6 Sie arbeiten, wenn wir schlafen 34 - Mänziger Zytig
6 Sie arbeiten, wenn wir schlafen 34 - Mänziger Zytig
6 Sie arbeiten, wenn wir schlafen 34 - Mänziger Zytig
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
April/Mai 11 mänziger zytig Nr. 71 6 April/Mai 11 mänziger zytig Nr. 71 7<br />
JUNGE STIMME JUNGE STIMME/KOLUMNE<br />
«Die Leimtube gehört nicht auf den Kopf!»<br />
Kinder teilen uns offen ihre Gedanken mit und gewähren uns stets einen ehrlichen Einblick in ihr Denken. Ihre Logik und Eigende-<br />
finitionen sind so kreativ, dass sie uns oft ein Lächeln entlocken. Ich bin zur Sammlerin dieser Schmunzel-Momente geworden und<br />
lasse <strong>Sie</strong> heute gerne daran teilhaben.<br />
«Abenteuer erlebt man nur abends, sonst würde es<br />
Tagteuer heissen!»<br />
«Nach dem Magen kommt der Zwölf-Arm-Darm.»<br />
«Ich gehe in die Logopädie zu Frau Ganzlang.» (<strong>Sie</strong><br />
heisst Glanzmann)<br />
«Ich kenne die Formen: Dreieck, Viereck und Rundeck.»<br />
«Wenn man Kinder haben will, muss man entweder<br />
Sex machen oder heiraten!»<br />
«Man darf nie jemanden ganz fest töten!»<br />
«Ich kann schon auf hundert zählen und sogar noch<br />
auf einhundert!»<br />
«Beim Schnitzel muss man zuerst das Fleisch totklopfen.»<br />
«Ich kann nicht mehr zeichnen, mein Akku ist leer!»<br />
«Ich bin am 9. Mai geboren. Genau an meinem Geburtstag!!!»<br />
«Meine Mama kauft nur Eier von freilaufenden Bauern!»<br />
«Wenn <strong>wir</strong> Papa nicht hätten, müssten <strong>wir</strong> alle Essensreste<br />
wegwerfen!»<br />
«Ich brauche keinen Hustensaft, ich kann auch ohne<br />
husten.»<br />
Samichlaus: «Mein Esel wollte heute nicht mitkommen,<br />
weil es draussen so fest regnet. Ich kann leider<br />
das Wetter nicht selber machen.»<br />
Junge: «Doch, du hättest halt den Wetterbericht anrufen<br />
sollen!»<br />
«Weisst du, wo ich heute ge<strong>schlafen</strong> habe? Bei meiner<br />
Grossmutter!»<br />
Fremdsprachiges Mädchen: «Und meine Mutter ist<br />
klein!»<br />
Ich: «Wie habt ihr die Sportwoche gefunden?»<br />
Mädchen: «Ich musste nie suchen, mein Mami hat<br />
mich jeden Tag hinbegleitet!»<br />
Ich: «Welche Wörter fangen mit dem gleichen Laut<br />
an: Mauer, Katze, Mond?»<br />
Junge: «Mauer und Katze!»<br />
Ich: «Bist du sicher?»<br />
Junge: «Ja! Katze fängt mit ‹K› an und Mauer mit<br />
‹Mau›. Die Katze macht Mau!»<br />
Ich zu einem Mädchen: «Spielst du nicht mehr in der<br />
Puppenecke?».<br />
Mädchen: «Nein, ich webe jetzt.»<br />
Ich: «Dann solltest du aber zuerst in der Puppenecke<br />
aufräumen.»<br />
Mädchen: «Nein, ich spiele noch!»<br />
Ich: «Ja was jetzt? Weben oder spielen?».<br />
Mädchen: «Ich spiele, dass ich webe!»<br />
Junge: «Frau Waldispühl, wann gehst du zur Schule?<br />
Ist es dir noch nicht langweilig, jedes Jahr den Kindergarten<br />
zu wiederholen?»<br />
Mädchen kommt wütend zu mir: «Er hat mich geschlagen!»<br />
Ich: «Hat er gemerkt, dass er etwas Falsches getan<br />
hat?»<br />
Mädchen: «Ja!»<br />
Ich: «Und, hat er sich entschuldigt?»<br />
Mädchen: «Ja!»<br />
Ich: «Wieso kommst du dann noch zu mir?»<br />
Mädchen: «Ich hab seine Entschuldigung nicht gehört!»<br />
Praktikantin stellt sich den Kindern vor und erklärt,<br />
dass sie im Moment noch die Schule besucht, um danach<br />
als Kindergärtnerin zu <strong>arbeiten</strong>.<br />
Mädchen: «Komisch, dass du zuerst die Schule besuchst<br />
und dann den Kindergarten!»<br />
Ich: «Kennt jemand dieses Geldstück?»<br />
Junge: «Das ist ein 20-Rp.-Stück!»<br />
Ich: «Genau! Wie hast du das erkannt?»<br />
Er: «Mit meiner Brille!»<br />
Am Naturtag frage ich: «Wieso wächst im Wald kein<br />
Gras?»<br />
Mädchen: «Damit die Füchse die Beine nicht zu fest<br />
heben müssen.»<br />
Mädchen: «Der Weissleim ist fast leer!»<br />
Ich: «Dann stell die Tube auf den Kopf.»<br />
Mädchen empört: «Aber dann verkleben meine<br />
Haare!»<br />
Wir sprechen über die Berufswünsche.<br />
Junge: «Ich möchte Polizist werden!»<br />
Mädchen: «Ich Coiffeuse!»<br />
Anderer Junge: «Ich Lastwagenflicker!»<br />
Mädchen: «Und du, Frau Waldispühl?»<br />
Wenn Kinder uns unbewusst zum Lachen bringen…<br />
Friedrich Nietzsche sagte einst: «Lachen bedeutet<br />
schadenfroh sein, aber mit gutem Gewissen!» Und ein<br />
schottisches Sprichwort sagt: «Lächeln ist billiger als<br />
elektrischer Strom und macht mehr Licht!»<br />
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern auch nach<br />
der Fasnacht eine fröhliche Zeit mit vielen schmunzelnden<br />
Momenten und sage: «Ein Lächeln kostet<br />
nichts, also schenke es jedem!»<br />
Mirjam Waldispühl, Kindergärtnerin im Kindergarten<br />
Sonnengrund<br />
KOLUMNE<br />
Schiff ahoi!<br />
Erinnern <strong>wir</strong> uns an die Zeit,<br />
als Menzingen den ganz<br />
grossen Seefahrernationen<br />
das Salzwasser reichen konnte.<br />
Damals war es üblich, dass<br />
etwa Krapfen und Likör vom<br />
Gubel her über den Wasserweg<br />
von Genua nach Venedig<br />
transportiert wurden. Dieser Umweg war anno dazumal<br />
schicklich aus zwei Gründen: Einerseits konnten<br />
die schlauen Italiener so mehr Wegzoll verlangen,<br />
andererseits waren die Menzinger Händler und<br />
Seefahrer zu jener Zeit mit Geografie noch nicht<br />
ausreichend bewandert. Ihre in der Schule erworbenen<br />
Kenntnisse schlossen allenfalls knapp noch das<br />
Gebiet bis zum Hirzel mit ein, meistens jedoch<br />
höchstens bis an die Grenze zu Neuheim.<br />
Die Venezianer waren ganz heiss auf das süsse Gebäck<br />
aus dem Moränenland. <strong>Sie</strong> nahmen gerne in<br />
Kauf, dass die Krapfen auf dem langen und beschwerlichen<br />
Reiseweg zu Land und zu Wasser trocken<br />
und trockener wurden. Abhilfe schafften sie<br />
sich mit dem Likör, der beim Aufweichungsprozess<br />
wahre Wunder be<strong>wir</strong>kte und zudem viel dazu beitrug,<br />
dass das Leben in der Stadt der vielen Kanäle<br />
fröhlicher wurde. Der Karneval von Venedig erlebte<br />
einen regelrechten Aufschwung im wortwörtlichen<br />
Sinn: Man war sturzhagelvoll.<br />
Aber das ist lange her, und mit Sicherheit hat es sich<br />
gar nie so abgespielt.<br />
Stellen <strong>wir</strong> uns vor, wie dereinst Gubelkrapfen und<br />
-likör bis nach Australien und von da über Österreich<br />
zurück nach Menzingen exportiert werden. Oder<br />
stellen <strong>wir</strong> uns vor, wie ein diktatorischer Machthaber<br />
an einem Gubelkrapfen erstickt und die Weltpolitik<br />
und der Weltfrieden so eine entscheidende<br />
Wende einschlagen. Natürlich würde der Leichnam<br />
mit Gubellikör einbalsamiert – oder besser mehrere<br />
Male. Die Flaschen verrechnete man den hinterbliebenen<br />
Grosserben zum vollen Preis, auch alle Porti<br />
und Zollabgaben.<br />
Und vielleicht rappelt sich Menzingen ja doch noch<br />
zu einer ernst zu nehmenden Seefahrermacht hoch.<br />
Irgendwann. Oder auch nicht.<br />
Remo Hegglin