Quartier-Anzeiger Archiv - Quartier-Anzeiger für Witikon und ...

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Handel + Gewerbeverein Witikon Das Kleininserat... ...funktioniert nach einem altbekannten und immer wieder erfolgreichen System: Sehen und Gesehen werden. Verlag Quartier-Anzeiger Felix Burch – der gute Mann vom Chäslädeli – hört auf Seit über 40 Jahren gehören sie und ihr Chäslädeli zum Bild von Witikon. Jetzt ziehen sich Margrit und Felix Burch zurück. Den Laden und Hauslieferdienst führt Flavia Marchi weiter. Einkaufen bei Burchs macht Freude. Es liegt etwas Besonderes über dem kleinen Lebensmittelgeschäft an der Buchzelg - strasse, nur wenige Schritte oberhalb des Zentrums. Etwas Familiäres. Die vielen Kundinnen und Kunden aus dem ganzen Quartier danken es denn auch mit jahrzehntelanger Treue. Angefangen hat die Erfolgsgeschichte in den Sechzigerjahren. Felix, gelernter Käser, war im Milchgrosshandel und belieferte auch diesen Laden. 1969, ein Jahr vor der Eröffnung des Zentrums Witikon, übernahmen er und seine Frau Margrit das Geschäft – und fanden im selben Jahr noch Zeit zum Heiraten. «Etwas viel auf einmal», lacht sie. Doch sie wusste, wie man ein Lädeli führt. Sie hatte früher beim Milchmann Toni Amstad in Riesbach gearbeitet, ihre Schwester Annelies, Tonis spätere Frau, dafür bei Felix. «Nie etwas verschüttet» Es war ein hartes Stück Arbeit, mit bis zu 60 Stunden pro Woche für sie und ab 65 Stunden aufwärts für ihn. Felix Burch war einer von vier Milchmännern, die damals das Quartier belieferten. Die tägliche Milchtour mit anfänglich 200 Milchbüchlein dauerte sechs Stunden und führte bis hinunter zur Forchstrasse. Weil Kaba-Schlüssel für Haustüren noch unbekannt waren, hatte er stets einen fünf Kilogramm schweren Schlüsselbund dabei. Im Winter habe er die verschneiten Wege gut bewältigt, erinnert er sich, nur der steile Raintobelweg war heikel – mit der Milch in der linken und den Milchprodukten in der rechten Hand. «Ich habe aber nie etwas verschüttet.» Der Samstag war für Felix Burch immer ein Grosskampftag. Die «grosse Tour», erzählt er, begann schon vor Mitternacht mit der Milch. Um fünf Uhr früh kaufte er im Engrosmarkt Früchte und Gemüse für den Laden, und nachher folgte bis zum Mittag die Lebensmittel- und Getränketour. Ihr enormes Arbeitspensum, aber auch ihre Freude an der Arbeit und nicht zuletzt die Nähe des Einkaufszentrums sind für ihn mit ein Grund, dass das Chäslädeli Burch mit seinem Hauslieferdienst heute noch immer existiert. Dass sich daran zum Glück auch in Zukunft nichts ändern wird, dafür sorgte ein Einbrecher in einem Altstetter Quartierla- Felix, Flavia Marchi und Margrit Burch haben gut lachen. (Foto E. B.) den. Doch zurück zur Familie Burch. Inzwischen halfen auch Tochter Sandra und Sohn Harald dem Vater beim Ausliefern. Sandra holte zudem auf dem Heimweg von der Schule in der Confiserie Süssli die Bestellungen ab. «Weil es immer etwas Süsses gab», schmunzelt Felix, «kam mit der Zeit die halbe Klasse mit, bis Peter Süssli entschied: Immer nur ein Kind als Begleitung.» Das Aufkommen der Pastmilch beendete 1990 die Milchtouren, und nach der Schliessung des Vinzenz-Altersheims verschwand auch die offene Milch aus dem Laden. Der Umsatz war von früher 600 Litern auf unter 10 Liter gesunken. Jetzt wurde etwas anderes aktuell: der Anbau von 1998, damit Früchte und Gemüse endlich unter Dach waren. Das über Jahrzehnte gleiche Sortiment – etwa das Brot von der Bäckerei Berner am Steinwiesplatz oder das Fleisch vom früheren Witiker Metzger Tosoni – wurde erweitert. «Das Sortiment bleibt sicher gleich», betont Flavia Marchi. Mag sein, dass mit der Zeit die eine oder andere – italieni- sche – Spezialität dazu kommt. Dass sie und die Burchs sich getroffen haben, bezeichnen alle als Glücksfall. Flavia, die in Witikon aufwuchs und am liebsten Verkäuferlis spielte, kennt das Chäslädeli seit ihrer frühesten Jugend und erinnert sich vor allem noch an die feinen Gipfeli am Samstag. Dem Einbrecher sei Dank Auch sie fühlt sich hinter dem Ladentisch pudelwohl. Vor sieben Jahren hat sie deshalb in Altstetten einen Quartierladen übernommen. Am Brächli- Fest vor zwei Jahren erzählte ihr Beat Sutter, Präsident des Handelsund Gewerbevereins und Chef der Magier- Chuchi, bei der auch Felix kocht, dass dieser einen Nachfolger suche. Sie habe sich das Ganze angeschaut – und abgesagt: «Mit dem Hauslieferdienst zu viel für mich.» Im Juni 2009 wurde in ihrem Quartierladen erneut eingebrochen. Noch in der gleichen Nacht habe sie gewusst, was sie wolle: «Ich rief am Morgen die Burchs an, ob der Laden noch zu haben sei, und Margrit sagte: Dich schickt der Himmel.» Hilfe im Laden erhält Flavia zwar nicht von dort, aber von der Familie. Eine Cousine arbeitet jeden Vormittag mit, so dass immer mindestens zwei Leute bedienen. Auch die beiden Schwestern und der Vater helfen aus. Den Hauslieferdienst betreut ihr Lebenspartner Hans Stucki. Felix Burch zieht sich aber nicht zurück, jetzt, wo er Zeit hat, mit Schwager Toni das Land des gemeinsamen Ferienhauses ob dem Walensee zu bewirtschaften. Vereine und Organisationen im Quartier können weiter auf ihn zählen, wenn es darum geht, das Volk zu verpflegen. (ee) Am Samstag, 12. Juni, sind Sie zum gemeinsamen Abschieds- und Antrittsfest eingeladen. Im Chäslädeli. Den ganzen Tag. Also nichts wie hin – mit leerem Einkaufskorb und vollem Herzen. (ee) 25

Handel + Gewerbeverein <strong>Witikon</strong><br />

Das Kleininserat...<br />

...funktioniert nach einem altbekannten<br />

<strong>und</strong> immer wieder erfolgreichen System:<br />

Sehen <strong>und</strong> Gesehen werden.<br />

Verlag <strong>Quartier</strong>-<strong>Anzeiger</strong><br />

Felix Burch – der gute Mann vom Chäslädeli – hört auf<br />

Seit über 40 Jahren gehören sie<br />

<strong>und</strong> ihr Chäslädeli zum Bild von<br />

<strong>Witikon</strong>. Jetzt ziehen sich Margrit<br />

<strong>und</strong> Felix Burch zurück. Den Laden<br />

<strong>und</strong> Hauslieferdienst führt<br />

Flavia Marchi weiter.<br />

Einkaufen bei Burchs macht Freude. Es<br />

liegt etwas Besonderes über dem kleinen<br />

Lebensmittelgeschäft an der Buchzelg -<br />

strasse, nur wenige Schritte oberhalb des<br />

Zentrums. Etwas Familiäres.<br />

Die vielen K<strong>und</strong>innen<br />

<strong>und</strong> K<strong>und</strong>en aus<br />

dem ganzen <strong>Quartier</strong><br />

danken es denn auch mit<br />

jahrzehntelanger Treue.<br />

Angefangen hat die Erfolgsgeschichte<br />

in den<br />

Sechzigerjahren. Felix,<br />

gelernter Käser, war im<br />

Milchgrosshandel <strong>und</strong><br />

belieferte auch diesen<br />

Laden. 1969, ein Jahr<br />

vor der Eröffnung des<br />

Zentrums <strong>Witikon</strong>,<br />

übernahmen er <strong>und</strong> seine<br />

Frau Margrit das Geschäft<br />

– <strong>und</strong> fanden im<br />

selben Jahr noch Zeit<br />

zum Heiraten. «Etwas<br />

viel auf einmal», lacht<br />

sie. Doch sie wusste,<br />

wie man ein Lädeli<br />

führt. Sie hatte früher<br />

beim Milchmann Toni Amstad in Riesbach<br />

gearbeitet, ihre Schwester Annelies,<br />

Tonis spätere Frau, da<strong>für</strong> bei Felix.<br />

«Nie etwas verschüttet»<br />

Es war ein hartes Stück Arbeit, mit bis zu<br />

60 St<strong>und</strong>en pro Woche <strong>für</strong> sie <strong>und</strong> ab 65<br />

St<strong>und</strong>en aufwärts <strong>für</strong> ihn. Felix Burch<br />

war einer von vier Milchmännern, die<br />

damals das <strong>Quartier</strong> belieferten. Die tägliche<br />

Milchtour mit anfänglich 200<br />

Milchbüchlein dauerte sechs St<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> führte bis hinunter zur Forchstrasse.<br />

Weil Kaba-Schlüssel <strong>für</strong> Haustüren noch<br />

unbekannt waren, hatte er stets einen<br />

fünf Kilogramm schweren Schlüsselb<strong>und</strong><br />

dabei. Im Winter habe er die verschneiten<br />

Wege gut bewältigt, erinnert er sich,<br />

nur der steile Raintobelweg war heikel –<br />

mit der Milch in der linken <strong>und</strong> den<br />

Milchprodukten in der rechten Hand.<br />

«Ich habe aber nie etwas verschüttet.»<br />

Der Samstag war <strong>für</strong> Felix Burch immer<br />

ein Grosskampftag. Die «grosse Tour»,<br />

erzählt er, begann schon vor Mitternacht<br />

mit der Milch. Um fünf Uhr früh kaufte<br />

er im Engrosmarkt Früchte <strong>und</strong> Gemüse<br />

<strong>für</strong> den Laden, <strong>und</strong> nachher folgte bis<br />

zum Mittag die Lebensmittel- <strong>und</strong> Getränketour.<br />

Ihr enormes Arbeitspensum,<br />

aber auch ihre Freude an der Arbeit <strong>und</strong><br />

nicht zuletzt die Nähe des Einkaufszentrums<br />

sind <strong>für</strong> ihn mit ein Gr<strong>und</strong>, dass<br />

das Chäslädeli Burch mit seinem Hauslieferdienst<br />

heute noch immer existiert.<br />

Dass sich daran zum Glück auch in Zukunft<br />

nichts ändern wird, da<strong>für</strong> sorgte ein<br />

Einbrecher in einem Altstetter <strong>Quartier</strong>la-<br />

Felix, Flavia Marchi <strong>und</strong> Margrit Burch haben gut lachen. (Foto E. B.)<br />

den. Doch zurück zur Familie Burch.<br />

Inzwischen halfen auch Tochter Sandra<br />

<strong>und</strong> Sohn Harald dem Vater beim Ausliefern.<br />

Sandra holte zudem auf dem Heimweg<br />

von der Schule in der Confiserie<br />

Süssli die Bestellungen ab. «Weil es immer<br />

etwas Süsses gab», schmunzelt<br />

Felix, «kam mit der Zeit die halbe Klasse<br />

mit, bis Peter Süssli entschied: Immer<br />

nur ein Kind als Begleitung.»<br />

Das Aufkommen der Pastmilch beendete<br />

1990 die Milchtouren, <strong>und</strong> nach der<br />

Schliessung des Vinzenz-Altersheims<br />

verschwand auch die offene Milch aus<br />

dem Laden. Der Umsatz war von früher<br />

600 Litern auf unter 10 Liter gesunken.<br />

Jetzt wurde etwas anderes aktuell: der<br />

Anbau von 1998, damit Früchte <strong>und</strong><br />

Gemüse endlich unter Dach waren. Das<br />

über Jahrzehnte gleiche Sortiment – etwa<br />

das Brot von der Bäckerei Berner am<br />

Steinwiesplatz oder das Fleisch vom<br />

früheren Witiker Metzger Tosoni – wurde<br />

erweitert.<br />

«Das Sortiment bleibt sicher gleich», betont<br />

Flavia Marchi. Mag sein, dass mit<br />

der Zeit die eine oder andere – italieni-<br />

sche – Spezialität dazu kommt. Dass sie<br />

<strong>und</strong> die Burchs sich getroffen haben, bezeichnen<br />

alle als Glücksfall. Flavia, die<br />

in <strong>Witikon</strong> aufwuchs <strong>und</strong> am liebsten<br />

Verkäuferlis spielte, kennt das Chäslädeli<br />

seit ihrer frühesten Jugend <strong>und</strong> erinnert<br />

sich vor allem noch an die feinen Gipfeli<br />

am Samstag.<br />

Dem Einbrecher sei Dank<br />

Auch sie fühlt sich hinter dem Ladentisch<br />

pudelwohl. Vor<br />

sieben Jahren hat sie<br />

deshalb in Altstetten einen<br />

<strong>Quartier</strong>laden übernommen.<br />

Am Brächli-<br />

Fest vor zwei Jahren erzählte<br />

ihr Beat Sutter,<br />

Präsident des Handels<strong>und</strong><br />

Gewerbevereins<br />

<strong>und</strong> Chef der Magier-<br />

Chuchi, bei der auch<br />

Felix kocht, dass dieser<br />

einen Nachfolger suche.<br />

Sie habe sich das Ganze<br />

angeschaut – <strong>und</strong> abgesagt:<br />

«Mit dem Hauslieferdienst<br />

zu viel <strong>für</strong><br />

mich.»<br />

Im Juni 2009 wurde in<br />

ihrem <strong>Quartier</strong>laden erneut<br />

eingebrochen.<br />

Noch in der gleichen<br />

Nacht habe sie gewusst,<br />

was sie wolle: «Ich rief<br />

am Morgen die Burchs an, ob der Laden<br />

noch zu haben sei, <strong>und</strong> Margrit sagte:<br />

Dich schickt der Himmel.»<br />

Hilfe im Laden erhält Flavia zwar nicht<br />

von dort, aber von der Familie. Eine<br />

Cousine arbeitet jeden Vormittag mit, so<br />

dass immer mindestens zwei Leute bedienen.<br />

Auch die beiden Schwestern <strong>und</strong><br />

der Vater helfen aus. Den Hauslieferdienst<br />

betreut ihr Lebenspartner Hans<br />

Stucki.<br />

Felix Burch zieht sich aber nicht zurück,<br />

jetzt, wo er Zeit hat, mit Schwager Toni<br />

das Land des gemeinsamen Ferienhauses<br />

ob dem Walensee zu bewirtschaften. Vereine<br />

<strong>und</strong> Organisationen im <strong>Quartier</strong><br />

können weiter auf ihn zählen, wenn es<br />

darum geht, das Volk zu verpflegen. (ee)<br />

Am Samstag, 12. Juni, sind Sie zum<br />

gemeinsamen Abschieds- <strong>und</strong> Antrittsfest<br />

eingeladen. Im Chäslädeli.<br />

Den ganzen Tag. Also nichts wie hin –<br />

mit leerem Einkaufskorb <strong>und</strong> vollem<br />

Herzen. (ee)<br />

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