sich dieser Forderungen in geeigneter<br />

Form annehmen werde. Etwas später<br />

dann hat die Bundesarchitektenkammer<br />

das Thema in ähnlicher Weise aufgegriffen<br />

und die „Initiative Baukultur“<br />

zusammen mit Anderen, aber auch mit<br />

dem zuständigen Ministerium in Berlin,<br />

in Angriff genommen. Für mich<br />

überraschend war die Bereitschaft der<br />

Politik, der Anregung nachzukommen<br />

– jedenfalls auf Bundesebene und auch<br />

hier auf Landesebene –, wenngleich<br />

wir es bedauern, dass die konkrete<br />

Umsetzung unserer 10 Forderungen<br />

noch längst nicht den Stand erreicht<br />

hat, den wir uns wünschen. Wir hoffen,<br />

wieder bezogen auf Rheinland-Pfalz,<br />

dass unmittelbar nach den Wahlen es<br />

möglich sein wird, über konkrete Umsetzungen<br />

mit der Landesregierung zu<br />

verhandeln.<br />

Die Chance, dass diese Initiative auf<br />

Bundesebene umgesetzt wird, ist ja<br />

doch eine besondere, die wir sicherlich<br />

in den Hochschulen verfolgen<br />

sollten. Aber welche konkreten<br />

Möglichkeiten oder Anregungen sehen<br />

Sie? Inwieweit kann Hochschule<br />

oder Ausbildung sich mit der Initiative<br />

verbinden?<br />

Ich denke, wenn Hochschule sich und<br />

ihren Auftrag richtig begreift, muss<br />

sie ein Interesse daran haben, welches<br />

Schicksal diese Initiative nimmt, denn<br />

ihr eigenes Schicksal verbindet sich<br />

sehr unmittelbar damit. Es macht einfach<br />

einen grundlegenden Unterschied<br />

aus, ob es ein öffentliches Verständnis<br />

für Architektur und für Baukultur gibt<br />

oder nicht. Das wird sich auch auf<br />

die Hochschulen und deren Bildungsauftrag<br />

auswirken.<br />

Diese Initiative reagiert u.a. auf die<br />

Beobachtung, dass Bauen insgesamt<br />

nicht mehr nur von den Personen<br />

verantwortlich durchgeführt wird,<br />

die dafür ausgebildet sind. Wir beobachten,<br />

dass viele von unseren<br />

Absolventen gar nicht mehr in jenen<br />

Institutionen oder Büros tätig werden,<br />

für die wir meinen, auszubilden,<br />

sondern in anonymen Konsortien<br />

oder in großen Betrieben, die<br />

Günter Franz ist seit 40 Jahren freischaffender<br />

Architekt in Mainz. Sein Büro baute er ab 1961<br />

über Erfolge bei Architekturwettbewerben auf.<br />

Seit über 20 Jahren gehört Herr Franz dem Präsidium<br />

der Architektenkammer Rheinland-Pfalz an,<br />

deren Präsident er seit 14 Jahren ist. Zugleich ist<br />

er Mitglied des Vorstandes der Bundesarchitektenkammer,<br />

als deren Präsident er zeitweilig die deutschen<br />

Interessen im ACE (Rat der Europäischen<br />

Architekten) vertreten hat. In das Kuratorium der<br />

Fachhochschule Mainz wurde Herr Franz im Jahre<br />

1998 berufen.<br />

dann Architektenleistungen mit erbringen,<br />

ohne sich selbst gewissen<br />

Qualitätsstandards verpflichtet zu<br />

sehen. Hier zeigt sich ungeschminkt<br />

der Wandel eines Berufsbildes: Unsere<br />

Absolventen stimmen da in einer<br />

gewissen Weise mit den Füßen<br />

ab und wir müssen uns sehr wohl fragen,<br />

auf welches Berufsbild wir unsere<br />

„Kundschaft“ vorbereiten. Wo<br />

sehen Sie denn die Chance, gewisse<br />

Standards aufrechtzuerhalten, die<br />

wir als Hochschule durchaus gefährdet<br />

sehen?<br />

Wir leben ja bekanntlich in Zeiten der<br />

Globalisierung und des grenzenlosen<br />

Wettbewerbs. Das, was sich auf dem<br />

Markt des Bauens im Moment abspielt,<br />

ist die unmittelbare Auswirkung<br />

51


dieser von Wirtschaft und Politik forcierten<br />

Entwicklung. Wenn man sich<br />

zurückerinnerte an unsere Forderung,<br />

die Studierenden nicht nur für den Entwurf<br />

einseitig, sondern breit angelegt –<br />

ganzheitlich – auszubilden, d. h. etwa<br />

auch im Managementbereich – oder<br />

doch mindestens für Sensibilisierung<br />

insoweit zu sorgen –, dann würde<br />

man unschwer erkennen, dass exakt<br />

diese Befähigungen heute vom Markt<br />

gefordert werden. Dieser sogenannte<br />

Markt hat sich, das wissen wir alle,<br />

dramatischen Veränderungen unterzogen.<br />

Baunachfragende sind sehr viel<br />

weniger als in der Vergangenheit die<br />

öffentliche Hand, sondern private Investoren.<br />

Private Investoren verspüren<br />

weniger Verantwortung für die Qualität<br />

des Bauens im Sinne von „Baukultur“,<br />

als es die öffentliche Hand<br />

tun sollte und oftmals ja auch tut. Zu<br />

den vordergründigen Interessen dieser<br />

privaten Investoren gehört eine wirtschaftlich<br />

rentable Bauabwicklung –<br />

was immer man darunter verstehen<br />

möchte. Oft ist es nur eine „Pseudo-<br />

Wirtschaftlichkeit“, die wesentliche Aspekte<br />

im volkswirtschaftlichen Sinn<br />

außer Acht lässt. Im Rahmen dieser<br />

wirtschaftlichen Interessen ist es ein<br />

erster Schritt, dass man sich eines Projektentwicklers<br />

und im Anschluss daran<br />

eines Generalunternehmers bedient<br />

oder gar eines Generalübernehmers<br />

mit der Folge, dass die Planung dort gemacht<br />

wird, wo auch die Ausführung<br />

angesiedelt ist – mit allen Abhängigkeiten,<br />

die daraus resultieren. Die jungen<br />

Absolventen, denen es nicht beschieden<br />

ist, einen Arbeitsplatz im<br />

Architekturbüro zu bekommen, geraten<br />

ohne ausreichendes professionelles<br />

Training unmittelbar in den Aktionsrahmen<br />

derjenige, deren Interesse<br />

festgemacht ist an vordergründig betriebswirtschaftlichen<br />

Aspekten. Diesen<br />

Interessen sind diese Berufsanfänger<br />

dann auch einseitig unterworfen.<br />

Dies wiederum bedeutet, dass<br />

eigenverantwortliches, gestaltungsbewusstes<br />

Entwerfen sich oftmals pseudowirtschaftlichen<br />

Aspekten unterzuordnen<br />

hat. Daraus könnte sich ein<br />

anderes Selbstverständnis von der Ar-<br />

INTERVIEW<br />

chitektentätigkeit entwickeln, weil sich<br />

diese jungen Kollegen in einer ganz<br />

anderen Abhängigkeit wiederfinden als<br />

wir das kennen, die wir es noch gewohnt<br />

sind, dass Planung und Ausführung<br />

zwei Paar Schuhe sind, die zwar sehr<br />

viel miteinander zu tun haben, die sich<br />

auch in Abhängigkeit voneinander befinden,<br />

die aber aufeinander folgen müssen<br />

und nicht auf unverträgliche Weise miteinander<br />

verwoben sein sollten, wie das<br />

heute oftmals der Fall ist.<br />

Das berührt einen Aspekt, der vor<br />

den eigentlichen Bauentscheidungen,<br />

die uns Architekten betreffen, die<br />

Frage stellt: Wer bestimmt heute<br />

das Erscheinungsbild unserer Städte?<br />

Ein bei uns in Mainz anhängiges<br />

Berufungsverfahren für das Lehrgebiet<br />

Städtebau hat gezeigt, dass<br />

Bewerberinnen und Bewerber in dieser<br />

Fragestellung versucht haben<br />

einzugrenzen, inwieweit Städtebau<br />

überhaupt noch eine hoheitliche Aufgabe<br />

des Staates oder der Kommunen<br />

ist und welche Steuerungsmöglichkeiten<br />

die Öffentlichkeit angesichts<br />

der Dominanz investitionsstarker<br />

Gruppen real noch hat. Es gibt<br />

durchaus die Position, hier offensiv<br />

auf die veränderten Gegebenheiten<br />

zuzugehen und im Sinne der „Private-Public-Partnership“<br />

zu alternativen<br />

Organisationsmodellen zu kommen.<br />

In Zuge der Deregulierung<br />

treffen diese Vorstellungen auf politische<br />

Zustimmung. Stadtplaner<br />

sind berufsständisch durch die Architektenkammer<br />

vertreten. Sehen<br />

Sie zukunftsweisende Ansätze zur<br />

Perspektive im Städtebau und in der<br />

diesbezüglichen Ausbildung?<br />

Wir erleben im Augenblick, dass die<br />

Stadt wieder ein Thema in der öffentlichen<br />

Diskussion wird. Leider ist<br />

es bisher keineswegs ausreichend gelungen,<br />

herauszustellen, wie groß die<br />

Verantwortung derjenigen ist, die die<br />

Stadt und deren Entwicklung zu planen<br />

haben. Wenn die Stadt orientiert<br />

an ausschließlich privaten Interessen<br />

geplant wird, wird sie anders aussehen,<br />

als wenn sie orientiert am öffentlichen<br />

Interessen weiterentwickelt wird. Vor<br />

diesem Phänomen stehen wir im Augenblick<br />

mit allen Problemen, die daraus<br />

resultieren. Ich will damit sagen:<br />

Vorausschauende Stadtplanung ist nach<br />

meiner Einschätzung noch bedeutsamer<br />

oder mindestens ebenso bedeutsam<br />

wie die nachfolgende Objektplanung<br />

und deren Umsetzung. Eine qualitätvolle<br />

Baugestaltung – auf der Grundlage<br />

einer verfehlten Stadtentwicklungsplanung<br />

– kann nur noch allenfalls<br />

korrigierend eingreifen. Ich will noch<br />

hinzufügen: Sie wissen, dass es ein<br />

Urteil des Bundesverfassungsgerichtes<br />

gibt, nach dem Stadtplanung auch von<br />

Personen betrieben werden kann, die<br />

etwa ein Geographie- oder Jurastudium<br />

absolviert haben. Das Berufsbild<br />

der Stadtplaner – und die damit verbundene<br />

Verantwortung – ist demzufolge<br />

weit schwerer zu fassen als das<br />

Berufsbild der Architekten. Man muss<br />

höchst besorgt sein, wenn man sich<br />

vorstellt, dass die Entwicklung in diese<br />

Richtung unkorrigiert weiter geht<br />

und womöglich auch die Ausbildung<br />

erfasst.<br />

Wie sehen Sie denn unter diesem Aspekt<br />

die Rolle des Stadtplaners hinsichtlich<br />

anderer Disziplinen, die sich<br />

ebenfalls um das Wohl der Stadt<br />

bemühen: City-Manager und Stadtmarketing<br />

versuchen auf ihre Weise,<br />

die Entwicklung der Stadt zu steuern.<br />

Ich denke, dass man die Entwicklung<br />

des Stadtmarketings durchaus ernst<br />

nehmen muss. Es gibt sicher Gründe<br />

für das Auftreten dieser neuen Disziplin.<br />

Diese liegen nach meiner Auffassung<br />

in erster Linie in „Reparaturabsichten<br />

an Bestehendem“, weil<br />

sich Vieles nicht mehr erzwingen lässt,<br />

was baulich oder stadtstrukturell fehlgeleitet<br />

wurde. Wenn ich mich an die<br />

Bemühungen in dieser Stadt Mainz erinnere,<br />

ihr Rheinufer zu aktivieren, ihr<br />

Stadtbild zu überprüfen und womöglich<br />

Korrekturen zu entwerfen, wenn<br />

ich sehe, wohin diese Bemühungen<br />

bisher geführt haben, dann bin ich eher<br />

skeptisch. Eine sich vielfach abzeichnende<br />

Gemengelage von Event, Kommerz<br />

und Collage halte ich jedenfalls<br />

nicht für zukunftsfähig.<br />

52 FH Mainz Forum 1/2001


In dieser Umbruchphase stellt sich<br />

für die Hochschulen die Frage, wer<br />

heute als Lehrender auf Dauer<br />

überhaupt noch den Anspruch auf<br />

zukunftfähige Lehrinhalte – in der<br />

Architektur gleichermaßen wie im<br />

Städtebau – einlösen kann. Die Hochschullehrer<br />

von morgen kommen ja<br />

aus dem heutigen Kollegenkreis. Welche<br />

Vorstellungen vertreten in dieser<br />

Hinsicht die Architektenkammern,<br />

wer ist „professorabel“?<br />

Wann immer wir uns in dieser Hinsicht<br />

zu Wort gemeldet haben, wurde uns<br />

der Anspruch auf die Freiheit der Lehre<br />

entgegengehalten. Ich denke dennoch,<br />

dass die Berufspraxis einen legitimen<br />

Anspruch hat, sich zur Qualifikation<br />

von Lehrenden zu äußern. Im<br />

Fall der Architekten ist dies durchaus<br />

definierbar. Bei den Stadtplanern wird<br />

das erkennbar schwieriger, wenn man<br />

etwa die Forderung erhebt, wer immer<br />

eine solche Lehrtätigkeit ausübt, möge<br />

über ausreichende Erfahrung und Praxis<br />

in diesem Bereich verfügen. Ich<br />

glaube, das ist auch das Dilemma, in<br />

dem Sie mit Ihren Berufungsverfahren<br />

stecken: Am Ende sollte entscheiden,<br />

was man fachliche und persönliche<br />

Qualifikation nennt. Meine vielleicht<br />

etwas konventionelle Einschätzung ist<br />

die, dass Architektur und Städtebau<br />

am Ende doch eine ganze Menge miteinander<br />

zu tun haben und dass ich mir<br />

nicht vorstellen kann, dass im Regelfall<br />

jemand Stadtplanung lehren könnte,<br />

ohne mit Architektur aus eigener<br />

Erfahrung ernstzunehmend vertraut zu<br />

sein.<br />

In aller Munde ist die Diskussion,<br />

die uns Hochschulen von der Politik<br />

mehr oder weniger nachgetragen<br />

worden ist, die akademischen<br />

Abschlüsse in Deutschland zu revidieren.<br />

So wie die Dinge aussehen,<br />

ist der Diplom-Ingenieur deutscher<br />

Prägung ein Auslaufmodell in Europa.<br />

Dieser Prozess ist voll im Gange,<br />

dazu gibt es dezidierte Positionen<br />

der Architektenkammern – zunächst<br />

ablehnend –, überhaupt etwas am<br />

Status des Diplom-Ingenieurs zu ver-<br />

FH Mainz Forum 1/2001<br />

INTERVIEW<br />

ändern. Mittlerweile muss man sehen,<br />

dass bereits viele Hochschulen<br />

auf diesen Zug aufgesprungen sind<br />

und sich ein Wettlauf zu entwickeln<br />

scheint, wer die Nase besonders weit<br />

vorne hat. Wie wird man denn seitens<br />

der Architektenkammern künftig<br />

mit dieser Frage umgehen?<br />

Es scheint schon ein typisch deutsches<br />

Vorgehen zu sein, sich weniger mit<br />

Ausbildungsinhalten zu befassen als<br />

mit der Dauer der Ausbildung und<br />

der Art des Abschlusses – so muss es<br />

einem jedenfalls vorkommen – und<br />

typisch deutsch scheint es mir auch zu<br />

sein, dass wir bereit sind, einen international<br />

anerkannten Abschluss wie den<br />

Diplom-Abschluss einfach herzugeben<br />

für etwas, was erkennbar von<br />

vielen überhaupt nicht richtig eingeschätzt<br />

wird. Wer die Verhältnisse<br />

kennt weiß, dass sich hinter „Bachelor“<br />

und „Master“ ganz unterschiedliche<br />

Studiengänge und -dauern verbergen<br />

können. Nun war es wohl<br />

auch beabsichtigt, im Wettbewerb der<br />

Hochschulen untereinander, die Szene<br />

gewissermaßen aufzumischen und den<br />

Hochschulen „Beine zu machen“. Das<br />

kann man ja sogar noch nachvollziehen,<br />

nur was danach gefolgt ist kann<br />

man nur mit Sorge betrachten: Dass<br />

jetzt Hochschulen hektisch reagieren,<br />

versuchen, sich einen Vorteil zu verschaffen,<br />

indem sie sich in diese neuen<br />

Ausbildungsgänge und Studienabschlüsse<br />

stürzen ohne zu fragen, was<br />

für die Absolventen nachfolgt. Ist ein<br />

Absolvent, der 6 Semester studiert hat,<br />

berechtigt, Architekt zu sein, auch bauvorlageberechtigt<br />

zu sein? – was ich<br />

an dieser Stelle schon mit einem klaren<br />

Nein beantworten kann. Ich würde<br />

jeder Ausbildungsstätte dringend empfehlen:<br />

Haltet den Diplom-Ingenieur<br />

hoch und wenn Ihr außerdem – entsprechend<br />

sich abzeichnender Anforderungen<br />

– noch etwas anderes anbieten<br />

wollt, dann tut das meinethalben, aber<br />

werft nicht weg, was sich bewährt hat!<br />

Erst die Zeit wird zeigen, ob Bachelor<br />

und Master überhaupt von der Praxis<br />

angenommen werden.<br />

Die Ausbildung an den Hochschulen<br />

steckt bekanntermaßen in finanziellen<br />

Nöten. Wenn wir uns konsequent<br />

am angelsächsischen Modell orientieren<br />

sollten, dann müsste das Studium<br />

künftig Einiges kosten. Dies<br />

wiederum ist politisch nicht gewollt.<br />

Wenn es nun die Studiengebühren<br />

nicht sein dürfen, dann scheint<br />

eine Zauberformel beim Wettbewerb<br />

der Standorte in der Einwerbung<br />

von Drittmitteln zu liegen, um den<br />

gewünschten Praxisbezug nachzuweisen.<br />

Wo sehen Sie die Chancen<br />

bzw. die Gefahren einer Partnersuche<br />

der Hochschulen in der freien<br />

Wirtschaft und wo sind die Schnittstellen<br />

zwischen wünschenswertem<br />

Engagement und unlauterer Konkurrenz?<br />

Das ist in der Tat eine wichtige Frage.<br />

Zunächst, meine ich, muss man feststellen:<br />

Bildung und Ausbildung sind<br />

eine der wichtigsten Aufgaben des<br />

Staates und der Staat hat dafür zu<br />

sorgen, dass Hochschulen in ausreichendem<br />

Maße finanziell ausgestattet<br />

werden. Es wäre allerdings blauäugig<br />

anzunehmen, dass Hochschulen in Zukunft<br />

ohne Drittmittelinitiativen auskommen<br />

werden. Ich denke, dass auch<br />

dagegen nichts einzuwenden ist, wenn<br />

genau das eingehalten wird, was Sie<br />

eben selbst gesagt haben: Die Beachtung<br />

der Schnittstellen. Was sicher<br />

nicht sein kann, ist, dass Hochschulaktivitäten<br />

in unlauterer Konkurrenz<br />

zur Berufsausübung der Freiberufler<br />

stattfinden. Damit würden sich die<br />

Hochschulen am Ende selbst schaden,<br />

weil mögliche Arbeitsplätze im freien<br />

Beruf in Frage gestellt würden. Es<br />

kommt also entscheidend darauf an,<br />

dass sich Aktivitäten in diesem Bereich<br />

und die Ausübung des freien Architektenberufes<br />

nicht gegenseitig Konkurrenz<br />

machen, sondern sich vernünftig<br />

ergänzen.<br />

Drittmittelaktivitäten einer Hochschule<br />

können sehr weitgefächert<br />

sein. Am Architektur- und Ingenieurbereich<br />

der FH Mainz sind der-<br />

53


zeit zwei Institute aktiv: Das i3<br />

mainz in der Geoinformatik, das<br />

IProD in der Denkmalpflege. Die betriebswirtschaftlichenFachrichtungen<br />

sind seit langem Spitzenreiter<br />

bei der Einwerbung von Drittmitteln<br />

und haben jüngst das „Institut<br />

für Unternehmerisches Handeln“<br />

gegründet. Das IMG wickelt seit<br />

Jahren mit Studierenden Aufträge<br />

für Private ebenso wie für Ministerien<br />

im Bereich der Mediengestaltung<br />

ab. Wie lässt sich ein Konsens<br />

finden, bei dem überflüssige Konkurrenzen<br />

gar nicht erst diskutiert<br />

werden müssen?<br />

Ich glaube, das hängt vom Einzelfall<br />

ab. Wenn ich mir erlauben darf Ihre<br />

eigene Initiative, das IProD, als Beispiel<br />

zu benennen, das ja davon ausgeht,<br />

dass es im Vorfeld von Architektentätigkeit<br />

agiert, dann meine ich,<br />

wird es möglich sein, Schnittstellen zu<br />

finden, die es gestatten, dass man sich<br />

eben nicht gegenseitig „ins Gehege“<br />

kommt. Es wird andere Fälle geben,<br />

bei denen das schwieriger sein könnte.<br />

Als Grundsatz müsste aber immer gelten,<br />

dass keine unlautere Konkurrenzsituation<br />

entstehen darf. Denn wenn Leistungen<br />

erbracht werden, die normalerweise<br />

„auf dem Markt eingekauft“<br />

werden und wenn diese Leistungen<br />

womöglich weitab von kostendeckenden<br />

Konditionen von der Hochschule<br />

erbracht werden, dann wird dieses so<br />

erzielte Honorar beim nächsten Mal<br />

Maßstab sein für die Vergabe eines<br />

Auftrages an einen Freiberufler und für<br />

diesen nicht kostendeckend sein.<br />

Professoren, die „drittmittelaktiv“<br />

sind, unternehmen diese Aktivitäten<br />

in Haupttätigkeit. Für angewandte<br />

Forschung gibt es dementsprechende<br />

Freistellungen vom Lehrdeputat.<br />

Ein vielfach diskutiertes Thema zwischen<br />

den freiberuflich tätigen Architekten<br />

und ihren professoralen<br />

Kollegen war immer die sog. „Nebentätigkeit“.<br />

Nebentätigkeiten werden<br />

Professoren immer beanspruchen<br />

müssen, um ihren Praxisbezug<br />

sicherzustellen, der letztlich die Vor-<br />

INTERVIEW<br />

aussetzung für die Berufung war.<br />

Wir erleben ja als Lehrende, bei<br />

der Berufung an Fachhochschulen<br />

beweisen zu müssen, dass wir solide<br />

im Beruf verankert über diesen Praxisbezug<br />

verfüngen, da wir ansonsten<br />

nicht berufungsfähig wären. Andererseits<br />

verführt gerade das „System<br />

Fachhochschule“ mit seinem<br />

hohen 18-stündigen Lehrdeputat viele<br />

Kolleginnen und Kollegen dazu -<br />

wenn sie nicht nebentätig bleiben -,<br />

diesen Praxisbezug aufzugeben und<br />

sich selbst schleichend im Sinne einer<br />

praxisorientierten Ausbildung<br />

zu disqualifizieren.<br />

Wir sind uns da in der Einschätzung<br />

weitgehend einig. Die Kammer fordert<br />

ja geradezu den Praxisbezug, die berufliche<br />

Erfahrung als Voraussetzung<br />

für eine Lehrtätigkeit: Entscheidend ist<br />

der Umfang einer Nebentätigkeit, denn<br />

wenn der Umfang dieser sogenannten<br />

Nebentä-tigkeit zu groß wird, ist zu<br />

befürchten, dass die Lehrtätigkeit darunter<br />

leidet. Das ist aber nur ein Aspekt.<br />

Der Aspekt, der die ausschließlich freiberuflich<br />

tätigen Architektenkollegen<br />

immer wieder verärgert – insbesondere<br />

in Zeiten schlechter Konjunktur,<br />

also geringer Planungsnachfrage – ist,<br />

dass Kollegen, die einer wirtschaftlich<br />

gesicherten Lehrtätigkeit nachgehen<br />

– womöglich unter Inanspruchnahme<br />

Studierender – Auftragssituationen herstellen,<br />

die ein „normaler“ Freiberufler<br />

so nicht erlangen kann.<br />

Es gibt ja aus der Sicht der Hochschullehrer<br />

ein anderes Dilemma:<br />

Die gesetzlichen Vorgaben lassen eine<br />

Nebentätigkeit von mehr als 1<br />

Tag in der Werkwoche nicht wirklich<br />

zu. Mit einem solchen Umfang<br />

möglicher Nebentätigkeit kann man<br />

beispielsweise eine Baustelle als Architekt<br />

nicht mehr verantwortlich<br />

führen und verliert damit den konkreten<br />

Erfahrungsschatz der baulichen<br />

Umsetzung. Die Frage dreht<br />

sich doch insofern auch darum, welche<br />

Mindestanforderung von Kammerseite<br />

an den Praxisbezug der Lehrenden<br />

gestellt werden sollte: Welche<br />

Praxiserfahrung soll konkret von<br />

Lehrenden erwartet werden, damit<br />

sich diese nicht in Wettbewerbstätigkeit<br />

oder nur in den reinen Planungsleistungen<br />

der Phasen 1 – 4 nach<br />

HOAI abspielt.<br />

Das ist eine Frage. die man wohl kaum<br />

generell beantworten kann und ich bin<br />

mir auch sicher, dass die Einschätzungen<br />

darüber auseinandergehen. Es gibt<br />

ja wohl den Begriff des Di-Mi-Do-<br />

Kollegen, der Dienstag früh einfliegt<br />

und Donnerstag abend sich wieder in<br />

die Heimat begibt und in der restlichen<br />

Zeit versucht, seinen Bürobetrieb aufrecht<br />

zu erhalten. Ich kann mir vorstellen,<br />

dass es lehrende Kollegen mit einer<br />

entsprechenden Büroorganisation<br />

gibt, die es ihnen gestattet, ihre Lehrtätigkeit<br />

über ihr unmittelbares berufliches<br />

Engagement hinaus so oder ähnlich<br />

auszuüben. Eine Definition konkreter<br />

Anforderungen sollten die Ausbildungsstätten<br />

eigenverantwortlich leisten.<br />

Uns stellt sich in der Lehre natürlich<br />

auch immer die Frage, wie wir es<br />

schaffen können, Externe - also nicht<br />

dauerhaft lehrende - Praktiker über<br />

Vertretungsprofessuren, Lehraufträge<br />

etc. in die Lehre einzubeziehen.<br />

Der Wunsch dazu ist seitens der<br />

Hochschule vorhanden, allerdings<br />

hat dies immer etwas mit Geld zu<br />

tun. Die finanziellen Voraussetzungen,<br />

unter denen wir uns hier engagieren<br />

können, sind bekannt. Aus<br />

Ihrer Sicht: Sehen Sie das Interesse<br />

oder die Chance der freiberuflichen<br />

Kollegen, sich in der Lehre zu engagieren,<br />

wenn sie nicht direkt als Professoren<br />

berufen werden oder machen<br />

wir uns etwas vor: Jeder, der<br />

weiß, was es bedeutet, ein Büro heute<br />

zu führen, muss sich überlegen,<br />

ob er sich ein solches „Hobby“ wie<br />

den zusätzlichen Einsatz in der Lehre<br />

leisten möchte.<br />

Im Falle einer Professur sollen die<br />

Verhältnisse eindeutig geregelt sein.<br />

Im Fall von Lehraufträgen ist die Situation<br />

nach meiner Einschätzung mehr<br />

54 FH Mainz Forum 1/2001


als beschämend, wenn man an die<br />

Größenordnung der Vergütung denkt,<br />

die da angeboten wird. Allein daraus<br />

ergibt sich, dass sich wirklich nur<br />

Idealisten bereit finden können, einer<br />

solchen Tätigkeit nachzugehen. Unsere<br />

Gesellschaft appelliert zwar immer<br />

wieder an den Idealismus, praktiziert<br />

aber genau das Gegenteil. Ich denke<br />

trotzdem – um die Frage zu beantworten<br />

–, dass es Kollegen gibt, die interessiert<br />

und befähigt sind, einer solchen<br />

Tätigkeit nachzukommen. Nicht jeder,<br />

der gut bauen kann, wird automatisch<br />

das Zeug zum Lehrer haben. Die entscheidende<br />

Frage ist wirklich, unter<br />

welchen Bedingungen man geeignete<br />

Kollegen gewinnen kann. Hierüber sollen<br />

sich Hochschule, Berufsvertretung<br />

und Ministerium auseinandersetzen.<br />

Ein Aspekt, der mit den neuen Gesetzgebungen<br />

die Hochschulen stark beschäftigt,<br />

ist die Weiterbildung. Weiterbildung<br />

betreibt allerdings auch<br />

die Architektenkammer. Müssen wir<br />

mit möglicherweise neuen Konkurrenzen<br />

rechnen, wenn Weiterbildungsstudiengänge<br />

an den Hochschulen<br />

angeboten werden? Immerhin<br />

leben die Kammerakademien<br />

von den Einnahmen, die sie durch<br />

ihr Kursprogramm gewinnen.<br />

Was die Kammer in diesem Zusammenhang<br />

tut, ist bestenfalls kostendeckend.<br />

Es gibt einen ständigen Weiterbildungsbedarf<br />

und die Pflicht zur Weiterbildung<br />

seitens der praktizierenden<br />

Kollegen. Ich glaube, das ist unstrittig.<br />

Sie erinnern sich ja auch noch, dass die<br />

Kammer über lange Jahre hinweg mit<br />

der Technischen Akademie Südwest<br />

zusammengearbeitet hat, dass dies unbefriedigende<br />

Ergebnisse brachte und<br />

dass deshalb ein erfolgreiches eigenes<br />

Weiterbildungssystem entwickelt wurde.<br />

Die Frage, ob es in der Vergangenheit<br />

versäumt wurde, die Zusammenarbeit<br />

zwischen Hochschulen und Kammer<br />

zu fördern, kann man sich durchaus<br />

stellen. Vortragende in Weiterbildungsveranstaltungen<br />

sind ja zum Teil<br />

auch Hochschullehrer. Ich würde es<br />

für unsinnig halten, wenn da eine Kon-<br />

INTERVIEW<br />

kurrenzsituation entstünde. Viel besser<br />

fände ich es, wenn sich Hochschulen<br />

und Kammer zusammensetzen<br />

würden und gemeinsam darüber nachdächten,<br />

wie man ggf. Synergieeffekte<br />

herbeiführen kann.<br />

Zuletzt will ich ein sehr aktuelles<br />

Thema der Mainzer Fachhochschule<br />

ansprechen, zu dem sich die Architektenkammer<br />

mehrfach geäußert hat:<br />

Wenn wir die Zeichen richtig deuten,<br />

dann ist nach annähernd 20-jähriger<br />

Irrfahrt die Odyssee der Standortsuche<br />

für die neue FH Mainz zu Ende.<br />

Der Prozess dieser Standortfindung<br />

ist in der Tat ein sehr langer und<br />

man könnte jetzt darüber nachdenken,<br />

wer dafür Schuld trägt, dass die Fachhochschule<br />

es bisher nicht geschafft<br />

hat, angemessene Räumlichkeiten zu<br />

besitzen. Richtig ist auch, dass es<br />

im Augenblick so aussieht, als ob<br />

eine Realisierung ins Haus stünde. Ich<br />

erinnere daran, dass es zwei denkbare<br />

Alternativen gab: Zum einen die<br />

Ansiedlung im Stadtbereich, der wir einen<br />

gewissen Charme hätten abgewinnen<br />

können – alternativ dazu die jetzt<br />

auf den Weg gebrachte Ansiedlung<br />

der Fachhochschule an der Peripherie<br />

von Mainz. Nun gut, wenn sich dieses<br />

Projekt tatsächlich auf dem Wege der<br />

Realisierung befindet – und es scheint<br />

so –, dann sollte es selbstverständlich<br />

sein, dass dort auch das entsteht, was<br />

man „vorbildliche Architektur“ nennen<br />

kann. Um das sicherzustellen, fordert<br />

die Kammer einen Architektenwettbewerb,<br />

der die besten Chancen<br />

vermittelt, um zu einem angemessenen<br />

Ergebnis zu kommen. Diese Einschätzung<br />

bezieht sich auch nicht zuletzt<br />

auf den gewählten Standort. Es wäre<br />

wirklich zu wenig, wenn man es etwa<br />

Investoren überließe, zu welcher Gestalt,<br />

welchem Erscheinungsbild eine<br />

Hochschule, die in ihren Mauern auch<br />

noch Architekten und artverwandte Berufe<br />

ausbildet, findet. Wir fordern den<br />

Wettbewerb unter allen Umständen und<br />

wir bieten alle Unterstützungen dafür<br />

an, dass die Zeit, die dafür notwendig<br />

sein wird bezogen auf die Größe des<br />

Projektes und auf die Dauer des Vorganges<br />

eher bedeutungslos wird.<br />

Ein Argument gegen eine Architektenwettbewerb<br />

ist ja die angeblich<br />

verzögernde Wirkung, die dieses Procedere<br />

mit sich bringt.<br />

Die Rede ist, soweit mir das bekannt<br />

ist, von einer zusätzlichen „belastenden“<br />

Dauer von 6 Monaten. Ich muss<br />

ehrlich sagen, dass ich nicht bereit<br />

bin, darüber auch nur zu diskutieren.<br />

Wenn ich die Größenordnung des Projektes<br />

bedenke und in Betracht ziehe,<br />

wie lang der Prozess des Überlegens<br />

zum Fachhochschulstandort Mainz nun<br />

schon dauert – und wenn dann über<br />

6 Monate gesprochen wird, die zu<br />

unterschreiten durchaus denkbar ist –<br />

dann finde ich das nur noch absurd,<br />

unannehmbar und im übrigen unverantwortlich.<br />

Wir hoffen natürlich, dass bei diesem<br />

Prozess ein Optimum erzielt<br />

wird, dass wir als Hochschule auch<br />

beteiligt werden. Sicher ist das nicht<br />

und die Entscheidungen haben nicht<br />

die Hochschulen zu treffen.<br />

Ich frage mich, in welcher Art von<br />

Demokratie wir eigentlich leben, wenn<br />

das Wettbewerbsverfahren, das ein<br />

wirklich demokratisch bewährtes Verfahren<br />

zur Erlangung der besten Qualität<br />

– unter Beteiligung des künftigen<br />

Nutzers – darstellt, im Ernst nicht zum<br />

Zuge käme.<br />

Wir wollen hoffen, dass es nicht<br />

dazu kommt. Ich bedanke mich für<br />

dieses Gespräch, bei dem wir sehr<br />

konkret geworden sind – zuletzt vielleicht<br />

auch „ein wenig mainzerisch“.<br />

FH Mainz Forum 1/2001 55


56<br />

KLEINE NACHRICHTEN<br />

AStA-Company Day IT am 23.11.<strong>2000</strong><br />

von Marie-Louise Bruch und Melisa Oprasic<br />

Warum eigentlich ein Company Day<br />

zum Thema IT-Branche? IT ist nicht<br />

nur eine Modeerscheinung, sondern<br />

die boomende Branche, wenn es<br />

um zukünftige Jobs geht. Nicht<br />

nur im Bereich Programmierung,<br />

auch im Marketing, Consulting<br />

und Vertrieb werden händeringend<br />

schlaue Absolventen gesucht. Als<br />

Vorreiter im Rhein-Main-Gebiet<br />

hat die Uni Frankfurt bereits den<br />

Studienschwerpunkt E-Commerce<br />

etabliert, welcher bei der Einführung<br />

begeistert von den Studierenden<br />

aufgenommen wurde. Die<br />

Fachhochschule Mainz sollte gerade<br />

als größte FH in Rheinland-Pfalz<br />

der Nachfrage nach qualifizierten IT-<br />

Experten gerecht werden. Das bedeutet<br />

im Klartext: Ausbau der Lehre und<br />

Förderung von zukunftsorientierten<br />

Studiengängen und -schwerpunkten.<br />

Diese beiden Beweggründe veranlassten<br />

den AStA, einen Denkanstoß in die<br />

richtige Richtung zu geben.<br />

Statt langer Berichterstattungen über<br />

Planung und Organisation, Ausführung<br />

und anschließende After-Work-Party<br />

aller Helfer (Vielen Dank!!) des<br />

Company Days lassen wir Bilder<br />

sprechen:<br />

Eckhard Heine eröffnet die Veranstaltung<br />

Talk am Morgen: Jobs 2010 – Nur eine Frage<br />

des Typs? Unter der Leitung von Michael<br />

Opoczynski (ZDF-Magazin WISO) entstand<br />

eine lebhafte Gesprächsrunde. Zahlreiche<br />

Zuschauer, einige Zwischenfragen und Experten-Tips<br />

für Bewerber („Foto: Baby auf<br />

Tigerfell?“) vervollständigen den positiven<br />

Start am Morgen!<br />

Die Recruiting-Area mit Firmen-Ständen<br />

rundet den Mix aus Talk, Vortrag und Dialog<br />

ab und bietet den Studierenden viele<br />

Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen<br />

Ein heimlicher Höhepunkt der Veranstaltung<br />

war u.a. die kulinarische Weltreise am<br />

Buffet (Hintergrundbild).<br />

Bei Kichererbsenmus, türkischem Tee und<br />

anderen orientalisch-asiatischen Köstlichkeiten<br />

konnten z.B. durch Vortragende<br />

noch offene Fragen der Helfer beantwortet<br />

werden, da sie nicht jeden Vortrag besuchen<br />

konnten. Insgesamt führte das Business<br />

Lunch zu unterhaltsamen Gesprächen<br />

und entließ Firmenvertreter, Helfer und<br />

AStA- Referenten entspannt und gesättigt<br />

in die nachmittäglichen Vorträge<br />

Eigentlich sollten die trompetenden Clowns<br />

Pausenunterhalter sein, jedoch übertönten<br />

sie teilweise die einleitenden Worte der<br />

Referenten. Macht nichts! War trotzdem<br />

lustig!<br />

Ralf Schillbach, Projektmanager UMTS der<br />

T-Mobil GmbH, referiert über das Productmanagement<br />

am Beispiel von UMTS<br />

Mit frischem Kaffee, leckeren Keksen und<br />

anderen Nettigkeiten hielten unsere Helfer<br />

Aussteller, Referenten und Gäste bei Laune<br />

FH Mainz Forum 1/2001


Student meets Start-up<br />

Prof. Dr. Eickhoff, Leiter des „Instituts für<br />

Unternehmerisches Handeln” der FH Mainz,<br />

moderierte den äußerst gelungenen Dialog<br />

zwischen Studenten und Sonja Richard,<br />

Unternehmerin - medihands.de, Knut<br />

Scholz - Geschäftsführer allmaxx.de,<br />

Robin Titus – Gründer und Managing Director,<br />

Stefan Hänel - Director Finance, beide<br />

Portum GmbH<br />

Die Evolution der B2B-Markets wurde professionell<br />

von Jan Wedemeyer, KPMG, vorgetragen.<br />

Begeisterte Teilnehmer erkundigten<br />

sich nach Folien und hinterließen<br />

E-Mail Adressen. Besser geht´s nicht!<br />

Concept! AG – Symbiose aus Kreativität<br />

und Zahlen<br />

Sven Bornemann, Niederlassungsleiter<br />

Wiesbaden, hat das schwere Los gezogen,<br />

den letzen Vortrag zu halten. Man soll<br />

es nicht für möglich halten, letztendlich<br />

überzog er fast 20 Minuten, da einige<br />

wissbegierige Studierende nicht aufhören<br />

konnten, ihn zu löchern<br />

FH Mainz Forum 1/2001<br />

KLEINE NACHRICHTEN<br />

Endlich, die Verlosung!!!!<br />

Nach stundenlanger Spannung kam endlich<br />

die Verlosung zum Zuge. Einige Hundert<br />

Gewinnkarten wurden beim Infostand abgegeben.<br />

Und das waren die glücklichen Gewinner:<br />

Luxuriöses Hyatt-Wochenende: Frank Eimer,<br />

Gau-Bischofsheim, Ballonfahrt über Rheinhessen:<br />

Julia Schäfer, Nierstein, SLK Erlebnisfahrt:<br />

Markus Motzko.<br />

Wie zu jeder Veranstaltung gehören<br />

Anerkennung und Verbesserungsvorschläge<br />

dazu. Wir haben Kommentare<br />

und Zitate verschiedenster Teilnehmer<br />

bunt gemischt, um einen möglichst<br />

breitgefächerten Eindruck von der Veranstaltung<br />

zu geben:<br />

Student FH Mainz: „Wir möchten gerne<br />

teilnehmen, aber müssen in die<br />

Vorlesung!“<br />

Studentin der ebs: „Bei uns ist das<br />

Pflicht für Studenten und Profs!“<br />

Student der FH Darmstadt: „Warum<br />

sitzen denn hier noch Leute in der<br />

Vorlesung?“<br />

Geschäftsführer IBM Speichersysteme<br />

Deutschland: „Wo sind eigentlich Ihre<br />

Professoren, die man auf der Fotowand<br />

bewundern kann?“<br />

Antwort AStA-Vorsitzender: „Die halten<br />

Vorlesung, damit unsere Studenten<br />

sich nicht mit Ihnen unterhalten können!“<br />

Knut Scholz, GF merconic GmbH<br />

Berlin: „Der zu spürende frische Wind<br />

in Ihrer FH hat mich begeistert!“<br />

Professor FH Mainz: „Meine Vorlesung<br />

ist so wichtig – ich lasse nichts ausfallen,<br />

aber ich kann dem AStA ja ein<br />

Glückwunschtelegramm übermitteln!“<br />

Die Ergebnisse der Interviews und Beurteilungsbögen<br />

bestätigen einige Kommentare<br />

und lassen unsere FH insgesamt<br />

in einem guten Licht zurück. Ausstellenden<br />

Unternehmen waren sehr<br />

zufrieden mit der Veranstaltung, insbesondere<br />

mit der Organisation und<br />

Betreuung. Auch das Buffet hat viele<br />

begeistert.<br />

Ausstellende Unternehmen waren:<br />

MIS<br />

allmaxx.de<br />

Nortel Networks<br />

Portum GmbH<br />

CSC Ploenzke<br />

IBM Speichersysteme<br />

Allianz<br />

Access<br />

Concept!<br />

C@Content<br />

Positiv fielen auch die zum Großteil<br />

gut vorbereiteten Studierenden auf, die<br />

mit Lebenslauf und konkreten Job-Vorstellungen<br />

auf die Unternehmen zugingen.<br />

Die mangelnde Präsenz der Professoren<br />

und das Abhalten von Lehrveranstaltungen<br />

empfanden 80% der<br />

Referenten und Unternehmen als peinlichen<br />

Affront. An dieser Stelle herzlichen<br />

Dank an Frau Prof. Dr. Diehl für<br />

ihren unermüdlichen Einsatz – vorbildlich!<br />

Daher blieb oftmals die Möglichkeit<br />

aus, Kontakte zwischen Professoren<br />

und Unternehmen zu knüpfen, um<br />

diese in zukünftige Lehrveranstaltungen<br />

einzubinden.<br />

Für uns war der Company Day im Wintersemester<br />

<strong>2000</strong>/2001 ein voller Erfolg,<br />

da wir es geschafft haben, den notwendigen<br />

Bezug zur Wirtschaft für interessierte<br />

Studenten herzustellen. Der<br />

nächste Company Day naht und wir<br />

freuen uns über Anregungen!<br />

57


58<br />

Prof. Tjark Ihmels erhielt<br />

„Kunstpreis des Medienforums München“<br />

Tjark Ihmels, der seit Mai vergangenen<br />

Jahres eine Professur für Interaktive<br />

Gestaltung an der Fachhochschule<br />

Mainz innehat, ist im September<br />

<strong>2000</strong> mit dem mit 20.000 DM dotierten<br />

„Kunstpreis des Medienforums<br />

München“ ausgezeichnet worden. Ihmels<br />

erhielt den Preis für seine bewegliche<br />

Installation „Eins Null Null Eins<br />

Nacht“, die vom 26.8. - 2.9. <strong>2000</strong> im<br />

Maximilian Kunstforum München zu<br />

sehen war.<br />

In seiner Laudatio anlässlich der Preisverleihung<br />

erklärte Ulrich Müller: „Was<br />

wir sehen, ist eine Art Kanzel, wobei<br />

die Herkunft der Materialien aus der<br />

Alltagswelt bewusst nicht geleugnet<br />

wird. Wir sehen Rostflecken und Farbspritzer<br />

- diese Gegenstände haben eine<br />

Geschichte, waren in Gebrauch und<br />

sind somit in der ‚realen Welt‘ verortet.<br />

Zentrales Element ist die skulpturale<br />

Form der Treppe, die Tjark Ihmels als<br />

‚Treppe ins Nichts‘ begreift, als Sinn-<br />

KLEINE NACHRICHTEN<br />

bild für permanente Öffentlichkeit und<br />

übersteigerten Kommunikationswillen.<br />

Und dies findet sich auch auf der<br />

zweiten Ebene der Arbeit wieder, denn<br />

zugleich ist dieses Objekt Träger einer<br />

technischen Apparatur, bestehend aus<br />

einer Autobatterie, einem Computer,<br />

zwei Projektoren, zwei Lautsprechern<br />

und einem ausgefeilten Steuerungsystem.<br />

Dieses Objekt ist nichts weniger als<br />

eine ins Überdimensionale vergrößerte<br />

Computermaus. Es ist ein Interface,<br />

mit dem im Rechner gespeicherte Bildwelten<br />

in Bewegung versetzt werden<br />

können. Die von vielen gar nicht mehr<br />

bewusst wahrgenommene, reflexhaft<br />

ausgeführte Bewegung mit der Hand<br />

bei der Arbeit am Computer, kehrt hier<br />

als körperlicher Akt ganz unmittelbar<br />

ins Bewusstsein zurück.<br />

Wer sich – begleitet von dem bei Bewegung<br />

einsetzenden Geräuschband – auf<br />

dieses Spiel einlässt, wird schon bald<br />

erfahren, dass in dem Maße, indem er<br />

versucht, durch Annäherung an eine<br />

Wand, eine Projektion scharf zu stellen,<br />

ihre Parallelprojektion, die minimal<br />

variiert, an Schärfe verliert und sich<br />

schließlich in Farbflächen auflöst. In<br />

dem Maße also, in dem das Eine in<br />

den Focus rückt, gerät sein Anderes<br />

aus dem Blick. Die Frage nach der<br />

Ganzheitlichkeit der Wahrheit hat hier<br />

eine unmittelbar sinnliche Repräsentation.<br />

Die Bilder der Projektion selbst hat<br />

Tjark Ihmels einer Sammlung von<br />

Zeichnungen entnommen, die öffentliche<br />

Plätze und – im weitesten Sinne –<br />

Kommunikationseinrichtungen zeigen:<br />

vom Bahnhof bis zu Postamt. Diese<br />

Bilder ziehen bei der Bewegung des<br />

Objektes als Projektionshintergrund<br />

vorüber. Jener übersteigerte Wille zur<br />

Kommunikation findet sich hier auch<br />

noch auf einer dritten Ebene wieder,<br />

denn wer ganz unmittelbar in die<br />

Kommunikation einsteigen möchte, der<br />

kann im elektronischen Gästebuch einen<br />

Begriff nach seinem Belieben eingeben,<br />

der dann gelegentlich auf der<br />

Projektion erscheint und im Kontext<br />

mit anderen Begriffen ein weiteres<br />

Bedeutungsnetz aufspannt, oder zumindest<br />

die Existenz eines solchen suggeriert.<br />

Wahr oder nicht ist hier nur die<br />

Frage der Interpretation.<br />

Mit dem physisch vorgefundenen Ausstellungsraum<br />

einerseits und der raumgreifenden,<br />

computergesteuerten Projektion<br />

als Repräsentation des virtuellen<br />

Raumes andererseits, begegnen<br />

sich zwei vermeintlich unversöhnliche<br />

Raumkonzepte, an deren Schnittpunkten<br />

‚en passant‘ der Blick auf einen<br />

möglichen Raum freigegeben wird.<br />

Zwischen ‚Wahrnehmung und Wahrheit‘,<br />

‚Veränderung und Wahrheit‘,<br />

‚Gleichzeitigkeit und Wahrheit‘.<br />

Ihmels, der zunächst Theologie, später<br />

Grafik und Malerei an der Hochschule<br />

für Grafik und Buchkunst in Leipzig<br />

studierte, war 1994 Gründungsmitglied<br />

der Künstlergruppe „Die Veteranen“,<br />

die durch ihre CD-ROMs und Medien-Performances<br />

international bekannt<br />

wurde. Für seine Arbeiten wurde er<br />

mehrfach mit dem European Multimedia<br />

Award (EMMA) ausgezeichnet,<br />

1997 erhielt er den Honorable Prix der<br />

Ars Electronica in Linz.<br />

FH Mainz Forum 1/2001


FH Mainz Forum 1/2001<br />

KLEINE NACHRICHTEN<br />

Designpreis Rheinland-Pfalz – Erfolg für Absolventen der FH Mainz<br />

Gleich zwei Preise konnte die FH<br />

Mainz einheimsen, als Minister Bauckhage<br />

am 13.10. <strong>2000</strong> die Gewinner des<br />

„Designpreises <strong>2000</strong> Rheinland-Pfalz<br />

Kommunikationsdesign“ bekanntgab,<br />

mit dem hervorragend gestaltete Arbeiten<br />

aus allen Bereichen des Kommunikations-<br />

und Mediendesigns ausgezeichnet<br />

werden. In der erstmals ausgeschriebenen<br />

Kategorie „Juniordesign“,<br />

für die insgesamt 19 Diplom-Arbeiten<br />

aus rheinland-pfälzischen Hochschulen<br />

eingereicht worden waren, gingen<br />

beide Preise an Absolventen der FH<br />

Mainz: Christian Kohl erhielt die Auszeichnung<br />

für seine Arbeit „Oberpfalz<br />

TV. Design für einen Regionalsender“.<br />

„Kaum ein anderer Wettbewerbsbeitrag“,<br />

so die Jury, „versprühte mehr<br />

Charme, mehr Witz und mehr Seele als<br />

diese Einreichung. Inhalte und Gestaltung<br />

so auf den Punkt gebracht, dass<br />

der Jury nur drei Attribute über die<br />

Lippen kamen: ‚wow! geil! boah!‘“<br />

Freuen durfte sich auch Carolin Ulrich,<br />

„Konzert in Mäh“ - ein Videofilm von Hartmut Jahn in der Tate Gallery<br />

auf der „Biennal of Moving Images“ in London<br />

Nach der Produktion des Videos „Konzert<br />

in Muh“, in dem Hartmut Jahn mit<br />

tierischen Tönen und Bildern gearbeitet<br />

hat, setzt er hier in der Zusammenarbeit<br />

mit dem Berliner Komponisten<br />

Lutz Glandien die gemeinsame Arbeit<br />

fort, um weitere tierische – und auch<br />

menschliche – zeitgebundene Ton/Bild-<br />

Beziehungen herauszufinden. Herausgekommen<br />

ist ein intensives Mäh-Konzert<br />

mit Aufnahmen aus Valdeón –<br />

Asturien, Boofzheim – Elsass und<br />

Schmergow – Brandenburg mit den<br />

asturischen Ziegen Susi, Milka und<br />

Sabrina und einigen anonymen elsässischen<br />

Enten.<br />

Am Anfang der Arbeit stand ein Porträt<br />

von zwei Landwirten, bis dann die<br />

Ziegen und Enten die musikalische<br />

Führung übernahmen, und so wurde es<br />

eine natürliche Ziegen-Oper – falls so<br />

etwas existieren sollte.<br />

deren Arbeit „Cargolifter. Entwicklung<br />

eines Corporate Design für ein Lufttransportunternehmen“<br />

gleichfalls mit<br />

dem Designpreis in der Kategorie „Juniordesign“<br />

prämiert wurde. Die Jury<br />

zollte ihr „besonderen Respekt vor<br />

der Gesamtleistung, mit der versucht<br />

wird, alle Aspekte der Unternehmenskommunikation<br />

und des Corporate Design<br />

zu berücksichtigen. Der Mut, ein<br />

solch komplexes Thema in einer derart<br />

Lutz Glandien ist der lebende Dr. Dolittle<br />

der modernen Musik. Er lebt als<br />

Komponist in Berlin und arbeitet seit<br />

den frühen neunziger Jahren mit Hartmut<br />

Jahn zusammen. Er hatte auch an<br />

dem „Konzert in Muh“ seinen Anteil<br />

und wird bei dem für den Herbst geplanten<br />

„Konzert in Böh“ (gedemütigte<br />

Schafe) für die Komposition verantwortlich<br />

sein.<br />

Das Programm der diesjährigen „Biennal<br />

of Moving Images“ wurde aus<br />

800 eingereichten Arbeiten zusammengestellt.<br />

In London sind die<br />

Aufführungsorte der Biennale die Tate<br />

Gallery und das Lux Centre.<br />

vielfältigen Ausarbeitung anzugehen,<br />

dokumentiert sich dem Betrachter in<br />

einer insgesamt ‚runden Sache‘“.<br />

Drei von vier „Anerkennungen“ im<br />

„Juniordesign“ gingen gleichfalls an Absolventen<br />

der FH Mainz: Katja Kloos<br />

(„Bitte ohne Gräten. Ein Fisch-Kochbuch“),<br />

Jörg Waldschütz („air. Snowboards“)<br />

sowie Peter Janoschka und<br />

Anne Katrin Mülder („urban agents<br />

future magazin“).<br />

59


Tag der offenen Tür am 9. Juni 2001<br />

Auch in diesem Jahr wird die Fachhochschule<br />

Mainz wieder einen „Tag<br />

der offenen Tür“ veranstalten, in dessen<br />

Mittelpunkt das „Studium zum<br />

Anfassen“ stehen soll. Geplant sind<br />

Schnuppervorlesungen, die einen Einblick<br />

ins Studium geben, die Präsentation<br />

interessanter Projekte sowie ein<br />

Beratungsservice für Studieninteressierte.<br />

Die Veranstaltung wird am Sams-<br />

Zweiter Preis im Plakatwettbewerb „DAAD 1925–<strong>2000</strong>“<br />

Am 23. Oktober <strong>2000</strong> hat eine ausgewählte<br />

Jury über die Preisvergabe<br />

des Plakatwettbewerbs “DAAD 1925<br />

–<strong>2000</strong>“entschieden. Unter den 137 eingereichten<br />

Arbeiten und Entwurfserien<br />

wurde einer studentischen Gruppe der<br />

Fachhochschule Mainz, Fachrichtung<br />

Design, der zweite Preis zuerkannt.<br />

Die Projektgruppe, bestehend aus Stefan<br />

Bachmann, Christoph Felbinger,<br />

Christina Kemper, Tobias Kohlhaas, Simon<br />

Mayer, Falko Ohlmer und Gundi<br />

Prinz, sowie die betreuende Dozentin<br />

Sabine Neumann, wurden am 16. und<br />

Tag der offenen Tür<br />

am 9. Juni 2001<br />

Diplomandin der FH Mainz gewinnt großen Illustratoren-Wettbewerb<br />

Von Martina Theisen entwickelte Puppe<br />

Martina Theisen, Absolventin am Fachbereich<br />

Gestaltung der FH Mainz, hat<br />

im Dezember <strong>2000</strong> bei einem von<br />

dem Crossmedia-Entwickler YOUA-<br />

Edutainment initiierten international<br />

ausgeschriebenen Illustratoren-Wettbewerb<br />

den ersten Preis errungen. Die Firma<br />

suchte auf diesem Wege erstklassige<br />

Illustratoren für die Entwicklung eines<br />

Kindermedien-Projektes, das zukünftig<br />

KLEINE NACHRICHTEN<br />

tag, den 9.6.2001 zwischen 10.00 und<br />

16.00 Uhr am Standort Holzstraße stattfinden.<br />

Damit der „Tag der offenen Tür“ ein<br />

Erfolg wird, sind die Professorinnen<br />

und Professoren gebeten, ihre Projekte<br />

mit Blick auf diese Veranstaltung<br />

zu planen und umzusetzen und auch<br />

Studierende in die Planung mit einzu-<br />

auf dem europäischen Markt Maßstäbe<br />

setzen soll. Dabei ging es um die<br />

Entwicklung einer innovativen Lern-<br />

und Spielumgebung für Kinder im<br />

Alter von 8-11 Jahren. Die Crossmediaprodukte<br />

werden für TV, online,<br />

offline und für Printmedien entwickelt,<br />

finanziert wird die Entwicklungsgruppe<br />

von deutschen Großverlagen.<br />

Im Vordergrund standen Entwürfe von<br />

Tierfiguren einschließlich ihrer Welt.<br />

Bei hunderten von Mitbewerbern gelangte<br />

Martina Theisen in die Endauswahl<br />

der besten fünf Bewerber. Unter<br />

ihnen befanden sich bekannte Namen,<br />

die seit Jahren an den internationalen<br />

Produktionen von Disney-Filmen als<br />

Zeichner mitwirken und mehrjährige<br />

Erfahrung als Charakterentwickler haben.<br />

Aufgabe der fünf Finalisten war<br />

es, innerhalb von 14 Tagen die Figur<br />

einer Ratte einschließlich Background<br />

zu entwickeln, wobei aussagekräftige<br />

Characters in Form von „Modelscheets“<br />

entworfen werden sollten. Erwartet wurden<br />

klare Charakterprofile und stilisti-<br />

beziehen – denn gerade durch die<br />

Präsentation von interessanten und anschaulichen<br />

Projekten und Exponaten<br />

kann die Hochschule ihre Kompetenz<br />

dokumentieren.<br />

Vorschläge und Projektanmeldungen<br />

werden erbeten an die Organisatorin<br />

der Veranstaltung, Frau Seifried,<br />

Telefon: 06131-23 92 41,<br />

E-Mail: seifried@fh-mainz.de.<br />

1<strong>7.</strong> November <strong>2000</strong> zur Preisvergabe<br />

nach Bonn eingeladen. Die vierteilige<br />

Plakatserie mit dem Titel „Handschriften“<br />

soll demnächst veröffentlicht werden.<br />

sche Sicherheit, jede Nähe zu vorhandenen<br />

Characters galt es zu vermeiden.<br />

Die Figuren sollten animierbar sein,<br />

also Bewegungsphasen, Mimik und Gestik<br />

präsentieren und fernseh- und comictauglich<br />

sein, d.h. auch in 2D und<br />

3D funktionieren. Außerdem verlangte<br />

der Veranstalter von den Finalisten, dass<br />

sich ihre Protagonisten sowohl für das<br />

Merchandising als auch für den Einsatz<br />

in Lernsoftware eignen.<br />

Martina Theisen nahm auch diese<br />

Hürde. Ihr „Modelsheet“ wurde, anonym<br />

präsentiert, von einer hochkarätigen<br />

Jury, einschließlich einer Gruppe<br />

Kinder, als klarer Sieger gekürt.<br />

Seit Anfang des Jahres ist Martina Theisen<br />

dabei, ihre Charakter in Zusammenarbeit<br />

mit Autoren, Didaktikern,<br />

Technikern und Künstlern weiterzuentwickeln.<br />

In der anschließenden Phase<br />

wird sie die gestalterische Supervision<br />

des Produktionsteams übernehmen.<br />

Die europaweite Ausstrahlung und Vermarktung<br />

der Produktion ist für 2002<br />

geplant.<br />

60 FH Mainz Forum 1/2001


Im Blickpunkt: Unsere Zukunft!<br />

von Karl J. Waninger<br />

Zuerst möchte ich meinen Dank an<br />

alle Mitglieder der Versammlung aussprechen,<br />

welche mir am 10. <strong>Januar</strong> diesen<br />

Jahres das Vertrauen ausgesprochen<br />

haben. Hieraus ergibt sich eine hohe<br />

Verantwortung für die kommenden vier<br />

Jahre.<br />

Was können wir bis zum Jahr 2005 bewirken<br />

– das sind immerhin 8 Semester,<br />

was einer kompletten Regelstudienzeit<br />

entspricht.<br />

Vier Ziele möchte ich in dieser Zeit<br />

– gemeinsam mit Ihnen – anvisieren:<br />

1. Verbesserung der Raumsituation für<br />

alle Fachbereiche<br />

2. Erweiterung des Angebotes für wissenschaftliche<br />

und berufsorientierte<br />

Weiterbildung<br />

3. Stärkung unserer internationalen<br />

Kontakte für die Studierenden<br />

4. Anwendungsorientierte Forschung –<br />

als kompetenter Partner für Wirtschaft<br />

und Gesellschaft<br />

Zum ersten Punkt: hier wünsche ich mir:<br />

die FH bekommt eine „erste Adresse“<br />

Unsere neue, gemeinsame Anschrift<br />

kann lauten:<br />

Hochschule Mainz (FH)<br />

Gestaltung, Ingenieur- und<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

Mainz University of Applied Sciences<br />

– Design – Economics – Engineering –<br />

Am Europaplatz 1<br />

55128 Mainz<br />

Der FH-Neubau mit Campus und Anbindung<br />

an die Uni ist eine große<br />

Chance für Mainz und für Rheinland-<br />

Pfalz, aber auch für den Rhein-Main-<br />

Ballungsraum.<br />

FH Mainz Forum 1/2001<br />

PERSONALIEN<br />

Was soll die neue Hochschule erfüllen?<br />

Eine einmalige Gelegenheit: wir können<br />

dabei sein und mitwirken!<br />

a) Einhaltung des Raumprogramms<br />

(von 1996) bei interner Aktualisierung<br />

b) Ansprechende, ressourcenschonende<br />

Gestaltung der Baukörper<br />

c) Optimierte Funktionsplanung und<br />

Einbindung in die Umwelt<br />

d) Einsatz umweltgerechter Bauverfahren<br />

e) Energiesparkonzepte umsetzen<br />

f) Pilotanlage für regenerative Energien<br />

(mit Versuchsanlage)<br />

g) Verkehrsanbindung an den öffentlichen<br />

Nahverkehr, Brückensteg zur<br />

Uni<br />

h) Genügend Parkplätze, auch für<br />

Gäste<br />

i) Flexible Raumnutzung, variable<br />

Grundrisse<br />

j) Klima-Gutachten für UVP<br />

k) Fachgerechte SiGe-Koordination in<br />

der Planungs- und<br />

Ausführungsphase<br />

l) Musterkonzept „Baulicher Brandschutz“<br />

m) Erfüllung der Baustellen-VO auch<br />

bei der „Unterlage für spätere Arbeiten<br />

an Bauwerk“<br />

Punkt 2: Wissenschaftliche und<br />

berufsorientierte Weiterbildung:<br />

Hier hat sich in den letzen Jahren ein<br />

gewaltiges Betätigungsfeld entwickelt.<br />

Bereits an den Fachbereichen bestehende<br />

Angebote sind zu unterstützen, Weiterentwicklungen<br />

können in Richtung<br />

IT und auch Fernstudiengänge gehen.<br />

Prof. Eur. Ing. Karl J. Waninger ist am<br />

10.1.2001 von der Versammlung zum<br />

neuen Vizepräsidenten der Fachhochschule<br />

Mainz gewählt worden. Der Nachfolger<br />

von Prof. Dr. Dietrich Goldenbaum, der<br />

sein Amt am 1. März angetreten hat, ist<br />

seit 1992 Professor am Fachbereich Bauingenieurwesen<br />

mit den Schwerpunkten<br />

Bauverfahrenstechnik, Spezialtiefbau und<br />

Sicherheitstechnik.<br />

„Distance learning“ ist nicht nur ein<br />

Begriff in den USA, sondern ein Instrument,<br />

welches ganz selbstverständlich<br />

auch in den klassischen Studiengängen<br />

mit Erfolg eingesetzt wird.<br />

Mit den Fachbereichen und dem Senat<br />

sollte überlegt werden, ob wir nicht eine<br />

eigene Arbeitsgruppe oder „Zentralstelle<br />

für Weiterbildung“ o.ä. einrichten,<br />

wie sie bereits an vielen Hochschulen<br />

besteht. Hilfestellung sollte von uns<br />

auch gegeben werden bei der immer<br />

wieder gestellten Frage: Kann ich bei<br />

Euch promovieren? Könnt Ihr mir einen<br />

Weg aufzeigen?<br />

Hierzu haben uns einige ausländische<br />

Partneruniversitäten bereits lebhaftes<br />

Interesse signalisiert.<br />

Punkt 3: Internationalisierung<br />

Hier möchte ich auf die vielen guten<br />

Kontakte zu über 30 Hochschulen europaweit<br />

und sogar weltweit hinweisen.<br />

Für die berufliche Qualifikation der<br />

Absolventen vieler Studiengänge ist es<br />

ein „Essential“, einmal im Ausland<br />

Erfahrungen gesammelt zu haben – ob<br />

in Form eines Teilstudiums, eines Praktikums,<br />

eines Volontariats, einer Exkursion<br />

oder eines Jobs als Werkstudent<br />

/-studentin. Wichtig: „Man war mal<br />

draußen“. Dies kann ich aus eigener<br />

Erfahrung bestätigen.<br />

61


Erfreulich, dass die interessierten Studierenden<br />

bei uns sehr sachkundig,<br />

umfassend und freundlich informiert<br />

werden – das sind vertrauensbildende<br />

Maßnahmen, welche Sie so nicht im<br />

Vorlesungsverzeichnis finden können.<br />

Punkt 4: Anwendungsorientierte<br />

Forschung (und Entwicklung)<br />

Auch hier tut sich ein weites Betätigungsfeld<br />

auf. Allerdings sind unsere Möglichkeiten<br />

doch etwas eingeschränkt,<br />

wenn ich an die extreme Enge der<br />

Laboratorien denke oder auch an die<br />

durchaus hohe Lehrverpflichtung mit<br />

18 Semesterwochenstunden.<br />

Hier bringen viele Kolleginnen und<br />

Kollegen ein sehr hohes Engagement<br />

und forschen – in Ergänzung ihrer Lehre<br />

– mit achtbaren Ergebnissen.<br />

An dieser Stelle sei auch unserem Präsidenten,<br />

Dr. Morath, gedankt, welcher<br />

sich intensiv dafür eingesetzt hat, dass<br />

mit einer gut nachvollziehbaren Formel<br />

die Lehrverpflichtung abgemindert<br />

werden kann, wenn entsprechende Forschungsprojekte<br />

anstehen.<br />

Kleiner Hinweis für die Kompetenz<br />

des Kollegiums: unsere Professorinnen<br />

und Professoren sind derzeit als Autoren<br />

oder Koautoren mit über 200<br />

Fachbüchern am Wissenschafts- und<br />

Bildungsmarkt vertreten – da belegen<br />

wir einen Spitzenplatz unter den deutschen<br />

Fachhochschulen.<br />

Es wäre sicherlich noch erheblich mehr<br />

zu nennen, aber leider nicht in dieser<br />

kurzen Darstellung.<br />

Ich freue mich auf eine konstruktive<br />

Zusammenarbeit.<br />

PERSONALIEN<br />

Prof. Dr. Agnes Sputek<br />

Unterrichtet am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Volkswirtschaftslehre<br />

mit Schwerpunkt Wirtschaftspolitik<br />

Seit dem Wintersemester 1999/<strong>2000</strong><br />

lehre ich am Fachbereich III Volkswirtschaftslehre<br />

und Wirtschaftspolitik<br />

und nehme nun gerne die Gelegenheit<br />

wahr, mich den Leserinnen und Lesern<br />

des „Forums“ vorzustellen. Als erstes<br />

möchte ich Ihnen meinen beruflichen<br />

Werdegang darstellen.<br />

Mein Studium der Volkswirtschaftslehre<br />

habe ich in Bonn, Freiburg und<br />

Heidelberg absolviert, weil ich es von<br />

Anfang an wichtig gefunden habe, verschiedene<br />

Auffassungen, Schulen und<br />

Problemlösungsansätze kennen zu lernen.<br />

Inhaltlich hatte ich damals bereits<br />

ein besonderes Interesse an der<br />

sinnvollen Gestaltung wirtschaftspolitischer<br />

Maßnahmen auf regulierten<br />

Märkten. Der Schwerpunkt lag dabei<br />

zu dieser Zeit im Bereich der Gesundheitsökonomie.<br />

Im Anschluss an mein<br />

Studium habe ich als wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin an einem makroökonomisch<br />

ausgerichteten Lehrstuhl an<br />

der Universität Mannheim Volkswirtschaftslehre<br />

für Volkswirte, Betriebswirte<br />

und Handelslehrer gelehrt und<br />

promoviert. Im Mittelpunkt meiner Dissertation<br />

stand der Agrarsektor, ein<br />

Sektor, der bekanntermaßen besonders<br />

stark von wirtschaftspolitischen Eingriffen,<br />

aber auch von einer starken<br />

Interessenvertretung geprägt ist und<br />

der auch gerade jetzt wieder stark in<br />

das öffentliche Interesse gerückt ist.<br />

Nach der Promotion – im Jahr 1993 –<br />

arbeitete ich bei einem wohnungswirtschaftlichen<br />

Verband, in dem im wesentlichen<br />

kommunale und genossenschaftliche<br />

Wohnungsunternehmen in<br />

Berlin und Brandenburg mit insgesamt<br />

1,4 Mio. Wohnungen organisiert sind.<br />

In dieser Zeit waren gerade im Sektor<br />

Wohnungswirtschaft und gerade in dieser<br />

Region erhebliche Veränderungen<br />

nicht nur in der Politik, sondern auch<br />

im ganz alltäglichen Geschäft der Unternehmen<br />

zu bewältigen. Dies galt<br />

nicht nur für die neuen Länder, wo<br />

gerade in der Wohnungswirtschaft die<br />

Wirkungen fehlgeleiteter wirtschaftspolitischer<br />

Maßnahmen besonders auffällig<br />

waren. Auch die Wohnungsanbieter<br />

in Westberlin standen vor einer<br />

veränderten Situation, da zum einen<br />

der Sonderstatus der Stadt (mit hohen<br />

Subventionen) wegfiel und zum anderen<br />

nun plötzlich Umland mit niedrigen<br />

Bodenpreisen zugänglich war und<br />

die bis dahin nicht gekannte Suburbanisierung<br />

einsetzte. Allerdings war<br />

auch mittels ökonomisch durchdachter<br />

Maßnahmen gerade in der jüngeren<br />

Nachwendezeit viel zu bewegen.<br />

62 FH Mainz Forum 1/2001


Meine Tätigkeit selbst reichte von<br />

der Erarbeitung sinnvoller Ansätze<br />

zur Gestaltung wohnungspolitischer<br />

Maßnahmen und dem Dialog mit den<br />

zuständigen politischen Entscheidungsträgern<br />

und durchführenden Behörden<br />

bis hin zur Einzelfallberatung der Wohnungsunternehmen.<br />

Letzteres war vor<br />

allem deshalb so interessant, weil es<br />

sich um eine breite Palette sehr unterschiedlicher<br />

Unternehmen handelte.<br />

Sie reichte von kleinen ehrenamtlich<br />

geführten Genossenschaften mit wenig<br />

kaufmännischem Know-how, die etwa<br />

aus der alternativen Szene kamen und<br />

stark sanierungsbedürftige Häuser in<br />

Prenzlauer Berg übernehmen konnten,<br />

über große (westdeutsche) Industrieunternehmen,<br />

die im Rahmen der Restitution<br />

alte Werksiedlungen (zum Teil<br />

unter Denkmalschutz, aber in schlechtem<br />

Zustand) übernahmen und ehemals<br />

volkseigenen Betrieben in stark<br />

vom Strukturwandel betroffenen Regionen<br />

Brandenburgs bis hin zu den<br />

großen Unternehmen im Westen Berlins,<br />

mit bis zu rund 70.000 Wohnungen.<br />

Im Vergleich zu den beiden<br />

größten Städten in Rheinland-Pfalz –<br />

Mainz mit rd. 95.000 Wohnungen und<br />

Ludwigshafen mit rd. 79.000 Wohnungen<br />

– wird die beachtliche Größe<br />

des von einem Unternehmen betreuten<br />

Wohnungsbestands deutlich. Nicht<br />

nur die Größe des Verbandes, sondern<br />

auch die Vielschichtigkeit der Klientel<br />

erzeugte einen guten Überblick über<br />

die Probleme der Wohnungsunternehmen<br />

und die Entwicklungstendenzen<br />

in Wohnungsmarkt und -politik.<br />

Die Wohnungswirtschaft war nicht nur<br />

in dieser besonderen Zeit und dieser besonderen<br />

Region ein spannendes Feld,<br />

sondern sie ist grundsätzlich ein interessantes<br />

Wissensgebiet vor allem deshalb,<br />

weil sie in hohem Maße interdisziplinär<br />

geprägt ist: Zur wohnungswirtschaftlichen<br />

Praxis gehören neben den<br />

FH Mainz Forum 1/2001<br />

PERSONALIEN<br />

ökonomischen auch rechtliche, technische,<br />

stadtplanerische, architektonische<br />

und soziale Komponenten. Hierzu<br />

ein Beispiel: In Zukunft wird das<br />

Wohnungsangebot deutlich stärker auf<br />

ältere Kunden auszurichten sein und<br />

dies wird zu einem erheblichen Teil<br />

im vorhandenen Wohnungsbestand zu<br />

realisieren sein. Hier sind Marktforschung,<br />

Erkenntnisse aus der geriatrischen<br />

Forschung, Fragen der altersgerechten<br />

Gestaltung der Wohnungen<br />

und des Wohnumfeldes und der Einsatzmöglichkeiten<br />

der Technik, Fördermöglichkeiten<br />

und nicht zuletzt auch<br />

kaufmännische Überlegungen zu kombinieren.<br />

Darüber hinaus ist die Wohnungswirtschaft<br />

stark von wirtschaftspolitischen<br />

Eingriffen geprägt, die hier<br />

anzustellenden Überlegungen zur Gestaltung<br />

politischer Maßnahmen lassen<br />

sich auf andere regulierte Märkte<br />

übertragen.<br />

Im letzten Semester habe ich erstmals<br />

am Fachbereich III: Wirtschaftswissenschaften<br />

ein Wahlpflichtfach Wohnungswirtschaft<br />

angeboten. Dies war<br />

sowohl von meinen beruflichen Erfahrungen<br />

als auch dem Versuch geprägt,<br />

aktuelle Problemlösungsansätze in der<br />

wohnungswirtschaftlichen Praxis vorzustellen.<br />

Besonders freut mich, dass<br />

es gelungen ist, externe Fachleute aus<br />

Unternehmen und Verbänden zu gewinnen.<br />

Wenn auch der Schwerpunkt<br />

in dieser Veranstaltung im wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Bereich lag, erlaubt<br />

doch die genannte Vielseitigkeit vielfältige<br />

andere Gestaltungsmöglichkeiten,<br />

sie regt sie sogar an. Denkbar<br />

für die Zukunft wäre es etwa, fachbereichsübergreifende<br />

Veranstaltungen<br />

durchzuführen. Dies bietet sich gerade<br />

bei der Fachbereichsstruktur unserer<br />

FH an, wenn auch die räumliche Nähe<br />

wohl noch einige Jahre auf sich warten<br />

lassen wird.<br />

Honorarprofessur<br />

Dr. Marbot Muff (links neben FH-Präsident<br />

Dr. Michael Morath), Mitglied<br />

der Unternehmensleitung bei Boehringer<br />

Ingelheim, ist vom Ministerpräsidenten<br />

auf Vorschlag des Senates der<br />

Fachhochschule Mainz zum Honorarprofessor<br />

ernannt worden. Dr. Muff,<br />

der mit der FH Mainz bereits seit 15<br />

Jahren in Form von Vorträgen und studentischen<br />

Firmenbesuchen kooperiert,<br />

will den Studierenden vor allem die<br />

Hintergründe zu den Themen Personalmanagement,<br />

Controlling und Unternehmenskultur<br />

näher bringen. Dr.<br />

Muff verantwortet seit 1.<strong>7.</strong><strong>2000</strong> den<br />

Unternehmensbereich Finanzen und<br />

seit 1.1.2001 zusätzlich den Unternehmensbereich<br />

Personal bei Boehringer<br />

Ingelheim.<br />

63


Autorinnen/Autoren<br />

Kerstin Algesheimer<br />

Absolventin am Fachbereich I:<br />

Architektur, Bauingenieurwesen,<br />

Geoinformatik und Vermessung<br />

Jochen Appelmann<br />

Absolvent am Fachbereich I:<br />

Architektur, Bauingenieurwesen,<br />

Geoinformatik und Vermessung<br />

Prof. Dr. Volker Beeck<br />

Fachbereich III:<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

Prof. Dr. Klaus Böhm<br />

Fachbereich I: Architektur,<br />

Bauingenieurwesen, Geoinformatik<br />

und Vermessung<br />

Carolin Brandmayer<br />

Studentin am Fachbereich III:<br />

Wirtschaftswissenschaften,<br />

Präsidentin des Studierendenparlaments,<br />

Standort An der Bruchspitze<br />

Marie-Louise Bruch<br />

AStA der Fachhochschule Mainz,<br />

Standort An der Bruchspitze<br />

Dirk Deigmöller<br />

Absolvent am Fachbereich I:<br />

Architektur, Bauingenieurwesen,<br />

Geoinformatik und Vermessung<br />

Prof. Dr. Matthias Eickhoff<br />

Fachbereich III: Wirtschaftswissenschaften,<br />

Geschäftsführender<br />

Leiter IUH<br />

Ben Fischer<br />

Absolvent am Fachbereich I:<br />

Architektur, Bauingenieurwesen,<br />

Geoinformatik und Vermessung<br />

Prof. Dr. Ursula Funke<br />

Fachbereich III:<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

Prof. Dr. Emil Hädler<br />

Fachbereich I: Architektur,<br />

Bauingenieurwesen, Geoinformatik<br />

und Vermessung<br />

Joseph Keumegneuk<br />

Student am Fachbereich I:<br />

Architektur, Bauingenieurwesen,<br />

Geoinformatik und Vermessung<br />

AUTORINNEN / AUTOREN / IMPRESSUM<br />

Prof. Dr.Reinhard Kulick<br />

Fachbereich I: Architektur,<br />

Bauingenieurwesen, Geoinformatik<br />

und Vermessung<br />

Prof. Dr. Hartmut Müller<br />

Fachbereich I: Architektur,<br />

Bauingenieurwesen, Geoinformatik<br />

und Vermessung<br />

Sabine Neumann<br />

Vertretungsprofessorin am<br />

Fachbereich II: Gestaltung<br />

Dr. Heike Oeldorf<br />

Projektgruppe <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong><br />

Melisa Oprasic<br />

AStA der Fachhochschule Mainz,<br />

Standort An der Bruchspitze<br />

Prof. Jörg Osterspey<br />

Fachbereich II: Gestaltung<br />

Ulla Plate<br />

Leiterin des Akademischen Auslandsamtes<br />

der Fachhochschule Mainz<br />

Rainer Schmitt<br />

Absolvent am Fachbereich I:<br />

Architektur, Bauingenieurwesen,<br />

Geoinformatik und Vermessung<br />

Christoph Schwarz<br />

Absolvent am Fachbereich I:<br />

Architektur, Bauingenieurwesen,<br />

Geoinformatik und Vermessung<br />

Prof. Roland Siegrist<br />

Fachbereich II: Gestaltung<br />

Prof. Dr. Agnes Sputek<br />

Fachbereich III: Wirtschaftswissenschaften<br />

Volker Stegner<br />

Absolvent am Fachbereich I:<br />

Architektur, Bauingenieurwesen,<br />

Geoinformatik und Vermessung<br />

Tilman Vogt<br />

Student am Fachbereich II: Gestaltung<br />

Prof. Eur. Ing. Karl J. Waninger<br />

Vizepräsident der Fachhochschule<br />

Mainz<br />

Raphael Wildemann<br />

Student am Fachbereich I:<br />

Architektur, Bauingenieurwesen,<br />

Geoinformatik und Vermessung<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Der Präsident der<br />

Fachhochschule Mainz<br />

Dr. Michael Morath<br />

Redaktion<br />

Bettina Augustin M.A.<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Design<br />

Uwe Zentgraf<br />

Dipl.-Designer (FH)<br />

Titelbild<br />

Prof. Roland Siegrist<br />

Anschrift<br />

Pressestelle der<br />

Fachhochschule Mainz<br />

Seppel-Glückert-Passage 10<br />

55116 Mainz<br />

Tel.: 0 61 31/23 92 28<br />

Fax: 0 61 31/23 92 12<br />

E-Mail: augustin@fh-mainz.de<br />

Auflage<br />

2500 Exemplare<br />

Erscheinungsweise<br />

Einmal pro Semester<br />

Satz<br />

Mac/Indesign 1.5<br />

Druck<br />

Rhein Main Druck<br />

Mainz-Hechtsheim<br />

Redaktionsschluss<br />

30.1.2001<br />

Redaktionsschluss<br />

für die nächste Ausgabe<br />

30.6.2001<br />

Namentlich gekennzeichnete<br />

Beiträge geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion oder<br />

des Herausgebers wieder<br />

64 FH Mainz Forum 1/2001


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z<br />

P<br />

Im vergangenen Jahr feierte Mainz den 600sten<br />

Geburtstag von Johannes <strong>Gutenberg</strong>. Seine<br />

Innovation der beweglichen Lettern leitete die<br />

erste Medienrevolution ein. Aus diesem Anlass<br />

entstand dieses Alphabetarium und P war der<br />

letzte Buchstabe in der Reihe.<br />

Im 1<strong>7.</strong> Jahrhundert brachte Katharina de‘ Medici<br />

Parfum in Europa in Mode.<br />

19<strong>21</strong> wählte Coco Chanel Nr. 5 aus fünf<br />

Parfumproben aus, welche ihr der Odeuriste<br />

Ernest Baux präsentierte.<br />

Isabella Rossellini amüsierte sich beim<br />

Prix de l‘ Arc de Triomphe <strong>2000</strong> im Hippodrome<br />

de Longchamp.<br />

Eine flüchtige, schöne Welt, so ganz anders<br />

als die Welt Johannes <strong>Gutenberg</strong>s im engen<br />

mittelalterlichen Mainz.<br />

P steht für Parfum und für Print.<br />

Die obige Abbildung zeigt die Installation „Chanel Nr. 5”,<br />

eine Assemblage mit Super8-Film auf Video, Leinwand,<br />

Vitrine mit Flacon, Portrait Coco Chanel von Man Ray und<br />

Zimmerpflanze in der Ausstellung Alphabets, Codes und<br />

andere Zeichen.

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