Gutenberg Pavillon 7. Januar 2000, 21 h Gutenberg Pavillon 17 ...
Gutenberg Pavillon 7. Januar 2000, 21 h Gutenberg Pavillon 17 ...
Gutenberg Pavillon 7. Januar 2000, 21 h Gutenberg Pavillon 17 ...
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Fachhochschule Mainz<br />
University of<br />
Applied Sciences<br />
<strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong> <strong>7.</strong> <strong>Januar</strong> <strong>2000</strong>, <strong>21</strong> h<br />
<strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong> 1<strong>7.</strong> Dezember <strong>2000</strong>, 23.30 h<br />
<strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong> 19. Dezember <strong>2000</strong>, 18.45 h<br />
Forum<br />
1/2001
FH Mainz Forum 1/2001<br />
Liebe Leserinnen,<br />
lieber Leser,<br />
EDITORIAL<br />
über die Zukunft unserer Hochschule entscheidet mehr und mehr im Sinne<br />
wachsender Autonomie und Wettbewerbsdenken das Angebot unserer Studiengänge.<br />
Ein Blick in den letzten Jahres- und Lehrbericht <strong>2000</strong> des Präsidenten<br />
weist für die Fachhochschule Mainz 12 grundständige Studiengänge und fünf<br />
Weiterbildungsstudiengänge auf. Vor finanziellen Einbußen mangels Masse an<br />
Studienbewerbern schützt uns der Numerus clausus in den Fachbereichen II:<br />
Gestaltung und III: Wirtschaftswissenschaften. Der qualitativen Auslese der<br />
Studienbewerber sind wir in allen drei Fachbereichen ausgesetzt. Wer gut ist,<br />
wird sich (wie mir bekannt ist) vor Ort ein Bild nicht nur des äußeren Eindrucks,<br />
sondern auch ein Stimmungsbild der Studierenden erschließen – und dann<br />
entscheiden, an welche Fachhochschule er gehen wird. Die Fachhochschule<br />
Mainz belegt TOP-Plätze in Rankings (z.B. Geoinformatik), aber auch weniger<br />
gute Plätze. Wir brauchen eine Strategie. Der von den Studierenden in unserer<br />
Internet-Darstellung integrierte Evaluationsansatz ist eine hervorragende Initiative,<br />
Fehlpunkte unseres Leistungsspektrums sichtbar zu machen. Aber wir<br />
brauchen mehr.<br />
Von den durch das Hochschulrahmengesetz seit drei Jahren inzwischen ermöglichten<br />
ca. 600 Bachelor- und Master-Studiengängen in Deutschland hat die<br />
FH Mainz: null Bachelor und null Master. Wir sind hervorragend gut in der<br />
Internationalisierung mit Doppeldiplomabkommen, Kooperationen, Einsatz von<br />
ausländischen Mastern (als Ausdruck unserer noch mangelhaften Autonomie).<br />
Aber wir wachsen: ein Master-Studiengang ist im Akkreditierungsverfahren<br />
(Geoinformatik), weitere drei sind in Arbeit. Die Bachelor müssen folgen<br />
(Wirtschaftsverbände und Industrie tun sich noch schwer mit der Akzeptanz).<br />
Wenn die Berufsakademien (BA) unserer Nachbarländer in den BA-Abschluss<br />
zum Bachelor rüsten, können auch wir den sechssemestrigen Bachelor z.B. als<br />
Technischen Betriebswirt, Bauleiter, Gestalter als erste FH-Abschlussmöglichkeit<br />
anbieten – die besten Studierenden können den Master direkt dransetzen, andere<br />
– nach z.B. zwei Praxisjahren – sich mit dem Master-Weiterbildungsstudiengang<br />
später an unserer FH vervollkommnen und Neues hinzulernen. Für solche<br />
oder andere Studiengebote sind in Zukunft aktive Hochschullehrerinnen und<br />
Hochschullehrer gefragt. Wir fördern unsere Strategen – damit wir die besten<br />
Studierenden bekommen.<br />
Was wir bereits heute in der Ausbildungsrealität meistern, darüber gibt es schöne<br />
Beispiele in diesem Heft. Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht Ihnen<br />
Ihr<br />
Dr. Michael Morath<br />
1
2<br />
Inhalt<br />
Editorial<br />
Forum<br />
3 Ein Jahr im <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong>.<br />
Ein interdisziplinäres Projekt der<br />
Fachhochschule Mainz<br />
Dr. Heike Oeldorf , Prof. Roland Siegrist<br />
11 Der Fachbereich Wirtschafswissenschaften<br />
berät über ein Qualitätsmanagement-System<br />
Prof. Dr. Volker Beeck<br />
Aus den Fachbereichen<br />
14 Virtuelle Modelle realer Stadtlandschaften.<br />
Ein aktuelles Forschungsprojekt am<br />
i3mainz<br />
Prof. Dr. Hartmut Müller<br />
<strong>17</strong> Internetbasierte Aus- und Weiterbildung.<br />
Forschungsergebnisse am i3mainz<br />
Prof. Dr. Klaus Böhm, Ben Fischer,<br />
Christoph Schwarz, Volker Stegner<br />
20 Das Gesicht in der Menge.<br />
Der Weg zur Gestaltung des Auftritts des<br />
Instituts für Unternehmerisches Handeln<br />
Prof. Dr. Matthias Eickhoff<br />
22 IUH – Herausarbeiten eines konzeptionellen<br />
Ansatzes<br />
Prof. Roland Siegrist<br />
23 „Spiegelungen“ und „Projektionen“.<br />
Ein Foto-Projekt von Designstudenten<br />
des 3. Semesters<br />
Prof. Jörg Osterspey<br />
28 Opfer unter der Glasglocke.<br />
Ausstellung zum Thema<br />
„Sexualisierte Gewalt gegen Frauen“<br />
Sabine Neumann<br />
FH Mainz international<br />
31 Zweite MBA Graduation-Party im Schloss<br />
Waldthausen<br />
Prof. Dr. Ursula Funke<br />
33 Summer School along the River Rhine.<br />
Ein gemeinsames Projekt der rheinlandpfälzischen<br />
Fachhochschulen<br />
Ulla Plate<br />
FH MAINZ FORUM<br />
37 Meet the world in Rotterdam.<br />
Ein Semester an der Ichthus Hogeschool<br />
Carolin Brandmayer<br />
40 Über den eigenen<br />
Tellerrand schauen ...<br />
Ein Sommersemester an der<br />
Technischen Hochschule Łódz<br />
Raphael Wildemann<br />
43 „Wir haben uns natürlich nicht<br />
für Dich entschieden“.<br />
Erlebnisse eines ausländischen<br />
Studenten in Deutschland<br />
Joseph Keumegneuk<br />
45 Ablauf einer Bewerbung um ein<br />
Fulbright-Stipendium<br />
Tilman Vogt<br />
Absolventen-Profile<br />
46 Wegbeschreibungen.<br />
Absolventen des Bauingenieurwesens<br />
berichten<br />
Kerstin Algesheimer, Jochen Appelmann,<br />
Dirk Deigmöller, Reinhard Kulick,<br />
Rainer Schmitt<br />
Interview<br />
51 Ausbildung und Berufspraxis:<br />
Zwei Seiten einer Medaille.<br />
Günter Franz, Präsident der Architektenkammer<br />
Rheinland-Pfalz, im Gespräch mit<br />
Prof. Emil Hädler<br />
56 Kleine Nachrichten<br />
61 Personalien<br />
64 Autorinnen/Autoren/Impressum<br />
Titelbild:<br />
Der italienische Künstler Mimmo Rotella<br />
am <strong>7.</strong>1.<strong>2000</strong> im <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong>.<br />
Darunter: Das Projektteam des <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong>s.<br />
Unten: Feierliche Abschlussfeier am 19.12.<strong>2000</strong>.<br />
Bildcollage von Prof. Roland Siegrist<br />
FH Mainz Forum 1/2001
FH Mainz Forum 1/2001<br />
FORUM<br />
Ein Jahr im <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong><br />
Ein interdisziplinäres Projekt 1997 bis <strong>2000</strong> der Fachhochschule Mainz, Fachbereich Gestaltung<br />
von Heike Oeldorf und Roland Siegrist<br />
Mit <strong>Gutenberg</strong>s Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern im<br />
15. Jahrhundert wurde eine Medienrevolution eingeleitet. <strong>Gutenberg</strong> hat das<br />
für die europäischen Schriften geeignete Mittel erfunden, um Schriftsprache<br />
mechanisch vervielfältigen zu können. Der Buchdruck stellt nicht die direkte<br />
Weiterentwicklung der Manuskriptkultur dar, sondern ein völlig anderes Medium.<br />
Das Buch wurde lange als zugänglichere und handlichere Art von Manuskript betrachtet.<br />
Tatsächlich konnte aber die Buchkultur zerstreutes und unzugängliches<br />
Wissen verfügbar machen. Die Verbreitung der Drucksachen bleibt aber an die<br />
physischen Reiserouten und an historische Transportmöglichkeiten gebunden.<br />
Erst die elektronisch-digitalen Medien durchbrechen die Grenzen von Raum<br />
und Zeit. Das Internet stellt nicht körperliche Zusammenhänge her, sondern<br />
überwindet körperlich-räumliche Trennungen. Es genügt, wenn sich ein Original<br />
an einem einsamen Ort der Welt befindet, der Rest der Welt kann unmittelbaren,<br />
gleichzeitigen Zugriff darauf haben - über das Internet. Wie an der Grenze<br />
zwischen Manuskript- und Buchkultur, vollzieht sich zur Jahrtausendwende<br />
durch die elektronisch-digitalen Medien ein Umbruch, insbesondere in Zugriff,<br />
Interaktivität und Multimedialität. Es entsteht eine interaktive, multimediale und<br />
nahe Kommunikation.<br />
Es war die Aufgabe im Jahr <strong>2000</strong>, diese Zusammenhänge in 8 Ausstellungen<br />
zu präsentieren. Das Team des <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong>s mit seinem künstlerischen<br />
Leiter Roland Siegrist hat 8 Ausstellungen gestaltet. Das Team war interdisziplinär<br />
besetzt. Das Projekt ist in Zusammenarbeit der Disziplinen Innenarchitektur,<br />
Design, Buchgestaltung, Typographie, Kunst, Mediengestaltung, Marketing und<br />
Kulturwissenschaften entstanden. Das Planungsteam umfasste 12 Personen, hinzu<br />
kamen wechselnde fünf Kuratoren und Kuratorinnen. Das richtungsweisende<br />
Drittmittelprojekt zeigt die aktuelle Entwicklung des modernen Berufsbilds der<br />
Designerin und des Designers. Nur durch die Zusammenarbeit der Disziplinen<br />
entstanden neue dynamische Möglichkeiten kreativer Herangehensweise an das<br />
Projekt.<br />
Der <strong>Pavillon</strong>: Ein modernes <strong>Gutenberg</strong>-<br />
Denkmal<br />
Zwei Millionen Mark betrug das Budget<br />
für die 8 Ausstellungen, deren Betrieb, für<br />
8 Kataloge und Plakate, Filmprogramm<br />
und Performances. Wichtigste Mitgift war<br />
der neu errichtete <strong>Pavillon</strong>: Ein modernes<br />
<strong>Gutenberg</strong>-Denkmal. Der <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong><br />
wurde zum <strong>Gutenberg</strong>jahr <strong>2000</strong> im<br />
Rahmen eines Architekturwettbewerbs<br />
als temporäres Gebäude eigens errichtet.<br />
Entsprechend dem von der Stadt Mainz<br />
beschlossenen Finanzierungsplan wurde<br />
er verkauft und ab <strong>Januar</strong> 2001 abgebaut;<br />
am Adenauerufer 1 erinnert schon nichts<br />
mehr an ihn. Heute befindet sich dort<br />
wieder ein Busparkplatz. Es hat sich im<br />
Verlauf des Jahres gezeigt, dass in Mainz<br />
ein Forum für die Beschäftigung mit den<br />
modernen Medien fehlt. Mit dem Verkauf<br />
des <strong>Pavillon</strong>s wurde für Mainz eine<br />
Institution aufgelöst - nicht nur ein Gebäude.<br />
Das <strong>Pavillon</strong>jahr wurde von der Planungsgruppe<br />
im Projektbüro mit Ausstellungsleitung<br />
und den Aufsichten, den Helfern<br />
und Helferinnen beim Auf- und Abbau<br />
Der <strong>Pavillon</strong><br />
1. Preis des interdisziplinären internationalen<br />
Studenten-Wettbewerbs,<br />
Dezember 1997<br />
Preisträger:<br />
Klaus Würfel, FR Architektur<br />
Anett Henschel, FR Design<br />
Dr. Reimund Alheit, Ingenieurbüro<br />
Der flüchtige, leicht wirkende <strong>Pavillon</strong> war<br />
Ausdruck für die Immaterialität der Information<br />
in der gegenwärtigen und zukünftigen<br />
Zeit im Sinne <strong>Gutenberg</strong>s. Im Mittelpunkt<br />
des Jahres <strong>2000</strong> standen 8 Ausstellungen<br />
zum Thema der zweiten Medienrevolution<br />
nach <strong>Gutenberg</strong>. Begleitet wurden die Ausstellungen<br />
von Filmen, Konzerten und verschiedenen<br />
Performances<br />
3
1. Ausstellung<br />
„Text und Bild am Straßenrand“<br />
8. <strong>Januar</strong> bis 20. Februar<br />
A. M. Cassandre, l‘Intransigeant 1925 und<br />
Théophile-Alexandre Steinlen, Cocorico 1899<br />
Herbert Leupin, Tribune de Lausanne 1955<br />
und Michael Engelmann,<br />
The Philadelphia Inquirer 1958<br />
4<br />
2. Ausstellung<br />
„Echt und falsch“ – genuine and fake<br />
Joachim Kreiensiek,<br />
Europa bei Nacht 1999<br />
1. März bis 3. April<br />
FORUM<br />
als große Herausforderung angenommen.<br />
Sie alle mussten ein Gebäude, einen<br />
Raum und ein Konzept kennenlernen<br />
und vertreten. Das Team ist im Verlauf<br />
des Jahres sehr stark zusammengewachsen.<br />
Das gute Verstehen und Verständnis<br />
untereinander ließ alle die schwierigen<br />
und arbeitsintensiven Phasen mit viel Humor<br />
überstehen. Die Begeisterung und<br />
Identifikation mit der Sache ist mit dem<br />
Projekt und der sich darstellenden Idee<br />
gewachsen. Bei allen Ausstellungen haben<br />
Studenten und Studentinnen mitgearbeitet.<br />
Die Ausstellung „Zeit der Zeitungen“<br />
wurde von einer Studierendengruppe<br />
unter der Leitung von Dr. Erik<br />
Schmid konzipiert und organisiert. Zwischen<br />
<strong>Gutenberg</strong>-Museum und <strong>Gutenberg</strong><br />
<strong>Pavillon</strong> entstand im <strong>Januar</strong> <strong>2000</strong><br />
zu „Text und Bild am Straßenrand“ eine<br />
Freiluftausstellung mit Studentenarbeiten.<br />
Zum Thema „Hommage an <strong>Gutenberg</strong>“<br />
wurden Arbeiten des Seminars „Entwurf“<br />
an den Plakatwänden in der unmittelbaren<br />
Umgebung des <strong>Gutenberg</strong><br />
<strong>Pavillon</strong>s aufgehängt. Die zwölf großen<br />
ausdrucksstarken Plakatwände bezogen<br />
sich in ihrer Thematik auf die Bereiche<br />
Buch, Zeitung, Typographie und Buchstaben.<br />
Betreut wurde das Projekt von<br />
Charlotte Löbner und Roland Siegrist.<br />
Im vergangenen Jahr wurde von der Kritik<br />
immer wieder die Verschmelzung von<br />
Architektur, Ausstellungsdesign, -konzeption<br />
und Ausstellungsinhalten als besonders<br />
gelungen hervorgehoben; in diesem<br />
Gebäude haben Ideen Form angenommen.<br />
Das Ausstellungsprojekt setzte<br />
Konrad Kuhjau, Im Stile Mackes,<br />
Joseph Pallenberg, Röhrender Hirsch<br />
Bronze 1905 und Phototapete <strong>2000</strong><br />
Zeichen: Mit der markanten Architektur<br />
des temporären Glasgebäudes des <strong>Pavillon</strong>s<br />
selbst, dem Ausstellungsdesign,<br />
den Ausstellungsplakaten und mit den<br />
Themen. Die 8 Ausstellungsthemen unterstanden<br />
einem inhaltlichen Gesamtkonzept;<br />
sie bildeten eine zeitversetzte,<br />
sich fortschreibende Ausstellung. Ihr gemeinsames<br />
Thema war der Übergang<br />
von der Buchkultur zum elektronisch-digitalen<br />
Zeitalter. Der <strong>Pavillon</strong> verstand<br />
sich als Schnittstelle der Medien, der<br />
Druckgeschichte, der modernen Kommunikation<br />
und der Kunst. Der Themenkatalog<br />
erstreckte sich von Zeitungen,<br />
Plakaten, Schrift und Zeichen, Mail-Art<br />
bis zu den Neuen Medien. Die Plakate<br />
wurden von international bekannten Designern<br />
und Designerinnen, unter ihnen<br />
David Carson, New York, gestaltet. Viele<br />
der ausgestellten Kunstwerke waren zum<br />
ersten Mal in Mainz zu sehen. Ein ständiges,<br />
kulturell vielfältiges und außergewöhnliches<br />
Rahmenprogramm mit Konzerten<br />
und Performances begleitete die<br />
Ausstellungen. Beim Kammerkonzert<br />
„Die Winterreise“ verschmolzen der Blick<br />
auf die Plakatausstellung, auf den Winter<br />
draußen und die Lieder Schuberts zu einem<br />
unvergesslichen Erlebnis. Durch thematisch<br />
wechselnde Angebote zum Mitmachen<br />
wie Buchbindeworkshop, Plakataktion<br />
für Kinder und Vorträge wie<br />
„Kochen als Sprache“ (mit Kostproben)<br />
konnte die Idee eines kulturellen Raumes,<br />
der sich ständig verändert, nach außen<br />
erweitert und neue Zeichen setzt, Gestalt<br />
annehmen. Das kulturelle Angebot im<br />
<strong>Pavillon</strong> wurde abgerundet durch ein (kostenloses)<br />
Internetcafé, das gut besucht<br />
war und ein Bistro.<br />
Im <strong>Pavillon</strong> sind außergewöhnliche<br />
künstlerische Arbeiten entstanden, die für<br />
viele Kulturinteressierte spannend sind.<br />
Dazu gehören die Décollage von Mimmo<br />
Rotella, die sich jetzt im Besitz des<br />
<strong>Gutenberg</strong>-Museums befindet, und die<br />
Performance mit den „Stempelschuhen“<br />
von Klavs Weiss zu Ehren des Geburtstags<br />
von Johannes <strong>Gutenberg</strong>. Das Konzept<br />
des <strong>Pavillon</strong>s war sicherlich ein intellektuelles,<br />
das Anforderungen an das<br />
Publikum gestellt hat. Es wurde ein komplexes<br />
Konzept verwirklicht. Stefanie Mit-<br />
FH Mainz Forum 1/2001
tenzwei fasst in der Rhein-Zeitung vom<br />
8. Dezember <strong>2000</strong> zusammen, das <strong>Pavillon</strong>-Team<br />
habe „dem Publikum auch<br />
dann etwas geboten, als die anderen<br />
noch oder schon wieder geschlossen<br />
hatten. Qualität, aber auch unkonventioneller<br />
Geist haben die Ausstellungen<br />
geprägt, und gewiss war es ein Riesenvorteil,<br />
dass junge Leute der Fachhochschule<br />
aktiv mitmischten.“<br />
Über 30.000 Besucher<br />
Die Ausstellungen wurden von insgesamt<br />
29.102 Interessierten besucht. Das<br />
Rahmenprogramm besuchten 1800, die<br />
Fremdveranstaltungen 700 Interessierte.<br />
Insgesamt konnte der <strong>Pavillon</strong> bei allen<br />
Aktivitäten 31.602 Besucher und Besucherinnen<br />
verbuchen. Diese Besucherzahlen<br />
können sich sehen lassen: Durchschnittlich<br />
haben den <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong><br />
monatlich über 2600 Menschen besucht<br />
oder an den angebotenen Veranstaltungen<br />
teilgenommen. Der <strong>Pavillon</strong> braucht<br />
deshalb den Vergeich mit weitaus etablierteren<br />
Häusern nicht zu scheuen. Im<br />
Vergleich mit der Kunsthalle in Darmstadt<br />
zum Beispiel, mit durchschnittlich rund<br />
2400 Besuchern pro Ausstellung im dortigen<br />
Jubiläumsjahr 1999, erreichte der <strong>Pavillon</strong><br />
also ein Ergebnis, das das Team um<br />
den künstlerischen Leiter Roland Siegrist<br />
hoch zufrieden macht. Vor allem, weil<br />
zunehmend mehr Mainzer Bürgerinnen<br />
und Bürger den <strong>Pavillon</strong> besuchten und<br />
die Qualität der Ausstellungen lobten.<br />
Die Besucherzahlen stabilisierten sich,<br />
„floating letters“, Interaktives Medienprojekt;<br />
Frank Horlitz Kunsthochschule<br />
Medien, Köln<br />
FORUM<br />
als auch die Ausstellung „aventur und<br />
kunst“ im <strong>Gutenberg</strong>-Museum geöffnet<br />
war. Lob sprechen die Einträge im Gästebuch<br />
insbesondere den Ausstellungen<br />
„Happy Birthday Johannes“ und „Zeit der<br />
Zeitungen“ aus. „Happy Birthday Johannes“<br />
mit 7097 Besuchern und „Zeit der<br />
Zeitungen“ mit 6661 Besuchern waren<br />
die publikumswirksamsten Ausstellungen.<br />
Ein Zeichen dafür, dass auch unkonventionelle<br />
Themen, wie Mail-Art in „Happy<br />
Birthday Johannes“, vom Publikum sehr<br />
gut angenommen werden können.<br />
Die Besucherzahlen sind hinter den Erwartungen<br />
der Stadt zurückgeblieben.<br />
Dafür gibt es verschiedene Gründe: Zum<br />
einen hat das Kombiticket nicht gegriffen;<br />
es wäre weitaus sinnvoller gewesen, für<br />
alle Ausstellungen im <strong>Gutenberg</strong>jahr nur<br />
ein Ticket zu einem Einheitspreis für alle<br />
Häuser zu verkaufen. Zum anderen war<br />
für die Besucher, auch bedingt durch<br />
die verzögerte Wiedereröffnung des <strong>Gutenberg</strong>-Museums,<br />
der Zusammenhang<br />
zwischen den Ausstellungen im <strong>Pavillon</strong><br />
und „aventur und kunst“ nicht deutlich<br />
genug. Es wurde in der Öffentlichkeit<br />
nicht klar, dass im <strong>Pavillon</strong> die moderne<br />
Abteilung des <strong>Gutenberg</strong>jahres<br />
zu Hause<br />
war. Diesen Zusammenhang<br />
zu vermitteln,<br />
wurde erschwert<br />
durch die unterschiedlichen Eröffnungen<br />
der jeweiligen Häuser. Der <strong>Pavillon</strong> mit seinen<br />
8 Ausstellungen war das im Jubiläumsjahr<br />
am längsten geöffnete Haus: Eröffnung<br />
war am <strong>7.</strong> <strong>Januar</strong>, letzter Ausstellungstag<br />
am 1<strong>7.</strong> Dezember <strong>2000</strong>. Auch<br />
was die Öffnungszeiten betrifft, lag der<br />
<strong>Pavillon</strong> vorne, denn er hatte auf die<br />
Woche gesehen die längsten Öffnungszeiten;<br />
im Sommer sogar dienstags bis<br />
sonntags von 10 bis 20h und donnerstags<br />
bis <strong>21</strong>h. Die unterschiedlichen Öffnungszeiten<br />
der verschiedenen Häuser<br />
haben ebenfalls zur Verwirrung des Publikums<br />
beigetragen. Ein modernes, einheitliches<br />
und damit publikumsfreundliches<br />
Konzept hätte hier mehr Erfolg verbuchen<br />
können. Die Vermittlung des Gesamtkonzepts<br />
wurde außerdem erschwert durch<br />
die verschiedenen Standorte. Der Liebfrauenplatz<br />
wäre zudem für den nicht<br />
eingeführten <strong>Pavillon</strong> wesentlich zugkräftiger<br />
gewesen. Mainzer und auswärtiges<br />
Publikum hätte den <strong>Pavillon</strong> wesentlich<br />
spontaner betreten.<br />
Die Gäste kamen aus ganz Deutschland<br />
zu Aussstellungen wie Rahmenpro–<br />
gramm, dagegen ließ der Zuspruch aus<br />
der Stadt anfangs zu wünschen übrig.<br />
Die lokale Presse sparte nämlich zu<br />
Beginn des <strong>Pavillon</strong>jahres nicht mit<br />
Kritik: Die erste Ausstellung habe<br />
zu wenig zu bieten, sie<br />
sei zu teuer, so der Tenor<br />
veröffentlichter<br />
Leserbriefe. Eine<br />
ungerechtfertig<br />
„live Perspektiven“<br />
Videoinstallation für 5 Monitore<br />
und Spiegel<br />
Marcus Stiehl, Fachrichtung Design<br />
3. Ausstellung<br />
„village <strong>Gutenberg</strong>“<br />
<strong>Gutenberg</strong>s Technik und die multimediale Welt<br />
14. April bis 14. Mai<br />
5
4. Ausstellung<br />
„Kinderleicht und Jugendfrisch“<br />
24. Mai bis 16. Juni<br />
Jugendtanzgruppe bei der Eröffnung<br />
Photoworkshop unter der Leitung<br />
von Sabine Dehnel, Wiesbaden<br />
„Radio Quer“<br />
„KNS“ – Kindernachrichtensender<br />
te Kritik. Bot doch die erste Ausstellung<br />
mit ihren internationalen Exponaten einen<br />
historischen und gestalterischen Überblick<br />
über die Plakatkunst dieses Jahrhunderts.<br />
Die Kritik an der didaktischen<br />
Aufbereitung der Ausstellung hat das<br />
FORUM<br />
Team dagegen sehr ernst genommen.<br />
Die Folgeausstellungen erklärten anhand<br />
von Tafeln Konzept und Präsentation.<br />
Viele Besucher und Besucherinnen sind<br />
während des Jahres zu Stammgästen geworden.<br />
Auf das Misstrauen, das die<br />
Öffentlichkeit dem <strong>Pavillon</strong> entgegengebracht<br />
hatte, folgte Anerkennung. Der<br />
<strong>Pavillon</strong> wurde jetzt als notwendige Ergänzung<br />
der Mainzer Kulturszene aufgefasst.<br />
Davon zeugen die verstärkten Forderungen<br />
nach dem Erhalt des <strong>Pavillon</strong>s<br />
in der Stadt Mainz, die in zahlreichen<br />
Presseartikeln dokumentiert sind.<br />
An insgesamt 57 Tagen fanden neben<br />
den Ausstellungen noch weitere Veranstaltungen<br />
im <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong> statt.<br />
Insgesamt wurden rund 25 Fremdveranstaltungen,<br />
wie Sponsorenempfänge,<br />
Pressekonferenzen des Landes und der<br />
Stadt Mainz, Preisverleihungen, wie die<br />
Verleihung des Journalistenpreises des<br />
Deutschen Weininstituts, Buchpräsentationen<br />
und weitere kulturelle Veranstaltungen,<br />
wie die „Lange Nacht der Poesie“,<br />
ausgerichtet. Alle Fremdveranstalter<br />
haben sich zum <strong>Pavillon</strong> als Gebäude<br />
und als kulturellem Ort mit großer Zufriedenheit<br />
geäußert. Er erfüllte zugleich<br />
den Wunsch nach einem repräsentativen<br />
Raum und vermittelte dabei noch anregende<br />
Galerieatmosphäre.<br />
Das wichtigste Exponat, das im <strong>Gutenberg</strong><br />
<strong>Pavillon</strong> entstanden ist, ist eine Décollage<br />
des italienischen Künstlers Mimmo<br />
Rotella. Sein „Tribute to <strong>Gutenberg</strong>“,<br />
252 x 356 cm (Höhe vor Breite), befindet<br />
sich heute im <strong>Gutenberg</strong>-Museum. Rotellas<br />
Décollage entstand als Performance<br />
zur feierlichen Eröffnung des <strong>Gutenberg</strong><br />
<strong>Pavillon</strong>s am <strong>7.</strong> <strong>Januar</strong> <strong>2000</strong>. Das Team<br />
ist glücklich darüber, dass das für die<br />
Mainzer Kultur- und Stadtgeschichte so<br />
wichtige Exponat in der Stadt bleiben<br />
konnte.<br />
Die 8 Ausstellungen im <strong>Pavillon</strong> wurden<br />
durch eine Reihe internationaler und nationaler<br />
Leihgeber ermöglicht. Einige private<br />
Kunstsammler haben freundlich und<br />
begeistert ihre Sammlung oder einzelne<br />
Arbeiten zur Verfügung gestellt. Auch<br />
Künstler und Künstlerinnen haben das<br />
Projekt unterstützt, indem sie Arbeiten<br />
unbürokratisch ausliehen. Die Zusammenarbeit<br />
mit den Leihgebern und Leihgeberinnen<br />
verlief reibungslos; das Projekt<br />
fand gute Resonanz, und der <strong>Pavillon</strong><br />
wurde im Laufe des Jahres eine ernstzunehmende<br />
Institution. Die sehr gute<br />
Reputation des <strong>Pavillon</strong>s machte die Ausleihe<br />
zunehmend leichter. Hier eine Auswahl<br />
der Leihgeber, die den <strong>Gutenberg</strong><br />
<strong>Pavillon</strong> unterstützten: Museum für Gestaltung,<br />
Zürich; Museum für Kunst und<br />
Gewerbe, Hamburg; Städtische Kunsthalle,<br />
Mannheim; Stedelijk Museum, Amsterdam;<br />
Language Research Center, Georgia<br />
State University, Atlanta, USA; Sammlung<br />
Luigi Bonotto, Bassano di Grappa;<br />
Galerie 1900*<strong>2000</strong>, Paris.<br />
Der <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong> war häufig<br />
Drehort für Fernsehaufzeichnungen und<br />
hat dadurch das <strong>Gutenberg</strong>jahr, den <strong>Pavillon</strong><br />
und schließlich die Stadt Mainz einer<br />
breiten Fernsehöffentlichkeit bekannt<br />
gemacht. Zu den herausragenden Fernsehereignissen<br />
im <strong>Pavillon</strong> gehörte die<br />
Aufzeichnung des Literarischen Quartetts<br />
am Freitag, den 25. Februar <strong>2000</strong>.<br />
Die Ausstellungen - vom prähistorischen<br />
Felsbild bis zur virtuellen Druckwerkstatt<br />
Die erste Ausstellung „Text und Bild am<br />
Straßenrand“ (8. <strong>Januar</strong> bis 20. Februar<br />
<strong>2000</strong>) zeigte Plakate im thematischen Zusammenhang<br />
der Erfindung <strong>Gutenberg</strong>s,<br />
wie Lesen, Drucken, Typographie, Zeitung,<br />
Computer, Buch und Papier. Die<br />
Plakate wurden geschichtlich und formal<br />
gegenübergestellt. Alle 61 Exponate waren<br />
von hochwertiger gestalterischer Qualität.<br />
Viele davon waren zum ersten Mal<br />
in Mainz zu sehen. Die Ausstellung „Echt<br />
und falsch - Die Wahrheit im Medienzeitalter“<br />
(1. März bis 3. April <strong>2000</strong>) zeigte<br />
Fälschungen, Kopien, Vervielfältigungen<br />
und Imitationen aus Kunst, Konsum<br />
und Kriminalität, zum Beispiel gefälschte<br />
Wertpapiere und Banknoten, gefälschte<br />
Pässe und andere Ausweise, Reproduktionen<br />
und digital bearbeitete Fotografie.<br />
Die zweite Medienrevolution, wie sie<br />
Marshall McLuhan beschreibt, war The-<br />
6 FH Mainz Forum 1/2001
547 Künstler aus 67 Ländern aus allen Kontinenten nahmen an dem Projekt teil<br />
ma der Ausstellung „village <strong>Gutenberg</strong><br />
- <strong>Gutenberg</strong>s Technik und die multimediale<br />
Welt“ (14. April bis 14. Mai <strong>2000</strong>).<br />
„village <strong>Gutenberg</strong>“ nahm Bezug auf die<br />
Veränderung der Kommunikation im Informations-<br />
und Medienzeitalter. In der<br />
Ausstellung waren zwei interaktive Installationen<br />
zu sehen, die eine 3-dimensionale<br />
virtuelle Welt entfalteten. Die „virtuelle<br />
Druckwerkstatt“ macht die Erfindung <strong>Gutenberg</strong>s<br />
virtuell erfahrbar, und „augmented<br />
man“ widmet sich einer zukünftigen<br />
Vision von Kommunikation und Medien.<br />
Vier Hochschulen (KH Burg Giebichenstein<br />
Halle, KH Medien Köln, FH<br />
FH Mainz Forum 1/2001<br />
Trier, FH Mainz) konzipierten außerdem<br />
Medien-Art-Installationen.<br />
Das nächste Ausstellungsprojekt setzte<br />
sich das Ziel, in Workshops Kindern und<br />
Jugendlichen den kreativen Umgang mit<br />
allen Formen der Medienarbeit zu ermöglichen.<br />
„Kinderleicht und jugendfrisch“<br />
(24. Mai bis 16. Juni <strong>2000</strong>) bot Druckateliers,<br />
Plakat- und Fotografieworkshop,<br />
sowie Schülerzeitungredaktion, Kinderfernsehen,<br />
Veranstaltungsradio und Präsentationen<br />
zum Mitmachen. In diesem<br />
Ausstellungsprojekt sind beachtliche Arbeiten<br />
entstanden: hunderte von Kinderdrucken<br />
großer Ausdrucksstärke, sehr<br />
schöne schwarz-weiß Fotos, fotografiert<br />
6. Ausstellung<br />
„Zeit der Zeitungen“ – News and times<br />
5. August bis 16. September<br />
Ausstellung: Zeit der Zeitungen Während der Ausstellung fand ein Schreibmaschinen-Schreibwettbewerb<br />
statt<br />
5. Ausstellung<br />
„Happy Birthday Johannes“<br />
Ein internationales Mail-Art-Projekt<br />
24. Juni bis 23. Juli <strong>2000</strong><br />
mit selbstgebauter Lochkamera, Plakate<br />
zum Thema „Meine Botschaft an die<br />
Stadt“, Videofilme und Kindernachrichten<br />
und Radiobeiträge von Schülern und<br />
Schülerinnen. Die Arbeiten haben den<br />
begrenzten Raum des <strong>Pavillon</strong>s verlassen<br />
und waren durch das Radio, die<br />
Internet-Schülerzeitung „g_linx“ und die<br />
tatsächlich aufgehängten Plakate auch<br />
andernorts wahrzunehmen. Außerdem<br />
war eine Ausstellung zu sehen, die die unterschiedlichen<br />
Erfahrungen von Kindern<br />
und Jugendlichen darstellte, darunter die<br />
Flugblätter der „Weißen Rose“ als Multi-<br />
Media-Installation und Zeichnungen von<br />
Kinderflüchtlingen aus dem Kosovo. Im<br />
Haus der Jugend wurde an zwei Tagen<br />
Kinderaktionskino zum Mitmachen angeboten.<br />
Die fünfte Ausstellung bestand aus<br />
Die täglichen DPA-Meldungen häuften sich<br />
während der Ausstellung zu 18 Rollen Papier<br />
7
<strong>7.</strong> Ausstellung<br />
„Love Letter to <strong>Gutenberg</strong>“<br />
Internationaler Künstlerbuchwettbewerb<br />
23. September bis 29. Oktober <strong>2000</strong><br />
International nahmen 36 Buchgestalter und<br />
Buchgestalterinnen teil<br />
551 Geburtstagsgrüßen: „Happy Birthday<br />
Johannes“ (24. Juni bis 23. Juli <strong>2000</strong>)<br />
war ein internationales Mail-Art-Projekt;<br />
aus fünf Kontinenten und 69 Ländern der<br />
Welt waren Arbeiten zu sehen. Aber nicht<br />
nur Postkarten und Briefe, sondern auch<br />
E-Mails, Plakate, Videos und Objekte kamen<br />
nach und nach im Projektbüro an.<br />
Die Mail-Art mit den Geburtstagsgrüßen<br />
an Johannes offenbart eine Ästhetik, die<br />
einmalig und eigentümlich ist.<br />
Die nächste Ausstellung hieß „Zeit der<br />
Zeitungen - News and Times“ (5. August<br />
bis 16. September <strong>2000</strong>). Sie bot einen<br />
Streifzug durch die Zeitungsgeschichte:<br />
Es waren Originalzeitungen und Dokumente<br />
vom 1<strong>7.</strong> Jahrhundert bis zur Gegenwart<br />
zu sehen. Eine ständige Redaktion<br />
der Mainzer Alllgemeinen Zeitung<br />
befand sich in der Ausstellung.<br />
Der Titel der nächsten Ausstellung spielt<br />
mit der Doppeldeutigkeit des englischen<br />
Wortes „letter“: „Love Letter to <strong>Gutenberg</strong>“<br />
(23. September bis 29. Oktober)<br />
war ein an Kunst- und Designschulen<br />
FORUM<br />
international ausgeschriebener<br />
Wettbewerb. Aus den eingereichten<br />
Bewerbungen wurden<br />
drei Arbeiten ausgewählt. Die Jury<br />
war international besetzt. Die<br />
drei Gewinnerinnen wurden für<br />
einen Monat nach Mainz eingeladen,<br />
um ihr Buch in einer Auflage<br />
von 500 Stück zu realisieren.<br />
Alle eingesandten Beiträge wurden<br />
ausgestellt. In der Ausstellung<br />
waren Liebeserklärungen<br />
an <strong>Gutenberg</strong>s Erfindung der beweglichen<br />
„Lettern“ und „Love Letters“ an<br />
<strong>Gutenberg</strong>, Buch und Schrift zu sehen.<br />
Die „Love Letters“ reichten von witzigfrech<br />
gestalteten Einsendungen aus Spanien<br />
bis hin zu poetischen Texten aus<br />
den USA. Die in Auflage produzierten,<br />
nummerierten und signierten Bücher stehen<br />
zum Verkauf.<br />
Das <strong>Pavillon</strong>jahr schloss mit der Ausstellung<br />
„Alphabets, Codes und andere Zeichen“<br />
(11. November bis 1<strong>7.</strong> Dezember<br />
<strong>2000</strong>). Die Ausstellung beschäftigte sich<br />
mit Buchstaben, Zeichen und Bildern.<br />
Weitere Eckpunkte waren das Alphabet,<br />
prähistorische Felsbilder und Codes der<br />
modernen Konsumgesellschaft wie Mode,<br />
Marken, Essen und Musik. Die Ausstellung<br />
hat im Feuilleton der FAZ vom<br />
28. November <strong>2000</strong> eine sehr gute Kritik<br />
bekommen. Gelobt wurde, dass sie deutlich<br />
mache, wie „wir ständig kulturelle<br />
Verschlüsselungen entziffern, ohne dass<br />
dies noch recht ins Bewusstsein tritt.“<br />
Wie bei den meisten der <strong>Pavillon</strong>-Ausstellungen<br />
gab es auch in dieser eine<br />
interaktive Installation. In der Installation<br />
8. Ausstellung<br />
„Alphabets/Codes und andere Zeichen“<br />
11. November bis 1<strong>7.</strong> Dezember <strong>2000</strong><br />
Roland Siegrist: Dia-Installation und verschiedene<br />
Objekte aus der Sammlung Berger<br />
Raffael Reihnsberg: Verkehrsschilder DDR<br />
1993/200 Fundobjekte;<br />
James Nitsch, Colorprint<br />
„Chanel No. 5“ (von Alexander Kehry und<br />
Roland Siegrist), so die FAZ, wird der<br />
„Beobachter zum Teilnehmer der Kommunikation<br />
und spielt selbst seine Rolle in<br />
der Dechiffrierung der Markenwelt“.<br />
Die Ausstellungsgestaltung<br />
Für die Ausstellungsgestaltung, das Ausstellungssystem<br />
und die <strong>Pavillon</strong>ausstattung<br />
war Peter Kneip verantwortlich. Ihm<br />
ist es gelungen, die zurückhaltende Architektursprache<br />
des Gebäudes innen<br />
wieder aufzugreifen. Das von ihm für<br />
den <strong>Pavillon</strong> entwickelte Ausstellungssystem<br />
mit Paneelen, Hängevorrichtungen<br />
und Vitrinenmöbeln ermöglichte es ihm,<br />
jeder Ausstellung ein neues Gesicht zu<br />
geben. Peter Kneip hat auch die in der<br />
Linienführung klaren und flexibel zu stellenden<br />
Möbel für die Verkaufstheken,<br />
das Internetcafè und den Bistrobereich<br />
entworfen. Seine Linienführung war in<br />
allen Ausstellungen deutlich und klar.<br />
Unterschiedliche Raumkonzepte wie die<br />
Plakatstraßen von „Text und Bild am<br />
Straßenrand“, die Gliederung des Raumes<br />
in Arbeitsbereiche und Ausstellung<br />
in „Kinderleicht und Jugendfrisch“ und<br />
die schwebend-leichte Aufhängung der<br />
Mail-Art gaben jeder Ausstellung ein eigenes<br />
und überzeugendes Profil.<br />
Das Rahmenprogramm<br />
<strong>Gutenberg</strong>-Filmprogramm<br />
Alexander Kehry hat zu den Konzepten<br />
der 8 Ausstellungen im <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong><br />
eine Filmreihe entwickelt. Jeder Film<br />
hatte einen thematischen Bezug zur aktuellen<br />
Ausstellung. Als Kooperationspartner<br />
konnte das CinéMayence gewonnen<br />
werden. Die Filmreihe wollte kulturelle<br />
Charlotte Löbner/Christian Kohl/ Alexander<br />
Kehry: 6 interaktive Installationen zum<br />
Thema Codes<br />
8 FH Mainz Forum 1/2001
Lücken schließen: Zu sehen waren deshalb<br />
einige Filme, die selten in deutschen<br />
Kinos laufen, wie „F for Fake“ von Orson<br />
Welles und „Fahrraddiebe“ von Vittorio<br />
de Sica. Die meisten der gezeigten Filme<br />
waren Originalfassungen. Zum Film „The<br />
Matrix“ der Brüder Wachovski fand eine<br />
Vortragsveranstaltung und Filmanalyse<br />
statt. Die Filmreihe war sehr gut besucht.<br />
Die <strong>Pavillon</strong>konzerte<br />
Insgesamt fanden acht Konzerte im <strong>Gutenberg</strong><br />
<strong>Pavillon</strong> statt, die von Andreas<br />
Arneke konzipiert und organisiert wurden.<br />
Der Liederabend „Die Winterreise“<br />
von Franz Schubert mit dem bekannten<br />
Bariton Hannu Niemäla eröffnete die<br />
anspruchsvolle Reihe. Die Kammeroper<br />
„La voix humaine“ von Francis Poulenc,<br />
Texte von Jean Cocteau, feierte hier eine<br />
großartige Premiere mit der in Mainz lebenden<br />
Sängerin Barbara Arneke. Arneke<br />
hat, was Stimme und Bühnenpräsenz<br />
betrifft, an diesem Abend im <strong>Pavillon</strong><br />
Außerordentliches geleistet: Für viele Gäste<br />
wird dieser Abend - wie andere Ereignisse<br />
an diesem schönen Ort - unvergesslich<br />
bleiben.<br />
Die Performances<br />
Zur Eröffnung des <strong>Pavillon</strong>s fand eine<br />
großartige Performance des in Mailand<br />
lebenden Künstlers Mimmo Rotella statt.<br />
Rotella ist einer der größten Vertreter des<br />
Neuen Realismus, der in seiner Arbeit<br />
aber auch die europäische Brücke zur<br />
U.S.-amerikanischen Pop Art geschlagen<br />
hat. Rotella begann seine Performance<br />
im <strong>Pavillon</strong> mit dem Abreißen von Plakaten<br />
von einer vorbereiteten Plakatwand.<br />
Auf den Abriss und das Übermalen mit<br />
einem <strong>Gutenberg</strong>-Porträt folgte sein Vortrag<br />
von Lautgedichten. Rotellas visueller<br />
und phonetischer Unternehmung liegt<br />
ein gemeinsames Konzept zugrunde: die<br />
permanente Décollage des Alltäglichen.<br />
Die visuelle Décollage als Auseinandersetzung<br />
mit der Welt der Straße war<br />
besonders eindrucksvoll vor dem Hintergrund<br />
der Plakatausstellung „Text und<br />
Bild am Straßenrand“, in der sie stattfand.<br />
Für die Eröffnung der zweiten Ausstellung<br />
„Echt und falsch“ kam eine lebendige,<br />
falsche Mona-Lisa, die vor falschen<br />
Hintergründen, nämlich Gemälden der<br />
FH Mainz Forum 1/2001<br />
Zur Eröffnung der Ausstellung „Echt und Falsch“<br />
inszenierte Ben Patterson „Mona Lisa“, ein Tableau vivant<br />
FORUM<br />
Stadt Mainz des 18. und 19. Jahrhunderts,<br />
posierte. Die Eis-Performance von<br />
Christian Schmidt-Chemnitzer vor dem<br />
<strong>Gutenberg</strong>denkmal hatte Standbild-Charakter.<br />
Der fast nackte Mensch auf dem<br />
Eisblock in seiner Körperlichkeit und Vergänglichkeit<br />
stellte einen Kontrapunkt zur<br />
Ausstellung „village <strong>Gutenberg</strong>“ dar.<br />
Ben Patterson, Schirmherr der Ausstellung<br />
„Happy Birthday Johannes“, hatte<br />
zur Eröffnung ein besonderes Mail-Art-<br />
Ereignis inszeniert: Eine Flaschenpost<br />
auf dem Rhein. Patterson: „Als Fluxus-<br />
Künstler sind Ereignisse meine Stärke.“<br />
Für jeden der <strong>21</strong> Buchstaben, die man<br />
benötigt, um „Happy Birthday Johannes“<br />
zu schreiben, wurden <strong>2000</strong> Bambusröhrchen<br />
im Rhein in Basel versendet. Die<br />
zurückgeschickten Nachrichten halfen,<br />
ein gigantisches Puzzle an der Rheinfront<br />
des <strong>Pavillon</strong>s zusammenzusetzen.<br />
<strong>21</strong> Buchstaben kamen bis heute zurück.<br />
Klavs Weiss aus Dänemark hat zum Geburtstag<br />
<strong>Gutenberg</strong>s eine Performance<br />
gestaltet: „Ein freies, praktisches und graphisches<br />
Spiel mit beweglichen Menschen<br />
und Lettern, um den Geburtstag<br />
von Johannes <strong>Gutenberg</strong> zu feiern“. Diese<br />
Performance fand als Finissage von<br />
„Happy Birthday Johannes“ statt: Mit Stempelschuhen<br />
bewegten sich die Gäste über<br />
große Papierbahnen und druckten dabei<br />
ihren Geburtstagsgruß an Johannes <strong>Gutenberg</strong>.<br />
Die Aktion „gefaltet und geschwommen“:<br />
Schiffchen-Versenken im Rhein zur Ausstellung<br />
„Zeit der Zeitungen“ richtete sich<br />
an Kinder. Sie bastelten Schiffchen, Hüte,<br />
Enten und alles, was schwimmen kann<br />
aus Zeitungspapier, um es dann zu Wasser<br />
zu lassen.<br />
Für die Eröffnung von „Alphabets, Codes<br />
und andere Zeichen“ konnte der<br />
Im Laufe des Jahres wurden 6 Performances<br />
inszeniert.<br />
Am <strong>7.</strong> <strong>Januar</strong> <strong>2000</strong> inszenierte Mimmo Rotella<br />
mit studierenden des Fachbereiches II<br />
eine Décollage. Dieses Werk ist jetzt in der<br />
Sammlung des <strong>Gutenberg</strong>museums<br />
Fluxus-Künstler Emmett Williams gewonnen<br />
werden. Emmett Williams zeigte an<br />
diesem Abend seine Performance „Alphabet<br />
Symphony“. Zu dieser Ausstellung<br />
kam auch Onno Faller von der Städel-Schule<br />
in Frankfurt mit ihrem Team<br />
aus Studierenden und hielt einen Vortrag<br />
über „Kochen als Sprache“ und reichte<br />
Kostproben. Außerdem gestaltete sie mit<br />
ihrem Team zu diesem Thema drei Mittagstische<br />
im <strong>Pavillon</strong>, die zugleich ein<br />
geschmackliches und kreatives Ereignis<br />
waren. Darüber hinaus gab es Lesungen<br />
und Vorträge. Im Rahmen der Ausstellung<br />
„village <strong>Gutenberg</strong>“ gab es insgesamt<br />
vier Vorträge von Studenten der FH<br />
Trier zu Netzkunst und Kommunikation<br />
im Internet und gestalterischen Aspekten<br />
des Internet. Bei „Alphabets, Codes und<br />
andere Zeichen“ fand die Lesung „Holmenkolmen“<br />
mit Buchpräsentation auf<br />
dem „Dorfplatz“ in der Ausstellung statt.<br />
Zu allen Ausstellungen wurden regelmäßig<br />
öffentliche, kostenfreie Führungen<br />
angeboten. Darüberhinaus gab es Sonderführungen<br />
für Schulklassen, Kindergruppen<br />
(ebenfalls kostenfrei), für Sponsoren,<br />
Firmen, Vereine, Gruppen. Bei<br />
jeder Ausstellung gab es bestimmte Anlässe,<br />
die mit freiem Eintritt verbunden wurden,<br />
um möglichst vielen Leuten den Besuch<br />
zu ermöglichen. (So war der Eintritt<br />
zur Ausstellung „Happy Birthday Johannes“<br />
während des Johannisfestes frei.)<br />
pavillon pneumatique:<br />
die virtuelle Druckwerkstatt<br />
Die größte Performance war die Tournee<br />
der virtuellen Druckwerkstatt aus „village<br />
<strong>Gutenberg</strong>“ im Auftrag der rheinlandpfälzischen<br />
Staatskanzlei. In einem „pavillon<br />
pneumatique“ (Tragluftpavillon) ging<br />
die virtuelle Druckwerkstatt auf Reisen.<br />
Die Gastspiele in Berlin, Brüssel und Paris<br />
waren ein großer Erfolg. Die Gestal-<br />
9
10<br />
tung der Außenhaut, des Plakats und<br />
der Broschüre übernahmen Martin Bott<br />
und Peter Heinz von der Designagentur<br />
HeadQuarter in Mainz mit Charlotte Löbner<br />
vom Projektteam. Die Gastspiele der<br />
Druckwerkstatt stellten eine große Herausforderung<br />
sowohl inhaltlicher als auch<br />
organisatorischer Art für die Gestalter<br />
Alexander Kehry und Roland Siegrist und<br />
den Innenarchitekten Peter Kneip dar.<br />
Als Präsentation des Landes Rheinland-<br />
Pfalz feierte die virtuelle Druckwerkstatt<br />
im März in Berlin auf dem Schlossplatz<br />
ihre Premiere. Dort besuchten Ministerpräsident<br />
Kurt Beck und Kultusministerin<br />
Rose Götte mit einer Delegation den<br />
„pavillon pneumatique“. In der virtuellen<br />
Werkstatt können Besucher und Besucherinnen,<br />
ausgestattet mit einer 3D-Brille,<br />
selbst das Drucken wie zu <strong>Gutenberg</strong>s<br />
Zeiten erproben - in einer Werkstatt, die<br />
es nur auf der Leinwand gibt. Die technische<br />
Umsetzung haben Spezialisten von<br />
Imagination, Wien, übernommen. Die virtuelle<br />
Druckwerkstatt ist eine interaktive<br />
Multimedia-Installation. Sie macht faszinierend<br />
und spielerisch mit dem Drucken<br />
und dem virtuellen Raum vertraut. Moderne<br />
Technik und Handsatzverfahren wie zu<br />
<strong>Gutenberg</strong>s Zeiten sind spannend miteinander<br />
verwoben, jeder kann Text produzieren<br />
oder berühmte Zitate ergänzen.<br />
In Brüssel, zwischen EU-Gebäuden auf<br />
dem Rond Point Schumann, hatte die<br />
virtuelle Druckwerkstatt als öffentliche Präsentation<br />
des Landes Rheinland-Pfalz viele<br />
spontane Besucherinnen und Besucher.<br />
In Paris wurde die virtuelle Druckwerkstatt<br />
beim alljährlichen Empfang des deutschen<br />
Botschafters am 3. Oktober präsentiert.<br />
Das Bundesland Rheinland-Pfalz<br />
war als Ausrichter an der Reihe. In die Pariser<br />
Botschafterresidenz, das Palais Beauharnais,<br />
waren rund <strong>2000</strong> hoch offizielle<br />
Christian Schmidt-Chemnitzer: Eisblock-Performance<br />
<strong>Gutenberg</strong>platz vor dem <strong>Gutenberg</strong> Denkmal<br />
14. April <strong>2000</strong><br />
FORUM<br />
Gäste gekommen. Zu den Gästen gehörte<br />
unter anderem Bhoutros Gali. Die<br />
virtuelle Druckwerkstatt hinterließ hier<br />
einen hervorragenden Eindruck. Zur Zeit<br />
laufen Verhandlungen mit zwei Technikmuseen<br />
über den Verleih der virtuellen<br />
Druckwerkstatt.<br />
Die Plakate und Kataloge<br />
Zu den Ausstellungen, Konzerten, Filmen<br />
und Rahmenveranstaltungen sind<br />
Plakatreihen enstanden. Die Ausstellungsplakate<br />
wurden von international bekannten<br />
Designern entworfen. Unter ihnen<br />
sind Reinhart Morscher, Bern und David<br />
Carson, New York. Reinhart Morscher ist<br />
einer der bekanntesten Plakatgestalter in<br />
der Schweiz. Er ist auch an Hochschulen<br />
in Österreich und Basel tätig. Der USamerikanische<br />
Grafiker David Carson ist<br />
nicht nur ein Solist und Revolutionär, was<br />
grafische Erscheinungsbilder in Print und<br />
Video angeht. Über seine unbestrittene<br />
Positionierung als Weltstar hinaus ist Carson<br />
einer der größten Anreger und Ermutiger<br />
der gegenwärtigen Zeit. Seine<br />
Arbeit revolutionierte die moderne Typographie<br />
nachhaltig.<br />
Bei den Ausstellungsplakaten mussten<br />
sich alle Designer und Designerinnen an<br />
ein vorgegebenes Format und an eine<br />
eingeschränkte Farbzahl halten. Diese<br />
Plakatserie hat Anerkennung gefunden:<br />
Die Reihe ist in bedeutenden Sammlungen<br />
bereits vertreten und trägt so über<br />
das Jubiläumsjahr hinaus zur Präsenz von<br />
Mainz und <strong>Gutenberg</strong> <strong>2000</strong> in kulturellen<br />
Zusammenhängen bei.<br />
Die Reihe der Filmplakate (sechs von<br />
sieben) von Christian Kohl wurde in die<br />
Publikation „Graphis: Poster 2001“ ausgewählt.<br />
„Graphis“ sammelt jährlich hervorragende<br />
Designbeispiele aus der ganzen<br />
Welt und veröffentlicht sie. Hans-<br />
Horst Möbes, Mainz, hat die Reihe der<br />
<strong>Pavillon</strong>konzert-Plakate und die dazugehörigen<br />
Broschüren gestaltet. Die Design<br />
Arge, Mainz, ist verantwortlich für<br />
das <strong>Pavillon</strong>-Jahresplakat. Die Kataloge<br />
wurden von Annette Schneider gestaltet.<br />
Für das inhaltliche Konzept der Kataloge<br />
sind die jeweiligen Kuratorinnen oder<br />
Kuratoren verantwortlich. Es gibt zu jeder<br />
Ausstellung einen Katalog, die alle zusammen<br />
eine Katalogbox bilden. Die Kataloge<br />
sind weiterhin käuflich zu erwerben.<br />
Die Merchandisingprodukte<br />
Die Merchandisingprodukte wurden von<br />
Prof. Ulrich Namislov und Studierenden<br />
entwickelt. Die sieben Artikel, die im<br />
<strong>Pavillon</strong> verkauft wurden, Alphabetknete,<br />
Faltspiel, Soundcollage, Typobrille, Postkartenset,<br />
Typokrone „Headline“ und Nasenkarte,<br />
sind typische Museumsshopartikel,<br />
die sich witzig und intelligent mit<br />
dem Jubiläum auseinandersetzen. Alle<br />
Merchandisingprodukte gibt es noch zu<br />
kaufen.<br />
Der Internetauftritt<br />
www.gutenbergpavillon.de<br />
Der Internetauftritt des <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong>s,<br />
der von Christian Kohl gestaltet,<br />
programmiert und betreut wurde, informierte<br />
auf über 100 Seiten über das<br />
Programm des <strong>Pavillon</strong>s und begleitete<br />
seine Entwicklung. Während des ganzen<br />
Jahres gab es 562.902 Zugriffe auf die<br />
Seiten. Die Seiten ermöglichten durch<br />
ihre reduzierte Gestaltung einen guten<br />
Überblick über die <strong>Pavillon</strong>-Aktivitäten.<br />
Farbliches Grundmuster und Monatszeitleiste<br />
ermöglichten den Besuchern und<br />
Besucherinnenn der <strong>Pavillon</strong>-Seiten eine<br />
schnelle Navigation. Die konsequente<br />
Reduktion der Gestaltung passte hervorragend<br />
zu Architektur und Ausstellungsdesign<br />
und führte die klaren visuellen<br />
Aussagen des <strong>Pavillon</strong>konzepts weiter.<br />
Videodokumentationen<br />
Es sind bereits Dokumentationen entstanden,<br />
hier konnten Studierende mit<br />
dem professionellen Equipment und der<br />
Unterstützung durch Roland Siegrist und<br />
Alexander Kehry arbeiten. Die gesamte Videodokumentation<br />
des <strong>Pavillon</strong>jahres wurde<br />
von Studierenden mit übernommen.<br />
Zwei kurze Videodokumentationen von<br />
Tobias Kohlhaas sind bereits fertig: „Rheinpost“<br />
und „free practical graphic play<br />
with moveable people and type to celebrate<br />
the birthday of gutenberg“.<br />
In Arbeit befinden sich zur Zeit noch zwei<br />
große und ein kleines Projekt: „Mimmo<br />
Rotella - ein Künstlerporträt“ und „Ein<br />
Jahr im <strong>Gutenberg</strong>-<strong>Pavillon</strong> - Die Dokumentation“,<br />
beide von Alexander Kehry.<br />
Außerdem in Arbeit ist eine Kurzdokumentation<br />
mit dem Titel „Emmett Williams<br />
- a life in-between“, ebenfalls von<br />
Alexander Kehry.<br />
FH Mainz Forum 1/2001
Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften berät<br />
über ein Qualitätsmanagement-System (QM-System)<br />
von Volker Beeck<br />
Der Fachbereich III: Wirtschaftswissenschaften der Fachhochschule Mainz<br />
hat am 19.1.2001 eine Tagung zum Qualitätsmanagement durchgeführt.<br />
Knapp 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Kreis von Professoren,<br />
Lehrbeauftragten, Mitarbeitern der Verwaltung und des Präsidiums der FH,<br />
Assistenten und Studierende trafen sich im Erbacher Hof, um sich mit der<br />
Einführung eines QM-Systems am Fachbereich auseinander zu setzen. Die<br />
lebendige Veranstaltung führte zu interessanten Ergebnissen.<br />
Diskussion um Qualität der Lehre<br />
Allen Gruppen einer Hochschule ist die<br />
Qualität der Lehre ein ständig bedeutsames<br />
Thema. Für die Professoren ist<br />
sie durchgängig ein essentielles Element<br />
ihres beruflichen Selbstverständnisses.<br />
Den Studenten bietet sie die Basis späterer<br />
beruflicher Erfolge. Auch die Verwaltung<br />
bemüht sich um einen reibungslosen<br />
Studienbetrieb, um Lehre und Lernen<br />
zu unterstützen. In der Vergangenheit<br />
wurde die Qualität der Lehre vorrangig<br />
durch die individuellen Bemühungen<br />
der Lehrenden weiter entwickelt. Daneben<br />
tritt an unserer Hochschule gegenwärtig<br />
ein institutionalisierter Ansatz.<br />
Er wird vornehmlich von studentischer<br />
Seite getragen. So bemühen sich die<br />
ASten der beiden Standorte darum, eine<br />
Beurteilung von Lehrveranstaltungen<br />
einzuführen.<br />
FH Mainz Forum 1/2001<br />
FORUM<br />
v.r.n.l.: C. Alter,<br />
Prof. Dr. V. Beeck,<br />
Prof. C. Grenzmann,<br />
E. Werlich,<br />
Dr. G. Schreier,<br />
Prof. Dr. W. Rieck,<br />
Prof. Dr. R. Stengler<br />
Die bloße Evaluierung einzelner Lehrveranstaltungen<br />
ist jedoch ein eher punktuelles<br />
Vorgehen. Notwendig ist es, die<br />
Lehrqualität in einem Gesamtzusammenhang<br />
zu sehen. Sie wird von einer Vielzahl<br />
von Faktoren beeinflusst, die nur<br />
in einem systematischen Ansatz befriedigend<br />
gesteuert werden können. Deshalb<br />
hat der Fachbereich III: Wirtschaftswissenschaften<br />
der FH Mainz zusammen<br />
mit der Hochschulrektorenkonferenz<br />
(HRK) eine Tagung zur Einführung<br />
eines Qualitätsmanagementsystems an<br />
diesem Fachbereich veranstaltet. 1 Ihr Ziel<br />
war es zu klären, ob ein derartiges System<br />
am Fachbereich eingeführt werden<br />
solle und wie es ausgestaltet sein<br />
könne. Außerdem galt es zu ermitteln,<br />
wo der dringendste Veränderungsbedarf<br />
zur Steigerung der Lehrqualität gesehen<br />
wird. Diesen Zielsetzungen näherte man<br />
sich auf unterschiedlichen Wegen. Nach<br />
Grußworten des Abteilungsleiters J. Mentges<br />
aus dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft<br />
und Weiterbildung und des Präsidenten<br />
der FH Mainz, Dr. M. Morath,<br />
griffen drei Referenten das Generalthema<br />
auf. Ein Podiumsgespräch ergänzte<br />
ihre Ausführungen. Der abschließende<br />
Workshop zeigte die Bereiche mit dem<br />
höchsten Problemdruck auf, an denen<br />
wir weiter arbeiten sollten.<br />
Referenten und Referate<br />
Dr. G. Schreier von der HRK begründete<br />
einleitend die Notwendigkeit, Qualitätssicherung<br />
in der Lehre zu betreiben mit<br />
zunehmendem Wettbewerb zwischen<br />
den Hochschulen. Außerdem seien sie<br />
aufgrund ihrer Größe intransparent geworden,<br />
so dass die Verantwortung für<br />
die Lehre nur noch in institutionalisierter<br />
Weise wahrgenommen werden könne.<br />
Bisher bekannt gewordene Defizite in<br />
der Lehre resultieren überwiegend aus<br />
strukturellen Mängeln. Dazu gehören unklare<br />
Leistungsstandards, mangelnde Koordination<br />
von Studienangeboten und<br />
eine unzureichende Betreuung der Studierenden.<br />
2 Die deutschen Hochschulen<br />
praktizieren z.Zt. ganz unterschiedliche<br />
Vorgehensweisen zur Qualitätssicherung.<br />
Neben der Beurteilung einzelner<br />
Lehrveranstaltungen finden sich Evaluierungen<br />
durch Peer-Reviews, Akkreditierungsverfahren<br />
und gelegentlich das<br />
Qualitätsmanagement nach ISO EN 9000<br />
ff. Das Standardverfahren in Deutschland<br />
sei mittlerweile eine Kombination<br />
aus in- und externer Evaluation. Auf der<br />
Basis von Lehrberichten 3 (alle 2 Jahre)<br />
erfolgen Selbstevaluation (alle 5 bis 8 Jahre)<br />
und externe Begutachtungen durch<br />
Peers. Anschließende Zielvereinbarungen<br />
zwischen Fachbereich und Hochschulleitung<br />
sollen der Behebung erkannter<br />
Schwachstellen dienen.<br />
11
Prof. Dr. W. Rieck stellte das Konzept des<br />
Fachbereichs Wirtschaft der FH Schmalkalden<br />
zum Qualitätsmanagement dar. 4<br />
Es weist einen besonders hohen Praxisbezug<br />
auf. Ansetzend bei den Bedürfnissen<br />
der Kunden werden diejenigen Geschäftsfelder<br />
oder Leistungsprozesse des Fachbereichs<br />
bestimmt, die hohen Einfluss auf<br />
die Qualität aufweisen. Neben Lehre, Lernen<br />
und Studium sind das Forschung<br />
und Entwicklung, Transfer von Wissen,<br />
Weiterbildung, akademische Selbstverwaltung<br />
sowie die interne Organisation. Besonders<br />
interessant erschienen die Hinweise<br />
zur organisatorischen Umsetzung<br />
des Qualitätsmanagements. Dazu bedient<br />
sich der Fachbereich folgender Mittel:<br />
- Durchführung einer jährlichen Strategiekonferenz<br />
in Verbindung mit einem<br />
Sommerfest,<br />
- Beschluss von jährlichen Qualitätszielen,<br />
- Benennung eines Qualitätsmanagers für<br />
alle Prozesse, die auf die Qualität Einfluss<br />
nehmen und<br />
- Dokumentation der Ergebnisse der<br />
Bemühungen um Qualitätssicherung.<br />
Um das QM-System funktionsfähig zu<br />
halten, sollte auf Kontinuität im Kreis der<br />
handelnden Personen und eine hinreichende<br />
administrative Unterstützung geachtet<br />
werden.<br />
Einen auf den Normengrundlagen DIN<br />
EN ISO 9000 ff beruhenden Ansatz vertrat<br />
Prof. Dr. R. Stengler. 5 Dieses QM-System<br />
wird am Fachbereich Kunststofftechnik<br />
der FH Darmstadt erfolgreich eingesetzt.<br />
Es zielt darauf ab, sämtliche wesentlichen<br />
Aktivitäten (Prozesse) unter Qualitätsgesichtspunkten<br />
zu optimieren. Dazu mussten<br />
die Prozesse zunächst dokumentiert<br />
werden. Dabei haben sich Flow-Charts<br />
gut bewährt. Sie wurden u.a. unter intensiver<br />
Mitarbeit der Studenten in Lehrveranstaltungen<br />
erstellt.<br />
Drei herausragende Erkenntnisse seiner<br />
Arbeit hatte der Referent in seiner Arbeit<br />
gewonnen:<br />
- ca. 80 % der ermittelten Probleme sind<br />
durch organisatorische Unzulänglichkeiten<br />
verursacht. Hier kann ein QM-System<br />
wirksam Abhilfe schaffen.<br />
FORUM<br />
- Vergleichsweise selten werden Mängel<br />
in Studieninhalten und Lehre als gravierend<br />
angesehen.<br />
- Zur Steigerung der Lehrbefähigung der<br />
Hochschullehrer bedarf es der gezielten<br />
Fort- und Weiterbildung. Für Professoren<br />
an Fachhochschulen wird in Hessen<br />
ein spezielles Fortbildungssystem unterhalten.<br />
Ihnen stehen großzügige Möglichkeiten<br />
zur Teilnahme daran offen.<br />
Übereinstimmend hoben die Referenten<br />
hervor, dass aus dem Einsatz von QM-<br />
Systemen erhebliche Vorteile resultierten.<br />
Sie schaffen nach anfänglichem Zeit- und<br />
Mitteleinsatz reibungsfreiere Abläufe, die<br />
mehr Zeit für die wesentlichen Aufgaben<br />
in Lehre und Forschung freisetzen. Durch<br />
die nachhaltig intensivere Kommunikation<br />
unter den Lehrenden erhöht sich des weiteren<br />
deren subjektive Arbeitszufriedenheit.<br />
Podiumsgespräch lässt Ängste und<br />
Hoffnungen artikulieren<br />
Am Podiumsgespräch im Erbacher Hof<br />
nahmen die drei Referenten sowie die<br />
Dekanin des Fachbereichs III, Frau Prof.<br />
C. Grenzmann, der Verfasser und für<br />
die Studierenden Frau C. Alter als Vorsitzende<br />
des AStA der FH am Standort<br />
Gonsenheim teil. Nach Rückfragen an<br />
die Referenten kreiste das Gespräch um<br />
Befürchtungen und Hoffnungen der Diskutanten<br />
in Zusammenhang mit der<br />
Einführung eines QM-Systems. Befürchtet<br />
wurde, dass die Studierenden nicht hinlänglich<br />
in den QM-Prozess eingebunden<br />
werden könnten und das System nicht<br />
die notwendige Akzeptanz finde. Hoffnungen<br />
richteten sich auf bessere hochschuldidaktischeFortbildungsmöglichkeiten.<br />
Formuliert wurde auch die Notwendigkeit<br />
einer ausgeprägteren Lernkultur<br />
bei den Studierenden.<br />
Workshop zeigt Ansatzpunkte für<br />
künftige Arbeit<br />
Mit einem Workshop sollte der Übergang<br />
von der theoretischen Basis auf eine handlungsbezogene<br />
Ebene vorbereitet werden.<br />
Angestrebt wurde ein Überblick darüber,<br />
in welchen Bereichen die Teilnehmer<br />
den stärksten Bedarf nach Veränderun-<br />
gen und damit nach qualitätsstützenden<br />
Maßnahmen empfinden. Unter der Leitfrage<br />
„Angenommen, an unserem Fachbereich<br />
wäre ein erfolgreicher QM-Prozess<br />
initiiert worden - was wäre nach ca.<br />
1 bis 2 Jahren besser als heute?“ bildeten<br />
sich zwei Arbeitsgruppen. Die Arbeitsgruppen<br />
wurden von zwei externen Moderatoren<br />
begleitet. Mit Hilfe der Brainstorming-Technik<br />
entwickelten die Teilnehmer<br />
eine Vielzahl von Ideen. Sie wurden<br />
auf Moderationskarten festgehalten und<br />
auf Wänden nach Themenbereichen geordnet.<br />
Über ein ergänzendes Gewichtungsverfahren<br />
wurde es möglich, die<br />
Themen nach ihrer Bedeutung zu bewerten.<br />
Sortiert nach vier Themenbereichen<br />
ergaben sich die in Tabelle 1 aufgeführten<br />
Wertungen:<br />
Themenbereich Anzahl der<br />
Wertungen<br />
I Organisation und Information 38<br />
II Lehre und Lernen 35<br />
III Betriebsklima und Kommunikation 22<br />
IV Sonstiges 6<br />
12 FH Mainz Forum 1/2001<br />
101<br />
Tabelle 1: Themenbereiche mit darauf entfallenden<br />
Wertungen<br />
Der höchste Einfluss auf die Qualität der<br />
Lehre wird dem Bereich „Organisation<br />
und Information“ mit 38 % der vergebenen<br />
Wertungen beigemessen. Damit bestätigt<br />
sich aus unserer Arbeit zumindest tendenziell<br />
die Erfahrung von R. Stengler<br />
(s.o.), dass qualitätsbeeinflussende Probleme<br />
vorrangig in organisatorischen Unzulänglichkeiten<br />
begründet sind.<br />
Fast gleich bedeutsam wird mit 35 % der<br />
Wertungen das Thema „Lehre und Lernen“<br />
eingestuft. Eher nachrangig erscheint mit<br />
22 % der vergebenen Wertungen der Themenbereich<br />
„Betriebsklima und Kommunikation“.<br />
Konkrete Veränderungswünsche lassen<br />
sich erkennen, wenn für die einzelnen Themenbereiche<br />
jeweils Unterthemen formuliert<br />
werden. Sie stellen eine Zusammenfassung<br />
von inhaltlich verwandten Moderationskarten<br />
eines Themenbereichs dar.<br />
In Verbindung mit den ebenfalls zusammengefassten<br />
Wertungen geben sie die<br />
absolute und relative Dringlichkeit der
Unterthemen an. In den Tabellen 2 bis 4<br />
sind die Detailanalysen der Themenbereiche<br />
I bis III aufgeführt. Im Anschluss an<br />
die Tabellen sind die Ergebnisse jeweils<br />
kommentiert.<br />
Unterthema Anzahl der<br />
Wertungen<br />
Verbesserung der Aufbau-<br />
und Ablauforganisation 9<br />
Höhere Transparenz der<br />
Verwaltungsabläufe 8<br />
Verbesserung des Informationsflusses<br />
7<br />
Verbesserung der Studienberatung 6<br />
FH Mainz Forum 1/2001<br />
30<br />
Tabelle 2: Detailanalyse des Themenbereichs<br />
„Organisation und Information“<br />
Die Ausgestaltung der Organisation<br />
einschließlich des Informationsflusses und<br />
die Transparenz der Abläufe werden von<br />
allen am Workshop Beteiligten als stark<br />
verbesserungsbedürftig angesehen. Vorrangig<br />
den studentischen Bedürfnissen<br />
dürfte die Forderung nach Verbesserung<br />
der Studienberatung entsprechen.<br />
Unterthema Anzahl der<br />
Wertungen<br />
Verbesserung der hochschuldidaktischen<br />
Fortbildung 7<br />
Abstimmung Vereinheitlichung der<br />
Lehrinhalte zwischen den Dozenten 6<br />
Stärkere Vermittlung betriebswirtschaftlicher<br />
Kernkompetenzen 6<br />
Schnellere Korrektur und<br />
Beurteilung von Klausuren 4<br />
Entwicklung der Lernkultur der<br />
Studierenden 3<br />
26<br />
Tabelle 3: Detailanalyse des Themenbereichs<br />
„Lehre und Lernen“<br />
Im Vordergrund steht der vorrangig von<br />
Professoren und Lehrbeauftragten geäußerte<br />
Wunsch nach verbesserten Möglichkeiten<br />
der hochschuldidaktischen Fort-<br />
FORUM<br />
bildung. Als bedeutsam wird daneben<br />
die inhaltliche Abstimmung der Lehrinhalte<br />
und die Konzentration des Curriculums<br />
auf betriebswirtschaftliche Kernkompetenzen<br />
begriffen. Die Studierenden<br />
sind an einer zügigen Korrektur von<br />
Klausuren interessiert.<br />
Bemerkenswert erscheint, dass die Qualität<br />
der Lehrinhalte (z.B. hinsichtlich Praxisrelevanz,<br />
Aktualität etc.) sowie Didaktik<br />
und Methodik der Lehre mit keiner<br />
Äußerung in Zweifel gezogen worden<br />
sind. Offensichtlich liegen darin nicht unsere<br />
größten Probleme.<br />
Unterthema Anzahl der<br />
Wertungen<br />
Intensivere und freundlichere<br />
Kommunikation 8<br />
Respektvollerer Umgang<br />
miteinander 4<br />
Stärkerer Teamgeist 4<br />
Tatkräftige Lösung von Konflikten 3<br />
19<br />
Tabelle 4: Detailanalyse des Themenbereichs<br />
„Betriebsklima und Kommunikation“<br />
Obgleich die Bedeutung dieses Themenbereichs<br />
im Vergleich abfällt, überrascht<br />
die Stärke des Bedürfnisses nach intensiverer<br />
und freundlicherer Kommunikation.<br />
Gemeinsam mit der angestrebten<br />
höheren Transparenz der Verwaltungsabläufe<br />
steht es an zweiter Stelle<br />
des Veränderungsbedürfnisses.<br />
Einem stärkeren Teamgeist an der Hochschule<br />
wurde auf der Tagung hohe Priorität<br />
eingeräumt<br />
Wie kann es weitergehen ?<br />
Die Tagung hat zu ganz konkreten Ergebnissen<br />
geführt. Sie sind im wesentlichen<br />
in den Tabellen 2 bis 4 festgehalten. Daneben<br />
hat sich herausgestellt, dass die eigentliche<br />
Lehre keine gravierenden Probleme<br />
aufwirft. Auch dieser empirische Befund<br />
entspricht den Erfahrungen von R. Stengler<br />
(s.o.). Das sollte uns zurückhaltend<br />
beim Mitteleinsatz für eine Evaluierung<br />
von Lehrveranstaltungen stimmen. Gravierende<br />
Verbesserungen lassen sich erreichen,<br />
wenn in den drei Themenbereichen<br />
mit der Bearbeitung der jeweils<br />
am höchsten gewichteten Unterthemen<br />
begonnen wird. Dazu wäre von den Dekanen<br />
des Fachbereichs III der Entwurf eines<br />
Programms zu erarbeiten und fachbereichsintern<br />
intensiv zu kommunizieren.<br />
Bei den angestrebten Verbesserungen<br />
lässt sich auf vorhandene Initiativen in unserem<br />
Hause zurückgreifen. So existieren<br />
bereits unterschiedliche Bemühungen zur<br />
Koordinierung der Lehrinhalte. Sie haben<br />
für die Fachgruppen Prüfungs- und Steuerwesen<br />
sowie Rechnungswesen zu gemeinsamen<br />
Klausuren mit abgestimmten<br />
Lehrinhalten geführt. In die gleiche Richtung<br />
zielen Bemühungen um mehr Transparenz<br />
der Lehrinhalte, die in eine intensivere<br />
Verzahnung münden sollen.<br />
Auch ließe sich u. U. an seit langem<br />
existierende Programme in den benachbarten<br />
Bundesländern Hessen und Baden-Württemberg<br />
anknüpfen, um dem<br />
Bedürfnis nach besserer hochschuldidaktischer<br />
Fortbildung zu entsprechen.<br />
Literaturhinweise:<br />
1) Vgl. Beeck, V. „Zur Einführung eines Qualitätsmanagement-Systems<br />
am Fachbereich III - Wirtschaftswissenschaften<br />
- der Fachhochschule Mainz:<br />
Tagungsdokumentation“, Mainz 2001<br />
2) Vgl. Hochschulrektorenkonferenz „Wegweiser<br />
<strong>2000</strong> durch die Qualitätssicherung in Lehre und<br />
Studium“ Dokumente & Informationen 2/<strong>2000</strong>,<br />
S. 6, Bonn Juli <strong>2000</strong><br />
3) Vgl. Morath, M. „Jahresbericht <strong>2000</strong> und Lehrbericht<br />
für den Zeitraum WS 1999/<strong>2000</strong> - SS<br />
<strong>2000</strong>“, Mainz 2001<br />
4) Vgl. Rieck, W. „Bausteine für das Qualitätsmanagement<br />
an einem Wirtschaftsfachbereich.<br />
Konzeptionelle Überlegungen zur Qualitätspolitik<br />
des Fachbereichs Wirtschaft der Fachhochschule<br />
Schmalkalden“ in: Hochschulrektorenkonferenz<br />
(Hrsg.) „Beiträge zur Hochschulpolitik 5/1998“,<br />
S. 79 ff, Bonn 1998<br />
5) Vgl. Stengler, R. „Aufbau eines Qualitätsmanagementsystems<br />
für einen technischen Fachbereich“<br />
in: Hochschulrektorenkonferenz (Hrsg.) „Beiträge<br />
zur Hochschulpolitik 5/1998“, S. 97 ff, Bonn 1998<br />
13
Virtuelle Modelle realer Stadtlandschaften<br />
Ein aktuelles Forschungsprojekt am i3mainz<br />
von Hartmut Müller, i3mainz – Institut für Raumbezogene Informations- und Messtechnik<br />
Seit Oktober <strong>2000</strong> läuft am i3mainz – Institut für Raumbezogene Informations-<br />
und Messtechnik – das neue Forschungsprojekt „Virtuelle Modelle realer<br />
Stadtlandschaften“. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung für einen Zeitraum von 18 Monaten gefördert und befasst sich<br />
mit der Entwicklung von Verfahren, nach denen sich Daten aus unterschiedlichen<br />
Quellen zu einem integrierten Computermodell einer real existierenden<br />
Stadt zusammenfassen lassen.<br />
Wozu virtuelle Modelle von Städten?<br />
Egal, ob es darum geht, die Empfangsbedingungen<br />
für den Mobilfunk<br />
im Stadtgebiet zu verbessern oder die<br />
Belastung von Innenstadtstraßen durch<br />
Verkehrslärm und Schadstoffe zu dokumentieren<br />
und zu vermindern, ob<br />
Stadtplaner die Sanierung einer Innenstadt<br />
ins Auge fassen oder ob ein fahrbarer<br />
Weg für einen Schwertransport<br />
gefunden werden muss, stets spielt<br />
die Art und Weise der vorhandenen<br />
Bebauung eine entscheidende Rolle.<br />
Fachleute und Laien können sich an<br />
Hand von Darstellungen, die anschaulich<br />
zeigen, wie sich das Stadtbild etwa<br />
durch ein neues Gebäude verändern<br />
wird, eine sehr viel bessere Vorstellung<br />
von den Auswirkungen einer Planung<br />
machen, als dies mit Karten und<br />
Plänen möglich ist. Touristen möchten<br />
sich im Internet zunächst ein möglichst<br />
genaues Bild von Sehenswürdigkeiten<br />
verschaffen, bevor sie sich selbst vor<br />
Abb. 1: Virtuelles Modell einer Ortschaft<br />
im Kanton Wallis, Schweiz (Diplomarbeit<br />
Natalie Müller, Fachhochschule Mainz)<br />
AUS DEN FACHBEREICHEN<br />
Ort begeben. Historiker und Archäologen<br />
können ihre Untersuchungen<br />
wesentlich effektiver und effizienter<br />
durchführen, wenn sie längst untergegangene<br />
Bauwerke und ganze Stadtszenen<br />
virtuell am Computer rekonstruiert<br />
betrachten und sich in ihnen<br />
bewegen können.<br />
Die moderne Informationstechnik<br />
macht es möglich, viele dieser Aufgaben<br />
am Computer zu erledigen. Alle<br />
Berechnungen, die dabei im Hintergrund<br />
ablaufen und Bearbeitern und<br />
Betrachtern die verschiedensten Ansichten<br />
der Stadt zur Verfügung stellen,<br />
benötigen ein wirklichkeitsgetreues<br />
Abbild der Stadt im Computer, eben<br />
ein „virtuelles Modell der realen Stadtlandschaft“<br />
(siehe Abbildung 1).<br />
Von virtuellen Welten, wie sie in Computerspielen<br />
verwendet werden, unterscheidet<br />
sich ein solches Modell in erster<br />
Linie hinsichtlich der Eingangsdaten,<br />
der Organisation dieser Daten im<br />
Computer und den benötigten Schnittstellen<br />
zu verschiedenartigsten Spezialprogrammen,<br />
die das virtuelle Modell<br />
als Basis für ihre eigenen Aufgaben<br />
benötigen. Während Spiele lediglich<br />
mehr oder weniger frei erfundene Szenen<br />
enthalten, wie sie mit einfachen<br />
Mitteln herzustellen sind, muss ein<br />
Modell einer realen Stadt natürlich aus<br />
realen Daten erzeugt werden, was eine<br />
Reihe von Problemen mit sich bringt<br />
und mit hohem Aufwand verbunden<br />
ist.<br />
Abb. 2: Kartenähnliche Darstellung der<br />
Kölner Innenstadt aus Luftbildern (mit Genehmigung<br />
des Landesvermessungsamtes<br />
NRW vom 09.11.<strong>2000</strong>, Az.: S 1678/<strong>2000</strong>)<br />
Woher kommen die Daten?<br />
Bilder aus verschiedenen Perspektiven<br />
Luftbilder sind eine gängige Informationsquelle<br />
für Stadtmodelle. Sie werden<br />
nach fest etablierten Methoden<br />
regelmäßig erfasst und liefern eine detailgetreue<br />
Abbildung der Landschaft<br />
aus der Vogelperspektive (siehe Abbildung<br />
2).<br />
Form und Aussehen der Gebäudedächer<br />
sowie die Topographie des<br />
Straßenraums und sonstiger Freiflächen<br />
lassen sich aus Luftbildern geometrisch<br />
genau bestimmen und in das virtuelle<br />
Modell übernehmen. Fassadenfronten<br />
und alle anderen senkrechten Flächen<br />
lassen sich grundsätzlich ebenfalls über<br />
Bildaufnahmen, und zwar vom Boden<br />
aus, erfassen. Allerdings ist der Aufwand,<br />
der hier getrieben werden muss,<br />
sehr hoch und daher nur in besonderen<br />
Fällen gerechtfertigt.<br />
14 FH Mainz Forum 1/2001
Laser-scanning<br />
In den letzten Jahren hat sich ein<br />
neues Messverfahren entwickelt, das<br />
mit Laserstrahlen arbeitet, und zwar<br />
ebenfalls sowohl aus der Luft als auch<br />
von Standpunkten auf der Erde aus.<br />
Die Position eines Messflugzeugs wird<br />
mit Satellitenmesstechnik (GPS) nach<br />
besonderen Verfahren kontinuierlich<br />
genau verfolgt, die Neigung in den verschiedenen<br />
Richtungen über ein Inertialmesssystem<br />
kontrolliert. Wie die Abbildung<br />
3 zeigt, tastet ein Laserstrahl<br />
während des Fluges die Erdoberfläche<br />
ab und liefert die Entfernung zwischen<br />
Flugzeug und Erdoberfläche.<br />
Abb. 3: Flugzeuggestütztes Laser-Scanning<br />
(TopScan Gesellschaft zur Erfassung topographischer<br />
Information mbH, Steinfurt)<br />
Als Ergebnis erhält man eine Wolke<br />
von dreidimensionalen Punkten, die<br />
zur Zeit eine noch eher grobe, in<br />
Zukunft aber mehr und mehr detaillierte<br />
Darstellung der Stadtlandschaft liefern.<br />
In ähnlicher Weise lässt sich das<br />
Messverfahren auch vom Boden aus<br />
einsetzen, wobei jedoch der Aufwand<br />
auch hier unverhältnismäßig höher ist.<br />
Abbildung 4 zeigt ein Gerät, mit dem<br />
Fassaden etc. lasertechnisch erfasst<br />
werden können.<br />
Abb. 4: Laser-Scanner für Bodenaufnahmen<br />
(MENSI S.A., Fontenay-sous-Bois,<br />
Frankreich)<br />
FH Mainz Forum 1/2001<br />
AUS DEN FACHBEREICHEN<br />
Videobefahrung<br />
In jüngster Zeit werden alle größeren<br />
deutschen Städte routinemäßig mit<br />
Messfahrzeugen befahren, die mit einer<br />
Anzahl von Videokameras bestückt<br />
sind und damit sämtliche Straßen aufnehmen.<br />
Auch wenn diese Aufnahmen<br />
nicht für geometrisch genaue Messungen<br />
konzipiert sind, so ist doch zu erwarten,<br />
dass mindestens das Aussehen<br />
von Fassaden etc. aus solchen Bildern<br />
in das virtuelle Modell übernommen<br />
werden kann.<br />
Karten, Pläne, Zeichnungen<br />
Wenn man es mit Siedlungen zu tun<br />
hat, die nicht mehr existieren, muss<br />
man notgedrungen auf alte Unterlagen<br />
zurückgreifen. Oft existieren noch<br />
maßstabsgerechte Pläne, alte Vermessungsunterlagen<br />
oder Zeichnungen und<br />
Fotografien. Wenn die Unterlagen es<br />
Abb. 5: Vermessungsunterlagen von 1832<br />
Abb. 6: Maßstäbliche Zeichnung von etwa 1910<br />
Abb. 7: Virtuelles Modell der<br />
ehemaligen Hauptstraße von<br />
Burtscheid (Diplomarbeit Torsten<br />
Simon, Fachhochschule Mainz)<br />
zulassen, lässt sich auch auf diese Art<br />
und Weise ein ansprechendes Modell<br />
erzeugen, wie die Abbildungen 5,6<br />
und 7 zeigen.<br />
Wo liegen die Probleme?<br />
Jedes Verfahren für sich verfügt meist<br />
über eigene Arbeitsabläufe, nach denen<br />
bestimmte Teilergebnisse zu erreichen<br />
sind. Der Automationsgrad ist<br />
zur Zeit unterschiedlich hoch, in vielen<br />
Fällen ist noch sehr viel Handarbeit<br />
am Computer zu leisten.<br />
Die Herausforderungen liegen deshalb<br />
zunächst darin, den Automationsgrad<br />
der einzelnen Verfahren zu steigern,<br />
um die virtuellen Modelle mit vertretbarem<br />
Zeit- und Kostenaufwand erzeugen<br />
zu können. Die Stadt als Ganzes<br />
ist nämlich ein dynamisches Gebilde,<br />
das an wirtschaftlichen, sozialen<br />
und kulturellen Prozessen teilnimmt<br />
15
und ständigen Veränderungen unterliegt.<br />
Es reicht deshalb nicht aus, ein<br />
virtuelles Modell einer Stadt ein einziges<br />
Mal zu erzeugen, vielmehr ist es<br />
notwendig, diese dauernden Veränderungen<br />
kontinuierlich in das Modell<br />
einzuarbeiten, um es aktuell zu halten.<br />
Wenn nämlich in der Realität z.B. Gebäude<br />
vorhanden sind, im Modell aber<br />
nicht, wird ein solches Modell sehr<br />
schnell unbrauchbar.<br />
Ein zweiter wesentlicher Punkt, an<br />
dem Entwicklungsarbeiten von Nöten<br />
sind, ist die Zusammenführung von<br />
Daten aus unterschiedlichen Quellen.<br />
Diese Daten unterscheiden sich nämlich<br />
in ihrer inneren Struktur<br />
teilweise erheblich, so dass es<br />
alles andere als trivial ist, komplexe<br />
Modelle zu erzeugen, die<br />
alle vorhandenen Informationen<br />
nahtlos integrieren. Vor allem<br />
mit diesem Themengebiet befasst<br />
sich das beschriebene<br />
Forschungsprojekt. Insbesondere<br />
geht es dabei um die Integration<br />
von Laserdaten und digital<br />
prozessierten Bilddaten.<br />
Was wird im Projekt konkret getan?<br />
Das Projekt wird in Zusammenarbeit<br />
mit verschiedenen Partnern bearbeitet,<br />
um von Anfang an den Praxisbezug der<br />
Forschungsarbeiten zu gewährleisten.<br />
Zu den Partnern gehören eine Firma,<br />
die Laserbefliegungen durchführt, die<br />
Technische Universität Stuttgart, die<br />
Computerprogramme für die Simulation<br />
der Funkwellenausbreitung entwickelt<br />
sowie verschiedene Anwender<br />
von digitalen Stadtmodellen, wie z.B.<br />
die Regulierungsbehörde für Telekommunikation<br />
und Post für den Bereich<br />
der Funkwellenausbreitung und die<br />
Universität Trier für den Bereich der<br />
historischen Forschung.<br />
Die Projektarbeit am i3mainz führt in<br />
erster Linie eine Absolventin unserer<br />
spanischen Partnerhochschule Universidad<br />
Politecnica de Valencia durch.<br />
Sie hat bereits ihre Diplomarbeit im<br />
Rahmen des Studierendenaustauschs<br />
am i3mainz im selben Forschungsgebiet<br />
angefertigt, so dass sie entspre-<br />
AUS DEN FACHBEREICHEN<br />
Abb. 8: CAD-Referenzmodell der Kölner Innenstadt<br />
(Diplomarbeiten Falko Dinter und<br />
Sabine Hönig, Fachhochschule Mainz)<br />
chende Vorkenntnisse hat, um das Projekt<br />
angemessen bearbeiten zu können.<br />
Zur Zeit werden erste Untersuchungen<br />
an einem Testgebiet in der Kölner Innenstadt<br />
durchgeführt, für das im Rah-<br />
Abb. 9: Ansicht des Kölner Doms, erzeugt<br />
aus einer Wolke von Laserpunkten (Diplomarbeit<br />
Monica Bordas Vicent, Universidad<br />
Politecnica de Valencia in Zusammenarbeit<br />
mit Fachhochschule Mainz)<br />
men früherer Diplomarbeiten mit konventionellen<br />
Vermessungsmethoden ein<br />
Referenzmodell erzeugt wurde. Diesem<br />
Referenzmodell (Abbildung 8)<br />
werden Laserdaten, die ein Projektpartner<br />
bereit stellt (Abbildung 9) sowie<br />
am Landesvermessungsamt erhältliche<br />
Luftbilddaten (Abbildung 2) gegenüber<br />
gestellt, um so zu Aussagen über die<br />
jeweils spezifischen Eigenschaften zu<br />
kommen. Je nach dem Ergebnis dieser<br />
Untersuchungen sind dann die nächsten<br />
Arbeitsschritte festzulegen.<br />
Wie kommt man zu den Fördermitteln?<br />
Das Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung schreibt jedes Jahr eine<br />
Förderrunde des Förderprogramms<br />
„Anwendungsorientierte Forschung und<br />
Entwicklung an Fachhochschulen“ aus,<br />
um die Forschung an Fachhochschulen<br />
zu unterstützen. Bei einer Laufzeit von<br />
18 Monaten sind Zuwendungen von<br />
bis zu 200.000 DM für Personal- und<br />
Sachausgaben möglich. Leider verfügt<br />
das Förderprogramm nur über unzureichende<br />
Gesamtmittel, so dass nur ein<br />
relativ geringer Bruchteil der beantragten<br />
Projekte auch tatsächlich gefördert<br />
wird.<br />
Um in den Genuss von Fördergeldern zu<br />
kommen, ist zunächst ein ausführlicher<br />
Projektantrag zu stellen, der Auskunft<br />
gibt über den aktuellen Stand der Wissenschaft<br />
in einem speziellen Forschungsgebiet<br />
sowie über die Kompetenz<br />
und die bereits durchgeführten<br />
Vorarbeiten des Projektleiters. Darüber<br />
hinaus muss eine umfangreiche<br />
Vorhabenbeschreibung mit<br />
Projektzielen und detaillierten Arbeits-,<br />
Zeit-, Kosten- und Finanzierungsplänen<br />
vorgelegt werden.<br />
Dieser Antrag durchläuft dann einen<br />
langen Weg über verschiedene<br />
Stationen und wird dabei vor allem<br />
durch Fachgutachter sehr eingehend<br />
geprüft und anschließend<br />
bewertet.<br />
Um überhaupt eine Chance der<br />
Bewilligung zu haben, muss das Projekt<br />
von den Gutachtern in jedem<br />
Fall in die oberste Kategorie „sehr<br />
förderungswürdig“ eingeordnet sein.<br />
Da jedoch von zur Zeit etwa 700<br />
bundesweit eingehenden Anträgen nur<br />
etwa 80 gefördert werden, ist außer der<br />
wissenschaftlichen Qualität des Forschungsvorhabens,<br />
der Unterstützung<br />
durch qualifizierte Projektpartner, der<br />
vorhandenen Infrastruktur und der<br />
Erfüllung vieler weiterer Randbedingungen<br />
ganz einfach auch noch ein<br />
Quentchen Glück nötig, um in die<br />
Kategorie der bewilligten Projekte zu<br />
gelangen. Konkret zeigt sich das daran,<br />
dass unser Antrag im Vorjahr zu einem<br />
ähnlichen Thema ebenfalls das Prädikat<br />
„sehr förderungswürdig“ erhielt,<br />
jedoch mangels Mitteln trotzdem nicht<br />
gefördert wurde.<br />
16 FH Mainz Forum 1/2001
FH Mainz Forum 1/2001<br />
AUS DEN FACHBEREICHEN<br />
Internetbasierte Aus- und Weiterbildung<br />
Forschungsergebnisse am i3mainz<br />
von Klaus Böhm, Ben Fischer, Christoph Schwarz und Volker Stegner<br />
Abb. 1: Ausgangssituation für den Test Abb. 2: Positives Feedback der Benutzerinteraktion<br />
Mit dem Wandel von einer produktions- zu einer dienstleistungsorientierten<br />
Gesellschaft wird zunehmend eine bessere Qualifikation der Bevölkerung<br />
gefordert. Höhere Anforderungen und vermehrter Einsatz von Informations-<br />
und Kommunikationstechnologie bedingen, dass eine ständige Aktualisierung<br />
und Erweiterung von Wissen und Fertigkeiten zunehmend an Bedeutung<br />
gewinnt. Als Konsequenz dieses Trends verschmelzen die ursprünglich<br />
separaten Phasen von Ausbildung und Anwendung immer mehr zu einem<br />
kontinuierlichen, lebenslangen Lern- und Qualifizierungsprozess.<br />
Die zunehmende Leistungsfähigkeit der Informations- und Kommunikationstechnologie<br />
(IKT) ermöglicht es aus technischer Sicht bereits heute,<br />
neben der Vermittlung von Faktenwissen auch komplexe Zusammenhänge<br />
zu veranschaulichen. Gerade hier bietet sich der Einsatz von Multimedia-<br />
Technologie an. Einen wesentlichen Beitrag leistet das Internet mit seinen<br />
weit verbreiteten Diensten, insbesondere dem World Wide Web (WWW).<br />
Hierüber kann der Zugang zu multimedialen Lernmaterialien mit Standardsoftware<br />
(WWW-Browser) völlig orts- und zeitunabhängig erfolgen.<br />
Man spricht daher nicht mehr von reinem Computer based Training (CBT),<br />
sondern vielmehr von Network based, Internet based oder Web based<br />
Learning and Training.<br />
Beim i3mainz werden derzeit Eigenforschungsprojekte<br />
zur Demonstration<br />
dieser Technologie und zum Aufbau<br />
von wiederverwendbaren Modulen<br />
durchgeführt. Die Kurse wurden mit<br />
dem Werkzeug Macromedia Dreamweaver<br />
entwickelt und sind somit als<br />
Standard-WWW Anwendungen ohne<br />
Plugin oder weitere Software im Internet<br />
einsetzbar. Es wurden für unterschiedliche<br />
thematische Aspekte Kursbeispiele<br />
konzeptioniert und umgesetzt.<br />
Nachfolgend werden exemplarisch drei<br />
Beispiele vorgestellt.<br />
Das Fahrschulkursbeispiel<br />
Mit einem Fahrschulkursbeispiel wurden<br />
verschiedene Möglichkeiten für<br />
die Informationspräsentation und Erläuterung<br />
auf Basis von Animation sowie<br />
Drag&Drop Interaktion erarbeitet.<br />
Hierbei wurden Vorfahrtssituationen<br />
graphisch dargestellt, um dem Anwender<br />
die Möglichkeit zu geben, das<br />
Verständnis der zuvor erlernten Regeln<br />
durch intuitive Interaktion zu<br />
überprüfen.<br />
Beispiel eines interaktiven Tests: Der<br />
Lernende wird einer Verkehrssituation<br />
gegenübergestellt und muss diese<br />
schrittweise mittels Drag&Drop Interaktionen<br />
(Greifen und Loslassen) lösen<br />
(Bild 1). Auf die Interaktion des<br />
Anwenders folgt dann eine visuelle<br />
Darstellung des Ergebnisses. Im negativen<br />
Fall wird der Lernende auf seinen<br />
Fehler hingewiesen. Im korrekten<br />
Fall wird dem Lernenden eine neue<br />
Vorfahrtssituation animiert dargestellt<br />
(Bild 2). Immer wieder neu auf die aktualisierte<br />
Situation reagierend, muss<br />
der Lernende unterschiedliche Vorfahrtsregeln<br />
anwenden, um die Kreuzungen<br />
zu „überfahren“.<br />
<strong>17</strong>
AUS DEN FACHBEREICHEN<br />
Abb. 3: Detaildarstellung der<br />
Grafik und das „ausgeklappte“<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Abb. 4: Semantisches Puzzle<br />
Abb. 5: Durch die Auswahl der<br />
Elemente aus der Liste werden<br />
diese dargestellt<br />
Abb. 6: Die ausgewählten Elemente<br />
müssen anschließend korrekt<br />
positioniert werden<br />
Das Medizinkursbeispiel<br />
Ein Anwendungsbeispiel mit dem<br />
Schwerpunkt der Informationsvermittlung<br />
anhand von Bildinhalten wird aktuell<br />
auf Basis eines Kurses mit medizinischer<br />
Thematik entwickelt (Abbildung<br />
3). In diesem Kursbeispiel werden die<br />
Inhalte vornehmlich in Textform und<br />
anhand von Bildern übermittelt. Für die<br />
Wissensüberprüfung werden z.B. spezielle<br />
semantische Puzzles entwickelt,<br />
welche das Verständnis über die Inhalte<br />
intuitiv und explorativ abfragen.<br />
So gibt es z.B. Übungen, die nach<br />
verschiedenen Elementen fragen, die<br />
man aus einer Liste von Möglichkeiten<br />
auswählen muss, um dann die erscheinenden<br />
grafischen Elemente wie<br />
„Puzzleteile“ in eine „Puzzlegrundform“<br />
zu setzen (Abbildung 4 - Abbildung 6).<br />
Des weiteren gibt es eine Übung, bei<br />
der man eine Original-Fotografie mit<br />
der Maus explorativ erkunden kann.<br />
Bei jedem Aufruf der Übungen wird<br />
per Zufallsauswahl eine von (in diesem<br />
Fall) 3 Fragen angezeigt. Diese<br />
Zufallsauswahl wurde auch für den<br />
Online-Test am Ende des Kurses eingesetzt.<br />
Von insgesamt 16 Fragen werden<br />
jeweils nur 7 Fragen gestellt, so kann<br />
man den Test mehrmals durchführen,<br />
ohne immer wieder die gleichen Fragen<br />
beantworten zu müssen.<br />
Die inhaltliche Basis für diesen Kurs<br />
lieferte der „Dr. Reinhard Kaden Verlag,<br />
Heidelberg.<br />
Der EDV Grundlagenkurs<br />
Für die Wissensvermittlung von theoretischen<br />
Inhalten wurde ein Beispielkurs<br />
aus einer EDV-Grundlagenvorlesung<br />
von Prof. Dr. Böhm entwickelt.<br />
Der Fokus liegt hierbei in der kurzweiligen<br />
Aufbereitung der theoretischen<br />
Inhalte sowie in der kontinuierlichen<br />
Wissensüberprüfung von kleinen Lerneinheiten.<br />
Der Kurs „Zahlensysteme“ beschäftigt<br />
sich inhaltlich mit einem Teil<br />
des Stoffes der EDV-Grundlagenvorlesung,<br />
eben den verschiedenen Zahlensystemen,<br />
insbesondere Dezimal-, Dual-<br />
und Hexadezimalsystem. Es wurde<br />
18 FH Mainz Forum 1/2001
eine Gliederung in vier Kapitel vorgenommen.<br />
Zunächst wird auf das Thema<br />
„Zahlensysteme“ allgemein eingegangen<br />
und die drei wichtigen, oben<br />
genannten, Systeme vorgestellt. Das<br />
zweite Kapitel beschäftigt sich mit der<br />
Umrechnung von einem Zahlensystem<br />
in ein anderes. Im dritten Kapitel wird<br />
die Addition und Subtraktion im Dual-<br />
und Hexadezimalsystem erklärt, und<br />
im vierten Kapitel erfolgt eine Vertiefung<br />
dieser Thematik und eine Erklärung<br />
des rechnerinternen Rechnens.<br />
Für die Bearbeitung des Kurses stehen<br />
zwei Varianten zur Wahl:<br />
Zum einen kann der Kurs linear und<br />
von Anfang bis Ende wie ein Buch<br />
„durchgeblättert“ werden. Mit den Pfeilsymbolen<br />
blättert man jeweils eine<br />
Seite vor oder zurück. Durch das sogenannte<br />
„Jump Menü“ können die<br />
einzelnen Abschnitte auch direkt angesprungen<br />
werden (Abbildung 7). Die<br />
Erklärung des Lernstoffes erfolgt auf<br />
textlicher Basis. Aufgelockert wird das<br />
Ganze durch eine Vielzahl von Übungen,<br />
die nach einem Zufallsprinzip inhaltlich<br />
wechseln können. Sprachlich<br />
ist der Kurs bewusst locker gehalten,<br />
um einen Kontrast zum doch recht<br />
trockenen Thema zu bilden.<br />
Bei der zweiten Variante beantwortet<br />
der Benutzer zunächst - ohne vorher<br />
den Kurs betrachtet zu haben - eine Art<br />
„Test“ mit einer Anzahl von Fragen. Je<br />
nach Erfolg bei der Beantwortung der<br />
Test-Fragen bekommt der Benutzer<br />
im Anschluss einen speziell auf ihn<br />
zugeschnittenen Kurs geliefert. Hat<br />
er beispielsweise Fragen allgemeiner<br />
Art zu Zahlensystemen richtig beantwortet,<br />
so erscheint dieser „Baustein“<br />
nicht mehr im späteren „personalisierten<br />
Kurs“, weil der Benutzer offenbar<br />
damit vertraut ist. Er kann jetzt nur<br />
innerhalb dieses besonderes Kurses<br />
navigieren, auch das o.g. „Jump Menü“<br />
wird entsprechend verändert.<br />
Nach Beendigung des „personalisierten<br />
Kurses“ muss abermals ein Test absolviert<br />
werden. Falls hierbei immer noch<br />
Defizite erkennbar sind, wird wiederum<br />
AUS DEN FACHBEREICHEN<br />
ein entsprechender Kurs automatisch<br />
erzeugt und dem Studenten bereit gestellt.<br />
Der Kurs passt sich damit dem<br />
Wissensstand des Benutzers an.<br />
Ein Testlauf mit 22 Studierenden hat<br />
zu folgenden für die Zukunft motivierenden<br />
Ergebnissen geführt:<br />
Das Kursdesign wurde mehrheitlich (15<br />
von 22) als „gut“ bewertet, das gleiche<br />
gilt für die Bewertung der Übersichtlichkeit<br />
des Kurses. <strong>21</strong> Personen hielten die<br />
erklärenden Texte für „verständlich“ oder<br />
„sehr verständlich“. 20 Studenten empfanden<br />
die Benutzer- und Menüführung<br />
als „sehr klar“ oder „klar“.<br />
Anhand der erreichten Punktzahlen im<br />
Test vor dem Kurs und denen im<br />
Test nach Durchlauf des Kurses kann<br />
man den erreichten Lernfortschritt gut<br />
ablesen: Der Anfangstest wurde mit<br />
Abb. 7:<br />
Kurs allgemein<br />
Abb. 8:<br />
Kurs mit<br />
einfacher<br />
Übung<br />
durchschnittlich 42 von 90 Punkten<br />
(47%) absolviert. Im abschließenden<br />
Test dagegen erreichten die Teilnehmer<br />
im Schnitt 72 von 90 Punkten<br />
(80%). Die größte Steigerung erreichte<br />
dabei ein Student, der seine Punktzahl<br />
im Anfangstest, nämlich 20 Punkte,<br />
um 70 Punkte steigerte und schließlich<br />
die Höchstpunktzahl von 90 erhielt.<br />
Die Umsetzung der oben beschriebenen<br />
Kursmodule erfolgte im Rahmen<br />
von Diplomarbeiten in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Fraunhofer Institut<br />
für Graphische Datenverarbeitung in<br />
Darmstadt.<br />
FH Mainz Forum 1/2001 19
AUS DEN FACHBEREICHEN<br />
Das Gesicht in der Menge –<br />
Der Weg zur Gestaltung des Auftritts des<br />
Instituts für Unternehmerisches Handeln<br />
von Matthias Eickhoff<br />
Jeder kennt die Situation: Man ist eingeladen<br />
und lernt viele neue Menschen<br />
kennen, spricht mit ihnen über<br />
dies und das, löst das eine oder andere<br />
Problem der Welt mehr oder minder<br />
nebenbei und verbringt alles in allem<br />
einen einigermaßen vergnüglichen<br />
Abend–Small Talk. Mit etwas Abstand<br />
erinnert man sich nicht mehr an die<br />
zum Teil sicherlich austauschbaren Inhalte,<br />
wohl aber an einzelne Gesprächspartner,<br />
während andere längst spurlos<br />
im Einheitsgrau der kommunikativen<br />
Beliebigkeit versunken sind.<br />
Den Schritt von der flüchtigen Begegnung<br />
in das Bewusstsein der Gesprächspartner<br />
zu schaffen, ist eine<br />
der großen Herausforderungen unserer<br />
an Reizen und Veränderungen so<br />
überreichen Zeit. Diese Aufgabe stellte<br />
sich auch dem Institut für Unternehme-<br />
risches Handeln, das im vergangenen<br />
Jahr um die gleichnamige Stiftungsprofessur<br />
herum entstanden war.<br />
Der Begriff der ‚Unternehmensgründung’<br />
könnte eine ebenso inflationäre<br />
Entwicklung erfahren, wie seit Jahren<br />
die ‚Innovation’. Nach jahrelanger Abstinenz<br />
hat ein Gründerboom auch<br />
die Hochschulen erfasst, die das Thema<br />
in unterschiedlicher Art und Intensität<br />
aufgegriffen haben – von der singulären<br />
Informationsveranstaltung bis<br />
hin zum ganzheitlichen Ausbildungs-<br />
und Trainingskonzept, vom Technologietransfer<br />
über Inkubator-Angebote<br />
bis hin zu Angeboten ‚im freien Markt’<br />
für ‚jedermann’.<br />
Homepage des Instituts für<br />
unternehmerisches Handeln<br />
Das Institut für Unternehmerisches<br />
Handeln hat in der Ausarbeitung seiner<br />
Grundstrategie versucht, diesem Umstand<br />
durch die Besonderheit der Ausrichtung<br />
Rechnung zu tragen. Nicht<br />
Gründung steht im Vordergrund, denn<br />
mit deren Vollzug sind die Probleme<br />
nicht abgeschlossen. Nicht mittelständische<br />
Unternehmen bilden den Ansatzpunkt,<br />
denn der Weg dorthin ist<br />
ebenso bedeutsam, wie der Erhalt der<br />
Fähigkeit zu unternehmerischer Initiatitve<br />
in wachsenden und großen Unternehmen<br />
in einem sich dynamisch wandelnden<br />
Umfeld. Unternehmerisches<br />
Handeln in all seinen Phasen und<br />
Erscheinungsformen in ganzheitlicher<br />
Perspektive zu vermitteln, erreichte<br />
zum Gründungszeitpunkt – mit Ausnahme<br />
von ein oder zwei privaten<br />
Anbietern – eine Alleinstellung unter<br />
den Angeboten der deutschen Hochschullandschaft.<br />
20 FH Mainz Forum 1/2001
Hierin lag eine besondere Herausforderung<br />
der Gestaltung der äußeren<br />
Erscheinungsformen der Identität. Der<br />
inhaltliche Anspruch verbot eine bloße<br />
Umsetzung des ‚Start-Ups’ mit neuen<br />
Mitteln.Vielmehr musste der ganzheitliche<br />
Anspruch deutlich werden, andererseits<br />
aber auch die Lücken und<br />
Provisorien auf dem Weg zur Unternehmens-Sicherung<br />
und der Umgang<br />
mit der Frage der unternehmerischen<br />
Ernte.<br />
Die darin zu bewältigenden Spannungen<br />
lassen sich z.B. über die folgenden<br />
Begriffspaare beschreiben und in Ansätzen<br />
fassbar machen, die gleichermaßen<br />
die inhaltlichen Spannungen wie die<br />
organisatorische Einbindung des Instituts<br />
beschreiben:<br />
• Festhalten oder Verändern<br />
• Tradition oder Fortschritt<br />
• Seriosität oder Dynamik<br />
• Experimentierfreude oder Kompetenz<br />
• Handeln oder Ausweichen<br />
• Einzelkämpfer oder Team-Player<br />
• FH-Zugehörigkeit oder Eigenständigkeit<br />
Das Briefing für die Studentengruppe<br />
sprach diese Punkte an, ließ aber die<br />
Antwort im Einzelnen offen, um möglichst<br />
breit die Möglichkeiten gestalterischer<br />
Ansätze zu erfahren. Das Ergebnis,<br />
das die Studierenden dem IUH präsentierten,<br />
war dementsprechend breit<br />
gefächert und es übertraf die Erwartungen<br />
bei weitem!<br />
FH Mainz Forum 1/2001<br />
AUS DEN FACHBEREICHEN<br />
Der Herausforderung, aus der Vielzahl<br />
möglicher Gestaltungsansätze den einen<br />
auszuwählen, der die Ideen und<br />
Möglichkeiten des Instituts für Unternehmerisches<br />
Handeln (IUH) am<br />
besten tragen könnte, stellte sich eine<br />
Jury aus:<br />
Dr. Michael Morath, Präsident der<br />
Fachhochschule Mainz<br />
Prof. Dr. Matthias Riedel, FB Gestaltung<br />
der FH Mainz und Mitglied<br />
der Leitung des IUH<br />
Peter Friedrich, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter <strong>Gutenberg</strong>werk für<br />
Bürobedarf und Erasmusdruck GmbH,<br />
Mitglied des Beirates des IUH<br />
Konstanze Jutzi, Referentin im Wirtschaftsdezernat<br />
der Stadt Mainz<br />
Prof. Dr. Matthias Eickhoff,<br />
Geschäftsführender Leiter des IUH<br />
Die Auswahl des Entwurfs von Frau<br />
Vera Reithmann beruhte dabei vor allem<br />
darauf, mit dem gewählten Logo<br />
in Kombination mit dem Kürzel bzw.<br />
dem Schriftzug des Instituts eine große<br />
Eigenständigkeit und Wiedererkennbarkeit<br />
erzielen zu können. Der Bogen<br />
über dem Dreieck verband für die<br />
Juroren darüber hinaus den inneren<br />
Widerspruch unternehmerischen Handelns<br />
als einem Prozess „schöpferischer<br />
Zerstörung“ (Schumpeter) in idealer<br />
Weise mit dem Institut und seiner<br />
Aufgabe.<br />
Die Aufgabe der Schaffung einer Corporate<br />
Identity als Ganzes ist damit<br />
für das Institut für Unternehmerisches<br />
Handeln nicht abgeschlossen. Mit der<br />
Auswahl eines Erscheinungsbildes ist<br />
aber ein wichtiger erster Schritt ge-<br />
macht, um den Aufbau einer eigenständigen<br />
Identität formal zu unterstützen<br />
und damit eine äußerlich wie inhaltlich<br />
eigenständige Rolle im Wettbewerb<br />
zu finden. Allen Studenten, die bei diesem<br />
Schritt mit ihren Ideen mitgewirkt<br />
haben, sei an dieser Stelle noch einmal<br />
ganz herzlich für ihre hervorragenden<br />
Arbeiten und ihr Engagement gedankt!<br />
IUH-Broschüre<br />
<strong>21</strong>
AUS DEN FACHBEREICHEN<br />
„IUH“ – Herausarbeiten eines konzeptionellen<br />
Ansatzes<br />
von Roland Siegrist<br />
Die erste Hürde, die bei diesem Projekt<br />
zu nehmen war, war der Name „Institut<br />
für Unternehmerisches Handeln“<br />
oder abgekürzt IUH, sprich Juuu. Ein<br />
sperriger Name, mit dem sich kaum arbeiten<br />
ließ, und die Abkürzung klingt<br />
eher wie die Namensgebung für einen<br />
pädagogisch wertvollen Spielzeugladen.<br />
Jedoch die Hürde wurde im Laufe<br />
der Arbeit immer kleiner. Es zeigte<br />
sich, dass sich damit doch ein Briefpapier<br />
gestalten ließ, das kommunikativ<br />
und praktikabel ist, dass sich die<br />
Abkürzung sehr wohl für ein Schriftzeichen<br />
oder Signet verwenden ließ.<br />
Der gestalterische Prozess weichte die<br />
Hindernisse auf, die konzeptionelle<br />
Vorgehensweise war die Grundlage zur<br />
Projektlösung der beteiligten Studierenden.<br />
Die nächste Hürde, die uns im Wege<br />
zu stehen schien, war das Thema Business.<br />
Unternehmertum wurde nicht von<br />
vornherein als positiv bewertet, insbesondere<br />
das Vermitteln von Unternehmertum.<br />
Es galt als ein trockenes<br />
Thema und in keiner Weise kreativ.<br />
Jedoch entdeckten wir bald gleiche<br />
und ähnliche Parameter, wie sie auch<br />
bei gestalterischen Berufen vorkommen:<br />
Kreativität im Sinne der Problemlösung,<br />
Effizienz, Organisation, Vorstellungsvermögen,<br />
Geduld und eben<br />
Unternehmertum im Sinne von Suchen<br />
und Entdecken. Je weiter das Projekt<br />
gedieh, umso mehr wurde der konzeptionelle<br />
Ansatz herausgearbeitet.<br />
Ein letztes Obstacle, das zu überwinden<br />
war, schien der Auftraggeber, denn ob<br />
er unseren Vorstellungen folgen würde,<br />
war ungewiss. Diese Unsicherheit ist<br />
ein typisches Merkmal bei der Arbeit<br />
des Gestalters, für die Studierenden<br />
war es jedoch eine erste Erfahrung,<br />
eben eine Erfahrung, die bei Drittmittelprojekten<br />
wunderbar gemacht werden<br />
kann. Es stellte sich heraus, die<br />
Sorgen waren völlig umsonst. Der Auftraggeber<br />
äußerte sich sehr zufrieden<br />
und konnte die vorgelegten Konzepte<br />
nachvollziehen. Ein Entwurf wurde<br />
ausgewählt. Ich denke, dass die beteiligten<br />
Studierenden mit diesem Projekt<br />
eine professionelle Erfahrung gemacht<br />
haben.<br />
22 FH Mainz Forum 1/2001
AUS DEN FACHBEREICHEN<br />
„Spiegelungen“ und „Projektionen“<br />
Ein Foto-Projekt von Designstudenten des 3. Semesters<br />
von Jörg Osterspey<br />
Foto: Isabel Lopez-Gil<br />
Omnipräsentes Medium<br />
Da die Fotografie als Medium auf Abbildbarkeit<br />
angewiesen ist, wurde ihr<br />
immer ein höherer Realitätsanspruch<br />
zugewiesen als der Malerei. Davon<br />
lebte sie, wenn es um den Anspruch<br />
des Dokumentarischen ging, und dies<br />
war auch ihre Einschränkung, die ihr<br />
lange die Anerkennung als autonome<br />
Kunst verwehrte. Die frühen Erfinder<br />
der Fotografie, Daguerre und Fox Talbot,<br />
gingen davon aus, dass sich in<br />
der Fotografie die Natur selbst abbilde,<br />
was zur Folge hatte, dass in<br />
der Wahrnehmung der Zeitgenossen<br />
der Fotograf hinter seiner Arbeit bzw.<br />
seinem Werk zurücktrat. Heute ist die<br />
Fotografie in gleicher Weise eine Technik<br />
zur Erzeugung trivialer Bilder wie<br />
auch ein Medium zur Erzeugung differenziertester<br />
künstlerischer Bildwirkungen.<br />
Die Fotografie ist als Bildmedium<br />
inzwischen so omnipräsent, dass<br />
sich bisweilen Widerwillen einstellt ob<br />
der fotografisch erzeugten Bilderflut.<br />
In einer Zeit, in der jeder fotografiert,<br />
muss die Frage gestellt werden, welchen<br />
Stellenwert die Fotografie in der<br />
Bildung und Ausbildung visuell orientierter<br />
Berufe haben kann.<br />
Fotografie ist eine Schule des Sehens,<br />
die sich in der Regel zu ihrer Umsetzung<br />
in Bilder technischer Apparaturen<br />
und chemischer Verfahren bedienen<br />
muss. Die Technik erlaubt Blicke<br />
in Welten, die mit dem „bloßen Auge“<br />
nicht zu entdecken sind oder die trivialste<br />
Repetition von schon tausendfach<br />
Gesehenem. Das gilt für die physische<br />
und psychische Betrachtungsweise<br />
gleichermaßen. Verkürzt kann man<br />
sagen, die Fotografie ist ein Medium<br />
zur Aneignung der Welt und der Aufbewahrung<br />
von Erinnerung. Es mag<br />
Millionen von Bildern des schiefen<br />
Turms von Pisa oder des Eiffelturms<br />
geben, erst durch ein eigenes Foto<br />
vergewissert sich der Betrachter selbst<br />
und anderen, am Ort gewesen zu sein.<br />
Von dieser Form der Selbstvergewisse-<br />
rung und Erinnerungsarbeit, die dann<br />
in Fotoalben begraben oder in exzessiven<br />
Dia-Abenden gefeiert wird, sind<br />
wir alle betroffen – als Täter oder<br />
Opfer; davon lebt eine ganze Industrie.<br />
Foto: Elena Antonin<br />
FH Mainz Forum 1/2001 23<br />
Hintergrundfoto: Daniela Fischer
24<br />
Foto: Tanja Kley<br />
AUS DEN FACHBEREICHEN<br />
Schule des Sehens<br />
Fotos begleiten uns von Kindheit an<br />
durch unser ganzes Leben, ob wir dies<br />
wollen oder nicht. Uns scheint das<br />
fotografische Bild und die Tätigkeit<br />
des Fotografierens, vulgo „Knipsen“<br />
genannt, allzu vertraut. Mit einigen<br />
Ausnahmen ist dies der Erfahrungsstand,<br />
den auch Studenten bei Beginn<br />
ihres Studiums mitbringen. Im Laufe<br />
des Studiums muss sich jede Studentin<br />
und jeder Student entscheiden, wo<br />
denn nun ihre oder seine Schwerpunkte<br />
und Neigungen liegen und wie<br />
sie oder er nach dem Studium<br />
in den Beruf einsteigen<br />
will. Verschiedene Felder,<br />
die sich selbstverständlich<br />
überlappen<br />
und miteinander<br />
vernetzt sind und alle eine konzeptionelle<br />
Denkweise voraussetzen, stehen<br />
dafür zur Verfügung: die Typografie,<br />
die Textkonzeptionen und -inhalte in<br />
visuelle Formen übersetzt und sich<br />
im freien Spiel mit der Schriftform<br />
auch von diesen Inhalten lösen kann,<br />
bildschaffende Medien und Techniken<br />
wie Zeichnen, Illustration, Malen u.s.w.<br />
und eben auch Fotografie, Grafik Design,<br />
das Typografie und bildschaffende<br />
Medien entweder zweidimensional<br />
zusammenbringt oder dreidimensional<br />
in den Raum stellt, und die neuen „Medien“,<br />
in denen die drei vorgenannten<br />
Bereiche in unterschiedlichen Anteilen<br />
und Gewichtungen um die Audio-<br />
Komponente, die Bewegung in der<br />
Zeit und durch Interaktivität erweitert<br />
werden. Es ist in dieser Betrachtung<br />
FH Mainz Forum 1/2001
FH Mainz Forum 1/2001<br />
Foto: Bernd Walter<br />
gleichgültig, welchen Anteil die Umsetzung<br />
mit Computern hat.<br />
Geht man nun davon aus, dass die<br />
Gestaltung von Inhalten mit Schriftformen<br />
und Schriftkontrasten zur Grundausstattung<br />
des Metiers gehört, dann<br />
bleibt bei der Erzeugung von Bildern<br />
die Wahl zwischen einer mehr manuellen<br />
Bilderzeugung, die auch eine<br />
bestimmte Begabung bzw. Motorik erfordert,<br />
und einer „technischen Bilderzeugung“<br />
wie der Fotografie. Diese ist<br />
zumindest manuell leichter zu erlernen<br />
(die rein digitale Bilderzeugung ist<br />
der dritte Bereich). Damit kein Miss-<br />
AUS DEN FACHBEREICHEN<br />
verständnis entsteht: Alle Gestaltung<br />
erfordert eine gewisse Begabung, viel<br />
Lust und Neugier auf die Welt, viel<br />
Fleiß und Engagement bei der Umsetzung.<br />
Den Studentinnen und Studenten,<br />
die ihre Stärken nicht in der „manuellen“<br />
Bilderzeugung sehen, drängt sich<br />
die Fotografie geradezu auf. Und damit<br />
beginnen sogleich die Missverständnisse,<br />
weil Fotografie gesagt wird und<br />
„knipsen“ gemeint ist.<br />
Fotografie setzt visuelle Bildung voraus<br />
und erzeugt sie gleichzeitig im<br />
Arbeitsprozess. Sie setzt detaillierte<br />
Kenntnisse der Arbeitsmaterialien und<br />
-techniken voraus, und diese müssen<br />
im ständigen Experiment „erfahren“<br />
werden, und sie setzt den Mut und<br />
Willen voraus, das Format und den<br />
Geist des Knipsbildchens zu sprengen<br />
um erst so zum „Bild“ zu kommen.<br />
In der Fachrichtung Design beginnen<br />
Studentinnen und Studenten im 1. Semester<br />
mit einem Grundkurs in Fotografie,<br />
in dem, so weit es die Zeit<br />
und die Größe der Gruppen zulässt,<br />
die wesentlichen Kamera- und Dunkelkammertechniken<br />
vermittelt werden.<br />
Gleichzeitig werden sie an medienspezifische<br />
Bildwirkungen herangeführt.<br />
25
Foto: Ulrike Ginkel<br />
Nach der neuen Prüfungsordnung ist<br />
die Fotografie im Grundstudium dann<br />
ein mehrfach belegbares Wahlpflichtfach,<br />
und im Hauptstudium kann sie<br />
in verschieden Angeboten vertieft werden.<br />
Kreativer Prozess der Bildfindung<br />
Die beiden hier vorgestellten Projekte<br />
„Projektionen“ und „Spiegelungen“ wurden,<br />
betreut von Friedel Jörger und<br />
Jörg Osterspey, im dritten Semester<br />
realisiert und sollten den Studierenden<br />
AUS DEN FACHBEREICHEN<br />
sowohl technische Fähigkeiten vermitteln,<br />
als auch, als weit wichtigerer<br />
Aspekt, sie mit der Erzeugung von<br />
Bildwirkungen vertraut machen, die<br />
durch andere Medien so nicht erreicht<br />
werden können. Beide Themen sollten<br />
nur Katalysatoren für assoziative Fantasie<br />
und Ausgangspunkt für einen<br />
intensiven kreativen und technischen<br />
Prozess der Bildfindung sein.<br />
Zu Beginn der Arbeit standen konzeptionelle<br />
Überlegungen, die zuerst verbal<br />
formuliert, dann schriftlich fixiert<br />
Foto: Christine Russ<br />
Foto: Czilla Gyertyanosi<br />
und in Skizzenbüchern ausgearbeitet<br />
wurden. Die Skizzenbücher dienten<br />
dann später als begleitende Arbeitsdokumentation<br />
und zeigten sehr schön die<br />
ständige Rückkopplung von Konzeption<br />
und visueller Ausformung. Dies<br />
scheint mir der wesentliche Ansatz<br />
einer Beschäftigung mit Fotografie zu<br />
sein, wenn man nicht Berufsfotograf<br />
werden will, und dies ist nicht das<br />
Ziel der Ausbildung: die Auseinandersetzung<br />
mit Bildideen und Komposition,<br />
mit den Helligkeitskontrasten und<br />
feinen Graustufen der Schwarzweiß-<br />
26 FH Mainz Forum 1/2001
Fotografie und der Emotionalität der<br />
Farbe.<br />
Die weitgehende Beschränkung auf<br />
die Schwarzweiß-Fotografie war Absicht,<br />
Farbfotografie allerdings nicht<br />
verboten, wenn sie für eine spezielle<br />
Bildwirkung unabdingbar war.<br />
Technisch ruht die Fotografie auf zwei<br />
Säulen, der optischen und der chemischen<br />
Komponente. Mit den neuen<br />
digitalen Kameras verlagert sich die<br />
Chemie bzw. die Dunkelkammerarbeit<br />
auf die elektronische Ebene. Die Fotografie<br />
wird noch schneller, als sie ohnehin<br />
schon ist. In der „Gebrauchsfotografie“<br />
wird sich die digitale Fotografie<br />
mittelfristig durchsetzen und die „Chemiefotografie“<br />
verdrängen. Wir brauchen<br />
jedoch beides. Die Ausarbeitung<br />
in der Dunkelkammer erfordert Akribie<br />
und Zeit und bestimmt in wesentlichen<br />
Teilen die spätere Bildwirkung.<br />
So ist ein Plädoyer für die Dunkelkammerarbeit<br />
auch ein Plädoyer für<br />
„Langsamkeit“, die für alle kreativen<br />
Prozesse wichtiger ist als oberflächliche<br />
Schnelligkeit.<br />
Die vorgestellten Arbeiten sind nur<br />
ein kleiner Teil der Ausbeute dieses<br />
Kurses. Alle Studentinnen und Studenten<br />
haben eine erstaunlich große<br />
Ausdauer und Energie gezeigt, um ihre<br />
Bildwelten zu entwickeln. Sie haben<br />
zwar die Fotografie nicht neu erfunden,<br />
aber viele haben sie als Medium für<br />
sich gefunden.<br />
Foto: Alice Imiela<br />
AUS DEN FACHBEREICHEN<br />
Foto: Marc Voss<br />
Foto: Tanja Schmidt<br />
FH Mainz Forum 1/2001 27
AUS DEN FACHBEREICHEN<br />
Opfer unter der Glasglocke – Ausstellung zum<br />
Thema „Sexualisierte Gewalt gegen Frauen“<br />
Ausstellungsorte: Walpodengalerie <strong>21</strong>, Katholische Studentengemeinde (KSG) Mainz<br />
sowie öffentliche Räume in Mainz, 18. – 28.11. <strong>2000</strong><br />
von Sabine Neumann<br />
Heikles Thema<br />
Im Frühjahr <strong>2000</strong> traten Frau Croisille<br />
und Frau Diehl vom „Notruf für vergewaltigte<br />
Mädchen, Mainz“ mit uns<br />
in Kontakt mit dem Anliegen, eine<br />
Ausstellung zum Thema »sexualisierte<br />
Gewalt« zu organisieren und zu gestalten.<br />
Anlass für die Anfrage war der<br />
anstehende »Internationale Tag gegen<br />
Gewalt an Frauen« am 25. November<br />
des gleichen Jahres.<br />
Obwohl ich Zweifel hatte, ob eine<br />
künstlerisch-gestalterische Auseinandersetzung<br />
mit einem so heiklen Thema<br />
sinnvoll sei, entschloss ich mich,<br />
eine Projektarbeit hierzu für alle Studierenden<br />
der Studiengänge Design<br />
und Medien-Design anzubieten.<br />
Bei den Studierenden fand dieses Angebot<br />
reges Interesse – erstaunlicherweise<br />
war der Anteil der teilnehmenden<br />
Männer sogar höher als der der<br />
Frauen.<br />
Die Vorstellungen und Wünsche über<br />
die Produktionsergebnisse gingen notwendigerweise<br />
weit auseinander. Wie<br />
„künstlerisch“, wie „frei“ sollten die<br />
Exponate geraten? Wie hoch konnte<br />
ihr Verschlüsselungsgrad sein, ohne<br />
für den Beschauer den Bezug zum<br />
Thema zu verlieren? Information und<br />
Aufklärung auf der einen Seite, Appell<br />
und Emotionalität auf der anderen, zuletzt<br />
die schlüssige, funktionale und ästhetische<br />
Form des Designs als Behälter<br />
dieses widersprüchlichen Gemischs<br />
– das waren die Herausforderungen, die<br />
die Materie an uns stellte. Zwar war<br />
den Studierenden die Wechselwirkung<br />
zwischen Inhalt und Form keineswegs<br />
unbekannt – hier aber wurde sehr deutlich,<br />
wie stark Design einerseits die<br />
verschiedenen Interessen seiner Auftragsklientel<br />
bedient und sich im Fahrwasser<br />
gesellschaftlicher Erwartungen<br />
bewegt, und wie es andererseits die<br />
einmalige, die herausragende Form<br />
suchen muss, um in der Bilder- und<br />
Informationsflut heutiger Prägung zu<br />
bestehen. Denn gerade die Problematik<br />
„Gewalt“ macht klar: nur Besonderes,<br />
Herausragendes, nur das „Andere“ hat<br />
Wirkung auf den zeitgenössischen, von<br />
Katastrophen und Gemetzeln kaum<br />
noch berührbaren Betrachter.<br />
Kann ein Inhalt wie „Gewalt“ über das<br />
Dokumentarische hinaus überhaupt „gestalterisch“,<br />
also optisch ansprechend,<br />
gar „schön arrangiert“ dargeboten werden,<br />
ohne sich den Vorwurf der Verlogenheit<br />
zuzuziehen? Adelt die „schöne<br />
Form“ letztlich nicht auch das Grausame?<br />
Wir konnten davon ausgehen, dass<br />
wir wohlmeinenden Außenstehenden<br />
nicht entfernt in der Lage wären, die<br />
schrecklichen Erfahrungen jener Frauen<br />
wiederzugeben oder nachzuempfinden,<br />
die sexualisierter Gewalt ausgesetzt<br />
sind oder waren. Können wir uns<br />
als Nicht-Betroffene erlauben, das Ge-<br />
28 FH Mainz Forum 1/2001
schehen und damit verbundene Gefühle<br />
in eine für die gesellschaftliche Wahrnehmung<br />
„gültige“ Form zu gießen?<br />
Die gestalterische Arbeit konnte<br />
überhaupt erst sinnvollen Eingang in<br />
das Projekt finden, nachdem der Spielraum<br />
zwischen allzu persönlichem Engagement<br />
und allzu plakativem Allgemeinplatz<br />
ausgelotet war. Dies geschah<br />
von Anfang an in zahlreichen<br />
tiefgehenden Diskussionen mit und<br />
unter den Studierenden, für die man<br />
sich auch über den Unterrichtsrahmen<br />
hinaus viel Zeit nahm. Jede/jeder Studierende<br />
trug ihren/seinen eigenen, engagierten<br />
Beitrag zum langwierigen<br />
und oft zähen Prozess der Formfindung<br />
bei. Obwohl die Gruppe jedes Zwischenergebnis<br />
begutachtete und erörterte<br />
und durch ihr kritisches Potential<br />
eine gewisse Vorfeld-Sicherheit in die<br />
Genese des Einzelwerks brachte, war<br />
dessen letztliches Ausfeilen allein Sache<br />
des Einzelnen. Die Bereitschaft,<br />
sich selbst trotz des „Scheinwerferlichts“<br />
einer Ausstellung nicht von den<br />
anderen abheben zu wollen und sich<br />
mit der eigenen Arbeit verantwortungsbewusst<br />
in den Dienst einer relevanten<br />
gesellschaftlichen Problematik zu stellen,<br />
muss allen Teilnehmenden klar<br />
bescheinigt werden. Sind im folgenden<br />
einige Werke exemplarisch herausgehoben,<br />
soll das die Qualität der Nicht-<br />
Erwähnten nicht mindern.<br />
Käseglocke, Papierkleid und<br />
Wohnzimmerecke<br />
Ein gewichtiger Anteil der ausgestellten<br />
Arbeiten verwendet gängige Dokumentationsformen<br />
wie Fotografien, Zeitungsartikel<br />
und Tonaufnahmen. Sie<br />
weisen als informative „Originale“ sehr<br />
direkt auf Prozesse sexualisierter Gewalt,<br />
besitzen einen gewissen Anschein<br />
der „Objektivität“ durch die Medialisierung<br />
ihrer Botschaft und gehen<br />
auch in der Form als umgearbeitete<br />
Ausstellungsobjekte weitestgehend subjektiven<br />
Betroffenheitsappellen ihrer<br />
(„Neu“-)Schöpfer aus dem Weg.<br />
Beispielhaft ist die Arbeit von Christoph<br />
Felbinger. Unter einer Käseglocke<br />
liegt gut sichtbar ein Diktier-<br />
FH Mainz Forum 1/2001<br />
AUS DEN FACHBEREICHEN<br />
gerät, das die authentische Tonbandaufnahme<br />
einer betroffenen Frau abspielt,<br />
die über die von ihr erlebte<br />
Vergewaltigung berichtet. Erst durch<br />
ein Anheben der Glocke lässt sich<br />
das Erzählte verständlich hören. Das<br />
Ausstellungsobjekt rückt das Opfer in<br />
den Vordergrund, gibt ihm vermeintlich<br />
geschützten Raum zur Artikulation<br />
des Schreckens. Dies wäre nichts<br />
Selbstverständliches: gilt doch oft genug<br />
das nahezu faszinierte Interesse<br />
der Öffentlichkeit dem Täter und dessen<br />
dunklen Antrieben. Ambivalent<br />
kommt jedoch die Funktion der Käseglocke<br />
daher. So wie sie schützt,<br />
isoliert sie auch, so wie das Opfer<br />
sich schirmt, so schirmt das gesellschaftliche<br />
Umfeld sich oder die Betroffene<br />
ab, grenzt den Problemfall<br />
aus dem gesellschaftlichen Raster des<br />
„wohlfunktionierenden“ Menschen aus.<br />
Dieser Stigmatisierung des Opfers<br />
nähert sich Gundi Prinz in ihrer Arbeit,<br />
die wie übrigens alle Exponate der<br />
Ausstellung ohne Titel blieb, auf eine<br />
Weise, die sich an der massenmedialen<br />
Wahrnehmung des Zeitgenossen orientiert.<br />
Aus unzähligen Zeitungsartikeln,<br />
die Berichte über Vergewaltigungen<br />
enthielten, nähte sie ein Kleid, dass,<br />
versteift wie das leere Produkt einer<br />
Häutung, als beschriebener weiblicher<br />
Torso im Zentrum des Ausstellungsraumes<br />
am Ballplatz „belesen“ werden<br />
konnte.<br />
Stefan Bachmanns großformatige Farbfotografien<br />
zeigen „anonyme“ Frauen<br />
an der gekachelten unterirdischen S-<br />
Bahn-Station Frankfurt-Flughafen. Jener<br />
Raum ist für den Fotografen nicht<br />
allein Beobachtungskorridor seiner Kamera,<br />
der ihm den neutralen Vergleich<br />
der darin platznehmenden Individuen<br />
liefert, sondern er ist assoziativ mit<br />
Vorahnungen behaftet. Wie bewusst ist<br />
wohl eine solche Situation der Kälte,<br />
der Eingeschlossenheit, der Abwaschbarkeit<br />
des Ambientes für ein sorgfältiges<br />
Foto gewählt? Die Station ist<br />
ein unbehaglicher Warteraum, den die<br />
Frauen mit Geschichte und Ängsten<br />
anfüllen, und erst die Wechselwirkung<br />
zwischen Umgebung und der darin<br />
befindlichen Frau schafft die Bedroh-<br />
lichkeit. Wären die Frauen erleichtert,<br />
wenn sie wüssten, dass nur eine nichtdenkende<br />
Kamera sie sieht?<br />
Eine Anzahl von Arbeiten entstand<br />
gemeinsam aus der Gruppe. Dazu gehören<br />
vierzehn hochglanzpoliert gerahmte<br />
statistische Aussagen zum Thema<br />
Vergewaltigung, in deren Sprache<br />
gleichermaßen Dokumentation wie Appell<br />
enthalten ist.<br />
Weiter findet man aneinandergereihte<br />
Holzschubladen mit darin eingeordneten<br />
inhaltsbezogenen Zeitungsartikeln<br />
aus den letzten fünf Jahren, die man<br />
durchstöbern und lesen kann. Oder<br />
man nimmt die Schubladen nur als<br />
„Ordnungsbehälter“ wahr. Gesammeltes<br />
und Archiviertes macht einen nahezu<br />
wissenschaftlichen Eindruck, der einen<br />
beruhigt. Jemand hat sich sorgfältigst<br />
des Problems angenommen und<br />
nichts wird vergessen werden. Mit diesem<br />
behaglichen Gefühl schließt auch<br />
der Sammler seine Beute weg, um<br />
sich dem Sammeln anderer Probleme<br />
zuzuwenden.<br />
29
Raumgreifend schuf die Gruppe in<br />
einer größeren Ecke der Ausstellung<br />
in der Walpodenstraße die Inszenierung<br />
einer alltäglichen Wohnzimmeratmosphäre,<br />
ein »trautes Heim« mit Sofa,<br />
Tischchen und Fernseher, tapeziert,<br />
teppichausgelegt, mit gedämpfter Muffigkeit.<br />
Ein verschwiegener, intimer<br />
»Tatort«!<br />
Ein gewichtiger Teil des Projekts wurde<br />
im öffentlichen Raum realisiert.<br />
An einem Bretterzaun einer<br />
Großbaustelle in der Mainzer<br />
Fußgängerzone konnte eine Fläche<br />
von zwei auf drei Meter gestaltet<br />
werden. Hier wurde bezugnehmend<br />
auf die Wohnzimmeratmosphäre der<br />
Walpodenstraße mit der gleichen Tapete<br />
wie dort gearbeitet. Ein aufgedruckter<br />
Text lautete: »27 % aller<br />
Sexualstraftaten finden an öffentlichen<br />
Plätzen statt“. Eine davor angebrachte<br />
Fenstergardine weist zur Antwort auf<br />
die Frage, wo der kleine Rest der<br />
übrigen 73% sich zuträgt.<br />
Die Stadt Mainz genehmigte weiter,<br />
AUS DEN FACHBEREICHEN<br />
für die Zeit der Ausstellung Plakate<br />
am Höfchen aufzustellen. Hier gab es<br />
drei im Siebdruck erstellte Plakate von<br />
Falko Ohlmer zu sehen, die stilisierte<br />
Frauenportraits zeigen. Sie sind mit<br />
»Schuldstempeln« versehen, etwa mit<br />
Aufschriften wie „Was bist Du auch<br />
da lang gegangen?“, mit Zuweisungen<br />
also, die die den häufig hilflosen Umgang<br />
mit der Tatsache der Vergewaltigung<br />
vor Augen führen und die Unfähigkeit,<br />
den Opfern Hilfe zu bringen.<br />
Gute Resonanz<br />
In vieler Hinsicht war die Ausstellung<br />
erfolgreich! Zum einem war es für die<br />
Studierenden eine große ästhetische<br />
Herausforderung und nützliche berufliche<br />
Erfahrung. Die Fähigkeit, ein<br />
Projekt in Tag- und Nachtschichten<br />
und über lange Zeiträume zu planen<br />
und es mit viel Biss zuende zu bringen,<br />
ist von Nutzen im Berufsleben der<br />
Deignerin/des Designers, die/der einen<br />
geregelten „Feierabend“ nicht kennt.<br />
Die Resonanz der Besucherinnen und<br />
Besucher auf die Inhalte und die Form<br />
ihrer Präsentation fielen sehr positiv<br />
aus. Dies dürfte bestätigend für die Studierenden<br />
sein und motivierend, weiter<br />
auch gesellschaftlich brisante Themen<br />
aufzugreifen bzw. sich ihnen zu stellen.<br />
Den Pressetermin nahmen viele Interessengruppen<br />
wahr, um sich über das Projekt<br />
zu informieren. Verschiedene Tageblätter,<br />
u.a. die „Allgemeine Zeitung“<br />
Mainz und „Mainzer Rhein-Zeitung“,<br />
veröffentlichten sehr ausführliche und<br />
lobende Artikel zur Ausstellung. Ein<br />
kleiner Bericht über unsere Ausstellung<br />
wurde sogar im Fernsehen des<br />
Südwestfunks gesendet.<br />
Mit dem „Notruf“ wird in den nächsten<br />
Tagen über eine Wanderausstellung<br />
diskutiert. Dass wir Täter oder<br />
Opfer erreichen konnten oder einfach<br />
die Öffentlichkeit ein wenig zum Nachdenken<br />
anregen konnten, bleibt uns<br />
nur zu hoffen.<br />
30 FH Mainz Forum 1/2001
Zweite MBA Graduation-Party im Schloss Waldthausen<br />
von Ursula Funke<br />
„Ein Stück praktische Wirtschaftsförderung“<br />
Das Zusammenwachsen Europas und<br />
die stetig zunehmende Globalisierung<br />
der Märkte führen dazu, dass immer<br />
mehr Unternehmen Bedarf an international<br />
und praxisnah ausgebildeten<br />
Fach- und Führungs(nachwuchs)kräften<br />
haben.<br />
Der MBA, die Abkürzung für „MA-<br />
STER IN BUSINESS ADMINISTRA-<br />
TION“, ist der Abschluss eines Postgraduierten-Studiums<br />
für Hochschulabsolventen<br />
aller Studienrichtungen.<br />
Seit September 1997 bietet die Fachhochschule<br />
Mainz, Fachbereich III:<br />
Wirtschaftswissenschaften, diesen Aufbaustudiengang<br />
in Kooperation mit<br />
der britischen University of Bradford<br />
und NIMBAS (Niederländisches Institut<br />
für MBA-Studien in Utrecht) an.<br />
NIMBAS, ein Associate College der<br />
University of Bradford, organisiert die<br />
Bradford MBA-Programme auf dem<br />
europäischen Kontinent. NIMBAS ist<br />
beim AMBA (Associate of MBAs)<br />
FH Mainz Forum 1/2001<br />
FH MAINZ INTERNATIONAL<br />
in London akkreditiert (diese Anerkennung<br />
haben auf dem europäischen<br />
Festland nur 14 Institutionen erhalten).<br />
Im <strong>Januar</strong> diesen Jahres erleuchteten<br />
wieder die Lichter in Schloss Waldthausen:<br />
Zum zweiten Mal konnten 25 Absolventinnen<br />
und Absolventen des zweijährigen,<br />
praxisorientierten Teilzeit-Studiengangs<br />
MBA im Rahmen einer festlichen<br />
‚Graduation Party‘ gebührend<br />
gefeiert werden, nachdem sie bereits<br />
im Dezember <strong>2000</strong> – in traditionellem<br />
Gewande – an der Bradford Universität<br />
ihre Urkunden in Empfang genommen<br />
hatten.<br />
Nach der Begrüßung durch die Studiengangsleiterin<br />
in Mainz, Frau Prof.<br />
Dr. Ursula Funke, den Präsidenten<br />
der Fachhochschule Mainz, Herrn Dr.<br />
Michael Morath, sowie die Präsidentin<br />
von NIMBAS (Associate College<br />
der University of Bradford), Frau Dr.<br />
Joséphine Borchert-Ansinger, sprach<br />
der Festredner des Abends, Herr Hans-<br />
Artur Bauckhage, stellvertretender Ministerpräsident<br />
und Minister für Wirtschaft,<br />
Verkehr, Landwirtschaft und<br />
Feierliches Abschlusszeremoniell<br />
an der University of Bradford<br />
Weinbau Rheinland-Pfalz, über das<br />
Thema ‚Hochschule und Wirtschaft –<br />
Theorie für die Praxis‘: „Wir brauchen<br />
eine Praxis, die offen ist für<br />
Erkenntnisse der Theorie. Und wir<br />
brauchen vor allem eine Theorie, die<br />
mehr ist als reine Wissensvermittlung<br />
ohne jeden praktischen Bezug. Hier<br />
wird auf vorbildliche Weise Theorie<br />
für die Praxis vermittelt.“ Als besonders<br />
wichtig betonte er die Bereitschaft<br />
zum lebenslangen Lernen, zur<br />
beruflichen Weiterbildung und Zusatzqualifikation<br />
und lobte das MBA-Programm<br />
der Fachhochschule Mainz als<br />
„ein Stück praktische Wirtschaftsförderung“.<br />
Hervorragender Ranking-Platz<br />
Der MBA-Absolvent Dipl.-Ing. Christian<br />
Sobottka beschrieb die vergangenen<br />
zwei Jahre als „wild, interessant<br />
und anstrengend“ und betonte in seiner<br />
Rede den Wunsch der Gruppe, sich<br />
weiter zu entwickeln und besser zu<br />
sein, denn „wir haben festgestellt, dass<br />
dieses im Team leichter geht und vor<br />
allem mehr Spaß macht“. Er empfand<br />
31
es oft als eine Bereicherung, dass die<br />
Kommilitonen „keineswegs zu homogen,<br />
zu glatt oder zu uniform“ waren<br />
und beschrieb die Gruppe als „bunte<br />
Mischung aus Industrie (13 Branchen,<br />
z.B. Versicherungen und Banken, IT<br />
und Telekom, Maschinenbau und Automobil,<br />
Chemie und Food, Werbung<br />
und Design, Beratung und Handel),<br />
Funktionen, Lebensalter und familiären<br />
Situationen.“ Als ebenso vielfältig beschrieb<br />
er die verschiedenen Motivationen,<br />
an dem MBA-Programm teilzunehmen.<br />
Sein Fazit: „Der Titel MBA<br />
ist kein Garant für Erfolg. Dennoch:<br />
Unsere Lebenseinstellung, kombiniert<br />
mit den Inhalten des MBA und den Erfahrungen<br />
aus Berufstätigkeit und Erstausbildung,<br />
ist eine gute Kombination<br />
für die nächsten beruflichen Schritte<br />
nach vorne. Wir sind mit dem MBA<br />
noch mehr zu einem guten Produkt geworden<br />
und wir treffen den Markt im<br />
richtigen Moment. Es ist ein günstiger<br />
v.r.n.l.: Prof. Dr. Ursula Funke, Frans<br />
Louis Isrif, Prof. Dr. Joséphine Borchert-<br />
Ansinger, Drs. Christiaan van Welsenes,<br />
Dagmar Lehr bei der Feier im Schloss<br />
Waldthausen<br />
AUS DEN FACHBEREICHEN<br />
Zeitpunkt, daraus Kapital zu schlagen,<br />
den Return zu realisieren“.<br />
Der MBA der Universität Bradford,<br />
in englischer Sprache von zumeist britischen<br />
Experten gelehrt, gehört laut<br />
offiziellem Ranking zu den besten Europas.<br />
Das offizielle Ranking der englischen<br />
University Business Schools<br />
weist das University of Bradford Management<br />
Centre unter den drei besten<br />
aus, zusammen mit der London Business<br />
School und der Warwick Business<br />
School.<br />
Annähernd zwei Drittel der Professoren<br />
des in Schloss Waldthausen stattfindenden<br />
MBA-Studiengangs kommen<br />
vom University of Bradford Management<br />
Centre, etwa ein Viertel von<br />
anderen ausgewählten britischen, amerikanischen<br />
und kanadischen Universitäten<br />
und Business Schools. Zu den<br />
Dozenten gehören namhafte Experten,<br />
z.B. Professor Dennis Meadows von<br />
der University of New Hampshire, USA<br />
(Environmental Management) und Professor<br />
John Oakland vom European<br />
Centre for Total Quality Management<br />
in Bradford (TQM).<br />
Das MBA-Studium ist sehr praxisorientiert,<br />
denn die Business Schools<br />
unterhalten – ähnlich wie die Fachhochschulen<br />
– in Forschung und Lehre<br />
stets engen Kontakt zur Wirtschaft.<br />
Fach- und Führungskräfte können somit<br />
problemorientiert auf internationale<br />
wirtschaftliche Funktionen vorbereitet<br />
werden. Lehrinhalte und Lernmethoden<br />
sind in hohem Maß aufeinander<br />
abgestimmt und ermöglichen dadurch,<br />
in kurzer Zeit ein möglichst breit angelegtes<br />
Wissensfeld sowie die Prinzipien<br />
des General Managements zu<br />
vermitteln. Neben den notwendigen<br />
wissenschaftlichen Studiengrundlagen<br />
werden die Wechselbeziehungen und<br />
Funktionsmechanismen aller Unternehmensbereiche,<br />
die Führungs- und Kommunikationstechniken<br />
sowie auch alle<br />
aktuellen wirtschaftlichen Problemstellungen<br />
in die Programminhalte einbezogen.<br />
Nebenbei werden die ‚High-<br />
„Damals haben mir spontan einige<br />
Dinge gut gefallen, die dann später<br />
meine Entscheidung für NIMBAS<br />
begründeten. Zum einen habe ich<br />
eine Gruppe von sehr unterschiedlichen,<br />
netten, offenen Menschen angetroffen,<br />
die in völlig entspanntem<br />
Umgang mit den Professoren wie<br />
unter Kollegen zusammenarbeiteten.<br />
So etwas hatte ich zuvor bei meinem<br />
Studium an der Uni immer vermisst<br />
und war von dem Modell sofort begeistert.<br />
Zum anderen wurden die<br />
Themen, die ich bei meinem kurzen<br />
Gastspiel aufschnappen konnte, mit<br />
Leidenschaft diskutiert und erarbeitet.<br />
Dieses war so, weil die Themen<br />
für die Teilnehmer eine wirkliche Bedeutung<br />
hatten. Ein wichtiger Mehrwert<br />
entstand offensichtlich nicht nur<br />
aus dem akademischen Input, sondern<br />
auch aus dem Austausch unterschiedlicher<br />
Erfahrungen der Teilnehmer.“<br />
Dipl.-Ing. Christian Sobottka,<br />
MBA-Abolvent, in seiner Rede bei<br />
der Graduation-Party<br />
Potentials‘ in Team- und Kommunikationsfähigkeit<br />
geschult, denn jeder<br />
Studierende arbeitet zwischen den Vorlesungstagen<br />
in ‚Study groups‘, deren<br />
5-7 Teilnehmer verschiedener Nationalität<br />
und Fachrichtung angehören.<br />
Zulassungsvoraussetzungen sind ein<br />
Fachhochschul- oder Universitätsabschluss,<br />
eine mindestens dreijährige<br />
einschlägige Berufstätigkeit, sehr gute<br />
schriftliche und mündliche englische<br />
Sprachkenntnisse, das Bestehen des<br />
Aufnahmetests in der jeweiligen Muttersprache<br />
und ein persönliches Interview<br />
in englischer Sprache.<br />
Weitere Informationen sind zu erhalten<br />
im Büro für Sonderstudiengänge<br />
an der Fachhochschule Mainz,<br />
Frau Diplom-Betriebswirtin (FH)<br />
Dagmar Lehr, An der Bruchspitze 50,<br />
55122 Mainz, Telefon: 06131/628 169,<br />
Fax: 06131/628 288.<br />
32<br />
FH-Präsident Dr. Michael Morath im<br />
Gespräch mit der Dekanin des Fachbereiches<br />
Wirtschaftswissenschaften,<br />
Frau Prof. Claudia Grenzmann<br />
FH Mainz Forum 1/2001
FH Mainz Forum 1/2001<br />
FH MAINZ INTERNATIONAL<br />
Summer School along the River Rhine<br />
Ein gemeinsames Projekt der rheinland-pfälzischen Fachhochschulen<br />
von Ulla Plate<br />
Wie kann man amerikanische Studierende motivieren, zu einem Studienaufenthalt<br />
nach Deutschland zu kommen? Diese Frage stellten sich die Leiterinnen<br />
und Leiter der Akademischen Auslandsämter der rheinland-pfälzischen Fachhochschulen<br />
bereits vor mehreren Jahren. Das Problem ist an den meisten<br />
deutschen Hochschulen gleichgelagert: Für viele unserer Studierenden sind die<br />
USA nach wie vor ein „Traumziel“ für ein Auslandsstudium. Amerikanische<br />
Studierende dagegen streben so gut wie gar nicht zu einem Studium ins<br />
Ausland, ja viele verlassen nicht einmal den eigenen Bundesstaat. Den großen<br />
Teich zu überqueren und noch dazu in ein Land zu reisen, wo Englisch nicht<br />
die Muttersprache ist, das ist für sehr viele junge Amerikaner unvorstellbar.<br />
Nun hat Rheinland-Pfalz seit 1997 eine Partnerschaft mit dem Bundesstaat<br />
South Carolina, die auch im Hochschulbereich mit Leben erfüllt werden soll.<br />
Einige Hochschullehrer knüpften schnell Kontakt und schon bald fanden sich<br />
Studierende, die an einem Studienaufenthalt an einer der neuen Partnerhochschulen<br />
im Süden der USA interessiert waren. Einige versuchten es zunächst<br />
mit einem „Schnupperaufenthalt“ im Rahmen von Sommerkursen und kamen<br />
begeistert zurück. Inzwischen absolvieren drei Mainzer BWL-Studierende ein<br />
Studienjahr an der Lander University, angehende Bauingenieure recherchierten<br />
für ihre Diplomarbeit an der Clemson University. In all den Jahren haben<br />
wir es aber nicht geschafft, Studierende aus South Carolina nach Rheinland-<br />
Pfalz zu locken. Dies wäre jedoch nicht nur im Sinne einer lebendigen<br />
Partnerschaft wichtig, sondern würde auch für unsere Studierenden weitere<br />
Vorteile bringen. Zwar werden rheinland-pfälzische Studierende in South<br />
Carolina wie Landeskinder behandelt und bezahlen nur die sog. „instate<br />
tuition“ (Studiengebühr für Bürger aus South Carolina), sollte jedoch ein<br />
„eins-zu-eins-Austausch“ zustande kommen, könnten unsere Studierende auf<br />
der Basis eines „tuition swap“ an der Partnerinstitution in South Carolina<br />
gebührenfrei studieren. Dieses Ziel sollte also anvisiert werden.<br />
Besuch im Römerschiff-Museum<br />
in Mainz<br />
Die Idee<br />
Zusammen mit meinen Kolleginnen<br />
und Kollegen von den anderen rheinland-pfälzischen<br />
Fachhochschulen wurde<br />
die Idee geboren, für Studierende<br />
aus South Carolina eine gemeinsame<br />
Summer School anzubieten. Die jungen<br />
Leute sollten unsere Sprache und<br />
die deutsche Kultur kennen lernen und<br />
gleichzeitig etwas über das Partnerland<br />
Rheinland-Pfalz erfahren.<br />
Gesagt-getan – voller Enthusiasmus<br />
machten wir uns an die Planung dieses<br />
Pilotprojektes. Ich erklärte mich<br />
bereit, die Gesamtkoordination zu<br />
übernehmen und als Ansprechpartnerin<br />
zur Verfügung zu stehen. Damit<br />
halste ich mir jede Menge Arbeit zusätzlich<br />
auf, die jedoch – falls sich das<br />
Projekt als erfolgreich erweisen würde<br />
– eine solide Grundlage für weitere<br />
Kurse dieser Art sein könnte.<br />
Die Planung<br />
Zunächst musste die Finanzierung geklärt<br />
werden. Die Sommerkursteilnehmer<br />
sollten nicht durch zu hohe Kosten<br />
abgeschreckt werden, daher musste<br />
33
Im Büro des Ministerpräsidenten<br />
auch der Preis für den Kurs attraktiv<br />
sein. Erfreulicherweise konnten wir<br />
das rheinland-pfälzische Ministerium<br />
für Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung<br />
für unsere Idee gewinnen und<br />
erhielten eine ansehnliche Finanzspritze<br />
für unser Gemeinschaftsprojekt.<br />
Wir wollten den Studierenden aus<br />
South Carolina das Partnerland Rheinland-Pfalz<br />
vorstellen und beschlossen<br />
daher, dass der dreiwöchige Kurs auch<br />
an verschiedenen Orten stattfinden sollte.<br />
Wir einigten uns auf eine Dreiteilung,<br />
in der die Fachhochschulen<br />
wie folgt zusammenarbeiten wollten:<br />
1. Woche Mainz und Bingen, 2. Woche<br />
Ludwigshafen und Worms, 3. Woche<br />
Koblenz, Kaiserslautern und Trier. In<br />
den ersten beiden Wochen sollte der<br />
Sprachunterricht jeweils an vier Tagen<br />
in Mainz und Ludwigshafen stattfinden.<br />
Der fünfte Tag wurde jeweils<br />
von den Fachhochschulen Bingen und<br />
Worms gestaltet. Die Wochenenden<br />
waren für die Transfers zu den nächsten<br />
Veranstaltungsorten vorgesehen.<br />
In der dritten Woche sollte in der<br />
ersten Wochenhälfte der abschließende<br />
Kursteil in Koblenz angeboten werden,<br />
dann fuhren die Kursteilnehmer weiter<br />
nach Kaiserslautern. Dort waren einige<br />
Freizeitaktivitäten vorgesehen sowie<br />
ein Tagesausflug nach Trier. In Kaiserslautern<br />
endete die Summer School.<br />
Alle Transfers sollten möglichst mit<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln laufen –<br />
zum einen aus Kostengründen, zum<br />
anderen weil „public transport“ ja zum<br />
FH MAINZ INTERNATIONAL<br />
Leben in Deutschland einfach dazu<br />
gehört. Die Unterbringung sollte in Jugendherbergen<br />
erfolgen, die – wie ich<br />
inzwischen gelernt habe – Jugendgästehäuser<br />
heißen und sehr komfortabel<br />
und ansprechend ausgestattet sind. Sie<br />
haben nichts mehr mit den muffigen,<br />
alten Häusern mit riesigen Schlafsälen<br />
zu tun, die ich noch aus meiner Kindheit<br />
in Erinnerung habe. (Allerdings<br />
konnten unsere Gäste später gar nicht<br />
verstehen, dass es zum Frühstück weder<br />
Kaffee noch schwarzen Tee gab,<br />
sondern nur Früchtetee oder Milch!)<br />
Es handelt sich hierbei sicherlich um<br />
ein ungewöhnliches Programm, das<br />
sich von den Sommerkursen anderer<br />
Hochschulen unterscheidet. Diese finden<br />
in der Regel am betreffenden Hochschulort<br />
statt und es werden von dort<br />
aus Exkursionen in die nähere und<br />
weitere Umgebung angeboten.<br />
Die Werbung<br />
Als die Grobplanung stand, wurden Plakate<br />
und Faltblätter gedruckt, um entsprechend<br />
die Werbetrommel rühren<br />
zu können. Bei meinen Besuchen an<br />
verschiedenen Hochschulen in South<br />
Carolina (vgl. Forum 1/<strong>2000</strong>) hatte<br />
ich Gelegenheit, das Programm unserer<br />
gemeinsamen Summer School<br />
<strong>2000</strong> along the River Rhine persönlich<br />
vorzustellen. Dabei habe ich gemerkt,<br />
wie wichtig die persönlichen Kontakte<br />
tatsächlich sind. Die meisten Teilnehmer<br />
kamen schließlich auch von den<br />
Hochschulen, die ich besucht hatte.<br />
Es stellte sich als äußerst schwierig<br />
heraus, an den anderen Hochschulen<br />
die richtigen Ansprechpartner zu finden,<br />
die das Programm auch wirklich<br />
bekannt machen würden. Auch die<br />
Bemühungen des MBWW und der<br />
Commission of Higher Education in<br />
South Carolina waren leider nicht sehr<br />
erfolgreich. Ich möchte mich aber dennoch<br />
an dieser Stelle ausdrücklich bei<br />
Elisabeth Bittner und Dr. Günter Gros<br />
vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft<br />
und Weiterbildung Rheinland-<br />
Pfalz sowie bei ihrem Kollegen David<br />
Loope von der Commission of Higher<br />
Education in South Carolina für ihre<br />
Unterstützung bedanken.<br />
Da unsere Summer School auch in<br />
der Broschüre „Sommerkurse <strong>2000</strong><br />
an deutschen Hochschulen“ des Deutschen<br />
Akademischen Austauschdienstes<br />
angeboten wurde, gingen bei mir<br />
auch Anfragen aus aller Welt ein, obwohl<br />
der Teilnehmerkreis eigentlich<br />
auf Studierende aus South Carolina beschränkt<br />
war. Als wir jedoch merkten,<br />
dass das Interesse aus South Carolina<br />
nicht groß genug war, um den Kurs<br />
zu füllen, haben wir auch Bewerber<br />
von unseren europäischen Partnerhochschulen<br />
und aus aller Welt zugelassen.<br />
Schließlich waren im Kurs folgende<br />
Nationen vertreten: USA 13 (South<br />
Carolina / 12, Arkansas / 1), Mexiko<br />
1, Litauen 2.<br />
Der Teufel steckt im Detail<br />
Ich möchte an dieser Stelle nicht auf<br />
die tausend Details eingehen, die man<br />
bei der Organisation eines solchen Programms<br />
berücksichtigen muss. Dabei<br />
spielt es wahrscheinlich eine untergeordnete<br />
Rolle, ob das Programm für<br />
15 oder für 50 Teilnehmer organisiert<br />
wird. Fest steht nur, dass man, wenn<br />
man so etwas zum ersten Mal macht,<br />
viel Lehrgeld zahlen muss, aber auch<br />
viele wertvolle Erfahrungen sammeln<br />
kann.<br />
Die Woche in Mainz<br />
Ich möchte vielmehr noch ein wenig<br />
von der Woche berichten, die die Sommerkursteilnehmer<br />
in Mainz verbracht<br />
34 FH Mainz Forum 1/2001
haben. Anreisetag war der 1. Juli, ein<br />
Samstag. Die jungen Leute kamen zu<br />
ganz unterschiedlichen Zeiten auf dem<br />
Frankfurter Flughafen an. Wir hatten<br />
mit studentischen Tutoren einen Abholservice<br />
organisiert, bei dem zu vier<br />
verschiedenen Zeiten unsere Studenten<br />
jeweils eine Gruppe Sommerkursteilnehmer<br />
am Flughafen abgeholt und<br />
zum Jugendgästehaus begleitet haben.<br />
Das hat prima geklappt und nachdem<br />
die Zimmer bezogen waren, fanden<br />
sich schließlich alle – Sommerkursteilnehmer,<br />
Tutoren und ich – zu einem ersten<br />
Treffen und Kennenlernen im Tagungsraum<br />
der Jugendherberge ein. Bereits<br />
bei der ersten Begrüßungsrunde<br />
stellte sich heraus, dass die Deutschkenntnisse<br />
der Teilnehmer sehr unterschiedlich<br />
waren, teilweise erschreckend<br />
gering, um nicht zu sagen gleich<br />
Null. Die Teilnahmevoraussetzung war<br />
mindestens ein Jahr Deutschunterricht<br />
an der High School oder der Universität,<br />
aber diejenigen, die gerade mal<br />
diese Mindestvoraussetzung erfüllten,<br />
waren nicht in der Lage auch nur einen<br />
Satz in der Fremdsprache zu sagen.<br />
Es war daher völlig abwegig, auch<br />
nur daran zu denken, irgendwelche<br />
Informationen zum Kurs oder zum Programmablauf<br />
in deutsch rüberbringen<br />
zu wollen. Hinzu kam noch, dass einige<br />
aufgrund der Zeitverschiebung<br />
sicherlich müde und daher nicht mehr<br />
besonders aufnahmefähig waren. Aus<br />
diesem Grund hatten wir auch für den<br />
Abend kein Programm mehr vorgesehen.<br />
Die Tutoren standen für spontane<br />
Unternehmungen zur Verfügung, was<br />
auch von einigen dankbar angenommen<br />
wurde (das deutsche Bier wollte<br />
ja schließlich probiert werden!).<br />
Am späten Sonntag Vormittag fand<br />
ich mich dann wieder in der Jugendherberge<br />
ein, um den Kurs zu einer<br />
Stadtführung abzuholen. Durch den<br />
sommerlichen Volkspark konnten wir<br />
bei strahlendem Sonnenschein in die<br />
Altstadt spazieren, wo am Museum<br />
für antike Schifffahrt der Stadtführer<br />
auf uns wartete. Glücklicherweise hatte<br />
ich die Führung in Englisch gebucht,<br />
sonst hätten vermutlich die<br />
FH Mainz Forum 1/2001<br />
FH MAINZ INTERNATIONAL<br />
meisten überhaupt nichts davon gehabt.<br />
Anschließend fuhren wir mit der<br />
Straßenbahn nach Gonsenheim zum<br />
Barbecue in der lauschigen Grillecke<br />
des Standortes An der Bruchspitze.<br />
Dort hatten Sabine Klebig und die<br />
Tutoren schon alles vorbereitet. Es waren<br />
auch einige Gonsenheimer Hochschullehrer<br />
und zahlreiche ausländische<br />
Studierende gekommen. Da auch<br />
der Sprachunterricht am Standort An<br />
der Bruchspitze stattfinden sollte, war<br />
dies ein guter Start für das Programm.<br />
Der Abend stand wieder für gemeinsame<br />
Aktivitäten mit den Mainzer Studierenden<br />
zur Verfügung.<br />
Der Kursverlauf<br />
Der Kurs wurde mit einer kurzen<br />
Begrüßung durch den Vizepräsidenten<br />
eröffnet und begann dann für einige<br />
mit einem Schock: der Deutschunterricht<br />
fand in deutscher Sprache statt!<br />
Viele verstanden erst mal nur Bahnhof!<br />
Als ich die Kursteilnehmer nachmittags<br />
traf, musste ich sie erst mal<br />
beruhigen und ihnen versprechen, den<br />
Deutschlehrer zu bitten, das Niveau<br />
etwas nach unten zu schrauben! Aller<br />
Anfang ist eben schwer! Am späten<br />
Nachmittag stand dann ein Besuch von<br />
Landtag und Staatskanzlei auf dem Programm.<br />
Das war offensichtlich für alle<br />
sehr interessant, zumal wir auch das<br />
Zimmer das Ministerpräsidenten sehen<br />
konnten und sogar an seinem Schreibtisch<br />
Platz nehmen durften. Beim<br />
anschließenden Empfang durch Regierungssprecher<br />
Walter Schumacher im<br />
Weinkeller der Landesregierung saßen<br />
wir dann bei Wein und leckerem Essen<br />
eine ganze Weile zusammen und<br />
haben geplaudert.<br />
Nach dem Unterricht am zweiten Vormittag<br />
war ein Besuch beim ZDF vorgesehen.<br />
Leider ließ uns Petrus an diesem<br />
Tag völlig im Stich und wir wurden<br />
auf dem Weg zum Lerchenberg<br />
(mit Straßenbahn und Bus) klatschnass.<br />
Da das Wetter den ganzen Nachmittag<br />
nicht mitspielte, konnten wir auch leider<br />
nicht die Außenanlagen besichtigen<br />
und mussten uns auf die Studios<br />
beschränken. Die anschließende kurze<br />
Führung in der Mainzer Altstadt<br />
Aufarbeitung des Besuches durch den<br />
Deutschlehrer fiel aufgrund des durchnässten<br />
Zustandes der Kursteilnehmer<br />
etwas knapper aus als vorgesehen, da<br />
alle nur noch zurück ins Jugendgästehaus<br />
wollten.<br />
Exkursion nach Bingen<br />
Der Mittwoch lag in der Verantwortung<br />
der Fachhochschule Bingen. Ein<br />
Mainzer Tutor begleitete die Gruppe<br />
mit der Bahn nach Bingen, wo sie<br />
die Stadt und die Fachhochschule kennen<br />
lernten. Am Abend fanden sog.<br />
„home stays“ statt: jeweils 2-3 Sommerkursteilnehmer<br />
wurden von Binger<br />
oder Mainzer Hochschulangehörigen<br />
zu sich nach Hause eingeladen, um<br />
einen Eindruck zu bekommen, wie wir<br />
hier leben. Die Resonanz war sehr positiv.<br />
Da ich selber diese „home stays“<br />
im Ausland schon häufiger erleben<br />
durfte, weiß ich, wie beeindruckend<br />
es für internationale Gäste ist, diese<br />
35
Einblicke (seien sie nun positiv oder<br />
negativ) ins Leben der anderen Kultur<br />
zu erhalten.<br />
Betriebsbesichtigung bei Schott<br />
Am späten Donnerstagnachmittag stand<br />
nach dem Unterricht noch eine Besichtigung<br />
bei Schott auf dem Programm,<br />
die für die jungen Leute sehr interessant<br />
war. Der Freitag als letzter Tag der<br />
ersten Kurswoche sollte auch einen<br />
gewissen Abschluss des Unterrichts<br />
bringen, nach dem der Kursleiter auch<br />
eine Bewertung abgab. Der Nachmittag<br />
– es war der erste freie Nachmittag<br />
in Mainz – wurde von den Kursteilnehmern<br />
für Shopping und Sightseeing<br />
genutzt. Abends gab es auf dem Grillplatz<br />
des Jugendgästehauses noch eine<br />
Farewell-Party, bevor es am Samstagvormittag<br />
weiter ging nach Ludwigshafen<br />
– natürlich mit der Deutschen<br />
Bahn!<br />
Kritik<br />
Es war eine sehr anstrengende, aber<br />
auch besonders interessante Woche.<br />
Im Nachhinein mussten wir feststellen,<br />
dass das Programm in Mainz zu vollgepackt<br />
war. Die jungen Leute hatten<br />
im Grunde zu wenig Zeit zum Lernen<br />
oder um mal was auf eigene Faust<br />
zu unternehmen. Leider ist auch der<br />
Sprachunterricht sowohl in Mainz, als<br />
auch an den anderen Kursorten nicht<br />
optimal gelaufen. Das Unterrichtsniveau<br />
war zu hoch angesetzt, die drei<br />
Sprachdozenten haben nicht flexibel<br />
reagiert und haben vor allem nicht<br />
miteinander kommuniziert, um Informationen<br />
und Erfahrungen über die<br />
Teilnehmer auszutauschen.<br />
Fazit<br />
Trotz allem haben unsere jungen Gäste<br />
eine positive Bilanz über ihren Aufenthalt<br />
gezogen. Sie haben viel von unserem<br />
Bundesland kennen gelernt (auch<br />
wenn einige gerne in den knapp drei<br />
Wochen noch München oder Berlin besucht<br />
hätten!) und ganz sicher auch ein<br />
wenig deutsche Sprache und Kultur<br />
mitgenommen. Auch die zahlreichen<br />
Standortwechsel wurden im Grunde<br />
FH MAINZ INTERNATIONAL<br />
nicht negativ gesehen. Das einzige Problem<br />
dabei war das große Gepäck, das<br />
einige dabeihatten. Ich hatte nicht erwartet,<br />
dass Studenten für drei Wochen<br />
mit so vielen und vor allem schweren<br />
Gepäckstücken reisen würden. Beim<br />
nächsten Kurs sollte man es so organisieren,<br />
dass das Gepäck mit Autos von<br />
einem Standort zum nächsten transportiert<br />
werden sollte, während die<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer öffentliche<br />
Verkehrsmittel benutzen.<br />
Wir haben am Ende des Kurses Evaluierungsbögen<br />
ausgeteilt und ausgewertet.<br />
Insgesamt wurde unser Pilotprojekt<br />
zu einer gemeinsamen Summer<br />
School als gelungen beurteilt und zur<br />
Weiterführung empfohlen. Ganz besonders<br />
bewährt hat sich die Mitwirkung<br />
der studentischen Tutoren. Ihnen<br />
möchte ich an dieser Stelle noch<br />
mal ausdrücklich danken für ihren<br />
unermüdlichen Einsatz.<br />
Meine Kolleginnen und Kollegen von<br />
den anderen Fachhochschulen sind wie<br />
ich der Meinung, dass wir auch 2001<br />
wieder eine Summer School along the<br />
River Rhine anbieten sollen. Der Kurs<br />
wird allerdings nur an zwei Hauptstandorten<br />
stattfinden und wir werden<br />
auch nur zwei Deutschlehrer haben,<br />
die aus unserem Kollegenkreis kommen.<br />
Wir hoffen, dass sich die Probleme<br />
des ersten Kurses nicht wiederholen<br />
werden.<br />
Abschied am Mainzer Südbahnhof<br />
Zum Schluss noch die Bemerkung einer<br />
Kursteilnehmerin aus South Carolina.<br />
Courtney von der Clemson University<br />
schrieb:<br />
“The summer I spent staying in Germany<br />
was truly one of the best times<br />
in my life. I am lucky to have been<br />
given the opportunity to improve my<br />
German skills while being immersed<br />
in the German culture. I thoroughly<br />
enjoyed my time in the town of Mainz<br />
and at the Fachhochschule. Like many<br />
other cities we visited, Mainz is a<br />
very beautiful and historic town. From<br />
the <strong>Gutenberg</strong> Museum and the Dom<br />
to the clubs and pubs, Mainz offers<br />
something for everyone.<br />
I appreciate all of the hard work of the<br />
Fachhochschule faculty during our program,<br />
without them our trip would never<br />
have been possible. Frau Plate, especially,<br />
was wonderful. She designed<br />
a terrific course that hopefully, many<br />
other students will be able to participate<br />
in the future.<br />
I had a great time in Mainz and all<br />
of the other towns we visited during<br />
my stay in Germany. I am literally<br />
counting the days until I can return.”<br />
36 FH Mainz Forum 1/2001
FH Mainz Forum 1/2001<br />
FH MAINZ INTERNATIONAL<br />
Meet the world in Rotterdam<br />
Ein Semester an der Ichthus Hogeschool<br />
von Carolin Brandmayer<br />
Stadt der Gegensätze<br />
Zugegeben, im ersten Moment ist man<br />
nicht unbedingt begeistert, wenn man<br />
erfährt, dass Rotterdam der Ort ist, an<br />
dem man nun ein Semester verbringen<br />
wird. Andere gehen nach London, Irland,<br />
nach Spanien. „Aber Rotterdam? Das ist<br />
doch so nah, gar kein richtiges Ausland.<br />
Dann hätten sie einen doch gleich nach<br />
Österreich schicken können.“<br />
Wie ausgelöscht sind diese Gedanken,<br />
schon in dem Moment, in dem man in<br />
die Stadt hineinfährt. Von Eindrücken<br />
überwältigt, blickt man gefesselt aus<br />
dem Autofenster. An der Uferstraße<br />
entlangfahrend, sieht man auf der einen<br />
Seite Wasser, Lichter, Boote und<br />
vor allem Brücken, zwei gigantische<br />
Brücken, die in den Süden Rotterdams<br />
führen. Auf der anderen Seite ragen<br />
riesige hochmoderne, das Licht reflektierende<br />
Hochpaläste hinter kleinen<br />
historischen Häusern hervor. Nur mit<br />
einem Blick erfasst man Gegensätze<br />
wie Tag und Nacht, wie schwarz und<br />
weiß. Die ganze Stadt wirkt wie<br />
ein einziger Gegensatz. Von Holland,<br />
welches man mit Frau Antje, mit<br />
Kühen, mit Käse und mit Campingwagen<br />
verbindet, kann hier keine Rede<br />
sein. Vielmehr spürt man pulsierendes<br />
Großstadtleben.<br />
Rotterdam ist mit 1,2 Millionen Einwohnern<br />
eine der größten und beliebtesten<br />
Städte der Niederlande. Die Stadt<br />
liegt in Süd-Holland, einer der 12<br />
Provinzen des Landes. Eingebettet hat<br />
sie sich in die Mündung von Rhein und<br />
Maas. Ihre Existenz begann sie im 13.<br />
Jahrhundert, als ein Damm an einem<br />
kleinen Fluss namens Rotte. Über die<br />
Jahrhunderte entwickelte sich Rotterdam<br />
zu einem Fischer- und Transporthafen<br />
und später zu einem Zentrum<br />
für Manufaktur und Schiffsbau. Heute<br />
ist Rotterdam eine Arbeitsstadt und<br />
ausgestattet mit dem größten Hafen<br />
der Welt. Nicht zuletzt deshalb sieht<br />
die Welt Holland als „Gateway to<br />
Europe“.<br />
Hauptstadt des „Oranjestaat“ ist Amsterdam.<br />
Residenz der Königsfamilie<br />
und des Parlaments ist Den Haag. Der<br />
holländische Volksmund sagt: „Sein<br />
Geld verdient man in Rotterdam, verwaltet<br />
wird es in Den Haag, und in<br />
Amsterdam gibt man es aus.“<br />
Doch so kann dies nicht stehen bleiben,<br />
denn auch in Rotterdam bekommt man<br />
sein Geld schnell weg. Wer dem Trend<br />
der Zeit folgt, wird hier garantiert<br />
keine Schwierigkeiten haben, sich neu<br />
einzukleiden. So wie die Bewohner<br />
Rotterdams, sind auch die Läden –<br />
modern und abwechslungsreich. Zwar<br />
schließen die Läden unter der Woche<br />
schon am frühen Abend, doch hat man<br />
dafür sowohl freitags und samstags,<br />
als auch sonntags bis spätabends die<br />
Möglichkeit, seinen Shoppinggelüsten<br />
nachzugehen. Nachtshops sorgen dafür,<br />
dass man sich für Lebensmitteleinkäufe<br />
an keine zeitlichen Grenzen halten<br />
muss. Was in Rotterdam, und in<br />
den restlichen Niederlanden, allerdings<br />
fehlt, sind große Einkaufsmärkte wie<br />
zum Beispiel Real oder Walmart. Also<br />
Läden, in denen man neben sämtlichen<br />
Lebensmitteln auch Schreibwaren, Textilien<br />
und andere Dinge findet. Benötigt<br />
man einen Schreibblock, muss man<br />
in einen Schreibwarenhandel, braucht<br />
man Pflaster, geht man in eine Apotheke,<br />
und um ein Handtuch zu kaufen,<br />
sucht man ein entsprechendes Geschäft<br />
auf.<br />
Internationales Flair<br />
Verständigungsschwierigkeiten gibt es<br />
kaum in Rotterdam. Annähernd jeder<br />
spricht englisch, viele verstehen<br />
deutsch und französisch. Dies liegt<br />
nicht zuletzt an der Internationalität<br />
Rotterdams.<br />
37
Spaziert man morgens um <strong>7.</strong>30 Uhr<br />
durch die Straßen der Stadt, kann man<br />
eine Metropole erwachen sehen. Entlang<br />
der „Coolsingel“ eilen Geschäftsleute<br />
in Richtung World Trade Center<br />
und den anderen Geschäftsgebäuden.<br />
Dutzende von Kindern radeln zur Schule.<br />
Hier und da öffnen die ersten Läden<br />
und Kiosks.<br />
Aber die hiesige Weltstadtatmosphäre<br />
hat wohl weniger mit den Massen an<br />
Menschen oder mit dem regen Verkehr<br />
zu tun. Vielmehr ist es die breite Palette<br />
an Kulturen und Nationalitäten,<br />
die dieser Metropole ihre Farbe und<br />
ihr Flair verleiht. Einhundertundvierzig<br />
verschiedene Nationalitäten in einer<br />
Stadt: ein Schmelztiegel, eine multikulturelle<br />
Gesellschaft, in der Menschen<br />
ihre eigene Identität entwickeln<br />
und ausleben können.<br />
Über die Jahrhunderte hinweg wanderten<br />
Menschen aus allen Ecken der<br />
Welt hierher und ließen sich nieder.<br />
Sie halfen Rotterdam, sich zu einem<br />
internationalen Treffpunkt für Unternehmen<br />
und Organisationen, für Kunst<br />
und Wissen, für Architektur und Kultur<br />
zu entwickeln. Sie zogen Rotterdam<br />
– die Stadt und den Hafen – groß.<br />
FH MAINZ INTERNATIONAL<br />
Nicht ohne Grund bekam Rotterdam<br />
den Titel „Cultural Capital 2001“ verliehen.<br />
Wahrscheinlich ist die Internationalität<br />
einer der Gründe für die Offenheit<br />
der hier lebenden Menschen. Kaum<br />
lernt man eine Person kennen, wird<br />
man schon in den kompletten Freundeskreis<br />
integriert, egal welcher Nationalität<br />
man angehört. Wobei hier doch<br />
ein kleiner Schatten auf den Deutschen<br />
liegt.<br />
Durch entsprechenden Geschichtsunterricht<br />
in den Schulen und ausführlichste<br />
Berichterstattungen über nationalsozialistische<br />
Zwischenfälle in Deutschland<br />
wird die niederländische Nation permanent<br />
davor geschützt, jemals die<br />
Vorkommnisse des 2. Weltkrieges zu<br />
vergessen. So sind einige „typisch deutsche“<br />
Dinge, wie beispielsweise Mercedes<br />
fahren, nicht sehr beliebt. Trotzdem<br />
wird man als individueller Deutscher<br />
akzeptiert und gemocht.<br />
Diese Sympathie wird einem auch<br />
schnell gezeigt. Bestes Beispiel hierfür<br />
ist wohl die typisch niederländische<br />
Begrüßung, nämlich Küsschen links<br />
– rechts – links, gleich beim ersten<br />
Wiedersehen.<br />
In der Stadt leben Menschen aus rund 140 verschiedenen Nationalitäten<br />
... die klassischen Studenten gibt es<br />
nicht mehr<br />
Diese lockere Ader ist sogar auch<br />
im Hochschulsystem verankert. So<br />
überrascht es einen schon, wenn sich<br />
die Professoren und Dozenten zum<br />
Großteil mit ihrem Vornamen vorstellen<br />
und sich auch bei diesem nennen<br />
lassen. Die Vorlesungen wirken vertraulich,<br />
schon allein dadurch, dass<br />
man teilweise zusammen mit dem Dozenten<br />
an einem Gruppentisch sitzt.<br />
Klingelt dann mal ein Handy, wird<br />
eher darüber gelacht, als dass strafende<br />
Worte ertönen. Von Respektlosigkeit<br />
gegenüber Dozenten kann deshalb aber<br />
keine Rede sein. Lehrkörper verdienen<br />
sich ihre Achtung hier durch ganz normalen<br />
und gleichgestellten Umgang<br />
mit den Studenten. Den klassischen<br />
Studenten gibt es hier nicht mehr. Vielmehr<br />
sind es andere Dinge, auf die<br />
Wert gelegt wird. Es wird mehr von Studenten<br />
erwartet, als nur zuzuhören. Initiative<br />
und Teilnahme, problem-orientierte<br />
Ausbildung und Projektwochen<br />
sind Aspekte moderner Bildung.<br />
„Company Simulation Project“ und<br />
andere Herausforderungen<br />
So gibt es an der Ichthus Hogeschool<br />
beispielsweise den Kurs „Company<br />
Simulation Project“ (CSP), der in die<br />
Studienrichtung Communication eingegliedert<br />
ist. Wie schon der Name verrät,<br />
handelt es sich hier um die Simulation<br />
einer kompletten Unternehmensstruktur.<br />
Das CSP ist ein Unternehmen, das<br />
von Studenten gegründet und geleitet<br />
wird. Hauptaufgabe liegt in der Kommunikation.<br />
So ist, nach der Entscheidung,<br />
welcher Art das Unternehmen<br />
sein soll, ein einprägsamer Name dafür<br />
zu finden. Um diesen zu kommunizieren,<br />
müssen verschiedene Mittel<br />
eingesetzt werden. Ein Logo ist zu<br />
erstellen, ein Slogan zu formulieren, eine<br />
Werbekampagne ist zu entwickeln.<br />
Hierdurch wird auch bei Studenten,<br />
die sich für unkreativ halten, Ideenreichtum<br />
geweckt. Innerhalb des CSP<br />
38 FH Mainz Forum 1/2001
werden verschiedene Rollen vergeben.<br />
Einer ist Manager, einer Co-Manager,<br />
einer Creative Manager... Jeder Teilnehmer<br />
übernimmt eine Funktion. Solch<br />
eine Funktion im CSP bedeutet für Studenten:<br />
den eigenen Aufgabenbereich<br />
zu managen, Initiative zu zeigen, sowohl<br />
unabhängig als auch in Teams zu<br />
arbeiten, aber vor allem, die eigenen<br />
Stärken und Schwächen zu ermitteln.<br />
Das CSP ist definitiv eine Herausforderung.<br />
An diesem Kurs nehmen nur Austauschstudenten<br />
teil, d. h. man arbeitet hier<br />
mit verschiedenen Nationalitäten zusammen.<br />
Ein weiterer kreativer Kurs nennt sich<br />
Creative Problem Solving. Hinter diesem<br />
steht die Frage, wie man unternehmerische<br />
Probleme oder Fragen auf<br />
spielerische Art und Weise lösen oder<br />
beantworten kann.<br />
Jeder Manager ist auf die Fähigkeit,<br />
kreativ und strukturiert zu denken, angewiesen.<br />
Creative Problem Solving<br />
ist in vielen verschiedenen Situationen<br />
ein hilfreiches Managementwerkzeug.<br />
Dieses Werkzeug hilft Studenten und<br />
Managern, über den Tellerrand hinaus<br />
zu blicken und gedankliche Grenzen zu<br />
überschreiten. Studenten lernen, unbewusste<br />
Teile ihres Gehirns zu entdecken.<br />
Der Workshop besteht aus Gruppenarbeiten,<br />
Problemanalysen, Mindmappings<br />
und Lerntechniken.<br />
Corporate Communications ist ein anderer<br />
Kurs, der sich damit beschäftigt,<br />
die verschiedensten Arten der Kommunikation<br />
in ein Unternehmen zu integrieren.<br />
In Gruppenarbeiten werden<br />
hier Fallstudien bearbeitet und Analysen<br />
erstellt. Durch Präsentationen<br />
werden die Ergebnisse an die anderen<br />
Studenten weitergegeben. Nach etwa<br />
sieben Wochen ist man als Student<br />
in der Lage, eine Kommunikationsstrategie<br />
zu entwickeln, in der Markt-,<br />
Unternehmens-, Management- und visuelle<br />
Kommunikation in ein starkes<br />
Managementwerkzeug kombiniert ist.<br />
Betrachtet wird in diesem Kurs somit<br />
die Identität eines Unternehmens.<br />
FH Mainz Forum 1/2001<br />
FH MAINZ INTERNATIONAL<br />
Rotterdam – „Cultural Capital 2001“<br />
Ebenfalls mit der Identität beschäftigt<br />
sich das Fach Design Management.<br />
Allerdings wird hier die visuelle Seite<br />
der Identität betrachtet. Es geht also<br />
darum, wie ein Außenstehender ein Unternehmen<br />
mit dem Auge wahrnimmt.<br />
Hier lernt man, wie man durch Produkt-,<br />
Kommunikations- und Umweltidentität<br />
das visuelle Ansehen eines<br />
Unternehmens prägt. Studenten bekommen<br />
einen Überblick über Designtheorien<br />
und strategische Analysen und lernen,<br />
wie man einen unternehmerischen<br />
Designplan erstellt.<br />
Um interne Kommunikation geht es<br />
in dem Workshop Communication in<br />
Organisations. In einer Fallstudie wird<br />
auf ein Problem der internen Kommunikation<br />
eines fiktiven Unternehmens<br />
aufmerksam gemacht.<br />
Aufgabe der Studenten ist es, die Situation<br />
zu analysieren und schriftlich dem<br />
Management der Organisation Rat zu<br />
erteilen. Auch hier wird in Teams<br />
gearbeitet und vorgetragen.<br />
Viele Freizeitangebote<br />
Ein großer Teil der Kurse findet aber<br />
zusammen mit den holländischen Studenten<br />
statt. Durch Gruppenarbeiten<br />
kommt man diesen schnell näher. So<br />
bleibt es natürlich nicht aus, auch die<br />
freie Zeit mit Holländern zu verbringen<br />
und Spaß zu haben. Also setzt man<br />
sich abends zusammen in Kneipen<br />
oder Cafes. Am besten sucht man sich<br />
eines aus, das in einer der vielen schö-<br />
nen Hafenbuchten gelegen ist. Abtanzen<br />
kann man dann auf Strandpartys,<br />
in Partykneipen oder in Diskotheken.<br />
Es gibt viel zu viel in Rotterdam, um<br />
alles mitzumachen.<br />
Um von einer durchtanzten Nacht zu<br />
entspannen, sonnt man sich am etwa 20<br />
km entfernten wunderschönen Strand,<br />
der einfach per Bahn oder Auto zu<br />
erreichten ist. Wem das zu langweilig<br />
ist, findet schon etwas in der Breite<br />
an Freizeitangeboten. Skaten ist hier<br />
wegen des flachen Landes sehr beliebt.<br />
Ebenfalls Joggen und natürlich<br />
Fahrradfahren. Letzteres ist ja bekanntlich<br />
nicht nur Sport- oder Freizeitspaß,<br />
sondern vielmehr bequemes Fortbewegungsmittel.<br />
Durch ein optimal ausgebautes<br />
Netzwerk an Radwegen ist alles<br />
einfach per Bike zu erreichen. Übrigens<br />
ist es nicht unbedingt notwendig,<br />
das eigene Fahrrad mit nach Rotterdam<br />
zu bringen. Unkomplizierter ist<br />
es, sich eines für ein paar Gulden am<br />
Bahnhof zu kaufen und es vor Abreise<br />
wieder zu verkaufen. Dieses sollte man<br />
doch immer sehr gut absichern, da<br />
die Diebstahlrate für Fahrräder hier<br />
unglaublich hoch ist.<br />
Hat man mal größere Entfernungen<br />
zu überwinden, bietet sich der Zug<br />
an. Das niederländische Bahnverkehrsnetz<br />
ist eines der `besten in Europa.<br />
Zugfahren ist sehr günstig, schnell und<br />
kaum mit Wartezeiten verbunden.<br />
Wer in den Niederlanden per Auto unterwegs<br />
ist, sollte (besonders als Deutscher)<br />
unbedingt die bestehenden Geschwindigkeitsbeschränkungeneinhalten,<br />
da sonst immens hohe Bußgelder<br />
drohen.<br />
So hat eben auch ein so farbenfrohes<br />
und vielseitiges Leben in den Niederlanden<br />
Grenzen.<br />
39
40<br />
Über den eigenen Tellerrand schauen ...<br />
Ein Sommersemester an der Technischen Hochschule Łódz<br />
von Raphael Wildemann<br />
Dekanat der TU Łódz<br />
Stadt im Wandel<br />
Im Herbst 1999 entschied ich mich<br />
die Gelegenheit wahrzunehmen und<br />
im Rahmen der Kooperation der FH<br />
Mainz, Fachrichtung Architektur und<br />
der Politechnika Łódzka, Institut<br />
für Städtebau und Architektur, das<br />
Sommersemester <strong>2000</strong> in Polen, in Łódž<br />
zu studieren.<br />
Łódž liegt auf dem halben Weg von<br />
Wrocław (Breslau) nach Warschau.<br />
Praktisch in der Mitte des Landes. Die<br />
Stadt erhielt im 19.Jahrhundert, als<br />
sie zum Zentrum der Textilindustrie<br />
wurde, den Beinamen “polnisches<br />
Manchester”. Aus der Zeit um die<br />
Jahrhundertwende sind zahlreiche<br />
Jugendstilvillen reicher Industrieller<br />
erhalten. Einige davon, wie etwa der<br />
Poznanski-Palast, wurden in Museen<br />
umgewandelt und können besichtigt<br />
werden. Die zweitgrößte Stadt Polens<br />
beherbergt gleichzeitig Europas<br />
zweitgrößte Sammlung abstrakter<br />
Kunst. Im Museum für moderne Kunst<br />
FH MAINZ INTERNATIONAL<br />
sind Werke von Picasso, Max Ernst,<br />
Paul Klee, Fernand Léger und Andy<br />
Warhol ausgestellt. An der polnischen<br />
Filmakademie, die sich ebenfalls in<br />
Łódž befindet, wurden international<br />
renommierte Regisseure wie<br />
Andrzej Wajda und Roman Polanski<br />
ausgebildet.<br />
Heute ist die Stadt an vielen Stellen<br />
noch renovierungsbedürftig, obwohl<br />
viele der schönen Jugendstilvillen<br />
mittlerweile wieder im alten Glanz<br />
erscheinen. Die Haupteinkaufsmeile<br />
der Stadt, die Ulica Piotrowska, lädt<br />
mit vielen Geschäften und stilvollen<br />
Cafés zum flanieren ein. Man merkt<br />
jedoch gleichzeitig, dass die Stadt<br />
sich noch in der Umwandlungsphase<br />
nach dem Abgang des Kommunismus<br />
befindet und wie jede andere Stadt<br />
in Polen noch mit den Folgen zu<br />
kämpfen hat. Die Stadt hat akute<br />
finanzielle Probleme, sucht dringend<br />
nach Unternehmen, die bereit wären,<br />
in Łódž zu investieren, und hat eine<br />
hohe Arbeitslosenquote.<br />
Rückkehr in die Heimat<br />
Das Studium an der Technischen<br />
Hochschule Łódž bietet in seinen<br />
Schwerpunkten im künstlerischen<br />
Bereich eine sinnvolle Ergänzung zu den<br />
praktisch-konstruktiven Inhalten, die an<br />
der FH Mainz vermittelt werden.<br />
Persönlich war ich noch mehr daran<br />
interessiert, mich wieder einmal an<br />
einer polnischen Schule zu befinden.<br />
Ich komme aus Polen und ich ging dort<br />
zur Schule, noch vor dem politischen<br />
Umbruch.<br />
So konnte ich mich mit meinen eigenen<br />
Augen überzeugen und sogar am<br />
eigenen Leibe spüren, was ich mit<br />
der Übersiedlung nach Deutschland,<br />
vielleicht, verpasst habe.<br />
Ferner wollte ich sehen, wie dort Architektur<br />
gelehrt wird. Ich wollte erleben,<br />
wie in Polen die jungen Architektenanwärter<br />
an den Beruf des Architekten<br />
herangeführt werden. So ergab sich<br />
die Möglichkeit, sechs Monate lang,<br />
Tag für Tag, in meinem Heimatland<br />
zu leben und das Leben dort zu beobachten.<br />
Dies ist anders, als wenn man<br />
nur für die Dauer eines Urlaubs das<br />
Land besucht. Sicherlich wusste ich,<br />
dass ich durch die Erfahrungen, die<br />
ich während des Aufenthaltes machen<br />
würde, auch anders empfinden würde.<br />
Ich bin ja älter geworden, und mit der<br />
Zeit schaut man sogar auf vertraute<br />
Dinge anders. Man nimmt sie anders<br />
wahr, man empfindet sie anders.<br />
In dieser Hinsicht war es auch für mich<br />
vorteilhaft, dass ich der polnischen<br />
Sprache mächtig bin.<br />
Die Vorlesungen finden dort nur<br />
in polnischer Sprache statt, dafür<br />
FH Mainz Forum 1/2001
können die Einzelkorrekturen zu den<br />
Entwürfen von den dortigen Dozenten<br />
durchaus in einer der „Weltsprachen“<br />
angeboten werden.<br />
Architekturstudium in Łódz<br />
Das Studienprofil an der Architekturfakultät<br />
in Łódž ist sehr künstlerisch<br />
angelegt. Das theoretische Wissen und<br />
praktische Übungen ergänzen sich mit sehr<br />
aufwendigen zeichnerischen Aufgaben.<br />
Im Vergleich zur FH Mainz haben<br />
die Studierenden des Grundstudiums<br />
in Mainz zwei Stunden wöchentlich<br />
Freihandzeichnen, dafür beträgt das<br />
Pensum in Łódž fünf Stunden pro<br />
Woche und dazu kommt noch eine sehr<br />
umfangreiche Bearbeitung der Arbeiten<br />
zu Hause. Das Studium beginnt sogar mit<br />
einem Aufnahmeverfahren, das aus einer<br />
Prüfung der zeichnerischen Fähigkeiten<br />
und des abstrakten Denkens besteht. Um<br />
die Aufnahmeprüfung zu bestehen und<br />
mit dem Architekturstudium beginnen<br />
zu können, bereiten sich viele schon ein<br />
Jahr im Voraus in speziellen Kursen vor,<br />
die von der Hochschule kostenpflichtig<br />
angeboten werden. Wer also die<br />
Aufnahmeprüfung besteht, der hat schon<br />
einiges hinter sich, aber gleichzeitig ist<br />
er um eine bestimmte Erfahrung reicher.<br />
Die Erfahrung gibt ihm nämlich eine feste<br />
Absicht, das Studium durchzuziehen.<br />
Diejenigen, die nicht wissen, ob sie es<br />
wirklich wollen, geben es meistens schon<br />
früher auf.<br />
Im Laufe des Studiums in Łódž<br />
wird den Studierenden auch einiges<br />
abverlangt. Neben den für das<br />
Architekturstudium typischen Fächern<br />
wie Entwerfen, Städtebau, Ergonomie<br />
etc. und den schon oben erwähnten<br />
künstlerischen Leistungen, die sich<br />
unter anderem aus der Anfertigung<br />
von Zeichnungen mit verschiedenen<br />
Techniken wie Aquarellfarben, Bleistift<br />
und Kreide, sowie dem Kneten mit<br />
Lehm, um Skulpturen zu erstellen,<br />
zusammensetzen, gehören zu den<br />
Pflichtfächern noch mindestens eine<br />
Fremdsprache und während des<br />
ganzen Studiums Sport. Recht früh<br />
FH Mainz Forum 1/2001<br />
FH MAINZ INTERNATIONAL<br />
wird auch in einem Pflichtfach<br />
mit dem computerunterstützten<br />
Zeichnen begonnen. Auffallend wenig<br />
jedoch wird in solchen Fächern wie<br />
Baukonstruktion und Technischer<br />
Ausbau gemacht.<br />
Entgegen jeglichem Verdacht dauert<br />
das Studium in Łódž nicht mehr als<br />
ca. neun Semester. Da die meisten das<br />
Studium im Alter von achtzehn Jahren<br />
beginnen, sind auch die meisten mit<br />
dreiundzwanzig fertig.<br />
Unterschiedliche Schwerpunkte<br />
Raphael Wildemann im Łódzer „Manhattan“-Viertel<br />
Die potenzielle Schnittstelle für die<br />
Austauschstudenten liegt gerade in den<br />
von den beiden Partnerhochschulen<br />
gesetzten Schwerpunkten der<br />
Architektenausbildung. Polnische<br />
Studenten, die nach Mainz kommen,<br />
haben neben dem Interesse an einem<br />
fremden Land, wie Deutschland es für<br />
Polen noch immer ist, den Wunsch, den<br />
eigenen Horizont zu erweitern, gerade<br />
in der Vertiefung ihrer Kenntnisse in<br />
den technischen Fächern. Deutsche<br />
Studenten sollten auf jeden Fall in Łódž<br />
die künstlerischen Fächer belegen. Die<br />
werden nämlich dort auf hohem Niveau<br />
angeboten, und ein Architekt sollte<br />
nicht nur konstruieren können. An der<br />
FH Mainz kommt das Übermitteln<br />
eines Gefühls für die Ästhetik und das<br />
passende Anordnen von Baukörpern<br />
mangels der dafür vorgesehen Zeit zu<br />
kurz. Man braucht keine Bedenken zu<br />
haben, dass man vielleicht schlecht<br />
da stehen könnte angesichts der auf<br />
diesem Terrain so gut bewanderten<br />
polnischen Studenten. Sie sind selbst<br />
neugierig, wie in Deutschland gelehrt<br />
wird und haben Verständnis, dass man<br />
seine Stärken anderswo hat. Sie und<br />
die Dozenten kommen dort jedem, der<br />
Interesse zeigt, freundlich entgegen.<br />
Ich nutzte die Zeit in Łódž für die<br />
Belegung eines ganzsemestrigen<br />
Entwurfs, der mir an der FH Mainz<br />
problemlos anerkannt wurde. Da ich<br />
mir praktisch alle Fächer aussuchen<br />
konnte, die mich interessierten,<br />
belegte ich noch das Freihandzeichen<br />
im zweiten Semester, Plastisches<br />
Gestalten und Architekturfotografie.<br />
Als freier Zuhörer besuchte ich die<br />
Vorlesungen der Architekturtheorie,<br />
Geschichte der polnischen Architektur<br />
und Städtebau.<br />
41
42<br />
Stimmung wie beim Mainzer Karneval: das Studentenfest „Juwenalien“<br />
der Politechnika Łódzka. Auf dem mittleren Bild rechts mit Hut der<br />
Rektor der Hochschule<br />
Studentisches Leben<br />
Das Leben außerhalb des Studiums<br />
bestand aus der Unterkunft in<br />
einem Studentenheim, wo ich ein<br />
Einzelzimmer hatte. Die Verköstigung<br />
kann man sich selbst organisieren.<br />
FH MAINZ INTERNATIONAL<br />
Die Hochschulmensa bietet das<br />
Mittagessen an, wer aber darauf<br />
verzichten möchte, kann auch in einer<br />
der zahlreichen Schnellrestaurants in<br />
der Stadtmitte essen. Die gesamten<br />
Lebenshaltungskosten fallen im<br />
Vergleich zu Deutschland sehr niedrig<br />
aus. Das Zimmer im Studentenheim<br />
kostete monatlich 60 zł ( ca. 30 DM).<br />
Außerdem, je nach dem, was man<br />
bevorzugt, gestaltet sich das Leben<br />
dann auch recht günstig. Vor Ort<br />
findet man ein sehr umfangreiches<br />
kulturelles Angebot. In der Stadtmitte<br />
gibt es viele Bars und Discos, in<br />
denen sich Gleichaltrige treffen. In<br />
den Kinos laufen die aktuellsten Filme,<br />
alle in Originalton mit polnischen<br />
Untertiteln. Im studentischen Kino<br />
am Campusgelände kostet der Eintritt<br />
gerade mal 4 DM(!)<br />
Wenn man mehr vom Land sehen<br />
möchte, steht dem nichts entgegen.<br />
Sobald man die mit dem Studium<br />
verbundenen Termine berücksichtigt,<br />
kann man auch im Lande reisen. So<br />
dauert es z.B. bis nach Warschau mit<br />
dem Zug, der öfters am Tag fährt, gerade<br />
zweeinhalb Stunden. Als Student<br />
zahlt man nur 50 % des Fahrpreises.<br />
Im Mai jedes Jahres findet an der<br />
Politechnika Łódzka ein Studentenfest<br />
statt – „Juwenalien“. Es gibt Konzerte,<br />
die Leute laufen verkleidet herum und<br />
jeder ist am feiern. Die Stimmung<br />
gleicht dem Karneval am Rhein. Dem<br />
Mainzer Studenten sollte es nicht fremd<br />
sein. Unter den Studentenheimen findet<br />
ein Wettbewerb statt. Jedes Jahr<br />
wird von einer Jury das bestdekorierte<br />
Gebäude ausgezeichnet. Die Konkurrenz<br />
unter den Studentenheimen ist<br />
sehr groß und alle machen mit – was<br />
den Spaß und die Stimmung enorm<br />
steigert ...<br />
Rückblickend behalte ich den Aufenthalt<br />
in Łódž in sehr guter Erinnerung.<br />
Eben eine Möglichkeit, viele neue<br />
Freunde zu gewinnen, über den eigenen<br />
Tellerrand zu schauen und somit einige<br />
Rückschlüsse zu ziehen. Dies alles<br />
gab mir eine gewisse Distance, ein<br />
Aufatmen, zum Studium an der FH<br />
Mainz, mit der ich danach viele Sachen<br />
besser einschätzen und beurteilen<br />
konnte. – Eine Lebenserfahrung mehr<br />
...<br />
FH Mainz Forum 1/2001
FH MAINZ INTERNATIONAL<br />
„Wir haben uns natürlich nicht für Dich entschieden ...“<br />
Erlebnisse eines ausländischen Studenten in Deutschland<br />
von Joseph Keumegneuk<br />
Neulich bin ich auf Zimmersuche gewesen<br />
und ich habe auf mehrere Anzeigen<br />
reagiert und habe mich bei<br />
mehreren WG’s vorgestellt, wo ein<br />
Zimmer frei war. Jedesmal sollte ich<br />
auf die Entscheidung der Hausbewohner<br />
warten, und später hieß es immer<br />
am Telefon „Wir haben uns (natürlich)<br />
nicht für Dich entschieden, es tut uns<br />
leid“. Ich möchte nicht behaupten, dass<br />
diese Entscheidung an der Tatsache<br />
lag, dass ich Ausländer bin oder dass<br />
ich wegen meiner Hautfarbe nicht aufgenommen<br />
wurde. Aber das ist wahrscheinlich<br />
ein dummer Zufall, dass es<br />
immer mir und einigen Ausländern,<br />
die ich kenne, passiert. Verzweifelt<br />
bin ich hoch zur Uni gegangen, zur<br />
privaten Zimmervermittlung des Studentenwerkes.<br />
Dort gab es tolle Zimmer<br />
zu günstigen Preisen und das war<br />
natürlich toll für mich, weil wir ausländische<br />
Studenten bekanntlich immer<br />
knapp bei Kasse sind. Aber die nette<br />
Dame da oben war sehr ehrlich und sagte<br />
mir „die Vermieter wünschen sich<br />
nur einen Deutschen als Mieter“. Kön-<br />
nen Sie sich vorstellen, wie schmerzhaft<br />
solche Erlebnisse sind? Ich glaube<br />
nicht, dass Sie es können, es sei denn,<br />
Sie sind auch Ausländer und erleben<br />
das Gleiche.<br />
Zu meiner Person: Ich bin am 15.<br />
Mai 1975 in Bafang/Kamerum geboren.<br />
Ich habe einen Studienaufenthalt<br />
in Deutschland seit fünf Jahren. Ich<br />
studiere Architektur an der Fachhochschule<br />
Mainz.<br />
Mein Studium läuft mehr oder weniger<br />
gut. Das Studium an sich macht schon<br />
Spaß. Es ist nur ärgerlich, wenn man<br />
von einigen Professoren ständig mit<br />
deutschen Studenten verglichen wird.<br />
Sie scheinen zu vergessen, dass alleine<br />
ein Aufenthalt im Ausland, weit<br />
entfernt von seiner Familie, eine große<br />
Herausforderung ist. Man muss kämpfen,<br />
damit man abends überhaupt etwas<br />
lernt anstatt in seinem 10 qm-<br />
Zimmer zu weinen. Dazu kommt noch<br />
das Bildungssystem, das hier völlig<br />
anders ist und vor allem die Sprache.<br />
In der Vorlesung muss man sich dreimal<br />
so viel konzentrieren wie die deutschen<br />
Kommilitonen, um überhaupt zu<br />
verstehen, worüber der Professor gerade<br />
spricht. Es werden Witze gemacht,<br />
alle lachen,und man sitzt da und fragt<br />
sich, worüber alle lachen, weil man<br />
nichts kapiert hat.<br />
Wenn man nach Deutschland zum Studieren<br />
kommt, besucht man zunächst<br />
einen Sprachkurs. Dort lernt man nicht<br />
nur die deutsche Sprache, sondern auch<br />
die Kultur. Die Lehrerinnen versuchen<br />
uns zu erklären, wie das Leben in<br />
Deutschland ist, die Art und Mentalität<br />
der Deutschen. Sie sagen uns z. B.,<br />
dass die Deutschen etwas vorsichtig<br />
und misstrauisch gegenüber fremden<br />
Leuten sind und dass manche sogar<br />
etwas kühl sind. Solche Sachen nimmt<br />
man nicht so ernst, aber gleich am<br />
ersten Tag an der Uni merkt man, dass<br />
die Lehrerinnen völlig Recht gehabt<br />
hatten. Man steht da wie ein gestrandeter<br />
Fisch und man wird so angeschaut,<br />
als hätte man die schlimmste Pest.<br />
FH Mainz Forum 1/2001 43
Sofort merkt man auch, dass die beste<br />
Zeit in Deutschland vorbei ist, die Zeit<br />
im Sprachkurs, wo man in alle Spiele<br />
des Lebens integriert wurde.<br />
Im Laufe der Monate und Semester<br />
lernt man seine Kommilitonen kennen,<br />
man redet miteinander, man lacht miteinander,<br />
aber „jetzt kommt der Knaller“,<br />
man wird nach der Vorlesung<br />
nicht mehr erkannt, manche tun so, als<br />
hätten sie dich noch nie gesehen, man<br />
wird nicht mehr gegrüßt. Wenn man<br />
einige Kommilitonen in der Stadt trifft,<br />
drehen sie so schnell und so heftig<br />
den Kopf, dass sie einen steifen Hals<br />
bekommen. Stunden danach sitzt man<br />
nebeneinander in der Vorlesung, als<br />
wäre gar nichts passiert.<br />
Ich sage Ihnen, nichts aber gar nichts<br />
tut so weh wie solche Erlebnisse. Man<br />
wird angelächelt und Minuten später<br />
im Bus wird man nicht mehr erkannt.<br />
Solche Scheinheiligkeiten tun sehr weh.<br />
Daran kann man sich nicht gewöhnen,<br />
man zieht sich lieber zurück und wird<br />
misstrauisch auch gegenüber sympathischen,<br />
netten und ehrlichen Kommilitonen.<br />
Ja ich weiß, diese sympathischen, netten<br />
und ehrlichen Kommilitonen werden<br />
überrascht sein, dass ich so was<br />
berichte, sie werden sogar sauer auf<br />
mich sein, zu Recht. Sie werden nicht<br />
verstehen, dass ausgerechnet ich solche<br />
Sachen über deutsche Studenten<br />
schreibe, weil sie wirklich unheimlich<br />
sympathisch, nett und ehrlich mit mir<br />
sind. Im Laufe meiner fünf Jahre in<br />
Deutschland habe ich gemerkt, dass<br />
man Menschen hier in zwei Kategorien<br />
aufteilen kann: Die extrem sympa-<br />
FH MAINZ INTERNATIONAL<br />
thischen und die extrem unsympathischen.<br />
Unter uns Ausländern sagen<br />
wir immer: „Wenn ein Deutscher nett<br />
ist, dann ist er es wirklich ohne jede<br />
Hemmung.“ Zum Glück habe ich solche<br />
Menschen unter meinen Kommilitonen,<br />
die richtig und wirklich nett<br />
sind. Zum Glück sind auch die meisten<br />
meiner Professoren sehr rücksichtsvoll.<br />
Alle diese Leute helfen mir durch ihre<br />
Sympathie und ihre Rücksichtnahme,<br />
mein Leben in Deutschland angenehm<br />
zu gestalten und ich bin ihnen sehr<br />
dankbar und bete jeden Tag für sie.<br />
Außerdem wird der ausländische Student<br />
in Deutschland von zahlreichen<br />
Institutionen wie dem Auslandsamt<br />
und der KSG ständig begleitet, und die<br />
Stellen dort sind von Leuten besetzt,<br />
die für diese Arbeit geboren wurden<br />
und bei denen man sich alles andere<br />
als fremd fühlt.<br />
Nach Abwägen aller schlechten und<br />
guten Seiten des Studienaufenthaltes<br />
in Deutschland denke ich mir, dass ich<br />
keine bessere Adresse fürs Studieren<br />
in Europa finden kann.<br />
Übrigens, ich habe eine Wohnung gefunden.<br />
Der Vermieter ist einer, der<br />
kein Problem damit hat, dass ich eine<br />
blaue, grüne oder violette Hautfarbe<br />
habe.<br />
44 FH Mainz Forum 1/2001
FH Mainz Forum 1/2001<br />
FH MAINZ INTERNATIONAL<br />
Ablauf einer Bewerbung um ein Fulbright-Stipendium<br />
von Tilman Vogt<br />
Am 20.6.<strong>2000</strong> kam ich, nachdem ich<br />
mit dem Gedanken schon etwas länger<br />
schwanger gegangen war, auf die<br />
Idee, ich könnte mich mal ganz unverbindlich<br />
über Studienmöglichkeiten<br />
im Ausland und den USA im Speziellen<br />
informieren. Per E-Mail teilte<br />
man mir von Seiten des Akademischen<br />
Auslandsamtes mit, dass die Bewerbungsfrist<br />
für das hochinteressante Fulbright-Stipendium<br />
am 30.6.<strong>2000</strong> ablaufen<br />
würde. Somit hatte ich – nach<br />
der persönlichen Vorstellung im Auslandsamt<br />
– gerade mal 7 Tage Zeit,<br />
die nötigen Unterlagen zu beschaffen:<br />
Mehrseitige Formulare inklusive Passbilder,<br />
Lebenslauf und Stipendienwunsch-Begründung<br />
auf Englisch (!),<br />
englischsprachige Empfehlungsschreiben<br />
zweier Professoren (nochmals danke!)<br />
sowie beglaubigte Kopien von<br />
Abschlusszeugnissen. Ende September<br />
<strong>2000</strong> sollte die Antwort eintreffen, ob<br />
man sich für die nächste Runde qualifiziert<br />
hat. Der Bescheid kam leider<br />
erst Mitte Oktober, was wieder einiges<br />
an Zeitdruck bedeutete: In der Bewerbung<br />
hatte ich Oktober als Termin<br />
für den obligatorischen TOEFL-Test<br />
angegeben, was bedeutete, dass ich<br />
noch einen Termin dafür benötigte<br />
und maximal 14 Tage Zeit hatte, mein<br />
holpriges Schul-Englisch etwas aufzubessern.<br />
Außerdem sollten fünf Tage<br />
nach Erhalt des Schreibens weitere<br />
Stapel an Formularen sowie ein Bewerbungsvideo<br />
an die Fulbright-Kommision<br />
versandt werden...<br />
Am 15. November <strong>2000</strong> fand das Vorstellungsgespräch<br />
in Köln statt (den<br />
TOEFL-Test hatte ich am 1. November<br />
in Frankfurt absolviert). Die „Fulbright-Kommissionare“<br />
waren sehr nett<br />
und das Gespräch wurde überwiegend<br />
auf deutsch geführt. Nachdem mein<br />
Video allen vorgeführt worden war,<br />
wollte ich zumindest eine der Arbeiten<br />
auf dem Demo-Tape etwas genauer<br />
erläutern, aber dazu kam es nicht. Die<br />
Fragen zielten eher auf das voraussichtliche<br />
Verhalten im Ausland. Wie würde<br />
ich beispielsweise den „Amis“ meine<br />
Vorliebe für Fußball klarmachen oder<br />
auf die Aussage „alle Deutschen sind<br />
Nazis“ reagieren?<br />
Anfang Dezember wurde mir dann die<br />
positive Entscheidung der deutschen<br />
Fulbright-Kommission Berlin schriftlich<br />
mitgeteilt. Die Nachricht über<br />
die Entscheidung des amerikanischen<br />
Äquivalents steht noch aus, „es wird<br />
aber mit Zustimmung gerechnet“. Erneut<br />
war eine unüberschaubare Anzahl<br />
an Formularen auszufüllen sowie<br />
Abiturzeugnisse und eine Auflistung<br />
aller Kurse und Noten des Studiums<br />
auch in englischer Übersetzung – alles<br />
vom Auslandsamt unterschrieben und<br />
gestempelt – beizufügen. Hierbei zeigten<br />
sich die Dozenten der FH Mainz<br />
sehr kooperationsbereit und stellten<br />
mir die noch nicht eingetragenen Noten<br />
mündlich zur Verfügung. Eine weitere<br />
kleine Hürde war der Gesundheitscheck.<br />
Ein Arzt musste das englische<br />
Formular ausfüllen und mich gegen<br />
alle nur erdenklichen Krankheiten impfen,<br />
gegen die es einen Impfstoff gibt.<br />
Dabei stellte sich als nachteilig heraus,<br />
dass verschiedene Impfungen nur in einem<br />
vierwöchigen Abstand vorgenommen<br />
werden können... Desweiteren<br />
war erneut ein Bewerbungsvideo, diesmal<br />
im NTSC-Format, anzufertigen.<br />
Tilman Vogt, Student des<br />
Medien-Designs, der es<br />
geschafft hat<br />
Dass auch hier die Terminierung recht<br />
knapp gewählt war, muss eigentlich<br />
nicht mehr erwähnt werden.<br />
Die Fulbright-Kommission sendet nun<br />
meine Bewerbungsunterlagen an eine<br />
Hochschule ihrer Wahl weiter. Falls<br />
mich nun diese Hochschule will, greift<br />
das Stipendium, andernfalls verfällt<br />
es. Meine unverbindlichen Hochschul-<br />
Wünsche waren: Academy of Art College<br />
(San Francisco), Savannah College<br />
of Art and Design (Savannah), USC<br />
School of Cinema - Television (Los Angeles),<br />
Ringling School of Art and Design<br />
(Sarasota). Diese erschienen meinen<br />
Recherchen zufolge am kompetentesten<br />
im Bezug auf 3D-Computeranimation.<br />
Nun warte ich auf Nachricht aus den<br />
USA und die nächste Formular-Flut ...<br />
45
Wegbeschreibungen<br />
Absolventen des Bauingenieurwesens berichten<br />
ABSOLVENTEN-PROFILE<br />
von Kerstin Algesheimer, Jochen Appelmann, Dirk Deigmöller, Reinhard Kulick und Rainer Schmitt<br />
Reinhard Kulick<br />
Lernende und Lehrende - eine Zweckgemeinschaft<br />
über vier oder fünf Jahre.<br />
Dann trennen sich die Wege wieder.<br />
Den Studierenden verbleiben die Profs<br />
und insbesonders deren „Macken“ in<br />
langsam sich potenzierender oder verklärender<br />
Erinnerung, und die Profs<br />
haben nach kurzer Zeit die meisten<br />
Namen der Studierenden vergessen.<br />
Das ist der Normalfall – doch es gibt<br />
auch andere Fälle!<br />
Da war Jochen Appelmann: Er sprach<br />
mich, den frisch aus der Auslandsabteilung<br />
eines großen Bauunternehmens<br />
an die FH Mainz gewechselten Professor,<br />
wegen eines Auslandspraktikums<br />
an. Heute wäre das nicht mehr besonders<br />
erinnerungswert, 1987 aber<br />
war das ein ausgefallener Wunsch. Es<br />
folgten ein Praktikum in Griechenland,<br />
eine Seminararbeit über den Auslandsbau<br />
und schließlich die Diplomarbeit,<br />
in der deutsche, britische und französische<br />
Bauverträge verglichen wurden.<br />
Nach dem Examen setzen wir uns noch<br />
einmal zusammen und schrieben den<br />
1990 veröffentlichten Aufsatz Kulick/<br />
Appelmann: Vergabe öffentlicher Bauaufträge<br />
im Vergleich – Deutschland,<br />
Frankreich, Großbritannien und der<br />
zukünftige europäische Binnenmarkt.<br />
Das Thema erwies sich als ein „Renner“.<br />
Rund fünfzig Mal wurden Kopien<br />
der Diplomarbeit angefordert,<br />
selbst der damalige Wirtschaftsminister<br />
Möllemann erwarb den „Appelmann“.<br />
Auch Rainer Schmitt ist mir noch in<br />
lebhafter Erinnerung: In engeren Kontakt<br />
kamen wir durch eine Seminararbeit<br />
über den elterlichen Handwerksbetrieb.<br />
Rainer Schmitt sollte den Betrieb<br />
analysieren, was seinem Vater<br />
zunächst aber gar nicht schmeckte.<br />
Doch dann ein Sinneswandel väterlicherseits.<br />
Je mehr er zu Hause „bohrte“,<br />
desto mehr wurde es die Seminararbeit<br />
des Vaters. Erinnernswert auch<br />
seine Diplomarbeit. Im Betonlabor simulierte<br />
Rainer Schmitt die Herstellung<br />
von Betonrüttelsäulen und ließ<br />
dabei das Gebäude der Fachhochschule<br />
in der Rheinstrasse erzittern. Die<br />
Ergebnisse der Arbeit waren neuartig<br />
und für die Praxis sehr interessant.<br />
Also produzierten wir gemeinsam den<br />
1991 veröffentlichten Aufsatz Kulick/<br />
Schmitt: Einfluß von Sekundärschwingungen<br />
auf die Endfestigkeit von<br />
Betonrüttelsäulen.<br />
Dann war da eine Studentin, Kerstin<br />
Algesheimer: Die Fachrichtung Bauingenieurwesen<br />
kooperiert seit Ende der<br />
achtziger Jahre mit der University of<br />
Brighton in Großbritannien und der<br />
Université de Reims in Frankreich.<br />
Kerstin Algesheimer gehörte zu den<br />
Studierenden, die sich aktiv in diese<br />
Kooperationen einbrachten. Die Betreuung<br />
von britischen und französischen<br />
Studierenden sowie die Teilnahme an<br />
Seminaren in Brighton und Reims<br />
führten schließlich zu einem britischdeutschen<br />
Diplomarbeitsthema. Das<br />
Bauen in Großbritannien und Deutschland<br />
wurde während eines mehrmonatigen<br />
Aufenthalts in Brighton verglichen<br />
und anschließend in dem 1995 erschienenen<br />
Aufsatz Kulick/Algesheimer: Probleme<br />
sind traditioneller Natur – die<br />
Beteiligten am Bau in Großbritannien<br />
und Deutschland einer breiteren fachlichen<br />
Öffentlichkeit beschrieben.<br />
Dirk Deigmöller gehörte ebenfalls zu<br />
den „Aktivisten“ der Kooperationen<br />
mit der University of Brighton und<br />
der Université de Reims. Während<br />
die meisten Studierenden nur ein englischsprachiges<br />
Auslandsstudium oder<br />
-praktikum anstreben, zeigte er Interesse<br />
sowohl für Großbritannien als<br />
auch für Frankreich. Damit waren die<br />
Weichen gestellt: Dirk Deigmöller musste<br />
im damaligen europäischen ERAS-<br />
MUS-Austauschprogramm die Statistik<br />
für Frankreich verbessern. Während eines<br />
mehrmonatigen Aufenthaltes an der<br />
Université de Reims und in einem französischem<br />
Bauunternehmen verglich<br />
er in seiner Diplomarbeit das Bauen in<br />
Frankreich und in Deutschland. Das gemeinsame<br />
Endergebnis war wieder eine<br />
Veröffentlichung, nämlich der 1998 erschienene<br />
Aufsatz Kulick/Deigmöller:<br />
Organisatorischer und rechtlicher Rahmen<br />
des Bauens in Frankreich.<br />
Die Zusammenarbeit mit diesen vier<br />
Studierenden war also deutlich intensiver<br />
als mit anderen. Am Ende ihres<br />
Studiums unterhielten wir uns „auf<br />
gleicher Augenhöhe“ und lernten dabei<br />
voneinander. Ich zeigte ihnen, wie eine<br />
wissenschaftliche Veröffentlichung<br />
strukturiert und formuliert wird, und<br />
sie zeigten mir, wo meine Formulierungen<br />
falsch waren, weil ich in ihren<br />
Diplomarbeiten etwas nicht richtig gelesen<br />
oder verstanden hatte. Und nachdem<br />
wir uns zusammengerauft hatten,<br />
haben wir über die Aufsätze jeweils<br />
beide Namen geschrieben und damit<br />
eine über das Studium hinaus andauernde<br />
„schriftliche“ Verbindung hergestellt.<br />
Es waren für mich besondere<br />
Studierende. Und deshalb die Frage:<br />
Wie verliefen ihre Wege nach dem<br />
Studium?<br />
46 FH Mainz Forum 1/2001
Dirk Deigmöller<br />
Welche „Stationen“ habe ich nach<br />
dem Studium durchlaufen?<br />
Nach meiner Diplomarbeit, die ich an<br />
der Partnerhochschule in Frankreich,<br />
der Université de Reims, anfertigte,<br />
begann ich im Sommer 1995 ein zweijähriges<br />
Trainee-Programm im Auslandsbereich<br />
der Bilfinger+Berger Bauaktiengesellschaft<br />
in Wiesbaden. Ich<br />
durchlief die Abteilungen Technisches<br />
Büro, Arbeitsvorbereitung, Kalkulation<br />
und Projektleitung. Dabei konnte<br />
ich das im Studium Gelernte anwenden<br />
und vor allem in Zusammenarbeit mit<br />
erfahrenen Kollegen erweitern. Der<br />
direkte Bezug zur Ausführung auf den<br />
Auslandsbaustellen fehlte allerdings<br />
aufgrund der großen Entfernung. Photos<br />
und Filme konnten das in den zwei<br />
Jahren nur schwer ersetzen. Ab Herbst<br />
1997 war ich dann in Bangkok, Thailand,<br />
bei einem Hochstraßenprojekt<br />
tätig. Eine 8,6 km lange Stadtautobahn<br />
wurde als Brücke mit 9 Rampenbauwerken<br />
erstellt. Meine Aufgabe<br />
als Technischer Projektkoordinator<br />
lag in der Abwicklung von Planungsleistungen<br />
für den vorgespannten<br />
Segmentbrückenüberbau. Im darauffolgenden<br />
Jahr betreute ich eigenverantwortlich<br />
ein ähnliches Projekt im Angebotsstadium<br />
in Manila auf den Philippinen.<br />
Hinzu kamen Innendienstätigkeit<br />
Dirk Deigmöller. Im Hintergrund:<br />
Großbohrpfähle für eine Schrägseilbrücke<br />
über den Mekong/Vietnam<br />
ABSOLVENTEN-PROFILE<br />
und Bauleitung, die sich bis Anfang<br />
<strong>2000</strong> erstreckten. Seit Frühjahr <strong>2000</strong><br />
bin ich in Deutschland als Bauleiter<br />
im Bereich Schlüsselfertigbau tätig.<br />
Meinen Wunsch nach einem eigenen<br />
abgeschlossenen Projekt in der Praxis<br />
konnte ich nach 5 Jahren – verspätet,<br />
aber immerhin – verwirklichen.<br />
Was waren besondere - negative und<br />
positive - Erfahrungen und Erlebnisse?<br />
Eigenverantwortlichkeit bei ganzheitlicher<br />
Projektabwicklung bringt meiner<br />
Meinung nach unbezahlbare Erfahrungen.<br />
Es fällt nicht leicht, in einem Konzern<br />
seine privaten Vorstellungen von<br />
Ausbildung und Erfahrungen gegen<br />
die Vorstellungen der Vorgesetzten zu<br />
behaupten. Zu oft haben kurzfristige<br />
Personaldispositionen für neue Projekte<br />
Einfluss auf die persönliche Weiterentwicklung.<br />
In diesem Fall sollte man<br />
sich kompromissbereit zeigen, seine<br />
persönlichen Ziele jedoch nicht aus<br />
den Augen verlieren.<br />
Die berufliche Tätigkeit im Ausland<br />
hatte nicht nur einen großen Einfluss<br />
auf meinen Job, sondern auch auf<br />
meine Einstellung. Das Leben in einer<br />
anderen Kultur – vor allem in einer<br />
asiatischen – ließen mich die Dinge<br />
aufmerksamer betrachten. Diese persönliche<br />
Bereicherung möchten meine<br />
Lebenspartnerin und ich auf keinen<br />
Fall missen.<br />
Die Arbeit im Ausland war breitgefächert<br />
und hat meist keine Zeit zur<br />
detaillierteren Abwicklung zugelassen,<br />
wie sie in Deutschland gefordert ist.<br />
Ich musste lernen, Schwerpunkte zu erkennen<br />
und selbst zu setzen. Schmerzhafte<br />
Erfahrungen durch Fehlentscheidungen<br />
gehörten mehr als einmal dazu.<br />
Entscheidungsfreude und Zielstrebigkeit<br />
wurden jedoch weitaus stärker<br />
gefördert als in Deutschland. Fehlentscheidungen<br />
wurden getroffen, es ist<br />
jedoch fataler, keine Entscheidung zu<br />
treffen. Es gilt daher, aus Fehlern zu<br />
lernen und sie zu minimieren.<br />
Hat mich die Fachhochschule auf<br />
meine Tätigkeit vorbereitet?<br />
Die Fachhochschule vermittelt ingenieurtechnisches<br />
Wissen als Grundlage<br />
der beruflichen Tätigkeit. Natürlich<br />
bereiten die Vorlesungen auf die<br />
zukünftigen Tätigkeiten vor, jedoch<br />
nur insoweit, dass sie den Studierenden<br />
das Wissen an die Hand geben.<br />
Der Glaube, man sei als Absolvent „fertiggebacken“,<br />
schwindet schnell, wenn<br />
man auf unvorhergesehene Probleme<br />
trifft. Entscheidungsfreude, gesunder<br />
Menschenverstand und Zielstrebigkeit<br />
kann nicht gelehrt werden, konstruktives<br />
Lösen von Problemen dagegen<br />
schon.<br />
Was rate ich den heutigen Studenten?<br />
Falls es die Zeit erlaubt, sollten sie<br />
bereits während des Studiums so viel<br />
wie möglich Praxis sammeln. Praktika<br />
oder nebenberufliche Tätigkeiten können<br />
sehr intensiv auf den Berufseinstieg<br />
vorbereiten. Mit der Zeit reift<br />
dann ein persönliches Berufsbild mit<br />
einer Zielrichtung bzw. Zielsetzung.<br />
Rainer Schmitt<br />
Eines vorweg: Drei Dinge braucht die<br />
Ingenieurin bzw. der Ingenieur:<br />
1. Logisches Denken<br />
2. Die Fähigkeit, nicht unbedingt alles<br />
im Kopf zu haben, aber zu wissen,<br />
wo es steht<br />
3. Die Fähigkeit, ein Problem grundsätzlich<br />
zu sehen, es im Kern zu<br />
analysieren und zielgerichtet zu lösen<br />
Nachdem ich mein immer wieder mit<br />
„praxisorientierten“ Themen durchsetztes<br />
Studium mit meiner „Praxis“-Diplomarbeit<br />
für ein Unternehmen abgeschlossen<br />
hatte und der FH den<br />
Rücken kehrte, begann die Zeit des Lernens.<br />
In den ersten Tagen holte mich<br />
die Praxis draußen ein mit der ganz<br />
banalen Frage: „Können Sie mir die<br />
Planung, Statik, Ausschreibung und<br />
Bauleitung für ein Einfamilienhaus machen?“<br />
Die Frage wurde von mir selbst-<br />
FH Mainz Forum 1/2001 47
verständlich gleich mit „Ja“ beantwortet,<br />
und anschließend erinnerte ich mich<br />
an die zuvor beschriebenen und im Studium<br />
erlernten Tugenden eines jeden<br />
Ingenieurs. Das Einfamilienhaus wurde<br />
zur Zufriedenheit des Eigentümers<br />
geplant, es wurde gebaut und steht<br />
heute noch. Insofern habe ich festgestellt,<br />
dass die theoretischen Ansätze<br />
aus dem Bauingenieurstudium durchaus<br />
einen praktischen Nutzen besitzen.<br />
Neben dieser mehr privaten Entgleisung<br />
begann am 1. Juli 1990 die rauhe<br />
berufliche Wirklichkeit. Da ich mich<br />
schon immer für die globalen Zusammenhänge<br />
des Bauens interessiert hatte,<br />
fand ich ein damals 15-köpfiges<br />
Architekturbüro, welches das Risiko<br />
eingehen wollte, es mit mir zu versuchen.<br />
Bereits nach 3 Wochen bekam<br />
ich das kalte Wasser – mit Eiswürfeln<br />
durchsetzt – an einem Wohn- und Geschäftshaus<br />
in der Innenstadt von Bad<br />
Kreuznach zu spüren. Von einem Kollegen,<br />
der krankheitsbedingt ausscheiden<br />
musste, im 4. Geschoss übernommen,<br />
ging der Rohbauer im 5. Geschoss<br />
Konkurs und damit auch meine Vorstellungen<br />
von einer ersten idealen Baustelle.<br />
So quälte ich mich bis zum 8.<br />
Geschoss und anschließend durch den<br />
ursprünglich geplanten Innenausbau<br />
für Büronutzung, die sich tatsächlich<br />
als Zahnarztpraxis, Internistenpraxis,<br />
Krankengymnastikpraxis sowie Chirurgische<br />
Praxis mit OP- und Röntgenabteilung<br />
entpuppte. Erst Jahre später<br />
sollte mir klar werden, dass dieses<br />
Bauvorhaben den Grundstein für all<br />
meine weiteren Tätigkeiten gelegt hat.<br />
Bei zahllosen nachfolgenden Projekten,<br />
welche ich als Bauleiter betreute,<br />
wurde mein Tätigkeitsspektrum permanent<br />
mit neuen Elementen bestückt,<br />
und so entfernte ich mich stetig von<br />
den Kerninhalten des Bauingenieurstudiums,<br />
Vertiefung Baubetrieb. Der<br />
Bauboom Anfang der 90er Jahre in<br />
Ostdeutschland führte dazu, dass auch<br />
unser Unternehmen sprunghaft wuchs<br />
und bis 1994 eine Verdopplung der<br />
Mitarbeiterzahl gegenüber 1990 stattfand.<br />
In der Folge übernahm ich 1993<br />
FH MAINZ INTERNATIONAL<br />
Rainer Schmitt<br />
(rechts im Bild)<br />
Führungsaufgaben in der Objektleitung<br />
= Oberbauleitung. Als wir uns 1995<br />
entschieden, für ein großes deutsches<br />
Handelsunternehmen die Bauplanung<br />
und -betreuung in der Tschechischen<br />
Republik zu übernehmen, wuchs das<br />
Unternehmen erneut um ein weiteres<br />
Drittel auf heute 60 Mitarbeiter aus den<br />
Bereichen Projektentwicklung, Städteplanung,<br />
Architektur, Bauingenieurwesen,<br />
Wasserbau und Straßenbau. Dies<br />
wiederum erforderte eine Umstrukturierung<br />
der Unternehmensführung. Mit<br />
Beginn des Jahres 1998 trat ich in die<br />
Geschäftsführung der Planungsgesellschaft<br />
ein, sie wird seit diesem Zeitpunkt<br />
gemeinschaftlich geführt. Die<br />
reine Planungsgesellschaft hat sich inzwischen<br />
zu einem globalen Dienstleistungsunternehmen<br />
entwickelt, welches<br />
Bauprojekte ganzheitlich betrachtet,<br />
von der Entwicklung bis hin zum<br />
Facility Management.<br />
Führe ich mir diese Entwicklung des<br />
Unternehmens und damit auch meine<br />
persönliche Entwicklung vor Augen,<br />
dann muss ich feststellen, dass sich in<br />
den letzten 5 Jahren die Inhalte meiner<br />
täglichen Arbeit grundlegend gewandelt<br />
haben. Höchstens 10 bis 15%<br />
der „direkten“ Studieninhalte finden<br />
in meiner Tätigkeit noch Anwendung.<br />
Der Rest ist gefüllt mit den Dingen,<br />
die ich seit Beendigung des Studiums<br />
permanent dazu gelernt habe, sei es<br />
durch „learning by doing“ oder durch<br />
Weiterbildung im Unternehmen oder<br />
durch eigenverantwortliche Weiterbildung,<br />
welche man nicht unterschätzen<br />
sollte. Die „indirekten“ Studieninhalte,<br />
die drei anfangs aufgeführten Dinge,<br />
sind in der Praxis nicht zahlenmäßig<br />
messbar, bilden aber die elementare<br />
Grundlage meiner heutigen Tätigkeit.<br />
Insofern behaupte ich, dass die Grundlagen<br />
meiner Berufsfähigkeit an der<br />
FH Mainz gelegt und später durch<br />
die Praxistätigkeit weiter ausgebaut<br />
wurden.<br />
Was ist noch zu sagen? Gestern vor 10<br />
Jahren habe ich mein „traditionelles“<br />
Studium als Diplom-Bauingenieur abgeschlossen,<br />
und darauf bin ich auch<br />
immer noch stolz. Heute aber würde<br />
ich eine Mischung aus Bauingenieur-,<br />
Architektur-, Jura-, BWL- und Sprachenstudium<br />
sowie vor allem aus Teilaspekten<br />
der Psychologie als idealen<br />
Studiengang ansehen. Hierdurch würde<br />
– zumindest für meine Tätigkeit – die<br />
notwendige Mischung für die Praxis<br />
vermittelt. Des weiteren würde mir im<br />
internationalen Geschäft ein ein- oder<br />
zweisemestriges Auslandsstudium helfen.<br />
Durch „die Ohren der Profs an der<br />
Praxis“ sollten aktuelle Inhalte in die<br />
Studienfächer einfließen, denn gerade<br />
im Bereich der Bauwirtschaft, des Baubetriebes<br />
und des Baumanagements<br />
sind zukünftig aufgrund der globalen<br />
Vernetzung und Komplexität der Bauvorhaben<br />
genügend „Spielwiesen“ vorhanden,<br />
auf denen, wie die Vergangenheit<br />
gezeigt hat, Bauingenieure investieren<br />
und innovativ Lücken schließen<br />
können, die so manch anderer Berufszweig<br />
noch gar nicht erkannt hat.<br />
48 FH Mainz Forum 1/2001
Kerstin Algesheimer<br />
Eigentlich begann meine Karriere in<br />
der Baubranche schon vor meiner Geburt.<br />
Wenn man einen Bauunternehmer<br />
zum Vater hat, wünscht der sich<br />
natürlich einen Sohn als Nachfolger.<br />
Trotzdem habe ich auch als Tochter<br />
und Frau den Weg in die „Männerdomäne“<br />
Bau und somit an die Fachhochschule<br />
Mainz eingeschlagen.<br />
Relativ schnell nach Beginn meines<br />
Studiums bin ich durch Professor Kulick<br />
auf die Kooperation zwischen der<br />
FH Mainz, der University of Brighton<br />
und der Université de Reims aufmerksam<br />
geworden. Er war es auch, der<br />
mir vorschlug, im Rahmen eines Seminars<br />
in Brighton einen Fachvortrag in<br />
Englisch zu halten. Mein Interesse am<br />
Ausland war geweckt und ich schrieb<br />
meine Diplomarbeit in Brighton. Auch<br />
wenn es sich teilweise recht schwierig<br />
gestaltete, für mein eher juristisches<br />
Thema geeignete Übersetzungsbücher<br />
zu finden, kann ich einen Auslandsaufenthalt<br />
als Teil des Studiums nur jedem<br />
empfehlen. Neben den Erfahrungen<br />
außerhalb des Studiums in einem<br />
Bauunternehmen oder Ingenieurbüro<br />
sind heutzutage die an der Fachhochschule<br />
angebotenen Auslandsstudien<br />
auf dem Markt sehr gefragt und eine<br />
Bereicherung für einen selbst.<br />
1994 war der Arbeitsmarkt für junge<br />
Bauingenieurinnen und -ingenieure<br />
noch rosig, doch auf der Suche nach<br />
Erfolgreich in einer Männerdomäne: Bauleiterin Kerstin Algesheimer<br />
FH Mainz Forum 1/2001<br />
FH MAINZ INTERNATIONAL<br />
einem Job sammelte ich Erfahrungen<br />
im Kapitel „Frauen im Männerberuf“.<br />
Ich hatte mir fest vorgenommen, eine<br />
Stelle als Bauleiterin zu bekommen.<br />
Doch damit war ich bei dem etwa 60jährigen<br />
Personalchef der Firma Hochtief<br />
in Frankfurt an der falschen Adresse.<br />
Er hätte mich gerne als Bauzeichnerin<br />
gesehen.<br />
Ein Bericht über die Unternehmerin<br />
des Jahres machte mich dann auf Frau<br />
Winkler und die gleichnamige Bauunternehmung<br />
in Wiesbaden aufmerksam,<br />
und eine Blindbewerbung brachte<br />
den gewünschten Erfolg. Nach sehr<br />
kurzer Einarbeitungszeit wurde ich als<br />
Bauleiterin im Schlüsselfertigbau eingesetzt.<br />
Leider bereitet das Studium<br />
nicht auf diese Tätigkeit und die damit<br />
verbundenen Probleme vor. Die<br />
Erfahrungen, die ich schon lange vor<br />
meinem Studium und in allen Semesterferien<br />
im Büro unseres Bauunternehmens<br />
gesammelt hatte, milderten<br />
meinen Sprung ins kalte Wasser etwas.<br />
Als Bauleiterin im Schlüsselfertigbau<br />
muss man plötzlich Erfahrungen in<br />
allen auszuführenden Gewerken haben,<br />
um sich nicht bei den vorwiegend<br />
männlichen Arbeitern, wie z.B.<br />
Elektroinstallateuren und Verputzern,<br />
zu blamieren. Kosten kalkulieren, Details<br />
entwerfen, die Kunden bei der<br />
Ausführung ihrer Eigentumswohnung<br />
beraten usw. wurde von Beginn an<br />
von mir gefordert. Die Aufgaben einer<br />
Bauleiterin sind vielfältig und der<br />
Arbeitstag meistens nicht kürzer als<br />
10 bis 12 Stunden, eine sechs bis sieben<br />
Tage-Woche war erwünscht. Trotzdem<br />
musste die Firma Winkler Konkurs<br />
anmelden, und auch das war eine,<br />
wenn auch negative, Erfahrung wert.<br />
Danach hatte ich genügend Erfahrung<br />
für das elterliche Bauunternehmen gesammelt.<br />
13 fest angestellte Arbeiter<br />
sind ein überschaubarer Rahmen, den<br />
ich zusammen mit meinem Vater gut<br />
im Griff habe. Während er für die Bauleitung<br />
im Rohbau, unserem Haupttätigkeitsfeld,<br />
zuständig ist, bin ich<br />
Bauleiterin im Schlüsselfertigbau und<br />
erledige alle im Büro anfallenden Arbeiten.<br />
Während der Generationenkonflikt<br />
zwischen uns beiden kein Thema<br />
ist, gibt es hin und wieder Probleme<br />
mit „gestandenen Unternehmern“ anderer<br />
Gewerke, wenn ich überzogene<br />
Rechnungen kürze oder Mängel in der<br />
Ausführung anmelde. Frauen in diesen<br />
Positionen müssen sich leider immer<br />
noch beweisen und durchsetzen.<br />
Der Erfolg des Unternehmens bestätigt<br />
mir jedoch, dass ich meine „Frau“ in<br />
dieser „Männerdomäne“ stehe. Dies<br />
zeigt sich auch darin, dass das Unternehmen<br />
ab 1.1.2001 von meinem<br />
Vater und mir als Gesellschafter und<br />
Geschäftsführer gemeinsam geleitet<br />
wird.<br />
Insgesamt kann ich sagen, dass die<br />
Tätigkeit als Bauleiterin trotz aller<br />
Widrigkeiten und Probleme sehr viel<br />
Spaß macht. Beim Einzug der neuen<br />
Besitzer erkennt man befriedigt, was<br />
man geschaffen hat und dass sich der<br />
Einsatz lohnt.<br />
Jochen Appelmann<br />
Die erste Station nach dem Studium<br />
führte eigentlich direkt zurück ins<br />
5. oder 6. Semester: Damals ging es<br />
beim neuen Professor Kulick um das<br />
Thema Auslandsbau. Aus meinem Interesse<br />
an diesem Thema folgte eine<br />
Seminararbeit über Bauen im Ausland,<br />
ein freiwilliges Praktikum in Griechenland<br />
– ungeklärt ist bis heute, ob<br />
die langjährige Tätigkeit von Herrn<br />
49
Projektmanager Jochen Appelmann<br />
Kulick in der Auslandsabteilung der<br />
damals noch hoch gehandelten Philipp<br />
Holzmann AG bei der Vergabe des<br />
begehrten Praktikumsplatzes hilfreich<br />
war –, schließlich die Diplomarbeit,<br />
bei der es um Europäisches Vergaberecht<br />
ging. Das Interesse am Auslandsjob<br />
war also latent vorhanden.<br />
Als ich dann im Sommer 1988 in<br />
der FAZ die Stellenanzeige einer englischen<br />
Baufirma für einen Job in England<br />
las und den Job auch bekam,<br />
war die Welt zunächst in Ordnung.<br />
Ich war bei BOVIS Construction in<br />
London, einer Firma, die sich recht<br />
ambitionierte Ziele für den Sprung<br />
nach Deutschland gesetzt hatte. Nach<br />
einigen Monaten zeigte sich aber, dass<br />
ich – mit Freundin in Deutschland –<br />
wohl doch noch nicht für die Arbeit in<br />
England reif war. Es schien mir alles<br />
etwas theoretisch. Trotzdem war es<br />
eine äußerst wertvolle Erfahrung und<br />
ein wichtiges Kapitel im Lebenslauf,<br />
nicht nur wegen der Sprachkenntnisse.<br />
Nach genau einem Jahr ging es zurück<br />
nach Deutschland. Ich wollte zu einer<br />
klassischen Baufirma als Bauleiter, um<br />
das Leben an der Basis kennen zu lernen.<br />
Knapp zwei Jahre als junger, unerfahrener<br />
Bauleiter bei einer mittelständischen<br />
Münchener Bauunternehmung<br />
im schlüsselfertigen Wohnungsbau waren<br />
eine harte Schule, aber danach gibt<br />
es kaum noch etwas, was man im Bauablauf<br />
nicht kennt. Für jemanden, der<br />
nicht besonders detailverliebt ist, ist<br />
FH MAINZ INTERNATIONAL<br />
der Bauleiterjob nicht<br />
unbedingt zu empfehlen.<br />
Man wird mit ziemlich<br />
allem konfrontiert,<br />
was es am Bau so gibt<br />
und was alles schief gehen<br />
kann. Das kann einem<br />
die FH leider nicht<br />
beibringen.<br />
Mittlerweile hatte ich<br />
mitbekommen, dass es<br />
in Deutschland doch<br />
auch so etwas wie Projektmanagement<br />
gibt.<br />
Ich nutzte die Gunst<br />
der Stunde – Bauingenieure waren<br />
Ende 1992 sehr gesucht – und wechselte<br />
zu ibb, einem renommierten<br />
Ingenieurbüro für Projektsteuerung, Kosten-<br />
und Terminplanung mit Sitz in<br />
München.<br />
Nach dem Bauleiter-Stress nun als Bauherrenvertreter<br />
wieder etwas ganz anderes:<br />
Terminpläne entwickeln, Kostenberechnungen<br />
durchführen, Planungsabläufe<br />
koordinieren, Ausschreibungen<br />
organisieren, Vergabeverhandlungen<br />
führen und Honorare ermitteln.<br />
Alles in allem eine tolle Sache! Nach<br />
2,5 Jahren wurde in Dresden ein<br />
Großprojekt akquiriert, für das ich<br />
vorgesehen war. Es war der stressigste<br />
Job von allen bisherigen: Ständig im<br />
Flugzeug von München nach Dresden<br />
und zurück, sonntags schon die Koffer<br />
für die Woche packen, am Wochenende<br />
den Haushalt und was sonst so anfällt<br />
erledigen und in der Woche der ständige<br />
Kampf mit Politikern und Bankvorständen.<br />
Bei einer Größenordnung<br />
von über 400 Mio. DM werden Projekte<br />
schnell politisch. Aber man verliert<br />
auch schnell den Respekt vor<br />
Politikern und Bankvorständen. Nach<br />
5 Jahren hatte ich hiervon genug –<br />
auch von der Erfahrung, als potenzielles<br />
Bauernopfer dann doch nicht<br />
geopfert zu werden. Perspektiven gab<br />
es für das Projekt nicht mehr, die<br />
Baustelle lief, und die Vergaben waren<br />
fast alle erfolgt. Kurzum: Es gab nichts<br />
mehr zu bewegen, und außerdem wollte<br />
ich wieder in München sesshaft<br />
werden. Mittlerweile war ich 8 Jahre<br />
bei ibb, also auch Zeit zum Wechseln.<br />
Seit Oktober 1999 bin ich als Projektmanager<br />
bei Accumulata, einer kleinen,<br />
aber erfolgreichen Projektentwicklungsgesellschaft<br />
in München, die sich<br />
auf den Münchener Markt konzentriert.<br />
Hier bin ich mit dem Projektmanagement<br />
eines 200 Mio. DM-Projektes<br />
beschäftigt und nebenbei noch Kosten-<br />
und Termin-Controller für ein weiteres<br />
Großprojekt.<br />
Zurückblickend kann ich sagen, dass<br />
die Vorbereitung auf das Berufsleben<br />
durch die FH sehr differenziert zu<br />
betrachten ist. Ab und zu habe ich<br />
jedenfalls in den Bauwirtschaft- bzw.<br />
Baubetrieb-Ordner geschaut, um etwas<br />
über Wirtschaftlichkeitsberechnungen<br />
oder Bauablaufplanung nachzuschlagen.<br />
Ansonsten waren direkte Bezüge<br />
zum Studium kaum vorhanden. Am<br />
wichtigsten sind sicherlich die Erfahrungsberichte<br />
der Dozenten aus ihrem<br />
Berufsleben und der Rundumblick in<br />
fast alle Fachgebiete: Man weiß, was<br />
es sonst noch so gibt und hat schon<br />
mal etwas davon gehört. Zu sagen, das<br />
hab ich an der FH gelernt, ist sicherlich<br />
nur bei reinen Tragwerks- oder Verkehrsplanern<br />
möglich. Planungsteams<br />
mit all den unterschiedlichen Charakteren<br />
– Architekten, Statikern, Haustechnikplanern,<br />
Sonderfachleuten für<br />
Grundbau und Bauphysik etc. – zu<br />
führen, kann sicherlich an der FH<br />
nicht gelehrt werden, diese Erfahrung<br />
muss man machen – sofern man dafür<br />
geeignet ist. Und wer in die Projektsteuerung<br />
will, sollte zunächst wenigstens<br />
ein bisschen Bauleitererfahrung<br />
gesammelt haben.<br />
Auf alle Fälle rate ich den Studierenden,<br />
so viel wie möglich während<br />
des Studiums auf Baustellen und in<br />
Ingenieurbüros zu arbeiten, nach Möglichkeit<br />
eine Zeit im Ausland zu verbringen<br />
und das Studium nicht in Höchstgeschwindigkeit,<br />
aber auch nicht im<br />
Schongang durchzuziehen. Ausser dem<br />
Job gibt es noch andere Dinge, die<br />
Spass machen.<br />
50 FH Mainz Forum 1/2001
FH Mainz Forum 1/2001<br />
INTERVIEW<br />
Ausbildung und Berufspraxis:<br />
Zwei Seiten einer Medaille<br />
Günter Franz, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz und Mitglied des<br />
Kuratoriums der Fachhochschule Mainz, im Gespräch mit Prof. Emil Hädler<br />
Herr Franz, ich bedanke mich für<br />
die Möglichkeit, ein Gespräch mit<br />
Ihnen für die Zeitschrift „FH-Forum“<br />
führen zu können und möchte in<br />
medias res direkt an einer Initiative<br />
ansetzen, die auch Ihre sehr eigene<br />
ist und auf Bundesebene z. Zt. Beachtung<br />
findet: Die Initiative „Baukultur“.<br />
Es gibt darin Aspekte, die die<br />
Rahmenbedingungen einer gebeutelte<br />
Architektenschaft allgemein, der<br />
Architektenausbildung aber im Besonderen<br />
ansprechen und es stellt<br />
sich die Frage, inwieweit eine Mitwirkung<br />
der Hochschulen sinnvoll ist.<br />
Das Angebot zu einem Gespräch nehme<br />
ich gerne an, weil das Thema<br />
Ausbildung für meine Kammer, so lange<br />
ich zurückdenken kann, ein wichtiges<br />
Thema war, wir uns als Kammer<br />
und ich auch persönlich immer wieder<br />
in diesem Bereich engagiert haben –<br />
auch, wenn das Echo der Hochschulen<br />
insgesamt nicht immer so ausgefallen<br />
ist, wie wir uns das vielleicht<br />
gewünscht hätten.<br />
Zur „Initiative Baukultur“: Die historische<br />
Entwicklung dieser Initiative<br />
geht nach unserem rheinland-pfälzischen<br />
Verständnis darauf zurück, dass<br />
meine Kammer anlässlich des 50jährigen<br />
Kammerjubiläums dem Ministerpräsidenten<br />
Kurt Beck 10 Forderungen<br />
an eine zukunftsorientierte Architekturpolitik<br />
in Rheinland-Pfalz vorgetragen<br />
hat. Der Ministerpräsident hat spontan<br />
zugesagt, dass die Landesregierung<br />
sich dieser Forderungen in geeigneter<br />
Form annehmen werde. Etwas später<br />
dann hat die Bundesarchitektenkammer<br />
das Thema in ähnlicher Weise aufgegriffen<br />
und die „Initiative Baukultur“<br />
zusammen mit Anderen, aber auch mit<br />
dem zuständigen Ministerium in Berlin,<br />
in Angriff genommen. Für mich<br />
überraschend war die Bereitschaft der<br />
Politik, der Anregung nachzukommen<br />
– jedenfalls auf Bundesebene und auch<br />
hier auf Landesebene –, wenngleich<br />
wir es bedauern, dass die konkrete<br />
Umsetzung unserer 10 Forderungen<br />
noch längst nicht den Stand erreicht<br />
hat, den wir uns wünschen. Wir hoffen,<br />
wieder bezogen auf Rheinland-Pfalz,<br />
dass unmittelbar nach den Wahlen es<br />
möglich sein wird, über konkrete Umsetzungen<br />
mit der Landesregierung zu<br />
verhandeln.<br />
Die Chance, dass diese Initiative auf<br />
Bundesebene umgesetzt wird, ist ja<br />
doch eine besondere, die wir sicherlich<br />
in den Hochschulen verfolgen<br />
sollten. Aber welche konkreten<br />
Möglichkeiten oder Anregungen sehen<br />
Sie? Inwieweit kann Hochschule<br />
oder Ausbildung sich mit der Initiative<br />
verbinden?<br />
Ich denke, wenn Hochschule sich und<br />
ihren Auftrag richtig begreift, muss<br />
sie ein Interesse daran haben, welches<br />
Schicksal diese Initiative nimmt, denn<br />
ihr eigenes Schicksal verbindet sich<br />
sehr unmittelbar damit. Es macht einfach<br />
einen grundlegenden Unterschied<br />
aus, ob es ein öffentliches Verständnis<br />
für Architektur und für Baukultur gibt<br />
oder nicht. Das wird sich auch auf<br />
die Hochschulen und deren Bildungsauftrag<br />
auswirken.<br />
Diese Initiative reagiert u.a. auf die<br />
Beobachtung, dass Bauen insgesamt<br />
nicht mehr nur von den Personen<br />
verantwortlich durchgeführt wird,<br />
die dafür ausgebildet sind. Wir beobachten,<br />
dass viele von unseren<br />
Absolventen gar nicht mehr in jenen<br />
Institutionen oder Büros tätig werden,<br />
für die wir meinen, auszubilden,<br />
sondern in anonymen Konsortien<br />
oder in großen Betrieben, die<br />
Günter Franz ist seit 40 Jahren freischaffender<br />
Architekt in Mainz. Sein Büro baute er ab 1961<br />
über Erfolge bei Architekturwettbewerben auf.<br />
Seit über 20 Jahren gehört Herr Franz dem Präsidium<br />
der Architektenkammer Rheinland-Pfalz an,<br />
deren Präsident er seit 14 Jahren ist. Zugleich ist<br />
er Mitglied des Vorstandes der Bundesarchitektenkammer,<br />
als deren Präsident er zeitweilig die deutschen<br />
Interessen im ACE (Rat der Europäischen<br />
Architekten) vertreten hat. In das Kuratorium der<br />
Fachhochschule Mainz wurde Herr Franz im Jahre<br />
1998 berufen.<br />
dann Architektenleistungen mit erbringen,<br />
ohne sich selbst gewissen<br />
Qualitätsstandards verpflichtet zu<br />
sehen. Hier zeigt sich ungeschminkt<br />
der Wandel eines Berufsbildes: Unsere<br />
Absolventen stimmen da in einer<br />
gewissen Weise mit den Füßen<br />
ab und wir müssen uns sehr wohl fragen,<br />
auf welches Berufsbild wir unsere<br />
„Kundschaft“ vorbereiten. Wo<br />
sehen Sie denn die Chance, gewisse<br />
Standards aufrechtzuerhalten, die<br />
wir als Hochschule durchaus gefährdet<br />
sehen?<br />
Wir leben ja bekanntlich in Zeiten der<br />
Globalisierung und des grenzenlosen<br />
Wettbewerbs. Das, was sich auf dem<br />
Markt des Bauens im Moment abspielt,<br />
ist die unmittelbare Auswirkung<br />
51
dieser von Wirtschaft und Politik forcierten<br />
Entwicklung. Wenn man sich<br />
zurückerinnerte an unsere Forderung,<br />
die Studierenden nicht nur für den Entwurf<br />
einseitig, sondern breit angelegt –<br />
ganzheitlich – auszubilden, d. h. etwa<br />
auch im Managementbereich – oder<br />
doch mindestens für Sensibilisierung<br />
insoweit zu sorgen –, dann würde<br />
man unschwer erkennen, dass exakt<br />
diese Befähigungen heute vom Markt<br />
gefordert werden. Dieser sogenannte<br />
Markt hat sich, das wissen wir alle,<br />
dramatischen Veränderungen unterzogen.<br />
Baunachfragende sind sehr viel<br />
weniger als in der Vergangenheit die<br />
öffentliche Hand, sondern private Investoren.<br />
Private Investoren verspüren<br />
weniger Verantwortung für die Qualität<br />
des Bauens im Sinne von „Baukultur“,<br />
als es die öffentliche Hand<br />
tun sollte und oftmals ja auch tut. Zu<br />
den vordergründigen Interessen dieser<br />
privaten Investoren gehört eine wirtschaftlich<br />
rentable Bauabwicklung –<br />
was immer man darunter verstehen<br />
möchte. Oft ist es nur eine „Pseudo-<br />
Wirtschaftlichkeit“, die wesentliche Aspekte<br />
im volkswirtschaftlichen Sinn<br />
außer Acht lässt. Im Rahmen dieser<br />
wirtschaftlichen Interessen ist es ein<br />
erster Schritt, dass man sich eines Projektentwicklers<br />
und im Anschluss daran<br />
eines Generalunternehmers bedient<br />
oder gar eines Generalübernehmers<br />
mit der Folge, dass die Planung dort gemacht<br />
wird, wo auch die Ausführung<br />
angesiedelt ist – mit allen Abhängigkeiten,<br />
die daraus resultieren. Die jungen<br />
Absolventen, denen es nicht beschieden<br />
ist, einen Arbeitsplatz im<br />
Architekturbüro zu bekommen, geraten<br />
ohne ausreichendes professionelles<br />
Training unmittelbar in den Aktionsrahmen<br />
derjenige, deren Interesse<br />
festgemacht ist an vordergründig betriebswirtschaftlichen<br />
Aspekten. Diesen<br />
Interessen sind diese Berufsanfänger<br />
dann auch einseitig unterworfen.<br />
Dies wiederum bedeutet, dass<br />
eigenverantwortliches, gestaltungsbewusstes<br />
Entwerfen sich oftmals pseudowirtschaftlichen<br />
Aspekten unterzuordnen<br />
hat. Daraus könnte sich ein<br />
anderes Selbstverständnis von der Ar-<br />
INTERVIEW<br />
chitektentätigkeit entwickeln, weil sich<br />
diese jungen Kollegen in einer ganz<br />
anderen Abhängigkeit wiederfinden als<br />
wir das kennen, die wir es noch gewohnt<br />
sind, dass Planung und Ausführung<br />
zwei Paar Schuhe sind, die zwar sehr<br />
viel miteinander zu tun haben, die sich<br />
auch in Abhängigkeit voneinander befinden,<br />
die aber aufeinander folgen müssen<br />
und nicht auf unverträgliche Weise miteinander<br />
verwoben sein sollten, wie das<br />
heute oftmals der Fall ist.<br />
Das berührt einen Aspekt, der vor<br />
den eigentlichen Bauentscheidungen,<br />
die uns Architekten betreffen, die<br />
Frage stellt: Wer bestimmt heute<br />
das Erscheinungsbild unserer Städte?<br />
Ein bei uns in Mainz anhängiges<br />
Berufungsverfahren für das Lehrgebiet<br />
Städtebau hat gezeigt, dass<br />
Bewerberinnen und Bewerber in dieser<br />
Fragestellung versucht haben<br />
einzugrenzen, inwieweit Städtebau<br />
überhaupt noch eine hoheitliche Aufgabe<br />
des Staates oder der Kommunen<br />
ist und welche Steuerungsmöglichkeiten<br />
die Öffentlichkeit angesichts<br />
der Dominanz investitionsstarker<br />
Gruppen real noch hat. Es gibt<br />
durchaus die Position, hier offensiv<br />
auf die veränderten Gegebenheiten<br />
zuzugehen und im Sinne der „Private-Public-Partnership“<br />
zu alternativen<br />
Organisationsmodellen zu kommen.<br />
In Zuge der Deregulierung<br />
treffen diese Vorstellungen auf politische<br />
Zustimmung. Stadtplaner<br />
sind berufsständisch durch die Architektenkammer<br />
vertreten. Sehen<br />
Sie zukunftsweisende Ansätze zur<br />
Perspektive im Städtebau und in der<br />
diesbezüglichen Ausbildung?<br />
Wir erleben im Augenblick, dass die<br />
Stadt wieder ein Thema in der öffentlichen<br />
Diskussion wird. Leider ist<br />
es bisher keineswegs ausreichend gelungen,<br />
herauszustellen, wie groß die<br />
Verantwortung derjenigen ist, die die<br />
Stadt und deren Entwicklung zu planen<br />
haben. Wenn die Stadt orientiert<br />
an ausschließlich privaten Interessen<br />
geplant wird, wird sie anders aussehen,<br />
als wenn sie orientiert am öffentlichen<br />
Interessen weiterentwickelt wird. Vor<br />
diesem Phänomen stehen wir im Augenblick<br />
mit allen Problemen, die daraus<br />
resultieren. Ich will damit sagen:<br />
Vorausschauende Stadtplanung ist nach<br />
meiner Einschätzung noch bedeutsamer<br />
oder mindestens ebenso bedeutsam<br />
wie die nachfolgende Objektplanung<br />
und deren Umsetzung. Eine qualitätvolle<br />
Baugestaltung – auf der Grundlage<br />
einer verfehlten Stadtentwicklungsplanung<br />
– kann nur noch allenfalls<br />
korrigierend eingreifen. Ich will noch<br />
hinzufügen: Sie wissen, dass es ein<br />
Urteil des Bundesverfassungsgerichtes<br />
gibt, nach dem Stadtplanung auch von<br />
Personen betrieben werden kann, die<br />
etwa ein Geographie- oder Jurastudium<br />
absolviert haben. Das Berufsbild<br />
der Stadtplaner – und die damit verbundene<br />
Verantwortung – ist demzufolge<br />
weit schwerer zu fassen als das<br />
Berufsbild der Architekten. Man muss<br />
höchst besorgt sein, wenn man sich<br />
vorstellt, dass die Entwicklung in diese<br />
Richtung unkorrigiert weiter geht<br />
und womöglich auch die Ausbildung<br />
erfasst.<br />
Wie sehen Sie denn unter diesem Aspekt<br />
die Rolle des Stadtplaners hinsichtlich<br />
anderer Disziplinen, die sich<br />
ebenfalls um das Wohl der Stadt<br />
bemühen: City-Manager und Stadtmarketing<br />
versuchen auf ihre Weise,<br />
die Entwicklung der Stadt zu steuern.<br />
Ich denke, dass man die Entwicklung<br />
des Stadtmarketings durchaus ernst<br />
nehmen muss. Es gibt sicher Gründe<br />
für das Auftreten dieser neuen Disziplin.<br />
Diese liegen nach meiner Auffassung<br />
in erster Linie in „Reparaturabsichten<br />
an Bestehendem“, weil<br />
sich Vieles nicht mehr erzwingen lässt,<br />
was baulich oder stadtstrukturell fehlgeleitet<br />
wurde. Wenn ich mich an die<br />
Bemühungen in dieser Stadt Mainz erinnere,<br />
ihr Rheinufer zu aktivieren, ihr<br />
Stadtbild zu überprüfen und womöglich<br />
Korrekturen zu entwerfen, wenn<br />
ich sehe, wohin diese Bemühungen<br />
bisher geführt haben, dann bin ich eher<br />
skeptisch. Eine sich vielfach abzeichnende<br />
Gemengelage von Event, Kommerz<br />
und Collage halte ich jedenfalls<br />
nicht für zukunftsfähig.<br />
52 FH Mainz Forum 1/2001
In dieser Umbruchphase stellt sich<br />
für die Hochschulen die Frage, wer<br />
heute als Lehrender auf Dauer<br />
überhaupt noch den Anspruch auf<br />
zukunftfähige Lehrinhalte – in der<br />
Architektur gleichermaßen wie im<br />
Städtebau – einlösen kann. Die Hochschullehrer<br />
von morgen kommen ja<br />
aus dem heutigen Kollegenkreis. Welche<br />
Vorstellungen vertreten in dieser<br />
Hinsicht die Architektenkammern,<br />
wer ist „professorabel“?<br />
Wann immer wir uns in dieser Hinsicht<br />
zu Wort gemeldet haben, wurde uns<br />
der Anspruch auf die Freiheit der Lehre<br />
entgegengehalten. Ich denke dennoch,<br />
dass die Berufspraxis einen legitimen<br />
Anspruch hat, sich zur Qualifikation<br />
von Lehrenden zu äußern. Im<br />
Fall der Architekten ist dies durchaus<br />
definierbar. Bei den Stadtplanern wird<br />
das erkennbar schwieriger, wenn man<br />
etwa die Forderung erhebt, wer immer<br />
eine solche Lehrtätigkeit ausübt, möge<br />
über ausreichende Erfahrung und Praxis<br />
in diesem Bereich verfügen. Ich<br />
glaube, das ist auch das Dilemma, in<br />
dem Sie mit Ihren Berufungsverfahren<br />
stecken: Am Ende sollte entscheiden,<br />
was man fachliche und persönliche<br />
Qualifikation nennt. Meine vielleicht<br />
etwas konventionelle Einschätzung ist<br />
die, dass Architektur und Städtebau<br />
am Ende doch eine ganze Menge miteinander<br />
zu tun haben und dass ich mir<br />
nicht vorstellen kann, dass im Regelfall<br />
jemand Stadtplanung lehren könnte,<br />
ohne mit Architektur aus eigener<br />
Erfahrung ernstzunehmend vertraut zu<br />
sein.<br />
In aller Munde ist die Diskussion,<br />
die uns Hochschulen von der Politik<br />
mehr oder weniger nachgetragen<br />
worden ist, die akademischen<br />
Abschlüsse in Deutschland zu revidieren.<br />
So wie die Dinge aussehen,<br />
ist der Diplom-Ingenieur deutscher<br />
Prägung ein Auslaufmodell in Europa.<br />
Dieser Prozess ist voll im Gange,<br />
dazu gibt es dezidierte Positionen<br />
der Architektenkammern – zunächst<br />
ablehnend –, überhaupt etwas am<br />
Status des Diplom-Ingenieurs zu ver-<br />
FH Mainz Forum 1/2001<br />
INTERVIEW<br />
ändern. Mittlerweile muss man sehen,<br />
dass bereits viele Hochschulen<br />
auf diesen Zug aufgesprungen sind<br />
und sich ein Wettlauf zu entwickeln<br />
scheint, wer die Nase besonders weit<br />
vorne hat. Wie wird man denn seitens<br />
der Architektenkammern künftig<br />
mit dieser Frage umgehen?<br />
Es scheint schon ein typisch deutsches<br />
Vorgehen zu sein, sich weniger mit<br />
Ausbildungsinhalten zu befassen als<br />
mit der Dauer der Ausbildung und<br />
der Art des Abschlusses – so muss es<br />
einem jedenfalls vorkommen – und<br />
typisch deutsch scheint es mir auch zu<br />
sein, dass wir bereit sind, einen international<br />
anerkannten Abschluss wie den<br />
Diplom-Abschluss einfach herzugeben<br />
für etwas, was erkennbar von<br />
vielen überhaupt nicht richtig eingeschätzt<br />
wird. Wer die Verhältnisse<br />
kennt weiß, dass sich hinter „Bachelor“<br />
und „Master“ ganz unterschiedliche<br />
Studiengänge und -dauern verbergen<br />
können. Nun war es wohl<br />
auch beabsichtigt, im Wettbewerb der<br />
Hochschulen untereinander, die Szene<br />
gewissermaßen aufzumischen und den<br />
Hochschulen „Beine zu machen“. Das<br />
kann man ja sogar noch nachvollziehen,<br />
nur was danach gefolgt ist kann<br />
man nur mit Sorge betrachten: Dass<br />
jetzt Hochschulen hektisch reagieren,<br />
versuchen, sich einen Vorteil zu verschaffen,<br />
indem sie sich in diese neuen<br />
Ausbildungsgänge und Studienabschlüsse<br />
stürzen ohne zu fragen, was<br />
für die Absolventen nachfolgt. Ist ein<br />
Absolvent, der 6 Semester studiert hat,<br />
berechtigt, Architekt zu sein, auch bauvorlageberechtigt<br />
zu sein? – was ich<br />
an dieser Stelle schon mit einem klaren<br />
Nein beantworten kann. Ich würde<br />
jeder Ausbildungsstätte dringend empfehlen:<br />
Haltet den Diplom-Ingenieur<br />
hoch und wenn Ihr außerdem – entsprechend<br />
sich abzeichnender Anforderungen<br />
– noch etwas anderes anbieten<br />
wollt, dann tut das meinethalben, aber<br />
werft nicht weg, was sich bewährt hat!<br />
Erst die Zeit wird zeigen, ob Bachelor<br />
und Master überhaupt von der Praxis<br />
angenommen werden.<br />
Die Ausbildung an den Hochschulen<br />
steckt bekanntermaßen in finanziellen<br />
Nöten. Wenn wir uns konsequent<br />
am angelsächsischen Modell orientieren<br />
sollten, dann müsste das Studium<br />
künftig Einiges kosten. Dies<br />
wiederum ist politisch nicht gewollt.<br />
Wenn es nun die Studiengebühren<br />
nicht sein dürfen, dann scheint<br />
eine Zauberformel beim Wettbewerb<br />
der Standorte in der Einwerbung<br />
von Drittmitteln zu liegen, um den<br />
gewünschten Praxisbezug nachzuweisen.<br />
Wo sehen Sie die Chancen<br />
bzw. die Gefahren einer Partnersuche<br />
der Hochschulen in der freien<br />
Wirtschaft und wo sind die Schnittstellen<br />
zwischen wünschenswertem<br />
Engagement und unlauterer Konkurrenz?<br />
Das ist in der Tat eine wichtige Frage.<br />
Zunächst, meine ich, muss man feststellen:<br />
Bildung und Ausbildung sind<br />
eine der wichtigsten Aufgaben des<br />
Staates und der Staat hat dafür zu<br />
sorgen, dass Hochschulen in ausreichendem<br />
Maße finanziell ausgestattet<br />
werden. Es wäre allerdings blauäugig<br />
anzunehmen, dass Hochschulen in Zukunft<br />
ohne Drittmittelinitiativen auskommen<br />
werden. Ich denke, dass auch<br />
dagegen nichts einzuwenden ist, wenn<br />
genau das eingehalten wird, was Sie<br />
eben selbst gesagt haben: Die Beachtung<br />
der Schnittstellen. Was sicher<br />
nicht sein kann, ist, dass Hochschulaktivitäten<br />
in unlauterer Konkurrenz<br />
zur Berufsausübung der Freiberufler<br />
stattfinden. Damit würden sich die<br />
Hochschulen am Ende selbst schaden,<br />
weil mögliche Arbeitsplätze im freien<br />
Beruf in Frage gestellt würden. Es<br />
kommt also entscheidend darauf an,<br />
dass sich Aktivitäten in diesem Bereich<br />
und die Ausübung des freien Architektenberufes<br />
nicht gegenseitig Konkurrenz<br />
machen, sondern sich vernünftig<br />
ergänzen.<br />
Drittmittelaktivitäten einer Hochschule<br />
können sehr weitgefächert<br />
sein. Am Architektur- und Ingenieurbereich<br />
der FH Mainz sind der-<br />
53
zeit zwei Institute aktiv: Das i3<br />
mainz in der Geoinformatik, das<br />
IProD in der Denkmalpflege. Die betriebswirtschaftlichenFachrichtungen<br />
sind seit langem Spitzenreiter<br />
bei der Einwerbung von Drittmitteln<br />
und haben jüngst das „Institut<br />
für Unternehmerisches Handeln“<br />
gegründet. Das IMG wickelt seit<br />
Jahren mit Studierenden Aufträge<br />
für Private ebenso wie für Ministerien<br />
im Bereich der Mediengestaltung<br />
ab. Wie lässt sich ein Konsens<br />
finden, bei dem überflüssige Konkurrenzen<br />
gar nicht erst diskutiert<br />
werden müssen?<br />
Ich glaube, das hängt vom Einzelfall<br />
ab. Wenn ich mir erlauben darf Ihre<br />
eigene Initiative, das IProD, als Beispiel<br />
zu benennen, das ja davon ausgeht,<br />
dass es im Vorfeld von Architektentätigkeit<br />
agiert, dann meine ich,<br />
wird es möglich sein, Schnittstellen zu<br />
finden, die es gestatten, dass man sich<br />
eben nicht gegenseitig „ins Gehege“<br />
kommt. Es wird andere Fälle geben,<br />
bei denen das schwieriger sein könnte.<br />
Als Grundsatz müsste aber immer gelten,<br />
dass keine unlautere Konkurrenzsituation<br />
entstehen darf. Denn wenn Leistungen<br />
erbracht werden, die normalerweise<br />
„auf dem Markt eingekauft“<br />
werden und wenn diese Leistungen<br />
womöglich weitab von kostendeckenden<br />
Konditionen von der Hochschule<br />
erbracht werden, dann wird dieses so<br />
erzielte Honorar beim nächsten Mal<br />
Maßstab sein für die Vergabe eines<br />
Auftrages an einen Freiberufler und für<br />
diesen nicht kostendeckend sein.<br />
Professoren, die „drittmittelaktiv“<br />
sind, unternehmen diese Aktivitäten<br />
in Haupttätigkeit. Für angewandte<br />
Forschung gibt es dementsprechende<br />
Freistellungen vom Lehrdeputat.<br />
Ein vielfach diskutiertes Thema zwischen<br />
den freiberuflich tätigen Architekten<br />
und ihren professoralen<br />
Kollegen war immer die sog. „Nebentätigkeit“.<br />
Nebentätigkeiten werden<br />
Professoren immer beanspruchen<br />
müssen, um ihren Praxisbezug<br />
sicherzustellen, der letztlich die Vor-<br />
INTERVIEW<br />
aussetzung für die Berufung war.<br />
Wir erleben ja als Lehrende, bei<br />
der Berufung an Fachhochschulen<br />
beweisen zu müssen, dass wir solide<br />
im Beruf verankert über diesen Praxisbezug<br />
verfüngen, da wir ansonsten<br />
nicht berufungsfähig wären. Andererseits<br />
verführt gerade das „System<br />
Fachhochschule“ mit seinem<br />
hohen 18-stündigen Lehrdeputat viele<br />
Kolleginnen und Kollegen dazu -<br />
wenn sie nicht nebentätig bleiben -,<br />
diesen Praxisbezug aufzugeben und<br />
sich selbst schleichend im Sinne einer<br />
praxisorientierten Ausbildung<br />
zu disqualifizieren.<br />
Wir sind uns da in der Einschätzung<br />
weitgehend einig. Die Kammer fordert<br />
ja geradezu den Praxisbezug, die berufliche<br />
Erfahrung als Voraussetzung<br />
für eine Lehrtätigkeit: Entscheidend ist<br />
der Umfang einer Nebentätigkeit, denn<br />
wenn der Umfang dieser sogenannten<br />
Nebentä-tigkeit zu groß wird, ist zu<br />
befürchten, dass die Lehrtätigkeit darunter<br />
leidet. Das ist aber nur ein Aspekt.<br />
Der Aspekt, der die ausschließlich freiberuflich<br />
tätigen Architektenkollegen<br />
immer wieder verärgert – insbesondere<br />
in Zeiten schlechter Konjunktur,<br />
also geringer Planungsnachfrage – ist,<br />
dass Kollegen, die einer wirtschaftlich<br />
gesicherten Lehrtätigkeit nachgehen<br />
– womöglich unter Inanspruchnahme<br />
Studierender – Auftragssituationen herstellen,<br />
die ein „normaler“ Freiberufler<br />
so nicht erlangen kann.<br />
Es gibt ja aus der Sicht der Hochschullehrer<br />
ein anderes Dilemma:<br />
Die gesetzlichen Vorgaben lassen eine<br />
Nebentätigkeit von mehr als 1<br />
Tag in der Werkwoche nicht wirklich<br />
zu. Mit einem solchen Umfang<br />
möglicher Nebentätigkeit kann man<br />
beispielsweise eine Baustelle als Architekt<br />
nicht mehr verantwortlich<br />
führen und verliert damit den konkreten<br />
Erfahrungsschatz der baulichen<br />
Umsetzung. Die Frage dreht<br />
sich doch insofern auch darum, welche<br />
Mindestanforderung von Kammerseite<br />
an den Praxisbezug der Lehrenden<br />
gestellt werden sollte: Welche<br />
Praxiserfahrung soll konkret von<br />
Lehrenden erwartet werden, damit<br />
sich diese nicht in Wettbewerbstätigkeit<br />
oder nur in den reinen Planungsleistungen<br />
der Phasen 1 – 4 nach<br />
HOAI abspielt.<br />
Das ist eine Frage. die man wohl kaum<br />
generell beantworten kann und ich bin<br />
mir auch sicher, dass die Einschätzungen<br />
darüber auseinandergehen. Es gibt<br />
ja wohl den Begriff des Di-Mi-Do-<br />
Kollegen, der Dienstag früh einfliegt<br />
und Donnerstag abend sich wieder in<br />
die Heimat begibt und in der restlichen<br />
Zeit versucht, seinen Bürobetrieb aufrecht<br />
zu erhalten. Ich kann mir vorstellen,<br />
dass es lehrende Kollegen mit einer<br />
entsprechenden Büroorganisation<br />
gibt, die es ihnen gestattet, ihre Lehrtätigkeit<br />
über ihr unmittelbares berufliches<br />
Engagement hinaus so oder ähnlich<br />
auszuüben. Eine Definition konkreter<br />
Anforderungen sollten die Ausbildungsstätten<br />
eigenverantwortlich leisten.<br />
Uns stellt sich in der Lehre natürlich<br />
auch immer die Frage, wie wir es<br />
schaffen können, Externe - also nicht<br />
dauerhaft lehrende - Praktiker über<br />
Vertretungsprofessuren, Lehraufträge<br />
etc. in die Lehre einzubeziehen.<br />
Der Wunsch dazu ist seitens der<br />
Hochschule vorhanden, allerdings<br />
hat dies immer etwas mit Geld zu<br />
tun. Die finanziellen Voraussetzungen,<br />
unter denen wir uns hier engagieren<br />
können, sind bekannt. Aus<br />
Ihrer Sicht: Sehen Sie das Interesse<br />
oder die Chance der freiberuflichen<br />
Kollegen, sich in der Lehre zu engagieren,<br />
wenn sie nicht direkt als Professoren<br />
berufen werden oder machen<br />
wir uns etwas vor: Jeder, der<br />
weiß, was es bedeutet, ein Büro heute<br />
zu führen, muss sich überlegen,<br />
ob er sich ein solches „Hobby“ wie<br />
den zusätzlichen Einsatz in der Lehre<br />
leisten möchte.<br />
Im Falle einer Professur sollen die<br />
Verhältnisse eindeutig geregelt sein.<br />
Im Fall von Lehraufträgen ist die Situation<br />
nach meiner Einschätzung mehr<br />
54 FH Mainz Forum 1/2001
als beschämend, wenn man an die<br />
Größenordnung der Vergütung denkt,<br />
die da angeboten wird. Allein daraus<br />
ergibt sich, dass sich wirklich nur<br />
Idealisten bereit finden können, einer<br />
solchen Tätigkeit nachzugehen. Unsere<br />
Gesellschaft appelliert zwar immer<br />
wieder an den Idealismus, praktiziert<br />
aber genau das Gegenteil. Ich denke<br />
trotzdem – um die Frage zu beantworten<br />
–, dass es Kollegen gibt, die interessiert<br />
und befähigt sind, einer solchen<br />
Tätigkeit nachzukommen. Nicht jeder,<br />
der gut bauen kann, wird automatisch<br />
das Zeug zum Lehrer haben. Die entscheidende<br />
Frage ist wirklich, unter<br />
welchen Bedingungen man geeignete<br />
Kollegen gewinnen kann. Hierüber sollen<br />
sich Hochschule, Berufsvertretung<br />
und Ministerium auseinandersetzen.<br />
Ein Aspekt, der mit den neuen Gesetzgebungen<br />
die Hochschulen stark beschäftigt,<br />
ist die Weiterbildung. Weiterbildung<br />
betreibt allerdings auch<br />
die Architektenkammer. Müssen wir<br />
mit möglicherweise neuen Konkurrenzen<br />
rechnen, wenn Weiterbildungsstudiengänge<br />
an den Hochschulen<br />
angeboten werden? Immerhin<br />
leben die Kammerakademien<br />
von den Einnahmen, die sie durch<br />
ihr Kursprogramm gewinnen.<br />
Was die Kammer in diesem Zusammenhang<br />
tut, ist bestenfalls kostendeckend.<br />
Es gibt einen ständigen Weiterbildungsbedarf<br />
und die Pflicht zur Weiterbildung<br />
seitens der praktizierenden<br />
Kollegen. Ich glaube, das ist unstrittig.<br />
Sie erinnern sich ja auch noch, dass die<br />
Kammer über lange Jahre hinweg mit<br />
der Technischen Akademie Südwest<br />
zusammengearbeitet hat, dass dies unbefriedigende<br />
Ergebnisse brachte und<br />
dass deshalb ein erfolgreiches eigenes<br />
Weiterbildungssystem entwickelt wurde.<br />
Die Frage, ob es in der Vergangenheit<br />
versäumt wurde, die Zusammenarbeit<br />
zwischen Hochschulen und Kammer<br />
zu fördern, kann man sich durchaus<br />
stellen. Vortragende in Weiterbildungsveranstaltungen<br />
sind ja zum Teil<br />
auch Hochschullehrer. Ich würde es<br />
für unsinnig halten, wenn da eine Kon-<br />
INTERVIEW<br />
kurrenzsituation entstünde. Viel besser<br />
fände ich es, wenn sich Hochschulen<br />
und Kammer zusammensetzen<br />
würden und gemeinsam darüber nachdächten,<br />
wie man ggf. Synergieeffekte<br />
herbeiführen kann.<br />
Zuletzt will ich ein sehr aktuelles<br />
Thema der Mainzer Fachhochschule<br />
ansprechen, zu dem sich die Architektenkammer<br />
mehrfach geäußert hat:<br />
Wenn wir die Zeichen richtig deuten,<br />
dann ist nach annähernd 20-jähriger<br />
Irrfahrt die Odyssee der Standortsuche<br />
für die neue FH Mainz zu Ende.<br />
Der Prozess dieser Standortfindung<br />
ist in der Tat ein sehr langer und<br />
man könnte jetzt darüber nachdenken,<br />
wer dafür Schuld trägt, dass die Fachhochschule<br />
es bisher nicht geschafft<br />
hat, angemessene Räumlichkeiten zu<br />
besitzen. Richtig ist auch, dass es<br />
im Augenblick so aussieht, als ob<br />
eine Realisierung ins Haus stünde. Ich<br />
erinnere daran, dass es zwei denkbare<br />
Alternativen gab: Zum einen die<br />
Ansiedlung im Stadtbereich, der wir einen<br />
gewissen Charme hätten abgewinnen<br />
können – alternativ dazu die jetzt<br />
auf den Weg gebrachte Ansiedlung<br />
der Fachhochschule an der Peripherie<br />
von Mainz. Nun gut, wenn sich dieses<br />
Projekt tatsächlich auf dem Wege der<br />
Realisierung befindet – und es scheint<br />
so –, dann sollte es selbstverständlich<br />
sein, dass dort auch das entsteht, was<br />
man „vorbildliche Architektur“ nennen<br />
kann. Um das sicherzustellen, fordert<br />
die Kammer einen Architektenwettbewerb,<br />
der die besten Chancen<br />
vermittelt, um zu einem angemessenen<br />
Ergebnis zu kommen. Diese Einschätzung<br />
bezieht sich auch nicht zuletzt<br />
auf den gewählten Standort. Es wäre<br />
wirklich zu wenig, wenn man es etwa<br />
Investoren überließe, zu welcher Gestalt,<br />
welchem Erscheinungsbild eine<br />
Hochschule, die in ihren Mauern auch<br />
noch Architekten und artverwandte Berufe<br />
ausbildet, findet. Wir fordern den<br />
Wettbewerb unter allen Umständen und<br />
wir bieten alle Unterstützungen dafür<br />
an, dass die Zeit, die dafür notwendig<br />
sein wird bezogen auf die Größe des<br />
Projektes und auf die Dauer des Vorganges<br />
eher bedeutungslos wird.<br />
Ein Argument gegen eine Architektenwettbewerb<br />
ist ja die angeblich<br />
verzögernde Wirkung, die dieses Procedere<br />
mit sich bringt.<br />
Die Rede ist, soweit mir das bekannt<br />
ist, von einer zusätzlichen „belastenden“<br />
Dauer von 6 Monaten. Ich muss<br />
ehrlich sagen, dass ich nicht bereit<br />
bin, darüber auch nur zu diskutieren.<br />
Wenn ich die Größenordnung des Projektes<br />
bedenke und in Betracht ziehe,<br />
wie lang der Prozess des Überlegens<br />
zum Fachhochschulstandort Mainz nun<br />
schon dauert – und wenn dann über<br />
6 Monate gesprochen wird, die zu<br />
unterschreiten durchaus denkbar ist –<br />
dann finde ich das nur noch absurd,<br />
unannehmbar und im übrigen unverantwortlich.<br />
Wir hoffen natürlich, dass bei diesem<br />
Prozess ein Optimum erzielt<br />
wird, dass wir als Hochschule auch<br />
beteiligt werden. Sicher ist das nicht<br />
und die Entscheidungen haben nicht<br />
die Hochschulen zu treffen.<br />
Ich frage mich, in welcher Art von<br />
Demokratie wir eigentlich leben, wenn<br />
das Wettbewerbsverfahren, das ein<br />
wirklich demokratisch bewährtes Verfahren<br />
zur Erlangung der besten Qualität<br />
– unter Beteiligung des künftigen<br />
Nutzers – darstellt, im Ernst nicht zum<br />
Zuge käme.<br />
Wir wollen hoffen, dass es nicht<br />
dazu kommt. Ich bedanke mich für<br />
dieses Gespräch, bei dem wir sehr<br />
konkret geworden sind – zuletzt vielleicht<br />
auch „ein wenig mainzerisch“.<br />
FH Mainz Forum 1/2001 55
56<br />
KLEINE NACHRICHTEN<br />
AStA-Company Day IT am 23.11.<strong>2000</strong><br />
von Marie-Louise Bruch und Melisa Oprasic<br />
Warum eigentlich ein Company Day<br />
zum Thema IT-Branche? IT ist nicht<br />
nur eine Modeerscheinung, sondern<br />
die boomende Branche, wenn es<br />
um zukünftige Jobs geht. Nicht<br />
nur im Bereich Programmierung,<br />
auch im Marketing, Consulting<br />
und Vertrieb werden händeringend<br />
schlaue Absolventen gesucht. Als<br />
Vorreiter im Rhein-Main-Gebiet<br />
hat die Uni Frankfurt bereits den<br />
Studienschwerpunkt E-Commerce<br />
etabliert, welcher bei der Einführung<br />
begeistert von den Studierenden<br />
aufgenommen wurde. Die<br />
Fachhochschule Mainz sollte gerade<br />
als größte FH in Rheinland-Pfalz<br />
der Nachfrage nach qualifizierten IT-<br />
Experten gerecht werden. Das bedeutet<br />
im Klartext: Ausbau der Lehre und<br />
Förderung von zukunftsorientierten<br />
Studiengängen und -schwerpunkten.<br />
Diese beiden Beweggründe veranlassten<br />
den AStA, einen Denkanstoß in die<br />
richtige Richtung zu geben.<br />
Statt langer Berichterstattungen über<br />
Planung und Organisation, Ausführung<br />
und anschließende After-Work-Party<br />
aller Helfer (Vielen Dank!!) des<br />
Company Days lassen wir Bilder<br />
sprechen:<br />
Eckhard Heine eröffnet die Veranstaltung<br />
Talk am Morgen: Jobs 2010 – Nur eine Frage<br />
des Typs? Unter der Leitung von Michael<br />
Opoczynski (ZDF-Magazin WISO) entstand<br />
eine lebhafte Gesprächsrunde. Zahlreiche<br />
Zuschauer, einige Zwischenfragen und Experten-Tips<br />
für Bewerber („Foto: Baby auf<br />
Tigerfell?“) vervollständigen den positiven<br />
Start am Morgen!<br />
Die Recruiting-Area mit Firmen-Ständen<br />
rundet den Mix aus Talk, Vortrag und Dialog<br />
ab und bietet den Studierenden viele<br />
Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen<br />
Ein heimlicher Höhepunkt der Veranstaltung<br />
war u.a. die kulinarische Weltreise am<br />
Buffet (Hintergrundbild).<br />
Bei Kichererbsenmus, türkischem Tee und<br />
anderen orientalisch-asiatischen Köstlichkeiten<br />
konnten z.B. durch Vortragende<br />
noch offene Fragen der Helfer beantwortet<br />
werden, da sie nicht jeden Vortrag besuchen<br />
konnten. Insgesamt führte das Business<br />
Lunch zu unterhaltsamen Gesprächen<br />
und entließ Firmenvertreter, Helfer und<br />
AStA- Referenten entspannt und gesättigt<br />
in die nachmittäglichen Vorträge<br />
Eigentlich sollten die trompetenden Clowns<br />
Pausenunterhalter sein, jedoch übertönten<br />
sie teilweise die einleitenden Worte der<br />
Referenten. Macht nichts! War trotzdem<br />
lustig!<br />
Ralf Schillbach, Projektmanager UMTS der<br />
T-Mobil GmbH, referiert über das Productmanagement<br />
am Beispiel von UMTS<br />
Mit frischem Kaffee, leckeren Keksen und<br />
anderen Nettigkeiten hielten unsere Helfer<br />
Aussteller, Referenten und Gäste bei Laune<br />
FH Mainz Forum 1/2001
Student meets Start-up<br />
Prof. Dr. Eickhoff, Leiter des „Instituts für<br />
Unternehmerisches Handeln” der FH Mainz,<br />
moderierte den äußerst gelungenen Dialog<br />
zwischen Studenten und Sonja Richard,<br />
Unternehmerin - medihands.de, Knut<br />
Scholz - Geschäftsführer allmaxx.de,<br />
Robin Titus – Gründer und Managing Director,<br />
Stefan Hänel - Director Finance, beide<br />
Portum GmbH<br />
Die Evolution der B2B-Markets wurde professionell<br />
von Jan Wedemeyer, KPMG, vorgetragen.<br />
Begeisterte Teilnehmer erkundigten<br />
sich nach Folien und hinterließen<br />
E-Mail Adressen. Besser geht´s nicht!<br />
Concept! AG – Symbiose aus Kreativität<br />
und Zahlen<br />
Sven Bornemann, Niederlassungsleiter<br />
Wiesbaden, hat das schwere Los gezogen,<br />
den letzen Vortrag zu halten. Man soll<br />
es nicht für möglich halten, letztendlich<br />
überzog er fast 20 Minuten, da einige<br />
wissbegierige Studierende nicht aufhören<br />
konnten, ihn zu löchern<br />
FH Mainz Forum 1/2001<br />
KLEINE NACHRICHTEN<br />
Endlich, die Verlosung!!!!<br />
Nach stundenlanger Spannung kam endlich<br />
die Verlosung zum Zuge. Einige Hundert<br />
Gewinnkarten wurden beim Infostand abgegeben.<br />
Und das waren die glücklichen Gewinner:<br />
Luxuriöses Hyatt-Wochenende: Frank Eimer,<br />
Gau-Bischofsheim, Ballonfahrt über Rheinhessen:<br />
Julia Schäfer, Nierstein, SLK Erlebnisfahrt:<br />
Markus Motzko.<br />
Wie zu jeder Veranstaltung gehören<br />
Anerkennung und Verbesserungsvorschläge<br />
dazu. Wir haben Kommentare<br />
und Zitate verschiedenster Teilnehmer<br />
bunt gemischt, um einen möglichst<br />
breitgefächerten Eindruck von der Veranstaltung<br />
zu geben:<br />
Student FH Mainz: „Wir möchten gerne<br />
teilnehmen, aber müssen in die<br />
Vorlesung!“<br />
Studentin der ebs: „Bei uns ist das<br />
Pflicht für Studenten und Profs!“<br />
Student der FH Darmstadt: „Warum<br />
sitzen denn hier noch Leute in der<br />
Vorlesung?“<br />
Geschäftsführer IBM Speichersysteme<br />
Deutschland: „Wo sind eigentlich Ihre<br />
Professoren, die man auf der Fotowand<br />
bewundern kann?“<br />
Antwort AStA-Vorsitzender: „Die halten<br />
Vorlesung, damit unsere Studenten<br />
sich nicht mit Ihnen unterhalten können!“<br />
Knut Scholz, GF merconic GmbH<br />
Berlin: „Der zu spürende frische Wind<br />
in Ihrer FH hat mich begeistert!“<br />
Professor FH Mainz: „Meine Vorlesung<br />
ist so wichtig – ich lasse nichts ausfallen,<br />
aber ich kann dem AStA ja ein<br />
Glückwunschtelegramm übermitteln!“<br />
Die Ergebnisse der Interviews und Beurteilungsbögen<br />
bestätigen einige Kommentare<br />
und lassen unsere FH insgesamt<br />
in einem guten Licht zurück. Ausstellenden<br />
Unternehmen waren sehr<br />
zufrieden mit der Veranstaltung, insbesondere<br />
mit der Organisation und<br />
Betreuung. Auch das Buffet hat viele<br />
begeistert.<br />
Ausstellende Unternehmen waren:<br />
MIS<br />
allmaxx.de<br />
Nortel Networks<br />
Portum GmbH<br />
CSC Ploenzke<br />
IBM Speichersysteme<br />
Allianz<br />
Access<br />
Concept!<br />
C@Content<br />
Positiv fielen auch die zum Großteil<br />
gut vorbereiteten Studierenden auf, die<br />
mit Lebenslauf und konkreten Job-Vorstellungen<br />
auf die Unternehmen zugingen.<br />
Die mangelnde Präsenz der Professoren<br />
und das Abhalten von Lehrveranstaltungen<br />
empfanden 80% der<br />
Referenten und Unternehmen als peinlichen<br />
Affront. An dieser Stelle herzlichen<br />
Dank an Frau Prof. Dr. Diehl für<br />
ihren unermüdlichen Einsatz – vorbildlich!<br />
Daher blieb oftmals die Möglichkeit<br />
aus, Kontakte zwischen Professoren<br />
und Unternehmen zu knüpfen, um<br />
diese in zukünftige Lehrveranstaltungen<br />
einzubinden.<br />
Für uns war der Company Day im Wintersemester<br />
<strong>2000</strong>/2001 ein voller Erfolg,<br />
da wir es geschafft haben, den notwendigen<br />
Bezug zur Wirtschaft für interessierte<br />
Studenten herzustellen. Der<br />
nächste Company Day naht und wir<br />
freuen uns über Anregungen!<br />
57
58<br />
Prof. Tjark Ihmels erhielt<br />
„Kunstpreis des Medienforums München“<br />
Tjark Ihmels, der seit Mai vergangenen<br />
Jahres eine Professur für Interaktive<br />
Gestaltung an der Fachhochschule<br />
Mainz innehat, ist im September<br />
<strong>2000</strong> mit dem mit 20.000 DM dotierten<br />
„Kunstpreis des Medienforums<br />
München“ ausgezeichnet worden. Ihmels<br />
erhielt den Preis für seine bewegliche<br />
Installation „Eins Null Null Eins<br />
Nacht“, die vom 26.8. - 2.9. <strong>2000</strong> im<br />
Maximilian Kunstforum München zu<br />
sehen war.<br />
In seiner Laudatio anlässlich der Preisverleihung<br />
erklärte Ulrich Müller: „Was<br />
wir sehen, ist eine Art Kanzel, wobei<br />
die Herkunft der Materialien aus der<br />
Alltagswelt bewusst nicht geleugnet<br />
wird. Wir sehen Rostflecken und Farbspritzer<br />
- diese Gegenstände haben eine<br />
Geschichte, waren in Gebrauch und<br />
sind somit in der ‚realen Welt‘ verortet.<br />
Zentrales Element ist die skulpturale<br />
Form der Treppe, die Tjark Ihmels als<br />
‚Treppe ins Nichts‘ begreift, als Sinn-<br />
KLEINE NACHRICHTEN<br />
bild für permanente Öffentlichkeit und<br />
übersteigerten Kommunikationswillen.<br />
Und dies findet sich auch auf der<br />
zweiten Ebene der Arbeit wieder, denn<br />
zugleich ist dieses Objekt Träger einer<br />
technischen Apparatur, bestehend aus<br />
einer Autobatterie, einem Computer,<br />
zwei Projektoren, zwei Lautsprechern<br />
und einem ausgefeilten Steuerungsystem.<br />
Dieses Objekt ist nichts weniger als<br />
eine ins Überdimensionale vergrößerte<br />
Computermaus. Es ist ein Interface,<br />
mit dem im Rechner gespeicherte Bildwelten<br />
in Bewegung versetzt werden<br />
können. Die von vielen gar nicht mehr<br />
bewusst wahrgenommene, reflexhaft<br />
ausgeführte Bewegung mit der Hand<br />
bei der Arbeit am Computer, kehrt hier<br />
als körperlicher Akt ganz unmittelbar<br />
ins Bewusstsein zurück.<br />
Wer sich – begleitet von dem bei Bewegung<br />
einsetzenden Geräuschband – auf<br />
dieses Spiel einlässt, wird schon bald<br />
erfahren, dass in dem Maße, indem er<br />
versucht, durch Annäherung an eine<br />
Wand, eine Projektion scharf zu stellen,<br />
ihre Parallelprojektion, die minimal<br />
variiert, an Schärfe verliert und sich<br />
schließlich in Farbflächen auflöst. In<br />
dem Maße also, in dem das Eine in<br />
den Focus rückt, gerät sein Anderes<br />
aus dem Blick. Die Frage nach der<br />
Ganzheitlichkeit der Wahrheit hat hier<br />
eine unmittelbar sinnliche Repräsentation.<br />
Die Bilder der Projektion selbst hat<br />
Tjark Ihmels einer Sammlung von<br />
Zeichnungen entnommen, die öffentliche<br />
Plätze und – im weitesten Sinne –<br />
Kommunikationseinrichtungen zeigen:<br />
vom Bahnhof bis zu Postamt. Diese<br />
Bilder ziehen bei der Bewegung des<br />
Objektes als Projektionshintergrund<br />
vorüber. Jener übersteigerte Wille zur<br />
Kommunikation findet sich hier auch<br />
noch auf einer dritten Ebene wieder,<br />
denn wer ganz unmittelbar in die<br />
Kommunikation einsteigen möchte, der<br />
kann im elektronischen Gästebuch einen<br />
Begriff nach seinem Belieben eingeben,<br />
der dann gelegentlich auf der<br />
Projektion erscheint und im Kontext<br />
mit anderen Begriffen ein weiteres<br />
Bedeutungsnetz aufspannt, oder zumindest<br />
die Existenz eines solchen suggeriert.<br />
Wahr oder nicht ist hier nur die<br />
Frage der Interpretation.<br />
Mit dem physisch vorgefundenen Ausstellungsraum<br />
einerseits und der raumgreifenden,<br />
computergesteuerten Projektion<br />
als Repräsentation des virtuellen<br />
Raumes andererseits, begegnen<br />
sich zwei vermeintlich unversöhnliche<br />
Raumkonzepte, an deren Schnittpunkten<br />
‚en passant‘ der Blick auf einen<br />
möglichen Raum freigegeben wird.<br />
Zwischen ‚Wahrnehmung und Wahrheit‘,<br />
‚Veränderung und Wahrheit‘,<br />
‚Gleichzeitigkeit und Wahrheit‘.<br />
Ihmels, der zunächst Theologie, später<br />
Grafik und Malerei an der Hochschule<br />
für Grafik und Buchkunst in Leipzig<br />
studierte, war 1994 Gründungsmitglied<br />
der Künstlergruppe „Die Veteranen“,<br />
die durch ihre CD-ROMs und Medien-Performances<br />
international bekannt<br />
wurde. Für seine Arbeiten wurde er<br />
mehrfach mit dem European Multimedia<br />
Award (EMMA) ausgezeichnet,<br />
1997 erhielt er den Honorable Prix der<br />
Ars Electronica in Linz.<br />
FH Mainz Forum 1/2001
FH Mainz Forum 1/2001<br />
KLEINE NACHRICHTEN<br />
Designpreis Rheinland-Pfalz – Erfolg für Absolventen der FH Mainz<br />
Gleich zwei Preise konnte die FH<br />
Mainz einheimsen, als Minister Bauckhage<br />
am 13.10. <strong>2000</strong> die Gewinner des<br />
„Designpreises <strong>2000</strong> Rheinland-Pfalz<br />
Kommunikationsdesign“ bekanntgab,<br />
mit dem hervorragend gestaltete Arbeiten<br />
aus allen Bereichen des Kommunikations-<br />
und Mediendesigns ausgezeichnet<br />
werden. In der erstmals ausgeschriebenen<br />
Kategorie „Juniordesign“,<br />
für die insgesamt 19 Diplom-Arbeiten<br />
aus rheinland-pfälzischen Hochschulen<br />
eingereicht worden waren, gingen<br />
beide Preise an Absolventen der FH<br />
Mainz: Christian Kohl erhielt die Auszeichnung<br />
für seine Arbeit „Oberpfalz<br />
TV. Design für einen Regionalsender“.<br />
„Kaum ein anderer Wettbewerbsbeitrag“,<br />
so die Jury, „versprühte mehr<br />
Charme, mehr Witz und mehr Seele als<br />
diese Einreichung. Inhalte und Gestaltung<br />
so auf den Punkt gebracht, dass<br />
der Jury nur drei Attribute über die<br />
Lippen kamen: ‚wow! geil! boah!‘“<br />
Freuen durfte sich auch Carolin Ulrich,<br />
„Konzert in Mäh“ - ein Videofilm von Hartmut Jahn in der Tate Gallery<br />
auf der „Biennal of Moving Images“ in London<br />
Nach der Produktion des Videos „Konzert<br />
in Muh“, in dem Hartmut Jahn mit<br />
tierischen Tönen und Bildern gearbeitet<br />
hat, setzt er hier in der Zusammenarbeit<br />
mit dem Berliner Komponisten<br />
Lutz Glandien die gemeinsame Arbeit<br />
fort, um weitere tierische – und auch<br />
menschliche – zeitgebundene Ton/Bild-<br />
Beziehungen herauszufinden. Herausgekommen<br />
ist ein intensives Mäh-Konzert<br />
mit Aufnahmen aus Valdeón –<br />
Asturien, Boofzheim – Elsass und<br />
Schmergow – Brandenburg mit den<br />
asturischen Ziegen Susi, Milka und<br />
Sabrina und einigen anonymen elsässischen<br />
Enten.<br />
Am Anfang der Arbeit stand ein Porträt<br />
von zwei Landwirten, bis dann die<br />
Ziegen und Enten die musikalische<br />
Führung übernahmen, und so wurde es<br />
eine natürliche Ziegen-Oper – falls so<br />
etwas existieren sollte.<br />
deren Arbeit „Cargolifter. Entwicklung<br />
eines Corporate Design für ein Lufttransportunternehmen“<br />
gleichfalls mit<br />
dem Designpreis in der Kategorie „Juniordesign“<br />
prämiert wurde. Die Jury<br />
zollte ihr „besonderen Respekt vor<br />
der Gesamtleistung, mit der versucht<br />
wird, alle Aspekte der Unternehmenskommunikation<br />
und des Corporate Design<br />
zu berücksichtigen. Der Mut, ein<br />
solch komplexes Thema in einer derart<br />
Lutz Glandien ist der lebende Dr. Dolittle<br />
der modernen Musik. Er lebt als<br />
Komponist in Berlin und arbeitet seit<br />
den frühen neunziger Jahren mit Hartmut<br />
Jahn zusammen. Er hatte auch an<br />
dem „Konzert in Muh“ seinen Anteil<br />
und wird bei dem für den Herbst geplanten<br />
„Konzert in Böh“ (gedemütigte<br />
Schafe) für die Komposition verantwortlich<br />
sein.<br />
Das Programm der diesjährigen „Biennal<br />
of Moving Images“ wurde aus<br />
800 eingereichten Arbeiten zusammengestellt.<br />
In London sind die<br />
Aufführungsorte der Biennale die Tate<br />
Gallery und das Lux Centre.<br />
vielfältigen Ausarbeitung anzugehen,<br />
dokumentiert sich dem Betrachter in<br />
einer insgesamt ‚runden Sache‘“.<br />
Drei von vier „Anerkennungen“ im<br />
„Juniordesign“ gingen gleichfalls an Absolventen<br />
der FH Mainz: Katja Kloos<br />
(„Bitte ohne Gräten. Ein Fisch-Kochbuch“),<br />
Jörg Waldschütz („air. Snowboards“)<br />
sowie Peter Janoschka und<br />
Anne Katrin Mülder („urban agents<br />
future magazin“).<br />
59
Tag der offenen Tür am 9. Juni 2001<br />
Auch in diesem Jahr wird die Fachhochschule<br />
Mainz wieder einen „Tag<br />
der offenen Tür“ veranstalten, in dessen<br />
Mittelpunkt das „Studium zum<br />
Anfassen“ stehen soll. Geplant sind<br />
Schnuppervorlesungen, die einen Einblick<br />
ins Studium geben, die Präsentation<br />
interessanter Projekte sowie ein<br />
Beratungsservice für Studieninteressierte.<br />
Die Veranstaltung wird am Sams-<br />
Zweiter Preis im Plakatwettbewerb „DAAD 1925–<strong>2000</strong>“<br />
Am 23. Oktober <strong>2000</strong> hat eine ausgewählte<br />
Jury über die Preisvergabe<br />
des Plakatwettbewerbs “DAAD 1925<br />
–<strong>2000</strong>“entschieden. Unter den 137 eingereichten<br />
Arbeiten und Entwurfserien<br />
wurde einer studentischen Gruppe der<br />
Fachhochschule Mainz, Fachrichtung<br />
Design, der zweite Preis zuerkannt.<br />
Die Projektgruppe, bestehend aus Stefan<br />
Bachmann, Christoph Felbinger,<br />
Christina Kemper, Tobias Kohlhaas, Simon<br />
Mayer, Falko Ohlmer und Gundi<br />
Prinz, sowie die betreuende Dozentin<br />
Sabine Neumann, wurden am 16. und<br />
Tag der offenen Tür<br />
am 9. Juni 2001<br />
Diplomandin der FH Mainz gewinnt großen Illustratoren-Wettbewerb<br />
Von Martina Theisen entwickelte Puppe<br />
Martina Theisen, Absolventin am Fachbereich<br />
Gestaltung der FH Mainz, hat<br />
im Dezember <strong>2000</strong> bei einem von<br />
dem Crossmedia-Entwickler YOUA-<br />
Edutainment initiierten international<br />
ausgeschriebenen Illustratoren-Wettbewerb<br />
den ersten Preis errungen. Die Firma<br />
suchte auf diesem Wege erstklassige<br />
Illustratoren für die Entwicklung eines<br />
Kindermedien-Projektes, das zukünftig<br />
KLEINE NACHRICHTEN<br />
tag, den 9.6.2001 zwischen 10.00 und<br />
16.00 Uhr am Standort Holzstraße stattfinden.<br />
Damit der „Tag der offenen Tür“ ein<br />
Erfolg wird, sind die Professorinnen<br />
und Professoren gebeten, ihre Projekte<br />
mit Blick auf diese Veranstaltung<br />
zu planen und umzusetzen und auch<br />
Studierende in die Planung mit einzu-<br />
auf dem europäischen Markt Maßstäbe<br />
setzen soll. Dabei ging es um die<br />
Entwicklung einer innovativen Lern-<br />
und Spielumgebung für Kinder im<br />
Alter von 8-11 Jahren. Die Crossmediaprodukte<br />
werden für TV, online,<br />
offline und für Printmedien entwickelt,<br />
finanziert wird die Entwicklungsgruppe<br />
von deutschen Großverlagen.<br />
Im Vordergrund standen Entwürfe von<br />
Tierfiguren einschließlich ihrer Welt.<br />
Bei hunderten von Mitbewerbern gelangte<br />
Martina Theisen in die Endauswahl<br />
der besten fünf Bewerber. Unter<br />
ihnen befanden sich bekannte Namen,<br />
die seit Jahren an den internationalen<br />
Produktionen von Disney-Filmen als<br />
Zeichner mitwirken und mehrjährige<br />
Erfahrung als Charakterentwickler haben.<br />
Aufgabe der fünf Finalisten war<br />
es, innerhalb von 14 Tagen die Figur<br />
einer Ratte einschließlich Background<br />
zu entwickeln, wobei aussagekräftige<br />
Characters in Form von „Modelscheets“<br />
entworfen werden sollten. Erwartet wurden<br />
klare Charakterprofile und stilisti-<br />
beziehen – denn gerade durch die<br />
Präsentation von interessanten und anschaulichen<br />
Projekten und Exponaten<br />
kann die Hochschule ihre Kompetenz<br />
dokumentieren.<br />
Vorschläge und Projektanmeldungen<br />
werden erbeten an die Organisatorin<br />
der Veranstaltung, Frau Seifried,<br />
Telefon: 06131-23 92 41,<br />
E-Mail: seifried@fh-mainz.de.<br />
1<strong>7.</strong> November <strong>2000</strong> zur Preisvergabe<br />
nach Bonn eingeladen. Die vierteilige<br />
Plakatserie mit dem Titel „Handschriften“<br />
soll demnächst veröffentlicht werden.<br />
sche Sicherheit, jede Nähe zu vorhandenen<br />
Characters galt es zu vermeiden.<br />
Die Figuren sollten animierbar sein,<br />
also Bewegungsphasen, Mimik und Gestik<br />
präsentieren und fernseh- und comictauglich<br />
sein, d.h. auch in 2D und<br />
3D funktionieren. Außerdem verlangte<br />
der Veranstalter von den Finalisten, dass<br />
sich ihre Protagonisten sowohl für das<br />
Merchandising als auch für den Einsatz<br />
in Lernsoftware eignen.<br />
Martina Theisen nahm auch diese<br />
Hürde. Ihr „Modelsheet“ wurde, anonym<br />
präsentiert, von einer hochkarätigen<br />
Jury, einschließlich einer Gruppe<br />
Kinder, als klarer Sieger gekürt.<br />
Seit Anfang des Jahres ist Martina Theisen<br />
dabei, ihre Charakter in Zusammenarbeit<br />
mit Autoren, Didaktikern,<br />
Technikern und Künstlern weiterzuentwickeln.<br />
In der anschließenden Phase<br />
wird sie die gestalterische Supervision<br />
des Produktionsteams übernehmen.<br />
Die europaweite Ausstrahlung und Vermarktung<br />
der Produktion ist für 2002<br />
geplant.<br />
60 FH Mainz Forum 1/2001
Im Blickpunkt: Unsere Zukunft!<br />
von Karl J. Waninger<br />
Zuerst möchte ich meinen Dank an<br />
alle Mitglieder der Versammlung aussprechen,<br />
welche mir am 10. <strong>Januar</strong> diesen<br />
Jahres das Vertrauen ausgesprochen<br />
haben. Hieraus ergibt sich eine hohe<br />
Verantwortung für die kommenden vier<br />
Jahre.<br />
Was können wir bis zum Jahr 2005 bewirken<br />
– das sind immerhin 8 Semester,<br />
was einer kompletten Regelstudienzeit<br />
entspricht.<br />
Vier Ziele möchte ich in dieser Zeit<br />
– gemeinsam mit Ihnen – anvisieren:<br />
1. Verbesserung der Raumsituation für<br />
alle Fachbereiche<br />
2. Erweiterung des Angebotes für wissenschaftliche<br />
und berufsorientierte<br />
Weiterbildung<br />
3. Stärkung unserer internationalen<br />
Kontakte für die Studierenden<br />
4. Anwendungsorientierte Forschung –<br />
als kompetenter Partner für Wirtschaft<br />
und Gesellschaft<br />
Zum ersten Punkt: hier wünsche ich mir:<br />
die FH bekommt eine „erste Adresse“<br />
Unsere neue, gemeinsame Anschrift<br />
kann lauten:<br />
Hochschule Mainz (FH)<br />
Gestaltung, Ingenieur- und<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
Mainz University of Applied Sciences<br />
– Design – Economics – Engineering –<br />
Am Europaplatz 1<br />
55128 Mainz<br />
Der FH-Neubau mit Campus und Anbindung<br />
an die Uni ist eine große<br />
Chance für Mainz und für Rheinland-<br />
Pfalz, aber auch für den Rhein-Main-<br />
Ballungsraum.<br />
FH Mainz Forum 1/2001<br />
PERSONALIEN<br />
Was soll die neue Hochschule erfüllen?<br />
Eine einmalige Gelegenheit: wir können<br />
dabei sein und mitwirken!<br />
a) Einhaltung des Raumprogramms<br />
(von 1996) bei interner Aktualisierung<br />
b) Ansprechende, ressourcenschonende<br />
Gestaltung der Baukörper<br />
c) Optimierte Funktionsplanung und<br />
Einbindung in die Umwelt<br />
d) Einsatz umweltgerechter Bauverfahren<br />
e) Energiesparkonzepte umsetzen<br />
f) Pilotanlage für regenerative Energien<br />
(mit Versuchsanlage)<br />
g) Verkehrsanbindung an den öffentlichen<br />
Nahverkehr, Brückensteg zur<br />
Uni<br />
h) Genügend Parkplätze, auch für<br />
Gäste<br />
i) Flexible Raumnutzung, variable<br />
Grundrisse<br />
j) Klima-Gutachten für UVP<br />
k) Fachgerechte SiGe-Koordination in<br />
der Planungs- und<br />
Ausführungsphase<br />
l) Musterkonzept „Baulicher Brandschutz“<br />
m) Erfüllung der Baustellen-VO auch<br />
bei der „Unterlage für spätere Arbeiten<br />
an Bauwerk“<br />
Punkt 2: Wissenschaftliche und<br />
berufsorientierte Weiterbildung:<br />
Hier hat sich in den letzen Jahren ein<br />
gewaltiges Betätigungsfeld entwickelt.<br />
Bereits an den Fachbereichen bestehende<br />
Angebote sind zu unterstützen, Weiterentwicklungen<br />
können in Richtung<br />
IT und auch Fernstudiengänge gehen.<br />
Prof. Eur. Ing. Karl J. Waninger ist am<br />
10.1.2001 von der Versammlung zum<br />
neuen Vizepräsidenten der Fachhochschule<br />
Mainz gewählt worden. Der Nachfolger<br />
von Prof. Dr. Dietrich Goldenbaum, der<br />
sein Amt am 1. März angetreten hat, ist<br />
seit 1992 Professor am Fachbereich Bauingenieurwesen<br />
mit den Schwerpunkten<br />
Bauverfahrenstechnik, Spezialtiefbau und<br />
Sicherheitstechnik.<br />
„Distance learning“ ist nicht nur ein<br />
Begriff in den USA, sondern ein Instrument,<br />
welches ganz selbstverständlich<br />
auch in den klassischen Studiengängen<br />
mit Erfolg eingesetzt wird.<br />
Mit den Fachbereichen und dem Senat<br />
sollte überlegt werden, ob wir nicht eine<br />
eigene Arbeitsgruppe oder „Zentralstelle<br />
für Weiterbildung“ o.ä. einrichten,<br />
wie sie bereits an vielen Hochschulen<br />
besteht. Hilfestellung sollte von uns<br />
auch gegeben werden bei der immer<br />
wieder gestellten Frage: Kann ich bei<br />
Euch promovieren? Könnt Ihr mir einen<br />
Weg aufzeigen?<br />
Hierzu haben uns einige ausländische<br />
Partneruniversitäten bereits lebhaftes<br />
Interesse signalisiert.<br />
Punkt 3: Internationalisierung<br />
Hier möchte ich auf die vielen guten<br />
Kontakte zu über 30 Hochschulen europaweit<br />
und sogar weltweit hinweisen.<br />
Für die berufliche Qualifikation der<br />
Absolventen vieler Studiengänge ist es<br />
ein „Essential“, einmal im Ausland<br />
Erfahrungen gesammelt zu haben – ob<br />
in Form eines Teilstudiums, eines Praktikums,<br />
eines Volontariats, einer Exkursion<br />
oder eines Jobs als Werkstudent<br />
/-studentin. Wichtig: „Man war mal<br />
draußen“. Dies kann ich aus eigener<br />
Erfahrung bestätigen.<br />
61
Erfreulich, dass die interessierten Studierenden<br />
bei uns sehr sachkundig,<br />
umfassend und freundlich informiert<br />
werden – das sind vertrauensbildende<br />
Maßnahmen, welche Sie so nicht im<br />
Vorlesungsverzeichnis finden können.<br />
Punkt 4: Anwendungsorientierte<br />
Forschung (und Entwicklung)<br />
Auch hier tut sich ein weites Betätigungsfeld<br />
auf. Allerdings sind unsere Möglichkeiten<br />
doch etwas eingeschränkt,<br />
wenn ich an die extreme Enge der<br />
Laboratorien denke oder auch an die<br />
durchaus hohe Lehrverpflichtung mit<br />
18 Semesterwochenstunden.<br />
Hier bringen viele Kolleginnen und<br />
Kollegen ein sehr hohes Engagement<br />
und forschen – in Ergänzung ihrer Lehre<br />
– mit achtbaren Ergebnissen.<br />
An dieser Stelle sei auch unserem Präsidenten,<br />
Dr. Morath, gedankt, welcher<br />
sich intensiv dafür eingesetzt hat, dass<br />
mit einer gut nachvollziehbaren Formel<br />
die Lehrverpflichtung abgemindert<br />
werden kann, wenn entsprechende Forschungsprojekte<br />
anstehen.<br />
Kleiner Hinweis für die Kompetenz<br />
des Kollegiums: unsere Professorinnen<br />
und Professoren sind derzeit als Autoren<br />
oder Koautoren mit über 200<br />
Fachbüchern am Wissenschafts- und<br />
Bildungsmarkt vertreten – da belegen<br />
wir einen Spitzenplatz unter den deutschen<br />
Fachhochschulen.<br />
Es wäre sicherlich noch erheblich mehr<br />
zu nennen, aber leider nicht in dieser<br />
kurzen Darstellung.<br />
Ich freue mich auf eine konstruktive<br />
Zusammenarbeit.<br />
PERSONALIEN<br />
Prof. Dr. Agnes Sputek<br />
Unterrichtet am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Volkswirtschaftslehre<br />
mit Schwerpunkt Wirtschaftspolitik<br />
Seit dem Wintersemester 1999/<strong>2000</strong><br />
lehre ich am Fachbereich III Volkswirtschaftslehre<br />
und Wirtschaftspolitik<br />
und nehme nun gerne die Gelegenheit<br />
wahr, mich den Leserinnen und Lesern<br />
des „Forums“ vorzustellen. Als erstes<br />
möchte ich Ihnen meinen beruflichen<br />
Werdegang darstellen.<br />
Mein Studium der Volkswirtschaftslehre<br />
habe ich in Bonn, Freiburg und<br />
Heidelberg absolviert, weil ich es von<br />
Anfang an wichtig gefunden habe, verschiedene<br />
Auffassungen, Schulen und<br />
Problemlösungsansätze kennen zu lernen.<br />
Inhaltlich hatte ich damals bereits<br />
ein besonderes Interesse an der<br />
sinnvollen Gestaltung wirtschaftspolitischer<br />
Maßnahmen auf regulierten<br />
Märkten. Der Schwerpunkt lag dabei<br />
zu dieser Zeit im Bereich der Gesundheitsökonomie.<br />
Im Anschluss an mein<br />
Studium habe ich als wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin an einem makroökonomisch<br />
ausgerichteten Lehrstuhl an<br />
der Universität Mannheim Volkswirtschaftslehre<br />
für Volkswirte, Betriebswirte<br />
und Handelslehrer gelehrt und<br />
promoviert. Im Mittelpunkt meiner Dissertation<br />
stand der Agrarsektor, ein<br />
Sektor, der bekanntermaßen besonders<br />
stark von wirtschaftspolitischen Eingriffen,<br />
aber auch von einer starken<br />
Interessenvertretung geprägt ist und<br />
der auch gerade jetzt wieder stark in<br />
das öffentliche Interesse gerückt ist.<br />
Nach der Promotion – im Jahr 1993 –<br />
arbeitete ich bei einem wohnungswirtschaftlichen<br />
Verband, in dem im wesentlichen<br />
kommunale und genossenschaftliche<br />
Wohnungsunternehmen in<br />
Berlin und Brandenburg mit insgesamt<br />
1,4 Mio. Wohnungen organisiert sind.<br />
In dieser Zeit waren gerade im Sektor<br />
Wohnungswirtschaft und gerade in dieser<br />
Region erhebliche Veränderungen<br />
nicht nur in der Politik, sondern auch<br />
im ganz alltäglichen Geschäft der Unternehmen<br />
zu bewältigen. Dies galt<br />
nicht nur für die neuen Länder, wo<br />
gerade in der Wohnungswirtschaft die<br />
Wirkungen fehlgeleiteter wirtschaftspolitischer<br />
Maßnahmen besonders auffällig<br />
waren. Auch die Wohnungsanbieter<br />
in Westberlin standen vor einer<br />
veränderten Situation, da zum einen<br />
der Sonderstatus der Stadt (mit hohen<br />
Subventionen) wegfiel und zum anderen<br />
nun plötzlich Umland mit niedrigen<br />
Bodenpreisen zugänglich war und<br />
die bis dahin nicht gekannte Suburbanisierung<br />
einsetzte. Allerdings war<br />
auch mittels ökonomisch durchdachter<br />
Maßnahmen gerade in der jüngeren<br />
Nachwendezeit viel zu bewegen.<br />
62 FH Mainz Forum 1/2001
Meine Tätigkeit selbst reichte von<br />
der Erarbeitung sinnvoller Ansätze<br />
zur Gestaltung wohnungspolitischer<br />
Maßnahmen und dem Dialog mit den<br />
zuständigen politischen Entscheidungsträgern<br />
und durchführenden Behörden<br />
bis hin zur Einzelfallberatung der Wohnungsunternehmen.<br />
Letzteres war vor<br />
allem deshalb so interessant, weil es<br />
sich um eine breite Palette sehr unterschiedlicher<br />
Unternehmen handelte.<br />
Sie reichte von kleinen ehrenamtlich<br />
geführten Genossenschaften mit wenig<br />
kaufmännischem Know-how, die etwa<br />
aus der alternativen Szene kamen und<br />
stark sanierungsbedürftige Häuser in<br />
Prenzlauer Berg übernehmen konnten,<br />
über große (westdeutsche) Industrieunternehmen,<br />
die im Rahmen der Restitution<br />
alte Werksiedlungen (zum Teil<br />
unter Denkmalschutz, aber in schlechtem<br />
Zustand) übernahmen und ehemals<br />
volkseigenen Betrieben in stark<br />
vom Strukturwandel betroffenen Regionen<br />
Brandenburgs bis hin zu den<br />
großen Unternehmen im Westen Berlins,<br />
mit bis zu rund 70.000 Wohnungen.<br />
Im Vergleich zu den beiden<br />
größten Städten in Rheinland-Pfalz –<br />
Mainz mit rd. 95.000 Wohnungen und<br />
Ludwigshafen mit rd. 79.000 Wohnungen<br />
– wird die beachtliche Größe<br />
des von einem Unternehmen betreuten<br />
Wohnungsbestands deutlich. Nicht<br />
nur die Größe des Verbandes, sondern<br />
auch die Vielschichtigkeit der Klientel<br />
erzeugte einen guten Überblick über<br />
die Probleme der Wohnungsunternehmen<br />
und die Entwicklungstendenzen<br />
in Wohnungsmarkt und -politik.<br />
Die Wohnungswirtschaft war nicht nur<br />
in dieser besonderen Zeit und dieser besonderen<br />
Region ein spannendes Feld,<br />
sondern sie ist grundsätzlich ein interessantes<br />
Wissensgebiet vor allem deshalb,<br />
weil sie in hohem Maße interdisziplinär<br />
geprägt ist: Zur wohnungswirtschaftlichen<br />
Praxis gehören neben den<br />
FH Mainz Forum 1/2001<br />
PERSONALIEN<br />
ökonomischen auch rechtliche, technische,<br />
stadtplanerische, architektonische<br />
und soziale Komponenten. Hierzu<br />
ein Beispiel: In Zukunft wird das<br />
Wohnungsangebot deutlich stärker auf<br />
ältere Kunden auszurichten sein und<br />
dies wird zu einem erheblichen Teil<br />
im vorhandenen Wohnungsbestand zu<br />
realisieren sein. Hier sind Marktforschung,<br />
Erkenntnisse aus der geriatrischen<br />
Forschung, Fragen der altersgerechten<br />
Gestaltung der Wohnungen<br />
und des Wohnumfeldes und der Einsatzmöglichkeiten<br />
der Technik, Fördermöglichkeiten<br />
und nicht zuletzt auch<br />
kaufmännische Überlegungen zu kombinieren.<br />
Darüber hinaus ist die Wohnungswirtschaft<br />
stark von wirtschaftspolitischen<br />
Eingriffen geprägt, die hier<br />
anzustellenden Überlegungen zur Gestaltung<br />
politischer Maßnahmen lassen<br />
sich auf andere regulierte Märkte<br />
übertragen.<br />
Im letzten Semester habe ich erstmals<br />
am Fachbereich III: Wirtschaftswissenschaften<br />
ein Wahlpflichtfach Wohnungswirtschaft<br />
angeboten. Dies war<br />
sowohl von meinen beruflichen Erfahrungen<br />
als auch dem Versuch geprägt,<br />
aktuelle Problemlösungsansätze in der<br />
wohnungswirtschaftlichen Praxis vorzustellen.<br />
Besonders freut mich, dass<br />
es gelungen ist, externe Fachleute aus<br />
Unternehmen und Verbänden zu gewinnen.<br />
Wenn auch der Schwerpunkt<br />
in dieser Veranstaltung im wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Bereich lag, erlaubt<br />
doch die genannte Vielseitigkeit vielfältige<br />
andere Gestaltungsmöglichkeiten,<br />
sie regt sie sogar an. Denkbar<br />
für die Zukunft wäre es etwa, fachbereichsübergreifende<br />
Veranstaltungen<br />
durchzuführen. Dies bietet sich gerade<br />
bei der Fachbereichsstruktur unserer<br />
FH an, wenn auch die räumliche Nähe<br />
wohl noch einige Jahre auf sich warten<br />
lassen wird.<br />
Honorarprofessur<br />
Dr. Marbot Muff (links neben FH-Präsident<br />
Dr. Michael Morath), Mitglied<br />
der Unternehmensleitung bei Boehringer<br />
Ingelheim, ist vom Ministerpräsidenten<br />
auf Vorschlag des Senates der<br />
Fachhochschule Mainz zum Honorarprofessor<br />
ernannt worden. Dr. Muff,<br />
der mit der FH Mainz bereits seit 15<br />
Jahren in Form von Vorträgen und studentischen<br />
Firmenbesuchen kooperiert,<br />
will den Studierenden vor allem die<br />
Hintergründe zu den Themen Personalmanagement,<br />
Controlling und Unternehmenskultur<br />
näher bringen. Dr.<br />
Muff verantwortet seit 1.<strong>7.</strong><strong>2000</strong> den<br />
Unternehmensbereich Finanzen und<br />
seit 1.1.2001 zusätzlich den Unternehmensbereich<br />
Personal bei Boehringer<br />
Ingelheim.<br />
63
Autorinnen/Autoren<br />
Kerstin Algesheimer<br />
Absolventin am Fachbereich I:<br />
Architektur, Bauingenieurwesen,<br />
Geoinformatik und Vermessung<br />
Jochen Appelmann<br />
Absolvent am Fachbereich I:<br />
Architektur, Bauingenieurwesen,<br />
Geoinformatik und Vermessung<br />
Prof. Dr. Volker Beeck<br />
Fachbereich III:<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
Prof. Dr. Klaus Böhm<br />
Fachbereich I: Architektur,<br />
Bauingenieurwesen, Geoinformatik<br />
und Vermessung<br />
Carolin Brandmayer<br />
Studentin am Fachbereich III:<br />
Wirtschaftswissenschaften,<br />
Präsidentin des Studierendenparlaments,<br />
Standort An der Bruchspitze<br />
Marie-Louise Bruch<br />
AStA der Fachhochschule Mainz,<br />
Standort An der Bruchspitze<br />
Dirk Deigmöller<br />
Absolvent am Fachbereich I:<br />
Architektur, Bauingenieurwesen,<br />
Geoinformatik und Vermessung<br />
Prof. Dr. Matthias Eickhoff<br />
Fachbereich III: Wirtschaftswissenschaften,<br />
Geschäftsführender<br />
Leiter IUH<br />
Ben Fischer<br />
Absolvent am Fachbereich I:<br />
Architektur, Bauingenieurwesen,<br />
Geoinformatik und Vermessung<br />
Prof. Dr. Ursula Funke<br />
Fachbereich III:<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
Prof. Dr. Emil Hädler<br />
Fachbereich I: Architektur,<br />
Bauingenieurwesen, Geoinformatik<br />
und Vermessung<br />
Joseph Keumegneuk<br />
Student am Fachbereich I:<br />
Architektur, Bauingenieurwesen,<br />
Geoinformatik und Vermessung<br />
AUTORINNEN / AUTOREN / IMPRESSUM<br />
Prof. Dr.Reinhard Kulick<br />
Fachbereich I: Architektur,<br />
Bauingenieurwesen, Geoinformatik<br />
und Vermessung<br />
Prof. Dr. Hartmut Müller<br />
Fachbereich I: Architektur,<br />
Bauingenieurwesen, Geoinformatik<br />
und Vermessung<br />
Sabine Neumann<br />
Vertretungsprofessorin am<br />
Fachbereich II: Gestaltung<br />
Dr. Heike Oeldorf<br />
Projektgruppe <strong>Gutenberg</strong> <strong>Pavillon</strong><br />
Melisa Oprasic<br />
AStA der Fachhochschule Mainz,<br />
Standort An der Bruchspitze<br />
Prof. Jörg Osterspey<br />
Fachbereich II: Gestaltung<br />
Ulla Plate<br />
Leiterin des Akademischen Auslandsamtes<br />
der Fachhochschule Mainz<br />
Rainer Schmitt<br />
Absolvent am Fachbereich I:<br />
Architektur, Bauingenieurwesen,<br />
Geoinformatik und Vermessung<br />
Christoph Schwarz<br />
Absolvent am Fachbereich I:<br />
Architektur, Bauingenieurwesen,<br />
Geoinformatik und Vermessung<br />
Prof. Roland Siegrist<br />
Fachbereich II: Gestaltung<br />
Prof. Dr. Agnes Sputek<br />
Fachbereich III: Wirtschaftswissenschaften<br />
Volker Stegner<br />
Absolvent am Fachbereich I:<br />
Architektur, Bauingenieurwesen,<br />
Geoinformatik und Vermessung<br />
Tilman Vogt<br />
Student am Fachbereich II: Gestaltung<br />
Prof. Eur. Ing. Karl J. Waninger<br />
Vizepräsident der Fachhochschule<br />
Mainz<br />
Raphael Wildemann<br />
Student am Fachbereich I:<br />
Architektur, Bauingenieurwesen,<br />
Geoinformatik und Vermessung<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Der Präsident der<br />
Fachhochschule Mainz<br />
Dr. Michael Morath<br />
Redaktion<br />
Bettina Augustin M.A.<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Design<br />
Uwe Zentgraf<br />
Dipl.-Designer (FH)<br />
Titelbild<br />
Prof. Roland Siegrist<br />
Anschrift<br />
Pressestelle der<br />
Fachhochschule Mainz<br />
Seppel-Glückert-Passage 10<br />
55116 Mainz<br />
Tel.: 0 61 31/23 92 28<br />
Fax: 0 61 31/23 92 12<br />
E-Mail: augustin@fh-mainz.de<br />
Auflage<br />
2500 Exemplare<br />
Erscheinungsweise<br />
Einmal pro Semester<br />
Satz<br />
Mac/Indesign 1.5<br />
Druck<br />
Rhein Main Druck<br />
Mainz-Hechtsheim<br />
Redaktionsschluss<br />
30.1.2001<br />
Redaktionsschluss<br />
für die nächste Ausgabe<br />
30.6.2001<br />
Namentlich gekennzeichnete<br />
Beiträge geben nicht unbedingt<br />
die Meinung der Redaktion oder<br />
des Herausgebers wieder<br />
64 FH Mainz Forum 1/2001
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z<br />
P<br />
Im vergangenen Jahr feierte Mainz den 600sten<br />
Geburtstag von Johannes <strong>Gutenberg</strong>. Seine<br />
Innovation der beweglichen Lettern leitete die<br />
erste Medienrevolution ein. Aus diesem Anlass<br />
entstand dieses Alphabetarium und P war der<br />
letzte Buchstabe in der Reihe.<br />
Im 1<strong>7.</strong> Jahrhundert brachte Katharina de‘ Medici<br />
Parfum in Europa in Mode.<br />
19<strong>21</strong> wählte Coco Chanel Nr. 5 aus fünf<br />
Parfumproben aus, welche ihr der Odeuriste<br />
Ernest Baux präsentierte.<br />
Isabella Rossellini amüsierte sich beim<br />
Prix de l‘ Arc de Triomphe <strong>2000</strong> im Hippodrome<br />
de Longchamp.<br />
Eine flüchtige, schöne Welt, so ganz anders<br />
als die Welt Johannes <strong>Gutenberg</strong>s im engen<br />
mittelalterlichen Mainz.<br />
P steht für Parfum und für Print.<br />
Die obige Abbildung zeigt die Installation „Chanel Nr. 5”,<br />
eine Assemblage mit Super8-Film auf Video, Leinwand,<br />
Vitrine mit Flacon, Portrait Coco Chanel von Man Ray und<br />
Zimmerpflanze in der Ausstellung Alphabets, Codes und<br />
andere Zeichen.